Das Leben in der Eisenbahnstraße

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„Das Leben in der Eisenbahnstraße“



I NHALT Vorwort 1 Lage 3 Einbindung 4 Elemente des Sozialen Raumes 6 Lage 6 Straße 6 Kolonnaden 6 Eingang 6 Geschäftszone 6 Hof 6 Ladengeschäfte 50er 7 Ladengeschäfte Heute 8 Kolonnaden 9 Zeitungswerbung 1965 11 Werbetafeln Heute 12 Zielkundschaft 50er 13 Zielkundschaft Heute 14 Straßenleben 50er 15 Straßenleben Heute 16 Nutzeranalyse 17 Eingang - Zurückgeschoben 17 Nutzeranalyse 18 Eingang - Verwinkelt 18 Nutzeranalyse 19 Eingang - Passage 19 Nutzeranalyse 20 Eingang - Vorgeschoben 20 Positives und Negatives Innen 21 Positives und Negatives Außen 22

BE S O NDE RE R DANK F ÜR DI E MI T HI L F E G E HE N AN: Frau Stern, für ihre EInführung seitens des Stadtplanungsamtes Herrn Schaz, für seine Führung und Geschichten zum Leben in der Eisenbahnstraße Frau Bauer, für die unterstützung bei derRecherche im Stadtarchiv Herrn Hartmann, für die Bilder zu Festen und Situationen der 80er und 90er Jahre


VO RWORT Im Rahmen unserer Projektwoche im Wintersemester 2013, untersuchten wir das Thema des „Sozialen Raumes“ in der Eisenbahnstraße Innenstadt Saarbrücken. Diese Broschüre zeigt den Wandel der Eisenbahnstraße von den 50er Jahren bis heute, in Form einer Gegenüberstellung beider Epochen mit dem Schwerpunkt des Sozialen Geschehens. Aufgrund der Zerstrittenheit der beiden Stadtteile Alt-Saarbrücken und St. Johann, erfüllte die Eisenbahnstraße die Aufgabe einer quartiersübergreifenden Einkaufsstraße für Alt-Saarbrücken. Durch die immer größer werdende Konkurrenz und den Mangel an Parkflächen, verlor die Eisenbahn1

straße im Laufe der Zeit an Bedeutung und Attraktivität. Um uns ein besseres Bild von der damaligen Situation zu verschaffen, recherchierten wir im Stadtarchiv und unterhielten uns mit dem Zeitzeugen Herrn Schaz, der lange Zeit in der Eisenbahnstraße lebte und arbeitete. Von ihm erfuhren wir, dass die Straße zu einer der besten Adressen mit renommierten Geschäften in Saarbrücken gehörte. „Jeder, der in Saarbrücken etwas auf sich hielt, ging in diese Straße einkaufen.“ Es herrschte reges Treiben auf der Straße und die hellen Kolonnaden luden zusammen mit den freundlich gestalteten Schaufenstern zum Flanieren ein.


(Abb.1) Die Todfeinde Saarbrücken und St.Arnual

„Die alten Saarbrücker hielten hier an für ein Schwätzchen.“ Dieses Zitat lässt erkennen, dass sich Gewerbetreibende sowie Passanten untereinander kannten und man nicht nur zum Einkaufen in die Eisenbahnstraße ging. Dieses idyllische Bild zeigt sich jedoch heute anders. Plakative Werbetafeln und grell leuchtende Spielotheken bestimmen das Straßenbild. Zahlreiche Leerstände und geschlossene Schaufenster verwandeln die einst einladenden Kolonnaden zu Angsträumen. Durch das Ansiedeln des niedrigpreisigen Segmentes und der Glücksspielszene veränderte sich auch das Klientel. Heute ist hier nur noch schneller Durchgangsraum. Aus dem damals quartiersübergreifenden Zentrum Alt Saarbrückens entwickelte sich ein anonymer Raum. In der Borschüre wurden die dort vorzufindenden Personengruppen

nach Passanten, Gewerbetreibenden und Bewohnern unterschieden und analysiert. Am Ende fügen wir die herausgearbeiteten Qualitäten der jeweiligen Zeit zusammen und wagen eine Zukunftsvision.

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(Abb.2) Lageplan Eisenbahnstraße und näheres Umfeld

LA G E Der Abschnitt der Eisenbahnstraße, dass hier genauer untersucht wird, ist im Norden von der Saaruferstraße und der Luisenbrücke und südlich von der Stengelstraße begrenzt. Im näheren Umfeld befinden sich Sehenswürdigkeiten wie die Ludwigskirche, das Saarbrücker Schloss, zentrale Einkaufsmöglichkeiten wie die Bahnhofstraße, aber auch Institutionen wie die Marienschule, das Ludwigsgymnasium, die Hochschule der Bildenden Künste, das Wirtschaftsgymnasium, die Berufsschule Friedrich-List-Schule und die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Das Potenzial eines solchen Überangebotes von Ausbildungsstätten jeder Art und Altersgruppen, macht die Eisenbahnstraße als Treff- und Versorgungspunkt zu einem, ,zumindest potenziell attraktiven Investitionsgrund mit dem Flair der 50er und 60er Jahre. 3


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(Abb.3) Mögliche Zielgruppen in Reichweite Heute

Sehenswürdigkeiten

Schulen

Stadtzentrum

Verwaltungsdistrikt

E I NBI NDUNG Die Straße wird nördlich vom Stadtzentrum gespeist und südlich von dem Schul- und Verwaltungsviertel, in dem viele wichtige Institutionen zu finden sind. Haltestellen in der Mitte der Straße, gelegen, sorgen hier vor allem für die Gastronomie für rege Kundschaft zur Mittagszeit. Als Verbindung zur City erscheint sie zumeist unatraktiv, da die Wilhelm-Heinrich-Brücke einen größeren öffentlichen Bereich ausbildet und durch markannte Hochhäuser eine klareren, Bezugsweg darstellt. Durch fehlende Beschilderung der Sehenswürdigkeiten für Fußgänger in der City kann auch sokaum Laufkundschaft von der Bahnhofstraße nach AltSaarbrücken abgewonnen werden. ( Abb.4) Lageplan Eisenbahnstraße 50er

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E L E ME NT E DE S S O Z I AL E N R A U M E S

L AG E Bestimmt die Durchmischung der Interessengruppen

S T RAS S E Bestimmt die Qualität des öffentlichen Raumes in dem soziale Interkationen geförtdert oder behindert werden.

KO L O NNADE N Bestimmt die Qualität des öffentlichen Raumes, in dem soziale Interkationen gefördert oder behindert werden.

E I NG ANG Ist der Schnittpunkt vom privaten und dem öffentlichen Raum. Hier kann durch richtiges oder falsches Vernetzen der Bewohner, der Gewerbetreibende und der Passanten, eine Festigung oder Ablehnung zum sozialen Umfeld stattfinden.

G E S CHÄF T S Z O NE Bestimmte Zielkundschaft, Aufenthalt von Laufkundschaft und Versorgungsmöglichkeiten für die Anwohner HO F Hier können Grundsteine für die Individualisierung der Bewohner mit ihrer Wohnung geschaffen werden, sei es Mobilität, Freizeit oder Sport.

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LA D EN GESCHÄFTE 5 0 E R J AHRE

Haus des Sports Eisdiele Capri Fröhlich Kiel

Hochapfel Haushaltwaren Medizinische Kosmetik Stempel Ernst Bongies Möbelhaus Konditorei Fretto

Optik Schaz Hotel Wien Saarbrücker Zeitung Reisebüro Kino Konrad Biergroßhandel Stengel Apotheke Deutsche Bank Schuhe Becker Haus Mohr

AuKo Schreibwaren Hansahaus Büromaschinen Parken

( Abb.5) Lageplan Eisenbahnstraße 50er

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Textilien Hermann Sparkasse Kaffee Gottlieb


L ADE NG E S CHÄF T E H E U T E

Stadtcasino Fröhlich Kiel Bäckerei Drumm Casinoline Tedi Casino Saarbrücker Zeitung Konrad Leerstand Stengel Apotheke Bäckerin Friseur

Café Versandhandel Lokal Kneipe Lokal Stempel Ernst Hansahaus Bank Bank Leerstand Leerstand Leerstand

Döner Imbiss Leerstand Tattoostudio Leerstand Versicherung Cosmetik

( Abb.6) Lageplan Eisenbahnstraße heute

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K O LONNADEN Bestimmt die Qualität des öffentlichen Raumes, in dem soziale Interkationen gefördert oder behindert werden.

(Abb.7) Situation Kolonnaden 50er

(Abb.8) Strukturanalyse Kolonnaden 50er

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(Abb.9) Situation Kolonnaden Heute

(Abb.10) Strukturanalyse Kolonnaden Heute

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ZEI TUNG SWERBUNG 1 9 6 5

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WE RBE TAF E L N H E U T E

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ZI ELKUNDSC H AFT 5 0 E R J AHRE

(Abb.13) Haus Nummer 21 50er

„…viele renommierte Geschäfte in der Eisenbahnstraße…“

(Abb.14) Fröhlich Textilien

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(Abb.15) Klientel 50er


Z I E L KUNDS CHAF T H E U T E

(Abb.16) Haus Nummer 21 Heute

„...kaum noch Laufkundschaft, wenige Stammkunden...“

„...Starke Trennung zwischen Arbeiten und Wohnen bei den jüngeren Gewerbebetreibenden...“

(Abb.17) Klientel Heute

„...Zusammenhalt zwischen den Geschäften wird weniger, hauptsächlich noch bei den Alteingesessenen...“ „...kleine private Geschäfte kommen schwer gegen bekannte Ketten an...“

(Abb.18) Casinoline

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STR A SSENLEBE N 50E R

(Abb.20) Straßenfest 1992 im Stil der 20er

„…1992 gab es das größte und einzige Straßenfest in der Eisenbahnstraße im Stil der 20er Jahre…“

(Abb.19) Straßenfest 1992 im Stil der 20er

„…das Leben spielte sich auf der Straße ab…“

„…viele renommierte Geschäfte in der Eisenbahnstraße…“

„…auf der Straße herrschte ständig reges Treiben…“

„…die alten Saarbrücker hielten an für ein Schwätzchen…“

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S T RAS S E NL E BE N H E U T E

(Abb.21) Passanten lesen Saarbrücker Zeitung

„...durchmischte Nationalitäten, eher kurze Wohnzeiträume, große Wechselströme durch Studentenleben...“ (Abb.22) Baustelle und kaum Passanten heute

„...Treffen nur noch in der Stadt Interessante Geschäfte werden weniger oder gehen pleite, Casinos nehmen zu...“

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E I NG ANG - Z URÜCKG E S C H O B E N

Bäckerei, Nahversorgung,Laufkundschaft und Anwohner, Stoßzeiten Wettbüro, Spannungsfeld, sozial schwankende Laufkundschaft, über 23h gleicher Zustrom möglich

6 Wohnungen, 2 Büros, durchmischte Nationalitäten, 1 Leerstand

nicht behindertengerecht durch Stufe Abb.6 Haus Nummer 39

N U TZER A N A LY S E Klare Trennung der Nutzergruppen, Abtrennung vom öffentlichen Raum, und den angrenzenden Nutzungen

Passanten 17

Bewohner


E I NG ANG - V E RW I N K E LT

Vorgelagertes Schaufenster Leerstand, ehem. Schuheschäft Becker

4 Wohnungen, 3 Familienbesitz nicht bewohnt, 1 vermietet

ebener Zugang, gefliest

N U T Z ERANALYS E Überschneidung der Nutzergruppen, Abtrennung vom öffentlichen Raum, Vernetzung zu den angrenzenden Nutzungen.

Passanten

Bewohner 18


E I NG ANG - PAS S AG E

8 Wohnungen , 6 Wohngemeinschaften, Durchmischte Nationalitäten

2 Wettbüros, Spannungsfeld, sozial schwankende Laufkundschaft, über 23h gleicher Zustrom möglich

Stufe, nicht behinderten gerecht

N U TZER A N A LYS E Überschneidung der Nutzergruppen, Abtrennung vom öffentlichen Raum, Vernetzung zu den angrenzenden Nutzungen.Abtrennung der Nutzungsbereiche vom öffentlichen Raum, Risikobereich durch fremde frustrierte Laufkundschaft die zum Schwellenbereich Zugang hat.

Passanten 19

Bewohner


E I NG ANG - V O RG E S CHO BE N

8 Wohnungen, 3 Wohngemeinschaften, Durchmischte Nationalitäten.

Blumengeschäft

Kneipe/Lokal

N U TZER A N A LY S E Überschneidung der Nutzergruppen, Abtrennung vom öffentlichen Raum Vernetzung zu den angrenzenden Nutzungen. Verzahnung der Nutzungsbereiche zum öffentlichen Raum,

Passanten

Bewohner 20


PO SITIVER UND NE GATIV E R INNE N RAUM

(Abb.23) Teilweise schön erhaltene Treppenhäuser im Stil der 50er.

(Abb.24) Keine Barrierefreiheit, zugestellt und eng

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P O S I T I V E R UND NE G AT I V E R AUS S EN R A U M

(Abb.25) Liebevoll gestaltete Hofbereiche

(Abb.26) Ungenutzte Dach und Hofbereiche

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Die Eisenbahnstraße verlor im Laufe der Zeit immer mehr an Attraktivität. Das ehemalige Flair ist dennoch spürbar und lässt sich auch heute noch in Form von Gestalltungselementen, Personen und alteingesessenen Geschäften wieder finden. Überschattet wird das jedoch von einer Flut an Spielhallen und Wettbüros. Diese locken ein meist unbeliebtes Klientel an. Die einztige Laufkundschaft bleibt aus. Geparkt und geshopt wird auf der anderen Saarseite. Man hastet vorbei an überladenen Schaufenstern mit Werbegrafiken vor und über sich. Begrüßungen oder gar „Schwätzchen“ wie damals sind kaum vorstellbar. Die Bewohner leben hier mehr nebeneinander statt miteinander. Ein Versuch die 50er Jahre wiederaufleben zu lassen, wäre aber zum Scheitern verurteilt. Der Charakter der Eisenbahnstraße sowie die Lebensweise der hier lebenden Menschen hat sich dafür zu stark gewandelt. Die Eisenbahnstraße muss sich für diese neue Situation neu erfinden. Die heute sehr starke Durchmischung der Altersgruppen, Nationalitäten und Berufsgruppen bietet hier viel Potential um ein innerstädtisches neues Quatier entstehen zu lassen. Eine neue Geschäftsstruktur in welche sich die Alteingesessenen einbinden können muss gefunden werden.

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Das Internet, in der heutigen Zeit ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation, wird für die Geschäfte unverzichtbar und schafft die Möglichkeit neue Käufergruppen und ein neues Klientel anzulocken. Dies gilt vor allem für Fachgeschäfte mit speziellen und hochpreisigem Angebot. Um die nachbarschaftliche Kommunikation zu fördern, könnten die bestehenden Läden durch weitere Cafés, Geschäfte des täglichen Bedarfs ergänzt werden. Zusammen mit einer einheitlichen Gestaltung, welche sehr viel mehr Ruhe in die Eisenbahnstraße bringen muss, laden diese Gewerbe dann zum Verweilen ein. Bewohner treffen sich, man hält ein „Schwätzchen“ und kommuniziert mit den Passanten. Die Aufarbeitung vorhandener 50er Jahre Stilelemente, wie die Käsedecke, die Mosaik besetzten Stützen und der großzügigeren Gehwegen prägen gemeinsam mit einem neuen Verkehrskonzept den äußeren Eindruck des Quatiers. Die heute sehr starke Durchmischung der Altersgruppen, Nationalitäten und Berufsgruppen bieten hier viel Potential um ein innerstädtisches neues Quatier entstehen zu lassen.


A B B ILD U N GSVE RZE ICHNIS (Abb.1) Die Todfeinde Saarbrücken und St.Arnual (Abb.2) Lageplan Eisenbahnstraße und näheres Umfeld (Abb.3) Mögliche Zielgruppen in Reichweite Heute ( Abb.4) Lageplan Eisenbahnstraße 50er ( Abb.5) Lageplan Eisenbahnstraße 50er ( Abb.6) Lageplan Eisenbahnstraße Heute (Abb.7) Situation Kolonnaden 50er (Abb.8) Strukturanalyse Kolonnaden 50er (Abb.9) Situation Kolonnaden Heute (Abb.10) Strukturanalyse Kolonnaden Heute (Abb.13) Haus Nummer 21 50er (Abb.14) Fröhlich Textilien (Abb.15) Klientel 50er (Abb.16) Haus Nummer 21 Heute (Abb.17) Klientel Heute (Abb.18) Casinoline (Abb.19) Strassenfest 1992 im Stil der 20er (Abb.20) Strassenfest 1992 im Stil der 20er (Abb.21) Passanten lesen Saarbrücker Zeitung (Abb.22) Baustelle und kaum Passanten heute (Abb.23) Teilweise schön erhaltene Treppenhäuser im Stil der 50er. (Abb.24) Keine Barierefreiheit, zugestellt und eng (Abb.25) Liebevoll gestaltete Dachbereiche (Abb.26) Ungenutze Dach und Hofbereiche

2 3 4 4 7 8 9 9 10 10 13 13 13 14 14 14 15 15 16 16 21 21 22 22

Ersteller: Dustin Alt, B.A. Gregor Grauthoff, B.A. Michael Mayer, B.A. Aline Hilpert, B.A. Josefine Goertz, B.A. Karoline Matthes, B.Eng. Myriam Port, B.A. Melek Sari, B.A. Tatjana Wagner, B.A. Betreuung:

Dr. Prof. Eve Hartnack Dipl. Ing. Silivia Schlicher

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