TagesSatz
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IM P O S TK A S TE N
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit GÖTTINGEN Gedenkstunde am Mahnmal Montag, 9. November 2015, 18.00 Uhr, Platz der Synagoge
Verdrängt Verfolgt Vergessen Das „Judenhaus“
in der Weender Landstr. 26
und seine BewohnerInnen
Gestaltet von Studierenden am Lehrstuhl Prof. Dirk Schumann (Neuere und Neueste Geschichte) Musik: 2 KlezPO
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EDI TOR IAL Liebe Leserinnen und Leser, „Lebst Du noch oder wohnst Du schon“ -kennen Sie den Werbespruch eines schwedischen Möbelhauses? Viele kennen ihn, aber versteht man ihn auch? Wo liegt denn eigentlich der Unterschied zwischen wohnen und leben. Ist das nicht das gleiche? Und wie wohnen bzw. leben wir heute eigentlich - und was soll in diesem Zusammenhang eigentlich „wir“ bedeuten? Wohnen ist doch etwas ganz individuelles. Der TagesSatz hat sich in seiner Novemberausgabe deshalb auf die Suche nach den unterschiedlichen Wohn- und Lebenssituationen gemacht. Eins war uns dabei besonders wichtig: Wie wohnen eigentlich die Menschen, die nach ihrer Flucht hier in Deutschland leben? Wie gestaltet sich die Unterbringung in Wohnheimen? Verdient diese Unterbringung den Begriff Leben und Wohnen? Und wie lebt ein japanischer Straßenzeitungs-Verkäufer? Wir haben uns auf eine Spurensuche begeben. Weiter haben wir einen spannenden Reisebericht über Island, ein Reise durch das Land der Trolle. Und wir stellen die Gewinner des Julius Hirsch-Preises vor: den Fandachverband des Fußballvereins Göttingen 05- die Supporters Crew. Der vom DFB verliehene Preis soll an den deutsch-jüdischen Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch (1892 – 1943) und an alle, insbesondere die jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsstaates, erinnern. Wir gratulieren zur Auszeichnung! Mir bleibt nur, Ihnen eine spannende und informative Lektüre zu wünschen.
TagesSatz. Hilft sofort.
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Der TagesSatz wird von Menschen in sozialen Schwierigkeiten auf der Straße verkauft. Vom Verkaufspreis der Zeitung (2,00 Euro) behalten die VerkäuferInnen 1,00 Euro. Sie können damit ihre finanzielle Situation verbessern und sind nicht mehr auf Almosen angewiesen.
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Die Mitarbeit in Redaktion und Vertrieb des TagesSatz bietet arbeits- und wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ermöglicht langfristig gesehen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.
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Der TagesSatz finanziert sich ausschließlich durch Verkaufserlöse, Anzeigen und Spenden. Das Straßenmagazin erhält keine regelmäßigen Fördermittel.
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Carolin Schäufele (Redaktionsleitung Göttingen)
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Antonia Stoll
TA G E S S ATZ INT E R NAT IONA L
Urlaub in Mordor
Das Land von Eis und Feuer ist eine kostspielige Angelegenheit. Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn kein Ort der Welt ist wie Island.
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s heißt, bei schlechtem Wetter würde man häufiger mitgenommen, aber nach stundenlangem Warten stellt sich die Erkenntnis ein: Im Regen zu trampen ist nicht einfacher, sondern nur nasser. Das Problem ist nicht, dass es keine Menschen gäbe, die jemanden mitnehmen würden, sondern eher, dass es generell wenig Menschen in Island gibt. Ein Auto zu mieten ist teuer, weshalb die meisten Touristen winzige Nussschalen fahren, die dann bis zum Dach vollgepackt sind. Riesige Expeditionsfahrzeuge, die mit ihren überdimensionierten Reifen an Big Foot erinnern, rasen weiter, während einige Fahrer der kleinen, überladenen Autos entschuldigend gestikulieren. Eine Reiterin töltet vorbei, rechts und links führt sie Handpferde bei sich. Man ist versucht, den Daumen rauszuhalten um zu testen, ob man auch per Pferdeanhalter reisen kann, aber da ist sie auch schon weg, man hört nur noch die Hufe im Viertakt klappern, emsig wie Nähmaschinen. Ein Auto hält an. Der Fahrer ist Priester und auf dem Weg zu seinem Sommerhaus. Von dort aus habe er vor einigen Jahren einen Vulkanausbruch erlebt, erzählt er: „Mein Dach war danach voller Asche, ich musste es saubermachen.“ Über den flachen Wiesen ragt die Hekla auf, ein riesiger Vulkan, den Touristen immer noch besteigen, obgleich es im Inneren ru-
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* ANTONIA STOLL VOR ORT IN ISLAND
mort. „Wir warten alle darauf, dass sie ausbricht“, erzählt ein Landwirt. „Es ist lebensgefährlich, dort hochzugehen.“ Zumal die Warnsysteme einen Ausbruch frühestens eine Stunde im Voraus wahrnehmen könnten - viel zu wenig Zeit, um den siebenstündigen Abstieg zu bewältigen und sich in Sicherheit zu bringen. Außer den Pferden gibt es überall Schafe, die frei durch die Hügel und Ebenen streifen und nur im Herbst zusammengetrieben und in Ställe gebracht werden. Ein Campingwart ermahnt Autofahrer, immer draufzuhalten, falls ein Lamm über die Straße läuft, statt riskante Ausweichmanöver zu unternehmen. Man solle außerdem immer ein Taschenmesser dabei haben, um mit einem gezielten Schnitt sein Leid zu verkürzen. Und dann? „Dann ruft mich an und wir schmeißen eine Grillparty!“ Campingplätze sind zahlreich in Island, Zelten ist in den Sommermonaten auch bei Einheimischen sehr beliebt. Es gibt also durchaus Alternativen zu den teuren und lange im Voraus ausgebuchten Hotels. Die meisten Plätze sind nicht teuer und haben eine Ecke, in der überflüssige Lebensmittel für andere Reisende zurückgelassen werden. Auch wildcampen ist erlaubt, das Wasser aus Gebirgsbächen lässt sich trinken und Schnee kann man zum Kochen verwenden, nur die obersten 30 Zentimeter sind zu vermeiden.
Die Natur in Island ist noch ziemlich intakt - so intakt und mächtig, dass es manchmal unheimlich ist: Ständig dampft irgendwo die Erde und überall stinken, spritzen, blubbern oder brodeln Schlammlöcher und heiße Quellen. Moosbedeckte Lavafelder reichen bis an die Füße bedrohlicher Berge, die drittgrößte Eiskappe des Planeten verbirgt aktive Vulkane und verliert stetig Eisbrocken, die sich in der Gletscherlagune Jökulsarlón sammeln, von Seehunden umschwommen werden und schließlich aufs Meer hinaus treiben. Schwarze Strände laden zu einsamen Spaziergängen ein, Flüsse mit Badewannentemperatur fließen durch grüne Hügel und wer am richtigen Ort auf einen Felsen am Meer steigt, kann Papageientaucher beobachten, wie sie tollpatschig zwischen den viel eleganteren Möwen und Eissturmvögeln umherflattern. Ab und an treiben sich auch Polarfüchse auf Campinglätzen herum. Mir nichts, dir nichts taucht ein Vulkan oder eine kleine Insel auf, wie die 1963 durch Unterwasser-Eruptionen entstandene Surtsey. Kein Wunder, dass dieses Land Tolkien bei der Erfindung von Mittelerde inspiriert hat. Es würde kaum jemanden überraschen, in den Lavafeldern Trolle oder Elfen zu treffen – oder ein Paar durchnässte Hobbits, die an der Ringstraße stehen und die Daumen raushalten.
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I NHALT
DACH ÜBERM KOPF 8 10 12 14 15
Willkommen bei uns! ELISABETH HOHENSEE Jenseits von Kleinfamilie und Single-Haushalt HARALD WÖRNER Mehr Gemeinschaft im Alter FRANK ECKHARDT „Mein Name ist Mensch!“ STRASSENFEGER Andere Länder, andere Sitten? BIG ISSUE JAPAN
RUBRIKEN 3 Editorial 4 TagesSatz International 16 Der Stolperstein 17 Paragraphenreiter 19 Verlosung von Karten & CDs 21 Der Comic 26 Kultur-Empfehlungen 28 Straßengeflüster Gedanken eines
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mit SIR SALMAN RUSHDIE UTE KAHLE
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GÖTTINGEN 18 „Das öffnet neue Türen“ CAROLIN SCHÄUFELE 20 „Wir müssen uns sortieren und Verfahren entwickeln“ DANIEL ALBRECHT
KASSEL 22 Sprache bedeutet Ankommen FRANK HASELEIN UND HARALD WÖRNER 24 Das Wort LYRIK VON KATHARINA SCHWARZ 25 Der Tod im Kaufhaus KATHARINA SCHWARZ
TagesSatz-Verkäufers 29 Die Kochnische 30 Hinter den Kulissen 31 Zwischen den Zeilen 33 Der Ticker Nächstes Mal Impressum 34 Wohin, wenn
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Ort, Datum Unterschrift
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Ute Kahle
DAS GESPRÄCH
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Schlachtfeld Literatur Zur Start der Frankfurter Buchmesse 2015 ließ es sich Sir Salman Rushdie trotz mehrerer Drohungen und der Absage einiger Aussteller nicht nehmen die Eröffnungsrede zu halten und den anwesenden Pressevertretern seine Befürchtungen, angesichts der Einschränkungen der Rede- und Pressefreiheit in vielen Ländern, zu erläutern.
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s ist schon mein zweiter Besuch bei Ihnen und ich kann mich noch an meinen ersten Besuch hier erinnern. Die pure Größe und die Diversität haben mich damals sehr beeindruckt. Meine Zukunftsaussichten als Schriftsteller waren wunderbar und es hat mich mit Stolz erfüllt, zu sehen wie populär ich hier war. Da habe ich immer gerne dran zurückgedacht. Es hat mir gezeigt, dass hier die Meinungs- und Redefreiheit eine Plattform hat und ein Inbegriff der Verlagswirtschaft und des Buchhandels ist. Beides, die Redefreiheit und die Garan-
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* SIR SALMAN RUSHDIE ÜBERSETZT VON UTE KAHLE ten der Redefreiheit sind mein Anliegen. Denn die Vielfalt, die Unendlichkeit der Möglichkeiten ist das, was die Welt der Buchstaben so reizvoll macht. Daher möchte ich an dieser Stelle auch mal meinen Verlegern danken, die in den vergangenen schwierigen und den jetzt leichter werdenden Zeiten immer zu mir und meiner Arbeit standen. Die Arbeit, die Verleger für uns Autoren machen, hat uns alle glauben lassen, dass die Freiheit der Rede hier im Westen selbstverständlich ist. Es sollte die Luft sein, die wir atmen. Wir soll-
ten nicht darüber reden müssen. Es schien mir, als sei die Schlacht um die Meinungsfreiheit vor hunderten von Jahren schon gewonnen worden. Die Autoren der französischen Aufklärung haben diese Kämpfe ausgefochten und gewonnen, ihre Gedanken wurden von großen Denkern wie Tom Paine übernommen und sind die Basis der amerikanischen Verfassung. Das wir diesen Kampf heute wieder ausfechten müssen, ist ein bedauerliches und sehr neuzeitliches Phänomen. Zum einen ist da die Wiederkehr von Gefahr und Gewalt, zum einen in Drohungen, die TagesSatz
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DAS GESP R ÄC H durchaus ernst zu nehmen sind wie uns die jüngste Geschichte gezeigt hat, zum anderen durch Gewaltausbrüche gegenüber Autoren, Verlegern, Buchhändlern und Übersetzern. Ein einst friedliches Geschäft entwickelt sich zum Kriegsschauplatz. Wir haben keine Waffen, keine Panzer und doch halten wir die Verteidigungslinie. Denn es ist an uns zu unserer Waffe zu greifen, dem geschriebenen Wort. Das Gefährliche ist jedoch auch die neue politische Korrektheit. Es ist eine bizarre Welt in der wir leben. In amerikanischen Universitäten werden Ideen geprüft, Warnhinweise in Bücher zu drucken, dass Ideen enthalten sein könnten, die herausfordernd sein können. So haben Studenten in den Vereinigten Staaten von Amerika in diesem Jahr die Pflichtlektüre verweigert, weil es ein Buch über Lesben war und ihre religiös geprägte Erziehung dem diametral gegenüberstand. Ich finde gerade Universitäten sollten ihre Studenten herausfordern, das sehe ich als ihre Kernaufgabe auch wenn einige Studenten die Universität verlassen und andere dafür angenommen werden. Die Freiheit der Rede ist also nicht nur bedroht durch Gewalt und Folter, sondern vielmehr durch eine seltsame Allianz aus europäischen Linken und mehr radikalen Strömungen aus der Welt des Islam. Eine Strömung die anti-feministisch, homophob und antisemitisch ist. Es erschreckt mich, dass es Unterstützung aus der linken Szene für eine solche Ideologie geben kann und dass sobald sich Ideologie einen religiösen Namen gibt, solche Dinge wieder hochgespült werden.
timillionär oder einer religiösen Gemeinschaft gehört. Sie stammt von einem einzelnen Erzähler, der es mit seiner Stimme auf seine Art erzählt. Eine einzelne Person, die sagt wie sie Dinge sieht und zur Gefahr für die Menschen wird, die uns sagen wollen was wir denken sollen. Deshalb verfolgen Tyrannen oft Schriftsteller. Denn wenn man an eine einzige Version der Wahrheit glaubt, versucht diese Wahrheit anderen zu vermitteln und zu indoktrinieren wird die Wahrheit zu Deinem Feind. Deshalb haben sich Schriftsteller auch nicht als Herrscher geeignet. Wenn Sie soweit zurückblicken wie zum römischen Reich, dann sehen sie den Poeten Ovid, der bei Caesar Augustus in Ungnade fiel. Aus Gründen, die wir heute nicht mehr nachvollziehen können. Er sagte etwas das Caesar Augustus missfiel und wurde in
und sie genau wie ihre Schriften zu beschützen. Wir müssen sicherstellen, dass Schriftsteller die Möglichkeit haben, frei zu schreiben und zu publizieren und nicht bis nach ihrem Tode warten müssen um ob ihres Endes berühmt und posthum geehrt zu werden. Wenn Reporter Fotografen sind, dann sind wir im übertragenen Sinne Maler. Denkt mal darüber nach. Wenn du in einer Nacht mit vielen Sternen in den Himmel schaust, dann sieht es dort nicht aus wie das Bild Sternennacht von van Gogh. Dennoch ist das Bild, das großartige Bild einer Sternennacht. Das ist der Unterschied zwischen Kunst und Reportage. Wenn ein Foto einer Sternennacht eine Reportage ist, so ist ein Gemälde ein Kunstobjekt. Genau hier ist beschrieben, was wir versuchen zu machen. Während Politiker Wahrheiten verkünden wollen, welchen viele Leute zustimmen können, so vertreten Künstler Einzelmeinungen. Wir versuchen unsere Sicht der Dinge anzubieten. Schon Elias Canetti schrieb in seinen Memoiren: „Die Freiheit der Zunge ist unendlich“. Das ist das Einzige, was wir verteidigen müssen. Denn ohne die Freiheit der Rede und die Meinungsfreiheit gibt es keine Freiheit.
Denn es ist an uns zu unserer Waffe zu greifen, dem geschriebenen Wort.
Literatur gibt zu, dass sie keine alleinige Wahrheit ist. Sie existiert, weil wir akzeptieren, dass sie sich permanent ändert, metamorphisch veränderlich ist und das kann ein Schlachtfeld werden. Immer dann wenn Menschen vor etwas Angst haben, ist es genau das. Menschen haben davor Angst, dass Literatur nicht zu kontrollieren ist. Dass sie nicht einer Partei oder einen MulTagesSatz
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ein fürchterliches kleines Dorf an der Schwarzmeerküste ins Exil gesandt. Es wurde ihm nie erlaubt nach Rom zurückzukehren, obwohl er den Rest seines Lebens damit verbrachte Bittbriefe zu Schreiben und seine Rückkehr nach Rom zu erbitten. Es wurde ihm nicht gestattet und so starb er im Exil. Doch noch heute können wir sehen, dass seine Gedichte das römische Reich überlebt haben. Gleiches wiederfuhr Osip Mandelstam, dessen Gedichte und Essays die Sowjetunion überlebten. Sein Leben wurde nach der Veröffentlichung seiner Gedichte zerstört und er wurde zu Lagerhaft und Zwangsarbeit in den Umerziehungslagern Stalins verurteilt und verstarb dort an den Folgen. Auch heute noch können wir feststellen, dass Literatur unglaublich stark und kräftig ist. Aber wir Schriftsteller sind schwach. Wir können angegriffen und verletzt werden. Auch wenn unsere Arbeit, unsere Werke überleben, das ist nicht wirklich ein Trost wenn man denn tot ist. Daher ist es nötig den Schriftstellern beizustehen
Und nur um einen letzten Punkt klarzumachen, in den Zeiten der Aufklärung, den Zeiten von Voltaire, Ditriot und Montesque, gab es mit der Kirche noch einen klaren Gegner der Redefreiheit. Die Kirche mit ihren Anachronismen und Exkommunikationen verfügt über sehr mächtige Waffen im Kampf gegen die Meinungsfreiheit. Die Schriftsteller der Aufklärung haben absichtlich versucht, die Grenzen dessen, was sie veröffentlichen können, zu verschieben und sie waren erfolgreich. Lasst uns nicht vergessen, dass es genau ihr Einfluss vor mehr als 200 Jahren war, der die Macht der Kirche beschränkte, der es mir heute ermöglicht mit ihnen hier diese Unterhaltung zu führen. Und was wir heute in der Welt finden, ist leider eine Erneuerung dieses Argumentes. Unterschiedliche Kirchen, unterschiedliche Religionen, aber immer noch dieselben Argumente.
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Willkommen bei uns! Günstiger Wohnraum ist rar. In Göttingen steigen die Mieten und Immobilienpreise stetig an, das spricht für die Attraktivität der Stadt. Angesichts des Flüchtlingsstroms nach Deutschland steht die Stadt jedoch vor der Frage der Unterbringung dieser Menschen.
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angewiesen. Dazu werden im Stadtrat Göttingen verschiedene Möglichkeiten diskutiert und umgesetzt. Neben der Einrichtung vorübergehender Unterkünfte zum Beispiel in der alten Voigt-Realschule oder verschiedenen Bürogebäuden bemüht sich die Stadt auch um längerfristige Lösungen. Die Piratenpartei stellte aus diesem Grund vor einiger Zeit den Antrag, leer stehenden Wohnraum für die Unterbringung von Flüchtlingen vorübergehend beschlagnahmen zu lassen. Wie das Göttinger Tageblatt be-
Alle: Elisabeth Hohensee
rst im letzten Herbst entstand auf dem Campus der Universität Göttingen ein Zeltlager für Studierende, die bis zum Vorlesungsbeginn keine geeignete Bleibe in der Stadt gefunden hatten. In diesem Jahr bekommt die Stadt erneut zu spüren, welche Probleme hohe Mieten und Immobilienpreise mit sich bringen. Zahlreiche Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind und in Deutschland einen Asylantrag stellen möchten, sind vor Einbruch des Winters auf ein Dach über dem Kopf
richtete (27.09.2015), sorgte der Vorschlag für hitzige Diskussionen, wurde jedoch von einer großen Mehrheit abgelehnt. Mit einer Zwangsbelegung werde das Grundrecht auf Eigentum verletzt, so Hans-Georg Scherer von der CDU. Stattdessen investiert die Stadt in zentrale Flüchtlingsunterkünfte, wie den Neubau auf den Zietenterrassen. Seit Mai dieses Jahres wird auf dem Grundstück an der Hannah-Vogt-Straße eine Wohnanlage mit insgesamt dreißig Wohneinheiten errichtet, hier sollen 180 Menschen Platz finden. Die Einrichtung der Anlage und die Betreuung der Bewohner übernimmt die gemeinnützige GmbH Bonveno (Esperanto: Willkommen), zu der sich die AWO, die Caritas, die Diakonie, das Deutsche Rote Kreuz und der Paritätische Wohlfahrtsverband zusammengeschlossen haben. Gemeinsam arbeiteten die Verbände ein Konzept für die Trägerschaft der Göttinger Flüchtlingsunterkunft aus und bekamen damit den Zuschlag der Stadt. Das Konzept der Betreibergemeinschaft setzt vor allem auf Integration durch Partizipation. Eine aktive Freizeitgestaltung und die Teilhabe am nachbarschaftlichen Leben sind wichtige Bestandteile der Betreuung. Zu dem Team um Unterkunftsleiterin Bettina Briesemeister gehören eine
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Zietenterassen TagesSatz
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TI TELTH E M A Erzieherin, ein Diplompädagoge, zwei Sozialpädagogen und ein Hausmeister. Briesemeister betont, dass das Team gerade in der Startphase der Unterkunft alle Hände voll zu tun habe. Da müssten Arbeitsplätze eingerichtet werden, Kontakte geknüpft und Arbeitsstrukturen geschaffen werden. Die vielfältigen Aufgaben seien das Erfreuliche, aber im Moment auch das Anstrengende an ihrer Arbeit, so Briesemeister. Eine große Hilfe bei der Betreuung der ankommenden Bewohner sei dabei die Unterstützung vieler Ehrenamtlicher vom „Runden Tisch Zieten“. Die Bürgerinitiative gründete sich, um Nachbarn und Neuankömmlinge zusammen zu bringen und so Vorbehalte und Unsicherheiten auf beiden Seiten auszuräumen. Die Ehrenamtlichen begleiten die Bewohner zu Arztterminen und auf Behördengängen, auch die Betreuung der Kleiderkammer und die Verwaltung der Sachspenden liegt in ihrer Hand. Die Flüchtlingsunterkunft auf den Zietenterrassen ist vertraglich auf fünf Jahre befristet. Ende August 2020 werde das Gebäude auseinandergeschnitten und könne an anderer Stelle wieder aufgebaut werden, so Briesemeister. Die Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) will das Grundstück dann für eigene Anbauten nutzen.
Nonnenstieg TagesSatz
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Während auf den Zietenterrassen also bereits Menschen in die neue Flüchtlingsunterkunft eingezogen sind, steht ein zweites Projekt noch am Anfang der Umbauten. Das ehemalige Institut für den Wissenschaftlichen Film (IWF) am Nonnenstieg soll für die Unterbringung weiterer Flüchtlinge hergerichtet werden. Zuständig für die Umbauarbeiten, die im Gebäudeinneren bereits begonnen haben, ist der neue Eigentümer des Gebäudes, die EBR Projektentwicklung GmbH. Die Kosten für die anfallenden Arbeiten werden auf die Kaltmiete umge-
Integration durch Partizipation legt, die die Stadt für die Unterbringung der Flüchtlinge zahlt. Der Mietvertrag für das Gebäude ist zunächst auf drei Jahre befristet mit der Möglichkeit einer Verlängerung von zwei Jahren. Seit der Schließung des Instituts im Jahr 2010 ist das Grundstück zwischen Nonnenstieg und Habichtsweg sowie die angrenzenden Kleingärten Streitpunkt verschiedener Interessen. Den nichtoffenen städtebaulichen Wettbewerb für den Bau von Wohnund Geschäftshäusern hatte 2012 das
Architekturbüro Dietrich/Untertrifaller Architekten mit ihrem Vorschlag „Wohnen im Park“ gewonnen. Gegen die geplante Wohnanlage formierte sich massiver Widerstand der Anwohner. Die Bürgerinitiative Nonnenstieg und der Verein Pro Nonnenstieg machten die Artenvielfalt von Flora und Fauna sowie den Charakter des Geländes als „grüne Lunge“ des Viertels stark und protestierten gegen die engen Bebauungspläne des Investors EBR Projektplanung GmbH. Der Vorschlag wurde im April 2013 gekippt und ein neuer Bebauungsplans von der Stadt erarbeitet. Gegen den Entwurf der Stadt gingen zahlreiche Eingaben ein und der Konflikt zwischen der Stadt und den Anwohnern spitzte sich zu. In seiner Neujahrsrede zu Beginn dieses Jahres sagte Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler: „[Ich] wünsche […] mir eine Wohnbebauung auf dem Gelände des ehemaligen Instituts für den Wissenschaftlichen Film, IWF. Aber ich wünsche mir zweitens zunächst eine Zwischennutzung der Altgebäude zur vorübergehenden Unterbringung von Flüchtlingen. Und ich wünsche mir drittens anschließend einen völligen Neustart für den Planungsprozess, zurück auf null sozusagen.“ Um die geplante Flüchtlingsunterbringung in den Gebäuden realisieren zu können, bedurfte es bereits einer Änderung des Nutzungskonzeptes, wodurch die Nutzung des Geländes als Wohnbaufläche inzwischen genehmigt wurde. Auf der Internetseite der EBR Projektentwicklung GmbH können die Pläne des Eigentümers für das Grundstück eingesehen werden. „Lebensquartier Nonnenstieg“ heißt das Projekt und es verspricht eine „identitätsstiftende Architektur“ und den Erhalt der „ökologischen und mikroklimatischen Funktion des Areals“. Der Vorschlag des genannten Architekturbüros scheint also noch nicht ganz vom Tisch, das hofft zumindest der Investor. Doch noch ist all das Zukunftsmusik. Erstmal geht es, auch am Nonnenstieg unter der Leitung der Bonveno gGmbH, um die Unterbringung von Menschen, die in Deutschland auf ein besseres Leben hoffen.
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Jenseits von Kleinfamilie und Single-Haushalt Vor fünfzehn Jahren fand sich in Kassel eine Gruppe Menschen zusammen, die gemeinschaftlich leben wollten und gründete die „Villa Locomuna“.
„Für die üblichen Investoren waren die Gebäude nicht sonderlich interessant. Sie stehen unter Denkmalschutz, was einer baulichen Veränderung in hoch rentable Objekte im Weg gestanden hätte. Hingegen kam uns die bauliche Struktur (wie etwa Etagen mit fünf gleich großen Zimmern) -als intentionaler Gemeinschaft- gerade entgegen. In einem der beiden Gebäude ist der gesamte Wohnbereich untergebracht, im zweiten (der eigentlichen Villa) mit der Treppe zum Garten befinden sich die Arbeitsräume einiger BewohnerInnen, sowie Räumlichkeiten, die wir als Büro-/ Seminarräume und für Gästegruppen nutzen. Der Verbindungs-Trakt, der ebenerdig zwischen den beiden Gebäuden liegt, dient als Speisesaal, für Feste, Infound Kulturveranstaltungen. Ebenso können sich uns nahestehenden Initia-
Alle: Gemeinsam Leben eG (Ralf Meier-Böke)
* HARALD WÖRNER
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in Bewohner des Hauses, den ich zufällig treffe, begleitet mich zum Eingang im Erdgeschoß, wo Markéta Adamová auf mich wartet. „Villa Locomuna“, so der Name der Hausgemeinschaft, klingt ungewöhnlich, daher erkundige ich mich nach dessen Bedeutung: „Hier haben wir augenzwinkernd mit einer gewissen Doppelbedeutung des Begriffes gespielt. Loco leitet sich von Lokomotive her, da dieses Areal früher der Ausbildung von Lokomotivführern diente. Comuna heißt Kommune. Später fiel uns auf, dass loca/ loco auch für verrückt im positiven Wortsinn steht. Daher setzen wir uns allein schon durch die Namens-Wahl vom Mainstream ab.“ Die Kommune existiert seit 2000, konnte also dieses Jahr bereits ihr 15-jähriges Jubiläum feiern.
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TI TELTH E M A tiven, wie etwa die Solidarische Landwirtschaft hier treffen.“ Beide Gebäude machen einen sehr geräumigen Eindruck, daher frage ich nach der Anzahl der BewohnerInnen. „Wir sind so um die zwanzig Personen. Das variiert aber immer ein wenig. Potentielle BewohnerInnen laden wir im gegenseitigen Kennenlern-Prozess zum Probewohnen ein, bevor wir über eine spätere -und dann endgültige Aufnahme- im Plenum entscheiden.“ Gerade bei einer größeren Anzahl von MitbewohnerInnen leuchtet daher auch ein, im Zusammenleben untereinander Absprachen zu treffen und sich Strukturen zu geben: „Zweimal im Monat haben wir unser soziales Treffen. Hier tauschen wir uns über unser Befinden sowie Konflikte und Probleme aus und versuchen diese, dann zu lösen. Gerade da, wo es Reibung gibt, lohnt es sich auch, genau hinzuschauen. Diese Selbst-Verpflichtung macht auch Sinn. Denn vieles geht in der Alltags-Hektik unter oder schlimmstenfalls verloren. Dafür haben wir bei uns Räume geschaffen. Es ist wichtig, eine bewusste Begegnung untereinander und mit ihr einhergehend Achtsamkeit für sich selbst und auch andere zu ermöglichen.“ Die KommunardInnen der Villa Locomuna besprechen anstehende Fragen gemeinsam und entscheiden im Konsens. Nachdem alle sich zum Thema äußern konnten, wird ein Entscheidungsvorschlag erarbeitet, mit dem idealerweise alle Beteiligten gut leben können. „Notfalls müssen wir Entscheidungen vertagen, wenn wir nicht alle im ersten Schritt auf einen Nenner kommen und Widerstände ausgedrückt werden. Dieser Prozess kann sich auch einmal länger hinziehen. Ganz klar merken wir aber auch, dass die Zufriedenheit der BewohnerInnen mit dem endgültigen Beschluss dann umso größer ist, weil sich der/die Einzelne respektiert und in seinen/ihren Bedürfnissen ernst genommen fühlt.“
re, Ältere...: „Mann/Frau hat die anderen im Blick, kann sich bei Bedarf auch um sich selbst und seine/ihre eigenen Bedürfnisse kümmern.“ Und wie regelt man den für das Zusammenleben so wichtigen Alltag? Dazu die Kommunardin: „Hierfür haben wir die sogenannten Patenschaften im Haus etabliert. Jeder Bewohner kümmert sich um einen TeilBereich, wie etwa den Bio-Einkauf, das Auto, Heizungsanlage, Reparaturen am Haus, Pflege des Gartens,
vá, die nach einem Schlaganfall seit zwei Jahren im Rollstuhl sitzt: „Meine Erfahrung ist, dass die Lebensqualität dadurch nicht leiden muss. Wenn ich in einem Mietshaus wohnen würde, hätte meine weit entfernt von mir wohnende Tochter die Verantwortung, meine Pflege betreffend. Wenn ich alleinstehend wäre, dass ich eine mir fremde Pflegekraft beschäftigen und bezahlen müsste. Hier in der Villa Locomuna kommen die Pflege und das Menschliche zusammen. Zwar sind nicht alle, aber doch einige miteinander richtig befreundet. Heikle Angelegenheiten wie etwa die persönliche Pflege gibt man meist nicht gern in die Hände von komplett Außenstehenden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass erstaunlich viele Dinge möglich sind, wenn man sich vorher darüber austauscht und alles gut organisiert.“
Gemeinschaft mit persönlichen Freiräumen Buchführung und anderes mehr. Dadurch, dass wir die Aufgaben untereinander aufteilen, sie teilweise gemeinsam erledigen, geht es nicht nur schneller, sondern macht auch noch Spaß.“ Bestimmte Lebensmittel, die jeder im Hause braucht, kauft man in größeren Mengen und bezahlt sie aus der gemeinsamen Solidar-Kasse. „Persönliche Vorlieben betreffend, wie etwa spezielle Joghurts, holt sich das die/der Betreffende dann selber. Soweit möglich, kaufen wir natürlich auch Gemüse und Obst von regionalen Anbietern.“ Doch was wäre, wenn ein/e MitbewohnerIn erkranken oder verunfallen würde? Hierzu bemerkt Frau Adamo-
Die KommunardInnen am Tannenwäldchen sind der Überzeugung, „… dass das neoliberale Konkurrenz-Prinzip auf ganzer Linie versagt hat.“ Viele Menschen spüren die zunehmende soziale Kälte und sehnen sich nach Alternativen: „Und da ist, so bin ich überzeugt, die Villa Locomuna eine echte Alternative“, so Markéta Adamová.
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MEHR ZUM THEMA: www.villa-locomuna.de
In der Gemeinschaft hier leben Singles, Paare, Menschen mit Partnerschaften außerhalb der Kommune, Familien, Menschen mit Kindern, JüngeTagesSatz
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Alle: Frank Eckhardt
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Mehr Gemeinschaft im Alter Mit der „Domaine Wehlheiden“ entsteht ein neues Wohnprojekt inmitten Kassels.
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llein alt zu werden ist für viele Menschen keine schöne Vorstellung. So auch für Andreas Steiner. Mit seinem Projekt „Domaine Wehlheiden“ will er dazu eine Alternative entwickeln. Unscheinbar liegt hinter den Häuserreihen zwischen Tischbeinstraße und Schönfelder Straße ein Territorium, auf dem er
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* FRANK ECKHARDT ein neues Projekt für mehr Gemeinschaft in Kassel realisieren will. So zentral in Wehlheiden gelegen ist dieser Ort ein Juwel und eine Chance, die es ansonsten kaum noch in der Kasseler Innenstadt zu finden gibt. „Eine Chance für mehr Urbanität“, wie Steiner meint. Urbanität bedeutet für ihn mehr als nur das zweckdienliche Tei-
len von Wohnraum. Mit dem Wohnprojekt möchte er ermöglichen, dass Menschen ein aktives Leben in der Stadt führen können. Die Idee des gemeinschaftlichen Zusammenwohnens ist nicht neu und auch in Kassel gibt es dazu schon Vorbilder. Eine neue Kommune wie
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TI TELTH E M A in Niederzwehren soll es nicht werden, auch eine Alten-WG ist nicht das Ziel der „Domaine“. Worum geht es aber dann? „Ich stelle mir das Zusammenleben als eine Zwiebel vor“, erläutert Andreas Steiner. Das Bild der Zwiebel soll verdeutlichen, dass es in diesem Areal unterschiedliche Zonen oder Schichten gibt, in denen man mehr oder weniger privat oder eben gemeinschaftlich wohnen und leben kann. Der innerste Bereich der Zwiebel ist der Raum, den jede oder jeder für sich privat zur Verfügung hat. Dann folgt eine Schicht, in der gemeinsame Aktivitäten wie etwa das Nutzen einer Küche durch alle Bewohner erfolgen soll. Um diese Zwiebelschicht wiederum ist ein weiterer Bereich gespannt, in dem unterschiedlichste soziale Aktivitäten stattfinden können. Räumlich lässt sich schon zum jetzigen Stand der Planung erahnen, wie das aussehen kann. Da gibt es die hinten liegenden Räume, die bereits jetzt zeitweise von fünf Personen genutzt werden. Es wohnen also schon die ersten hier, auch wenn diese nur temporär bleiben wollen. Später, wenn das Projekt baulich vollkommen realisiert ist, sollen diese Räumlichkeiten für bis zu fünfzehn Personen ein Zuhause sein. Die Gemeinschafträume sind bereits jetzt in Funktion und beherbergen Küchen- und Aufenthaltsräume. Zwischen den Gebäuden befinden sich zwei offene Orte, die im Grunde allen Menschen zugänglich sind. Ein Innenhof ist teilweise überdacht, den anderen öffentlichen Raum erreicht man über eine steinerne Treppe. Er liegt hinter einer imposanten FensterStein-Fassade, die sich über zwei Etagen erstreckt. Doch damit die Zwiebel tatsächlich komplett werden kann, fehlt es an dem wichtigen Neubau an der Wiesenstraße.
für den Einzelnen sicherstellte, ist für viele Menschen heute nicht mehr erfahrbar. Das Wohnprojekt kann dafür zwar kein Ersatz sein, aber mit einer neuen Form von „Großfamilie“ können doch Formen gefunden werden, in denen sich die Einzelnen untereinander helfen und unterstützen können. Dieses Zusammenwohnen versteht sich deshalb in erster Linie als ein Zusammenleben, in dem man unterschiedlichste Dinge miteinander tun kann – wenn man möchte. Im Gegensatz zu den Zwängen einer Familie sollen die eigenen Wünsche nach Mitgestaltung und Mitmachen im Vordergrund stehen. Rücksicht auf den Anderen nehmen, darum geht es letztlich.
jekte auf der Marbachs-Höhe beteiligt. Er weiß deshalb auch, dass auf Dauer die „Domaine“ eine solide Organisationsstruktur benötigt. Der Anschluss an oder die Übernahme durch die Genoviva wäre daher für ihn eine ideale Lösung. Doch soweit ist es noch nicht. Zunächst gilt es Menschen zu finden, die ab dem nächsten Jahr einziehen wollen. Der gute Wille und die Begeisterung für die Idee sind dazu Grundvoraussetzungen. Allerdings reicht das allein noch nicht, es ist auch eine finanzielle Beteiligung nötig. Noch ist Steiner deshalb auf der Suche nach zukünftigen Bewohnern. Die Domaine stellt damit insgesamt ein neues, anspruchsvolles Konzept dar, das es so in Kassel noch nicht gibt. In ihrer baulichen Freizügigkeit mit dem offenen Innenhof kommt etwas zum Ausdruck, das das Projekt als Idee zu verfolgen scheint. Es strahlt eine gewisse Offenheit aus, so dass das Vorhaben mehr als ein öffentliches wie als ein privates Projekt erscheinen lässt. Wie wird es tatsächlich dort aussehen, wenn Menschen einen Alltag zu realisieren haben? Die große Zugänglichkeit – wird sie die Grenzen der Bewohner respektieren? Wird es soziale Kontrollen geben? Viele Fragen, die aber nicht nur die zukünftigen Bewohner stellen werden, sondern die sich auch an uns alle richten.
Herausforderungen der Gesellschaft begegnen
Gemeinschaftlich zusammen zu leben schließt für das Domaine-Projekt an weitergehende Diskussionen über unsere Gesellschaft an. Doch man betont: das ist kein politisches Vorhaben im eigentlichen Sinne. Es geht dem Initiator darum, auf die Herausforderungen in der Gesellschaft zu reagieren. Die Solidarität, die einst die Familie TagesSatz
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Wie das aussehen kann, lässt sich an den aktuellen Nutzungen schon erkennen. Die Domaine bietet bereits heute einen Ort, an dem verschiedene soziale Aktivitäten einen Platz bekommen haben. Auffallend sind die Galerie und die Schreinerei, die das Gebäude im Moment zwischenzeitlich nutzen. Der Innenhof wird zudem für Treffen und Veranstaltungen wie Food Sharing, der Initiative Essbare Stadt oder der Transition-Town-Bewegung genutzt. Allen diesen Initiativen geht es darum, das Zusammenleben in der Stadt zu unterstützen und gemeinschaftliche Aktivitäten neu zu initiieren. Aber die Initiative ist ein eigenständiges Projekt und nicht mit diesen Organisationen identisch. Andreas Steiner engagiert sich zwar auch bei der Transition-TownGruppe, doch er betont die Unabhängigkeit beider Projekte. Mitten in der Stadt gelegen ist die Domaine als ein Ort gedacht, den unterschiedliche Leute besuchen und auf diese Weise aneinander Anschluss finden können. Noch befindet sich also das Projekt in der Entwicklung, doch Andreas Steiner ist zuversichtlich, dass sein Vorhaben gelingen wird. Immerhin hat er bereits viele Erfahrungen mit ähnlichen Projektideen sammeln können. Für die Genoviva-Genossenschaft war er an der Entwicklung der Wohnpro-
Wie wollen wir in unserer Stadt zusammenleben, was sind wir bereit mit anderen zu teilen, wie viel wollen wir aus der Hand geben? Mit der Domaine wird eine spannende Idee realisiert, die auch Menschen braucht, die auf eine noch unbekannte Weise mit sich, anderen Mitbewohnern und wechselnden Besuchern umzugehen haben. Das klingt spannend. Und wird es wohl auch für alle sein, die sich darauf einlassen. Über die Zeit gesehen wird sich wohl entscheiden, ob es tatsächlich neben Kommune und Alten-WG noch andere Möglichkeiten gibt, jenseits der traditionellen Wege gemeinsam zu wohnen und zu leben.
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MEHR ZUM THEMA: www.domaine-wehlheiden.de 13
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T I T E LTH E M A
Thomas Grabka
„Mein Name ist Mensch!“ Konferenz der Straßenkinder und der Flüchtlingskinder in Deutschland.
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Neben Gästen aus Vietnam nahmen Straßenkinder aus Berlin, Bochum, Dresden, Essen, Gera, Halle, Hamburg, Lübeck, München, Saarbrücken, Stuttgart, und weiteren Städten. Die Flüchtlingskinder kamen aus Albanien, Pakistan, Libanon, Afghanistan, Syrien, Eritrea, Tunesien, Marokko, Iran, und Tschetschenien. Die Konferenz der Straßenkinder und der Flüchtlingskinder in Deutschland stand unter der Schirmherrschaft der Bundesjugendministerin Manuela Schwesig und des Präsidenten der Bundeszentrale für Politische Bildung, Thomas Krüger.
suchten. Es helfe zu wissen, dass man nicht allein ist. Aber: „Wie viele aber müssen wir noch werden, damit wir wahrgenommen werden?“ Für 21.000 Minderjährige sei die Straße Lebensmittelpunkt. 7.000 bis 8.000 seien obdachlos. 30.000 kommen noch dazu, die zwischen achtzehn und siebenundzwanzig Jahre alt sind. Viele seien wohnungs- oder obdachlos, haltlos... Lucas kündigte an, dass die Ständige Vertretung der Straßenkinder in Deutschland die lebensrelevanten Themen für die Konferenz zusammengetragen habe. Diese sollten dem deutschen Grundgesetz, aber auch der Charta der Europäischen Union gegenübergestellt werden. „Wir fragen uns: Wenn aber doch die Würde des Menschen unantastbar ist, warum darf man Straßenkinder so oft respektlos und entwürdigend behandeln? ...beim Jugendamt, in den Jobcentern, auf der Straße, in den Hilfeeinrichtungen?“ Es sei Aufgabe der 2. Bundeskonferenz, die Ursachen dafür zu suchen und eigene Lösungen zu finden.
Eröffnet wurde die Konferenz mit einer Ansprache von Lucas, einem der Pressesprecher der Konferenz. Er berichtete darüber, dass die Straßenund Flüchtlingskinder ihr eigenes ICH
Schirmherrin Manuela Schwesig lobte in ihrer Rede das Engagement der Jugendlichen: „Ich finde es klasse, dass Ihr mit Eurer Konferenz auf die Situation und die Rechte von Flüchtlings-
um zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren versammelten sich Hunderte von Straßenkindern, Jugendliche, die vom Leben der Gemeinschaft entkoppelt sind und keine Zukunftsperspektiven haben. Sie sind es, die in den Inobhutnahmeeinrichtungen der Jugendhilfe immer schon mit Flüchtlingskindern zusammen leben.
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kindern in Deutschland aufmerksam macht. Straßenkinder können gut verstehen, wie es Menschen geht, die ihre Heimat verloren haben und auf der Flucht sind. Aber es ist nicht selbstverständlich, sich gegenseitig zu unterstützen. Mit der Konferenz setzt Ihr ein starkes Zeichen. Ich danke Euch allen, für die große Solidarität und verspreche, dass ich Euch weiter unterstützen und auf Eure Probleme öffentlich aufmerksam machen werde.“ Gemeinsam wurden dann im „WorldCafé“ 16 Schwerpunktthemen diskutiert, die sich mit Widersprüchen und Verstößen der Einhaltung der Charta der Grundrechte der Europäischen Union und des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland beschäftigen. Die Ergebnisse dieser Arbeit bilden die Grundlage für einen Ideenund Forderungskatalog, der dem Bundesjugendministerium vorgelegt werden soll. Sie sollen dann praktische Anwendung finden in neuen Formen der Jugendhilfe mit einem hohen partizipativen Anspruch. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom INSP Nachrichtendienst www.insp.ngo / Strassenfeger
TagesSatz
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TI TELTH E M A
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or dem Expressway-Busbahnhof an der Ausfahrt West des Bahnhofs Shinjuku in Tokio verkauft Hiroaki Kashiwagi Ausgaben der Straßenzeitung The Big Issue Japan. Dort steht der 66-Jährige montags, mittwochs und freitags von 20 bis 22 Uhr, und jeden zweiten Tag ab 17 Uhr. Obwohl große Bahnhöfe für Verkäufer generell beliebte Standorte sind, findet man in Japan recht selten jemanden, der The Big Issue in der Nacht verkauft.
Andere Länder, andere Sitten? Seit zehn Jahren verkauft Hiroaki Kashiwagi die Straßenzeitung The Big Issue in Tokio. Auf diese Weise hat er es geschafft, eine eigene Wohnung zu finden, nachdem er vorher in Parks übernachten musste. Auch wenn es bis heute noch Menschen gibt, die auf ihn herabblicken, ist er stolz darauf, Teil einer internationalen Familie von Straßenzeitungsverkäufern zu sein.
Weshalb verkauft er die Zeitung nachts? Weil Kashiwagi tagsüber zu beschäftigt ist. Von 8 bis 17 Uhr verrichtet er Reinigungstätigkeiten in sieben verschiedenen Parks in Tokio. Dann begibt er sich zum Bahnhof Shinjuku, um den Pendlern auf ihrem Heimweg The Big Issue zu verkaufen.
wo er von The Big Issue hörte. „Am 23. Dezember 2004 begann ich, die Zeitung zu verkaufen, also war 2014 mein zehnjähriges Jubiläum. Es war ein bisschen wie ein Gedenkjahr für mich.“
Auf die Frage, weshalb er sich so sehr engagiert, antwortet er: „Ich hatte Glück und habe dank der Unterstützung durch andere nach einem Jahr der Obdachlosigkeit eine Wohnung gefunden. Jetzt möchte ich tun, was ich kann, um anderen Menschen zu helfen.“
Doch im Oktober 2003 wurde Kashiwagi selbst obdachlos und lebte im Toyama Park. Als er obdachlos wurde, versprach er sich, „niemals jemanden zu bestehlen“, und „wenn ich etwas finde, auf dem der Name des Eigentümers steht, gebe ich es zurück.“ Nach einiger Zeit im Toyama Park zog er in den Shinjuku Central Park, TagesSatz
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Letztlich gibt es eine Botschaft, die er allen Käufern übermitteln möchte: „Ich bin jedem, der mir in den letzten zehn Jahren geholfen hat, und allen, die mir in Zukunft helfen werden, aus tiefstem Herzen dankbar.“ Freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom INSP News Service www.insp.ngo / The Big Issue Japan
Hideaki Takamatsu
Schon vor Abschluss der Mittelschule hatte er sein Zuhause verlassen und angefangen, als Zimmermann zu arbeiten. „Ich blieb immer vier bis fünf Monate an einem Einsatzort. Dort bauten wir Gebäude und dann ging es weiter an die nächste Baustelle“, erinnert er sich. Kashiwagi arbeitete ungefähr zwanzig Jahre für seinen letzten Arbeitgeber. Als sich dann sein Gehörsinn verschlechterte, wurde es noch schwieriger, Arbeit zu finden. „Ich erinnere mich, wie ich auf meinem Weg zur Arbeit Obdachlosenzelte sah, und immer dachte, dass ich keiner von denen werden wollte.“
Kashiwagi sagt, dass er in seiner Zeit in Shinjuku, dem größten Teil der Innenstadt Tokios, alle Facetten der japanischen Gesellschaft gesehen hat. Manchmal wird er von Betrunkenen belästigt. Aber selbst wenn jemand ihn auslacht und ihn als Bettler betitelt, wird Kashiwagi nie wütend. Er zeigt den Passanten dann einfach die Zeitungen und sagt: „Bitte, guckt sie euch gerne an, wenn ihr möchtet. Wir verkaufen die Zeitungen nicht in Buchlä-
den. Wir verkaufen sie auf der Straße. Einige meiner Freunde können nicht jeden Tag ein Bad nehmen. Einige haben nichts Richtiges anzuziehen. Deshalb habe ich Respekt vor Menschen, die zu mir kommen und die Zeitung kaufen, um ihnen zu helfen.“
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D ER S T O L P E R ST E IN
King of the Hill
UND REKAPITULATION EINER AUFREGENDEN ZEIT
* GLOSSE VON ROBIN MAAG
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Jörg „Yogi“ Müller
ine Burg ist ein sicherer Platz, warm, abgeschottet und ausgerüstet mit allem, was die Sicherheit so verlangt. Abgeschottet von Kriegen und Gewalt. Aber eine Festung: die Festung Europa. Mit einer Festung ist man so ziemlich König, Kaiser und Diktator in einem. Versteckt hinter den Mauern aus Demokratie, Bürokratie, Aristokratie, Lobbykratie und Maschendrahtzaun, können Menschlichkeit die wirtschaftlichen Probleme der Anderen ignoriert werden. Wir werden bedrängt und drangsaliert durch steigende Steuern und neuer Maut auf den Autobahnen.
Das Asyl in Deutschland bleibt für die Angesprochenen ein unerreichbares Paradies im Westen, genauso wie für uns die Karibik und für die Steuerflüchtlinge die Schweiz. Doch wie geht es weiter? Welche Antworten gibt es und vorab welche Fragen sollten wir uns mal stellen bezüglich dieser Thematik?
Die Menschen die diese Behandlung und diese Ungerechtigkeiten nicht mehr ertragen können fliehen, werden zu Flüchtlingen. Zum Beispiel Steuerflüchtlingen. Sie verlassen ihr Zuhause und müssen als Bittsteller nach zermürbender Flucht, Schikanen, Angst und Entbehrungen in einem ihnen fremden Land um Hilfe bitten.
Wir wissen es nicht... 42 ist die Antwort wohl nicht. Niemand soll zudem eine Antwort in den Mund gelegt bekommen. Die Antworten auf die ganzen ungestellten Fragen sind so komplex, dass wohl jeder selber die Antwort finden muss.
Aber: Was sollen sie machen wenn sie abgewiesen werden? Ihre Welt bricht zusammen, die Hoffnungen die Motivation. Stellen Sie sich das einmal vor. Ihr Geld. Es geht nicht viel schlimmer.
Wer kann es da den Europapolitikern verdenken, dass sie hier nach alten Mustern arbeiten? Doch dann der Knall. Europa in heller Aufregung. Die Politiker springen im Kreis und der Rest der Deutschen im Viereck. Auf einmal ist das Thema nicht mehr eine Theorie im Bundesamt für Migration sondern eine reale Situation. In Europa treffen Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten weit abseits unseres Horizonts ein.
Bei diesen ganzen Lebensproblemen und Stammtischdiskussionen bleibt einfach nicht viel Platz für die Probleme, die sich dort im Nahen Osten abspielen. Verständlich, denn wer will sich schon mit dem Schnee von morgen auseinander und Rechnungen bezahlen, bevor sie ins Haus flattern. Richtig, niemand. Apropos Rechnungen zahlen. Das ist ja etwas, was bei jedem das Gefühl lostritt nach einer unbezahlten Schuld in seinem eigenen Gedächtnis zu forsten. Ist man fündig geworden, verstärkt sich dieses unangenehme Gefühl, bis wir es wieder in die Untiefen oder die Kiste mit Unannehmlichkeiten schieben. Das Thema Flüchtlinge ist politisches Glatteis. Allein das Wort kann lange Diskussionen mit verantwortungsbewussten Mitbürgern hervorrufen. Wer hat nicht dieses kleine aber feine Verlegenheitsgefühl oder dieses Gefühl im nächsten Augenblick in eine politische Tretmine zu treten. Wenn man es nun nicht geschafft hat das Thema Flüchtlinge zu umschiffen, wird man dann schon in ein typisches Eu16
ropäergespräch verwickelt, ohne Lösungen und Diskussionsende.
Doch Europa präsentiert, schnell wie die Brüsselsche Mühle mahlt, Lösungen, Lösungen, die angeblich auf lange Sicht ausgelegt sind. Perspektivlösungen, um gar nicht ihn die Situation zu kommen, Menschen eine Perspektive geben zu müssen. Perspektiven, die eigentlich, wer hätte es gedacht, gar keine sind. Kommen wir zu Anfang des Textes: Sind diese bürokratischen Hürden die neuen Grenzzäune?
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misterQM (photocase.com)
PARAGRAPH EN RE IT E R
IM NAMEN DES VOLKES
Im Dschungel der Bürokratie Manche halten die derzeitige Sozialgesetzgebung einfach nur für Willkür. Besonders erschwerend kommt für Betroffene hinzu, dass eine ausufernde Bürokratie oft über Zuspruch oder Ablehnung entscheidet. Im Folgenden dokumentieren wir daher zwei Fälle.
* HANS PETER PUNG Kein Gefängnis Die Untätigkeit des Jobcenters Rotenburg (Wümme) hätte eine fünffache Mutter fast ins Gefängnis gebracht. Das Jobcenter brauchte für die Bearbeitung ihres Antrages auf Übernahme einer Nebenkostenabrechnung mehr als achtzehn Monate. Ein Blick zurück: Der Schreck war groß, als die Betriebskostenabrechnung für 2012 und 2013 im Briefkasten lag. 1.320 Euro sollte die Mutter von fünf Kindern nachzahlen. Dabei reicht das Einkommen doch noch nicht mal zum Leben. Daher bezieht sie ergänzend Sozialhilfe. Ein Widerspruch gegen die Abrechnung war erfolglos. Aus diesem Grund reichte sie die Abrechnung umgehend beim Jobcenter ein. Leider reagierte die Agentur Rotenburg nicht. Der Vermieter wollte auf sein Geld nicht warten und beauftragte einen Anwalt, um seine Interessen zu wahren. Was folgte: Mahnschreiben, jede Menge Kosten und am Ende stand gar der Gerichtsvollzieher vor der Tür von Cornelia R. Aus Angst, die Wohnung zu verlieren oder gar Strom, Wasser und Heizung gesperrt zu bekommen, wandte sich die Frau R. ans Jugendamt. Dieses intervenierte erfolgreich und konnte erreichen, dass die Nebenkosten bezahlt wurden. Der Mutter aus Visselhövede und den fünf Kindern blieb dadurch TagesSatz
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die Obdachlosigkeit erspart. Doch die Sache ist nicht ausgestanden. Der Anwalt, das Gericht und der Gerichtsvollzieher wollen nun auch Geld sehen. Das Jobcenter aber will die aufgelaufenen 481,72 Euro nicht übernehmen, obwohl die Kosten maßgeblich durch die lange Bearbeitungszeit entstanden sind. Mitte Oktober 2015 soll die Frau beim Amtsgericht Rotenburg an der Wümme erscheinen und Auskunft über ihr Vermögen geben. Die Frau sieht dies jedoch nicht ein, kann sie doch gar nichts für diese Misere (Notiz: es droht Erzwingungshaft). Kurz nachdem die regionale Zeitung über den Fall berichtet hat, wendete sich das Blatt jedoch. Das Jobcenter erkennt seinen Fehler und entschuldigt sich ganz offiziell bei Frau R. Gleichzeitig sagt es die Übernahme aller Kosten zu, die durch die überlange Bearbeitungszeit entstanden sind.
Übersinnliche Mitarbeiter Im Jobcenter Bremen scheinen besondere Mitarbeiter zu arbeiten. Dazu zitieren wir aus einem Schreiben des Jobcenters: „Ihre Leistung zur Sicherung des Lebensunterhaltes wurden gemäß §40 Abs. 2 Nummer 4 zweites Buch Sozialgesetzgebung (SGB II)
in Verbindung mit § 331 Drittes Buch Sozialgesetzgebung (SGB III) vorläufig ganz eingestellt. Dies betrifft ihr Arbeitslosengeld II ab September 2015. Nach einer mir vorliegenden Mitteilung sind sie verstorben. Die vorläufig eingestellten Leistungen werden unverzüglich nachgezahlt, soweit der Bescheid, aus dem sich der Anspruch ergibt, zwei Monate nach der vorläufigen Einstellung der Zahlung nicht mit Wirkung für die Vergangenheit aufgehoben wird. Über das Ergebnis dieser Prüfung werden sie dann gesondert informiert.“ Doch damit nicht genug: etwas später in diesem Schreiben wird der verstorbene Empfänger dazu aufgefordert, Stellung zu diesem Schreiben zu nehmen. Da stellt sich die Frage: hat man vor dem Jobcenter Bremen noch nicht einmal im Jenseits Ruhe? Die Mutter des verstorbenen Hartz-IV-Beziehers fand dies alles ziemlich pietätslos.
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MEHR ZUM THEMA: www.gegen-hartz.de
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GÖTTINGEN
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er Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus ist etwas, das bei der Supporters Crew 05 zur Selbstverständlichkeit gehört.
„Das öffnet neue Türen“ Die Überraschung war groß als der DFB anrief und mitteilte, dass die Supporters Crew 05 den Julius Hirsch-Preis gewonnen hat. Der Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird, wird für besonderes Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und im speziellen auch Antisemitismus verliehen. Der TagesSatz sprach mit Daniel und Sebastian vom Vorstand des Vereins.
Sebastian: Ja, das gehört für uns auf jeden Fall dazu. Wir haben schon den Anspruch, dass die die bei uns dabei sind, diese Ansprüche teilen. Die Supporters Crew 05 ist der Fandachverband des 1. SC Göttingen 05, wart ihr selbst überrascht das ihr gewonnen habt?
* CAROLIN SCHÄUFELE
Daniel: Das hat uns wirklich sehr überrascht. Wir haben uns um den Preis mit Aktionen beworben, die über drei Jahre verteilt waren. Da verliert man auch schnell den Blick, was man Tolles gemacht hat. Wir haben einen Reader zusammengestellt und uns beworben. Insgesamt gab es 199 Bewerbungen, viele davon haben sich mit Projekten beworben, die sich mit der aktuellen Flüchtlingssituation beschäftigen. Da dachten wir, dass die eher gewinnen. Aber dann kam der Anruf von DFB, dass wir den ersten Preis gewonnen haben, ein riesen Ding.
dann bei der WM in den 90ern einen richtigen Boom hatte. Darauf haben sich Mitte der 90er Jahre antifaschistische Fangruppierungen gegründet. Und in Göttingen gab es die erste linke Fangruppe, die Fooligans. Die haben mit Hilfe der Szene die Nazis aus den Stadien gekriegt.
Ihr seid explizit politisch links, immer wieder gab es Aktionen, kann man sagen, die Supporters Crew setzt sich generell für Toleranz und gegen jede Art von Diskriminierung ein?
Der Preis ist dotiert mit 7.000 Euro allerdings zweckgebunden, was plant Ihr mit dem Preisgeld?
Daniel: Ja, das ist uns wirklich ganz wichtig. Wir hatten schon einige Leute hier, die sich an unseren antirassischen und antihomophoben Veranstaltungsreihen beteiligt haben.
Der Preis soll an den deutsch-jüdischen Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch erinnern, ein Teil der Begründung der Jury, warum der Preis nach Göttingen geht, ist auch die Aufarbeitung der Geschichte des jüdischen Vereinsmitglieds Ludolf Katz?
Wie kam es überhaupt dazu, dass sich dieses politische Bewusstsein in der Göttinger Fanszene entwickelt hat? Daniel: In den 80er Jahren gab es im Fußballstadion rechte Strukturen, die
Sebastian: Wir sind noch am Überlegen und planen, was wir mit dem Geld machen. War die Bewerbung um den Preis eine einmalige Aktion dieser Art? Daniel: Das wissen wir nicht. Wichtig ist für uns momentan nur, dass uns der Preis jede Menge Türen geöffnet hat. Sebastian: Allerdings wird gerade eher über den Preis als über unsere Arbeit berichtet. Andersrum wäre besser.
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Supporters Crew 05 e.V.
Daniel: Ja, nach der Recherche in Archiven und Bibliotheken haben wir Kontakt zu der Familie Katz in den USA aufgenommen, es gab einen Mailverkehr und dann sind der Neffe von Ludolf Katz und seine Frau zur Verlegung der Stolpersteine nach Göttingen gekommen. Wir haben aber auch Lesungen veranstaltet, Filme gezeigt und kümmern uns regelmäßig um die Reinigung des Denkmals der Synagoge.
Sebastian: Wir waren in Schulen und haben Workshops über Diskriminierung und Rassismus gehalten. Das war schon ganz gut, die Kinder, 7. und 9. Klasse, waren doch ziemlich angetan davon, dass das nicht Pädagogen gemacht haben, sondern Ultras aus der Fanszene.
Der Fanraum liegt an einem historisch auch eng mit diesem Thema verwobenen Platz - hier stand früher die jüdische Synagoge. Was tut die Supporters Crew noch um sich gegen Rassismus und Antisemitismus zu engagieren? 18
TagesSatz
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GÖ TTIN GE N
Verlosung von JT-Karten
Verlosung CDs & Karten
Der TagesSatz verlost in Kooperation mit dem Jungen Theater Göttingen 1x2 Karten für die Vorstellung „Bilder Deiner Großen Liebe“ am 21.11. um 20.00 Uhr
Der TagesSatz verlost 2x 2 Tickets sowie 2 CD´s, bitte als Stichwort den Wunsch angeben!
Monsters of Liedermaching
Einsendeschluss ist am 13.11.2015 um 23.59 (Datum des Poststempels bzw. der E-Mail) per Post: TagesSatz Obere Karspüle 18 37073 Göttingen
Einsendeschluss ist am 08.11.2015 um 23.59 (Datum des Poststempels bzw. der E-Mail) per Post: TagesSatz Obere Karspüle 18 37073 Göttingen oder per E-Mail an goettingen@tagessatz.de.
oder per E-Mail an goettingen@tagessatz.de.
Bitte geben sie Ihre Telefonnummer an!
Bitte geben sie Ihre Telefonnummer – damit wir Sie benachrichtigen können – und als Betreff „Liebe“ an! Die Karten liegen an der Abendkasse für den glücklichen Gewinner bereit. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!
Monsters of Liedermaching – Aus die Paus‘-Tour 2015
Bilder Deiner Großen Liebe von Wolfgang Herrndorf
Ein Mädchen namens Isa steht im Hof einer Anstalt. Das Tor geht auf, sie huscht hinaus und beginnt ihre Reise, durch Wälder, Felder, Dörfer und an der Autobahn entlang. Isa wird Menschen begegnen – freundlichen wie rätselhaften, schlechten wie traurigen. Einem Binnenschiffer, der vielleicht ein Bankräuber ist, einem merkwürdigen Schriftsteller, einem toten Förster, einem Fernfahrer auf Abwegen. Und auf einer Müllhalde trifft sie zwei Vierzehnjährige, einer davon, der schüchterne Blonde, gefällt ihr… An dem Roman über die verlorene, verrückte, hinreißende Isa hat Wolfgang Herrndorf bis zuletzt gearbeitet, er hat ihn selbst noch zur Veröffentlichung bestimmt. Eine romantische Wanderschaft durch Tage und Nächte; unvollendet und doch ein unvergessliches Leseerlebnis. Die Fortsetzung des Romans „Tschick“ ist ein Fragment geblieben.
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TagesSatz
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Jawohl, Börnski, Rüdi, Totte, Fred, Pensen und Burger, haben ihre Gitarren entstaubt, um endlich wieder ausgelassene Ballnächte in erlesenen Clubs zu zelebrieren. 2003 gegründet, sind die Monsters fleißig durch die Lande gezogen, um einen famosen Stilmix zu etablieren, der alle Grenzen zwischen Liedermacherei und Punkrock sprengt. Im kollegialen Halbkreis sitzend, präsentierten sie einen Unplugged-Musikstammtisch, der thematisch tabufrei die erlesene Hörerschaft immer wieder in Entzücken versetzte: Ob in kurzweiligen Konzerten mit Überlänge in gemütlichen Clubs oder mit knackigen Shows auf großen Rockfestivals: Sitzopogo in heftigen Moshpits und schwelgende Euphorie waren die Folge. Bei Band und Publikum, versteht sich! Denn das Publikum ist stets das siebte Monster! Die Monsters of Liedermaching sind eben eine Liveband und daran soll sich auch 2015 nichts ändern, wenn die Monsters of Liedermaching wieder in den Tourbus steigen, um auf exzessiver Kaffeefahrt alte Perlen und neue Diamanten allen Menschen vorzuspielen, die Lust auf magische Monstermomente haben. Fr. 13.11.2015 Eschwege – E-Werk Einlass: 19:30 Uhr / Beginn: 20.30 Uhr 19
GÖTTINGEN
„Wir müssen uns sortieren und Verfahren entwickeln“ Ein Gespräch mit dem stellvertretenden Vorstand der Göttinger Beschäftigungsförderung, Christian Schmelcher, zur ökonomische „Integration“ von Flüchtlingen und Herausforderungen angesichts der „Flüchtlingskrise“.
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* DANIEL ALBRECHT as ist die Aufgabe der Beschäftigungsförderung Göttingen (BFGoe)?
Die Hauptaufgabe der BFGoe ist Menschen in Ausbildung und Arbeit zu bringen. Ein riesengroßes Thema sind für uns Flüchtlinge, die wir zunächst über den Spracherwerb und andere Maßnahmen an den Arbeitsmarkt heranführen wollen. Genau das tun Sie ja im Rahmen des Projektes „FairBleib Südniedersachsen“. Richtig. Dort haben wir vor allem zwei Aufgabenfelder: Wie gesagt Flüchtlinge in Arbeit zu bringen, was ein ganzer Prozess ist, der dahintersteht. Wir nehmen Kontakte zu Unterkünften und Ausländerbehörden auf, sorgen dafür, dass Flüchtlinge möglichst schnell einen Sprachkurs bekommen. Zudem veranstalten wir Vorbereitungskurse, in denen wir kulturelles Wissen vermitteln: Wir nutzt man den Bus? Wie eröffnet man ein Konto? Darüber hinaus klären wir Institutionen auf, bringen Unternehmen, Arbeitsagentur, Jobcenter und Sozialarbeiter an einen Tisch. Andererseits geht es also um Wissensvermittlung. Nun erwirbt man diese Fähigkeiten in ihren (Weiter-)Bildungsmaßnahmen: Was sind die Hürden, um den Sprung in den Arbeitsmarkt zu schaffen? Eine Hürde ist schlicht und einfach die Menge an Menschen. Sie hat mitunter zu Verstopfungen im System geführt. Wir mussten erst lernen, damit umzugehen und das zu verdauen.
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Eine Organisation, die wir nun mal sind, muss sich zunächst sortieren, sie muss Verfahren entwickeln und Prozesse organisiere, wir müssen rechtliche Fragen klären, Institutionen miteinander vernetzen. Genau das kostet Zeit. Und gleichzeitig kommen neue Flüchtlinge, die anklopfen. Mit anderen Worten: Die bestehenden Verfahren halten den veränderten Realitäten nicht stand? Genau, es müssen entweder neue Gesetze erlassen oder Verordnungen geändert oder zumindest Abmachungen darüber getroffen werden, wie man mit Personen umgeht, die zum Beispiel kein Ausweisdokument haben. Eine zweite Hürde, ist, dass jeder Flüchtling, der hier arbeiten möchte, eine Zustimmung von der Ausländerbehörde braucht. Diese ist verpflichtet über jeden Flüchtling, der noch nicht 15 Monate in Deutschland ist, eine sogenannte Vorrangprüfung von der Bundesagentur für Arbeit einzuholen. Selbst wenn Unternehmen Flüchtlinge beschäftigen wollen, müssen sie wissen, wie man diese Stelle ausschreibt, damit die Vorrangprüfung Erfolg hat. Welche Menschen kommen denn zu Ihnen? Das ist natürlich sehr sehr unterschiedlich. In der ersten Projektgruppe war es etwa 13 Nationalitäten. Aber man kann noch sagen, dass der Schwerpunkt aus Syrien und Eritrea kommt. Dann haben wir noch welche aus Albanien, die aus einem sicheren Herkunftsländern kommen, aber auch die sind für uns Flüchtlinge. Dennoch unterscheiden sich Flüchtlinge
nach ihrem Bildungshorizont. Besonders unter den Syrern ist der Bildungshorizont relativ hoch. Sartorius hat sich in einem Pilotprojekt dazu bereit erklärt 10 Flüchtlingen einen Praktikumsplatz anzubieten. Andere haben ihr Interesse bekundet. Was versprechen sich Unternehmen wie Sartorius davon Flüchtlinge ökonomisch zu „integrieren“? Unternehmen wie Sartorius sind dabei, weil sie etwas verstanden haben: Flüchtlinge, die hier herkommen, haben einen guten Bildungshintergrund und das ist eine Chance. Bei vielen Unternehmen ist das noch gar nicht angekommen. Außerdem sind es Unternehmen, in denen Flüchtlinge demnächst Kunden sein werden. Denken wir an Banken, Krankenhäuser. Auch gibt es Unternehmen, die nicht in gleichem Maße ökonomisch profitieren, die das aber als ihre gesellschaftspolitische Aufgabe betrachten. Aus ihren Erzählungen vernimmt man einen Optimismus. Gibt es Nachbesserungsbedarf? Wir sind sehr optimistisch. So gut wie alle Institutionen sind sehr wohlwollend und mit Dynamik dabei und das ist total toll. Aber was ist mit Menschen, die als Analphabeten hierherkommen und die kein Praktikumsplatz bekommen, weil sie nicht Hochqualifiziert sind? Es ist ja nicht so, dass wir Menschen aus ökonomischen Gründen aufnehmen, sondern aus humanitären Gründen. Das Ökonomische ist nur ein Nebeneffekt. Speziell für diese Menschen müssen wir noch Perspektiven entwickeln.
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DER CO M IC
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Frank Haselein
KAS S E L
Sprache bedeutet Ankommen Im Kongress-Palais Kassel wurde am 10. Oktober 2015 der Kulturpreis Deutsche Sprache zum 15. Mal an verdiente Preisträger verliehen.
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as eint das Sprach-Institut des Österreichischen Bundesheeres, die A-CapellaFormation Wortart und Prinz AsfaWossen Asserate? Oberflächliche Betrachter könnten denken: wenig bis gar nichts. Weit gefehlt: allen gemeinsam ist, dass sich jede/r von ihnen Verdienste um Erhalt und Pflege der deutschen Sprache erworben hat. Doch der Reihe nach: 2011 erhielt die Poetry-Slammerin Nora Gomringer den Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache. Zur musikalischen Untermalung der Feierlichkeiten war damals das Wortart-Ensemble eingeladen. Lange Rede, kurzer Sinn: Wort-Jongleurin und Klangkünstler verstanden sich auf Anhieb. Daraus entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit, die in der Veröffentlichung einer CD namens „Wie sag ich Wunder“ ih-
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* FRANK HASELEIN UND HARALD WÖRNER
ren Ausdruck fand. Und wie das Leben halt so spielt: die Wege trennten sich irgendwann, die Akteure behielten sich aber über die Entfernung und die Jahre hinweg im Blick. So kam es, dass sich die Gesangs-künstler dieses Jahr überraschenderweise selbst unter den Gewinnern befanden. Moderatorin Angela Elis beschrieb ihr Werk sehr treffend mit der Formulierung, die Formation Wortart „…eine die Liebe, Worte zum Klingen zu bringen.“ Nora Gomringer war per Videobotschaft zugeschaltet. Auch sie freute sich sehr, dass die A-Capella-Gruppe zu den diesjährigen Preisträgern gehörte. Ihre Zusammenarbeit mit der Formation beschrieb sie folgendermaßen: „Als Dichterin meine Texte so vertraut zu erleben, ist ein Geschenk.“ (…) „Ich bin die Lyrikerin, deren Worte in Gesang und Klang verwandelt wurden.“
Professor Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache, würdigte daraufhin das Sprachinstitut des Österreichischen Bundesheeres für dessen Verdienste. In den Eingangsworten hielt er fest, dass Sprache nicht nur verbindet. Darüber hinaus kann sie helfen, Konflikte zu lösen oder ganz allgemein die Kommunikation der Menschen untereinander befrieden. Hierzu führte er als Beispiel einen Dienstbefehl an: wenn in englisch-sprachigen Wehrkräften von „first floor“ gesprochen werde, dann meinen diese damit das Geschoß, welches unserem Parterre entspreche. Ein Soldat, dessen Muttersprache nicht das Englische sei, würde, gemäß seiner Erziehung und Gewohnheit, in den ersten Stock marschieren und könnte so zum Beispiel unbeabsichtigt in einen Hinterhalt geraten.
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KAS S E L Wenn internationale Truppen im Auslands-Einsatz von englischen-sprachigen Kommandanten befehligt werden, müssen sich die beteiligten Soldaten darauf einstellen. Sonst könnte es hier zu fatalen Missverständnissen kommen, die im schlimmsten Fall Menschen das Leben kosten können.
Denn nach einem Putsch am 12.September 1974 musste Haile Selassie der Erste, damaliger Regent Äthiopiens, abdanken. Asserate selbst steht zu ihm in verwandtschaftlichen Beziehungen, denn er ist sein Groß-Neffe. Asserates Vater wurde in der Folge des Umsturzes ohne Gerichtsverhandlung hingerichtet, seine Familie verhaftet. Asserate studierte zu der Zeit Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Geschichte in Tübingen und Cambridge. Dass Deutschland einmal seine Wahlheimat werden würde, war laut Asserates Worten „…so nicht geplant.“ Der Autor, der seit 1983 als UnternehmensBerater arbeitet, hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. Darunter „Manieren“, „Draußen nur Kännchen. Meine deutschen Fundstücke“ oder „Integration oder die Kunst, mit der Gabel zu essen.“
Das Sprachinstitut des Österreichischen Bundesheeres (hier vertreten durch Oberst Ernst) hat sich daher zum Ziel gesetzt, nicht nur Ausbildungs-, sondern auch Fortbildungsmaßnahmen anzubieten. Sein Anliegen ist, die sprachliche Schulung Wehrpflichtiger deutscher und anderer Muttersprache zu unterstützen. Weiterhin begleitet es die UN-Einsät-
Sprachförderung als Hauptaufgabe der Politik ze österreichischer Soldaten in allen Erdteilen. Zu weiteren Aufgaben-Gebieten zählen die Sprachvermittlung sowie Aktivitäten im Rahmen nationaler und internationaler Einsätze. Dies ist gerade auch im Hinblick auf Missionen in solchen Staaten wichtig, in denen polyzentrische Sprachen gesprochen werden. So weist das Englische beispielsweise deutliche Unterschiede in der Phonologie (Sprachgebilde-Lautlehre) und der Orthografie (Rechtschreibung) zwischen den Varietäten (Spielarten) Großbritannien, den USA oder auch Australien auf. Dazu Oberst Ernst: „Sprachen lernen gehört beim österreichischen Bundesheer daher zur Grund-Ausbildung.“
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Berührend war zudem der Apell von Asserate und Oberst Ernst an die Teilnehmer der Veranstaltung: sie freuen sich zwar sehr über die Auszeichnung, doch sollte man hierbei nicht die Situation der ankommenden Flüchtlinge bei uns vergessen und ihnen daher helfend zur Seite stehen.
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MEHR ZUM THEMA: Der Kulturpreis Deutsche Sprache wird seit 2001 in drei Kategorien in Kassel verliehen: vergeben wird er nach Jury-Entscheid von der Eberhard-Schöck-Stiftung(Baden-Baden) und dem Verein Deutsche Sprache mit Sitz in Dortmund. Hauptpreis ist der mit 30.000 Euro dotierte Jacob-Grimm-Preis für Personen, die sich um die Weiterentwicklung und Pflege der deutschen Sprache besonders verdient gemacht haben. Der Initiativpreis (Zuwendung 5.000 Euro) geht an Personen oder Gruppen, die Ideen zur Weiterentwicklung der deutschen Sprache umsetzen. Der Institutionen-Preis (undotiert) zeichnet Einrichtungen oder Institutionen dafür aus, dass sie sich im Alltag von Politik, Verwaltung oder Wirtschaft um ein klares und verständliches Deutsch bemühen. www.kulturpreis-deutsche-sprache.de
Jörg Lantelmé
Den Jacob-Grimm-Preis erhielt der Autor Prinz Asfa-Wossen Asserate. Seine Laudatorin Petra Roth würdigte ihn als einen Menschen „…der das Fremde uns alltäglich zeigte.“ Prinz Asserate kam schon in seiner Kindheit mit unserer Literatur in Berührung. In Äthiopien hatte er ein deutsches Kindermädchen, das ihn mit den Klassikern vertraut machte. Später kamen dann auch die Grimm´schen Hausmärchen dazu, denen Asserate bald sehr zugetan war. Insofern eine glückliche Fügung des Schicksals.
Ähnlich Oberst Ernst vom Österreichischen Bundesheer, der im Rahmen einer Respektsbezeugung vor Asserates Ehrung einige Worte in dessen Heimatsprache an diesen richtete, hob auch Asserate die Bedeutung unserer Sprache hervor: „Die Beherrschung der deutschen Sprache unter allen Zuwanderern zu fördern, sollte eines der ersten Anliegen der Politik sein.“ In diesem Zusammenhang lenkte er die Aufmerksamkeit auch auf die Geisteswissenschaften. Diese seien „…von unschätzbarer Bedeutung für die Grundlagenforschung und die Vielfalt des Denkens.“ Der BolognaProzess und seine Folgen benachteiligen aber kleine (Orchideen-) Fächer
und damit auch die Vermittlung der Grundlagen für ein gegenseitiges kulturelles Verständnis. Daher lautete seine eindringliche Bitte an die Kulturpolitik: „Lassen Sie die Orchideen-Fächer nicht sterben!“
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Felipe Hadler
KAS S E L
Das Wort * KATHARINA SCHWARZ Ein einzelnes knisterndes Wort, verloren in einem verqueren Mund, nach Waldmeister riechend. Ein plakativ ausformuliertes Wort, dass einmal in die Welt getragen, wie eine T채towierung ewig bleibt. Ein dicht bewaldetes Wort, dass sich endlos erstreckt 체ber Berge und T채ler, ohne Lichtblick. Ein kaltes entferntes Wort, dass meine Gedanken in fremde orbitale Objekte verwandelt, Lichtjahre entfernt. Ein wolliges weiches Wort, das wie ein dicker Kokon aus Buchstaben mich in meinem Schlaf erstickt. Aber auch ein roter Faden, der meine H채nde mit deinen verbindet.
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TagesSatz
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K AS S E L
Der Tod im Kaufhaus Totenköpfe auf Schuhen, Kleidern, Oberteilen, Accessoires. Jolly Roger. Rosen, Sanduhren, gekreuzte Beine. Im Museum für Sepulkralkultur heißt es in der aktuellen Ausstellung „Buy now, die later!“ – „Jetzt kaufen, später sterben.“
* KATHARINA SCHWARZ
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Totenköpfe sind nicht erst seit Ed Hardy ein beliebtes Motiv. Bei fast jeder größeren Modemarke findet man Totenmotive, ob nun mit Glitzer verziert oder kunstvoll inszeniert. Dabei sind die Wurzeln nicht immer ganz einfach zu bestimmen. Die Ausstellung zeigt einige dieser Ursprünge. Noch bevor Totenmotive in diesem Maße populär waren, bespielte der Designer Alexander McQueen eine Modenschau mit Totenköpfen. Auch andere sprangen auf diesen Zug auf und verhalfen Totenmotiven zum Einzug in die Kaufhäuser. Oftmals wurde Totenköpfen schon nachgesagt, bald aus der Mode zu kommen, doch sie tauchen Saison für Saison wieder auf. Ein früher Ursprung solcher Totenmotive, außerhalb der Modewelt, findet sich in Memento mori und in Vanitas-Darstellungen. Die Menschen im frühen Hochmittelalter wurden zum Beispiel bei Reformen gegen die Verweltlichung der Kirche daran erinnert, dass der Tod allgegenwärtig ist und sie sich einem christlichen Leben widmen sollten. Neben dieser im Christentum entstanden Symbolik findet man aber auch Totenschädel als Warnsymbol
zum Beispiel auf Giften oder in Form des „Jolly Roger“ als Zeichen für Piraten. Ein Totenschädel über gekreuztem Gebein sollte besonders gefährlich erscheinen. Die starke Symbolkraft machte Totenmotive für Subkulturen und Protestbewegungen attraktiv und transportierte so Totenköpfe, Rosen und andere Symbole auf Kleidungsstücke. Wie in der Ausstellung eindrucksvoll gezeigt wird, sind solche Totenmotive in den Kaufhäusern von heute allerdings weit entfernt von der ursprünglichen Symbolik. Der Tod wird nicht mehr als Schrecken wahrgenommen, erzeugt kaum noch wohliges Erschauern. Er transportiert kein Gefühl von Vergänglichkeit und wirkt schon gar nicht als Warnung oder Ermahnung. Er ist ein Trend. Das sieht man vor allem auch an Totenköpfen auf der ausgestellten Kinderkleidung. Hier geht es nicht mal mehr um Abgrenzung oder eine besondere Stilbotschaft. Das Motiv ist fast schon belanglos. Auch wenn man als Besucher von der Verbindung zwischen Kaufhaus und Tod nicht schockiert ist, bleibt ein ungutes Gefühl. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll: Totenmotive sind alltäglich geworden. Wir nehmen sie kaum mehr war, obwohl sie in den Kaufhäusern der Welt allseits präsent sind.
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Alle: Museum für Sepulkralkultur
och bis zum 8. November kann man sich im Museum für Sepulkralkultur mit etwas Ungewöhnlichem beschäftigen: Tod und Shopping Hand in Hand. In der Ausstellung „Das Sepulkralkaufhaus - Buy now, die later!“ wird der Besucher durch mehrere typische Abteilungen eines Kaufhauses geführt, etwa durch eine Abteilung für Kinder, für Sportbekleidung, für Dessous, aber auch durch einen Bereich, der dem Mexikanischen Totenfest, dem „Dias de los Muertos“, gewidmet ist. Präsentiert werden vor allem Kleidungsstücke mit Totenmotiven. Realistisch, glitzernd, abstrakt, in Farbe oder schwarz-weiß. Dabei ist der
Tod eigentlich etwas Trauriges, Düsteres. Wir werden an unsere eigene Vergänglichkeit und den Schmerz erinnert, eine geliebte Person zu verlieren. Warum also gibt es so viele Kleidungsstücke, Tattoos und Alltagsgegenstände mit Totenmotiven?
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KU LTU RTI P P S G ÖT T INGE N
* UTE KAHLE
Bacalao
Haut drauf! BACALAO
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MEHR ZUM KULTURTIPP: musa, musa-Saal, GÖ Sa 14.11. / 20.00 Uhr Eintritt: 9 Euro ermäßigt 7 Euro www.musa.de
9x Percussion, Piano oder Akkordeon, Posaune, Bass und 3x kraftvoller Gesang: So präsentiert Bacalao bekannte Songs wie Valerie, Pata Pata und Mercy ebenso wie kubanische und brasilianische Klassiker wie Qimbara oder Mas Que Nada. Die 14-köpfige Frauenband Bacalao steht für treibenden Rhythmus und ansteckend gute Laune und ist im Göttinger Raum mittlerweile bekannt für ihre mitreißenden und groovigen Auftritte. Aber auch die Rhythmus-Fans kommen auf ihre Kosten, denn das eine oder andere Percussion Stück ist im-
mer auch mit im Gepäck, ein erfrischend spritziges Programm mit Latin-Grooves im weitesten Sinne. Bacalao spielt bekannte und weniger bekannte Songs aus Cuba, Brasilien oder Puerto Rico, darüber hinaus interpretiert Bacalao aber auch weltmusikalische Ohrwürmer oder Popsongs im Latin Style. Im Anschluss an das Konzert legt unser Lieblings-DJ Martin noch tolle Platten auf und wir laden alle ein, mit uns zu tanzen und zu feiern!
St. Johannis Gemeinde
Nachdenken, Überdenken GOTTESDIENST „ERST MENSCHEN SCHÜTZEN, DANN GRENZEN
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MEHR ZUM KULTURTIPP: St. Johannis-Kirche, GÖ Sa 15.11. / 10.00 Uhr Eintritt: frei
Ein Gottesdienst zum Thema Flüchtlinge im Rahmen der Ökumenischen Friedensdekade wird von Amnesty International Göttingen gemeinsam mit der St. Johannis Gemeinde Göttingen mit Superintendent Selter organisiert. Zur Zeit der größten weltweiten Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg sind nach Angaben der Vereinten Nationen sind fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Die meisten dieser Flüchtlinge bleiben in ihrem Heimatland oder einem Nachbarstaat in der
Hoffnung, bald nach Hause zurückkehren zu können. Die Menschen fliehen vor Krieg, vor bitterer Armut, vor Verfolgung, auch aus religiösen Gründen. Viele kommen auf ihrer Flucht um, sie verdursten, verhungern oder ertrinken. Unter denen, die die Flucht wagen, sind viele Kinder und Jugendliche, die als sogenannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu uns kommen. Wie ergeht es diesen Menschen in Europa? Sind es nur die Behörden und Politiker, die sich damit befassen müssen? Welche Verantwortung haben wir? Wie wird hier mit Flüchtlingen umgegangen, als Menschen denen Menschenrechte wichtig sind?
Keimfrei trifft auf Pubertier
Todd Cole
* UTE KAHLE
* UTE KAHLE
MIRANDA JULY
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MEHR ZUM KULTURTIPP: Altes Rathaus, Rathaushalle, GÖ So 15.11. / 20.00 Uhr Eintritt: 9 Euro ermäßigt 7 Euro www.literarisches-zentrumgoettingen.de
Miranda Julys Debütroman „Der erste fiese Typ“ macht seinem Namen alle Ehre. Ihre Hauptfigur, die exzentrische Unternehmerin Cheryl, Mitte 40, hat so viel weggeschluckt, dass der Kloß namens Globus hystericus ihren Hals gar nicht mehr verlässt. Sie lebt ein komplett durchstrukturiertes Leben, bis die ungewaschene, dreiste Tochter ihres Chefs bei ihr einzieht und ihre Ordnungsobsession zerstört. Als dann auch noch der angebetete 20 Jahre ältere Philipp mit einer 16-Jährigen loszieht, platzt der Knoten: Cheryl entdeckt den fiesen Kerl in sich. Niemals
hat ein Roman so tief meine Sexualität, meine Spiritualität, mein geheimes ich angesprochen. Ich glaube dass ich nicht alleine bin, sagt Lena Dunham. Schon Julys so scharfsinnige wie zarte Filme und Erzählungen waren zum Niederknien, aber jetzt hat sie noch eins drauf gesetzt! Das englischsprachige Gespräch führt MaryAnn Snyder-Körber (Berlin). Aus der deutschen Übersetzung liest Andrea Strube (Göttingen).
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KULTURTI PPS KAS S E L Dagmar Morath
Weit entfernt von dem Ort ... BAHMAN NIRUMAND
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MEHR ZUM KULTURTIPP: Werkstatt e.V. Di 10.11. / 20.00 Uhr Eintritt frei! www.werkstatt-kassel.de
…an dem ich sein müsste! Nirumand wurde als Sohn einer wohlhabenden Beamten-Familie in Teheran geboren. Als er vierzehn Jahre alt war, schickten ihn die Eltern nach Deutschland. Dort sollte er sein Abitur machen. Nach seiner Reifeprüfung studierte er in München, Tübingen und Berlin Germanistik, Philosophie und Iranistik. 1960 promoviert er über „Probleme der Verpflanzung des europäischen Dramas in die neu-persische Literatur“. Nach dem Abschluss kehrte er zunächst in den Iran zurück und
* HARALD WÖRNER
arbeitet als Dozent für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Teheran. Daneben betätigte er sich auch als Schriftsteller und Journalist. Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Iran ging Nirumand dann zunächst in das Exil nach Paris, da man ihm zunächst die Einreise in die Bundesrepublik verweigerte, da er sich im Vorfeld des Schah-Besuches kritisch gegen diesen geäußert hatte. Später zog er dann nach Berlin um. Bereits in seiner Studentenzeit wurde er, dessen Vater ein enger Mitarbeiter des Schah Reza Pahlewi war, zu einem engagierten Opponenten.
M. Sturm
Der Umgang mit der Vergangenheit * HARALD WÖRNER BOCARO: NICHTSEIN
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MEHR ZUM KULTURTIPP: Kulturhaus Dock 4 (Studiobühne Deck 1) Fr 13.11. / 19.30 Uhr Eintritt 10 Euro, erm. 5 Euro www.dock4.de
„Ich habe nicht genau hingesehen“, „Daran kann ich mich nicht mehr erinnern“, „Ich konnte nichts dagegen tun“ oder auch „Das weiß ich nicht mehr“. So oder ähnlich äußern sich viele Zeitzeugen der damaligen NSGreueltaten. „Die Mörder sind unter uns“ war einer der ersten Filme, die sich im Deutschland der Nachkriegszeit mit der deutschen Vergangenheit auseinander setzte. „Doch auch die Opfer sind heute noch unter uns“, möchte man da noch ergänzen. In einer Gedenkstunde zu An-
fang des Jahres mahnte daher auch Bundespräsident Gauck davor, einen Schlussstrich unter den Holocaust zu ziehen. „Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz. Die Erinnerung an den Holocaust bleibt eine Sache aller Bürger, die in Deutschland leben. Er gehört zur Geschichte dieses Landes.“ Was haben wir gelernt aus der Vergangenheit unseres Landes? Kann sich Geschichte wiederholen? Angesicht der gerade aktuellen Flüchtlingsdebatte ein Stück zum Nachdenken, Erschrecken und Wachrütteln.
Patricia Watts
Gestandene Musiker-Persönlichkeit * HARALD WÖRNER ERNIE WATTS EUROPEAN QUARTET
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MEHR ZUM KULTURTIPP: Theaterstübchen am Nil Di 24.11. / 20.00 Uhr Eintritt 22 Euro, Abendkasse 25 Euro www.erniewatts.com
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Der Saxophonist Ernie Watts erhielt 2014 den Frankfurter Musik-Preis für seinen markanten und melodiösen Stil und seine originäre Tonsprache. Bei all seinen Projekten ist stets die gestandene Musiker-Persönlichkeit mit ihrer individuellen und instrumentellen Kennung klar herauszuhören. Das brachte ihm das Prädikat „most valuable player“ ein. Im Jahre 1966 begann er in der Big-Band der Drummer-Legende Buddy Rich. Einige Zeit später zog es ihn nach Los Angeles und für eini-
ge Zeit arbeitete er auch als StudioMusiker. In seiner künstlerischen Vita tauchen daher so klangvolle Namen wie etwa Thelonious Monk, Freddie Hubbard, Aretha Franklin, Quincy Jones oder auch Frank Zappa auf. In den 80er Jahren begleitete er Pat Metheny auf einer Asientournee, ein Jahr später folgte eine Tour mit den Rolling Stones. Begleitet wird Watts in Kassel von Christoph Sänger (Piano), Heinrich Koebberling (Drums) und Rudi Engel (Bass). 27
Jörg „Yogi“ Müller
A M S TA D T R AND
Straßengeflüster Das Leipziger Straßenmagazin Kippe ist diesen Sommer 20 Jahre alt geworden. Zum Jubiläum haben 18 Musiker und Bands eine CD aufgenommen, die der Juni-Ausgabe beigelegt wurde. Darunter waren auch namhafte Künstler wie beispielsweise Udo Lindenberg, Brockdorf Klang Labor und Sebastian Krumbiegel. Zahlreiche Stücke waren sogar exklusive, bisher unveröffentlichte Songs oder seltene Cover. Der Maler Neo Rauch versah die CD-Hülle mit einem Gemälde, das unter anderem Menschen zeigt, die unter einer baumgroßen Löwenzahnpflanze schlafen. Aufgrund zahlreicher Anfragen aus anderen Städten wurde die Zeitung zum ersten Mal nicht nur auf Leipziger Straßen, sondern auch über die Homepage vertrieben - der Erlös kam dem Projekt und den Verkäufern zugute. Auch die Musiker
* ANTONIA STOLL stellten ihre Stücke kostenlos zur Verfügung. Initiiert hatte die Aktion der Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel, der erstmals durch ein Neujahrssingen in Berührung mit der Strassenzeitung kam. Die Idee für die Sonderausgabe kam ihm, als Thomas Fabian – Sozialbürgermeister Leipzigs und Freund Krumbiegels – eine Ausgabe des Glasgower Straßenmagazins „The Big Issue“ samt CD mitbrachte. Bei der Realisierung des Projekts half auch der Musikverlag Zweitausendundeins.
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MEHR ZUM THEMA: www.facebook.com/ strassenzeitungkippe
Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers * STEFAN MARX Weiter geht´s! Acht Bands reisten am Samstag den 10.10.2015 nach Hannover um das local heroes Landesfinale zu gewinnen. Fans mit Transparenten kreischten, klatschten rhythmisch in die Hände und die Zeit verging wie im Fluge. Der Wettbewerb war großartig, die Bands begeisterten, jede auf ihre Weise das Publikum. Es gab alles, Ska, Metall, Indie, POP, Hiphop, es war für jeden etwas dabei und ich denke den einen oder anderen Namen wird man im Radio wieder hören. Ich bin mit dem Fanbus unserer Göttinger Band Kyles Tolone (KT) mitgefahren, die nicht nur den ersten Wettbewerb in Göttingen sondern auch den ersten Vorentscheid in Hannover gewonnen hatten. Jetzt ging es um den Landessieger, Niedersachsens beste Nachwuchsband 2015. KT hatte
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Lospech, sie mussten als letzte Band antreten. Auf der Bühne haben sie alles gegeben und die Halle hat gebebt. Ohrenschmaus vom Feinsten und so hatten alle Spaß mit KT. Doch sollte es reichen? Meine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Nach Mitternacht spielten erst noch die Gewinner vom letzten Jahr, die Phaenotypen, eine Mischung aus Indie und Ska. Und sie mussten Lange spielen, sehr lang, doch dann war die Entscheidung gefallen und KT hatten tatsächlich gewonnen. Sie schauten ungläubig aber begriffen schnell, sie sind Landessieger und vertreten Niedersachsen beim Bundesfinale am 7.11. in Salzwedel. Drückt ihnen feste die Daumen!
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Stefan Lehnert (photocase.com)
DI E KO CH N IS C HE
* HANS PETER PUNG & TEAM
Kochen mit dem TagesSatz LECKERE GERICHTE FÜR SIE ENTDECKT
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ie Tage werden kürzer, draußen wird es ungemütlicher und kälter. Wir sehnen uns daher nach einer deftigen Küche, die uns auch von innen her wärmt. Gratins können da für Abhilfe sorgen. Gleichzeitig können wir mit ihnen aber auch sparen, weil wir prima Reste verwerten können. Viel Spaß beim Nachkochen.
Herbstliches Gratin (4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)
1 kleiner Wirsing (ca. 600g), 2 Zwiebeln, 200g Kasseler, 125ml Gemüsebrühe, 500g gegarte oder frische Schupfnudeln, 125g saure Sahne, 1 TL Senf, 50g Käse gerieben, Salz, Pfeffer, Kümmelpulver, Muskat, Öl, Butter Den Wirsing putzen, vierteln, Strunk entfernen, waschen, in Streifen schneiden. Zwiebeln schälen, würfeln. Öl in einem Topf erhitzen, Zwiebelwürfel zugeben, glasig anschwitzen. Wirsing zufügen, dünsten. Gemüsebrühe hinzugeben und im geschlossenen Topf in 10 bis 15 Minuten bissfest garen. Kasseler würfeln. Öl in einer Pfanne erhitzen, die Schupfnudeln darin goldgelb braten. Kasseler zufügen, ebenfalls Farbe bekommen lassen. Wenn der Wirsing gegart ist, die saure Sahne unterrühren. Senf zufügen, gut vermengen. Mit den Gewürzen abschmecken. Eine Auflaufform mit Butter
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einfetten, Schupfnudel-Kasseler-Mischung hineingeben. Den Wirsing darüber verteilen. Abschließend den Käse darüber streuen und im vorgeheizten Backofen (200°C Ober- / Unterhitze) circa 20-25 Minuten backen.
Kartoffelgratin Variation 2
Tipp: Vor dem Servieren noch Schnittlauchröllchen darüber streuen.
Die Birnen schälen, vierteln, Kerne entfernen, in Spalten schneiden. In einem Topf mit etwas Flüssigkeit (Wasser) bissfest dünsten. Kartoffeln in Scheiben schneiden. Auflaufform einfetten, Kartoffeln und Birnen darin dachziegelartig verteilen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Sahne darüber gießen. Mit Käse bestreuen. Im Backofen bei 200°C etwa 20 Minuten lang backen, bis der Käse goldgelb ist.
Kartoffelgratin einmal anders (4 Portionen / ca. 1,50 Euro pro Portion)
600g Pellkartoffeln (gegart und gepellt), 300g Camembert, Salz, Pfeffer, 4 Eier, 50 ml Sahne, 150g Schinkenwürfel, Fett für die Form Kartoffeln in Scheiben schneiden. Den Camembert ebenfalls in kleinere Stücke zerteilen. Kartoffeln in die gefettete Auflaufform geben, den Camembert zwischen den Kartoffelscheiben verteilen. Eier und Sahne miteinander verquirlen, mit Salz und Pfeffer würzen. Dann über die Kartoffeln geben. Die Schinkenwürfel darüber verteilen. Im Backofen bei 200°C ca. 20 Minuten backen, bis der Schinken knusprig ist.
(4 Portionen, ca. 1,50 Euro pro Portion)
8 große Pellkartoffeln (gegart und gepellt), 4 große Birnen, 200ml Sahne, 80g Käse gerieben, Salz, Pfeffer, Fett für die Auflauf-Form
Tipp: Dieses Gratin verträgt einen kräftigen Käse. Sie können es zu kurz gebratenem Fleisch reichen. Man kann es aber auch nur mit einem Salat genießen.
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Tipp: Dazu passt ein frischer grüner Salat.
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H IN T E R D E N K U L ISSE N
Eingefangen und transformiert „Katz und Maus“ im Jungen Theater in Göttingen
* REZENSIERT VON UTE KAHLE
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ahlke, ein Gymnasiast mit übergroßen Adamsapfel und minimalem Selbstbewusstsein, wächst im Danzig des zweiten Weltkriegs auf. Treibt ihn sein Makel doch zu sportlichen Höchstleistungen, zu Rekorden, zu Taten die riskanter nicht seien könnten. Er pflegt seine sozialen Kontakte über die Schiene „Besser-Höher-Weiter“ oder bei seinem Hobby Wracktauchen, das ihm Respekt und Ehrfurcht seiner Kameraden einbringt. Sein „Endziel“ ist das Ritterkreuz, eben jene Blechanstecknadel, die Heranwachsende der damaligen Zeit als erstrebenswertes Ziel sahen. Doch für ihn war es nicht der Hauptbeweggrund diese Blechnadel zu erhalten. Es sollte ihm die Möglichkeit eröffnen an der Schule reden zu dürfen, die ihn zuvor schmählich verbannt hatte, nachdem er des Diebstahls bezichtigt war.
Dorothea Heise
Die Novelle „Katz und Maus“ erschien 1961 als zweiter Teil der Dan-
ziger Trilogie und Günther Grass hatte somit eine Vorlage geliefert, die bis heute nichts an Aktualität und Wahrheit verloren hatte. Es war keine einfache Aufgabe, die Bühne in eine Turnhalle zu verwandeln und die sexuellen Anspielungen des Originaltextes nicht nur umzusetzen, sondern dies auch glaubhaft und stilvoll zu tun. Das Ensemble setzte auf sportliche Fitness und nahm in der Abteilung Turnen des ASC Göttingen extra Trainingsstunden um die Bühnenfassung von Mario Portmann umzusetzen. Dem Team des Jungen Theaters ist hierbei eine grandiose Leistung gelungen und so nimmt es den Zuschauer mit ins Danzig der Kriegsjahre. Eine Reise, die im Kopf beginnt, die die Bühne belebt und in einem jeden andere, teils bedrückende, Gefühle auslöst. Der Spaß beim Spielen überträgt sich auch auf das Publikum und so
sind nach eineinhalb Stunden Publikum und Schauspieler gleichermaßen erschöpft aber glücklich. In der Inszenierung von Nico Dietrich und mit der Dramaturgie von Tobias Sosinka ist ein einheitliches Bild und kompaktes Gebilde entstanden. Das spartanische, aber sehr wandelbare Bühnenbild und die Kostüme von Christian Kiehl zwingen den Besucher in seine eigene Fantasie und lassen der Vorstellungskraft gerade genug Luft, um sich zu entwickeln, ohne sich darin zu verlieren. Mit Linda Elsner, Eva Schröer, Jan Reinartz, Peter Christoph Scholz, Gerrit Neuhaus und Karsten Zinser zeigt das Ensemble eine geschlossen hervorragende Leistung. Sie schaffen einen schönen Fluss der Dinge, der sich auch dann weiterentwickelt, wenn der Zuschauer eigentlich Stopp sagen möchte, getreu der Geschichte und dem Spielzeit-Motto „Als wir träumten“.
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Mit dieser Inszenierung ist dem Jungen Theater ein grandioser Auftakt der Spielzeit 2015/2016 gelungen. Es sollte kein Theaterinteressierter diese Inszenierung verpassen.
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WEITERE VORSTELLUNGEN: 10., 14. und 27. November, 18. Dezember und 02. Januar jeweils um 20.00 Uhr
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ZWI SCHEN DEN ZE IL E N
Abgezockt Eigentlich gehört Wohnen zu den elementaren Lebensbedürfnissen. Doch der Kampf um bezahlbaren Wohnraum wird immer härter. Die Mieten steigen, ganze Stadtviertel werden gentrifiziert, Studenten hausen in Turnhallen und unseriöse Makler, Notare und Banker ziehen Anleger mit dem Wunsch nach Eigenheim oder sicherer Geldanlage über den Tisch. Es gibt viel zu diskutieren – spätestens nach der Lektüre unserer Buchvorstellungen.
* DANIELE PALU Miese Geschäfte In Zeiten, wo die Zinsen aufs Tagesgeld gen Null gehen, legen immer mehr Menschen ihr Geld in Immobilien an. Doch der Traum von der eigenen Wohnung kann schnell zum Horror werden. Denn viele Immobilien sind auf den zweiten Blick in einem verheerenden baulichen Zustand. Oder werden völlig überteuert verkauft – als Kapitalanlage, deren Käufer die Wohnung vorher nie gesehen haben. Nicht selten sind Schrottimmobilien auch Schandflecke für die Stadt, in der sie stehen. Für die Eigentümer wiederum sind sie der Fehler ihres Lebens, der sie in den Ruin treibt. Hilmar Pickartz ist Anwalt für Immobilienrecht und spezialisiert auf Schrott- und Problemimmobilien. In seinem Buch schildert er Echtfälle und gibt Tipps für Kaufwillige und Betrugsopfer. Hilmar Pickartz: Die Immo-Falle. Heyne, 8,99 Euro. Taschenbuch, 223 Seiten
Völlig irre
Bittere Realität
Statistiken zufolge sind die Mieten seit den 90er-Jahren um 62 Prozent gestiegen (Stand 2014). Das durchschnittliche Haushaltseinkommen im selben Zeitraum hat sich laut Statistischem Bundesamt aber nur um 46 Prozent erhöht. Das zeigt, dass der Anteil für die Miete überproportional steigt. Muss das sein? Darf das überhaupt sein? Und was können wir dagegen tun? Klar Stellung bezieht der Stadt- und Regionalsoziologe Andrej Holm. Er sagt: Die Politik hat versagt. Denn die Mietpreisbremse allein schaffe noch keinen bezahlbaren Wohnraum. „Aus sich heraus kann der Wohnungsmarkt nicht funktionieren. Er braucht öffentlich Fördermaßnahmen, um nicht aus dem Ruder zu laufen“, lautet sein Appell an die Politiker. Holm liefert eine messerscharfe Bestandsaufnahme und eine verständliche Analyse darüber, wie es zu zum gegenwärtigen Mietenwahnsinn kommen konnte. Und listet die Bedingungen für eine Grundversorgung mit sozialem Wohnraum auf. Eine kluge Streitschrift für alle, die den Mietenwahnsinn nicht mehr mitmachen wollen.
Bernemann hat mit Buchtiteln wie „Ich hab die Unschuld kotzen sehen“ und „Trisomie so ich dir“ von sich Reden gemacht und Bestseller gelandet. In seinem neuen Roman „Asoziales Wohnen“ blickt er auf das Leben in einem durchschnittlichen Mehrfamilienhaus. Er nimmt, beginnend im Erdgeschoss, seine Leser mit durch die verschiedenen Wohnungen und erzählt von deren Bewohnern: das alte, nur noch auf den Tod wartende Ehepaar, eine einsame Kassiererin, vernachlässigte Kinder, frustrierte Mütter, Freaks und Aufreißer. Bernemann beschreibt die Ängste und Sehnsüchte seiner Protagonisten, aber auch ihr Scheitern. Was alle Bernemann-Titel eint: Sie tun weh. Bernemann schont seine Leser nicht, er verlangt ihnen einiges ab. Seine poetische Sprache ist nichts zur Entspannung nach einem anstrengenden Arbeitstag. Bernemann ist zynisch, hart und schonungslos direkt. Gelegentlich glimmen herzliche, zarte Momente auf – die allerdings von der bitteren Realität im Keim erstickt werden. Ein desillusionierendes Porträt unserer Gesellschaft, das – auch aufgrund seiner besonderen Sprache – stark polarisieren wird. Aber auch ein schonungslos ehrlicher Roman von einem verdammt guten Autor.
Andrej Holm: Mietenwahnsinn. Knaur, 7Euro. Taschenbuch, 190 Seiten
Dirk Bernemann: Asoziales Wohnen. Heyne, 9,99 Euro. Taschenbuch, 316 Seiten TagesSatz
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WA S E S S O N ST NOC H G IB T
Wenn stramme Burschen den Maibaum erklimmen „111 Gründe aufs Land zu ziehen“ heißt ein Buch zweier Autorinnen, das ein Verlag dem TagesSatz zur Besprechung schickte.
* NORA MEY
A
lso wer heiraten möchte, sich der Sache aber nicht so sicher ist, der sollte aufs Land ziehen, denn – so gleich im ersten Kapitel – auf dem Land ist das Scheidungsrisiko nur halb so hoch wie in Städten. Neben eigenen Erfahrungen berufen sich die Autorinnen dabei auch auf die Bundeszentrale für politische Bildung als Quelle. Die Liebe hat hier auf dem Land eine größere Chance, weil die Auswahl anderer Partner gering ist, der mögliche Hausbau die Paare zusammenschmiedet und vor dem Fremdgehen die Kontrolle der überschaubaren Nachbarschaft greift. Also wenn das keine Argumente sind! An zweiter Stelle steht etwas, was mir ernsthafterer Überlegungen wert zu sein scheint, nämlich, dass Kinder einen größeren Freiraum für Entdeckungen und beiläufige körperliche Ertüchtigung haben als in der Stadt: „Der Baum ist kein genormtes Klettergerüst“. Statt daheim sitzen mit Elektronik seien abenteuerliche Streifzüge durch die Natur vorzuziehen. Überhaupt gehörten Kinder nach draußen. Persönlich überzeugt mich dieses Ansinnen, wenngleich ich es nur für Kinder bis etwa zwölf Jahren gelten lassen würde, denn danach bietet die Stadt, in der man sich allein mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Verkehr bewegen kann, ein ebenso interessantes Eroberungs- und Entdeckungsfeld. Um auf 111 Gründe zu kommen, fällt den Autorinnen noch viel ein, warum es sich auf dem Lande so viel besser leben lässt. Dazu gehören: mehr Gemeinschaftssinn im Dorf, weniger Vereinsamung, kostengünstiger und deshalb großzügigerer Wohnraum, weniger Beachtung von Statussymbo-
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len, sei es bei der Kleidung oder sei es bei der Ausrichtung eines Kindergeburtstages. Natürlich spielt die gute Luft und der Garten, der eigene Anbau oder die Nähe zum Biobauern eine Rolle. Viele Argumente sind allerdings gar keine, weil sie Ausnahmen benennen. Zum Beispiel gibt es im kulturellen Bereich ein paar Leuchttürme, seien es angesagte Bands oder Kabarettisten, die ihren Ursprung aus ländlicher Umgebung genommen haben und diese auch mit Sound, Mundart oder Thematik zur Geltung bringen. Von diesen Ausnahmen, die ihre Auftritte alsbald in die größeren Säle verlegen, hat die große Zahl der ländlichen Gemeinden nichts, was sich nicht ohnehin digital herunterladen lässt. Insbesondere im Kapitel „Tradition und Lebensstil“ häufen sich dann die eher klamaukigen Ereignisse im Dorf, denen man vielleicht lieber entfliehen möchte: zum Beispiel ebenso aufwendige wie feuchtfröhliche Hochzeitbräuche inklusive Entführung der Braut, das Kraftprotzentum des Fingerhakelns. Oder wenn sich „echte Kerle“ beim Maibaumkraxeln um die Wette bestaunen lassen wollen. Ärgerlich ist, dass durchgehend vom dem Land und der Stadt die Rede ist. Tatsächlich ziehen immer mehr Menschen in Mittelstädte oder die Speckgürtel der Ballungsgebiete. Dort haben sie möglicherweise viele der Vorteile, die in diesem Buch für „das Land“ reklamiert werden. Richtige abgelegene ländliche Gebiete entleeren sich weiterhin, nur jeder sechste Einwohner lebt noch dort. Monokulturen im Agrarsektor beschleunigen diesen Trend noch. Wer sich nach ländlicher Idylle sehnt, der hat aber gewiss Freude beim Lesen des Buches, weil es locker-leicht und humorvoll geschrieben ist.
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DAS BUCH: Erika Thimel & Karin Michaelis, 111 Gründe, aufs Land zu ziehen, Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin
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DAS LE T Z T E
DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Nachbarschaftszentrum auf Holtenser Berg GÖTTINGEN – Bewohnerinnen und Bewohner des Holtenser Berges haben sich zu einer Ideenschmiede für ein Nachbarschaftszentrum auf dem Holtenser Berg im Gemeindezentrum der Bethlehemgemeinde getroffen. Als mögliches Vorbild für ein solches Zentrum wird das Stadtteilbüro und Nachbarschaftszentrum Leineberg gesehen. Die Ausgangslage am Holtenser Berg ist so, dass die Behtlehemgemeinde sich bereit erklärt hat, Räume des Gemeindezentrums für ein Nachbarschaftszentrum zur Verfügung zu stellen. „Es ist wichtig sich darüber klar zu werden, welche Aufgaben ein Nachbarschaftszentrum erfüllen kann“, so Frank-Peter Arndt, Fraktionsvorsitzender der SPD-Ratsfraktion. Dr. Eckhard Fascher, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Kreistag begrüßt die Initiative auf dem Holtenser Berg In fünf Arbeitsgruppen wurden Arbeitsgebiete und Ziele für ein Nachbarschaftszentrum auf dem Holtenser Berg formuliert. Die Wünsche reichen von einem Mittagstisch über verschiedene Beratungsangebote bis hin zu Sprachunterricht und einer Stadtteilbibliothek. Deutlich wurde aber auch, dass Vieles am Holtenser Berg bereits vorhanden ist, jedoch nicht alle Angebote den Bürgerinnen und Bürgern bekannt sind. Auch hier könnte künftig ein Nachbarschaftszentrum als Kontakt- und Informationsbörse gute Dienste leisten. Ermöglicht wurde die Initiative für ein Nachbarschaftszentrum Holtenser Berg durch die SPD Ratsfraktion, die über den Sozialausschuss Haushaltsmittel in Höhe von 15.000
Nächstes Mal
DEZEMBER-AUSGABE 2015 Passend zur anheimelnden Vorweihnachtszeit macht sich der TagesSatz Gedanken zur Zukunft des Buchs im digitalen Zeitalter.
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TagesSatz
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EUR in den städtischen Haushalt für 2015 eingestellt hat. Die weitere Finanzierung muss durch Fördermittel gesichert werden, deren Beantragung bereits mit Unterstützung des Nachbarschaftsvereins Leineberg angelaufen ist. (cs)
Evangelische Kirche will abspecken KASSEL – Die Evangelische Landeskirche knabbert aktuell nicht gerade am Hungertuch. Trotz sinkender Mitgliederzahlen sind die Einnahmen aus der Kirchensteuer zuletzt sogar gestiegen, im vergangenen Jahr sogar um 3,7 Prozent. Betrug das Haushaltsvolumen 2010 noch 194 Millionen Euro, sind es dieses Jahr 227 Millionen. Das Kirchensteuerplus hängt damit zusammen, dass die staatlichen Steuereinnahmen, an denen die Kirchensteuer bemessen wird, durch die gute Konjunktur gestiegen sind. Von diesem Geldsegen könne die Kirche aber nur mittelfristig profitieren, so Dr. Volker Knöppel, Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck EKKW). Langfristig sei wohl aufgrund des demografischen Wandels und des sinkenden Anteils der Protestanten mit einem Rückgang zu rechnen. Deshalb werde die Kirche sparen müssen. „Jetzt haben wir die Zeit und die Kraft, den Anpassungsprozess zu gestalten, ohne getrieben zu sein“, so Knöppel. Es ist eine Radikal-Diät, die sich die Kirche verordnet. Bis 2026 will sie um ein Viertel abspecken, gemessen am Haushaltsvolumen von 2010. Das bedeutet eine Summe von rund 50 Millionen Euro. Über siebzig Prozent der Einsparungen sollen bei den Personal-Kosten, knapp dreißig Prozent bei den Sachkosten erzielt werden. Da die Laufzeit zehn Jahre betrage, gehe man davon aus, dass der Stellenabbau sozialverträglich gestaltbar sei, äußerte sich Klöppel. Bei den Gebäuden gilt die Devise, möglichst keine der knapp tausend Kirchen im Bereich der EKKW aufzugeben. Trotzdem wird ein jedem Einzelfall sorgfältig geprüft. Auch bei den Gemeindehäusern müsse der Prozess der Zusammenlegung oder Öffnung für andere Nutzungen fortgesetzt werden. Was die Pfarrstellen angeht, ist man bereits mitten im Schrumpfungs-Prozess. Aktuell arbeiten 976 Pfarrer im Bereich der EKKW, davon 566 in Gemeinden. Bis 2026 sollen weitere 80 Vollzeitstellen gestrichen werden. (hw)
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo & Fr: 11-13 Uhr, Mi: 11-14 Uhr Di & Do: geschlossen Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do: 9-11 Uhr / Do: 16-17 Uhr Mi & Fr geschlossen Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse IBAN: DE41 5205 0353 0001 1833 79 BIC: HELADEF1KAS Sparkasse Göttingen IBAN: DE59 2605 0001 0050 5815 11 BIC: NOLADE21GOE Redaktionsleitung: Carolin Schäufele (cs) (GÖ) Harald Wörner (hw) (KS) Pressearbeit: Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Udo Drescher Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Ute Kahle, Andreas Pramann Tel./AB: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Tel./AB: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Frank Eckhardt, Frank Haselein, Nora Mey, Hans Peter Pung, Katharina Schwarz, Harald Wörner Redaktion Göttingen: Daniel Albrecht, Elisabeth Hohensee, Ute Kahle, Robin Maag, Stefan Marx, Daniele Palu, Carolin Schäufele, Antonia Stoll Illustration: Pilar Garcia Fotografie: Bacalao, Todd Cole, Frank Eckhardt, GLeG (Ralf Meier-Böke), Thomas Grabka, Felipe Hadler, Frank Haselein, Dorothea Heise, Elisabeth Hohensee, Martin Huch, Ute Kahle, Jörg Lantelmé, Stefan Lehnert (photocase.com), misterQM (photocase. com), Dagmar Morath , Jörg „Yogi“ Müller, Museum für Sepulkralkultur, Antonia Stoll, M. Sturm, St. Johannis Gemeinde, Supporters Crew 05 e.V., Hideaki Takamatsu, Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, Patricia Watts Umschlag: Ute Kahle Layout: mediapool-goettingen.de Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Carolin Schäufele Der TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 5.000
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.
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WOHIN, WENN ALLGEMEINE HILFEN Göttingen Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/999590 Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 , 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1, 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19, 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7, 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2, 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5, 37073 Göttingen 0551/56190 Diakonieverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Schillerstraße 21 37083 Göttingen 0551/517810 Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458
LEB Ländliche Erwachsenbildung Groner Landstr. 27 37081 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di und Fr 14.30-18 Uhr BBA e.V. TU WAS Lange Geismarstr. 3, 37083 Göttingen 0551/485200 Mo, Mi, Do 9.30-12 sowie Di 10-12 u. 14-16 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8, 34117 Kassel 0561/7209536 ESSENSAUSGABEN Göttingen Die Göttinger Tafel Mauerstr. 16-17, 37073 Göttingen Tel. 0551–51030 Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5, 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003
Arbeit und Leben (A&L) Lange Geismarstr. 72-73 37073 Göttingen 0551/495070 oder 4950741 Di und Do von 9.30-13.30 Uhr
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Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862
Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen 0551/5473717 Ausgabe: Do 9-12 Uhr
Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766 Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920 HAFTENTLASSENE Göttingen
Kassel
FRAUEN IN NOT
HILFE & SELBSTHILFE BEI AIDS
Göttingen
Göttingen
KORE e.V. (Beratung für Frauen) Papendieck 24/26, 37073 Göttingen 0551/57453 Mo, Do 9-13 Uhr
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14, 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684
AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4, 37073 Göttingen 0551/4004831
Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800
Kassel
Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel
FRANKA e.V. Verein zum Schutz von Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind Frankfurter Straße 78a 34121 Kassel 0561/70165824
Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a, 37073 Göttingen 0551/43373
Göttingen
Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Stellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche
Zentrum für Sucht- & Sozialtherapie Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-0
Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0
Göttingen
Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24, 37081 Göttingen 0551/632977
Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113
Göttingen
KLEIDERKAMMERN
Suppentopf der Heilsarmee jeden Donnerstag von 14-15 Uhr Martinsplatz
pro familia Beratungsstelle Breitscheidstraße 7 34119 Kassel Tel. 0561 7661925-0 Fax. 0561 7661925-99
ARBEITSLOSENHILFE
GESUNDHEIT
Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00
Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 KINDER & JUGENDLICHE IN NOT Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690
Autonomes Frauenhaus 0561/898889
Kassel
Frauen in Not 0561/9892929
Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852
Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36
Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301
Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5, 34117 Kassel 0561/572090 Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24, 34117 Kassel 0561/7290441 LEBENSKRISEN Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 NOTSCHLAFSTELLEN Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 RECHTSBERATUNG & HILFE Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51, 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel 0561/772934
Suchtberatung Diakonisches Werk Kassel Sucht- und Sozialtherapeut. Zentrum Frankfurter Str. 78A, 34121 Kassel 0561/93895-0 SUCHTBERATUNG: DROGEN Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2, 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21, 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WOHNUNGSLOSENHILFE Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7, 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f, 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Tilsiter Straße 2a, 37083 Göttingen 0551/517980 Wohn-/Übernachtungsheim für Frauen und Männer Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18, 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061
Göttingen
Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738–00
AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0
Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-10
Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1, 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30
WOHNUNGSPROBLEME
Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5, 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24, 37073 Göttingen 0551/57094
Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59, 34117 Kassel 0561/103861
SUCHTBERATUNG: ALKOHOL Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0
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Foto: Sarah Raymaekers | Gestaltung: Dirk Mederer [plazebo.net]
»Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde.«
Warum können geflüchtete Menschen in Deutschland nicht einfach in WGs* wohnen statt in Massenunterkünften?! Das haben wir uns auch gefragt und einen Weg gefunden, das möglich zu machen. *oder anderen privaten Wohnsituationen
www.fluechtlinge-willkommen.de 36
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