Das Meer im Museum

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70 Jahre Deutsches Meeresmuseum Stralsund


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Dank __ 3

70 Jahre

Deutsche Meeresm Stralsund

70 Jahre

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Deutsches Meeresmuseum Jahre Stralsund

Deutsches Meeresmu Stralsund

70 Jahre

70 Jahre Siebzig Jahre mit Leidenschaft für das Meer im Museum: Dafür braucht es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – Menschen, die voller Begeisterung sammeln und forschen, ausstellen und vermitteln. Es braucht Zuwendungsgeber, Förderer und Partner – Menschen, die dem Museumsteam vertrauen und dessen Arbeit uneingeschränkt unterstützen. Und es braucht Besucherinnen und Besucher – Menschen, die Ausstellungen und Aquarien erkunden und sich in unbekannte Meereswelten entführen lassen. Ihnen allen gebührt herzlicher Dank! Meer im Museum möchte die Menschen anregen, das Leben im Meer zu entdecken, sich für seine Lebewelt zu begeistern und den Wunsch stärken, die Meere und Ozeane dauerhaft zu schützen.

Deutsches Meeresmuse Stralsund

Deutsche Meeresm Stralsund


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Inhalt __ 5

INHALT Dank Grußworte

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EINTAUCHEN 70 Jahre Meer im Museum Meilensteine Sammeln & Bewahren Forschen & Wissenstransfer Ausstellen & Aquarium Vermitteln & Kommunikation Rückblick

14 16 18 20 24 28 32

ABTAUCHEN MEERESMUSEUM NATUREUM NAUTINEUM OZEANEUM

38 68 80 92

AUFTAUCHEN Modernisierung MEERESMUSEUM Erweiterung Kleiner Dänholm Ausblick

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Impressum

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Grußworte __ 7

man sich nach den Besuchen des MEERESMUSEUMs und des OZEANEUMs bereits auf den kommenden Besuch freut. Darin begründet sich auch der Erfolg des Deutschen Meeresmuseums.

GRUSSWORT der Bundestagsabgeordneten Dr. Angela Merkel, MdB für den Bildband anlässlich des 70. Geburtstages des Deutschen Meeresmuseums in der Hansestadt Stralsund Seit der Gründung des Deutschen Meeresmuseums im Jahre 1951 übt dieses Museum auf jeden Besucher eine fast magische Anziehung aus. Über 70 Jahre wurden nicht nur Kinder, sondern Erwachsene gleichermaßen, von diesen besonderen und einzigartigen Ausstellungen in den Bann gezogen.

auf Liegen unter den lebensgroßen Walen ihren Gesängen lauschen oder den Pinguinen auf dem Dach des OZEANEUMs zuschauen. Der moderne Museumsneubau, deren Gebäude Steine am Strand widerspiegeln, die von Wellen umspült werden, fügt sich harmonisch in das maritime Hafenensemble ein.

Im Katharinenkloster wird in den Aquarien die bunte Welt der Meereslebewesen gezeigt und die Besucher steigen beim Betrachten der Vitrinen und Exponate die beeindruckende gotische Katharinenkirche mit ihrer unverwechselbaren Bemalung bis unter das Gewölbe empor. Bleibende und bildhaft lebendige Erinnerungen sind dabei die bunten Fische in den Aquarien, die beeindruckende Lederschildkröte Marlene oder das schwebende Skelett eines Finnwals im Chor der Katharinenhalle. Mit der Eröffnung des OZEANEUMs im Jahre 2008 wurde diese bunte Meereswelt durch die Riesen der Meere, die fast grenzenlose Weite der Ozeane und deren Tiefen ergänzt. Auch hier beeindrucken die Aquarien, Besucher können

Meine Erfahrungen, die ich als Bundestagsabgeordnete über die Jahre gemacht habe, ist, dass die Stralsunderinnen und Stralsunder fest verwurzelt mit ihrem MEERESMUSEUM sind und dass bei fast jedem Urlauber, der die Hansestadt Stralsund entdecken will, ein Besuch der Ausstellungshäuser des Deutschen Meeresmuseums fester Bestandteil des Urlaubsplans ist. Mit jedem Rundgang im MEERESMUSEUM und OZEANEUM tauchen die Besucher buchstäblich in die Welt von Jules Verne in „20 000 Meilen unter dem Meer“ ein. Mit einer Leichtigkeit können sie lernen, staunen, Spaß haben und dabei die Zeit vergessen. Die Ausstellungen sind so faszinierend, dass

Es kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass das Deutsche Meeresmuseum mit seinen Konzepten Vorreiter in der Gestaltung von Museen ist. Es wird eine Brücke zwischen der komplexen Meeresforschung und dem alltäglichen Leben gebaut. Die spannende Raumgestaltung, die hervorragenden Exponate und die interaktiven Medien vermitteln Wissen auf eine sehr verständliche Art und Weise. Die Ausstellungen zeigen eine Welt, die weit weg zu sein scheint. Doch es wird dem Besucher mit jedem Schritt in diese Meereswelt bewusst, wie nah sie eigentlich ist und wie ein jeder sie tagtäglich beeinflusst. Dass das Deutsche Meeresmuseum diese Erfolgsgeschichte schreiben konnte, ist nur durch das große und großartige Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich geworden. Ein sehr herzlicher Dank gilt dabei dem Direktor Dr. Harald Benke, der die wichtigen Schritte gewagt hat, den richtigen Weg gegangen ist und dabei mit seinem Team Visionen umgesetzt hat, die das Deutsche Meeresmuseum erfolgreich in die Gegenwart gebracht und für die Zukunft gewappnet haben. Mit großem Interesse konnte ich als Bundestagsabgeordnete die Entwicklung des Deutschen Meeresmuseums verfolgen und begleiten. Immer wieder gern war ich Gast

Gute Freunde. Dr. Angela Merkel füttert ihren Patenpinguin Alexandra auf der Dachterrasse des OZEANEUMs im Beisein von Direktor Dr. Harald Benke und Tierpflegerin Anne May.

im MEERESMUSEUM und im OZEANEUM und habe dort meinen Patenpinguin Alexandra aufgesucht. Mit Freude habe ich Gäste aus Nah und Fern ermuntert, das MEERESMUSEUM und OZEANEUM in meinem Wahlkreis zu besuchen. Sicherlich wird dieser Bildband dazu beitragen, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, durch das Betrachten der Fotos viele interessante Einblicke erhalten werden, die Ihren nächsten Museumsbesuch noch spannender machen und vielleicht auch noch mehr „Lust auf Meer“ wecken werden. Ihre

Dr. Angela Merkel, MdB


8 __ Grußworte Liebe Leserinnen und Leser,

GRUSSWORT der Staatsministerin Prof. Monika Grütters MdB für den Bildband anlässlich des 70. Geburtstages des Deutschen Meeresmuseums „Nach dem Sternenhimmel ist das Größte und Schönste, was Gott erschaffen hat, das Meer“, schrieb einmal der Schriftsteller Adalbert Stifter. Es braucht kein Museum, um sich an der Schönheit des Meeres zu berauschen. Wer aber einmal das ganze Mysterium der Unterwasserwelt in seiner Vielfalt erleben und die Erforschung und Nutzung des Ozeans verstehen möchte, der wird im Deutschen Meeresmuseum in Stralsund mit faszinierenden neuen Eindrücken und umfassendem Wissen beschenkt.

Inzwischen zählt das Museum zu den zwanzig bedeutendsten „Kulturellen Leuchttürmen“ in Ostdeutschland. Heerscharen von Menschen aus unterschiedlichen Regionen, Altersgruppen und sozialen Schichten lockt es in seine Ausstellungen und lädt sie dazu ein, tief einzutauchen in die im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Welt der Meere.

Auch ich war fasziniert, als ich das erste Mal im OZEANEUM zu Gast war und verdanke diesem Besuch im Übrigen nicht nur unvergessliche Eindrücke, sondern auch eine Der 70. Geburtstag des Deutschen Meeres- spontane Patenschaft für einen Pinguin namuseums ist ein ebenso schönes wie über- mens Olli. raschendes Jubiläum – sieht man dem Jubilar doch sein Alter nicht an. Beim Verweilen Dass sich das Deutsche Meeresmuseum in in den Ausstellungsräumen am Katharinen- den vergangenen Jahrzehnten zum besuberg entsteht der Eindruck, es handle sich cherstärksten Museum Norddeutschlands um eine Einrichtung, deren Geschichte vie- entwickeln konnte, ist vor allem Dr. Harald le Jahrhunderte zurückreicht, während das Benke sowie seinen hochmotivierten Mitarfuturistische OZEANEUM wie eine Neu- beiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken. gründung anmutet. Jedenfalls ist es ein Glücksfall und eine Bereicherung für ganz Den 70. Geburtstag des Museums nehme Deutschland, dass dieses Museum in einer ich gerne zum Anlass, mich von Herzen bei alten Klosteranlage in der entbehrungsrei- ihnen zu bedanken und dem Deutsche Meechen Nachkriegszeit gegründet wurde. Wie resmuseum auch weiterhin meine zuververheißungsvoll die Visionen der Gründungs- lässige Unterstützung mit Mitteln aus dem väter auch gewesen sein mögen: Niemand Bundeskulturetat zuzusagen. Den beiden wird den spektakulären Erfolg des Museums Direktoren Dr. Harald Benke und Andreas Tanschus, dem Team und den vielen Unterdamals vorausgesehen haben. stützerinnen und Unterstützern wünsche ich weiterhin viel Elan und Erfolg – und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Vergnügen mit diesem Band, der einen kurzweiligen Ausflug in die vergangenen 70 Jahre verspricht.

Prof. Monika Grütters, MdB Staatsministerin für Kultur und Medien

unser schönes Mecklenburg-Vorpommern ist reich an Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten an der Ostseeküste und im Inland. Zweifellos zählt das Deutsche Meeresmuseum mit seinen Standorten zu diesen herausragenden Sehenswürdigkeiten in unserer Museumslandschaft. Seit der Gründung im Jahr 1951 entwickelte sich dieses Haus zu einem international anerkannten Museum für Meereskunde und Fischerei, welches sich sowohl der wissenschaftlichen Arbeit als auch der Ausstellungen mit seinen Aquarien widmete. Nach der Deutschen Einheit kamen mit dem NATUREUM auf dem Darß, dem NAUTINEUM auf dem Dänholm und dem OZEANEUM in Stralsund drei weitere Standorte hinzu. Jährlich besuchen fast eine Million Menschen die Ausstellungen und ich bin sehr sicher, dass nach der Zeit der Schließungen durch die Corona-Pandemie wieder die Gäste aus nah und fern diese wunderbaren Ausstellungen zahlreich besuchen werden.

Meer im Museum – 70 Jahre Deutsches Meeresmuseum Wussten Sie, dass es nur 25 Blauwale braucht, um einmal „Stille Post“ um die Welt zu spielen? Die Giganten der Ozeane sind wahre Naturwunder... Als ich das erste Mal vor den großen Aquarien stand und wie durch ein Schaufenster in Neptuns Welt eintauchte, war ich fasziniert, verzaubert und: stolz. Stolz auf das, was unsere Hansestadt in ihrer Historie hervorgebracht, wie sie sich immer wieder neu erfunden und weiterentwickelt hat. Denn 1951 feierte nicht nur das Deutsche Meeresmuseum sein Wiegenfest. Auch der VEB Kraftverkehr Stralsund erblickte das Licht der Welt. Und auf der Volkswerft lief der erste Trawler Typ II vom Stapel. Heute, 70 Jahre später, ist das Deutsche Meeresmuseum nicht nur maritimer Motor unserer Region, sondern vor allem Ausdruck unserer Liebe an das Meer! Besonders an das Meer vor unserer Haustür: die

Ich danke Dr. Harald Benke für sein jahrelanges Wirken in der Doppelspitze der Museumsleitung sehr herzlich und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute. Ich gratuliere dem Deutschen Meeresmuseum zum Jubiläum sehr herzlich und verbinde damit den Wunsch, dass sich auch unter der neuen Hausspitze die erfolgreiche Arbeit in allen Standorten und in allen Facetten der Arbeit so erfolgreich fortsetzen wird. Herzlichst Manuela Schwesig Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Ostsee. Jede und jeder Einzelne, allen voran Museumsdirektor Dr. Harald Benke, ist hier mit Leidenschaft und großem Können bei der Sache. Danke dafür! Zusammen haben wir etwas Großes und Großartiges geschaffen. Wer auf Stralsunds Silhouette schaut, weiß: Hier waren, sind und bleiben Menschen mit Herzblut am Werk. Dr. Alexander Badrow Oberbürgermeister der Hansestadt Stralsund


10 __ Grußworte

Grußworte __ 11

Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Mitglieder und der Vorstand des Fördervereins gratulieren dem Deutschen Meeresmuseum ganz herzlich zu seinem 70. Geburtstag. Auch ein so populäres Haus wie das Deutsche Meeresmuseum schätzt seine Freunde und Förderer sehr. Unsere Vereinsmitglieder bilden seit vielen Jahren als Multiplikatoren eine unschätzbare Lobby für das Haus. Langjährige Mitglieder, aber auch viele junge Gesichter verdeutlichen die generationenübergreifende Verwurzelung mit „ihrem“ Meeresmuseum. Der Förderverein wurde 1991 mit dem Ziel gegründet, das Deutsche Meeresmuseum ideell und materiell zu unterstützen. Seit 1994 sind wir zweiter Stifter an der Seite dieser in Deutschland einzigartigen Bildungseinrichtung.

Ein starker Verein. Die vom Förderverein finanzierten Touch-Pens werden von Dr. Harald Benke, Matthias Wolters, Simone Krüger und Andreas Tanschus (v.l.n.r.) stolz präsentiert.

Es ist uns eine große Ehre, die Entwicklung des Museums an allen vier Standorten seit so langer Zeit als Partner und Förderer zu begleiten. Mit dem Ankauf und der Fertigstellung von einmaligen Ausstellungsobjekten, vielfältigen Aktionen wie der Organisation von Vortrags- und Jubiläumsveranstaltungen oder der Hilfe bei Sammlungsumzügen unterstützen wir die wichtige Arbeit des Deutschen Meeresmuseums.

Stetig wachsend sind wir inzwischen mit rund 850 Mitgliedern einer der größten Fördervereine im Land Mecklenburg-Vorpommern. Dieser persönliche Einsatz Vieler, gepaart mit der Begeisterung und der Verantwortung für die Vielfalt des Lebens in den Meeren ist der Garant dafür, dass der Förderverein mit seiner Arbeit fester Bestandteil des Lebens in der Hansestadt Stralsund und der Region ist und auch weiterhin sein wird. Gern unterstützen und begleiten wir auch in Zukunft anspruchsvolle Projekte der Stiftung Deutsches Meeresmuseum. Ein herzliches und nordisches „Hurra“ auf 70 Jahre Deutsches Meeresmuseum plus 30 Jahre Förderverein – also auf die gemeinsamen 100 Jahre Meer im Museum! Matthias Wolters 1. Vorsitzender des Fördervereins Deutsches Meeresmuseum

Mittelalter trifft Meeresbiologie. Blick in die Katharinenhalle mit historischem Deckengewölbe und neuzeitlichem Stabwerk. Der geometrische Einbau für die Ausstellungen bildete einen spannungsreichen Kontrast zur Gotik des Mittelalters.



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70 JAHRE MEER IM MUSEUM Siebzig Jahre Sammeln, Erforschen, Ausstellen und Vermitteln sind für ein Naturkundemuseum ein relativ kurzer Zeitraum. Dennoch entwickelte sich das Deutsche Meeresmuseum in rasanter Geschwindigkeit zu einem namhaften und vielfach ausgezeichneten Leuchtturm in der deutschen und europäischen Museumslandschaft. Aus der Fülle an Ereignissen kristallisierte sich eine Zeittafel zur Geschichte des Museums heraus. Die strukturellen, personellen und inhaltlichen Veränderungen lassen sich hierbei in fünf Epochen gliedern:

Traum oder Wirklichkeit? Das erste Abguss-Modell der Lederschildkröte aus dem Jahr 1966 weckte nicht allein die Faszination der Besucher, sondern auch deren Fantasie: Ist das ein Meeresungeheuer oder tatsächlich ein Lebewesen aus den fernen Weltmeeren?

Konsolidierung und Profilierung (1974 – 1989) Das Haus entwickelt sich zum international anerkannten Museum für Meereskunde und Fischerei der DDR. Es wird zum meistbesuchten Museum der DDR. Mit der Wanderausstellung Meer und Museum macht das Museum ab 1981 auch in der Bundesrepublik und in Dänemark auf sich aufmerksam. Überführung in eine Stiftung bürgerlichen Rechts (1990 – 2007) Nach der Wiedervereinigung wird das Museum in eine Stiftung umgewandelt. Zu einer Sternstunde gestaltet sich die Aufnahme in das Förderprogramm Kulturelle Leuchttürme der Bundesregierung. Dr. Harald Benke übernimmt 1995 die Leitung. In dieser Epoche werden das NATUREUM und das NAUTINEUM eröffnet.

Gründung des Natur-Museums Stralsund (1951 – 1955) Im Jahr 1951 gründet Prof. Dr. Otto Dibbelt mit einer kleinen Sammlung das städtische Natur-Museum Stralsund. Die Stadt unterstützt dieses Bemühen und stellt einige Räume im historischen Katharinenkloster bereit. Die Themen der Ausstellungen sind eher zufällig gewählt und präsentierten vor allem Auf dem Weg zu einem Europäischen Museum eine Auswahl von Objekten aus seinen priva- (2008 – 2021) Das OZEANEUM wird zwei Jahre nach Eröfften Sammlungen. nung „Europas Museum des Jahres 2010“. Das Zusammenspiel von Ausstellungen Neuausrichtung zum Meeresmuseum und Aquarien, die anschauliche Umsetzung (1956 – 1973) 1956 wird Dr. Sonnfried Streicher Direktor. wissenschaftlicher Inhalte sowie die breiEr beginnt den schrittweisen Um- und Aus- te Vermittlungsarbeit überzeugen die Jury. bau zum MEERESMUSEUM mit Aquarien. Andreas Tanschus wird 2014 Co-Direktor. Die inhaltliche Neuorientierung verändert die Für den Ausbau der Sammlungen und die Sammlungs- und Ausstellungskonzeption des Stärkung der international anerkannten WisMuseums und fördert den konsequenten Auf- senschaft befürworten die Zuwendungsgebau der Forschung und Öffentlichkeitsarbeit. ber einen Erweiterungsbau auf dem Dänholm.


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Meilensteine Kapitel __ 17

MEILENSTEINE

Eröffnung Ausstellungszentrum NATUREUM am Leuchtturm Darßer Ort

1991

1957

OZEANEUM wird Europas Museum des Jahres 2010

1994

1974

Überführung in Stiftung Deutsches Meeresmuseum, 1. Stifter: Hansestadt Stralsund, 2. Stifter: Verein der Freunde und Förderer des Meeresmuseums e. V.

7. Oktober 1974: Eröffnung instandgesetzte und restaurierte Katharinenhalle mit drei Ausstellungsebenen

Aufbruch und Verglasung einzelner Fenster der Katharinenhalle und 1953 weiße Übermalung des Kirchenraumes

Einweihung Pinguinanlage

Aufnahme des Museums in das LeuchtturmFörderprogramm der Bundesregierung 1994 für national und international bedeutsame Kultureinrichtungen in den neuen Bundesländern

Mehrmonatige Sammelreisen ACROPORA ins Rote Meer

1965

Eröffnung NAUTINEUM Dänholm Stralsund

1999

1966

Eröffnung Sonderausstellungsund Veranstaltungsraum FORUM

1968 Erste Sonderausstellung im nichtsozialistischen Ausland: Eröffnung Meer und Museum in Esbjerg / Dänemark

2020

2001

2001 Eröffnung Sonderausstellung MeeresWelten auf der Hafeninsel

2020

Planungen für Forschungszentrum Kleiner Dänholm

1984

Ab November 2020: Räumung des MEERESMUSEUMs für umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten

2002

1987

Besucherzahlen

– 14 000 Ausstellungsfläche (m2)

5. August 1987: Besucherstärkster Tag im Meeresmuseum mit 13 523 Gästen Eröffnung neues Aquarium für Meeresschildkröten

1 000 000

– 12 000

2004 – 10 000

Vereinbarung mit dem VEB Fischkombinat Rostock über die langfristige Unterstützung beim Ausbau der Ausstellungen und Sammlungen des Meeresmuseums

750 000

500 000

– 8 000 Corona-Pandemie mit mehrmaliger Schließung – 6 000 aller Häuser

1973

2020 – 2021

– 4 000 250 000 – 2 000

1951

1955

Gründung

1960

1965

1970

Ausrichtung zum Meeresmuseum

1975

1980

2017

750 Jahre Katharinenkloster und 50 Jahre Meeresmuseum; Herausgabe 10 DMGedenkmünze und Sonderbriefmarke

Letzte Erweiterung Aquarium im Kellergeschoss mit anschließender Treppe nach außen zur Schaffung eines Rundgangs

1972

Architektenwettbewerb zum Umbau MEERESMUSEUM

1997

Museum erhält Funktion und Namen Meereskundliches Museum

1969

Beteiligung an Weltausstellung in Yeosu, Südkorea mit Schweinswalgruppe und Auszeichnung „Gold Award“ für die beste inhaltliche Umsetzung des Expo-Themas Der lebende Ozean und die Küste

1997 –  2000: Sanierung Dach, Fassade und Innenraum der Katharinenhalle

1981

Gründung Freundeskreis Meeresmuseum

2010

Ostseeratsgipfel mit Regierungschefs aller OstseeAnrainerstaaten 2012

2012

1976 /1979

Bergung Lederschildkröte Marlene bei Stralsund und Überführung in den Zoo Rostock; nach Tod Herstellung eines Abgusspräparates

1972 – 1974: Sanierung der Katharinenhalle

2010

1991

24. Juni 1951: 1951 Eröffnung Natur-Museum Stralsund

Erste Erweiterung des Meeresaquariums im Gewölbekeller

11. Juli 2008: Eröffnung OZEANEUM Stralsund

Gründung Verein der Freunde und Förderer des Meeresmuseums e. V.

Erarbeitung einer Grundkonzeption zur inhaltlichen Neugestaltung und räumlichen Erweiterung des Natur-Museums zum meeresbezogenen Museum

Übergabe Katharinenhalle von der Stadt Stralsund 1955 an das Natur-Museum

2008

1985

Konsolidierungsphase

1989

1990

1995

2000

2005

Überführung in Stiftung Deutsches Meeresmuseum

2010

2015

Ein Museum – vier Standorte

2020


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SAMMELN & BEWAHREN 1951 –1955 GRÜNDUNG MUSEUM • Prof. Dr. Otto Dibbelt legt mit seinen persönlichen sowie angekauften Schul- und Privatsammlungen den Grundstein für das Museum

1956 –1973 SAMMELN

BEWAHREN

• Zahlreiche Fang- und Sammelfahrten in die Barentssee, das Schwarze Meer, den Golf von Guinea und das Skagerrak • Wissenschaftliche Untersuchung der Lederschildkröte Marlene

• Fertigstellung Magazinräume im Dachgeschoss Haselberg-Bau • Gliederung der Sammlungen in die Bereiche Wirbeltiere, Wirbellose Tiere, Botanik und Geologie • Aussonderung nicht-mariner Sammlungsbestände und Übergabe an oder Tausch mit anderen Museen

1974 –1989 SAMMELN

BEWAHREN

• Mehrmonatige Sammelreise ACROPORA I zu den Korallenriffen des Roten Meeres (1976) • Fischereischiffe der DDR sammeln in definierten Meeresgebieten auch für das Meeresmuseum: FVS BERNHARD KELLERMANN, FFS ERNST HAECKEL und FS EISBÄR (Antarktische Gewässer, Tiefsee Atlantik, Indischer Ozean) • Zweite Sammelreise ACROPORA II zu den Korallenriffen des Roten Meeres (1979) • Weitere Fang- und Sammelfahrten in die Adria und in den Indischen Ozean (Inseln vor Mosambik)

• Fertigstellung Magazinflächen im Dachgeschoss Katharinenhalle und Schaffung hermetisch abgeschlossener Sammlungsräume • Neusortierung paläontologische Sammlung mit Schwerpunkt auf Fossilien mariner Herkunft, besonders Rügener Schreibkreide • Aufbau Briefmarkensammlung mit marinen und maritimen Motiven • Beginn systematische Inventarisierungs- und Katalogisierungsarbeit • Aufbau Bild- und Filmarchiv meereskundliche Spezialbibliothek

1990 – 2007 SAMMELN

BEWAHREN

•J ährliche Bergungen von Schweinswalen, Kegelrobben und Seehunden an Stränden von Mecklenburg-Vorpommern •B ergung und Sektion mehrerer Großwale: Entenwal (Ostsee vor Hiddensee), Zwergwal (Mecklenburger Bucht), Pottwale (Nordsee) und Finnwale (Greifswalder Bodden und Wismarer Bucht) •A ufnahme weiterer Großobjekte: Riesenkalmar aus Neuseeland und Eisbärdame Arkta vom Rostocker Zoo •G eologische Forschungs- und Sammelreisen nach Gotland und Öland •E rweiterung biologische und paläontologische Sammlungen, Mollusken, Steinkorallen und Krebse: 4 000 Objekte aus Privatsammlungen •Ü bernahme diverser Objekte für Sammlungen Meereskunde und Fischerei: Unterwasserlabor HELGOLAND, historische Arbeitsboote der Fischerei, Druckkammern, Schiffsmodelle sowie Tauchroboter CHEROKEE und Tiefsee-Lander

•M odernisierung der Präparationswerkstätten mit Mazerations- und Entfettungsanlagen •E ntwicklung der Sammlungsdatenbank MeDuSa für das DMM • Fertigstellung neuer Magazinräume am Katharinenberg für alle Flüssigkeitssammlungen

2008 – 2021 SAMMELN

BEWAHREN

•B ergung und Sektion Großwale: Buckelwal in Mecklenburger Bucht •D iverse Forschungs-, Fang- und Sammelfahrten: Rotes Meer, Ostgrönlandsee, Chinesisches Meer (Taiwan), Atlantik (Azoren) und westliches Mittelmeer •E rweiterung biologische und paläontologische Sammlungen: Haigebisse und Haizähne, Eulen sowie Objekte aus Arktis und Antarktis •Ü bernahme von Objekten für Sammlungen Meereskunde und Fischerei: umfangreiche Scrimshaw-Sammlung, Arbeitsboote der Fischerei, Fischerteppiche sowie Forschungs-U-Boot SOVI •A ufbau Aufhellsammlung für Fische •A ufbau osteologische Vergleichssammlung für Ostseefische

•P rojekt Sammlungspatenschaften •U mzug Trockensammlungen in Dornröschenspeicher am Hafen •A nmietung zusätzlicher Sammlungsräume auf Dänholm Stralsund für Schwerpunkte Meereskunde, Fischerei und Maritimes Kulturgut •N eubau Präparation auf Gelände NAUTINEUM •D igitale Erfassung unterschiedlicher Sammlungsobjekte Meeressammlungen online •P lanung eines Sammlungsneubaus für alle Sammlungsbereiche auf dem Dänholm


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FORSCHEN & WISSENSTRANSFER 1951 –1955 NATURKUNDLICHE WURZELN • Wissenschaftliche Arbeiten an Pflanzen und Moosen • Errichtung Botanischer Garten vor Stadtmauer

1956 –1973 FORSCHEN

WISSENSTRANSFER

• Etablierung mariner Forschung zur Flora und Fauna in südlicher Ostsee und angrenzenden Gewässern: Pflanzengemeinschaften mit Schwerpunkt Armleuchteralgen, Marine Pilze, Gammariden, Fische und Vögel, Meressäugetiere und Beginn Totfundmonitoring •A b 1963: Betreuung 450 Hektar großes Naturschutzgebiet Inseln Oie und Kirr im Barther Bodden, artenreichstes Küstenvogel-Brutgebiet im südlichen Ostseeraum •E inrichtung Feldstation auf Insel Barther Oie

• Beginn der Herausgabe wissenschaftlicher Publikationsreihe Beiträge des Bezirks-Naturkundemuseums Stralsund • Mitherausgeberschaft Schriftenreihe Natur und Naturschutz in Mecklenburg • Durchführung von drei internationalen Symposien zum Naturschutz im Ostseeraum

1974 –1989 FORSCHEN

WISSENSTRANSFER

• Sichtung 10 Meter langer Buckelwal Ossi vor Rügen: gemeinsame Dokumentation mit schwedischen und polnischen Kollegen (1978) • Bergung von 46 Totfunden (bis 1979) bilden Grundlage für Monografie über Schweinswale • Sichtung Belugawal vor Rügen

• Publikation von über einer Million naturwissenschaftlicher Druckexemplare im Zeitraum 1982 – 1988: Faltblattserie Am Ostseestrand • Veröffentlichung mehrerer Bücher: Fabelwesen des Meeres, 90 Tage im Korallenmeer (S. Streicher), Mein Aquarium (K.-H. Tschiesche), Fische (H. Schröder), Bernstein. Gold des Meeres (R. Reinicke), Am Meer und in der Reihe Neue BrehmBücherei Die Schweinswale (G. Schulze) • Ab 1980 Herausgabe Schriftenreihe MEER UND MUSEUM (fortlaufend): - Acropora 1976 und 1979 – zwei meeresbiologische Sammelreisen ins Rote Meer - Schnecken, Muscheln, Kopffüßler – über Weichtiere aus dem Meeresmuseum - Die Zukunft des Weltmeeres - Strelasund und Kubitzer Bodden - Polarforschung – Reisen und Forschungsarbeiten deutscher Wissenschaftler in den Polargebieten - 25 Jahre Ostsee-Nationalparke in Deutschland

1990 – 2007 FORSCHEN

WISSENSTRANSFER

•A bgabe Betreuung Naturschutzgebiet Inseln Oie und Kirr an den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft • Meeresmuseum wird verantwortlich für Totfundmonitoring von Meeressäugetieren in MV • Forschungsprojekte SCHWEINSWALE - Untersuchungen zur Nutzung ausgewählter Gebiete in deutscher und polnischer Ostsee von Schweinswalen mithilfe akustischer Methoden - Untersuchungen zur Populationsstruktur von Schweinswale in deutschen Gewässern -D urchführung mehrerer von Bund und Land geförderten Drittmittelprojekte zum Schweinswalmonitoring ROBBEN -V oruntersuchungen zur Wiederansiedlung von Kegelrobben an der deutschen Ostseeküste - Robben-Monitoring FISCHE - Erfassung von FFH-Anhang II Fischarten in der deutschen AWZ von Nord- und Ostsee VÖGEL - Radiation von Großmöwen im Larus argentatus-fuscuscachinnans-Komplex WIRBELLOSE TIERE - Digitale Erfassung und Dokumentation der Typenbestände an Octocorallia sowie ausgewählter Hydrozoa und Scleractinia in deutschen Museums-Sammlungen - Populationsgenetik und Schutz von Weichkorallen - Erhaltung deutscher Edelkrebse in Fließgewässern in MV TAUCHEN UND MARITIMES ERBE - Ostseedokumentation SONSTIGE - Ökologie und Arteninventar des Strelasunds •E rste Habilitation am DMM (PD Dr. Ralf Thiel, 2004): Organisation der Fischfauna europäischer Ästuare • I nbetriebnahme neu eingerichteter Sektionsräume für Meeressäuger auf Gelände des NAUTINEUMs •M itarbeit in internationalen Arbeitsgruppen zur Ursachenermittlung der Seehundpandemie in der Nordsee

•H erausgabe Historisch-Meereskundliches Jahrbuch in Kooperation mit Deutscher Gesellschaft für Meeresforschung •E tablierung jährlicher öffentlichkeitswirksamer Podiumsgespräche Neues vom Meer mit Wissenschaftlern, Politikern, Naturschutzorganisationen, Presse und Medien (fortlaufend): - Die Zukunft der Weltmeere anlässlich des INTERNATIONAL YEAR OF THE OCEAN mit Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel - Viel Wind um Windkraft vor der deutschen Küste - Nachhaltiger Tourismus an der Ostsee – Visionen und Wirklichkeit - Vor uns die Sintflut – angepasste Küstenschutzstrategien im Einklang mit Mensch und Natur • I nternationale Fachtagungen am DMM - Geologentagung GEOTOP - European Association of Fish Pathologists - Marine Nature Conservation in Europe - European Cetacean Society - Marine and Nature Museums at the Baltic Sea -T agung Arbeitsgruppe Naturwissenschaftliche Museen der ICOM -E uropäische Kranichtagung - Jahrestagung Deutscher Museumsbund •K olloquien und Workshops - Symposium Marine and Nature Museums at the Baltic Sea - Kormorane im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Fischerei - Ehrenkolloquium zum 50. Todestag Prof. Dr. Otto Dibbelt


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2008 – 2021 FORSCHEN

WISSENSTRANSFER

• Forschungsprojekte SCHWEINSWALE - COSAMM-Comparison of Static Acoustic Monitoring Methods - SAMBAH-Static Acoustic Monitoring of the Baltic Sea Harbour Porpoise - Ökologie der Schweinswale anhand stabiler Isotopen - Untersuchung Mageninhalte Meeressäugetiere auf Müllteile - TopMarine – Erfassung Seevögel und marine Säugetiere in Nord- und Ostsee ROBBEN - Umsetzung Schutzbedürfnisse mariner Säugetiere - Kegelrobben der deutschen Ostsee – Habitatnutzung, Entwicklung der Liegeplätze, Standorttreue und Analyse potentieller Störungen FISCHE - Hering, Lachs und Karpfen – alte Bekannte mit unbekannter Verwandtschaft – Phylogenie der basalen Clupeocephala VÖGEL - Hearing in Penguins WIRBELLOSE TIERE - Langfristige Dynamik von Korallenriffen im Roten Meer TAUCHEN UND MARITIMES ERBE - Geisternetze – Tödliche Fallen - Nationalpark unter Wasser - Kohärentes Monitoring von Meeresmüll, Projektteil Erfassung, Dokumentation und Auswertung von verlorenen Geräten der Angelfischerei - SEASIDE – Dokumentation der letzten hölzernen Arbeitsboote der Fischerei entlang der Ostseeküste SONSTIGE - Coral Doctors Malediven - Provenienzforschung in den Beständen des Museumsgründers Prof. Dr. Otto Dibbelt • Mehrfache Sichtung Sowerby-Schnabelwal bei Wismar • Erster Nachweis Kegelrobben-Geburt an deutscher Ostseeküste (2018 am Kap Arkona, Rügen) • Zweite Habilitation am DMM (PD Dr. Timo Moritz, 2021): Morphology, phylogeny and diversity of basal actinopterygians with a focus on African freshwater fishes

• Etablierung Ostseetag im Rostocker Stadthafen in Kooperation mit Institut für Ostseeforschung Warnemünde • Erstes Citizen Science Projekt am DMM: Wassersportler sichten Schweinswale (OstSeeTiere) • Internationale Fachtagungen am DMM - Europäische Walforschergesellschaft - European Union of Aquarium Curators - Verband Deutscher Präparatoren - Progress in Marine Conservation in Europe Conservation of marine turtles - Deutsche Ornithologen-Gesellschaft •K olloquien und Workshops - Kolloquium 50 Jahre avifaunistische und populationsbiologische Forschung in Mecklenburg-Vorpommern - Projektgruppe Ornithologische Sammlungen der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft - Jahrestagung Gesellschaft für Ichthyologie - Deutsche Gesellschaft für Schifffahrts- und Marinegeschichte - Maritimes Erbe – Chance oder Last - Klassik-Taucher-Treffen Historische Tauchergesellschaft e. V. - Ehrenkolloquium 90. Geburtstag OMuR Dr. Sonnfried Streicher

INSIGHTFISH. Zur Untersuchung der Morphologie einer Fadenmakrele wurde ein Präparat aus der Sammlung des Museums durchsichtig gemacht. Anschließend wurden Knorpel und Knochen unterschiedlich eingefärbt. Im dem zugehörigen Forschungsprojekt wird die Stammesgeschichte der Fische untersucht.


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AUSSTELLEN & AQUARIUM 1951 –1955 AUSSTELLEN

AQUARIUM

• Aufbau erste Ausstellungsräume im ehemaligen Haselberg-Bau im Katharinenkloster • Präsentation jährlicher Sonderausstellungen - Der letzte Wolf in Mecklenburg - Prachtvögel des Südens - Pflanze und Tier auf der Briefmarke - Mollusken aller Meere und Länder

• Freistehende Terrarien mit Ringelnattern, Kreuzotter und Eidechsen • 120 Liter Süßwasser-Aquarium mit Stichlingen • Vier 40 Liter Meerwasser-Aquarien mit Seeanemonen, Grundeln und Einsiedlerkrebsen

1974 –1989 AUSSTELLEN

AQUARIUM

•1 974: Eröffnung Katharinenhalle • Zentrale Dauerausstellung Küsten- und Hochseefischerei der DDR im Mittelgeschoss •S chrittweiser Aufbau der Dauerausstellungen in Katharinenhalle - Fertigstellung neun Meter hoher Riffpfeiler - Meereskunde und Meeresbiologie - Mensch und Meer •S onderausstellungen - Tiere ferner Meere - Meeresungeheuer – Phantasie oder Wirklichkeit? - Fänge aus den sieben Meeren – Seeleute sammeln für das Meeresmuseum • Eröffnung Galerie maritim mit vier Ausstellungen pro Jahr •A b 1981: Wanderausstellung in Dänemark, Russland (Ventspils / Lettland) und Bundesrepublik Deutschland: Meer und Museum – aus der Arbeit und den Sammlungen des Museums für Meereskunde und Fischerei der DDR

• Einzug tropischer Meerestiere im Untergeschoss Katharinenhalle mit 16 meist dreiseitig einsehbaren Becken • Erster Zuchterfolg von Seepferdchen in der DDR •S chenkung sechs kleiner Suppenschildkröten vom Ministerium für Fischerei Kuba

1956 –1973 AUSSTELLEN

AQUARIUM

• Erweiterung auf zwölf Ausstellungsräume: - Geologische Entwicklung der Ostsee - Organismen der Strandregion - Vogelzug und Vogelforschung an der Ostseeküste - Briefmarken mit maritimen Motiven • Zahlreiche Sonderausstellungen im Haselberg-Bau - Tierfotografen stellen sich vor: Vögel auf der Fährinsel, Insel Hiddensee - Was will der moderne Naturschutz? - Umfangreiche Wander- und Sonderausstellungen anlässlich Darwins 150. Geburtstag • Erweiterung Botanischer Garten auf dem Gelände Katharinenberg • Sonderausstellung in unsanierter Katharinenhalle Das Leben im Meer mit Lederschildkröte Marlene und anderen großen Meerestieren, Tauchgeräte sowie UW-Fotografie (in Zusammenarbeit mit POSEIDON) • 1972: Abschluss langfristig orientierte Generalplanung mit Schwerpunkten Meeresforschung, Meeresbiologie und Fischerei • Dezember 1972: vollständige Beräumung Katharinenhalle • Aufstellung und Restaurierung 17-Meter-Kutter ADOLF REICHWEIN auf Museumshof

• Eröffnung erstes Meeresaquarium der DDR mit 13 Becken im Haselberg-Bau mit fast 6 000 Liter Fassungsvolumen • Weiterer Ausbau wegen fehlender Deckenlast und fehlender Kühlung nicht möglich • Ausweitung der Aquarienschau in historischem Gewölbekeller mit 20 000 Liter gekühltem Meerwasser für Tiere aus Nord- und Ostsee • Vergrößerung Präsentationsfläche im Gewölbekeller mit sechseckigem 15 000 Liter Rundschwimmbecken

1990 – 2007 AUSSTELLEN

AQUARIUM

•1 990: Eröffnung NATUREUM Darßer Ort mit Ausstellungen Ostseeküsten und Darßwald bei Nacht •E rweiterung Dauerausstellungen im MEERESMUSEUM - Model eines großen Kraken - Schätze am Meeresgrund und GLOMAR CHALLENGER - Hängung Skelett Entenwal und Neugestaltung Chor - Erste digitale Touch-Screen Anwendungen - Anfänge der DDR-Hochseefischerei, Aquakultur und Fische wandern zum Laichen - Tiefsee-Tunnel im EG - Vitrine Eisbär – Wanderer auf dem Eis • Mehr als 70 Sonderausstellungen als zentrales museales Instrument: - Hermann Burmeister – ein großer deutscher Naturforscher - Schweinswale in Not – schützt die heimischen Wale - Ostsee-Küsten, Landschaften rings um das mare balticum - Motiv Küste gemeinsam mit Kulturhistorischem Museum - Forschung für die Zukunft - Kunstausstellung ...das Meer ist BLAU - Fossile Meerestiere aus Pommern - Korallenriffe – bedrohte Wildnis tropischer Meere - Haie – gejagte Jäger - Störe: Bedrohte Giganten – Lebende Fossilien • Ausstellung Arktis – Antarktis mit Finnwalskelett in Kunstund Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn • 1999: Eröffnung NAUTINEUM Dänholm Stralsund mit Unterwasserlabor Helgoland, Tauchboot GEO und Ausstellungen Zeesenfischerei, Vorpommersche Küstenfischerei und Deutsche Meeresforschungstechnik

• 2 004: Eröffnung 350 000 Liter Becken für Meeresschildkröten • Ausbildung von Tauchern für Einsatz im Schildkrötenbecken


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2008 – 2021 AUSSTELLEN

AQUARIUM

• 2008: Eröffnung OZEANEUM mit Ausstellungen Weltmeer, Ostsee, 1:1 Riesen der Meere • Neues im MEERESMUSEUM - Evolution der Meeressäugetiere - Historischer Walfang im 19. Jahrhundert - Sanierung Finnwalskelett im Chor • Aufwendige Überarbeitung Korallenriffpfeiler mit Neubau Glas-Stahl-Vitrine, Installation Licht-Ton-Show und Erneuerung aller Bewohner •M ehr als 50 Sonderausstellungen im MEERESMUSEUM - Vor uns die Sintflut - Faszination Salz - Ausstellung zum 100. Geburtstages von Jacques Yves Cousteau - Antarktisexpedition Ernest Shackleton - Nutzung der Meere – Von der Tiefsee bis in die polaren Regionen - Roland Heppert am Meer zur Erinnerung an das mehr als 40-jährige Wirken des Ausstellungsgestalters - Kunstausstellung Bragana & Zeese. Vom Fischen in der Adria und in der Ostsee - Ab ins Meer! Wer schützt, gewinnt - Internationales Jahr der Riffe - INSIGHTFISH – Faszinierende Einblicke in das Innere der Fische - Otto Dibbelt – Sammler ohne Grenzen • Neues im OZEANEUM - Eröffnung neue Dauerausstellung Erforschung und Nutzung der Meere mit virtueller Tauchfahrt in 4 000 Meter Tiefe - Hängung 1:1 Modelle Manta-Rochen, Mondfisch, Riesenhai und Riemenfisch - Installation gläserne Modelle: Staatsqualle, Portugiesische Galeere und Juwelenkalmare - Drei Robbenköpfe aus Bronze als Fotopoint - Eröffnung Station OstseeLIFE mit Virtual Reality-Brillen • Jahresthemen - Kein Plastik Meer - Expedition Tiefsee - Kraken und Konsorten - Meereskinder - Kein Lärm Meer • Fotoausstellungen Connected by Art, 10 Jahre OZEANEUM, MOSAiC-Expedition Arktis • Neues im NATUREUM - Eröffnung Bernsteinkabinett - Reliefmodell zur Küstendynamik am Darßer Ort - Der Leuchtturm Darßer Ort und seine Bedeutung als Seezeichen - Seenot und Schiffbruch - Nationalpark unter Wasser • Neues im NAUTINEUM - Nachbau Einbaum unter Verwendung steinzeitlicher Werkzeuge - Entwicklung Audio-Guide - Kap Horn – Wracks am Ende der Welt - Des Fisches Klagelied von Fritz Schade • Ende 2020: Schließung des Standortes MEERESMUSEUM für Sanierungs- und Umbauarbeiten • Beginn Modernisierung MEERESMUSEUM - Vollständige Überarbeitung und teilweise Erneuerung der Ausstellungen mit digitaler Erschließung von Objekten, Vitrinen, Aquarien - Erweiterung Foyer und Neubau Großaquarium - Ergänzung Schildkrötengebäude um ein Geschoss

• Eröffnung OZEANEUM mit Ostsee-Aquarium und Nordsee-Aquarium • MEERESMUSEUM -U mbau Labor für verschiedene Zuchtformen von Anemonenfischen - Neuer Zuchtraum für tropische Korallen - Einzug Blaupunktrochen-Weibchen aus europäischem Zuchtprogramm des Oceanário Lissabon • OZEANEUM - 2 010: Eröffnung Pinguinanlage auf Dachterrasse mit neun Humboldt-Pinguinen - Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel übernimmt Patenschaft für Pinguin Alexandra - Schlupf erstes Pinguinküken, weiterer regelmäßiger Nachwuchs - Ankunft Sandtigerhai Niki -U mbau 2,6 Millionen Liter Becken Offener Atlantik mit Nachbau Wrack und neuem Fischbesatz - 50-jähriges „Dienstjubiläum“ Waxdick

Lass dich umarmen. Der Pazifische Riesenkrake war ein besonderer Star im OZEANEUM. Er wurde für das Jahresthema Kraken und Konsorten von der Westküste Kanadas an den Strelasund importiert.


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VERMITTELN & KOMMUNIKATION 1951 – 1955 GRÜNDUNG MUSEUM • Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen die heimische Natur zu veranschaulichen und nahe zu bringen

1956 – 1973 VERMITTELN

KOMMUNIKATION

• Das auf Meere ausgerichtete Museum soll Erkenntnisse und Kenntnisse vermitteln und Betrachter auf die Schönheit hinweisen

• Herausgabe eines modern gestalteten, farbigen Museumsführers Tiere aus dem Meeresaquarium • Große Medienaufmerksamkeit mit zahlreichen Beiträgen in Presse, Radio und Fernsehen durch Strandung einer Lederschildkröte bei Stralsund, erhielt den Namen Marlene • Erscheinung DEFA-Film Die verbotenen Inseln über Vogelschutzgebiet Barther Oie und Kirr

1990 – 2007 VERMITTELN

KOMMUNIKATION

• Einführung Themenwoche Tage des Meeres mit wissenschaftlichem und pädagogischem Programm •B eginn kommentierte Schaufütterungen bei Kraken, Schildkröten und Haien •D urchführung betreuter Kindergeburtstage •E tablierung neue Veranstaltungsreihe Montagabend im NAUTINEUM •H erausgabe Ausstellungsführer für Blinde •T eilnahme Lange Nacht der Museen mit verschiedenen Programmen wie Aktionsständen und Führungen •E röffnung Kinder-Erlebnisausstellung Erkunden – Entdecken – Staunen mit vielen interaktiven Exponaten •M itwirkung am Projekt Kinderwerft der Hansestadt Stralsund •U mweltbildungsnetzwerk MeeresBürger, einem Verbund von Natur-Infozentren, Museen und Ausstellungshäusern an Nord- und Ostsee • Beteiligung am deutschlandweiten Projekt Graslöwe mit Kinderclub

•G anzjähriges Veranstaltungsprogramm zum Internationalen Jahr des Ozeans mit neu eingeführten Kommunikationskonzepten wie thematischen Veranstaltungen, Transparent- und Plakatwerbung sowie eigener Webseite für Themenjahr •E inführung individuelles, akustisches Führungssystem für Ausstellungen und Aquarien • Herausgabe des Festbandes Sieben Weltmeere hinter Klostermauern – 50 Jahre Meeresmuseum im 750 Jahre alten Katharinenkloster •H erausgabe neuer Museumsführer •A uszeichnung beim Wettbewerb Deutschland – 365 Orte im Land der Ideen •A usbau des Marketings im Rahmen des Pre-Openings für das OZEANEUM • Maskottchen Walfred wird entwickelt •S pendenaktion Schwärmen für das OZEANEUM

1974 – 1989 VERMITTELN

KOMMUNIKATION

• Aufbau eines vielfältigen Vermittlungsprogramms: Führungen, Ferienprogramme, öffentliche Vorträge sowie die legendären Tage der Arbeiterjugend • Gründung Jugendclub • Regelmäßige Brigadefeste für das Kollektiv der sozialistischen Arbeit • Unkonventionelles Herangehen an Bildungs- und Vermittlungsarbeit: Erstellung Arbeitsblätter für den Unterricht, unterrichtsbegleitende Veranstaltungen, wöchentlicher Pioniertreff, Disco maritim, Shantis unterm Wal, Basar maritim

• Breite Öffentlichkeitsarbeit im Hörfunk, Fernsehen und in Printmedien der DDR, neben Tageszeitungen auch in Angel-, Aquarianer- und Tauchzeitschriften • Herausgabe Kinderbücher, Quartettspiel, Postkarten und drei Dia-Serien sowie Plakate, Plaketten, Wimpel • DEFA-Produktion Nordseewasser für das Katharinenkloster für Kino und Fernsehen • Wochenlange Berichterstattung über 10 Meter langen Buckelwal Ossi vor Rügen erhöht den Bekanntheitsgrad des Museums • umfangreiche PR-Kampagne Neues von Moby Dick – Unterhaltsames aus der Wissenschaft zur Publikation Die Schweinswale (Neue Brehm-Bücherei) •H ohes Medienecho nach Meldung über ersten Mondfisch vor Rügen • Herausgabe Museumsführer für Kinder • Verleihung Kulturpreis des Bezirks Rostock

2008 – 2021 VERMITTELN

KOMMUNIKATION

•E röffnung OZEANEUM mit zahlreichen Aktionstagen und Führungen in den neuen Ausstellungen • Anzahl museumspädagogischer Angebote nimmt kontinuierlich zu - Themenwerkstätten - Projekttage für Schulen und freie Bildungsträger - Familiensonntage - Kinder führen Kinder - Taschenlampenführung Nachts im Museum - Ferienprogramme für Individualgäste - Tatort Museum - Kooperationen mit Kindergärten und Schulen - Thementage, Exkursionen • Vergrößerung des Teams um Lotsen, abgeordnete Lehrer und FöJler • Projekt Schwimmendes Klassenzimmer auf Forschungsschiff PROF. ALBRECHT PENCK •E rweiterung museumspädagogische Aktionsstrecke und gläsernes Klassenzimmer • Mitwirkung World Ocean Day, Internationaler Museumstag und Lange Nacht des offenen Denkmals •E tablierung Greenpeace Aktionstage

•D eutschlandweite Berichterstattung in Zeitungen, im Fernsehen und Hörfunk über Neubau OZEANEUM und Eröffnung mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel •T eilnahme am Projekt Baltic Museums 2.0 zur Entwicklung innovativer, technischer Informations- und Kommunikationsprodukte für Meeresmuseen entlang der Ostsee-Küste •H erausgabe Ausstellungsführer Eine Reise durch die Ostsee für Kinder •P roduktion Videoserien: Jaques entdeckt ... mit Blick hinter die Kulissen des Museums und Neulich im Museum mit Vorstellung einiger Mitarbeiter •E tablierung der Reihe Kultur und Meer mit Konzerten und Performance •Z ahlreiche Marketingaktivitäten anlässlich 60 Jahre DMM - Filmrückblick: Vom Stralsunder Natur-Museum zum Deutschen Meeresmuseum – wir werden 60! - Internetseite 365 Entdeckungen mit täglichen Kurzgeschichten aus dem Museum •A usbau der Webseiten und Erweiterung der Onlinekommunikation um Social Media Kanäle •M onatlicher Email-Newsletter an externe Abonnenten, wöchentlicher Newsticker für Belegschaft •H erausgabe der Besucherzeitschrift MeerBlick


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VERMITTELN

KOMMUNIKATION

• Erstellen von Lehrmaterial zum Thema Plastik im Meer für vier Jahrgangsstufen in der Schule www.plasticschool.de • Internetseite kindermeer.de mit Informationen über das Museum, Wissensvermittlung, Bastelvorlagen und Spiele • Eröffnung interaktive Ausstellung Ab ins Meer – wer schütz gewinnt • Ausbau digitaler Angebote wie Wissens-Clips und OnlineRundgänge • Produktion Podcastreihe UNSERE MeeresWELTEN

• Herausgabe Jahrbuch der Stiftung Deutsches Meeresmuseum • Strandkorb mit Taucher im Becken Offener Atlantik im OZEANEUM als Botschafter des Landesmarketings MV • Auszeichnungen und Preise - Europas Museum des Jahres 2010 - Zertifikat Familienfreundliche Einrichtung - 2. Platz „Kompass“ Kommunikationspreis Bundesverband Deutscher Stiftungen - Red Dot Design Award für Ausstellungsgestaltung - International Environmental Award – Schwedischer Umweltpreis der Hansestadt Kalmar - Offizielles Projekt der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung • Veranstaltungskooperationen: Ocean Film Tour, Darßer Naturfilmfestival, Theater Vorpommern • Sommerprogramm mit Werde Stranddetektiv!-Tour • Einrichtung Onlineshop mit Verkauf von Online Tickets und Zeitfenstertickets • Produktion Imagefilm: Das Deutsche Meeresmuseum Stralsund – ein Museum vier Standorte und Imagefilm OZEANEUM • Herausgabe Spiele-App Be the Whale • Präsentation Sonderpostwertzeichen Der Schweinswal – gefährdete deutsche Walart • Teilprojekt (Digital) MEER erleben im Verbundprojekt museum4punkt0 • Eröffnung Infopunkt MEERESMUSEUM im Burmeister-Haus

Nordische Sachlichkeit. Der Bau des OZEANEUMs erforderte eine eigenständige Ausstellungssprache mit selbstbewusster Ausstrahlung. Form und Gestaltung der Ausstellungen führen zu einer modernen musealen Umsetzung.


32 __ Rückblick

Rückblick __ 33

VOM NATUR-MUSEUM ZUM „EUROPEAN MUSEUM OF THE YEAR“ Direktor Dr. Harald Benke blickt zurück Für ein naturkundliches Museum ist das Deutsche Meeresmuseum (DMM) eine relativ junge Einrichtung. Der Greifswalder Universitätsprofessor Dr. Otto Dibbelt gründete es im Jahr 1951. Für ihn erfüllte sich damit ein Traum, den Stralsunder Bürgern und besonders der Jugend ein Natur-Museum zu schaffen. Nach seinem Tod im Jahre 1956 übernahm der aus Sachsen stammende Dr. Sonnfried Streicher die Position des Direktors und leitete eine inhaltliche Neuorientierung des Hauses ein. Er überführte das Naturkundemuseum in ein Spezialmuseum – ein Meeresmuseum. Sammlungen, Ausstellungen und Forschung richtete er mit klarem Ziel auf meereskundliche Themen aus. Mit der Eröffnung der neuen Ausstellung in der umfänglich restaurierten Katharinenhalle im Jahr 1974 und der Umbenennung des Hauses in „Museum für Meereskunde und Fischerei der DDR“ wurde ein Meilenstein erreicht. Von da an entwickelte sich die Einrichtung zum meistbesuchten Museum der DDR, mit zuweilen über 800 000 Besuchern im Jahr. Dr. Sonnfried Streicher wollte den Besuchern möglichst anschaulich die Schönheit der Meereslebewesen zeigen und gleichzeitig auf deren Schutzbedürftigkeit hinweisen.

So standen stets mit sehr viel Liebe zum Detail hergestellte Exponate im Vordergrund der Ausstellungen. Dr. Sonnfried Streicher wollte, dass der Besuch des Museums vor allem auch Freude und Erholung bereitet. Er wollte Leben im Museum, Leben in vielfältiger Weise. Zu seinem Wunsch gehörten auch Meereslebewesen in Aquarien als lebendige Ergänzung der Ausstellungen. Aus dem Stammhaus MEERESMUSEUM in der Stralsunder Altstadt gingen später in den 1990er-Jahren zwei weitere Standorte hervor: Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft am Darßer Ort informiert das NATUREUM seit 1991 über Landschaft und Tierwelt des Darß’. 1999 öffnete das auf dem Dänholm gelegene NAUTINEUM als Ausstellungszentrum für Fischerei, Meeresforschung, Hydrografie und Seewasserstraßen. Mit der Wiedervereinigung übernahm das DMM als einziges Meeresmuseum in Deutschland gesamtstaatliche Aufgaben. So wurde 1994 das städtische Museum in eine Stiftung überführt, nun getragen durch den Bund, das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Hansestadt Stralsund. Als ich wenig später im September 1995 die Leitung

des Hauses übernahm, stellten sich für mein Team und mich die Fragen: Wie machen wir weiter? Wie werden wir der Rolle eines national bedeutsamen Museums gerecht? Eine in Auftrag gegebene Studie zur Wettbewerbsfähigkeit des DMM im nationalen wie auch im internationalen Vergleich zeigte deutlich, dass man sich auf dem bisher Erreichten auf keinen Fall ausruhen konnte. Das Museum musste weiterentwickelt werden, sollte es nicht in den Folgejahren wieder auf den Rang eines Regionalmuseums abrutschen. In unzähligen Gesprächsrunden wurden Erweiterungspläne geschmiedet und häufig wieder verworfen. Letztendlich reichte der zur Verfügung stehende Raum in der engen Klosteranlage, in der sich das MEERESMUSEUM zusammen mit dem Stralsund Museum befand, nicht aus, um ehrgeizige Pläne umzusetzen. Nun suchte die Hansestadt Stralsund für ein Areal auf der nördlichen Hafeninsel, direkt am Wasser, eine neue Nutzung. Daher stellte ich dem damaligen Oberbürgermeister Harald Lastovka anhand von zwei Overhead-Folien unser neues Ausstellungskonzept für eine weitere Außenstelle im Hafengelände vor. So gewannen wir die Stadt für das Vorhaben. In den nächsten Schritten wurden Land und Bund von der Notwendigkeit eines Museumsneubaus überzeugt. Die Finanzierung des Vorhabens konnte schnell bei einem Vor-Ort-Termin mit Vertretern aller Zuwendungsgeber in einem Achtaugengespräch geklärt werden und das Haus am Wasser erhielt einen Namen: OZEANEUM. Zur Findung eines Entwurfs für das neue Ausstellungshaus wurde ein europaweiter Architektenwettbewerb ausgelobt. Der Gewinner des Wettbewerbs mit fast 400 Teilnehmern war das Büro Behnisch Architekten aus Stuttgart. Es war ein Glücksfall für das DMM. Man hatte nicht nur ein sehr renommiertes Architekturbüro für die Realisierung des Vorhabens gewonnen, sondern mit den beiden Projektarchitekten Elke Reichel und Peter Schlaier zwei Partner gefunden, die den Stralsunder Museumsmachern die Wünsche von den Lippen lesen konnten. Am 11. Juli 2008 eröffnete Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel im Rahmen eines Festaktes mit vielen Freunden, Partnern und Unterstützern des Museums das OZEANEUM. Die Medien berichteten bundesweit

über das neue Haus. Die Besucher kamen in Scharen. Obwohl die Konzepte für Museumsneubauten vor Baubeginn in vielfältiger Weise geprüft werden, stellt sich für die Museumsmacher am Ende doch immer wieder die Frage: Ist das Konzept aufgegangen? Jedes Jahr wählt ein internationales Gremium von Museumsfachleuten aus ganz Europa ein Museum als das beste Museum in Europa aus und verleiht diesem den Titel „European Museum of the Year“. 2010, zwei Jahre nach der Eröffnung, erhielt das OZEANEUM diese ehrwürdige Auszeichnung, den „Museums-Oscar“. In seiner Laudatio zur Preisverleihung in Tampere, Finnland, sagte Mikhail Gnedovsky, Präsident des European Museum Forum: „The OZEANEUM has succeeded brilliantly in interpreting its


34 __ Kapitel Rückblick

Kapitel 35 zentrum mit zeitgemäßen Räumlichkeiten für Sammlungen, Labore und Büros auf dem Gelände des NAUTINEUMs. Die Finanzierung ist bereits durch die Politik gesichert. Noch 2021, im 70. Jubiläumsjahr des Museums, wird es hierfür einen Architektenwettbewerb geben.

scientific data in a clear way to make it understandable to a wide range of visitors, and uses many visual images which will be long remembered. The main award goes to a museum which contributes most directly to attracting and satisfying its visitors with unique atmosphere, imaginative interpretation and presentation, creative approach to education and social responsibility.“ Ein weiterer Maßstab für den Erfolg eines Museums sind die Besucher. Die Ausstellungen des DMM zählen pro Jahr zuweilen bis zu 900 000 Interessierte. Damit gehört das DMM zu den zehn am meisten besuchten Museen in Deutschland. Allein das OZEANEUM begrüßt pro Jahr über 550 000 Gäste und ist damit das meistbesuchte Einzelmuseum in Norddeutschland. Durchgeführte Besucherbefragungen und ausliegende Gästebücher zeigen sehr positive Resonanzen. Neben dem Ausstellen und Vermitteln sind das Sammeln und Forschen wichtige Standbeine eines Museums. Mir wurde 1995 als Walforscher die Leitung des DMM auch mit dem Auftrag übertragen, die Bereiche Sammeln und Forschen weiter auszubauen. Prof. Gotthilf Hempel verglich in seiner Festrede zum 60. Geburtstag des DMM das Museum mit einem hüpfenden Känguru. So seien die Hinterbeine Ausstellung und Vermittlung stark ausgebildet, doch weniger gut die Vorderbeine Sammeln und Forschen. Vielleicht war es dieses Bild von einem hüpfenden Känguru, vielleicht waren es aber auch die ständigen Hinweise der Wissenschaftler:innen und des Beirates des DMM, die die Zuwendungsgeber letztendlich dazu bewogen, den Forschungs- und Sammlungsbereich besser auszubauen. So plant aktuell das Museumsteam ein neues Wissenschafts-

Die wissenschaftlich fundierte Vermittlungsund Öffentlichkeitsarbeit ist eine wichtige Aufgabe des DMM. Sie erfolgt über die Ausstellungen und Publikationen hinaus mit Veranstaltungen unterschiedlichster Formate, allein oder in Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen, Naturschutzorganisationen und Behörden. All diese verschiedenen Facetten der Museumsarbeit machen das sehr erfolgreiche Wirken des DMM aus. Der letzte große Umbau des Stammhauses, des MEERESMUSEUMs, liegt nun fast ein halbes Jahrhundert zurück. Dieses Haus wird aktuell im Rahmen von 40 Millionen Euro umfangreich erneuert. Bei der geplanten Eröffnung im Jahr 2023 werden wieder neue spektakuläre Ausstellungen und attraktive Aquarien in einer wunderschönen Hülle zu erleben sein, die den Status des DMM als national bedeutsames Museum mit internationaler Ausstrahlung weiterhin untermauern werden. Ein Museum ist niemals fertig und seine Position in der Museumslandschaft muss immer wieder von Neuem mit viel Kreativität, Kraft und Ausdauer hart erarbeitet werden. Ich bin mir sehr sicher, dass dies meinem Nachfolger Herrn Prof. Burkard Baschek zusammen mit meinem Co-Direktor Andreas Tanschus gelingen wird. Ich kann mir dessen so sicher sein, weil das Deutsche Meeresmuseum das große Glück hat, nicht nur ein ganz hervorragendes Museumsteam zu haben, sondern auch Zuwendungsgeber, Förderer und Partner.


36 Kapitel

Kapitel 37


Kapitel 39

Das MEERESMUSEUM im ehemaligen Dominikanerkloster St. Katharinen ist der älteste Standort der Stiftung Deutsches Meeresmuseum. Im Jahre 1251 gründeten Dominikaner das Kloster St. Katharinen in der Stralsunder Altstadt. Nach der Reformation wurden die Gebäude als Gymnasium, Waisenhaus, Lager- und Ausstellungshalle genutzt. Im Jahre 1951 bezog das MEERESMUSEUM einige Räume des Klosters. Ab 1974 wurde die ehemalige Kirche in den Rundgang integriert. Bald folgten Meeresaquarien in den Kellerräumen. Das Haus entwickelte sich schnell zum international anerkannten Museum für Meereskunde und Fischerei, später Deutsches Meeresmuseum. Ende 2020 wurde der Standort nach fast 70 Jahren Dienstzeit geschlossen. An mehr als 25 000 Öffnungstagen besuchten über 26 Millionen Besucher die Ausstellungen und Aquarien. Voraussichtich bis 2023 finden umfangreiche Umbau- und Modernisierungsarbeiten statt. Sie werden den Charakter eines klassischen Naturkundemuseums im historischen Denkmal stärken.


MEERESMUSEUM __ 41

MEERESMUSEUM am Katharinenberg. Die gotische Fassade der Katharinenhalle, der Fischkutter SAS 95 ADOLPH REICHWEIN und die Außenvitrine zur Mönchstraße bestimmen das äußere Bild des MEERESMUSEUMs.


Schaufenster ins MEERESMUSEUM. Im Jahre 2007 wurde das Skelett eines Pottwals in die Stadtmauer eingelassen. In der Dämmerung leuchtet der „Blaue Juwel“ weithin sichtbar.


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SIEBEN WELTMEERE HINTER KLOSTERMAUERN Vor 70 Jahren begann die Erfolgsgeschichte des MEERESMUSEUMs in Stralsund. Seit 1957 ist das Profil klar umrissen: Das Museum sollte die Naturräume der sieben Weltmeere, deren Küsten, Fauna und Flora sowie deren Erforschung und Nutzung wissenschaftlich bearbeiten, mit musealen Methoden darstellen und den Besuchern mit museumspädagogischen Programmen vermitteln. Mit diesem Auftrag entwickelte sich das Natur-Museum an der Ostsee zu einem Spezialmuseum für Meereskunde und Fischerei. Für die Ausstellungen am Katharinenberg wurde ein außergewöhnlicher Ort gewählt: Historisch bedeutsame Gebäude des ehemaligen Dominikanerklosters St. Katharinen, allen voran die Katharinenkirche, der Haselberg-Bau und der Gewölbekeller. Das Gesamtensemble des Museums repräsentiert einen wesentlichen Bestandteil des UNESCO-Welterbes der Hansestadt Stralsund. So wie in diesem Jubiläumsband beschrieben, wird es im MEERESMUSEUM nicht wieder aussehen. Mindestens zwei Jahre bleibt das Museum für eine komplette Sanierung und Neugestaltung der Ausstellungen und Aquarien geschlossen. Daher beschreibt diese Schrift das MEERESMUSEUM aus historischem Blickwinkel. Bereits beim Betreten des Museumsvorhofes beeindruckte die gotische Architektur der Katharinenkirche. Die dreischiffige Halle wurde von dem ungewöhnlichen Einbau eines Stabwerks bestimmt. Es unterteilte den Innenraum in drei Ausstellungsebenen. Mit Hochachtung vor dem historischen Bauwerk griff das Stabwerk an keiner Stelle in die Wände ein. Der modulare Aufbau der Stabwerkskonstruktion setzte sich in der Bauform und der Gestaltung der Vitrinen fort. Die gelungene Verbindung zwischen Architektur und Ausstellungen war ein wesentlicher Grund für die allgemeine Beliebtheit des MEERESMUSEUMs. Die Auswahl und die Platzierung der Großobjekte und Vitrinen schlug dem Besucher zugleich eine Wegeführung durch die Ausstellungen vor.

Globus der Weltmeere. Fast ein halbes Jahrhundert begrüßte der Globus im Eingangsbereich die Besucher. Rasch war er ein Wahrzeichen und beliebtes Fotomotiv. Anlässlich des Jahresthemas Kein Plastik Meer im Jahre 2015 wurden die gelben Enten aufgeklebt. Sie standen als Symbol für die zunehmende Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll.


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Im Erdgeschoss befanden sich verschiedene Ausstellungen zur Meereskunde. Am Beginn des Rundgangs vermittelten vier Meeresaquarien einen ersten Eindruck von der bunten Vielfalt des Lebens in tropischen Meeren. Eine neun Meter hohe Vitrine vor dem Chor erstreckte sich über alle drei Etagen der Ausstellung. Das farbenprächtige Korallenriff aus dem Roten Meer ist einmalig in der Museumslandschaft und lud zum Bestaunen und Entdecken ein. Die großen Glasscheiben ermöglichten den Besuchern einen Blick von allen Seiten und Etagen auf das Riff. Der ehemalige Chor der Katharinenkirche war dem Thema Wale gewidmet. Es kommt nämlich gar nicht so selten vor, dass sich große Wale in die Ostsee verirren und dort stranden. Im ersten Obergeschoss schloss sich die Ausstellung zur Fischerei an. Zahlreiche freistehende Objekte wie ein historischer Einbaum, das Strandboot ERIKA oder Originalteile des Rollengeschirrs eines Grundschleppnetzes verliehen der Ausstellung einen modernen, aufgelockerten Charakter. Zahlreiche detailgetreu hergestellte Schiffsmodelle erzählten die Geschichte der Fischerei von der Steinzeit bis zum Supertrawler. Im zweiten Obergeschoss machte das MEERESMUSEUM von Beginn an auf Umweltthemen aufmerksam. In der Ausstellung Mensch und Meer wurden neben beeindruckenden Großexponaten wie Walross, Riesenkrabbe und Lederschildkröte auch kritische Themen aufgegriffen. Der Leitgedanke „Ein gesundes Meer – Voraussetzung für das Leben auf der Erde“ prägte zahlreiche Expositionen und veranschaulichte den Umgang und die Verantwortung des Menschen für den größten Lebensraum der Erde. Von der Katharinenhalle gelangten die Besucher zum HaselbergBau, in dem sich die ersten Räume des Museums befanden. Einige Vitrinen und Dioramen stammten noch aus dieser Zeit und bildeten das Museum im Museum. In den letzten Jahren wurden diese Räume schrittweise saniert und für Sonderausstellungen, museumspädagogische Bereiche und neu angelegte Rettungswege genutzt. Die Aquarien im historischen Gewölbekeller bildeten den Abschluss des Rundgangs. Seit der Gründung des Museums stellte ein reicher Tierbestand die lebende Ergänzung zu den Ausstellungen dar. In den 35 Schauaquarien wurden die natürlichen Lebensräume mit Liebe und Sachkenntnis nachgestaltet. Im Jahr 2004 wurde das große Tropenaquarium fertiggestellt. Darin fanden die Meeresschildkröten ein neues Zuhause.

Meeresaquarien im Erdgeschoss. Bereits am Anfang des Rundgangs stimmten Aquarien die Besucher auf das Museum ein. Die lebenden Tiere bildeten einen spannungsvollen Kontrast zu den Ausstellungsvitrinen. Im Becken zur Mangrovenküste tummelten sich zahlreiche Argusfische.


Ammoniten-Garten. Für das Jahresthema Kraken und Konsorten wurde eine Vielzahl von Ammoniten ausgestellt. Der Riesenammonit Nr. 1 ist der erste Fund dieser Art weltweit und misst 1,40 Meter im Durchmesser. Größe, Alter und Gewicht der anderen fossilen Kopffüßer sind ebenfalls beachtlich. Alle Exponate waren Leihgaben des LWL-Museums für Naturkunde Münster.


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Korallen-Pfeiler. Das fünf Meter hohe Korallenriff war weltweit der größte, originalgetreue Nachbau in einem Museum. Die farbenprächtigen Korallenstöcke, die unzähligen Tierexponate und sogar der Bodengrund wurden 1976 und 1979 von Mitarbeitern des Museums im Roten Meer geborgen. Das Riff und die Glasvitrine wurden 2011 umfassend restauriert, teilweise neugestaltet und mit einer Licht-Ton-Show ergänzt.

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Anatomie und Architektur im Einklang. Im Chor der Katharinenhalle stehen Besucher unter dem 15 Meter langen Skelett eines jungen Finnwals, der 1852 im Kubitzer Bodden bei Stralsund verendete. Das Skelett eines Entenwals an der Chorwand stammt von einem Weibchen, das 1993 vor Hiddensee strandete. Eine Delfingruppe, der Schädel eines vor Rügen geborgenen Schwertwals und weitere Objekte runden den Raumeindruck ab.


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Strandboot ERIKA. Das Boot ist ein Original und stammt aus Breege von der Insel Rügen. Es wurde unter Segeln aufgestellt. Solche Strandboote dienten der Fischerei vor der Außenküste. Nach dem Fang wurden sie auf den Strand gezogen.

Modelle der DDR-Fangflotte. Seit den 1970er-Jahren widmete sich dieser Ausstellungsbereich der Fischerei. Das VEB Kombinat Hochseefischerei Rostock ermöglichte als großzügiger Sponsor bis 1989 die Weiterentwicklung des Museums und den Neubau zahlreicher Aquarien.


Lederschildkröte. Immer wieder verirren sich Tiere aus anderen Meeresregionen in die Ostsee. Nur fünf Kilometer von Stralsund entfernt, ging im Oktober 1965 Fischern eine Lederschildkröte ins Netz. Das stark unterkühlte Tier starb wenig später im Rostocker Zoo. Heute ist die Lederschildkröte das Markenzeichen für das MEERESMUSEUM.


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Großer Krake. Der Krake zählt zu den Meisterstücken, die in der Präparationswerkstatt des Museums entstanden. Dabei mussten unter anderem 2 200 unterschiedlich große Saugnäpfe einzeln geformt und platziert werden. Der achtarmige Koloss füllte nahezu die gesamte Vitrine.


In der Arktis. Im Wissenschaftsjahr Meere und Ozeane entstand die Sonderausstellung Polare Regionen – Entdecken, Erforschen, Schützen. Eisbär und Narwal standen als Symbol für die Probleme im schwindenden arktischen Lebensraum.


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Aquarien im historischen Gewölbekeller. Die Kombination aus gotischer Architektur und tropischen Aquarien war einmalig in der Museumslandschaft. In den Becken wurde größte Sorgfalt auf die Nachgestaltung naturgetreuer Lebensräume sowie auf optimale Lebensbedingungen für alle Tiere gelegt.


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Korallen-Nachzuchten. In sogenannten Bäumchen-Schulen vermehren Aquarianer tropische Korallen. Bruchstücke von Korallen wurden auf festem Substrat angeheftet und wuchsen dort weiter.

Tropische Vielfalt. Eine kaum überschaubare Fülle an Formen und Farben kennzeichnet das Korallenmeer. Der rotweiß gefärbte Korallenwächter trägt auch den Spitznamen Küchentuch.

Schätze entdecken. Für einen Besuch der Aquarien musste man Zeit mitbringen. Nicht alle Bewohner waren sofort zu entdecken. Viele Tiere, wie diese Kardinalsgarnele, leben versteckt oder sind nur zu bestimmten Tageszeiten aktiv.


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Meeresschildkröten. Die Meeresschildkröten schienen durch ihr neues, großzügiges Aquarium zu schweben. Das als Korallenriff gestaltete Becken fasste 350 000 Liter Meerwasser. Ein Strand bot den Schildkröten Möglichkeiten zur Eiablage. Im Aquarium lebten auch zwei Schwarzspitzen-Riffhaie sowie unzählige kleinere Korallenfische.

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Der Darßer Ort liegt in einer der landschaftlich schönsten Regionen an der vorpommerschen Küste. Im Leuchtturm und dem dazugehörigen Gehöft befindet sich seit 1991 das NATUREUM. Das denkmalgeschützte Ensemble ist Eigentum des Wasserstraßenund Schifffahrtsamtes und wurde dem Deutschen Meeresmuseum zur Nutzung übergeben. Der mehr als 170 Jahre alte Leuchtturm ist ein wichtiges Seezeichen und befindet sich noch in Betrieb. Das Naturkundemuseum im Herzen des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft präsentiert Ausstellungen zum Naturraum Darßer Ort, zu den Küsten rund um die Ostsee sowie zu den typischen Gesteinen und Fossilien. Das Ostsee-Aquarium, der Strand- und Dünengarten, ein Feuchtbiotop sowie der begehbare Leuchtturm belohnen für den Weg durch den Darßwald, denn das NATUREUM ist nur zu Fuß, per Rad oder Pferdekutsche erreichbar.


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Das NATUREUM aus der Vogelperspektive. Der ursprüngliche Gebäudekomplex besteht aus dem Leuchtturm, einem angegliederten Oberwärterhaus für die Familien der zwei Leuchtturmwärter und dem Wohnhaus für die Familie des Maschinisten. Zum denkmalgeschützten Ensemble gehören weiterhin das ehemalige Stallgebäude, ein Brunnen, ein Eiskeller und ein Petroleumbunker.


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ZUM LEUCHTTURM UND ZURÜCK DURCH DEN NATIONALPARK Das NATUREUM Darßer Ort wurde 1991 eingerichtet, kurz nach der Gründung des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Die Außenstelle des Deutschen Meeresmuseums befindet sich in der Kernzone. Bis zur politischen Wende war das Gebiet um den Leuchtturm militärisches Sperrgebiet und somit nicht zugänglich. Mit seinen Ausstellungen und Aquarien trägt das NATUREUM zur Bekanntheit des Nationalparks bei und veranschaulicht die ungewöhnliche Vielfalt, Dynamik und Schutzbedürftigkeit einer vom Menschen nur wenig beeinflussten Küstenlandschaft. Bereits der etwa fünf Kilometer lange, autofreie Weg durch den Darßwald oder längs des Weststrandes ermöglicht beeindruckende Naturerlebnisse. Per Fahrrad, Pferdekutsche oder zu Fuß erlebt man „Natur pur“ auf den Wegen rund um das NATUREUM. Im Hauptgebäude des Leuchtturmgehöfts haben die Ausstellungen ihren Platz gefunden. Im Erdgeschoss wird der Naturraum Darßer Ort vorgestellt. Die Kellerräume beherbergen die Ausstellung Tiere der Darßlandschaft. Im ersten Obergeschoss beeindruckt die Ausstellung Ostseeküste – Landschaften und Naturschutzgebiete rund um das mare balticum mit reichhaltigen Fossilfunden und dem 2016 eröffneten Bernsteinkabinett. Im Petroleumbunker, einem kleinen Nebengebäude, finden regelmäßige Sonderausstellungen von Künstlern aus der Region statt. Der 1848 aus rotem Backstein erbaute, 35 Meter hohe Leuchtturm Darßer Ort bildet seit jeher einen Anziehungspunkt für Einheimische und Gäste. Er ist der älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtturm an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern. Das Leuchtfeuer wird heute über Funk gesteuert. Nach umfangreicher Restaurierung durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt ist der Turm seit 1995 wieder zur Besteigung freigegeben. In 30 Metern Höhe haben Besucher einen faszinierenden Rundblick über den Darß und weit auf die Ostsee hinaus bis nach Hiddensee und zur dänischen Insel Møn. Im ehemaligen Stallgebäude befindet sich das Ostsee-Aquarium mit mehr als 30 Arten von Fischen und Wirbellosen. Alle diese Tiere sind im sauberen Flachwasser vor dem Darßer Ort heimisch. Im Außenbereich des NATUREUMs gibt es einen Strand- und Dünengarten sowie ein Darßwald-Biotop. Ein Rundwanderweg führt durch den Darßwald und die weitläufige Dünenlandschaft bis zum Weststrand. Auf dem Weg zurück veranschaulicht einen Relieftisch die fortschreitende Küstendynamik am Darßer Ort. Nach dem Rundgang bietet sich ein Besuch im Café am Leuchtturm an.

Leuchtturm bei Nacht. In der Dunkelheit sendet der Leuchtturm sein Signal weit über die Ostsee und warnt Schiffe vor den Untiefen an der Darßer Schwelle. Bis zu einer Entfernung von 23 Seemeilen (42,6 Kilometer) ist das Licht zu sehen.


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Fossilien aus dem Silur. Charakteristischer Kalkstein-Geröllstrand sowie formenreiche Fossilien von der Insel Gotland in der zentralen Ostsee.

Strandhabitat. Ein kleines Diorama mit Spülsaum vor dem Darßer Ort. Im Angespül gehen Alpenstrandläufer auf Nahrungssuche.

Seeadler. Die imposante Statur, der stechende Blick und der gelbe Schnabel machen die Beobachtung des großen Adlers zu einem besonderen Erlebnis am Darßer Ort.

Über 40.000 Kraniche ziehen alljährlich an Vorpommerns Küste zweimal täglich von den Schlafplätzen im flachen Boddenwasser zur Futtersuche und zurück. Wenn sie dann in großer V-Formation laut rufend über den Himmel gleiten, werden Ehrfurcht und Glücksgefühle mancher Menschen verständlich. Die imposanten Vögel gelten nicht umsonst als Symbol für Sehnsucht, Fernweh und Freiheit.


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Hoch hinaus auf den Leuchtturm. Die elegant geschwungene Wendeltreppe aus Gußstahl führt mit 134 Stufen zur Aussichtsplattform. Eine kleine Ausstellung dokumentiert die Geschichte des Leuchtturms.

Darßwald bei Nacht. Mehr als 30 nachtaktive Tiere können in der Großvitrine entdeckt werden: Bache mit Frischlingen, Dachs, Fuchs, Fischotter, Steinmarder und viele andere.


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Nationalpark auch unter Wasser. Vor dem Darßer Ort erstreckt sich der Nationalpark bis in die vorgelagerte Ostsee hinein. Verschiedene Unterwasser-Lebensräume bieten zahlreichen Meeresorganismen einen andauernden Schutz. Die Strandkrabbe gehört zu den typischen Bewohnern der sandigen Meeresböden vor dem Darß.

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Auf der Insel Dänholm vor Stralsund betreibt das Deutsche Meeresmuseum seit 1999 das NAUTINEUM. Das kleine Eiland liegt zwischen der Hansestadt und der Insel Rügen. Die Außenstelle für Fischerei, Meeresforschung, Hydrografie und Seewasserstraßen liegt direkt am Strelasund. Sie befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Tonnenhofes vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt. Das Museumsgelände umfasst ein modernes Besucherzentrum mit Vortragssaal, verschiedene Ausstellungshallen sowie weitläufige Freiflächen für Großexponate. Am auffälligsten ist das orange Unterwasserlabor HELGOLAND. Darüber hinaus befinden sich dort Räumlichkeiten für die Präparation, die wissenschaftliche Untersuchung und Konservierung von toten Meerestieren sowie Lagerhallen und Depots. Das historisch-maritime Gelände beeindruckt Besucher mit der einmaligen Aussicht auf die historische Zugbrücke am Ziegelgraben, die neue Rügenbrücke und die gewaltige Schiffbauhalle der Volkswerft.


Besucherzentrum und Holzkutter STÖR. Das architektonisch interessante Besucherzentrum begrüßt die Gäste. Über dem Foyer befindet sich ein Vortragssaal mit wechselnden Sonderausstellungen. Das erste Ausstellungsobjekt auf dem Freigelände ist der Freester Kleinkutter STÖR der für die küstennahe Fischerei mit Stellnetzen, Reusen oder Langleinen genutzt wurde.


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ZEUGNISSE DER MEERESFORSCHUNG Vor den Toren der Stadt Stralsund gilt das NAUTINEUM als musealer Geheimtipp. Es wurde mit Fördermitteln der Europäischen Union und des Landes Mecklenburg-Vorpommern aufgebaut. Ein Rundweg leitet die Besucher über das Gelände. Gleich hinter dem Besucherzentrum befinden sich ein Fischkutter, aufgespannte Netze sowie ein etwa 40 Jahre alter Fischschuppen von der Insel Rügen. Die Reste der Gleisanlagen mit Lokomotive und Anhänger für Seefahrtzeichen erinnern an die ursprüngliche Nutzung des Geländes als Tonnenhof des Seehydrografischen Dienstes Stralsund. In der ehemaligen Tonnenhalle befindet sich eine einmalige Ausstellung zur Technik der deutschen Meeresforschung mit wertvollen Objekten und Exponaten. In den zwei Abseiten werden die Anfänge der Hochseefischerei in Deutschland sowie die Geschichte des deutschen Walfangs vorgestellt. Auf dem weiteren Rundgang können Besucher historische Bootsmotoren, schwimmende Seefahrtzeichen und verschiedene Großgeräte der deutschen Meeresforschung entdecken. Zu den national bedeutsamen Originalobjekten zählen das begehbare Unterwasserlabor HELGOLAND, die erste deutsche Unterwasserstation BAH I sowie technische Anlagen aus der Offshore-Grundlagenforschung. Ungewöhnlich ist die Architektur der 14 Meter hohen Bootshalle. Die Ausstellung zur Zeesenfischerei widmet sich einer traditionellen Fischereimethode in Vorpommern. Zur Vorpommerschen Küstenfischerei werden zahlreiche traditionelle Arbeitsboote sowie unterschiedliche Fanggeräte mit Zubehör gezeigt. Bei den Booten handelt es sich um wertvolle, teils über 100 Jahre alte Fahrzeuge. Eine Modellbootsammlung mit 35 originalgetreuen Nachbildungen im Maßstab 1:15 fand in der Bootshalle ebenfalls ihr Domizil. Zur Sammlung der hölzernen Arbeitsboote zählen auch der auf dem Freigelände aufgestellte 14 Meter Fischkutter MARGARETE sowie der Kleinkutter SEESCHWALBE. Insgesamt befinden sich über 50 Fischereifahrzeuge im Besitz des Deutschen Meeresmuseums. Es handelt sich um die größte Sammlung historischer Arbeitsboote in Mecklenburg-Vorpommern, vielleicht sogar im ganzen Ostseeraum. Mit Blick zur Schiffbauhalle der MV Werften führt der Weg weiter entlang am Strelasund zu einer offenen Schuppenreihe und zum Reusenplatz. Über Wallanlagen aus dem Dreißigjährigen Krieg geht es zurück zum Besucherzentrum. Skandinavische Bootshalle. Die kühne Konstruktion ist an nordische Vorbilder angelehnt. Das Gebäude befindet sich an der Kaikante zum Strelasund und ist ein Hingucker für vorbeifahrende Wassersportler. Die Halle wurde fast vollständig aus Holz errichtet. Unter den beiden Aufbauten finden drei Boote mit Mast und Segeln ihren Platz.


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Technik für die Meeresforschung. Eine Schausammlung zur Entwicklung der Technik in der Deutschen Meeresforschung erwartet den Besucher in der ehemaligen Tonnenhalle.

Fischerschuppen von Glowe. Die Türen stehen offen, es riecht nach Teer und Ölzeug. Es scheint, als seien die Fischer nur kurz draußen. Anders als bei vielen Ausstellungen dürfen die Exponate in der Fischerhütte berührt und genauer in Augenschein genommen werden.

Zeesboot STR 9. Das traditionelle Fischerboot vermittelt einen Eindruck, wie Zeesenboote um 1870 unter Segeln an einem Hafen zum Auslaufen bereitlagen. Die charakteristischen braunen Segel sind bereits aufgestellt. Der flache breite Bootskörper war optimal für die Fischerei in den flachen Boddengewässern geeignet.


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Antriebsmotoren für Fischerboote. Die längs des Hauptweges aufgestellten Motoren illustrieren die Vielfalt an Motoren, die in der vorpommerschen Küstenfischerei zum Einsatz kamen. Um 1910 begann die Motorisierung in der regionalen Fischerei. Heute knattern die Dieselantriebe nur noch zu besonderen Anlässen.

Unterwasserlabor HELGOLAND. Die Unterwasser-Station zählt zu den interessantesten Exponaten der deutschen Meeresforschung. Sie diente von 1969 bis 1981 jeweils vier Tauchern über mehrere Wochen als Basisstation für Arbeiten am Meeresgrund. Die Innenräume können besichtigt werden.


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Reusenplatz. Auf dem direkt am Wasser gelegenen Reusenplatz wird die Funktionsweise der großformatigen Fanggeräte veranschaulicht. Die Netze sind Originale und kommen im flachen Wasser der Bodden und vor der Außenküste zum Einsatz. Den Reusen zugeordnet sind zwei kleinere Mönchsguter Reusenboote.

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Kapitel 93

Das OZEANEUM auf der Stralsunder Hafeninsel ist der vierte und jüngste Standort des Deutschen Meeresmuseums. Am 11. Juli 2008 eröffnete Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel den zu diesem Zeitpunkt größten vom Bund geförderten Museumsneubau. Das Architektenbüro Behnisch + Partner gab der Hafenpromenade mit dem weltweit Aufsehen erregenden Bauwerk einen selbstbewusstnordischen Akzent. Vier amorph geformte Gebäudeteile erinnern an von Wasser umspülte Steine. Sie sind durch ein lichtdurchflutetes Foyer miteinander verbunden. Hinter der Fassade aus weißem Schiffsstahl begeben sich die Besucher auf eine Reise durch die Unterwasserwelt von der Ostsee und die Nordsee bis in den offenen Atlantik. Mit bisher mehr als 7,5 Millionen Gästen entwickelte sich das OZEANEUM zu einem Publikumsmagneten ersten Ranges. Für seine herausragenden Leistungen erhielt es die Auszeichnung Europas Museum des Jahres 2010.


OZENEUM am Stralsunder Hafen. Der Gebäudekomplex gliedert sich in einzelne, den Funktionen entsprechende Baukörper. Das Haus orientiert sich mit seinem Vorplatz zum Meer. Die Einbeziehung der auf dem Hafengelände erhaltenen, denkmalgeschützten Gebäude wurde beispielhaft umgesetzt und bereichert das städtebauliche und touristische Potenzial der nördlichen Hafeninsel.


Eröffnungsfeier. Zur Eröffnung des OZEANEUMs im Sommer 2008 verzauberte eine stimmungsvolle Lichtinstallation mit pulsierenden Leuchtstabbojen und einem Netz aus blitzenden Lichtpunkten den Querkanal zwischen Hafeninsel und Altstadt. Zusammen mit Klängen von Trompeten und dezenter elektronischer Musik empfingen sie in der Abenddämmerung die Gäste auf der Hafeninsel.


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EINE LIEBESERKLÄRUNG AN DIE MEERE Der Entwurf für das OZEANEUM stammt von den Architekten Elke Reichel und Peter Schlaier des Stuttgarter Architekturbüros Behnisch + Partner. Der barrierefreie Bau fügt sich architektonisch in das Gesamtbild des Stralsunder Hafens und der historischen Altstadt im UNESCO-Welterbe ein. Eine thematische Route leitet die Gäste durch das Museum. Am Beginn führt eine 34 Meter lange Rolltreppenfahrt mit Blick auf den Strelasund und die Insel Rügen in das Obergeschoss. Wie ein Tauchgang in die Tiefe des Meeres wirkt die erste Ausstellung Weltmeer. An deren Eingang dient eine Schleuse zur emotionalen Einstimmung, um Alltag und Tageslicht zu vergessen und in eine fremde, blaue Welt einzutauchen. Ein freistehender Relief-Globus lädt zum Erkunden des Meeresbodens ein. Die Dauerausstellung widmet sich der Biodiversität und damit der Vielfalt des Lebens im Meer. Aktuelle Themen wie Plastikmüll und Lärm im Meer wurden schrittweise ergänzt. Raumhohe Wandelementen laden besonders Interessierte zum Vertiefen von Themen und zum Ausprobieren von Animationen ein. Auf ihrer Route reisen die Besucher von den Weiten der Weltmeere in die Ausstellung Ostsee. In fünf liebevoll gestalteten Großvitrinen zeigen sich verschiedene Lebensräume mit ihren Tier- und Pflanzenwelten. Eine stark vergrößerte Planktonwolke schwebt mitten im Raum. Ein Relief verdeutlicht Größe und Form, Becken, Rinnen und Untiefen des Meeresbodens der Ostsee. Gefährdungspotenziale wie Umweltverschmutzung, Schiffsverkehr und Pipelinewege können Besucher interaktiv an einem Lichttisch erkunden. Die sich anschließenden Ostsee-Aquarien bilden eine lebende Ergänzung zur Ausstellung. Am Stralsunder Hafen tauchen die Besucher ab und gelangen vorbei an Boddengewässern, Seegraswiesen und der Insel Rügen mit ihrer Kreideküste bis in das nördliche Schärenmeer. Weiter geht es über das Freiwasser und eine Flussmündung zum Kattegat. Die kleinen und großen Aquarien lassen die Ostsee in ihrer Schönheit und Vielfalt entdecken. Über das Foyer geht es weiter in die Ausstellung Erforschung und Nutzung der Meere. Wie auf einem großen Forschungsschiff fühlen sich Besucher in diesem Bereich. Inhaltlich werden die weltweite Meeresforschung sowie die Nutzung mariner Ressourcen vermittelt, aber auch die sich daraus ergebenden Risiken angesprochen. In einer angedeuteten Kabine wird die Fahrt mit einem Tauchboot von der Ostsee bis in die Tiefsee simuliert. Moderne trifft Welterbe. Das OZEANEUM fügt sich mit seiner imposanten, weiß geschwungenen Fassade harmonisch in die historische Bausubstanz ein. Mit seiner besonderen Form und Lage wird es zu einem einprägsamen Baustein am Stralsunder Hafen.


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Eine zweite Aquarien-Rundreise führt durch die Nordsee bis in den Nordatlantik – vorbei am Wattenmeer, einer Schottischen Felsenhöhle und einem Brandungsbecken. Helgoland ist ein außergewöhnliches Tunnelaquarium gewidmet. Das Herzstück des Rundgangs ist das gewaltige Becken Offener Atlantik. Mit einer Tiefe von neun Metern und einem Durchmesser von 17 Metern fasst es 2,6 Millionen Liter Wasser. Die beiden über 20 Tonnen schweren und mehr als 30 Zentimeter starken Acrylscheiben bieten auf zwei Etagen zusammen über 80 Quadratmeter Sichtfläche. Besucher können am Panoramafenster und in der daruntergelegenen Krypta die riesigen Dimensionen des Aquariums erahnen. Vorbei am maritimen Spielplatz Meer für Kinder geht es zur Dachterrasse. Die dort ansässigen Humboldt-Pinguine zählen zu den Publikumslieblingen. Die Tiere sind sowohl auf ihrem Felsen als auch unter Wasser hautnah zu erleben. Zusätzlich lädt eine begehbare Seegraswiese und eine Wasserspielanlage zum Verweilen ein. Der Blick über die Dächer der Stralsunder Altstadt und das maritime Ambiente am Hafen lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Emotionaler Höhepunkt und Ende des Rundgangs ist die Ausstellung 1:1 Riesen der Meere. Die Integration der fünf Großmodelle in den 30 Meter langen und 20 Meter hohen Raum stellte höchste Ansprüche an die optische Qualität, die Statik und den Brandschutz. Allein die Hängung des 26 Meter langen Blauwals war eine technische und ästhetische Meisterleistung. Auch ein Buckelwal mit Kalb, ein Schwertwal und ein Pottwal im Kampf mit einem Riesenkalmar fanden ihre dramaturgisch aufeinander abgestimmten Positionen. Besucher betreten die Ausstellung auf ihrer obersten Etage und bewegen sich über mehrere Ebenen hinab bis zum Meeresboden. Dabei wird immer wieder der Blick auf die bühnenbildartig inszenierten, naturgetreuen Nachbildungen der Wale frei, die in der Halle zu schweben scheinen. Hinterleuchtete Pulte mit Texten, Fotos, Grafiken und Monitoren sind den Großexponaten räumlich zugeordnet. Von Liegen auf dem Boden des Meeresgrundes können die Besucher mit Blick nach oben die Dimensionen der Riesen der Meere erfahren. Licht- und Toninszenierungen mit Walgesängen und Informationen über die Bedrohungen und den Schutz der Meeresriesen erhöhen das Erlebnis. Zurück im Foyer laden ein Shop zum Stöbern sowie ein Bistro zum Erfrischen und Stärken ein. Mit Blick auf den Hafen, den Strelasund und die Insel Rügen können Besucher den Rundgang durch ein europäisches Museum der Superlative ausklingen lassen.

Eleganz aus Glas und Stahl. Das Foyer spannt sich mit Treppen, Aufzügen und Stegen zwischen den Baukörpern. Es bietet Orte zum Treffen und Verweilen und lässt den Raum zu einem besonderen Aufenthaltsort werden.


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Ausstellung Weltmeer. Zwölf raumhohe, dreieckige Vitrinen spielen mit Licht und Dunkelheit. Ihre leuchtenden, Rückwände wirken wie Lichtstrahlen, die von der Meeresoberfläche in die Tiefe eindringen. Die Besucher „treiben“ durch den blauen Raum und werden von den Exponaten angelockt.

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Gläsern und giftig. Die Portugiesische Galeere ist ein weiteres farbenprächtiges Modell aus Glas. Diese Quallenart fällt durch ihren blasenförmigen Auftriebskörper und ihre mehrere Meter langen Fangtentakel auf, die mit giftigen Nesselzellen bewehrt sind.

Schönheiten aus Glas. Das Modell der Staatsqualle ist ein Meisterwerk der modernen Glaskunst. Es besteht aus 2 600 handgefertigten, fluoreszierenden Einzelteilen und wiegt rund zwölf Kilogramm. Als Vorlagen dienten originale Tierkolonien aus den Sammlungen des Museums.

Funkeln im Dunkeln. Die kunstvoll hergestellten Juwelenkalmare aus Glas sind rötlich gefärbt. Erst im Schwarzlicht erstrahlen die Leuchtzellen auf ihrem Körper. Jedes Tier hat ein imposantes, grünliches Auge und ein kleineres, von Leuchtzellen umgebenes Auge – perfekt für das Leben in der Dämmerlichtzone.


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Ausstellung Ostsee. In mehreren raumhohen Vitrinen präsentiert sich den Besuchern die Ostsee als das Meer vor der Haustür. Die verschiedenen Lebensgemeinschaften über und unter Wasser werden als Dioramen dargestellt. Eine stark vergrößerte Planktonwolke beeindruckt im Zentrum der Ausstellung. Die kleinen und kleinsten Organismen im Meer bilden den Sauerstoff für jeden zweiten Atemzug an Land.

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Deutschlands größtes Raubtier. Kegelrobben sind die größten heimischen Säugetiere. Das Diorama zeigt eine Familie mit Vater, Mutter und Jungtier. Das Männchen kann bis 300 Kilogramm schwer werden. Die Ausstellung informiert auch über die langjährige Forschungstätigkeit des Museums zu Robben in Mecklenburg-Vorpommern. Übrigens: Der für die Ostsee charakteristische grüne Farbton zeigt sich in allen Ausstellungsmodulen.


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Falsche Hasen am Ostseegrund. Die Namen vieler Meerestiere sind von Landtieren abgeleitet. Der Seehase lebt am Meeresgrund. Mit einer Saugscheibe am Bauch heftet er sich gern an großen Steinen oder Felsen fest.

Tote Meerhand. Die orangefarbene Weichkoralle ist eine Tierkolonie aus unzähligen Einzelpolypen. Da Form und Farbe an ein Stück einer Wasserleiche erinnern, erhielt sie ihren düsteren deutschen Namen.

Ostsee-Garnele. Die durchscheinende Felsengarnele ist eine maritime Schönheit, die entdeckt werden will. Mit ihrer bläulichen Färbung, den gelben Tupfen, weißen Punkten und dunklen Streifen zählt sie zu den heimlichen Stars. Sie erscheint wie im Festtagsgewand und verzaubert ihre Bewunderer.


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Galerie der Forschungsschiffe. Die originalgetreuen Modelle im Maßstab 1:50 verkörpern den Stolz der deutschen Meeresforschung. Allen voran der Eisbrecher POLARSTERN, gefolgt von der etwas kleineren MARIA S. MERIAN. Den Abschluss bildet das Forschungsschiff SONNE. Im Hintergrund ein Blick in das Foyer mit der Rolltreppe und dem Skelett eines Pottwals.

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Ausstellung Erforschung und Nutzung der Meere. Über einen Steg betreten Besucher die Ausstellungsfläche in Gestalt des geneigten Achter-Decks eines nachempfundenen Forschungsschiffes. Materialwahl und Farbgestaltung geben dem Raum einen metallischen und technischen Eindruck. Die Ausstellung lässt die aktuelle deutsche Meeresforschung in ihrer Gesamtheit und Vielfältigkeit erahnen.

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Census of Marine Life. Die erste Volkszählung im Meer fand in den Jahren 2000 bis 2010 statt. Sie ergab, dass Krebse, Weichtiere und Fische die artenreichsten Tiergruppen darstellen. Viele Planktonorganismen, Kraken und Tiefseefische wurden entdeckt. An der weltweiten Forschungsmission beteiligten sich mehr als 80 Nationen. Die Schaugläser bieten einen Einblick in die Vielfalt im Meer.


Abtauchen. Im einzigen Tunnelaquarium können Besucher trockenen Fußes durch das Meer laufen und den Fischen beim Schwimmen auf den Bauch schauen. Zwischen den charakteristischen roten Helgoland-Felsen bieten festsitzende Algenarten Versteckmöglichkeiten für Katzenhaie und Lippfische.


Schaufenster ins Meer. Das Becken Offener Atlantik ist das größte Aquarium im OZEANEUM. Es beherbergt mehr als 2 000 Tiere. Über dem detailgetreuen Nachbau eines elf Meter langen Schiffswracks schwimmen Makrelenschwärme, Glatthaie sowie Rochen.


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Humboldt-Pinguine. Von der Dachterrasse haben Pinguine und Besucher einen fantastischen Blick über die Stralsunder Altstadt. In ihrem 120 000 Liter fassenden Unterwasserbereich können die Vögel beim Schwimmen und Tauchen ebenso gut beobachtet werden wie auf ihrem Brutfelsen. Einige der in Stralsund geschlüpften Küken waren für mehrere Jahre die Hauptakteure im internationalen Forschungsprojekt Hearing in Penguins.


Riesen der Meere. Prunkstück in der gewaltigen Ausstellungshalle ist der 26 Meter lange Blauwal. Weitere Giganten wie Buckelwale und Mantarochen können entdeckt und bewundert werden. Lichtreflexionen an der Decke verstärken für die Besucher den Eindruck, vom Meeresboden aus durch den Ozean hinauf zur Wasseroberfläche zu schauen.



Modernisierung MEERESMUSEUM __ 129

Im Herbst 2017 gewann das Stuttgarter Büro REICHEL SCHLAIER ARCHITEKTEN GmbH den europaweit ausgelobten Architektenwettbewerb zur Modernisierung des MEERESMUSEUMs. Der Entwurf überzeugte durch den behutsamen Umgang mit der historisch wertvollen Bausubstanz im Dialog mit selbstbewusster moderner Architektur, die sowohl die Anforderungen an ein modernes Museum als auch die Belange der Denkmalpflege im Welterbe berücksichtigt. Die Ausstellungsplanung wird gemeinsam mit Ausstellungsgestaltern des Münchner Büros DIE WERFT erarbeitet. Insgesamt sind mehr als 20 Planungs- und Sachverständigenbüros an der Bauvorbereitung beteiligt. Die Entwurfsplanung wurde im Herbst 2019 fertiggestellt. Der Antrag auf Zoogenehmigung, der den Bauantrag enthält, wurde im März 2020 eingereicht. Die Baugenehmigung wurde erst knapp ein Jahr später erteilt, da fachlich divergierende Ansichten beim Denkmalschutz zu einer Verzögerung des Verfahrens führten. Der 3. Juni 2020 wird in der Historie dieses Projektes in Erinnerung bleiben, denn Bund und Land haben die Zuwendungsbescheide an die Stiftung übergeben. Damit war die Finanzierung des Zukunftsprojekts MODERNISIERUNG MEERESMUSEUM gesichert.

MODERNISIERUNG MEERESMUSEUM Das MEERESMUSEUM wird bis zum Jahr 2023 umfassend saniert und rundum erneuert – Einblick von Direktor Andreas Tanschus

MODERNISIERUNG MEERESMUSEUM Die Ausstellungen des MEERESMUSEUMs stammten zum Teil aus den 1970er-Jahren und die ältesten Aquarien waren mittlerweile mehr als 35 Jahre alt. Trotz zahlreicher Modernisierungen war das Haus inzwischen in die Jahre gekommen, sodass eine funktional-technische und gestalterische Modernisierung nicht mehr zu umgehen war. Eine zeitgemäße inhaltliche Erneuerung steht dabei mit weiteren Zielen wie beispielsweise der durchgängigen Barrierefreiheit, einer höheren Energieeffizienz und einer komfortorientierten Besucherlenkung in direktem Zusammenhang. Nach wie vor werden einmalige Originalexponate

und lebende Tiere auch im Zeitalter der Digitalisierung im Vordergrund stehen und die ihnen eigene Faszination auf die Besucher ausüben. Für die Erreichung dieser Pläne haben der Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern zusammen 40 Millionen Euro bereitgestellt. Die Hansestadt Stralsund beteiligt sich mit der Zustiftung eines Grundstücks im Wert von knapp 70.000 Euro. Diese Investitionen stärken auch die regionale touristische Infrastruktur und sollen sich ab Mitte 2023 in steigenden Besucherzahlen niederschlagen.

Unwiederbringlich ist der besondere Geist des Ortes. Der Charakter des klassischen Naturkundemuseums in einem Klostergebäude soll unbedingt erhalten und sogar noch stärker betont werden. Ebenso werden etliche der seit Jahrzehnten identitätsstiftenden Exponate weiterhin im Vordergrund stehen. Die erste große Neuerung für die Besucher wird der Umbau des FORUMs zu einem großzügigen Foyer, das sich bis zum überdachten Westhof erstreckt. Dort wird auch der Museumsshop künftig so positioniert, dass er auch ohne Eintrittsticket erreichbar ist. Die Katharinenhalle wird über den Westgiebel betreten. Das aus den 1970er-Jahren stammende Stabtragwerk bleibt erhalten, wird durch geschickte Umbauten jedoch deutlich transparenter, sodass der sakrale Ausdruck des Kirchenraumes gestärkt wird. Im Mittelschiff öffnet sich der freie Blick auf eine über drei Ebenen reichende medial-naturalistische Großinstallation, in einer zweiten Öffnung werden naturgetreue Nachbildungen von Haien präsentiert. In den Seitenschiffen sind neue teils raumhohe Vitrinen geplant, die sich als durchgezogene, gläserne Wellenform um die tragenden Säulen der Halle ziehen. Gläserne

Das neue MEERESMUSEUM. Schnitt durch die Katharinenhalle mit geplanten Großmodellen, digitalen Installationen und zentralem Globus.


130 __ Modernisierung MEERESMUSEUM

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Brüstungen unterstützen den schwebenden Charakter der Einbauten und lassen die Architektur des mittelalterlichen Gebäudes stärker in den Vordergrund treten. Der Chor der Kirchenhalle mit dem großen Finnwal-Skelett bleibt weitgehend unverändert und wird auch zukünftig für Veranstaltungen nutzbar sein. Bekannte Exponate wie die Lederschildkröte Marlene, der Riesenkrake und der historische Riffpfeiler werden auch nach der Modernisierung zu sehen sein. Unter dem Deckengewölbe der Katharinenhalle werden auf einem digitalen Globus weltumspannende, meereskundliche Themen präsentiert. Die Fischereiausstellung zieht in das Obergeschoss der ehemaligen Klausurgebäude. Moderne Medien und Erschließungsformate unterstützen die klassischen Präsentationsformen und bilden einen spannenden Kontrast zum historischen Ambiente. Zusammen mit den beeindruckenden, originalen Exponaten bringen sie gelebte Geschichte und Moderne in Einklang. Über einen verglasten Verbindungssteg betreten die Besucher ein neu gebautes, beeindruckendes Großaquarium mit der Unterwasserlandschaft eines karibischen Korallenriffs. Entlang der großen Panoramascheibe tauchen sie bis zu den Aquarien im historischen Gewölbekeller des Klosterkomplexes ab. Diese werden fast vollständig erneuert, sodass sich die Besucher im Gegensatz zum OZEANEUM dort künftig auf eine Reise durch die warmen Meere begeben können. Am Ende dieser Exkursion angelangt, sind die Meeresschildkröten in ihrem vertrauten 350 000 Liter Aquarium zu bewundern.

Neue Pläne. Visualisierung des neuen Großaquariums sowie des Treppenraums in der Katharinenhalle mit freihängender Delfin-Gruppe.


132 __ Erweiterung Kleiner Dänholm

EIN NEUES HAUS FÜR DIE MEERESWISSENSCHAFTEN An der Kaikante des NAUTINEUMs soll ein Zentrum für die Forschung entstehen

In bester Lage. Verortung der neuen Gebäude auf dem Gelände des NAUTINEUM Dänholm.

So ist die umfassende Erweiterung auf dem Kleinen Dänholm mit Anbindung an den Strelasund und in unmittelbarer maritimer Umgebung einschließlich Behörden, Logistik und Dienstleistern die logische Konsequenz aus der äußerst erfolgreichen Entwicklung des DMM in den letzten Jahren. Seit der Mitgliedschaft des DMM im Konsortium Deutsche Meeresforschung und insbesondere seit seiner Aufnahme in die Deutsche Allianz Meeresforschung ist es neben seiner jahrzehntelang herausragenden Stellung unter den Museen in Deutschland und Europa im Kreise der universitären und außeruniversitären Institutionen der deutschen Meeresforschung angekommen. Die Spezialisierung auf die Meeresfauna und dabei insbesondere auf die Meeressäugetiere der Nord- und Ostsee sowie die nicht kommerziell genutzIn den letzten Jahren wurde die Forschung ten Fische soll eine Überschneidung der am Deutschen Meeresmuseum mit großem Forschungsfelder im nationalen Kontext weiErfolg ausgebaut und intensiviert. Damit ein- testgehend vermeiden. her gehen hochwertige wissenschaftliche Publikationen, die Bewilligungen von Drittmitteln Das Vorhaben „Erweiterung Deutsches Meebis in siebenstellige Höhe sowie eine deut- resmuseum Kleiner Dänholm“ wurde vom lich gestiegene Wahrnehmung der Stiftung Haushaltsausschuss des Deutschen Bundesin der Wissenschaftsgemeinschaft und in tages in den Bundeshaushalt 2021 einden Medien. Die Grundvoraussetzung für die gebracht. Seitens der Landesregierung dauerhafte Verankerung der Forschung und Mecklenburg-Vorpommerns hat das Bildie langfristige Sicherung der Sammlungen dungsministerium gemeinsam mit dem ist die Einrichtung eines Zentrums für marine Finanzministerium eine KomplementärfiForschung, Sammlung und Wissenschaft. nanzierung der insgesamt notwendigen 20 Millionen Euro zugesagt. Die Hansestadt Stralsund bietet mit der Hochschule Stralsund, den Universitäten in Eine Lösung, die den Ausbau der Forschung Greifswald und Rostock sowie der direkten und eine Weiterentwicklung der SammlunAnbindung an die Ostsee einzigartige Voraus- gen ermöglicht, wurde in einer Machbarkeitssetzungen, um am Deutschen Meeresmu- studie 2020 untersucht und festgeschrieseum (DMM) die marine Wirbeltier- und Bio- ben. Die Erweiterung soll für alle Aufgaben diversitätsforschung als Schlüsselelement der genügend Platz, optimale LagerbedingunForschung in Mecklenburg-Vorpommern zu gen, verlässlichen Schutz vor Havarien und etablieren und auszubauen. Verfall, Sondernutzungsräumlichkeiten und

Erweiterung Kleiner Dänholm __ 133

eine gute Zugänglichkeit gewährleisten. Insgesamt ergibt sich ein Bedarf von etwa 5 000 Quadratmeter für ein neues Institutsgebäude mit Bibliothek und Präparationswerkstätten sowie klimatisierten, lichtgeschützten Magazinen und Sammlungsräumen für Boote und historisches Fischereigerät. In vorhandenen Nebengebäuden sollen Lager für Großexponate, Wanderausstellungen, Gefriergut, Tauchgeräte und technisches Equipment sowie ein Sektionsbereich und Räume für geruchsintensive Präparationsmethoden untergebracht werden. Als optimaler Standort wurde das Gelände des NAUTINEUMS auf dem kleinen Dänholm herausgearbeitet. Das Areal ist stadtnah gelegen, durch den öffentlichen Nahverkehr erschlossen und dennoch abgelegen genug, um mögliche Nutzungskonflikte gering zu halten. Eine weitere Erschließung für Verund Entsorgung, die Instandsetzung der Zufahrtsbrücke, die Herrichtung der Außenbereiche mit Zuwegungen und Parkplätzen ist ebenfalls vorgesehen. Das Herzstück des Wissenschaftszentrums wird ein zweiteiliges Gebäude mit einem Sammlungsflügel

und einem Arbeitsflügel sein. Ebenfalls neu zu errichten ist eine große Halle für historische Arbeitsboote der Fischerei. Dabei ergibt sich die Gelegenheit, große Teile als Schausammlungen öffentlich zugänglich zu machen. Weiterhin werden Dauer- und Sonderausstellungen für Besucher geöffnet sein. Wünschenswert für das Zukunftsprojekt Wissenschaftszentrum ist die Planung und Realisierung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Mit dem Einsatz nachhaltiger Baustoffe, der Nutzung von Sonnenenergie und Erdwärme bzw. -kälte sowie mit Dachbegrünungen soll ein wirksamer Beitrag in Richtung Klimaneutralität geleistet werden. Das Projekt startet mit der Auslobung eines Architektenwettbewerbes Ende 2021. Nach Baugenehmigungsverfahren und Ausschreibung der notwendigen Bauleistungen könnte mit der Umsetzung Anfang 2024 begonnen werden. Die Fertigstellung wird etwa zwei Jahre brauchen, sodass die bis dahin auch personell verstärkte Abteilung Forschung die neuen Räume voraussichtlich Ende 2025 in Besitz nehmen kann.

Forschung am Meer. Das neue Wissenschaftszentrum soll direkt an der Kaikante entstehen.


134 __ Ausblick

FASZINATION, FORSCHUNG UND TECHNOLOGIE Die Zukunft des Deutschen Meeresmuseums aus Sicht des neuen Direktors Prof. Burkard Baschek Schon immer üben die Meere und Küsten unseres Planeten eine starke Faszination auf den Menschen aus. Wir nutzen sie seit Jahrtausenden als Lebensraum, Nahrungsquelle und für den Transport. Die Reise über das Meer war oft mit neuen Entdeckungen, Erkenntnissen und Eroberungen verbunden, und trug maßgeblich zu einer immer globaler verbundenen Welt bei. Doch das Meer selber ist auch heute noch ein riesiger und weitgehend unbekannter Lebensraum. Trotz innovativer Technik und intensiver Forschung gibt es kaum erforschtes Leben im Meer und viele grundlegende Prozesse dieses komplexen Lebensraums sind nur unzureichend verstanden. Die Ökosysteme der Tiefsee und unter dem Meereis bergen noch vieles Unbekannte. Ebenso werfen die Bedeutung von Meeresströmungen für die Nahrungsketten oder die natürliche Speicherung von Klimagasen im Meer durch die Gasblasen von Schaumkronen viele Fragen auf. Die Geheimnisse des Meeres sind oft im Kleinen verborgen, mal in den Tiefen des Meeres und mal direkt in der Nähe des Strandes. Diese kleinen Prozesse haben oft eine große Bedeutung für das Klima unserer Erde. Sie sind weit verbreitet, und die Erdoberfläche ist zu 71 Prozent von Wasser bedeckt. Die Meere sind für uns Menschen an Land oft näher als wir es im Alltag wahrnehmen. Unsere Versorgung mit Fisch, der Wärmetransport des Golfstroms nach Europa und der enorme Beitrag des Phytoplanktons zur globalen Sauerstoffproduktion und Kohlenstoffspeicherung rücken für uns alle im Zuge der Klimaerwärmung in einen neuen Fokus.

Die Vereinten Nationen haben daher die Dekade der „Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen. Sie reflektiert die dringende Notwendigkeit, Lösungen für die riesigen Herausforderungen anzubieten, denen der Lebensraum Ozean ausgesetzt ist. Der Klimawandel mit dem Meeresspiegelanstieg, der Erwärmung und Versauerung der Meere verursacht immer drängendere Probleme, denen die Boddenküste der Ostsee ebenso ausgesetzt ist wie das Weltkulturerbe Wattenmeer, die Korallenriffe und zahlreiche andere marine Ökosysteme. Auch durch die zunehmende Bevölkerung – insbesondere an den Küsten – steigt der Bedarf einer nachhaltigen Nutzung der Meere und der Erhalt seiner vielfältigen Ökosysteme. Es liegt in der Hand des Menschen, diese enormen Herausforderungen zu überwinden. Dem Deutschen Meeresmuseum kommt hierbei eine enorm wichtige Rolle zu. Es erreicht und berührt seine Besucher nicht nur mittels objektiver, anschaulicher Informationen über das Leben im Meer. Es weist auch auf seine Gefährdung hin und stellt die Erforschung der Meere sowie konkrete Lösungsansätze vor. Erst wenn die Menschen verstehen, dass sie die Veränderung aktiv gestalten und vorantreiben können, wird der zwingend notwendige Wandel zu einer nachhaltigen Nutzung der Meere gelingen. Für einen Beitrag zu diesem Wandel ist es aber genauso wichtig, die Faszination für den Lebensraum zu wecken, den es zu erhalten gilt. Nicht nur Kinder staunen beim Anblick von bunten Garnelen, der Größe eines Finnwals, dem Schwarmverhalten von Heringen und Makrelen oder dem unerwarteten Farbenspiel der Fluoreszenz im Korallenriff. Pinguine, Haie und Oktopusse werden zu Botschaftern des Meeres.

Wir können der unbeschreiblichen Vielfalt der Meere auch durch immersive 360°-Medien näher kommen. Mit ihnen können wir in das Meer „eintauchen“, uns umschauen und es direkt erfahren. Wir werden selber zu Forschern und Tauchern – als Gäste im faszinierenden Lebensraum der Ozeane. Bei all der technischen Innovation, die uns immer schneller zur Verfügung steht, gilt es dennoch, das traditionelle Wissen und die Erfahrungen der Generationen vor uns zu bewahren. Diese Verbindung zwischen Bewahren der Lebensräume und Traditionen sowie dem Neuen, Modernen und Innovativen ist dem Deutschen Meeresmuseum und der Stadt Stralsund hervorragend gelungen. Stellvertretend dafür stehen insbesondere das OZEANEUM und das modernisierte MEERESMUSEUM im Katharinenkloster. Das neue Wissenschaftszentrum auf dem Gelände des NAUTINEUMs soll hier nahtlos anknüpfen. Mit ihm wird es noch besser möglich sein, die Aquarien, Ausstellungen und Sammlungen mit der Forschung zu

verbinden und dort neue wissenschaftliche und technische Innovation einzubringen. Es ist mir ein Anliegen, die meeresbiologische Forschung mit der Physik und Biogeochemie der Meere noch enger zu verzahnen, da sie die Grundlagen des Lebens bestimmen – und starken Veränderungen ausgesetzt sind. Für mich ist es eine ganz besondere Verantwortung, Ehre und Freude, die weitere Entwicklung des Deutschen Meeresmuseums mitgestalten zu dürfen. Auch wenn Dr. Harald Benke nun von Bord gehen und mir das Steuer übergeben wird, ist der Grundstein für die Zukunft bereits gelegt und das, wofür das beeindruckende Deutsche Meeresmuseum heute steht, ist insbesondere ihm, Andreas Tanschus und dem gesamten Team zu verdanken.


136 __ Impressum

IMPRESSUM Herausgeber Dr. Harald Benke Andreas Tanschus Dr. Dorit Liebers-Helbig Stiftung Deutsches Meeresmuseum Katharinenberg 14 – 20 18439 Stralsund E-Mail: info@meeresmuseum.de Internet: www.meeresmuseum.de Konzeption | Redaktion   Dr. Dorit Liebers-Helbig Eileen Thiele Texte Dr. Dorit Liebers-Helbig Eileen Thiele Dr. Harald Benke Andreas Tanschus Prof. Burkard Baschek Gestaltung | Layout | Satz Ulrike Jager Bildredaktion Ulrike Jager Johannes-Maria Schlorke Archiv Jan-Peter Reichert Produktion | Druck rügendruck gmbh putbus Circus 13 18581 Putbus

Fotos | Abbildungen: Johannes-Maria Schlorke außer: Archiv Deutsches Meeresmuseum S. 14, 16 – 22, 24 – 26, 28, 29, 32, 34, 35, 90, 91 Bundesregierung / Steffen Kugler S. 6 Die Werft S. 129, 131 Förster, Dr. Thomas S. 22 (kPOD), 35 (Haifoto) Giebel, Valenin S. 26 (Pinguin) gmw planungsgesellschaft mbH S. 132, 133 Hansestadt Stralsund S. 9 (unten) Helbig, Adrian S. 17 (Katharinenhalle) Höhn, Johannes S. 22 (Taucher) Jung-Wolff, Elke S. 8 Kirsten Jakobson / Rebikoff Foundation S. 34 (unten) Koch, Ronny / Firma Liebold-Glas S. 105 (unten) Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern S. 30 (Strandkorb) Moritz, Dr. Timo S. 23 Neumeister, Anke S. 4, 10, 21 (Chor), 64 (unten), 108 –109, 112 –113, 118 –119, 120 –121, 135 Obst, Roland S. 78 –79 Reichel Schlaier Architekten GmbH S. 128 (Modell), 130 Rödel, Christian S. 7 Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern S. 9 (oben) Zankl, Solvin S. 22 (Schweinswal) Copyright © 2021 für Texte, Fotos und Abbildungen bei den genannten Urhebern Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung, Verbreitung, öffentlichen Zugänglichmachung und Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. ISBN 978-3-9813568-9-2

Die Stiftung Deutsches Meeresmuseum wird gefördert von:


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