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Interv. Janni und Peer Kusmagk
JANNI & PEER
Ab heute happy
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Foto: cindyundkay.de EA: Gerade ist ein Buch von Ihnen beiden erschienen, das ein Rezept für ein glückliches Leben verspricht. Was
Der Schauspieler und Moderator Peer Kusmagk (47) lebt mit seiner Ehefrau Janni (32) und den drei Kindern EmilOcean (4), Yoko (2) und Merlin (6 Monate) seit Ende 2021 auf Mallorca in Santa Maria del Camí. In Berlin geboren, studierte er Schauspiel in Los Angeles, spielte u.a. eine Hauptrolle in der Serie „Gute Zeiten schlechte Zeiten“, war als Moderator beim Sat.1 Frühstücksfernsehen und wurde vom Publikum zum „RTL Dschungelkönig“ gewählt. Heute arbeitet er vor allem als Life Coach für Persönlichkeitsentwicklung. Ehefrau Janni Kusmagk ist auf Sylt geboren und auf Fuerteventura aufgewachsen. Sie ist deutsche Meisterin im Wellenreiten auf Short- und Longboard, arbeitet als Model, Moderationstrainerin und Reisejournalistin. Gerade ist das gemeinsame Buch „Der Ruf Deines Herzens“ (Verlag Rowohlt Polaris) erschienen.
EL AVISO: Ihr Lebensweg bis heute ist ungewöhnlich, man kann auch sagen intensiv. Fühlen Sie sich mit Ihrem Umzug nach Mallorca angekommen? Janni Kusmagk: Ja, wir fühlen uns tatsächlich wohl. Vielleicht weil wir beide in so vielen unterschiedlichen Welten gelebt haben, dass wir gar nicht wussten, was wir uns von diesem Ankommen erwarten. Die erste Zeit war es dann auch nicht so einfach. Alles war neu und die Umgebung musste erstmal erlebt werden. Mit drei kleinen Kindern schläft man zudem wenig und es fallen unterschiedliche Aufgaben an, wie auch eine Finca viel Arbeit bedeutet. Hühner haben wir jetzt auch (lacht). Aber, wenn ich morgens barfuß mit den Kindern rauslaufe und die Erde fühle, dann bin ich angekommen.
Peer Kusmagk: Wir sind eigentlich ständig gereist und haben uns nach einem Ort gesehnt, an dem wir uns niederlassen. Wir wussten nur nicht, wo dieser Ort ist. Überlegungen, nach Costa Rica oder Sri Lanka zu gehen, haben wir schnell verworfen. Fuerteventura war uns beispielsweise nicht grün und auch nicht urban genug. Mallorca vereint sehr viel von dem, wonach wir Ausschau gehalten haben und ist durch Jannis Sozialisation auf Fuerteventura ideal. Da ist die Nähe zum Meer und den Stränden, dann das Urbane, die Inselhauptstadt als internationale Metropole in unmittelbarer Nähe, das hohe kulturelle Angebot, die Nähe zu Deutschland. Wir haben sehr viele nette Menschen getroffen, sehr herzliche und weltoffene Mallorquiner, die mit Leidenschaft zum Beispiel ihre Läden betreiben, und eine multikulturelle Subkultur, die sich hier angesiedelt hat. Alle leben friedlich miteinander. Kinder haben auch im Alltag einen hohen, liebevollen Stellenwert. Das haben wir so nirgendwo erlebt. JK: Manchmal ist das so, als wären wir dabei eine Überraschung auszupacken. Wir kennen noch nicht den ganzen Inhalt, aber wir wissen es ist der richtige. Wir sind eben noch keine Mallorca-Profis und erst seit kurzer Zeit hier.
EA: Ist Ihr Leben nach dem Umzug ruhiger geworden? PK: Na ja, mit drei Kindern…(lacht). Aber die Reisen sind weniger geworden. Mallorca hat alles, was wir uns wünschen. Vorher sind wir durch die Welt gereist, um das alles zu haben. Jetzt fahren wir zum Surfen nach Son Serra de Marina, zum Einkaufen geht’s nach Palma und zum abgelegenen Spaziergang in die Berge. Gestern haben wir Freunde in der Villa Vegana besucht, das ist wieder eine ganz andere Landschaft, aber wir brauchten für diese andere Umgebung nur 20 Minuten Fahrtzeit. Und der Sommer bringt ja auch noch mal ein anderes Klima – wir sind gespannt…
hat Sie zu dem Projekt motiviert? JK: Eigentlich ist uns das erst beim Scheiben klar geworden. Nämlich, dass das Reden oder Schreiben über das Leben, Ereignisse und Erfahrungen wahnsinnig lehrreich sein kann. Eben nicht wie in der Schule, wo man die ganzen Ereignisse lernt, aber oftmals eben nicht, was es für die Menschen bedeutet. Wir wollten zeigen, was wir daraus gelernt haben und etwas weitergeben. Das ist doch das Interessante, gerade in einer so oberflächlichen Welt, größtenteils vermittelt durch Social Media.
PK: Wir hatten beide Angebote für Autobiografien. Da geht es dann am Ende aber immer ums eigene Ego: Wie geil Du bist, welche tollen Erfahrungen Du gemacht hast, welche tollen Menschen Du getroffen hast, und so weiter. Das Leben mit seinen Höhen und Tiefen und wie man wieder in seine Kraft kommt und ein selbstbestimmtes Leben führt, das wollten wir in unserem Buch vermitteln. In Coaching-Kästen geben wir nach jeder kurzweiligen Geschichte konkrete Tipps und Anregungen. Die Leser/innen sind wahrscheinlich vor allem Menschen, die mitten im Leben stehen und sich fragen, wie schaffe ich es, ein glückliches Leben zu führen. Das kann man bei uns kapitelweise nachlesen.
EA: Mit Blick auf das Buch, in dem Sie von
Höhen und Tiefen berichten: Was hat Sie im
Leben am meisten geprägt?
JK: Der Moment, als wir das erste Mal Eltern geworden sind. Da haben wir angefangen, vieles auch im Rückblick anders zu sehen und zu bewerten, oder auch nicht mehr zu bewerten und einfach wahrzunehmen. Es ist eine andere Perspektive auf das eigene Leben entstanden.
EA: Prägend auch Ihr Alkohol-Problem vor jetzt rund zwanzig Jahren? PK: Auch dazu habe ich einen anderen Blick gefunden, den ich im Buch vermittele. Beim Alkoholismus ging es immer um Deine Leber, Deine Blutwerte, die Schäden an Deinen Zähnen und so weiter. Was aber viel wichtiger ist, ist die psychische Gesundheit, die dabei auch drauf geht. In der Gesellschaft, in der ich aufgewachsen bin, gab es den Körper und für jede Krankheit ein Mittel, aber das wurde nie so richtig mit der Psyche zusammengebracht. Die Erkenntnis, dass die Psyche dazugehört, hat mein Leben nachhaltig verändert.
EA: Sie haben in diesem Zusammenhang einmal gesagt, es sind fast immer Gewohnheiten, die uns am Handeln hindern… PK: Es sind eigentlich immer die Gewohnheiten. Das war auch die Lehre aus dieser Zeit mit dem Alkohol. Darauf basierend habe ich mein 10-Tages-CoachingProgramm „Ab heute happy“ entwickelt. Man lernt damit, seine Gewohnheiten zu ändern und wie wahnsinnig wichtig das ist. Wenn man sich nicht vergegenwärtigt, wie entscheidend Gewohnheiten sind, kann man nichts ändern. Genauso ist es mit dem Alkohol trinken, das ist ebenso eine Gewohnheit. Und man kann das Gehirn trainieren und damit auch programmieren, eine Gewohnheit zu ändern. Für mich war diese Erkenntnis ein Game Changer. Übrigens ist die Kontrolle von Gewohnheiten erklärtermaßen auch ein Erfolgsrezept von Elon Musk, Angela Merkel und Tom Hanks.
EA: Dem eigenen Gefühl vertrauen und das Glück selbst in die Hand nehmen, ist der Tenor Ihres Buches. Täuscht einen das eigene Gefühl nicht oftmals? PK: Niemals. Die innere Stimme ist das Einzige, auf das man sich verlassen kann. Vertrauen Sie dem Ruf Ihres Herzens. Wir haben nur verlernt, dieser Intuition Raum zu geben.
EA: Viele Aussteiger auf Mallorca sind ihrem Gefühl gefolgt, aber scheitern. Was tut man gegen Irrtümer? PK: Das Aussteigen an sich ist schon falsch gedacht, man sollte einsteigen. Steigst Du aus, fährt der Bus ohne Dich weiter und Du stehst alleine an einem neuen Ort. Du musst einsteigen, das ist für die weitere Motivation ganz
www.villavegana.com EA: Stichwort Marktwert. War es im nach hinein richtig, dass Sie Ihre TVPräsenz zumindest erheblich eingeschränkt haben? PK: Ja, ich bin sehr froh, nach einer guten Zeit jetzt Menschen mit Life Coaching in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten, damit sie ihren eigenen Weg finden. In der TV-Branche hat man Skripte, ich bin aber auch gerne jemand, der das Skript selber schreibt, und derzeit habe ich das Gefühl, das Skript meines Lebens selbst zu schreiben. Das heißt nicht, dass es keine TV-Angebote gibt, die mich interessieren.
wichtig. Das ist bei uns auch so: Wir wollen einsteigen, Menschen kennenlernen, soziale Kontakte knüpfen. Das gilt analog auch für Auswanderer, die sich eigentlich als Einwanderer verstehen sollten. Leider hängt das Bild zu Auswanderern durch TV-Auswanderer-Serien auch ziemlich schief. Die sind letztlich darauf aus, Leute beim Scheitern zu begleiten. Es gibt ja auch genug Leute, die nicht scheitern, aber auch nicht so prominent begleitet werden. JK: Hinzu kommt die Erwartung, dass man mit dem Aussteigen seine eigenen Probleme zurücklässt. Sonne und Strand befreien Dich nicht von Problemen oder Traumata. Das begleitet Dich. Du musst auf die innere Stimme hören und herausfinden, was Dich antreibt, dann gibt es auch Raum für Veränderungen. EA: Nehmen wir ein anderes Beispiel. Sie hatten das ungewöhnliche Glück, 2016 Ihre Frau in der Kuppelshow „Adam sucht Eva“ kennenzulernen. Meist herrscht in der Show aber eher Gefühlsverwirrung ohne Happy End… PK: Für mich kann ich sagen, ich habe diese Realityshows immer ernst genommen. Also, die Herausforderung angenommen. Ob das jetzt im Dschungelcamp war oder bei Adam sucht Eva. Für mich war das kein Spiel, sondern eben Realität und ich bin da nicht hingegangen wegen der vielen Kameras. Ich denke, es ist eine Frage, wie man an solche Herausforderungen rangeht.
EA: Birgt die Insel für den beruflichen Einsatz nicht auch ein wenig die Gefahr, als deutsche Meisterin Fotos: www.ab-heute-happy.de im Wellenreiten vergessen zu werden? JK: Die Angst hatte ich eher, als ich schwanger wurde und zurück nach Potsdam ging, und zwar, dass ich auch international nicht mehr zum Surfen zurück kann. Surfen wird es für mich immer geben. Aber mir ist es wichtiger, bei meinen Kindern nicht in Vergessenheit zu geraten. EA: Wie sehen Ihre weiteren Planungen aus, machen Sie überhaupt Pläne? PK: Wir sind tatsächlich noch in alten Gewohnheiten verankert. Eine ganz starke Gewohnheit war unsere Rastlosigkeit, die uns jahrelang begleitet hat. Zurzeit stellen wir aber bei allen Reiseplänen fest, dass wir die Reisen gar nicht brauchen. Insofern machen wir keine Pläne und versuchen einfach, achtsam zu sein, und im hier und jetzt zu sein. Das wird ja oft missverstanden, Achtsamkeit hat nichts mit Spinnerei oder Räucherkerzen zu tun, sondern einfach nur im hier und jetzt zu sein und nicht an gestern und morgen zu denken. Das Gespräch führte Frank Heinrich
Kontakt:
Janni und Peer Kusmagk www.ab-heute-happy.de
JK: Für mich war die Show der Rahmen, über den ich mir keine großen Gedanken gemacht habe. Es werden ja eigentlich nur Ausschnitte gezeigt aus dem, was Du dort wirklich erlebst. Ob ich Peer vorher schon mal gesehen habe oder nicht, was ich für Telefonate mit den Freunden zuhause habe, das sind alles Sachen, die beeinflussen, aber in der Sendung nicht gezeigt werden.
PK: Von Anfang an hat uns beide eine tiefe Dankbarkeit verbunden. Wie oft im Leben wirst Du gefragt, ob Du von einem Speedboot auf einem einsamen Atoll abgesetzt werden willst, um dort zehn Tage mit anderen Singles zusammen zu leben wie Robinson Crusoe? Diese Natur ist ein Wahnsinn! Das passiert Dir im Leben genau einmal.