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IM P O S TK A S TE N

RASSISMUS

TÖTET DAS MITGEFÜHL

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EDI TOR IAL „Wir verurteilen den jüngsten Terroranschlag in Frankreich aufs Schärfste, sind von dem Geschehenen erschüttert und trauern um die Ermordeten und mit ihren Familien. Der Runde Tisch der Abrahamsreligionen, an dem Vertreterund Vertreterinnen des Judentums, des Christentums und des Islam sitzen, existiert hier in Göttingen seit 2001 und veranstaltet seit Jahren gemeinsame Feste, Vortragsabende, Gesprächsrunden und interreligiöse Gebete. Ziel dieser Aktivitäten ist, dass die in und um Göttingen lebenden Angehörigen dieser Religionen einander besser verstehen und mehr Achtung voreinander entwickeln. Das unabdingbare gemeinsame Fundament für diese Bemühungen ist die Erkenntnis des Friedensauftrages unserer Religionen. Die Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung religiöser Interessen halten wir für völlig inakzeptabel.“ STELLUNGNAHME RUNDER TISCH DER ABRAHAMSRELIGIONEN GÖTTINGEN

Liebe Leserinnen und Leser, kurzfristig haben wir unser Titelbild geändert. Der Angriff auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ in Paris war ein Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit und damit ein Angriff auf fundamentale Werte. Nicht vergessen wollen wir die Menschen in Nigeria und vor allem in Syrien, die unter dem gleichen Faschismus schwere Verluste erleiden. Nur kurz nach den Vorfällen in Paris massakrierte die Boko Haram eine ganze Stadt, in Teilen Syriens und dem Irak herrscht der IS mit mittelalterlichen Methoden. Deswegen ist der Aufruf des Runden Tisches unserer Meinung nach extrem wichtig. Unsere pluralistische Gesellschaft darf sich nicht von solchen Attacken auseinandertreiben lassen. Hass gegen Religionen, Nationalitäten oder Hautfarben muss frühzeitig begegnet werden. Das ist in besonderem Maße in Deutschland wichtig, weil Migrationsbewegungen durch und in dieses Land zunehmen werden. Nur ein tolerantes und offenes Miteinander hat Zukunft. Sowie Rot die Farbe der Wut und des Hasses ist, steht sie auch für Liebe und Wärme. Jeder kann für sich selbst entscheiden, wie er die Farbe sehen möchte. Manchmal muss man dafür vielleicht ein wenig Abstand gewinnen und darüber nachdenken. In diesem Sinne wünschen wir viel Spaß bei der Lektüre, Ihre Redaktion

TagesSatz. Hilft sofort.

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TagesSatz

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Ute Kahle

TA G E S S ATZ INT E R NAT IONA L

Kunst schlägt Brücken

Gedenken – Erinnerungen an eine Zeit, die man selbst nicht erlebt hat.

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ower of London 2014. Eine Kunstinstallation bewegt und verzaubert die Menschen. Besucher und Touristen, Angehörige und Unbeteiligte gleichermaßen. 888,246 Poppies (Mohnblumen) aus Keramik sind auf Metallstäben schwebend von den Künstlern Paul Cummins und Tom Piper installiert worden. Ein breites Band aus 888246 Poppies wächst aus dem Tower of London und überschwemmt gleichermaßen den Burggraben mit ihrem satten Purpurrot. Eine Dominanz, die Assoziationen von Macht, Gewalt, Tod und Elend aufkommen lässt.

den einen See aus blutroten, einzeln handgefertigten Poppies, die in ihrer Zartheit, Leichtigkeit und Bewegung im Wind einen starken kumulativen Fluss bilden. Nach und nach gepflanzt von Freiwilligen, 100 Jahre nach dem Kriegsausbruch, ab dem 17.Juli 2014. Die letzte Mohnblume fand ihren Platz im Burggraben am Tag des Waffenstillstandes, am elften 11. November 2014.

888.246 Poppies stehen für jeweils einen britischen Kriegstoten des Ersten Weltkrieges, eines Krieges, der vor 100 Jahren begann und für fast alle Menschen heute nur noch eine Erinnerung, eine Erzählung der Vorfahren ist.

Geschätzte sieben Millionen Menschen kamen in diesem Zeitraum zum Tower of London um sich die Installation anzusehen. Angehörige hatten die Möglichkeit an der allabendlichen Verlesung der Namen der getöteten Soldaten teilzunehmen, Touristen waren beeindruckt von der Wirkung der einzelnen Blumen als Ganzes, wie ein Kunstwerk ein Gebäude umspannen kann und in ein Mahnmal gegen den Krieg verwandelt.

Die Poppies stehen als Mahnmal genau dort, wo die Menschen im Ersten Weltkrieg als Soldaten für den Krieg ausgebildet wurden. Sie bil-

Nach dem Ende der Installation wurden alle Poppies von Freiwilligen abgepflückt, gereinigt und zugunsten von wohltätigen Organisationen ver-

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* UTE KAHLE VOR ORT IN LONDON kauft und Stück für Stück weltweit versendet. Zwei Stücke der Installation werden in Museen ein Mahnmal der Erinnerung sein und jedes Jahr wenn sich die Welt an die Toten der Weltkriege erinnert, werden viele an das Gedicht, verfasst 1915 von John McCrae, „In Flanders fields the Poppies blow“ denken: In Flanders fields the poppies blow Between the crosses, row on row, That mark our place; and in the sky The larks, still bravely singing, fly Scarce heard amid the guns below. We are the Dead. Short days ago We lived, felt dawn, saw sunset glow, Loved and were loved, and now we lie In Flanders fields. Take up our quarrel with the foe: To you from failing hands we throw The torch; be yours to hold it high. If ye break faith with us who die We shall not sleep, though poppies grow In Flanders fields.

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I NHALT

ROT 8 10 12 14

Rot lebt! GEREON MEWES Wenn Menschen Rot sehen NORA MEY Die Kunst und das Rot KATHARINA SCHWARZ Farbenstatement ROBIN MAAG

RUBRIKEN

tagesklatsch mit kaffeesatz

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3 Editorial 4 TagesSatz International 16 Der Stolperstein 17 Paragraphenreiter 20 Verlosung von JT-Karten 21 Der Comic 26 Kultur-Empfehlungen 28 Straßengeflüster Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers 29 Die Kochnische 30 Hinter den Kulissen 31 Zwischen den Zeilen 32 Was es sonst noch gibt 33 Der Ticker Nächstes Mal Impressum 34 Wohin, wenn

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mit JARON LANIER UTE KAHLE

GÖTTINGEN 18 Zwischen Lachen und Tränen ELISABETH HOHENSEE 19 Tafel vor existentiellen Herausforderungen GÖTTINGER TAFEL

KASSEL 22 Die Suche nach einem sicheren Leben JULIAN STORCK 25 Als ob es schon immer dort gestanden hätte NORA MEY

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Ute Kahle

DAS GESPRÄCH

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Frieden ist ein Puzzle

Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2014 an Jaron Lanier und ehrt mit dem amerikanischen Informatiker, Musiker und Schriftsteller einen Pionier der digitalen Welt, der die Risiken für die freie Lebensgestaltung eines jeden Menschen mahnt. Auf der Buschmesse stand er uns für einen Kaffeklatsch zur Verfügung.

* AUS DEM ENGLISCHEN VON UTE KAHLE

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as von ihnen immer wieder kritisierte Wikipedia schreibt in seiner deutschen Ausgabe über sie: Jaron Lanier sieht die Tage kommen, wenn die neuen [Virtual Reality-] Systeme weitaus wichtiger als bloße Computer oder sogar Fernsehen sind. Ist es schon soweit? Noch nicht und die Betonung liegt auf noch. Wenn ich sehe wie Facebook heute oft die einzige soziale Verbindung ist, und auch die sozialen Verbindungen eines Teils der Menschheit steuert, würde ich gerne etwas Gewichtiges, Tiefgründiges dazu sagen, aber ich verstehe nicht genau was da passiert ist. Liegt das an ihrer Vergangenheit, ihrer jüdischen Herkunft? In Deutschland hat dieses Thema natürlich einen höheren Stellenwert, in den USA interessiert es gar nicht. Meine Mutter kam aus Wien und überlebte ein KZ. Viele meiner Verwandten

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fielen dem Bösen und der hochglänzenden Mega-Gewalt des Nazi-Regimes zum Opfer. Wenn mir diese Ereignisse nicht so gegenwärtig wären, es fiele mir jetzt vielleicht leichter die Nazi-Zeit zu verstehen. Auf jeden Fall haben die Nazis bewiesen, dass eine moderne, hoch technisierte Sensibilität nicht gegen das Böse schützt. Birgt dieses Dilemma neue Gefahren? Meine Sorge ist, dass das Internet als überlegene Plattform für plötzliche Massengewaltausbrüche von Rudeln oder Clans dienen könnte. Doch ich glaube auch nicht, dass die strikte Ablehnung von Rudel- oder ClanIdentitäten der beste Weg wäre, die damit verknüpfte Gewalt zu vermeiden. Anscheinend brauchen die Menschen sie. Länder wehren sich in den meisten Fällen dagegen, ihre Identität zugunsten größerer Konföderationen aufzugeben. Nur sehr wenige Menschen sind bereit, als Weltbürger zu leben, von jeder nationalen Bindung

losgelöst. Es ist etwas Unwirkliches, Abstraktes an einem solchen Versuch, den menschlichen Charakter zu perfektionieren. Sind sie ein Weltbürger? Da muss selbst ich lachen, ein wenig ja - ich glaube ich bin einer, auch da mir trotz der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse meiner Familie die Welt der Wissenschaft offenstand. Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2014 wurde ihnen zuerkannt, was bedeutet für sie Frieden? Ganz sicher muss Frieden bedeuten, dass keine Gewalt und kein Terror benutzt werden, um Macht oder Einfluss zu gewinnen. Aber dem Frieden müssen außerdem schöpferische Eigenschaften innewohnen. Die meisten von uns wollen keine statische oder stumpfsinnige Existenz akzeptieren, selbst wenn sie frei von jeder Gewalt wäre. Wir wollen nicht die friedliche Ordnung akzepTagesSatz

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DAS GESP R ÄC H tieren, die uns autoritäre oder aufgezwungene Lösungen vermeintlich bieten, digital oder altmodisch. Hat das auch Auswirkungen auf die Jugend, die kommenden Generationen? Wir dürfen nicht zu viel erwarten. Wir hoffen, dass zukünftige Generationen für immer unsere Version einer nachhaltigen Gesellschaft akzeptieren, ganz gleich wie klug wir sind und wie gut unsere Intentionen. Frieden ist also ein Puzzle. Sie haben in Ihrer Rede gesagt sie dürften sich und ihre Freunde keiner Reinheitsprüfung unterziehen, ist das eine Parallele zu den von ihnen analysierten Cloud-Algorithmen? Bevor es zu Missverständnissen kommt, möchte ich Folgendes klarstellen. Ich bin kein Gegner großer Konzerne. Ich mag große Konzerne, vor allem große Technologie-Konzerne. Meine Freunde und ich haben ein Start-Up an Google verkauft, und im Moment habe ich eine Forschungsstelle bei Microsoft. Wir dürfen einander keiner Reinheitsprüfung unterziehen, als wären wir Cloud-Algorithmen, die sich gegenseitig für gezielte Werbung analysieren.

Wie könnten wir frei sein, ohne die Freiheit zu missbrauchen? Wie kann Frieden gleichzeitig abwechslungsreich und stabil sein? Die Kompromisse zwischen Freiheit und Stabilität, die wir erlebt haben, neigen dazu, auf Bestechung zu beruhen, durch stetig wachsenden Konsum, aber auch das scheint auch keine langfristige Lösung zu sein. Gibt es hierzu konkrete Beispiele? Ja, daher setze ich mich für das Recht eines Jeden auf seine im Netz befindlichen Daten ein. Eine kreativ erbrachte Leistung eines jeden Menschen soll als geistiges Eigentum geschützt sein, sowohl in der realen Welt, als auch in der virtuellen Realität. Da sehe ich konkrete Vorstellungen, die auch zu zusätzlichen Menschenrechten gehören sollten. Ist das eine ihrer Intensionen in ihrem neuen Buch?

bestimmt, welche Konzepte von Datenschutz gelten. Die Idee von Datenschutz selbst hat viele Facetten. Sie sind breit gefächert und stets schwer zu definieren. Der Code, der Datenschutz schafft oder verhindert, ist jedoch auf ganz banale Weise konkret und allgegenwärtig. Datenschutz ist längst keine persönliche Entscheidung mehr, und damit nicht einmal mehr ein Thema, über das wir im alten Sinn nachdenken können. Was hat sich gravierend geändert? Jedes Mal, wenn jemand einen CloudService einführt, um einen Aspekt des Lebens leichter zu machen, sei es der Zugang zu Musik, Mitfahrgelegenheiten, Verabredungen, Krediten, wird es in Kauf genommen, dass die Menschen, die zuvor einen gewissen Schutz genossen hatten, nun im Vergleich zu früheren Regelungen ihren Wert verlieren. Künstler, die vom Urheberrecht profitierten, werden im neuen System ihr Recht verlieren. Arbeiter, die in einer Gewerkschaft organisiert waren, werden es nicht mehr sein. Fahrer, die bestimmte Lizenzen und Verträge hatten, müssen ohne sie auskommen, auch ganz normale Bürger, die ein Recht auf Datenschutz hatten, müssen sich der neuen Ordnung anpassen.

Datenschutz ist längst keine persönliche Entscheidung mehr.

In „Who Owns the Future?“ nehmen sie sich den Fragen der Besitztümer der Zukunft an, sehen sie da auch Lösungsansätze für die gravierenden Probleme der Welt? Wenn in einem immer größeren Maße Arbeit und Produktion durch computergesteuerte Technologien übernommen werden und auch nur diese Arbeit noch Wertschätzung erfährt, die in der digitalen Welt gehandelte Ware „Information“ weiterhin keinen finanziellen Gegenwert für alle einbringt, kann diese „digitale Revolution“ zu einem Zusammenbruch der Mittelschicht führen. Stellen sie daher die Forderung nach einem digitalen Humanismus auf? TagesSatz

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Die großartige Idee der Menschenrechte wird in unserer algorithmischen Ära durch Kumpanei zunichte gemacht. Nach Generationen von Denkern und Aktivisten, die für die Menschenrechte kämpften. Konzerne sind Personen geworden, das hat zumindest das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten entschieden! Ein Menschenrecht ist ein uneingeschränkter Vorteil, also verschwören sich gewiefte Spieler, um für sich und ihre Kumpane das Vielfache dieses Vorteils zu errechnen. Was können wir in Amerika noch mit der Idee der Menschenrechte anfangen? Sie wurde ad absurdum geführt. Ad Absurdum geführt scheint auch der Datenschutz. Wie sieht ihrer Meinung nach die Zukunft auf diesem Gebiet aus?

Ist das ein Fortschritt oder eher ein sichtbarer Irrsinn der Geschichte? Der Anspruch, dass alte Vorrechte über Bord geworfen werden müssen, wie etwa Datenschutz oder die Errungenschaften der Arbeiterbewegung, um neuer technologischer Effizienz Platz zu machen, ist grotesk. Allen Technologieschaffenden gebe ich zu bedenken: Wenn eine neue Effizienz von digitalem Networking auf der Zerstörung von Würde beruht, seid ihr nicht gut in eurem Fach! Vielen Dank für das Gespräch.

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Ganz gleich, was man über Datenschutz denkt, es ist der Code, der in fernen Cloud Computern läuft, der 7


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Rot lebt! Wer blau trägt, ist normal. Doch wer Rot trägt, hat viel Energie, ist leidenschaftlich und attraktiv und hat Einfluss auf Andere. Aber wieso ist das so? Und stimmt das überhaupt?

* GEREON MEWES nicht mehr, denn die sind so auffällig, dass man sich genauso gut einen blauen Helm aufsetzen könnte. Aber bis zum ersten Weltkrieg war auch die rote Uniform üblich. Das Rot zeigte dem Gegner die Kraft und die Macht des Heeres und sollte ihn einschüchtern. Rot bedeutete, dass man sich von der Natur abgesetzt hatte und stärker war, als alles andere. Interessanterweise hat es aber tatsächlich praktische Auswirkungen, wenn man die Farbe Rot im Kampf trägt, wie englische Forscher herausgefunden ha-

ben. So gewannen bei den Olympischen Spielen 2004 in allen Kampfdisziplinen öfter die Kämpfer, die ein rotes Trikot trugen. Und das obwohl es Zufall war, welcher der beiden Kontrahenten ein rotes und welcher ein blaues Trikot trug. Und wenn man sich vor diesem Hintergrund fragt, ob Rot nun eine männliche oder weibliche Farbe war, kommt man sehr schnell zu dem Schluss, dass sie männlich war. Denn wer war früher mächtig? Der Mann!

J. Triepke / flickr

rüher war die Welt farbloser. Nicht weil es nur SchwarzWeiß-Fotos gab, sondern weil es bei der Kleidung an wichtigen Farben wie Blau und Rot fehlte. Denn erst 1870 begann die industrielle Farbherstellung, die es auch ärmeren Menschen ermöglichte, waschfeste Farben als Kleidung zu tragen. Davor war es nur Reichen möglich, sich ein teures, rotes Gewand zu kaufen. Denn bis man genug Farbstoff für einen Purpurmantel zusammen hatte, mussten viele Tausend Purpurschnecken ihr Leben lassen. Rot stand damals also nicht für „Bitte anhalten“, „Erotik“ oder „Bayern München“ sondern in Mitteleuropa vor allem für Reichtum. Die Reichen und Mächtigen hatten es sich zur Angewohnheit gemacht, Rot zu tragen, um ihren Einfluss auch nach außen hin sichtbar zu machen. Trug man Rot, war man „a modo principe“-wie ein Prinz gekleidet. Manches davon hat sich bis heute gehalten. So tragen Richter und Kardinäle noch immer rote Gewänder. Doch Soldaten, die rote Uniformen haben, gibt es heute

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TI TELTH E M A Wer kämpfte früher auf dem Schlachtfeld? Der Mann! Und wer musste stark sein? Na klar, der Mann! Und so wurde Rot zur Farbe des Mannes. Ob dann im Umkehrschluss Blau die Farbe der Frau war, darüber streiten sich die Gelehrten, doch Blau war in jedem Fall die „Marienfarbe“ und wurde traditionell mit der Frau assoziiert. Aber wie konnte es dazu kommen, dass es heute eher umgekehrt ist? Anfang des 20. Jahrhunderts brachte das Verschwinden vom Rot aus dem Militär die blaue Kleidung der Matrosen zusammen mit der gerade aufkommenden Blue Jeans in Mode. Das Blau, die ungeschlagene Lieblingsfarbe der Menschen, entwickelte sich durch die Arbeiterkleidung zur Männerfarbe. Und als dann im dritten Reich die Farbe Rot als unmännlich verschrien war, waren rot gekleidete Männer in Deutschland bis auf weiteres nicht mehr tragbar. Ob sich die Frauen nun einfach dieser Marktlücke bedient haben oder ob sie, wie einige behaupten, eine Vorliebe für Rottöne haben, weil sie zur Zeit der Jäger und Sammler für das Beerensuchen verantwortlich waren, kann jetzt wohl niemand mehr mit Bestimmtheit sagen. Rötliche Farben haben aber in jedem Fall viele Vorteile: Sie fallen auf, lassen Menschen attraktiver und wichtiger erscheinen und wenn man nicht gleich an den Sozialismus denkt, steht Rot auch für Wärme, was zu dieser Jahreszeit garantiert nicht schaden kann. Aber wie sehr prägen uns diese Bedeutungen für Farben? Müssen wir uns den gesellschaftlichen Normen anpassen? Wenn man heute in Mitteleuropa aufwächst und lebt, müsste man die Farbaufteilung „rötlich=weiblich, bläulich=männlich“ eigentlich als gegeben hinnehmen. Es gibt Damenund Herrenmoden in dieser Aufteilung und mittlerweile sogar Schokolade, die speziell für Jungen und Mädchen entworfen und verkauft wird. Für Jungen in den Farben Schwarz und Blau, für Mädchen in den Farben Rot und Rosa. Nun werden Stimmen laut, die sagen, dass den kleinen KinTagesSatz

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dern die Farben Rosa und Hellblau durch die Spielwarenindustrie aufgezwungen werden. Die Kinder würden keine eigene Entfaltung durchleben, weil es eine vorgefertigte Welt gibt, in die sie hineingeboren werden. Und natürlich steht nicht jeder Junge auf „Cars“ und jedes Mädchen auf „Prinzessin Lillifee“, aber in der Wirtschaft läuft es immer gleich: Disney und Ferrero würden sicherlich keine Jungenund Mädchenprodukte herstellen, wenn diese sich nicht so gut verkaufen würden. Denn anders als bei anderen Gruppierungen wie den Hipstern oder den Nazis, von denen man sich wieder distanzieren kann, ist das bei seinem eigenen Geschlecht schon schwieriger. Viele Kinder und Jugendliche kaufen deshalb genau diese Produkte, um dazuzugehören. Normen helfen aber nicht nur, sich anzupassen, sondern Normen helfen auch,

In China steht Rot traditionell für das Glück und die Liebe

ten und Hochzeiten trägt und in der die Straßen an Neujahr geschmückt sind. Und wenn ein Kind geboren wird, bringen die Nachbarn rote Eier vorbei als Zeichen für Glück und Wohlergehen. In roten Umschlägen aus China befinden sich dementsprechend auch Glückwünsche oder Grüße. Im Gegensatz dazu heißt Rot für die Kinepetu, die im ewigen Eis nicht sehr viele Beispiele für Rot haben, einfach nur „wie Blut.“ So bestehen kulturelle Unterschiede im Verständnis vom Rot, doch allen ist gemein, dass Rot für das Lebendige und Emotionale steht. Rot lebt und fühlt und bewegt Menschen. Und vielleicht ist Rot ja sogar die Farbe des Menschen, der ja durch und durch mit dem roten Saft gefüllt ist und immerzu nach Liebe, Stärke und Reichtum strebt. Vielleicht aber macht sich der Mensch auch zu viele Gedanken und das Rot ist nichts weiter als die Farbe mit der größten Wellenlänge, nur dafür gemacht, uns den Unterschied zwischen Stein und Apfel zu zeigen.

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sich abzugrenzen. Es geht also weniger darum, die Norm zu kritisieren, als sie als derzeitig gegeben zu akzeptieren und sich seinen eigenen Farbgeschmack für Kleidung und Spielzeuge zu bilden und diesen zu kultivieren. Denn so wie der Blautrend für Männer gekommen ist, kann er auch wieder verschwinden. Vielleicht tragen in zehn Jahren alle Männer Grün, um für Umweltschutz zu protestieren. Doch die Welt besteht ja nicht nur aus Deutschland. In Japan steht das Blau für Reinheit und Ruhe und das Rot war dort schon immer eine weibliche Farbe, was daran liegt, dass die Sonnengöttin des Shintō, Amaterasu, weiblich ist. Als Landesfarbe ist Rot aber auch eine Farbe der Vitalität und Stärke. Vielfältige Bedeutungen hat das Rot darüber hinaus in China. Nicht nur weil es die Farbe des Kommunismus ist, sondern weil Rot traditionell für das Glück und die Liebe steht. Es ist die Farbe, die man auf Fes9


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Wenn Menschen Rot sehen Meistens sind sie dann wütend. Muss aber nicht sein, Rot kann auch Vorfreude -etwa beim Eintritt in ein Bordell- auslösen, Verzückung beim Anblick einer roten Rose, Erschrecken beim Anblick von Blut, Ärger beim Halt vor einer roten Ampel, Warnung bei Gefahr, das Versprechen von Wärme. Die Gefühlswelt ist immer dabei, in zartem oder hellem Aufruhr.

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* NORA MEY

war können fast alle Farben angenehm oder unangenehm wahrgenommen werden – Sonnen- oder Schwefelgelb, Mai- oder Giftgrün, Schwarze Trauer oder vornehme Eleganz – aber keine Farbe löst so viele widersprüchliche Emotionen aus wie Rot. Uwe Timm meint in seinem Roman „Rot“, dass es „die dialektische Farbe unter den Farben (ist), die in sich diese Ambivalenz trägt, sie verbietet und lädt ein, sie lockt, und signalisiert ebenso Gefahr. Wie das rote Licht an den Bordellen in Paris, das eine Warnung und eine Einladung zugleich ist. Eine Grenze, hier die bürgerliche Moral, dort das Reich der Lüste, der reinen Triebbefriedigung....“ Wenn Farben Gefühle auslösen können, ist es naheliegend, dass man sich alsbald auf das Feld der Psychologie begibt. Seit den Anfängen dieser Wissenschaft gehen Forscher davon aus, dass ein enger Zusammenhang besteht zwischen Farben und den Reaktionen, dem Verhalten, sogar dem Charakter eines Menschen. Intensiv mit Farbpsychologie beschäftigt hat sich der Schweizer Max Lüscher. 1947 entwickelte er einen auf 8 Farben basierenden Test, mit dessen Hilfe auf Persönlichkeitsmerkmale geschlossen werden sollte.

Katharina Schwarz

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Verbreitet findet man heute eine Meinung, die etwas so lauten könnte: Rot liebende Menschen gelten als „Power-Typen, als Energiebündel. Sie streben nach Selbstbehauptung, Unabhängigkeit, sind optimistisch, haben Mut und Durchsetzungsvermögen. TagesSatz

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TI TELTH E M A Negativ fallen die Rotliebhaber auf durch wenig Beständigkeit, Aggressivität, Streitsüchtigkeit, sie sind rücksichtslos, cholerisch, großmäulig und haben gesundheitlich wenig Kraft. Man findet sehr gezielte Aussagen wie: „Zum Charakter des Rot liebenden Menschen gehört seine Ehrlichkeit neben einer großen Direktheit, man wird ihn nie verschlagen oder unehrlich nennen können. Doch wehe, wenn jemand versucht, ihn hereinzulegen, mit gnadenloser Konsequenz kann derjenige dann abserviert werden“ Die erotische Komponente der Farbe Rot wurde schon erwähnt. In der Süddeutschen Zeitung war zu lesen, dass ein Test mit 17.510 Männern ergeben hätte, dass sich bei sehr vielen dieser Männer die Bereitschaft, eine Frau kennenzulernen, geändert habe, wenn sie statt eines blauen Pullovers einen roten trage. Überhaupt ist eine Frau im engen roten Kleid oder mit roten High Heels ein fast unübertroffen attraktives Sexsymbol.

große Rolle und sei es auch nur, um durch einen propagierten Farbwechsel neue Nachfrage anzuregen.. Interessant ist, dass keine andere Farbe so viele Nuancenbestimmungen wie das Rot kennt. Etwa nach Blumen: Geranien-, Mohn- und Rosenrot, Fuchsia oder Cyclamen. Oder nach Früchten: Erdbeer-, Himbeer-, Kirsch-, Tomaten- oder Granatapfelrot. In früheren Zeiten bestimmte der natürliche Farbstoff den speziellen RotTon: Frisches Ochsenblut etwa wurde als Anstrich für Fachwerk benutzt, aus der Kermes- oder Cochenille-Schildlaus wurde Karmesinrot gewonnen, ein kräftiges, leicht ins bräunlichorange spielendes warmes Rot. Einen ähnlichen Farbton liefert die Färberwurzel. Der Alizarin-Farbstoff ihrer Wurzel ward zu Krapprot verarbeitet und war als Krapplack verbreitet. Die

Rot als Symbolfarbe der Arbeiterbewegung hat eine lange Tradition. Die rote Fahne erschien schon zu Zeiten der Französischen Revolution, zunächst meist in Zusammenhang mit der Farbe Blau als der Farbe der aufständischen Pariser gegen das weiße Lilienbanner der absolutistischen Herrscher. Aber schon bald wurde das alleinige Rot zur Symbolfarbe des Kampfes der unteren ausgebeuteten Klassen. 1848 taucht zum ersten Mal die rote Fahne in Deutschland auf, die 1863 vom Allgemeinen deutschen Arbeiterverein ( ADAV) zum Symbol erkoren wurde. Die sozialistische und kommunistische Arbeiterbewegung nutzte die rote Farbe in ihren Fahnen weiter, unabhängig davon, ob sie kämpferisch revolutionär, generell nur reformerisch oder gar staatstragend diktatorisch auftrat. Selbst die rechte politische Bewegung bediente sich des revolutionären Images der Farbe Rot. In Abgrenzung versahen die Nationalsozialisten die rote Fahne allerdings mit einem nationalistisch aufgeladenen Symbol, dem Hakenkreuz.

Aggressiv, progressiv und erotisch

Persönlich machte ich eine überraschende Entdeckung. Meine Lieblingsfarbe seit der Kindheit fand ich abstoßend, als ich sie auf einem Farbfeld entdeckte, das dazu bestimmt war, eine Lieblingsfarbe auszuwählen: Etwa dieses grelle, leicht ins Orange spielende Rot? Auf gar keine Fall! Andererseits leuchten Mohnblumen in eben diesem hellen Orangerot und gaben einen prachtvollen Anblick auf der vorletzten documenta auf dem Kasseler Friedrichsplatz. Also spielt auch der Stoff, das Material, die Umgebung eine Rolle dabei, wie eine Farbe wirkt. Es ist wohl kein Wunder, dass man psychologischen Zuordnungen und Tests heute generell eher skeptisch gegenübersteht und dass sie als Eignungstests bei Einstellungen und Berufswünschen abzulehnen sind. Es ist eher seriös zu sagen: „Farben bedeuten aus sich heraus erst mal gar nichts. Mit der Bedeutung ist es wie mit den Horoskopen“. Andererseits spielen Farbwahl und Komposition nach wie vor in der Werbung und Mode eine TagesSatz

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Purpurschnecke lieferte den kostbaren Farbstoff für hoheitliche Gewänder in einem dunklen gegen Violett schimmernden Ton. Verschiedenste Mineralien und Pigmente werden verwendet und ergeben zum Beispiel Zinnoberrot, Ziegelrot oder das besondere Rot des Malers Tizian. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden mit Hilfe der modernen Chemie die neuen Teerfarben (auch Anilinfarben genannt) hergestellt und erlaubten generell eine Verbreiterung der Farbpalette, der Farbintensität und Haltbarkeit. Seither können Farben leuchtender oder auch greller und schreiender sein. Eine Eigenschaft der Farbe Rot ist es, dass sie besonders auffallend ist, nach Aufmerksamkeit heischt. „Rote Fahnen sieht man besser“, hieß ein Film, der in Zeiten der Studentenbewegung gedreht wurde und das propagierte Aufleben der Arbeiterbewegung in den Jahren nach 1968 zum Inhalt hatte.

Generell wird das Rot noch heute fast immer mit linken fortschrittlichen Denkrichtungen in Verbindung gebracht. Wie gerechtfertigt das ist, mag man beurteilen, wenn man sich die deutsche Sozialdemokratie anschaut. Links, kämpferisch, fortschrittlich, reformbereit? Und wenn reformbereit, wie bei Steuersenkungsstrategien oder Hartz IV, wem nützt das? Interessant ist es, dass die Partei „Die Linke“ abgrenzend nicht nur einfach als rot, sondern als tiefrot bezeichnet wird. Wobei man allerdings übersieht, dass Tiefrot als Farbe vermutlich weniger stark mit Angriffslust oder Gefahrenwarnung in Verbindung gebracht wird. Also Aufmerksamkeit ist gefordert! Genauer hinschauen! Und dann erst Gedanken machen über das Symbolische, das die Farbe transportiert.

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Katharina Schwarz

T I T E LTH E M A

Die Kunst und das Rot Jede Farbe hat eine Wirkung auf den Betrachter. Sie löst Erinnerungen und Vorstellungen aus. Die Wirkung der Farbe und der damit verbundene assoziative Moment haben dazu geführt, dass wir Farben eine symbolische Bedeutung beimessen. So auch der Farbe Rot.

* KATHARINA SCHWARZ

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ote Farbe wurde in der Kunst schon immer vielseitig verwendet. Ob in Höhlenmalerei in roten Lehmtönen, auf christlichen Bildern für Marias Gewand oder als Fläche in den Bildern abstrakter Malerei. Dabei ist Rot immer eine aggressive, dominante und lebendige Farbe. Ihre Präsenz wurde über die Jahrhunderte unterschiedlich verwendet und interpretiert.

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Die Bedeutung von Rot ist je nach Kulturkreis unterschiedlich. Auch im Lauf der Kunstgeschichte haben sich die Symbolkraft und ihre Interpretation gewandelt. Doch die Kernbedeutung der Farbe blieb: Rot ist eine aggressive und vitale Farbe. Kandinsky schrieb dazu „Rot - eine Farbe, trotz aller Energie und Intensität eine starke Note von beinahe zielbewusster Kraft“. Rot steht und stand sowohl

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für die Liebe als auch für den Kampf auf Leben und Tod. Außerdem symbolisiert sie Männlichkeit, Tatkraft, Blut, Feuer und oft auch Krieg. Eine gleichbleibend symbolische Verwendung der Farbe Rot gab es in den Darstellungen von Liturgien. Als Liturgien bezeichnet man die Ordnungen der Riten in jüdischen und christlichen Gottesdiensten. Rot gilt als TagesSatz

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TI TELTH E M A das Sinnbild des Heiligen Geistes. Sie steht aber auch als die Farbe des Feuers und des Blutes. Getragen und verwendet wird die Farbe vor allem an Pfingsten, Karfreitag, Palmsonntag, an Gedenktagen und zur Firmung. Über die Kirche hat sich die Bedeutung der Farben auch auf die Standesfarben ausgewirkt. So trugen Bauern eher grau oder schwarz, Fürsten weiß und das Rot war für Krieger reserviert. Die Verbindung zwischen der Farbe und dem Kriegerstand fand auch an anderer Stelle statt. In der japanischen Kunst gilt Rot ebenso als Farbe des Kriegers. Samurai von besonderer Stärke wurden oft in Rottönen dargestellt. In der Antike entstand bereits ein Sinn für aufwendige Farbwerte, die sich in der byzantinischen Kunst fortsetzte. Diese entwickelte eine sehr genaue Farbsymbolik, die bis heute die Farbtheorie beeinflusst. Purpur galt als teuerste Farbe und war für den Kaiser reserviert. In vielen Miniaturmalereien sieht man daher den Herrschenden und seine Familie in Purpurgewänder gekleidet. Durch die Verschmelzung von Kaiser- und Christusbild wurde später die Farbe Purpur auf Christus übertragen. Nach 431 n. Chr. wurde die Farbe auch für Bildnisse von Maria, Anna und die Ecclesia verwendet. Ab dem 8en Jahrhundert dominiert Rot als Gewandfarbe vor allem die karolingische Malerei und findet sich bei den Evangelisten. Auch wurden Engeln bestimmte Farben zugewiesen. Cherubine sind blau und Seraphime rot. Rot symbolisiert hier Feuer und Leben. In Kombination mit Blau, das für Luft und Wasser steht, bedeutete sie Verwandlung. Die Kombination der Farben Rot, Blau und Grün besitzt eine eigene Bedeutung. Gemeinsam stellen sie das Sinnbild für die Dreifaltigkeit dar. Dabei ist Rot das Symbol für den Gottvater, Blau das Symbol für Christus und Grün für den Heiligen Geist. Gute Beispiele für die Verwendung von Rot in der christlichen Malerei findet man zum Beispiel bei Lukas Cranach. In seinem Bild „Das ParaTagesSatz

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dies“ sieht man den Garten Eden abgebildet. Vorne mittig stehen Eva und Adam mit Gott. Die ersten Menschen sind nackt gezeichnet, während Gott in einem roten Gewand hervorsticht. In seinem Werk „Madonna und Kind“ kommen die Farben der Dreifaltigkeit (rot, blau, grün) zum Tragen. Maria trägt hier wie auch in Bildern anderer Künstler ein rotes Kleid mit blauem Überwurf. In späteren christlichen Bildern, als die Farben leuchtender wurden, kommt dieser Kontrast besonders zum Tragen.

Mit dem Expressionismus wurden Farben und Formen als autonome malerische Mittel wieder entdeckt – und mit ihnen auch die Farbe Rot. Sie wird gerne als Kontrast verwendet und erfährt unterschiedliche Bedeutungen je nach Künstler. Den stärksten Kontrast erhält man, wenn man die rein bunten Farben Gelb, Rot und Blau im Dreiklang verwendet, wie es Mondrian getan hat. Solche Kontraste finden sich aber auch bei Pablo Picasso und Wassily Kandinsky.

„Rot - eine Farbe, trotz aller Energie und Intensität eine starke Note von beinahe zielbewusster Kraft.“ KANDINSKY Im Barock bekommt Christus vermehrt ein weißes Gewand, während Blau und Rot weiterhin Marias Farben bleiben. Mit dem Schwinden der Dominanz der christlichen Malerei in der Kunst wird die Farbsymbolik zum Nebenspiel. Erst in der religiösen Bildkunst des 20sten Jahrhunderts und über sie hinaus gewann die Farbsymbolik vor allem unter dem Einfluss des Expressionismus wieder an Bedeutung. Farben bekamen eine eigenständige Aussagekraft. In der modernen Malerei kann man von einer ganz eigenen Farbsymbolik sprechen. In den Pferdebildern von Franz Marc zum Beispiel steht die gelbe Farbe für das Weibliche und Sinnliche. Blau steht für das Männliche und Geistige. Rot symbolisiert die Materie und das Leben. Rot ist für Marc eine schwere Farbe, sie drückt eine gewisse Brutalität aus. Sie ist laut Franz Marc die Farbe, die von den anderen Farben überwunden und bekämpft werden muss. In einem seiner bekanntesten Werke „Die großen blauen Pferde“ wird rote Farbe im Hintergrund verwendet. Die größte Fläche machen die blauen Pferde aus. Und doch ist es das Rot, das die Spannung letztendlich herstellt. Die Farbe ist der eigentliche Ausdruck in seinen Bildern.

Letzterer hat eine eigene Farbtheorie entwickelt, in der er Farben und ihre Bedeutung gegenüberstellte. Rot stellte er meist seine Komplementärfarbe Grün gegenüber. Als Komplementärfarben gelten diejenigen Farben, die miteinander gemischt einen neutralen Grauton ergeben: rot-grün, orange-blau, gelblila. Außerdem ordnete Kandinsky bestimmten Farben Formen zu. Rot brachte er mit dem Quadrat in Verbindung. In der Moderne begann die Farbe Rot also einen individuellen Ausdruck zu bekommen, der abhängig vom Künstler betrachtet werden muss. Während Kandinsky die Farbe Rot als einen Ausdruck der Freude im Liebesleben ansah, war sie für Franz Marc eine schwere, brutale Farbe. Picasso verband das Rot mit seiner spanischen Heimat und ihren Mythen. Auch in gegenwärtiger Kunst wird Rot abhängig vom Künstler verwendet, je nachdem ob oder welcher Farbtheorie er folgt. Doch auch wenn es scheint, dass Rot einem großen Bedeutungswandlung unterzogen wurde und heute mit multiplen Bedeutungen kaum noch zu fassen ist, galt sie immer als lebendige Farbe. Sei es durch besondere Bedeutung, als Kontrast oder Komplement, die Farbe Rot stand in der Kunst immer für Stärke und Präsenz.

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T I T E LTH E M A

Farbenstatement

UND OB DAS ROTE AUTO LAUTER IST Die Farbe Rot ist in der Politik allgegenwärtig. Wir verbinden sie mit Parteien und Bewegungen wie dem Kommunismus und dem Sozialismus. Ein Blick auf den Zusammenhang der Farbe Rot mit der Politik und die Frage was diese Farbe bei uns bewirkt.

* ROBIN MAAG

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dem Mittelalter war die Farbe Rot nur dem Adel und dem König vorbehalten und symbolisierte deren Macht. Dieser Aufstand sollte nun alles ändern und sie gleichermaßen zu einer Farbe des Volkes und der Arbeiter machen. Die Französische Revolution ist wohl der bekannteste Aufstand der vergangenen Jahrhunderte. Er vereinte tausende Menschen gegen die Willkürherrschaft Ludwig XVI. Die Menschen gingen zum ersten mal wirklich auf die Straße um etwas zu be-

Jörg Sanders

s ist der 14. Juli 1789 in Frankreich. Man hört lauten Lärm, gellende Rufe und hunderte wütende protestierende Menschen, dicht an dicht, die Parolen skandieren und ihre Forderungen auf Tafeln in die Luft halten. Rote Fahnen wehen im Wind und einige der Menschen tragen rote Mützen. Sie alle laufen in die gleiche Richtung, sie sind gegen den König und die Monarchie auf der Straße. Sie sind unzufrieden, fühlen sich unterdrückt und ungerecht behandelt - der Macht des Königs ausgesetzt. Seit

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TI TELTH E M A wegen und für ihre Freiheit einzutreten. Eine tragende Kraft des Aufstandes waren die Jakobiner, eine Art politischer Klub, der unter Führung von Robespierre die politische Linke vertrat und die Proteste gegen die Monarchie vorantrieb. Ihr Erkennungszeichen war eine rote Mütze, als Symbol für ihren Aufstand und ihren Kampf gegen den König. Von da an gingen die Menschen immer wieder auf die Straße und protestierten für ihre Sache, ihre Rechte oder gegen die Machthabenden und Unterdrückung. Jede dieser Bewegungen hatte Symbole oder Farben, mit denen sie sich identifizierten. Die Farbe Rot wurde im Laufe der Zeit und von der Französischen Revolution an oftmals als Erkennungsfarbe politischer Bewegungen, Gruppen oder Protesten der verschiedensten Arten verwendet. Die Französische Revolution war eine Revolution des Volkes und der Arbeiter und vielleicht auch deshalb hat sich Rot vor allem als die Farbe der sozialistischen Parteien und der Arbeiterparteien etabliert, die auch bei Protesten in Rot demonstrierten. Bei Demonstrationen spielt es nicht nur eine Rolle, dass Rot eine Signalfarbe ist und Aufmerksamkeit erweckt oder vielleicht auch Wut und Aufbegehren stilisiert, sondern vielmehr assoziieren wir Rot mit starkem Willen, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen. Die Farbe lässt die Menschen zu einer Gemeinschaft werden und trägt dazu bei, dass sie sich mit Dieser identifizieren. Rot symbolisiert dann diese Einheit, die auch in den Parteien wichtig ist. Sowie die rote Farbe weltweit das Identifikationsemblem der sozialistischen Bewegungen ist, ist auch in Deutschland Rot die Farbe der Partei Die Linke und der SPD, der Sozialdemokratischen Partei. So gegensätzlich diese Parteien heute scheinen haben sie doch eine gemeinsame Historie. Die Linke ging aus der SED, der Arbeiterpartei der DDR, hervor. Die SED war ein Zusammenschluss aus TagesSatz

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KPD und SPD. So sind SPD und Linke eng verknüpft mit der Arbeiterbewegung und der Farbe rot. Die Arbeiterpartei Kurdistans, vor allem bekannt durch ihren aktuellen Kampf gegen den IS hat eine rote Fahne als Symbol. Sie ist eine marxistisch, kurdische Untergrundorganisation und kämpft laut eigener Angaben für ein autonomes, politisch unabhängiges, demokratisches Kurdistan. Immer wieder mit Überfällen und Entführungen auffallend, wird sie von Deutschland, den USA und anderen Ländern als Terrororganisation eingestuft. Auch in China ist mit der Kommunistischen Regierungspartei die Farbe Rot allgegenwärtig. Auf ihren Parteitagen demonstrieren riesige rote Fahnen ihre Macht. Sie ist seit 1949 die herrschende Partei Chinas und hat als einzige Partei in der Volksrepublik keine politische Konkurrenz. Die Kommunistische Partei China ist insgesamt die mitgliederstärkste politische Partei der Welt und hält China in ihrem mächtigen, autoritären Griff.

nun einen wärmeren Touch verleihen und sie näher an die Menschen bringen. Die Partei betont, dies sei ein wichtiger Schritt zu einem neuen Image. Ist die Aufnahme einer neuen Parteifarbe wirklich so wichtig? Ändert die Farbe etwas an den Werten für die man steht oder an den Personen die die Partei ausmachen? Ist die Farbenlehre der Politik nicht eigentlich unaussagekräftig? Hinter dem Farbenwechsel der FDP steht eine große Werbeagentur und ein großes Kalkül. Laut einer Studie der Universität Duisburg nehmen wir rote Autos als lauter, sportlicher und aggressiver, also schlicht als auffälliger wahr. Die Farben beinflussen die Menschen ohne Zweifel. Nicht umsonst gibt es eine ganze Wissenschaftssparte zur Farbpsychologie und Farbe kommt in fast jeder Werbeanzeige zum tragen.

Im zarten Rotton erstrahlt gegenwärtig auch die FDP

Doch obwohl diese Parteien und Bewegungen mit Rot die gleiche Farbe als Identifikation benutzen, stehen sie doch für ganz verschiedene Interessen ein. Die Linke und die SPD sind gemäßigte Parteien, die die deutsche Demokratie unterstützen. Während Chinas kommunistische Partei andere Parteien und freie Wahlen unterdrückt, wird auch die Arbeiterpartei Kurdistans wegen Anschlägen und Waffengewalt immer wieder stark kritisiert. Diese Parteien und Gruppierungen tragen alle Rot als Parteifarbe, sie lassen sich jedoch nicht auf dieses Rot reduzieren. Jede Partei benötigt eine genaue Betrachtung, um ihre politischen Inhalte beurteilen zu können. Die FDP hat nun auf ihrem Parteitag beschlossen, ihrem neuen Logo die Farbe Magenta, einen rotviolett-Ton, zu geben. Sie wollen damit einen Aufbruch, einen Neuanfang ihrer Partei einläuten. Der FDP, der oftmals soziale Kälte unterstellt wird, soll das Magenta

Die rote Farbe hat wirklich viel mitgemacht in der Politik. Auch aktuell zeigt das Beispiel der FDP, dass die Farbe in der politischen Landschaft immer noch wichtig ist. Sie hat eine lange Geschichte mit vielen Wandlungen, Bedeutungen, Parteien und Bewegungen. Doch sie wurde auch immer wieder für die eigenen Interessen benutzt und eingespannt, für Parteien die in dem Rot ihre Ideale widergespiegelt sahen oder es zu ihrem Ideal gemacht haben. Doch kommt es eigentlich auf Anderes als die Farbe einer Partei an. Die Farben werde bestimmt von Vorurteilen, Erfahrungen oder dem Eindruck, den sie auf uns machen. So wurde die Farbe über die Jahre machtpolitisiert und aktuell in China oder bei der kurdischen Bewegung steht sie für äußerst fragwürdiges Handeln. Gleichzeitig ist sie eine Farbe des Widerstandes, der, seit dem das französische Volk auf die Straße ging, weitergelebt hat und die Menschen verbunden hat. Die rote Farbe einer Partei erzählt also nur vordergründig von Idealen und Werten. Wer wissen will, wofür sie steht, muss genauer hinschauen.

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D ER S T O L P E R ST E IN

Viel mehr als eine Farbe Jörg Sanders

* ZOÉ DUBOIS

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eulich hatte ich eine Erleuchtung; Ich habe sozusagen Rot gesehen. Rot ist die universale Antwort auf alle Fragen.

Etwas ist schön. Warum? Weil es rot ist. Etwas ist abstoßend. Warum? Weil es rot ist. Im ersten Fall könnte der Gegenstand eine Rose sein, im zweiten eine offene Wunde. Diese Vielseitigkeit ist wirklich bewundernswert. Trotzdem stand Rot bislang nicht gerade im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses und wurde allenfalls als „Signalfarbe“ für Verkehrsschilder oder Warnhinweise benutzt. Eine unglaubliche Verschwendung von Potenzial. Erst seit Neuestem hält die Rot-Forschung Einzug in wissenschaftliche Institutionen. So ergaben äußerst seriöse Studien, dass Menschen, die rot tragen, attraktiver wirken. Aha. Zwar dachte ich bisher, dass sich beispielsweise der mallorcaurlaubende Engländer mit seinem Sonnenbrand eher stigmatisiert als schmückt. Aber man lernt ja bekanntlich nie aus. Hinterfragt man, im Hinterkopf mantraartig die phänomenale Wirkung dieser Farbe, das eigene Weltbild, kommt man zu erstaunlichen Resultaten. Ist womöglich der Mantel des Weihnachtsmannes nicht deshalb rot, weil auch das Coca-Cola-Logo sich mit dieser Signalfarbe ziert, sondern, weil der weißbärtige Wohltäter von seinen Speckröllchen ablenken möchte? Und weiß nicht bereits jeder, der den Film „Die Gräfin“ gesehen hat, dass das Blut von Jungfrauen, als abendliche Maske verwendet, den Alterungsprozess der Haut zuverlässig aufhalten kann? Und welche Farbe hat Blut? Genau. Allerdings macht die Gräfin den selben Denkfehler wie die meisten Vampire. Alterungs- und faltenresistent die einen, ewige Jugend begehrend die andere, denken sie, sie seien angewiesen auf Blut. Dabei kommt es darauf gar nicht an. Ketchup oder Kerzenwachs (aber nur von roten Kerzen, wohlgemerkt) dürften dieselbe Wirkung haben. Man will sich gar nicht ausmalen, wie viele Menschen diesem Missverständnis zum Opfer fielen. Jetzt, als Erleuchtete, habe ich natürlich eine Mission. Die Wahrheit muss verbreitet werden! Und genau deshalb war es dringend nötig, dieser fantastischen Farbe ein ganzes Heft zu widmen.

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misterQM (photocase.com)

PARAGRAPH EN RE IT E R

IM NAMEN DES VOLKES

Neues vom Amt Zu Beginn des Jahres 2015 haben sich Änderungen im Sozialrecht ergeben, die Auswirkungen auf Hilfeempfänger haben werden. Hier ist insbesondere die Erhöhung des Regelsatzes zu benennen. Zum anderen wurde der Beitragssatz für die gesetzliche Krankenversicherung gesenkt. Was ist dabei zu beachten?

* HANS PETER PUNG Neuer Regelsatz Wie üblich wurde zu Beginn des Jahres (01.01.2015) der Regelsatz erhöht. Ein Haushaltsvorstand (Regelsatzstufe 1 / Single Haushalt) bekommt nun 399 Euro monatlich. Bedarfsgemeinschaften bzw. Paare (Stufe 2) bekommen 360 Euro pro Person und Monat. In der Stufe 3 werden Erwachsene (ab dem 18. Lebensjahr) zusammengefasst, die in anderen Haushalten leben, also keinen eigenen Haushalt führen. Sie bekommen 320 Euro monatlich. In der Stufe 4 befinden sich Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren, sie erhalten 302 Euro. Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 14 Jahren (Stufe 5) bekommen 267 Euro. Kinder unter 6 Jahren (Regelsatzstufe 6) erhalten 234 Euro monatlich.

Krankenkasse / Zusatzbeiträge Die Krankenkassenbeiträge wurden zum 01.01.2015 gesenkt. Der Beitragssatz liegt jetzt bei 14,6 Prozent. Allerdings dürfen Krankenkassen einen Zusatzbeitrag erheben, sollten sie mit diesem Beitrag nicht auskommen. Für das Jahr 2015 beträgt der durchschnittliche Zusatzbeitrag 0,9 Prozent. Die Jobcenter übernehmen in der Regel den regulären Kassenbeitrag plus den durchschnittlichen

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Zusatzbeitrag (für 2015 14,6 % + 0,9%). Liegt der Beitrag über diesem Satz, muss der darüber liegende Betrag durch den Hilfeempfänger selbst getragen werden. In diesem Fall sollte vom Sonderkündigungsrecht gebraucht gemacht werden und eine günstigere Krankenkasse gesucht werden.

Überprüfung von Bescheiden Das Sozialgesetzbuch regelt, dass Hilfeempfänger das Recht haben, zurückliegende Bescheide überprüfen zu lassen. Dies darf aber nicht pauschal erfolgen. Konkret bedeutet dies, ein Hilfeempfänger kann vom Jobcenter nicht verlangen, bestandskräftige (zurückliegende) Bescheide pauschal auf Richtigkeit überprüfen zu lassen, Vielmehr muss er das konkrete Datum sowie die Punkte des Bescheides benennen, die auf Richtigkeit überprüft werden sollen. Dies geht aus einer Entscheidung des Bundessozialgerichtes in Kassel hervor. BSG Entscheidung vom 05.01.2015 AZ: B 14 AS 39/13 R

ter des Sozialgerichtes (SG) Heilbronn meinen: „Ja, stört ein Hartz IV- Bezieher durch sein rücksichtloses Verhalten den Hausfrieden und Betriebsfrieden nachhaltig, darf das Jobcenter dieses mit einem befristeten Hausverbot ahnden. In der Zwischenzeit sei es zumutbar, dass der Kontakt zum Sachbearbeiter nur mittels Telefon stattfinden kann. Die Richter sehen in diesem Verhalten eine Warnfunktion von Seiten des Jobcenters. Im vorliegenden Fall war die Hilfeempfängerin übrigens nicht handgreiflich geworden. Sie wurde verbal aggressiv und beleidigend und ließ sich auch durch einen hinzu gerufenen Sicherheitsmann nicht beruhigen. Ursache für ihr Verhalten: Sie wollte ohne Termin ihren Fallmanager sprechen, weil sie sich die bereits bewilligten Leistungen sofort in bar auszahlen lassen wollte. Als man sie bat, im Wartebereich der Anmeldung zu warten, war sie dazu nicht bereit und „rastete“ aus. SG Heilbronn Urteil vom 19.11.2014 AZ: S 10 AS 3793/14

Hausverbot Darf ein Jobcenter einen Hilfeempfänger am persönlichen Besuch mittels Hausverbot hindern? Die Rich-

Als Quelle diente www.gegenhartz4.de

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GÖTTINGEN ristisch ist natürlich die rote Nase. Der Evangelischen Zeitung erklärt Liebenehm die theologische Dimension seiner Clownsfigur. Die uralte Erkenntnis „Inmitten des Lebens sind wir vom Tode umfangen“, die von Martin Luther ins Deutsche übersetzt wurde, deutet er um in „Mitten im Krankenhaus sind wir vom Lachen umgeben“. Das kennzeichnet das besondere Arbeitsumfeld der Klinik-Clowns: Freude und Schmerz liegen eng beieinander. Die notwendige Professionalität eines Klinik-Clowns betont Michael Christensen. Nicht jeder Clown habe das Zeug zum Klinik-Clown. Das besondere Umfeld erfordere Fingerspitzengefühl und Spontanität. Während der Zirkus-Clown auf einer sicheren Bühne und vor einem erwartendem Publikum seine Bühnenshow liefere, arbeite der Klinik-Clown in einer Umgebung, die sich sehr plötzlich verändern kann. Dann müsse ein Klinik-Clown oft spontan reagieren, erzählt Christensen in einem Interview mit der Organisation Red Noses Clowndoctors. Christensen gilt als Begründer der Klinik-Clowns, seit er 1986 das Programm Big Apple Circus Clown Care Unit in New York ins Leben rief.

Zwischen Lachen und Tränen Sie jonglieren und tanzen, schneiden Grimassen und machen Musik, sie stolpern und scheitern und geben doch nicht auf – die Göttinger Klinik-Clowns begeistern die kleinen Patienten.

* ELISABETH HOHENSEE

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inmal im Monat besucht Pastor Gert Liebenehm mit einer kleinen Gruppe von Clowns die Kinder auf den Stationen des Universitätsklinikums Göttingen. Im Gepäck haben die Clowns Zaubertricks und Lieder, mit denen sie die Kinder zum Staunen bringen und zum Mitsingen anregen. Die Clowns sind neugierig und sensibel für die Ängste und Nöte der Kinder. In kleinen Szenen versuchen sie beängstigende Krankenhaussituationen mit Humor und Komik zu verarbeiten. Dabei gehen sie einfühlsam auf die Kinder zu, lassen sich berühren und balancieren auf dem schmalen Pfad zwischen Schrecken und Lachen. Liebenehms Clownsrolle heißt Kuddel Muddel, charakte-

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Die Göttinger Klinik-Clowns um Gert Liebenehm arbeiten ehrenamtlich und sind Teil der evangelischen Klinikseelsorge. Sie verbindet das urchristliche Anliegen des Krankenbesuches, mit dem sie die Hoffnung der kleinen Patienten auf Heilung stärken wollen. Als Pastor versteht Liebenehm Lachen und Tränen als „Geschwister der Hoffnung und – in christlicher Sicht – der Auferstehung“. Und so hüpfen und stolpern, tanzen und trippeln sie immer wieder ins Klinikum und verwandeln Tränen in Lachen.

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Universitätsmedizin Göttingen

Dass Lachen tatsächlich gesund ist, wird in der Medizin umstritten. Bislang liegen noch keine wissenschaftlichen Studien vor, die die körperliche Wirkung des Lachens belegen. Beson-

ders im Bereich der Alternativen Medizin wird jedoch die psychologische Wirkung des Lachens auf den Genesungsprozess betont. Das Lachen lenke nicht nur von Schmerzen ab, es verändere sogar die Einstellung zum Schmerz, so Dr. Michael Titze. Humor ermögliche dem Patienten, eine Distanz zu seiner Krankheit zu schaffen und der eigenen Verzweiflung entgegen zu wirken. Der Wissenschaftsjournalist Norman Cousins erlebte die therapeutische Wirkung des Lachens am eigenen Leib. Er erkrankte in den siebziger Jahren an einer chronischen Entzündung der Wirbelsäule. Mithilfe einer selbst entwickelten Lachtherapie schaffte er es, vollkommen zu genesen. Seine Erfahrungen schildert er in seiner Autobiografie Der Arzt in uns selbst und regte damit zu neuen Studien im Bereich der Gelotologie (Lachforschung) an.

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GÖ TTIN GE N

Tafel vor existentiellen Herausforderungen Göttinger Tafel e.V. sucht dringend ehrenamtliche Helfer für den Fahrdienst.

* GÖTTINGER TAFEL

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eit Jahren versorgt die Göttinger Tafel e.V. Menschen in sozialer Notlage mit den nötigsten Lebensmitteln. Unterstützt wird sie dabei von zahlreichen regionalen Supermärkten, Bäckereien, Tankstellen, Einzelhandelsgeschäften, Kantinen, Hotels und Restaurants, die aussortierte Ware kostenfrei zur Verfügung stellen. Seitdem der Wehr- und Zivildienst weggefallen ist, besteht dringender Personalbedarf für die Abholung der Lebensmittel.

Ute Kahle

Bisher wird diese Tätigkeit zum großen Teil von „älteren“ ehrenamtlichen Mitarbeitern der Göttinger Tafel e.V. übernommen. Da zum Teil jedoch schwere Kisten getragen werden müssen, besteht vor allem in diesem Bereich dringender Bedarf an Personal. Das Fehlen ehrenamtlicher Fah-

rer führt kurzfristig dazu, dass gespendete Lebensmittel nicht abgeholt werden können und somit keine weitere Verwendung finden. Langfristig kann ein wiederholtes Ausfallen der Lebensmittelabholung seitens der Göttinger Tafel e.V. die Fortführung der mit den Sponsoren geschlossenen Verträge gefährden und somit auch die Existenzgrundlage für viele sozial bedürftige Menschen. Aus diesem Grund sucht die Göttinger Tafel e.V. dringend zuverlässige Helfer, die bereit sind, sich ehrenamtlich im Fahrdienst zu engagieren. Von Montag bis Freitag (jeweils 8.00 – ca. 13.00 Uhr) besteht die Notwendigkeit, Lebensmittel von den Vertragspartnern abzuholen. Die Arbeitszeit kann in Absprache mit der Göttinger Tafel e.V. flexibel gestaltet wer-

den. Zudem wird nicht verlangt, dass jedem Wochentag der Tätigkeit nachgegangen wird. Wünschenswert wäre ein zuverlässiges Engagement mit vier bis fünf Stunden wöchentlicher Arbeitszeit. Eine gründliche Einarbeitung in die Tätigkeiten und ein weitreichender Sicherungsschutz in diesem Rahmen werden darüber hinaus gewährleistet. Um das Bestehen der Göttinger Tafel e.V. langfristig sichern zu können, ist das aktive und zuverlässige Mitwirken ehrenamtlicher Mitarbeiter überaus wichtig. Für viele bedürftige Menschen ist sie eine zentrale Anlaufstelle geworden, bei der nicht nur existentielle Bedürfnisse gedeckt werden, sondern auch Soziale. Um diesen Menschen auch langfristig eine Perspektive bieten zu können, ist es wichtig, dass der Fahrdienst auch in Zukunft von zuverlässigen Personen ausgeführt wird, da mit dieser Tätigkeit der Erfolg dieser Institution steht und fällt. Falls Ihnen eine solche Tätigkeit im Kreise netter und aufgeschlossener Menschen mit großem Herzen Spaß macht würden sich Ihre Ansprechpartner bei der Göttinger Tafel e.V. über ernsthafte Anfragen sehr freuen. Bei einem offenen Gespräch können weitere Informationen über den zeitlichen und inhaltlichen Rahmen der Tätigkeit ausgetauscht werden. Mit einem Engagement bei der Göttinger Tafel e.V. profitieren nicht nur die sozial bedürftigen Menschen, sondern vor allem Sie in Form von spannenden Interaktionen und neuen Erfahrungen.

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MEHR ZUM THEMA: Göttinger Tafel e.V. Tel.: 0551 5 10 30 Informieren Sie sich unter www.goettingertafel.org

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GÖTTINGEN

Verlosung von JT-Karten

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er TagessSatz verlost in Kooperation mit dem Jungen Theater Göttingen 1x2 Karten für die Vorstellung „Forever 27 Club“ am 21.02. um 20.00 Uhr

Wer gewinnen möchte schreibt bis 13.02.2015 (Datum des Poststempels) eine Postkarte oder e-mail (goettingen@tagessatz.de, bis 13.02.2015 um 23.59 Uhr) an:

TagesSatz Obere Karspüle 18 37073 Göttingen mit dem Stichwort „Forever“ Bitte geben Sie wegen der Feiertage ihre Telefonnummer an, damit wir den Gewinner auch rechtzeitig benachrichtigen können, die Karten liegen dann an der Abendkasse für den glücklichen Gewinner bereit. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!

Forever 27 Club Musikspektakel des JT-Ensembles und Jörg Martin Wagner Was haben Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain und Amy Winehouse gemeinsam? Sie sind in den „Forever 27 Club“ eingetreten, aus dem man nie wieder austreten kann. Sie waren weltberühmte, bahnbrechende, exzessive Musiker, die alle mit 27 Jahren ums Leben gekommen und in den Olymp der Musiker eingezogen sind. Um ihre oft tragischen und unnatürlichen Tode ranken sich Verschwörungstheorien und Mythen. Das Ensemble des Jungen Theaters wird zu einer Band, die Meisterwerke und Biographien der Forever-27-Club-Members in einem Musikspektakel live erwecken wird. Rock ‚n‘ Roll!

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DER CO M IC

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Fl端chtlingsberatung

KAS S E L

Die Suche nach einem sicheren Leben Politische Verfolgung und pure Angst um das eigene Leben zwingen viele Menschen dazu, bei uns nach Asyl zu fragen.

* JULIAN STORCK

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KAS S E L

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hre Odyssee bringt große Herausforderungen oder gar Gefahren mit sich, die Bilder und Berichte der Vergangenheit haben das erschreckend aufgezeigt. Auf Bundesund Landesebene gilt es noch Probleme zu lösen. Doch wer ist in Kassel aktiv? Welche Fragen, Wünsche und Probleme haben Betroffene? Helga Sievers (Flüchtlingsberaterin des Diakonischen Werks Kassel (DW)) klärt auf. Frau Sievers, Sie arbeiten als Flüchtlingsberaterin. Welche Aufgaben umfasst Ihre Tätigkeit? Der Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Einzelfallberatung von Asylsuchenden und Flüchtlingen, deren Aufenthalt noch nicht geklärt ist. Dabei definiert das Diakonische Werk den Begriff „Flüchtlinge“ entsprechend der Genfer Konvention. Es besteht aber auch ein Gesprächsangebot für Familienangehörige, Unterstützerinnen und Unterstützer sowie für Kirchengemeinden, die Betroffenen helfen möchten. Außerdem kooperieren wir natürlich mit anderen Trägern im Bereich der Flüchtlingshilfe. Wer befasst sich neben dem DW noch mit der Thematik? Beratung, Betreuung und Sicherstellung der Unterbringung werden durch die Stadt Kassel, den Caritas Verband e.V. und den Landkreis Kassel, ASB (Arbeiter Samariter Bund) sowie wenige private Träger gewährleistet. Das DW Kassel bietet aus kirchlichen Mitteln finanziert ausschließlich Beratung an. Apropos Betreuung: Da kommen mir Bilder aus Burbach in den Sinn. Der scheußliche Anblick (Menschen werden getreten) verwirrte mich, zudem, dass dort wohl ein privater Sicherheitsdienst agierte. Ist das in Kassel genauso? Also, das ist mir nicht bekannt. Ich kann es nicht ganz sicher sagen, weil es mir zeitlich unmöglich ist, jede Gemeinschaftsunterkunft persönlich aufzusuchen. Aber soweit ich weiß, gibt es das hier nicht. Ich kenne nur das

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Modell „Hausmeister und Betreuung“. Wie aber der Zustand einer Einrichtung und das Verhalten vor Ort sind, kann ich Ihnen so nicht sagen. Geben Betroffene denn Rückmeldungen? Keine Unterkunft ist schön. Schlafen Sie mit vier oder sechs Leuten in einem Zimmer! Teilen Sie sich mit einem ganzen Flur die Dusche! Das ist halt so. Hinzu kommt die Frage des Charakters von Betreiber, Betreuer und Hausmeister und natürlich auch des Flüchtlings. Je nachdem kann es überall anders sein. Sind viele Menschen mit psychischen Problemen zu eng beieinander, gibt es natürlich Probleme! Wo ist die Privatsphäre? Die Tagesschau berichtete vom „Hilferuf“ des Deutschen Städtetages bezüglich fehlender Kapazitäten. Auch hier in Kassel? Darüber hat auch die HNA bereits berichtet. Die Stadt Kassel und der Landkreis haben bemängelt, dass die Erhöhung der Landesmittel für die Unterbringung der Flüchtlinge nicht ausreicht. Diese Kritik kommt von allen Kommunen und ich kann sie nachvollziehen. Momentan müssen ja neben laufenden Kosten zusätzliche Investitionen für neue Unterkünfte getätigt werden. Aufgrund des Landesaufnahmegesetzes müssen diese Leistungen erbracht werden. Das ist aber natürlich nicht einfach, plötzlich so viele Unterkünfte zu öffnen. Ich höre aber von großen Bemühungen der Städte, die aber aufgrund des ohnehin existierenden Wohnungsmangels der Nachfrage nicht entsprechen können. Neben strukturellen geht es für Betroffene auch um Individual- und Alltags-Probleme. Könnten Sie uns typische Punkte erläutern? Die Probleme variieren mit den Veränderungen im Asylverfahren bzw. mit den politischen Situationen im jeweiligen Heimatland. Seit September 2013 wurde das Asylverfahrensgesetz geändert. Flüchtlinge können nun neben einer Klage einen Eilantrag innerhalb

einer Woche stellen, um im Rahmen des Dublin-Verfahrens besondere humanitäre Gründe deutlich zu machen und um nicht in das erste europäische Ankunftsland zurückgeschickt zu werden. Es gibt einige „Problemländer“ unter den Dublin-Staaten. Die von den Dublin-Staaten formulierten Standards für Asylverfahren (z.B. Möglichkeit der Asylantragstellung, Wohnung, Essen) und die Integration von Flüchtlingen (z.B. Sprachkurs) werden nicht in allen europäischen Ländern eingehalten. Deswegen haben Flüchtlinge größte Angst davor, in diese Länder zurückkehren zu müssen. Sie leben auf der Straße, werden verhaftet, finden keine Arbeit. Ansonsten helfen wir allgemein bei der „Asylverfahrensberatung“. Unser Rechtssystem ist ziemlich kompliziert und wir helfen beim Verständnis. Es gibt aber auch Fragen zur Familienzusammenführung, zu Hilfe bei Übersetzungen oder nach Deutschkursen. Wichtig ist vor allem, verständlich zu machen, wie das Asylverfahren abläuft, warum eine positive oder negative Entscheidung vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge getroffen wurde, um ein Verständnis für den Prozess zu entwickeln. Ein Mensch wird ruhiger, wenn er weiß, was mit ihm passiert. Es geht auch um interkulturelle Vermittlung, zum Beispiel, indem ich erkläre, wie hier die Wohnungssuche funktioniert. Gerade wenn Menschen neu hier ankommen, kann es viel leichter zu Missverständnissen aufgrund von Verständigungsproblemen kommen. PRO ASYL verweist darauf, dass Asylsuchende hier neun Monate lang nicht arbeiten dürfen. In Hamburg haben Flüchtlinge das Recht auf Arbeit gefordert. Neben dem Wunsch, Produktives zu leisten, zeigt der Protest auch ihre Unzufriedenheit. Gilt das auch für Kassel? Ich habe da nichts mitbekommen. Es gibt hier in Kassel aber das Projekt „Bleib in Hessen“, das sich um die Arbeitserlaubnis für Asylsuchende und Flüchtlinge bemüht. Über Proteste weiß ich nichts. Ich denke jedoch, dass es nach drei Monaten schwer sein könnte, aufgrund von möglicherwei23


KAS S E L se fehlenden Deutschkenntnissen, die Bewerbungsverfahren zu durchlaufen. Das ist aber meine persönliche Meinung. Das Gefühl der „Akzeptanz“ könnte jedoch steigen. Die Betroffenen könnten sich akzeptierter fühlen. Die allermeisten Flüchtlinge wollen arbeiten und auf eigenen Füßen stehen! Das ist es, was ich häufig hier in der Beratungsstelle höre. Aber anzumerken ist, dass die Flüchtlinge aufgrund von politischen Problemen und nicht wegen der Arbeit kommen. Im „Spiegel“ vom 20. Oktober 2014 findet sich ein Artikel über das ehrenamtliche Engagement von BürgerInnen und die Fehler „der Politik“. „Anpacken statt jammern“ heißt es dort. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt solcher Thesen würde uns interessieren, wie viel Ehrenamtliche es zur Unterstützung von AsylbewerberInnen in Kassel gibt? In den letzten zwei Jahren sind wieder sehr viele Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich aktiv für Flüchtlinge geworden. Das Problem ist verstanden worden. Wie zuvor bereits erwähnt, reichen die Mittel der Kommunen, welche ihnen nach dem Landesaufnahmegesetz zukommen, oft nicht aus, um alle notwendigen Hilfen zu finanzieren. Daher ist es schon so, dass durch die Hilfe Ehrenamtlicher manches aufgefangen wird, was eigentlich Aufgabe der Kommune sein sollte. Andererseits finde ich dieses Engagement aber auch toll, denn es drückt eine sehr positive Einstellung gegenüber Flüchtlingen aus. Außerdem kann niemals ein Betreuer allein alles in den Heimen auffangen, das ist nicht zu schaffen. Und zusätzlich ist es ein anderes Verhältnis, ob jemand freiwillig kommt oder beruflich dort eingebunden ist. In einem Nachbarschaftsverhältnis fühlen sich die Menschen einfach aufgehoben. Mit Blick auf Kassel ist sehr viel in Kirchengemeinden entstanden, von Seiten der Arbeiterwohlfahrt (AWO), aber auch privates Engagement ist zu beobachten. Die AWO hat in Vellmar eine Initiative in einer Gemeinschaftsunterkunft gegründet, in Wolfhagen gibt es einen ökumenischen Arbeitskreis 24

Flüchtlingssozialarbeit und es gibt noch viel mehr. Das finde ich toll! Wie gesagt, ist diese Zusammenarbeit gut und wichtig. Dennoch wünsche ich mir, dass von staatlicher Seite noch mehr Betreuung in den Heimen möglich wird. Daran fehlt es noch. Frau Sievers, was wünschen Sie sich für die Zukunft? Alle Verantwortlichen wissen, dass kleinere Gemeinschaftsunterkünfte einfacher zu handhaben sind. Ich weiß um die Bemühungen und hoffe, dass sich passende Objekte finden. In diesem Zusammenhang wünsche ich mir ein Wohnungsprogramm, damit die Wohnungsnot im Allgemeinen geringer wird und somit auch Flüchtlinge eher dezentral untergebracht werden können. Die Konkurrenz um Wohnraum zu reduzieren würde Konflikte verringern und die Anzahl großer Gemeinschaftsunterkünfte könnte gesenkt werden. Ich hätte ansonsten noch viele Wünsche. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass das Ausmaß der aktuellen internationalen Konflikte nicht absehbar war, so dass ich im Moment mit zusätzlichen Forderungen zurückhaltender bin. Alle bemühen sich! Vielen dank für das Gespräch!

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MEHR ZUM THEMA: Bartsch, M., et al. (2014): Anpacken statt jammern. In: Der Spiegel, Nr.43/2014 NDR (2014): Flüchtlinge fordern Arbeitserlaubnis vom Senat. www.ndr.de/nachrichten/hamburg/ Fluechtlinge-Arbeit-ist-da-es-fehltErlaubnis,lampedusa214.html Pro Asyl: Rechte der Flüchtlinge – Arbeiten, www.proasyl.de/de/themen/basics/ basiswissen/rechte-der-fluechtlinge Tagesschau (2014): Städtetag setzt „Hilferuf“ ab. www.tagesschau.de/inland/ fluechtlingspolitik-102.html

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K AS S E L

Als ob es schon immer dort gestanden hätte Am Weinberg in Kassel entsteht das Museum „Grimmwelt Kassel“. Im nächsten Jahr soll es eingeweiht werden. Kilian Kada, Vertreter des beauftragten Architekturbüros, „Kadawittfeldarchitekturen“ war Ende November Gast in der Hochschule am Fachbereich Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung und berichtete von Konzept und Stand des Neubaus.

* NORA MEY

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ie einen wollten es gar nicht, die anderen nicht am jetzigen Standort, nicht wenige sorgten sich um möglichen Märchenkitsch, wieder andere fürchteten ein akademisches Museum, das den Gebrüdern Grimm als Wissenschaftlern huldige und das breite Publikum verschrecke. Wieweit kann all diesen Bedenken Rechnung getragen werden? Kilian Kada, Sohn eines bekannten Architekten aus Aachen, gelang es in seinem Vortrag tatsächlich, den Eindruck zu erwecken, als vertrete das inzwischen sehr große Büro in Aachen (100 Beschäftigte) ein Konzept, das viele Besorgnisse ausräumen kann.

Katharina Schwarz

Zunächst zeigte Kada Fotos bereits gebauter Entwürfe sowie von gegenwärtigen Wettbewerbsbeiträgen. Bereits gebaut ist zum Beispiel das Keltenmuseum am Glauberg und noch im Wettbewerb ist der Entwurf zur neuen Bonner Beethoven-Halle. Auffällig bei den vorgestellten Objekten ist ein jeweils recht unterschiedlicher Charakter. Also kein Architekturbüro, das sich mit der unverkennbaren Handschrift eines Stararchitekten schmückt, was manchmal ungewöhn-

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lich und gelungen, ein andermal ziemlich unpassend aussehen kann. Im Gegenteil bestimmend für ein Gebäude sei es, dass man den besonderen Ort nicht nur für die Architektur, sondern auch hinsichtlich des Publikums, der Anwohner sowie der Stadt und Verwaltung selbst wahrnehme. Mit der Erkundung vor Ort, dem Erspüren auch psychologischer Komponenten nehme man sich viel Zeit, bevor man einen Wettbewerbsentwurf vorlege, so Kilian Kada. Und obwohl der Entwurf nur den zweiten Preis bekam, erhielt man den Auftrag nicht zuletzt, weil auf größerer Fläche auch der Vielfältigkeit und den Ausstellungsbesonderheiten gut Rechnung getragen werden soll. Passend zur Individualität und Achtsamkeit bekannte sich Kada zu einer umfangreichen Selbstständigkeit der Architektenteams bei den verschiedenen Wettbewerbsprojekten und zu der Ansicht, dass die Teilnahme an Wettbewerben auch als eine Art von Forschungsarbeit anzusehen ist. Schaut man jetzt von der Aue oder der Frankfurter Straße auf den Weinberg, dann sieht der schon weit fortgeschrittene Bau so aus, als hätte er dort schon immer seinen Platz bei den Mauern, Gebäuderesten und den Ter-

rassen des Weinbergs gehabt. Tatsächlich machen Bilder von Schnitten des Baukörpers deutlich, dass es sich um die Weiterführung der Terrassen handelt, die das Museum mit seiner Freitreppe und deren Fortsetzung auf dem begehbaren Dach präsentiert. Im Inneren ist das baulich Besondere unter anderem ein sogenannter Auftaktraum im Zwischengeschoss. Ihm kommt animierender, informierender und Verteilercharakter zu. Ansonsten versteht sich das Architekturbüro aber wieder als Glied einer Kette von Leuten, die das Konzept für die Ausstellungen und die passenden Einrichtungen in kommunikativer Art und Weise entwerfen. Mit seinem Eingangsbereich ist das Museum dicht neben dem Sepulkralkultur-Museum an der Weinbergstraße gelegen. Das Foyer öffnet sich zu einem 175 qm großen Cafe- und Bistrobereich mit einer großen Fensterfront und grandioser Aussicht über die Aue, Teile Kassels und das Bergland der Söhre. Vorgesehen ist, dass dieser Restaurantbetrieb auch von außen zugänglich und bis 22 Uhr geöffnet sein soll. Den Besuchern und den Kasseler Bürgern gleichermaßen zur Freude.

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KU LTU RTI P P S

GÖTTINGEN

Renata Chueire

Die Empfehlung

Preenacting Europe

Interrobang im Jungen Theater Wie sieht die Zukunft Europas aus? Wie reagieren wir auf steigende Jugendarbeitslosigkeit, Staatsverschuldung, Fremdenängste und Euro-Skepsis? In Preenacting Europe entscheidet das Publikum per LiveAbstimmung die politische Richtung. Welches utopische Zukunftsprogramm gewinnt und wird umgesetzt? Ein Abend über die Grenzen von Wahlfreiheit und die Zukunft von Demokratie. Im Februar bis So 15.02. Caricatura, Ks Die Cartoons des Jahres 2014 – beste Bilder, Di-Fr 14.00-20.00 Uhr, Sa & So 12.00-20.00 Uhr, Eintritt 4/3 Euro bis So 10.05. Museum für Sepulkralkultur (Weinberg), Ks Die Verwandlung – Sterben und Trauer 1914-1918 (siehe hierzu auch Artikel in der MärzAusgabe des TagesSatz!) So 01.02. / 10.00 Uhr Deutsches Theater, Gö Villa Kunterbunt, ein buntes Faschingsprogramm des GSO, u.a. mit Werken von Grieg, Ravel, Mussorgsky und Tschaikowsky. Durch das Programm führt Kerstin Klaholz, am Pult steht Johannes Moesus. Di 03.02. / 18.00 Uhr Junges Theater, Gö DIE ASYL-DIALOGE, Dokumentarisches Theater. Es ist, als ob das Schauspiel-Ensemble das Publikum direkt ansprecht, ihnen die Hand reicht und

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* UTE KAHLE

ist die Berliner Performancegruppe Interrobang im Jungen Theater Göttingen zu Gast. Im Rahmen des Programms Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes realisieren Interrobang in Partnerschaft mit den Sophiensaelen eine Reihe von Preenactments: Anders als das rückwärtsgewandte Reenactment erforscht das Preenactment exemplarische Gegenwartsphänomene und schreibt sie mit Performance- und Theatermitteln in die Zukunft fort.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Interrobang Do 05.02. und Fr 06.02. 20.00 Uhr Junges Theater, Göttingen Tickets ab 17,50 Euro auf www.junges-theater.de Informationen: www.interrobangperformance.com

sie reinzieht in eine Welt, die sie von nun an nicht mehr kalt lassen wird, die 2. Produktion der Bühne für Menschenrechte Mi 04.02. / 20.00 Uhr Theaterstübchen am Nil, Ks Harvest Moon: Neil-Young-TributeAbend mit bekannten Kasseler Künstlern, Eintritt 15 Euro, AK 17 Euro Fr 06.02. / 20.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Theater-Tanz-Projekt „Brothers in Arms“, Eintritt 15 Euro, erm. 6 Euro Sa 07.02. / 20.00 Uhr musa-Saal, Gö Lindy Hop, ein Abend ganz im Sinne der Swing und Big Band Ära der 30er/40er Jahre. Die junge und hochgelobte Big Band des Göttinger Hainberg-Gymnasiums wird uns mit handgemachtem Swing erfreuen zu dem getanzt, gelauscht oder geschnipst werden darf. Eintritt 5 Euro, erm.3 Euro

Sa 07.02. / 21.30 Uhr Junges Theater, Gö Hermaphroditos – Ich bin die Metamorphose, Baby Mit Video- und Tanzzitaten, Fragen nach Geschlechter-Rollen, Sexualität, nach einer Gesellschaft, in der Hermaphroditos nicht verzweifeln muss, als er feststellt, dass er kein eindeutiger „Mann“ mehr ist. Eintritt 9,50 Euro, erm. 7,50 Euro So 08.02. / 19.05 Uhr Osthalle des Universitätsklinikums, Gö Malte Vief, kann Bach ein Publikum „rocken“? Können Deep Purple klingen wie Klassik? Musik die berührt und nachklingt. Eintritt frei So 08.02./ 20.15 Uhr TiF, Ks Jazz im TIF: Connie Crothers, Karten 18,50 Euro Mo 09.02. / 19.30 Uhr Theaterstübchen am Nil, Ks Girls With Guitars: weibliches BluesTrio, Eintritt 18 Euro, AK 21 Euro Di 10.02. / 10.00 Uhr und 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö The Merchant of Venice, The American Drama Group, Gastspiel in englischer Sprache Mi 11.02. / 15.30-17.00 Uhr Naturkunde-Museum (Steinweg), Ks Ist das echt? Eintritt 2,50 Euro, Anmeldung erforderlich unter 0561 /787-4066 (Di-So 10.30-16.30 Uhr) Mi 11.02. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Helden reisen, Eine Produktion vom boat people projekt. Gastspiel Eintritt 8 Euro, erm. 5 Euro Do 12.02. / 20.00 Uhr Theaterstübchen am Nil, Ks Mitch Ryder: The 70th AnniversaryTour, Eintritt 19 Euro, AK 22 Euro TagesSatz

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KULTURT IPPS Fr 13.02. / 15.00 Uhr Café Buchoase, Ks

Die Empfehlung

Sa 14.02. / 20.00 Uhr Vellmar/Bürgerhaus West ALFONS: Wiedersehen macht Freunde, Karten 22 Euro So 15.02./ 11.00 und 19.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Ente, Tod und Tulpe: szenische Miniatur über den Tod, Eintritt 8 Euro, erm. 6 Euro So 15.02. / 19.05 Uhr Osthalle des Universitätsklinikums, Gö The Original Beatniks: Musik aus der Jugendzeit des Beats bis zu den Hits der frühen 70er Jahre. Eintritt frei Sa 21.02. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö Bigband Presto Benefizkonzert von Herzkind e.V. für herzkranke Kinder der Universitätsklinik Göttingen Fr 21.02. /21.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Nadine Fingerhut & Friends: Singer-/Songwriterpop, VVK 8 Euro, AK 10 Euro So 22.02. / 19.05 Uhr Osthalle des Universitätsklinikums, Gö A Cup of Life, Rockige Klänge, Blues und Jazz. Eintritt frei

* HARALD WÖRNER

KASSEL

Rockpalast

Konzert mit Deep River: Singer/Songwriter und Indie-Folk, Eintritt 6 Euro

(Un-)Easy Ryder? Mitch Ryder & Engerling imTheaterstübchen am Nil Zugegeben, das Verhältnis zwischen Mitch Ryder und Deutschland hätte einen besseren Start verdient gehabt. Der Blues-Virtuose spielte nämlich 1979 beim legendären Format „Rockpalast“ in der Essener Grugahalle. Ryder, zu diesem Zeitpunkt vernebelten Geistes, beleidigte die Lebensgefährtin des damalige Moderators Alan Bangs.

Anschließend entfachte er auf der Bühne den Furor des legendären „Full Moon Concerts“. Während die Rockpalast-Macher damals auf Distanz zu ihm gingen, sieht Alan Bangs den Vorfall heute entspannt: „Wie alle wirklich guten Vorstellungen enthielt sie Momente, in denen sich der ganze Mikrokosmos ihrer Größe widerspiegelt. (…) Der Blues ist nicht nur eine Folge eines sozialen, sondern auch eines persönlichen Leidens. Und Mitch Ryder hat in dieser Nacht gelitten. Manchmal tat es einem richtig weh, es mit anzusehen, es war fast schon zu viel.“

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Mitch Ryder & Engerling Do 12.02. / 20.00 Uhr Theaterstübchen am Nil Jordanstraße 11, Kassel Eintritt: 19 Euro, AK 22 Euro

So 22.02. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö

Do 26.02. / 20.00 Uhr musa-Saal, Gö

Poetry Slam

Femme Schmidt, RAW Tour 2015, VVK: 18 Euro

Mo 23.02. / 20. 00 Uhr Theaterstübchen am Nil, Ks Johnny-Winter-Geburtstags-Party: u.a. mit Rockmachine, Steppin´Out u.a. , Eintritt 15 Euro, AK 17 Euro Mi 25.02. / 16.00 Uhr Staatstheater(Opernfoyer), Ks Einblicke – Führung nur für Kinder (ab sechs Jahren), Unkostenbeitrag 2,50 Euro

Fr 27.02. / 21.00 Uhr Salzmann im Panoptikum (Leipziger Straße 407), Ks 31. Slamrock Poetry Slam mit Felix Römer, Eintritt 10 Euro, erm. 6 Euro Sa 28.02. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Signale, Dokuperformance von und mit Linda Elsner Premiere ANZEIGE

a ff e n W ir v e r s c h n z v o ll e I h n e n g la A u ft r it te

TagesSatz

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Jörg „Yogi“ Müller

A M S TA D T R AND

Straßengeflüster Hunde sind treue Begleiter und für viele Obdachlose auch beste Freunde, die überall dabei sind, die Gesellschaft leisten und auf der Straße sogar Schutz bieten können, wenn es nötig ist. Aber wie steht es um die Erziehung der Vierbeiner? Der Ausbildungsleiter für Diensthunde bei der Hamburger Polizei sprach wohnungslosen Hundebesitzern ein großes Lob aus: „Die Hunde der Obdachlosen sind in der Regel gut erzogen und sozialisiert. Wenn alle Halter so ein Verhältnis zu ihren Hunden hätten, wären wir weiter.“ Das Straßenmagazin Hinz&Kunzt hat ihm bei der Recherche für ein tierisches Sonderheft einen Besuch abgestattet. Außerdem haben die Redakteure „gemeinsam mit einer Verkäufergrup-

* ANTONIA STOLL pe eine Leinenprüfung abgelegt, waren beim Hundespaßrennen und haben im Tierheim ein Praktikum absolviert.“ Schon vor einigen Jahren hat das Straßenmagazin fiftyfifty zugunsten der Vierbeiner das Projekt „underdog“ ins Leben gerufen, das den Hunden wohnungsloser Menschen kostenlose Behandlung durch ehrenamtlich arbeitende Tierärzte ermöglicht. Außerdem bringt underdog jedes Jahr einen Kalender mit sensiblen Porträts von den Hunden obdachloser Menschen heraus.

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MEHR ZUM THEMA: www.hinzundkunzt.de

Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers * STEFAN MARX

Mes Dames et monsieur, Ladies and Gentlemen Marx proudly presents:

Das Brotatelier Sie irren nachts durch die Göttinger City und finden den rechten Weg nicht wieder zurück zum geliebten PKW. Das wäre nicht passiert, hätten Sie sich mit märchenhaften Brotkrümeln eingedeckt, erworben im Brotatelier und verstreut. Göttinger City, Kurze Straße. Ein Cappuccino, Kaffee au Lait, Latte Machiatto…

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Hier werden Backwaren vom Vortag zum halben Preis angeboten. Freundliches Personal erfüllt ihre Wünsche, zuvorkommend. Hier kann man Kunst betrachten und erwerben. Arbeiten anschauen. Vernissagen werden regelmäßig abgehalten. Mit rockiger Musik untermalt, lässt sich das Leben bereichern und genießen. Bei einem Berliner mit Puderzuckermütze, einem Croissant mit Schokofüllung, bei Schlemmerecken oder Nigeriakuchen. Unter diesem Dach befindet sich auch die Kulturpforte. Sie vermitteln Theater, Musik und Kulturkarten an Menschen mit geringem Einkommen.

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Andre Günther (photocase.com)

DI E KO CH N IS C HE

* HANS PETER PUNG & TEAM

Kochen mit dem TagesSatz LECKERE GERICHTE FÜR SIE ENTDECKT

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eute widmen wir uns der asiatischen Küche. Nasi Goreng stammt aus Indonesien und bedeutet so viel wie gebratener Reis. Es gibt viele verschiedene Varianten dieses Gerichtes. Sie können also die Zutaten ganz nach ihren Wünschen ändern. Sollten sie Reis nicht so gerne mögen, dann machen sie doch einfach ein Bami Goreng. Hierbei handelt es sich um ein verwandtes Gericht, das jedoch mit Nudeln zubereitet wird.

Nasi Goreng mit Huhn (4 Portionen /ca. 2 Euro pro Portion)

200g Reis, 2 Zwiebeln, 1 Knoblauchzehe, 400g Hähnchen-Brust-Filet, 1 Möhre, 150g Champignons, je 1 Paprikaschote rot und grün, 150 g Porree, 6 EL Sojasauce, Kurkuma, Salz, Pfeffer, Sambal Oelek, 2 Eier, Öl zum Braten Den Reis nach Vorschrift garen, zur Seite stellen. Hähnchen-Brust waschen, trocknen, in Streifen schneiden. Möhren schälen, in dünne Scheiben schneiden. Champignons putzen, in Scheiben schneiden. Paprikaschoten halbieren, entkernen, in Streifen schneiden. Porree der Länge nach aufschneiden, gründlich ausspülen, putzen, in Ringe schneiden. Zwiebeln und Knoblauch schälen, in feine Würfel schneiden. Etwas Öl in einer Pfanne erhitzen, das Fleisch darin von allen Seiten anbraten. Mit Salz, Pfeffer und Sambal Oelek würzen. Aus der Pfanne nehmen, warm stellen. Das restliTagesSatz

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che Öl in die Pfanne geben, Zwiebeln und Knoblauch zugeben, glasig dünsten. Möhren zugeben, anschwitzen. Porree zugeben, farbig andünsten. Paprika zufügen, ebenfalls anschwitzen. Champignons zufügen, anbraten. Sojasauce zufügen. Etwa 5 Min. köcheln lassen. In einer weiteren Pfanne den Reis anbraten. Anschließend den Reis unter das Gemüse heben. Mit den Gewürzen abschmecken. In der Zwischenzeit die Eier verquirlen, mit Salz, Pfeffer und etwas Sambal Oelek würzen. In einer Pfanne wie ein Rührei zubereiten. Unter die restlichen Zutaten mischen und servieren.

Nasi Goreng vegetarisch (4 Portionen / ca. 2 Euro pro Portion)

200g Reis, 2 Möhren, 1 Paprikaschote, 2 Zucchini, 1 Stange Lauch, 2 Zwiebeln, 2 Knoblauchzehen, Salz, Pfeffer, Sojasauce, Sambal Oelek

Die Zubereitung erfolgt wie oben. Wichtig ist, den Reis zunächst wie gewohnt zu kochen, ihn abkühlen zu lassen und dann getrennt von den anderen Zutaten anzubraten. Danach werden alle Zutaten (auch gebraten) vermischt. Wenn Sie mögen, können Sie auch hier Eier (Rührei) hinzugeben. Tipp: Als Reis verwenden sie am besten einen körnigen Reis (z.B. Basmati), also keinen Klebereis. Traditionell verwendet man Mie-Nudeln. In Indonesien verwendet man Ketjap Manis, das ist eine süßliche Sojasauce aus Indonesien. Anstatt Hähnchen können sie auch Rind, Schwein, Fisch oder Meeresfrüchte verwenden und sehr gut auch die Reste vom Vortag . Natürlich können sie mit Chilischoten ihrem Gericht auch die gewünschte Schärfe verleihen.

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H IN T E R D E N K U L ISSE N

Auf der Anklagebank

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ir Robert Chilton (Gabriel von Berlepsch) ist ein gefeierter Politiker. Als ihm auf einer Abendgesellschaften von seiner Frau, Lady Chiltern (Karl Miller), Mrs. Cheveley (Benjamin Kempf) begegnet, bröckelt seine glänzende Fassade. Denn sie weiß vom Geheimnis seines Erfolges und erpresst ihn, um ihr Vermögen zu vergrößern. Hilfe in dieser Not bekommt Chilton von seinem guten Freund und Lebemann Lord Goring (Emre Aksizoğlu). Dieser versucht nicht nur die Ehe von Chilton zu retten, die unter der Erpressung zu brechen droht, sondern muss sich auch noch gegen seinen autoritären Vater Lord Cavershem (Paul Wenning) zur Wehr setzten. Und dann ist da noch Chiltons Schwester, Miss Mabel (Florian Eppinger), die unsterblich in Lord Goring verliebt ist.

Thomas Aurin

Auf einer zweiten Ebene wehrt sich Oscar Wilde (Florian Eppinger) vor Gericht gegen die Verleumdung der Sodomie durch den Marquise von Queensbury (Paul Wenning). Im Verlauf des Prozesses wird Wilde vom Anwalt Carson

„Oscar Wilde ein idealer Gatte“ im Deutschen Theater in Göttingen

* REZENSIERT VON THOMAS GÜTH (Gabriel von Berlepsch) vom Kläger zum Angeklagten erhoben. Die Inszenierung der klassischen Komödie und des Strafprozesses unter der Regie von Thomas Dannemann ist ein Wechselspiel der leisen und lauten Töne. Schrill geht es in der HighSociety zu. Eine Travestie-Show (alle Rollen sind mit Männern besetzt) voller Tanz, ekstatischer Musik, bunten Kostümen und Dekadenz zeichnet das Bild einer Gesellschaftsschicht, die gelangweilt ihren Reichtum feiert. Im Gegensatz dazu steht der dunkle und schmucklose Gerichtssaal, indem sich Wilde vom Anwalt Carson die Vorwürfe seiner Unzucht anhören muss, ohne selbst eigentlich auf der Anklagebank zu sitzen. Geschickt wird zwischen diesen beiden unterschiedlichen Welten gewechselt. Die dynamische Kulisse schafft dabei einen nahtlosen Übergang zwischen beiden Ebenen. Und so driften die komischen Situationen der Komödie urplötzlich in bitteren Ernst ab, während der Zuschauer zusehen muss, wie Oscar Wilde, zu Beginn ein moralisch und rhetorisch überlegener Held, zunehmend vom Anwalt und seinen Anschuldigungen gebrochen wird. In diesen Momenten wird der Zuschauer selbst zum Geschwore-

nen im Gerichtssaal, die vierte Wand wird von den Anwälten beider Seiten durchbrochen indem sie das Publikum direkt ansprechen und Meinungsentscheidungen einfordern. In diesem Prozess wird das Publikum mit den moralischen Fragen der Figuren konfrontiert. Je mehr Einzelheiten über das Sexualleben Wildes‘ bekannt gegeben werden, umso stärker werden die eigenen inneren Überlegungen über Schuld und Unschuld. An diesen Punkten geht die Inszenierung völlig auf. Nicht mehr die Komödie und ihr künstlerischer Wert stehen im Vordergrund, sondern die Sexualität Wildes‘. Nichts moralisches liege in seinen literarischen Werken, sagt Wild während des Prozesses. Doch genau dazu wird es durch den Prozess gemacht. Die Schönheit der Dichtung verschwindet hinter der gesellschaftlichen Ächtung der Homosexualität, dem Altersunterschied zwischen Wilde und dessen Sexualpartnern und viktorianischem Klassendenken. Das Happy End der Komödie wird in wenigen Minuten herunter gespult, ehe die Braut, Miss Mabel, wieder als Wilde vor Gericht steht und strafrechtlich verurteilt wird. Diese Konsequenz macht die Inszenierung am Deutschen Theater zu etwas Besonderem. Dass das Wechselbad der Emotionen so reibungslos funktioniert, ist vor allem dem durchweg grandiosen Ensemble zu verdanken, dass sichtlich Freude am Spiel hat. Untermalt wird die Stimmung zudem von einem pulsierendem Sound von Jan-S. Beyer und urkomischen Gesangseinlagen. Der letzte Monolog Wildes‘ aus der Gefängniszelle, ein ruhiges Stück zerstörter Existenz, lässt die Komödie endgültig verblassen und den Zuschauer nachdenklich und betroffen zurück.

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WEITERE VORSTELLUNGEN: 05., 13. & 17. Februar 2015 jeweils 19.45 Uhr TagesSatz

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ZWI SCHEN DEN ZE IL E N

Rot, rot rot ... sind alle meine Bücher Unsere Buchvorstellungen sind allesamt Neuerscheinungen und aus bzw. über Länder, in deren Nationalflagge die Farbe rot dominiert.

* DANIELE PALU Völkerverständigung mit Humor Su Turhan hat sich auf die Fahne geschrieben, den Deutschen das türkische Wesen und den Türken die Deutschen näher zu bringen. Denn der türkischstämmige Autor trägt beides in sich und sieht sich als Wanderer zwischen beiden Welten. Dabei ging Turban das Thema Völkerverständigung in seinen beiden ersten Krimis mit viel Humor an und hielt beiden Nationalitäten einen Spiegel vor. Jetzt ist mit „Kruzitürken“ sein neuer Roman erschienen – der dritte Fall für Kommissar Pascha und sein bayrisch-türkisches Team. Ging es in den ersten Bänden um die Themen „Familienehre“ und Jungfräulichkeit („Kommissar Pascha“) und das Verhältnis von Moslems zu Alkohol („Bierleichen“), dreht sich „Kruzitürken“ um den Umgang mit Homosexualität. Denn eine der Ermordeten – eine Bauchtänzerin – ist lesbisch… So weit, so gut. Bei aller Ambition ist das allerdings mitunter arg klischeehaft, zumal sämtliche Vorurteile, die man gegenüber Bayern oder Türken haben könnte, aufgegriffen werden. Und auch in Sachen Erzählstil und Konstruktion der Handlung kommt Turhan nicht an viele seiner Krimikollegen heran. Zu umständlich wird die Geschichte erzählt, die Spannung bleibt oft auf der Strecke. ABER: Es tut gut zu wissen – gerade in Zeiten eines intensiven Integrationsdiskurses – dass es einen türkischstämmigen Kommissar mit bayrisch-assimilierten Verhaltensmustern in den Buchhandlungen gibt. Und das nicht einmal unerfolgreich.

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Su Turhan: Kruzitürken Knaur 9,99 Eur. Taschenbuch 336 Seiten

Unsere lieben Nachbarn Was sind das eigentlich für Leute, diese Österreicher? Sie schicken einen Mann, der eine Frau spielt, die Bart trägt, zum weltgrößten Sangeswettbewerb. Sie haben die Neigung, Regeln aufzustellen, um sie nicht einzuhalten. Sie haben 869 verschiedene Titel, die eine korrekte Anrede fast unmöglich machen. Von der Sprache einmal ganz zu schweigen! Der deutsche Journalist und ehemalige Österreich-Korrespondent Ulrich Glauber gibt Tipps für alle Lebenslagen in unserem Nachbarland – lustig, informativ und schonungslos ehrlich. Oft kommen solche Bücher schrullig-nostalgisch oder herablassend daher. In diese Falle tappt Glauber erfreulicherweise nicht. Er erzählt mit großer Zuneigung und ist dabei erstaunlich aktuell. Fazit: Ein kleines Buch, aber mit hohem Spaßfaktor.

Einfach besonders Zugegeben, die Schweizer machen es einem nicht immer leicht, sie zu mögen: Da wäre zum einen das Bankgeheimnis. Die Autobahn-Maut. Oder die immens hohen Lebensmittelpreise, über die sich jeder schon gewundert, wenn nicht geärgert hat, der jemals Fuß in dieses Nachbarland gesetzt hat. Im Grunde genommen, versichern uns die Autoren, sind die Schweizer aber harmlos und umgänglich – wenn man im Umgang mit ihnen um ein paar Marotten weiß. Anica Jonas und Martin Walker erklären, wie der Schweizer tickt. Sie geben zuverlässige Tipps für die richtige Ansprache und enthüllen Wissenswertes über Land und Eingeborene. Martin Walker und Anica Jonas: Die Schweiz für die Hosentasche Fischer 10 Euro Broschiert 272 Seiten

Ulrich Glauber: Österreich für die Hosentasche Fischer 10 Euro Broschiert 350 Seiten

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WA S E S S O N ST NOC H G IB T

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er Staat sichert seinen Bürgern Bildung, Kultur, eine kommunale Infrastruktur und die soziale Sicherung. Steuerfinanziert geht es hier auch um Arbeitsplätze. Was aber, wenn Einnahmen sich zusehends verringern, angesichts verschiedenster Verwerfungen im hiesigen Sozialgefüge, die Aufgaben jedoch immer mehr wachsen? Findige Politiker und Helfer aus Wirtschaft und Werbung kamen da schnell auf die Idee, das Ehrenamt aufzuwerten: die Nachbarin, die die örtliche Tafel unterstützt, der Rentner, der Grünflächen im Kindergarten in Schuss hält, oder der „Grüne Engel“, der Patienten zuhört. Sie alle eint: Sie tun etwas unentgeltlich für das Gemeinwohl. Solange der Staat seinen Aufgaben nachkommt, ist das kein Problem. Kritisch wird es, wenn der „.SozialVersicherungs-Staat“ zu einem „Sozial-Investitions-Staat“ transformiert. Das beschreibt ein Abrücken der Regierung von der statusorientierten und transfergestützten Einkommenssicherung sowie die Umschichtung der Sozialhaushalte und des Staatshaushaltes zu Gunsten der der sozialintensiven Ausgaben. Denn ansonsten laufe der Staat ja Gefahr, auf Grund erhöhter Leistungserwartungen der Bürger in die Anspruchsfalle zu tappen. Und das geht einher mit der Forderung nach mehr „Eigenverantwortlichkeit“ der Bür-

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Die Entkernung des Staats Eine Zivilgesellschaft kommt heute ohne Bürgerengagement nicht aus. Wenn Ehrenamtliche aber nur als Ausputzer für politische Fehlgriffe missbraucht werden, ist es nötig, umzudenken.

* HARALD WÖRNER ger. Soziales Engagement müsse gezielter gefördert werden. Begriffe wie „Nachhaltigkeit“ oder „Sozial-Investitionen“ verschleiern, dass es den Akteuren darum geht, Rechtsansprüche auf soziale Absicherung auszuhöhlen, um im Gegenzug Stiftungen und andere Zivilvertreter durch Steuerbefreiungen zu fördern. „Postmodernes“ Ressourcenmanagement erreicht damit zweierlei: Freiwillige füllen Lücken, die durch Abbau öffentlicher Dienste entstehen. Ergo rücken Staat und Kommunen hinsichtlich einer erwarteten Geldersparnis immer mehr von ihren Aufgaben ab und kaschieren dies geschickt mit dem basisdemokratischen Anspruch auf Bürgerbeteiligung. Der Staat entwickelt sich vom „unterstützenden“ hin zum „ermöglichenden“ Gemeinwesen: er stellt die Infrastruktur, so dass Bürger selbst anpacken. „Mit dem insgesamt heterogenen Konzept des ‚aktivierenden‘ Staates werden oft Vorstellungen verbunden, die das Gegenteil von freiwilligem Bürgerengagement bedeuten. Dies gilt besonders für neue Formen des Arbeitszwanges

und schlecht bezahlter Arbeit für Bezieher sozialer Transferleistungen, die mit der Parole ‚Fördern und Fordern‘ ‚aktiviert‘ werden sollen,“ so der Politologe Roland Roth. Kommunen sind „Gemeinwohl“-Unternehmer, die Bürger, im Pakt mit örtlichen Firmen, dazu animieren, ihre defizitären Etats dadurch zu entlasten, dass jene Teile öffentlicher Dienste übernehmen. Ehrenamtliche Arbeit bedarf daher des systematischen Managements, ihr Einsatz muss plan- (meint berechenbarer) gestaltet werden. Aber: darf man das monieren? Claudia Pinl meint: Ja, man darf! „Wenn Staat und Gesellschaft dulden, dass einige wenige sich auf Kosten vieler bereichern, dass öffentliche Infrastruktur und kulturelle Errungenschaften den Bach hinuntergehen, weil Multimillionäre ihren Hals nicht voll genug kriegen, wenn die politische Ebene sich von der Verantwortung verabschiedet, das gemeinsam Erwirtschaftete möglichst allen in der Gesellschaft zugutekommen zu lassen.“

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MEHR ZUM THEMA: Claudia Pinl: Freiwillig zu Diensten? Nomen 2013, 14,90 Euro

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DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum

Peter Winzen * 07.11.52 + 01.12.14 „Losgelöst und mit Leichtigkeit werde ich an dem Adler vorbeiziehen in die Freiheit.“ CARLOS CASANEDA „Er hat leise gelebt und ist leise gegangen.“ Sabine Schweer „Er war der sympathischste Bettler der Stadt.“ Jörg „Yogi“ Müller

Vom Aufschwung komplett abgehängt

Nächstes Mal MÄRZ-AUSGABE 2015

In der nächsten Ausgabe beschäftigen wir uns mit der Mode und ihrer Moral.

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Tatjana Pfennig

KASSEL – Obwohl die Arbeitslosenquote in Kassel im Dezember 2014 mit 9,2 Prozent so niedrig wie seit dreißig Jahren nicht mehr war, wächst dennoch die Armut. Allein in den vergangenen fünf Jahren haben sich die Ausgaben für Hilfe zum Lebensunterhalt, Grundsicherung im Alter (und wegen Erwerbsunfähigkeit) sowie Hilfe zur Pflege drastisch erhöht. Die Summe dieser Leistungen stieg in besagtem Zeitraum von jährlich 33,6 Millionen auf 48,1 Millionen Euro an. Das bedeutet eine Erhöhung um 43 Prozent. Dies geht aus Zahlen des Kasseler Sozialamtes hervor. Eine der Ursachen für den vermeintlichen Widerspruch zwischen hoher Beschäftigung und wachsender Armut sei, dass bestimmte Personengruppen von der Arbeitslosenquote gar nicht abgebildet werden würden, so Ute Pähns, Leiterin des Kasseler Sozialamtes. Darunter fallen Menschen, die wegen gesundheitlicher Probleme nicht in der Lage seien, mindestens drei Stunden am Tage zu arbeiten. Eine der größten Herausforderungen, vor die sich die Behörde künftig gestellt sehe, sei die wach-

sende Altersarmut, so Pähns. Wegen des demografischen Wandels und der häufig nicht kostendeckenden Leistungen der Pflegeversicherung steige auch der Bedarf an zusätzlicher Unterstützung. Die aktuell gute Beschäftigungslage werde sich vermutlich erst in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren positiv auf die Renten auswirken, wenn die jetzt Berufstätigen in den Ruhestand gingen und dann insgesamt über höhere Renten verfügen würden. „Ich hoffe, dass die Entwicklung bei der Hilfe zur Pflege nicht so rasant weitergeht, wie in den letzten drei Jahren“, so Pähns. Hier seien präventive Angebote für ältere Menschen, die verhindern sollen, dass diese frühzeitig auf Pflegdienstleistungen angewiesen seien, eine Chance. Auch die Zahl der Obdachlosen ist in Kassel die letzten Jahre angestiegen. Zählte die Stadt vor fünf Jahren noch knapp 250 Personen ohne Unterkunft, so waren 2013 bereits um die 330 Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen. Dies hat seine Ursache darin, dass es auf Grund des angespannten Wohnungsmarktes einfach zu wenig günstige Angebote gibt. (hw)

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: tagessatz.ev@aol.de Mo & Di: 12-14 Uhr, Do: 14-16 Uhr Mi & Fr: geschlossen Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do: 9-11 Uhr / Do: 16-18 Uhr Mi & Fr geschlossen Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse IBAN: DE41 5205 0353 0001 1833 79 BIC: HELADEF1KAS Sparkasse Göttingen IBAN: DE59 2605 0001 0050 5815 11 BIC: NOLADE21GOE Redaktionsleitung: Thomas Güth (tg), Antonia Stoll (as) (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressearbeit: Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Udo Drescher, Mike Schäfer, Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Ute Kahle, Andreas Pramann, Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Nora Mey, HansPeter Pung, Katharina Schwarz, Julian Storck, Harald Wörner (hw) Redaktion Göttingen: Zoé Dubois, Göttinger Tafel, Thomas Güth, Elisabeth Hohensee, Ute Kahle, Robin Maag, Gereon Mewes, Daniele Palu, Antonia Stoll Illustration: Pilar Garcia Fotografie: Thomas Aurin, Renata Chueire, Andre Günther (photocase. com), Flüchtlingsberatung, Ute Kahle, misterQM (photocase.com), Karsten Marowski (feed), Jörg „Yogi“ Müller, Tatjana Pfennig, Rockpalast, Jörg Sanders, Katharina Schwarz, J. Triepke (flickr), Universitätsmedizin Göttingen, Jochen Quast Umschlag: Ute Kahle, Katharina Schwarz Layout: Dirk Mederer mediapool-goettingen.de Lotzestr. 22c, 37083 Göttingen Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Thomas Güth, Antonia Stoll Der TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 5.000

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

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WOHIN, WENN ALLGEMEINE HILFEN Göttingen Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/999590 Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 , 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1, 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19, 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7, 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2, 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5, 37073 Göttingen 0551/56190 Diakonieverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Schillerstraße 21 37083 Göttingen 0551/517810 Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458

LEB Ländliche Erwachsenbildung Groner Landstr. 27 37081 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di und Fr 14.30-18 Uhr BBA e.V. TU WAS Lange Geismarstr. 3, 37083 Göttingen 0551/485200 Mo, Mi, Do 9.30-12 sowie Di 10-12 u. 14-16 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8, 34117 Kassel 0561/7209536 ESSENSAUSGABEN Göttingen Die Göttinger Tafel Mauerstr. 16-17, 37073 Göttingen Tel. 0551–51030 Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5, 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003

Arbeit und Leben (A&L) Lange Geismarstr. 72-73 37073 Göttingen 0551/495070 oder 4950741 Di und Do von 9.30-13.30 Uhr

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Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen 0551/5473717 Ausgabe: Do 9-12 Uhr

Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766 Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920 HAFTENTLASSENE Göttingen

Kassel

FRAUEN IN NOT

HILFE & SELBSTHILFE BEI AIDS

Göttingen

Göttingen

KORE e.V. (Beratung für Frauen) Papendieck 24/26, 37073 Göttingen 0551/57453 Mo, Do 9-13 Uhr

Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14, 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411

Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684

AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4, 37073 Göttingen 0551/4004831

Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800

Kassel

Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel

FRANKA e.V. Verein zum Schutz von Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind Frankfurter Straße 78a 34121 Kassel 0561/70165824

Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a, 37073 Göttingen 0551/43373

Göttingen

Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862

Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Stellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche

Zentrum für Sucht- & Sozialtherapie Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-0

Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0

Göttingen

Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24, 37081 Göttingen 0551/632977

Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113

Göttingen

KLEIDERKAMMERN

Suppentopf der Heilsarmee jeden Donnerstag von 14-15 Uhr Martinsplatz

pro familia Beratungsstelle Breitscheidstraße 7 34119 Kassel Tel. 0561 7661925-0 Fax. 0561 7661925-99

ARBEITSLOSENHILFE

GESUNDHEIT

Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00

Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 KINDER & JUGENDLICHE IN NOT Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690

Autonomes Frauenhaus 0561/898889

Kassel

Frauen in Not 0561/9892929

Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852

Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36

Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301

Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5, 34117 Kassel 0561/572090 Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24, 34117 Kassel 0561/7290441 LEBENSKRISEN Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 NOTSCHLAFSTELLEN Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 RECHTSBERATUNG & HILFE Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51, 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel 0561/772934

Suchtberatung Diakonisches Werk Kassel Sucht- und Sozialtherapeut. Zentrum Frankfurter Str. 78A, 34121 Kassel 0561/93895-0 SUCHTBERATUNG: DROGEN Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2, 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21, 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WOHNUNGSLOSENHILFE Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7, 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f, 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Wohn-/Übernachtungsheim für Frauen und Männer Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18, 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061

Göttingen

Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738–00

AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0

Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-10

Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1, 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30

WOHNUNGSPROBLEME

Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5, 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24, 37073 Göttingen 0551/57094

Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59, 34117 Kassel 0561/103861

SUCHTBERATUNG: ALKOHOL Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0

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Foto: Sarah Raymaekers | Gestaltung: Dirk Mederer [plazebo.net]

»Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde.«


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