TagesSatz 2011/04

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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, endlich ist es soweit: Der Frühling hat Einzug gehalten. Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen – und der Körper wird nicht länger unter einer Vielzahl von Kleidern versteckt, sondern wieder häufiger zur Schau gestellt. Daher beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe mit verschiedenen Formen und Ausdrucksweisen der Körperkultur. Andrea Tiedemann beschäftigt sich beispielsweise mit dem Thema Magersucht bei Männern. Diese Krankheit wird allgemein hin noch immer weitgehend Frauen zugeschrieben. Magersucht und Männer? Das ist noch immer ein Tabu oder wird erst gar nicht wahrgenommen. Der Artikel „Hungernde Männer“ zeigt auf, dass aber auch viele Männer von dieser Essstörung betroffen sind (Seiten 8-9). Mit einer gänzlich anderen Form der Körperkultur befasst sich der Artikel von Harald Wörner: Sein Artikel widmet sich den Tätowierungen, die sich schon längst – quer durch alle Gesellschaftsschichten – etabliert haben (Seiten 10-11). Im Göttinger Lokalteil berichten wir über einen Göttinger Medizinstudenten, der im Internet in zahlreichen Forenbeiträgen den Holocaust leugnet (Seite 18) und in einem zweitem Artikel über die aktuelle Debatte von „feiernden Jugendlichen“ in der Nikolaistraße (Seite 19). Die Kasseler Redaktion hingegen zeigt, wie deutsch-türkische Nachbarschaft in Deutschland aussehen und funktionieren kann (Seiten 22-23). Den Beginn macht jedoch wie in jeder Ausgabe der „TagesKlatsch mit KaffeeSatz“ – dieses Mal mit Aygül Özkan, der niedersächsischen Sozialministerin und zugleich ersten türkischstämmigen Ministerin Deutschlands. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe – vielleicht bei einem Kaffee in der Frühlingssonne?

Jörg Sanders & Christopher Piltz (Redaktionsleitung Göttingen)

TagesSatz. Hilft sofort.

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EINDRÜCKE

Den neuesten Trends auf der der Spur Wir – das sind Sabine, Rocky, Andreas, Werner, Olaf und Oliver – sind am 2. März 2011 um 9 Uhr morgens nach Hannover zur CeBIT aufgebrochen.

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er Spaß an diesem wunderschönen, sonnigen, aber kalten Tag begann bereits während der anderthalbstündigen Zugfahrt, bei der viel gescherzt, gegessen und vor allem gelacht wurde. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Olaf, der uns, angefangen bei Keksen über Brot bis hin zu Würstchen, mit allem Notwendigen versorgte. Wohlgesättigt und gut gelaunt kamen wir schließlich an. Während die anderen als Gruppe durch die weiten Hallen liefen, die vollgestopft waren mit den neuesten Fernsehern, Handys und allem, was sonst noch neu sein kann, entschieden sich Rocky und Olaf, die Messe auf eigene Faust zu erkunden. Die Erwartungen an die Computermesse waren dabei vollkommen unterschiedlich. Während Andreas sich besonders freute, nach fast zehn Jahren die Messe zum ersten Mal wieder besuchen zu können, faszinierten Werner „die langen Röhren mit Laufbändern am Bahnhof Hannover Messe/Laatzen genauso wie die CeBIT selbst“.

staunen. Ganz im Gegenteil. So erfuhren zum Beispiel Rocky und Olaf viel über den neuen Personalausweis und wurden mit Info-Broschüren zu allerlei Wissenswertem überschüttet. Der Wissensdurst war geweckt. Und wo Hände und Füße zur Verständigung mit internationalen Ausstellern nicht genügten, half Olli mit seinen Englischkenntnissen gerne aus und übersetzte. Während sich die meisten mit den erhaltenen Informationen und den gesammelten Eindrücken zufriedengaben, wollte Olaf mehr. Er wollte die Eindrücke nicht nur auf-, sondern gleich mitnehmen. Anders ausgedrückt: Sein Bedarf an Kugelschreibern dürfte zumindest bis zur nächsten CeBIT gedeckt sein. Dass die CeBIT einen großen Beitrag zur Erkenntnis – wenn schon nicht über Technik, dann zumindest über einen selbst – geleistet hat, beschreiben besonders Sabines Eindrücke: „Ich bin immer wieder erstaunt darüber, was wohl in den Köpfen der Menschen so vor sich gehen mag, dass sie aus dem Nichts irgendeine total neue verrückte Erfindung kreieren können.“ So standen wir nun staunend mit halboffenem Mund mitten in einer Halle vor einem Satelliten, der außer seinen Sonnense-

geln viele komische abstrakte Ausstülpungen an sich hatte, deren Sinn ich wohl niemals verstehen werde. Aber ich freue mich immer wieder über die tollen Bilder, die mein alter, strahlender Röhrenkasten zu meinem Entertainment raushaut. Wir haben uns sehr über den gemeinsamen Tag mit lustigen, lieben Leuten gefreut, und wir finden solch universelle, internationale Veranstaltungen toll. Die kunterbunte Freude in mir drin, ging ich völlig verloren durch böhmische Dörfer aus Technik, nicht wissend, in welche Richtung ich gehen oder was ich dort – ich fand mich plötzlich in China wieder – tun sollte. Das alles muss man erst einmal kennen und verstehen lernen. Und ich? „Ich habe verstanden, dass ich nichts von alldem verstehe, aber bin wieder um eine Erfahrung reicher,“ sagt Sabine. Damit war die Ausstellung für jeden ein Gewinn. Und dabei ist es völlig egal, ob sich dieser nun in der philosophischen Erkenntnis im Sinne Platons „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, im bloßen Staunen über die Technik oder im Besitz der vermeintlich größten Kugelschreibersammlung Göttingens äußert.

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Detlef „Rocky“ Bernhard

Doch versetzten die Aussteller die Besucher nicht nur in sprachloses Er-

* TAGESSATZ-VERKÄUFER UND ROBERT HALAGAN

Das Projekt Tellerand fördert Aktivitäten der Göttinger TagesSatz-Verkäufer, die deren Horizont erweitern. Die Tellerand-Aktion dieses Monats wurde unterstützt von Firmen der Region und Sponsoren des Straßenmagazins. 4

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IN H A LT

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SPIEGLEIN, SPIEGLEIN 8 10 12 14

Hungernde Männer – die unsichtbare Krankheit von ANDREA TIEDEMANN Von Stich zu Stich VON HARALD WÖRNER Der Trend zur Selbstoptimierung von KATHARINA KRETSCHMER Der Dynamo-Effekt von TOBIAS GIEBEL

Rubriken

tagesklatsch mit kaffeesatz

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mit AYGÜL ÖZKAN von christopher piltz

Göttingen 18 Göttinger Medizinstudent leugnet den Holocaust von JÖRG SANDERS 19 Pöbeln, Prügeln, Polizei von WIBKE steinkrauss 20 Die Würde der Frau ist unantastbar!? von SABINE SCHWEER

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Kassel 22 Türkische Bekanntschaft von THOMAS SCHWAB 24 Forderung nach einer neuen Esskultur von fritz krogmann

Kultur 28 In die Verlängerung von melanie swiatloch 29 Vom Anlass zur Gewalt REZENSION VON NORA MEY

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Editorial Projekt Tellerrand Der Stolperstein Paragraphenreiter Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Kultur-Empfehlungen Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn

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Ort, Datum

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Khoa Ly

D A S G E S P R Ä CH

tagesklatsch mit kaffeesatz

„Ich bin sehr analytisch“ Seit April 2010 wird das Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration von Aygül Özkan geleitet. Sie machte schnell bundesweit Schlagzeilen mit ihrem Vorschlag einer Mediencharta und ihren Kruzifix-Äußerungen. Christopher Piltz traf die Ministerin zum TagesKlatsch.

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rau Özkan, wie nennen Sie sich als Ministerin? Sie sind Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration. Es kommt immer darauf an, wo ich auftrete. Natürlich ist das eine lange Bezeichnung des Ministeriums, aber ich gehe ganz normal damit um. Wenn ich in sozialen Fragen unterwegs bin, bin ich Sozialministerin. Wenn ich in dem Baubereich unterwegs bin, bin ich Baumininisterin – obwohl es überhaupt nicht im Ministeriumsnamen auftaucht. Und wenn ich in Migrationsfragen unterwegs bin, bin ich Integrationsministerin. Das stört mich nicht, jeder kann mich bezeichnen wie er möchte. Wir merken, wie stark verzahnt die Themen sind. In welchem Bereich setzen Sie Ihren persönlichen Schwerpunkt? Jede Abteilung hat ihre Aufgaben und Schwerpunkte, aber als politische Schwerpunkte für uns in diesem

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* CHRISTOPHER PILTZ IM GESPRÄCH MIT AYGÜL ÖZKAN und im kommenden Jahr haben wir uns welche ausgesucht, ohne die anderen Themen zu vernachlässigen. Es ist ganz einfach, dort den roten Faden aufzuzeigen, und das ist die demografische Entwicklung und die Sicherstellung der medizinischen Versorgung. Jetzt nicht nur auf die vielen Bezeichnungen des Ministeriums bezogen: Passiert es Ihnen, dass Sie mal was vergessen? Nein, ich bin sehr ordentlich. Ich bin vom Sternzeichen [lacht und blickt zum Pressesprecher]... Herr Spieker, was gucken Sie mich so an? Was habe ich denn vergessen? Spieker: Ich bin auch ordentlich. [lacht] Wir haben dasselbe Sternzeichen.

Jungfrau. Ich bin auch vom Sternzeichen Jungfrau und nicht gerade ordentlich... Ich bin im ersten Teil geboren. Die Jungfrau ist sehr strukturiert und organisiert. Stimmt, dass sehe ich auch jedes Mal bei mir... Wenn Sie meinen Schreibtisch sehen würden! Ihr Schreibtisch ist ja sehr ordentlich. Ja, der ist ordentlich. Danke schön. Und die Bilder in Ihrem Büro haben Sie ausgesucht? (Hinter dem Schreibtisch hängen rosa-schwarze Acrylbilder) Ja.

Özkan: Aber der Aszendent ist wichtig. Da unterhalten wir uns gleich nochmal.

Warum? Sie sind ja doch von den Farben...

Was sind Sie für ein Sternzeichen?

Was meinen Sie denn? [lacht] TagesSatz

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DAS GESP R Ä C H Nun, sie sind besonders. So weiblich, oder was? Nein, gar nicht, der Kontrast daran ist nur sehr stark. Wie wichtig ist Ihnen Kunst? In Ihrem Ministerium hängen viele Bilder. Das hier sind Bilder von Herrn Spieker, die fand ich gut. Bilder von Mitarbeitern um sich herum zu haben, finde ich besonders gut. Die anderen Bilder auf dem Gang sind beispielsweise Ausstellungen von Behinderteneinrichtungen oder diesmal von einer Klinik, die für psychisch Erkrankte eine Malwerkstatt hat. Ich bin keine große Kennerin von Kunst. Ich finde Bilder schön, wenn sie schön sind und analysiere die jetzt nicht noch tiefgründig. Ich finde das gut, wenn man einen persönlichen Bezug zu dem hat, was man aufhängt. Bei mir zu Hause sind Bilder von meiner Schwester, die sie gemalt hat. Und um zurück auf die Farben zu kommen: Das werden wir nochmal klären. [lacht] Aber wir wechseln die jetzt auch mal, da wird irgendwas dabei sein, was Ihnen auch gefällt.

Schnee und die Beifahrer konnten das nicht. Zu Hause mache ich manchmal was, wenn die Zeit da ist, aber die ist begrenzt. Meine Mutter und mein Vater sind Schneider, und irgendwo habe ich natürlich dieses handwerkliche Geschick ein bisschen mitbekommen. Ist es typisch männlich, wenn man die Winterreifen selber wechselt? Nein, ist es nicht. Aber es erfordert Kraft. Bei den neueren Autos, die ja wirklich sehr schwer sind, ist das einfach ein Kraftakt. Vieles am Auto kann man auch gar nicht mehr selber machen. Ja, und man muss es auch pragmatisch sehen: In der Zeit, die ich dafür verwende, könnte ich was anderes machen. So sehe ich das immer. In Ihrer Freizeit kochen Sie dann lieber. Für oder mit Freunden?

Wert. So viel Fleisch konsumieren wir aber auch gar nicht, wir essen es gerne, aber auch viel Gemüse. Sie erwähnten schon, dass Ihre Freizeit begrenzt ist. Wie sehr nehmen Sie sich denn bewusst Zeit für sich und Ihre Hobbys? Im Moment ist mein Hobby meine Familie. Ich habe die Prioritäten anders gesetzt, da die Zeiten knapper werden und ich mir das Wochenende bewusst Zeit nehme. Aber dann so bewusst, dass wir zusammen einen Plan machen und sagen, das und das wollen wir machen. Wir merken, dass wir unsere Pläne stärker im Voraus machen als früher. Meine Familie hat mich immer schon aufgezogen damit, dass wir am Samstag früh beim Frühstück saßen, und dann hieß es von meinem Mann: „Na, was für einen Plan hast du?“ Jetzt merken wir, dass es ohne Plan tatsächlich nicht geht. Wir müssen uns bewusst die Zeit nehmen. In den Tag hinein leben fällt dann schwieriger. Ich versuche es an den Sonntagen, aber es ist schwierig, dass gebe ich zu. Das ist der Preis, den man zahlt.

„Ich habe mal Schneeketten aufgezogen“

Wir sind gespannt. Haben Sie die Tulpen auf dem Schreibtisch ausgesucht? Nein, dass war meine Mitarbeiterin. Aber Sie freuen sich jetzt auf den Frühling? Ja, in der Tat. Ich finde das okay, wenn man die Jahreszeiten lebt, aber jetzt kann es gerne Frühling werden. Ich freue mich auf die Sonne. Früher habe ich eine innere Uhr gehabt: Bis zur Cebit war immer Frost und Schnee. Ich habe meine Winterreifen immer nach der Cebit ausgetauscht. Das war für mich der Termin, in die Werkstatt zu fahren. Wie ist das bei Reparaturen? Machen Sie auch manches selbst? Beim Reifenwechseln nicht. Ich kann schon einiges handwerklich machen, aber vor dem Reifenwechseln habe ich Respekt. Schneeketten habe ich mal aufgezogen, da war ich mitten im TagesSatz

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Jetzt immer mehr mit, weil man die Zeit dann mehr miteinander genießen kann, so viel Zeit bleibt einem nicht. Aber wir ertappen uns immer mehr, dass wir das leider zu wenig machen, da wir alle beruflich sehr gut eingespannt sein. Da ist dann nicht mehr so viel Spontanität. Wir gehen dann eher etwas essen. Aber ich lasse mich auch gerne mal einladen, wo wir dann gemeinsam kochen, sodass ich es nicht organisieren muss. Wo kaufen Sie ein? Im klassischen türkischen Laden, wenn man das so nennen kann. Kochen Sie dann auch türkisch? Nein, aber da findet man die frischen Zutaten. Das Gemüse ist besser. Alles andere kaufe ich im Supermarkt. Was ich sehr intensiv pflege seit der Geburt meines Sohnes vor neun Jahren, ist, dass ich fast nur noch Bioprodukte kaufe. Milch, Eier, Fleisch. Das war für mich seit seiner Geburt ein Sinneswandel. Darauf lege ich sehr viel

Sind Sie von klein auf sehr rational gewesen? Ja, ich war schon sehr organisiert. In der Familie war ich bei Unternehmungen die Triebfeder. Das war nie eine Last für mich, ich hab es gerne gemacht. Zum Beispiel haben wir gerade mit Freunden und deren Kindern ein Wochenende in Berlin verbracht, da war das auch so. Da saßen wir nachmittags zusammen, und unser Freund ist eher der lockerer Typ und wollte ruhig reden. Ich war jedoch schon am nächsten Tag angelangt und überlegte, wo wir den Brunchen können. Da war ich schon einen Schritt weiter. Das ist für mich keine Belastung, das entlastet mich eher. Ich bin dazu sehr analytisch. Das kommt auch aus dem Jurastudium. Da wägt man ab; Für und Wider. Aber immer gepaart mit gesundem Menschenverstand und dem Emotionalem, was ich mitbringe. Vielen Dank für das Gespräch!

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T I T E LT H E M A

Hungernde Männer

Die unsichtbare Krankheit Jörg Sanders

Sie gehen ungern ins Schwimmbad und meiden Situationen, in denen ihr Körper gesehen werden kann. Manche ziehen mehrere Lagen Kleidung übereinander, um muskulöser zu wirken. Magersüchtige Männer sind oft unsichtbar.

* ANDREA TIEDEMANN

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uskulös, männlich, magersüchtig. Das ist für viele unvorstellbar. Und doch gibt es sie, die Männer mit Essstörungen. Oft werden sie nicht oder zu spät erkannt, weil die Essstörung bei Männern oft mit einem muskulösen Körper einhergeht. Ein durchtrainierter Körper scheint akzeptabel, doch wenn die Grenzen des Gesunden überschritten werden, wird es auch für Männer gefährlich. Was bei Mädchen und Frauen seit langem in den Medien thematisiert wird, scheint in Bezug auf Männer noch immer ein

Magersucht trotz Waschbrettbauch

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Tabu zu sein. Essstörung wird in der Öffentlichkeit noch immer als typisch weibliche Krankheit gehandelt. Nach vorsichtigen Schätzungen gibt es allein in Deutschland jedoch um die 90.000 Jungen und Männer, die magersüchtig sind. Das sind knapp zehn Prozent aller Magersüchtigen insgesamt. Die Magersucht beim Mann, auch Adonis-Komplex genannt, zeichnet sich durch ein anderes Krankheitsbild aus als bei den Frauen. Während Frauen meist abnehmen wollen, geht es Männern eher um eine kontrollierte Zunahme in Form von Muskelaufbau. Ein zwanghaftes Training ist oft verbunden mit ungesunder Ernährung. Mehrere Stunden Sport am Tag führen dazu, dass soziale und berufliche Kontakte dem Trainingsplan untergeordnet werden. TagesSatz

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TITELTH E M A Nicht selten liegt der Beginn der Magersucht im frühen Erwachsenenalter (zwischen 17 und 24), während sie bei Mädchen oft schon zwischen 12 und 21 Jahren ausbricht. Ursache dafür ist vermutlich, dass die Pubertät bei Jungen später einsetzt und dann zu einer Selbstidentitätsproblematik führt. Magersüchtige Männer schätzen sich oft als unansehnlich und schmächtig ein, obwohl sie bereits gut trainierte Muskeln haben. Forschungen aus den USA ergaben, dass viele Bodybuilder sich für schwächlich halten. Diese Fehleinschätzungen werden auch als „Bigorexie“ bezeichnet. Erst 1997 wurde die Krankheit offiziell anerkannt und im internationalen Krankheiten-Register unter F 45.2 aufgenommen: Die Patienten manifestieren anhaltende körperliche Beschwerden oder anhaltende Beschäftigung mit ihrer physischen Erscheinung. Meist liegt die Ursache in einer Verunsicherung beim männlichen Rollenbild. Der Psychotherapeut Dr. Roberto Olivardia, Co-Autor von „Der Adonis-Komplex“, beobachtete tausend Männer über 15 Jahre hinweg in ihrer Krankheit. Das Ergebnis: Die meisten wünschten sich für ihren Idealkörper 13 Kilo mehr Muskeln als sie ein durchschnittlicher Mann hat.

Eiweißabbau im gesamten Organismus. Schäden an Herz, Leber, Niere und Gehirn sind die Folge, die in vielen Fällen nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Langfristig ist Osteoporose zu befürchten. Befinden sich magersüchtige Jungen noch in der Wachstumsphase, kann das Wachstum durch eine Minderfunktion der Hypophyse gehemmt werden. Im schlimmsten Fall bleibt es bei einem irreversiblen Minderwuchs. Der einzige Weg aus der Magersucht ist professionelle Hilfe. Am Anfang der Heilung steht immer eine Verhaltenstherapie, in der die Betroffenen lernen, normal zu essen. Es wird vereinbart, dass der Patient ein bestimmtes Maß an Gewicht zunimmt. Begleitend gibt es Gesprächstherapien.

bloß jeder vierte Mann unzufrieden. Und noch ein anderer Trend ist zu beobachten. Fitnessstudios schießen aus dem Boden. In den letzten dreißig Jahren hat es einen regelrechten Boom auf dem Fitnessmarkt gegeben. Der Körperkult-Wahnsinn erscheint völlig übertrieben, wenn man die Meinung von Frauen mit einbezieht. In Studien aus Amerika und Europa wurden Frauen Bilder von Männern vorgelegt mit der Bitte, den attraktivsten Körper auszuwählen. Männer wurden die gleichen Bilder vorgelegt; sie sollten schätzen, welche Männer die Frauen als Favorit gewählt hatten. Dabei überschätzten Männer die Muskelmasse durchweg. Die von Frauen gewählten Männer hatten alle etwa fünf bis zehn Kilo weniger Muskelmasse als von Männern angenommen.

13 Kilo Muskeln mehr als normal

Meist führt der Weg über eine Muskelaufbaudiät in die Essstörung. Viele Betroffene versagen sich den Verzehr von Fett, nur Gemüse ist noch erlaubt. Doch der starke Verzicht führt nicht selten in einen Teufelskreislauf: Die Gier auf kalorienreiches Essen wird so stark, dass es zu Essanfällen kommt. Die folgenden Schuldgefühle führen zu noch härterem Training. Um ihr Ziel zu erreichen, greifen manche zu illegalen Medikamenten. Abführmittel, entwässernde Stoffe und muskelaufbauende Mittel wie Anabolika und Steroide werden missbraucht. Die Folgen sind fatal: Das Sterberisiko bei Magersucht liegt bei 15 bis 20 Prozent. Erhöhter Blutdruck und Herzinfarkte sind immer wieder der Preis, den Männer für den Schönheitswahn zahlen. Durch fehlende und einseitige Ernährung kommt es zu TagesSatz

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Die Illustrierten haben den perfekten Körper bereits längst definiert: viel Muskelmasse, wenig Fett, breite Schultern, schlanke Hüfte. Womit Frauen sich schon länger abgefunden haben, fällt Männer offensichtlich immer schwerer: den Druck auszuhalten, gut aussehen zu müssen. Die Masse an Fitness-Zeitschriften mit Idealkörpern scheint die männliche Welt enorm zu verunsichern. Die mediale Prägung beginnt bereits beim Kinderspielzeug. G.I. Joe ist die beliebteste Jungenspielfigur in den USA, als männliches Gegenstück zur Barbie. Seit 1964 hat sich der G.I. von einer normalen Körperstatur zu einem Muskelprotz verändert. Die jetzige Figur hat einen Waschbrettbauch, unrealistisch breite Schultern und Muskelpakete, die in Wirklichkeit nur mit Anabolika zu erreichen wären. Doch auch die Männer-Models aus Fleisch und Blut haben sich in den letzten fünfzig Jahren verändert. Während John Wayne in den Fünfzigern noch ziemlich entspannt in die Kamera lächelte, sind die Vorbilder heute oft bis auf den letzten Muskel durchtrainiert. Kein Wunder, dass im Jahr 1997 bei einer Umfrage fast jeder zweite Mann angab, mit seiner Figur unzufrieden zu sein. Zum Vergleich: Im Jahr 1972 war

Die letzte Männerdomäne Muskelmasse – keine Frau wird jemals so viel Muskeln haben wie ein Mann – taugt als männliches Rollenbild aber nicht. Mehr Konfrontation mit dem Thema und mehr Offenheit für die Krankheit auch bei Männern sind nötig, um zu verhindern, dass das starke Geschlecht in puncto Magersucht mit den Frauen gleichzieht. Die unsichtbare Krankheit in die Öffentlichkeit zu bringen, Jugendliche über Risiken der Magersucht aufzuklären und Männer mit Krankheitsanzeichen ernst zu nehmen, wäre ein guter Anfang.

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MEHR ZUM THEMA: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf www.bzga.de („Alexanders Geschichte“) Internet-Forum von Betroffenen für Betroffene: www.magersucht-online.de Buchempfehlung: Der Adonis-Komplex. Schönheitswahn und Körperkult bei Männern. (Pope/Phillips/Olivardia)

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Jenny B.

T I T E LT H E M A

Von Stich zu Stich * HARALD WÖRNER

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rtstermin bei Jenny B., ihres Zeichens Tattoo-Künstlerin, die in Kassel und Paderborn je ein Tätowier-Studio betreibt. Augenfällig ist der im Erdgeschoß liegende, freundliche und blitzblanke Empfangs- und Aufenthaltsbereich. Der ist von den Tätowierern und Piercern im ersten Stock getrennt, aber durch eine Treppe verbunden. Für Jenny besteht kein Zweifel darüber, dass Tätowieren unter den Begriff Körperkul-

Tattoos sind heute Mainstream

In den Neunzigern sorgten Steißbeintätowierungen am verlängerten Rücken junger Damen für Entzücken bei vielen männlichen Betrachtern. Doch Körperbilder (Tattoos) sind in Europa schon viel länger bekannt. 1796 ließen sich Matrosen aus der Mannschaft des Weltumseglers James Cook von Eingeborenen in Tahiti verzieren. Mit Tattoo (ursprünglich tautau) bezeichneten die Engländer lautmalerisch das Geräusch, das beim Schlagen auf die in Polynesien üblichen Tätowier-Kämme entsteht.

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tur fällt: „Für einen Tattoo-Künstler ist es wichtig, wo auf dem menschlichen Körper die Tätowierung platziert wird. Ich kann so den Körper oder bestimmte Partien positiv hervorheben und damit von Nachteilen ablenken. Hat eine Frau nach einem Kaiserschnitt zum Beispiel eine Narbe, kann ich diese mit Hilfe eines Tattoos kaschieren. Oft kommen Kunden nach einem Schicksalsschlag oder einer Krise zu uns. Sie lassen sich, quasi als Beleg, ein für sie symbolhaftes Motiv stechen, um eine Scheidung oder einen Trauerfall zu verarbeiten und auch abzuschließen. Da sie ein für sie wichtiges Bild auswählen, steigt dadurch auch ihr Selbstwertgefühl.“ Tätowierungen, wissenschaftlich Tautaurierungen genannt, sind im Prinzip Motive, die mit Tinte oder anderen Farbmitteln in die Haut eingebracht werden. Die Farbe wird mit der Tätowiermaschine durch eine oder mehrere Nadeln eingestochen, dadurch wird ein Bild oder Text erzeugt. Vielfältige und über die ganze Erde verstreute Hinweise lassen den Schluss zu, dass sich die Sitte des Tätowierens bei verschiedenen Völkern selbständig TagesSatz

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TITELTH E M A und unabhängig entwickelt hat. So hat man bei den Skythen (eisenzeitliches Reitervolk der russischen Steppe) ebenso Körperbilder gefunden wie bei 7000 Jahre alten Mumien in Chile. Selbst „Ötzi“, die über 5000 Jahre alte Tiroler Gletscher-Mumie aus der Jungsteinzeit, weist eine Reihe blauschwarzer Farbmuster auf. In einer rituellen Bedeutung sind Tattoos in Polynesien sowie in Japan (Yakuza: eine Art japanischer Mafia) bekannt. „Im Vergleich zu früher, als Tätowierungen noch mit dem Stigma Gefängnis oder Seefahrerei behaftet waren, sind Körperbilder heute im Mainstream angekommen. Viele Berufszweige lassen sich tätowieren. Zu uns kommen Friseurinnen, Zimmermänner, die ihr Zunftzeichen stechen lassen, sowie Soldaten oder Feuerwehrmänner. Letztere lassen sich ihren Schutzpatron Florian auf der Haut verewigen. Selbst Banker und Rechtsanwälte haben Tattoos für sich entdeckt“, so Jenny B.. Da man Tätowierungen aber nicht einfach ablegen kann wie Ohrringe oder auch das eine oder andere Piercing, ist für die Tattoo-Künstlerin eine vorherige eingehende Beratung das A und O. „Die Menschen, die zu uns kommen, zahlen schließlich viel Geld, also haben sie auch ein Recht auf eine anständige und kompetente Beratung.“

Die Gründe, warum sich Menschen mit Tätowierungen verschönern, sind vielfältig. Neben den schon zuvor erwähnten Motiven können auch weltanschauliche oder religiöse Überzeugungen eine Rolle spielen. Hierzu bemerkt Jenny B. ungewollt doppeldeutig: „Die Motive sind so vielfältig wie das Leben selbst. Das ist auch einer der schönsten Aspekte an unserer Arbeit. Wir Tattoo-Künstler sind da quasi wie Geburtshelfer.“ Apropos Geburtshelfer: Aus eigenen Erfahrungen heraus tätowieren (und piercen) weder die Studioinhaberin noch ihre Kollegen, wie oben angedeutet,

gelte Ausbildung wie bei einem Handwerker gibt es indes nicht: „Das läuft mehr über die Schiene Learning-ByDoing.“ Trotzdem sollten angehende Tätowierer sich etwas bei erfahrenen Kollegen abschauen. Nur so können sie sich erforderliche Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen: „Ich tätowiere nun schon seit zwanzig Jahren und lerne immer noch jeden Tag etwas hinzu.“ Zur Sicherung brancheninterner Standards sind die Tätowierer in Verbänden organisiert. Unter den TattooStudios herrscht zumeist eine friedliche Koexistenz. „Das hängt damit zusammen, dass jeder Künstler seinen Arbeitsschwerpunkt, also auch einen meist langjährig aufgebauten Kundenstamm hat. Somit ist eine Kundenbindung vorhanden und auch erwünscht.“ Zu guter Letzt weisen Jenny B. und ihre Kollegen die Kunden darauf hin, dass Tätowierungen nicht so ohne weiteres wieder zu entfernen sind. Vor dem Stechen von Piercings ist gar ein vorheriger „Aufklärungsbogen“ nötig, der vom Kunden unterschrieben sein muss. Oft lassen sich Tattoos aber aufhellen, um dann ein neues Motiv darüber zu stechen. Dies geschieht per Laser: „Man sollte aber erwähnen, dass Lasern schmerzhaft ist und hiervon eventuell Narben bleiben können. Lasern eignet sich auch mehr für die punktuelle Entfernung, für Flächen ist es eher nicht geeignet.“

Übung macht den Meister

Sie und ihre Kollegen sondieren in Vorgesprächen die Beweggründe der Kunden und nehmen ihre Verantwortung dabei sehr ernst: „Wir stechen prinzipiell keine Tattoos bei unter 18-Jährigen.“ Das gelte ebenso für Piercings. Bei Erwachsenen stehe immer der Gedanke mit im Vordergrund, ob sich das vom Interessenten gewählte Motiv auch mit dem Umfeld, vor allem beruflich, aber durchaus auch privat, vertrage: „Im Zweifel raten wir von kurzfristigen oder unüberlegten Wünschen ab. So ein Entschluss will reiflich bedacht sein. Schließlich laufen die Kunden ein Leben lang mit unseren Bildern herum. Tattoos lässt man sich nicht so zwischendurch stechen. Dazu gehört ein Vertrauensverhältnis zum Tätowierer. Wie beim Arzt braucht dieses Zeit, um zu wachsen.“ TagesSatz

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Neukunden, wenn diese noch nicht volljährig sind: „Das ist total unseriös. Denn mit vierzehn oder sechzehn kann man oft noch nicht genau sagen, was man später einmal beruflich machen will. Oder wohin das eigene Leben generell gehen soll. Hier müssen wir auch unserer Verantwortung gerecht werden und zu junge Kunden wieder wegschicken. Anders sieht das bei jemandem aus, der schon mit unzähligen Motiven zu uns kommt. Im Gespräch müssen wir erkennen können, dass der Kundenentschluss sorgsam durchdacht ist. Ebenso halte ich es auch für wichtig, dass Eltern sich mit den Kindern über geplante Tattoos austauschen. “ Als Voraussetzung für eine angestrebte berufliche Karriere gibt sie an, „dass Menschen, die sich für das Tätowieren interessieren, schon gut zeichnen können sollten.“ Das hilft später bei der Entwicklung der Motive und deren Übertragung auf die Haut. Eine gere-

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MEHR ZUM THEMA: www.jennyb-tattoo.de Marcel Feige: Das Tattoo- und Piercing-Lexikon, Berlin 2000

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T I T E LT H E M A

Der Trend zur Selbstoptimierung Jung, schön und fit, so hat der menschliche Körper zu sein, wenn man den Vorgaben der Werbung und Medienwelt Glauben schenken möchte. Wird der Körper zur Ersatzreligion der Massen?

* KATHARINA KRETSCHMER

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„Wellness“ scheint allgemein das neue Zauberwort zu sein, wenn es darum geht, den Körper als Ganzes, sprich körperlich und mental, zu pflegen und zu optimieren. 73 Milliarden Euro beträgt laut des Wirtschaftsforschungsunternehmens Global Insight der geschätzte Umsatz der Branche. Angefangen bei entspannungsfördernden Angeboten über kosmetische Anwendungen und Fitnessangebote bis hin zur richtigen Ernährung – das Ange-

bot ist groß. Auch beschränkt es sich nicht auf Aufenthalte in bestimmten, dafür ausgerichteten Einrichtungen, sondern durchdringt ebenso das alltägliche Leben. Nahrungsmittel werden mit dem Begriff beworben und versprechen einen funktionalen Mehrwert, der über die reine Nahrungsaufnahme hinausgeht. Nicht mehr nur die Auswahl gesunder und natürlich angebauter Inhaltsstoffe spielt eine Rolle. Lebensmittelzusätze wie probio-

Jörg Sanders

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und 148 Millionen, das ist die Anzahl der Treffer, welche die Internetsuchmaschine Google beim Begriff „Wellness“ allein im Bereich deutschsprachiger Seiten ausspuckt. Darunter befinden sich Angebote verschiedener Hotels und Reiseveranstalter, Begriffsdefinitionen, Lexika zum Thema und eine große Anzahl von Blogs und Foren, in denen sich über Neuigkeiten ausgetauscht wird.

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TITELTH E M A tische Bakterien, Omega3-Fettsäuren oder Vitamine und Mineralstoffe werden auf Packungen als gesundheitsfördernd angepriesen, obwohl ein gesundheitlicher Nutzen zumeist nicht belegt werden kann. Auf der anderen Seite sollen nicht erwünschte Stoffe durch Heilfasten, heute auch DetoxKuren genannt, aus dem Körper entfernt werden. Der Körper als Tempel, als Voraussetzung für Glück, Zufriedenheit und Wohlbefinden, scheint zu einer Art Lebenseinstellung geworden zu sein.

eine neue kulturelle Entwicklung. Jedoch ist die vermehrte Beschäftigung mit Äußerlichkeiten kein Oberschichtenphänomen mehr, sondern durchdringt mittlerweile alle Gesellschaftsschichten. Auch die starke Vernetzung von Werbe- und Medienbranche trägt dazu bei, dass der Konsument sich diesem Überangebot kaum entziehen kann, selbst wenn er es nicht aktiv wahrnimmt. Was zum Trend wird, bestimmen dementsprechend nicht

Ergänzend dazu steht die Kosmetikindustrie bereit und verspricht mit diversen Produkten das Wohlbefinden durch die Verbesserung des Aussehens zu steigern. Angepasst auf die verschiedenen Zielgruppen werden Cremes, Make-Up und andere Körperpflegeprodukte produziert, die zum einen Attraktivitätssteigerung suggerieren, zum anderen aber auch immer stärker darauf ausgelegt sind, den Konsumenten die Verlangsamung des natürlichen Alterungsprozesses in Aussicht zu stellen. Insgesamt scheint Anti-Aging tief im Bewusstsein des körperbewussten Konsumenten verwurzelt. Der Gedanke, Altern durch Ernährung, Sport und Pflege aufhalten zu können, prägt die Vorstellung des heutigen Schönheitsideals. Wem dies nicht weit genug geht, dem steht darüber hinaus die plastische Chirurgie zur Verfügung, durch die wesentliche Veränderungen ohne großes Eigenengagement möglich sind. Dorian Gray-Syndrom, benannt nach der Titelfigur des Oscar Wilde-Romans, nennen Experten die seelische Unfähigkeit zu altern, die sich teilweise durch den exzessiven Gebrauch von Lifestyle-Angeboten ausdrückt. Werden wir also mehr und mehr zu einer Dorian-Gray-Gesellschaft, die sich weigert zu altern?

zuletzt die clevere Vermarktungsmaschinerie der Werbewirtschaft und die Medien.

der Verbesserung des eigenen Körpers einhergehen. Phänomene wie Körperhass, Essstörungen und andere Körperstörungen nehmen zu, immer weniger Menschen sind mit ihrem Körper zufrieden. Vor allem der von der Öffentlichkeit erzeugte soziale Druck sei daran Schuld. Ob diese sehr vereinfachte Aussage nun zutreffend ist oder nicht, generell stellt sich die Frage nach dem Maß und Zweck der fokussierten Beschäftigung mit dem eigenen Körper. Sich gesund zu ernähren, sich regelmäßig zu bewegen und prinzipiell auf die physischen und psychischen Bedürfnisse des Körpers einzugehen, ist ohne Zweifel sinnvoll und trägt zur Lebensqualität und Gesundheit bei. Auch auf sein Äußeres zu achten, ist mit Sicherheit nichts Negatives. Geschieht es jedoch aus dem Zwang heraus, sich anderweitig nicht mehr in der Lage zu fühlen, am öffentlichen Leben teilzunehmen, hat dies mit einer gesunden Körperlichkeit nichts mehr zu tun.

Haben wir das Maß verloren?

TagesSatz

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öhe Bergpark Wilhelmsh t 4. Juni | Bergparkfes 2. Juli 6. August umsnacht 3. September | Muse

Bildmotiv: © Andreas Berthel/Bahnhofsadel

Das Streben nach der Vervollkommnung des eigenen Körpers ist insgesamt nichts Neues. Betrachtet man die wechselnden Schönheitsideale von der Antike bis heute, so sind weder die Jagd nach Jugendlichkeit, die Benutzung von Kosmetik noch körperformende Betätigungen wie Sport

Gerade dies bemängeln Verbraucherschützer und Psychologen. Da der gesundheitliche beziehungsweise kosmetische Nutzen vieler Produkte und Dienstleistungen kaum nachweisbar sei, kritisieren sie viele Angebote als irreführend für den Konsumenten und warnen vor den Gefahren, die mit einer übermäßigen Beschäftigung mit

www.kassel-marketing.de

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Anja Banzhaf

T I T E LT H E M A

Der Dynamo-Effekt Dynamo Windrad ist ein Verein, der als Anbieter für Alternativsport steht und bereits ein vielfältiges Programm für Sportinteressierte anbietet. Zum Thema „Körperkulturen“ führte der TagesSatz ein Interview mit Claus Wiese, dem Geschäftsführer des Vereins.

* TOBIAS GIEBEL IM GESPRÄCH MIT CLAUS WIESE

C

laus, warum hat sich der Verein gegründet, was war der Ursprungsgedanke?

Es gab eine Gruppe fußballspielender Kunst- und Sportstudenten, die auf irgendwelchen Wiesen gekickt haben. Die Gruppe wurde immer größer und daher sollte ein richtiger Fußballplatz her. Zur Beantragung öffentlicher Spielflächen war die Gründung eines Vereins formal zwingend. Dies bedeutete zugleich, Mitglied im Landessportbund und in einem Fachverband (Hessischen Fußballverband) zu werden. Mit Letztgenanntem verbindet uns noch heute eine innige Freundschaft. Welche Zielgruppen hat der Verein? Freizeitsportler und -sportlerinnen allgemein, die jenseits von Leistungsdenken und sportlichem Anspruch den Spaß am Spiel pflegen möchten. Was verstehen die „Dynamos“ als Alternativsport?

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Die Alternative besteht zum Leistungs- und Wettkampfsport, wie er in vielen traditionellen Vereinen gepflegt wird. Regeln sind keine in Stein gemeißelten Gesetze, zum Spiel braucht es Lust und nicht zwingend Können auf hohem Leistungsniveau. Alternativsport ist

so gesehen die Ausgestaltung des Begriffes Breitensport. Wann, wo und weshalb wurde „Football Against Racism in Europe“ gegründet? FARE wurde vor circa zehn Jahren als Reaktion auf rassistische Motive in Fankurven und Stadien gegründet. Hier galt und gilt es, ein aktives Zeichen zu setzen und den Sport über geschlechtliche, kulturelle oder sonstige, beliebig gezogene Grenzen zwischen den Menschen zu feiern. FARE sitzt in Wien. Was genau kann man sich darunter vorstellen? Viele Vereine, darunter auch Clubs wie Manchester United und Schalke 04, haben sich FARE angeschlossen und beteiligen sich an den jährlichen Anti-Rassismus-Wochen im Oktober. Hier setzen wir Zeichen gegen rassistische Motive und Tendenzen im Sport. Dynamo nimmt seit circa 2003 fast durchgängig teil und weist in seinen Aktionen auf besondere Situationen von Menschen und Problemen im Sport hin, zum Beispiel mit einer Aktion in der Innenstadt, bei der mit einem Spiel auf die Schleuser-Problematik im Mittelmeerraum hingewiesen wurde.

TagesSatz

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TITELTH E M A Können bei Euch im Verein auch Frauen oder gehandicapte Menschen Sportarten ausüben und wenn ja, welche? Die Frauensportabteilungen bei Dynamo sind zahlreich und stellen heute einen erheblichen Teil der Mitglieder. Neben Fitnessgymnastik und „Keep on Moving“ sind dies auch die Frauensportgruppen des Autonomen Frauenhauses, die Selbstverteidigung für Frauen organisieren. Der Bereich Menschen mit Behinderungen stellt für Dynamo ein neues Betätigungsfeld dar, das bislang im jährlichen HandiCup, einem Turnier speziell für Menschen mit Behinderungen, mündet. Ein regelmäßiges Sportangebot gibt es noch nicht. Neben dem Sport sind Euch auch andere gemeinsame Freizeitaktivitäten wichtig. Könnt Ihr uns dazu etwas sagen?

teresses Spaß an einer Sportart haben. Sie besitzt kein Alleinstellungsmerkmal, im Gegenteil, wir begrüßen vergeichbare Events überall auf der Welt. Die Bolz-WM entstand Mitte der achtziger Jahre, in der auch die Deutsche Alternativ-Meisterschaft (DAM) ins Leben gerufen wurde. Beide Veranstaltungen setzen heute Maßstäbe für die Alternativ-Szene und finden zahlreiche freizeitsportliche Nachahmer.

durch Sponsoring und Fördergelder für einzelne Projekte und auch in Zusammenarbeit mit der Stadt Kassel.

Wie gewährleistet Ihr eigentlich den Sportbetrieb? Läuft das alles ehrenamtlich? Erhebt Ihr auch Mitgliedsbeiträge? Gibt es Sponsoring von Trikots?

Vor „Stolz“ können wir Dynamos kaum noch laufen (lacht). Aber ernsthaft: Es ist schon unglaublich, wie es dieser in Teilen zerstrittene Chaoshaufen immer wieder schafft, wenn es dann ernst wird, die Schwerpunkte zu feiern, die da lauten: Spaß am Spiel, Respekt und Fair Play, Miteinander statt Gegeneinander. Vorher denkt jeder bei uns: „Ach du Scheiße, was haben wir da denn vor?“ Aber wenn dann die Vorbereitungskrämpfe durch sind, kommt es auf den Moment an,

Kein Verein kann ohne Geld arbeiten. Wir kaufen zwar Leistungen ein, wie etwa Bälle, Spielgerät und Getränke, gleichzeitig versuchen wir aber auch, Leistungen zu bezahlen. Ein Beispiel: Unsere Übungsleiter bekommen alle eine Aufwandsentschädigung in glei-

Ihr habt in den letzten Jahren Euer Angebot kontinuierlich ausgebaut und verbessert. Auch zwei ehemalige TagesSatz-Redakteure spielen bei Euch Tischtennis. Was macht nach Eurer Meinung den besonderen Reiz von „Dynamo Windrad“ aus?

Sport treiben, jenseits von Rassismus und Kommerz Der Schwerpunkt aller Dynamo-Veranstaltungen liegt im sozialen Miteinander. Uns geht es weniger darum, altruistisch die Welt zu verbessern, als vielmehr im praktischen Geschehen Maßstäbe für ein soziales Miteinander zu setzen und zu prüfen. Der Anspruch an Sport und Spiel haben unserem Verständnis nach alle Beteiligten. Da werden Gegner nicht zu Feinden, die sich gegenseitig „fertigmachen“ wollen, sondern zu Menschen, die es zu respektieren gilt. Das ist ein Maßstab, der neu definiert und letztendlich auf dem Platz von allen Beteiligten gelebt wird. Aber auch Gewinnen ist Dynamo nicht gleichgültig. Im Spiel macht auch der Erfolg Spaß. Auch Tore oder Punkte des Gegners dürfen bewundernd beklatscht werden.

cher Höhe, Einsätze bei Veranstaltungen sind nicht per se ehrenamtlich. Durch die Aufwandsentschädigung soll auch monetär eine Anerkennung fließen. Weiteres Beispiel: Wer wollte, bekam seine Leistung hinter dem Tresen bei der Bolz-WM mit dem Mindestlohn vergütet. Und noch ein Beispiel: Dynamo hat zwei hauptamtlich Beschäftigte und bildet seit Jahren aus. Natürlich läuft ein riesiger Teil durch ehrenamtliches Engagement, ohne das würde es nicht gehen. Die Mitgliedsbeiträge – 70 Euro ermäßigt, 110 Euro für Verdiener und 140 Euro für Familien – decken nur einen Teil der Kosten des Sportbetriebs ab. Vieles kommt

egal ob bei den regelmäßigen Angeboten oder den Events. Wichtig ist: Das Spielen muss beginnen. Oder abgewandelt nach Vince Lombardi aus den USA: Spielen ist nicht das Wichtigste im Leben, es ist das Einzige was zählt. Alles andere ist doch nur „drumrum“. Da schließt sich der Bogen, das ist die Alternative!

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Ein Highlight ist ja auch jedes Jahr die „Bolz-WM“. Wie kamt Ihr auf die Idee, gerade sie ins Leben zu rufen, und wie ist die Resonanz? Die Bolz-WM ist die Alternativweltmeisterschaft im Fußball, bei der, anders als bei einer Fernseh-WM, Menschen jenseits des kommerziellen InTagesSatz

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D E R S T O L P ERSTEIN

Aus der Weltraumforschung * GLOSSE VON CHRISTOPHER PILTZ

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Jörg „Yogi“ Müller

eit Wochen beobachte ich aufmerksam meinen Mitbewohner. Vielmehr: Ich starre unentwegt auf seine Haare. Jedes Mal, wenn ich ihm begegne, geht mein Blick skeptisch-prüfend auf seinen Haarschopf. Es begann damit, dass ich sein neues Shampoo in der Dusche fand. „Total Repair Schwerelos Shampoo“ stand drauf. Ich stutze, las mir den Schriftzug wieder durch. „Schwerelos Shampoo“ – nein, ich irrte mich nicht. Dieses Shampoo musste eine Neuentwicklung aus den Labors der NASA sein, eine bislang unentdeckte Substanz, die eine Eigenschaft zu haben scheint, die sich viele wünschen: Sie ist schwerelos! Langsam nahm ich die Plastikflasche in die Hand. Sie war nicht leichter als andere Shampoos. Ich überlegte, ob ich den Deckel öffnen könnte, ohne das mir gleich dickflüssiges Haarwaschmittel entgegen schwebt und sich im Raum verteilt. Aber es passierte – nichts. Ich atmete durch und stellte die Flasche wieder zurück. So verrückt war die Industrie dann doch nicht. Wie kommen die nur darauf, ein Haarwaschmittel als „schwerelos“ zu titulieren, wenn es nie schwerelos sein kann und auch den Benutzer nicht schwerelos macht? Denn, nach ausgiebigen Beobachtungen stellte ich fest, dass die Haare meines Mitbewohners nicht denen von Albert Einstein oder Urban Priol ähnelten. Sie liegen ruhig auf dem Kopf, kein Haar scheint sich abnormal zu verhalten. Da wurde anscheinend doch keine revolutionäre Erfindung gemacht, die unbemerkt aus den Labors auf den Markt kam. Enttäuschung machte sich bei dieser Erkenntnis breit. Ich hatte mir schon detailliert ausgemalt, was alles auf das schwerelose Shampoo folgen würde: Erst die schwerelose Hautcreme, damit der Körper leichter wird, dann schwerelose Getränke und Lebensmittel, bis letztendlich der ganze Mensch schwerelos durch die Innenstädte schweben würde – immer mit ein paar Gewichten an den Füßen, damit er nicht unbeabsichtigt im Weltraum verschwindet. Wie Löwenzahnsamen würden wir alle durch die Welt gleiten, wohin der Wind uns trägt... Hallo, aufwachen! So romantisch, wie das klingt, ist es dann doch nicht. Also, immer auf dem Boden bleiben und aufmerksam durch die Geschäfte gehen – denn das Shampoo ist nur ein recht harmloser Fall von Etikettenschwindel, wie wir ihn so häufig bei Pflegeprodukten und Lebensmitteln haben.

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TagesSatz

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misterQM (photocase.com)

PARAGRAPHENR E I T E R

Im Namen des Volkes

Das notwendige Übel bleibt! GEDANKEN ZUR HARTZ IV Reform

Viel Wirbel wurde um die Hartz-IV-Reform gemacht. Seit Ende Februar liegt diese nun vor. Was von der Politik als Erfolg gehandelt wurde, sorgt bei den Betroffenen (in Zukunft Leistungsberechtigte) nicht unbedingt für Freudenstrahlen.

* HANS PETER PUNG

W

ir hatten bereits im Vorfeld darüber berichtet, dass die Reform für Leistungsberechtigte nur dürftige Verbesserungen mit sich bringen wird. Neben der bereits geplanten Erhöhung auf 364 Euro (rückwirkend ab 01.01.2011) wird der Regelbedarf am 01.01.2012 um weitere 3 Euro angehoben. Diese Erhöhung geschieht unabhängig von der im Gesetz festgelegten jährlichen Anpassung der Leistung. HartzIV-Empfänger werden sich also auch in Zukunft einschränken müssen. Dies ist politisch so gewollt. Schließlich soll die „soziale Hängematte“ nicht allzu bequem sein. Der finanzielle Anreiz, eine Tätigkeit anzunehmen, soll erhalten bleiben, auch wenn die Arbeit noch so schlecht bezahlt wird. Dabei steht im § 1 Abs. 1: „Die Grundsicherung für Arbeitssuchende soll es Leistungsberechtigten ermöglichen, ein Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht“. Mal ganz ehrlich, die Würde des Menschen hängt ja nicht nur von materiellen Dingen ab. So wird die Politik auch mal erklären müssen, wie es mit der Würde des Menschen zu vereinbaren ist, wenn man Empfänger von staatlichen Transferleistungen ständig in die Ecke der Betrüger stellt.

Gleich nach der Verabschiedung der Hartz-IV-Reform kam die Frage auf, ob die Vorgaben des Verfassungsgerichtes erfüllt wurden. Die wesentliche Frage hierbei: Ist das von der Bundesregierung gewählte Verfahren zur Ermittlung des Regelbedarfs transparent genug, um die Vorgaben der Bundesrichter zu erfüllen? Dies gilt besonders für den Bedarf von Kindern und Jugendlichen. Die Linke, die Grünen und auch die SPD haben bereits angekündigt, die Reform dem Verfassungsgericht erneut zur Prüfung vorlegen zu wollen. Meiner Meinung

mit der Grundsicherung für Arbeitssuchende auch die Erwerbsfähigkeit erhalten beziehungsweise verbessert oder wieder hergestellt werden soll. Das Lieblingskind von Ministerin von der Leyen innerhalb der Hartz-IVReform ist sicherlich die „Leistung für Bildung und Teilhabe“. Diese soll Kindern und Jugendlichen die Teilhabe am kulturellen und sozialen Leben sichern. Ferner soll die schulische Leistung zum Beispiel durch notwendige Nachhilfe verbessert werden. Der Etat hierfür wurde noch einmal erhöht. Zusätzlich sollen auch Kinder von Geringverdienern in den Genuss dieser Leistung kommen. Leider ist diese Regelung zu einem bürokratischen Monstrum geworden. Alle Leistungen müssen beantragt werden. Der Fallmanager der zuständigen Arbeitsagentur soll Familien über die Möglichkeiten dieser Regelung aufklären. Dazu soll auch mit Schulen zusammengearbeitet werden, die dem „Jobcenter“ den Nachhilfebedarf melden sollen. Dort soll dann die Nachhilfe angeregt werden. Ob diese Idee funktionieren wird, muss abgewartet werden. Es ist jedoch zu befürchten, dass diese Leistung in der Mühle der Bürokratie verloren geht.

Ist die Reform verfassungswidrig?

TagesSatz

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nach wäre es gut, wenn sich das Gericht endlich einmal mit dem Regelsatz selbst befassen würde. So lange das Gericht hier keine klaren Grenzen setzt, bleibt der Regelsatz Spielball der Politik. Aber genau dies soll er ja nicht sein. Wenn die Grundsicherung es ermöglichen soll, ein Leben in Würde führen zu können, stellt sich natürlich die Frage, welche Voraussetzungen hierfür erforderlich sind? Wie muss zum Beispiel ein Warenkorb für Arbeitssuchende aussehen? Reicht es aus, wenn damit der Bauch gefüllt werden kann, oder muss die Ernährung ausgewogen sein? Zumal

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GÖTTINGEN

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ax S. wandte sich Anfang März an die Presse und entschuldigte sich für seine Kommentare. So berichtet die HNA am 4. März unter Berufung auf Max S., dass dieser seine Beiträge in einer schwierigen Lebensphase verfasst und sich derweil über die gesamte Thematik kundig gemacht habe. „Heute schäme ich mich dafür, diese den Tatsachen eindeutig nicht gerecht werdenden Texte verfasst zu haben“, zitiert die HNA Max S.

Der Göttinger Medizinstudent Max S. leugnete im Internetforum Thiazi öffentlich den Holocaust. Das Forum ist eines der größten deutschen Internetforen von und für Nazis. Inzwischen ermittelt die Göttinger Staatsanwaltschaft gegen den Studenten wegen des Verdachts der Volksverhetzung, nachdem ihm die Göttinger Antifa auf die Schliche gekommen war.

* JÖRG SANDERS

stische Gesinnung, hetzt gegen Juden und klagt den millionenfachen Mord von deutschen Kriegsgefangenen an. Aus Angst vor Repressionen wählte Max S. den Weg über das Internet, um Gleichgesinnte zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen. Unter dem Betreff „Dienstantritt“ schreibt er am 12. Mai 2008: „Ich hab mich mal hier angemeldet, weil ich hier mal Gesinnungsgenossen zu treffen hoffe. Ich bin nationalistisch eingestellt und da muss man im realen Leben ja ziemlich aufpassen, was man sagt. Da ist ein Forum einfacher und ungefährlicher.“ Einer Partei gehöre er bisher

nicht an, „überlege […] aber eventuell, in die NPD einzutreten.“ Die erste Antwort auf diesen Beitrag lautet: „Heil Dir und willkommen!“ Max S.‘ Konto bei Thiazi ist inzwischen inaktiv. Auskünfte und Stellungnahmen waren bis Redaktionsschluss weder von der Staatsanwaltschaft noch von Max S. zu bekommen. Sollte sich der Tatbestand der Volksverhetzung bewahrheiten, wird sich die Entschuldigung von Max S. höchstens strafmildernd auswirken. Ihm drohen eine Geld- oder gar Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

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thiazi.net

Am 4. Februar wies die Antifa im Internet und mit auf dem Campus verteilten Flugblättern auf den Studenten hin. Unter dem Pseudonym „Priess“ – angelehnt an Hermann Prieß, einem Offizier der Waffen-SS – verfasste der Göttinger Medizinstudent zwischen 2008 und 2011 im Internetforum Thiazi rund 150 Beiträge. Max S. leugnet in diesem Forum den Holocaust. So schreibt er unter anderem am 19. Mai 2009: „Nun ist der Holo[caust] ja bekanntlich die größte Lüge der Menschheitsgeschichte. […] Es gab zwar keinen Holocaust, begangen an Juden durch Deutsche, wohl aber einen Holocaust, begangen an Deutschen durch Juden.“ Und weiter schreibt er: „Die jüdischen Mörder sitzen in Israel und genießen dort ihren Lebensabend. Mir wird schlecht.“

Göttinger Medizinstudent leugnet den Holocaust

Max S. leugnet nicht die Existenz von Konzentrationslagern. Er schreibt am 12. Mai 2008, dass Menschen in den KZs jedoch an Mangelernährung und Seuchen starben. Er bestreitet, dass Juden in den KZs vergast wurden und auch entsprechende Beweise. „Mit Vergasungen haben diese Bilder nichts zu tun. Einige Bilder sind sogar gefälscht, denn sie zeigen Leichen ermordeter Deutsche nach alliierten Terrorangriffen.“ Weiter schreibt Max S.: „Zyklon B wurde an alle KL [Konzentrationslager] geliefert, […] Funktion von Zyklon B war die Entlausung von Kleidern.“ In ausführlichen Beiträgen versucht Max S., sämtliche Beweise des Holocaust zu revidieren.

„Die jüdischen Mörder sitzen in Israel“

In zahlreichen weiteren Beiträgen verbreitet Max S. seine nationalsoziali18

TagesSatz

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GÖTTI N G E N

Pöbeln, Prügeln, Polizei Seit einiger Zeit ist auf der Nikolaistraße an Wochenenden buchstäblich die Hölle los – ein Blick in die entnervten Gesichter der aufgebrachten Anwohner spricht Bände.

* WIBKE STEINKRAUSS

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Aber nicht nur den Anwohnern ist nachts mulmig angesichts der betrunkenen Massen. „Es ist schon gefährlich hier. Wir haben oft Angst“, gesteht ein Angestellter eines Imbiss-Betriebes – ein großer, muskulös gebauter Mittdreißiger. Erst vorherige Woche habe er großes Glück gehabt, als sich die Aggressivität zweier Jugendlicher, die in seinem Laden aneinander geraten waren, plötzlich gegen ihn richtete. Die Polizei, die auf der Straße bereits mit einer anderen Gruppe beschäftigt war, konnte rechtzeitig eingreifen. Dennoch – Ärger hin oder her: „Fürs Geschäft läuft es sehr gut, seit hier so viel mehr los ist.“ Doch ein Wochenende ohne Pöbeln, Prügeln und Polizei sei auf der Nikolaistraße nicht mehr denkbar. In den Augen der meisten Anwohner und der Polizei ist die Lage tatsächlich geradezu dramatisch. Daher hat die Stadt zu einer Krisensitzung geladen. In Zukunft soll nun ein von den Kiosken eingeführtes Pfandsystem verhindern, dass die Straße allabendlich

in eine Scherbenlandschaft verwandelt wird. Die Bierausgabe soll zudem nach Mitternacht auf sechs Bier pro Person beschränkt werden und das GAP will zukünftig nur noch Besucher ab 18 Jahren einlassen. Weniger Lärm, weniger Verschmutzung und mehr Jugendschutz: „Diesen Zielen ist man deutlich näher gekommen“ – so zumindest das Resümee seitens der Stadt. Die Realität stimmt jedoch weniger optimistisch. Die Bilanz des Wochenendes nach der Krisensitzung: Der Lärm scheint fast schlimmer als zuvor, ein Polizist wird nach einer Schlägerei im Zuge der Festnahme verletzt. Wieder liegen zerbrochene Flaschen auf der Straße. Einzig die verschärften Einlassbedingungen im Gap können die Lage vielleicht etwas entspannen. Noch ist es nachts relativ kalt draußen. Aber sobald der Sommer kommt, könnte es in der Nikolaistraße noch schlimmer werden, sofern sich nichts Grundlegendes ändert.

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Detlef „Rocky“ Bernhard

aut sei es hier ja schon immer gewesen. Doch seit mit dem GAP ein weiterer Club auf der Partymeile eröffnet hat, erreichen die Zustände eine neue Dimension: In den Hauseingängen mischt sich Urin mit Erbrochenem, auch vor Vandalismus und Körperverletzung macht das zunehmend jüngere Publikum keinen Halt. Rund 400 Polizeieinsätze habe es hier im vergangenen Jahr gegeben – Tendenz steigend. Allein der nächtliche Lärm stellt für einige Anwohner eine so massive Belästigung dar, dass sie am Wochenende lieber flüchten – irgendwohin, wo sie Schlaf finden können. Wenn die Lage draußen mal wieder eskaliert, tauchen die Köpfe hinter den vorgezogenen Gardinen hervor und beobachten aus sicherer Entfernung das Geschehen. Spätestens, wenn die Wohnung vom Blaulicht der Polizeiwagen erhellt wird, ist es mit dem Schlaf für jeden vorbei, der nicht mit dem Schlafverhalten eines Murmeltiers gesegnet ist oder sich in weiser Voraussicht mit Ohrstöpseln für die Nacht gerüstet hat.

Die Stadt hat zu einer Krisensitzung geladen

TagesSatz

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GÖTTINGEN GEDANKEN EINER TAGESSATZ-VERKÄUFERIN

Die Würde der Frau ist unantastbar!?

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ls ich mal wieder in der Innenstadt mit meiner Zeitung stand, wurde ich auf eine Aktion zum Weltfrauentag aufmerksam. Mehrere Gruppen junger, motivierter Menschen verteilten Flyer mit allerhand Zahlen und Fakten zum immer noch währenden Prozess der Emanzipation. Und was ich da las, motivierte mich, auch einen Artikel über den steinigen Weg der Frauen zu schreiben. Es gibt zu denken, dass die emanzipatorische Bewegung durch die Medien übergangen, ihr sogar entgegengewirkt wird. Den Fortschritten, die über ein Jahrhundert vorangetrieben wurden – hier sind besonders das Frauenwahlrecht seit 1918 und die Frauenbewegung in den sechziger Jahren hervorzuheben – scheint viel entgegen geworfen zu werden.

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* SABINE SCHWEER

Heute ist „Germany‘s next Topmodel“ das Ideal vieler Frauen; perfektes Aussehen und eine fast unerreichbare Figur sind Maßstäbe. Viele Frauen wollen scheinbar lieber schön als schlau sein. Der Sexismus macht offensichtlich auch vor Frauenköpfen keinen Halt. „Glamour-Models“, wie Nacktmodels heute heißen, verkaufen ihre bloßen Leiber, und Pornografie ist kaum noch ein Tabuthema in der Gesellschaft. Das Streben nach Perfektion treibt Frauen in die seelische und körperliche Zerstörung durch zwanghaft magersüchtiges Verhalten. Frauen scheinen nach wie vor in vielen und bedeutenden Bereichen der Gesellschaft benachteiligt zu werden. Sieht man mal von den Medien ab, finden sich zum Beispiel sexistische Züge auch im Berufsleben – Frauen verdie-

nen rund ein Viertel weniger als Männer und müssen sich rechtfertigen, wenn sie zugunsten ihres Berufs ihr Kind in die KiTa geben. Wenn Frau dann doch den Kindern zuliebe daheim bleibt, hat sie keinen Anspruch auf Gehalt und Rente und ist finanziell von ihrem Mann abhängig. Damit es so nicht noch einmal hundert Jahre dauert, kämpfen Frauen weiterhin gegen die patriarchale Ausbeutung und Abwertung bezahlter und unbezahlter Arbeitsleistung, für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit, für die Abschaffung prekärer Lebensbedingungen, für die Befreiung von Schönheitszwängen, für ein Ende von sexueller Gewalt und der Unterdrückung von Frauen, Mädchen, Trans und Queers in der ganzen Welt.

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TagesSatz

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Jörg „Yogi“ Müller

GÖTTIN G E N

Straßengeflüster Im November 2010 startete das diesjährige Filmfestival der Aktion Mensch mit dem Titel „Uebermut – Engagiert. Couragiert. Kontrovers“. In hundert Städten in Deutschland wurden und werden noch bis November 2011 zehn bewegende und sozialkritische Filme präsentiert. So wurden auch im Göttinger Kino Lumière Ende März die Streifen gezeigt – unter anderem „Die Kinder von Don Quijote“ in Zusammenarbeit mit dem TagesSatz. Das Konzept des Filmfestivals ist simple: Innerhalb eines Jahres werden zehn Filme, die sich mit sozialen Problemen und unbeachteten Konflikten beschäftigen, in hundert Städten gezeigt. Viele Straßenzeitungen unterstützen das Filmfestival in ihren Städten mit Informationsständen, Diskussionen und Publikumsgesprächen – Hinz & Kuntz aus Hamburg, der Straßenfeger aus Berlin oder die südwestdeutsche Straßenzeitung Trottwar, einer der Filmpartner des Festivals.

Winkeladvokat

In dem Film „Rough Aunties“ wird eine Hilfsorganisation gezeigt, die sich für missbrauchte Kinder in Südafrika einsetzt. Ein anderer Film porträtiert den Richter und

TagesSatz

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„Doctorixe“ kämpfen für Gleichberechtigung Tragen eitle Menschen Doktortitel oder machen Doktortitel eitel? Seit dem Medienspektakel um Guttenberg ist dieses Thema in ein weniger ruhmreiches Licht gerückt und man fragt sich schon, wie viel Interesse der Wissenschaft selber gilt. Bereits vor einigen Jahren hatte das Verwaltungsgericht Hannover mit einem exotischen Fall zu tun: Eine junge Tiermedizinerin hatte ihre Doktorarbeit in mühevoller Kleinstarbeit vollendet. Dennoch war sie nicht glücklich. Die Bezeichnung „Doctor“ sei, grammatikalisch betrachtet, männlich. Die eitle Wissenschaftlerin fühlte sich diskriminiert und wollte ihre Promotionsurkunde ändern lassen: „Doctora“ klinge in ihren Ohren passender, meinte die emanzipierte Streitbare. Da die Hochschule sich weigerte, wurde die Justiz bemüht. Und schon rollten eine Menge Fragen auf das Gericht zu: Konnten Frauen im alten Rom überhaupt ei-

* CHRISTOPHER PILTZ Staatsanwalt Fritz Bauer, der maßgeblich den Frankfurter Auschwitzprozess initiierte. Und in „Die Zeit ihres Lebens“ werden drei Frauen begleitet, die sich noch im hohen Alter politisch engagieren. Diese drei Beispiele zeigen, wie vielfältig die Themenpalette bei dem vierten Filmfestival ist. Doch eines haben alle Filme gemein: Es werden immer Menschen gezeigt, die sich mit Mut und Engagement für ihre Mitmenschen und Umwelt einsetzen – ganz im Sinne des Festivalmottos „Den Mutigen gehört die Welt“. Noch bis November 2011 findet das Filmfestival unter anderem in Osnabrück, Hannover, Braunschweig und vom 05. bis 11. Mai 2011 in den Balikinos in Kassel statt.

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MEHR ZUM THEMA: www.uebermut.de

* ANDREA TIEDEMANN nen Doktortitel erwerben? Und wenn ja, wie lautete der weibliche Titel? Die Klägerin argumentierte, es gäbe ja auch Neu- und Gegenwartslatein. Insofern sei „Doctora“ der angemessene Begriff. Doch das Gericht sah sich nicht in der Pflicht, die tote lateinische Sprache für solch einen Spezialfall fortzuentwickeln. Eine solche Kompetenz stehe den Robenträgern überhaupt nicht zu, schließlich seien sie keine Latein-Experten. Die „kleine lateinische Formenlehre“ aus dem Jahr 1948 brachte schließlich Rettung: Der feminine Doktorgrad lautet „Doctorix“. Für diese Bezeichnung, welche ein bisschen an Asterix und Obelix erinnert, war die junge Tiermedizinerin dann aber doch zu eitel.

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KASSEL

Thomas erzählt

Türkische Bekanntschaft

* THOMAS SCHWAB

Ich hatte wie so oft einen Kater, ging zur Tankstelle, und nachdem ich mir ein paar Dosen kaltes Bier gekauft hatte, steuerte ich auf die kleine Bank an der Fulda zu. Es war ein sonniger Junimorgen, und in den gegenüberliegenden Schrebergärten kratzte ein älterer Mann in einem Salatbeet herum.

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r war klein, trug einen alten Anzug, und aus der Hosentasche baumelte der Tasbih, die islamische Gebetskette. Freundlich grüßte er: „Guten Morgen. Schon heiß heute. Ist erst um neun!“ Ich hob ihm meine Bierdose entgegen „Da hilft das hier! Auch eine? Ist schön kalt.“ Er kam näher, sah sich vorsichtig über die Schulter um und sagte dann: „Eigentlich verboten, aber heute so heiß.“ „Du meinst, Allah verzeiht?“ „Allah ja, aber meine Frau... weiß nicht.“

„Na, du jetzt Moslem, du glaubst Gott, du gesagt, gibt nur ein Gott und Mohammed ist Prophet.“

Der freundliche alte Mann ließ seine Hacke dort, wo er sie fallengelassen hatte, und verschwand.

Aua. Ich bat mir Bedenkzeit aus, müsse noch Sitten und Gebete lernen und so weiter. Er wirkte etwas enttäuscht, war aber nicht böse. Trotz seines Alters war Öztürk eben ein moderner Moslem.

Wir trafen uns oft an der Bank. Es war immer interessant. Es ging um Kopftuch und Schleier, Verprügeln der Frau, Schweinefleisch, Alkohol und Dschihad – alle Vorbehalte, die ein Nichtmoslem hat, führte ich ins Feld. Er lächelte freundlich und entkräftete fast alle, meist mit einem Zitat aus dem Koran.

Auch was den Alkohol betraf. Wir tranken wieder einmal zusammen in seinem kleinen Garten und ich begann: „Hör mal, Kotztürk...“. Der alte Herr schaute mich still an, so still, dass ich augenblicklich verstummte.

Jörg „Yogi“ Müller

Dann wischte er seine Hand säuberlich am Anzug ab, reichte sie mir und sagte: „Mein Name ist Öztürk.“

„Morgen wieder hier? Ich jetzt nach Hause zu Özgül, meine Frau, weißt Du.“

Wir erzählten uns, was wir so machten – ich war arbeitslos. „Junger Mann braucht Arbeit, sehr schwer heute, aber immer versuchen, bis klappt“, war sein Kommentar. Er selbst habe immer Arbeit gehabt und die ganze Frankfurter Straße gebaut. Ich schaute ihn zweifelnd an, aber er blieb dabei. „Ganze Frankfurter Straße, ich schwöre!“ „Na ja“, sagte er dann, „Häuser nicht, aber Straße, alle Steine, alle.“

Einmal fragte er mich: „Glaubst Du an Gott, Thomas?“ „Ja“, antwortete ich wahrheitsgemäß.

„Jetzt Rentner, wenig Geld.“

„Wohin denn?“ fragte ich erstaunt.

Aha. Das klang schon anders, er war also einer von diesen türkischen Gastarbeitern, die man in das Wunderland Deutschland gelockt hatte.

„ In die Moschee, es allen erzählen!“

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„Nur an einen? Und... der Jesus?“ „Ich bin kein Christ, wenn Du das meinst.“ Dann, ganz gespannt: „Und Mohammed, ist der ein Prophet?“ Ich zögerte. „Also... Ja.“ „Das ist gut, das ist gut“, freute er sich. „Komm mit!“

„Ja, was denn?“

Er richtete sich etwas auf, reichte mir die Hand und sagte ernst: „Du nicht richtig verstanden, Thomas. Mein Name ist Öztürk.“ Dieser würdevolle Ernst, mit dem er mich auf meine Unverschämtheit hinwies, und sein überlegenes Lächeln haben mich tief beschämt. Und gleich setzte er hinzu: „Wir gehen jetzt nach Haus, zu mir. Du heute mein Gast.“ „Aber deine Frau“ wandte ich ein. „Das heute egal, wenn Gast da, alles okay.“ „Und wenn ich wieder weg bin?“ Kopf schütteln, Kopf kratzen, GrinTagesSatz

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KA S S E L sen: „Oh Allah,...Eijeijei.“

türk nicht einmal Alkohol. Das war bestimmt sein größtes Opfer...

Wir gingen los. Ich kannte den roten fünfstöckigen Ziegelbau mit den vielen Satellitenschüsseln, der einsam auf einem Trümmergrundstück stand. Er hatte den Krieg überstanden. Im Frühherbst saßen dort oft ein paar Frauen im Gras, spannen Wolle und schwatzten. Im zweiten Stock wohnten sie, Öztürk, der „wahre Türke“ und Özgül, deren Name „wie eine Rose“ bedeutet. Özgül zögerte ein wenig, als sie mir die Hand reichte. Sie sei das nicht gewohnt, erklärte mir Öztürk später. Streng erzogene Moslems reichten einer Frau niemals die Hand. Das stehe aber nicht im Koran, sondern sei Tradition. „Das ist Thomas, mein Freund“, stellte mich Öztürk vor. „Und das meine liebe Frau Özgül.“ Sie lächelte erst, schnupperte dann an ihm. „Öztürk“, sagte sie strafend und

Aber dieses Fastenbrechen war für mich eine Leistung: Es gab buchstäblich alles, und besonders das schrecklich süße „Helva“, eine Art Marzipan, musste ich immer wieder probieren. Sie fütterten mich geradezu damit. Beim Abschied hatte ich nur einen Gedanken: ein eiskaltes Bier. Öztürk wohl auch, aber als er mitgehen wollte, sagte Özgül „Nein“, und er schaute mir mit traurigen Augen nach. Einmal öffnete mir ausnahmsweise Özgül. „Mein Mann im Bad“, sagte sie bedauernd. „Gehen rein.“ Mein Gott, hier stinkt es aber, dachte ich. Diesen Geruch kannte ich in der sonst so sauberen kleinen Wohnung nicht. Ich öffnete tapfer die Badezimmertür und prallte zurück: In der Badewanne schwamm eine blutige Masse, ein paar Knochen ragten heraus, und zwei tote Augen schauten mich an. Es stank entsetzlich.

war nichts mehr zu spüren. Meine Befürchtungen hatten sich nicht bestätigt. „Und die Sucuk-Wurst, wo ist die?“ „Erst noch trocknen und räuchern, gibt später.“ In den Genuß der Wurst sollte ich nicht mehr kommen. Im Herbst wurde Öztürk krank. Er verfiel zusehends, und der Arzt empfahl ein Pflegeheim. Dort wollte er nicht hin. „Und deine Kinder“, fragte ich. „Die wollen auch Pflegeheim. In Türkei Eltern gehen zu ihren Kindern. Aber meine Kinder integriert“, sagte er traurig. „Kein Platz für Eltern mehr.“ Auch eine Folge der allseits geforderten Integration. Entfremdung, Zerstörung der heimischen Kultur. Kurz vor Weihnachten starb Öztürk. Im April war auch Özgül tot. Kummer, Einsamkeit, Schmerz über den

Feiern nach dem Monat Ramadan lächelte gleich darauf wieder. Das Eis war gebrochen. „Wir beide aus gleiches Dorf“, sagte Öztürk. „Schönste Dorf von Welt, ich liebe Dorf“, setzte Özgül hinzu.

„Öztürk, was machst Du da?“ „Hammel schlachten, für Opferfest, später Sucuk, das türkische Wurst, machen, selber. Riecht ein bisschen.“ Wie musste diese Wurst erst „riechen“.

Von nun an war ich öfter bei Öztürk und seiner kleinen, etwas rundlichen Frau zu Gast.

Der Sommer verging und das „Fastenbrechen“ nach dem Monat Ramadan wurde gefeiert. Während der Fastenzeit aßen und tranken die beiden nichts vor Sonnenuntergang, Öz-

TagesSatz

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Später suchte ich die Gräber der beiden auf dem muslimischen Friedhof auf. Da lagen sie, das Gesicht nach Mekka gewandt, wie es die Tradition vorschreibt.

Ich verabschiedete mich eilig. „Du nicht helfen?“

Özgül schielte ein wenig auf dem rechten Auge.

Verlust ihres geliebten Öztürk? Ich weiß es nicht.

Heute könne ich leider, leider nicht, sagte ich ihm. Ich nahm Reißaus.

Aber ich glaube, dass Özgül nicht nur nach Mekka sah, sondern mit einem Auge auch ein wenig nach ihrem Heimatdorf schielte.

*

Als ich zum Opferfest eingeladen wurde, erwies sich der Hammel, ob gegrillt, gebraten, oder im Eintopf, als sehr gut. Von üblen Gerüchen

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KASSEL

Forderung nach einer neuen Esskultur Warum gibt es in unserer modernen Massengesellschaft so viele übergewichtige Menschen?

* FRITZ KROGMANN

D

ie Adipositas (Fettleibigkeit) ist weltweit auf dem Vormarsch – nicht nur in den Industrienationen, sondern bereits auch in den Schwellenländern. Zwar führen in einigen Fällen auch Krankheiten oder die Nebenwirkungen von Medikamenten zu Übergewicht, doch die Hauptursache für die Zunahme von Adipositas besteht in den gegenwärtigen Lebensbedingungen, die durch zu wenig körperliche Arbeit und Nahrungsüberfluss geprägt sind.

online-vital.net

Vor allem im Gesundheitssystem entsteht dadurch ein enormer zusätzlicher Kostenfaktor. Fettleibigkeit erhöht nicht nur das Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, sondern

führt auch zu Komplikationen bei der Wundheilung sowie zu Wirbelsäulenund Gelenkschäden, die eine Vielzahl von Therapien und operativen Eingriffen nötig machen. Untersuchungen haben ergeben, dass man extremes Übergewicht vor allem bei Personen mit „niedrigem sozialem Status“ findet. Doch auch die „Oberschicht“ ist betroffen. Ein Beispiel dafür ist Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl: Obwohl er fast jeden Sommer zum „Abspecken“ an den Wolfgangssee fuhr, führte seine Vorliebe für kalorienreiche Kost dazu, dass er im Laufe der Zeit immer fettleibiger wurde. Konventionelle Erklärungsansätze gehen davon aus, dass fettleibige Men-

schen neurotisch seien und ihre natürlichen Instinkte verloren hätten. Diese Theorie ist jedoch mit Sicherheit falsch. Da vor allem Fett, Zucker und Salz während der menschlichen Evolution stets rar waren, entwickelten unsere Vorfahren für Nahrungsmittel, die diese Stoffe enthielten, eine besondere Vorliebe und füllten sich damit – zum Beispiel nach erfolgreicher Jagd – den Magen so weit wie möglich. In Notzeiten konnten sie dann von dem in den Fettzellen abgespeicherten Nahrungsüberschuss zehren. Vor allem Kinder zeigen auch heute noch unverstellt, dass sie fettige Hamburger, salzige Pommes frites und zuckrige Coca Cola gern mögen, weil ihnen ihr Instinkt sagt, dass dies die richtige Nahrung sei. Bis ins 19. Jahrhundert hinein herrschte selbst in den heutigen Industrieländern noch Nahrungsknappheit. Erst in der Überflussgesellschaft wurde der Appetit auf Fett und Zucker zum Problem. Die Lebensmittelindustrie hat die instinktiven Vorlieben ihrer Kunden längst erkannt – das zeigt der Erfolg der Fast-Food-Ketten und das Überangebot an Tiefkühlpizza. Durch Farb- und Geruchsstoffe, Zuckerzusätze und Geschmacksverstärker wie Glutamat werden viele Industriespeisen und -getränke so verändert, dass natürliche Nahrung daneben fade schmeckt. Hinzu kommt, dass viele Menschen nicht mehr selbst kochen, sondern sich fast ausschließlich von Fertigprodukten ernähren.

Fettleibigkeit als Folge evolutionärer Programmierung Wenn die Politik hier nicht die Nahrungsmittelindustrie reguliert, kann kaum mit einer Änderung des Verbraucherverhaltens gerechnet werden. Vor allem wäre eine deutliche Kennzeichnung des Kaloriengehalts von Nahrungsmitteln notwendig. FastFood-Ketten könnten dazu verpflichtet werden, schmackhafte und ausreichend sättigende kalorienarme Produkte in ihr Angebot aufzunehmen. Auch eine Subventionierung von BioProdukten sollte erwogen werden.

*

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TagesSatz

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DIE KOCHNI S C H E

Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM

owik2 (photocase.com)

Leckere Gerichte für Sie entdeckt

Frühlingsküche Liebe Leserinnen und Leser, der Frühling steht vor der Tür. Die Natur erblüht, und wir können aus ihrem reichhaltigen Garten die schönsten Köstlichkeiten schöpfen. Wir haben für Sie Rezepte zusammengestellt, die hervorragend in den Frühling passen. Viel Spaß beim Nachkochen.

Kohl-Hack-Pfanne

Tipp: Wenn Sie die Pfanne pikanter gestalten wollen, reichen Sie eine Knoblauchsoße dazu.

Rucolasalat (4 Portionen / circa 2,50 Euro pro Portion)

250g Rucola, 1 Bund Basilikum, 500g Erdbeeren, 50g Käse (Parmesan oder Pecorino), 4 EL weißer Balsamico, 8 EL Olivenöl, Honig flüssig, 4 EL Pinienkerne, Salz, Pfeffer, 1 Baguette

(4 Portionen / circa 1,50 Euro pro Portion)

1 Spitzkohl, 2 Zwiebeln, 1 Knoblauchzehe, 400g Hackfleisch gemischt, Salz, Pfeffer, 500g Spätzle (Frische aus dem Kühlregal), 200ml Gemüsebrühe, 1 TL Tomatenmark, ½ Bund Schnittlauch, Öl Kohl putzen, vierteln, in Stücke schneiden, waschen. Knoblauch schälen, sehr fein würfeln. Zwiebeln schälen, würfeln. Öl in einer Pfanne erhitzen, Hackfleisch darin krümelig braten. Zwiebeln und Knoblauch zufügen, glasig dünsten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Tomatenmark zufügen und kurz mit anschwitzen. Brühe angießen. Kohl und Spätzle zufügen, circa drei Minuten köcheln lassen. In der Zwischenzeit Schnittlauch waschen, trocknen, in feine Ringe schneiden. Die Kohl-Hack-Pfanne auf Tellern anrichten, mit Schnittlauch bestreuen und heiß servieren. TagesSatz

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Pinienkerne in einer Pfanne ohne Öl goldgelb rösten. Rucola verlesen, waschen, trocknen, grob zerteilen. Basilikum waschen, trocknen, ebenfalls grob zerteilen. Erdbeeren waschen, vierteln. Balsamico und Olivenöl miteinander verrühren. Mit Salz und Pfeffer würzen. Jetzt etwas Honig zufügen, so dass eine feine Süße entsteht. Rucola und Basilikum miteinander vermischen. Auf vier Teller verteilen. Erdbeeren darüber verteilen. Pinienkerne drüber streuen. Mit dem Dressing übergießen. Käse darüber hobeln und zusammen mit dem Baguette servieren.

Scharfe Kartöffelchen (4 Portionen / circa 2,00 Euro pro Portion)

hackt, 400g Schmand, Zitronensaft, etwas Schnittlauch gehackt Kartoffeln gründlich waschen und mit Schale etwa 15 Minuten garen. Die Kartoffeln dürfen noch nicht vollständig gegart sein. Aus dem ÖL und den Gewürzen eine Marinade anrühren. Die Kartoffeln abgießen, etwas abdampfen lassen, noch warm in die Marinade geben und circa eine Stunde in der Marinade ziehen lassen. Mehrmals vorsichtig umrühren. Schmand in eine Schale geben, mit etwas Zitronensaft und Salz abschmecken. Schnittlauch nach Geschmack unterrühren und kalt stellen. Kartoffeln auf einem Backblech verteilen, im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad rund zwanzig Minuten backen. Die Kartoffeln dabei öfters wenden, so dass die Schale von allen Seiten knusprig braun wird. Zusammen mit dem SchmandDip servieren. Tipp: Die Schärfe können sie selbst beeinflussen, je nachdem, welches Paprikapulver (mild oder scharf) sie verwenden und indem die zugefügte Menge an Chiliflocken der gewünschten Schärfe angepasst wird.

1kg kleine neue Kartoffeln (z.B. Drillinge), 150ml Olivenöl, Paprikapulver, Salz, Chiliflocken getrocknet, Pfeffer, 1 El italienische Kräuter ge25


K U LT U RT I P PS

GÖTTINGEN

Agentur

Die Empfehlung

„Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ Ausstellung in der Alten Mensa Spricht man vom Zweiten Weltkrieg, denkt man zuerst an Großmächte der westlichen Welt. Dieser Vorstellung will die Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ entgegenwirken und auch aufmerksam machen. Zwangsarbeit in Afrika, Verschleppung chinesischer Frauen von japanischen

bis 29.05. Caricatura – Galerie für komische Kunst, Ks Guido Sieber: Rock‘n‘Roll-Fever Do & Fr 14.00 - 20.00 Uhr, Sa & So 12.00 - 20.00 Uhr bis 05.06. Kunsthalle Fridericianum (Friedrichsplatz), Ks Andro Wekua: Pink Wave Hunter Fr 01.04 - So 03.04. Lumière, Gö 6. Göttinger Stummfilmtage

* PIA ZOJER

Soldaten und Lateinamerika als Zufluchtsort politischer Flüchtlinge – dies und mehr ist vom 2. April bis 8. Mai in der Alten Mensa am Wilhelmsplatz zu sehen und zu hören. Eine Einführung gibt der Ausstellungsmacher und Autor Karl Rössel am Samstag, 2. April, um 19 Uhr. Außerdem folgen verschiedene Veranstaltungen, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Lumière.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ Alte Mensa am Wilhelmsplatz Wilhelmsplatz 3, 37073 Göttingen Öffnungszeiten Di 12.30 - 20.30 Uhr Mi, Fr-So 11.00 - 17.00 Uhr Do 12.30 - 17.00 Uhr

Di 05.04. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Acoustic Bar: offene Bühne Mi 06.04. / 19.30 - 21.00 Uhr Staatstheater (Schauspielhaus), Ks Woyzeck Mi 06.04. / 20.00 Uhr musa, Gö Dawai Dawai Do 07.04. / 19.30 Uhr Ev. Forum (Lutherplatz), Ks Kulturelle Bildung für alle: Schlüssel zur Integration: Dr. Max Fuchs Do 07.04 - So 10.04. Lumière, Gö 8. Internationales Improvisationstheater-Festival Do 08.04. / 19.30 Uhr FrauenLesbenZentrum (Goethestraße 44, Eingang Reginastraße), Ks

Sa 02.04. / 19.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks

Workshop: Aktiv in der Frauenbewegung

Pinar Selek: Lesung und Gespräch

Fr 08.04. / 20.30 Uhr Apex, Gö

So 03.04. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö

Pandit (Neo-Folk)

„Colours“ – Tanz- und Musikimpro

So 10.04. / 19.30 Uhr ThOP, Gö

So 03.04. / 11.00 - 12.00 Uhr Städtisches Museum, Gö

„Science Slam“ – offener Wissenschaftswettstreit. Publikum entscheidet!

Hundert Schritte Mittelalter. Kostümvorführungen des späten Mittelalters. So 03.04. / 20.15-22.15 Uhr Staatstheater (TIF), Ks Robert Redfords Hände Selig

Mo 11.04. / 20.00 Uhr Altes Rathaus, Gö Karen Duve: „Anständig essen“. Lesung ANZEIGE

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TagesSatz

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KULTURT I P P S

Vortrag von Wolfgang Gutberlet: Weniger gedankenlos und weniger vergeudet: globales Denken und Handeln

Die Empfehlung

Mi 13.04. / 17.00 Uhr Filmladen, Ks Mit einem Lächeln auf den Lippen: eine Hausarbeiterin ohne Papiere zieht vor das Arbeitsgericht (Filmemacherin Anne Frisius ist anwesend!) Mi 13.04. / 20.30 Uhr Musa-Saal, Gö (Axel) BOSSE. Rockkonzert Do 14.04. / 18.00 Städtisches Museum, Gö Mittelalterliches Menü in der historischen Atmosphäre des Museums. Von und mit Auszubildenden der Berufsfachschule Gastronomie der BBS Ritterplan. Kartenvorverkauf bis So, 10.04., an der Museumskasse. Do 14.04. / 20.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks „Geschlossene Gesellschaft“ (Premiere): Abschluß-Inszenierung des 6. Semesters der Schule für Darstellende Kunst Kassel

* HARALD WÖRNER

Kassel

Privat

Di 12.04. / 20.00 Uhr Anthroposophisches Zentrum (Wilhelmshöhe), Ks

Auf den Punkt gespielt „Kraan“ im Kulturzentrum Schlachthof Die 1970 in Ulm gegründeten Kraan, auf deren musikalisches Konto Klassiker wie „Andy Nogger“ und weitere gehen, zählen bis heute zu wegweisenden Vertretern des Fusion-Rock. Ihr innovativer, mit Psychedelic, World und Funk angereicherter Mix aus Rock und Jazz begeistert vor allem live. Zum „Vierzigjährigen“ präsentiert

die Band nun die neue CD „Diamonds“. Homogen im Zusammenspiel und geprägt von Hellmut Hattlers (Bass) und Jan Frides (Drums) elegant groovender Rhythmusarbeit, gepaart mit Peter Wolbrandts filigranen Saiten- und Synthesizer-Künsten, gelingt es Kraan, den bandtypischen Sound zu bewahren. Der besondere Reiz der Kompositionen liegt im Wechsel aus schwerelos anmutenden Jazz-Harmonien und melodisch packenden Rockthemen.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Kraan: Diamonds-CD-Release-Tour Kulturzentrum Schlachthof Fr 29.04. / 21.00 Uhr VVK: 17 Euro; AK 21 Euro www.schlachthof-kassel.de www.kraan.de

Sa 16.04. / 21.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks

Mi 27.04. / 20.15 Uhr Apex, Gö

Chuckamuck

Olivia Trummer Trio feat. Matthias Schriefl – Jazz.

Mi 20.04. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Blues Session

Do 28.04. / 19.45 Uhr DT, Gö Wiener Klassik – Gött. Symphonie

Fr 15.04. / 21.00 Uhr Nörgelbuff, Gö

Do 21.04. / 20.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks

L‘Uke - Eine Ukulele – Eine Stimme

Melanie Dekker: Singer/Songwriter

Sa 16.04. / 21.00 Uhr musa, Gö

So 24.04. / 21.00 Uhr Cartoon, Gö

Rainer von Vielen und Band „Elektro-Punk-Hop“

„Offene Bühne“. Equipment vorhanden.

Fr 29.04. / 21.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Kraan – Krautrock-Legende Sa 30.04. / 19.45 Uhr DT, Gö Das Leben der Fische ANZEIGE

a ff e n W ir v e r s c h n z v o ll e I h n e n g la A u ft r it te

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Melanie Swiatloch

K U LT U R G Ö TTINGEN

In die Verlängerung? Das Jahr 2011 scheint kein gutes für Liebhaber des traditionellen Lichtspieltheaters in Göttingen zu sein. Nachdem das Capitol in der Prinzenstraße bereits 2004 seine Pforten schließen musste, räumten Ende Januar und Mitte Februar dieses Jahres vorerst auch das Cinema und das Sterntheater das Feld.

F

ür das Sterntheater dürfte das Schicksal endgültig besiegelt sein. Nachdem das Kino im Januar 2009 von der Cinemaxx AG an die Vereinigten Kino Betriebe GmbH übergeben wurde, konnte der Fortbestand nach zweijährigem Betrieb nicht gesichert werden. Jetzt soll das Gebäude in der Sternstraße abgerissen werden und Platz für neue Immobilien schaffen. Ähnliches gilt für das Cinema. Durch den Verkauf des Hauses können die Räumlichkeiten nicht mehr für das Kino genutzt werden. Das Gebäude wird zwar erhalten bleiben, es finden jedoch bereits Umbauarbeiten statt, die das Haus schon bald in neuem Gewand erscheinen lassen werden. Eine bekannte Kleiderkette soll hier ihren Platz finden. Es gibt jedoch eine Initiative, die die ehemalige Kinobetreiberin Alexandra Kirchner, genannt Sandra, in einem Neustart des Cinema unterstützt. Die Filmkunstfreunde Göttingen gründeten sich im September 2010, als feststand, dass der neue Eigentümer etwas Lukrativeres mit den Räumen des Cinema vorhatte. Das „hat Empörung hervorgerufen“, so der Vorsitzende des Vereins Matthias Sonnenburg. Die Mitgliederzahlen wuchsen

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schnell von den anfänglichen 15 auf mittlerweile weit über hundert. „Es hat sich herausgestellt, dass es richtig Spaß macht in so einem Verein mit Gleichgesinnten zu arbeiten“, fährt er fort. Die Filmkunstfreunde erführen regen Zuspruch, auch seitens der Stadt. Oberbürgermeister Wolfgang Meyer, Stadträtin Dagmar SchlapeitBeck, Dagmar Sakowsky, kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion, und die Göttinger Kaufmannschaft hätten ihre Unterstützung zugesagt. Ein Koordinationsteam der Filmkunstfreunde, bei dem jeder herzlich willkommen ist, versucht unterdessen einen neuen Raum für das Cinema zu finden. Derzeit prüft die Universität Göttingen, ob sie Räume in der Innenstadt zur Verfügung stellen kann. „Wir hoffen mit der Universität ins Geschäft zu kommen“, erläutert Sonnenburg, denn „es ist wichtig, in der Innenstadt einen Kulturort zu erhalten, wo man andere Filme gucken kann.“ Mit „andere“ meint er ein Programm, das nicht in den modernen Multiplex-Kinos zu finden ist. Derzeit muss der Verein nur laufende Kosten decken. Bei Wiederaufnahme des Spielbetriebs soll sich das Cinema aber selbst tragen. Sonnen-

* MELANIE SWIATLOCH burg schließt eine zukünftige finanzielle Unterstützung des Kinos jedoch nicht vollkommen aus: „Die Leute gehen nicht mehr so oft ins Kino, es kann sein, dass so ein Kino nur läuft, wenn es von einem Verein unterstützt wird.“ So etwa wie beim Lumière, das kommunal gefördert wird. „Ich finde es gut, dass es das gibt, aber ich finde das reicht nicht aus“, so Sonnenburg. Die Filmkunst sei wie wenige andere Kunstformen geeignet, Menschen zu berühren, und es gäbe viele gute Filme, die das Menschliche transportierten. „Es ist ein ungeheurer Verlust, wenn man das in Göttingen so nicht mehr sehen könnte“, resümiert Sonnenburg. Bis das Cinema tatsächlich einen neuen Ort gefunden hat, soll es regelmäßig Live-Veranstaltungen in Form von Musik und Literatur geben, um die Marke Cinema in der Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten.

*

MEHR ZUM THEMA: Weitere Informationen über die Initiative und Termine für Veranstaltungen können Interessierte per E-Mail über filmkunstfreunde@ cinema-goettingen.de und unter www.cinema-goettingen.de erhalten.

TagesSatz

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W

oyzeck dient dem Haupt­ mann ei­nes Re­gi­ments als Bur­sche und ver­dient sich noch et­was hin­zu, in­dem er ei­nem Pro­ fes­sor als mensch­li­ches Ver­suchs­kanin­ chen nütz­lich ist. Mit Hil­fe einseiti­ger Erb­sen­nah­rung möch­te der Dok­tor de­ren Wir­kungs­wei­se auf den Stoff­ wech­sel er­for­schen. Haupt­mann und Dok­tor be­han­deln Woy­zeck he­rab­las­ send und schau­en zu, wenn die­ser sich quält und in Wahn­vor­stel­lun­gen ver­ irrt. Zum klein­städ­ti­schen Le­ben ge­ hö­ren auch schi­cke Sol­da­ten in schmu­ cken Unifor­men, de­nen Woy­zecks Le­ bens­ge­fähr­tin Ma­rie, mit der er ein un­ ehe­li­ches Kind hat, nicht widerstehen kann. Aus der Mi­schung von He­rab­ wür­di­gung, kör­per­li­cher wie geis­ti­ger Zer­rüt­tung und drohen­dem Ver­lust von Be­zie­hung und Ver­trau­en re­sul­tiert schließ­lich Woy­zecks Mord an Ma­rie. Es ist gut, die­sen Klas­si­ker des The­a­ ters zu ken­nen, wenn man sich die neue In­sze­nie­rung des Woy­zeck von Mar­ kus Dietz an­schaut. Sie ist weit­ge­hend text­ge­treu, wirkt aber durch poin­tier­ te Zu­sät­ze oder Verände­run­gen doch so an­ders, näm­lich als eher abst­rak­te Pa­ra­bel auf eine trost­lo­se Welt, in der menschliches Mit­ei­nan­der au­ßer­halb von se­xu­el­lem Be­geh­ren fehlt. Be­son­ders an die­ser Auf­füh­rung ist die Mi­schung aus re­a­lis­tisch oder eher abst­rakt dar­ge­stell­ten Charakteren. Woyzeck, her­vor­ra­gend be­setzt mit Bernd Höl­scher, ver­kör­pert die „Un­ter­ schicht“ wirklichkeitsnah. Von der ab­ ge­tra­ge­nen, schlecht­sit­zen­den, un­sau­ be­ren Klei­dung über sei­ne un­ge­pfleg­te dick­li­che Phy­si­og­no­mie, sei­nen schwit­ zen­den Kör­per bis hin zu sei­nem un­ kon­trol­lier­ten Ver­hal­ten ge­hört er zu den Ver­lie­rern. Er ver­kör­pert Hilf­lo­sig­ keit und Not ei­ner­seits, übt per­spek­ tivlo­se Auf­leh­nung anderer­seits. Wohl im Ge­dächt­nis blei­ben wird eine schier un­end­li­che Sze­ne, in der er ber­ser­ker­ haft den Bret­ter­bo­den der Büh­ne Stück für Stück auf­reißt. Re­al­is­tisch wirkt auch das Kind And­res. Von schmächtiger Sta­tur und mit ernst-trot­zi­gem Blick ver­sucht es zu kom­mu­ni­zie­ren, wen­det sich aber ab, wenn Ma­rie oder Woy­zeck es für ei­ge­ne Be­dürf­tig­keits­ mo­men­te in An­spruch neh­men wol­len. TagesSatz

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N. Klinger

KULTUR KA S S E L

Vom An­lass zur Ge­walt „Woy­zeck“ am Staats­the­a­ter Kas­sel In Büchners frag­men­ta­ri­schem Dra­ma aus dem Jah­re 1836/37 glaubt man sich in das Mi­lieu ei­ner Kleinstadt ver­setzt.

* REZENSION VON NORA MEY Dagegen ste­hen die eher sti­li­sier­ten Fi­ gu­ren. Der Haupt­mann, ar­ro­gant-fies gespielt von Tho­mas Mecze­le, ist ein Boss im sei­denglän­zen­dem An­zug, der ohne wirk­li­chen An­lass quält und Ver­ ach­tung spü­ren lässt. Der Dok­tor (Da­ ni­el Scholz) ist ein wis­sen­schaft­li­cher Be­obach­ter, den nur sein Ex­pe­ri­ment in­te­res­siert. Wenn bei­de abwech­selnd Woy­zeck ein paar Schei­ne zuste­cken, da­mit er stil­l hält, wirkt das eben­so ab­gren­zend wie ihre man­geln­de An­ teil­nah­me. Ma­ries Lieb­ha­ber (Frank Richartz) kon­zen­triert sich ganz auf Kör­per­lich­keit und Sexu­a­li­tät. Um­ ge­ben ist er von Ver­gnü­gungs­gän­gern, die sich amü­sie­ren wol­len nach dem Mot­to „Fuck the Pain Away.“ Ma­rie, ge­spielt von Bir­te Leest, ver­mit­telt die bei­den Wel­ten. Mit Kind und Exis­tenz an Woy­zeck ge­bun­den, lei­det sie an sei­ner Ver­wirrt­heit, ist selbst un­glück­ lich. Es bleibt ihr die se­xu­el­le At­trak­ti­ vi­tät, um kurz­fris­ti­ge Glücks­mo­men­ te zu er­ha­schen.

Zwei hoff­nungs­fer­ne Wel­ten

Den pas­s en­d en Rah­m en schafft ein kar­ges Büh­nen­bild von Mayke Heg­ger: Ein Bret­ter­bo­den, eine Bank und ein paar sich sen­ken­de, nack­te Glüh­bir­nen. Kein Zu­hau­se. Raf­fi­niert ist die­se Welt den­noch. Das Spiel mit den Glüh­bir­nen schafft im­mer wie­der eine höh­len­haf­te At­mo­sphä­re, in der sich die Fi­gu­ren fan­gen, sei es im Akt, sei es im Mord. Und der Bret­ter­bo­den, in gro­ßen Tei­len weg­ge­ris­sen, hat das Was­ser da­run­ter ver­bor­gen, mit dem und in dem die Men­schen fort­an zu kämp­fen ha­ben. Ein star­ke, kon­zen­trier­te In­sze­nie­rung von ho­her In­ten­si­tät, tol­le Schau­spie­ ler. Fast hat es ei­nem die Sprache ver­ schla­gen, wenn man das The­a­ter ver­ lässt.

*

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Isabel Winarsch

H I N T E R D E N KULISSEN

Überdrehte Revue-Satire-Schlacht „Wunderkinder“ im Deutschen Theater Göttingen

* REZENSIERT VON ANDREA TIEDEMANN

E

in außergewöhnlicher Theaterabend muss nicht unbedingt gut sein. Das freie Theaterensemble andcompany&Co hat den Film „Wunderkinder“ auf die Bühne gebracht. Die satirische Revue über vierzig Jahre Deutschland-Geschichte wirkt leider in der Gesamtschau nicht überzeugend. Einzelne schauspielerische Höhepunkte werden durch die kommentierende und überdrehte Regiearbeit (Team) in den Schatten gestellt. Nur dann, wenn die Schauspieler sich selbst überlassen bleiben, befreit von selbstgemalten Bühnenbildern und überdimensionierten Papp-Requisi-

Isabel Winarsch

Der Traum vom anderen Leben „Robert Redfords Hände selig“ im tif in Kassel

* REZENSIERT VON NORA MEY

N

ichts ist ein­fach heut­zu­ta­ge. Auch nicht die Ti­tel neu­er The­a­ter­stü­cke. Die Au­to­rin Re­bek­ka Kri­chel­dorf ver­traut auf die Fan­ta­sie. Im­mer­hin hat sich he­rum­ ge­spro­chen, dass es sich ­um ein sehr se­hens­wer­tes Stück han­delt, in vie­lem ein mo­der­nes Pen­dant zu „Wer hat Angst vor Vir­gi­nia Woolf“. Ein äl­te­ res Ehe­paar ist nach Na­mi­bia aus­ge­ wan­dert, hockt in ei­nem ver­lot­ter­ten Camp in der Wüs­te, betrinkt sich, ver­ letzt sich ver­bal und ent­blößt sich als eben­so spie­ßig wie ras­sis­tisch. Das ist ver­stö­rend, schreck­lich und oft­mals rich­tig ko­misch. Ein jun­ges Paar trifft ein, zu­nächst frisch, neu­gie­rig und mit dem Ziel vor Au­gen, so­zi­a­len Dienst in ei­ner Aids-Hil­fe-Sta­ti­on zu leis­ten. Für das Ehe­paar sind die Jun­gen eine

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ten, dürfen sie spielen. Das Ensemble agiert sehr präzise miteinander. Immer wieder gibt es komische Momente wie die eingestreuten Hitlerparodien. Dennoch hakt die Inszenierung an vielen Ecken. Selbstironisch kritisiert eine Schauspielerin im Stück die eigene Spielart. Doch auch dieser Kommentar rechtfertigt den überfrachteten Abend nicht. Immer wieder gleitet der Wechsel von Parodie zu Revue ins Peinliche ab. Inkonsequent werden Original-Songs aus dem Film in all seiner Kitschigkeit vorgetragen, während andere Szenen ironisch gebrochen werden. Die Gegenwarts-Bezüge wirken aufgesetzt. Der Text nimmt jede Pointe mit, die sich bietet. Von niveauvollem Sprachwitz gibt es wenig, von flachen Witzen leider zu viel. Wer Revue-Klamauk mag und dabei keine satirischen Ausbrüche scheut, hat wohl Spaß. Das Premierenpublikum jedenfalls applaudierte stark.

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TERMINE IM APRIL: 01.04., 08.04., 12.04. & 27.04.

will­kom­me­ne Ab­len­kung, die sie mit ih­ren er­wor­be­nen Weis­hei­ten und Zy­ nis­men be­glü­cken kön­nen. Und schon be­ginnt auch das jun­ge Paar, sich aus­ ei­nan­der zu di­vi­die­ren. Was die jun­ge Frau amü­siert, empfin­det ihr Freund als eher ab­sto­ßend. Best­echend gut ge­spielt sind die vier Cha­rak­te­re. Al­ len vo­ran Eva-Ma­ria Kel­ler als Ali­ ce, die sich, mal trun­ken eu­pho­risch, mal des­il­lu­si­o­niert und frust­riert, im­ mer wieder mit lautstar­ker Mu­sik in Stim­mung ver­set­zen möch­te. Ihr Rent­ nergat­t e (Matt­h i­a s Win­d e) schaut meist in­dig­niert, toppt ihre schril­len Bos­hei­ten mit Sar­kas­mus und über­ flüs­si­gem Bil­dungs­wis­sen. Ali­na Rank ist Ju­lia, eine eman­zi­pier­te Toch­ter aus bür­ger­li­chem Hau­se, die merkt, dass Freund und Vor­ha­ben nicht zu ihr pas­ sen. Blei­bt Björn Bonn als Gero. Ide­ al­istisch aber un­fer­tig und un­ge­wapp­ net. In Mi­mik und Ges­tik mi­schen sich meist Stau­nen und to­ta­le Rat­lo­sig­keit. Im­mer­hin ist er die ein­zi­ge Ge­stalt, die An­lass zu Spe­ku­la­ti­on und Hoff­nung auf ei­nen sinn­vol­len Le­bens­weg gibt.

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TERMINE IM APRIL: 03.04. TagesSatz

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ZWISCHEN DEN ZE I L E N

Körperkult in Buchform Zeig mir Dein Gesicht, und ich sag’ Dir, wer Du wirklich bist! Was ist dran, an diesem Spruch? Fest steht: Unser Aussehen ist unsere Visitenkarte – vermutlich kreisen deshalb unsere Gedanken so oft darum, den eigenen Körper zu optimieren. Drei Bücher wollen dabei helfen…

* DANIELE PALU Karosserie-Check

Mucki-Check

Kalorien-Check

Männer hinterfragen nicht, wie sie sich fühlen, wie gesund oder krank sie sind. Männern ist es auch egal, wie sie aussehen. Einen Männerkörper kann schließlich nichts entstellen. Bloß ein Klischee? Oder sind solche Ansichten weiter verbreitet als man gemeinhin denkt? „Wenn Männer so gut gewartet wären, wie ihre Fahrzeuge, würde garantiert nicht jeder zweite so eine herzinfarktgefährdende Wampe mit sich herumschleppen“, ist der Journalist Martin Kunz überzeugt. Männer und ihr Auto – auf Basis dieser Idee hat Kunz seine „Männer-Diät“ geklöppelt und auf die vermeintliche Gefühls- und Bedürfnislage der Männer zugeschnitten. Hierfür zieht er durchgängig Automobil-Parallelen: ein Fitnesstest wird zum „Formel-1-Qualifying“, die Konzeption eines Trainingsplans zur „Suche nach der richtigen Drehzahl“. Diese Idee wird zwar konsequent durchgehalten, liest sich mitunter sogar ganz witzig, nervt aber auch ziemlich schnell. Und mal ehrlich: Kaum vorstellbar, dass irgendjemand dieses Buch tatsächlich zum Abnehmen nutzen wird… Wer will schon „Biosprit tanken“ (anstatt gesund essen) und „mit neuester Motorentechnologie den Spritverbrauch senken“ (anstatt abnehmen)? Albern!

Krafttraining wird bei Männern und Frauen jeden Alters immer beliebter. Wer Krafttraining betreibt, erhofft sich oft nicht nur positive gesundheitliche Effekte: Man baut Muskeln auf und stärkt durch ein vermeintlich attraktiveres Äußeres auch das Selbstbewusstsein. Doch für welche der vielen Trainingsmethoden soll man sich entscheiden? Dieser leicht verständliche und ausführlich illustrierte Ratgeber erklärt, wie man das Beste aus dem Training herausholt – und zwar unabhängig davon, ob man abnehmen, Kraft aufbauen oder Muskeln modellieren will. Der Hauptteil hält 125 Übungen für den ganzen Körper bereit. Schritt-für-Schritt-Abbildungen zeigen optimale Bewegungsabläufe. Der Schlussteil liefert individuelle Trainingsprogramme und gibt Tipps, welche Übungen für welche Sportarten am besten geeignet sind. Wer etwas für seinen Körper tun und Muskeln aufbauen möchte, ist mit diesem Ratgeber gut beraten.

Sie zählen beim Essen jede Kalorie, können dabei schon lange nicht mehr von „Genuss“ sprechen, sind permanent auf Diät oder verzweifeln an unkontrollierten Heißhungerattacken? Erfolgsautorin Geneen Roth will den Schlüssel gefunden haben zum Ausstieg aus dem Teufelskreis von zwanghaftem Essverhalten und Diäten: „All unsere Gefühle – egal, ob Angst, Wut oder Liebe – offenbaren sich darin, wie, wann und was wir essen.“ Deshalb rät die Ernährungsexpertin, sich über das Erforschen eigener Gefühle dem Essen gegenüber an tiefere Probleme heranzutasten: „Je bewusster wir werden, desto eher finden wir wieder zurück zu einem gesunden Verhältnis zum Essen.“ Klingt banal? Mag sein, aber der irrsinnige Erfolg ihrer Ratgeber spricht eine eigene, deutliche Sprache…

Martin Kunz: Die Männer-Diät. Goldmann, 16,95 Euro. Hardcover, 192 Seiten. Die TaschenbuchAusgabe erscheint unter dem Titel „Mann, bist Du schlank“ TagesSatz

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Derek Groves, Glen Thurgood, Len Williams: Krafttraining. Dorling Kindersley, 19,95 Euro. Broschiert, 256 Seiten. Über 1.200 farbige Abbildungen

Geneen Roth: Essen ist nicht das Problem. Kailash, 17,99 Euro. Hardcover, 224 Seiten.

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I N D E R N A H AUFNAHME Auf den ersten Blick haben diese drei Filme nicht viel miteinander gemeinsam. Aber so klein ist die (Film-)Welt: „Almanya“ borgt sich ein Roadmovie-Element aus unserem Thementipp, und die titelgebende „Little Miss Sunshine“ hat eine Nebenrolle im Trickfilm „Rango“.

DVD-Tipp

Filmagenturen

* CLIFFORD SPENCER

Rango R.: Gore Verbinski USA 2011, FSK 6 Die tierischen Bewohner des staubigen Wüstenstädtchens Dirt sitzen auf dem Trockenen. Seit einiger Zeit kommt keine Wasserlieferung mehr an. Es ist der falsche Ort und die falsche Zeit für das Chamäleon Rango (gespielt von Johnny Depp). Er ist auf dem Highway aus einem Terrarium gefallen und gibt sich hier sehr überzeugend als hartgesottener Revolverheld aus. Prompt wird er zum Sheriff ernannt und soll das Rätsel des verlorenen Wassers lösen. Aber Rango ist höchstens ein begnadeter Schauspieler und dazu noch völlig harmlos. Putzige computeranimierte Trickfilme gibt es mittlerweile wie Sandkörner in der Wüste. „Rango“ ist anders. Ein Grund ist die bestechend scharfe Optik, die zur Wohltat für Augen und Geldbeutel ausnahmsweise nicht in 3D ist. Vor allem aber ist es die abgefahrene Western-Atmosphäre, gespickt mit unzähligen Filmzitaten und einem fast surrealistischen Humor, die den Film auszeichnet – Nicht umsonst gibt es gleich zu Beginn einen Seitenhieb auf „Fear and Loathing in Las Vegas“. „Rango“ ist ein seltener Animationsfilm, an dem die Erwachsenen noch mehr Spaß als die Kleinen haben werden. 32

Almanya – Willkommen in Deutschland R.: Yasemin Samdereli D 2011, FSK 6 Hüseyin Yilmaz (Vedat Erincin/Fahri Yardim) kam in den Sechzigern eigentlich nur als Gastarbeiter ins fremde Deutschland, um zeitweise Geld für seine Frau Fatma (Lilay Huser/Demet Gül) und drei Kinder zu verdienen. Vier Jahrzehnte später ist er längst das Oberhaupt einer größtenteils in Deutschland aufgewachsenen Familie, sein kleiner Enkel spricht nicht einmal türkisch. Bei einem Familientreffen überrascht er mit der Ankündigung, dass er ein Haus in der alten Heimat gekauft hat und in den nächsten Ferien alle zusammen in die Türkei fahren werden. „Almanya“ verbindet geschickt die Ankunft des jungen Gastarbeiters mit der Reise der inzwischen deutsch geprägten Familie in die fremde Türkei. Mit viel intelligentem Witz und treffsicherer Beobachtungsgabe erzählt Regisseurin Samdereli die Geschichte einer Familie zwischen den Kulturen. Insbesondere die Rückblenden zeigen auf originelle Weise die Vorurteile und Ängste der damals Fremden in Deutschland. „Almanya“ ist wirklich etwas Besonderes – eine Komödie, die nicht stereotyp und oberflächlich ist.

Little Miss Sunshine R.: Jonathan Dayton, Valerie Faris USA 2006, FSK 6 Die siebenjährige, etwas pummelige Olive (Abigail Breslin) hat einen Traum: Sie will einen Schönheitswettbewerb im fernen Kalifornien gewinnen. Als sie tatsächlich eine Zusage erhält, bricht die ganze Familie in einem alten VW-Bus auf. Sie sind eine ganz normale Familie. Vater Richard (Greg Kinnear) ist ein erfolgloser Motivationstrainer, Onkel Frank (Steve Carell) ist schwul und selbstmordgefährdet, der Bruder depressiv, der Großvater (Oscar für Alan Arkin) ist herzensgut, aber völlig versaut. Es folgt ein bizarrer Trip durch den Südwesten der USA, der den Zusammenhalt der Familie auf die Probe stellen wird. „Little Miss Sunshine“ persifliert zum Schluss gekonnt den völlig kranken Schönheitswettbewerb für Kinder. Bis dahin ist es ein einzigartiges, tragikomisches Roadmovie über das Band der Familie. Newcomer Michael Arndt gewann zurecht einen Oscar für sein erstes Drehbuch, darauf folgte eine weitere Ocarnominierung für „Toy Story 3“. „Little Miss Sunshine“ ist zum Brüllen komisch, zum Heulen schön und einfach einer der besten Filme des letzten Jahrzehnts. TagesSatz

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DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Göttingen macht sauber GÖTTINGEN – Zum gemeinsamen Frühjahrsputz laden die Göttinger Entsorgungsbetriebe vom 4.-9. April in Göttingen ein. Unter dem Motto „Jetzt bekommt der Müll `ne Abfuhr – Ganz ein­fach!“ sollen Sauberkeit und Umweltschutz im Vordergrund stehen. Auch Oberbürgermeister Wolfgang Meyer wird mit von der Partie sein. Weitere Informationen unter Tel. 4005436. (mns)

Sieg für Göttinger Feuerwehr GÖTTINGEN – Mit dem Titel „Toughest Firefighter Alive“ können sich jetzt fünf Göttinger Berufsfeuerwehrmänner schmücken. Bei der internationalen Firefighter Challenge in Dortmund belegten Joachim Posanz, Alexander Meyer, Steffen Heinemann, Phillip Wendhausen und Marc Leineweber bei der Mannschaftswertung den ersten Platz. Der Wettkampf beinhaltet nachgestellte Situationen aus dem täglichen Leben eines Feuerwehrmanns. (mns)

Soziale Plastik Kassel Wolfsanger Kassel – Auch dreißig Jahre nach Joseph Beuys kann man noch von „Sozialer Skulptur“ oder „Sozialer Plastik“ reden. Da ist die gelebte Demokratieskulptur „Wolfsanger 2011“ des Künstlers Andrzej Dzierbicki in Kassel auch nichts anderes als das Fortleben der Idee von Jose-

ph Beuys. Auf den Spuren eines erweiterten Kunstbegriffs beinhaltet die soziale SchiffsSkulptur die Verbindung der Geschichte des Ortsteiles Wolfsanger mit unserer gelebten Gegenwart von heute und dokumentiert Dzierbickis Bemühungen, unsere Demokratie in Kassel lebendig und anschaubar zu machen. Hierbei steht auch die Frage im Fokus, wie sich die Bürger mit dem Ortsteil, in dem sie leben, identifizieren. Auf welches Geschichtsbewusstsein lenkt die soziale Skulptur von Dzierbicki unser heutiges Demokratieverständnis? Durch die Einbeziehung von sozialen Elementen (die direkte Einbeziehung der Bürger in die Gestaltung und Entstehung der Schiffsskulptur), transportiert der Künstler die soziale Plastik aufs Neue in unser Bewusstsein. Auf pädagogisch anschauliche Art und Weise wird Wissenswertes weitervermittelt. Die Demokratie und das Projekt „Wolfsanger 2011“ transportieren nichts anderes als den gelebten erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys ins Heute. Kontakt: www.kunstvernetzung.eu, Andrzej Dzierbicki: 0174 / 1630179. (hw)

Gesucht & gefunden Unser Kasseler Verkäufer Pedro Vega-Amil sucht einen Laptop oder ein Workbook, so dass er auch unterwegs eigene Texte verfassen kann. Ansonsten ist aber auch ein stationärer Computer mit Bildschirm in Ordnung. Interessenten, die ein Gerät entbehren können, dürfen sich gern im Kasseler TagesSatz-Büro unter 0561 / 8615843 melden. Es hat Mo, Di und Do von 10.00 - 12.00 Uhr und Mi und Fr von 17.00 - 19.00 Uhr geöffnet. Wir leiten die Nachricht dann an Pedro weiter.

Jörg „Yogi“ Müller

Nächstes Mal Mai-Ausgabe 2011

Im Mai beschäftigten wir uns mit politischen Systemen. Hierzu werden wir Ihnen einen umfassenden Überblick inklusive Experteninterview geben, aber auch einen speziellen Blick auf den Iran und SaudiArabien werfen. Und nicht zuletzt werden wir uns dieses Mal für den „TagesKlatsch mit KaffeeKlatsch“ mit der Schauspielerin Ingrid Steeger treffen.

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TagesSatz

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Di, Do: 10-12 Uhr Mi & Fr: 17-19 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Gö. Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do, Fr: 10-13 Uhr Mi: 14-16 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Jörg Sanders, Christopher Piltz (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressesprecher: Malte Schiller Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Juliane Michael Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Ronald Naumann Tel.: 05605 / 911 88 E-Mail: rr.naumann@web.de Redaktion Kassel: Stefan Giebel, Trudi Kindl, Stephanie Kommor, Fritz Krogmann, Bianca Kuchenbrod, Nora Mey, Hans Peter Pung, Thomas Schwab Kultur KS: Fritz Krogmann Redaktion Göttingen: Robert Hallagan, Katharina Kretschmer, Daniele Palu, Julia Schoenen, Sabine Schweer, Clifford Spencer, Wibke Steinkrauss, Melanie Swiatloch, Andrea Tiedemann, Pia Zojer News GÖ: Melanie Swiatloch (mns) Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Detlef „Rocky“ Bernhard, Khoa Ly, Jörg „Yogi“ Müller, Jörg Sanders, Melanie Swiatloch, photocase.com u.a. Umschlag: Christopher Piltz Layout: Dirk Mederer PLAZEBO Werbeagentur für Gesundheit, Kultur & Soziales E-Mail: info@plazebo.net www.plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Jörg Sanders, Christopher Piltz TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 3.250

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.

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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen

EssenSAUSGABEN

Göttingen

Göttingen

Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590

Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030

Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Prinzenstr. 19 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Verein zur Erschließung neuer Beschäftigungsformen e.V. Lange Geismarstr. 2 37073 Göttingen 0551/485622 Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536

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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche

Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße

Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel

Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505

Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090

Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920

Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441

Haftentlassene

Lebenskrisen

Göttingen

Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333

Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24 37081 Göttingen 0551/632977 Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00

Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361

Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS

Notschlafstellen

Frauen in Not

Göttingen

Göttingen

Göttingen

Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411

Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484

AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831

Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00

KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen

Kassel Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910

Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115

Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380

Rechtsberatung & Hilfe

Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11 37073 Göttingen 0551/7709844

Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934 Göttingen

Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690

AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0

Kassel

Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094

Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0

Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004802

Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301

Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530

Kleiderkammern

Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766

Kassel

Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr 0551/5473717

Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950 Suchtberatung: Drogen Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033

Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 SAM 2 – Substitutionsfachambulanz Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Hann. Münden Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Lange Str. 35 34346 Hann. Münden 05541/71034 / Fax: 05541/903210 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861 Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!

TagesSatz

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DAS ALLERLETZTE

TagesSatz

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© Basta, 01/2011

Urlaub wie im Paradies Entspannend wie ein langer Urlaubstag – Wellness und Gesundheit im neu gestalteten Saunapark des Badeparadieses. Genießen Sie Erholung pur in der romantischen Saunalandschaft: Dampfsaunen, Sanarium, Salionarium, Doppel-Maa-Saunen, AufgussArena, Kaltwasserbecken, Außenschwimmbecken mit Thermalsole, Naturbadeteich, Ruhepavillon, Außenterrasse, Ruheräume, Kaminecke, Fitnessbar, Massage & Shiatsu. Und vieles mehr ...

Windausweg 6, 37073 Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa., So. und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36

Bewegend. Erholsam. Erfrischend.

Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co.TagesSatz KG

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