3 Errichtung von Kapellen, Bildstöcken und Marterln im 19. Jahrhundert Genehmigung religiöser Denkmäler im Königreich Bayern Schon wenige Jahre nach der rigorosen Zerstörung zahlreicher sakraler Bauwerke starteten Bewohner erste Initiativen zur Wieder- oder Neuerrichtung von Kapellen, Bildstöcken oder Marterln. Anfänglich von der staatlichen Obrigkeit noch immer wegen „übertriebener Volksfrömmigkeit“ und Aberglauben verboten, änderte sich die Stimmung bald. In den 1820er Jahren finden sich erste Nachweise über Neubauten auf heutigem Pfaffenhofener Stadtgebiet. Man bemerkte seitens der weltlichen Obrigkeit längst die immensen Verluste und Schäden, die man nicht nur mit der Klosteraufhebung, sondern auch mit der Zerstörung jahrhundertelang gewachsener Wissens- und Bildungsvermittlung herbeigeführt hatte. So stammen mehrere der bis heute vorhandenen Kapellen und Bildstöcke aus dieser Zeit der Veränderung, die wieder die Religiosität und den Glauben der Bevölkerung respektierte und ihre Bedeutung für das Leben der Menschen würdigte. Dabei reicht die Spanne der errichteten Neubauten bis nahezu in die Gegenwart, nachdem Familien auch kleinerer Orte und Vereine in jüngerer Zeit Kapellen und Andachtsstätten errichten ließen.12
Andachtsstätten im Westen der Stadt „Koch-Kapelle“ an der Hohenwarter Straße Die älteste und größte Kapelle der Stadt Pfaffenhofen wurde im Jahr 1830 durch den Koch und Metzger Michael Müller und seine Frau Therese erbaut. Die Beweggründe, die zu ihrer Errichtung weit draußen vor der Stadt führten, sind unbekannt. An der linken Innenwand der Kapelle erinnert eine Tafel an die Erbauer. Eine Besonderheit im Inneren war lange Zeit eine Darstellung der Madonna mit dem Kind, das eine Traube hält. Sie weist ins 16. Jahrhundert. Die wertvolle und ikonografisch bemerkenswerte Skulptur steht seit der Renovierung im Jahr 1986, die die Stadt, die katholische Stadtpfarrei und Brauereibesitzer Sebastian Urban finanzierten, in der Spitalkirche an der östlichen Wand. In der Kapelle finden wir nun einen Abguss. Die „Koch-Kapelle“ war stets Privateigentum, zuletzt gehörte sie der Kaufmannsfamilie Groß. Diese war Inhaberin der Textilfirma „Deutsche Blaudruck“. Im Jahr 1984 wurde die Stadt auf Initiative von Willihard Kolbinger und Hans Prechter Eigentümerin der Kapelle. Nach einer ersten Renovierung zwei Jahre später geriet sie langsam in Ver23