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No 30 INFO-MAGAZIN VON RODDERN FÜR RODDER
YOKOHAMA
Hot Rod
Alter Schwede German Street Rod Association
CUSTOM SHOW
HOT ROD
Kustom Lifestyle
Ein Interview mit Dirk Behlau Von Tony Milner, Bilder: Dirk Behlau / Pixeleye.de
Wer kennt sie nicht, die harten Jungs, die Alles-selberMacher, die Immer-auf-dem-Gas-Draufbleiber, die Alles-mattschwarz-Anpinsler, die Ewig-Polierer. Und dann gibt es zum Glück ja noch die Immer-alles-Festhalter. Ich meine natürlich die Fotografen. Nur mal angenommen, es gäbe keine Fotos oder alte Bücher, ich mag gar nicht daran denken. Ein ganz großer in der heutigen Szene ist natürlich Dirk „The Pixeleye“ Behlau. Kaum ein US-Dragracing-Magazin in Europa und den USA, in dem sein Name mal nicht vorkommt. Und auch im RODAZIN war Dirk mit seinen Bildern, Büchern und Filmen schon oft vertreten. Höchste Zeit also, mit ihm ein Interview zu machen. Steckbrief: Dirk „The Pixeleye“ Behlau, geb. 12.2.1971, wohnhaft in Köln, Hobby: Reiten, Lesen, Schwimmen Dirk: Bei meinen Eltern war das Auto eigentlich nur dazu da, um von A nach B zu kommen. Mein Vater war kein großer Motorsport-Freak. Was er aber immer schon gerne gemacht hat, war fotografieren. Er hatte immer eine Kamera am Start, mein Vater hat immer alles geknipst, was ihm vor die Linse kam. Heute schlage ich zurück, ich knipse ihn (und andere)
Tony: Hallo Dirk, ich freue mich, mit dir ein Interview machen zu dürfen. Eigentlich wollte ich das ja schon längst erledigt haben. Warum auch immer das nicht geklappt hat. Gleich als erstes wegen des Steckbriefs: War das mit dem Hobby ernst gemeint? Dirk (lacht): Reiten, Schwimmen, Lesen? War natürlich Quatsch. Ich neige immer schnell dazu, am Telefon dummes Zeug zu re-
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den. Nein im Ernst. Ich habe das große Glück, dass ich vor langer Zeit mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Da hängt ja auch das Reisen mit dran, was ich auch gerne mache. Ich trenne daher nicht Hobby/Beruf – das ist völlig fließend. Tony: Wie bist du an das Fotografieren gekommen? Ich meine, Autofahren lernt man ja schon von den Eltern und da kann man schon schneller abhängig von werden.
so viel, wie er früher mich geknipst hat. Tony: Wann hat das angefangen? Dirk: Mit sechs habe ich meine erste Ritsch-ratsch-Kamera bekommen. Und da fing das dann im Kleinen an.
sehen. Jahre später bin ich dann mit einem Kumpel zu den NitrOlympX in Hockenheim gefahren, um mir das mal genauer anzuschauen ... und von da an war ich unheilbar infiziert. Tony (lacht): Wie soll ich das jetzt kürzen???
Tony: Was waren die ersten Motive?
Dirk: Ich habe mich doch schon kurz gehalten (lacht).
Dirk: Playmobil-Szenarien: Ritterschlachten aufgebaut, die dann fotografiert wurden. Natürlich immer schon von unten im Pixeleye-Style, logisch oder (lacht)?
Tony: Wie machst du das, den richtigen Moment zu finden und das richtige Bild? Ist das erlernbar oder braucht man da eine Portion Begabung?
Tony: Wie bist du in die RodSchiene reingeraten oder was fasziniert dich so daran, dass du immer wieder so geile Bilder machst?
Dirk: Wichtig ist immer, dass man die richtige Stimmung hinbekommt oder das richtige Flair einfängt. Das Bild entsteht bei mir bereits vor dem Blick durch den Kamerasucher. Ein gutes Bild weckt die Sehnsucht beim Betrachter, gerne dabei gewesen zu sein. Ob man dafür Begabung braucht, kann ich dir nicht sagen ... Man braucht sicherlich aber ein Gespür für den richtigen Moment, man muss abschätzen können, wann was passiert und wie man diesen Moment einfangen will. Das passiert intuitiv, ohne zu denken. Und natürlich muss man dann wie im Schlaf den Bildaufbau komponieren, die richtigen Perspektiven und den perfekten Bildwinkel finden.
Dirk: Ja, das frage ich mich zwischendurch auch (lacht). Das Ganze hat eigentlich etwas mit Lifestyle, mit Menschen und Authentizität zu tun. Früher habe ich primär Design-relevante Dinge, beispielsweise Hotels, Möbel und solche Sachen, fotografiert. Ich bin dann irgendwie so da reingerutscht. Ich habe mir früher immer schon gerne US-CarMagazine in meiner Teenagerzeit gekauft. Allerdings habe ich früher in unserer Gegend so gut wie nie amerikanische Autos ge-
Tony: Wer deine Bilder kennt, sieht auch, dass du gerne Rock ’n’ Roll magst, auch tätowierte Frauen im 50er-Look ziehen dich an. Erzähl etwas darüber. Dirk: Ja, eigentlich ist in allen meinen Dingen immer ein bisschen Rock-’n’-Roll-Einschlag drin. Rock ’n’ Roll heißt für mich, dass es immer ein bisschen neben der Spur liegt und wild ist. Rock ’n’ Roll ist für mich eher Punkrock im Stil von Motörhead, also kein braver 50s Rock ’n’ Roll (den ich auch schätze) – sondern eher voll auf die Zwölf, Kick-Ass-Style. Wenn ein Drags-
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ter am Start die Räder durchdrehen lässt, passt da am besten Motörhead und Konsorten dazu. Motörhead ist ein in harte Songs verpackter endloser Burnout (lacht). Tony: Der letzte Satz geht in die Geschichte ein. Du hast kürzlich ein sehr schönes Buch herausgebracht „Speed Kings“. Ich habe natürlich selber ein Exemplar und bin begeistert.
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Wie kam es zu diesem Buch? Dirk: Das war eine lustige Geschichte. Ich wollte schon länger ein Buch herausbringen, aber dass es ausgerechnet bei dem „Die Gestalten Verlag“ passiert ist, war reiner Zufall. Der Verlag ist eigentlich ein reiner und renommierter Designbuchverlag, der nur an-
gesagte Künstler, also die Top of the Pops, veröffentlicht. Die produzieren vielleicht 40 Bücher pro Jahr und Fotobände noch deutlich weniger. Ich mache für den Verlag schon seit Jahren PR und promote deren Bücher. Eines Tages habe ich dann einfach mal einen Buchdummy gebaut, diesen fotografiert und ins Internet gestellt. Ich wollte damit eigentlich ein Showbuch machen, für einen Papierhersteller. Wie sollst du das jetzt wieder in einen Satz fassen (lacht)? Ich habe dann der Dame vom Verlag eine Mail geschrieben mit dem Hinweis: „Hier schau mal, ich habe da ein Buchdummy gebaut.“ Die war ganz begeistert und schrieb dann zurück, dass ich ein Konzept an den Verlagsleiter schicken soll. Der war dann sehr interessiert und bat um mehr Bilder. Ich habe ihm dann über 100 Bilder geschickt und so ist das dann nach und nach entstanden. Dazu kann man noch sagen, dass der „Die Gestalten Verlag“ weltweit operiert und einen weltweiten Vertrieb hat, sodass man das Buch na-
wendige DVDProduktion, bei der ich Regie geführt habe. Mit vier HDKameras und Kamerakran waren wir fünf Tage mit sieben
Leuten vor Ort. Später bin ich wegen des Schnitts extra noch mal in der Schweiz gewesen. So eine Produktion ist superaufwendig und kostet eine Menge Kohle, da bleibe ich vorerst lieber beim Fotografieren (lacht). Tony: Wie viele Wochenenden bist du im Jahr so unterwegs? Diese Frage stelle ich nur, da-
hezu überall bekommen kann. Es war auch in allen relevanten Magazinen, wurde dort auch sehr gut besprochen. Aber wie das eigentlich bei all meinen Sachen ist, ist das auch auf mich so zugekommen. Tony: Dann gab es doch auch noch einen Film von dir. Darüber weiß ich leider nicht so viel. Erzähl mir darüber. Dirk: Die Turtmann-Geschichte? Tony: Ja, ich glaube, das hatte ich im Hinterkopf. Dirk: Ja das war eine sehr auf-
mit meine Freundin sieht, dass es noch beklopptere Typen gibt als mich … Allerdings mit dem Unterschied, dass ich Geld ausgebe und du welches verdienst (lacht). Dirk: In den Sommermonaten bin ich so ziemlich jedes Wochenende unterwegs. Neben den Dragrace-Events gibt es ja noch viele weitere Sachen wie Shows, auf denen ich ausstelle, die Hot Rod Meetings oder Musikfestivals. Oft werde ich ja auch als Fotograf vom Veranstalter gebucht und bin natürlich immer happy, wenn ich neben einer respektablen Fotoausbeute auch viel Spaß mit meinen Freunden beim Feiern hatte. Also das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden kann. Fragt sich nur, was was ist (lacht). Mein Freundin steht 100 % hinter mir und lässt mir jeden denkbaren Freiraum, um mich kreativ auszuleben. Sie kennt mich nicht anders und würde mich da auch nie einschränken – sie
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Tony: Und wann kommt der eigene Rod oder doch eher Kustom? Dirk: Tja, das ist eine gute Frage. Tony: Ich habe nur gute Fragen (lacht). Dirk: Mein großes Problem ist, dass ich einfach zu wenig Zeit habe, um mich da mal ganz in Ruhe mit einer Fahrzeugsuche ernsthaft auseinanderzusetzen. Problem ist weiterhin, dass ich überhaupt nicht schrauben kann und das erst von der Pike auf lernen müsste, was auch wieder
kann das auch völlig nachvollziehen, da sie selbst Grafikdesignerin ist. Tony: Gibt es in absehbarer Zeit ein neues Projekt von dir? Dirk: Ich arbeite zur Zeit an zwei neuen Buchprojekten, des Weiteren habe ich ja in der Zwischenzeit noch am Oldschool-Motorcycle-Buch im Huber-Verlag mitgewirkt, wo auch eine ganze Reihe Hotrod- und Pin-Up-Fotos enthalten sind.
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eine Menge Zeit kosten würde. Von einer Restauration mal ganz abgesehen ... da bin ich auch viel zu ungeduldig für. Ich bewundere ja die Leute, die ein bis zwei Jahre an einem Auto schrauben, bevor es fertig wird. Das sind für mich ewige Lichtjahre. Da würd ich verrückt werden (lacht). Vom „Wollen“ ist das gar keine Frage: Entweder ein Mopar in 60s-NASCAR-Optik oder ein böser Oldschool Rod. Mal schauen, wie ich das in Zukunft irgendwie realisieren kann ... ich hab die Hoffung noch nicht aufgegeben.
Tony: Sicherlich bist du auch im Mai in Hamburg auf unserem GSRA Meeting. Dirk: Äh, wahrscheinlich nicht ... zu dem Termin bin ich sehr wahrscheinlich auf der Rod and Kustom Show in Budapest, da der Veranstalter mich eingeladen hat, um dort u. a. meine Fotografie im großen Stil auszustellen – das bedeutet, dass dort um die 50 großformatige, gerahmte Fotos zu sehen sein werden. Tony: Auf welchen Treffen in 2008 kann man dich denn antreffen? Tony: Meist kommt die Antwort: „ Ich habe kein Geld dafür“. Du hast nur keine Zeit. Ich denke, das ist besser als kein Geld. Dirk: Ich müsste mit meinen Sachen einfach so viel Geld verdienen, dass ich nur noch halb zu arbeiten brauche (lacht), dann hätte ich genug Zeit. Tony: Bist du ein Workaholic? Dirk: Das sehe überhaupt nicht so – Workaholic klingt mir zu negativ – ich mache ja einfach nur die Dinge, die mir Spaß machen und die ich tun muss. Der kreative Schub ist einfach nicht zu bändigen und aufzuhalten. Das ist für mich ja eigentlich kein Job.
Dirk: Fix ist schon Bottrop Kustom Kulture im Juni und die Speed Week in Bonneville im August, alles andere ist noch nicht sonderlich verplant. Das hängt auch davon ab, ob noch bezahlte Jobs an bestimmten Terminen reinkommen oder welche anderen Verpflichtungen ich habe. Außerdem muss ich immer schauen, wo und wann Peer und die Dodgebrothers hinfahren – also alles ziemlich spontan. Natürlich habe ich aber die einschlägigen Sachen wie Wittstock oder Bitburg auf dem Schirm, also alle größeren Events.
sern des RODAZINS noch irgendetwas mitteilen? Dirk: Wer sich über meine Projekte auf dem Laufenden halten möchte, sollte regelmäßig auf meinen Websites oder dem Raceblog vorbeischauen, dort gibt es immer die neuesten Infos bzgl. Shootings, Videos, Pinups, Wallpapers und so weiter. Tony: Wie findet man da hin? Dirk: Unter www.pixeleye.de finden sich die neusten Projekte, auf www.raceblog.de alles rund um Drag Racing und Hot Rodding. Wer einen Überblick über meine Racing-Aktivitäten gewinnen möchte, schaut am besten unter www.kustomkulture.info vorbei. Tony: So, mein lieber Dirk, ich wünsche dir immer genug Speicherplatz auf deiner Karte! Vielen Dank für das Gespräch! Dirk: Ich danke dir auch!
R
Tony: Möchtest du den Le-
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