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Genuss und Tradition

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Winterwelt

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Wirtshaus-Kultur

in Pfronten - traditionell anders

In Pfronten wird die original Allgäuer Wirtshauskultur großgeschrieben. In zahlreichen Gasthöfen und Biergärten gibt es viele Möglichkeiten, gute Allgäuer Küche zu genießen. Da die Pfrontener seit jeher dafür bekannt sind kreative Köpfe zu sein, wird auch in der Küche gerne mal experimentiert.

Pfrontener Mächler werden die Tüftler des Ortes genannt. Auch kulinarisch fällt Pfronten im Tal und auf dem Berg mit viel Kreativität auf - z.B. mit der Hündeleskopfhütte, als erste vegetarische Berghütte, oder mit Simon Schlachter, Bayerns jüngstem Sternekoch im Burghotel Falkenstein. Auch das „klassische“ Wirtshaus wird in Pfronten gerne mal neu interpretiert. Von diesem „Spirit“ hat sich auch der gebürtige Schwabe Daniel Kinast anstecken lassen, der nach diversen Stationen im Hotelgewerbe in Österreich, seinen Traum vom eigenen Wirtshaus in Pfronten verwirklicht hat. Dass traditionelle, bayerische Wirtshauskultur nicht nur mit Schweinshaxen und Blasmusik funktioniert, sieht man im Gasthof Engel in Pfronten-Kappel auf den ersten Blick. In der gemütlichen Gaststube hört man statt Blasmusik-Klassikern wie „Böhmischer Traum“ den Sound internationaler Künstler aus den Lautsprechern und auch sonst findet man hier wenig, was mit Wirtshaus-Charme aus den 80er zu tun hat. Mit viel Liebe zum Detail hat Daniel hier verschiedene Ecken zum Wohlfühlen geschaffen, die gesellige Stunden in angenehmer Runde garantieren. Egal wo man Platz nimmt, ob auf den gemütlichen, grünen Ohrensesseln am Kachelofen oder auf der Eckbank an einem Holztisch mit Charakter, es fühlt sich ein Stück weit wie Nachhause kommen an. Daniels ursprünglicher Plan war es, ein Hostel mit Gemeinschaftsküche und Barbetrieb zu machen. Die gemütliche Stube und der Charme des Hauses waren aber wie gemacht für einen gastronomischen Betrieb und der Wunsch der Einheimischen nach einem neuen Restaurant in Pfronten-Kappel war groß. Also entwickelte er ein Konzept für ein gut bürgerliches Lokal, nur eben anders! „Mir ist eine solide Auswahl sehr wichtig, bodenständig, ehrlich, selbstgemacht und frisch, so soll es sein.“ Auf seiner Karte ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die „Classics Karte“ mit ausgewählten Speisen verspricht himmlische Genüsse: Engelslocken, frische Salate, hausgemachte Kuchen und Windbeutel oder Wirtshaus Klassiker wie Wurstsalat. Ergänzt wird die halbjährlich wechselnde Karte durch ganz besondere Wochenspecials, wie Burger, vegane Falafel, hausgemachte Braten oder im Sommer feinstes BBQ. Die Auswahl der Speisen ist nach alter Mächler Manier ein kreativer Prozess, bei dem sowohl er selbst als auch der Koch und die ganze Familie beteiligt sind. Dabei entstehen einfach gute, regionale Gerichte, nur eben irgendwie anders.

Das Allgäu auf der Zunge – Knödel mal anders

Bayern ist bekannt für Knödel in jeglicher Form: Kartoffelknödel, Semmelknödel, Brezenknödel und vieles mehr. Etwas unkonventioneller und somit wieder traditionell anders sind die runden Teigwaren im Gasthof Engel. Die hausgemachten Falafel sehen zwar aus wie Knödel, doch sie sind so viel mehr als das: Goldgelb gebratene Schätze mit feinsten Zutaten aus der Region und einem Hauch Orient. Wir haben Daniel das Rezept entlockt, damit ihr die leckeren „Knödel“ zuhause nachkochen könnt. Mehr Infos zum Gasthof Engel findet ihr im Pfronten Blog unter www.pfronten.de/blog.

Zutaten (6 Portionen): • 500g Kichererbsen (12 Std in

Wasser einweichen lassen) • 1 Bund Petersilie • 1 Bund Koriander • 1 Zwiebel (gewürfelt) • 2 Zehen Knoblauch • 3 EL geschälte Hanfsamen

Nach Belieben abschmecken mit: frischer Minze, Ingwer, Zitronenzeste, Koriandersaat, Salz, Pfeffer, Chili, Kreuzkümmel oder Zimt. Zubereitung: Die eingeweichten Kichererbsen im Mixer zerkleinern, Petersilie, Koriander, Zwiebel Knoblauch und Hanfsamen hinzugeben und zu einer Masse mixen. Im Anschluss kleine Kugeln aus dem Teig formen und in heißem Olivenöl ausbacken. Die Falafel können mit gebratenem Gemüse und Sauerrahmdip serviert werden oder einfach zu einem gemischten Salat. Lasst es euch schmecken! Übrigens: Daniel verwendet für seine Falafel fast ausschließlich Zutaten aus der Region! Das Gemüse kommt vom Biobauern in der Nähe, der Dip wird mit Produkten aus Allgäuer Heumilch hergestellt, das Hanfschroth kommt aus Bayern und das Olivenöl bezieht er von der Allgäuer Ölmühle.

Pfrontener Viehscheid

Wenn das tiefe Klingen der großen Schellen durch den Ort zieht und bunte Trachten das Ortsbild zieren, kann das nur eins bedeuten: Viehscheid im Pfrontener Tal. Jedes Jahr am zweiten Samstag im September findet die traditionelle Viehscheid statt - der mit rund 400 Stück Jungvieh und 15 Kranzkühen aus 7 Alpen größte Ostallgäuer Alpabtrieb.

Brauchtum in seiner wohl schönsten Form Rund 100 Tage, also den ganzen Sommer sind die Hirten mit ihrem Jungvieh über die Bergweiden gezogen – bis hinauf in die Gipfelregionen. Mitte September, rechtzeitig bevor der erste Schnee in die Hochlagen einzieht, kehren sie ins Tal zurück. Wenn alle Tiere einer Herde den Alpsommer unbeschadet überstanden haben, wird die Leitkuh mit einem großen, traditionellen Kopfschmuck geschmückt. Alle Tiere tragen die großen Schellen und die Hirten und ihre Helfer haben ihr „Festtagsgwand“ angelegt. Im Dorf beginnt die Viehscheid. Schon Wochen vorher werden im ganzen Ort Vorbereitungen getroffen, und Gäste und Einheimische können eine Viehscheid zum Anfassen erleben. Im Rahmen der „Pfrontar Viehscheid Däg“ erhaltet ihr einen Einblick in das Geschehen rund um das Ende des Alpsommers. Hier wird Allgäuer Tradition gelebt: Beim Schmied erfahren, wie die traditionellen Schellen geschmiedet werden, mit den Floristen lernen, wie eine Krone für das Kranzrind gebunden wird oder beim Dengeln einer Sense mitmachen. Authentizität statt Alpenkitsch ist hier das Motto.

Wie ein waschechter Pfrontener: Damit ihr nicht ganz unvorbereitet in die Viehscheid startet und beim Gespräch mit Einheimischen alles versteht, haben wir die wichtigsten Begriffe für euch kurz erklärt:

Pfrontener Viehscheid Lexikon: Was bedeutet denn… Alp (= Alpe): Bergweiden inklusive der Unterkunft für Hirten und Vieh. Sie sind meist nur während der Sommermonate bewirtschaftet. Alpmeischter (= Alpmeister): Er ist für die Verwaltung des gemeinschaftlichen Alpbesitzes zuständig. Galtvieh (= Jungvieh): Vieh, das (noch) keine Milch gibt. Glocka (= Glocken): Ist meist kleiner als die Schelle, klingt heller und wird aus einem Stück gegossen. Die Schelle ist für Jungtiere, die Glocke hingegen für Milchkühe. Hirtebua (= Kleinhirt): Helfer des Hirten - sehr oft Schüler während der Sommerferien. Kranzrind: Festlich geschmücktes Rind, das die Herde beim Alpabtrieb anführt. In der Regel schmückt der Hirte ein ganz besonderes oder das schönste Tier seiner Herde mit der Krone, wenn während des Sommers kein Unfall auf seiner Alpe passiert ist. Kuah (= Kuh): Weibliches Rind, das mindestens einmal gekalbt und somit Milch produziert hat. Schellen: Große, aus Schwarzblech gefertigte Kuhglocken, die speziell für die Viehscheid angelegt werden. Schumpen: Weibliches Jungvieh.

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