Der Kärntner Sumpf Haiders Polit - & Justizskandal um Wilhelm Papst und das Zellstoff-Werk Villach St. Magdalen Dieses Buch zeigt in einer lückenlosen Dokumentation anhand der Geschichte des Villacher Industrie-Projekts Zellstoffwerk St. Magdalen wie Jörg Haider und seine Vasallen in Politik und Justiz mit Willkür, Verleumdung und Betrug ein potentes Milliarden-Unternehmen, Arbeitsplätze und Menschen brutal ruinierten.
Diana Coby
Autorin: Diana Coby
Wie ist es möglich, dass die Kärntner Justiz Jörg Haider und seine Freunde dabei deckte, indem sie in einem mutwillig von Haider gegen den IndustrieInvestor Wilhelm Papst angezettelten Verfahren, das in der österreichischen Rechtsgeschichte seinesgleichen sucht , neben anderen Kuriositäten sogar einen in mehrerer Hinsicht befangenen Mann zum Sachverständigen ernannte, der - von anderen Sachverständigen belegt -wissentlich und für alle augenscheinlich falsche Behauptungen in den Raum stellt, nachweislich und belegt Dokumente verfälscht und damit trotz allem als Kronzeuge der Anklage, ganz nach Wunsch des späteren Landeshauptmanns von Kärnten, ein vernichtendes Urteil gegen einen unschuldigen weltweit erfogreichen Unternehmer bewirken konnte?
Vorwort der Autorin Diese Dokumentation versucht, die Geschehnisse rund um die Zellstoff-Fabrik Villach in der Zeit von 1985 bis 1989 und das darauf folgende Gerichtsverfahren im Jahr 1995 in den wesentlichsten Punkten darzustellen. Gleichzeitig mit der Geschichte des Werkes wird klar, welch unglaublich schmutziger Sumpf mit und um Jörg Haider in Kärnten entstanden - und in weite Teile der Gesellschaft gesickert ist. Das Material wurde aus dem Inhalt von rund 50 prall gefüllten Ordnern mit Verträgen, komplizierten technischen Studien, Gutachten, Untersuchungs-Ausschüssen, Rechnungshofberichten, unzähligen Seiten juristischer Texte und hunderten Aufstellungen und Tabellen über angeblich oder tatsächlich erfolgte finanzielle Transaktionen herausgefiltert, wobei die zur Verfügung stehenden Unterlagen immer noch nur ein kleiner Teil des Ganzen sind. Bei näherem Befassen bekommt man den Eindruck, dass diese Produktion von Berichten, Gutachten, Akten und Protokollen Methode hatte. Die unglaubliche Fülle - für die Befassung des Falles durch den Obersten Gerichtshof musste 1 LKW das Aktenmaterial nach Wien bringen - hatte offensichtlich die Funktion eines Nebelwerfers, der zur allgemeinen Verwirrung aller Beteiligten dienen und ihnen die klare Sicht nehmen sollte. Daraus ergibt sich auch für den Leser Verwirrendes: es wurde ununterbrochen von allen Seiten mit Zahlen für ein und dieselbe Sache herumgeworfen, die ständig wechseln. Wobei es sich bei den Zahlen ausschlielslich um Millionenbeträge handelt --aber 10, 20, 40 Millionen Schilling auf oder ab haben in diesem Verfahren weder den Rechnungshof, die Gutachter noch das Gericht sonderlich irritiert. Das sollten sie auch den Leser nicht. Alle kursiv gedruckten Texte sind Originalzitate von Aussagen oder wort-wörtlich übernommene Textpassagen aus offiziellen Papieren und Protokollen. Daraus ergibt sich die manchmal etwas holprige Sprache und eigenwillige Satzstellungen. Da sich die Geschichte in der Zeit vor dem Euro ereignetet, weisen alle Unterlagen logischerweise nur Schilling-Beträge aus und werden daher auch hier als solche wiedergegeben. Die Richtigkeit der hier geschilderten Ereignisse lässt sich weitestgehend mit vorhandenen Unterlagen belegen.
Diana Coby
Brief des Herausgebers Als ich gebeten wurde, bei der Rettung des Zellstoffwerkes St. Magdalen mitzuhelfen, stand ich vor meinem 60. Geburtstag, hatte mir in meinem reichen Arbeitsleben einen hervorragenden internationalen Ruf als Experte für die Errichtung von Anlagen der Zellstoff- und Papierindustrie erworben und es überdies zu einem beachtlichen Vermögen gebracht. Ich konnte also einem beschaulichen Lebensabend in Wohlstand entgegensehen. Trotzdem habe ich damals beschlossen, mich für St. Magdalen zu engagieren, weil ich helfen wollte, Arbeitsplätze zu erhalten und überzeugt war und bin, dass das Werk auch heute noch hoch profitabel arbeiten würde. Aber auch, weil ich mich gerne Herausforderungen stelle. Es ist alles anders gekommen. Ich wurde mit Schimpf und Schande davon gejagt, musste flüchten, wurde 4 Jahre von Behörden und Erpressern verfolgt, habe an die 240 Millionen Schilling verloren und man hat versucht, mir meine Ehre zu nehmen und mich zum Betrüger zu stempeln. In einem Prozess, bei dem in mehrfacher Hinsicht das Objektivitätsprin.zip verletzt wurde, bin ich zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. In den letztlich viereinhalb Jahren im Gefängnis bin ich psychisch und physisch beinahe zerbrochen. Das alles ist nicht passiert, weil ich mich persönlich bereicherte, fahrlässig gehandelt habe oder weil das Projekt durch mein Verschulden gescheitert ist. Die Geschichte war eine andere. Die Kärntner Landesregierung und die Geschäftsführung der Fabrik sind an mich herangetreten und haben mich gebeten, zu prüfen, ob das Werk rekonstruierbar und profitabel zu betreiben sei. Ich habe sehr schnell erkannt, dass dies möglich ist und deshalb dem Projekt zugestimmt und auch sehr viel eigcnes Geld riskiert. Was ich nicht erkannte, war, dass die österreichische Papierindustrie die Fabrik unter allen Umständen verhindern wollte und sofort alle Hebel in Bewegung setzte, als mein Engagement bekannt wurde. Auf Grund der engen Geschäftsbeziehungen zu den Printmedien war es der Papier-Lobby ein Leichtes, eine massive Kampagne gegen das Projekt und mich zu lancieren. Vielleicht hätte ich schon damals erkennen müssen, dass das Werk unter diesen Umstanden nicht zu retten war. Ausgerechnet der Abgeordnete, der in der Kärntner Landesregierung am lautesten für die Erhaltung von St. Magdalen votierte, war der erste, der die Seiten wechselte, als er im Windschatten der Papier-Lobby und der Kronenzeitung die Chance witterte, aus dem Projekt politisches Kapital zu schlagen. Es war, wie nicht anders zu erwarten, Jörg Haider. Mit Hilfe der Kronenzeitung gelang es ihm, der Öffentlichkeit zu suggerieren, ich sei ein windiger Geschäftsmann aus Monte Carlo, der die Kärntner SPÖ mit Millionen bestochen hatte, um über die Zellstoff Villach an Fördergelder zu kommen. St. Magdalen und ich als Betreiber des Werkes waren für ihn der Hebel, um der SPÖ in Kärnten nachhaltig zu schaden und von der Spitze zu drängen. Für dieses Ziel war im jedes Mittel recht und die Unterstützung der Papier-Lobby, der es nur um das Werk ging, willkommen. Es gelang ihm mit Hilfe seiner Kärntner Freunde im Umfeld der Landesregierung, mich kurz vor der Fertigstellung des Werkes aus dem Projekt zu eliminieren und seinem damaligen Parteifreund Hans Peter Haselsteiner in die Hände zu spielen. Haselsteiner erhielt nicht nur einen Pachtvertrag, der ihm unglaubliche Rechte einräumt.
Es flossen noch rund 570 Millionen Schilling für die Fertigstellung einer Fabrik, die unmittelbar vor der Inbetriebnahme stand und ganz sicher keinen Investitionsbedarf in dieser Höhe hatte. In wessen Taschen diese Millionen flossen, liegt auf der Hand, hat aber bis heute niemanden interessiert. Als letzten Schritt entzog Haider dem Werk dann noch als Landeshauptmann die Wasserechte. Haselsteiner musste Konkurs anmelden. Damit wurden Investitionen von über einer Milharde Schilling vernichtet, von denen ich rund 240 Millionen beisteuern durfte, und 200 Arbeitnehrnern samt ihren Familien die Lebensgrundlage entzogen. Dass Haselsteiner dann noch die Konkursmasse von Haider um einen lächerlichen Betrag zugeschanzt bekam, die dieser dann um das Vielfache weiterverkaufte, ist nur mehr eine Fußnote wert. Eigentlich konnte die Geschichte jetzt zu Ende sein. Die Papier-Lobby hatte erreicht, dass St. Magdalen stillgelegt wird. Haider hatte mit der Kampagne gegen das Zellstoff-Werk die Kärntner SPÖ zu Fall gebracht und ist Landeshauptmann geworden und hatte so nebenbei noch seinem damaligen Parteifreund Haselsteiner einige hundert Millionen Schilling Steuergelder zugeschoben. Aber Haider war das nicht genug. Er wollte seinem Publikum auch noch einen Schuldigen für die Vernichtung von über einer Milliarde Schilling präsentieren und seinem Image als Saubermann gerecht werden. Er selbst erstattet Anzeige gegen mich und sorgte mit einem Richter, den er zur Belohnung zum Justizmimster machen wollte, und befangenen Gutachtern, dass ich vor Gericht keine Chance hatte und schon vor dem ersten Prozesstag schuldig gesprochen war. Dass ein Unschuldiger für seine üblen Machenschaften viereinhalb Jahre im Gefängnis sass und mit dem Makel des verurteilten Betrügers leben muss, ist ihm bestenfalls sein höhnisches Grinsen wert.. Es ist ja nicht das erste Mal, dass er einen Menschen in den Schmutz zieht. Dieses Buch schildert den Lauf der Ereignisse rund um das Zellstoff-Werk St. Magdalen und meine Rolle bei dem Projekt in allen Details. Ich habe diese gut recherchierte und lückenlose Dokumentation autorisiert und herausgegeben, weil sie beweist, was passiert, wenn Justiz und deren Zuträger wie Gutachter und Sachverständige auf politischem Druck oder voraus eilendem Gehorsam willkürlich und die Wahrheit negierend entscheiden. Weil sie aufzeigt, was in einem kleinen Bundesland passieren kann, in dem jeder jeden kennt, zwischen den Akteuren verdeckte Verbindungen und Abhänigkeiten bestehen und alle auf die eine oder andere Weise für ihr Wohlverhalten belohnt werden. Ich habe mich letztlich aber auch zu diesem Schritt entschlossen, damit der Leser nachvollziehen kann, welcher Gefahr Demokratie und Rechtstaat ausgesetzt sind, wenn ein skrupelloser Mann wie Jörg Haider am Ruder ist und er und seine Helfershelfer vor keiner Infamie zurückschrecken, um ihre Ziele zu erreichen. Ich übernehme die volle Verantwortung für das vorliegende Buch und verbürge mich dafür, dass sein Inhalt der Wahrheit entspricht.
Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Ing. Wilhelm Papst Punta del Este
INHALTSVERZEICHNIS IN KAPITELN 01 Das Projekt Die österreichische Papier- Industrie beschließt das Ende des Zellstoff-Werkes St. Magdalen in Villach Die Kärntner Landesregierung will die Sperre verhindern . Wilhelm Papst legt ein Konzept vor 02 Die Krise Papst erhält Zuschlag für Rekostruktion des Werkes - Papier-Lobby startet Gegenoffensive mit bestellten Gutachten und erhält massive Unterstützung durch die Medien - Jörg Haider wird zum Gegner des Projektes Erste Anzeigen 03 Der 1. Untersuchungsausschuss Die Kampagne wird immer unerträglicher - Papst ersucht um Überprüfung der Gebarung U-Ausschuss stellt Persilschein aus 04 Die feindliche Übernahme Ing. Reitzi, ein Vertrauter von Haselsteiner, wird Geschäftsführer - alle Experten von Papst werden gekündigt Konkurs Wilco - Reitzi fahrt Anlage an - Implosion - Papst wird eliminiert - Haselsteiner tibernimmt Werk und kassiert Hunderte Millionen Schilling - Papst wird verhaftet - Konkurs 05 Die Rolle Jörg Haiders Haider erkennt Chance, Kampagne gegen das Werk für sich zu nutzen - Anzeigen gegen Papst - Rumpold verlangt 100.000.-Schilling für Kontakt-Vermittlung - Haider lässt Verkauf platzen 06 Der Rechnungshofbericht Nach nur 18 Tagen Prüfung legt Rechnungshof trotz Überforderung Bericht vor - beruft sich auf falsche Gutachten • Haider erhält von Brösigke Rohbericht und spielt ihn den Medien zu 07 Der Gerichts-Gutachter Dr. Norbert Meindl Der Gegner des Werkes als Gutachter • das befangene Gutachten - Meindl der Fälschung überführt 08 Der Gerichts-Gutachter Dkfm. Günther Robol Ein Gutachter, der sich mehrmals urn hurnderte Millionen irrt - unzulässige Polemik -muss Gutachten als unhaltbar zurückziehen - bleibt trotzdem im Prozess 09 Der 2. Untersuchungsausschuss Haider beauftragt Remhard Gaugg mit Leitung der Untersuchung - groteske Inszenierung im Auf'trag Haiders - Rolle Haselsteiners und Verbleib von 570 Millionen Schilling bleibt im Dunkeln 10 Die Anklage Papst erhaät nach 16 Monaten U-Haft die Anklage - Anklage beruft sich auf dubiose Zeugen, Gutachter und Unterlagen - der Einspruch wird ungeprüft schon nach 8 Tagen verworfen 11 Die Flucht
Papst flüchtet aus der psychiatrischen Abteilung • gelangt über Spanien nach Südamerika • wird von Tautner erpresst - wieder Flucht - Papst bietet Rückkehr gegen freies Geleit an - Verhaftung und Auslieferung 12 Der Prozess Der Richter DDr. Orasche, Justizmimster in Haiders Schattenkabinett - die wichtigsten Zeugenaussagen - der Eventualbetrüger - das Urteil - der OGH • das Gutachten Prof. Dr. Burgstaller zum Prozess 13 Zur Person Wilhelm Papst Die Jugend - der Tod des Vaters durch die Nationalsozialisten - Studium - die ersten Abschlüsse für Voith Existenzaufbau und Wohlstand - die großen Erfolge im Anlagenbau 14 Die Prüfer Die wichtigsten Passagen aus den Gutachten der Sachverständigen, die das von Papst vorgelegte Projekt im Auftrag der Kärntner Landesregierung vor Vergabe prüften Epilog
Diese Daten (bis 19.11. 89) sind ein kleiner Auszug aus der umfangreichen Zeittafel des Gerichtes, die dem Urteil vorangestellt ist und alle wichtigen Vorgänge rund um die Zellstoff Villach festhält. Insgesamt wurden in dieser Zeit über ein Dutzend Gutachten erstellt. Bemerkenswert ist, dass alle Ereignisse, die die Beweisführung und das Urteil des Gerichtes in Frage stellen, fehlen. So auch der mit * gekennzeichnete Bericht vom 26. 10. 87, der die Arbeit von Papst bestätigen würde.
01 Das Projekt Als Ing. Willi Papst an einem freundlichen Nachmittag im Frühjahr 1984 gut gelaunt zu einer Tennispartie ging, hatte er nicht dioe leiseste Ahnung, dass dieser Tag sein Leben total verändern würde - ein fast 60jähriges , unglaubliches Leben auf das er mit Recht stolz sein konnte. Als Sohn eines einfachen Bahnwärters aus Leoben in so armen Verhältnissen aufgewachsen, dass er bis zu seinem 16 Geburtstag das Bett mit seinem älteren Bruder teilen musste, hatte er durch harte Arbeit, Fleiss, technisches Wissen und einem außergewöhnlichen Verhandlungs- und Verkaufstalent zu einem bemerkenswerten Vermögen gebracht.
So schlenderte er nicht zu irgendeinem Tennisplatz sondern durch die Anlage eines seiner 1.- Class Hotels in Baden bei Wien zu den eigenen Tennisplätzen. Der blendend aussehende, braun gebrannte Grandseigneur war mit einer Dame aus Kärnten verabredet, die er flüchtig kannte und die in seinem Hotel abgestiegen war.
Nach einem unterhaltsamen Match gingen sie an die Hotelbar, um sich zu erfrischen und ein wenig zu plaudern. Bei diesem Gespräch wandte die Frau sich an ihn, wissend dass Papst einer der führenden Experten für Anlagen der Zellstoff- und Papierindustrie in Österreich ist. Sie erzählte ihm, dass in ihrer Heimatstadt Villach die dortige Zellstoff-Fabrik vor dem Zusperren stünde, über 200 Arbeitsplätze gefährdet seien und fragte, ob er nicht Rat wüßte. Papst sagte, dass er zu wenig über diese Fabrik wisse -
aber falls sich der Direktor der Fabrik mit ihm in Verbindung setzt, sei er gerne bereit, sein Wissen und seine Erfahrung zur Verfügung zu stellen. Wenige Wochen nach diesem Gespräch, als Papst die Angelegenheit schon längst wieder vergessen hatte, meldete sich em Dr. Paul telefonisch bei ihm und stellte sich als Leiter der Zellstoff Villach in St. Magdalen vor. Er informierte ihn über die wichtigsten Eckdaten : Die Zellstoff-Fabrik St. Magdalen gehöre der Halleiner Papierfabrik, die dieses Werk aus strukturellen und strategischen Gründen schließen wolle, insbesondere, da die Kapazität zu gering war und die Anlage nicht mehr den gesetzlichen Umwelt-Standards entsprach. Diese Ansicht entsprach auch dem Struktur-Bereinigungsprogramm der Vereinigung der Österreichischen Zellstoff- und Papierindustriellen OPA. Es gait als besprochene Sache : die Zellstoff-Fabrik St. Magdalen sollte ,,abgefahren" werden. Verständlicher Weise, sollte doch durch die Schließung ein unliebsamer Konkurrent vom Markt verschwinden. Die Schließung würde aber die Entlassung von über 200 hoch qualifizierten Arbeitskräften bedeuten und die Region Villach stark treffen. Um das zu verhindern, erwarb das Land Kärnten die Fabrik samt der dazugehörigen Liegenschaft um 20 Millionen Schilling und suchte einen Investor, der die Anlage rekonstruiert, das heißt, eine Anlage errichtet, die durch Kapazitätserhöhung auf 100.000 Jahrestonnen bei Beachtung aller Umweltauflagen marktwirtschaftlich arbeitet und rund 200 Dauerarbeitsplätze schafft. Die Liegenschaft und die Fabrikanlage sollte bei Erfüllung des Nutzungsvertrages nach Ablauf einer 12 jährigen Laufzeit in das Eigentum der Zellstoff Villach bzw. deren Gesellschafter übergehen. Papst sagte zu, sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen und sich in einigen Tagen wieder zu melden. Nachdem er aufgelegt hatte, blieb Papst noch ein wenig an seinem Schreibtisch sitzen. Er bemerkte, wie sehr ihn das eben gehörte beschäftigt. Er sah sein Leben im Zeitraffer an sich vorbei ziehen, die vielen Fabrik-Anlagen mit einem Volumen deutlich über 10 Milliarden Schilling, die er mit großem Erfolg auf der ganzen Welt errichtet hatte. Fabriken, die heute noch Gewinn bringend arbeiten und in denen Papst gerngesehener Gast ist. Er sah aber auch die unzähligen Stunden in Flugzeugen, stinkenden Bahnabteilen und die hunderttausenden Kilometern auf endlos scheinenden Straßen, mühsame und zähe Meetings und nie enden wollende Arbeitstage. Es wurde ihm in diesen Minuten aber auch sehr wohl bewusst, wie sehr sich der Einsatz gelohnt hatte. Er war ein reicher Mann. Er besafs mehrere 1.st-Class-Hotels, Beteiligungen an etlichen Firmen und Fabriken, Immobilien, hatte seinen Wohnsitz in Monte Carlo und konnte es sich leisten, einen Rolls Royce in der Garage zu haben. Wobei auch dieser Wagen später zu gehässigen Polemiken in der Medien führen und den Neid-Reflex der Kronenzeitungs-leser bedienen wird. In Wirklichkeit kennt man Wilhelm Papst schlicht nicht, wenn
man glaubt, er hatte diesen Wagen, weil er ein Statussymbol brauchte. Der Grund ist viel einfachere, der Wagen war bei der Geschäftsanbahnung mit arabischen Kunden behilflich. Er musste schon langst kein Geld mehr verdienen und sich den Kopf über technische Probleme zerbrechen - er konnte genau so gut darüber nachdenken, ob er das nächste Wochenende lieber
in Shanghai oder auf Sansibar verbringen möchte. Warum sollte er auch nur eine Sekunde an ein Projekt verschwenden, das wieder etliche Jahre Schwerarbeit bedeuten würde • warum sollte sich das antun ? Aber Wilhelm Papst ist nicht der Playboy und der in Luxus verliebte Lebemann, als der er oft dargestellt wird. Kein Zweifel, Papst war wohlhabend geworden, aber dank seiner unermüdlichen Arbeit und seines Einsatzes. Und er war trotz seines Reichtums der besessene Arbeiter und Pionier geblieben, der am liebsten bei einem Gulasch und einem Glas Bier über neue Herausforderungen nachdenkt. War der kleine lo-jährige Bub Willi nach der Schule in den Wald gegangen, um bis zum Sonnenuntergang Schwarzbeeren zu brocken und zu verkaufen, um so ein paar Groschen zu verdienen, so hatten sich jetzt nur die Dimensionen, Volumen und Beträge verschoben, aber das Prinzip ist das Gleiche geblieben. Und so spürte er auch, wie wieder der Ingenieur in ihm erwachte, der Kämpfer, der Problemlöser, der, dem keiner das Wasser reichen konnte, wenn es um die Errichtung von Zellstoff-Anlagen ging. Er wusste, dass in Österreich vermutlich nur er auf Grund seiner Erfahrung, seines Fachwissens und seiner Verbindungen zu den besten Ingenieur- und Planungs-Büros in der Lage ist, ein Projekt dieser Größenordnung erfolgreich durchzuziehen. Und das deshalb, weil er mehr Erfahrung als jeder andere hatte und weil er preiswerter anbieten konnte, als jeder andere. Schon bei der Fabrik Brigel & Bergmeister hatte er bewiesen, welch gutes Auge er für das Erkennen und Realisieren von Chancen hat. Als Papst hörte, Leykam werde dieses Werk in Niklasdorf wegen Jahresverlusten von rund 150 Millionen Schilling sperren, sah er es sich an und wusste sehr schnell, dass man hier sehr viel bewegen kann. Er kaufte die Fabrik um 40 Millionen Schilling. Die gesamte PapierLobby lachte sich ins Fäustchen und wollte Papst beim Baden gehen zuschauen.
Er rekonstruierte das Werk, rettete 160 Arbeitsplätze und schrieb schon im zweiten Jahr Gewinne. Heute ist Brigel & Bergmeister ein weltweit respektiertes Milliardenunternehmen. Mit diesen Gedanken im Kopf war Papst wenige Tage später mit 2 führenden Ingenieuren der Firma seines Sohnes, Viscose Consulting und dem bekannten Planungsingenieur Kasmannhüber nach Villach unterwegs, um sich die Fabrik anzusehen, die noch unter Kaiser Franz Joseph 1903 eröffnet wurde. Den Experten war auf den ersten Blick klar, dass die überalterten Maschinen, die für eine Jahresproduktion von 40.000 Tonnen ausgelegt waren, unmöglich auf die aktuellen Umweltstandards umgerüstet werden können, da dies angesichts der geringen Kapazität völlig unrentabel gewesen wäre. Aber die vorhandene Infrastruktur war bestens geeignet, um bei Rekonstruktion des Werkes schrittweise eine Verdoppelung der Produktion bei Beachtung aller Umweltauflagen zu erreichen. Papst hatte im Lauf der Jahre mehrere hochspezialisierte Unternehmen wie die Planungs- und Ingenieurbüros Viscose Consulting und Preplan sowie den Apparate- und Rohrleitunsbau-Experten Wilco aufgebaut. Diese Unternehmen waren auf die Errichtung von Anlagen für die ZellstoffProduktion spezialisiert. Zwar hatte Papst diese erfolgreichen Unternehmen schon vor einigen Jahren seinem Sohn übergeben und war nur mehr Verkaufs-Repräsentant, konnte aber darauf bauen, von diesen Firmen die gesamte organisatorische Abwicklung der Rekonstruktion, also die gesamte Software aber auch Teile der Hardware weit unter den branchen-üblichen Preisen zukaufen zu können.
Nach rund 14 Tagen hatte sich eine klare Meinung herauskristallisiert: St. Magdalen ist unter ganz bestimmten Bedingungen rekonstruierbar und allen Auflagen entsprechend profitabel zu betreiben. Die Schwierigkeit bestand in der Aufgabe, parallel zur laufenden Produktion eine neue Anlage zu errichten und in die alte zu integrieren. Zentraler und wichtigster Punkt der ganzen marktwirtschaftlichen Überlegungen war die Entscheidung, vorhandene Marktnischen zu nützen und sich bei der Produktion auf Spezial-Zellstoffe zu konzentrieren. Und parallel fiel auch eine andere Entscheidung. Papst verschwendete keine Gedanken mehr an einen gemütlichen Lebensabend im Lehnstuhl. Er wollte es noch einmal wissen. Nachdem er schon auf der ganzen Welt erfolgreich Fabrik-Anlagen errichtet hatte, wollte sich der überzeugte Österreicher als krönenden Abschluss seines Lebenswerkes auch in seiner Heimat ein Denkrnal setzen. Nachdem er eine Machbarkeitsstudie erstellt hatte, informierte Papst Direktor Paul telefonisch von seinem prinzipiellen Interesse und bat ihn, ein Treffen mit den Verantwortlichen der Kärntner Landesregierung zu arrangieren. Ab dann ging es Zug um Zug. Papst präsentierte dem für Industriewesen zuständigen Rat, Landeshauptmannstellvertreter Erwin Frühbauer ein erstes grobes Konzept für die Rekonstruktion und wurde daraufhin aufgefordert, eine Studie zu erstellen, die Frühbauer einem erweiterten Gremium der Landesregierung vorlegen wollte. Papst übergab wenige Wochen später diese erste Studie, die in den späteren Gerichtsverfahren auf Grund des blauen Umschlages als die ,,blaue Studie" Erwähnung finden wird. Offensichtlich gefiel dieses Konzept , denn Papst wurde einige Zeit drauf eingeladen, eine erweiterte Ausarbeitung unter Berücksichtigung diverser Auflagen und präzisierter Vorgaben zu erstellen. Diese überarbeitete Studie, genannt die ,,Grüne", wurde Frühbauer, der nicht nur Mitglied der Landesregierung - sondern auch Vorsitzender des Wasserwirtschaftsfonds war, übergeben. Schritt für Schritt gelang es Papst und seinem Team, hauptächlich bestehend aus Ingenieuren der Viscose Consulting und dem Feder führenden Planungsfachmann Kasmannhüber, das Projekt immer mehr zu konkretisieren und zu perfektionieren. Insbesondere der Wasserwirtschaftsfond (WWF) erstellte ein sehr präzises und anspruchvolles Anforderungsprofil als Voraussetzung für eine mögliche Förderung. Das Ergebnis der monatelangen technischen Entwicklungsarbeit unter Berücksichtigung aller Auflagen war das Einreichprojekt.
Am Ende aller Verhandlungen und Planungen wurde ein Rahmenvertrag unterzeichnet - so etwas wie eine prinzipielle Kooperationsvereinbarung. Sie sah vor, dass die Zellstoff Villach auf ihr eigenes Risiko rekonstruiert wird, das Land aber für die erforderlichen Kredite, Förderungen und Haftungen sorgt. Hauptgesellschafter sollte Wilhelm Papst sein. Dieser Vertag unterlief das Konzept der ÖPA (Österreichische Papierindustrie) aus mehreren Gründen : Anstatt der Stilllegung von St. Magdalen sollte die Fabrikanlage erneuert werden und der Fortbestand ausdrücklich langfristig gesichert werden. Die Gelder des Wasserwirtschaftsfond kamen nicht der OPA und den Zielen ihres Strukturbereinigungsprogramm zugute, sondern würden in die Rekonstruktion von St. Magdalen fliessen. Mit anderen Worten - die Unternehmen der ÖPA gingen leer aus.
Die Intention der ÖPA, die Konkurrenzverhältnisse einver-nehmlich zu regeln, würden unterlaufen und ein neuer Konkurrent auf dem Zellstoffmarkt die angespannte Situation verschärfen.
Zu allem Ärger wurde nach dem von Papst in Auftrag gegebenen Konstruktions- und Investitionsplan die Herstellung der neuen Zellstoff-Fabrik mit einem Volumen von 625 Millionen Schilling etwa 1/4 weniger kosten, als bei vergleichbaren Fabrikbauten üblich war. Die Verwirklichung dieses Projektes hatte zukünftig eine weit sparsamere Zuerkennung von Fördermitteln bedeutet. Und hier, genau an diesem Punkt hat Wilhelm Papst wahr-cheinlich seinen einzigen - aber entscheidenden Fehler begangen. Er hatte sich eine Fabrik angesehen, um über Kapazitatssteigerung, Effizienz und Umweltverträglichkeit zu diskutieren. Er hatte nur eines im Kopf: klaäen, ob man hier mit vertretbaren Investitionen optimale Bedingung schaffen kann, um besten Zellstoff zu produzieren, der dann möglichst gewinnbringend vermarktbar ist. Er hatte nicht berücksichtigt, wem allen er dabei auf die Zehen stieg. In einem Schreiben vom 29.11, 84 an den Prasidenten der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft bezog sich der Fachverband der Papierindustrie auf das Konzept der ÖPA und stellte fest, dass das Projekt Villach ,,im direkten Gegensatz zur Strukturentwicklungen" im Zellstoff-Bereich stand. Aus diesen Gründen äußerte der Fachverband ,,in nachdrücklicher Weise seine Bedenken und seine Sorge um die Zukunft der gesamten Branche". In einem weiteren Brief vom 5. 12. 84 wandte sich die ÖPA sogar an Bundeskanzler Dr. Fred Sinowatz und verwies neuerdings auf ihr Konzept, wonach Villach “an erster Stelle der zu sperrenden Anlagen “ stehe. Nachdem dieseMaßnahmen nicht fruchteten, wurde dem Land Kärnten ein Betrag von etwa 100 Millionen Schilling für die Aufgabe der Zellstoff-Fabrik und des Projektes angeboten.
Siehe Original-Zeitungsausschnitt Wirtschaftsmagazin im Buch seite 25. Wer kann das verantworten? Bevor noch das endgültige Projekt , Kosten oder gar Verträge vorlagen, warf die ÖPA ihre Propaganda maschinerie an, um alles schlecht zu reden. Der Wille der OPA, das Werk mit allen Mitteln zu verhindern, wurde von allen unterschätzt. Als auch dieses Angebot im Kärntner Landtag nicht weiter verfolgt wurde, beauftragte ein Unternehmen der ÖPA den Bera.ter Dkfrn. Ulrich Poppovic mit einem Gutachten gegen das Projekt St. Magdalen. Poppovic, der weder Sachverständiger, Techniker noch Experte für den Anlagenbau ist, bewertete das Projekt erwartungsgemäß vernichtend, ohne die technischen und wirtschaftlichen Grundlagen der Rekonstruktion zu kennen. Aber auch die Veröffentlichung dieses bezahlten und bestellten Gutachtens verhinderte die weitere Entwicklung des Projektes nicht. Papst unterschätzte gänzlich die drohende Gefahr, die man herauf beschwört, wenn man es wagt, sich gegen die Entscheidung einer so mächtigen Lobby wie die der Österreichischen Papier-und Zellstoffindustrie zu stellen. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt bereits rund 15 Millionen Schilling Eigenmittel in das Projekt investiert, wobei über 90% dieses Betrages für Projektierungs-Arbeiten an das Planungsbüro Kasmannhüber bezahlt wurden - einem angesehenen Unternehmen in Spital an der Drau, an dem Papst in keiner Weise beteiligt war oder zu dem irgendwelche finanzielle Verflechtungen bestanden.
Das Einreichprojekt, das von dem als genial geltenden Diplomingenieur Kasmannhüber unter Berücksichtigung aller Auflagen des WWF und anderer Institutionen erstellt wurde, ging weit über eine allgemeine Studie hinaus und war bereits mit exakten Plänen und ausgearbeiteten Details, ProduktionsBerechnungen, Return of Invest, Kalkulationen etc. versehen. Bei einem Treffen mit Erwin Frühbauer, seinem Sekretär Dr. Ambroszy, dem heutigen Chef der Kärntner SPÖ und dem technischen Leiter der Landesregierung, Dr. Fanta, wurde ein grober Finanzierungsplan erarbeitet, der einen Kapitalbedarf von rund 625 Millionen Schilling vorsah. Dieser Betrag sollte aus 400 Millionen Schilling Kreditmitteln vom Wasserwirtschaftsfond kommen, 132 Millionen das Land Kärnten beisteuern und Papst 124 Millionen aufbringen, wovon 84 für Investitionen und 40 Millionen als Stammkapital vorgesehen waren. Natürlich waren sich alle Beteiligten sowohl auf der Planungs-aber auch Regierungsseite bewusst, das der Kostenrahmen mit 625 Millionen Schilling relativ eng war. Aber Papst hatte 3 überzeugende Argumente, die von den eingesetzten Fachleuten der Landesregierung gewürdigt - von den Gegnern des Projekts aber immer negiert wurden:
1. die vorhandene Infrastruktur des alten Werkes mit Straßen, Hallen, Diesel-Loks, Elektrik, Fahrzeugen, Büros etc., die hervorragend für die Weiterverwendung geeignet waren und wertmaßig mit rund 20 % des Investitionsvolumens zu beziffern war. Rechnet man diesen Betrag zu der Investitionssumme hinu, ist man schon auf einem Volumen von 750 Millionen. 2. das Nahverhältnis von Papst zu den Planungs- und Ingenieurblüros Viscose Consulting, Preplan, und den Apparatebau- und Rohrleitunsexperten Wilco, die auf die Errichtung von Anlagen und Zellstoffwerken spezialisiert waren. Auch diese Verbindung und die damit verbundene Ersparnis erbrachte eine realen Wert von 50 - 60 Millionen Schilling Aber auch die rund 200 hochmotivierten Facharbeiter, die loyal zu ihrem Werk standen und es unbedingt erhalten wollten, waren für Papst und das ganze Unternehmen von unschätzbarem Wert und ein wichtiger Teil des Ganzen. 3. ein ganz wesentlicher Punkt der Projektierung war, dass es Papst auf Grund seiner weltweiten Verbindungen möglich sein würde, modernste Second-Hand-Maschinen für die Anlage aufzutreiben. Diese Maschinen wurden rund 40 Millionen Schilling kosten, tatsächlich aber einen Neuwert von 300 Millionen Schilling repräsentierten. Addiert man alle diese Faktoren, verdoppelt sich das Volumen nahezu und die Fabrik steht mit einem Vermögen von rund 1,1 Milliarden Schilling und einer Potenz da, die es ihr ermöglicht, schon im zweiten Produktionsjahr 150 Millionen Schilling Gewinn zu erwirtschaften. Zusätzlich gelang es Papst, den exzellenten Chemiker und langjährigen Leiter des Werkes, Dr. Paul, und den Planungsfachmann Dipl. Ing. Kasmannhüber langfristig in das Projekt einzubinden, in dem er beide mit je 5% an dem Unternehmen beteiligte und so sicher sein konnte, die Leitung 2 Experten übertragen zu haben, die für die Fabrik durchs Feuer gehen wurden.
Im Herbst 1984 waren die Planungsarbeiten abgeschlossen und das Finanzierungskonzept seitens der Kärntner Landes-regierung bzw. des WWF mündlich bestätigt, so dass zwischen dem Land Kärnten und der Fa. Viscose Consulting als General-unternehmer prinzipiell Einigkeit über die Rekonstruktion des Zellstoff-Werkes St. Magdalen bestand. Das von seiten Papst zu erbringende Kapitalvolumen von 124 Millionen Schilling wurde durch die Verpfändung seiner Anteile an dem Unternehmen Brigel &
Bergmeister, seiner Hotels in Baden, 25 Millionen in bar und den finanziellen Vorleistungen sicher gestellt. Wobei nur am Rande erwähnt werden soll, dass die Anteile von Papst an Brigel & Bergmeister und seine 3 Hotels und seine Privatvilla in Baden schon damals einen weit höheren Wert als 84 Millionen Schilling hatten, Aber sein Glaube an St. Magdalen war so groß, dass er bereit war, seinen Besitz weit unter Wert zu verpfänden und keine Sekunde daran dachte, dass diese Verbindlichkeiten einmal schlagend werden und ihn zu einem armen Mann machen konnten. Auf Wunsch der Landesregierung, namentlich Erwin Frühbauers, wurde Papst aufgefordert, sich mit der Finanzierungsgarantiegesellschaft FGG in Verbindung zu setzen, das Projekt vorzustellen und mit der Gesellschaft über mögliche Finanzierungsgarantien zu sprechen. Da Papst wusste, dass die FGG hauptsächlich für die VOEST und andere staatsnahe Unternehmen tätig war, hielt er ein Treffen für nicht sinnvoll, aber da die Landesregierung darauf beharrte, vereinbarte er einen Termin. Das Gespräch fand dann am 21. Dezember 1984 statt, wobei seitens der FGG Diplomkaufmann Hutterer mit 2 Mitarbeitern sowie Papst Junior, Senior und Prokurist Kist teilnahmen. Nach Vorstellung der Plane hielt Hutterer eine kleine Einführung in die Marktwirtschaft und meinte, dass der Holzmarkt schwierig sei, Preise für Holz steigen konnten, der Dollarkurs schwanken wird und überdies das Risiko sinkendcr Zellstoffpreise nicht auszuschliessen ist und er daher das Projekt als zu risikoreich erachtete. Papst dankte für die Belehrung und verabschiedete sich mit seinem Team. Wie erwartet, hatte er einen Vormittag verloren und wieder einmal die Bekanntschaft mit einem recht einfach gestrickten Bürokraten gemacht. Papst erachtete das oberflächliche und belanglosc Gespräch als eine Pflichtübung. Das war zweifelsohne ein schwerwiegender Fehler. Denn er hatte nicht einkalkuliert, dass Hutterer nachträglich eine penibles Gesprächs-Protokoll anfertigten würde, in dem er seine Gemeinplatze zu ernsten und eindringlichen Warnungen hochstilisierte. Das Protokoll dieses beiläufigen Gespräches, dem Papst absolut keine Bedeutung beimaß, sollte später zu einer der Säulen der Anklage werden. Parallel dazu hatte Dipl. Ing. Norbert Meindl, Vorstand des ÖPA-Unternehmens Papierfabrik Steyrermühl, ebenfalls im Dezember 1984 persönlich bei dem durch das Land Kärnten zur Überprüfung des Projektes beauftragten Univ. Prof. Dr. Helmut Stark in Graz interveniert, um den Standpunkt der Papier- und Zellstoffindustrie über das Projekt darzulegen und eine negative Begutachtung zu erreichen. Unabhängig und unberührt von all diesen Querelen wurde das Projekt offiziell vom Land Kärnten ausgeschrieben und neben der Viscose Consulting auch die Österreichischen Unternehmen Voest, Andritz, sowie ein deutscher und ein jugoslawischer Konzern zur Anbotlegung eingeladen. Letztlich war von allen verbliebenen Interessenten die Viscose Consulting Bestbieter und hatte das schlüssigste Konzept präsentiert. Jetzt waren die Behörden am Zug, um die Überprüfung und Evaluierung des Projektes in Auftrag zu geben. Denn nur wenn alle Gutachter grünes Licht signalisieren würden, konnte das Projekt dem Landtag zur Genehmigung vorgelegt werden. Insgesamt haben über 10 angesehene Universitätsprofessoren, Zivilingenieure und Sachverständige im Auftrag der Kärntner Landesregierung und der Kärntner Handellskammer die Einreichung auf Herz und Nieren geprüft und sind zum Urteil gekommen, dass es sich sowohl aus technischer umweltverträglicher wie wirtschaftlicher Warte um ein exzellent ausgearbeitetes Projekt mit guten Perspektiven handelt Die wichtgsten Aussagen dieser Experten sind im Anhang im Kapitel Die Prüferin Auszügen nachlesbar.
02 Die Krise Die überwältigende Zustimmung aller Sachverständigen und der Gutachten zu dem vorgelegten Projekt überzeugte auch die letzten Skeptiker und so wurde der Antrag der Landesregierung auf Rekonstruktion des Zellstoff-Werkes St. Magdalen vom Kärntner Landtag mit den Stimmen aller vertretenen Parteien angenommen. Kernstück der Vereinbarungen war der Gereralunternehmer-Vertrag zwischen dem Zellstoffwerk Villach und der Viscose Consulting Baden. Denn es war allen Beteiligten klar, dass nur ein Spezialunternehmen wie die Viscose Consulting den gigantischen Arbeitsaufwand, Planung, Kalkulation und die Koordination der einzelnen Bauphasen, Lieferanten und aller anfallenden Aktivitäten bewältigen konnte. Wobei alleine durch die Anwesenheit von Magister Wilhelm Papst. jr. als Geschäftsführer der Viscose Consulting und Wilco bei allen wichtigen Besprechungen nie ein Zweifel darüber bestehen konnte, dass naturgemäß ein wirtschaftliches Nahverhältnis zwischen Vater und Sohn besteht. Formal gab es damit aber nie einen Vertrag zwischen Papst sen. und der Zellstoff Villach bzw. in Folge mit dem Land. Allerdings stand Papst sen. mit einer Ausfallshaftunggarantie in Höhe von ca. 400 Millionen Schilling gerade. Ende März 1985 bereitete sich Wilhelm Papst als Playing Captain der Österreichischen TennisNationalmannschaft der Senioren mit seinem Team in Bangkok auf ein Tennisturnier in Australien vor, als ihn ein Anruf von Dr. Paul erreichte und er ihn bat, unbedingt am 1. April nach Villach zu kommen, um bei der offiziellen Übergabe des Werkes dabei zu sein, Schweren Herzens, aber mit dem ihm
eigenen Verantwortungs-Bewusstsein übergab Papst die Kapitänswürde einem anderen Spieler und flog am nächsten Tag zurück nach Österreich, um bei den Feierlichkeiten anwesend zu sein. Obwohl die letzten Verträge noch nicht unterschrieben - und auch noch keine Geldmittel freigegeben waren, begann Papst am 2. April mit der Arbeit. Als gründlicher Mensch veranlasste er als erstes, dass das Werksgelände entrümpelt und aufgeräumt wird, damit die Anlage wieder überschaubar wird. In Folge besuchte er mit seinen Ingenieuren mehrere Werke in Skandinavien und es gelang ihm noch vor Vertrags-unterzeichnung, über geeignete Gebrauchtmaschinen, die ein wesentlicher Punkt des Rekonstruktionskonzeptes waren, Kaufverhandlungen zu führen, auf eigenes Risiko abzuschließen und mit seinem Eigenkapital vorzufinanzieren. Warum er die-sen scheinbar überhasteten Schritt setzte, der ihm in den Verhandlungen auch immer wieder vorgeworfen wurde, lässt sich leicht erklären. Maschinen dieser Qualität sind nur sehr kurz am Markt ehe sie verkauft sind und die verkaufenden Unternehmen in Skandinavien - immerhin so renommierte Nahmen wie Iggesund, Stromsbruck oder Nokia - hatten Papst nur eine zeitlich begrenzte Option eingeräumt. Alleine die Entwässerungsmaschine von Iggesund, die insgesamt pro Jahr nur wenige Wochen in Betrieb gewesen war, mit einem Realwert von 120 Millionen Schilling - konnte Papst so um 20 Millionen erwerben. Im Oktober 85 tauchte Dkfm. Hutterer von der FGG (Finanzierungsgarantie-Gesellschaft), mit dem Papst zwar einmal ein kurzes Gespräch geführt hatte, der aber mit dem Projekt absolut nichts zu tun hat, in Begleitung von mehreren Herren im Werk auf. Papst war zu diesem Zeitpunkt nicht vor Ort. Dr. Paul als Geschäftsführer der Fabrik kümmerte sich um die Gäste und erklärte Ihnen, dass das Konzept darauf ausgelegt ist, hoch spezialisierte Zellstoffe und nicht nur handelsübliche Ware zu produzieren. Wieder begann Hutterer, einige Allgemeinweisheiten wie - es ist nicht einfach, Spezial-Zellstoff zu erzeugen -
zum besten zu geben. Dr. Paul, als Chemiker und einer der wenigen Experten in Österreich für die Produktion von Spezial-Zellstoff, musste innerlich über die Borniertheit des Beamten lächeln, bedankte sich aber höflich für die guten Ratschläge und verabschiedete die Herren. Auch dieses Gespräch wurde von der FGG als Besprechungsbericht festgehalten und wird noch eine gewichtige Rolle spielen. Papst, sein Geschäftsführer Dr. Paul, Planungsingenieur Kasmannhüber und die Ingenieure der Viscose Consulting ließen sich von den fallweisen Störmanövern nicht irritieren und bauten planmässig neben dem laufenden Produktions-Betrieb die neue Anlage. Obwohl offenkundig das Projekt kaum mehr aufhaltbar war, agitierte die ÖPA weiter. Ein zweites, bei Dkfm. Poppovic in Auftrag gegebenes Gutachten lag vor. Da alle parallel laufenden Interventionen ins Leere trafen, wurde auf einer Presse-Konferenz am 21. 10. 86 der Standpunkt der ÖPA und der Inhalt des Gutachtens der Presse vorgestellt und dafür Sorge getragen, dass eine erste Österreich-weite Kampagne gegen das Projekt anlief. Die Bemühungen der ÖPA und wahrscheinlich auch anderer Hintermänner fiel auf fruchtbaren Boden. Denn es begann eine beispiellose Medien-Kampagne gegen St. Magdalen und man kann, ohne pathetisch zu werden, sagen, menschenverachtende Hetzkampagne gegen Ing. Papst. Die Papier-Lobby, der bekannt war, dass Papst weltweit zahlreiche Zellstoff-Projekte initiiert, vermittelt und erfolgreich realisiert hat, wusste nur zu gut: wenn einer dieses Projekt verwirklichen kann, dann ist es Papst, Deshalb fokussierte sie ihre ganze Energie und Power gegen ihn und schreckte vor keiner Verleumdung zurück. Er wurde unter anderem bezichtigt, Förderungsgelder herausgelockt, diese ins Ausland verbracht, verrostete Schrottmaschinen gekauft, einen Mann mit schwerem Geldkoffer über die Grenze geschickt zu haben und ähnliches mehr. Etwa zu dieser Zeit wurde St. Magdalen auch zum Spielball der Kärntner Landespolitik und insbesondere parteipolitischer Interessen. Der eben erst durch einen innerparteilichen Putsch zum Obmann gewordene junge, aufstrebende und skrupellose Politiker Dr. Jörg Haider witterte die Chance, mit Hilfe der Medien-Kampagne und der ihn unterstützenden Kronenzeitung, St. Magdalen zum Wahlkampfthema zu machen und so die SPÖ zu entmachten.
Wiedergabe hier unleserlich, Originalauschnitt aus “profil” im Buch Seite 34
FiIRMENSAN1ERUNG,
Absahnieren ;Um 200 Arbeitsplatze ;zu retten, soil'die "" offentliche Hand 50"0 • • Müonen spr'ingen jassen. Der private ' :Sanierer steuert nur :40 Mille bei. 'VonH.'LANGSNER . Villach. wo die 200 ihr tSglich j : Hroi vcrdioncn. noch vur dem !
Auch em auf Seriösitat und Objektivitat bedachtes Magazin wie Profil ist nicht davor gefeit, von der Papierindustrie unter Druck gesetzt zu werden. Em Magazin braucht ja schlieglichviel Papier. Da kann sich schon mal ein kleiner Gefalligkeitsardkel einschleichen, in dem Papst, bevor er auch nur einen Schilling Forderung erhalten hat, zum Ab-sahnierer wird. ' Sommerdic Wcrksiorcaufim- ! mer sehlicBen sollie. Abcr darm j
• kjini \Vifhdm Papst, gcburtiger j i Leobner mil V/ohnsitz in Mo- | < naco und nun im Rolls-Royec | ; unterwegs, und Obcrnahm die I Fabrik, Jeizt wird in Si, Mag- \ \ U n tf Pa p sl. a r g w cj h n t d i e ; Ko n kurr e tu . Jjich i sich in s j Füustchen, Demi der Prcis, den ; die aiTentliche Hand für die ; cltr isilid te Ar b e il sp la t/r ct? iung.vtktio n /ahlcn soil, ist I hoch: 500 Millionen Hnentli-l chcr und da mil sebwef subven-| ikmierte* Kredüe ^ind notwcn-' dig. damil Papst sein Knn?.epi dalcn wtedcf in die Milnde j 200 Menschcn war es an kleincs Wimder, wai jhncn ein Hcrr namens Papst houer beschcrte. Call cs doch als ausgcmochi, <laO die Zelfu-losclsbrik in St. Magdalen bei
Die FPÖ, die den Entschluss zur Rekonstruktion des Werkes im Landtag so wie alle anderen Parteien mitgetragen hatte, scherte aus und begann im Windschatten der ÖPA und der mit falschen Informationen
gefütterten Medien, gegen das Projekt zu agitieren. Haider konstruierte ein plausibel klingendes Gaunerstück und verbreitete die Behauptung, Papst wollte sich von Anfang an nur über Fördergelder und Geldverschiebung bereichern. Um diese Gelder bewilligt zu bekommen, muss er die Kärntner SPÖ und den starken Mann hinter der ganzen Geschichte, Landeshauptmannstellvertreter Ing. Erwin Frühbauer mit Millionenbeträgen geschmiert haben, der damit zur politischen Zielscheibe wurde. Papst musste reagieren. Voraussetzung dafür war, die Hintermänner der Kampagne zu kennen und so begann er zu recherchieren. Zu seinem größten Erstaunen stellte sich bald heraus, dass einer seiner Mitarbeiter, der 30 Jahre für ihn arbeitete, einer der Drahtzieher war. Franz Gumsej hatte Jahrzehnte in der Viscose Consulting zufriedenstellend gearbeitet, aber durch seine sexuelle Obsession auch für einige Unruhe gesorgt. Er hatte praktisch 3 Familien und pendelte ständig zwischen den jeweiligen Frauen, mit denen er auch Kinder hatte, hin und her. Die arbeitsbedingte Reisetätigkeit vorschiebend, konnte er die Beziehungen zwischen den Frauen geheim halten. Abgesehen von alledem war Gumsej so schwer zuckerkrank, dass die Krankheit ihn zunehmend in seiner Arbeit und Entscheidungs-Fähigkeit behinderte. Als sich sein 65. Geburtstag näherte, entschloss sich Papst jr. als Geschäftsführer der Viscose Consulting, den Mann nicht mehr länger zu halten und gegen dessen Willen in Pension zu schicken. Als kleines Trostpflaster bot er ihm einen Konsulentenvertrag an. Papst jr. glaubte, damit die Sache bereinigt zu haben. Doch einige Monate später tauch-te Gumsej wieder im Büro der Viscose Consulting auf. Zufällig war Papst sen. gerade anwesend, da eine Besprechung mit seinem Sohn und einigen Ingenieuren auf der Tagesordnung stand. Gumsey teilte Papst mit, dass ihm die Firma noch 7,5 Millionen Schilling schulden würde und verwies dabei auf ein Papier, das er in Händen hielt. Er lehnte es jedoch ab, Papst einen Blick auf das Dokument werfen zu lassen. Papst ließ den Prokuristen der Viscose Consulting, Ing. Klaus Kist, in sein Büro kommen und bat ihn, alle Außenstände an Gumsej herauszusuchen. Wenige Minuten später bestätigte Kist, dass die Firma Gumsej tatsächlich noch einen Betrag von rund 84.000 Schilling schulden würde. Papst veranlasste, dass sofort ein Scheck über diese Summe an Gumsej ausgestellt wurde. Aber der Mann beharrte auf seiner Forderung von 7,5 Millionen Schilling und drohte, die Viscose Consulting durch Anzeigen beim Finanzamt und sonstigen Behörden in den Ruin zu stürzen, sollte ihm das Geld verweigert werden. Papst bat den ehemaligen Angestellten, das Büro zu verlassen und nie wieder zu betreten und wertete die ganze Angelegenheit als Erpressungsversuch. Wie sich herausstellen sollte, hatte Gumsej über einen hohen Eisenerzer FPÖ-Funktionär gute Kontakte zur FPÖ und Jörg Haider. Kurz nach dem Eklat bei der Viscose Consulting wurden den Medien über die FPÖ ein Dokument zugespielt, das Gumsej vom Schreibtisch von Ing. Kist entwendet hatte und Manipulationen bei der Mehrwertsteuerverrechnung beweisen sollte.
Gumsej setzte auch ein Papier auf, das vor Lügen und Verleumdungen nur so strotzte und Papst diffamierte. Dieses Schreiben übergab er parallel dem oberösterreichischen Landtagsabgeordneten Dr. Michlmayr, zu dem er Verbindungen hatte. Michlmayr leitete das Papier völlig ungeprüft an eine Mitarbeiterin des damalige Ministerium für Handel, Gewerbe und Industrie weiter. Ziel der ganzen Aktion war, Papst zu schaden und das Projekt zu verhindern. Hier ein paar Auszüge:
Papst ist Auslands-Österreicher, lebt und arbeitet aber zu gut 90% in Österreich wie jeder andere Deviseninländer, er wird allerdings nie überprüft und ist deshalb steuerfrei. Papst kauft mit den "nicht bezahlten Steuergeldern" Niklasdorf' und jetzt unter Umständen St. Magdalen. Papst bezeichnet sich selbst nur als Konsulent für die Vermittlung und Unterstützung bei Geschäften mit COMECON -Ländern. Tatsächlich ist er seit 1974 in keinem COMECON-Land gewesen, weil er gar nicht einreisen darf. Wie absurd diese Behauptungen sind, belegt allein die Tatsache, dass Papst noch bis 1981 in diesen Ländern Anlagen gebaut hat. Aber auch diese Intervention war ein Mosaikstein, der dazu beitrug, von Papst letztlich ein negatives Bild zu zeichnen. Gleichzeitig erstattete Gumsej am Finanzamt Baden Anzeige gegen die Viscose Consulting, wobei er vorgab, als ehernaliger Mitarbeiter der Firma über Insiderwissen zu verfügen. Es gelang ihm, die zuhörenden Finanzbeamten mit der Schilderung gut erfundener Manipulationen zu überzeugen. Als unmittelbare Reaktion sperrte die Finanzbehörde das Mehrwertsteuerkonto der Viscose Consulting. Da zu diesem Zeitpunkt rund 50 Millionen über dieses Konto verrechnet wurden, die auf einmal nicht mehr zur Verfügung standen, war die Viscose Consulting handlungs- und zahlungsunfähig. Natürlich war diese Geschichte ein gefundenes Fressen für die Medien, die sofort groß über die Angelegenheit berichtete. Auf einmal war auch die Kronenzeitung im Besitz eines Schriftstückes, das Provisionszahlungen bei internationalen Geschäften von Papst belegen sollte. Sie stellte ganz offen die Frage in den Raum, ob nicht auch bei St. Magdalen versteckte Zahlungen als Parteifinanzierung bei der SPÖ gelandet sind. Wobei jeder Geschäftsmann weiß, dass es in vielen Teilen der Welt absolut unmöglich ist, Geschäfte ohne Provisionszahlungen in Gang zu bringen oder abzuwickeln. So hat Papst auch nie ein Hehl daraus gemacht, bei der Errichtung von Anlagen in Thailand, im Iran, Philippinen, Kamerun oder Bulgarien Provisionen bezahlt zu haben.
Original Kronenzeitungs-Ausschnitt im Buch auf Seite 38
Die Kronenzeitung weiß genau, wie man einen Menschen zum Gauner macht. Der “Zellstoff-Papst" zahlt weltweit riesige Provisionen - bis zu 40 Millionen Schilling, Woher sie das alles weiß, steht in den Sternen, aber den Lesern gefällt es. Wenn man die Absicht verfolgt, einen Menschen öffentlich fertig zu machen, lässt sich daraus natürlich leicht der negative Schluss konstruieren : wenn er überall auf der Welt Provisionen gezahlt hat, warum dann nicht auch in Österreich.
Aus diesem Gemisch an aus dem Zusammenhang gerissenen Halbwahrheiten, Übertreibungen und in den Raum gestellten manipulativen Fragen gelang es der FPÖ und der Kronenzeitung, Wilhelm Papst in einem immer schlechteren Licht darzustellen. Letztlich ist es Franz Gumsej gelungen, seine Drohung wahr zu machen und die Viscose Consulting in den Ruin zu treiben : sie musste auf Grund der gesperrten Konten Konkurs anmelden, obwohl ein vom Gericht Wiener Neustadt in Auftrag gegebenes Gutachten der Wirtschaftstreuhänderkanzlei Bollenberger zum Schluss kommt, dass keine Vermögensverschiebungen nachgewiesen werden konnten. So heisst es in der dem Gericht vorgelegten Zusammenfassung des Gutachters:
Ob tatsächlich Vermögensverschiebungen stattgefunden haben, konnte... nicht... /estgestellt werden. Die Verleumdungen gingen so weit, dass die Österreichische Justiz die monegassischen bzw. französischen Behörden vor Willi Papst jr. warnten und ihn der mutmaßlichen Drogen- und Waffenschiebung verdächtigten. Letztlich musste er als Folge der Kampagne Monaco verlassen. So schmerzhaft und unangenehm der Konkurs und die Hetze für Wilhelm Papst jr. als Geschäftsführer der Viscose Consulting war, hielt sich der Schaden für das Projekt St. Magdalen in Grenzen, da die 5 wichtigsten leitenden Ingenieure der Firma sofort ein neues Ingenieurbüro, die Industrie Systeme, gründeten und nahtlos die A rbeit an der Rekonstruktion weiter führten. Wilhelm Papst der Millionär, der laut Kronenzeitung am liebsten mit seinem Rolls Royce in Monte Carlo spazieren fährt - arbeitete Tag und Nacht, schlief in einer einfachen Werkswohnung, ernährte sich hauptsächlich von Wurstsemmeln und überwachte die Bauarbeiten. Auch die Zusammenarbeit mit dem Land Kärnten funktionierte reibungslos und völlig transparent. Jede Order für Maschinen, Gerätschaft oder Material und jeder zu vergebende Arbeitsauftrag musste vor Vergabe von der Viscose Consulting und später Industrie Systeme bei den Kontrollloren der Landesregierung eingereicht werden. Die Bezahlung der Fakturen erfolgte nach gründlicher Überprüfung durch das Land, so dass kein Schilling, wie später behauptet werden sollte, in irgend welche dubiosen Kanäle fließen konnte. Und so ging das Jahr 1986 letztlich trotz aller medialen Querschüsse und Turbulenzen rund um die Viscose Consulting erfolgreich zu Ende. Doch das neue Jahr sollte nicht gut beginnen, und schon sehr früh zogen dunkle Wolken am
Horizont auf. Denn am 2.Februar kam es zu einem Zeitpunkt, an dem die Rekonstruktion des Werkes laut Abrechnung des Wasserwirtschaftsfond bereits zu 91,5 % abgeschlossen war, bei Schweißarbeiten, die von einer Wiener Firma durchgeführt wurden, zu einem folgenschweren Brand in der Säureaufbereitung der alten Produktionsanlage. Herunterfallender Funkenregen hatte die unter einem Trittgitter liegende Kabelstränge entzündet. Als Folge des Brandes implodierte wenige Tage später ein Niederdrucksäurebehalter. Wobei letztlich nicht das Ausmaß des Schadens das Gravierendste war, sondern der Produktionsausfall durch die Verzögerungen und Streitereien mit der Versicherung. Verunsichert durch das schlecht gemachte Image des Projektes in der Öffentlichkeit und den Unterstellungen in den Medien wurde der Schaden nicht wie jeder andere auch behandelt, sondern mehr oder weniger unverhohlen Versicherungsbetrug vermutet und dem entsprechend lange geprüft. Alles in allem, inklusive den Kosten für den Produktionsausfall, betrug der Schaden, der durch die Verzögerung entstand, immerhin rund 35 Millionen Schilling.
Originalauschnitt aus Wochenpresse: im Buch Seite 40
Seid verschlungen, Millionen TEURE PAPIERSCHERE
meifaljialt.? Projekw mil k'<i''l-eionfx>ifagefjcj{f;oftfRfr *urn Bcispiel'^flo iVÜsloSIatnk. da, ,m M;,,,,,
#Der Medienrummel, den die CJPA nach Vorliegen eines zweiten, bestellten Gutachtens inszenierte, zeigte deutlich Wirkung, Nahezu wochentlich erschie-nen Artikei in samdichen Medien, um das Werk dampfwalzenartig platt zu drücken. Für die Mitarbeiter im Werk eine fast unertragliche Belastung.
Dazu sei hier nur eine kleine Episode eingefugt, die sich über ein Jahrzehnt nach der ganzen Affäre ereignete. Ein Mann sprach Wilhelm Papst am Wiener Flughafen an und fragte, ob er sich nicht an ihn erinnern könne und stellte sich dann als Rohringer vor, der damals als Direktor der Wr. Städtischen Versicherung den Fall bearbeitet hat. In dem Gespräch warf Papst dem Mann bzw. der Versicherung vor, für einen beachtlichen Teil der Katastrophe mitverantwortlich zu sein. Die Versicherung hatte bei ihren Untersuchungen auf technische Unterlagen der 80 Jahre alte Maschinen bestanden, die nicht mehr auffindbar waren und so die Erledigung endlos hinausgezögert. Bei einer raschen Abwicklung des Falles wäre der Schaden nicht ins Gewicht gefallen. So aber musste der Betrieb 3 Monate stehen, bis überhaupt mit den Reparaturarbeiten begonnen - und nochmals 2 Monate, bis die alte Anlage wieder angefahren werden konnte. Zum Schluss erinnerte Papst den Versicherungsmann an einen späteren Brand im Werk, als Hans Peter Haselsteiner bereits seine Hände im Spiel hatte. Damals betrug alleine der Sachschaden ohne Produktionsentgang 30 Millionen Schilling. Allerdings hatte die Versicherung innerhalb einer Woche gezahlt. Rohringer antwortete entschuldigend:
Naja, das ist halt eben Kärnten und der Haselsteiner.... Wenn es um Unwahrheiten, Verleumdung und Aufbauen von Feindbildern geht, kann Jörg Haider natürlich nicht weit sein. Wie das Amen im Gebet war der Brand Anlass für die Achse Haider / Kronenzeitung, die Hetze gegen Papst wieder aufzu-nehmen und wildeste Spekulationen über mögliche Brand-stiftung anzustellen. Auch diese Kampagne trug dazu bei, die Stimmung gegen das Projekt weiter anzuheizen und Lieferanten und Mitarbeiter zu verunsichern. Jede Bestellung bei einem Lieferanten wurde zur Zitterpartie : wird die Firma den Auftrag annehmen oder ablehnen. Plötzlich drohte die Kärntner Elektrizitätsgesellschaft KELAG mit der Einstellung der Stromlieferung. Die Motivation und die Bereitschaft der Belegschaft, für das Werk zu kämpfen sank gegen Null und es wurde für Papst und das Ingenieurs-Team immer schwerer, dem Gegenwind standzuhalten. Auch die persönliche psychische Belastung für Papst und seine Familie erreichte die Grenzen des Erträglichen.
03 Der 1. Untersuchungsausschuss Das nicht enden wollende Trommelfeuer der Medien, die Aktionen der Burgerinitiative und die Nachwehen des Brandes mit der Unterstellung der Brandstiftung hatten ihre Spuren hinterlassen. Und so nutzte Jörg Haider die Gunst der Stunde, um sich wieder einmal wirkungsvoll in den Vordergrund zu schieben. Er erstattete im April 1987, vertreten durch seinen Rechtsanwalt und heutigen Justizminister Dr. Dieter Böhmdorfer, Anzeige wegen Betrug gegen Papst. Kernpunkt der Anzeige war, Papst wolle gar nicht ein Werk rekonstruieren sondern erschlichene Subventionsmittel zur persönlichen Bereicherung missbrauchen. Nach Prüfung durch den Untersuchungsrichter Lutschonig wurde die Anzeige zurückgelegt. Jetzt hatte Papst genug. Als unmittelbare Reaktion auf die Anzeige bat er die Landesregierung um Überprüfung der bis dahin erfolgten baulichen und technischen Maßnahmen. Das Land stimmte zu und beauftrage einen Untersuchungs-Ausschuss, bestehend aus Abgeordneten aller drei im Landtag vertretenen Parteien, mit der Prüfung des Werkes. Der Endbericht dieses Ausschusses kommt zu dem klaren Schluss:
Fur die Abwicklung des Gesamtprojektes wurden unfassende Kontrollmechanismen vereinbart, von deren klagloses Funktionieren sich der Ausschuss durch die gepflogenen Erhebungen überzeugen konnte. Eine Verwendung von Förderungsmitteln für andere als Investitionszwecke erscheint nach diesem Stand ausgeschlossen. Durch die nachgewiesene widmungsgemäße Verwendung der Förderungsmittel erweist sich insbesondere auch der in den Medien erhobene Vorwurf der einer angeblichen Verwendung von Förderungsmitteln zur Abdeckung von Betriebsverlusten als völlig haltlos. Sachverhalte, aus denen Mittel- oder Geldverschiebungen aus dem Bereich der Zellstoff Villach in andere, zur Firmengruppe Ing. Papst gehörenden Unternehmungen abgeleitet werden konnte, wurden nicht festgestellt. In diesem Zusammenhang wird erwähnt, dass die Ausweitung des laut Generalunternehmervertrag vorgesehene Lieferumfanges der Firma Wilco von 160,5 Millionen Schilling auf Lieferungen und Leistung mit einem Auftragswert von 240,3 Millionen Schilling in Preis- und Lieferschwierigkeiten der ursprünglich zur Lieferung des Laugenverbrennungskessels, (Auftragsvolumen 117 Millionen Schilling) vorgesehenen Firma gelegen ist. Die Ausweitung erscheint sachlich begründet. Die im Dezember 1986 gesetzten Maßnahmen bewirkten, dass von Gesellschaftern der Zellstoff Villach bislang nachstehende Eigenleistungen erbracht worden sind: Gesamt 213 Millionen Schilling Diese beträchtlichen Eigenleistungen werden als hervorragendes Indiz für das elementare Interesse am baldigen Abschluss des Investitionsvorhabens und des Erreichens des Förderungszweckes, nämlich die Schaffung einer funktionieren-den und wirtschaftlich gesicherten Zellstoff Villach mit rund 200 Arbeitsplätzen, gewertet.
Unter Punkt 6 listet der Untersuchungsausschuss exakt alle Beträge auf, die seitens Papst in das Projekt eingebracht wurden und bestätigt offiziell, dass Papst bis zum damaligen Zeitpunkt im Frühjahr 1987 213 Millionen Schilling investiert hat. Für die Überprüfung der technischen und wirtschaftlichen Qualität der Rekonstruktion beauftragte die Landesregierung die auf Zellstoff und Papier spezialisierte und angesehene finnische Consulting-Firma ECONO mit der Erstellung eines Gutachtens. ECONO hält fest:
Die Aufnahme der Produktion mit der Kapaziädt für 70.000 Jahrestonnen mit Ende März 1987 ist wegen Feuer in der Säurestation auf August 1987 verschoben. Die übliche stufenweise Produktionsaufnahme bis zur Vollproduktion mit 100.000 Jahrestonnen wird bis Anfang der 90er-Jahre ermöglicht. Die Produktionsaufnahme von Spezialzellstoffen mit hoher Qualität ist möglich. Die technische Konzeption ist dem gemäß zufriedenstellend. Die Anschaffungskosten der Produktionsanlage sind angemessen.Der Gebrauchtmaschinenankauf, deren Beschaffung bereits bei Projektvorlage angekündigt und im einzelnen bezeichnet war, erfolgte günstig. Die Ingeneeringkosten sind angemessen und üblich. Zur Einhaltung der Umweltauflagen äußerte EKONO allerdings Bedenken hinsichtlich der LindeAnlage, da diese Anlage erstmals errichtet wurde und Referenzanlagen nicht vorhanden sind. Die Firma Linde trägt Gewähr-Leistungshaftung für die Tauglichkeit des Produktes und betont die Möglichkeit zur Vertragserfüllung.
Der ursprüngliche Pauschalhöchstpreis von 625 Millionen Schilling ist durch Änderungen des Auftragumfanges um 70 Millionen auf 695 Millionen Schilling erhöht warden. Die Änderung des Aufragumfanges stand vertragsgemäß und Ö-Norm-gemäß dem Besteller frei. Der Anhaltspunkt dafür, dass diese Umbestellungen unzweckmäßig oder zu unangemessenen Konditionen erfolgte, besteht nicht. Der Untersuchungsausschuss ist daher der Meinung, dass nicht nur aus volkswirtschaftlichen Überlegungen und auf Grund der Arbeitsmarktpolitik, sondern auch aus einer rein wirtschaftlichen Betrachtungsweise heraus sich die Bemühungen aller darauf konzentrieren müssen, dass dieses bedeutsame Investitionsvorhaben ehestens abgeschlossen und die Zellstoff-Produktion aufgenommen werden kann Der unter Vorsitz des Landtagspräsidenten Dr. Koschat verfasste Endbericht fordert in seinem abschließenden Antrag wortwörtlich:
Der Untersuchungsausschuss gerade in aller Öffentlichkeit und mit aller Deutlichkeit feststellen, dass bei der Verwirklichung des Projektes der Zellstoff Villach keinerlei widmungswidrige Verwendung der bereitgestellten Mittel vorgekommen ist, dass seitens der Zellstoff Villach alle vertraglich eingegangenen Verpflichtungen erfüllt wurden und gegen eine Fortführung und Fertigstellung des
Projektes keinerlei Einwand erhoben werden kann. Allerdings stellt der Bericht auch fest, durch die Verzögerungen bedingt durch den Brand ein substanzielles Liquiditätsproblem entstanden ist. Der Antrag wurde angenommen. Der Untersuchungsausschuss findet also nicht den geringsten Hinweis auf irgendeine Unkorrektheit, versteckte Geldflüsse oder Schrottmaschinen, wie von den Medien und Jörg Haider ständig getrommelt wird. Die einzigen Bedenken betreffen eine Zulieferfirma, die jedoch durch umfangreiche Garantien ihrerseits abgesichert sind. Man musste also annehmen können, dass Papst jetzt in den kommenden Monaten in Ruhe die Rekonstruktion zu Ende führen und im August die Anlage anfahren kann. Dem war aber nicht so : trotz dieser hervorragenden Beurteilung durch den Untersuchungsausschuss, die einem Persilschein gleichkommt, werden Papst und sein Team von Zellstoff-Spezialisten und der für die Planung der Anlage verantwortliche Ingenieur Kasmannhüber nur wcnige Wochen nach Vorlage dieses Berichtes aus dem Werk entfernt werden und die weitere Geschäftsführung einem Zellstoffund Anlagebau-Dilettanten übertragen.
04
Die feindliche Übernahme
Auf Grund des positiven Ausschuss-Berichtes erklärte sich das Land bereit, weitere 100 Millionen Schilling Fördermittel zu gewähren, um die wichtigsten Lieferanten-Forderungen zu erfüllen und die Fertigstellung zu ermöglichen. Allerdings hatte sich mittlerweile auch die OVP von ihrem ursprünglichen Landtagsbeschluss verabschiedet und unterstützte das Projekt nicht mehr bzw. versuchte parteipolitisch zu punkten, indem sie der SPÖ Geldverschwendung vorwarf. Unabhängig davon verpflichtete sich Papst, seinerseits 11 Millionen Schilling zusätzlich in das Projekt einzubringen. Jetzt, war sich Papst sicher, würde alles zu einem guten Ende kommen und das Werk in wenigen Monaten anfahren können. Das zusätzliche Kapital von 11 Millionen Schilling war ausreichend und er sah keinen Grund mehr, der das ganze Unternehmen hatte stoppen können. Es fehlten ja nur mehr kleine Puzzlesteine und das Werk hatte im August den Probebetrieb aufnehmen können. Mit den genehmigten Mitteln hätten neben der Wilco die Firmen Valmet, Gusenbauer und Simmering-Graz-Pauker genug Geld erhalten, um ihnen zu ermöglichen, ihre jeweiligen Aufträge, die schon zu 90% abgeschlossen waren, fertigzustellen. Die Landesregierung geriet aber immer mehr unter Druck. Schon die 100 Millionen zusätzlichen Fördermittel musste die SPÖ alleine verantworten. Die Opposition und die Öffentlichkeit erwarteten in irgend einer Form eine Reaktion auf den Vorwurf des Miss-Managements und der Geldverschwendung. Und so teilte die Landesregierung Papst im Juni 87 plötzlich mit, dass man den anerkannten Experten und besten Kenner des Werkes, Dr. Paul, in Pension schicken werde und auf die weitere Mitarbeit von Ing. Kasrnannhüber verzichtet. Das Land versicherte, einen neuen Geschäftsführer gefunden zu haben, der ein echter Troubleshooter ist und die Dinge rasch in den Griff bekommen wurde: Dipl. Ing. Wolfgang
Reitzi, Was Papst damals nicht wusste, Reitzi komrnt aus der Baubranche und aus dem unmittelbaren Umfeld des Kärntner Baulöwen Hans Peter Haselsteiner. Das war das Startzeichen für die völlige Entmachtung von Papst und die langsame, heimliche Übernahme des Werkes durch Haselsteiner. Jeder Schritt war von Dr. Ritzberger dem Anwalt der Kärntner Landesregierung und Dr. Grossnig, dem Kontrollbeauftragen des Landes minutiös geplant und damit alle Weichen für die Eliminierung von Ing. Wilhelm Papst aus dem Projekt gestellt. Dabei bewiesen sie eine Unverfrorenheit, die einzigartig ist. Sie bedienten sich dazu des 1986 abgeschlossenen Optionsvertrages, der dem Land das Recht einräumt, das Werk zu erwerben, wenn es zu substantiellen Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion komrnt. Wie war es aber zu den Schwierigkeiten gekommen ? Am 23. 6. 1987 entzog Dr. Albert Ritzberger der Geschäftsführung der Zellstoff Villach jede GeldDisposition und legte diese gleichzeitig und ausschließlich in die Hände von Ing. Reitzi, dem neuen starken Mann und Geschäftsführer, wobei rechtlich nie geklärt wurde, ob Ritzberger zu diesem Schritt berechtigt war. Reitzi beseitigte das einheitliche Projektkonto. Die Tätigkeit der eingesetzten Kontrollorgane des Landes, Dr. Max Trippold und D r. Fe rd ina nd T ho ma sse r w ur de auf d ie WWF -M i tt el beschränkt. Damit wurde jede weitere Kontroll- und Überprüfungsfähigkeit der von Reitzi verwendcten öffentlichen Gelder beseitigt.
Original-Zeitungsausschnitt (Krone Wirtschaft) im Buch Seite 51
Der Coup von über eine halbe Milliarde Schilling an Förderungen für ein Pleite-Projekt “Schöne Grüsseaus Monaco”
men und ir'rf&rcn, thnt r'ahi?-stchcndcn Unterr.ehTiS.n. t'r SchilJing ,.bcrc'iste;'?!e", gab selbsl rc^diett in A'.o^'.e Gvio i cü-.c-n ,.ver- und IdiU ichon gri;6Cf'i. Cf-!u'-chu:V' von 135 rekhbar is; ,=,• JeitftH ni.'ht . . » jVnjücr-en. v.t'i'.-^ru ;;03 '/üü^oNicht elnmat li'.Q t'ai-tli.cj-.ot ncn s'ttFTimen vcrn Wassc-f- daft t^cr Schn vcft log- Pipst im '.virt'jchxif's'of.ds, N;ch; e'n.T^l Janner '935 vvegeri o;ncs eir*> vefrür:h!f'-'K;f>5 CuJ^chleci Stct.K^deliklj (os Vi'urde Gt>d cier FinanifcrunKsr^un^tKC- durch ubcihüh'.e BcMUjr.fi';Artikel wie diese gaben den Freunden von Hans Petpr Haselsteiner die Gelegenheit, Papst aus dem Werk zu boxen. Als Vorwand gaben sie an, sie müssten Papst aus dem Schussfeld der Medien holen, Sie hatten aber auch einen anderen EfFekt. Hunderte dieser Artikel wirkten brainwash-artig auf die Österreicher und später auch auf das Gericht. Es gab für niemanden mehr einen Zweifel : Papst muss ein Gauner sein.
Durch seine Weigerung, den wichtigsten Lieferanten des Werkes, die Firma Wilco, die an der Fertigstellung der elementarsten Baugruppe der Anlage arbeitete (dem Laugenverbrennungskessel), zu bezahlen, war es nicht möglich, die Fabrik zum vorgesehenen Zeitpunkt anzufahren. Damit hatten Ritzberger und Grossnig ein schlagendes Argument gegen Papst. Papst wurde aus dem Vertrag gekündigt. Die offizielle Begründung : angeblich soll sich Papst nicht mehr verpflichtet gefühlt haben, die Ausfinanzierung des Projektes zu garantieren. Dieser Schluss wurde auf Grund eines Gespräches zwischen Dr. Ritzberger und Ing. Kist gezogen, bei dem Kist gemeint hatte, man könne von Papst keine weiteren Gelder verlangen und er, Kist, glaube auch nicht, dass Papst in der Lage wäre, weitere Garantien zu liefern. Sie beriefen sich auf die (von Ing. Reitzi inszenierten) Verzögerungen und stellten klar, dass dadurch die Zellstoff Villach vertragsbrüchig geworden ist und das Land sich gezwungen sieht, die Option zu ziehen . Wissend, das Papst diese Entscheidung mit Erfolg bekämpft hatte, stellten sie ihm eine raffinierte Falle.
Sie versicherten Papst, er brauche sich keine Sorgen zu machen. Das Ziehen der Option sei ja nur ein Manöver, um endlich Ruhe einkehren zu lassen und ihn aus dem öffentlichen Schussfeld zu holen. Aber Opposition, Medien und die Öffentlichkeit würden in irgendeiner Form eine Reaktion auf die massive Kampagne und die darin erhobenen Vorwürfe verlangen. Daher hatten sie sich folgende Lösung vorgestellt: Gleichzeitig mit dem Ziehen der Option wäre das Land bereit, mit einem Vertrauten von Papst als Treuhänder sofort einen Pachtvertrag für 2 Jahre und in Folge garantiertem Rlickkaufrecht abschließen. Damit sei Papst aus dem Blickfeld, könne weiter im Hintergrund die Fertigstellung überwachen und in 2 Jahren über die Kaufoption wieder zu seiner Fabrik kommen. In seiner Verzweiflung - aber auch in der Fehleinschätzung, Grossnig und Ritzberger wären seriöse Vertreter des Landes und wollten so wie er einen positiven Abschluss der Rekonstruktion, willigte er in den Vorschlag ein. Papst kannte den Besitzer einer Schweizer Zellstoff-Firma, Herrn Albert Heim. Mit ihm nahm er Kontakt auf und präsentierte ihm die Idee, für ihn als Treuhänder einzuspringen. Heim war bereit, helfend beizustehen und in seinem Namen das Werk zu pachten. In Absprache mit dem Land wurde darauf die Heim GmbH gegründet, die die Zellstoff Villach nach Fertigstellung und ordnungsgemäßer Inbetriebnahme ab August 1987 für die kommenden 2 Jahre pachtete. Papst stand nach Außen nicht mehr im Vordergrund und hatte de facto nur mehr über das Vorkaufrecht im Pachtvertrag Zugriff auf sein Werk. Papst konnte nichts anderes tun, als all diese Vorgänge zur Kenntnis nehmen. Obwohl er noch nicht wusste, dass der neue Geschäftsführer in Wirklichkeit ein eingeschleuster Gewährsmann jenes Unternehmers war, der ihm das Werk in einigen Wochen wegnehmen würde, hatte er bereits nicht mehr viel Hoffnung. Und das nicht zu unrecht. Ing. Reitzi war vor seiner Tätigkeit bei der Zellstoff Villach schwerpunktmässig im Baugewerbe im Dunstkreis Haselsteiners tätig. Ober Branchen-Know-how aus dem Zellstoffbereich und über die dort notwendigen maschinen-und produktspezifischen Kenntnisse verfügte er nicht. Reitzi war ein unbedarfter Laie und hatte vom Anlagebau insbesonders in einem so diffizilen Bereich wie Zellstoff absolut keine Ahnung. Abgesehen davon, stand der sensibelste Punkt der Rekonstruktion - das Anfahren der Anlage der 1. Rekonstruktionsphase - unmittelbar bevor. Dieser Prozess kann bei falschem technischen Management große Teile der völlig neuen Produktionslinie zerstören. Selbst unter Mitwirken von Fachleuten kann es Monate dauern, bis die einzelnen Komponenten abgestimmt und synchronisiert zusammen wirken. Dann landete Ing. Reitzi seinen nächsten Coup : obwohl in Millionen bereit standen, um die wichtigsten Lieferanten bei Laune zu halten, weigerte sich Reitzi, die Firmen Wilco, die Valmet, Gusenbauer und Simmering-Graz-Pauker zu bezahlen. Am härtesten traf diese Entscheidung die Firma Wilco, dem wichtigsten Komponenten-Lieferanten. Papst wies Reitzi darauf hin, dass die Zellstoff Villach diesem Unternehmen über 75 Millionen Schilling für bereits erbrachte Leistungen schulden würde und wenn man nicht umgehend zumindest 15% der Schuld zahlen würde, ginge die Wilco in Konkurs. Auch lag bei der Wilco ein fast fertiger Niederdruckbehälter, der im Werk dringend benötigt wurde, aber nur nach Bezahlung eines Teilbetrages hätte fertig gestellt werden können.
Ing. Reitzi zeigte sich unbeeindruckt und zahlte nicht, obwohl er über die Konsequenzen voll informiert war und wusste, dass abgesehen vom wirtschaftlichen Schaden mit riesigen Zeitverlusten neue Lieferanten gesucht werden müssen. Papst war machtlos, arbeitete aber vorläufig weiter - wenn es auch immer öfter zu offenen Differenzen mit Reitzi kam. In Folge der Weigerung, auch nur einen Schilling zu überweisen, kam es, wie scheinbar von gewissen Kreisen exakt geplant war : Die Wilco musste Konkurs anmelden. Wieder brach ein zentrales Kernsttück der Rekonstruktion weg und musste ein
kleines, aber höchst erfolgreiches Spezialunternehmen - übrigens damals eines der Wenigen, dass säurefesten Stahl für die Papierindustrie verarbeiten und schweißen konnte - seine Tore schließen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird der Masseverwalter Dr. K. Dellisch im Konkursakt mit Schriftsatz vom 12. 09 .1989 (5 S 85/89 - Landesgericht Klagenfurt) offiziell die
Verbindlichkeit gegenüber der Firma Wilco mit 75,323.865.— Schilling anerkennen und somit auch die dieser Summe zugrunde liegenden Leistungen als erbracht bestätigen. Eine Erkenntnis, die wie viele andere auch, um Jahre zu spät kam. Die mutwillige Vernichtung der Wilco und die daraus resultierenden Probleme waren natürlich Anlass für "Jörg Haider, sich wieder in den Vordergrund zu schieben. Er war sofort mit seinem Schmutzkübel zur Stelle und lieferte ein neues Musterbeispiel seiner perfiden Methoden. Da seine ersten Sachverhaltsangaben bei der Behörde als haltlos zurückgelegte wurde, ergänzte er sie mit neuen unbelegten und verleumderischen Vorwürfen und erstattete nochmals Anzeige Dipl. Ing. Reitzi unternahm weiter alles, um die Inbetriebnahme unmöglich zu machen. Durch Nichtbezahlen von Rechnungen schickte er auch die Industrie Systeme in Konkurs, womit das Werk praktisch ohne Ingenieure dastand. Nachdem Reitzi innerhalb von 3 Monaten den gesamten technischen Führungsstab mit den 6 wichtigsten und erfahrensten Zellstoff-Experten eliminiert hatte, war nicht absehbar, wer das Anfahren leiten sollte. Abgesehen davon ist der Geschäftsführer bei der Durchführung eines so wichtigen Prozesses selbstverständlich letztverantwortlich. In der Folge wird sich zeigen, dass mit dieser Entscheidungen das endgültige Scheitern des Projektes besiegelt wurde, denn das Land beließ die Leitung und die Inbetriebnahme der Fabrik in den Händen von Wolfgang Reitzi. Am 8. August kam es beim Anfahren der Faserlinie in der Säurestation zu einer folgenschweren Panne, in deren Folge am 9. August der Hochdrucksäurebehalter implodierte. Grund für die Implosion war menschliches Versagen. Man hatte vergessen, ein mitgeliefertes Ventil einzubauen. Hier offenbarte sich wieder die Schwaäche eines technischen Laien als Geschäftsführer, der von den komplizierten und komplexen Zusammenhangen bei der Zellstoffproduktion ahnungslos war und auch noch die Unvernunft besaß, sein gesamtes technisches Führungsteam zu entfernen.
Reitzi als Letztverantwortlicher hatte dafür Managementqualität. Er wusste sofort, was zu tun war. Es musste ein Schuldiger gefunden werden. Und wer das war, ließ sich an drei Finger abzählen : Papst, die Firma Wilco und Ing. Whese von der Firma Industrie Systeme, die ihn alle vor einem voreiligen Anfahren gewarnt batten. Auch im Krisenmanagement erwies sich Reitzi als überfordert. Da er selber die Wilco in Konkurs geschickt hatte, konnten die ihm nicht mehr helfen. Anstatt sich sofort mit dem TÜV in Verbindung zu setzen und mit dessen Hilfe zu prüfen, wie der Schaden behoben werden kann, entschloss er sich, einen Kocher aus der Produktion abzuziehen, der den Säurebehalter provisorisch ersetzen sollte. Gleichzeitig wurde mit Wagner-Biro über den Bau eines neuen Behälters verhandelt. Letztlich sollte es länger als ein halbes Jahr dauern, bis es mit extrem hohen Kosten gelang, wieder über das Herzstück der Produktion zu verfügen. Auch der fast fertige Niederdruckbehälter der bei der Firma Wilco produziert und fertig bereit stand, musste sinnloser Weise bei Wagner-Biro neu bestellt werden. Aus den daraus entstandenen Konsequenzen war von einer Aufnahme der Produktion keine Rede und die Heim GmbH konnte ihre Verpflichtungen als Pächter nicht erfüllen. etzt schlugen Ritzberger und Grossnig zu. Das Land Kärnten kündigte den Pachtvertrag mit der Heim GmbH wegen Vertragsbruch, wodurch auch das Rückkaufrecht für Papst erlosch. Ober Nacht war das Land praktisch zum Privatunternehmer geworden und übernahm die Geschäftsanteile der Zellstoff Villach mit allen Aktiva und Passiva. Papst hatte verloren und war ab sofort aus dem Spiel, obwohl die Errichtung der neuen Anlage zu diesem Zeitpunkt zu 98% abgeschlossen war. Am 29. August meldet Reitzi in einem Arbeitspapier einen weiteren Geldbedarf von 128,1 Millionen Schilling an, wobei die Auflistung der Erfordernisse weder vom Gericht noch von den Sachverständigen überprüft wurde. All diese absurden Fehlleistungen ereigneten sich unter der Aufsicht der Kontrolllore des Landes, Dr. Grossnig und Dr. Ritzberger, als Eigentümervertreter des Landes. Und eines Geschäftsführers Reitzi, der am Tag 10.000 Schilling Honorar bekam, wahrend der in den Medien und von Haider zum Gauner gestempelte Papst die letzten 5 Jahre für seine Arbeit keine einzige Honorarforderung an die Zellstoff Villach gestellt hatte. Aber Wilhelm Papst ist keiner, der so schnell das Handtuch wirft. Er konnte und wollte nicht sehen, dass ihm, dem Einzelkampfer hier eine Gruppe beinharter profit- und macht-gieriger Intriganten gegenüberstand, die sich im Kärntner Bereicherungs-Sumpf blendend auskannten und darin aalglatt bewegten. Mit einem Mann an der Spitze, der, wie man heute weiß, für seinen persönlichen Erfolg bereit ist, die schmutzigsten Register zu ziehen und für den Menschen bestenfalls die Bedeutung von Schachfiguren haben. In seiner Verzweiflung rief Papst im September Landeshauptmannstellvertreter Frühbauer an, sagte, so konne es nicht weiter gehen und bat um einen Termin. Frühbauer stimmte der Sitzung zu, an der neben Frühbauer die Herren Dr. Grossnig, als Kontrollor des Landes, Ing. Reitzi, Ing. Kist als Vertrauter von Papst, er selber, Dr. Ritzberger und der Badener Anwalt Forsthüber teilnahmen. Bei diesem Treffen errechnete Dr. Grossnig demonstrativ auf einem Flip Chart , dass zur Fertigstellung des Werkes eine weitere Kapitalspritze von 340 Millionen Schilling erforderlich wäre. Papst reagierte entrüstet und bezichtigte Grossnig vor allen Anwesenden des Betruges und Diebstahls an Steuergeldern. Darauf zog
sich Frühbauer mit Ritzberger für über eine Stunde zu Beratungen zurück. Als er wieder den Sitzungssaal betrat, teilte Frühbauer Papst mit, er würde der anderen Seite mehr Vertrauen schenken, als ihm. Offensichtlich hatte Hans Peter Haselsteiner in Form eines politischen Deals schon im Frühsornmer die Installierung von Reitzi durchgesetzt und damit alle Weichen für die Entfernung der Papstgruppe und Übernahme des Werkes gestellt. Von höchstem Interesse ist auch eine Stellungnahme von Ing. Reitzi nur ein paar Wochen später am 26. Oktober 1987, in der er trotz aller technischen Probleme, für die er verantwortlich zeichnet, der Öffentlichkeit und seinen Eigentümern berichtet, dass St. Magdalen erstklassigen, verkaufbaren Zellstoff produziert. Ein paar Zitate daraus:
- Es kann nicht in Frage gestellt werden, ob die Zellstoff Villach die bestmögliche Qualität produzieren kann. Bereits im September 87, ca. 6 Wochen nach Aufnahme des Probebetriebes wurde bereits die beste Qualität produziert und ver kauft.
Der Cashflow der Fabrik ist positiv. Auch bei abgeschwächter Konjunktur wird kein Bedarf an Subventionen sein. Die angeführten Gründe sind nicht geeignet anzunehmen, die Fabrik müsse den Betrieb einstellen Der Bericht beruht auf den Ergebnissen eines Gutachtens, das einvernehmlich mit dem Land Kärnten bei dem Zellstoff-Sachverständigen Dr. Roos von der kanadischen Firma ECONO bestellt wurde. Als Papst den Bericht zu sehen bekam, traute er seinen Augen nicht. Wissend, dass er exzellente Arbeit geleistet hatte, war früher oder später mit erstklassigem Zellstoff und positivem Cash flow zu rechnen. Nicht aber nach all den technischen Problemen und innerhalb so kurzer Zeit nach Anfahren des Werkes. Es war denkunmöglich, dass schon jetzt erstklassiger verkaufsfähiger Zellstoff produziert wurde. Papst wusste, dass von positivem cash flow keine Rede sein konnte und Reitzi von den in Millionen Schilling Zuschuss zur Fertigstellung der Fabrik, von denen immerhin 11 Millionen noch von ihm beigesteuert wurden, nahezu die Hälfte widmungswidrig für Betriebsmittel verwendet hatte. Ihm war sofort bewusst: diese Stellungnahme ist absolut falsch und eine Aneinanderreihung von Lügen. Was damit bezweckt wurde und wer davon profitiert, war ihm damals nicht klar - vor allen Dingen nicht, dass dieser Bericht die Basis für eine unvorstellbare Gaunerei war, an deren Ende er unschuldig im Gefängnis sitzen sollte, wahrend die wahren Schuldigen dreistellige Millionenbeträge abkassierten. In Wirklichkeit fungierte Dr. Reitzi juristisch als mittelfristiger Platzhalter für den späteren „Retter Haselsteiner“. Die wichtigen Drahtzieher Dr. Croesnig und Dr. Ritzberger agierten im Auftrag Haselsteiners bis dahin im Hintergrund. Währenddessen erklärte Jörg Haider den Medien vollmundig, wie er St. Magdalen zu retten gedenke: mit der Kärntner Lösung, einem Begriff, der in Kärnten gut ankam. Und diese Lösung schaute so aus: Am 1. April 1988 wurde Ing. Reitzi als Geschäftsführer abgelöst und mit einem wohl dotierten Konsulentenvertrag versorgt. Ihm folgte Dr. Grossnig als neuer starker Mann ins Werk.
Unleserlich, ORIGINAL IM BUCH AUF SEITE 59
Kärnten
Die ScMxhvtiHntia meWele am Dico.itaj am LandesgtncM Steyr doi Ausgkich in. Die net* Ce*d1-*:hafc bicurt ;40 Prorent (tir ofttni-Schnlden in K-ihe vot> 2«7.9 MiHioHoüeUtetnur wnd Orosstüt biWdt tchwn la«a« riuc Scilschail mil w«h-sclivdcn PartneTn. 'in &-*<tet> iki Wicn. tüibc.n .^ic IDitft jctninnaatn mtt J«n spatcten MagdAtesv-OAriWllerfl Dr. Albert RmlxtKW unit Wolfganif Hcuzi doc plcüe ^gango« iBjtuOt-
,,MagdaIen-Gefährten" bauen Schikonzern auf
von
2 we I Qeffihiton. walche daa Z»ll*totfw«rt( Magdalen »anteren woltle-n, *tetg«n flroB in dl» Schtbr«nch* -«in* $i« haban das Sagen In xwol bofcftnnten UrWwne'hm«n, Or, H«m»peter HA»lttel««r und Dr. Erhafd Gro»rUg bsslt-zen nümHch di« Mehrheli der SchtfabrlV lschflt1 d«r Firma n in Otarfeslerrelch. Mil runct BQ MilltOfi*n S Obef n*hmen ste die Schlschuh-1lTm« von throm ver*chuldet»n Gtüfide? Llnt-nar und *(ner Siuttg»rt*r A^entur.
Maj^ilen w^ren <t:i< tlc in vcMchrttScnvn Fu üne. Grossmj lvat\s im A
des L .
2J.')!u1f>w Magdalen G<r-i,m.b:H. m<hr als 500 Stt'ütntül-lioncn in\"esttcrt hat. Vor /wri Jahrcn onvarb tirossni^ Ji« SchiSf-ma Knci»t. Daxtt hti)l« « sich feaW
Ocs.m.i».H,'* SicüScn K^mfncd S^-zicr, tier tli« Firwn K«nis^ fühn. J*r P;ipi<rünltistrift«e Michael Sitteer und ücf mil Grcflaais bcJ'rc«ndi!« Amerikar,*T JoJm S»fbs, DJc Ge--njnTHcn hallen SJ r«HetM (ü«Kf C'«* " n Lss'htrnsann, *<iJ 4"ie ,,5|,w-r*d« JSftticr aiaeh
Dr. Erhard Grossnig war Landeskontrollor und in Person alunion auch Interims-Geschäftsführer von St. Magdalen. Ganz zufallig war er schon damals Haselsteiner-Intimus, was beiden finanziell offensichtlich gut tat.
Obwohl in keiner Weise nachvollziehbar, hinterfragte kein Politiker und keines der die Vorgänge in St.
Magdalen kritisch beäugenden Medien diese Entscheidung: Wie konnte der Kontrollor des Landes zum Geschäftsführer gemacht werden und damit jede Kontrolle ausgeschaltet werden, weil der Kontrollor sich selbst kontrolliert. Wie konnte in dieser heiklen Situation, in der sich das Werk befand, ein Mann zum Chef gemacht werden, der technisch und chemisch nicht versiert war und von Zellstoff nichts verstand ? Doch das noch Folgende übertraf alles bei weitem : Bei einem am 19. n. 87 durchgeführten Expertenhearing, an dem unter anderen auch Dr. Roos und Jaakko Poeyry, von einem der größten finnischen Ingeneering-Büros für die Papier-Industrie als Sachverständige teilnahmen, wurde beschlossen, weitere 320 Millionen Schilling zu Händen von Dr. Reitzi und Dr. Grossnig für St. Magdalen auszuschütten. Offensichtlich war die gesamte Konstruktion mit der späteren Ablöse Reitzis und der Installierung von Grossnig nur ein gut vorbereitender Schritt, damit die Ehrenmänner das Geld stellvertretend für Hans Peter Haselsteiner übernehmen konnten. Denn nur wenige Wochen nach seiner Einsetzung schloss Grossnig als Geschäftsführer der Zellstoff Villach und in Personalunion auch Kontrollor und Treuhänder des Landes am 17. 12. 87 mit Hans Peter Haselsteiner einen höchst lukrativen Managementvertrag ab. Mit diesem Vertrag, der im Wesentlichen vorsah, die Investitionsvorhaben so rasch als möglich abzuschließen, ging die betriebliche Kontrolle gänzlich in die Hände Haselsteiners über. Wenn man diese seltsamen Vorgänge hinterfragt, müssen einem die Haare zu Berge stehen : Wieso legt man das Schicksal des Werkes ausgerechnet in die Hände von Haselsteiner. Er hatte ausschließlich Erfahrungen in der Bauwirtschaft aber keine in der Zellstoff-Industrie und auch keine Verbindungen in dieser Branche. Und dann muss man sich auch fragen, welche Investitionsvorhaben gemeint sind, die Haselsteiner zügig durchführen soll. Laut Papst, dem in der ganzen Materie einzigen Experten für Rekonstruktion und besten Kenner des Werkes war mit den im Frühjahr von ihm und dem Land bereitgestellten 11 Millionen Schilling der
Investitionsbedarf gedeckt. Wofür sollten auf einmal weitere Gelder fließen, für die kein Bedarf war. Wofür waren die 320 Millionen Schilling bestimmt ? Weder diese ominösen Geldflüsse noch die Tatsache, dass Haselsteiner nicht die geringste Ahnung von der Zellstoffproduktion hatte, schien irgendwen zu interessieren, geschweige denn wert, dem nachzugehen. Und von Saubermann Jörg Haider war auch nichts zu hören. Vielleicht gar, weil Haselsteiner ein guter Freund und damals noch Gesinnungsgenosse war ? In seiner Verzweiflung kaufte Papst eine Seite in der Kronenzeitung und placierte dort einen offenen Brief an Jörg Haider, der nicht sehr diplomatisch und ziemlich angriffig formuliert war. Retrospektiv gesehen konnte man sagen, dass Papst mit diesem Schritt an die Öffentlichkeit nicht optimal beraten war. Haider antwortete ebenfalls in der Kronenzeitung mit einem offenen Brief, für den er sicher nicht bezahlen musste. Völlig ungeschminkt schreibt er : Sie sind mir die Antwort schuldig geblieben, wie viele der Steuermillionen, die für das Werk Zellstoff Villach bestimmt waren, durch sie in die Kassen der SPÖ Kärnten in Form von Parteispenden umgeleitet worden sind. Und er endet sein Pamphlet mit dem fettgedruckten Satz: Sollte am 12. März 1989 die SPÖ ihre absolute Mehrheit verlieren, wofür ich kämpfe, wird es meine erste Initiative in der neu konstituierten Landesregierung sein, diese Rückforderungsklage gegen Sie einzubringen. Haselsteiner hatte mit dem Managementvertrag noch nicht genug Einfluss und so legte ihm seine guten Freunde und Logenbrüder schon 4 Monate später am 1. April 1988 einen
Hier unleserlich,
Kronenzeitungs-Ausschnitt im Buch auf Seite 62 Magdalen-Ausschuß
Im Haselsteiner-Vertrag ist so manches ,atypisch' . , tf»l tUwbtelMr dw W,,t in ..Ortlllirtnr' ttrnm-iml.be. Die Km dWIta )im«-tt »>ei>««»fat**t.. Ok Fodtt »Jtafli-
teDt, WlHrt, nil O.S !«,«*«• *r MMoff Viteck teat* ftb*fcotan uod nit •eh^ct. JX Setraf wi wr iun<(«r«»i otakt u «• ZV 4 » Akü n , . MElwh, 4lftQ
ProhlMl wdi akhr aipdiBrtif nwHBi Ml. Di> .yfiMmmt i W«b» U1U bd Wcittttettttfc Mio. $ Nuuefl. thtiK bcUtift Kh «if » MM. 5i ittolO Mi
Auch we nn es die S p a t z e n v o n d e n Da cher n pf eif en : am H a s e l s t e i n e r v e r t r a g ist vieles faul • im K är nten Jör g H aider s ist das kein Pr oblem. S o lange man als ein- zige und wichtigste V o r a u s s e t z u n g a u f der r i cht ig en S eit e steht.
Pachtvertrag für das Werk vor, der sich sehen lassen kann. Haselsteiner, der für die Abwicklung des Deals die Firma Zellulose Magdalen gegründet hatte, geht so gut wie keine Verpflichtungen ein, wahrend das Land dem Werk, gerechnet ab dem Eintritt des Haselsteiner-Mannes Ing. Reitzi, Investitionsmittel in Höhe von insgesamt ca. 570 Millionen Schilling bereitstellt, für die es das gesamte Risiko übernimmt. Die Krönung dieses unglaublichen Machwerks ist aber ein Passus, der Haselsteiner für jeden Tag betriebsbedingten Stillstand der Fabrik eine Prämie von 686.000.- Schilling vertraglich zusichert. Das erstaunliche daran : das Werk kann bei bestem Willen maximal 200.000 Schilling Verlust am Tag produzieren. So nebenbei wird auch das Umlauf-Vermögen des Werkes an Haselsteiner verkauft, ihm der Kaufpreis jedoch bis Auslaufen des Pachtvertrages gestundet. Haselsteiner genießt Vorkaufs-Rechte und nur mit seiner Zustimmung kann das Unternehmen vom Eigentümer Kärnten verkauft werden.
Aber Papst wollte sich immer noch nicht geschlagen geben und glaubte an eine letzte Chance. Als Bestandteil des Pachtvertragen mit Heim war ihm die Möglichkeit eingeraumt worden, bei Uneinigkeit ein Schiedsgericht anzurufen. In diesem Schiedsverfahren, das die Rechtmaäßigkeit dieser Vorgänge klären sollte, wurde der Vizepräsident der Rechtsanwaltskammer, Dr. Klaus Hoffmann als Vorsitzender eingesetzt. Was Papst allerdings damals nicht wusste und erst aus einem Zeitungsartikel erfuhr - rein zufällig war Dr. Hoffmann auch Freimaurer, Uns so kam es, wie es geplant war. Das Schiedsgericht entschied sich für die F r e i m a u r e r K o l l e g e n Haselsteiner, Ritzberger und Grossnig aus Kärnten.
Unleserliche Kopie aus der Kronenzeitung. Original-Nachdruck im Buch “Der Kärntner Sumpf” auf Seite 63
Irgendwann ist es auch den Medien aufge-fallen, dass bei der Ausbootung von Papst auffa'llig viele Freimaurer ihre Hände im Spiel hatten. War es Strategie, Papst zu opfern, um an Millionen zu kommen ? vrs Freimaurer-_Bruder Hans-Peter Haseisteiner, der das Werk pachlete und bis zujh Kon-kurs betrieb. Die Pachtvertrifie, wie aJle andert-n Wr-:rüge /uror, wurdcji von Landesaiwaji Albert UiteberKcr (etwrnJalls t-inejn Freimau-rcr) aiKgetüfelt, der nebstkfi aucli noth Ha-scSsieiners fecl:lsb«stand in desscn Baulir-ma war. Alicin 6,5 Millionen ScluUinx vtf iSientc der V'illadiCT !/igt'nbrud(>r - the er vnn Hawter aus dtro Dienste de'« Uutdes an lassen müde - an Vcrtraj'eH rund urn die Inzwisehen kSnipft Ex-PMitür Hasclsiei-ner vordem Zivifeeriehl urn 41 MiMionen aus Forderungai an die Konkursmasse: Das t^tnd hH itim namlfch vcrtraglicb. eine smjb-me von fiflfi.ttX) Schilling für jtAea Tag zurc-sichert. an dem das Werk srillsteht. Und es ist zahllose Tatfe sliltgcsuindeü. 16 Millionen Schilling Stilislandspranik-warden noch vor dwn Konkurs an den llbau-Chef ausberahli, weiffire Xahtensen konntr i)er Massevei waiter bisher erfolgreielj a)>haben wir im Untersu-ten wnuisdttn HaiaJsteim'f zu," i)k>a'r Atiki!m1igHtiK folgt ein gar mtht mehr sanfuir Wink t» Kichtung Justiz: »Seü dora letacn tk'rbsi bestet der Uütersu-chunifsridiwr BuchtaHun(;sunUT)a)pra. die den bt'Krtlfl<U'.K'n Vefdacl^C zuJausfm, ciaK ^enau 275,8 MJjJioncn SehHüntf irxcndwnhin vt'fstcker i si«(t" Ilbaü-Chef Masdstwfit.'r. trotz zahlrcicher Vttfooea fflr die WOCHKNl'RESSE untr-reichliar, hat seine' .StclluüKnolwic 741 solchi.'n VofAtirt'en 3>tTtit.s m KJa^tnfurt tli'jwnien.: ])ic Vorwürft *k?ieti erstunken und i-rlogen. lüor woilt- jt-maod dip cijtesc Pkite auß ihn ahwa'ken. [Im dk Wahrheil .h«raitsj!«ü»idt'n. RiylUe dfir Unttrsudiuflgsriehwrr die tai^chlich ^elatijaen Invdstittoncn mit den vom Land bereügeaeiten Mitetn ftrakt für hinkt vw-Kteidven. Aber Si, Magdalen soil am 2. August ver-^tpigert wtfdun. tmd die Kooperatioo citiei omen nwsik'herweisf swgar auslandi-sehen - KiBi'ntünwre a«>;eskhi5 tines sol-^tion justi.2-Vorhabens wa're xummdest traK-ücli. ,N«ch ^t:Jiwk'rigtT wtirdy die eaw. I wcnn das Werk cüwrt ni-uen, allen . IJerrcibw ei'halt: Unler den in?>:esim)i <waiu!ig Interessenlen .far die Ml««((anta-sc Winda sich an aussichlsreiclit-r Su-lk: Hans-Peter HaK«]stejner, rlunnea Kcichmann
Hier schliefßt sich der Kreislauf an wechselseitigen Interessen und verborgenen Machenschaften, die bis heute von allen bewusst ignoriert oder einfach nicht bemerkt wurde. Tatsache ist aber, dass bei der Ausbootung von Papst durch die Haselsteiner-Gruppe auffällig viele Mitglieder der Freimaurer ihre Hande im Spiel batten. Wobei hier in keinster Weise an der Ehrenhaftigkeit der Freimaurer und ihrer Logen gezweifelt werden soil. Die Freimaurer werden allgemein als Bruderschaft definiert, die für Humanität, Toleranz, Hilfsbereitschaft, Brüderlichkeit und ein friedliches, gerechtes Zusammenleben der Menschen eintreten. Aber es ist kein Geheimnis, dass Freimaurerkreise nicht sehr glücklich über etliche dubiose Vorfälle und Machenschaften sind, die sich urn Kärntner Logen ranken - auch darum, weil man sich dort sehr weit von diesen Prinzipien entfernt hatte, Papst hatte verloren und war für immer aus dem Werk eliminiert - der Weg für die Übernahme durch die Hasdelsteiner-Gruppe geebnet.
Auch das ist eine der wundersamen Facetten dieser Geschichte : auf der einen Seite berichtet Reitzi als Geschäftsführer im Oktober 1987 von hervorragendem, verkaufsfähigem Zellstoff, positivem Cash-flow und versichert, dass keine weiteren Mittel erforderlich sind - auf der anderen Seite werden dem Werk noch schrittweise 570 Milhonen Schilling Investitionsmittel zur Verfügung gestellt Und das alles unter den gestrengen Augen der Kontrollore Grossnig, Ritzberger und Haider. Um die in Folge vom Land fließenden Gelder unwiederbringlich versickern zu lassen, wurden verschlungene Pfade gewählt. Mit dem Argument, dass es Papst vielleicht doch noch gelingen könnte, Zugriff auf etwaige Gelder der Zellstoff Villach zu bekommen, wurde in unmittelbarer Folge bei Haselsteiner ein Treuhandkonto eingerichtet. Die vom Land an die Zellstoff Villach und Geschäftsführer Grossnig überwiesenen Gelder wurden so zu sagen aus Sicherheits-Gründen auf diesem Konto geparkt - nach kürzester Zeit eine erste Tranche von rund 150 Millionen Schilling. Bei dieser denkwürdigen Konstruktion sollte nicht vergessen werden, dass Grossnig in Personalunion Kontrollor des Landes war und überprüfte, welche Gelder er dem Geschäftsführer Grossnig überwies. Alles in allem sind nach dem unfreiwilligen Ausscheiden von Papst und Übernahme des Werkes durch die Haselsteiner-Vertrauten Reitzi, Grossnig und Hans Peter Haselsteiner selber besagte 570 Millionen Schilling geflossen, von denen bis heute von einem Grossteil nicht geklärt ist, wohin.
Das lässt sich an einer rela-tiv einfachen Rechnung festmachen. Sollte das Werk in den 20 Monaten nach Papst und bis zum Konkurs den hochstmöglichen Verlust von 200.000 Schilling am Tag produziert haben, wären das ineinem Zeitraum von 600 Tagen 120 Millionen Schilling. Weiters lassen sich in dieser Ära noch rund 80 Millionen Schilling als tatsäch-liche Investitionen nachweisen. Und soll Reitzi bei seinem kurzen Intermezzo 100 Millionen vernichtet haben. Mehr war nichtmöglich. Das ergibt aber immer noch erst rund 300 Millionen Schilling und nicht 570 Millionen. Offensichtlich konnen in Kärnten 270 Millionen Schilling im Sumpf versickern, und es geht niemandem ab, so lange es den richtigen Leuten zufließt. Bei einer späteren Überprüfung der Gebarung wurde der für die Finanzen zuständige Geschäftsführer von Haselsteiner gefragt,wo denn das Geld geblieben sei. Er antwortete kurz und bündig :wir haben es investiert. Damit war der Verbleib von einem dreistelligen Millionenbetrag glaubwürdig und endgültig erklärt. Wie es im Werk unter Haselsteiner weitergegangen ist, konnte Papst im Detail nicht beurteilen, erhielt aber immer wieder Informationen. Die Produktion verlief nur schleppend und weit unter den vorgesehenen Kapazitäten. Es fehlte hinten und vorne an qualifizierten Ingenieuren und Facharbeitern. Ein weiteres, zentrales Problem waren die Umweltprobleme, im Besonderen im Bereich des Wassers. Die wichtigste Komponente ist die Eindampfanlage, eine Vorrichtung, in der die Kochlauge eingedickt und über einen Kessel umweltschonend verbrannt wird. Je besser dieses System funktioniert, desto weniger Rückstände bleiben übrig und müssen abgeleitet werden. Wieder machte sich das Fehlen von Fachleuten schmerzhaft spürbar, denn durch das unsachgemäße Anfahren der Anlage unter Reitzi entstanden sehr schnell Verkrustungen in den Rohren und es konnte daher immer weniger Lauge der Verbrennung zugeführt werden, bzw. der Anteil der Rückstände, die in die Drau entsorgt werden mussten, stieg sprunghaft an. Unter Papst war der Anteil der Verbrennung auf über 80% kalkuliert, wahrend er jetzt nur um die 60% betrug. Das alles schien aber niemanden zu interessieren, denn das Angebot der Firma Ewatherm, die diese Anlage geliefert hatte, an der ProblemLösung mitzuarbeiten, wurde seitens Haselsteiner nicht genutzt. Damit war klar, dass weder die prognostizierte Produktionskapazität noch die verpflichtenden Umweltauflagen je erreicht werden konnten. Im Gegenteil: da die Umweltschäden und die Wasserverschmutzung wieder rapid stieg,
trat die Bürgerinitiative, die das Werk leidenschaftlich bekämpfte wieder verstärkt auf den Plan. Über den technischen Berater dieser Initiative, Dr. Norbert Meindl, wird später noch Erstaunliches zu lesen sein. Im Februar 1989 erhielt die anerkannte finnische Zellstoff-Expertin Frau Dipl. Ing. Pirjo Puutonen einen Konsulenten-Vertrag mit dem Werk, wodurch erstmals eine qualifizierte Führungskraft zur Verfügung stand. Sie beseitigte die gröbsten Mängel und ab Sommer 1989 produzierte das Werk, wenn auch weit unter den geforderten Umweltstandards, herkömmlichen Marktzellstoff und erwirtschaftete auch Gewinne. Womit auch der Vorwurf widerlegt ist, Papst hätte Schrott-Maschinen verwendet. Sie legte auch ein Konzept vor, wie die Schäden in der Eindampfanlage und bei anderen Komponenten, die durch das unsachgemäße Anfahren entstanden sind, behoben und umweltverträglich produziert werden konnte. Weder das Land als Eigentümerin und Verpächterin noch die Zellulose Magdalen von Haselsteiner zeigten Interesse an den vorgeschlagenen Maßnahmen, obwohl aus den 570 Millionen Schilling Forderung eigentlich noch mehr als genug Geld vorhanden gewesen sein muss. Aus parteipolitischen Gründen seitens des Landes und des neuen Landeshauptmanns Haider und aus finanziellen Gründen seitens Haselsteiner wollte niemand das Werk und die Arbeitsplätze erhalten. Haider bezeichnete die Fabrik, für die es durchaus Kaufinteressenten gab, wörtlich als "Klumpzeug". Trotzdem wollte Papst nicht tatenlos zusehen, wie sein Vermögen, das in dem Werk steckte mittlerweile weit über 240 Millionen Schilling - in fremde Taschen versickerte. Er ließ alle seine internationalen Verbindungen spielen und es gelang ihm tatsächlich, eine handvoll seriöser und vor allem potente Interessenten ausfindig zu machen. Es ging ja nicht nur darum, einen guten Kaufpreis zu erzielen, sondern auch um eine finanziell starke Gruppe, die in der Lage war, die Annuitäten bedienen zu konnen. Ein schwedisches, indisch-belgisches und ein slowenisches Konsortium schickten ihre Vertreter, bescheinigten dem Werk eine exzellente Ausstattung und wollten in seriöse Verhandlungen einsteigen. Daneber war auch noch die amerikanische Gruppe Taylor ernsthaft am Kauf interessiert. Nachdem Papst die Verhandlungen mit den Interessenten in die Wege geleitet hatte, wartete er in Monaco die weitere Entwicklung ab und bereitete sich auf ein Tennisturnier vor. Er sollte bei einem Senioren-Tennisturnier zwischen den Fürstentümern Monaco und Liechtenstein am Wochenende 9./10 September für Monaco spielen. Aber am Freitag davor erreichte ihn ein Anruf seines Anwaltes Dr. Willheim. Er teilte ihm mit, dass sich der Kärntner Anwalt Dr. Burger-Scheidlin mit ihm in Verbindung gesetzt hatte, und ihm ein sehr interessantes Angebot machen möchte. Dafür müsse Papst aber unbedingt nach Wien kommen und beim Treffen anwesend sein. Wie vor 5 Jahren, als er sich auch auf ein Tennisturnier gefreut hatte, entschied er sich für die Absage und reiste umgehend nach Wien. Am Montag den n. September kam es im Büro von Dr. Willheim zu der Besprechung. Burger-Scheidlin teilte ihnen mit, dass er bevollmächtigt sei, Papst für seine Investitionen in St. Magdalen eine Abschlagszahlung von 32 Millionen Schilling anzubieten, sollte dieser auf alle weiteren Ansprüche verzichten. Dieser Betrag entsprach kaum 20% der Summe, die Papst in das Projekt investiert hatte. Aber sein Anwalt überredete ihn, kein weiteres Risiko und mühsame Gerichtsverhandlungen einzugehen und den Vorschlag anzunehmen. Schließlich willigte Papst ein und die Anwälte verabredeten sich für die kommenden Tage zu einem weiteren Treffen in der Kanzlei von Dr. Willheim, um die Sache schriftlich zu fixieren, da Burger-Scheidlin angab, dringend zu einem Termin beim WWF zu müssen.
Zwei Tage später, am 13. September, wurde Ing. Wilheim Papst am Vormittag auf seinem geliebten Tennisplatz in Baden auf Grund einer von Jörg Haider veranlassten und durch Landesrat Rauscher eingebrachten Anzeige verhaftet. Als Begründung für die Anzeige musste der Rechnungshofbericht herhalten, den Haider zuvor initiiert hatte. Neu an der Anzeige war, dass Papst als Mehrheitsgesellschafter beschuldigt wurde, das Unternehmen geleitet, geführt und gelenkt zu haben und damit für alles verantwortlich zu sein. Was natürlich ein blanker Unsinn ist, denn Papst war ein Anlagenbauer und hat mehrfach betont, dass er schon wegen des dafür notwendigen chemischen Wissens nicht in der Lage gewesen wäre, die Verantwortung für die Produktion zu übernehmen. Dafür war ausschließlich Dr. Paul als Geschäftsführer zuständig und verantwortlich. Wenn überhaupt, hatte die Anzeige ihm gelten müssen. Als unmittelbare Folge der Verhaftung und des dadurch ausgelösten gewaltigen Medien-Echos zog die Taylor-Gruppe in einem
Hier unleserlicher “Krone-Bericht” vom 11.6.89 Original-Ausdruck im Buch Seite 69: ilbau-Chef Hans Peter Haselsteiner stellt hohe Geldforderung SeiteHj:crt haben: ..Wir lassen u: TJihterpressBn." per Hbau-Crief pokert ullt lings hoch. Jdrg Haider ( L-i»rt<! auf Anfrage: ..Komi •M keiner Einigune, wi cv am 1. Juli 7.xu ann schau.^ HascSit 'vn« voilij durch die. Finge
pyoiv KASt HfWZ ftTfUTZ i Ge-sprach 'soil auch ei Ugung der Slovenya 1 „ _.i llasclsteiners Pacht iefüchaftsein. Haider: .,Ke; ^jsung.'1 .Vottig in der Luft hangl t Jffcrk Obir in Rcchbcrg. < genauso am 1. Juli gcschl in wcrderj soil, da lür t t'Ustoffwcrk die was: •chtUchc Rcwilügung a >jft. In Rechberg konnte irdingi sine HolzseWifff liklion enl&teb^n,
Dramatischt Zusp'rtzung bei um d» Zejlstoffwerk Magdalen: b»u-Chef Haris Peter Haselsteiner, MilHonen Schilling Ablflsel Die Gesprache abbrecnen. landeshauptmann Magdülen-Konkuts steht kurz bevor" •«
Der
den
fordert nun tnteressentengruppe Jörg
Verkaufsverhandlungjj PSchtcivü. plotzlieh 115 vvill djj Haider: ,Dvf
derzeltige
pe den We« frctzur -acl" er, 0J? Vertrctcr VO" L<k\jm ut^ Hamburger sollent cipurtrca.
Bis 30. Juni 15uft das Uiti matuivi von Landeshaupt-mann Jors Haider Uegt bis dsnin kein vernünfliuos Kauf artgebot fllr rtas PlGUewerk von der Inleresscntensnippe - Leykam Murztalcr, Stovcru-Ja Papirund Hamburgc?r AG -yoc. will Haider Magdjlen zu spcrren, Bei .einer \-i;rhanrt lungsrunde dieso Woche platxtcdie Bombe: Maedalen-PachlerHans Pelcr hj sols'ei ncr, der eine Ktufoption ba-sitzt. forderte 110 Millionen Schilling. Nur bo! ZjWung dieser XbWse ware cr bercit auszuscheiden und der Grupi histlsteincti. Wenn Haselsteiner nicht diese unverschämte Forderung gestellt hatte, die ihm aber dank eines extrem entgegenkommenden Vertrages möglich war, konnte St. Magdalen rait einiger Wahrscheinlichkeit noch heute Gewinn bringend produzieren und 200 bis 300 Menschen Arbeit bieten.
am selben Tag angesetzten Meeting ihr Kaufangebot zurück. Ab diesem Zeitpunkt war nur mehr der slowenische Anbieter, der mit dem österreichischen Unternehmen Leykam ein Konsortium bildete, als Käufer übrig. Als diese Gruppe trotz des medialen Wirbels, den die Verhaftung ausgelöst hatte, ihr Kaufinteresse bestätigte, teilte Hans Peter Haselsteiner mit, dass er für den Austritt aus seinem Pachtvertrag eine Ablöse von 110 Millionen Schilling verlangt.
Auch Jörg Haider schien nicht sonderlich an einem Verkauf an Slovenia Papier interessiert, denn Landesrat Rauscher berichtete dem Anwalt von Papst, Dr. Ortner, dass Haider erklärt hatte, das Werk eher schließen zu wollen, als die Slowenen in Villach zu akzeptieren. Letztlich auf Grund der zusätzlichen Forderung von Haselsteiner verabschiedete sich auch dieser Interessent schlagartig. Es besteht damit absolut kein Zweifel, dass die Beauftragten des Landes, Grossnig, Ritzberger, der große Profiteur und Nutznießer Haselsteiner und Jörg Haider das Scheitern der Verkaufsverhandlungen und den Schaden in vielfacher Millionenhöhe zu verantworten haben. Grossnig und Ritzberger, weil sie den absurden Vertrag ausverhandelt haben, der Haselsteiner nicht nur die unverantwortliche Stillstands-Prämie sondern auch die Möglichkeit einräumt, den Verkauf zu blockieren. Haselsteiner selbst, der das Werk verkommen ließ, aber gleichzeitig mit seiner unverschämten Forderung alle Interessenten abschreckte. Und Jörg Haider, der nichts anderes zu tun hatte, als das Werk öffentlich als “Klumpzeug” und “Schrott” zu bezeichnen. Haselsteiner hatte offensichtlich kein Interesse, die Probleme mit der Eindampfanlage und den daraus resultierenden Abwasserproblemen in den Griff zu bekommen. Eben sowenig lag ihm auch am Zustand der übrigen Anlageteile. So bat die renommierte Firma Linde in einem Schreiben vom Juli 89, endlich die Abschlussarbeiten an der Rauchgas-Entschwefelungsanlage fertig stellen zu dürfen und so ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Die Firma betont, dass die Arbeiten vor der Vollendung stehen und nur noch Restarbeiten zu erbringen sind. Dazu muss man wissen, dass diese Anlage über 2 Jahre zuvor noch unter Papst installiert worden war, sich nach seinem Ausscheiden aber niemand um die Fertigstellung kümmerte. Der Nachfolger von Papst hat es auch bewusst verabsäumt, die vorgeschriebene Messstation zur Kontrolle der Abwassermengen zu errichten. Auf Grund der zweimaligen Aufforderung durch die Behörde muss er über die daraus resultierenden Konsequenzen unterrichtet gewesen sein. Das Land Kärnten als Eigentümerin und Jörg Haider als Landeshauptmann hätten mit relativ geringen Mitteln die Mängel beheben lassen - oder Haselsteiner dazu anhalten können, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Nachdem das alles unterblieben ist, war der Fabrik die Produktionstätigkeit unmöglich gemacht worden. Im November 1989 entzog der damalige Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel auf Antrag von Jörg Haider dem Zellstoffwerk St. Magdalen das Wasserrecht. Jetzt muss man sich die Situation einmal klar vor Augen halten, damit man die Absurdität der Vorgänge überhaupt begreift. Das Land Kärnten ist Eigentümerin der Zellstoff Villach und veranlasst gleichzeitig den Anwalt des Landes, nicht nur die Konkurseröffnung anzumelden, sondern auch das Wasserrecht zum Schaden des eigenen Unternehmens zu entziehen. Für beide Weisungen trägt Landeshauptmann Haider die Verantwortung. Für das Land entstand damit ein volkswirtschaftlicher Schaden, der den Betrag von einer Milliarde Schilling übersteigt. Papst versuchte ein letztes Mal verzweifelt, diese Ereignisse aus der Untersuchungshaft aufzuhalten und zu verhindern. Er wollte nicht tatenlos zusehen, wie seine Arbeit der letzten 5 Jahre und sein investiertes Privat-Vermögen vernichtet - bzw. dreistellige Millionen-Beträge von ehrenwerten Männern der Kärntner Wirtschafts- und Politszene eingesackt wurden. Und das alles nur, weil es einem Landeshauptmann persönlich opportun erschien. Haider stellte verantwortungslos parteipolitische Interessen klar vor die Interessen des Landes.
So erhob der Badener Anwalt Dr. Gottfried Forsthüber Rekurs gegen den Konkursantrag. Seine Begründung:
•Das Anlage- und Umlauf-Vermögen der Zellstoff Villach übersteigt bei weitem die Verbindlichkeiten und auch die notwendigen laufenden Einnahmen aus dem Pachtvertrag wurden die Zahlungsfähigkleit gewährleisten. Eine Gesellschaft, die im Alleineigentum des Bundeslandes Kärnten steht, kann nicht zahlungsunfähig sein. Geradezu Iächerlich erscheint das Argument der Antragstellerin, das Land Kärnten werde Forderungen gegen seine eigene Firma stellen, weil diese nicht ständig 196 Dienstnehmer beschäftigt habe. Fortshüber endet seinen umfangreichen, fundierten Rekurs mit der nahe liegenden Folgerung, dass
Alle diese Handlungen letztlich nur den Sinn und Zweck hatten, Papst als Altgesellschafter zu schädigen und den Vertretern des Landes nahestehende Personen zu begünstigen. Der Konkursantrag hatte das erklärte Ziel, die Altgesellschafter um ihre berechtigte Regressforderung und um. ihre Anteile an der Zellstoff Villach zu bringen. Der Anwalt des Landes und Vertraute von Jörg Haider, Dr. Burger-Scheidlin weist gegenüber dem Gericht die Rekursgründe zurück, wobei sich seine Argumentation fast ausschließlich auf Medienberichte stützt. Hier ein kleiner Auszug:
Da - wie insbesondere aus den Medien allgemein bekannt, keine weiteren Mittel von dritter Seite zur Verfügung gestellt werden, können diese Forderungen nicht mehr bezahlt werden. Gerade in letzter Zeit war den Medien etliche Male zu entnehmen, dass einige unabhängige Experten ausgesagt hätten, dass es zu einer wirtschaftlichen Führung des Zellstoff-Werkes in St. Magdalen kurzfristig Investitionen in einer Größen-ordnung von 800 Millionen bis 1,2 Milliarden notwendig sind. Wenn vorgebracht wird, dass das Gericht hätte prüfen müssen, ob Zahlungsunfähigkeit vorliegt oder nicht, so kann hiezu nur angeführt werden, dass es auf Grund diverser Veröffentlichungen in den Medien gerichtlich bekannt war und ist, dass die Schuldnerin zur Weiterexistenz erhebliche Geldmittel benötigen würde und wurde, ebenso öffentlich von den kompetenten Stellen erklärt, dass keine weiteren Mittel zur Verfügung gestellt werden. Da das Werk nach Vorliegen dieses Berichtes weder verkauft noch von dritter Seite Geldmittel aufgetrieben werden konnten
Wie nicht anders zu erwarten, folgte das Gericht diesen überzeugenden Ausführungen, deren Kronzeugen "die Medien", "unabhängige Experten" oder "kompetente Stellen" sind. So einfach geht
das im Kärntner Sumpf: man beruft sich auf die Kronenzeitung als Hüter der Wahrheit unbestechliche Experten so wie gekaufte und bestellte Gutachten und schon ist eine Milliarde Schilling weg. Die ganze Aktion wird aber dann wieder via Medien der Öffentlichkeit als beispielhaftes Aufräumen mit sozialistischer Verschwendungspolitik verkauft. Haider konnte wieder einmal beweisen, welch fürsorglicher Landesvater er sei, dem zugejubelt wird - und dem man dafür bei der nächsten Wahl unbedingt seine Stimme geben muss. Über 2 Jahre, nach dem Wilhelm Papst aus einem zu 98% fertigen, auf hohem Niveau rekonstruierten Unternehmen entfernt worden war, welches er aller Voraussicht nach hochprofitabel geführt und 200 Menschen Arbeit gegeben hatte, ein Werk, für das noch vor wenigen Wochen clevere Zellstoffproduzenten Millionen zahlen und alle Verbindlichkeiten bedienen wollten - dieses Werk war Geschichte. Nachdem sich niemand für die Konkursmasse interessierte, verscherbelte Jörg Haider das mit besten Maschinen ausgestattete komplette Werk nach einem Invest von weit mehr als einer Milliarde Schilling um stolze 38,9 Millionen Schilling an - rich-tig geraten - seinen lieben, alten Freund Hans Peter Haselsteiner, der es zuvor zielsicher ruiniert hatte. Da der Kaufpreis mit noch offenen "Stillstandsprämien" gegenverrechnet wurde, zahlte Haselsteiner gerade noch so viel, dass die Massekosten abgedeckt werden konnten. Auf einmal war es auch gar kein Problem mehr, das Werk zu verkaufen. Plötzlich tauchten chinesische Arbeiter auf, zerlegten die gesamte Anlage in ihre Einzelteile, verpackten sie in Container und verschwanden samt dem technischen Equipment. Über den Kaufpreis, den die Chinesen an Haselsteiner zahlten, kann nur spekuliert werden, aber man schätzt um die 150 Millionen Schilling. Damit hat Haselsteiner abgesehen von den 570 Millionen Fördermitteln, deren Verwendung großteils nie geklärt wurde, allein aus der Konkursmasse in wenigen Wochen 150 Millionen Schilling verdient. Auch Jörg Haider konnte stolz und zufrieden sein: der ,,Gauner" Wilhelm Papst, der 5 Jahre Arbeit und über 240 Millionen Schilling Privat-Vermögen in das Projekt gesteckt hatte, saß hinter Gittern - während er und seine Freunde in kürzester Zeit die sogenannte Kärntner Lösung cool und professionell durchgezogen hatten.
05 Die Rolle Jörg Haiders Bis 1986 war Haider ein nicht sonderlich wichtiger Faktor in der Kärntner Landespolitik und hat auch keine erwähnenswerten Zeichen gesetzt. Innerparteilich arbeitete er um so verbissener am Aufbau seiner Hausmacht in Kärnten und seinem langfristigen Ziel, Parteichef zu werden und über Klagenfurt nach Wien zu marschieren. Dazu bedurfte es eines Netzwerkes an loyalen Zuträgern in allen möglichen Positionen, Betrieben, Dienststellen, Ämtern und Institutionen, die ihn laufend mit Material für seine verleumderischen Kampagnen belieferten. So konnte Haider missliebige Menschen mit seinem Wissen unter Druck setzen. Dabei schien und scheint es ihn auch nicht zu kümmern, ob dabei seine Informanten Amtsmissbrauch begehen oder sonstige Gesetze verletzen. •T,
Daneben galt es auch, einen Trupp von skrupellosen 'Mitstreitern um sich zu scharen, der jederzeit bereit waren, für ihn die Drecksarbeit zu verrichten, damit er sich nicht die |Hände schmutzig machen musste. Das war die Geburtstunde der berühmt-berüchtigten Buberl-Partie. Zwei aus dieser Truppe werden noch eine wichtige Rolle in St. Magdalen spielen. Nach seinem erfolgreichen Putsch gegen Norbert Steger ging Haider als Parteiobmann sofort auf sein nächstes Ziel los : sich in Kärnten zu profilieren, um die SPÖ im richtigen Moment auszuheben. Die Methode Haiders ist mittlerweile alt bekannt - damals war sie in Österreich allerdings noch neu: ein Mensch oder eine Institution wird zum Feindbild auserkoren, in einer erbarmungslosen HetzKampagne so lange mit Schmutz beworfen, bis man glaubt, an den Vorwürfen sei tatsächlich was dran, um dann zum finalen Schlag auszuholen. Dazu eignete sich das Zellstoff Werk in Villach als Projekt der SPÖ vorzüglich. Er musste sich nur an die Kampagne der Papier-Lobby anhängen, die durch ihre naturgemäß guten Kontakte zu den Printmedien auf massive Unterstützung bauen konnte. Worum es letztlich ging, war und ist ihm völlig egal, Hauptsache, es ist seinen Zwecken dienlich. Wie wenig zimperlich dabei vorgegangen wird, soll ein Beispiel verdeutlichen : Dr. Albin Ortner, der Villacher Verteidiger von Papst, hatte in einem Flugblatt von einer Veranstaltung der Kärntner FPÖ erfahren, die St. Magdalen zum Thema hatte. Auf Ersuchen von Papst besuchte er diese Veranstaltung. Nachdem Reinhart Gaugg und Gernot Rumpold, zwei Haider-Spezis aus der Buberlpartie, die Stimmung im Saal mit grotesken Lügen über Papst angeheizt hatten, ergriff Ortner das Wort und wollte einige Dinge richtig stellen. Haider unterbrach ihn, wissend, was man in dieser bierträchtigen Atmosphäre seinem Publikum schuldet und meinte, er wisse nicht, ob Ortner sich als FPÖ-Sympathisant oder als Vertreter von Papst gemeldet hatte. Dann fügte Haider hinzu, er hoffe, Ortner würde den Papst in Rom vertreten, denn der habe mehr Geld. Auch wenn das Wortspiel mit Papst noch so billig war, es löste entsprechendes Hohngelächter und Heiterkeit unter den Zuhörern aus. Als Ortner sich darauf hin als Verteidiger von Papst zu erkennen gab, kam es zu Tumulten und erregten, lautstarken Emotionen. Die Anwesenden lärmten durcheinander und bezeichneten Papst als Gauner und Verbrecher. Als sich die Aufregung gelegt hatte, versuchte Ortner sachlich die von Gaugg aufgestellten Behauptungen zu entkräften und fügte hinzu, es bestünde kein Zweifel, dass Papst weit mehr als 100 Millionen Schilling in das Werk eingebracht hat. Daraufhin meldete sich Gernot Rumpold zu Wort und bezeichnete Ortner als Lügner, der wider besseren Wissens die Unwahrheit sagt, um Papst zu decken. Zwei Tage später waren die Zeitungen voll. Die Kleine Zeitung titelt:
Bundesrat Gernot Rumpold bezichtigt Papst-Anwalt Dr. Ortner öffentlich der Lüge. Haider hatte damit genau das erreicht, was er wollte : er hatte seinem Publikum einen emotionsgeladenen, unterhaltsamen Abend geboten, auch noch ein feines Medienecho für sich und die FPÖ bekommen, Papst hatte wieder ein paar Nadelstiche einstecken müssen und wurde mit Schmutz beworfen.
Dass Rumpold, vertreten vom heutigen Justizminister Dr. Dieter Böhmdorfer, Monate später wegen dieser Äußerungen verurteilt wurde, interessiert keinen mehr. Die Partei trägt die Kosten, die weit geringer waren, als eine entsprechende PR-Kampagne. Haider verstand es aber auch, direkt anzugreifen. Und so erstattete er im April 1987, vertreten durch seinen Rechtsanwalt Dr. Dieter Böhmdorfer, Anzeige gegen Papst wegen Verdacht des schweren Betrugs. Kernpunkte der Anzeige lauteten, Betrug durch Herauslockung öffentlicher Kreditmittel Vortäuschung der Überlebensfahigkeit des Werkes und unrealistische Prognosen Öffentliche Mittel zur direkten oder indirekten persönlichen Bereicherung verschoben, Zugesagte Eigenleistungen nicht oder nicht vollständig erbracht,
- Organe und Vertreter des Landes missbraucht zu haben Auch hier spielt es keine Rolle, dass die Anzeige nach Prüfung durch den Untersuchungsrichter Lutschonig zurückgelegt wurde. Die Medien und die Öffentlichkeit haben es begierig aufgesogen und es hat zur Meinungs-Verfestigung beigetragen. Der Journalist Hans Rauscher hat einmal in seiner Kolumne Rau zu Haiderschen Unterstellungen in anderem Zusammenhang unter dem Titel Haider flippt aus geschrieben:
... Wenn dem Süchtigen die Dosis zu schwach wird, muss er zu den stärkeren Sachen greifen. Jörg Haider ist süchtig aufs Schimpfen, Schimpfen auf die Altparteien, auf das System. Und da er nicht viel mehr kann als Schimpfen, muss er die Dosis immer noch erhöhen. Jetzt ist er allerdings völlig ausgeflippt. Da sagt er allen Ernstest, er könne sich vorstellen ... Dieses "kann er sich vorstellen". Ohne den Funken eines Beweises, gegen jede Logik, aber im Schutz der Immunität -also zutiefst unseriös. Haider ließ das alles kalt. Er geht seinen Weg, ob unanständig, unseriös, unmoralisch, unethisch - ihm doch egal, solange es Erfolg hat. Haider kann aber auch ein ganz anders Gesicht zeigen. Dabei ist ihm kein Mittel schäbig genug. So beauftragte Haider im April seinen Anwalt Dr. Dieter Böhmdorfer, sich mit dem damaligen juristischen Vertreter von Papst, dem renommierten Wirtschaftsanwalt Dr. Friedrich Willheim in Verbindung zu setzen und ihn um einen Termin bitten. Willheim sagte zu und so kam es in der Kanzlei vor Böhmdorfer zu einem Treffen mit Jörg Haider, der in Begleitung seines Sekretärs erschien.
Hier unleserlich aus Kronenzeitung vom 8.3.1990 im Buch siehe Seite 80
Papst-Anwalt wirft Haider “Verrat” vor E»n B*hri wn hfteJuttr poiUittiw BrlMru wirttft*u« Ucht
,ia fine gftftrnde um dic.elgcnt Gejungco."
t»« n roilcn au Uaieir db B*B« J&0 MftJtf*r« fn d*f ;M»g«l»l»ivArtar*, Plpat-
1
ha * « (t*in 1nier«B
in tincm SchrnUn an ililWU^tüit w<>n3teft; ,^1( Mhei' nt-n unscr d«m&ttf m Q«pr*.eH
Und bittct den LandMtnupl-
April IMS: _H4la«r« An«.-*U C6hfüerM)i>r(«r tuti mlch in *f in. Wi,-,rr Kanik, eliLKd«-dm. um flori mil item (JAinaiK Hustler litwr
rlfo (i. ,
*/rtft . i o i-'.'j; n«J dtftiK Don nßh aie B*«SJ**-/ic<i Immtr ftgva > tcrtinnfunf ««i fü-
:pdci- Rrgitrang, ittt nt ficd-utlvrang *t>-
fJaM" tifttte er <u d«)n F*iJ er> klin. Wliljitlm h«t* von *>ch au4 MatwUl Ubcr M*sd*kn AnjL'botfA, vr, K«lder, «( *U L*vnJt»rAl nur«4m»f Au^tttn
zu WHUtciTn.Wtis
grtnti* Aufiuklirctt. Ckr ßr)«r (li*tt« >"aK*Jn>Jl4 4nrl(» uftlcr tnd,«fcm, Haider
<l/ij« )tw> «wr um Material for
,,I>u 1*1 l*Uctl. dm Ofspraeh ftfld »wf HUdiM tt)H(*Uvo
in nur dtfum, *!i* ver-
rfficti h»l «ß* A*,vf-rr«.tfHlQtt and tint
Nationalratswahl am 7. Oktober
AnwAU WlltMra mhU ücK v«trnt«n; ,,DLf UnlmwftungJjüctit au/ Urifrechiliehi;}), &ond«[n rein poüil*chrn Erw**
f»t3«*W«n vwseW«sen. WU 8«nocsl(üül*r Trtas V/anlUlty jeaUf n erklJlrl*. wH*n di* Vofwtwtun itit die Kiwutidntcnwir-sttUaug in 4*n tand«ofj«nl»*llen«Ji bu Anftng April &**nQ«( •LMi«oria«J*nU«ft*fl In üllen imp Watilkmiscn «J» Sftili*.-*-kftldldkl dominlf (t w^rfiun,
Der Landeshauptraann ohne Handschlagqualitat. Auch Papst-Anwalt Willheim ist Haider auf den Leim gegangen und musstc crfahren, dass cine Vereinbarung mit ihm wertlos ist.
Willheim hatte sich, wie so viele andere vor und nach ihm, schwer getäuscht Er hatte wissen müssen, dass eine Zusage von Haider wert- und bedeutungslos ist.
Willheim hatte vorsichtshalber seinen Anwaltkollegen Dr. Forsthuber mitgenommen, um für alle Fälle einen Zeugen für die Unterredung zu haben. Haider versicherte Willheim, dass er absolut nichts gegen Papst hatte und er ihm völlig gleichgültig ist. Er stehe aber mitten im Wahlkampf und brauche dringend Material gegen die SPÖ. Haider sagte wörtlich, er wolle "die Köpfe der sozialistischen Mandatare rollen lassen". Wenn Willheim ihn mit Details rund um das Zellstoffwerk wie Vereinbarungen, Investitionen, Förderungen, Landesmittel etc. versorge, verpflichte er sich, alles zu unterlassen, was Papst persönlich schaden könnte. Willheim, der nicht sehr viel Einblick in die Fabrik hatte, informierte ihn nur über die horrenden Summen, die nach dem Ausscheiden von Papst noch in das Werk geflossen sein sollen und glaubte, ab jetzt einem Gegner weniger gegenüber zu stehen. Haider auf jeden Fall seine Zusage vergessen und legte sogar noch ein bisschen nach. Er ergänzte seine erste, verworfenen Anzeige mit neuen Anschuldigungen. Im Antrag fordert Haider:
die gesamten Geschäftsunterlagen, insbesondere die gesamten buchhalterischen Vorgänge und Überweisungen zu prüfen und damit zu klären, inwieweit der Verdächtige das Vergehen zu verantworten hat.
Was zur Folge hatte, dass in penibler Kleinarbeit sämtliche Konten, Geldflüsse und viele tausende Auszüge und Belege kontrolliert wurden, ohne dass die Beamten auch nur im entferntesten Unkorrektheiten oder dubiose Transaktionen entdecken konnten. Jörg Haider ließ es sich nicht nehmen, höchstpersönlich mit Franz Gumsej nach Liechtenstein zu fahren, um in Vaduz nach heimlichen
Papst-Konten und inkriminierenden Geldflüssen zu fahnden. Er musste mit seinem zweifelhaften Freund unverrichteter Dinge nach Hause zurückkehren. Willheim war über die Vorgangsweise von Haider empört und schrieb ihm einen Brief. für ihn war mehr denn je klar geworden, dass Haider seinen Mandanten nur missbrauchte, urn der SPÖ zu schaden und ihm dabei jedes Mittel und jede Verleumdung recht ist. Haider nahm in Kauf, jemanden unschuldig ins Gefängnis zu bringen, nur um mit dieser Aktion ein paar Stimmen mehr zu gewinnen. Selbstverständlich beantwortete der Freiheitliche den Brief nicht. Darauf veröffentlichte Willheim einen offenen Brief in der Kärntner Tageszeitung, in dem er Haider des Wortbruchs bezichtigt. Haiders Reaktion : Alles erstunken und erlogen. Willheim sei von sich aus an ihn herangetreten und er hätte nur seine Pflicht als Landesrat erfüllt. Diese Begebenheit wirft nicht nur ein bezeichnendes Licht auf Haider, es lässt einen 'beim Gedanken erschauern, dass der ehrenwerte Mann an Haiders Seite heute Justizminister der Republik ist. Dass diese Geschichte kein Einzelfall ist, sondern im Sumpf um Jörg Haider Alltag ist, zeigt die nächste Episode. Bei einem persönlichen Gespräch mit einem alten Bekannten aus Jugendtagen klagte Papst über seine missliche Situation und die Hoffnung, durch einen Verkauf des Werkes doch noch zu einem Teil seines verlorenen Vermögens zu kommen. Da erinnerte der Mann Papst an einen gemeinsamen Bekannten namens Wolfgang Kapun, der ein alter Freund und Tennispartner Haiders sei. Es hieß, Haider würde bei seinen Wien-Besuchen häufig bei Kapun nächtigen. Papst erinnerte sich tatsächlich dunkel an Wolfgang Kapun und er entschloss sich, mit ihm in Verbindung zu treten. Bei einem darauf folgenden Treffen bat Papst den Mann, doch bei Haider zu intervenieren und ihm von der Möglichkeit eines Verkaufs an die Firmengruppe Taylor zu informieren, was auch dern Land Kärnten viele Millionen brächte. Kapun meinte, das könne er nicht direkt machen. Solche Sachen gingen nur über Gernot Rumpold, einem der engsten Vcrtrauten Haiders, der bekanntlich den Beinamen ,,Haiders Mann fürs Grobe" trägt. Obwohl Papst die Haider-Partie zutiefst zuwider war, willigte er ein und so rief Kapun auf der Stelle und in Beisein von Papst Gernot Rumpold an. Dieser zeigte sich prinzipiell interessiert, verlangte aber für seine Intervention ein Honorar von 100.000.Schilling in bar, die ihm in seinem Lieblingslokal zu übergeben seien. Papst sagte zu, steckte 93.000 Schilling, mehr hatte er gerade
Hier unleserlich, Bericht: Der Standard, siehe Buch “Der Kärntner Sumpf” Seite 83
Haider und Rumpold belastet I'apst-AmvaU Weber und FP-Spitze dsckcn sioh gegensdtig mil Klagen ein KlajenifHrt • fkr An.it ait tjh.it i] Weltm in 'li !i dim S( , M *tJ- :f Vonrüife j|*jk \Vwwjr i Anrcite m-i
nKorn-*li;t[UJUVlK* s
Miwic iwen -d.-it the ni-utd-n i dj|i-n ait <i
ürhauix^nlhüJc/oili V«-| RumpMttl. >vuü4üh di-vü i'i»f ! Xt\vi .-nl^M.iKSü.ln' K:kljr..n- | Mill!-. taltroncin'eücI.wiU Wctjcriffl i
IvUnrtjntnn [ D3,wK* St i ?.ip>l. itrt In I'nlor- • hatx?. Hum] Cf^ll .lut. rinn Sintf- '> und Inil-.r / " t-thjlit-n | H'-Polilik*i inuiti
; iVjlhiHm fans; in nf.t KumjoW *r.Svvr-r bctw'.el. | Wion. [nin bfkannü J.^i Uundwrai j iFac<.iljsj:hlaiv Am fi, o. l'j«c Hurnjwlü cinnn .Sr^-M-T.erwU I ichrcittt Willliuini jn Jcü U'w-von njixwi SclülJitra vcrijn- i ncf PajfjiWil*.''(i,.* .
ru kapuu', rj^li I'.tprf. -U-nü üi K
lisüen Jfl die FI1) flü'-St'ir,
Wahrend der Kampagne gegen Papst schrieben die Medien nahezu täglich erbarmungslos gegen ihn. Millionen für die FPÖ oder Schmiergelder für Gernot Rumpold verschwanden sehr schnell wieder aus dem medialen und offentlichen Interesse.
nicht zur Verfügung, in ein Kuvert und fuhr mit einem angeheirateten Neffen zum Hotel Astoria in der Wiener Innenstadt, wo Rumpold tatsächlich wartete. Sein Neffe stieg aus dem Wagen und Papst konnte beobachten, wie der junge Mann Rumpold begrüßte, ihm das Kuvert in die Hand drückte und wieder zurück kam. Es liegt diesbezüglich eine eidesstattliche Erklärung des namentlich bekannten Mannes auf, die den Ablauf des Treffens bestätigt. Einige Tage später kam über Wolfgang Kapun die Nachricht, dass Haider interessiert sei und den Verkaufsverhandlungen positiv gegenüber stehe - aber eine Provision von 10 Millionen Schilling zur Bedingung stelle, die über seinen Vertrauten Kapun als Treuhänder abzuwickeln sei. Die KäuferGruppe war prinzipiell einverstanden und die Provisionsvereinbarung wurde von Dr. Willheim schriftlich formuliert und festgehalten. Wie Papst in einem Telefonat mit Kapun erfuhr, sollten am 13. September finale Verkaufsverhandlungen zwischen Jörg Haider und der Taylor-Gruppe (World Impex) in Klagenfurt stattfinden. Parallel dazu verhandelte Papst aber auch mit dem Präsidenten der Slovenja Papier, die als Eigentümerin der Zellstoff-Fabrik Obir starkes Interesse am Werk hatte. In Wirklichkeit war Haider nie an einem Verkauf interessiert. Der Konkurs und die Abwicklung über den Verkauf des Werkes an Haselsteiner war vermutlich mehr wert als 10 Millionen Schilling. Papst glaubte in seiner Naivität, seine Verkaufsbemühungen seien auf einem guten Weg und wollte die kommenden Ereignisse in Ruhe in Monte Carlo abwarten. Es ist mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit anzunehmen, dass das vorgetäuschte Abfindungs-Angebot von Original-Beleg Buch Seite 85
„ Warum soll jemand Herrn Kapun 10 Millionen zahlen?” die FPÖ, die sich immer so gerne als Saüber-Partei pra'sen-tiert, in Wirklichkeit die übelste Nehraer-Partei ist , hat sich ja mittler-weile in Österreich her-umgesprochen. Hier ist es aber vertraglich belegt, wenn auch der alte Haider-Kumpel Wolfgang Kapun als Feigenblatt vorgescho-ben wird.
Landesanwalt Dr. Burger-Scheidlin an Dr. Willheim bzw. Papst von Haider eingefädelt und beauftragt wurde. Schließlich hatte Haider die Anzeige erstattet und wollte sicher gehen, dass Papst tatsächlich verhaftet werden kann. Wenn Papst von der Anzeige erfahren hätte, wäre er womöglich vorgewarnt gewesen. Mit diesem schmutzigen Trick ist es Haider gelungen, Papst nach Österreich zu locken. Und wieder hatte Haider einen Menschen persönlich zur Strecke gebracht. Wenige Tage nach der Verhaftung posaunte Haider vollmundig in einer Pressekonferenz und im Morgenjournal des ORF, er habe Unterlagen, dass 275 Millionen Schilling unauffindbar seien. Jetzt, nachdem Papst hinter Gitter sitzt, wird er sehr schnell aufklären, wohin das Geld verschwunden ist. In Wirklichkeit gab es diese unerklärliche Viertelmilliarde unter Papst nie, noch hat man je wieder etwas von dem Vorwurf gehört. Aber ein paar Schlagzeilen waren sie auf jeden Fall wert. Nie hinterfragt wurde auch die bereits geschilderte, dubiose Vorgangsweise bzw. die Grundlage, auf der Haider dem Werk das Wasserrecht entziehen ließ und den Konkurs definierte. Da keine aussagefähigen Messdaten vorhanden waren und nachdem die Anlage schon abgefahren war, konnte kein Sachverständiger mehr eine glaubwürdige Begründung liefern. Das, was an Belegen vorgelegt wurde, konnte bestenfalls als Alibi-Prüfung gewertet werden, reichte aber sicher nicht aus, um ein Werk stillzulegen, dass eben erst um über eine Milliarde rekonstruiert wurde und von dem Fachleute, wie die finnische Zellstoff-Expertin, erklärten, es könne mit geringen Mitteln umwelttauglich und kapazitätsmässig profitabel gemacht werden. Es ist absolut unbegreiflich - aber weder die Kärntner Bevölkerung, die Medien, die Opposition, noch die Justiz hat je über den volkswirtschaftlichen Schaden und die verlorenen Arbeitsplätze, für die Haider die Verantwortung trägt, auch nur das leiseste Wort verloren Haider ist aber nicht nur für volkswirtschaftliche Schaden in diesen Größenordnungen verantwortlich, alleine durch die permanente Beschäftigung der Gerichte mit täglichen Anzeigen entstanden und entstehen Kosten, die in die Millionen gehen. Alleine in dieser Causa waren mit Anzeigen und Gegenanzeigen mehrere Gerichte und unzählige Beamte beschäftigt. Nicht zu vergessen, Dr. Dieter Böhmdorfer, der als Rechtsberater bei all diesen sinnlosen und verleumderischen Aktionen ein williger Helfershelfer war. Manchmal aber hat man fast das Gefühl, es macht ihm einfach Spaß, die Menschen zu pflanzen.
Als Landeshauptmannstellvertreter Frühbauer eine Überseereise plante, ersuchte Jörg Haider die Staatsanwaltschaft dringend um Prüfung, ob Fluchtgefahr besteht. Diese Groteske war der Kronenzeitung am 27. September 1989 immerhin die Titelseite wert. Eines ist auf jeden Fall sicher: einer der Haupttäter ist unge-schoren geblieben und brüstet sich stolz, er werde im Land auf-räumen und für Ordnung sorgen, wenn man ihn lässt. Ein Gedanke, der einem die Gansehaut bekommen lässt.
Haiders wichtigste Maßnahmen zur Vernichtung von 1 Milliarde Schilling im Überblick 85 86 April 87 Juni 87 Juli 87 Juli 88 Jan. 89 Juli 89
Zustimmung zum Projekt als Abgeordneter Ablehnung des Projektes als Abgeordneter 1. Strafanzeige gegen Papst/Zellstoff Villach Ministerklage gegen Ing. Frühbauer 2. Strafanzeige gegen Papst/Zellstoff Villach 3. Strafanzeige gegen Papst/Zellstoff Villach Strafanzeige gegen SPÖ Weisung zum Konkursantrag
Aug. 89
Weisung zur Verhaftung von Papst
Okt. 89 90 92
Entziehung des Wasserrechtes Verkauf an Haselsteiner Schenkung des Wirbelschichtofens (Wert 70 Mill. S) an Funder
06
Der Rechnungshofbericht
Im Frühjahr 1989 veränderte sich die Situation rund um St. Magdalen schlagartig. Jörg Haider hatte mit Hilfe der Kronenzeitung, der gemeinsamen Hetze gegen das Werk und den ständigen Unterstellungen, Papst hatte als Dank für die Förderungen der SPÖ viele Millionen zukommen lassen, bei der Kärntner Öffentlichkeit gepunktet und bei den Wahlen massiv gewonnen und wurde Landeshauptmann. Sofort begann das Wetzen der langen Messer -politische Gegner sollten gedemütigt und abserviert - Freunde und Unterstützer für ihre Loyalität belohnt werden. Vor allem aber galt es, Papst endgültig zu vernichten und sicher zu stellen, dass er Haider und seiner Partie nicht mehr in die Quere kommen konnte. Dazu bedurfte es natürlich entsprechender Instrumentarien. Der Rechnungshof, in Österreich als eine der vielen heiligen Kühe gehandelt, der nicht zu hinterfragen ist, weil er fälschlicherweise als unabhängig gilt, schien Haider gerade richtig. Obwohl die Zuständigkeit des Rechnungshof gesetzlich sehr genau definiert und er zweifelsfrei für Privatunternehmen nicht zuständig und prüfungsberechtigt ist, gelang es auf Initiative und massiven Druck von Jörg Haider unter zur Hilfenahme diverser Tricks über das Land Kärnten, doch eine Prüfung von St. Magdalen zu erwirken. Dass sich Jörg Haider bei der Durchsetzung seiner Wünsche über Gesetze brutal hinwegsetzt, ist bekannt. Hier muss aber auch die Frage gestellt werden, wieso sich der angeblich so unabhängige Rechnungshof seinem Diktat gebeugt hat und die Prüfung durchgeführt hat.
Der Versuch, ein so komplexes und schwieriges Thema in nur 18 Tagen zu untersuchen, musste scheitern und konnte nur dem Auftraggeber entsprechend in einer pauschalen Verurteilung des Projektes münden. Wie heillos der Rechnungshof bei einer so hoch spezialisierten technischen Thematik wie der Rekonstruktion eines Zellstoffwerkes überfordert waren, beweist die Tatsache, dass der Inhalt des viele hundert Seiten dicken Berichtes unmöglich Ergebnis einer 18-tägigen Prüfung sein konnte . Der Rechnungshof hat weit gehend aus bestehenden Gutachten abgeschrieben und mit dem späteren Sachverständigen Meindl zusammengearbeitet.
Und das ist eine der zentralen und ganz wesentlichen Punkte, die man berücksichtigen muss, wenn man die ganzen Widersprüchlichkeiten in der Causa Zellstoff Villach und Wilhelm Papst durchschauen möchte. Es existierten zwei Gutachten, die wie Wanderpokale von einem Gegner des Projektes bzw. Papst zum anderen gereicht wurden und in allen möglichen Variationen und Zusammenhängen immer wieder zitiert werden. Im Rechnungshofbereich, im Untersuchungsausschuss und in der Anklage. Diese Berichte wiederum beziehen sich über lange Passagen auf den Bericht des Beraters Poppovic, der die bestellten Gefälligkeitsgutachten der Papierindustrie fabriziert hatte, eines Gutachtens von Dr. Meindl für die Bürgerinitiative und die Stellungnahmen der FGG. Der Geschäftsführer der FGG, der Finanzierungsgarantie-gesellschaft, Diplkfm. Hutterer, schreibt in seiner Punktation vom Oktober 87, dass er mit der Zellstoff Villach befasst wurde, jedoch einen Garantieantrag auf Grund der strukturpolitischen Zielsetzungen der Papier- und Zellstoffindustrie ablehnen musste. Womit klar wird, woher der Wind auch bei der FGG weht — sie fühlte sich der Papierlobby verpflichtet. Es stand damit von vornherein fest, dass es zu einer negativen Beurteilung kommen musste. Interessant sind nur die Argumente:
Die Zellstoff Villach verfügte darüber hinaus über kein effizientes Top- und Mittelmanagement. Nach der Ablöse der Herren Dr. Paul und Dipl. Ing. Kist wurde der Berater Dipl, Ing. Reitzi, der bisher schwerpunktmässig in der Bauwirtschaft tätig war, als Geschäftsführer eingesetzt. Betriebswirtschaftliche Konzepte liegen wegen der fehlenden Zielvorstellungen eines Betreibers und des bestehenden Managementdefizites nicht vor. Bis jetzt stimmt alles und man konnte fast meinen, der FGG hatte die Fronten gewechselt. Aber dann holt er zum Gegenschlag aus:
Die technische Konzeption liegt nach wie vor in den Händen des Herrn Ing. Papst und die Schlüsselpositionen sind mit Personen aus ehemaligen Papst-Unternehmen besetzt. Mit anderen Worten, Papst trägt für alles die volle Verantwortung. Der einzige Schönheitsfehler an der Anschuldigung: Diplkfm. Hutterer beschreibt einen Zustand des Unternehmens rund drei Monate nachdem Papst und alle seine Vertrauten entmachtet worden waren und absolut keinen Einfluss mehr auf das Werk hatten. Aber es kommt noch dicker: Hutterer beziffert den Investitionsstand von Oktober 1987 mit 880 Millionen Schilling, errechnet aber noch locker einen weiteren Finanzbedarf von 920 Millionen Schilling - also insgesamt 1,8 Milliarden Schilling. Diese Summe liegt sogar noch um unfassbare 600 Millionen Schilling höher als die vehementesten Gegner des Projektes in ihren überzogenen Kalkulationen errechnet hatten und ist so unglaubwürdig, dass nicht einmal der Dümmste auf sie hereinfallen würde. Außer man ist in Kärnten und heißt zufällig Gaugg oder ist Richter und heißt DDr. Orasche. Ein weiterer, ganz wesentlicher Punkt, den man sich immer wieder vor Augen halten muss, wenn man diese ganzen Anschuldigungen über schlechte Anlageteile, untaugliche Konzepte und Nichterfüllung von Umweltauflagen liest, ist:
Als Papst aus dem Werk entfernt wurde, war die Rekonstruktion zu 98% abgeschlossen und die Anlage stand unmittelbar vor der Inbetriebnahme. Es wurde Papst jedoch nicht die Möglichkeit gegeben, sein Werk in Betrieb zu nehmen und in dieser alles entscheidenden Phase mit seinen Ingenieuren Korrekturen, Feinabstimmungen und Synchronisierungen vorzunehmen und letztendlich zu beweisen, dass das Werk bestens funktioniert hätte. Das Werk wurde vielmehr völlig unprofessionell, zu früh und ohne die Überwachung durch hoch spezialisierte Ingenieure von einem absoluten Dilletanten angefahren. Das hat zu nachhaltigen Schäden in der Anlage geführt, die das Erreichen der vorgesehenen Kapazität und Umweltauflagen verunmöglicht haben. Trotzdem musste Papst für alles gerade stehen. Wie grotesk und läppisch die Anschuldigungen im Bericht in Anbetracht dieser Tatsache sind, sollen ein paar Beispiele belegen:
Der Rechnungshof stellt fest, dass die zweifelhafte Bonität des Projektwerbers nicht entsprechend geprüft worden war und demzufolge keine ausreichende Sicherheiten verlangt wurden. Er verweist darauf, dass die vollständige Aufbringung des Stammkapitals nicht nachvollziehbar war, woraus sich erhebliche Zweifel ergaben, ob es überhaupt zur Gänze nachgewiesen wurde. Zu diesem Vorwurf lag ein Schreiben der Hausbank von Wilhelm Papst vor, in dem die Schweizerische Bankgesellschaft die Bonität von Papst bestätigt und klarstellt, dass aus ihrer Erfahrung kein Einwand gegen die Geschäftstätigkeit mit Papst spricht. Die Feststellung des Rechnungshofes ist auch deshalb um so erstaunlicher, weil der Bericht etwa 40 Seiten später unter der Zahl 28.1.2 bestätigt, Papst hätte aus Verpfändungen, Krediten und Eigenmitteln zumindest 84,4 Millionen Schilling bereitgestellt. Was die oft zitierte mangelhafte Kontrolle der Geldflüsse betrifft, stellt der Rechnungshof selbst fest:
Was die erwähnte Kontrolle betraf, mussten sämtliche im Finanzierungsplan vorgesehenen Geldmittel über zwei Konten geleitet werden. Eine Freigabe dieser Gelder war an die Zustimmung des Geschäftsführers des Reinhalteverbandes, Hofrat Dr. Thomasser, gebunden. Dieser nahm seine Tätigkeit im Dezember 1985 auf, was im wesentlichen gleich bedeutend mit der bankmäßigen Mitzeichnung von Überweisungsbelegen war. Womit der Rechnungshof etwas sperrig belegt, dass kein einziger Schilling der Fördergelder ohne der genauen Prüfung wie Verwendungszweck, Übereinstimmung mit der Auftragsbestätigung oder dem Kostenvoranschlag, überwiesen werden konnte. Aber dann stellt sich die Frage, wieso der Vorwurf der mangelnden Kontrolle aufrecht bleibt.
Unter 34.1.4 behauptet der Rechnungshof: Der auf 35 Millionen Schilling abgesenkte Abstattungskredit der ZV wurde auf die Lotte Papst Ges. m. b. H umgeschuldet, die dann die
Kreditrückzahlungen übernehmen sollte. Wie sich später zeigte, kam die Lotte Papst Ges.m.b.H ihren Verpflichtungen nicht nach. Wieder irrt der Rechnungshof. Das im Eigentum der Lotte Papst Ges. m. b. H stehende Club-Hotel in Baden wurde an die Wr. Allianz Versicherung verkauft und ein Teil des Verkaufserlöses von 46 Millionen Schilling - wie leicht belegbar - an das Land Kärnten überwiesen. Damit stiegen die von Papst aufgebrachten Eigenmittel bereits auf weit über 100 Millionen Schilling. Bei der Rekonstruktion des Werkes war vorgesehen, durch Verbrennung der Lauge umweltschonend und netzunabhängig den eigenen Energiebedarf zu decken und sogar noch über 2000 Wohnungen durch Fernwärme in Villach zu beheizen. Der Rechnungshof stellt zum Laugenverbrennungskessel fest, dass das keine Neuheit ist und das Werk immer schon über diese Einrichtung verfügt habe folglich die Investition gar nicht erfolgt sei. Was der Rechnungshof schlicht übersehen hat, war, dass die alte Anlage mit teuer zugekauftem Öl Energie produzierte, während in der jetzigen Anlage Kochlauge anstatt den Fluss zu verschmutzen umweltfreundlich zur Energieerzeugung genutzt wird. Nicht genug der Inkompetenz, schreibt der Bericht weiter:
Die Idee, die Stadt mit Fernwärme zu versorgen, beruht auf keinem fundierten Projekt, dessen technische und wirtschaftliche Grenze klar umrissen waren, sondern ließ einen beachtlichen Entscheidungsspielraum zu. Diese unscharfe Konzipierung hot der Geschäftsführung der Zellstoff Villach
Gelegenheit, etwaige Schwachstellen ihres Gesamtkonzeptes zu überdecken. Dazu lässt sich nur anmerken : Immerhin war das Fernwärme-Projekt eine Konzeption der Shell Austria, die auch die Leitungen gelegt hat - die Zellstoff Villach war als Wärme-lieferant nur Kooperationspartner. Und es ist wahrscheinlich nur in den Köpfen von Rechungshof-Beamten vorstellbar, dass dieser Konzern bei einem unfundierten Projekt ohne entsprechende Wärmebilanzen rnitmacht. Eines der Lieblingsthemen aller Untersuchungen, Gutachten und insbesondere des Richters im späteren Verfahren sind ganz bestimmte Filter, die beim Waschen der Lauge eingesetzt werden. Diese Laugenwaschfilter repräsentieren von ihrer finanziellen Wertigkeit, bezogen auf das Gesamtprojekt, ca. 0,2 Prozent. Ursprünglich waren für die Laugenwaschanlage 3 Filter der Firma Sund vorgesehen. Nach Empfehlung von Univ. Prof. Dr. Stark, dem 3 Filter nicht genug erschienen, wurde auf 4 Filter umdisponiert. Papst hörte dann von einem völlig neuen Filtersystem der Firma Rauma Repola aus Finnland, auf diesem Gebiet übrigens weltweit Marktleader, bei dem 2 Filter genügen würden, weil sie annähernd die gleiche Leistung bringen wie 4 Sund-Filter. Obwohl alle 4 Sund-Filter zusammen 1,6 Millionen Schilling gekostet hatten, entschied sich Papst für die zwei 10 Millionen teuren Profeed-Filter aus Finnland, weil sie langfristig ökonomischer und ökologisch besser sind. Der Rechnungshof zog in seiner messerscharfen Logik sofort den Schluss, Papst habe mit der Einsparung von 2 Filtern seine
Verpflichtung nicht erfüllt, sich dadurch bereichern wollen und stellt ihn zwar nicht explizit, aber doch sinngemäß als Lügner dar. Obwohl dieser Vorwurf eindeutig und zweifelsfrei widerlegt wurde, wird er noch unzählige mal durch die Causa geistern und als Beleg für die Unseriösität Papst's herhalten müssen. Ein gutes Beispiel für die Schlüssigkeit des Rechnungshofes liefert der Satz:
Die Gesellschaft war seit Ende 1983 durchwegs überschuldet gewesen und hatte zuletzt im Jahr 1984 ein positives ordentliches Betriebsergebnis erwirtschaftet. Und im nächsten Absatz heißt es weiter:
Zum Insolvenz-Zeitpunkt hatte die Zellstoff Villach der Firma Wilco für Rechnungen über 126,8 Millionen Schilling Zahlungen von 89,1 Millionen Schilling geleistet. Wenn der Rechnungshof die Bücher ein wenig sorgfältiger geprüft hatte, wäre er draufgekommen, dass die Forderung der Wilco um 100 Million Schilling höher lag. Aber was sind für den Rechnungshof schon 100 Million Schilling. Normalerweise fehlt in kaum einem Rechnungshofbericht der Vorwurf der Geldverschwendung. Bei St. Magdalen drehte der Rechnungshof den Spieß kurzerhand um, in dem er bemängelt
Das Projekt hatte zum Ziel, mit einer möglichst geringen Investitionshöhe auszukommen. Die veranschlagten 625 Millionen Schilling betrugen weniger als ... die in Österreich vorliegenden Erfahrungen über durchgeführte Vorhaben der Zellstoff-Industrie. Gänzlich absurd wird es, wenn der Rechnungshof seitenweise über unterdimensionierte und technisch veraltete Gebraucht-teile spricht, die das Erfüllen der Umweltauflagen ausschließen, um dann wieder festzustellen :
Insgesamt wäre nach Ansicht des Rechnungshofes eine Einhaltung der bescheidmässigen Abwasser-, Abluft-, Schallgrenzwerte technisch möglich. Dies würde jedoch ausreichend Zeit zur Abstimmung und Optimierung der Anlageteile erfordern. Auf den sich daraus ergebenden Schluss verzichtete der Rechnungshof. Denn dann hatte er aufzeigen müssen , dass man Papst zu Unrecht das Projekt aus den Händen genommen hat und ihm damit nicht die Chance ließ, zu erreichen, was laut Rechnungshof technisch möglich gewesen wäre. Und immer wieder taucht - wie das Ungeheuer von Loch Ness -der ominöse Gutachter Poppovic auf, der immer schon alles gewusst haben will. Der Rechnungshofbericht bezieht sich wie auch der 2. Untersuchungsausschuss vor ihm auf, sein Gutachten, in dem die getätigten Investitionen zum damaligen Zeitpunkt einen Stand von 880 Millionen Schilling erreicht haben sollen. Es können aber nachweislich bis dahin lediglich 730 Millionen gewesen sein, weil ganz einfach nicht mehr Geld da war. Wieder spielten für den Gutachter und in Folge den Rechnungshof 150 Millionen auf oder ab eine nicht so große Rolle. Die zusätzlich erforderlichen Investitionen beziffert er mit weiteren rund 340 Millionen, womit er die Gesamtkosten mit 1,2 Milliarden Schilling veranschlagt. Diese Zahl ergibt sich
ganz einfach, wenn man jeden Posten einer langen Liste um 30 bis 50% höher kalkuliert, als jeder andere Fachmann. für den Rechnungshof aber offensichtlich kein Problem, solchen blanken Unsinn irnmer wieder zum Bestand seines Berichtes zu nehmen. Während der Rechnungshof alle mit Papst und seinem Team in Zusammenhang stehenden Aktivitäten scharf kritisiert, fällt das Urteil ab der Übernahme des Werkes durch die Haselsteiner-Gruppe weit milder aus. So wurde Haselsteiner vertraglich die Fußnote aus “Profil” Text im Buch Seite 97 der Kärntncr Landeshypo aufnahm, auch noch eine Wechselbürgschaftserklärung.
Es ist unzulässig. bei genaucr Würdigtmg aller aten dem Kaufmann Paps bczüglich St, Magdalen RectuswM-ngkeiten vorzuwcrfen. Papst wurde im Oktober 1987 in durchaus unfairer Weisc au5geboo!i;t und hat seither mil dem Werk nichis mehrzu tun. Allc wcsentlichen Investüio-nfin, dertn sich Papsl-Nachfoigar Hans Peter Hasclswincr heule Oedient, gehcn auf die Ara Papsi zurUck. 0afl Hasclstcini-r heuie aus dera Work ErtrSge schopft, ist turn zrSBten Ted auf die Papst-Vorleistungen -iurtlckzuführen. Grob gercchnct wurden 850 Millionen an Invesütioncn geUitigt, Qber 800 Mülionen da von wahrend der Papst-Ara, Wilhslni Papst hat sefbcr mehr uls 80 Millionen aus Privatgeldem investien (und um fast 100 MilHonen /usützlich Ant'angsvcrluste aj ')
In der ganzen Causa Papst und Zellstoff Villach lassen sich die Artikel, die auch nur halbwegs objektiv waren, an einer Hand abzahlen. Wenn das aber doch bin und wieder passierte, dann klein gedruckt als Fufinote, wie in diesem Profil-Artikel.
Möglichkeit eingeräumt, für je 1 Million Stammkapital den Abtretungspreis von 1.- Schilling zu bezahlen - das heißt, für die 40 Millionen Stammkapital der Zellstoff Villach satte 40.-Schilling (in Worten vierzig). Und der Rechnungshof bestätigt das auch noch in dem er festhält: so
erachtet der Rechnungshof den Pacht- und Optionsvertrag nicht als nachteilig für das Land Kärnten. Alles in allem ist der Bericht des Rechnungshofes über weite Strecken nicht nachvollziehbar und prinzipiell in Frage zu stellen, wie die Prüfung einer so riesigen Materie in 18 Tagen überhaupt möglich sein kann. Dementsprechend fielen auch die Reaktionen auf den Bericht aus: Ministerialrat, Dipl. Ing. Faukal, im Wasserwirtschaftsfond zuständig für die Vergabe und Überprüfung von Förderungsmitteln, antwortet auf den Vorwurf des Rechnungshofes über die mangelhaften Kontrolle in St. Magdalen :
Die Überprüfung der widmungsgemaßen Verwendung ...wurde von der Kontrollabteilung des BM für Bauten und Technik... vorgenommen und hiebei festgestellt, dass eine Nachvollziehung des gesamten Projektablaufes in Hinblick auf die übersichtliche Darstellung des Rechnungswesens ... möglich ist. Auf Grund dieses Ergebnisses wurde von der Sektionsleitung die vorübergehend verhängte Zahlungssperre aufgehoben. Zum besseren Verständnis: der Wasserwirtschaftsfond hatte unter dem Einfluss der medialen und politischen Hetzkampagne gegen das Werk kurzfristig die Förderungsgelder eingefroren, um die Rechtmäßigkeit der Verwendung zu überprüfen. Während der Rechnungshofbericht ständig
mangelnde Transparenz und Kontrolltätigkeit bemängelt, attestiert der Wasserwirtschaftsfond als Hauptgeldgeber nach gründlicher Prüfung St. Magdalen einen Persilschein. Etwas später schreibt Dipl. Ing. Faukal in seiner Replik des Rechnungshofberichtes über den Vorwurf der Legung überhöhter Rechnungen durch Papst :
Die Behauptung, der Fond habe wegen Anerkennung nicht förderungsfähiger Leistungen ... Schaden erlitten, kann nur als Nichtkenntnis der Rechtslage interpretiert werden. Die Kritik des technischen Leiters der Kärntner Landesregierung, Dr. Karl Fanta, fallt ebenfalls nicht sehr schmeichelhaft für den Rechnungshof aus. So schreibt er auf Seite 3:
das negative Pauschalurteil ..... muss .... als unmotoviert, an der Realität vorbeigehend, nachdrücklich zurückgewiesen werden. Und weiter : Die Kritik des Rechnungshofes hinsichtlich der Einschätzung der Eigenmittel der Förderungs-Nehmer ist irrig. Und auf Seite 4:
Die Feststellung des Rechnungshofes, das Förderungsverfahren sei ..... nicht auf das Projekt ..... sondern vor allem auf ein hohes Maß an Förderungen zielgerichtet, muss als haltlos bestritten werden. Der Rechnungshof hat es in seiner Kritikbestrebung völlig verabsäumt oder absichtlich unterlassen, die notwendigen Vergleichsbasis des öffentlichen Interesses auch nur annähernd zu untersuchen bzw. aufzuzeigen. Interessant erschien ihm auch, dass derartige vom Rechnungshof besonders scharf kritisierten angeblichen Mangel vom selben Begutachter nur wenige Jahre vorher als positive Sachverhalte beurteilt wurden. Seite 12:
Die Kritik erscheint unfundiert. Darüber hinaus bemerkenswert, dass diese eindeutig polemisch Kritik unter mitwirken eines Gutachters, dessen Fachmeinung noch vor relativ kurzer Zeit konträrer Art gewesen ist, erstellt wurde. Nächste Seite wieder
... mangelnde Sachlichkeit und polemischer Charakter ... Vorwurf, die Ziele verfehlt zu haben : Es ware möglich gewesen, die technische und finanzielle Situation beim gegenständlichen Anlagebau so weit zu beherrschen, dass mit einer gewissen Toleranzfrist für Nachbesserungen, wie sie üblicherweise bzw. im Hinblick auf die relativ niedrigen Herstellungskosten bzw. strengen Umweltauflagen zu tolerieren war, die angestrebte Gewässersanierung erreicht werden könnte.
Dass es dem Rechnungshof augenscheinlich nicht um eine sachliche Überprüfung ging, sondern um massive politische Einflussnahme und bewusste Irreführung der Öffentlichkeit, lässt sich an den folgenden Beispielen ablesen. Einmal ging es um Verhandlungen über die allfällige Anerkennung zusätzlicher Kosten mit dem Wasserwirtschaftsfond. Noch bevor die Causa geprüft und abgeschlossen war, lancierte der Rechnungshof Pressemitteilungen. Dazu stellt der Kontrollor des Wasserwirtschaftsfond in seiner Stellungnahme klar:
Da das Ergebnis dieser Prüfung noch aussteht, war es seitens des Rechnungshof jedoch verfehlt, die Öffentlichkeit in Form von Pressemitteilungen auf angeblich schwerwiegende Mängel in der Gebühren-Verrechnung - mit Zahlenangaben - aufmerksam zu machen. Der andere Fall betrifft einen simplen Schreibfehler einer Sekretärin, die in einer Teilrechnung die Kosten für ein Aggregat mit einer o zuviel darstellte und so aus 70.000 gleich 700.000 Schilling machte. Dieser Fehler wurde umgehend berichtigt. Dazu wurde vermerkt:
Die Vorgangsweise des Rechnungshof, die vorübergehende irrtümliche Inrechnungstellung eines Wuchtschüttlers mit dem lOfachen des Bestellpreises als endgültige Bezahlung und Inanspruchnahme überhöhter Forderungsmittel zu monieren, erscheint insbesondere auch im Hinblick auf die noch vor Übergabe des Rechnungshof-Berichtes an das Land seitens des Rechnungshof lancierte, den Sachverhalt entstellende Pressemitteilung unverantwortlich. Dass in einem Bericht Fehler vorkommen können, bestreitet niemand. Aber diese massive Anhäufung von Irrtümern, Fehlinterpretationen und zum Teil bewusst verzerrten Darstellungen kann kein Zufall sein. Und wer veranlasst den Rechnungshof, Pressemitteilungen zu versenden, noch bevor der Bericht herausgegeben wurde? Was hat das mit Objektivität zu tun. Oder ist der Rechnungshof gar nicht so unabhängig und objektiv wie er sich gerne darstellt. Liegt nicht viel mehr die Vermutung nahe, wann immer Jörg Haider und seine Freunde die Hände im Spiel haben, beginnt es sehr schnell nach Verleumdung und dreckigen Methoden zu stinken. Mit der Liste der Fehlleistungen des Rechnungshofes ließen sich viele Seiten füllen, wobei es sich bei dem Urteil über den Bericht nicht um die Meinung irgendwelcher Privatpersonen handelt, sondern um anerkannte Fachleute und Beamte aus verschiedensten Institutionen, die objektiv urteilen konnten, da sie von dem Bericht nichts zu befürchten hatten. Alles in allem liegen rund 200 Seiten Stellungnahmen von Experten vor, die den Rechnungshofbericht von der fachlichen, technischen bis zu wirtschaftlichen Seite als inkompetent und provokant parteilich verurteilen. Der Tenor all dieser Stellungnahmen lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Dem Rechnungshof ging es offensichtlich nicht um eine objektive Beurteilung der Vorgänge in St. Magdalen, sondern um eine gezielte Schlechtmachung des Projektes und ein ( bestelltes ? ) Einstimmen in eine menschenverachtende Hatz gegen Papst. Man kann den Bericht aber auch unter ganz anderen Gesichtspunkten interpretieren, wie es der Villacher Bürgermeister Helmut Manzenreiter in einer Stellungnahme an den Rechnungshofpräsidenten Dr. Tassilo Broesigke am 8. November 1989 getan hat. Schon in seiner Einleitung schreibt er:
Indessen hätte selbst ein zweifelsfrei gesundes Unternehmen bei dieser Art der Dauer-Diskussion wahrscheinlich ebenfalls schweren Schaden in Kauf nehmen müssen. Selbst bei extensiver, aber noch verfassungskonformer Auslegung hat hier der Rechnungshof seine verfassungsrechtlichen Kompetenzen überschritten. Der Rechnungshof gibt über alles und jedes kritische Urteile ab, als hätte er sich über die Fachkenntnisse einer Rechnungshofkontrolle hinaus ein enzyklopädisch angelegtes, differenziertes Fachwissen, gepaart mit Erfahrung erworben, wodurch er in der Lage wäre, zu allen Fachfragen fundierte Stellungnahmen abzugeben und Kritik zu üben. Es ist bisher - bewusst oder unbewusst - so gut wie alles getan warden, um die Verwendbarkeit des Vorhandenen auf ein Minimum zu reduzieren und damit den Schaden zu maximieren. Zusammenfassend kann zu der besprochenen Kritik des Rechnungshofes nur nochmals betont werden, dass sie sich sowohl als inkompetent als auch als aktenwidrig und inhaltlich unzutreffend erweist. Der Rechnungshof ist sich seiner Kompetenzüberschreitunq offensichtlich selber bewusst gewesen. Manzenreiter sieht aber neben der Ungeheuerlichkeit des ganzen Berichtes noch einen handfesten strafrechtlichen Aspekt, für den sich nie jemand interessiert hat:
Die Tatsache, dass dieser Bericht am Deckblatt unter ,,Verschluss!" bezeichnet wurde, kann offensichtlich nichts anderes bedeuten, als dass dieser Bericht auch nach der Rechtsmeinung des Rechnungshofes dem Amtsgeheimnis unterliegt. Indes hat nach einer bisher unwidersprochenen Meldung der Volkszeitung vom 26. September 1989 der Herr Landeshauptmann Dr. Jörg Haider diesen Bericht am vorhergehenden Tag, also dem 25. September 1989, den Medien ausgehändigt. Bereits am selben Tage wurde dieser Bericht im Rundfunk und Fernsehen Österreichweit aufgearbeitet. In den Tagen danach erschienen Auszüge in Faksimile in den Zeitungen. In diesem Zusammenhang muss daher in Verbindung mit Artikel 20 Abs. 3 der Bundesverfassung auf Paragraph 310 des Strafgesetzbuches (Verletzung des Amtsgeheimnisses) hingewiesen werden. (siehe auch Hengstschläger, Rechnungshof, Seite 310) Sollte nun die Amtverschwiegenheit über Veranlassung des Herrn Landeshauptmann verletzt warden sein, so muss daran erinnert werden, dass Artikel 20 Abs. 3 B-VG sowohl für den Rechnungshof als auch für einen Landeshauptmann ein im Verfassungsrang stehendes und zu beachtendes Recht ist. In Folge weist Manzenreiter den damaligen Präsidenten des Rechnungshofes, Dr. Tassilo Broesigke, auch auf ein ethisches Problem hin, dass aber Mitgliedern der FPÖ noch nie ein sonderliches Anliegen gewesen ist: Eine entsprechende Bedachtnahme insbesondere auf die Grundsatze eines ,,fairen Verfahrens" - auf welche schon seinerzeit Ihr Vorgänger im Amt, Präsident Dr. Kandusch, literarisch belegbar
hingewiesen hat - ist in diesem Zusammenhang auch deshalb von zunehmender Bedeutung, weil heute - zum richtigen Zeitpunkt völlig zu Recht - Rechnungshofberichte in erhöhtem Ausmaß die Aufmerksamkeit der Medien genießen. Doch damit ist es auch leicht erklärbar, warum Jörg Haider so erpicht war, St. Magdalen vom Rechnungshof prüfen zu lassen. Konnte er sich doch sicher sein, dass ihn sein langjähriger väterlicher Freund, Förderer und Parteikollege nicht im Stich lassen würde : denn Tassilo Brosigke war nicht nur Rechnungshofpräsident, sondern auch eines der FPÖ-Urgesteine und Parteigrande. Und damit ist auch klar, warum Jörg Haider als erster den Rohbericht in Händen hatte und damit auch die Medien. Manzenreiters Feststellungen im Bezug auf ein faires Verfahren und die Aufmerksamkeit der Medien liest sich wie zum Hohn, wenn man sich die Medienlawine anschaut, die der Rechnungshofbericht losgetreten hat. Papst hatte spätestens ab diesem Zeitpunkt nicht mehr den geringsten Funken einer Chance auf ein faires Verfahren. Nicht die Politik oder irgend-welche Lobbies hatten ihn zum Versager und Betrüger gestempelt - sondern der ehrenwerte Rechnungshof. Jörg Haider hatte alle Register seiner negativen Energie gezogen und sichergestellt, dass sich keine Zeitung, Magazin oder Richter mehr hinter Papst stellen und objektiv urteilen konnte. Wie sich während der Verfahren noch zeigen wird, ist das wirklich Erschreckende an der ganzen Thematik Rechnungshof, dass es sich hier nicht nur um einen bestellten, manipulierten und politisch motivierten Bericht handelt, sondern um einen Eckpfeiler, auf den sich die Gerichte gestützt haben und der letztlich zur Verurteilung von Papst geführt - und einen erfolgreichen Geschäftsmann zum Verbrecher gestempelt hat. Parallel dazu - genau während der Prüfungsphase des Rechnungshofes - passierte im Juni 89 ganz eigenartiges : ein ehemaliger Abgeordneter der SPÖ, Dr. Gradenegger, der Wilhelm Papst bis dato unbekannt war, meldete sich telephonisch bei ihm, sagte, es ginge um St. Magdalen und bat um einen Termin. Papst sagte zu und es kam zu einem Treffen mit Gradenegger in der Villa von Papst in Baden, der in Begleitung einer Dame erschienen war. Er redete nicht lange um den heißen Brei herum. Er teilte Papst mit, dass er zwar Mandatar der SPÖ war und in dieser Funktion auch im Rechnungshofausschuss saß, der St. Magdalen prüft. Er komme aber als Abgesandter von Jörg Haider. Er und Haider hatten Informationen, dass Papst den Kärntner Landeshauptmannstellvertreter Erwin Frtihbauer mit 5 Millionen Schilling geschmiert hatte, um bei St. Magdalen ins Geschäft zu kommen. Wenn sich Papst bereit erklärt, diese Bestechung schriftlich zu bestätigen, würde für ihn alles weitere zu seinem Vorteil laufen. Sollte er diese Bestätigung nicht geben, müsse er mit den größten Schwierigkeiten rechnen. Papst war empört und teilte Gradenegger mit, dass er keine Bestechung bestätigen könne, die nicht passiert ist und überdies keine Angst vor der Prüfung durch den Rechnungshof hatte. Als der seltsame Besucher mit immer massiveren Drohungen Papst erpressen wollte, komplimentierte er den Mann samt Begleitung aus dem Haus. Wenig später fand Papst in seiner Post ein Kuvert mit der Fotokopie eines lächerlich gefälschten Schecks der Villacher Sparkasse über 5 Millionen Schilling, der seine Unterschrift trug. Er zeigte die Fälschung seiner Frau, und sie beschlossen, die Kopie kurzerhand zu verbrennen, was ein Fehler war, wie sich später herausstellten sollte.
Später fand Papst heraus, wieso Dr. Gradenegger seinem Parte-kollegen so nachhaltig schaden wollte : Frühbauer hatte die Bestellung von Gradeneggers Frau zur Schuldirektorin verhindert. Wieder ein kleines Beispiel, wie in Kärnten Politik durch Partei-Interessen, persönlicher Eitelkeit und Selbstdarstellung motiviert und von Amts- und Machtmissbrauch geprägt ist.
07 Der Sachverständige Dr. Norbert Meindl
Die Komplexität und der Umfang der Causa waren so enorm, dass abgesehen von ein paar direkt Beteiligten jeder mit der Materie überfordert war- insbesondere ein kleiner Untersuchungsrichter am Landesgericht Klagenfurt. So setzte das Gericht gleich zu Beginn seiner Ermittlungen 2 Sachverständige ein. Einer von ihnen war Dr. Norbert Meindl. Eine höchst fragwürdige Entscheidung, denn Meindl hatte sich bereits disqualifiziert und wäre abgesehen davon aus vielen Gründen abzulehnen. Meindl bildete eine Arbeitsgemeinschaft mit Dipl. Ing. Anderwald. Auf Zweifel an der Kompetenz von Dr. Meindl als Sachverständigen für Zellstoff führt das Gericht an, dass er, als an der Technischen Universität Graz ein Ordinariat für Zellstoff-, Papier und Fasertechnik eingerichtet und ein Institutleiter ausgeschrieben wurde, er bei der Bewerbung um die Professur sehr gut gereiht gewesen wäre. Letztlich hatte Univ. Prof. Dr. Stark den Posten nur deswegen bekommen, weil Meindl seine Bewerbung zurückgezogen hat. Dazu vermerkt das Rektorat der Universität: Eine allfällige Bewerbung des Herrn Meindl hatte wegen seiner Ausbildung als Elektroingenieur im gegenständlichen Berufungsverfahren keine weitere Berücksichtigung finden können. Damit scheint klargestellt, dass er nicht der überragende Zellstoff-Fachmann ist, als der er sich gerne selber sieht und als den ihn das Gericht präsentiert - off en bleibt, warum das Gericht so erpicht war, unbedingt den höchst umstrittenen Kärntner zu bestellen.
Zum anderen muss man wissen, dass Meindl als ehemaliger Direktor der Papierfabrik Steyrermuehl ein wichtiges Mitglied der Papier-Lobby war, die sich vehement gegen St. Magdalen ausgesprochen hatte und alles unternahm, die Sperre des Werkes zu erwirken. Natürlich hatte er schon allein aus diesem Grund als befangen aus dem Verfahren ausgeschieden werden müssen. Abgesehen davon, dass er als technischer Verantwortlicher in der Papierfabrik Steyrermühl ca. 10 Jahre zuvor bei einer ä'hn-lich gelagerten Rekonstruktion einen riesigen Flop gelandet hatte : die unter seiner Leitung errichtete Anlage musste wegen Nichtfunktionieren zur Gänze weggerissen werden. Für einen eitlen Mann wie ihn wäre die Blamage nur schwer erträglich gewesen, wenn Papst wesentlich sparsamer die Rekonstruktion in Villach erfolgreich durchgezogen hätte. Ein nicht unkomisches Detail am Rande : während seiner Tätigkeit für die Bürgerinitiative war er zeitgleich wegen seiner Rekonstruktion in Steyrermühl in einen Strafprozess wegen Umweltverschmutzung verwickelt.
Weniger komisch ist, dass er vom Gericht zum Sachverständigen ernannt wurde, während gleichzeitig ein Verfahren wegen des gleichen Deliktes für das er gutachten sollte, gegen ihn am Landesgericht Wels anhängig war. Aber damit nicht genug, hatte sich Dr. Meindl schon etliche Jahre zuvor der Bürgerinitiative gegen St. Magdalen als Experte angeboten und bemerkenswerter Weise ein Gratis-Gutachten erstellt, dass an Falschinformationen nur so strotzte. Es gilt allgemein als gültige Meinung, dass Gratisarbeit ein besonderes emotionales Engagement voraussetzt und damit Befangenheit impliziert. In einer sachlichen Beurteilung wäre seine Kernbehauptung nicht vorstellbar, die Zellstoff Villach würde zu 97% mit uralten, ausrangierten und schrottreifen Maschinen ausgestattet. Mit diesen bewusst in die Welt gesetzten Behauptungen, das Werk würde die Umwelt noch mehr belasten, war es ihm gelungen, die Bürgerinitiative aufzumunitionieren und die Villacher Bevölkerung gegen das Werk aufzuwiegeln. Dr. Meindl hat die Bürgerinitiative aber nicht nur beraten, sondern war Teil von ihr, wie aus Versammlungs-Protokollen hervorgeht, in denen er die Initiative nach Außen vertreten hat. Auch aus diesem Grund besteht nicht der geringste Zweifel, dass Meindl außerhalb Kärntens von jeder JustizBehörde sofort seines Auftrages enthoben worden wäre. Aber da gab es noch einen ganz anderen, viel heikleren Punkt . Meindl hatte auch ganz massive persönliche Gründe und würde von der Sperre des Werkes privat profitieren. Denn er war nicht nur ein Kärntner Spezi der Papst-Gegner, besaß er doch auch ein Wochenendhaus in unmittelbarer Nähe von St. Magdalen. Und es lässt sich an relativ wenig Fingern abzählen, unter welchen Umständen die Immobilie an Wohnqualität und Wert gewinnt: mit oder ohne Werk vor der Nase. Ganz interessant ist in diesem Zusammenhang eine Feststellung des Staatsanwaltes Dr. Dieter Pacheiner :
Eine echte Befangenheit ist gar nicht erforderlich, es genügt der Anschein der Befangenheit. Wahrschein li ch würde mit Ausn ahme einig er Bananenrepubliken in keinem Staat der Welt ein Sachverständiger mit diesen Verflechtungen in die Causa berufen werden - aber das gilt offensichtlich nicht für das Kärnten Jörg Haiders.
Schon in der Einleitung seines Gutachtens stellt Meindl bewusst falsche Tatsachen in den Raum, indem er schreibt:
Der Ausbau erfolgte fast ausschließlich mit gebrauchten Maschinen aus aufgelassenen Fabriken. Der ursprünglich geplante Investitionsbedarf von 625 Millionen Schilling reicht bei weitem nicht aus und betrug (Anm. am 15. 8. 1988) schon 1.140 Millionen Schilling. An diesen 2 Sätzen ist nachweislich so gut wie nichts wahr. Der Anteil an gebrauchten Maschinen belief sich auf tatsächlich ca. 5% und alle Aggregate stammten aus erstklassigen Fabriken. Und laut den Abrechnungen der vom Land bestellten Finanzkontrollore, über die jede Rechnung und jeder einzige Schilling lief und genehmigt werden musste, betrug das Investitionsaufkommen am 6. 12. 1987, also rund 4 Monate nach dem Ausscheiden von Papst aus dem Unternehmen, 725 Millionen Schilling. Es ist absolut denkunmöglich und ausgeschlossen, in rund 8 Monaten bis August
1988 ganze 415 Millionen Schilling in ein Werk zu investieren, dass zu 98% fertig ist. Damit ist auch diese Behauptung von Dr. Meindl der Lüge überführt. Nicht denkunmöglich ist jedoch, dass die 415 Millionen Schilling als Fördermittel vom Land an die Nachfolgefirma Zellstoff Magdalen von Haselsteiner geflossen sind. Sie wurden aber ganz sicher nicht investiert, sondern sind in irgendwelche Taschen geflossen. In welche, kann sich jeder relativ leicht ausdenken, denn nachgeprüft wurde das ja nie mehr. Auch die folgende Behauptung aus seinem Gutachten lässt sich an Hand keiner seriösen Abrechnung oder Kostenaufstellung belegen. Aber er stellt per Oktober 1989 eine Projektkosten-Überschreitung von 391,7 Millionen Schilling in den Raum. Das ist technisch absolut unmöglich und auch bei besten Willen nicht verbrauchbar. Nicht minder gravierend und zum Teil sogar strafrechtlich absolut relevant sind einzelne Punkte seines rund 400 Seiten umfassenden Gutachtens : so ist in diesem Konvolut ein Brief vom 1. 7. 1985 der Viscose Consulting beigefügt, indem diese der Zellstoff Villach in Beantwortung einer Anfrage über Ausschreibung und Investitionsumfang Auskunft gibt. Zum Erstaunen aller befragten Mitarbeiter der Viscose Consulting als Zeugen tauchte auf der Rückseite des Schreibens eine Auflistung der zu tätigenden Investitionen auf, die bisher niemandem bekannt war. Diese Liste weist einige Merkwürdigkeiten auf. So wäre es eine absolut unübliche und auch auf keinem anderen Dokument der Viscose Consulting wiederzufindende Methode, auf einem wichtigen Brief einfach hinten eine Liste anzubringen. Abgesehen davon, weist die Typographic der Liste ein gänzlich anderes Schriftbild auf als der Brief. Nicht genug damit, dass es zwei unterschiedliche Versionen dieser offensichtlich plumpen Fälschung gibt, eine aufgeklebte und eine aufkopierte Liste, beinhaltet sie die Auflistung der budgetierten Kosten für jeden Abschnitt der Rekonstruktion. Dabei springt ein Posten besonders ins Auge:
Neue Faserlinie - Budget 0 Alle Mitarbeiter der Viscose Consulting, die unter Wahr-heitspflicht als Zeugen ausgesagt haben, verneinen, die Liste je gesehen zu haben oder zu wissen, wer sie erstellt haben konnte. Die Zeugen bestätigen auch, dass überhaupt nie ein Dokument die Viscose Consulting verlassen hat, auf dem auf der Rückseite etwas aufgeklebt wurde.
Nachdem der Originalbrief nur mehr in den Händen von Dr. Meindl war, liegt der Verdacht nahe, er hat diesen Beweis konstruiert, Was er damit bezwecken wollte, lässt sich jedoch nicht schlüssig klären. Vermutlich sollte hier belegt werden, dass Papst gar keine neue Faserlinie vorgesehen hatte und somit die ganze Rekonstruktion ein Scheinmanöver war, denn ohne Faserlinie kann es keine Produktion geben. Dass diese Behauptung unrichtig und gelogen ist, hat der Zeuge Schinner in der Hauptverhandlung zweifelsfrei nachgewiesen. Nachdem Dr. Meindl offensichtlich bei seiner Suche nach irgendwelchen gravierenden Missständen nicht fündig geworden ist, musste er bei seiner Prüfung die Missstände konstruieren, damit der Untersuchungsrichter irgendwie eine Anklage basteln konnte. Meindl und sein Co-Gutachter Anderwald weisen natürlich jeden Vorwurf der Manipulation zurück und stellen in einem Interview mit der Zeitung Standard klar : "Alle Unterlagen, die wir zur Verfügung hatten, haben wir von der Staatsanwaltschaft erhalten."
Was wohl nicht anders zu verstehen ist, als dass dann die Staatsanwaltschaft die Liste gefälscht hat. Nicht minder plump und ungeschickt verfuhr Dr. Meindl bei seiner zweiten Fälschung. Wieder handelt es sich um ein Schreiben der Viscose Consulting an die Zellstoff Villach, datiert mit 1984-09-03 und hat den Bauabschnitt Ossiachersee zum Inhalt. Dr. Meindl übermittelt dieses Schreiben am 9. 11. 90 an Untersuchungsrichter Lugner, der Datum und Herkunft handschriftlich vermerkt. Das Besondere daran: auf dem Schreiben befindet sich links oben ein handschriftlicher Vermerk Dr. Paul Auflagen WR Bescheid nicht haltbar.
Original-Beleg im Buch auf Seite 113 wiedergegeben
viscos E /CONSULTING J f ,!ls.s<( Villacn Cc
Dieser Vermerk, hätte es ihn tatsächlich gegeben, würde bedeuten, dass sich die Zellstoff Villach intern bewusst gewesen war, die Wasserrechtsbescheide nicht einhalten zu können und somit die Ziele der Rekonstruktion verfehlt zu haben. Das Pech von Dr. Meindl war und ist, dass dieses idente Schreiben auch dem Rechnungshof in Kopie für seine Prüfung zur Verfügung stand. Das vom Rechnungshof übermittelte Dokument an den Untersuchungsrichter trägt ausschließlich den Vermerk des Untersuchungsrichters : vom Rechnungshof übermittelt am 29. 11. 90 Unterschrift Dr. Lugner. Das Erstaunliche daran : auf diesem Dokument fehlt der angebliche Kommentar von Dr. Paul. Also muss irgendjemand auf der Kopie, die Meindl zur Verfügung stand, den Vermerk später angebracht haben. Denn auch auf dem Originalschreiben in den Akten des Wasserwirtschaftsfond fehlt der handschriftliche Vermerk. Dr. Meindl hatte aber Glück im Unglück. Der Untersuchungsrichter übersah oder wollte übersehen, dass nur das eine Dokument den inkriminierenden Vermerk trug und leitete dieses an die Staatsanwaltschaft weiter. Papst wusste sofort, dass der handschriftliche Vermerk von Dr. Paul eine Fälschung ist, ahnte damals aber noch nichts von der Existenz der Kopie, die vom Rechnungshof kam. Außerdem waren ihm in der Untersuchungshaft die Hände gebunden..
Jahre später, bei seinem Versuch, in Österreich ein graphologisches Gutachten über diesen Vermerk zu bekommen, stieß er überall auf Ablehnung. Vorerst wollte sich kein gerichtlich beeideter Graphologe mit der Richterschaft anlegen und lehnte ein Gutachten ab. Erst im Ausland fand Papst einen Gutachter, der den Auftrag übernahm. An Hand von mehreren Papieren aus seinem Gutachten, die ebenfalls handschriftliche Vermerke von Dr. Meindl trugen, konnte ein graphologischer Vergleich der Schriften durchgeführt werden. Die Gutachterin, Martha Galvez Zambra von der Kriminalabteilung der Polizeidirektion Montevideo in Uruguay kommt in ihrer Expertise zu folgendem Schluss:
Die in dem Abschnitt Ü näher beschriebenen Dokumente mit zweifelhaftem Urheber enthaltenen Schriftproben stammen von einem einzigen Urheber, als welcher Dr. Meindl identifiziert werden kann, wobei sie nicht durch Nachahmung, Kopie, Abpausen oder eine sonstige mechanische oder physische Methode gefälscht sind. Wie nicht anders zu erwarten, wurde die von Papst daraufhin eingebrachte Anzeige von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt zurückgelegt. Auch der Antrag auf Einleitung der Voruntersuchung bei der Ratskammer des Landesgerichtes Klagenfurt wurde mit der Begründung abgewiesen, dass das vorgelegte graphologische Gutachten einer objektiven und sachlichen Prüfung nicht Stand halten würde, weil keine Originalvergleichsschriften zur Verfügung standen. Einigermassen seltsam hört sich auch ein welters Argument der Ratskammer an. Sie führt an, dass der in den Vordergrund gestellte Vermerk "Dr. Paul " im Strafverfahren gegen Papst keineswegs so ausschlaggebend war, wie darzustellen versucht wird. Diese Begründung zeugt von einem Rechtsverständnis, das eigentlich nicht wahr sein darf. Als ob das Fälschen einer Urkunde in einem Strafverfahren - noch dazu von einem Sachverständigen - nur dann einen Straftatbestand darstellt, wenn es Konsequenzen hat. Abgesehen von der grotesken Argumentation ist sie auch noch glatt gelogen. Denn wie im Urteil ersichtlich sein wird, hat dieses "Beweisstück" eine bedeutende Rolle gespielt. Papst ließ daraufhin von dem Österreichischen, anerkannten gerichtlich beeideten Schriftsachverständigen Prof. Dr. W. R. Muckenschnabel das graphologische Gutachten der Kriminalpolizei Montevideo überprüfen. Muckenschnabel, der beauftragt war, zu überprüfen, ob es an Hand der vorgelegten Unterlagen möglich ist, ein Gutachten zu erstellen, hält in seinem Schriftsachverständigengutachten fest, dass
DI Dr. Norbert Meindl verdächtig ist, die ihm vorgelegten Aktenstücke im vollen Bewusstsein ergänzt (auch seitlich bei den folgenden Seiten) und damit verfälscht und so weitergegeben zu haben." Deutlicher, klarer und unmissverständlicher können zwei unabhängige Gutachter aus verschiedenen Kontinenten nicht sein. Es ist kaum anzunehmen, dass sich beide anerkannten Experten irren. Damit steht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest, dass Dr,. Meindl die Fälschung begangen hat,
Bestätigung Graphologe Wien: Buch Seite 116 PROF. DR W. R. MUCKENSCHNABEL
… sowle der bisher geübten Praxis und den vorgenannten Forschungen (auszugsweise) erkläre ich: DI Dr. Norbert Meindl ist verdächtig, die ihm vorgelegten Aktenstücke in vollem Bewusstsein ergänzt (auch seitllch bei den folgenden Selten) und damit verfälscht und so weitergegeben zu haben. Weltere Hinweise kann der gez. SV nur über das BG. Hietzing geben, …….. OS.li.2002 um das Gericht zu täuschen und Papst zu schaden.
Diese Fälschungist, obwohl sie für Papst jetzt nicht mehr viel ändert, immer noch Gegenstand einer Strafanzeige wegen schweren Betruges gegen Meindl - es ist aber wie bei allen vorherigen Eingaben von Papst damit zu rechnen, dass auch diese abgelehnt wird. Schließlich haben ja Behörde, Politik und Öffentlichkeit verinnerlicht, dass Papst der Gauner ist und sonst niemand anderer. Auf jeden Fall ist diese Fälschung und die reflexartige Ignoranz der Behörde ein überzeugendes exemplarisches Beispiel für die Verfahrensweise in der ganzen Causa. Denn jeder Jurist weiß, dass ein Sachverständiger, der einen falschen Befund oder ein falsches Gutachten erstattet, mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren zu bestrafen ist. Aber Dr. Meindl weiß ja, dass er sich auf seine Kärntner Freunde blind verlassen kann. Das Gutachten von Dr. Meindl beinhaltet neben der komplizierten technischen Seite aber auch eine heitere. So nimmt er zu dem 1987 unter der Ara des Geschäftsftihrers Dipl. Ing. Reitzi implodierten Hochdrucksäurebehälters Stellung. Abgesehen davon, dass selbstverständlich Papst für das nicht eingebaute Ventil zur Verantwortung zu ziehen ist, schreibt Meindl weiter, sei ja in Wirklichkeit gar kein Schaden entstanden, denn
Der Behälter musste jedoch nicht erneuert werden, sondern konnte durch ,,Aufblasen" wieder funktionstüchtig gemacht werden. Es ist geradezu lächerlich, behaupten zu wollen, ein Behälter mit einer Höhe von rund 10 Metern und einer Wandstärke von über einem Zentimeter Spezialstahl ließe sich durch Auftlasen reparieren.
Es ist unbegreiflich, dass ein Ziviltechniker wie Dipl. Ing. Anderwald zu so einem haarsträubenden Unsinn sein Einverständnis gibt. Aber für Kärntner Gutachter und Kärntner Gerichte in Zeiten von Jörg Haider ist sogar das möglich. In Anbetracht der zum Teil haarsträubend unsinnigen Aussagen des Gutachters disqualifiziert sich der Gutachter aber auch das Gericht selbst, wenn es mehrmals betont, wie schlüssig und kompetent die vorliegenden Gutachten sind.
07 Der Sachverständige Dkfm. Günther Robol
Der zweite vom Untersuchungsrichter beauftragte Sachverständige war Diplomkaufmann Glinther Robol, der die wirtschaftliche Seite des Werkes beleuchten sollte. Auch sein Gutachten ist, abgesehen von den vielen nachweisbaren Fehlern in den Berechnungen, Fehlinterpretationen und bewussten Falschaussagen gespickt mit völlig unnötigen Polemiken und persönlichen Angriffen gegen Papst und ihm nahe stehenden Firmen. An sich wäre es gar nicht notwendig, auf diese Gutachten näher einzugehen, was ja auch für das Gutachten Meindl gilt, denn knapp vor Prozessende warden Robol und sein Kollege Meindl ihr Lügenwerk plötzlich unvermittelt zurückziehen, was auch in einem an Kuriositäten reichen Kärntner Gericht nicht täglich vorkommt. Exemplarisch für das komplette (selbstverständlich vorliegende) Phantasiegebilde des Sachverständigen belegen einige Beispiele, die dem Gutachten entnommen wurden. So schreibt Robol, dass die Zellstoff Villach zum Jahresende 1985 nicht nur bilanziell, sondern auch insolvenzrechtlich überschuldet und die Zahlungsfähigkeit nur durch Zwischenfinanzierungen und widmungswidrige Verwendung öffentlicher Gelder aufrechterhalten hatte werden können. (Band IX a On AS 415). Diese Behauptung lässt sich mit der sehr simpel zu belegenden Tatsache widerlegen, dass bis Jahresende 1985 noch überhaupt keine öffentlichen Gelder ausgeschüttet waren und damit derenwidmungswidrige Verwendung ausgeschlossen werden kann. Etwas später erhebt Robol den Vorwurf:
Die Jahresabschlüsse der Zellstoff Villach 1984 bis 86 wurden nicht durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft Der angesehene Villacher Wirtschaftstreuhänder und gerichtlich beeidete Buchsachverständiger Dr. Walter Nehsl wurde von Papsts Anwalt beauftragt, zu diesen Vorwürfen Stellung zu nehmen. Er antwortet in seiner Zusammenfassung wie folgt:
Als zusammenfassendes Ergebnis und der in der Stellungnahme angeführten gesetzlichen Bestimmungen und Lehrmeinungen ergibt sich, dass die Darstellung im Sachverständigen-Gutachten Robol zu den Jahresabschlüssen 1985, 1986 und 1987 im vollen Umfang ungerechtfertig sind und die Bilanzierung der Jahre 1985 -1987, welcher der Unterzeichner zu vertreten hat, den Grundsätzen ordnungsmässiger Buchhaltung und Bilanzierung entsprechen. Und eine Seite weiter schreibt er
...wobei sich zusätzlich für das Gesamtgutachten die Folgerung ergibt, dass die Darstellung der Kapitalstruktur und der Ertragslage des Unternehmens, welche ja auf den durch den Sachverständigen berichtigten Ansätzen beruht, ebenfalls unrichtig sein muss ... Vollends unverständlich ist, wie das Gericht die Wertung eines so renommierten und ebenfalls gerichtlich beeideten Sachverständigen einfach ignoriert und nicht einmal ansatzweise versucht zu überprufen, wer nun Recht hat. Aber ein Gutachten, dass Papst entlastet, hatte DDr. Orasche nicht in sein feststehendes Konzept gepasst, an dessen Ende die Verurteilung von Papst schon fix eingeplant war.
Auch in diesem Gutachten darf der zum x-ten mal wiederholte Vorwurf
Eine begleitende Projektkontrolle durch das Land Kärnten und den Wasserwirtschaftsfond erfolgte praktisch nicht nicht fehlen. Auch diese Behauptung bewegt sich wie ein Irrläufer von einem Gutachten und einer Untersuchung zur nächsten, wird deshalb aber um nichts berechtigter. Der Untersuchungsausschuss der Kärntner Landesregierung hat diesen Vorwurf schon vor Jahren als haltlos zurückgewiesen. Hofrat Dr. Fanta von der Kärntner Landesregierung ließ im Janner 86 von dem Sachverständigen Dr. Rutishauser im Sinn einer begleitenden Kontrolle ein Gutachten hinsichtlich der Erreichbarkeit der Umweltauflagen bei gleichzeitiger Kapazitätserweiterung erstellen. Sein Gutachten vom 6. 2. 86 war sowohl hinsichtlich der Umwelt- wie auch Kapazitätsfrage positiv. In dem Gutachten von Dkfm. Robol wird dem Themenkomplex Wilhelm Papst als "Machthaber" über die ihm nahe stehenden Firmen und deren finanzielle Situation sehr viel Platz eingeräumt. Robol sieht in den einzelnen Firmen einen Konzern, an dessen Spitze Papst steht. Daraus ergibt sich für ihn der dubiose und nicht näher begründete Vorwurf:
Beim gesamten Güter- und Leistungsaustausch zwischen den Konzern-Unternehmen besteht die erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass dieser nicht auf einer Basis erfolgt, wie zwischen unabhängigen Dritten üblich. Was damit Robol unbelegt und mit dem Begriff Wahr-cheinlichkeit andeuten will, ist klar : es könnten überhöhte Forderungen seitens der Firmen Viscose Consulting und Wilco an die Zellstoff Villach gestellt worden sein. Genau das Gegenteil war der Fall. Bei der Präsentation seines Konzeptes für die Rekonstruktion von St. Magdalen vor der Landesregierung war ein zentraler Punkt der Kalkulation, dass Papst durch sein Nahverhältnis zu den Firmen Viscose Consulting und Wilco Dienstleistungen und Hardware weit unter den branchenüblichen Preisen bekommen würde. Es war vertraglich klar definiert, dass diese Unternehmen ihre Gewinne erst durch Folgeaufträge nach erfolgreicher Inbetriebnahme des Werkes lukrieren sollten. Auch der Vorwurf des Machthabers erweist sich bei einem kurzen Blick in die diversen Verträge als haltlos. Papst fungierte ausschließlich als Repräsentant der Firmen seines Sohnes und hatte auf die Geschäftsführung keinen Einfluss. Daneben vermittelte er aber auch für andere österreichische und internationale Unternehmen Aufträge und bezog die für solche Vermittlungen übliche Provision. Auch die Positionen bei der Zusammenarbeit zwischen der Zellstoff Villach und dem Generalunternehmer Viscose Consulting waren klar definiert. Dr. Paul als Geschäftsführer war einzig für die operativen Entscheidungen im Werk zuständig und hat in allen Aussagen bestätigt, dass sich Papst nie in die Leitung des Unternehmens eingemischt hatte. Da Papst aber zeitweilig die BauÜberwachung für die Viscose Consulting übernahm, gab es natürlich fallweise Meetings und Absprachen in Koordinationsfragen. Zur finanziellen Situation merkt Robol im Gutachten zur Viscose Consulting an, dass das Unternehmen mit ca. 162 Millionen Schilling überschuldet war
In einer weiteren Rechnung stellt er sogar die kühne Behauptung auf, alle Papst-nahen Firmen waren zum Stichtag 31. 12. 1984 insgesamt mit 201,9 Millionen Schilling überschuldet. Diese Aussagen aus dem 1. Gutachten kursierten als Tatsachenfeststellung des Sachverständigen durch sämtliche Medien und eigneten sich ideal für alle möglichen Grusel-Geschichten über Papst. Während des Verfahrens sah Robol ein, dass er diesen Unsinn sowie sämtliche anderen Behauptungen nicht aufrecht erhalten konnte und zog dieses Gutachten zurück. Im zweiten Gutachten revidierte er diese Summe plötzlich auf 28 Millionen Schilling. Wie sich in der Hauptverhandlung zeigen wird, weigerte sich der Sachverständige, Stellung zu nehmen, wie es zu einem Irrtum von 134 Millionen Schilling kommen, konnte. Wobei eigentlich ausgeschlossen werden kann, dass es sich um einen Irrtum handelte. Man kann sich vielleicht bei einer Vermögensaufstellung mit 1 oder 2 Millionen irren - aber mit 134 Millionen, ist undenkbar. Hier sollte, wie bei allen anderen Beschuldigungen auch, die Seriösitat und Ehrenhaftigkeit eines Unternehmens gezielt in Zweifel gezogen werden. Aber auch die aufgezeigten 28 Millionen Schilling Überschuldung konnten nur durch einen schäbigen Trick des Sachverständigen zustande kommen. Robol bewertete den Immobilienbesitz der Viscose Consulting in Baden bei Wien mit 3 erstklassigen Hotels mit 286 Zimmern auf immerhin 2 ha bestsituierten Liegenschaften kurzer Hand mit 10% des Verkehrswertes. Allein aus diesem Titel beliefe sich bei korrekter Bewertung das Vermögen auf gute 300 Millionen Schilling. Und dann fügt er auf der nachsten Seite gleich hinzu: Zahlungen an ein derart ilberschuldetes Unternehmen ohne m entsprechende sofortige Gegenleistung stellen einen unmittel-baren Vermögensverlust dar.
Original-Zeitungsausschnitt vom KURIER im Buch Seite 124 n: Ver njchteüOB Cutactiten fles Wütschaftsprüfers und zweier Techniker
Millionen rollen im Kreis r. *•»«•) .Vrf.sv .v*
t4*( «W*«<: ß*! v;kw«
irnM^MI vrit^r f:-
t'.t-Mt üirftn O*i ijw m fU iKiu'i'c^rmür,
!>,(
>i^t:>fci*^^ »no Mt^ti'ti.
Das ist reine Spekulation und entbehrt jeder Grundlage. Wie schon mehrfach bewiesen wurde, konnte es bis zum Ausscheiden von Papst keine Zahlungen ohne Gegenleistung geben, da Zahlungen nur nach Überprüfung und Genehmigung durch die Kontrollore des Landes und der Zellstoff Villach möglich waren.
Wir haben lediglich die Zahlungen festgestellt. Wir haben nicht geprüft, ob die Zahlungen sachlich gerechtfertigt waren. So unglaublich das auch klingt : der Sachverständige bestätigt in einem hoch bezahlten Gutachten, dass er ungeprüft ließ, wofür eine Zahlung geleistet wurde, wertet diese aber als
"reine Finanztransaktion".
Das ist übrigens nicht das erste und einzige Mal. Robol muss öfters zugeben, Geldflüsse ohne sachliche Grundlage als dubios bezeichnet zu haben. Auf die Frage des Verteidigers, ob der Sachverständige beweisen könne, dass Zahlungen nicht auf konkreten Vertragsgrundlagen, Bestellungen, Lieferungen etc. basieren würden, antwortet Robol:
Ich habe schon erwähnt, dass wir die Fakturierungen, Bestellungen, Bezahlungen sachlich nicht geprüft haben. Wie die Gutachten von Gerichts-Sachverständigen in die Medien gelangten, ist auch eine der seltsamen Erscheinungen in dieser Causa. Noch erstaunlicher ist aber, dass diese Gutachten alle Gegenstandlos sind, weil sie von den Gutachtern im Prozess zurückgezogen werden. Aber als Futter für die Medien und gegen Papst waren sie allemal noch gut genug.
Robol macht sich in Folge selber lächerlich, in dem er den selbstverständlichen und geschäftsüblichen Vorgang einer Akontierung für eine zu erbringende Leistung als Finanztransaktion darstellt. Bei Aufträgen in Millionenhöhe ist das anders gar nicht möglich und kommt bei einem so großen Projekt immer wieder vor. Für Robol auf jeden Fall Grund genug, von häufigen Finanztransaktionen und Geldverschiebungen zu sprechen. Etwas später muss er es kleinlaut wortwörtlich zugeben. Wie gewissenhaft Dkfm. Robol sonst arbeitete, weist eine Aufstellung der Papst-nahen Firmen auf, über die er, wie er schreibt "im Detail ausführt". Leider hat er dabei im Detail ganz wesentliche Posten ausgelassen : die Beteiligung an Brigel & Bergmeister mit einem Wert von mindestens 40 Millionen, das Papst-Hotel mit einem Wert von rund 22 Millionen Schilling und die Privatvilla in Baden mit einem Wert von 2.5 Millionen Schilling. Wieder muss man sich die Frage stellen - wurden Vermögenswerte von rund 155 Millionen Schilling einfach vergessen und übersehen oder steckte nicht vielmehr eine perfide Methode hinter den seltsamen Irrtlümern des Herrn Sachverständigen. Dass mit Sicherheit zweiteres zutrifft, lassen auch die vielen Konjunktive wie "dürfte es" oder "könnte es" schließen, mit denen er sein Gutachten gespickt hat. Aussagen, die nichts beweisen, aber im Sinne der Anklage gut klingen. Ein gutes Beispiel dafür ist eine seiner vielen sinnlosen, hypothetischen Feststellungen, in denen es nur darum geht, Stimmung gegen Papst-nahe Firmen zu machen. So schreibt er über Zahlungen an die Firmen :
Netto verblieben den Unternehmen der Papst-Gruppe 188 Millionen Schilling, die diesen Unternehmen zur Verfügung standen, um ihre laufenden Betriebskosten, Betriebsausgaben damit zu decken, und natürlich auch ihre Eigenleistungen damit zu erstellen, mit anderen Worten : wären die Unternehmen der Papst-Gruppe mit dem Auftrag Zellstoff Villach nicht befasst gewesen, und wären auch keine anderen Aufträge zur Verfilgung gestanden, hätten diese Unternehmen einen zusätzlichen Verlust von 188 Millionen Schilling erwirtschaftet. Was will Robol damit beweisen ? Gar nichts.
Die Feststellung, eingehende Zahlungen warden für laufende Betriebskosten verwendet, ist selbstverständlich, soll bei Robol aber bereits irgendwie den Eindruck des Anrüchigen erwecken -warum hatte er sich sonst die Aufzählung angetan. Und ab dann wird's rein spekulativ : wären nicht diese Aufträge und wären nicht andere Aufträge dann wären Verluste - just in der Höhe wie die Eingänge. Im Prinzip reines Larifari - ohne die geringste Substanz - aber in diesem Verfahren gängige Praxis. Eine Praxis, die an der Seriösitat von Gutachten und Sachverständigen - aber auch Senatsvorsitzenden und Staatsanwalt zweifeln lässt.
08
Der 2. Untersuchungsausschuss
Für Haider war aber mit dem Rechnungshof erst die erste Hälfte des Plans erfüllt. Derm jetzt galt es noch an der SPÖ und seinem Feind Erwin Frühbauer Rache zu nehmen. Auch er sollte nicht ungeschoren davon kommen. Obwohl es nie auch nur ein winziges Indiz dafür gab, dass irgendwelche Parteispenden geflossen sind, musste sich Haider ein neues Instrument einfallen lassen, um Frühbauer zu schaden. Und so wurde parallel zum Rechnungshof, der von der Zielsetzung ganz klar gegen das Projekt und die Person von Papst gerichtet war, wieder ein Untersuchungsausschuss eingesetzt, der diesmal Frühbauer zur Strecke bringen sollte. Wenn man beide Berichte, Rechnungshof und U-Ausschuss vor sich liegen hat, gemeinsam sicher über 1000 Seiten eng beschriebenes Papier, fällt nicht nur die Duplizität des Inhalts auf sondern immer wieder auch die gleichen Zitate, identen Textpassagen aus den Gutachten, die dann keine Gutachten mehr waren, die immer gleichen falschen Zahlen des Herrn Poppovic und natürlich immer die gleichen Quellen. Die Frage, wozu das gut gewesen sein soll, kann wahrscheinlich niemand mehr beantworten. Wahrscheinlich ging es darum, noch ein Instrument in der Hand zu haben, dass auf das Projekt und die handelnden Personen ein schlechtes Licht wirft und mit noch mehr Papier Verwirrung schafft Eine nicht ganz unbedeutende Rolle in der ganzen Affare St. Magdalen fallt einem Mann zu, der in den letzten Jahren unnachahmlich demonstriert hat, was man unter dem Begriff dummdreister PolitGünstling zu verstehen hat und der seine Inkompetenz und Ahnungslosigkeit schon mehrfach unter Beweis gestellt hat: Reinhart Gaugg. für die FPÖ also genau der richtige Mann für den Vorsitz im Untersuchungsausschuss Ü. In dieser Funktion gab er ein paar Kostproben für seine Seriösitat, in dem er längst widerlegte Behauptungen neu zitierte und sich immer wieder auf Berichte stützt, die nur mit dem strikten Auftrag erstellt wurden, Papst zum Gauner zu stempeln und das Werk zu verhindern. So hält Gaugg gleich zum Untersuchungsausschuss I, der noch weitestgehend objektiv und ohne parteipolitischen Interessen geprüft hat, ganz klar fest:
Der nunmehr eingesetzte Untersuchungsausschuss des Kärntner Landtages muss angesichts des heutigen Wissensstandes den Bericht des Untersuchungsausschusses 1987 als im Ergebnis unrichtig und mit den mittlerweile festgestellten Tatsachen im krassen Widerspruch stehend, bezeichnen. Natürlich lässt es sich Gaugg auch nicht nehmen, immer wieder auf das Auftragsgutachten von Dkfm. Poppovic für die österreichische Papierindustrie zu verweisen und zitiert:
Es fiel auf, dass ein großer Teil der Auftragsvergaben an Firmen, die in einem Naheverhältnis des Betreibers standen, vergeben wurden, die Zahlungsflüsse und die Aufbringung der Eigenmittel konnte nie nachgewiesen werden.. Aus politischer Sicht hat man diesen Informationen anderem dem Gutachten Poppovic nicht den und notwendigen Stellenwert beigemessen und man hätte
und unter entsprechenden
Dass nach meinem Wissen der erste Untersuchungsausschuss ein völlig falsches Ergebnis gebracht hat. So weit mir der Untersuchungsausschuss-Bericht bekannt ist, hat dieser die Richtigkeit der Investitionen bestätigt. Der Ausschuss ist zu der Ergebnis gekommen und auch ich als Vorsitzender, dass es zu keinem Zeitpunkt der Sanierung zu einer effizienten Kontrolle gekommen ist. Der Untersuchungsausschuss hat eine eigene technische Expertise veranlasst. Wir haben im Rahmen des Ausschusses die Einvernahme des technischen Sachverständigen Poppovic.... veranlasst. Es ist geradezu grotesk, Dkfm. Poppovic als technischen Experten zu zitieren, wissend, dass er weder Techniker, noch je im Werk war oder von der Zellstoff-Produktion etwas versteht und im Auftrag der Papier-Lobby agiert hat, die das Projekt unbedingt verhindern wollte. Wie seriös das Gutachten Poppovic zu bewerten ist, lässt sich an Hand von wenigen Beispielen darstellen. Nicht nur, dass er sich ausschließlich auf "frisierte" und ungeprüfte Zahlen der OPA beruft, wirft er in seiner Kalkulation des Werkes auch Kosten für Anlagenteile aus, die realitätsfremder nicht sein können. So beziffert er in seiner Aufstellung der Investitionskosten den Preis für einen Kocher incl. Blastank und Umwälzung mit 45 Millionen Schilling. Unter Berücksichtigung aller Taxen kostete ein Kocher zum damaligen Zeitpunkt maximal 15 Millionen Schilling. Nach diesem Prinzip ist bei Poppovic jede Komponente praktisch doppelt so teuer wie im Projektentwurf. Daneben scheint ihm für alle Falle ein Posten von 130 Millionen Schilling für Unvorhergesehenes notwendig. So summiert sich seine Kalkulation des Projektes auf satte 1,2 Milliarden Schilling. Das war die gängige Praxis der Österreichischen Papierindustrie, um entsprechende Förderungen und Zuschüsse vom Wasserwirtschaftsfond in die Höhe zu schrauben. So ist auch nachvollziehbar, warum die OPA unbedingt verhindern musste, dass Papst ein Werk mit rund 400 Millionen Schilling weniger fertig stellt. Aber von einem Mann mit dem Kaliber eines Gaugg wäre es zu viel verlangt, Zahlen auf ihre Richtigkeit zu hinterfragen oder gar komplexere Zusammenhänge und handfeste UnternehmerInteressen zu durchschauen. Natürlich durfte in dieser Sammlung an Inobjektivität und Vorverurteilung auch der Sachverständige Robol nicht fehlen und so wird über weite Strecken sein Gutachten als Quelle zitiert
Der Ausschuss muss davon ausgehen, dass unter Zwischenfinanzierung vornehmlich die Verschiebung von Geldern zwischen den Unternehmen zu verstehen ist. Die Eigenleistungen bzw. Eigenmittel wurden nach dem jetzigen Wissenstand nie erbracht. Der 2. Untersuchungsausschuss untersuchte im Prinzip nichts und beschränkte sich lediglich auf das Wiederholen falscher Tatsachen. Dabei hatte es einen ganz wesentlichen Punkt gegeben, der dringend aufgeklärt gehört. Während jeder Schilling, der in der Ara Papst in das Projekt geflossen ist, genauest über-prüf- und nachweisbar ist, fehlt über den Verbleib von 570 Millionen Schilling, die in der Ära Haselsteiner in das Werk geflossen sind, von fast 300 Millionen jede Spur. Ein Musterbeispiel von falschen Zeugenaussage und Mutmaßungen lieferte der KurzzeitGeschäftsführer des Werkes, Dipl. Ing. Reitzi, der vor dem Ausschuss von dem ÖVP-Politiker Wurmitzer als Zeuge befragt wurde. Ober den Kabelbrand, der noch in der Ära Papst durch Schweißarbeiten ….
Original-Zitate aus “Erfolg” im Buch Seite 132 Auch Erfolg war der Meinung, der U-Ausschuss des Herrn Gaugg hatte sich besser mit diesen Fragen beschaftigen sollen, als die Zeit damit zu verbringen, Anschuldigungen gegen Papst zu erfinden.
Ist Ing. Papst der Sündenbock?
Weshalb wurde kein Gutachten über die Vorgangsweise vo Haselsteriner und die befaßten Vertreter dcs Lantles Kärnten erstellt?Weshalb wurde kein Gutachten über den Geldflufl nach dem Ausscheiden des Ing. Papst aus der ZV erstellt? Weshalb wurde lediglich gegen den privaten Unternehmer Papst vorgegangen, nicht aber parallel gegen Politiker und politische Funktionäre bzw. von diesen bcauftragte Handlungsbevollmächtigte und Nutznießer? Weshalb wurde nicht überhaupt ein Untersuchungsausschuß eingesetzt, der die Milliardengeldflüsse des Wasserwirtschaftsfonds unter die Lupe nimmt? (Zitat eines Fonds-Insiders: "St. Magdalen ist doch ntir ein Fall von Dutzenden!") Schuld oder Unschuld des Ing. Papst wird mit Sicherheit das Hohe Gericht feststellen. Bis heute hat man jedoch den Eindruck, daB eher nach dem Prtnzip der Drei Muskctiere vorgegangen wird: Einer für alle.
…. einer Wiener Firma ausgebrochen ist, bemerkt er kühl lächclnd : Das war die Brandstiftimg Eine durch nichts untermauerte Behauptung, die impliziert, Papst oder Mitarbeiter bätten den Brand gelegt. Eine glatte Lüge. Als nächstes möchte Wurmitzer näheres über das Anfahren des Werkes wissen und fragt Reitzi :
Haben Sie sich das Anfahren einer Zellstoff-Fabrik selbst zugetraut?
Antwort: Nein ich hatte ja .... aber angefahren hat der Papst. Zum Zeitpunkt des Anfahrens war Papst schon langst ausgebootet und hatte praktisch keinen Einfluss auf das Werk. Das war die nächste glatte Lüge des Mannes aus dem Dunstkreis von Haselsteiner. Dann befragt Wurmitzer den Zeugen über den Verbleib von Fördergeldern, deren Verwendung bis heute ungeklärt ist:
Können Sie ausschließen, dass Gelder des Landes, die für Investitionen bestimmt waren, für die Betriebsverlust-Abdeckung verwendet wurden? Reitzi: Das kann ich ausschließen, ja Wurmitzer: Dezidiert ausschließen? Reitzi: Dezidiert ausschließen. Das ist meine Aufstellung, die ich Ihnen vorhin gesagt habe. Es ist jeder Schilling an öffentlichen Geldern, sei es Zuschuss, Darlehen, Wasserwirtschaftsfond investiert warden.
Es gehört Mut dazu, so unglaublich unverschämt zu lügen. Kronenzeitungs-Original-Ausschnitt im Buch S 134: Gutachter durften nur bis Ende 1967 untersuchen • MagdalervUncereucher schlagen f
“Justiz prüft nur halben Krimi
schfagen Alarm; Wle au* den ten ubtr den ZeUstoff-Xflml hwvorgeht, waters uch t rfl e K&mtnef Ju$tli nur dj* Hittte des MIHiArdendebakels. Dcr ter endtt mil' Obtobcr 1987. Danich flo*»en *t*r nochrrul? 57Q SleuermJitipften in lUs YWlac h*f Pkitemfc,
i it
.WsÜ sich die Karnmw Jusiu A t t i ' ti Pr ml w> ü K la -
K *i'$ •« -d'rojcm |jr dti I i •* k j r r ei A m»t> J* K i* (-•*• t ijvcn und a Vnndt*
99 nn I t k! - V S l a lit* t ai 4>< Zt Gnd HScfaatrrfcntur mliett <kr W«ttrt>eric/tc I1 D» xdgerte dit /$ftrv« Nxudi* fceüe SeJcunde tn „ *wu« : n^vjeAfixia^f aitucten. GdtofeiAff njoic/u ^ o/i Soontnbod kssett. ti *e-h fiossen «b«r nochm SiLjcrr UUown in das Z^lLi jrt we j- Was war di« ZeUder j&i.g da5*i»-Tütigkeit von lUns Pfrte Hawi<U ner Es BtauIXSirjrf,^ cxc jr^-fc vai ut d cstr -itit m d< >- O«U *im»c»K wuxt 1> Sollt lie Jjj ' djs - ch t \oi » ».» au p"» ti w«-«lvn v.ird e L A* *^ r 1 1 * i " c b - a r r * ^
Frühbauer vod Raustber lachen
tajj**»D«fc)i«rimrfi ,Es ware doch für di^ Justu das einfachslt* Rtrwvsen, von den On*a*.1jt*m gl« ch dtn >,jn t , ni <t«r Vorgang* Pa* dstrf doch dff K*n>tn and Ixfan! Dietc tw«rfeo Hemsn tit* k^jui die Karmn*.fr Juitif nicht?". schJkBt sich Auwchufl-
Ausnahmsweise zieht auch die Kronenzeitung den richtigen Schluss und fragt, warum die (Justiz bei den Millionen für Haselsteiner auf beiden Augen blind ist. Verfolgt hat aber auch sie die Frage nicht. Halb Kärnten sucht nach dem Verbleib von 275 Millionen Schilling, die definitiv und nachweislich nicht investiert wurden - nur Dipl. Ing. Reitzi weiß, dass das Geld doch investiert wurde. Aber Reitzi kann sich auf den Untersuchungsausschuss verlassen. Er wird ihn nicht der Lüge überführen.
Denn Reinhart Gaugg, der große Investigator und Ausschuss-Vorsitzende, beendet seinen Bericht mit den Worten:
Diese Übernahme (Anm. durch die Haselsteiner-Gruppe) war die Voraussetzung für das Land, in weiterer Folge 570 Millionen Schilling für das Werk bereitzustellen und hatte zur Folge, dass derzeit eine Schadenhöhe von insgesamt 1,114.000.000,- Schilling vorliegt. Dem Ausschuss war es nicht möglich, in dem zur Verfügung stehenden Zeitraum, vom 27. 7. 1987 bis zur Konkurseröffnung im Jahr 1989, im einzelnen zu untersuchen. Allein diese 2 Sätze beweisen eindeutig, wie unseriös seitens Gaugg wieder einmal vorgegangen wurde und welche Farce der ganze Ausschuss war. Denn wenn die Zahl 1,114 Milliarden Schilling stimmt, bestätigt der Ausschuss hoch offiziell, dass Papst zumindest 200 Millionen Schilling in das Projekt gesteckt hat. Wie erklärt er dann aber den ständig widergekauten Satz:
Die Eigenleistungen bzw. Eigenmittei wurden nach dem jetzigen Wissensstand nie erbracht. Die in Wirklichkeit interessanteste Frage ist doch die nach dem Verbleib der 570 Millionen an Haselsteiner. Warum, wofür und wohin sind sie geflossen ? Und warum vermeiden es Saubermann Jörg Haider und seine Freunde tunlichst, diese Frage zu stellen, geschweige denn, ihr auf den Grund zu gehen ? Und wozu dann überhaupt ein Ausschuss, in dem gelogen wurde, dass sich die Balken biegen. Waren die ganzen gesteuerten Ausschüsse, Gutachten und Berichte nur ein großes Ablenkungs- und Verwirrmanöver, um über den eigentlichen Skandal abzulenken. Ging es um das Decken eines guten Freundes aus Kärnten und der FPÖ, der er sich dafür sicher dankbar erweisen würde ? Wieso wird der Justizminister aus dem Schattenkabinett Jörg Haiders, Richter DDr. Orasche, immer wieder abblocken und darauf verweisen, dass dieses Thema nicht Gegenstand des Verfahrens ist, sich aber im Verfahren ständig auf diesen Untersuchungsausschuss beziehen und ihn als unbestechlichen Zeugen zitieren ? Fragen, deren Beantwortung niemanden - und schon gar nicht in Kärnten - interessiert. Aber eine Frage lässt sich ganz eindeutig beantworten : die Sinnhaftigkeit des 2. Untersuchungsausschusses. Nach Lektüre dieses mehre hundert Seiten starken Berichtes steht mit einiger Sicherheit fest: er hat mit St. Magdalen bestenfalls gemein, dass das Papier, auf dem er gedruckt ist, auch aus Zellstoff ist, Annähernd zeitgleich begann auch die Wirtschaftspolizei mit ihren Ermittlungen und übergab dem Untersuchungsrichter eine von ihr angefertigte Graphik, die alle Papst-Firmen, Beteiligungen und Verbindungen zwischen den Unternehmen darstellen sollte. Zu Papst großem Erstaunen wies diese Graphik, obwohl er mehrere Stunden vor der Wirtschaftspolizei einvernommen wurde und alle Zusammenhange aufgeklärt hatte, immer noch etliche Firmen auf, von denen Papst noch nie etwas gehört hatte, geschweige denn je in geschäftlicher Verbindung stand. Dafür fehlten auf dem Organigramm zwei wichtige Papst-Firmen zur Gänze : Brigel & Bergmeister und das spanische Unternehmen IVISA. Wieder wurde ein Dokument vom Gutachter ungeprüft und blind übernommen. Auch bei Robol fehlen in seinem Organigramm die Unternehmen Brigel & Bergmeister und IVISA. Papst beschäftigte einen Verwandten als seinen persönlichen Chauffeur. Nachdem der junge Mann bereits einmal von der Polizei einvernommen wurde, lud ihn die Behörde im Dezember 90
nochmals vor. Bei der Einvernahme wurden die ermittelnden Beamten immer aggressiver und schrieen den Mann an, sie würden genau wissen, dass Papst oft einen Koffer voll Bargeld mit sich führte, und er müsse das doch wissen und endlich sagen, wohin oder wem das Geld gebracht wurde. Als der Bursche beteuerte, er hatte nie ein Geld gesehen noch über den Inhalt von Papsts Aktenkoffer Bescheid gewusst, schlug ihm ein Beamter mit solcher Wucht ins Gesicht, dass er einen Zahn verlor. Die Beamten drohten, ihm und Papst würde es schlecht ergehen, wenn er eine Anzcige erstatten sollte. So schlich sich der eingeschüchterte Mann nach Hause, ohne die Justiz von dem Vorfall zu informieren und eine Anzeige zu erstatten. Der Mann, der sich heute noch vor Repressalien fürchtet, bat, seinen Namen nicht zu nennen, hat sich jedoch selbstverständ-lich bereit erklärt, im Fall von Untersuchungen zu diesem Themenkomplex eine detaillierte namentliche und eidesstattliche Aussage zu machen.
09
Die Anklage
Die Untersuchungshaft und die Tatsache, über Informanten erfahren zu müssen, wie sein Projekt Stück für Stück generalstabsmäßig zerschlagen wurde, damit andere ihren Nutzen daraus ziehen konnten, setzte Papst sowohl physisch - aber in erster Linie psychisch schwer zu und so wurde er im September 1990 in die psychiatrische Abteilung überstellt. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurde der berühmte Professor für Psychiatric, Dr. Erwin Ringel, mit einem Gutachten über den tatsächlichen Gesundheitszustand von Papst aus neurologischer Sicht beauftragt. Als schwer suizid-gefährdet attestierte Ringel Haftunfähigkeit. Anstatt Papst zu enthaften, lehnte die Staatsanwaltschaft das von ihr selbst in Auftrag gegebene Gutachten ab und beantragte eine weitere Untersuchung. Diese fand über mehrere Tage in der psychiatrischen Abteilung des Landeskrankenhaus Klagenfurt statt und wurde von 2 Ärzten durchgeführt. Nach wenigen Tagen und Auswertung der Befunde wird das Erstgutachten von Erwin Ringel vollinhaltlich bestätigt. Trotzdem wurde der Antrag auf Enthaftung neuerlich abgelehnt und Papst verblieb in Untersuchungshaft. Es ist das gute Recht eines Staatsanwaltes, anzunehmen, ein Häftling würde schwere Störungen oder Selbstmordabsichten nur vortäuschen, um enthaftet zu werden. Wenn aber 2 Gutachten, noch dazu eines von einem der größten und weltweit anerkanntesten Kapazitäten den Verdacht bestätigen und dringend für eine Enthaftung plädieren, erscheint es schon sehr fragwürdig - wie so viele andere Entscheidungen der Justiz in diesem Verfahren auch —diesen Antrag abzulehnen. Aber auch bei diesem Gutachten folgt die Kärntner Justiz konsequent ihrem Prinzip in der gesamten Causa Papst : Ausschließlich alle Gutachten, die nur annähernd pro Papst ausgelegt werden können, wurden abgelehnt oder ignoriert; sämtliche anderen Gutachten und wenn sie auch aus den dubiosesten Ecken kommen oder offensichtlich befangen sind, wurden zu den wichtigsten Säulen, auf denen das Urteil ruht. Erst volle 16 Monate nach seiner Verhaftung hielt Papst im Dezember 1990 die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft in Händen, wobei es ein rechtswidriger Vorgang ist, einem in der Psychiatrie einsitzenden selbstmordgefährdeten Häftling eine Anklage zu übergeben abgesehen davon, dass die Frist für die Übergabe eigentlich schon abgelaufen war. Juristisch weit gehend unerfahren und
psychisch in einem Ausnahmezustand, übernahm Papst auf Anraten einer anwesenden Ärztin vom Untersuchungsrichter die Anklageschrift, anstatt sie zurückzuweisen. Erst am nächsten Tag informierte ihn sein Anwalt, welch grober Fehler es war, den Akt anzunehmen. Es wurde beschlossen, Einspruch zu erheben, wobei es für einen psychisch schwer kranken, juristischen Laien unmöglich ist, innerhalb von 14 Tagen auf eine komplizierte 2oo-seitige Anklageschrift mit einer Gegendarstellung zu antworten. Trotzdem versuchten es Papst und sein Anwalt Dr. Ortner und begannen sich durch die Beschuldigungen zu lesen. Die gesamte Anklageschrift der Staatsanwaltschaft beruht auf den Gutachten der Sachverständigen, Rechnungshofbericht , Untersuchungsausschuss Ü sowie diversen sonstigen Stellungnahmen und Protokollen, die schon weitgehend qualitativ gewürdigt wurden. Daneben baut die Anklage auf unverständlichen Argumenten, seltsamen Zeugenaussagen und die Sachverhaltsdarstellungen von Jörg Haider auf, in denen er immer wieder trotz besseren Wissens auf die angebliche persönliche Bereicherung Papsts pocht, obwohl schon längst die 3-stelli-gen Millionenbeträge, die Papst in St. Magdalen pumpte, aktenkundig waren. Ganz stolz prahlt er mit seinen unanständigen Methoden, die er schon so oft angewendet hat und die seine Glaubwürdigkeit untermauern sollen und gibt zu Protokoll,
dass er von den Mitarbeitern des Angeklagten mit Informationen und Unterlagen versorgt werde. Gebetsmühlenartig wiederholt er immer wieder den gleichen Unsinn, wie auch in dieser Sachverhaltsbekanntgabe vom 7. 4. 87, gezeichnet Dr. Böhmdorfer
In Wahrheit täuschte der Angezeigte nur eine gar nicht vorhandene eigene Sanierungswilligkeit und eine Sanierungsfähigkeit des Unternehmens in Schädigungsabsicht vor, um sich in die Lage zu versetzen, Subventionsmittel unter Umgehung bestehender Gesetze und zum Nachteil des Landes Kärnten zur persönlichen Bereicherung zu erhalten und ins Ausland zu transferieren. Vertrauensanwalt und Treuhänder der Kärntner Landesregierung war RA Dr. Albert Ritzberger. Die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Aspekte lagen im Kompetenzbereich des Finanzreferenten der Kärntner Landesregierung Dipl. Ing. Erwin Frühbauer. Zumindest etwas Positives war auch festzustellen ; aus diesen seitenweisen Beschuldigungen und ungerechtfertigten Anwürfen gegen Papst, die meist aber auch den Medien zugespielt und Veröffentlicht wurden, sind letztlich schon ganz am Anfang des Verfahrens die meisten und gravierendsten Punkte vom Untersuchungsrichter ausgeschieden worden.
Mit fundierten Argumenten versuchten Papst und Dr. Ortner zu kontern : Folgende Fakten seien vorangestellt: Der im Verfahren erhobene Vorwurf, in der Zellstoff-Fabrik St. Magdalen waren mangelhafte und funktionsuntaugliche Gebrauchtanlagen und Gerdte eingebaut warden, wurde fallengelassen.
Der Vorwurf, die Viscose Consulting hätte unangemessen hohe Engeneeringkosten angesprochen und von der Zellstoff Villach bezahlt erhalten, wurde fallengelassen. Der Vorwurf, Ing. Wilhelm Papst hätte "keinen Groschen" aus eigenem Vermögen zur Verfilgung gestellt, ist durch die Anklageschrift widerlegt (auf AS 765 werden die privaten Mittelaufwendungen mit 78,7 Millionen Schilling dargestellt) Der Vorwurf, Ing. Wilhelm Papst hätte sich Färderungsgelder "widmungswidrig zugeeignet" und "hunderte Millionen Schilling ins Ausland verbracht", wurde fallengelassen. Was blieb also übrig in der Anklageschrift? So prangert der Staatsanwalt über weite Strecken die Tatsache an, dass die Papstnahen Firmen Pro Plan, Viscose Consulting und Wilco unmittelbar vor dem Projekt St. Magdalen nicht besonders liquid und ausgelastet waren. Unabhänig von der Tatsache, ob diese Behauptung jetzt stimmt oder nicht, kann man es Firmen
Kurier - Originalausschnitt im Buch Seite 142 Die Mlilardenpleite des Zellstoffwerks Magdalen: Die Anklage ist fertig Dieser Kurier-Artikel ist einer von hunderten, die in diesen Tagen Anfang 1990 erschienen, Papst vorverurteilten und ihn ohne Kenntnis der wahren Hintergründe zum Pleitier, Betrüger und Verantwortlichen für Schäden in Phantasie-Höhe stempelten.
Papst: Schadenssumme beträgt750Millonen S
doch wohl schwer verübeln, dass sie sich um neue Auftrage bemühen - ob es ihnen nun schlecht geht oder nicht. Da nun einmal das Wesen eines Geschäftes darin liegt, Gewinne machen zu wollen, erscheint dieses Argument für eine Anklage schwer nachvollziehbar. Trotzdem zieht sich durch etliche Anklagepunkte der Vorwurf, Papst sei der eigentliche Machthaber und Chef über alle die ihm nahe stehenden Firmen gewesen und hatte sein Ziel, möglichst viel Gewinn zu erzielen, konsequent verfolgt. Ing. Erich Schinner, einer der ehemaligen Viscose Consulting Ingenieure, die nach dem Konkurs die Nachfolgefirma Industrie Systeme IS gegründet hatten, um das Projekt abzuschließen, gibt, als Zeuge einvernommen, an : Ich habe es für selbstverständlich gehalten, Ing. Papst ah Hauptgesellschafter der Zellstoff Villach von wesentlichen Entscheidungen der IS zu informieren, somit ihn auch bei allen Entscheidungen mitsprechen zu lassen, was auch geschehen ist. Man konnte es sogar als die Pflicht des Eigentumers sehen, ständig mit seinem wichtigsten Auftragnehmer, der das Projekt technisch und logistisch abwickelt, in engem Kontakt zu stehen. Die Staatsanwaltschaft sieht dann den Beweis, Papst hatte auf diese Ingenieure Einfluss ausgeübt.
Erstaunlich ist auch, dass in der mehrere hundert Seiten umfassenden Schrift immer wieder neue, unterschiedliche Aufstellungen, wie viel Eigenmittel Papst tatsächlich in das Projekt gesteckt hat, aufscheinen. So bestätigt die Anklage einmal 78,7 Millionen Schilling, kommt bei einer anderen Liste von Beträgen, für die Papst mit seinem Vermögen haftet, auf 136 Millionen und etliche Seiten weiter auf eine Summe von 219 Millionen. Nur diese Zahl kommt der Summe relativ nahe, die der Untersuchungsausschuss der Landesregierung für die Investitionen von Papst errechnet hat : 213 Millionen Schilling. Dazwischen taucht aber immer wieder stereotyp und zur besseren Erinnerung der Vorwurf auf, Papst hatte keine Gelder investiert, sondern nur versucht, sich gewerbsmäßig zu bereichern. In diesem Zusammenhang nur als eine der vielen Kuriositäten am Rand erwähnt: die Anklage bestätigt, dass erst am 26. März 86 die Darlehen des Wasserwirtschaftsfond zur Auszahlung freigegeben wurden. Die sich daraus ergebende Frage, wer bis dahin die doch schon fast ein Jahr dauernden Investitionen und Umbauarbeiten finanziert hat, beantwortet der Staatsanwalt vorsichtshalber nicht, denn die Antwort hatte lauten müssen : Wilhelrn Papst. Am Anfang der Schrift schreibt die Anklage, die Viscose Consulting sei in den 8oer-Jahren praktisch zahlungsunfähig und ohne nennenswerte Aufträge gewesen. Einige Seiten weiter zitiert die Anklage die von Steuerberater Dkfm. Rittmann erstell-te Bilanz für 1982, die ein positives Ergebnis in Höhe von 33,9 Millionen Schilling und einen Jahresgewinn von 47,5 Millionen Schilling ausweist. Damit muss zweifelsfrei eine der beiden Feststellungen falsch sein. Das hat aber die Staatsanwaltschaft nicht welter irritiert. Wie tendenziös und unkorrekt Sachverständiger Robol in seinem Gutachten vorgeht, belegen Formulierungen wie "marode Firmengruppe" oder die Tatsache, dass er ein negatives Bankensaldo der Viscose Consulting im Jahr 83 mit Überschuldung gleichsetzt. Wenn man wirklich ein negatives Bankensaldo mit Überschuldung gleichsetzten könnte, wären zumindest die Hälfte aller österreichischen Unternehmungen überschuldet. Objektiverweise muss man Staatsanwalt Dr. Jenny zugestehen, dass er zum damaligen Zeitpunkt nicht wissen konnte, dass sowohl die Gutachten Meindl und Robol gegenstandslos waren bzw. Stellungnahmen, wie die eines Herrn Poppovic, das Papst ja erst durch die Anklageschrift zu Gesicht bekam, ein bestelltes Gutachten der Papier-Lobby war. Dazu kommt sicher auch die Schwierigkeit, sich bei der Fülle an komplizierten technischen Aussagen zur Zellstoffproduktion, zu Wasserrechtsfragen, komplexen finanziellen Zusammenhängen und buchhalterischen Feinheiten ein richtiges Bild zu machen und dabei auch noch die handfesten politischen Interessen und Machenschaften im Auge zu behalten. Wobei sich überhaupt die Frage stellt, wie man die Arbeit von Papst objektiv bewerten kann, wenn man ihn, nachdem er rund 98% der Rekonstruktion fertig gestellt hat, aus dem Unternehmen entfernt. Die Richtigkeit dieser Prozentzahl wird durch das ECONO-Gutachten im Untersuchungsausschuss 1987 festgehalten und von Hofrat Dr. Karl Fanta offiziell bestätigt. Das Anfahren der Faserlinie stand unmittelbar bevor und in nur ganz wenigen Wochen hatte Papst beweisen können, ob sein Projekt gelungen oder gescheitert ist. Aber warum man ihm diese Chance nicht einräumte und vorsichtshalber gleich zum Versager und Betrüger stempelte, hat bis heute niemanden interessiert.
Diese und viele andere Fragen müsste sich Dr. Jenny wohl gestellt haben, wenn er der Causa gewissenhaft auf den Grund gegangen wäre, anstatt an der Oberfläche zu bleiben. Doch spätestens nach den fundierten Einsprüchen von Dr. Ortner hatten die Alarmglocken schrillen und er - bei entsprechendem Pflichtbewusstsein - in einigen Punkten seine Position hinterfragen müssen. So stellt Dr. Ortner zum Komplex des Bereicherungsvorwurfs fest, wobei er sich auf die Situation nach dem Brand und der Strafanzeige von Haider bezieht, wodurch
... sämtliche Förderungsflüsse aber auch die Bereitschaft der Bank, einen bereits zugesicherten Kredit von 30 Millionen Schilling zur Auszahlung zu bringen, gestoppt wurde. Ing. Wilhelm Papst konnte im Mai 87 nicht mehr mit solchen Zuflüssen rechnen. Die Tatsache, dass er in dieser Situation zur Rettung des Bauwerks noch 8,2 Millionen Schilling zur Verfügung stellte, schließt eine Bereicherungsabsicht aus. Den immer wieder kehrenden Vorwurf, Papst sei eigentlich der Chef eines Firmen-Imperiums gewesen, widerlegt Ortner glaubwürdig :
Im besonderen kam Ing. Wilhelm Papst bei keinem Unternehmen eine rechtliche Dispositionsbefugnis zu. Zu Recht haben die Steuerberater der einzelnen Unternehrnen und auch das Finanzamt bei voller Kenntnis sämtlicher interner Vorgänge der Unternehmungen einen Firmenzusammenschluss im Sinne eines Konzerns nicht angenommen. Dafür spricht auch, dass Papst zu dieser Zeit schon langst seinen ordentlichen Wohnsitz in Monaco hatte und verpflichtet war, mindestens 6 Monate im Jahr dort zu sein. Außerdem widmete sich Papst auch intensiv seiner Leidenschaft Tennis und nahm - leicht nachweisbar - an vielen SeniorenTurnieren in allen möglichen Ländern teil. Es ist schwer vorstellbar, unter diesen Umständen einen Konzern zu lenken. Der von Meindl in seinem Gutachten behaupteten mangelnden FunktionsFähigkeit hält er entgegen :
Das Gutachten der technischen Universität Graz, mit dem ausdrücklich bestätigt wird, dass die Anlage mit den vorgesehenen Spezifikationen funktionsfähig hergestellt werden kann, widerlegt auch die Annahme der Anklageschrift, wonach Ing. Wilhelm Papst als "erfahrener Anlagenbauer... mit Sicherheit hätte erkennen müssen, dass die Anlage den vorgesehenen Verwendungszweck unter Einhaltung der Umweltauflagen nicht erfüllen konnte. Es ist nicht zulässig, dieses Gutachten der technischen Universitdt Graz einfach zu negieren. Es klingt komplizierter als es ist : die Anklage wirft Papst vor, er hätte als erfahrener Anlagebauer erkennen müssen, das es nicht funktionieren wird. Wie sollte er etwas erkennen, was - wie die TU Graz bestätigt - nicht gegeben war. In sämtlichen Aufstellungen des Sachverständigen Robol über das von Papst eingebrachte Kapital wird das Stammkapital von 40 Millionen Schilling immer als 410.000.- Schilling ausgewiesen. Gleichzeitig
……. wird in der Anklageschrift auf AS765 nun die Zahlung der Betriebsmittel an die Firma HPAG aus dem Stammkapital in der Höhe von 14,5 Millionen Schilling bestätigt. Wenn aber Ing. Papst nur 410.OOO.- Schilling eingezahlt haben würde, hätte die Zellstoff Villach nicht hievon 14, 5 Millionen Schilling zahlen können. Urid etwas weiter heißt es :
Die Herstellung des Stammkapitals wurde durch Dr. Albert Ritzberger und Dr. Grossnig bestätigt. (Anm. Wobei man gerade diese beiden Herren nicht unbedingt als Papst-Freunde bezeichnen kann). Selbst wenn Ing. Wilhelm Papst nicht das ganze Stammkapital hergestellt hätte, würde dennoch ein strafrechtlicher Vorwurf unbegründet sein, da Ing. Papst durch die nachfolgenden Vermögenszuwendungen über seine Vertragspflicht hinaus Ansprüche der Zellstoff Villach voll abgedeckt hat. Sachverständiger Robol versucht in seinem Gutachten immer wieder, die Zahlungen der Zellstoff Villach an die Papst-nahen Firmen als verdeckte Finanzierung im Kreislauf darzustellen -obwohl schon mehrfach nachgewiesen wurde, dass dieser Vorwurf nicht aufrecht zu erhalten ist. Die Anklageschrift
.... unterlässt es auch hier, die Rechtsgrundlage und den Leistungsaustausch zu überprüfen. Sie übergeht stillschweigend, dass die Zahlungen der Zellstoff Villach an die Firma Wilco auf der Grundlage von Leistungsnachweis und Rechnung erbracht wurde, sodass sichergestellt scheint, Ein ganz entscheidender Punkt in der Anklage bleibt der Umstand, dass Ing. Wolfgang Reitzi bei seiner Ernennung zum Geschäftsführer am 29 .6. 1987 mit allen Vollmachten sowohl in technischer als auch kaufmännischer Hinsicht ausgestattet wurde und einzig über Geldmittel disponieren konnte, Er enthielt der Firma Wilco und der Firma Industrie Systeme längst fällige und zur Aufrechterhaltung der Existenz unbedingt erforderliche Zahlungen vor, sodass über beide Unternehmen das Konkursverfahren eröffnet wurde. Damit hatte Reitzi das komplette technische Team aufgelöst und wider jede Vernunft und ohne technischen Background beschlossen, die nicht fertige Anlage in Betrieb zu nehmen, was zu der besagten Implosion des Säurebehälters führte. Und damit kommt es zum unbegreiflichen Skandal in dieser Causa : Zum Zeitpunkt der Übernahme der Geschäftsführung der Zellstoff Villach durch Dipl. Ing. Wolfgang Reitzi am 29. 6. 87 stand die Fabrik unmittelbar vor ihrer Fertigstellung. Anstatt zu überprüfen, ob die Zellstoff Villach in der Lage gewesen wäre, mit den verfügbaren Geldmitteln die Fabrik fertig zustellen und anzufahren, wurde vom Untersuchungsrichter ein Status der technischen und wirtschaftlichen Situation am 29. 6. 87 nicht eingeholt.
Damit blieb der wesentliche Sachverhalt, der zur Lösung zivilrechtlicher und strafrechtlicher Schuldfragen erforderlich war und ist, bis heute ungeprüft. Im offenkundigen Bemühen, Ing. Papst, der für das Gericht von Anfang an als Täter feststand, auch die Schuld für die nachfolgenden Dispositionen eines Zellstoff-Dilettanten zuzuweisen, verzichtet das
Untersuchungsgericht auf die Prüfung der Frage, wer in der Zeit vom 29. 6. 1987 bis 23. 10. 1987 tatsachlich Geschäftsführer der Zellstoff Villach war und welche Befugnisse in diesem Zeitraum Ing. Papst noch zugekommen waren. Anstatt auf diese Fragen einzugehen oder wenigstens zu hinter-fragen, lehnte das Gericht, wie nicht anders zu erwarten, den Antrag innerhalb von 8 Tagen ab.
11 Die Flucht Papst hatte gehofft, mit seiner fundierten Gegendarstellung zur Anklage zumindest ein teilweises Einlenken des Gerichts zu erwirken. Die Ablehnung innerhalb von nur 8 Tagen setzte ihm schwer zu und er war gesundheitlich wieder höchst gefährdet. Psychisch am Boden, gelang es Papst aus Wut und Trotz gegen diese unvorstellbare Willkur, sich noch einmal aufzurappeln und zu kämpfen. Das war aber aus der Psychiatrie oder einer Gefängniszelle nicht möglich. Es blieb aus seiner Sicht nur eine Konsequenz: Papst musste fliehen, in Freiheit alle Fakten und Beweise für seine Unschuld zusammentragen und sich dann gewappnet und vorbereitet einem Prozess stellen. Umgehend begann er auszukundschaften, wie er die Flucht bewerkstelligen könnte. Schnell registrierte er, dass die Gitter des Fensters hohle Rohrstäbe waren, die nicht allzu viel Widerstand leisten würden; und zu seinem Glück lag das Zimmer ebenerdig. Papst teilte dieses Zimmer im geschlossenen Teil des Krankenhauses mit dem Sohn eines alten Bekannten, Dr. Ragossnig, der an schweren Depressionen litt. Papst vertraute sich ihm an und erzählte von seinen Fluchtgedanken. Ragossnig, der auf eigenen Wunsch in der geschlossenen Abteilung war und am Wochenende regelmäßig nach Hause fuhr, versprach zu helfen. Und so kam Ragossnig vom nächsten Wochenende mit einer kleinen Metallsäge in der Manteltasche zurück ins Spital. Sofort begann Papst taglich ca. 2 mm zu sägen und konnte sich ausrechnen, am 19. Jänner fertig zu sein. für diesen Tag war ein Taxi aus Tarvis bestellt, das visa-vis des Krankenhauses zwischen 22 und 23 Uhr auf ihn warten sollte. Tatsächlich konnte Papst zeitgerecht seine Arbeit beenden und das Rohr durchsägen. Wissend, dass um 22 Uhr eine Kontrolle in das Zimmer kommt, trug er unter dem Bademantel bereits seine Straßenkleidung. Nachdem die Visite gegangen war, bog er den auf einer Seite durchgesägten Stab um, zwängte sich durch die schmale Öffnung ins Freie und spazierte im Bademantel mit einer Winterjacke unterm Arm zum Ausgang. Wie vereinbart stand das Taxi an der Tankstelle in der Nä'he des Krankenhauses und eine halbe Stunde nach seiner Flucht überquerte Papst die Grenze nach Itallen. Damals stand der erste Golflcrieg unmittelbar bevor und dominierte die Berichterstattung, so dass der Flucht von Papst diesmal nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Trotzdem ist ein Bericht erwähnenswert, der die Absurdität und Wahrheitsferne der Kronenzeitung unterstreicht: sie titelte mit der Überschrift: Papst freigemauert. Der Inhalt suggerierte, aus Angst, Papst konne über die schmutzigen Machenschaften der Kärntner Logenbrüder auspacken, hätten diese ihm zur Flucht verholfen.
Eine weitere Kuriosität erfuhr Papst später ebenfalls aus der Zeitung: ein aus Wien angereistes 3köpfiges Untersuchungs-team von Experten kam zu dem Schluss, dass es absolut unmöglich sei, sich durch diese Lücke zwischen den Gitterstäben zu zwängen. Ihrer Meinung nach musste die Flucht anders stattgefunden haben - wahrscheinlich mit Hilfe von Ärzten und einflussreichen Persönlichkeiten aus Freimaurerkreisen. Das Durchsägen des Gitterstabes sei nur ein Ablenkmanöver gewesen, urn vor dem wahren Fluchtweg abzulenken. Die Wahrheit war: ein psychisch und physisch schwer angeschlagener 65-jähriger hatte mit Hilfe eines unter schweren Depressionen leidenden jungen Mannes, der sich leider in späteren Jahren das Leben nehmen sollte, alleine und in wenigen Tagen die Flucht geschafft. Papst fuhr mit dera Taxi über Italian ohne Unterbrechung gleich welter bis Barcelona. Gänzlich unerfahren in Dingen wie Flucht, vor den Behörden untertauchen oder ohne Papiere reisen, brauchte er wieder dringend Hilfe. Eines Tages wandte sich ein anderer Österreicher, der vor den Behörden auf der Flucht war, in Spanien an ihn. Tautner, der mit dem Unternehmen Klimatechnik eine riesige Pleite gebaut hatte, bot gegen entsprechende Bezahlung seine Verbindungen an. Tatsächlich gelang es Tautner über einen Mittelsmann, der Wilhelm Papst zur Seite gestellt wurde, ihn ohne Pass in Madrid in ein F'lugzeug zu setzen und in Buenos Aires aus dem Flughafen zu schleusen. Weiters war vereinbart, dass der Mann, der Papst im Auftrag Tautners begleitete, ihm in Argentinien zu einer neuen Identität und Papieren verhelfen sollte. Dafür zahlte Papst einen ansehnlichen Betrag an ihn. Nach einigen Tagen in Buenos Aires wurde er einem Polizeioffizier vorgestellt, der die Papiere ausstellen sollte. Obwohl Tautner zugesagt hatte, dass mit dem mehrstelligen Geldbetrag, den er erhielt, alle Unkosten beglichen wären, wurden plötzlich nochmals rund 50.000 Schilling für die Papiere verlangt. Zähne knirschend kratzte Papst sein letztes Bargeld zusammen und übergab die geforderte Summe. Tatsächlich erhielt er wenige Tage später einen argentinischen Original-Pass mit allen dazugehörigen Papieren und Papst war ab sofort in der Administration samt Eltern und Großeltern als argentinischer Staatsbürger registriert und hieß fortan Guilermo Walzer. Mittlerweile war auch Papsts Frau Lotte, in Argentinien eingetroffen und das Paar lebte in einer kleinen Pension in Buenos Aires, als eines nachts plötzlich das Telefon klingelte. Wie er ihn ausfindig machte, konnte Papst bis heute nicht eruieren, aber auf der anderen Seite der Leitung war Tautner und versuchte, ihn ohne Umschweife mit der Drohung zu erpressen, er wurde seine wahre Identität auffliegen lassen, sollte er nicht am nächsten Tag eine ansehnliche Summe erhalten. Damit begann die Flucht wieder aufs Neue. Noch in der selben Nacht verließen Lotte und Wilhelm Papst das Hotel und fuhren mit dem Bus nach Uruguay. Eine Autostunde von Montevideo entfernt liegt der malerische Ferienort Punta del Este. Da dieser Ort hauptsächlich von Touristen frequentiert wird, war er überzeugt, dort als Ausländer nicht aufzufallen und mietete ein Haus. Im Laufe der Zeit war auch sein Sohn mit seiner Frau nach Uruguay übersiedelt. Bis er ein eigenes Haus gefunden hatte, wohnte Papst jr. mit seiner Frau bei den Eltern, als es zu einem folgenschweren Streit kam. Wahrend Papst gegen Abend im Garten war, hörte er lautes Geschrei und brechendes Porzellan. Er eilte auf die Terrasse und sah seine Schwiegertochter wild brüllend und schimpfend, Geschirr und Gläser um sich werfen. Einen hysterischen Anfall vermutend, gab Papst ihr zwei schallende Ohrfeigen. Die Frau lief zu dem vor dem Haustor stehen-den Auto und fuhr erbost davon. Bald sollte Papst wissen, wohin sie unterwegs war. Seine Schwiegertochter war zur nächsten Polizeistation
gefahren und hatte preisgegeben, dass der angesehene Herr Walzer in Wirklichkeit Wilhelm Papst heißt und von der Interpol als mutmaßlicher Betrüger gesucht wird. Papst musste wieder seine Koffer packen. Zum Glück hatte er noch einen Pass, den ihm sein Schwager vor Jahren zur Verfügung gestellt hatte, aber bis jetzt nicht benutzt hatte, weil er ihm keine Schwierigkeiten machen wollte. Da er seinem Schwager entfernt ähnlich sah, gelang ihm mit diesem Pass die Flucht Richtung Brasilien, wo er sich in einem Hotel am Meer einquartierte. Da das Hotel einen Tennisplatz hatte, bot er der Besitzerin an, er wurde den Gästen Tennisstunden geben. So konnte er sich als Tennislehrer einigermaßen über Wasser hal-ten. Nach einigen Monaten wandte sich das junge Mädchen von der Rezeption vertrauensvoll an ihn. Sie habe gehört, dass mor-gen die Polizei aus der Stadt kommen wolle, um den ominösen ausländischen Tennislehrer zu überprüfen. Wieder wusste Papst, was es geschlagen hatte. Noch in der selben Nacht verließ er das Hotel und war wieder auf der Flucht. Um mehr über seinen Status zu erfahren, hatte Lotte Papst einen befreundeten Anwalt in Montevideo gebeten, über einen Kollegen in Porto Allegre herauszufinden, ob etwas gegen ihren Mann in Brasilien vorlag. Papst traf diesen Anwalt und hörte nichts Erfreuliches : die Behörden würden ihn bereits suchen und auch schon über seinen Aufenthaltsort im Raum Porto Allegre informiert sein. Er riet ihm, Brasilien schleunigst wieder zu verlassen. Papst war schon wieder über ein halbes Jahr kreuz und quer durch Brasilien unterwegs gewesen und hatte genug. So beschloss er, auf gut Glück wieder nach Uruguay zurückzukehren, bestieg den Autobus und kam wohlbehalten in Punta del Este an, wo er sich im eigenen Haus versteckte, da man ja mittlerweile über seine Identität Bescheid wusste. Das ging nur so lange gut, bis ihn ein Handwerker, der im Haus Reparaturarbeiten durchführte, durch Zufall zu Gesicht bekam. Wieder musste Papst verschwinden. Papst hatte während seiner Flucht immer wieder Kontakt mit der Ministerialratin Dr. Veith im Justizministerium, mit der er über seinen Wunsch sprach, mit einem verbrieften und garantierten freien Geleit nach Österreich zurückzukehren und in einem Prozess seine Unschuld zu beweisen. Die Juristin versprach, sich dafür einzusetzen. Am 2. November 1994 traf Papst den Journalisten Dr. Alfred Worm zu einem Interview im Sheraton Hotel in Buenos Aires. Im Beisein von Papst sprach Worm mit der Beamtin in Wien-. Sie sagte ihm, dass der Minister wegen des Allerseelentages nicht im Büro sei und sie ihn daher nicht sprechen könne, aber wenn Papst Worm ein schriftliches Ansuchen auf freies Geleit mitgeben würde, werde sie es positiv erledigen. Papst und Worm setzten ein Schreiben auf, das Worm mit dem Versprechen mitnahm, in Wien dem Ministerium zukommen zu lassen. Nach diesem Treffen beschloss Papst, sich neuerlich nach Brasilien abzusetzen und dort in Ruhe auf die Zusage der Justiz zu warten. Endlich sollte die Nerven aufreibende und unfinanzierbar gewordene Flucht beendet sein und er die Gelegenheit haben, in Österreich für sein Recht zu kämpfen. In der Großstadt Sao Paulo hoffte er, unentdeckt bis zum Eintreffen des Bescheides bleiben zu können. Auf dem Weg dorthin wurde der Autobus im Zuge einer Rasterfahndung gegen Drogenhändler von der Polizei aufgehalten und die Identität aller Reisenden überprüft. An diesem Punkt hatte die Flucht von Papst ihr Ende gefunden. Bei der Überprüfung der Papiere konnte er seine wahre Identitat nicht mehr verheimlichen, wurde verhaftet und nach Brasilia überstellt, wo er selber den Antrag auf Auslieferung nach Österreich stellte.
Selbstverständlich nahm es die Österreichische Justiz jetzt mit ihrer Zusage des freien Geleites nicht mehr so genau. Wozu auch - wenn Papst in Polizei Gewahrsam ist, würde er früher oder später sowieso nach Österreich ausgeliefert. Auch das war ein kleines, aber symptomatisches Indiz für das wenig faire Vorgehen der Justiz im Fall Wilhelm Papst. Am 24. Dezember 1994 landete Papst nach fast vier Jahren abenteuerlicher Flucht wieder in Österreich und wurde in das Landesgericht Klagenfurt überstellt.
12 Der Prozess
3 Monate nach seiner Rückkehr aus Südamerika begann im März 1995 der Prozess gegen Ing. Wilhelm Papst am Landesgericht Klagenfurt unter dem Senatsvorsitzeden DDr. Gernot Orasche. Auch an der Person des Richters lässt sich festmachen, wie der Sumpf in Kärnten nach der Installierung von Jörg Haider und seinen ehrlichen, anständigen Mitstreitern knöchelhoch stieg. Denn Dr. Orasche ist nicht irgendein Richter.... Wie News in seiner Ausgabe 41 aus dem Jahr 1995 Veröffentlichte, ist Richter DDr. Orasche für den Fall einer Regierungsbeteiligung der FPÖ als Justizminister vorgesehen. Allein damit war schon sichergestellt, dass es kaum zu einem fairen und vor allen Dingen gerechten Verfahren kommen konnte; waren doch Jörg Haider und die Kärntner FPÖ die Hauptgegner und Verhinderer des Projektes und Hans Peter Haselsteiner, damals noch ein großer Freund von Jörg Haider und Sympathisant der FPÖ, der große Nutznießer der Zerstörung von St. Magdalen. Hätte DDr. Orasche Ing. Wilhelm Papst freigesprochen oder nur geringfügig verurteilt, wäre seine berufliche Zukunft und Karriere womöglich abrupt zu Ende gewesen. Wie skrupellos und ungeniert Aussagen aus der Voruntersuchung bzw. der Hauptverhandlung verdreht und sich im Urteil zum Gegenteil des Gesagten wandelten, ist in seiner Ungeheuerlichkeit eines Österreichischen Gerichts unwürdig. Aber Orasche wird auch nach Bekanntwerden seiner Justiz-Farce blendend schlafen, weiß er doch, dass er sich auf seinen alten Freund und Gesinnungsgenossen im Justizministerium -Dieter Böhmdorfer verlassen kann.
Um die Schamlose Methodik Orasches aufzuzeigen, werden hier einige Aussagen und die daraus geschlossene Urteilsfindung dargestellt, wobei es sich angesichts des I5oo-seitigen schriftlichen Urteils nur um exemplarische Beispiele handelt. Die zum Teil etwas holprige Sprache ist bedingt durch die weitgehend wortwörtliche Übernahme aus den GerichtsProtokollen. Ministerialrat Dr. Uwe Peukert, Beamter im Ministerium für Handel, Gewerbe und Industrie, später Wirtschaftsministerium, war für die Evaluierung des Projektes zuständig und stellt in seiner Aussage vor dem Untersuchungsrichter klar: Zumindest war das Bundesministerium bei diesem Konzept mit eingeschaltet und hat dieses Konzept mitgetragen....
Am 2. 12. 1984 war Ing. Papst bei mir im Ministerium und hat mir das Projekt vorgestellt .... Auf meinen Einwand hinsichtlich der Kostenschätzung der Konkurrenz von mindestens 1 Milliarde Schilling hat Ing. Papst seine Überzeugung von der Haltbarkeit der 625 Millionen Schilling ausgedrückt. Ing. Papst hat auch erläutert, dass er Spezialzellstoff für diesbezügliche europäische Marktlücken erzeugen möchte
Ich habe Ing. Papst gesagt, dass wir das Projekt sorgfältig prüfen würden und eine rasche Erledigung sicherlich nicht behindern würden.... Aus den Medien hatten wir vom Wohnsitz von Ing. Papst in Monte Carlo und von einem Devisenvergehen gegen seinen Sohn erfahren, weshalb besondere Vorsicht am Platz war...
Ing. Faukal hat unsere möglichst rasche Rahmen der Stellungnahme des BM angekündigt, war sicherlich eine negative Stellungnahme unsererseits
Befassung im sein Wunsch
Auf Grund der Brisanz des Antrages habe ich den Aktenvermerk auch Bundesminister Dr. Steger und Staats-Sekretär Dr. Schmidt vorgelegt. In der Folge sind auch Interventionsschreiben von Gegnern des Projektes beim BM eingelangt, die uns zu noch sorgfältigerer Prüfung veranlasst haben Wir haben nach dem 16. 1. 1985 weitere Unterlagen angefordert, insbesondere vom Landwirtschaftsministerium, vom Fachverband der Papierindustriellen, ....im Gespräch mit meinen Vorgesetzten ... haben wir die Unterlagen analysiert ...habe ich eine kritischer Haltung im Rahmen eines Erstentwurfes eingenommen .. die Stellungnahme unsererseits auf Ministerebene war, dass Spezialzellstoffbereich gut verdient, könne dies uns nur recht sein.".... Auf Beamtenebene erarbeitet warden
ist
jedenfalls
eine
"wenn
positive
jemand
im
Stellungnahme
Auf Vorhalte, sind mir entsprechende Einflussnahmen bzw. Weisungen in diesem Zusammenhang nicht bekannt geworden. .... Ich habe keinerlei Weisung in dieser Causa erhalten, an mich sind auch keinerlei Interventionen ergangen.
Und jetzt ist es hochst interessant, eins zu eins zu lesen, welche Schlüsse DDr. Orasche aus dieser Aussage zieht. Im Urteil, auf Seite 1345 unter V 2. 2. 4. 6. geht er auf die 6-seitige Aussage in 15 Zeilen ein und fasst zusammen:
Der Zeuge Dr. Uwe Peukert...seine Aussagen waren glaubwürdig und konnten vom Gericht bedenkenlos übernommen werden. Der Zeuge kennt den Angeklagten vom 7. 12. 84, dabei brachte der Zeuge sehr deutlich zum Ausdruck, dass am genannten Termin der Angeklagte "sein Projekt" ....vorgestellt hat Neben der Vorstellung "seines" Projektes durch den Angeklagten, spricht der Zeuge davon, dass insbesondere im Handelministerium mehrere Interventionen gelaufen sind. Aus der klaren Feststellung, dass es keine Einflussnahme, Weisung oder Interventionen an ihn, Peukert, gab, macht Orasche das Gegenteil und spricht von mehreren Interventionen was eigentlich nur als unverschämte Lüge qualifiziert werden kann. Augenscheinlich und eklatant tendenziös, lässt Orasche die Kernaussage tiber die besonders gewissenhafte Prüfung des Projektes einfach unter den Tisch fallen, was einer Täuschung gleichkommt, weil die ja dem Generalvorwurf der schlampigen Projektierung widersprochen hatte. Denn auf Seite 1458 hält Orasche fest:
Nach Ansicht des Senates hat der Angeklagte das Projekt relativ rasch und wenig sorgfältig und , ohne es zu überprüfen und zu evaluieren, hergestellt, um möglichst rasch möglichst viel Subventionen zu erlangen.
Diese Feststellung ist eine glatte Lüge und ein Schlag in das Gesicht unzähliger Ingenieure, Universitätsprofessoren, Kontrollore, Beamten und Gutachter, die das Projekt monatelang von allen Seiten sowohl technisch als auch marktwirtschaftlich einer genauesten Prüfung unterzogen haben. Sehr genau zu hinterfragen ist auch die Formulierung hergestellt. Orasche will damit suggerieren, Papst hätte das Projekt selbst entworfen und produziert, und sei damit für jede Schraube verantwortlich. Und was er mit dem penetrant wiederholten und einfältigen Hinweis, "sein" Projekt bezwecken wollte, ist klar. Er soil den Vorwurf untermauern: Papst hat das Projekt selbst hergestellt. Hingegen hat der Sachverständige Dr. Wewerka über die Urheber des Projektes eine klare Erklärung abgegeben:
Im fachlichen Bereich habe ich mit Kasmannhüber gearbeitet -und natürlich, weil er Chemiker ist, mit Dr. Paul. Ing. Papst habe ich fachlich nicht kennengelernt. Wenn man aber im Urteil weiter liest, muss man zwangsläufig zu dem Ergebnis kommen, dass DDr. Orasche nicht mehr ganz Herr seiner Sinne war; er war tatsächlich so arrogant, zu glauben, im blauen Kärnten geht alles. Denn nur 13 Seiten weiter schreibt er auf Seite 1471 VI. 3 in der Zusammenfassung :
Da sich im Beweisverfahren eindeutig ergeben hat, dass sich das Einreich-Projekt nicht im Sinne der definierten Ziele verwirklichen ließ, und der Angeklagte dieses Projekt zwar nicht selbst hergestellt,
jedoch unter seinen Namen ins Spiel geb ra ch t ha t, waren ihm, wie ob en erwähnt, d ie Schadensbeträge anzulasten. Abgesehen von dem eklatanten Widerspruch, dass Papst einmal das Projekt hergestellt hat, aber dann doch nicht selbst hergestellt hat, bleibt auch sonst nur heisse Luft in der Conclusio übrig. Das untermauert auch die Aussage von Hofrat Dipl. Ing. Dr. Fanta, der als Experte für Zellstoff und Papier in der Landesregierung für die Prüfung des Projektes im Auftrag des Landes zuständig war. Aus seiner fast 18-stündigen Aussage am 1. und 5. 2. 1990 vor dem Untersuchungsrichter sind hier nur die wichtigsten Punkte herausgenommen:
Ich fühle mich nach meinen Informationen nicht von dem Projektwerber getäuscht. Vom Förderwerber waren jeweils 80% der Baukosten als WWF-Darlehen beantragt....Eine diesbezügliche Kontaktaufnahme von Ing. Papst ....kann ich ausschließen.. vom Projektanten Dipl. Ing. Kasmannhüber nicht ... Im Wesentlichen war somit zu prüfen, ob das Projekt dem Stand der Technik entspricht. Grundsätzlich empfand ich diesen als gegeben.... Projektkosten extrem niedrig dadurch erklärlich, dass Gebrauchtmaschinen Verwendung finden sollten... Zur Abschätzung genau er Pro jektko s ten fehlte mi r die Ausbildung.... Mit den Förderwerbern bzw. Ing. Papst und seinen Leuten gab es über die Landesförderungsmittel keine Gespräche. Im Zuge der Überprüfung habe ich sicherlich mit Dipl. Ing. Kasmannhüber über das Projekt gesprochen.... Mit Ing. Papst hatte ich außer einem Gespräch in Pörtschach nur anlässlich einer Besprechung beim Wasserwirtschaftsfond Kontakt
Mir ist derzeit bis auf die Nichtinstallierung der Versprittung und Strippung kein Projektbestandteil bekannt, der nicht auch tatsächlich ausgeführt wurde.... Im April 1985.... habe ich... erstmal auf eine begleitende Kontrolle hinsichtlich der Erreichbarkeit der Umweltvorschreibungen gedrungen.... Deswegen habe ich im Jänner 86 Dr. Rutishauser im Interesse des Landes zur Gutachtererstellung hinsichtlich Erreichbarkeit der Umweltauflagen bei gleichzeitiger Kapazitätserweiterung aufgefordert. Das Gutachten vom 6. 2. 86 war positiv. Der von mir erarbeitete Antrag auf Landesförderung wurde.... beschlossen. Es gab diesbezüglich keinerlei Einflussnahme auf mich.
Bei zwingenden Gründen, wie unvorsehbaren Ereignissen, zusätzlichen Umweltauflagen, Lohn- und Preiserhöhungen, abwasserrelevante Maßnahmen, sind nachträgliche Mittelzuteilungen im Falle des Nachweises nach eingehender Prüfung möglich. Wieder das gleiche Bild. Ein unabhängiger Kontrollor des Landes und abgesehen davon, einer der wenigen Zellstoff-Experten in der Causa, bestätigt, dass es keine Beeinflussung gab und Kasmannhüber der technisch entscheidende Mann war. Überdies stellt er der begleitenden Kontrolle ein positives Urteil aus. Auch die nächste Aussag e, von Dipl. Ing. Herb ert Kasmannhüber, der federführend die gesamte Produktionslinie konzipiert hat und auf Basis seiner technischen Konstruktions-zeichnungen und Pläne die Rekonstruktion erfolgte, widerlegt das Urteil in vielen Punkten. Auch seine Aussagen lassen die Begründungen von DDr. Orasche in einem widersprüchlichen Licht stehen. Er gibt an:
Ich habe mit Ing. Papst insgesamt 10 Projekte gemacht. Diese Projekte waren alle mit Ausnahme Villach ein grofier geschäftlicher Erfolg gewesen. Die Viscose Consulting war eine patente Firma, die Anlagen gebaut hat. Sie hat vorher Dutzende von grofßen Bauvorhaben durchgeführt. Ohne Zweifel, sonst wäre ich nicht dort gewesen, war die Viscose Consulting eine sehr potente und erfolgreiche Firma für Umbau und Neubau von Zellstoffanlagen. Meines Erachtens hat es ein großes Know how gegeben und Kraft und Stärke, sodass ich der Meinung bin, es hat daneben in Österreich nur Voest Alpine gegeben. Von meinem Gesellschaftsinteresse war ich jedenfalls beruhigt, dass die Viscose Consulting den Auftrag erhalten hat, weil ich bei der Viscose Consulting gegenüber den sonstigen Mitbewerbern die größte Sicherheit einer Projektrealisierung sah. Mein ganzes Büro war von März 1984 bis praktisch März 1985 praktisch ausschliefilich mit dem technischen Projekt befasst. Es gab generell die Aussage von Ing. Papst, dass ein Niedrigpreisprojekt gebaut werden müsse. Es hieß, es könne kein Superprojekt gebaut werden, es könne nicht wie in Pöls gebaut werden, es müsse besser, preiswerter und mit geringerem Risiko gebaut werden. Hinsichtlich der Anfrage an potentielle Lieferanten ist aufzuschlüsseln: (Anm. es folgt eine Auflistung von Firmen).... Weder die Viscose Consulting noch Wilco war bei Planung und Offerteinholung beteiligt. Bei der Waschanlage holte ich Offerte ein .... ohne dass Viscose Consulting, Preplan oder Wilco beteiligt waren. Ich habe in meinem Verantwortungsbereich ohne Beeinflussung von Ing. Papst diese Position ausgefüllt, dies nach meinem Erfahrungswissen, sodass im Einreichprojekt die Projektsumme von 625
Millionen Schilling aufwies. Lediglich für die Positionen Eindampfanlage, Kessel und Turbine kamen somit Kostenschätzungen von der Viscose Consulting, die restlichen Anlagenteile stammen aus meiner Kalkulation. Ich war bei der Einreichung überzeugt, dass ich mit der Projektsumme von 625 Millionen Schilling das Auslangen finden würde. Hinsichtlich der Kapazitdt habe ich nur ein Projekt mit einer Kapazitdt von 100.000 Jahrestonnen erstellt. Bis zum 1. 4. 1985 war somit meine ganze Tätigkeit rein auf Risiko aufgebaut, es gab keine zusätzliche Vereinbarung mit Ing. Papst oder Viscose Consulting. Es war klar, dass ich hierfür nur durch 5% Geschäftsanteil honoriert würde.
Was das immer wiederkehrende Thema der projektierten 4 und dann nur 2 eingebauten Waschfilter betrifft, die Papst als Beweis für seine betrügerischen Absichten vorgehalten wird, stellt Kasmannhüber vor dem Richter klar: Später wurde eine vierstufige Anlage in Form von zwei Profeed-Filter Rauma Repola installiert, was Mehrkosten allein in der Schlüsselanlage von ca. 10 Millionen Schilling mit sich brachte. Ein derartiges Projekt ist nicht eine statische Sache es kann durchaus vorerst unbekannte Mängel geben, die dann berichtigt werden. Dies ist der dynamische Prozess. Ing. Papst war durchschnittlich 1 bis 2 Tage in Villach im Betrieb, oft eine ganze Woche lang, oft aber wieder mehrere Wochen ilberhaupt nicht. Ich war immer nur bei Besprechungen ilber das Projekt anwesend. Ing. Papst machte zum Projekt immer wieder Vorschläge, die überwiegend fundiert waren, teilweise jedoch sich nach Prüfung als nicht zweckmäßig herausstellten. In meiner Gegenwart gab es keine Anweisungen von Ing. Papst an den Geschäftsführer Dr. Paul sondern eher nur Ratschläge. Es ist absolut unverständlich und nicht nachvollziehbar, wie DDr. Orasche nach diesen eindeutigen und unmissverständlichen Aussagen bei seinem Urteil bleiben kann, Papst habe "sein" Projekt hergestellt und das rasch und ohne Prüfung, nur um an Fördergelder zu kommen Durch die Feststellungen und vorliegende Pläne ist mit 1oo%-iger Sicherheit bewiesen, dass Ing. Kasmannhüber der maßgebliche Ingenieur und Planer war, der für die Konstruktion und Kalkulation verantwortlich zeichnet. Auch ist es relativ unwahrscheinlich anzunehmen, Papst bzw. in Folge die Zellstoff Villach hatten 14 Millionen Schilling an Kasmannhüber überwiesen, ohne entsprechende Leistungen dafür erhalten zu haben. Auch der Geschäftsführer der Zellstoff Villach, Dr. Paul bestätigt das in seiner Aussage im Prozess.
Dieses Konzept ist mir bekannt. Es stamrnt von Kasmannhüber, es ist von ihm aufgesetzt, ich erkenne es aus der Form, wie es geschrieben ist.
Warum sich diese Fehleinschätzung des Richters konsequent vom Anfang bis zum Ende des Prozesses durchziehen wird, ist auf den ersten Blick nicht klar. Aber offensichtlich muss ja irgendwie das Scheitern des Projektes Papst in die Schuhe geschoben werden. Wobei letztlich die Konstruktionsverantwortung eine untergeordnete Frage ist. Wäre die Anlage eine Fehlkonstruktion, hätte diese Frage für die Eruierung des Schuldigen Relevanz. Aber dafür fehlt vorläufig jeder Beweis. Der Grazer Universitätsprofessor Dipl. Ing. Dr. Stark, der das Einreichprojekt für das Land geprüft hat und sehr. gut kannte, gab vor dem Landesgericht zu Protokoll:
Ing. Papst kannte ich zum Zeitpunkt meiner Gutachterstellung als Projektmanager internationaler Art. Preplan war mir als Planungsbüro, insbesondere für die VOEST bekannt, ich hielt es für ein sehr leistungsfähiges Büro. Ich gewann den Eindruck, dass Dr. Paul ein sehr guter Zellstoff-Fachmann ist, dies chemischtechnologisch. Hinsichtlich der Projektkosten hatte ich ausschließlich bei den Kesseln Bedenken. Dr. Orasche sah es als gegeben an, dass alle Gutachter und Experten offensichtlich irrten, als sie das Projekt-Team so klassifizieren : Projekt-Manager mit internationalem Format, hervorragender Chemiker, ein sehr leistungsfähiges Planungsbüro, ein patenter Generalunternehmer, ein hervorragender Planungs-Ingenieur. Da eine kollektive Fehleinschätzung doch sehr unwahrscheinlich ist, müsste man annehmen, alle würden unter einer Decke stecken. Da auch das sehr unwahrscheinlich ist, kann es nur eine Konsequenz geben : Orasche hat sich kalt lächelnd über alle Zeugenaussagen hinweggesetzt. Eine besondere Bedeutung kommt auch der Aussage von Ing. Erich Schinner zu - ein weiteres Beispiel für die seltsame Prozessführung und Aussagewürdigung von DDr. Orasche. Ing. Schinner war lange Jahre bei der Viscose Consulting angestellt und beim Objekt St. Magdalen für den gesamten Bereich Energie und für die Kontrolle und Anpassung der vom Ingenieur-Büro ausgearbeiteten Anlagenteile zuständig. Ein nicht genau formulierter Satz genügte, um Schinner für die Anklage zum Kronzeugen hochzustilisieren, obwohl er in der Hauptverhandlung alle vorherigen Aussagen relativiert und richtig gestellt hat. Bei einer Befragung über die Kostensteigerungen sagte er:
Während der Realisierung des Projektes kam es zu schleichenden Kosten-Steigerungen infolge von Zusatzinvestitionen .... (Anm. Aufzählung von Anlageteilen) ... und Umplanungen insbesondere bei der Rindenstation, wo sich das ursprüngliche Projekt als undurchführbar herausstellte. Selbstverständlich bezog sich Schinner dabei ausschlieJslich auf die Rindenstation, die auf Grund von Problemen Mehrkosten verursachte. DDr. Orasche hat das natürlich ganz anders verstanden und für ihn scheint damit der Fall gelöst. Anstatt genau zu lesen, was Schinner gesagt hatte, nämlich nur, dass Mehrkosten durch ein eine notwendige Umplanung der Rindenstation entstanden sind, kommt er auf Seite 576 unter IV. 2. ü. 9. 23 zu dem Schluss:
Zusammenfassend hat Schinner auch in der Hauptverhandlung ausgesagt, dass sich das Einreichprojekt als undurchführbar herausgestellt hat. Schinner hat mehrmals darauf hingewiesen, dass er nicht glaube, dass die Rekonstruktion mit 625 Millionen Schilling durchführbar ist. Abgesehen davon, dass er als Energiefachmann den Gesamtplan gar nicht beurteilen konnte, wusste er nicht, dass nach Abschluss der Arbeit eine Investitionsprämie von 60 Millionen Schilling ausgeschüttet worden wäre, die ebenfalls dem Projekt zu Gute gekommen wäre. Somit stützt sich die Argumentation von Orasche im wesentlichen auf zwei Punkte auf die Meinung eines Ingenieurs, der meint, dass zu wenig Geld da ist und auf die Aussage bezüglich einer mangelhaften geplanten Rindenstation, aus der die Undurchführbarkeit des Projektes abgeleitet wird. Wobei die Mängel in der Rindenstation auf einer Fehlplanung der Kärntner Lieferfirma beruhten und letztlich mit einem Kostenaufwand von 400.000 Schilling beseitigt wurden, Immer wieder geht es auch um das Thema der Nullstellung bei Teilen der Rekonstruktion, was nichts anderes heißt, als dass bei der Planung auf nicht unbedingt notwendige Komponenten verzichtet wurde, um Mehrkosten zu verhindern. Dazu gibt Schinner, laut Orasche ein Zeuge der Anklage, zu Protokoll:
Wir haben keine Streichungen vorgenommen, die die Funktionsfähigkeit der Anlage in Frage stellt oder ausschloss. Das Projekt war darauf ausgerichtet, Spezial-Zellstoff und verschiedene Qualitäten zu produzieren. Meiner Meinung nach war das Projekt vom technischen Standpunkt hiezu in der Lage. Es hängt diesbezüglich von den Rezepturen ab, Dr. Paul war meiner Ansicht nach in Kenntnis dieser Rezepturen. Auch diese Aussage widerlegt klipp und klar den Vorwurf, Papst habe eine nicht funktionstüchtige Anlage hingestellt. Und so wird mit jedem Zeugen und jeder Aussage immer unverständlicher, wie Orasche zu seinem Urteil kommt. Die nächste Aussage starnmt von einem Mann, der sich in den letzten Jahren öfters disqualifiziert hat und höchstens als Alkolenker aufgefallen ist, Reinhart Gaugg
Es fiel auf, dass ein großer Teil der Auftragsvergaben an Firmen, die in einem Naheverhältnis des Betreibers standen, vergeben wurden, die Zahlungsflüsse und die Aufbringung der Eigenmittel konnte nie nachgewiesen werden.. Aus politischer Sicht hat man diesen Informationen und unter anderem dem Gutachten Poppovic nicht den entsprechenden und notwendigen Stellenwert beigemessen
..dass nach meinem Wissen der erste Untersuchungsausschuss ein völlig falsches Ergebnis gebracht hat. So wie mir der Untersuchungsausschuss-Bericht bekannt ist, hat dieser die Richtigkeit der Investitionen bestätigt. Der Ausschuss ist zu der Ergebnis gekommen und auch ich als Vorsitzender, dass es zu keinem Zeitpunkt der Sanierung zu einer effizienten Kontrolle gekommen ist. Wenn ich gefragt werde, ob der Untersuchungsausschuss eine eigene technische Expertise veranlasst hat, so sage ich : wir haben im Rahmen des Ausschusses die Einvernahme des technischen Sachverständigen Poppovic, .... veranlasst. Wenn mir vom Verteidiger vorgehalten wird, dass das Werk im Sommer 1989 funktioniert hat und Gewinne abgeworfen hat, so sage ich, dass nach meinem Wissenstand, diese Anlage nie die Umweltauflagen erfüllt hat somit nie die Erfordernisse einer funktionierenden Fabrik gehabt hat. Es ist geradezu verhöhnend, Dkfm. Poppovic als technischen Experten zu zitieren, wissend, dass er weder Techniker, noch je im Werk war oder von der Zellstoff-Produktion etwas versteht und im Auftrag der Papier-Lobby agiert hat, die das Projekt unbedingt verhindern wollte. Was das Funktionieren oder Nichtfunktionieren des Werkes anbelangt, zitiert der Verteidiger von Papst das Schreiben vom 26. Oktober 87 an die Landesregierung, in dem Dipl. Ing. Reitzi von verkaufsfähigem Zellstoff und positivem cash flow fabuliert. Natürlich wusste Dr. Ortner über die Wahrheit bescheid. Er wollte damit nur eine der unzähligen Lügen in der Geschichte bloßstellen. Gaugg, der große Ausschuss-Vorsitzende, der im wahrsten Sinn des Wortes nur Ausschuss produzierte, ignorierte diese nicht unbedeutende Lüge, ging aber auch nicht näher darauf ein, war-um das Werk nicht funktionierte bzw. die Umweltauflagen nicht erreicht wurden obwohl er genau wusste, dass das schon längst nicht mehr in die Verantwortung von Papst fällt. Was die mangelnde Kontrolle und nicht nachvollziehbare Geldflüsse betrifft, die Gaugg geortet haben will, konnen am besten die Finanzkontrollore der Landesregierung Hofrat Tomasser und Tripold aufklären. Wie hoffnungslos überfordert die Sachverständigen und das Gericht mit dem ganzen Komplex waren, spiegelt das allgemeine Unwissen über die Investitionskosten wieder - ein nicht ganz unwesentliches Detail dieser Geschichte. Das Unfassbare daran: die Differenzen zwischen den einzelnen Angaben betragen bis zu einer Milliarde Schilling. Gesamt-Investitionen Zellstoff Villach In Millionen Schilling
1985 625,0
1985 1.149,0
1987 72O,O
07/1987 617,6
07 / 1987 717,0
10 / 1987 1.800,0 12 / 1987 863,5 12 / 1987
7M,9 08 / I 9 88
1.140,0 08 / 1989
1.026,0 1989
849,3 1989
992,0 1989
940-3 1.077,7 992,7 Generalunternehmervertrag Gutachten Poppovic
i. Untersuchungsausschuss Gutachten Meindl Projektkontrolle FGG Gutachten Meindl Reinhalteverband Gutachten Meindl Gutachten Meindl Kontrolle Land TM-Isola (Haselsteiner)
Land Kärnten Dr. Ritzberger DDr. Orasche im Urteil Aus dieser Aufstellung lassen sich im Detail ein paar ganz wesentliche Schlüsse ziehen: Vergleicht man die Zahlen, die von kompetenter Seite kommen, also von den Kontrolloren, die über das Geld ja tatsächlich verfügten und der Projektkontrolle, so liegen diese nicht weit auseinander. Auch die vom Untersuchungsausschuss errechneten Kosten weichen nur im Promille-Bereich ab. Interessant ist auch, dass die Projektkontrolle der Zellstoff Villach zum Stichtag 07 / 1987 um fast 100 Millionen Schilling höhere Investitionen auswirft, als die Sachverständigen Meindl/Anderwald, was einen eklatanten Rechenfehler der Gutachter bestätigt. Noch bemerkenswerter aber ist, dass ihre Kostenberechnung aus dem August 88 um rund 120 Millionen höher liegt, als ein Jahr später im August 89. Eine Begründung daftir liegt nicht vor und dieser läppische Betrag erschien auch dem Gericht unerheblich. Andererseits erheben die Gutachter Meindl/Anderwald für den Zeitraum zwischen 07 und 12, 1987 -also in 5 Monaten - ein Investitionsaufkommen von nahezu 250 Millionen Schilling. Abgesehen davon, dass das Werk im Juli 1987 praktisch fertig und vor Produktionsbeginn stand, ist es unmöglich, in 5 Monaten 250 Millionen Schilling zu verbauen. Das bedeutet aber, dass es sich bei dieser Summe höchstens um Gelder handeln kann, die nicht investiert, aber doch geflossen sind. Und zwar in Richtung Haselsteiner. In diesem Zusammenhang fällt noch eine Merkwürdigkeit auf. In der ganzen Tabelle finden sich nur zwei deckungsgleiche Zahlen - die Berechnung der TM-Isola aus dem Einflussbereich des Herrn Haselsteiner und die Summe auf die Richter Orasche kommt, 992 Millionen Schilling. Es ist schwer vorstellbar hier nur an Zufall zu glauben. Bemerkenswert ist auch der Umstand dass das Gericht kein Interesse daran zeigt , aufzudecken, wie dieser Zahlensalat überhaupt entstehen konnte und die Gerichts-Gutachter auf völlig andere Ergebnisse kommen. Obwohl das Gericht in jedem Bereich seinen Sachverständigen weitestgehend folgt, rückt es in einer so wichtigen Frage kommentarlos von den Gutachten ab. Wo und wann wer recht hat, entscheidet das Gericht und nicht die Fakten. Erstaunlich ist auch die Erkenntnis des Richters auf Seite 1022 des Urteils, wo er feststellt. Offiziell abgerechnet wurde das Projekt nicht. Damit erzählt Orasche nur die halbe Wahrheit. Das Projekt wurde bis zum Ausscheiden von Papst im Juni 1987 auf Heller und Pfennig abgerechnet und es lässt sich jeder Geldfluss exakt nachvollziehen. Allerdings ist aber auch richtig - nach dem Einstieg der Haselsteiner Gruppe wurde nicht mehr abgerechnet und auch nicht mehr untersucht, Papst insistierte während der Verhandlung die Überprüfung der ungeklärten Millionen nach seinem Ausscheiden. Staatsanwalt Jenny erhob sofort Einspruch. Die simple Begrtindung der Staatsanwaltschaft: Die Vorgänge nach dem 23. 6. 1987 (Anm. Hans Peter Haselsteiner^ und seine Zeit in St. Magdalen) sind nicht Gegenstand dieses Verfahrens. So leicht kann es sich ein Gericht machen - und so leicht lässt es sich zu vielen Millionen kommen
Ein schönes Beispiel, wie Gutachter und Richter perfekt mit ihrem Unwissen Pingpong spielen konnten, belegen diese Passagen aus dem Gutachten bzw. dem Urteil. In seinem Gutachten schreibt Dkfm. Robol zur betriebswirtschaftlichen Beurteilung :
Zu den im Projekt enthaltenen betriebswirtschaftlichen Analysen und Berechnungen verweise ich auf Befund und Gutachten der Sachverständigen Dr. Meindl und Dipl. Ing. Anderwald. Die technischen Gutachter kommen zu der Schlussfolgerung, dass die Wirtschaftlichkeitsrechnung des Einreichprojektes unvollständig und fehlerhaft war. Richter Orasche hingegen schreibt in seiner Urteilsbegründung Seite 1374:
Das Einreichprojekt und die Abwicklung ..... wurden aus dem schlüssigen und vollständigen Gutachten Meindl/Anderwald übernommen. Die betriebswirtschaftliche Beurteilung stützt sich wiederum auf das Gutachten Robol. Abgesehen davon, dass die Feststellung schlüssig und vollständig eine absolut unzulässige und tendenziöse Wertung ist, drängt sich die Frage auf, wer für die betriebswirtschaftliche Analyse nun wirklich verantwortlich ist. Robol ist es sicher nicht, denn der beruft sich auf Meindl/Anderwald. Auf wen beruft sich dann aber Richter Orasche? Robol und Orasche sind jedoch für ganz andere Dinge verantwortlich. So ist Robol in seinem Gutachten zu der eigenwilligen Ansicht gekommen, die Viscose Consulting sei 1984 mit 162 Millionen Schilling überschuldet gewesen. Im 2. Gutachten sind es nur mehr 28 Millionen Schilling. Der Verteidiger von Papst bezweifelt die Summe und es ent-wickelt sich folgender Dialog: Verteidiger: Mir liegt ihr Gutachten im Untersuchungsverfahren vor.
Sachverst: Es besteht ein neues Gutachten. Vorsitzender: Wir haben mehrmals gesagt, dass dieses Gutachten im Untersuchungsverfahren waren. Sachverst.: Wenn ich gefragt werde, ob die Schlussfolgerungen in meinem Gutachten im Untersuchungsverfahren aufrechterhalten werde, sage ich: Zu diesem Gutachten nehme ich nicht Stellung. Verteidiger: Aus welchen Gründen nehmen Sie dazu nicht Stellung? Sachverst.: Ich verweise auf mein neues Gutachten, das alte ist nicht Verfahrensgegenstand für mich, es wurde eben auf Grund der mittlerweile erfolgten neuen bzw. zusätzlichen Befundung ein völlig neues Gutachten erstellt, das hiermit vorliegt. Verteidiger: Herr Senatsvorsitzender, bitte verpflichten Sie den Sachverständigen, die Differenz zwischen altem und neuem Gutachten aufzuklären. Richter: Nehmen Sie zur Kenntnis, dass der Sachverständige die Frage beantwortet hat, indem er sie nicht beantwortet.
Ganz ähnlich erging es dem Verteidiger, als er den Sachverständigen Meindl zu den 2 neuen ProfeedFiltern der Firma Rauma Repola befragen wollte, die anstatt der ursprünglich vor-gesehenen 4 WaschFiltern verwendet wurden. In dem Gutachten wurde der Wirkungsgrad dieser neuen Filter bezweifelt und Papst der unsmnige Vorwurf gemacht, damit vorsätz-lich die Umweltauflagen missachtet zu haben. Dabei haben die-se 2 neuen Filter auf Grund ihrer innovativen Technologie und Wirkung das Vielfache der projektierten Filter gekostet. Der Verteidiger will nachweisen, dass Meindl sehr wohl über den Wirkungsgrad der Filter Bescheid wusste. Der Dialog unterstreicht die Arroganz und Überheblichkeit des Sachverständigen und des Richters.
Verteidiger: Ich möchte nur wissen, welchen Laugen Erfassungsgrad jetzt 2 Profeed-Wäscher haben. Sachverst.: Fragen Sie bei Rauma Repola darüber nach, dann werden Sie es wissen. Verteidiger: Wissen Sie es oder wissen Sie es nicht - warum wollen Sie uns Ihr Wissen vorenthalten ? Dazu sind Sie ja da, dass diese Frage gekldrt wird. Sachverst.: Ich sagte schon, fragen Sie bei Rauma Repola nach. Vorsitzender: Damit ist die Frage beantwortet. Es ist ein Armutszeugnis, dass es in einem ordentlichen östert5reichischen Gericht ununterbrochen zu solchen Dialogen kommen und ein Senatsvorsitzender so unverhohlen gegen einen Angeklagten Stellung beziehen kann. Vollends unverständlich und abstrus wird die Argumentation von Robol auf den Seiten 187/188 seines Gutachtens. Er schreibt über angebliche Geldflüsse der Wilco an die Viscose Consulting, die sie am Leben erhalten soll, um im nachsten Satz festzustel-len:
Die Wilco erhielt laufend Akonti durch die Zellstoff Villach, welche bis zum Konkurs im Jahr 1987 die Grüßenordnung von insgesamt 160 Millionen Schilling erreichten. Bewusst übersieht Robol, dass die Wilco der Hauptlieferant der Zellstoff Villach war und letztlich in Konkurs gehen musste, weil die ZV ihr, gutachtlich belegt, für bereits erbrachte Leistungen über 75 Millionen Schilling vorenthielt. Robol will ganz offensichtlich suggerieren, es seien unerklärliche Gelder an die Wilco geflossen, ohne anzufügen, welche konkrete Leistung dafür erbracht wurde. Er negiert auch die Tatsache, dass alle die Rekonstruktion betreffenden Zahlungen über die Kontrollore des Landes liefen und damit Manipulationen oder ungerechtfertigte Zahlungen nicht erfolgen konnten. Die Krönung Robolscher Unterstellungen folgt auf Seite 188:
Die Akonti der Zellstoff Villach an die Wilco wurden meines Erachtens zu einem bedeutenden Tell zur Finanzierung der ilberschuldeten Viscose Consulting verwendet. Eine endgültige Klärung dieser Frage bleibt jedoch weiteren Prüfungen vorbehalten. Bis heute konnte niemand diese Geldflüsse von der Wilco zur Viscose Consulting endgültig klären, weil sie nur im Gutachten Robol existierten.
Eine nicht unwesentliche Rolle irn Prozess spielte natürlich auch das Schreiben der Viscose Consulting mit dem offensichtlich gefälschten Vermerk "Dr. Paul WR Bescheid nicht haltbar" Dazu stellt Dr. Paul unrnissverständlich klar:
Ich kenne dieses Schriftstück mit der Beschriftung überhaupt nicht. Ich habe diesen Kommentar nie gesehen. Ich kenne diese Anmerkung nicht und weiß auch nicht, wer sie gemacht hat. Fur den Sachverständigen Dr. Meindl, von dem mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit die Fälschung stammt, ein zentrales Beweisstück. Dr. Orasche hielt es nicht der Mühe wert, den vielen Ungereimtheiten rund um diesen handschriftlichen Vermerk nachzugehen. Da zweifelsfrei feststand, dass eine Kopie dieses Schreiben, das dem Rechnungshof zur Verfügung stand, den Vermerk nicht trug, muss ihn irgendjemand im Umfeld Meindl hinzugefügt haben. für Orasche unbegreiflicherweise kein Thema. Der Anwalt des Landes Kärnten, Dr. Albert Ritzberger, über den alle Verträge liefen und der immer umfassenden Einblick in das Projekt hatte, gibt in der Hauptverhandlung als Zeuge an: Da in meinen Augen Ing. Papst also etwa von 120 Millionen Schilling aufwärts Vermögenswerte hier verloren haben dürfte, habe ich immer den Standpunkt vertreten, dass das nicht Aktionen waren, die dazu dienten, Geld wegzubringen, denn es macht keinen Sinn für mich, aus der Tasche der Zellstoff Villach in irgendeine Tasche hineinzustecken und wieder herauszunehmen, um in die Zellstoff Villach es dann zu geben. Ich habe daher immer den Standpunkt vertreten, dass Ing. Papst ein Vermögen verloren hat. Auf die Vorhalte, ob sich die Papst-Gruppe kooperativ gezeigt hat, sagt Dr. Ritzberger
Jawohl, die Kooperationsbereitschaft des Ing. Papst war sogar noch aufrecht, als wir die Anteile bereits übernommen hatten Auf die Bemerkung des Verteidigers Sie haben festgestellt, dass Sie widmungswidrige Geldverwend-
ungen ausschließen, und hier in Ihrer Zeugenaussage, die vorliegt Dazu Ritzberger: Dies geht nur dann, wenn die Kontrollmechanismen versagt haben. Einen Anhaltspunkt dafür, dass sie versagt hatten, habe ich nicht. Und dann weiter Die Tatsache, dass die Firma Wilco ihre Leistung erbracht hat, ist evident und kann nicht in Frage gestellt werden. Desgleichen auch die Tatsache, dass die Firma Viscose Consulting ihre Leistung erbracht hat. Gegenstand der Lieferungen der Wilco als Subunternehmer war ein
konkreter Vertragsstand. Nach diesem hatte die Wilco einen Anspruch auf Bezahlung des Werklohnes. Wenn die Firma Wilco hier einen Gewinn gehabt haben sollte, so ist das nicht ein Betrug sondern selbstverständlich. Mir ist bis heute nicht bekannt, dass auch nur in einem einzigen Fall eine Zahlung außerrhalb dieser Vertragslage geleistet warden wäre. Der Landeskontrollor von Kärnten, Dr. Erhard Grossnig, der wesentlich dazu beigetragen hat, Papst auszubooten und das Werk während der Ära seiner kurzen Geschäftsführertätigkeit seinem alten Freund Haselsteiner zuzuspielen, sagte auf Befragung, ob er wisse, wie viel Geld seitens Papst in die Zellstoff Villach geflossen ist, vor Gericht :
Ich habe genaue Zahlen nicht mehr im Kopf. Ich erinnere mich, dass in der Größenordnung von 120 bis 140 Millionen Schilling eingeflossen sind. Es hat eine Reihe von kleineren Geldbeschaffungen unter anderem hin und wieder gegeben, so hat Herr Papst durch Hinterlegung eines Sparbuches oder einer anderen Sicherheit insbesondere bei der Tiroler Sparkasse und der Villacher Sparkasse Geld gebracht. Auf Befragen, ob diese Zahlungen zu den Gesamtzahlen zu addieren sind, sage ich, die kleinen Zahlungen sind zu den 120 bis 140 Millionen Schilling zu addieren. Der Verteidiger von Papst wirft darauf hin ein: Das Problem, das sich gestellt hat, ist, dass man vermutet hat, das Geld, das Papst in die Zellstoff Villach gegeben hat, durch Auftragsvergabe an seine Firmen wieder herausgezogen hat Darauf Grossnig: Ich habe keine Evidenz, dass Ing. Papst sozusagen Scheingeschäfte gemacht hat, dass er einerseits Geld in das Unternehmen gegeben und es andererseits herausgeholt hat im Rahmen des Betriebes. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es das gegeben hat. Im Rahmen des Projektes habe ich auch keine Evidenz, dass durch Überpreise an die Papst-Firmen Gelder oder Fördermittel entzogen wurden. Mein Wissensstand ist, dass Prüfer des Landes immer Vergleichsangebote vorgelegt bekamen, bevor sie einen Auftrag vergaben. Zu dem am 30. 6. 87, dem Ausscheiden Papst's aus dem Unternehmen, errechneten Fehlbetrag des Gutachters Robol von 300 Millionen Schilling stellt Grossnig klar:
Ihre Zitate sind falsch. Den ausgewiesenen Verbindlichkeiten sind zu 90% oder mehr aus den bereitstehenden Mitteln Förderung gedeckt. 11 Millionen als Fehlkapital sind ausgewiesen. So leicht geht das. Der Sachverständige weist seitenweise und mit hunderten Zahlen eine Überschuldung von einigen hundert Millionen Schilling nach; der Landeskontrollor, der als einziger die Zahlen wirklich kannte, widerlegt ihn mit einem Satz. Die Frage, wem Orasche mehr Vertrauen schenkte, erübrigt sich - er glaubte natürlich dem Sachverständigen.
An anderer Stelle meint Grossnig: Ich habe mir irgendwann einmal die Mühe gemacht, dem Land aufzuzeigen, wie sinnlos die ganzen Gutachtermeinungen sind, weil sie um Hundertmillionen-Beträge variieren. Eine bemerkenswerte Geste setzte Dr. Grossnig nach seiner Zeugeneinvernahme vor Gericht. Obwohl er sicher nicht den Freunden von Papst zugezählt werden kann, ging er beim Verlassen des Zeugenstandes zu Papst und sagte laut vernehmbar :
Für mich sind sie unschuldig, Herr Papst. Das alles hat für den Senatsvorsitzenden keine Relevanz und spielt bei seiner Entscheidungsfindung keine Rolle. In der Urteilsbegründung hat er dafür plötzlich ein neues, griffiges Schlagwort parat, das fast an einen Werbeslogan erinnert : die vier Garantien. Er befindet: Nach Ansicht des Senates hat der Angeklagte vier Garantien abgegeben, nämlich die Beschäftigungsgarantie für 200 Leute durch 12 Jahre
Die Garantie, die Umweltwerte einzuhalten die Garantie, die Kapazität zu verdoppeln die Fixpreisgarantie mit 625 Millionen Schilling Die Ansicht des Senates ist auch in diesem Fall falsch. Es hat nie irgendwelche Garantieerklärungen dieser Art gegeben. Ziel des ganzen Projektes war es, das Werk zu erhalten und mit einer neuen Produktionslinie weiter zu betreiben. Es war klar, dass dies nur mit entsprechend vielen Arbeitskräften möglich ist. Um diese Arbeitsplätze zu erhalten, musste während der Rekonstruktion mit der alten Anlage weiterproduziert werden, die keine Umweltauflagen erfüllen konnte. Es war jedoch ver-traglich vereinbart, dass die neue Anlage erst nach erfolgrei-chem Anfahren und Aufnahme der Produktion umweltverträg-lich getrimmt werden kann Die vorgegebenen Umweltstandards können nur durch Steuerung der Produktion erzielt werden. Die Planung und Konstruktion der neuen Anlage war auf eine Kapazität von 100.000 Jahrestonnen ausgelegt. Es war allen Beteiligten bewusst, dass dieses Endziel erst langfristig und schrittweise erreicht werden kann, aber nie auf Knopfdruck möglich ist. Die interessante Wortschöpfung Kapazität-Verdoppelungs-Garantie existiert nur im Hirn des Senatsvorsitzenden. Und was die Fixpreisgarantie betrifft, beweist sie nur die Realitätsferne von Orasche. Kein Unternehmer der Welt gibt bei einer Rekonstruktion dieser Größenordnung eine Fixpreisgarantie ab. Abgesehen davon unterlag auch der von Papst vorgelegte Preis den Regeln der Ö-Norm, die einzuhalten waren. Orasche hatte sich nur Bestimmungen der Ö-Norm anschauen müssen, und er hätte die Unsinnigkeit seines Vorwurfes erkennen können. Es ist aber auch gut möglich, dass er das alles sehr wohl gewusst hat, aber zum Schaden des Angeklagten bewusst ignoriert hat. Abgesehen davon hat der für die Verträge verantwortliche Landesanwalt Dr. Ritzberger in seiner Einvernahme zum Thema Fixpreisgarantie unmissverständlich zu Protokoll gegeben :
Ing. Papst hat nie für die Einhaltung eines Betrages gehaftet. Für DDr. Orasche zahlt das alles nicht. Er argumentiert fern jeder Realität und Vernunft. Orasche ignoriert den Kodex : im Zweifel für den Angeklagten. Für Orasche gibt es nur die Brechstange, mit der er sein längst gefälltes Urteil um jeden Preis durchsetzen will.
Ein wahrscheinlich auch in der an Kuriositäten reichen Geschichte des Landesgerichtes Klagenfurt eher seltener Fall ereignete sich um den 20. Mai 1995 - also rund 14 Tage vor Urteilsverkündung. Die Sachverständigen Robol und Meindl erklärten in kurzen Abständen, dass sie ihr Gutachten zurückziehen und für ungültig erklären. In der Folge verweigerten sie auch jedwede Stellungnahme oder Begründung zu diesem ungewöhnlichen Schritt. Obwohl auf einmal nichts mehr galt, was bis jetzt gesagt wurde, hatten die Aussagen in den vergangenen Wochen des Prozesses ihre Wirkung vor Gericht, aber insbesondere in den Medien und damit in der Öffentlichkeit nicht verfehlt. Beide Sachverständigen wurden vom Gericht mit der Erstellung neuer Gutachten beauftragt, wobei das Gutachten von Meindl Papst und seinem Verteidiger nicht ausgehändigt wurde und sie erst 6 Monate nach mündlicher Urteilsverkündung bei Vorlage des schriftlichen Urteils Kenntnis von dessen Inhalt erhielten. Ganz nebenbei waren diese ersten, auf einmal ungültigen Gutachten, Basis für die Anklage und für den internationalen Steckbrief von Papst. Und so nebenbei haben sie 12,5 Millionen Schilling gekostet, was erstaunlich anmutet, wenn man bedenkt, dass die Gutachter das Honorar von 14 Millionen Schilling für den kompletten technischen Rekonstruktionsplan von Kasmannhüber als Geldverschiebung werteten.
Nach einer 3-monatigen Verhandlung, in der mit Ausnahme der beiden Sachverständigen und FPÖnaher Zeugen wie Reinhart Gaugg keine einzige Aussage Papst belastet, in der zum untermauern des Schuld-Beweises sogar Artikel der Kronenzeitung herhalten mussten, wird Papst von Richter DDr. Orasche wegen des Verbrechens des teilweise vollendeten, teilweise versuchten gewerbsmäßgen Betruges zu einer Freiheitsstrafe von 8 (acht) Jahren verurteilt. Das Urteil umfasst 1491 eng beschriebene Seiten, durch die sich durchzukämpfen schier unmöglich ist und sich wahrscheinlich auch kein Mensch außer Papst und sein Anwalt angetan hat. Es ist kein Geheimnis, dass sich die beisitzenden Schöffen gegen eine Verurteilung ausgesprochen haben und erst in einer 5-stündigen Sitzung mit Hinweis auf ihre mangelnde juristische Erfahrung überredet wurden, dem Spruch des Richters zuzustimmen. Im Wesentlichen stützt sich das Urteil auf die Gutachter Meindl und Robol, dem 2. Untersuchungsausschuss unter dem Vorsitz des Reinhart Gaugg, auf den Rechnungshofbericht und auf so unbedeutende Randerscheinungen wie die Herrn Poppovic und Dkfm. Hutterer von der FGG. Wobei sich alle diese Gutachten und Berichte untereinander und aufeinander berufen und damit Falschmeldungen so lange im Kreis geschickt wurden, bis sie letztlich in jedem Papier auftauchten und langsam aber sicher zur Wahrheit mutierten. Die Begründungen sind auch immer wieder die selben - zum Teil sogar aus den Gutachten, Rechnungshofbericht oder ande-ren Papieren abgeschrieben. Bemerkenswert ist hochstens dieser Satz im Urteil :
Zur subjektiven Tatseite ist zunächst einmal allgemein zu bemerken, dass nach dem Beweisverfahren ein direkter Vorsatz nicht erweislich ist. Nach Ansicht des Senates hat der Angeklagte jedoch das gesamte Projekt relativ rasch
und wenig sorgfältig und, ohne es zu überprüfen und zu evaluieren, hergestellt, um möglichst rasch möglichst viel Subventionen zu erlangen. OriginalKTZKTZ-Original-Zeitungsausschnitt
im Buch Seite 185
Eventual-Betrüger a V'ON MANfftED_MATT!CKA er gescheiterte Magdalen-Sanie-rer WitbeSm Papst ist für das G.c-richt also ein schwerer, wenn .such no-ch nkht rechlskrSftig verurteilter Betrüger. DerObersteGerichtshof wird in dieser Causa das nachste Wort sprechen, GegenMand der vor-liegenden SetraebUing isi die Ur-teJIshegrundung des Vorsitzenden. Danach hatte Pap5t Qber die vieteri Risken einer MagdalenSanierung Bescheid wissen mOssen Trotzdem den Lockru-feo der Kamtner Pdlitik und Ftirdeningsverteüern erlegen zu sein, gilt'dieser Begrundung zonach als .jEventuaivorsau" - und ist die Grundlage 5of sine Verur teih.mg als Betrüger, Bleibt 7u ho<ien, dalidiese UfieilsbegrOndung nicht potentiel-ten Industrieansiedlern und sonstig gewillten 1nvesl<5refi 7u Ohren korrmtt. Oenn wcr hat schon Lusi, von Anfririg arials ..EwentualbetrO-«er"da.U)5Tehen, nur vvei! ft Risken eingehi? DDr. Orasche wäre gut beraten gewesen, sich diese Gedanken durch den Kopf gehen zu lassen, bevor er Wilhelm Papst schuldig spricht. Aber das hätte wahrscheinlich seinem Freund Jörg nicht so gut gefallen und bekanntlich erhalten kleine Geschenke die Freundschaft.
Also, der Vorsatz ist nicht nachweislich, aber nach Ansicht des Senates doch existent. Denn Orasche zaubert den Begriff Eventualvorsatz aus seiner Trickkiste. Der besagt, dass man zwar keine Absicht hat, einen Umstand herbei zu führen, es aber billigend in Kauf nimmt, wenn er eintritt. Dazu muss sich Papst aber zuvor durch Täuschung das Vertrauen erschlichen haben. Besonders angetan haben es Orasche dabei 2 Präsentationsmappen, eine grüne vom Mai und eine blaue vom Oktober 1984. Diese Mappen sind Präsentationen, die sich in absolut nichts von anderen Präsentationen unterscheiden, wie sie tagtäglich von hunderten Bewerbern um einen Auftrag oder ein Projekt vorgelegt werden. Es gehört zum täglichen Brot von Architekten, Werbeagenturen, Planern oder Geschäftsleuten, sich und ihre Ideen und Konzepte so zu präsentieren.. Wie sehr Orasche diese Praxis missfällt, kommt in seinem Urteil immer wieder durch. So schreibt er mehrmals : Dass die Projekte bzw. das Einreichprojekt nicht von ihm stammten Anm. Papst), hat er erst im Lauf seiner Einlassung erklärt, und war dies damals nicht für die Getäuschten ersicht-lich, weil er einerseits von Dr. Paul als geeigneter Mann prä-sentiert wurde und auch die Studien grün und blau "vorgelegt von Herrn Ing. Wilhelm Papst", den Eindruck erweckten, als hätte er dieses Projekt geschaffen. Fur wie naiv hält Orasche die Mitglieder der Landesregierung oder des Wasserwirtschaftsfond ? Glaubt er wirklich, einer der Anwesenden bei der Präsentation haäte wirklich angenommen, dass Papst ein hundertseitiges, technisch hoch kompliziertes und komplexes Konzept zur Wiederinbetriebnahme und Sanierung eines Zellstoffwerkes alleine erstellt hatte. Und war-
um reitet er mehrfach auf der Formulierung "vorgelegt von Herrn Ing. Wilhelm Papst" herum ? In beiden Mappen steht auf Seite 2 unübersehbar Geistiges Eigentum der Viscose Consulting, Baden womit unmissverständlich geklärt wird, wer der Urheber ist und wer es vorlegt und präsentiert. Orasche glaubt fest an das Prinzip, je öfter Unsinn wiederholt wird, desto beeindruckender wird er. Auf Seite 1461 wiederholt er weiter unten, was er schon in der ersten Zeilen geschrieben hat, Übertrifft sich in der Argumentation aber selber, in dem er schreibt Wie schon erwähnt, wurde diese Studie mit grofier Aufschrift "vorgelegt von Herrn Ing. Wilhelm Papst" präsentiert. Schon allein dies ist glatt gelogen, denn der besagte Satz ist in der gleichen Schriftgröße geschrieben wie das ganze Konzept, aber dann kommt der ultimative Beweis mit der Feststellung Durch diese Studie und durch seine imponierende Erscheinung ... (esfolgt ein unverständlicher Schachtelsatz über 12 Zeilen) Jetzt ist die Katz aus dem Sack. Das ganze Projekt St. Magdalen war nur möglich, weil ein Mann durch seine imponierende Erscheinung eine Landesregierung und Legionen von Technikern getäuscht hat, um sein Vermögen, immerhin einen dreistelligen Millionenbetrag, in ein Unternehmen zu stecken, ohne es zu (überprüfen und zu evaluieren. Damit nicht genug, fährt er fort:
Der Wille des Angeklagten auf Vermögensvermehrung lag einer-seits darin, mit möglichst wenig Eigenkapital und maximaler Förderung die Fabrik als solche zu erlangen und die Firmen der "PapstGruppe" durch Aufträge aus der Rekonstruktion, dotiert durch Fördermittel, durch mehrere Jahre zu versorgen. Manchmal muss man sich fragen, wo DDr. Orasche während der monatelangen Verhandlungen war und was er unter dem Begriff möglichst wenig Eigenkapital versteht. Und wenn der Wille zur Vermögensvermehrung eine strafbarer Tatbestand ist, müsste eigentlich jeder Geschäftmann laut Orasche hinter Gitter. Interessant ist auch, dass sich seine Gutachter während des Prozesses mit der ganzen Geschichte der Zellstoff Villach von 1984 bis 1989 beschäftigten und Geldflüsse geltend machten, die nach der Ära Papst flossen - Orasche aber jeden Verweis von Papst bzw. seinem Anwalt auf die Zeit nach dem Sommer 1987 mit der Feststellung unterband, dass das nicht Gegenstand des Verfahrens sei. Wohl wissend, um wie viel mehr diese Phase aufklärungsbedürftig sei, als die Zeit von Papst. Wobei es überhaupt zu der Haupttaktik von Orasche gehörte, unliebsame Fragen zu unterbinden und in Bedrängnis gerate-nen Zeugen der Anklage beizustehen, in dem er der Verteidig-ung das Wort entzog
oder die Verhandlung kurzerhand unter-brach. In den Protokollen der Hauptverhandlung finden sich unzählige Dialoge wie dieser, die immer nach dem identen Muster ablaufen. Bei dem angeführten Beispiel fragt der Verteidiger Dr. Ortner einen Beamten des Rechnungshofes als Zeugen zum Thema Konkurs der Wilco :
Halten Sie es nach den in der Verfassung vorgesehenen Grundsätzen einer Gebarungsprüfung für unbedenklich, wenn kurz vor der Fertigstellung einer Zellstoff-Fabrik beschlossen wird, dem Hauptlieferanten die ihm zustehenden Beträge nicht mehr zu bezahlen, wodurch dieser seine Arbeit einstellen und ein Insolvenzverfahren einleiten muss ? Der Vorsitzende untersagt diese Frage, weil sie ausschließlich auf eine Schlussfolgerung des Zeugen ausgerichtet ist und keine tatsächliche Beobachtung zum Gegenstand hat. Mit dieser Methode ist es dem Vorsitzenden gelungen, alle Versuche, Licht in die Causa zu bringen, zu unterbinden. Zum Schluss stellt Orasche noch eine interessante Theorie auf, die jedem zu denken geben sollte. Orasche bezeichnet Papst bis zum Zeitpunkt der Tat als formell unbescholten was nur bedeuten kann, dass Papst in seinen Augen ja eigentlich gar nicht unbescholten war, aber man ist ihm halt auf nichts drauf gekommen. Papst legte eine umfassende Nichtigkeitsbeschwerde beim Obersten Gerichtshof gegen das Urteil ein und erstattete Strafanzeige gegen den Sachverständigen Meindl. Wie nicht anders zu erwarten, wurde diese vom OGH verworfen. Bemerkens- und erwähnenswert sind aber die Begründungen, von denen hier einige Beispiele dargestellt werden sollen. Auch der OGH wertet die beiden von der Viscose Consulting in der allerersten Phase der Bewerbung präsentierten Mappen "grün" und "blau", die noch weitestgehend ohne Detail-Kenntnis bestenfalls als grobe Skizzen und Roh-Konzepte erarbeitet wur-den und nur als solche gesehen werden können, als bereits verbindliche Studien. Darüber hinaus stützt sich auch der OGH weitestgehend auf die immer wiederkehrenden, vielfach zitier-ten Gutachten und die Sachverständigen Meindl und Robol, deren Arbeiten als schlüssig und kompetent bewertet wurden. Alle gegen die Befangenheit Meindls vorgebrachten Argumente wurden mit seltsamen Begrtindungen abgewiesen. Zum Beispiel mit einem Satz wie diesen :
Die ins Treffen geführten Umstände - berufliche Stellung des Sachverständigen Meindl als ehemaliger Vorstandsdirektor der Firma Steyrermilhl, eines Unternehmens der Österreichischen Papierindustrie, das als erklärte Gegnerin des Projektes St. Magdalen aufgetreten ist, sowie (behauptetes) persönliches Interesse am gegenständlichen Strafverfahren durch kollidierende Privatinteressen als Miteigentumer einer Liegenschaft im Einzugsbereich des Werkes St. Magdalen und die Erstellung eines unentgeltlichen Privatgutachtens für die Bürgerinitiative St. Magdalen iVm Kontaktnahmen mit dem Gutachter des Landes, Dr. Stark, und der angeblichen telefonischen Erklärung gegenüber dem Verteidiger (nach seiner Bestellung zum Sachverständigen) "Gegner des Ing. Papst" zu sein,
Vermögen ein Leben in "Feindschaft" mit dem Angeklagten im Sinne der zitierten Bestimmungen nicht darzutun. Dazu muss prinzipiell gefragt werden : was will der OGH mit solchen Unsätzen bezwecken ? Er ist schlechtes Deutsch, unverständlich, erfordert x-maliges Lesen und geht völlig an der Beschwerde vorbei. Es geht nicht um die Frage, ob aus den zitierten Umständen eine "Feindschaft" abzuleiten ist, sondern schlicht und einfach um die Frage der möglichen Befangenheit des Sachverständigen. Wenn aber schon alleine der Anschein genügt (Staatsanwalt Pacheiner), erübrigt sich jede weitere Diskussion - und insbesondere die nachfolgende ( hier nicht mehr zitierte) elendlange Erörterung des Begriffes "Feindschaft". Auch auf den nächsten rund 15 Seiten beschäftigt sich der OGH eingehend mit dem Thema Befangenheit und widerlegt alle vorgebrachten Argumente unter anderem so
Das (durchaus indizierte) Interesse der Bürgerinitiative St. Magdalen an der behördlichen Stilllegung des Werkes ist nicht mit einem Interesse am Ausgang des gegenständlichen Strafprozesses gegen Ing. Wilhelm Papst gleichzusetzen, wes-halb auch auf die von einer solchen Prämisse sowie von privater Honorierung ausgehende Judikatur nicht zurückgegriffen werden kann. Wie hat man hier den OGH zu verstehen? Dr. Meindl bekämpft mit einem Privatgutachten und als Teil einer Bürgerinitiative, verwoben mit massiven privaten Interessen, vehement das Zellstoff-Werk und soll dann objektiv für das Gericht über die Rekonstruktion gutachten und womöglich zum Schluss kommen, dass sein Erstgutachten falsch ist und eh alles bestens ist. So viel Vertrauen in Ehre - aber ist nicht doch viel wahrscheinlicher, dass das Gericht, wohl wissend, welche unglaublichen rechtlichen und medialen Konsequenzen eine festgestellte Befangenheit des Sachverständigen ausgelöst hatte, sich entschieden hat, die Sache mit geschlossenen Augen durchzustehen. Und abschließend zu den Vorwürfen, Dokumente zu Ungunsten des Angeklagten verfälscht oder mit inkriminieren-den Vermerken versehen zu haben :
Ein Eingehen auf den auch in diesem Zusammenhang erhobe-nen Vorwurf der "Manipulation" gegen den Sachverständigen Dipl. Ing. Dr. Meindl erübrigt sich.
Welche unglaubliche Präpotenz erlaubt sich der OGH hier. Es liegen zweifelsfrei zu viele und schwerwiegende Verdachtsmomente gegen den Sachverständigen vor, um die Sache einfach mit einem lapidaren Satz abzuschmettern. Der OGH wusste offensichtlich sehr genau, warum er es vermied, dieses glühende Eisen anzugreifen. Die Folgen wären unabsehbar gewesen und da ist es eben zweckdienlicher, einen Betrüger in den eigenen Reihen zu decken. Auch an anderer Stelle geht der OGH recht locker mit der Beschwerde des Verteidigers um, ohne sich die Mühe anzutun, ins Detail zu gehen oder nähere Erläuterungen zu geben. So befindet er
Wegen indizierter Aussichtslosigkeit war der Schöffensenat ferner befugt und verhalten, eine Reihe anderer der zahlreichen -in der Rechtsmittelschrift teils umgedeuteten Beweisanträge -abzulehnen. Unter diesem Aspekt wurden .... Verteidigungsrechte nicht verletzt.
Überdies verkennt der Nichtigkeitswerber Umfang und Inhalt der in der Prozessordnung postulierten Begründungspflicht, nach welcher das Gericht nicht zu jedem Vorbringen Stellung nehmen und alle durch das Beweisverfahren hervorgekommenen Umstände einer Erörterung unterziehen muss, sondern die Bezeichnung der entscheidenden Tatsachen in gedrängter Form genügt. Und weiter:
Im übrigen kommt die Beurteilung der Schlüssigkeit und Beweiskraft eines Gutachtens allein dem Schöffengericht zu. Das mag schon stimmen. Aber sollte nicht auch irgendwo vom OGH berücksichtigt werden, dass bei so komplizierten, unüberschaubaren wirtschaftlichen und technischen Komplexen wie in diesem Fall Schöffen wie einfache Hausfrauen und Handwerker heillos überfordert sind. Bei der technischen Beurteilung des Projektes wird die Argumentation des OGH auch nicht viel schlüssiger. Zu den Beschwerden, dass Schaden erst nach Ausscheiden von Papst durch andere verursacht wurden, bemerlct er:
....wie die zahlreichen Beweisanträge zur Dartuung (Anm. welch gelungene Wortschöpfung) einer erst nach Ausscheiden des Angeklagten durch Fehlverhalten anderer Personen eingetretenen Schädigung, ist daher keine Rücksicht zu nehmen. Diese Argumentation übersieht, dass im Zeitraum nach der Verantwortlichkeit des Angeklagten trotz weiterer Mittelzuflüsse seitens der öffentlichen Hand der bedungene (?) Betrieb des Werkes nicht bewerkstelligt werden konnte, ohne dass Hinweise auf ein Verschulden seiner "Nachfolger" gegeben wäre. Diese Argumentation liest sich, unter Berucksichtigung der Tatsache, dass nach Papst ausschließlich absolute Zellstoff-Dilletanten am Werk waren, einigermaEen verwunderlich. Wenn sich die Gerichte unentwegt auf den Rechnungshof beziehen, müssten sie hier erwähnen, dass der Bericht Ing. Reitzi attestiert,
mangels notwendiger maschinen- und produktspezifischer Kenntnisse an der technischen Problembewältigung gescheitert zu sein. Man konnte also ohne weiteres daraus schließen, dass der OGH auch hier glatt lügt.
Diese Feststellung kann auch auf den nächsten Punkt bezogen werden. Der OGH schreibt: ... obwohl er von vornhinein wusste, dass diese Vorgaben mit dem genannten Betrag auch bei zweckgerichteten Einsatz der Mittel nie erreicht werden kann. Er nahm hierbei in Kauf, dass die öffentliche Hand nach Einsatz hoher Summen sukzessive weitere Förderungen leisten werde, urn die bisher eingesetzten Mittel zu "retten", wobei er sich damit abfand, dass das Projekt schließlich scheitern und den Förderungsgebern infolge letztendlicher Wertlosigkeit des Werkes keinerlei Äquivalent für ihre Leistungen gegenüberstehen würden.
Es gab nicht einen Zeugen, der nicht bestätigt hätte, dass Papst von dem Projekt felsenfest überzeugt war, mit dem größtmöglichen Einsatz an der Realisierung gearbeitet hat und noch Geld in das Projekt gepumpt hat, als der Druck von Außen so unerträglich geworden war, dass jeder andere das Handtuch geworfen hätte. Es gibt aber auch keinen einzigen Zeugen, der - und nicht einmal das Erstgericht behauptet, Papst hätte Gelder nicht zweckgerichtet verwendet. So kann der Zusatz auch bei zweckgerichteten Einsatz nur als gehässige Polemik des OGH gewertet werden. Auch was die Wertlosigkeit des Werkes betrifft, liegt der OGH falsch und die Begründung wenig plausibel. Wieso hatte Papst bis zur letzten Sekunde und letzten Möglichkeit im Schiedsgerichtsverfahren um das Werk gekämpft, wenn es wertlos war ? Wieso lagen verbindliche Kaufangebote mehrerer seriöser Käufer-Gruppen für das Werk vor, wenn es wertlos war ? Wieso gelang es Haselsteiner, innerhalb kürzester Zeit, die komplette Anlage, also das Herzstück des Werkes nach China zu verkaufen, wenn es wertlos war ? Der OGH liess diese Fragen wie auch viele andere unbeantwortet.
Original-Zeitungsauschnitt im Buch Seite 195
Wlrtschaft spezial /12 Maodolen-Verkciut: EntscheidunO bis Encte Mai:-:Obi^2ukuntt roch:Offen
620 Mio.-S-Anbot wird diskutiert
ubor aiu iuue in G«1M»nl i*[ rt «ift 4«f Clbtmkhm* ctnvi 6 Mr* S (« vuv* lund I h
EINE ENTSCHEiOUHG alter aen oeplanieof Vet-kauf dea 2ail«totfwerkes Masdalen kdnnte noch in dies«m Monal faOan. Denelt zeichnei sine LGdung juQunstert der fntefessentenflmppd SI6v<>-nlit Pctpir. teykacnuich. und dem derzeitigen Pachterdes Wfirkea. tibau-Chel Hanft-Petar Hase!st«inef. ab, er< kirta fl«at(Kn dflf Kafntnef Finanrfef«f«tnl gegen-dbar dor APA. Vielleicht hatte der OGH ein paar Zeitungen aus dem Jahren 1989 lesen sollen, bevor er von der Wertlosigkeit des Werkes spricht, um das Urteil zu begründen. Wenn Haider und Haselsteiner den Verkauf nicht verhindert hatten - die Wertlosigkeit ware einige hundert Millionen Schilling wert. (WWP) K HMt» von . S an* ,*„ „
Er wollte und konnte das Urteil nicht aufheben, weil das in Österreich einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hatte. für die Österreicher war nach dem 10 Jahre dauernden Trommelfeuer der Medien und der FPÖ erwiesen, dass Wilhelm Papst ein Gauner sei. Hätte der OGH das Urteil des präsumtiven Justizministers der FPÖ aufgehoben, ware Jörg Haider Amok gelaufen. Die Rechtssicherheit in der Republik wäre in Frage gestellt. Dichand und die Kronenzeitung haäten geschäumt. So hat der OGH den Weg des geringsten Widerstandes gesucht und das Bauernopfer hingenommen. Er hat sich der verqueren Logik gebeugt, ein Fehlurteil der Justiz wäre besser für das Land, als den Glauben an die Rechtssicherheit in Österreich zu erschüttern - in Kauf nehmend, dass dafür ein Unschuldiger als Verbrecher im Gefängnis sitzt. Zum Ausgleich hat der OGH aber dann doch eine kleine Konzession gewährt. Papst ist kein gewerbsmafüger schwerer Betrüger mehr sondern nur mehr ein einfacher schwerer Betrüger. Und das Strafausmafi wurde von 8 Jahren auf 6,5 Jahre heruntergesetzt. Somit exakt auf die Höhe, die Papst unter Berücksichtigung der Erlassung von 1/3 der Strafe bereits abgesessen hat. Aber das war sicher purer Zufall.
Der über jeden Verdacht der Parteilichkeit erhabene Ordinarius für Strafrecht und Kriminologie, Univ. Prof. Dr. Manfred Burgstaller, hat in einem umfangreichen juristischen Gutachten auf die Feststellungen des Landesgericht Klagenfurt und auf die Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes reagiert. Die wesentlichsten Punkte daraus lassen die Entscheidungen der beiden Gerichte in einem sonderbaren Licht sehen. Er argumentiert glasklar: Da Ing. Papst nach Meinung des Gerichtes selbst das notwendige Fachwissen und eine entsprechende Erfahrung fehlte, ergibt sich daraus schlüssig, dass die Absicht des Ing. Papst nicht auf das Scheitern des Projektes gerichtet gewesen sein kann. Weiters bezieht er sich auf die Feststellung des Gerichtes, wonach Ing. Papst zumindest 93 Millionen Schilling aus eigenem Vermögen in das Projekt investiert hat. Professor Burgstaller schließt aus dieser Feststellung die mangelnde Plausibilitat eines Unternehmers, dessen Eventualabsicht trotz des eigenen Vermögenseinsatzes auf das Scheitern des Projektes gerichtet gewesen sein soil. Alleine diese Schlussfolgerung des Sachverständigen lassen die Forderung auf Aufhebung des Urteils des Landesgerichtes Klagenfurt als schlüssig erscheinen. Der Staatsanwaltschaft hat sich mit diesen Überlegungen bisher jedenfalls nicht befasst. Der Hinweis der Staatsanwaltschaft in einer Stellungnahme, wonach das Gutachten des Universitätsprofessors ja ein bezahltes Privatgutachten sei, und somit kein Gewicht hatte, geht doppelt ins Leere. Einerseits, weil das Gutachten eines Herrn Poppovic, auf das sich die Anldage mehrmals beruft, ebenfalls ein Privatgutachten im Auftrag der Papierindustrie war und auch die Gutachten der Sachverständigen sehr gut bezahlt waren. Andererseits trifft diese Feststellung des Staatsanwaltes ins Leere - sofern aus dieser Wertung eine mangelnde Verbindlichkeit der Beurteilung abge-
Original-KTZ-Zeitungsausschnitt im Buch Seite 197
Kärnten:
Kommt ein Wiener SpitzQnjttrrst stelltin der Causa Papst ., Voreingenommenheit" eines Sac/r ver-sttindigen fest. OGHm-uSentscheid^n. KLAGENKUItT. KUgcmWtcr
iV)r<) der msUirvor muBtc *:rE.tnm-ls !;;,
,hMonsU-rp-fo
Sttpivmtnw 13-B9 cfie U->lafi
zefi" g'cgvR dsn gcs«Ji*Hert*rr litttr*E«O- 1m Jinncr 1SSI MajjdBJ en iArU«*r Ing- Wfclhelm Papit (72) wiotlcr auffjc-
0 lie fit etc dcr.^rau-c. pimi their" Hitch SttdanicrJ-Ka, arid vvyrdi;
(USti! onn es nactv Die Befangenheits- ;m bcV;mnttfn eiriwendüngen sirid )*r.er
Spit-
- ;.-__t-i-=rr.--•-'-• •-
Wiener Professor , “zerfetzt" das Kärntner Urteil Jurist üefert An fech tungspunk t e für die '' in der ersttn Juüwoche. LAGESPUHT. ..Sprach. fthlL" Der SpiUciyurl cri mifiglilckt". ..vcrkann^iurheit". und seiner im Finül .(».o.<i*ytlS«H", ,,befrcmsit; stchtfnOeH, :ntOir ixJi'f dcnd", ..KttOjUchcr Bewt-nipcr •.Mblu!i^»r^lvtJ:^ü fund" >i»w. Dor rcüomBctricbe. mterKf Wurricr UnivcrslMan nitiwo suhon wsgan sauprofussot Of- Manfred der Europa>scln.-n Konveni! Bi'" si3i*fer8|*jiri in seini;rn tion sum ScJncit der M«nRi .flM^utüchien nichl- mil schtnree^ie dtni AügeKfftttl am ,.mtir.itrdsen" fcUgten dn JSif«?s V'arUrteil des Klajjerifuru-t haHen jubüliKcr. mcirn 'EriSgerichtL-s in der C-susü ^ürcsiatltff- Esnca AbPapflt. In cimgon Punktcn sthnitl i*«i«s G^tichies (lie BcstaUgunK (krc di* idi Enuirtcil Jltivxiuüfwdisc angeiasyjx. Der K1 ajtgffiasietwi BotrugndclikBeinttfvi wud viclrjic-^i ic. Würiltch h«iUt c*. ,,Far ec- crtuelicidend $a L-ifüt anjtfnofninvnt! stain, da& dcrd«rauf Anj?ft(jai
untcreucht dabci <lte IU',1
**rhmülli^keu ystü «-s siwmcf den dicr kotn* Und; tragfTihisf stand en (jt'Wl'.f'UTie Pi'.rrfefüüg*fnnLfil Or«nd!oc^" ,.Oic fur das )'.«• vwm Kr*t(;i)H(}(tl Wj{enomjakt vo men*!^tiaUfiküttOft dor ht Aospnicü lialio i*ct» (.;v'wi«f*)xtuaat(})<«S! dtirien." / <J mer f ' c/ftJ;ist / Ov«rasiht (l/r tif) Oft, / njrjovsr Vide sf i
roltl uirc)
n*n
'
Die Kärntner Tageszeitung war einer der ganz wenigen Medien, die das vernichtende Urteil des renommierten Juristen Univ, Prof, Dr. Burgstaller zum Prozess thematisierte. Wenn einer gegen den Strom schwimmt, wird das in diesem Land nicht geschätzt und nicht einmal ignoriert
leitet werden sollte — da die übrigen Beurteilungen des Gutachters ausschließlich auf den bisher vom Obersten Gerichtshof vertretenen Rechtsgrundsätzen basieren. Die Missachtung dieser Beurteilung durch den obersten Gerichtshof würde damit voraussetzen, dass dieser seine eigenen Rechtsgrundsätze verlässt und verletzt. Auch mit der abgelehnten Beschwerde gegen die Befangenheit des Sachverständigen Meindl hat sich Burgstaller beschäftigt. Er kommt zum Schluss:
Bei der Wertung der vorgebrachten Fakten, die die Unparteilichkeit und Unvoreingenommenheit eines zentralen Sachverständigen das ihnen nach Artikel 6 der Menschenrechtskommission zustehende Gewicht einräumt, ist vielmehr im gegebenen Zusammenhang der geltend gemachte Nichtigkeitsgrund als verwirklicht anzusehen. Professor Burgstaller kommt in seinem Gutachten nicht zum Ergebnis, dass Ing. Papst mit einer deutlich verringerten Strafe rechnen müsse, er stellt vielmehr den Schuldspruch prinzipiell in Frage. Burgstaller fordert vielmehr klipp und klar, es sei unerlässlich, das Beweismaterial neu zu bewerten. Daran ändert auch nichts, wenn im Gutachten bestätigt wird, dass das Gericht auch die Strafzumessungsgründe nicht den gesetzlichen Vorschriften entsprechend berücksichtigt hat. Dieses Gutachten eines so renommierten Mannes wie Professor Burgstaller ist eine schallende Ohrfeige für die betroffenen Richter und Staatsanwälte. Sie haben sie genau so stillschweigend eingesteckt, wie die Medien keinen Anlass gesehen haben, dieses Gutachten näher zu hinterfragen. Wozu auch, wer will schon eine schlechte Nachrede. Es genügt, wenn sie Wilhelm Papst hat.
Wie zum Hohn entschied sich die Ratskammer des Landesgerichtes Klagenfurt während diese Dokumentation zusammengestellt wurde, den 2. Antrag von Papst auf Voruntersuchung gegen Dipl. Ing. Dr. Meindl, wegen des Verdachtes des schweren Betruges, abzuweisen. Nachdem der erste Antrag an die Ratskammer aus dem Jahr 1999 mit der Begründung abgelehnt wurde, dass ein graphologisches Gutachten ohne Originalhandschriften einer sachlichen Prüfung nicht standhalten wtirde und die Fälschungen überdies ftir das Urteil nicht so Ausschlag gebend waren, hat sich die Kärntner Justiz jetzt nochmals übertroffen und ihre beispiellose Arroganz unter Beweis gestellt. Sie hat die offensichtliche Fälschung ihres Kärntner Kollegen ohne Wimperzucken zu den Akten gelegt Der neuerliche Antrag von Papst wurde am 3. November 2003 mit einem einzigen lapidaren Satz abgewürgt:
scKllt-BÜ.'.-n
<ß-
Zu den eingewendeten Vorwürfen ist nunmehr auszuführen, dass aus dem Aktenlauf, insbesondere aus den vorgebrachten und vorgelegten Beweismitteln ein vorsdtzliches Handeln von der Ratskammer nicht festgestellt werden kann und somit kein strafrechtlich relevantes Tatbild vorliegt.
Der Kärntner Sumpf blüht und gedeiht auch heute.
13 Zur Person Wilhelm Papst 1925 wurde Wilhelm Papst als Sohn eines so genannten Bahnwächters in Leoben-Donawitz geboren. Die Eltern bewohnten mit 3 Kindern ein Bahnwärterhäuschen mit 40 m2. Der Vater war als Eisenbahner ein gestandener Sozialdemokrat. Schon mit 12, 13 Jahren bewies Willi seinen Willen, Geld zu verdienen und auch sein kaufmännisches Talent. }e nach Saison erarbeitete er sich ein paar Schilling mit dem Brocken von Schwarzbeeren, Himbeeren und Pilzen. Im gleichen Alter übernahm er auch die Vertretung eines Tierschutzkalenders. Wilhelm Papst schaffte die Aufnahmeprüfung ins Leobener Gymnasium, konnte sich aber nicht halten und wechselte 1940 in die Bundeslehranstalt für Maschinenbau und Elektrotechnik nach Graz. Ende 1940 wurde der Vater von Wilhelm Papst verhaftet. Sein Vergehen : er hatte Familien geholfen, bei denen die Männer schon aus politischen Gründen inhaftiert waren. Er kam nach einiger Zeit wieder frei, war aber ein gebrochener Mann. Wilhelm Papst lebte bei einem Onkel in Graz und besuchte die Schule. Ende 1941 wurde er verständigt, dass seine Eltern von der Gestapo verhaftet wurden. Die 14-tägigen Besuche im Gefängnis Paulus-Tor schockten den damals 16-jährigen und die Bilder sollten sich für immer bei ihm einprägen. 1942 wurden
die Eltern wegen Wehrkraftzersetzung zu 8 Jahren Zuchthaus und anschließender Einweisung in ein Anhaltelager verurteilt. 1944 starb der Vater im Zuchthaus Stein a. d. Donau an Unterernährung. Wilhelm Papst wurde an die italienische Front geschickt und beim Versuch, in die Schweiz zu gelangen, von itallenischen Partisanen festgenommen. Im Oktober 1945 konnte er zurück kehren und sein Studium wieder aufnehmen. Zwei Jahre später durfte er den Titel Ingenieur tragen. Da in der Steiermark die Verwaltung weitgehend in den Händen ehemaliger Nazis lag, hatte er mit seiner Familiengeschichte dort kaum Chancen und ging nach Wien. Von der russischen Verwaltung wurde er der Maschinenfabrik }. M. Voith in St. Pölten zugewiesen. Papst begann - ohne Auftrag - mit der Umsetzung von zwei ehrgeizigen Zielen : er begann russisch zu lernen und baute innerhalb von nur 6 Monaten eine kleine Abteilung auf. Damit war er zu einer wichtigen Ansprechperson für die russische Direktion geworden. Nach 6 Jahren harter Arbeit wurde er zum Oberingenieur ernannt. 1955 wurde die russische Leitung durch eine Österreichische abgelöst, die Zusammenarbeit mit den Russen blieb jedoch erhalten und damit war Papst mit seinen Sprachkenntnissen und Verbindungen unverzichtbar. Als die Österreichische Wirtschaftskammer eine große Industrieausstellung in Moskau organisierte, wurde Papst mit der Repräsentanz von Voith beauftragt. 1951 heiratet Papst und wird ein Jahr später Vater eines Sohnes. Als 1958 eine Messe in Peking geplant war, wurde Papst wieder mit der Durchführung betraut, lernte bei einem 2-monatigen Aufenthalt China näher kennen und brachte nach erfolgreichen Verhandlungen den Auftrag für den Bau einer Papiermaschine zurück nach Österreich. Die riesigen Chancen in den Märkten China, Russland und Nordkorea erkennend, machte er seiner Geschäftsleitung den Vorschlag, seinen Vertrag als Produktionsleiter zu lösen und ihm dafür diese Länder zur Vertretung zu geben. 1959 besuchte Papst China neuerlich. Es gelangen ihm auf Anhieb große Abschlüsse - unter anderen der Verkauf von 51 Kleinkraftwerken. Diesen Auftrag wickelte er über Gegen-Geschäfte ab - für alle Beteiligten ein voller Erfolg. In nur 2 Jahren erzielte Papst mit Russland und China einen Umsatz von 400 Millionen Schilling, was heute einem Wert von 4 Milliarden Schilling oder 290 Millionen Euro entspräche. Bei einer Provisionsvereinbarung von 1% waren das damals unvorstellbare 4 Millionen Schilling. Der Geschäftsführung von Voith erschien mit dem Argument, der gesamte 4-köpfige Vorstand zusammen würde nicht annähernd dieses Einkommen haben, sein Vertrag nicht weiter vertretbar. Ab diesem Zeitpunkt war Papst selbstständiger Vertreter und unabhängig. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass er bis 1989 große Aufträge auf der ganzen Welt für Voith akquirierte und es bei der Abrechnung nie auch nur zu den geringsten Problemen kam, Aus dem Erlös des China-Geschäftes kaufte Papst ein Haus in Baden, das zur Basis seiner Aktivitäten wurde. Bald kam die schwedische Firma Sund dazu, eine der größten Komponenten-Bauer für die Zellstoff- und Papierindustrie welt-weit, für die er in Baden die Vertretung aufbaute und deren Geschäftsführer er war. Aus dieser Verbindung entstand eine langjährige enge Zusammenarbeit mit den Österreichischen
Unternehmen Voest und Andritz. Die Voest, die bis dahin noch nie für die Papierindustrie produziert hatte, baute erst über ein Projekt mit Papst eine eigene Zellstoff-Division auf. Papst erkannte, dass das Verkaufen von Einzelmaschinen viel schwieriger und bei weitem nicht so lukrativ ist, wie das Geschäft mit kompletten Anlagen. So gründete er ein Ingeneering-Büro, das in wenigen Jahren mit rund 120 Mitarbeitern weltweit zu den größten auf dem Gebiet der Zellstoff-Technik zählte. Papst verbrachte diesen Teil seines Lebens praktisch ununterbrochen auf Geschäftsreisen. Entweder er kam gerade an oder fuhr irgendwo hin. Trotzdem gelang es ihm in den wenigen Wochen, die er im Jahr in Österreich war, gemeinsarn mit seiner Frau ein zweites Standbein aufzubauen. Zwischen 1967 und 1979 erwarb und baute er 3 erstklassige Hotels in Baden mit insgesamt rund 480 Betten. Zu den Prunkstücken zählt das Schloss Weikersdorf, das er renovierte und zu einem eleganten Schlosshotel umbaute. Die Leitung der Hotels lag in den Händen seiner Frau. Daneben beteiligte er sich mit 30% an einem 240-Betten-Hotel auf den Seychellen und baute gemeinsarn mit der Voest und einem indischen Partner eine Zellstoff-Fabrik in Thailand, an der er 30% der Anteile hielt. Alles in allem wickelte Papst in den rund 20 Jahren seiner inten-siven Tätigkeit als Verkäufer und Anlagenbauer zum überwie-genden Teil für österreichische Unternehmen und damit auch für die österreichische Volkswirtschaft Aufträge mit einem Wert von weit über 10 Milliarden Schilling ab. Bei einem durch-schnittlichen Provisionssatz von 4% lässt sich nachvollziehen, woher das Vermögen von Wilhelm Papst stammt. 1977 übersiedelte Papst nach Monaco. Zu dieser Zeit hatte auch sein Sohn das Studium beendet und gründete das Ingenieur-Büro Viscose Consulting und kaufte dann aus einer Konkursmasse die Firma Wilco, die Spezial-komponenten für den Anlagebau produzierte, Beide Firmer! entwickelten sich prächtig und hatten in den 8oer Jahren urn die 100 Beschäftigte - gleichzeitig waren sie ein wichtiges Instrument für Papst, denn er konnte flexibler im Preis sein und sich dadurch oft Aufträge sichern. Dass die Qualitat seiner Projekte hochklassig war, belegt der Umstand, dass noch alle Fabriken erfolgreich produzieren und Papst überall ein willkommener Gast ist. Im Lauf der Jahre erwarb Papst die Unternehmungen Viscose Consulting, Wilco und PROPLAN sowie aus dem Besitz der damaligen Creditanstalt-Bankverein das hochdefizitare Unternehmen Brigel & Bergmeister, das vor dem Ende zu ste-hen schien. Aus dem von allen Seiten prognoszitierten Flop wurde ein Milliarden-Unternehmen. Papst verlor seinen 50%-Anteil wahrend seiner Haft, die sein CoGesellschafter beinhart zu seinen Gunsten ausnutzte. Der damalige Partner und heutige Alleineigentümer ist ein gewisser Thomas Prinzhorn von der FPÖ. Vermögerisstand der Familie Papst 1984 (in Millionen Schilling) Konto Schweizer Bankgesellschaft (bar) Beteiligung Zellstoff Phonix Thailand Beteiligung Brigel ß Bergmeister Österreich Beteiligung Irisa Spanien
220,0 35,0 40,0 4,0
Hotel Papst Baden 22,0 Hotel Esplanade Baden 60,0 Club Hotel Baden 180,0 Irnmobilie Semmering 3,5 Immobilien Monte Carlo 42,0 Beteiligung Hotel Seychellen 32,0 womit sich das Real-Vermögen der Familie Papst im Jahr 1984 auf 585,5 Millionen Schilling belief. Alles in allem verlor Papst bei dem Projekt St. Magdalen rund 500 Millionen Schilling, da seine Immobilien mit ca. 35% des Wertes veräußert werden mußten. Die Jahre von 1983 bis 1995 wurden in diesem Buch detailliert geschildert. Seit seiner Enthaftung 1998 lebt Wilhelm Papst mit seiner Frau in Punta del Este in Uruguay. Dem Betrag von Schilling gegenüber.
675,5
Millionen
Schilling
standen Verpflichtungen von rund 90 Millionen
Das Lebenswerk von Wilhelm Papst Lotte Papst erbat in ihrer Verzweiflung während der Haft ihres Mannes bei Generalstaatsanwalt Dr. Mayerhofer einen Termin, um für ihn zu intervenieren. Der Staatsanwalt beschied ihr mehr oder weniger wortwörtlich - schauen Sie, Ihr Mann war ein kleiner Vertreter, er hat sich halt übernommen. Die Liste der wichtigsten Projekte, die der ,,kleine Vertreter" Wilhelm Papst in seiner Karriere mit großem Erfolg realisiert hat, belegt, dass die Zellstoff Villach nicht sein erster Anlagenbau war. Bei der Abwicklung keiner dieser Projekte mit einem Volumen weit über 10 Milliarden Schilling gab es je Probleme bezüglich Qualitat, Kostenüberschreitungen oder Abrechnung. Nahezu alle Projekte ab 1967 wurden von der Preplan, Wilco und Viscose Consulting in Zusammenarbeit mit anderen Firmen abgewickelt. 1956 Verkauf UDSSR 67 Holzschliffanlagen 1957 Verkauf Ungarn Kalanderanlage 1958 Verkauf China 51 Kleinkraftwerke 1959 Verkauf China 2 Turbogetriebe 1961 Verkauf Rumänien Zellstoffanlage 1962 Verkauf CSSR Altpapieraufbereitung 1962 Verkauf Rumänien Umrüstung Zellstoff-Fabrik 1962 Verkauf Rumänien Zellstoff-Verpackungsanlage 1963 Verkauf Bulgarien Rekonstruktion Zellstoff-Fabrik 1963 Verkauf Bulgarien 3 Wellpappenproduktionen 1964 Verkauf Bulgarien Holzaufbereitungsanlage 1965 Verkauf Jugoslawien Umbau Zellstoff-Fabrik 1966 Verkauf UDSSR Holzschliff-Anlage . 1967 FPB Bulgarien Talloel-Destillation 1968 FPB Bulgarien' Rekonstr. Stroh-Zellstoff-Fabrik 1973 FPB Österreich Revitalisierung Schlosshotel 1973 FPB Jugoslawien Zellstoff-Fabrik 1975 Beteil. Seychellen 18o-Zimmer-Hotel
1976 FPB* CSSR Zellstoff-Fabrik 1976 FPB Österreich Hotel 1976 FPB* Kamerun Zellstoff-Fabrik 1977 FPB* Syrien Zellstoff-Fabrik 1978 FPB Iran 2 Kunstmarmor-Fabriken 1978 FPB* Thailand Zellstoff-Fabrik 1979 FPB Philippinen Papier-Fabrik 1980 FPB* Indonesien Zellstoff-Fabrik 1980 FPB Saudi-Arabien Chlorelektrolyse 1981 FPB* Portugal Zellstoff-Fabrik 1981 FPB* Polen Zellstoff-Fabrik 1982 FPB Österreich Hotel 1982 FPB* CSSR Zellstoff-Fabrik !982 FPB* Chile Zellstoff-Fabrik 1983 FP* Österreich Rekonstruktion Papier-Fabrik 1984 FPB CSSR Ölfilterwerk
F/P/B
Finanzicrung/Planung/Bau F/P/B* Konsortial mit Partncrn Buch Seite 207
14 Die Prüfer Insbesondere in den Medien, aber auch durch die immer wiederkehrenden Beschuldigungen durch Jörg Haider entstand irgendwann in der Öffentlichkeit der unwahre und völlig falsche Eindruck, Papst hatte alte, unbrauchbare Maschinen und Geräte gekauft, um sich an möglichst großen Teilen der Fördermittel zu bereichern. In Wirklichkeit sei nie geplant gewesen, in St. Magdalen eine funktionsttüchtige Anlage zu bauen. Abgesehen davon, dass diese unhaltbaren Aussagen ein schönes Beispiel für eine klassische Verleumdungskampagne Marke Jörg Haider und Kronenzeitung ist, ist es naiv zu glauben, Fördermillionen würden auf Grund dubioser Angaben und Pläne vergeben. Und Papst ging bei der Projektierung von St. Magdalen den gleichen gewissenhaften Weg, den er schon bei der Errichtung von rund 15 höchst erfolgreichen Fabriken auf der ganzen Welt gegangen war : er verließ sich nur auf die besten Experten und Sachverständigen. In allen Bereichen, in denen der Feder führende Planungsingenieur Kasmannhüber und sein Team nicht zuständig oder ausreichend kompetent waren, wurden Expertisen und Know how von den besten Spezialisten am Markt eingeholt. Der Zivilingenieur Dipl. Ing. Peter Mayer aus Graz verfasste ein mehr als 200 Seiten starkes statisches Gutachten für die Gebäude, Dr. Garber bewertete die Untergrundverhältnisse und berechnete die Belastbarkeit und Zivilingenieur Dr. Wewerka lieferte eine Expertise zum Thema KlärschlammEntsorgung und Verbrennung und kontrollierte das gesamte Einreichprojekt.
Es ist absolut undenkbar anzunehmen, einer dieser angesehenen Zivilingenieure würde ein Gefälligkeitsgutachten, falsche Expertisen oder unüberprüfte Angaben machen. Der Grazer Universitätsprofessor, Zivilingenieur und Sachverständige Dr. Ferdinand Wultsch hält in seinem Gutachten zum Thema Wirtschaftlichkeit und Zukunftschancen für die Kärntner Landesregierung fest:
Die mittelfristig gesteigerte Produktion wird absetzbar sein. Es sind auch bei schlechter Marktsituation (von Spezialzellstoff) keine Verluste zu befürchten. Schon im Jahr 1978 empfahl das Managementberatungs-Unternehmen ORU die Umstellung auf Spezialzellstoff und zeigte Kosteneinsparungspotentiale auf. Ich sehe eine realistische und volkswirtschaftlich sinnvolle Chance, das Werk Villach auszubauen und längerfristig sicherzustellen. Das Wegfallen von 200 Arbeitsplätzen im Bereich Villach mit ca. 600 bis 700 Menschen, die von der Fabrik leben, stellt ein politisch schwer oder kaum lösbares Problem dar. Die Auslegung als optimierte Kraft-Wärme-Kupplung mit Stromerzeugung und einem Fernwärmesystem im Ostteil von Villach bedeutet den Vorteil, billige Produktionsabwärme als
Fernwärme nutzen zu können und so eine Emissionsentlastung durch Verringerung des Hausbrandes zu ermöglichen. Solche Konzepte von Kleinblockkraftwerken erfreuen sich sogar der Befürwortung der kritischen "Grünen", wenn die Emission so gering wie möglich gehalten wird, was mit dem gewählten 2stufigen Rauchgaswaschverfahren als gesichert erscheint. Im Fall St. Magdalen sehe ich nach Projektrealisierung einen modernen, zukunftorientierten Betrieb, der Iängerfristig Arbeitsplätze besitzen wird und durch Herstellung von Neben-und Folgeprodukten noch ein Potential von über 100 weiteren Arbeitsplätzen mit relativ geringen Investitionskosten besitzt. Die Kosteneinsparungen erscheinen mir geeignet, das Betriebs-Ergebnis auf heutiger Basis um mehr als 60 Millionen Schilling zu verbessern. Insgesamt erscheinen mir die vorhandenen Kostenverbesserungspotentiale nach Projektdurchführung einen ertragreichen, langfristig gesicherten und weiter ausbaubaren Betrieb zu garantieren. Die dafür hohen erforderlichen öffentlichen Fördermittel (vor allem Wasserwirtschaftsfond) sollten bei Vorhandensein einer gewissen Menge Eigenkapital gegeben werden. Der angesehen Universitätsprofessor Dipl. Ing. Dr. Nat. Tech., Zivilingenieur für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, W. Lengyel fasst zusammen:
Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der kostenlosen Übernahme des Faulschlamms durch die Zellstoff Villach kann aus der Sicht der Stadt Villach sowie der Verbände Faaker See und Ossiacher... nur mit ,,JA" beantwortet werden. Univ. Prof. Dipl. Ing. Dr. Tech. H. Stark, Vorstand der Tech. Universitat Wien, schreibt in seiner Zusammenfassung über das Projekt: Mit den nunmehr vorliegenden ergänzenden Unterlagen kann erwartet werden, dass das vorgelegte Projekt zum Ausbau der Zellstoff-Fabrik und Verminderung von Abwasser- und Luftemissionen die Auflagen und Bescheide der Kärntner Landesregierung für die zulässigen Emissionen in die Luft und in das Wasser erfüllen wird. Das saure Bisulfitverfahren ist aus den möglichen großtechnisch erprobten Verfahren richtig gewählt. Die Chance des Werkes in der Zukunft liegt bei der Erzeugung von Spezial-Zellstoffen. Vor allem habe ich deshalb die Einhaltung der Abwasserwerte bestätigt, da ja ein ganz wesentlicher Gegenstand des Projektes war, Spezialzellstoff herzustellen. Das hätte ich mir zugetraut zu beweisen. Die Einhaltung der vom Amt der Kärntner Landesregierung verlangten Abwasserwerte wird also immer von dem Anteil der verschiedenen Zellstoff-Qualitdten abhängig sein.
Der bekannte Villacher Wirtschaftstreuhänder und gerichtlich beeidete Buchsachverständige Dr. Walter Nehsel nimmt in seinem Gutachten vom 17.10.1985 zu Unternehmenskonzept und Planrechnung Stellung : Mit dem gegenständlichen Projekt kann mittel- und langfristig ein wettbewerbsfähiger Betrieb geschaffen werden, der in der Lage ist, nicht nur Umwelt schonend zu produzieren, sondern darüber hinaus befähigt wird, die Entsorgung fremder Abfallstoffe zu bewerkstelligen. Das angewandte Produktionsverfahren erlaubt eine spezielle Produktpolitik und ist somit ein wesentlicher Baustein zur Absicherung des Absatzes der Produkte und schafft die Möglichkeit einer weitestgehenden Abkoppelung von Weltmarktpreisen. Durch dieses Konzept können auf wirtschaftlicher Basis dauer-haft rund 200 Arbeitsplätze gesichert werden. über die Umwegrentabilität bzw. die Wirkung des Betriebes auf ein weites wirtschaftliches Umfeld ist das Unternehmen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für das gesamte Bundesland Kärnten.
Darüber hinaus werden Produkte mit hoher Wertschöpfung erzeugt, die geeignet sind, Importe zu substituieren, • bzw. Exporte zu ermöglichen und damit günstige Wirkungen auf die österreichische Außernhandels - bzw. Leistungsbilanz zu haben. Der Zivilingenieur für technische Chemie, Spezialgebiet Abwasser- und Abfallbeseitigung, Dr. Carl Auer-Welsbach schreibt als Entscheidungshilfe für den Wasserwirtschaftsfond :
Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich durch die in der Zellstoff-Fabrik St. Magdalen geplanten abwassertechnischen Sanierungsmassnahmen trotz der Produktionssteigerung, bei gleichzeitiger Einhaltung der wasserrechtlichen Auflagen, die Gewässergüte der Drau ganz wesentlich verbessern wird. Nach der Einleitung der Fabrikswässer ist mit einer Gewässergüte der Drau der Güteklasse (I)-Ü zu rechnen. Daher bestehen aus wassergütewirtschaftlicher Sicht keine Bedenken gegen den weiteren Betrieb der Zellstoff-Fabrik St. Magdalen, auch dann nicht, wenn deren Produktionskapazität, wie geplant, erhöht wird. Darüber hinaus ließ Dr. Auer-Welsbach in einem informellen Telefongespräch durchblicken, wo die wahren "Probleme" liegen. Sinngemäß sagte er : es geht gar nicht darum, dass der Papierindustrie versprochen wurde, St. Magdalen zu schließen, wenn das Werk Poels gebaut wird. Die Befürchtung der Überkapazitat ist sowieso nicht gegeben, auch nicht, dass es zu wenig Holz gibt. Es ging einfach urn die Panik der ÖPA, die schon langst fälligen Umweltauflagen erfüllen zu müssen, wie es St. Magdalen machen wird. Diese Ansicht bestätigt auch der Zivilingenieur Dr. Werwerka, Wasserwirtschaftsfond und der Zellstoff Villach das Projekt prüfte
der
im
Auftrag
des
Ich war sehr erstaunt, welche riesigen Schritte man eigentlich beabsichtigt. Das schliefit noch nicht ein, dass von vornherein alles garantiert funktioniert. Der Schritt war in meinen Augen ein grofies Positivum, insbesondere im Vergleich zu dem Ist-Zustand.
Ich unterschreibe nicht, wenn ich etwas nur vorgelegt bekomme. Ich habe schon mitgearbeitet. Kasmannhüber hat einen interessanten Eindruck gemacht. Wenn mir die vertraglichen Regelungen bekannt gewesen wären, die mir im übrigen nicht bekannt waren, so hätte das auf meine Entscheidung keinen Einfluss. Es erschien mir plausibel, dass mit dem vorliegenden Projekt auch die nach dem Stand der Technik zu erwartenden Abwasserauflagen erfüllbar sind.
Das Konzept von Papst, sich in St. Magdalen primär mit der Produktion von Spezial- und Edelzellstoffen zu profilieren und auf diesem Sektor eine Markt bestimmende Position zu erlangen, war nicht nur strategisch klug, sondern, wie sich herausstellen sollte, absolut fundiert. Der Vorbesitzer von St. Magdalen, die Borregaard Österreich AG, hatte schon im Jahr 1978 das Beratungsunternehmen ORU mit der Erstellung eines Unternehmenskonzeptes beauftragt. Nach einer präzisen Marktanalyse weit über die Österreichischen Grenzen hinaus kommt die Studie zu dem Schluss, dass St. Magdalen die einmalige Chance hat, mit der Produktion von Spezial-Zellstoffen zu einem European Player zu werden und gleichzeitig den Standort Villach zu profitieren. Dieses Ziel sei kurzfristig mit der Sanierung des Werkes möglich. Auch in Stellungnahmen der Kärntner Handelskammer und dem damaligen Ministerium für Handel und Industrie - heute Wirtschaftsministerium - wird das Projekt explizit begrüßt und unterstützt. Letztlich hat Hofrat Dipl. Ing. Dr. Fanta, der als Experte für Zellstoff und Papier in der Landesregierung für die Prtifung des Projektes zuständig war, Anfang 1986, also schon mitten in den Arbeiten, im Zuge einer begleitenden Kontrolle den angesehe-nen Schweizer Chemiker und ZellstoffExperten Dr. Dipl. Ing. Max Rutishauser mit einem Gutachten über den Stand der Rekonstruktion und seine Einschatzung des Projektes beaufträgt. Dieser beurteilt das Projekt so : Dass es sinnvoll ist, durch Erzeugung von Spezial-Zellstoffen Mehreinnahmen zu erzielen, ist selbstverständlich.
Der unterzeichnete Gutachter konnte sich mit Hilfe des Gutachtens von Prof. Stark, durch Einsicht in die Planungsunterlagen der Viscose Consulting und durch gezielte Fragen an Dir. Dr. Paul davon überzeugen, dass das vorgesehene Gesamtkonzept far die Ereichung des avisierten Zieles in Ordnung ist. Es ist eine Tatsache, dass em Teil der installierten Anlage "second hand" erworben wurden. Der Gutachter kennt die Fabriken, aus denen diese Occasionsteile stammen -Stroemsbruk in Schweden und Nokia in Finnland - seit Jahrzehnten gut und er kennt die fachlichen Qualitdten der zuletzt Verantwortlichen. Unter diesen Umständen ist er der Auffassung, dass die erworbenen Teile in einem relativ guten Zustand abgegeben wurden. Der Berichterstatter ist der Auffassung, dass die im obgenan-ten Bescheid (Anm. gemeint sind Umweltauflagen) verlangten Limits baldmöglichst zu erreichen sind. Es ist aber in Betracht zu ziehen, dass die "Neuanlage" ein Puzzle von Teilen verschiedenster Herkunft sein wird.
Bekannterweise benotigt eine solche Lösung mehr Zeit, bis der Betrieb eingetrimmt ist. Es ist unerlässlich, dass dabei der Zellstoffproduktion in quantitativer und qualitativer Hinsicht eine gewisse Priorität eingeräumt wird.
Generell kann festgehalten werden, dass das vorgesehene Schaltschema demjenigen einer modernen Fabrik entspricht. Die behördlich geforderten Termine sind unter den gegebenen Umständen - Verwendung von schon gebrauchten Apparaten und damit verlängerten Einlaufzeiten - zu knapp bemessen. Diese wenigen Auszüge aus hunderten von Seiten unabhängigen Begutachtungsverfahren, Sachverständigengutachten und Expertisen belegen zweifelsfrei, wie seriös das Projekt in einem rund einjährigen Vorbereitungsprozess sowohl technisch als auch wirtschaftlich durchdacht, konzipiert und in Folge im Einreichprojekt von Ing. Kasmannhüber und dem Generalunternehmen Viscose Consulting präzise in Baupläne umgesetzt wurde. Trotzdem wird das Projekt St. Magdalen nach Einsetzen der Medienkampagne in der Meinung der Öffentlichkeit bis zum Urteil des Richters mit dem Etikett versehen sein, es wurde schnell, schlampig und ohne Sorgfalt zum Schein durchgeflihrt.
Epilog Ein unbescholtener, angesehener, höchst erfolgreicher und wohlhabender Geschäftsmann wird mit 60 Jahren zum gewerbsmaßigen Betrüger, indem er hunderte Millionen in ein Projekt steckt? Ein Mann, der nachweislich neben einem betrachtlichen ImmobilienVermögen, mehreren Hotels und Beteiligungen, laut Kontoauszugen der Schweizerischen Bankgesellschaft im Jahr 1984 ein BarVermögen von 28 Millionen Schweizer Franken oder rund 220 Millionen Schilling besitzt. Eine Vorstellung, die doch recht absurd erscheint, Wer ist also dieser Mann? Der Monaco-Willi? Der Zellstoff-Papst? Der eiskalte Verbrecher? Der Millionen-Jongleur? Der Todes-Engel von St. Magdalen? Als alles mögliche haben ihn die Medien tituliert, allen voran die Kronenzeitung mit ihrem unglaublichen Talent, Menschen, die sie zum Feindbild erkoren hat, nieder zu machen. Wie sehr sich diese Kampagne verselbstständigt hat und zuletzt jeder den kritischen Blick verlor, zeigt, dass die unfassbare Formulierung "Todesengel von St. Magdalen" nicht aus der Kronenzeitung, sondern aus dem Wirtschaftsmagazin Trend stammt. Oder ist Wilhelm Papst nur der von Arbeit Besessene, der in einer heruntergekommenen Fabrik, wie schon so oft zuvor, ein Chance sieht und diese ergreift. Nur diesmal ist es halt dumm gelaufen. Papst ist naiv in einen Sumpf geraten. Er hat die Papier-Lobby sträflich unterschätzt. Er hat übersehen, mitten in einen beinharten politischen Machtkampf verstrickt zu werden. Er hat kein Gespür für das spezielle Kärntner Klima entwickelt, in dem die interessantesten Sumpfblüten blühen und gedeihen. Er hat sich ausgerechnet die Krone zum Feind
gemacht. Für das alles musste Willi Papst verdammt viel Lehrgeld bezahlen. Mit seinem Vermögen, seiner Freiheit, seiner Ehre. Kann man es wirklich abtun mit: dumm gelaufen, Pech gehabt? Oder sollte man sich doch fragen, wie es passieren konnte, dass ein Mann, der in der Politik auftaucht und verspricht aufzuräumen, gleichzeitig in Hinterzimmern die schmutzigsten Komplotte schmiedet und dabei problemlos Menschen findet, die sich bereitwillig verführen lassen und zu seinen Helfern werden. Junge Leute, Unternehmer, Beamte, Gutachter, Richter. Mit der krausen Vorstellung, wenn er an der Macht ist, wird alles besser und lohnen wird sich's für jeden auch. Man muss sich auch fragen, wie es passieren kann, dass in einem Verfahren so viel schief läuft wie hier, aber die Justiz alles tut, um den Deckel darauf zu halten, weil der Gestank, der sonst heraus käme, vielleicht doch zu stark wäre.
Möglicherweise sollte man das alles doch nicht mit einem Schulterzucken abtun!