3 minute read

Wenn die Glocken nach Rom fliegen

Rund um die kirchlichen Feste gibt es viele schöne Bräuche und Rituale. Natürlich auch zum Osterfest. Wir möchten Ihnen einige vorstellen – und Personen aus unserem Pfarrverband, die diese pflegen.

Palmzweige am Palmsonntag

Advertisement

Das Evangelium erzählt, wie Jesus in Jerusalem von einer jubelnden Menge empfangen wird – mit Palmzweigen in den Händen. Darauf zurück geht die Tradition am Palmsonntag Palm zu weihen. Meist wird bei uns Buchs genutzt. Der geweihte Palm wird zu Hause hinter die Kreuze gesteckt und soll so vor Unheil schützen. Diese Tradition pflegt auch Daniel Reinelt aus Werschberg. Wie sein Großvater Eduard, von dem er den Hof übernommen hat, steckt er zu Palmsonntag einen frischen Zweig über die Stalltür, damit „der Herrgott gut auf unseren Stall, die Tiere und die Felder achtet“.

Das Fastentuch

Fastentücher sind ca. ab dem Jahr 1000 in der Kirche belegt. Ursprünglich wurde mit ihnen der Altar(raum) verhangen. Heute ist es Brauch zwei Wochen vor Ostern die Darstellung Jesu am Kreuz mit einem violetten Tuch zu verhängen. Erst nach Gottesdienst des Karfreitags werden die Tücher dann wieder entfernt. Nach einer Deutung soll so gezeigt werden, dass Jesus in der Zeit des Leidens seine Gottheit verborgen habe.

Anknüpfend an eine alte Tradition gestalten die Marienfelder Messdiener Fastentücher mit Darstellungen aus der Heilsgeschichte von biblischen Geschichten, die während der ganzen Fastenzeit vor oder neben dem Hauptkreuz der Kirche hängen.

Karfreitagsruhe

Der Karfreitag ist ein stiller Feiertag. Eine Tradition, die in unserer pluralen Gesellschaft immer wieder auf’s Neue angefragt ist. Ist z.B. ein Tanzverbot noch zeitgemäß?

Zur Stille des Karfreitags gehört auch, dass die Glocken und die Orgel vom Glorialied der Gründonnerstagsmesse bis zum Glorialied der Osternacht schweigen.

In unserer Kirche St. Johann Baptist Kreuzkapelle ist Michael Siebert als Küster für das Läuten der Glocken verantwortlich. Dort hängt auch eine besonders alte Glocke aus dem Jahr 1411. Sein Großvater hat ihm am Karfreitag immer erzählt: „Jetzt fliegen die Glocken nach Rom zum Brei essen.“

Klappern statt Glocken

Um statt der Glocken an Gebetszeiten und Gottesdienste zu erinnern, ziehen in vielen Orten Deutschlands Kinder lautstark mit hölzernen Klappern oder Ratschen durch die Straßen ihrer Pfarrei. Dies geschieht morgens, mittags und abends um an das Angelusgebet zu erinnern, außerdem rufen sie zur Karfreitagsliturgie und zur Feier der Osternacht.

In Much hat sich von diesem Brauch erhalten, dass die Messdiener am Gründonnerstag – nach dem Gloriagesang – und am Karfreitag statt der Schellen im Gottesdienst Klappern verwenden.

Die Osterkerze

Seit 2011 spendet Friedel Gerhards alljährlich die Mucher Osterkerze, die von Bruder Clemens im Kloster Schweikelberg an der Donau hergestellt wird. Das Wachs der eigenen 110.000 Bienen in 30 Stöcken reicht hierfür nicht aus. Die 11 kg schwere Kerze wird dankenswerterweise von Monika Freckmann gestaltet, die diese Kunst von der bereits verstorbenen Barbara Oppenberg erworben hat. Die fünf aufgesetzten „Dornen“ symbolisieren die fünf Wunden Christi, das Alpha und Omega des griechischen Alphabets steht für Anfang und Ende, und schließlich trägt die Kerze die aktuelle Jahreszahl des Osterfestes.

Der begeisterte Imker und engagierte Katholik Friedel Gerhards erlebte beim Besuch des Petersdomes angesichts der Wappendarstellung von Papst Urban VIII (Bienenwabe und Bienen) die „Berufung“, seiner Pfarrgemeinde alljährlich die Osterkerze zu stiften. Mit dem Thema „Kirche und Bienen“ hat er sich intensiv beschäftigt und eine ihn berührende und „ansteckende“ Verbindung erspürt.

An diesem Artikel haben neben der Redaktion viele mitgewirkt. Danke an Max Papert, Claudia Stümper, Familie Reinelt, Michael Siebert, Guido Hagedorn, Arno Kleff, Friedel Gerhards.

Das Osterfeuer

Die Tradition des Osterfeuers kommt aus vorchristlichen, germanischen Zeichen. Im 8. Jahrhundert wurde sie allmählich in den Gottesdienst integriert. Das hell leuchtende Feuer symbolisiert das Licht von Jesus Christus, das in der Osternacht neu erstrahlt. Zu Beginn des Gottesdienstes in der Osternacht wird es gesegnet und daran die Osterkerze entzündet.

Schon seit vielen Jahrzehnten entzündet die Jugendfeuerwehr das Osterfeuer auf dem Mucher Kirchplatz und beaufsichtigt es. Nach dem Gottesdienst am frühen Morgen wird dann mit der Glut des kleinen Feuers ein größeres entzündet, dass die Messbesucher beim Ostereieressen wärmt.

This article is from: