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Albert Geng, bekannter Wanderbuchautor und Hersbrucker Stadtarchivar, weiß eine Menge darüber, was früher in und um Hersbruck passiert ist. Und weil er Augen und Ohren offen hält, spießt er alte und neue Begebenheiten in kurzen Geschichten auf. Nach „Ja so war’s“ wieder eine unterhaltsame Mischung, die bei Älteren Erinnerungen wach ruft, Jüngeren und „Zugezogenen“ manches Lokalkolorit erklärt und alle Leser immer wieder schmunzeln lässt.
ISBN 3-927412-20-1
Albert Geng Albert Geng • Wirkli wahr
Titel_Wirkli
r h a w i l k r i W
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Albert Geng 路 Wirkli wahr
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Das Buch mรถchte ich meinen sechs Enkeln widmen, die durch ihre kindlichen Bemerkungen nicht unerheblich an seinem Entstehen beteiligt waren.
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Albert Geng
Wirkli wahr Kurze Geschichten zum Schmunzeln, Nachdenken und Erinnern
Pfeiffer Verlag Hersbruck
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Š 2003 Pfeiffer Verlag, Hersbruck Alle Rechte vorbehalten Herstellung: Pfeiffer Verlag und Medienservice GmbH & Co. KG ISBN 3-927412-20-1
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Vorwort Jeder Mensch kramt – je älter er wird, um so mehr – gern in seinen Erinnerungen und merkt dabei, wieviel schon aus seinem Gedächtnis entschwunden ist. Da freut es ihn, wenn einer es aufgeschrieben hat, wie es nach dem Krieg war, zum Beispiel mit den ersten Eisverkäufern, dem ersten Supermarkt in Hersbruck oder dem Skifasching, mit der Freude über das wiedererscheinende Vollbier, mit dem „Barfatzlaffen“ oder den langen Strümpfen, die oft so gekratzt haben... Albert Geng schlägt in seinen kurzen Geschichten, die zumeist schon als Lokalspitzen in der Hersbrucker Zeitung erschienen sind, auf unterhaltsame Weise eine Brücke von der Historie zur Gegenwart, wenn er beispielsweise das „Gehakel“ zwischen eingeborenen Hersbruckern und Laufern oder die „Bäderstadt Hersbruck“ beschreibt. So erfahren auch die Jüngeren und die Neubürger, wie und warum vieles so geworden ist, wie sie es vorfinden. Immer wieder streut der Autor heitere Episoden ein, die uns schmunzeln lassen. Alles in allem eine Mischung, die schon seinem Büchlein „Ja so war’s“ zufriedene Leser beschert hat. Und die waren es, die ihn zu dieser Fortsetzung angeregt haben. Eckhardt Pfeiffer
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Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5
Dachmännchen
. . . . . . . . . . . .33
Affen im Christbaum . . . . . . . .34
Jugenderinnerungen
Hallejulia . . . . . . . . . . . . . . . . .34 Endlich Weihnachten . . . . . . . .35
Überraschende Hilfe . . . . . . . . . 9 Barfatzlaffer - Dreeckverkafer . .10 Gib mir auch a Bröckl Brot! . . .11 Endlich wieder Vollbier . . . . . .12 Der Grenzvorteil . . . . . . . . . . .13 Die erste lange Hose . . . . . . . .15 Statt Erholung in Quarantäne . .16 Die ersten Eisverkäufer . . . . . . .17
Spießer und Bimberla Spießer und Bimberla . . . . . . . 36 Im Laufer Krankenhaus . . . . . . 38 Die Autobahneinweihung
. . . . 39
„Schaiß Gebietsreform“ . . . . . . 40 Die erste Kreistagswahl . . . . . . 41
Menschenschlangen . . . . . . . . .19
Die alte Lateinschule . . . . . . . . 42
In der Schule . . . . . . . . . . . . . . .20
Der Orgelbauer Hößler . . . . . . 43
Asthaufen und Baumschubser . .23 Die Lehrzeit . . . . . . . . . . . . . . .24 Gleitende Arbeitszeit . . . . . . . .26
Stadtgeschichtchen
Ein fideles Krankenhaus . . . . .27
Dem Zöllner eins ausgewischt . .44 Unser tägliches Brot . . . . . . . . .45
Kindermund
Bäderstadt Hersbruck . . . . . . . .46 Wöi a gsengte Sau . . . . . . . . . .47
Opafreuden . . . . . . . . . . . . . . .29
Freibank und Wannenbad . . . . .48
Der neue Spitzname . . . . . . . . .30
Die Fahrt im Postmotorwagen
Die Knickerbocker . . . . . . . . . .31
Hersbruck als Messestadt . . . . .52
Namensverwechslung? . . . . . . .32
Strenge Winter . . . . . . . . . . . . .53
Meine Früchtchen . . . . . . . . . .32
Als die Kohle knapp war . . . . .55
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Ein Schulhaus wird saniert . . . .57
Deutsche Uhrzeiten . . . . . . . . .84
Kühleisgewinnung . . . . . . . . . .58
Eine Eselstraße wäre fällig . . . .85
Faschingshochburg Hersbruck . .60
Das Leben verlängern . . . . . . .86
Erster Hersbrucker Supermarkt .63
Der kleine Albert . . . . . . . . . . .87
Geschichte der Michelmühle . . .64
Die schwarze Elfi
Schafherden in Pegnitzwiesen . .66
Auf den Leim gegangen . . . . . .88
. . . . . . . . . .87
Wandererkarriere . . . . . . . . . . .90 Die Wurzelstolperer . . . . . . . . .91
Zeitgeschichte
Stromausfall . . . . . . . . . . . . . . .92
Immer mehr Schlamper . . . . . .67
Achtung, fliegende Schnecken! 93
Ein prima Wagen . . . . . . . . . . .68
Der lange „hm“ . . . . . . . . . . . . .94
Arbeitslos vor 75 Jahren . . . . . .70
Der Pechvogel . . . . . . . . . . . . .95
Die Inflationszeit . . . . . . . . . . .71 Hungerjahre . . . . . . . . . . . . . . .72 90 Jahre Flaschenpfand . . . . . . .74 Seit über 100 Jahren Telefon . . .75 Radio für die Landwirtschaft . . .76 Der erste Fernseher . . . . . . . . . .77 Euro, lieber Teuro . . . . . . . . . . .79
Kunterbunt Omas Kalterle . . . . . . . . . . . . . .80 Lindenblütenernte . . . . . . . . . . .81 Deutsche Küche . . . . . . . . . . . .82 Fränkische Krippen . . . . . . . . .83
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Überraschende Hilfe Nachdem Vater gefallen war, wurde in den letzten Kriegsmonaten Hunger bei uns groß geschrieben. Meist gab es Mehlsuppe zum Frühstück, weil sie billiger war als Brot. Eines Abends sagte Mutter, dass fast kein Mehl mehr da sei und die Brotmarken auch verbraucht sind. Da klopfte es plötzlich an der Tür und ein Mann mit einem halben Sack Mehl trat ein. Der Unbekannte war Mühlenbesitzer aus einer 50 Kilometer entfernten Stadt. Als er mit dem LKW durch unser Städtchen kam, erinnerte er sich, dass er mit Vater die Meisterschule besucht hatte und erkundigte sich nach ihm. Er erfuhr, dass der Schulfreund im Osten gefallen, aber seine Frau mit den drei Kindern hier wohnte. So kam er auf den Gedanken, uns mit einer Ration Mehl zu überraschen. Wenige Wochen später, der Krieg war zu Ende, spielte ich mit meinem kleinen Bruder im Hausflur, den viele als Durchgang benutzten. Da kam ein fremder Mann auf mich zu und schenkte mir einen Laib Brot und ein Stück Rohwurst. Als Mutter von der Arbeit kam, glaubte sie, ich hätte die Sachen gestohlen. Wenige Tage später sah ich den unbekannten Spender wieder und Mutter fragte ihn, weshalb er ausgerechnet ihren Kindern Brot und Wurst geschenkt hatte. Er erzählte, dass er das von den Amerikanern eingerichtete Internierungslager mit Wurst und Brot beliefere und uns seine tägliche Ration gegeben hätte, weil er beim Vorübergehen hörte, wie der Kleine über Hunger klagte und der Bruder ihn auf Mutters Feierabend vertröstete. War es Zufall, Glück oder wurde diese Hilfe von oben gelenkt?
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Barfatzlaffer - Dreeckverkafer An einem warmen Sommertag hatte ich den Dämmerschoppen um ein Seidel verlängert, weil draußen ein Gewitter niederging. Als dann der Regen etwas nachgelassen hatte, habe ich mich doch entschlossen, den Heimweg anzutreten. Ich ging, verstaute draußen vor der Tür Sandalen und Socken in der zufällig mitgebrachten Stofftasche und spazierte barfuß im warmen Regen mit Wonne durch die Pfützen, wenn auch der noch vom Winter stammende Splitt ab und zu etwas piekste. Ich ging betont langsam, dem durchgeschwitzten Hemd schadete das Wasser ja auch nicht und als ich am Spitaltor auf das warme Pflaster kam, wurden Erinnerungen an die Kindheit wach. Damals mussten wir viele Monate lang barfuß zur Schule gehen, weil wir keine Schuhe hatten. Oft zeigte sich auf den Hausdächern schon der erste leichte Reif, wenn wir uns auf den Weg machten. Dann freute ich mich besonders, wenn das Spitaltor erreicht war, denn in der Altstadt war es doch noch etwas wärmer. Dort warteten auch schon die eisernen Mistendeckel der Metzgerei Liedel (Autoteile Kratzer) und der Metzgerei Sörgel (Ehrnsperger), die über dem frisch eingefüllten Dung dampften, und darauf habe ich mir dann meine kalten Füße wärmen können. Natürlich sind wir im Sommer auch gerne nach dem Gewitter in den schäumenden warmen Pfützen herumgetollt und einige erinnern sich sicher noch, dass wir uns draußen bei den Kühen auf der Weide gerne barfuß in frische Kuhfladen stellten, weil uns diese Wärme gut tat. Doch die Barfußläufer waren arme Kinder und sie mussten sich allzu oft die Worte „Barfatzlaffer - Dreeckverkafer“ nachrufen lassen. Heute aber legt man, beispielsweise in Bad Sobernheim an der Nahe, Pfade an, auf denen die Kurgäste barfüßig abwechselnd durch Sand, Schlamm, Rasen und Kiesel wandeln, damit ihre Füße besser durchblutet werden. Auf Kuhfladen kann man dann verzichten. 10
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Gib mir auch a Bröckl Brot! Wir sind doch eigentlich alle übersättigt, und wer erinnert sich gerne an die Zeit des Hungerns, viele schämen sich zuzugeben, dass sie auch mal hungrig waren. Vor fast sechzig Jahren, als ich zur Schule ging, hatte Mutter Schwierigkeiten, uns drei hungrige Mäuler satt zu bekommen. Pausenbrot war für uns ein Fremdwort, wir mussten vom Frühstück bis zum Mittagessen durchhalten. Vielen meiner Schulkameraden ging es da schon besser, vor allem dem Gerhard. Der hatte täglich eine Riesenschnitte dabei, zwei Mal um den Brotlaib geschnitten und dazwischen noch saftige Wurstscheiben. Beim Anblick dieser Brotzeit glänzten meine Augen und der Mund wurde wässrig. In der Pause schlich ich um ihn herum, bis er sich meiner erbarmte und mir ein Stück abgab. Das ging wochenlang so, dann aber hatte Gerhard für mich jedes Mal eine kleinere Schnitte dabei. Mein tägliches Betteln war ihm auf die Nerven gegangen, er hatte es zu Hause erzählt und nun packte ihm seine Mutter immer eine kleine Schnitte für mich mit ein. Kürzlich war ich in einem Gasthaus der Umgebung und da kam ein grau melierter Herr auf mich zu und meinte. „Du wirst mich nicht mehr kennen, an meinem Tisch wurde erzählt, wer du bist und da ist mir wieder eingefallen, dass wir zusammen zur Schule gingen.“ Ich habe den Gerhard sofort wieder erkannt. Einen Menschen, der einem im Hunger ein Stück von seinem Brot abgibt, wird man im ganzen Leben nicht vergessen.
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Endlich wieder Vollbier In der Nachkriegszeit gab es für die Deutschen nur das Einfachbier mit einem Stammwürzegehalt von 1,7 bis 2,4 Prozent. Im Volksmund wurde es Dünnbier genannt. Ein Hektoliter Bier kostete im Sommer 1945 30 Reichsmark plus 5 Reichsmark Kriegszuschlag und 12 Reichsmark Wirteschanknutzen, so dass der Ausschankpreis bei 47 Pfennigen pro Liter Einfachbier lag. Die Halbe vom Fass kostete somit 24 Pfennig. Mutter, gelernte Kanzleigehilfin, arbeitete damals als Reinmachefrau bei den Amerikanern im „Hotel Post“. Für die deutschen Armeeangestellten gab es täglich drei Liter gutes Bier, vom Fass der Besatzer. Mit einer blechernen Dreiliter-Milchkanne spazierte ich jeden Abend vom Unteren Markt, wo wir ja bis 1947 wohnten, in die Amberger Straße, um das uns zustehende Vollbier vom frisch gezapften Fass abzuholen. Im Hausflur der ehemaligen Metzgerei Raum, Unterer Markt 14, warteten schon die Männer ungeduldig mit ihren Krügen, um etwas von dem guten, so begehrten Gerstensaft zu bekommen. Mutter und wir tranken ja kein Bier. Aber mal ganz ehrlich, würde heute noch jemand Bier, das in einer Blechkanne, noch dazu einer Milchkanne, transportiert wurde, trinken? Nach der Währungsreform 1948 gab es wieder stärkeres Bier, aber erst im Sommer 1949 wurde nach Zustimmung durch die Militärregierung wieder 11- bis 14-prozentiges Vollbier für den deutschen Verbrauch gebraut. Allerdings war die Menge auf 175 000 Hektoliter pro Jahr beschränkt, um die Herstellung schwächerer Sorten nicht auszuschließen.
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Der Grenzvorteil Dr. Fleischmann vom Staatsarchiv Nürnberg erzählte anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Hersbruck von einem Ereignis aus dem Jahr 1591. Jacob Spalter aus Lauf hatte die Reichenschwander Wirtstochter beraubt und versuchte bei der Flucht, das Nürnberger Territorium zu verlassen. Er wurde direkt an der Grenze gestellt und ins Hersbrucker Gefängnis gebracht. Anschließend stritten sich die churbayerischen Schnaittacher mit den Nürnbergern um den Gefangenen im Hersbrucker Schloss. Angeblich sei bei der Festnahme sein Kopf auf rothenbergischem und damit auf bayerischem Grund gelegen. Dabei erinnere ich mich an eine Begebenheit in den 50er Jahren, als es in Hersbruck noch eine Stadtpolizei gab. Ich arbeitete damals in Frankfurt a.M., war hier auf Urlaub und im Wildskeller (heute Neuapostolische Kirche) zum Tanz gegangen. Ich war etwas auffällig gekleidet, die Frankfurter Mode war der Hersbrucker etwas voraus. Zudem war es auch noch das Alter, wo man einfach anders sein wollte, jeder ist da mal durch. Einige schienen über meine Anwesenheit nicht gerade erfreut, so entwickelte sich ein Streit und ich zog es vor, den Saal zu verlassen. Mein Schulkamerad Georg, der mich schon in der Schule immer verteidigt hatte, folgte mir und meinte: „Albert, wenn döi kumma, dann helf i dir scho, aber mir möin am Bahnhuf naaf.“ Wir versuchten also zunächst, unseren Verfolgern zu entkommen und gingen durch die große Unterführung schnurstracks Richtung Bahnhof r.d.Pegn. In Höhe des heutigen neuen Bahngebäudes blieb Georg stehen und wartete auf die rauflustige Meute. Kaum waren sie da, bekam ich eine in meine Weichteile und lag flach, Georg aber zeigte jetzt erst einmal seine Muskeln, er schob sein ElastoFixo-Uhrband hoch bis zum Bizeps, spannte diesen mit geballter 13
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Faust, bis das Metallband abriss und dann ging die Keilerei erst richtig los. Am Wagners-Haus (heute Bodega) standen zwei Hersbrucker Stadtpolizisten in ihrer blauen Uniform und mussten das ganze „Gemetzel“ tatenlos mit ansehen, denn der Bahnhof stand auf Altensittenbacher Grund und hierfür war die Landpolizei zuständig. Die Stadtpolizisten selbst durften im Dienst den städtischen Grund nicht verlassen und Handys gab’s damals glücklicherweise noch nicht. Den „Stadtdienern“ blieb also gar nichts anderes übrig, als dort unten auf uns zu warten. Wir natürlich sind in Richtung Altensittenbach abgehauen, auf Umwegen durch das Lohgebiet nach Hause geschlichen und so der Polizeigewalt entronnen.
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Die erste lange Hose Wenn es herbstelt und draußen kühler wird, ist die Zeit der kurzen Hosen vorüber. Dabei muss ich oft an meine Schulzeit denken. Wir Kinder hatten zunächst überhaupt keine langen Hosen. Meine erste lange Hose war aus gefärbten Armeestoffen geschneidert. Der Konfirmationsanzug war übertragen vom Nachbarjungen gekauft und meine erste lange Sommerhose gab es im ersten Lehrjahr. Sommer wie Winter mussten wir immer kurze Hosen tragen. Wenn es im Herbst kühl wurde, hatten wir noch Kniestrümpfe an und für die noch kältere Jahreszeit gab es die lästigen Leibchen und handgestrickte lange Strümpfe. Was ein Leibchen ist? Das ist eine Art Strapshalter, der am Oberkörper getragen wurde. Wir schlüpften mit den Armen rein, zogen es über die Brust und knöpften es auf dem Rücken zu. Seitlich oder vorne hingen die langen Strapse, an denen die handgestrickten langen Wollstrümpfe, die manchmal fürchterlich kratzten, angeknöpft wurden, um nicht zu rutschen. Trotzdem schaute manchmal zwischen Strumpf und Hose noch die nackte Haut hervor und dieser Streifen war oft feuerrot vor Kälte. Bermudashorts gab es noch nicht. Auch lange Unterhosen waren damals Mangelware. Zu unserer Konfirmation hatte das Kaufhaus Schickedanz einige Konfirmanden eingekleidet. Für mich blieb nur eine lange Unterhose ohne Gummizug übrig, die mittels Laschen an die Hosenträger gehängt wurde.
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