Pfeiffer
Hersbrucker Alb
Die Hersbrucker Alb Gemeindegrenzen Gebiet der Kommunalen Allianz Hersbrucker Land
Plech Ranna
9 A
Pfaffenhofen Viehhofen
Henneberg
Hormersdorf
Mosenberg itz gn Pe Hammerschrott Ziegelhütte
Höfen
Münzinghof
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9
Raitenberg
Osternohe Algersdorf
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Hohenstein
Engenthal
Hartenstein Großmeinfeld
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Kirchensittenbach
Krottensee
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Rupprechtstegen Steinensittenbach
Finstermühle
Rothenbruck
Lungsdorf
Wallsdorf
Menschhof
Neuhaus a.d.Peg.
VELDEN
Oberklausen
Hirschbach
Düsselbach
Schmidtstadt
Aspertshofen Oberkrumbach
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Pommelsbrunn
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Hofstetten
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Kegelheim Lieritzhofen
Traunfeld
A6
Wüllersdorf
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Breitenbrunn
Püscheldorf
Lichtenegg
Heldmannsberg
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Ittelshofen
Guntersrieth
Aicha See
Mosenhof Hartenberg
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Waizenfeld
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Schrotsdorf
Hartmannshof
Mittelburg
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Prosberg
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HERSBRUCK
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Hegendorf Eschenbach
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Gerhardsberg
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Leuzenberg
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Fischbrunn
Alfeld
Eckeltshof
Wolfertsfeld
Nonnhof
Poppberg
A6
Hersbrucker Alb Eckhardt Pfeiffer unter Mitarbeit von Thomas Kohl Klaus Porta und Michael Scholz
Pfeiffer Verlag
IMPRESSUM Für ihre Mitwirkung danken wir Barbara Hörmann, Oswald Kipfer, Karin Richter und Dr. Anna M. Scholz Erklärungen: � �� �
bemerkenswertes Gebäude oder Kunstwerk bedeutendes Gebäude oder Kunstwerk landschaftlich besonders reizvoll
Titelbild: Blick vom Michelsberg auf Hersbruck (Thomas Kohl) Umschlag-Innenseite vorne: Karte der Hersbrucker Alb Umschlag-Innenseite hinten: Stadtplan Hersbruck S. 6. Plan der Hersbrucker Altstadt Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Neubert Verlag & Werbe GmbH, Poing b. München Fotos: Thomas Kohl außer S. 20, 36, 40, 45, 48, 63, 89, 94 Reinhard Bruckner S. 10 oben, 31, 37, 81, 83, 85, 91 Eckhardt Pfeiffer S. 84, 87 Michael Scholz, S. 55 Franz Müller, S. 96 Armin Tauber S. 60 Georg Taubmann Gestaltung: Dieter Rotter
© 2001 Pfeiffer Verlag Herstellung: Pfeiffer Verlag und Medienservice GmbH & Co., Hersbruck Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede urheberrechtsrelevante Verwertung, wie Vervielfältigung, Nachahmung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. ISBN 3-927412-18-x Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier
INHALT 5
VORWORT Die Hersbrucker Alb erkunden
7
HERSBRUCKS ALTSTADT Zwischen Türmen und Toren
21
HERSBRUCK AUSSERHALB DER MAUERN Zwischen Michelsberg und Arzberg
25
DIE TÄLER
25
Mittleres Pegnitztal
27
Oberes Pegnitztal
37
Sittenbachtal
41
Hammerbachtal
45
Albachtal
51
Högenbachtal
59
Hirschbachtal
63
NATUR Sonnige Hänge, dunkle Höhlen
69
GESCHICHTE Mehr als 1000 wechselvolle Jahre
79
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG Vom Hopfenbau zum Branchenmix
84
KULTURLEBEN Kulturgenuss mit fränkischer Note
91
SPORT + FREIZEIT Paradies für Freizeitsportler
99
ESSEN + TRINKEN Was ist eine Vogelsuppe?
101
PRAKTISCHE HINWEISE Von Auskunft bis Zimmervermittlung
103
REGISTER
Hersbrucker Alb aus der Vogelschau – im Tal die Mäander der Pegnitz 4
VORWORT
Die Hersbrucker Alb erkunden Nicht nur Wanderer kommen hier auf ihre Kosten Versorgungszentrum ihres Umlandes. Die enge Beziehung kommt auch in der Bezeichnung „Hersbrucker Alb” zum Ausdruck und neuerdings in der „Kommunalen Allianz Hersbrucker Land“. Während sich diese auf den Altlandkreis Hersbruck beschränkt, reicht die Hersbrucker Alb geologisch und touristisch in die im Osten angrenzenden oberpfälzischen Gemeinden hinein. Die Nürnberger, die seit fast 150 Jahren gern in dieses bezaubernde Landschaftsmosaik ausschwärmen, verliehen ihr den anspruchsvollen Titel „Hersbrucker Schweiz”. Dieses Buch stellt zuerst die Hersbrucker Altstadt in einem Rundgang vor, anschließend die neueren Stadtteile. Dann geht es hinein in die Täler, in die sich die Hersbrucker Alb gliedert. Die Täler wiederum sind unterteilt in die Gemeinden, die nach Lage, Bevölkerung, Struktur, Sehenswürdigkeiten und Geschichte skizziert werden. Der zweite Teil beleuchtet das ganze Gebiet unter verschiedenen Aspekten: Natur, Geschichte und Wirtschaft, Kultur und Sport, Essen und Trinken. Die Beschreibung von markierten Wanderwegen, von denen die Hersbrucker Alb nach allen Richtungen durchzogen ist, würde den Rahmen dieses Kurzportraits sprengen; hierzu sei auf das Büchlein „Wandern in der Hersbrucker Alb“ von Albert Geng verwiesen. Aber nicht nur Wanderer, auch Natur- und Kunstfreunde, Sportler und Genießer kommen hier auf ihre Kosten.
Was macht Hersbrucks Eigenart aus? Am besten erkennt man es wohl, wenn man auf seinem Hausberg, dem Michelsberg, steht und auf die Altstadt hinunter und zu dem Kranz der Höhen ringsum hinüber schaut. Nimmt man dabei einen 350 Jahre alten Kupferstich von Matthäus Merian zur Hand, dann sieht man, dass sich das mittelalterliche Bild bis heute erhalten hat: das Rathaus mitten auf dem lang gestreckten Marktplatz, das Schloss, die Stadtkirche, die drei Stadttore und die spitzgiebeligen Bürgerhäuser. In seinem Kern blieb Hersbruck nämlich seit seiner Entstehung von Zerstörungen durch Kriege oder Brände verschont. Zwar ging man auch hier gelegentlich mehr oder weniger gelungene Kompromisse mit dem Zeitgeist ein. Aber die Bewohner – gleich ob es sich um alteingesessene oder zugezogene handelt – spüren: Die Altstadt ist Hersbrucks Seele und soll es bleiben. Unverwechselbar wie sein Stadtbild ist Hersbrucks Lage. Fünf reizvolle Seitentäler münden hier sternförmig ins Pegnitztal. Es ist keine gewaltige, dafür eine umso vielgestaltigere Landschaft. Die lieblichen Täler kontrastieren mit herben Hochflächen, formenreichen Bergkuppen und oft bizarren Felsgebilden. Dazwischen liegen bescheidene, aber malerische Dörfer mit Fachwerkhäusern, die sich um alte Kirchen oder Patrizierschlösser scharen. Schon bald nach ihrer Entstehung war die Stadt Verwaltungs- und 5
BRK AOK
Dt. Hirtenmuseum Nürnberger Tor
Im Stadtgraben Skulpturengarten
Spitaltor Bürgerspital Spitalkirche
Parkhaus
P
Post/ Öffentl. Bürgerbüro WC Rathaus
P
P
2
P Psori Sol Therapiezentrum
Hirtenbrunnen Wassertor
Betreutes Wohnen
iS tadtbibliothek Amtsgericht Schloß Forstamt
Städt. Kindergarten Stadtkirche
3 JedermannSportplatz
Vermessungsamt Kurbad
Plan der Hersbrucker Altstadt
Hersbrucks Steckbrief Landkreis: Nürnberger Land Lage: 345 m ü.d.M. Fläche: 23 qkm Bevölkerung: 12.394 Einwohner, davon Stadtgebiet 9.280, Altensittenbach 2.160, Kühnhofen 129, Großviehberg 74, Ellenbach 541, Leutenbach 25, Weiher 185. Ausländer-Anteil: 893 (7,2%) Religion: Evangelisch 6.993 (56%), katholisch 3.062 (25%), andere Religionen oder ohne Religion 2.339 (19%). Verwaltung: ein Bürgermeister und 24 Stadträte; Amtszeit jeweils sechs Jahre. Behörden: Amtsgericht, Finanzamt, Amt für Landwirtschaft und Ernährung, Forstamt, Vermessungsamt, Polizei-Inspektion Schulen: Grund- und Hauptschule, Realschule, Gymnasium Kirchen: Evang.-luth. Dekanat und drei Pfarrämter, Kath. Pfarramt, Evang.-method., Evang.-freikirchl. und Neuapostol. Gemeinden 6
HERSBRUCKS ALTSTADT
Zwischen Türmen und Toren Ein Rundgang durch die Hersbrucker Altstadt 1945 ging es nach dem Einmarsch der Amerikaner aus bis heute ungeklärter Ursache erneut in Flammen auf. 1946 bis 1952 wurde es nach einem Bürgervotum in seiner historischen Form wieder aufgebaut. Vor dem Rathaus steht der barocke Marktbrunnen, auch Hirschbrunnen genannt, der 1693 von einem Hersbrucker Steinmetzmeister geschaffen und 1762 erneuert wurde. Der von Hunden angegriffene Hirsch verweist auf die Sage, dass ein über die Brücke in die Stadt springender Hirsch ihr den Namen gegeben habe (s. Kasten S. 11). Der Marktplatz ist typisch bayerisch: eine breite Straße, die in der Mitte auseinander läuft, um dem Rathaus Platz zu geben. Seit seiner Entstehung diente er dem Handel.
Am besten lernt man Hersbrucks Sehens- und Merkwürdigkeiten bei einem Stadtrundgang kennen. Beginnen wir auf dem Marktplatz mit dem Rathaus in der Mitte, das ihn in den Oberen und Unteren Markt teilt. Entstanden ist er an der uralten Handelsstraße von Regensburg nach Forchheim und weiter nach Norden. Das Rathaus mit seinem hoch aufstrebenden schlanken Turm stammt im Kern wohl aus dem 14. Jahrhundert. Aber als im Bayerischen Erbfolgekrieg 1504 nürnbergische Söldner das Städtchen besetzten, ist das Rathaus durch deren Unvorsichtigkeit „vom Pulver entzündet worden und zum Teil abgeprunnen”. Wiederholt musste es sich Veränderungen gefallen lassen.
Der Obere Markt mit Marktbrunnen und Michelsberg (im Hintergrund) 7
Zweimal nach kriegerischer Besetzung abgebrannt und in der historischen Gestalt wieder aufgebaut: das Rathaus 8
HERSBRUCKS ALTSTADT
Nürnberger Tor und Oberer Markt mit seinen schönen alten Häusern machen sich gut als Kulisse für eine Oldtimer-Rallye der Jahreszahl 1444 auf der Feldseite markiert es den Abschluss der Stadtbefestigung.
Hier war immer etwas los, vor allem an den bis zum Ersten Weltkrieg regelmäßig abgehaltenen Markttagen. Besonders lebhaft ging es beim Lichtmessmarkt zu, wenn die Dienstboten mit dem an diesem Tag erhaltenen Lohn in der Tasche zum Einkaufen ins Städtchen kamen. Da füllten die Stände der vielen Handwerker und Händler, unter die sich Moritatensänger und Komödianten mischten, den Platz bis in die angrenzenden Straßen hinein. Und in den Wirtschaften wie im „Roten Ochsen” (Haus Nr. 20) mit seinem hübschen Fachwerk, im „Goldenen Stern” (Nr. 14), von dem nur noch der schmucke Ausleger übrig geblieben ist, beim „Hirschenwirt” (Nr. 6), noch erkennbar an der Haustüre, und in der „Goldenen Traube” (an der Stelle des jetzigen Sparkasseneingangs), ging es hoch her. Der obere (nördliche) Teil schließt mit dem ★Nürnberger Tor ab. Mit
Das Tor zieht am oberen Ende des Platzes den Blick so auf sich, dass man zunächst kaum nach rechts ins Eisenhüttlein schaut. Dabei ist diese Gasse vielleicht die malerischste Partie im Stadtzentrum. Der Name erinnert an eine Eisenschmelze (von der man nichts mehr weiß) oder an die historisch erwiesenen Farbbrenner, die sich wegen ihres stinkenden Gewerbes außerhalb des Ortes niederlassen mussten. Hier zieht eine Reihe besonders hübscher Häuser den Blick auf sich, angefangen von dem originell restaurierten Haus Nr. 3 über die einstige Farbbrennhütte und spätere Schmiede (Haus Nr. 5) bis zum Haus Nr. 9, einst ebenfalls Farbbrennhütte und heute Metzgerei. Dazwischen die Krone des Gässchens, das ★Deutsche Hirten9
museum (Nr. 7), dessen Wetterfahne mit Breze bekundet, dass das 1524 errichtete Bürgerhaus samt dem romantischen Innenhof mit seiner Dockengalerie einem Bäckermeister gehört hat (s. S. 88). Im Hof der rückwärts angrenzenden Schlosserei (Nr. 15) sieht man den Baumeisterturm, die einzig übriggebliebene von einstmals sieben Rundbasteien. Dort kann man noch deutlich den einstigen Stadtgraben erkennen. Am Ende des Eisenhüttleins ragt der Gänsturm, auch Schwalbenturm genannt, in die Höhe. Er gehörte seit dem 15. Jahrhundert als Rundturm zur Stadtbefestigung, wurde aber 1801 bis auf fünf Meter Höhe abgetragen, rechteckig ummantelt und bekam eine FachwerkWohnung aufgesetzt. Hier wurde
Das Deutsche Hirtenmuseum mit Innenhof und Fachwerkscheune ist das schönste Bürgerhaus der Stadt.
ZWEIERLEI WAPPEN: Jedes Hersbrucker Stadttor präsentiert auf der Feldseite das Stadtwappen. Im Wappen am Wassertor (links), das 1602 erneuert und erhöht wurde, springt ein Widder über die Brücke, Hersbrucks ältestes Wappentier, das schon um 1300 das Stadtsiegel schmückte. Am Nürnberger Tor (rechts), wie auch am Spitaltor, ist es der Hirsch. Dieses schön gestaltete Wappen-Relief stammt allerdings nicht mehr aus der Entstehungszeit des Tores, sondern von einer Restaurierung im 19. Jahrhundert (siehe auch Kasten S. 11). 10
HERSBRUCKS ALTSTADT von 1537 bis 1895 das in Holzröhren vom Steinberg abgeleitete Quellwasser gesammelt und an sechs Brunnen in der Innenstadt weiter geleitet. Neben dem Gänsturm wurde 1863 ein Fußgängerdurchlass in der Stadtmauer geschaffen, ehe die Mauer ganz abgebrochen wurde. Nach dem Überschreiten der Zufahrt von der Grabenstraße (zugleich Kreisstraße) beginnt der Mauerweg, benannt nach der alten Stadtmauer, die entlang dieses Gässchens am besten erhalten geblieben ist. Seit dem Jahr 2001 kann man den überdachten Wehrgang
Der Name Hersbruck Der wackere Haderich (hadu heißt im Althochdeutschen Kampf, rich = mächtig, stark) hat es sich gewiss nicht träumen lassen, dass er dem an seiner Brücke entstehenden Ort den Namen geben würde: Haderihesprucga = Haderichsbrücke. Zum ersten Mal taucht allerdings sein Name 1003 in Hatheresburgdi (Haderichsburg) auf. Bei der mundfaulen Aussprache der Baiern wird aus Haderihesprucga vom 11. bis zum 13. Jh. zunächst Hadersprucce, dann Harsprucce und schließlich Hersbruck (in unterschiedlicher Schreibweise). Im späten Mittelalter konnte man sich den verstümmelten ersten Namensteil nicht mehr erklären. Man glaubte, er komme von Hirsch und setzte das stolze Tier anstelle des früheren Widders ins Stadtwappen. Auch der Schöpfer des Marktbrunnens suchte sich deshalb 1698 ein Hirschmotiv.
Mauerweg: Seit dem Jahr 2001 kann hier die Stadtmauer wieder begangen werden. der Stadtbefestigung aus dem 14./15. Jh. auf der fünf bis sechs Meter hohen und eineinhalb Meter dicken Mauer wieder begehen und durch die Schießscharten über den ehemaligen Stadtgraben hinweg schauen. Am Anfang steht der Fraischturm (Nr. 7), der im Mittelalter als Gefängnis mit Amtsknechtswohnung und Henkerstube diente, gefolgt vom Wildzirkelturm (Nr. 17). Am Ende des Mauerwegs stoßen wir auf das ★Spitaltor, nach 1425 erbaut und im 17. Jh. neu errichtet. Stadtauswärts ist dem Tor das einstige Einlasshaus angeklebt, das heute das kleine Kunstmuseum birgt (s. S. 90). Zeitgenössische Kunst kann man auch eine Etage tiefer im ehemaligen Stadtgraben entdecken, der in jüngster Zeit zu einem Skulpturenweg ausgestaltet wurde. 11
einbezogen. Hier, wo einst die großen Packwagen von Nürnberg Richtung Prag durchholperten, wird die aus der Gotik stammende Eigenart der Altstadtstraßen besonders deutlich: die schönen geschlossenen Reihen aneinanderstoßender zweistöckiger Giebelhäuser, verziert durch profilierte Fenstergewände und Erker und durch die vorspringenden Dachnasen oder Aufzugsgauben, über die man den Hopfen auf den Dachboden hinaufzog. Die Prager Straße ist heute eine lebhafte Geschäftsstraße. Doch trotz der vielen eingebauten Schaufenster hat man das geschlossene alte Straßenbild bewahrt. Ein Charakterzug dieser Straße: die Häuser springen immer eines neben dem anderen etwas vor, damit man besser sehen konnte, was auf der Straße los war. Die Sandsteinhäuser (Nr. 18, 20, 22) entstanden nach einem Brand im Jahre 1746. Haus Nr. 20 trägt ein besonders hübsches Hauszeichen mit Trommel, weil es dem Trommelwirt gehörte. Nr. 15 weist mit seinen drei gotischen Kreuzen im Hauszeichen darauf hin, dass hier der Spitalprediger wohnte. Das Portal von Nr. 10 ziert das Gerberwappen mit Inschrift. Am Rathaus vorbei gehen wir nach links zur Martin-Luther-Straße, Hersbrucks breitester Geschäftsstraße. Früher nannte man sie Wassergasse, dann Wasserstraße, weil sie zum Wasser, zur Pegnitz führt. Hier bildete sich einst der erste Hersbrucker Straßenmarkt. Zu beiden Seiten der breiten Straße präsentieren sich stattliche Bürgerhäuser. Etwas aus dem üblichen Rahmen fällt Haus Nr. 6 mit seinen im Sommer blumengeschmückten Holzgalerien (18. Jh.). Das Schmuckstück der breiten Straße
An die Innenseite des Tors stößt das einstige Bürgerspital an, gestiftet 1406 von dem Bürger Johann Polster als Krankenstation an der Straße Nürnberg–Prag, später als Krankenhaus und Pfründnerwohnung genutzt. Das Tor mit dem doppelköpfigen Reichsadler (um 1670) erinnert an das ehemalige Eichamt. Die Gebäude des Spitals umschließen einen rechteckigen Hof. Die ev. ★Spitalkirche (St. Elisabeth), 1423 von der Regensburgerin Katharina Alhart gestiftet, schließt direkt an das Pfründnerhaus an. Von außen eher unscheinbar, mit einem Dachreiter und einer Sandsteinfigur der hl. Elisabeth als einzigem Schmuck, entpuppt sie sich im Innern als Kleinod. Das Glanzstück des intimen Kirchenraumes mit seiner Pfründnerempore hat man in der Barockzeit in die Ecke neben der mit einer Sanduhr bestückten Kanzel gedrängt: den ★Kreuzigungs- oder Elisabeth-Altar mit seinen prächtigen Figuren aus der Veit Stoß-Schule und Gemälden vermutlich aus der Werkstatt von Michael Wolgemut (um 1510). Daneben verblasst der barocke Hauptaltar von 1688. Die barocke Orgel (um 1730) ist eines der wenigen noch erhaltenen Werke des Laufer Orgelbauers Elias Hössler. In der schmalen Turngasse war in Nr. 12 einst das Badhaus eines Baders und Wundarztes. Ihr Name weist darauf hin, dass sie in der Verlängerung über die Pegnitz zur 1886 erbauten Turnhalle des Turnvereins 1861 führt. Von der Spitalkirche nach Westen erstreckt sich die Prager Straße, entstanden an der „Goldenen Straße” von Nürnberg nach Prag und im 15. Jh. in die Stadtbefestigung 12
HERSBRUCKS ALTSTADT
Ein reizvolles mittelalterliches Ensemble bildet das Bürgerspital mit der dazugehörigen Spitalkirche, die auch von der Rückseite an ihrem Dachreiter zu erkennen ist. Die Mauer umgrenzt den Hof des einstigen Spitals. 13
Theologen und Liederdichters Nikolaus Selnecker (s. Kasten). Das Gasthaus „Zur Krone” (Nr. 17) besticht durch sein reiches Fachwerk aus dem 17. Jahrhundert. Die Martin-Luther-Straße war immer eine Handelsstraße. Heute dominieren die Mode mit attraktiven Geschäften und die Gastronomie. Am unteren Ende der Straße reckt sich Hersbrucks Wahrzeichen in die Höhe: das ★Wassertor. Bei seinem Wiederaufbau 1601/02 wurde es das größte Stadttor. Vor dem Tor linker Hand die handtuchschmale Hirtengasse mit dem früheren Hirtenhaus. ★Hersbrucks malerischste Partie hat man vor sich, wenn man zum Tor hinaus und über den als Mühlund Stadtgraben angelegten inneren Pegnitzarm in die Mühlstraße geht oder in den Untermühlweg, benannt nach der an seinem Ende stehenden einstigen Untermühle und späteren Schlossmühle, wo Schloss und Wassertor zugleich ins Blickfeld rücken. Dieses größte Hersbrucker Tor trägt an der Außenseite das Wappen der Stadt und die Jahreszahl der Vollendung seines Wiederaufbaus, 1602. An seinen Fuß duckt sich das einstige Zollhaus von 1690. Flussabwärts stand früher ein Waschhaus, weshalb der Volksmund diesen Flussarm „Waschpengertz” taufte. Der äußere Flussarm heißt Kühpegnitz, weil hier der Stadthirte die Kühe der Ackerbürger durch eine Furt zur Weide trieb. Von der Brücke über die Kühpegnitz blickt man auf das reizvolle Ensemble der „Sartorius-Insel”, benannt nach der Familie des Kunstmühlenbesitzers, Bürgermeisters und Landtagsabgeordneten J.B. Sartorius (1886 – 1906). An der Stelle der Mühle ist heute das Therapiezentrum Psori-
ist Haus Nr. 10, Hersbrucks einziges Bürgerhaus mit Rokokofassade (1752), dessen Wetterfahne mit Holzschuh auf die Patrizierfamilie Holzschuher hinweist, die das Haus allerdings nur sechs Jahrzehnte lang besaß. Die Pizzeria daneben (Nr. 12) war einst die Wohnung des Propstes vom Kloster Bergen. Nr. 13 ist das Geburtshaus des bedeutenden evangelischen
Nikolaus Selnecker Als kraftvolle Gestalt steht Nikolaus Selnecker, am 6. Dezember 1530 als Sohn des Hersbrucker Stadtschreibers in der damaligen Wassergasse, heute Martin-Luther-Straße, geboren, mitten in den religiösen Auseinandersetzungen nach Luthers Tod. Schon mit 28 Jahren wurde der hervorragende Melanchthon-Schüler Hofprediger und Prinzenerzieher in Dresden. Wiederholt wurde der streitbare Theologe aus seinen hohen Ämtern vertrieben und wieder zurück geholt, zuletzt nach Leipzig, wo er 1592 starb und in der Thomaskirche wie ein Fürst beigesetzt wurde (ein Epitaph erinnert dort an ihn). Seine größten Verdienste erwarb er sich als Mitverfasser der Konkordienformel, welche die Einheit des deutschen Luthertums herbeiführte, und durch seine Richtung weisenden Impulse für den evangelischen Kirchengesang. Sein Andenken lebt fort in einigen der über hundert von ihm geschaffenen Kirchenlieder, darunter „Lass mich Dein sein und bleiben“ und „Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ“. 14
HERSBRUCKS ALTSTADT
Das Wassertor ist Hersbrucks Wahrzeichen 15
erh채ltlich bei Pfeiffer Verlag u. Medienservice GmbH & Co. KG N체rnberger Str. 7, 91217 Hersbruck Tel. 09151 7307-0, Fax: 09151 7307-98