Albert Geng Albert Geng Albert Geng
Hersbruck Hersbruck Hersbruck 1000 1000 Begriffe Begriffe 1000 Begriffe
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Albert Geng
Hersbruck - 1000 Begriffe von Aschbe bis Zolltafel
Albert Geng
Hersbruck 1000 Begriffe
von Aschbe bis Zolltafel
Impressum
Stand: April 2011 Autor: Albert Geng Herrausgeber: Albert Geng Layout: Felix Pflaum (www.hawthorn.de)
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Druck und Bindung: PuK Pfeiffer & Krämmer Print GmbH, 91217 Hersbruck Bildnachweis: Nachdruck des Ausschnittes der Pfinzing Karte mit freundlicher Genehmigung des Bayerischen Staatsarchivs Nürnberg Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Inhalte dieses Buches wurden mit Sorgfalt recherchiert. Gleichwohl übernimmt der Autor keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der in diesem Buch befindlichen Informationen. Zur Vervollständigung und Korrektur sind am Ende des Buches zusätzliche Notizseiten enthalten. © 2011 Albert Geng Postfach 232, 91211 Hersbruck Telefon: (09151) 43 17
Inhalt
Geleitwort des 1. Bürgermeisters der Stadt Hersbruck
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Geleitwort des Bezirksrats Norbert Dünkel
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Vorwort
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Geschichtlicher Überblick
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Das Alphabet
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Quellennachweis
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Zeitungsartikel, Ergänzungen und Notizen
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Stichwortverzeichnis
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Geleitwort des 1. Bürgermeisters der Stadt Hersbruck
Das vorliegende Werk ist ein Hersbruck-Buch, das es in dieser Form noch nicht gibt. Ein Buch zum schnellen Nachschlagen, wenn rasche Informationen zu einzelnen Stichpunkten benötigt werden oder zum gemütlichen Schmökern in der Hersbrucker Geschichte und Gegenwart. All diese Attribute deckt Albert Geng mit seinem neuen Werk ab. Die jahrzehntelange Beschäftigung mit unserer Heimatstadt ist in diesem Buch eingeflossen. Ein Außenstehender vermag sich wohl nur ansatzweise vorzustellen, wie aufwendig es ist, so ein Stadt-Lexikon zu verfassen. Albert Geng bringt sein umfängliches Wissen und seine Liebe zu unserer schönen Stadt hier zum Ausdruck, in dem er in alphabetischer Reihenfolge Namen, Daten und Begriffe genauestens beschreibt und somit aktuelle, wie auch längst vergangene oder vergessene Begebenheiten für alle erhält. Mit diesem Buch halten Sie, sehr verehrte Leserinnen und Leser, ein informatives, umfassendes Hersbruck-Lexikon in der Hand, bei dessen Lektüre ich Ihnen viel Spaß und viele neue Erkenntnisse wünsche.
Robert Ilg
Erster Bürgermeister Stadt Hersbruck
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Geleitwort des Bezirksrats Norbert Dünkel
Mit 1000 Begriffen aus Hersbruck, seinen Ortsteilen, der Region und aus Franken öffnet Albert Geng mit diesem Buch den Blick auf die Geschichte und Geschichten unserer Stadt, ihrer Kultur, ihrer Menschen und in viele Bereiche des privaten und öffentlichen Lebens. In kurzen und prägnanten Einträgen werden Persönlichkeiten, Biographien und Einrichtungen aus Gegenwart und Geschichte abgebildet, die im Mittelzentrum Hersbruck und darüber hinaus bedeutsamen oder prägnanten Einfluss haben. Albert Geng, ausgezeichnet mit dem Ehrenbrief des Bezirks Mittelfranken und der Bürgermedaille der Stadt Hersbruck, macht sich mit diesem Werk einmal mehr um seine Stadt und seine Heimat besonders verdient. Dafür gebührt ihm unser herzlicher Dank.
Norbert Dünkel
Bezirksrat Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten
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Vorwort
In den zwanzig Jahren als Hersbrucker Stadtarchivar wurden und werden mir heute noch aus allen Kreisen der Bevölkerung die vielseitigsten Fragen über Hersbrucker Einrichtungen, Eigenarten, Daten, Namen, Vorkommnisse und Begriffe gestellt. Vor vier Jahren habe ich angefangen, all diese Fragen zu sammeln und für eine Art StadtLexikon, wie es die Stadt Nürnberg im Großen hat, aufzuschreiben. Mit der am 2. Juli 1011 in Mainz gezeichneten Urkunde kam die Propstei von „Haderihesprucga“, wie schon 1007 die Vogtei, durch Kaiser Heinrich II. an das von ihm gegründete Bistum Bamberg. Das war für mich der Anlass, zum 1000-jährigen Jubiläum dieser „Vereinigung“, dieses Buch mit 1000 Begriffen zu Hersbruck von A – Z, erscheinen zu lassen. Es ist ein Nachschlagewerk, für Heimatfreunde, aufgeschlossene Interessierte, forschende Gäste und solche die Hersbruck einfach lieben oder näher kennen lernen möchten. Dieses Buch ist vielseitig informativ, erklärt eigenartiges, ungewöhnliches und interessantes Allgemeingut. Selbstverständlich enthält es auch Begriffe aus den Ortsteilen und dem näheren Umland lebendig und kurzweilig beschrieben. Auch wenn ich versucht habe zur Zeit seines Erscheinens den aktuellsten Stand zu bringen kann es nicht vollständig sein. Die Geschichte unserer schönen liebenswerten Stadt im Herzen der Hersbrucker Schweiz, einer gottbegnadeten Landschaft in der Metropolregion Nürnberg, hat mit Sicherheit nicht erst 1011 oder 976 begonnen. Die geografische Lage an den alten Verbindungswegen von Süden nach Norden und Osten nach Westen und die Pegnitzfurt führten sicher zu früherer Besiedelung und auch die archäologischen Funde beweisen, dass schon Jahrhunderte vor der Geburt Christi in unserer Gegend Menschen lebten. Unsere Stadt zeichnet sich aus durch ihren mittelalterlichen Stadtkern mit den Gassen und Gebäuden aber auch durch ihre teils ländlich geprägten Ortsteile und die hier lebenden Menschen. Deshalb stehen in diesem Buch auch viele Persönlichkeiten und Amtsträger. Einiges stammt nur noch aus der Erinnerung und Erzählungen unserer Vorfahren. Das Gedächtnis einer Stadt lebt eben auch vom Erzählen, Erinnern und vor allem vom Nicht-Vergessen.
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Bedanken möchte ich mich bei der Stadtverwaltung und beim Verlag der Hersbrucker Zeitung für den gestatteten Einblick in die Archiv-Unterlagen und die historischen Zeitungsbestände und bei allen Privatpersonen, Vereins- oder Verbandsvorsitzenden, den Leuten von der Stadtverwaltung, Vermessungsamt und Hewa, für ihre Hilfe beim Finden der Daten. Mein besonderer Dank gilt aber auch der Raiffeisenbank für die finanzielle und moralische Unterstützung, damit das Buch zu einem erschwinglichen Preis erworben werden kann. Allen Freunden von Hersbruck soll es eine Hilfe sein, längst Vergessenes zurück ins Gedächtnis rufen und vielleicht Neues bringen. Es soll anregen zum Lesen, Erkunden und Verstehen unserer Stadt mit ihrem Umland und eventuell auch zu Stadtspaziergängen anregen. Beim Lesen wünsche ich ihnen allen viel Kurzweil, Freude, Spaß und gute Erinnerungen.
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Geschichtlicher Überblick
Schon unter Herzog Odilo (736-748) entstanden in der Gegend um das heutige Hersbruck die ersten Siedlungen und nach der Gründung des Bistums Eichstätt (um 744) begann hier die Missionierung. Nichts spricht dagegen, dass der Ursprung Hersbrucks auch in diese Zeit fällt. Bereits 903 wird Ottensoos erwähnt und als 947 Herzog Berthold stirbt, kommen seine Güter, darunter auch Besitzungen in und um Hersbruck, zum Reich. Diese wurden dann 976 seiner Witwe Wiltrud zurückgegeben, die damit das von ihr neu gegründete Kloster Bergen bei Neuburg an der Donau ausstattete. Hier, wo ein alter Handelsweg – der vom Königshof Forchheim über den Königshof Lauterhofen nach Regensburg führte – mittels einer Furt die Pegnitz durchquerte, entstand unsere Stadt. In einer großen Flussschleife nördlich des Flusses, also rechts der Pegnitz, gab es zunächst eigentlich zwei Siedlungen. Die Propstei als klösterlichen Besitz und die Vogtei als weltliche Siedlung. Während die Lehenshohheit der Propstei schon mit Gründung des Bistums Bamberg am 6. Mai 1007 an den Bamberger Bischof ging, kam die Vogtei Hersbruck – um die Martin-Luther-Straße – erst durch die Urkunde von Heinrich II., gezeichnet am 2. Juli 1011 in Mainz (mit den Orten Förrenbach, Vorra, Schnaittach, Krumbach usw.) grundherrschaftlich zu Bamberg. Nun gehörten beide Teile des 1003 als „Hatheresburgdi“ genannten Ortes zum vier Jahre zuvor gegründeten Bistum Bamberg und die Sulzbacher Grafen hatten sie zu verwalten. Schon um das Jahr 1000 wurde eine Brücke gebaut und bereits 1057 – man bedenke, dass Nürnberg 1050 erstmals erwähnt wird – erhielt Hersbruck bereits das Münz-, Markt- und Zollrecht. Als 1188 das Sulzbacher Grafengeschlecht ausgestorben war, wurden die Hohenstaufen hier die Herren und nachdem 1268 deren letzter Spross Konradin – der angeblich auf der Burg Hohenstein sein Testament verfasst hat – in Neapel hingerichtete wurde, kam die Gegend durch Erbschaft an die bayerischen Herzöge Ludwig II. und Heinrich XII. . Als 1297 Pfalzgraf Rudolf die Tochter des Königs Adolf (von Nassau) heiratete, erhielt er als Pfand für die fehlende Mitgift auch Hersbruck. Um den Ort zu stärken, verlieh er den Einwohnern von Hersbruck die gleichen Rechte, die seine Bürger in Neumarkt schon hatten. Das heißt durch die Urkunde vom 27. Oktober 1297 hatte Hersbruck die Stadtrechte, denn Neumarkt wird bereits 1235 als Stadt genannt.
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Einwohner einer Stadt hatten das Recht eine Befestigungsanlage um den Ort zu ziehen und durften sich Bürger nennen. Für Hersbruck bestand diese, zwischen 1313 und 1329 errichtete Anlage, aus einem kleinen Wall mit Zaun und einem Graben davor. Diese erste Stadtumwallung verlief im Norden etwa an der heutigen Prager Straße. Im Jahr 1353 verpfändete Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz, dem böhmischen König umfangreiche Gebiete im bayerischen Nordgau und darunter auch die Stadt Hersbruck. Nach seiner Krönung zum Kaiser Karl IV. durch Papst Innozenz VI., zu Ostern 1355, vereinigte er dieses Gebiet mit der böhmischen Krone und nannte es „Neuböhmen“. Dieses Neuböhmen mit der Hauptstadt Sulzbach reichte im Westen bis Nürnberg-Erlenstegen. Der Kaiser hatte sich dadurch die Verbindung zwischen dem Kaisersitz Prag und der Kaiserburg in der Freien Reichsstadt Nürnberg gesichert. Laut Urkunde sollte dieses Gebiet „auf immer und ewig“ der böhmischen Krone unterstellt bleiben, doch es währte nur zwanzig Jahre. Durch einen Vertrag, der am 18. August 1373 zwischen Karl IV. und Otto den Faulen von Brandenburg abgeschlossen wurde, kam „Neuböhmen“ wieder zu Bayern. Zeugnisse aus der böhmischen Zeit in Hersbruck, sind noch das schön bemalte mittlere Chorfenster der Stadtkirche und das Wappen mit dem zweischwänzigen böhmischen Löwen oben im südlichen Chorfenster. Anfang des 16. Jh. erlebte Hersbruck einen weiteren Herrschaftswechsel. Es wurde bis dahin, wie Lauf, Weiden, Floß und Vohenstrauß in der Oberpfalz, Lauingen, Donauwörth und Schrobenhausen, vom Herzogtum Bayern-Landshut aus regiert. Als Herzog Georg der Reiche im Dezember 1503 starb – an ihn erinnert heute noch die bekannte Fürstenhochzeit zu Landshut von 1475 – erkannten die Münchner seine einzige Tochter Elisabeth, die mit einem Wittelsbacher aus der Pfälzer Linie verheiratet war, nicht als Erbfolgerin an. Es kam zum „Landshuter Erbfolgekrieg“ zwischen der Rheinpfalz und Bayern-München und in diesem Krieg kommen, im Sommer 1504, Elisabeth und ihr Gatte ums Leben. Am 30. Juli 1505 wurde durch den „Kölner Schiedsspruch“ von König Maximilian I. das Landshuter Erbe unter Pfälzern, Bayern und dem König geteilt. Die Oberpfalz kam zur Pfalz am Rhein, Niederbayern zu München und das Herzogtum Pfalz-Neuburg oder Junge Pfalz (um Sulzbach und mit Ingolstadt) wurde neu gebildet. Hersbruck war in diesem Krieg von den Nürnbergern erobert worden, die sich mit den Münchnern verbündet hatten. Weil die Münchner aber für die Kriegsschuld nicht aufkommen konnten, hat die damals Freie Reichsstadt Nürnberg dieses eroberte Gebiet behalten und so kam auch Hersbruck unter Nürnberger Verwaltung (Das steht nicht in der Chronik der Bayern). Bei den Nürnbergern ging es dem Volk verhältnismäßig gut, schließlich waren die Nürnberger reiche Leute und hatten es nicht nötig, das Volk auszubeuten. Die Patrizier
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begrüßten natürlich diesen Landgewinn, bauten sich draußen ihre Landsitze und so entstanden in den größeren Dörfern die Patrizierschlösser, z.B. Kirchensittenbach, Eschenbach, Artelshofen, die Herren konnten sich „von“ nennen, wie Ebner von Eschenbach, Fürer von Haimendorf oder Grundherr von Altenthann und sie wirkten in der Verwaltung der Landgebiete mit. Hersbruck wurde damals von vier aus der Bürgerschaft gewählten Bürgermeistern (Vierer) und fünf Senatoren regiert. Nur Kastner, Stadtschreiber und Pfleger waren Nürnberger Patrizier, die in etwa die Funktion des späteren Bezirks- oder heutigen Landrats- und Finanzamtes hatten. Dass die Bevölkerung mit der Nürnberger Regierung zufrieden war, bestätigte sich schon 1525. Nachdem Nürnberg als erste deutsche Großstadt den evangelischlutherischen Glauben einführte, gab es keinerlei Aufruhr oder Zerstörungen. Die Nürnberger konnten den sog. Bildersturm verhindern und so wurde bis zur Barockzeit in den Gotteshäusern nicht viel verändert und die beiden alten Hersbrucker Kirchen und viele Kirchen in der Umgebung behielten ihre Marienaltäre und Schätze aus der katholischen Epoche größtenteils bis heute. In der Nürnberger Zeit begann ein Entwicklungsboom, auch kultureller Art, für Hersbruck. So trat 1535 die neue Schulordnung des Rates zu Nürnberg auch für die Hersbrucker Lateinschule in Kraft. Der Friedhof wurde nach außerhalb der Stadt verlegt, das 1504 abgebrannte Rathaus neu und größer errichtet, das Stadtpflegerschloss erneuert und das Dekanatsgebäude, das Stadtschreiberhaus, die „Teutsche Mägdleinschule“ gebaut. An der Straße nach Hohenstadt entstand eine KavallerieKaserne, die Spitalkirche wurde barockisiert, der Kantor erhielt eine neue Behausung, in der gleichzeitig die Lateinschule untergebracht war. Nach der Barockisierung des Chores erfuhr die Stadtkirche eine vollständige Erneuerung des Langhauses und das Kastenamt, die spätere Volksschule, wurde errichtet. Um 1599 wütete die Ruhr und 1634/35 die Pest in der Gegend und 1732 kamen zweimal Salzburger Emigranten mit ihrem beweglichen Hab und Gut auf ihrem Zug nach Preußen durch, ihr Fürst hatte die Ausrottung der neuen Lehre „mit Schwert und Galgen“ beschlossen. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte sich das Kurfürstentum Bayern mit Frankreich verbündet und mit dem französischen Kaiser kam es 1806 zur großen Wende und zur Erniedrigung der Nürnberger. Napoleon hatte unter Mitwirkung bayerischer Truppen die Preußen besiegt, zuvor aber schon am 1. Januar 1806 das Kurfürstentum Bayern zum Königreich proklamiert und den Wittelsbachern dann nacheinander die in Süddeutschland gelegenen preußischen Besitzungen einschließlich dem Nürnberger Territorium- das heutige Unter-, Mittel- und Oberfranken – übergeben. Hersbruck war mit Lauf, Altdorf und Nürnberg schon im September 1806 wieder bayerisch geworden.
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Den Bayern hatte nicht nur der Krieg viel gekostet, sie mussten natürlich auch an Napoleon zahlen und so wurden die Kommunen, hauptsächlich die in den neu gewonnenen Gebieten, angehalten alles nicht lebensnotwendige, was keinen Nutzen brachte, zu verkaufen. So wurden Burgen, Türme und Stadtmauern, an Privatleute verkauft und wenn sich kein Käufer für das zu veräußernde Objekt fand, einfach abgerissen und als Baumaterial vergeben. So verschwanden viele fränkische Burgen und Befestigungsanlagen. Bald aber wurde auch in Hersbruck wieder fleißig gebaut. Am Schloss entstand die Fronfeste (Gefängnis), das Cholerahaus wurde zum Krankenhaus erweitert und nahe der Stadtkirche das Amtsgerichtsgebäude, das heutige Vermessungsamt, gebaut. Hersbruck bekam Anschluss an die Bahnlinie Nürnberg-Amberg (1859) und durch die Ansiedlung von Industriebetrieben entstand die Südstadt. Das brachte auch Verpflichtungen, so musste für den neu entstandenen Ortsteil ein hochwasserfreier Übergang geschaffen werden. Nachdem am 18. Januar 1871, zum Ende des Deutsch-Französischen Krieges, im Schloss Versailles bei Paris das Deutsche Reich gegründet wurde, kam 1877 die zweite Bahnlinie Nürnberg-Bayreuth und brachte weiteren Aufschwung durch viele Sommerfrischler und Tagesbesucher. Für die Nürnberger war das Hersbrucker Land näher gerückt und wurde zur „Nürnberger Schweiz“. Die Hersbrucker Bierbrauer hatten Hochbetrieb, die Michelsbergkeller und das Hersbrucker Bier waren bei den Besuchern sehr beliebt. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts bauten die Hersbrucker ihr Progymnasium, ihr Distrikt-Krankenhaus, drei Bahnunterführungen und schlossen sich am Stromnetz an. Dann kam der erste Weltkrieg und nach diesem verlorenen Krieg konnte Deutschland die hohen Reparationszahlungen nicht lange verkraften, es folgte die Inflation mit laufender Geldentwertung. Die Ernte 1915 fiel schlecht aus, da viele Landwirte und Knechte im Krieg waren. Der verregnete Sommer 1916 verdarb die Ernte, die Nahrungsmittelpreise stiegen ins Unermessliche und es folgte eine Hungersnot unter der sogar die Bauern zu leiden hatten. Nach dem völligen Zusammenbruch der Währung am 15. November 1923 kam die neue Rentenmark. Sie entsprach 1 Billion Inflationsmark (Papiermark), der Dollar kostete 4,20 Rentenmark. Nach jahrelanger Stagnation ging es dann aber auch in Hersbruck wieder aufwärts, zwischen 1923 und 1930 vergrößerte sich die Stadt um 91 Häuser, das war fast ein Drittel des bisherigen Bestandes, darunter der Beamtenbau am Lohweg, das Ärztehaus in der Gartenstraße und das Postgebäude am Markt. Auf den Zusammenbruch der Weimarer Republik, folgte im Frühjahr 1933 die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, mit ihren schrecklichen unmenschlichen Gräueltaten
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und dem verheerenden Krieg, der auch in Hersbruck seine Spuren hinterließ. Zunächst aber entstand hier noch der städtische Bauhof, der Krebsbach wurde verlegt, das Strudelbad gebaut, der Rosengarten angelegt und einige Siedlungshäuser errichtet. Doch gegen Ende des Krieges sollte in die Houbirg eine Rüstungsfabrik gebaut werden und dafür wurde, im Juni 1944, auf den Feldern rund um die ehemalige Arbeitsdienstkaserne ein Arbeitslager für 4000 KZ-Häftlinge eingerichtet. Von den Insassen in diesem Außenlager des KZ-Flossenbürg starben nahezu 3000 dieser ausgemergelten gequälten Menschen. Am 16. April 1945 besetzte die Amerikanische Armee Hersbruck mit dem Umland und die neue Militär-Regierung setzte schon am 19. April einen neuen Bürgermeister ein, dem bereits im September 1945 das Amt des Landrats für den Landkreis Hersbruck übertragen wurde. Für die Hersbrucker war der Krieg zu Ende, doch die Not war weiterhin groß und schon vor der endgültigen Kapitulation wurde mit dem Wiederaufbau der beschädigten Wohnhäuser begonnen. Zu den vielen Flüchtlingen, Evakuierten und Ausgebombten kamen 1946 noch die Vertriebenen aus dem Sudetenland und all diese Menschen mussten untergebracht werden, obwohl schon große Wohnungsnot herrschte. Niemand kann sich heute mehr vorstellen wie die Menschen damals auf engstem Raum zusammen lebten und trotzdem noch glücklich waren, eine neue Heimat gefunden zu haben. Außerdem hatten die Besatzer für sich einige öffentliche Gebäude, Wohnhäuser und Gaststätten beschlagnahmt und neben fehlenden Unterkünften gab es für Viele auch nicht genügend Essen. Die Kinder bettelten bei den „Amis“ um „Schokoläd“, „Tschewingum“ und Kekse, was Essbares was sie eigentlich gar nicht kannten, weil es das schon seit Jahren für sie nicht mehr gab. Die US-Regierung kümmerte sich bald aber auch um die Kinder, die wurden in der Schule regelmäßig gemessen und gewogen. Dank der „Quäker“ (einer christlichen Vereinigung in den USA) gab es für Waisen, Halbwaisen, arme und unterernährte Kinder täglich mit der „Schulspeisung“ eine warme Mahlzeit. Mancher erinnert sich vielleicht noch an die „Care-Pakete“, deren Inhalt in den Klassen verteilt wurde. Sie enthielten Spielzeuge, Kleidung und Gebrauchsgegenstände, die von amerikanischen Kindern gespendet worden waren. „Nothilfeküchen“ wurden eingerichtet, wo es zu billigem Preis warmes Essen gab und Wärmestuben, wo man sich aufhalten durfte. Die „Hamsterer“ zogen in Scharen übers Land, um Nahrungsmittel zu erbetteln. Vor allem Butter, Schmalz und Fleisch waren begehrt, aber auch Kartoffeln, Gemüse und Obst wurde gebraucht. Der Umtausch (Schwarzmarkt) florierte, manch teueres Erbstück, Teppiche, Zinnteller usw. wurde für einen Topf mit Schmalz oder ein paar Eier verschachert. Es wurde aber auch viel geklaut oder organisiert, wie man damals sagte.
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Natürlich gab es auch in Hersbruck, nicht nur auf dem Land, viele „Schwarzschlachtungen“, obwohl darauf hohe Strafen, sogar Gefängnis drohten. Nicht einfach hatten es auch die Raucher, Tabak war Mangelware, nur die Besatzer hatten genügend, so wurde jede Kippe auf der Straße aufgesammelt, ältere Männer hatten am Spazierstock einen kleinen Nagel, mit dem sie die Kippe (Stummel) aufspießen konnten ohne sich zu bücken und um nicht so aufzufallen. Ein Hersbrucker Geschäftsmann, der als Nichtraucher bei der Entlassung aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft, zwei Stangen Zigaretten mitnehmen durfte, konnte dafür sein von Bomben beschädigtes Haus herrichten lassen. Nachdem schon im Januar 1946 in Hessen, Bayern und Württemberg-Baden, erstmals wieder freie Stadt- und Gemeinderats-Wahlen stattfanden, hatte auch Hersbruck wieder einen Stadtrat der aus seinen Reihen den ersten und zweiten Bürgermeister gewählt hatte. In der sowjetischen Besatzungszone wurde, im April 1946, aus der SPD und KPD die SED und in Bayern erfolgte am 1. Dezember 1946 die Landtagswahl. Bis Mai 1947 hatten alle westlichen Bundesländer ihre neuen Landtage gewählt und das Leben normalisierte sich allmählich im besetzten Deutschland wieder. Dank dem „Marshallplan“ lief in Westdeutschland und damit auch in Hersbruck der Wiederaufbau der Wirtschaft an und Firmengründungen durch Neubürger brachten viele neue Arbeitsplätze. Doch die Ernährungslage blieb weiterhin kritisch und noch lange gab es Lebensmittelmarken. Arbeit war Pflicht. Wer als arbeitsfähiger Mann nicht arbeitete, bekam auch keine Lebensmittelmarken. Dann kam am 20./21. Juni 1948 mit der Währungsreform die große Wende und es gab auch wieder Schokolade, Bananen, Orangen usw. Im Monat zuvor waren die Hersbrucker zur ersten freien Bürgermeister- und Stadtratswahl gegangen. Im September des gleichen Jahres wurde in Bonn der Kölner Bürgermeister Konrad Adenauer zum Vorsitzenden des Parlamentarischen Rates gewählt. Dieser beschloss am 8. Mai 1949, vier Jahre nach der Kapitulation, mit 53 zu 12 Stimmen das neue Grundgesetz. Am 14. August 1949 konnten die ersten Wahlen, für die aus den westlichen Besatzungszonen gebildete Bundesrepublik, mit der provisorischen Hauptstadt Bonn am Rhein, durchgeführt werden. Deutschland war nun dreigeteilt, BRD, DDR und die unter polnischer Verwaltung stehenden Ostgebiete. Das blieb dann vierzig Jahre so. In Hersbruck wurde der Wohnungsbau mit Hochdruck angekurbelt, die Siedlung in der Amberger Straße entstand, auch in der Südstadt und an anderen Stellen im Stadtgebiet wurde fleißig gebaut. In den 1950er Jahren kurbelte der Neubürger Harry Schimke den Fremdenverkehr an, wöchentlich kamen mehrere Busse mit Erholung suchenden Berlinern in die Stadt.
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Doch der Aufwärtstrend in Westdeutschland führte zu einem nicht abreißenden Flüchtlingsstrom aus dem Osten, der auch nach Hersbruck weitere neue Bürger brachte. Im August 1961 wurde dann durch Berlin eine unüberwindbare Mauer gebaut. Es sollte kein Ostdeutscher mehr nach Westberlin kommen und es kam so weit, dass auch die West-Berliner nicht mehr in den Ostteil der Stadt durften und so auch ihre Verwandten nicht mehr besuchen konnten. Fluchtversuche aber gab es immer wieder, z. B. durch Ballonflieger oder selbst gegrabene Tunnels. Im August 1970 gingen durch Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Gewaltverzichtsvertrages der Regierung Brand, die Gebiete östlich der „OderNeiße-Linie“ (Ostpreußen, Ostpommern, Ostbrandenburg und Schlesien) endgültig an Polen. Das kommunistisch regierte Mitteldeutschland hieß nun plötzlich Ostdeutschland und war von Westdeutschland durch eine unüberwindbare Grenze (Mauer, Stacheldraht und Minen) getrennt, an der viele Menschen, durch Honeckers Schießbefehl, ihr Leben lassen mussten. Die einstige deutsche Hauptstadt Berlin war zweigeteilt, der westliche Teil lag, von einer hohen Mauer umgeben, als Insel inmitten der „Deutschen Demokratischen Republik“ und war nur durch die Luft oder über drei „Transitstraßen“ erreichbar. Das öffentliche Leben in Hersbruck aber pulsierte, nach dem Gymnasium entstanden die Verbandschule, die Realschule und die Dreifachturnhalle mit Hallenbad. Die Verantwortlichen des Hersbrucker Fremdenverkehrs veranstalteten Frankenabende in Westberlin und warben auch in anderen westdeutschen Großstädten Urlaubsgäste, knüpften neue Bande oder vertieften bestehende Verbindungen. Im Sommer 1989, nach der 40-Jahrfeier der DDR, begann dort das kommunistische System zu bröckeln. Es kam, besonders in Leipzig, zu Montagsdemonstrationen mit dem Slogan „Schwerter zu Pflugscharen“. Immer mehr Ostdeutsche flüchteten zunächst über Ungarn, dann über die Deutsche Botschaft in Prag, in den „Westen“. Am 9. November abends öffnete sich plötzlich die Mauer. In der „Volkskammer“, so hieß das ostdeutsche Parlament, wurde dies mit dem Satz ermöglicht: „wenn die Leute über Prag sowieso hinaus dürfen, können wir sie gleich durch die Mauer hinüber lassen“. Ab Juni 1990 war die DDR-Mark ungültig und am 3. Oktober feierten die Menschen in den beiden Teilen Deutschlands ihre lang ersehnte Wiedervereinigung. Die ganze Welt hatte uns Deutschen für diese unblutige gewaltlose friedliche Einigung gratuliert. Nun gehört Deutschland zum vereinigten Europa und hat seit 1. Januar 2002 als Einheitswährung EURO und Cents.
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Das Alphabet
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ADAC Das Automobilzeitalter hatte längst begonnen und auch in Hersbruck gab es Ärger mit den „Rasern“, die Stadtväter hatten bei der Regierung, wegen der sich häufenden Unfälle, einen Antrag gestellt die Fahrgeschwindigkeit innerhalb der Stadt auf 15 Stundenkilometer zu beschränken. In dieser Zeit, im Jahr 1924, hatten sich in Hersbruck fünfzehn begeisterte Autofahrer zusammen gefunden und den „Automobilclub Hersbruck e.V.“ gegründet. Da das Vereinsleben in den letzten Kriegsjahren und auch danach noch ruhte, wurde er 1949 wieder gegründet und konnte am 11. Mai 1984 sein 60jähriges Bestehen groß feiern. Das Automobil war ja inzwischen zum unentbehrlichen Helfer für die Menschen in aller Welt geworden.
Aichahäusla Unterhalb des Großen Hansgörgl stehen am Waldrand oberhalb einer größeren Ackerflur zwei kleine Steinhäuser. Sie werden nach dem dortigen Flurnamen „Aicha“ benannt. Zwei Nürnberger Familien hatten die Grundstücke 1909, vom Hagenmüller Johann Georg Zagel, käuflich erworben und um 1930 dort ihre Wochenendhäuser errichten lassen. Von den inzwischen einheimischen Besitzern wurden beide Häuser um die Jahrtausendwende schön saniert.
Akkordeon-Orchester Das Hersbrucker Akkordeon-Orchester wurde 1952 von Andreas Götz gegründet und ab 1957 übernahm Adolf Götz, der auch durch seine zahlreichen Kompositionen bekannt wurde, die Leitung. Er machte das Orchester auch durch Rundfunksendungen nicht nur in Deutschland, auch in Belgien und Jugoslawien bekannt. Es folgten zahlreiche Auszeichnungen bei Wettbewerben innerhalb der Bundesrepublik und Konzerte im Ausland. Dirigent und Komponist Adolf Götz brachte auch das Internationale Jugendfestival im Mai 1982 nach Hersbruck. Heute wird das Orchester von Georg Kugler aus Breitenbrunn geleitet.
Altenheime ¬¬ Bürgerspital Das erste Hersbrucker Altenheim war das 1426 von Johann Polster gestiftete Bürgerspital. Es diente den Alten, Kranken und Armen als Aufenthaltsort, Zuflucht und Heimat und war noch bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts für arme alte Menschen Wohnstatt. Zu Weihnachten 1949 beherbergte das Spital noch 25 Personen. Sie mussten sich selbst versorgen, erhielten aber von der Spitalstiftung etwas Handgeld und Brennholz. 11 Krankenhaus
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¬¬ Städtisches Altenheim Im Jahr 1831 ging das Grundstück des Hopfenhändlers Johann Georg Sörgel mit dem 1823 errichteten Haus (Amberger Straße 47) an die Spitalstiftung. Diese ließ dort 1833 ein Siechenhaus, (Cholerahaus), für ansteckend Kranke errichten. Nach Errichtung und Eröffnung des Bezirkskrankenhauses, an der Großviehbergstraße, im Januar 1907, wurde dieses Haus in der Amberger Straße zum „Städtischen Armenund Altersheim“. Es wurde im Sommer 1937 bis auf die äußeren Grundmauern abgerissen und neu errichtet. Im Jahr 1949 wohnten hier insgesamt 65 alte Menschen, darunter auch Ausgebombte und Heimatvertriebene. Noch 1987 berichtete die HZ, dass hier immer ein Zimmer für Kurzzeitpflegebedürftige frei ist. Diese Möglichkeit wurde geboten, um alte pflegebedürftige Leute bis zu sechs Wochen aufnehmen zu können und deren Angehörige zu entlasten, die sonst nie Urlaub machen konnten. Diese Leute fanden auch immer schnell Anschluss zu den übrigen Heimbewohnern. Nach der Eröffnung des Sigmund-Faber-Heimes (1976) blieb dieses Städtische Altersheim noch für die etwas weniger gut bemittelten alten Bürger unserer Stadt bestehen und wurde sogar noch 1984/86 umgebaut. Bald aber entsprach es nicht mehr den Anforderungen, es fehlten u. a. die integrierten Toiletten und Badezimmer und so gab es immer mehr Unterbelegung, sodass sich der Betrieb nicht mehr rechnete. Anfang 1996 hatte das Haus nur noch 27 Insassen und das Essen kam längst aus dem Sigmund-Faber-Heim. So zogen im Laufe des Jahres 1999 die letzten HeimInsassen in die Lohe und im Oktober 1999 wurde es endgültig geschlossen. 11 KrankenhauS
¬¬ Sigmund-Faber-Heim Emil Held gab mit einer Stiftung von 600 000 DM die Initialzündung zum Bau eines neuen Altenheimes und am 17. Dezember 1975 hatte das Richtfest für den BetonBaukörper mit 22 000 m³ umbauten Raum stattgefunden. Das Haus besteht aus fünf Stockwerken mit insgesamt 84 Wohneinheiten bzw. 100 Betten einschließlich Pflegestation. Am 10. und 13. Dezember 1976 wurde über die Einweihung des „Sigmund-Faber-Heimes“ als „Lebensfeierabend-Heimat“ berichtet:
„Mit Pauken, Trompeten, Posaunen, Gebeten und gemeinsam gesungenen Liedern wurde das neue Altenheim, im Beisein des stellvertretenden Landrats und Bundestagsabgeordneten Klaus Hartmann, feierlich seiner Bestimmung übergeben“. Träger der Einrichtung ist das Diakoniewerk Neuendettelsau
¬¬ Grete-Schickedanz-Altenheim Dieses Haus in der Gartenstraße, unterhalb der Schickedanz-Villa, das zehn betagten Menschen Platz bot, war eine Stiftung der Familie Schickedanz.
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¬¬ Senioren-Pflegeheim am Citypark Hier handelt es sich um ein privat geführtes Altenheim, das ehem. Alten- und Pflegeheim Bühler-Sieber, im Haus Grabenstraße 8 mit kleinem Hinterhof. 11 Don-Bosco-Haus | Sebastian-Fackelmann-Haus
Altensittenbach Der Ort steht im Weiheverzeichnis des Eichstätter Bischofs zwischen 1059 und 1075 und ist seit Juli 1976 Ortsteil der Stadt mit damals rund 2500 Einwohnern. Im Weiheverzeichnis aus den Jahren 1062 bis 1072 wird es „Sitenbach“ genannt. Der Ort entstand an der alten Handelsstraße Nürnberg-Prag, „wo diese den Sittenbach kreuzte“. Das Dorf war im Besitz der Familie von Berg, ab 1265 der Edlen von Brauneck und ab 1326 der Nürnberger Burggrafen. Im Jahr 1504 kam auch Altensittenbach unter Nürnberger Herrschaft. Die Thurn- und Taxis‘sche Posthalterei befand sich von 1623 bis 1834 in Altensittenbach, heute Nürnberger Straße 107. Der 1875 erbaute Bahnhof Hersbruck rechts der Pegnitz, der ehemalige Galgen und das Gaswerk standen auf Altensittenbacher Grund. 1906 wurde zwischen Kirche und heutigem Hirschbühlweg ein Urnengräberfeld mit Gegenständen aus der Bronze- und Hallsteinzeit (etwa 1000 v. Chr.) gefunden. Gegenüber dem ehem. Gasthaus Heckel nahe der heutigen ShellTankstelle stand bis 1909 der „Siechenkobl“. 11 POST | Galling | Krankenhaus | Eingemeindung
¬¬ Kirchengeschichte Altensittenbach hatte bereits zwischen 1062 und 1071 eine Eigenkirche, geweiht durch Bischof Gundekar II. von Eichstätt. Sie war als Eichstätter Missionspfarrei eine der größten Urpfarreien im Hersbrucker Raum und Mutterpfarrei für die im nördlichen Pegnitztal gelegenen Missionskirchen. Dann aber verlor sie Gebiete an die neu errichteten Pfarreien Hersbruck und Kirchensittenbach und wohl schon vor 1270 wurde die Mutterpfarrei Altensittenbach eine Filialkirche von Hersbruck. Erst seit Dezember 1972 ist Altensittenbach, zusammen mit Oberkrumbach, wieder eine selbständige Pfarrei.
¬¬ St. Thomaskirche Sie wurde im 14. Jahrhundert aus Kalkbruchsteinen als Chorturmkirche errichtet. Aus der Zeit der Gotik stammt noch das Kreuzrippengewölbe im Chor und in der Sakristei. Im Jahr 1461 wurde eine „ewigen Messe“ am Thomas-Altar gestiftet. Die Untergeschosse sowie die Sakristei stammen aus dem 15. Jahrhundert. Nach einem Brand im Zweiten Markgrafenkrieg 1552/53, bei dem im Ort 105 Gebäude zerstört wurden, erhielt der Turm die jetzige Höhe und den Spitzhelm. Johann Georg Haller, seit 1771 Pfleger des Amtes Hersbruck, setzte 1777 gegen die knauserige Sparsamkeit des Nürnberger Landpflegamtes eine umfassende Renovierung durch. Die alte Holzdecke
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Abb.: Lageplan von Altensittenbach um 1933
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wurde entfernt und durch eine Stucktonne ersetzt, die Maurermeister Konrad Vogel aus Hersbruck mit Dekorationen im Stil des Spätrokoko versah. Eine zweite Empore wurde eingezogen und auf ihr eine neue Orgel mit Rokokomuschelwerk im Prospekt eingebaut. Die Wappenkartusche über dem Chorbogen, mit doppelköpfigem Reichsadler, den zwei Nürnberger Wappen und der Jahreszahl 1777 erinnert an die damalige Wiedereinweihung der renovierten Kirche. Die Kanzel mit den vier Evangelisten schuf 1671 der Hersbrucker Schreinermeister Hans Winter, der auch die Kanzel in Alfeld und in der Spitalkirche gefertigt hat. Sie wurde um 1853 etwas verändert. Der Barockaltar aus der Mitte des 17. Jahrhundert ist vermutlich von Erhard Wirsching aus Neumarkt, denn das Altarbild, das den ungläubigen Thomas zeigt, ähnelt sehr dem in der Spitalkirche und auch hier hat Christus die Wunde links.
Abb.: Altensittenbach von Westen Bei Reparaturarbeiten am Kirchturm, im Sommer 1963, wurde die 1945 durchschossene Kugel unter dem Wetterhahn geöffnet und erneuert. Darin befanden sich Dokumente, wonach auch 1835, 1856 und 1908 Reparaturen am Kirchturm ausgeführt wurden. Die Dokumente von 1835 und 1856 waren in alter deutscher Schrift verfasst und die Aufzeichnungen von 1908 hatte der damalige Pfarrer Wirth mit Schreibmaschine geschrieben. Der eiserne Hahn als Wetterfahne ist 65 cm mal 60 cm groß. Die Kugel auf der Spitze hat einen Durchmesser von 35 cm und das Ganze zusammen, mit der Verbindungsstange aus Eichenholz, dem sog. „Kaiserstiel“, wiegt gut einen Zentner. Die genannten Dokumente, eine Ausgabe der HZ vom Juli 1963 und einige DMMünzen wurden in zwei verschweißten Kartuschen wieder in der Turmkugel versteckt
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hoppla! neugierig? weiter gehts im buch ;)
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