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Nachruf Tamás Sulyok
Ex Oriente Lux
Zum Tod von Tamás Sulyok 1930 – 2020
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In die Chronik der Südwestdeutschen Philharmonie einzutauchen, ist stets ein Abenteuer, und die Spurensuche in der wechselvollen Geschichte des 1932 gegründeten Klangkörpers führt schnell zu Tamás Sulyok, der das Orchester von 1971 bis 1984 als Chefdirigent leitete.
Sulyok hatte in Budapest Klavier studiert, war Schüler von Bartók und Kodaly und absolvierte bereits in Ungarn eine glänzende Karriere als Dirigent und künstlerischer Fachberater der »Nationalen Philharmonischen Organisation«. Die Duodekade mit diesem Künstler am Dirigentenpult wird auch als die »Ära Sulyok« bezeichnet, und eine der ersten Konzertkritiken titelte damals: »Ex Oriente Lux – Das Licht aus dem Osten«. »Er hat uns seriös gemacht – plötzlich waren wir in der Stadt geschätzte Musiker«, erinnert sich ein Musiker aus dieser Ära. Er schildert Sulyok als einen Dirigenten mit präziser Schlagtechnik, der eine tiefe und seriöse Verbindung zum Orchester hatte, als einen Grand Signeur, eloquent und elegant in seiner Schlagfertigkeit. Unter Sulyok erweiterte sich das Repertoire – Tschaikowsky, Brahms und Bruckner standen nun auf dem Programm. Die Symphoniekonzerte hießen nun Konzilkonzerte, die Reihe »Musik der Zeit« mit Ur- und Erstaufführungen entstand sowie ein Zyklus von Kammer- und symphonischen Jugendkonzerten. Und eine gewisse Strenge zeichnete ihn im Probenbetrieb aus – so gibt es die Ge-
schichte einer Hornistin, die in den Proben gerne Briefe an ihre Familie schrieb, bis Sulyok die Probe unterbrach mit den Worten: »Sie müssen nicht alles mitschreiben, was ich sage!« Tamás Sulyok sorgte für ausverkaufte Konzerte, holte international gefeierte Solisten nach Konstanz und führte das Orchester auf Tourneen quer durch Europa. In seiner Ära bezog der Klangkörper das ehemalige Offizierscasino in der Spanierstraße und erhielt eine neue Wahrnehmung in der Stadt. Die Südwestdeutsche Philharmonie hat Tamás Sulyok viel zu verdanken. Die Musikerinnen und Musiker werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
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Herzlichen Dank an Peter Sehmsdorf, Hornist in der Südwestdeutschen Philharmonie von 1961 – 1998, für seine Erinnerungen im Gespräch über die Ära Sulyok.
Susanne Schlegel-Creutzburg
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