Philippe Zwick Eby
DIE ZAHLREICHEN VEREHRER DER ANA A. 5 min., Stummfilm, s/w, D/F/P, 2010 Ein kurzes Drehbuch f端r einen noch k端rzeren Film.
DIE ZAHLREICHEN VEREHRER DER ANA A. - DREHBUCH
SYNOPSIS: Russland. Im heißen Sommer des Jahres 1904. Die wohlhabende Handelsstadt Irkutsk, auch das „Paris Sibiriens“ genannt, bereitet sich freudig erregt auf außergewöhnliche Festlichkeiten vor. Denn der Großfürst von Irkutsk, Verwandter des letzten russischen Zaren Nikolaus II, und seine Frau haben die talentiertesten Poeten des Landes geladen, auf dass diese im Rahmen eines dreitägigen Festivals um die Gunst der einzigen Tochter Ana werben. Doch Ana will gar nicht heiraten. Trotzig lässt die Fürstentochter die leidenschaftlichen Anträge über sich ergehen. Aber keiner der hundert weit gereisten Bewerber vermag es, Ana für sich begeistern. Der Großfürst tobt. Die Großfürstin ist verzweifelt. Anas Zofe versucht zu schlichten. Erst kurz vor der mit allgemeiner Erregung erwarteten Verkündung des Siegers bringt die Zofe Ana auf eine wahrhaft skandalöse Idee. „DIE ZAHLREICHEN VEREHRER DER ANA A.“ (ca. 7 min., s/w, 16:9, D/F/P) ist ein Stummfilm von Philippe Zwick Eby über den weltweit ersten Männerharem und eine Aufsehen erregende Sammlung literarischer Originalschriften.
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DIE ZAHLREICHEN VEREHRER DER ANA A. - DREHBUCH
DIE DARSTELLER: Zwei Clowns Ana A., eine russische Fürstentochter Der Vater, Großfürst von Irkutsk, ein Verwandter des letzten russischen Zaren Nikolaus II. Die Mutter, die Großfürstin von Irkutsk Anas Zofe Zahlreiche Verehrer, genauer gesagt: Die hundert talentiertesten Poeten des Landes.
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PROLOGUE
Eine große Theaterbühne. Gefüllte Zuschauerreihen. Aufgeregtes Murmeln. Scheinwerfer leuchten auf. Ein gewaltiger Vorhang glänzt in hellem Gold. Die Zuschauer verstummen. Zwei Clowns treten von links und rechts auf die Bühne. (Zum Publikum) CLOWN 1: „Die Freiheit ist ein schöner Traum“ CLOWN 2: „die Liebe gar ihr stärkster Baum“ CLOWN 1: „nun kommt der Tag da klopft er an“ CLOWN 2: „der Bindungsspecht“ CLOWN 1: „und holt dich ran“ CLOWN 2: „er setzt die Hacken untern Fuß“ CLOWN 1: „er pudert backenroten Ruß“ CLOWN 2: „kämmt dein Haar und schnürt die Taille“ CLOWN 1 „kehrt erwachsen die Medaille“
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CLOWN 2: „kleines Kind“ CLOWN 1 & CLOWN 2: „NEIN! ... junge FRAU“ CLOWN 1: „nun steh schon auf“ CLOWN 2: „stell dich zur Schau“ CLOWN 1: „es ist soweit“ CLOWN 1 & CLOWN 2: „so trefft die EINE Wahl“ CLOWN 2: „und träumt euch aus“ CLOWN 1 & CLOWN 2 (fies überheblich, mitleidiges Grinsen): „zur Frau Gemahl!“ Die Clowns öffnen den gewaltigen Vorhang der Theaterbühne. (Ab)
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1. AKT
1. AKT - SZENE 01
Innen/Tag
(Lebhafte Musik) Russland. 5192 km östlich von Moskau. Im heißen Sommer des Jahres 1904. Morgens. In einem prunkvollen Palast inmitten der wohlhabenden Handelsstadt Irkutsk, auch das „Paris Sibiriens“ genannt. Ein kleines Gemach direkt unter dem Dach des rechten Seitenturmes. Das Fenster ist leicht geöffnet und lässt milde Sonnenstrahlen in das Zimmer. Die Stadt bereitet sich freudig erregt auf die außergewöhnlichen Festlichkeiten vor. Die Fürstentochter Ana liegt nackt in einem opulenten Himmelbett und schläft.
1. AKT - SZENE 02
Innen/Tag
Die Bürger von Irkutsk begleiten die angereisten Bewerber mit lauten Rufen bis vor den Palast. In Anas Schlafgemach: Bücher über Büchern. Ausschließlich französische Aufklärung. Ana schläft. Anas Zofe betritt das Zimmer. Sie flüstert der Fürstentochter ins Ohr. DIE ZOFE1: „Sie müssen aufstehen, gnädiges Fräulein, Sie werden im Empfangssaal erwartet!“ Die Fürstentochter blinzelt verschlafen, verdreht dann ihre Augen und dreht sich wieder um. Die Zofe ist hartnäckig und schüttelt sanft Anas Arm. DIE ZOFE: „Gnädiges Fräulein, die Bewerber sind aus dem gesamten Land angereist. Die Feierlichkeiten zu Euer Ehren sollen in wenigen Augenblicken beginnen. Ihr Vater, der ehrwürdige Großfürst, wird sehr verärgert sein, wenn Sie nicht rechtzeitig im Empfangssaal erscheinen.“
Sämtliche Dialoge werden von den Schauspielern gesprochen. Da es sich bei „Ana A.“ (AT) jedoch um einen Stummfilm handelt, sind ihre Worte nicht zu hören. Stattdessen werden nach jeder Rede Texttafeln eingeblendet. 1
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Ana richtet sich auf. Sie sieht die Zofe verzweifelt an (Musik aus): ANA: „Aber meine liebste Zofe, ich will doch gar nicht heiraten!“ Die Zofe hebt die Arme zum Himmel und schüttelt verzweifelt den Kopf.
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2. AKT
2. AKT - SZENE 01
Innen/Tag
(Fröhliche Musik) Im prunkvollen Empfangssaal des Palastes. Fahnen. Festliche Beleuchtung. Eine beeindruckende Sammlung seltener aber trauriger Singvögel schweigt in kunstvoll gefertigten, von der Decke hängenden Holzkäfigen. Zwei prächtige Pfauenmännchen langweilen sich. Ana sitzt trotzig in ihrem Thron. Ihr Haar ist eilig von der Zofe nach oben gebunden worden. Ihr langes Kleid: Ein weißes Versprechen. Auf ihrem Schoß in ihren Armen: Ihre Lieblingsgans. Zu ihrer Rechten: Ihr Vater, der Großfürst von Irkutsk, ein Verwandter des letzten russischen Zaren Nikolaus II. Seine schlanken, knochigen Finger auf zwei hölzernen Löwen. Seine Stirn in Falten. Zu ihrer Linken: Ihre Mutter, die Großfürstin von Irkutsk. Ihre Lippen: Viel zu rot. Ihr elegant gehobenes Gesicht: Faltenlos. Im Hintergrund: Die Zofe. Sie sorgt sich um die Frisur der Fürstentochter. Der Großfürst macht eine einladende Bewegung. DER VATER: „Der erste Bewerber trete vor!“ Die Großfürstin reckt sich. Der erste Bewerber nähert sich ehrfurchtsvoll. Er ist breitschultrig und groß gewachsen. Seine Augen so grau wie das Meer im Winter. Mit gebührendem Abstand bleibt er vor der Fürstentochter stehen, verbeugt sich tief und stellt sich vor. ERSTER BEWERBER: „Erlauben Sie mir, schönste aller Blumen Russlands, Ihnen einige Zeilen aus meinem Ihrer Hoheit gewidmeten Roman vortragen zu dürfen!“ Ana verdreht die Augen. Die Fürstin hält die Luft an und begleitet dies durch eine übertriebene Handbewegung. Der Fürst macht eine auffordernde Geste.
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ERSTER BEWERBER: „'Prinzessin,' sagte der Matrose mit den Augen, so grau wie das Meer im Winter, 'Prinzessin, ein Wort von Dir, und ich lasse meine Braut, die See, auf der Stelle sitzen. Ohne mit der Wimper zu zucken.'“ Ana beobachtet den Bewerber betont gelangweilt, doch ihre Augen blitzen. ERSTER BEWERBER: „'Nur ein Lächeln, und ich werde meine Liebhaberinnen, die sieben Weltmeere, belügen und betrügen, bis sie vor Kummer ganz ausgetrocknet sind. Und dann haben wir freie Bahn, überall auf der Welt werde ich dich dann lieben, im Golf von Mexiko, quer durch die Magellanstraße, selbst im Marianengraben werde ich dich von Höhepunkt zu Höhepunkt treiben, ohne dass dein Kleid auch nur am Saum benetzt wird.'“ Als der Bewerber geendet hat, übergibt er der Fürstentochter den Band mit einer tiefen Verbeugung. Seine Augen so grau wie das Meer im Winter. Der Großfürst ist angetan von dem jungen Mann. Die Großfürstin applaudiert dem schönen Dichter und seufzt verzückt. Sie liebt das Grau des Meeres im Winter. Sie redet übermäßig begeistert auf die Tochter ein. DIE MUTTER: „Ein Mann, mein Kind, welch ein Mann!“ Die Zofe rückt den Anzug des Verehrers zurecht. Die Fürstentochter erhebt sich aus ihrem Thron, nähert sich dem Mann und streicht über sein markantes Gesicht. Der Verehrer gibt ihr einen vorsichtigen Handkuss. Sie lächelt. Ana geht zurück zu ihrem Thron. DIE MUTTER: „Ein Mann, mein Kind, welch ein Mann!“ Der Großfürst nickt bestätigend. Ana setzt sich. Die Großfürstin scherzt mit dem Bewerber.
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Der Verehrer lächelt. Ana blickt ihn an und nickt ihm zu. Der Verehrer verlässt mit einer selbstbewussten Verbeugung den Raum. Die Augen des Großfürsten auf Ana. Die Augen der Großfürstin auf Ana. Die Augen der Zofe auf Ana. Ana hebt ihre Augen zum Himmel und winkt ab. Die Hände des Fürsten umfassen die Löwenköpfe etwas fester. Die Großfürstin zuckt leicht mit den Mundwinkeln und nimmt dann Haltung an. Die Zofe streicht der Fürstentochter eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ana blickt die Zofe verzweifelt an. Die Zofe blinzelt ihr aufmunternd zu.
2. AKT - SZENE 02
Innen/Tag
Ana sitzt aufrecht in ihrem Thron. Der Großfürst macht ein Zeichen. DER VATER: „Der nächste Bewerber trete vor!“ Die Großfürstin reckt sich. Der zweite Bewerber nähert sich ehrfurchtsvoll. Er ist bedeutend älter als Ana, mit silberschwarzen Haaren und lächelnden Augen. Mit gebührendem Abstand bleibt er vor der Fürstentochter stehen und verbeugt sich tief. Dann beginnt er zu lesen: ZWEITER BEWERBER: „'Endlich, Prinzessin, endlich', sagte der indische Prinz und kniete vor ihr nieder. 'Für andere mag es nur ein Vormittag gewesen sein, für mich waren es Monate, Jahre, Jahrzehnte, die Jahreszeiten flogen an mir vorbei, Generationen lösten einander ab, Dynastien entstanden und vergingen wieder.' Der Bewerber blickt Ana ernsthaft, aber mit lächelnden Augen, an.
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ZWEITER BEWERBER: „Der indische Prinz zog einen blau funkelnden Ring aus der Tasche und steckte ihn der Prinzessin an den Finger. 'Doch jetzt bist du da und lächelst', fuhr er dann fort, 'und all das zuvor war nur ein Wimpernschlag, all das zuvor war nur die Vorbereitung. Prinzessin, darf ich dich nun glücklich machen?'“ Die Mutter streicht sich theatralisch eine nicht existierende Träne aus dem Augenwinkel. DIE MUTTER: „Ein Mann, mein Kind, welch ein Mann!“ Der Vater nickt bestätigend. Die Zofe ist hingerissen von dem Bewerber. Sie ließe sich gerne von diesen lächelnden Augen glücklich machen. Ana betrachtet den Bewerber und nickt ihm dann zu. Dieser verlässt mit einer Verbeugung und lächelnden Augen den Raum. Die Augen des Großfürsten auf Ana. Die Augen der Großfürstin auf Ana. Die Augen der Zofe auf Ana. Ana streichelt ihre Lieblingsgans. Dann rollt sie mit den Augen und winkt ab. Die Großfürstin erhebt Hände und Blick zum Himmel. Der Großfürst schüttelt verständnislos den Kopf. Die Zofe ist fassungslos. Ana streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
2. AKT - SZENE 03
Innen/Tag
Ana sitzt aufrecht in ihrem Thron. Die Mutter zieht ihre Lippen nach. Der Großfürst macht ein Zeichen. DER VATER: „Der nächste Bewerber trete vor!“ Die Mutter reckt sich.
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Der dritte Bewerber nähert sich ehrfurchtsvoll. Er ist jünger als sein Vorgänger und hat ein dunkles, markantes Gesicht. Seine dunkelschwarzen Augen glühen vor Leidenschaft. Mit gebührendem Abstand bleibt er vor der Fürstentochter stehen und verbeugt sich tief. DRITTER BEWERBER: „'Was du da hörst, Prinzessin, das ist dein Herz', sagte der Fremde mit seiner geheimnisvoll dunklen Stimme. 'Keine Sorge, das ist ganz normal, wenn du dem Mann deines Lebens gegenüber stehst, und das wird ab jetzt nicht mehr aufhören, so wird es ab jetzt pochen, Tag und Nacht, mal schneller, mal langsamer, es wird hüpfen, wenn wir uns in den Armen liegen und stocken, wenn wir uns verabschieden, es wird dir mal bis zum Hals schlagen und mal in die Hose rutschen, aber so lange du bei mir bleibst, wird es nie leiser werden, das verspreche ich dir.'“ Als der Bewerber geendet hat, verbeugt er sich tief. Seine Augen glühen vor Leidenschaft. Der Großfürst nickt bestätigend. DIE MUTTER (mit brüchiger Stimme): „ …welch ein Mann!“ „Sprich weiter, schöne dunkle Stimme“ denkt die Zofe, entfernt ein Staubkörnchen vom Anzug des Bewerbers und sieht die Fürstentochter erwartungsvoll an. Einer der seltenen Singvögel versucht sich in einer Melodie. Ana mustert den Bewerber genau und nickt ihm dann zu. Dieser verlässt mit mehreren leidenschaftlichen Verbeugungen den Raum.. Ana winkt ab. Das Gesicht des Vaters verfinstert sich. Seine knochigen Finger scheinen die Löwenköpfe zerquetschen zu wollen. Die Großfürstin springt übermäßig entsetzt auf. Ihre zu roten Lippen ringen nach Worten. DIE MUTTER: „…!“ Die Zofe ist fassungslos. Keine Haarsträhne in Anas Gesicht.
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2. AKT - SZENE 04
Innen/Tag
Ana winkt den vierten, fünften und sechsten Bewerber ab.
2. AKT - SZENE 05
Innen/Tag
Der Großfürst macht ein Zeichen. Die Mutter reckt sich. Der siebte Bewerber nähert sich ehrfurchtsvoll. Er hat sanft geschwungene Lippen und Haare von der Farbe eines Weizenfeldes. Mit gebührendem Abstand bleibt er Bewerber vor Ana stehen, verbeugt sich tief und bemüht sich dann mit geschickten Worten um die Gunst der Fürstentochter. Ana winkt ihn jedoch ab. Der Großfürst kann das nachvollziehen. Die Großfürstin erhebt Hände und Blick zum Himmel. Weniger wegen der Worte. Mehr wegen der Farbe des Weizenfeldes. Die Zofe sorgt sich um die Frisur der Fürstentochter. Die Großfürstin zieht ihre Lippen nach.
2. AKT - SZENE 06
Innen/Tag
Ana winkt fünf weitere Bewerber ab.
2. AKT - SZENE 07
Innen/Tag
Der Großfürst macht ein Zeichen. Der dreizehnte Bewerber nähert sich ehrfurchtsvoll. Mit gebührendem Abstand bleibt er vor der Fürstentochter stehen. Er zitiert aus einem leidenschaftlichen Theaterstück. Die Großfürstin hängt hingebungsvoll an seinen Lippen. Die Zofe ist gerührt, mit gefalteten Händen vor ihren großzügigen Brüsten. Der Bewerber endet auf seinen Knien vor der Fürstentochter. Die Großfürstin preist die schöne Gestalt des Bewerbers an. Die Zofe redet der Fürstentochter beschwörend ins Ohr.
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Ana winkt ihn jedoch ab. Der Großfürst sitzt regungslos, mit dunkler Miene, in seinem Thron. Die Großfürstin rauft sich die Haare.
2. AKT - SZENE 08
Innen/Tag
Ana winkt sieben weitere Bewerber ab.
2. AKT - SZENE 09
Innen/Tag
Der Großfürst macht ein Zeichen. Der einundzwanzigste Bewerber bemüht sich leidenschaftlich aber erfolglos um die Aufmerksamkeit der Fürstentochter. Der Großfürst schüttelt verstimmt den Kopf. Die Mutter läuft wütend auf und ab. Die Zofe hebt die Arme zum Himmel und schüttelt verzweifelt den Kopf.
2. AKT - SZENE 10
Innen/Tag
Ana winkt neun weitere Bewerber ab.
2. AKT - SZENE 11
Innen/Tag
Der Großfürst macht ein Zeichen. Der einunddreißigste Bewerber bemüht sich leidenschaftlich aber erfolglos um die Aufmerksamkeit der Fürstentochter. Ana winkt ihn jedoch ab. (Musik schwillt an) Der Großfürst springt auf. Die Großfürstin beschwichtigt ihn und richtet sich dann ihre Haare. Die Zofe hält sich im Hintergrund.
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2. AKT - SZENE 12
Innen/Tag
Ana winkt elf weitere Bewerber ab.
2. AKT - SZENE 13
Innen/Tag
Der Großfürst macht ein Zeichen. Der dreiundvierzigste Bewerber bemüht sich leidenschaftlich um die Gunst der Fürstentochter. Ana winkt ihn jedoch ab. (Wilde Klaviermusik) Der Großfürst springt wutentbrannt auf und verlässt schimpfend und gestikulierend den Saal. Die Mutter redet verärgert auf ihre Tochter ein und eilt ihm rauschend hinterher. Die Zofe hebt die Arme zum Himmel und schüttelt verzweifelt den Kopf.
2. AKT - SZENE 14
Innen/Tag
Ana winkt dreizehn weitere Bewerber ab.
2. AKT - SZENE 15
Innen/Tag
Der siebenundfünfzigste Bewerber bemüht sich leidenschaftlich um die Gunst der Fürstentochter. Die Zofe preist die Schönheit des Bewerbers. Ana winkt ihn jedoch ab.
2. AKT - SZENE 16
Innen/Tag
Ana winkt zweiundvierzig weitere Bewerber ab.
2. AKT - SZENE 17
Innen/Tag
Es ist dunkel geworden. Ana ist erschöpft. Die Zofe sitzt neben ihr auf einer Stufe. Sie macht ein Zeichen.
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Die letzten zwei Bewerber betreten den Raum. Beide: Jung. Beide: Unerfahren. Beide: Unzertrennlich. . DIE LETZTEN ZWEI BEWERBER (lesen wie mit einer Stimme): „'Ich will, dass dein Kleid vor Schweiß trieft', sagte der Mann und umfasst sie von hinten an der Taille. Seine dunkle Stimme liebkost ihr Ohr: 'Ich will, dass von deiner Frisur bald nichts mehr übrig ist. Ich will, dass du dich morgen kaum noch bewegen kannst. Und das musst du auch nicht. Ich werde dir alles bringen, bis du genug hast. Und dann bringe ich dir einfach noch mehr.'“ Gemeinsam übergeben die beiden letzten Bewerber der Fürstentochter ein kleines goldenes Geschenk. Die Prinzessin beobachtet die beiden kaum. Sie gibt das Geschenk an die Zofe weiter. Die Zofe öffnet für sie. Zwei große Diamantringe funkeln. Die Zofe hält sie der Fürstentochter verzweifelt vor die Nase. Ana blickt die Männer kurz an. Beide lächeln sympathisch. Ihre Augen versprechen Treue und Hingebung. Die Fürstentochter winkt gelangweilt ab. (Musik aus) Die Bewerber verlassen geknickt den Raum. Die Zofe probiert einen Ring. Ihre Finger sind zu dick.
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3. AKT
3. AKT - SZENE 01
Innen/Tag
(Festlich-fröhliche Musik) Dritter Tag der außergewöhnlichen Feierlichkeiten. Mittags. Die Bewohner der Stadt Irkutsk erwarten seit Stunden mit freudiger Erregung die Verkündung des zukünftigen Großfürsten. DIE BEWOHNER: „A-na! A-na!“ In Anas Zimmer. Die Fürstentochter ist erschöpft. Sie sitzt alleine auf ihrem Bett und dreht an einer Haarsträhne. Ihr Haar ist von der Zofe kunstvoll nach oben gebunden worden. Ihr langes Kleid: Ein weißes Versprechen. Auf ihrem Schoß in ihren Armen: Ihre Lieblingsgans. Die Zofe betritt das Zimmer. Sie flüstert der Fürstentochter ins Ohr. DIE ZOFE: „Die Bürger von Irkutsk warten auf Ihre Entscheidung, gnädiges Fräulein!“ Ana sieht die Zofe verzweifelt an. ANA (streicht über eines ihrer zahlreichen Bücher): „Aber meine liebste Zofe, ich will doch gar nicht heiraten!“ DIE BEWOHNER: „A-na! A-na!“ Die Zofe blickt Ana mit flehenden Augen an. DIE ZOFE: Wollen sie all diese schönen Jungen so verzweifelt wieder entlassen?“ Ana betrachtet ihre Sammlung von Büchern. Ausschließlich französische Aufklärung.
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Die Fürstentochter überlegt. Sie streichelt ihre Lieblingsgans. DIE ZOFE: „All diese schönen Jungen…“ Anas Blick wandert zurück zur Zofe. Auf ihre Sammlung von Büchern. Zur Gans. Dann springt Ana auf. Die Gans unternimmt erschrockene Flugversuche. Das Buch fällt zu Boden. Ana flüstert der Zofe etwas ins Ohr. Die Augen der Zofe leuchten auf. Scheinbar entrüstet schlägt sie die Hände über dem Kopf zusammen. (Musik aus)
3. AKT - SZENE 02
Außen/Tag
Die Stadt erwartet seit Stunden mit freudiger Erregung die Verkündung des Siegers. DIE BEWOHNER: „A-na! A-na!“ Ana betritt den Balkon des Palastes. Zu ihrer Rechten: Ihr Vater, der Großfürst von Irkutsk, ein Verwandter des letzten russischen Zaren Nikolaus II. Seine Stirn in Falten. Zu ihrer Linken: Ihre Mutter, die Großfürstin von Irkutsk. Ihre Lippen: Viel zu rot. Ihr elegant gehobenes Gesicht: Faltenlos. Im Hintergrund: Die Zofe. Sie lächelt. Ana tritt an das Steingeländer. DIE BEWOHNER: „A-na! A-na!“ Der Großfürst bittet wortlos und herrisch um Ruhe. Die Fürstentochter setzt zu sprechen an. (Musik)
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3. AKT - SZENE 03
Innen/Tag
Russland. 5192 km östlich von Moskau. Im bewegten Sommer des Jahres 1905. Der fortschrittliche Geist der Revolution ist bis ins sibirische Irkutsk vorgedrungen. Mittags. Im prunkvollen Schlafgemach der Fürstentochter Ana. Gefüllte Bücherregale bis unter die Decke. Ana liegt nackt auf einem großen roten Kanapee. Ihre Eltern sitzen steif im Hintergrund, gequält lächelnd. Zwei spärlich bekleidete Männer fächern ihr Luft zu. Ein weiterer füttert sie mit Trauben und kleinen Zärtlichkeiten. Ein vierter massiert ihre Füße mit starken Fingern und duftendem Öl. Ein fünfter liest aus seinem romantischen Buch vor. Seine schwarzen Augen glänzen leidenschaftlich.
3. AKT - SZENE 04
Innen/Tag
Im linken Seitenturm des Palastes. Ein großes Gemach, ausgestattet mit prunkvollen Teppichen und Kissen. Ein großes Wasserbecken dampft. Verstreut: Papier, Schreibwerkzeug, Bücher. Vierundneunzig der hundert schönsten und talentiertesten Männer Russlands warten spärlich bekleidet darauf, zur Fürstentochter gerufen zu werden.
3. AKT – SZENE 05
Innen/Tag
Zurück in Anas Schlafgemach. Die Fürstentochter blinzelt ihrer Zofe zu. Die Augen der Zofe leuchten. Dann schließt sie zufrieden die Augen und lehnt sich in ihrem Sessel zurück. Ein Mann mit silberschwarzen Haaren und lächelnden Augen massiert ihren Rücken. (Musik aus)
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EPILOGUE
Eine große Theaterbühne. Zwei Clowns treten von links und rechts auf die Bühne. (Zum Publikum) CLOWN 1: „Ein kluges Kind… die hübsche Frau“ CLOWN 2: „so großzügig“ CLOWN 1: „… bei dem Körperbau!“ CLOWN 1 & CLOWN 2: „Man kann ein’ jeden reich beschenken und doch nur an sich selber denken.“ Licht aus.
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DREHBUCH:
Philippe Zwick Eby 2010
PROLOG & EPILOG:
Josephine Seeger 2009
TEXTE BEWERBER:
Tilman Rammstedt 2008
COPYRIGHT 2010:
amore e passione films
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