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IM P O S TK A S TE N
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EDI TOR IAL Liebe Leserinnen und Leser, unser Verhältnis zum Tier ist schon etwas merkwürdig, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten. Denn in Deutschland leben mehr als 30 Millionen Haustiere, darunter über 5 Millionen Hunde. Sie sind zweifelsohne liebenswerte und treue Partner, werden aber oft verhätschelt, verwöhnt und -leider auch nicht selten- vermenschlicht. Je mehr Nähe ein Mensch zwischen sich und dem Tier empfindet, umso größer sein Mitgefühl. Ganz anders sieht es jedoch in der industriellen Landwirtschaft aus: Wenn es darum geht, die Bedürfnisse von Tieren, unseren Mitgeschöpfen, gegenüber dem proklamierten Bedarf der Landwirtschaft abzuwägen, dann gilt auf einmal die Maxime: Gewinn-Maximierung statt Leidensvermeidung! In Deutschland werden pro Jahr circa 130 Millionen Stück Geflügel unter qualvollen Bedingungen gemästet. Hinzu kommen noch 20 Millionen Schweine und um die 12 Millionen Rinder. Jene sogenannte Intensiv-Tierhaltung, also hohe Stückzahlen auf engstem Raum, verursacht Stress und Aggressionen. Außerdem werden die Nutztiere mit Hilfe moderner Gentechnik und computer-optimierter Futter-Zusammensetzung auf Hochleistung getrimmt. Damit degradiert der Mensch sie aber zu reinen Milch- und Fleisch-Produktions-Maschinen. Intensivhaltung verursacht erhöhte Gülle-Mengen, die die Umwelt belasten. Antibiotika zur Seuchenvermeidung gelangen ins Grundwasser und führen in Folge davon zu Resistenzen beim Menschen. Ebenso schlimm: das Kupieren, also das Verstümmeln von Hörnern, Schwänzen oder Zähnen. Auch der Mensch wird indirekt zum Opfer: In den großen Schlachtfabriken arbeiten zumeist osteuropäische Leiharbeiter für einen Hungerlohn. Gründe genug also für jeden von uns, sein Verhältnis zum Mitgeschöpf Tier grundlegend zu überdenken. Und auch Taten folgen zu lassen. Statt des sattsam bekannten Stückes Fleisch könnte man öfter mal Salat oder Gemüse essen. Und es gibt auch Ersatzprodukte, die durchaus eine Alternative zum Fleisch-Konsum sein können. So hat mir zu meiner Studienzeit in den frühen 90ern einmal ein Freund ein wirklich sehr leckeres Gulasch kredenzt. Die Grundlage hierfür war aber Seitan. Hätte er es mir nach dem Verzehr nicht gesagt, ich hätte es wohl nicht bemerkt. In diesem Sinne eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Harald Wörner (Redaktionsleitung Kassel)
TagesSatz. Hilft sofort.
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Privat
TA G E S S ATZ INT E R NAT IONA L
Besuch in Ramallah und Hebron
Mai 2015. Nach einer geführten Gruppenreise durch israelisches Kerngebiet besuche ich mit einer Freundin auf eigene Faust palästinensische Orte in der Westbank.
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en Checkpoint bei Betunyia durchqueren wir zu Fuß. Mit dem Sammeltaxi erreichen wir bald Ramallah, eine Stadt mit 33.000 Einwohnern, Sitz der palästinensischen Autonomiebehörde. In unmittelbarer Nähe der zentralen Moschee finden wir Unterkunft im einladenden Hostel Area:D. Zur Erinnerung: Israel hält die Westbank seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt. Die international als illegal verurteilte Siedlungspolitik Israels in der Westbank ist eines der größten Hindernisse für einen Frieden im Nahostkonflikt. Selbstbestimmung oder gar ein eigener Palästinenserstaat liegen in weiter Ferne. Israel hat die Westbank mit einer Sperranlage abgeriegelt. Die Mauer trennt sogar Dörfer und Städte und verhindert den Zugang der Palästinenser zu Feldern und Brunnen. Zugang ist nur über militärisch kontrollierte Checkpoints möglich. Wir besuchen Ramallah und Hebron, neben Ostjerusalem die beiden größten Städte im teilautonomen Palästina. Der Tag in Ramallah ist voller Geschichten. Wo immer wir uns niederlassen oder stehenbleiben, ergeben sich Gespräche. Wir essen Falafel in einem winzigen Straßenrestaurant und hören den Geschichten des Wirts zu. Seine Familie mit fünf Söhnen und einer Tochter lebt in Jerusalem. Täglich
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* CHRISTINE MUSSEL VOR ORT IN DER WESTBANK
fährt er von dort nach Ramallah. Sein jordanischer und israelischer Pass erleichtern ihm das Reisen. Stolz erzählt er uns, dass er seinen Stammbaum bis zu Sultan Saladin 800 Jahre zurück verfolgen kann. Für unsere Fahrt nach Hebron suchen wir uns einen palästinensischen Fremdenführer. Im Sammeltaxi umfahren wir Jerusalem großräumig auf den für Palästinenser erlaubten Nebenstraßen. Wir passieren Checkpoints, ein Flüchtlingslager. Auf der Schnellstraße 60, die Jerusalem und die jüdischen Siedlungen in der Westbank miteinander verbindet, wäre die Strecke in weniger als einer Stunde zu bewältigen. Auf den Landstraßen dauert unsere Fahrt mehr als zwei Stunden. An den Hängen Blechüttensiedlungen von Beduinen, jüdische Siedlungen, militärische Anlagen. Am Elektrozaun, an dem wir gerade vorbeifahren - keinerlei Warnschild. Was, wenn wir in einem Verkehrsunfall an den Zaun gedrückt würden? Was, wenn ein Kind beim Spielen den Zaun berührte? Wir passieren Abu Dis, einen Ort, der durch die Mauer zerschnitten ist. Wir erreichen Hebron, zweitgrößte Stadt in der Westbank. Hier leben ungefähr 200.000 Palästinenser und einige Hundert jüdische Siedler. Grund:
die Abraham-Moschee. Nach biblischer Überlieferung befinden sich hier die Ruhestätten von Abraham, Isaak, Jakob und ihrer Ehefrauen Sara, Rebekka und Lea. Der Ort ist Muslimen, Juden und Christen gleichermaßen heilig. Immer wieder kam es hier zu Massakern, sowohl von arabischer wie heute vor allem von jüdischer Seite. Nach dem Krieg von 1967 wurde im nördlichen Teil der Moschee eine Synagoge errichtet. Bei unserem Gang durch die Straßen sehen wir Straßen mit Gitterdraht überspannt, um Waren und Passanten vor abgekipptem Müll radikaler Siedler zu schützen. Wir kommen an der völlig verwüsteten ehemaligen Hauptstraße vorbei, auf der sich früher das Leben abspielte. Geschäfte und Märkte verlagerten sich auf andere Straßen. Auch mussten Geschäfte schließen und Bewohner die Stadt verlassen. Trotzdem wirken die Straßen mit ihren Märkten zwischen den Gebäuden noch immer lebendig. Die Architektur der traditionellen Gebäude aus dem hellen Kalkstein ist noch immer atemberaubend. Am beeindruckendsten jedoch sind der Lebensmut und die offene Neugier, die uns überall begegnete.
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I NHALT
NIRGENDWO ZUHAUSE 8 10 12 14 15
Partner in jeder Lebenslage KRISTOFFER FILLIES Schafe sind Schnucker FRANK ECKHARDT Aus Spaß an der Freude FRANK HASELEIN UND HARALD WÖRNER Die Natur, die auf uns zurückschaut ANTONIA STOLL Ein Großstädter als Kuhhirte DANIEL ALBRECHT UND TILL SIMONS
RUBRIKEN
tagesklatsch mit kaffeesatz
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spezial
3 Editorial 4 TagesSatz International 16 Der Stolperstein 17 Paragraphenreiter 21 Der Comic 26 Kultur-Empfehlungen 28 Straßengeflüster Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers 29 Die Kochnische 30 Hinter den Kulissen 30 Verlosung von JT-Karten 31 Zwischen den Zeilen 33 Der Ticker Nächstes Mal Impressum 34 Wohin, wenn
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mit FLÜCHTLINGEN UTE KAHLE
GÖTTINGEN 18 Eine besondere Tischgemeinschaft MORITZ EMMELMANN 19 Das Tor zur Freiheit FRIEDLAND – EINE DOKUMENTATION UTE KAHLE 20 Die „ver-rückte“ Perspektive ist erlaubt JÖRG „YOGI“ MÜLLER
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KASSEL 22 Kreativ – kreativer – Connichi KATHARINA SCHWARZ 25 Vom Zauber der Wörter NORA MEY
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Ort, Datum Unterschrift
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Fotos: Ute Kahle
DAS GESPRÄCH
Mein Name ist ...
tagesklatsch mit kaffeesatz spezial
Mein Name ist… … Tahira, 28. Ich bin die Mutter auf dem Bild mit dem Kinderwagen. Im Kinderwagen liegt mein Sohn Abas, er ist jetzt eine Woche alt. Geflohen bin ich vor mehr als zwei Jahren aus Aleppo in Syrien. Mein Mann hat genau wie ich in Aleppo studiert und wir haben neben dem Studium noch in einem Restaurant gearbeitet. Von diesem Geld wollten wir uns eine eigene Wohnung einrichten, stattdessen konnten wir damit unsere Flucht finanzieren. Leider haben wir nicht genug Geld gehabt, damit unsere gan6
„Mein Name ist …“ ist oft der erste Satz, den Flüchtlinge in Deutschland im Deutschunterricht lernen. Es ist der Satz, der sie von der Masse der Flüchtling trennt und der sie wieder zu einer Person mit Namen, Vergangenheit und Zukunft macht. Einige Flüchtlinge haben dem TagesSatz während ihres Besuchs und Aufenthalts im Lager Friedland und nach der Premiere des Films Friedland über ihr Leben und von ihren Wünschen erzählt. Die Kritik zum Film finden Sie auf Seite 19.
* FLÜCHTLINGE IM GESPRÄCH MIT UTE KAHLE
ze Familie fliehen konnte. Meine Eltern haben zu Gunsten von uns Kindern verzichtet, aber mein Bruder ist auf der Flucht im Mittelmeer umgekommen, er konnte nicht schwimmen. Meine beiden unverheirateten Schwestern sind noch auf der Flucht, ich hoffe, dass sie wenigstens noch zusammen sind. Wir haben ja eine Familiengruppe auf Facebook, da meldet sich jeder, das hält uns zusammen und ist auch sehr wichtig für unsere Eltern, damit sie, wenn das Internet geht, von uns hören. Mein Schwager ist vor drei Jahren über den Libanon nach Schweden geflüchtet und hat mit zwei anderen Verwandten einen kleinen KebabImbiss in Stockholm angemietet und arbeitet jetzt dort. Dort wollten wir ja auch hin, da finden wir sicher Arbeit. Mit meinem Mann und meinem achtjährigen Sohn bin ich ja schon zwei Jahre auf der Flucht. Nachdem ich wieder schwanger war und es im Lager an der türkischen Grenze immer schlimmer mit der Versorgung wurde, da sind wir so verzweifelt gewesen, dass wir uns mit unserem letzten Geld im Sommer aufgemacht ha-
ben. Ich wollte ja nicht übers Mittelmeer, da mein Bruder schon im Mittelmeer gestorben war. Wir sind mit einem Schleuser bis zur türkischen Küste gekommen. Dann war unser Geld alle und wir haben sehr viel Glück gehabt, dass in unserem kleinen KinderSchlauch-Boot alle sieben Personen Rettungswesten hatten und überlebt haben und in Europa angelandet sind. Mehr oder weniger zu Fuß sind wir bis nach Deutschland gekommen und da hat mein Sohn wohl gemerkt, dass er hier in Sicherheit zur Welt kommen kann. Er hat jetzt sogar Papiere, eine Geburtsurkunde und ist ein gesunder kleiner Kerl. Ich muss jetzt heute weiter in eine Unterkunft, da geht gleich der Bus hin, da können wir uns erholen. In diesem tollen roten Kinderwagen, lag ein Zettel auf dem stand „Willkommen im Leben, nach Gebrauch bitte weiterverschenken“, so hat es mir der Dolmetscher übersetzt. Das werde ich auch machen, nur den Zettel behalte ich als Erinnerung an die netten und so hilfsbereiten Menschen hier in Deutschland. Ich werde einfach einen neuen Gruß schreiben. TagesSatz
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DAS GESP R ÄC H miere. Auf den Film, da bin ich stolz. Das war eine ganz spannende Zeit. Das Wichtigste im Moment ist: wir lernen Deutsch. Es ist ja auch eine ganz andere Sprache mit ganz neuen Schriftzeichen, aber ich lerne gerne und möchte gerne eine Lehre machen oder studieren. Ich schreibe sogar schon mit dem Handy auf WhatsApp mit einigen Deutschen auf Deutsch und sie verstehen mich sogar.
gültige Entscheidung über meine Situation. Ich wohne jetzt immer noch in der Aufnahme in Oldenburg. Da kann ich auch nicht arbeiten oder kurz weg und das macht mich im Moment sehr müde. Diese gezwungene Langeweile. Ich würde sehr gerne arbeiten und dann eine Familie gründen, so ganz normale Sachen halt, aber das geht noch nicht.
Mein Name ist… … Alaa, ich lache sehr viel, denn geweint habe ich schon genug. Ich bin in Daraya bei Damaskus in Syrien geboren und habe dort mein Abitur gemacht. Das war sehr gefährlich, denn auf dem Weg zur Abiturprüfung fielen Granaten vom Himmel, aber ich habe es gesund hin und zurück geschafft und die Prüfung bestanden habe ich auch. Nach einigen Angriffen hatten weder wir, noch meine Schwester oder Verwandte, bei denen wir erst unterkamen, ein Haus. Die ganze Straße bestand nur noch aus kniehohen Trümmern, da war nichts mehr. Wir haben sehr viel geweint und wenn ich an meine Heimat denke, dann denke ich auch an eine schöne Kindheit und an eine furchtbare Flucht in ein Lager im Libanon. Das Schlimme war, das wir lange nicht wussten wie es weitergeht. Nach Friedland bin ich mit meiner Mutter Kinaaz und meinem Bruder Ahmad gekommen. Wir sind mit dem UNHCR-Programm für Flüchtlinge, einem humanitären Aufnahmeprogramm des Bundes, ausgeflogen worden und sind so ganz sicher nach Deutschland gekommen. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Jetzt ist auch meine Schwester nachgekommen und wir wohnen in Wuppertal, das hat man ja auch im Film gesehen, wie unser Anfang in Deutschland war. Wir haben auch noch viel Kontakt über das Internet zu anderen Familien mit denen wir hier in Friedland in der Erstaufnahme waren. Ich bin jetzt das erste Mal mit meiner Schwester und meinem Bruder verreist, hierher, nach Friedland zurück, zur Filmpre-
Mein Name ist… … Shazad. Ich komme aus Pakistan und meine Bild hier im TagesSatz ist genauso unscharf wie meine momentane Situation. Auf der Flucht aus Pakistan habe ich als Jugendlicher nicht nur meine ganze Familie zurückgelassen, sondern auch gemerkt, dass es nur die stärksten schaffen können und das keine Rückkehr mehr möglich ist, ohne in Lebensgefahr zu kommen. Die Nachrichten aus meiner Heimat sind grausam und meine Erinne-
Mein Name ist … … Wafaa und ich konnte mit meinem Mann Abdel und meinen drei Kindern aus Damaskus in den Libanon fliehen. Von dort sind wir mit dem UNHCRProgramm nach Deutschland und in den Film gekommen. Ich bin nur eine normale Frau, habe die Schule besucht und immer gearbeitet, genau wie mein Mann, er ist Zuckerbäcker von Beruf. Durch den Krieg ist mein Leben ganz anders geworden und wir haben hier in Deutschland eine zweite Chance bekommen. Die Kinder können viel schneller lernen als wir und nun dolmetscht unser Jüngster uns. Aber ich schaffe das auch noch, mit dem Deutsch lernen. Zuerst habe ich die Namen der Lebensmittel gelernt, denn wir sind von Friedland aus nach Aue gekommen, das ist in Sachsen, da haben wir eine kleine Wohnung mit Küche und können selbst kochen und da musste ich ja schnell herausfinden was da in den Packungen ist, fast immer hat es geklappt, nur einmal hatte ich statt Hefe leider Backpulver erwischt, aber das war nicht ganz so schlimm. Wenn wir jetzt noch alle Arbeit bekommen, dann ist es perfekt hier, denn ich werde bald Oma.
„Ich lache sehr viel, denn geweint habe ich schon genug.“
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rungen an meine Flucht lassen mir auch keine Ruhe. Ich bin im Dunklen so viele Kilometer zu Fuß über Bergpässe gelaufen, die waren so schmal, bei Tageslicht hätten wir es vor Angst nicht geschafft. Aber die Schleuser haben uns getrieben und geprügelt wie Vieh. Mein Freund ist neben mir gefallen und hat sich sehr schwer verletzt, ich konnte und durfte ihm nicht helfen, das belastet mich immer noch. Jetzt bin ich zwar erst mal in Sicherheit hier, aber es gibt noch keine end-
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Partner in jeder Lebenslage
Ute Kahle
Das Tier und der Mensch – eine enge Verbindung. Sind Tiere heute in erster Linie Begleiter, Freund und Kuscheltier, waren sie früher von essentieller Bedeutung in der Arbeitswelt. Ob als Nutz- oder Jagd-, Last- oder Zugtier. Der Mensch war oft auf seinen animalischen Begleiter angewiesen.
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KRISTOFFER FILLIES
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uch heute noch gibt es die verschiedensten Aufgaben und Bereiche, in denen Tiere eine wichtige Funktion erfüllen. Und damit sind nicht die Eier-, Honig-, Fleischund Lederlieferanten gemeint. Ein bekanntes Beispiel für Tiere mit wichtigen Aufgaben ist da der Blindenführhund. Speziell ausgebildet ist dieser Hund für sehbehinderte Menschen ein wichtiger Assistent, der eine gefahrlose Orientierung sowohl in vertrauter als auch in fremder Umgebung gewährleisten soll. Erste Aufzeichnungen für diese Verwendung eines Hundes finden sich im 15. Jahrhundert. In Deutschland sind heute etwa 13.000 Blindenführhunde unterwegs. Auch Delfine können eine wichtige Funktion für den Menschen haben. So gibt es seit den 1980er Jahren die Delfintherapie für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen. Die Delfine sollen in erster Linie dabei helfen, dass der Patient sein Umfeld besser wahrnimmt und mit ihm in Kontakt tritt. Zugleich soll mit der Therapie die Konzentrationsfähigkeit gesteigert werden. Die Delfintherapie ist wissenschaftlich umstritten. Zwar ist man sich weitgehend darüber einig, dass die Therapie zu Erfolgen führt. Doch herrscht weiter Uneinigkeit darüber, ob die Fortschritte der Patienten tatsächlich durch die Delfine kommen oder durch andere Faktoren bestimmt sind. In Deutschland bietet zum Beispiel das Delfinarium in Nürnberg seit einigen Jahren eine delfingestützte Therapie für schwerbehinderte Kinder an, die von der Universität Würzburg wissenschaftlich begleitet wird. Beim Therapeutischen Reiten steht die soziale Beziehung zwischen Pferd und Mensch im Mittelpunkt. Das Tier soll Menschen mit körperlichen, seelischen und sozialen Entwicklungsstörungen helfen, besser mit sich selbst und mit anderen klarzukommen. Neben dem heilpädagogischen Reiten gibt es auch die Hippotherapie. Dabei wird das Pferd zur Physiotherapie genutzt. Durch das Sitzen auf dem Pferd, das sich in der Gangart Schritt bewegt, TagesSatz
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muss sich der gesamte Bewegungsapparat des Patienten neu einpendeln. So können zum Beispiel halbseitig gelähmte Menschen ein Gefühl für ihre Körpermitte entwickeln. In Friedland gibt es den Therapeutischen Reitverein St. Martin, der auf die Therapie mit Pferden spezialisiert ist.
Michael Baudy | pixelio.de
TI TELTH E M A
Und noch einmal zu den Delfinen: In den Vereinigten Staaten von Amerika werden diese schlauen Meerestiere auch beim Militär genutzt. Im Meer spüren sie Minen und feindliche Kampftaucher auf.
pixabay
Und noch ein weiteres Einsatzgebiet haben die Tiere: Sie werden wieder immer häufiger für Waldarbeiten eingesetzt. Da schwere Gerätschaften zum Transport von Bäumen den Waldboden zu sehr zerstören, werde hier wieder Lastentiere wie Pferde eingesetzt. Diese Rückepferde, wie sie genannt werden, schleifen bodenschonend schwere Stämme durch den Wald.
Mit dem Esel auf den Berg Von Ostern bis zum Reformationstag jedes Jahres tragen Esel Touristen das letzte Stück zur Wartburg hinauf. Es sind diese harten letzten 500 Meter mit einer Steigung von bis zu 27%, die heute Touristen (bis zu einem Maximalgewicht von 65 Kilogramm) auf dem Rücken der so zierlich anmutenden Tiere zurücklegen. Die geduldigen Esel legen mehrfach pro Stunde diesen Weg zurück, wie auch die Eselsführer, sowie die Eltern, die zu schwer sind und ihre Kinder zu Fuß begleiten müssen.
Michael Knabe | pixelio.de
* STEFAN MARX
Die Esel in Eisenach sind moderne Lasttaxis. Früher trugen die Tiere das Wasser für die Burgbewohner den Berg hinauf, Krug für Krug. Bis für den harten Winter alle Zisternen gut gefüllt waren. Aus dieser Lohneselei wurde ein Markenzeichen der Stadt.
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Schafe sind Schnucker
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fer weiß: Schafe und Lämmer erreichen das Herz der Beobachter. Doch Schafe sind nicht nur süß, sie mögen auch nur bestimmtes Futter, sie „schnucken“ gerne. Ihre ausgewählte Futtersuche ist aber gerade deswegen ein Segen. Da sie nicht alles kahl fressen, können sie gut für die Landschaftspflege eingesetzt werden. Und Schafe sind fleißig. Sie fressen gut zwei bis sechs Kilo pro Tag und können dadurch eine umfassende Pflege für den Kasseler Park und auf anderen Weideflächen –etwa in HessischLichtenau und Spangenberg– garantieren. Ohne Schafe wäre das ansonsten schwierig umzusetzen und wesentlich teurer. Ohne die Tiere würden diese Flächen sich ansonsten schon schnell in Buschland verwandeln. Nur durch diese Pflege können die Landschaften noch als natürliche Wiese gehalten werden. Würde man sie sich selbst überlassen, entstünden in wenigen Jahren verwilderte Flächen, die die Artenvielfalt bedrohen würden.
* FRANK ECKHARDT Aus diesen Gründen hat schon vor mehr als zwanzig Jahren das Städtische Gartenamt mit Hubertus Dissen angefangen, die Aue von seinen Schafen abweiden zu lassen. Jeden Winter und Frühling zieht er vom Wolfsanger mit seiner Herde durch die Stadt, wobei es noch nie ein Problem mit dem Autoverkehr gegeben hat. Viele Menschen haben ein Herz für Schafe und es gibt immer mehr Personen, die die Schafzucht als Hobby betreiben. Schätzungsweise 6.000 solcher Hobby-Schäfer gibt es in Hessen. Ihnen stehen nur noch 1.000 „Profis“ gegenüber, also Menschen, die von der Schafszucht leben, so wie Hubertus Dissen. Die berufliche Sorge für Schafe ist anspruchsvoll und wirtschaftlich nicht ohne Risiko. Es gibt ein Bundesregister für Schafe und medizinische Melderegister. Neuerdings sollen auch alle Schafe einen Chip bekommen. Viel Papierkram, den der Schäfer nebenher auch noch erledigen muss. Bei gut 1.000 Schafen, die Dissen hat,
Frank Eckhardt | pixelio.de
ubertus Dissen ist einer von zwei hauptberuflichen Schäfern in Kassel. Wie lange er schon mit Schafen lebt? Sein ganzes Leben, mit nur wenigen Unterbrechungen. Schafe und Schäfer sind ein harmonisches Bild – in einer modernen und dynamischen Stadt. Sie in der Aue zu sehen, rührt die meisten Menschen an. „Wenn ich für jedes Foto von meinen Schafen 50 Cent bekäme, dann bräuchte ich keine weiteren Einnahmen“, weiß Dissen zu erzählen. Und bei so viel Sympathie mit den Tieren und mit der Schafszucht in Kassel, fühlt er sich auch in dieser Stadt sehr wohl. Selten gibt es Ärger, wenn dann etwa mit Hundehaltern. Aber eigentlich zählen nicht die wenigen, mit denen man mal in den Clinch gerät, sondern die vielen Tausenden, die zwar nichts sagen, aber von denen der Schä-
Wenn man durch die Aue geht und eine Herde von Schafen sieht, die gemächlich zusammen stehen und durch das hohe Gras laufen, dann sind Hubertus Dissen oder sein Mitarbeiter nicht weit.
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TI TELTH E M A kann man seine Klage über zu viel Bürokratie nachvollziehen. Immerhin muss ja tagsüber auch immer eine Person bei der Herde sein. Um die Anliegen der Schäfer besser gegenüber Politik und der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt zu machen, nimmt er sich deshalb viel Zeit und engagiert sich auch ehrenamtlich in der Berufsvereinigung. Die Unterstützung von Staat und Gesellschaft wird immer dann besonders dringend, wenn sich Seuchen ausbreiten. Zwar würden die Schäfer auch in eine TierseuchenKasse einzahlen, doch wenn es richtig schlimm wird, dann reicht die nicht mehr aus. So war das vor sechs Jahren bei der Verbreitung der Blauzunge oder vor drei Jahren mit dem Schmallenberg-Virus. Wenn solche Seuchen massenweise die Tiere schädigen, dann oftmals nicht nur einen einzelnen Schäfer, sondern viele. Man kann auch den Eindruck haben, dass sich diese Seuchen mehr ausbreiten. Zumindest die letzten galten lange Zeit als fast unbekannt in Deutschland. Übertragen werden die Krankheiten über Mücken.
zum Landwirt absolviert und dann noch eine zweijährige Zusatzausbildung als Schäfer. Das ist schon lange her und es stellt sich die Frage, wie es weitergehen kann mit diesem Beruf und dem Leben von Schafen und Menschen in der Stadt. Offensichtlich profitieren wir Menschen sehr von den Schafen und unsere Stadt von diesen „Schnuckern“ in der Aue.
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Herr Dissen macht sich einige Sorgen um die Zukunft seines Berufes. Es fängt damit an, dass es immer schwieriger wird, speziell ausgebildete Hunde zu finden, die die Schafe hüten können. Denn ohne sie geht es nicht. Nachts lässt der Schäfer die Tiere draußen – bei jedem Wind oder Wetter – und er lässt sie allein. Während Kälte den Tieren nicht so zusetzt, kann langer Regen die Schafe sehr mitnehmen und schwächen. Es gibt kein Dach, unter dem sie sich unterstellen könnten. Durchnässt
Landschaftspflege wird immer wichtiger
Die Landschaftspflege ist schon lange die wichtigste Einnahmequelle für den Schäfer. Damit kann er die wenigen Einkünfte, die man mit dem Fleisch und der Wolle der Schafe erzielen kann, mehr als ausgleichen. Insbesondere das Geschäft mit der Wolle deckt kaum die Kosten. Manchmal nicht mal das. Die Schafe zu scheren ist viel Arbeit, die hat Herr Dissen deshalb auch aufgegeben. Das Fleisch findet seine Abnehmer, insbesondere auch bei vielen ausländischen Mitbürgern. Doch auch hier halten sich für den Schäfer Kosten und Ertrag eher die Waage. Deswegen ist die Landschaftspflege immer wichtiger geworden und heute seine wichtigste Arbeit. Doch Schafe hüten will gelernt sein. Es ist ein anerkannter Beruf. Herr Dissen hat die Schafzucht von seinem Vater übernommen und sich irgendwann auf diese konzentriert. Die Milchwirtschaft wurde zu unrentabel, die Familie hat sie dann aufgegeben. Hubertus Dissen hat zunächst eine Ausbildung TagesSatz
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zu sein ist für Mensch und Schaf gleich unangenehm. Mehr Sorgen macht Hubertus Dissen der Wolf. Wie man ja in den Medien sehen konnte, breitet sich der Wolf immer mehr in Deutschland aus und hat bereits in Niedersachsen erheblichen Schaden angerichtet. Wie man sich gegen das Raubtier schützen kann, bleibt ein Rätsel. Oft wird gesagt, dass man die Weidezäune „wolfsicher“ machen könnte. Ob das wirklich geht, ist aber fraglich, da der Wolf sich unter dem Zaun durchgraben kann. Außerdem ist das Eingraben von tiefen Zäunen sehr viel Arbeit und im Grunde neben der eigentlichen Arbeit her gar nicht zu leisten. Ob es da überhaupt Sinn macht, den Wolf in einem Land wie unserem wieder ansiedeln zu wollen? Eine schwierige Diskussion. Noch hat der Wolf Kassel nicht erreicht, aber zugänglich für ihn wäre die Stadt schon. Mit anderen Tieren aber haben Schafe eigentlich keine Probleme. Sie passen halt gut in die Kasseler Landschaft und sind ein schönes Beispiel dafür, wie Mensch und Tier zusammen leben können.
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Aus Spaß an der Freude
Fotos: Frank Haselein
Der Zoo am Rammelsberg konnte vergangenes Jahr sein 40-jähriges Jubiläum feiern. Für tierliebe Eltern und deren Kinder ist der von Thomas und Monika Schwenk betriebene Tierpark im Laufe der Jahre zu einer Institution geworden mit steigender Besucherzahl.
A
uf 5.500 qm Fläche kann man hier circa 350 Tiere hautnah erleben. Neben exotischen Tierarten wie Nandus, Alpakas, Stachelschweinen und Riesenschlangen darf natürlich das inoffizielle Wappentier Kassels nicht fehlen: der Waschbär. „Geplant war das allerdings so alles nicht“, sagt Thomas Schwenk. Seine Eltern begannen 1974 mit dem Aufbau des Zoos. Damals hieß er noch „Kleintierzoo“. „Ja, wer weiß das vorher schon. Doch wenn man solange dabei ist wie wir, das Hobby quasi zum Zweitberuf macht, entwickelt sich das einfach. Darum hat uns auch die Verleihung des Ehrenbriefes des Landes Hessen durch Bürgermeister Kaiser so gefreut. Denn gezielt darauf hin gearbeitet haben wir ja nicht. Wir machen das aus Spaß an der Freude.“ Das Ehepaar Schwenk betreibt den Zoo am Rammelsberg als Hobby. Hauptberuflich ist Thomas Schwenk als gelernter Landschafts-GärtnerMeister verantwortlich für die Pflege 12
* FRANK HASELEIN UND HARALD WÖRNER
der Grünanlagen im Park von Schloss Wilhelmsthal: „Der Zoobetrieb ist, von daher gesehen, eher eine Nebenbeschäftigung, wenn auch eine sehr aufwendige.“ Wenn andere Feierabend machen, fährt Thomas Schwenk in den Zoo, auch an den Wochenenden. „Es steckt ja auch viel Arbeit mit drin, die die Besucher so auf den ersten Blick gar nicht sehen. Mein Chef hat mal zu mir gesagt: ‚Herr Schwenk, Sie machen das immer so, als wenn Sie nichts machen. Wie machen Sie das?’ “ Ehefrau Monika kann dem nur zustimmen: „Viele Besucher denken tatsächlich, wir sind nur während der Öffnungszeiten hier. Und im Winter, wenn der Zoo zwei Monate geschlossen ist, dann wünschen uns manche Besucher einen schönen Urlaub. Aber die Arbeit geht selbstverständlich weiter, 365 Tage im Jahr, 12 Stunden am Tag – die Tiere kennen keinen Urlaub.“ Ihr Arbeitstag im Zoo beginnt morgens gegen halb acht. Dann versorgt Monika Schwenk die Tiere, reinigt die Gehege und kehrt regelmäßig
die Teiche, damit den Tieren immer frisches Wasser zur Verfügung steht. Daneben muss auch die Verwaltung gemacht und Einkäufe für das Cafè, um das sie sich ebenfalls kümmert, erledigt werden: „Ich bin selten vor sieben Uhr abends mit der Arbeit fertig.“ Den Zoo ins Leben gerufen haben eigentlich die Eltern von Thomas Schwenk. „Mein Vater Horst ist mittlerweile 76 Jahre alt und hilft immer noch im Zoo mit.“ Ende 2013 verstarb Mutter Edith. „Das war natürlich schon ein Tiefschlag für unsere Familie. Und ganz ehrlich, wir sind auch schon das eine oder andere Mal in ein Loch gefallen. Doch wir haben ja auch eine Verpflichtung unseren Tieren gegenüber, uns um sie zu kümmern. Das hat uns in schweren Zeiten oft geholfen. Vorher denkt man noch, es geht ewig so weiter.“ Relativ illusionslos dagegen sieht er die Zukunft seines Zoos. „Wir haben keine Kinder. Wenn einer von uns beiden aufhören würde, dann wäre es TagesSatz
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TI TELTH E M A wohl vorbei. Wir haben zwar eine gute Freundin, die uns auch jetzt schon tatkräftig unterstützt wenn nötig, aber das ist immer noch einmal etwas ganz anderes, als den Zoo jetzt in eigener Verantwortung zu führen. Denn wir haben ja, im Gegensatz zu ihr, schon von Kindesbeinen an im Zoo unserer Eltern mitgeholfen, kennen das Geschäft also von der Pike auf.“ Denn man darf ja auch nicht vergessen, dass bei den Schwenks am Anfang drei Geschwister waren, die die Eltern unterstützt haben: „Meine Brüder wurden irgendwann flügge und haben eigene Existenzen gegründet. Im Jahre 1985 habe ich dann bei der Arbeit meine Frau kennengelernt und später geheiratet. Gottseidank hat unsere Ehe bis heute gehalten.“
schon große Rückhalt in der Kasseler Bevölkerung für uns eine Rolle gespielt.“ „Natürlich gibt es auch Kritiker“, sagt Thomas Schwenk. „Es ist schon öfter passiert, dass sich Besucher über verschmutzte Futternäpfe oder etwas anderes bei den Behörden beschwert haben. Dann kommt jemand vom Veterinäramt und überprüft das. Außerdem haben wir zweimal jährlich eine größere, unangemeldete Kontrolle. Bis jetzt gab es aber nie größere Probleme“. Monika Schwenk erinnert sich an die Geschichte mit dem Wellensittich: „Da hat jemand bei der Behörde angerufen, weil einer unserer Wellensittiche auf dem Boden saß. Die dachten, der wäre krank.“
ist ja auch mal drin. Wir haben eine gute Freundin, die uns dann kurzzeitig vertreten kann.“ Monika Schwenk meint: „Richtige Entspannung kann man das aber auch nicht nennen: wir haben immer im Hinterkopf, ob es im Zoo auch keine Probleme gibt.“ Monika Schwenk hatte vorher siebzehn Jahre lang eine Stelle im öffentlichen Dienst. 2003 hat sie sich dann nach reiflicher Überlegung gemeinsam mit ihrem Mann entschieden, die Stelle zu kündigen, um ganztägig im Zoo zu arbeiten. „Die Arbeit im Zoo ist echte Teamarbeit und wir beide ergänzen uns prima“, sagt Thomas Schwenk. „Jeder hat so sein System, das ist wichtig. Wenn du kein System hast, bist du hinten runter. Wenn also einer von uns beiden doch mal ernsthaft krank werden sollte, dann müssten wir wahrscheinlich den Zoo schließen.“
Tiere kennen keinen Urlaub
Den Anstoß für den Betrieb des Zoos lieferte übrigens ein skurrile Begebenheit, die wir natürlich bei Thomas Schwenk nachfragen: „Ja, das stimmt. Das heutige Zoogelände war früher wirklich einmal eine einfache Weide. Als mein Vater das von Ihnen erwähnte Pony für meine Brüder und mich erworben hatte, stellte er es bei schönem Wetter immer auf die Wiese. Wir hatten ja damals schon Kontakt zu anderen Tierbesitzern. Irgendwann hatte dann einer von ihnen eine Ziege abzugeben. Meine Eltern kauften dann die anderen Tiere so nach und nach von anderen Zoos. Das Ganze lief dann so um die fünfzehn Jahre.“
Wie schon erwähnt, betreiben die Schwenks den Zoo in ihrer Freizeit: nichtsdestotrotz gilt aber auch hier: krank machen gilt nicht: „Dass ich mal länger krank war, kenne ich so von mir auch gar nicht. Durch die viele Arbeit an der frischen Luft bin ich da eh abgehärtet und brauche auch genau das für mein Wohlbefinden. Einen Tag Ausspannen mit meiner Frau
Über die Frage, ob er und seine Frau es jemals bereut haben, dass sie den Zoo im Sinne seiner Eltern weitergeführt haben, braucht Thomas Schwenk nicht lange nachzudenken: „Nö!“
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MEHR ZUM THEMA: www.zoo-rammelsberg.de
Das Grundstück, das heute den „Zoo am Rammelsberg“ beherbergt, hatten die Schwenks früher von der Stadt gepachtet. Der Vertrag verlängerte sich damals von Jahr zu Jahr. „Damit hatten wir aber leider nicht die Planungssicherheit, an der uns ja auch gelegen war“, so Herr Schwenk. Ein glücklicher Zufall kam ihnen dann aber zu Hilfe. „Die Stadt kam nämlich auf uns zu, weil ein Weg direkt am ZooGrundstück angrenzend nach Kirchditmold und Wahlershausen führt. 1999 haben wir dann das Grundstück von der Stadt gekauft und im gleichen Jahr den Zoo übernommen. Hier hat aber sicher auch der damals TagesSatz
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Dietmar Meinert | pixelio.de
T I T E LTH E M A
Die Natur, die auf uns zurückschaut Tiere zu halten ist für uns nicht mehr lebensnotwendig - dennoch tun wir es weiterhin.Was haben wir davon und woher nehmen wir eigentlich das Recht dazu? Ein paar Überlegungen am Beispiel des Pferdes.
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ätte der fuchsgroße Waldbewohner, der das Pferd vor Jahrtausenden war, gewusst was ihm blüht, hätte er vielleicht zweimal überlegt, ob er in die Steppe hinauszieht und die Zahl seiner Zehen reduziert. Aber so verließ er Nordamerika über die Behringstraße, wurde in Europa und Asien zum Nahrungsmittel und Lieblingsmotiv für Höhlenmalereien und bald auch zum unverzichtbaren Begleiter, der noch heute wie kaum ein anderes Tier geliebt und geschunden wird. Seit der Industrialisierung ist das Pferd in der westlichen Welt kein Nutztier mehr, sondern wird wie die mehr als 30 Millionen Haustiere in Deutschland zum Vergnügen gehalten. Knapp 4 Milliarden Euro geben die Deutschen jährlich für Haustierfutter aus. Der Reitsport macht jährlich sogar fünf Milliarden Euro Umsatz. Was haben wir davon, Zeit, Geld und Zuneigung in ein so andersartiges Lebewesen zu investieren? Manche Gründe scheinen offensichtlich: Der winzige Hund als Accessoire, das teure Sportpferd als Statussymbol. Und die Katze, die sich stundenlange Monologe anhört, als Beziehungsersatz. Das Bequeme an Tieren ist ja, dass sie nicht sprechen können und deshalb niemals sagen werden: „Erzähl nicht so einen Unfug und nimm deine Wurstfinger aus meinem Fell!“. Viele der Tierarten, die als Haustier gehalten werden, könnten nicht ohne weiteres in der Natur überleben – sie sind also abhängig
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* ANTONIA STOLL vom Menschen. Der nun wieder erhält durch Tiere das Gefühl, gebraucht zu werden. Ein fairer Tausch? Vielleicht, wenn sich die Tiere freiwillig dazu entscheiden könnten. Und schließlich kann ein Tier auch Stellvertreter sein, es kann das verkörpern, was wir gerne wären oder das tun, was wir gerne tun würden, aber nicht können oder dürfen. Getreu nach dem Motto: „Wer einen Hund hat, muss die Leute nicht selber beißen.“ Der Psychologe und Zoologe Jürgen Körner deutet unser Interesse an Tieren als unbewusstes Sich-Erinnern an unseren tierischen Erbteil, an die Zeit als wir noch uneingeschränkt frei, weil frei von Bewusstsein waren. Wörtlich spricht er von der „Trauer um die eigene verlorene Kindheit und Sehnsucht nach der verlorenen Natürlichkeit“. Julie Schlosser formulierte es 1954 so: „Immer ist es die bewusste oder unbewusste Sehnsucht nach Berührung mit dem zweckfrei, gelöst und unkompliziert Lebenden, was einen Menschen den Umgang mit Tieren in ihrer Heiterkeit suchen lässt.“ Zweckfrei, gelöst und unkompliziert leben – beneidenswert. Aber es hat auch seinen Haken: Wer nicht abstrahieren kann, der ist negativen Gefühlen schutzlos ausgeliefert. Ein Tier, das leidet, weiß nicht, dass der Schmerz höchstwahrscheinlich auch wieder aufhören wird – es ist ihm ausgeliefert wie ein Kleinkind. Bei der diesjährigen
Reitsport-EM in Aachen war den Pferden einiges an Schmerz anzusehen. Es musste nicht erst ein niederländisches Dressurpferd aus dem Maul bluten, um darauf aufmerksam zu machen: Zuvor schonte der ehemals 10 Millionen Euro teure „Wunderhengst“ Totilas sehr eindeutig ein Bein in der Dressurprüfung. Warum das in der vorherigen tierärztlichen Prüfung nicht aufgefallen war, bleibt fraglich. Die spätere Untersuchung brachte ein Knochenödem zum Vorschein, die Sportschau sprach von einem „unwürdigen Ende“ seiner Karriere. Aber kann ein Pferd überhaupt eine Karriere haben? Ein menschlicher Sportler hat ein Ziel vor Augen und nimmt dafür Strapazen und gesundheitliche Risiken in Kauf. Im Reitsport basieren Siege teils auf den Anstrengungen menschlicher Athleten, aber eben auch auf denen eines Lebewesens, das von Medaillen und Preisgeldern keine Ahnung und höchstwahrscheinlich auch kein Interesse daran hat. Pferdesport, so lächerlich, elitär und altbacken er teils daherkommen mag, fasziniert immer noch eine Menge Menschen. Harmonie zwischen Mensch und Tier – theoretisch. Tatsächlich zeichnet sich viel vom menschlichen Verhältnis zur Natur auf Reitturnieren ab. Manchmal Einklang, aber auch viel zu oft: Verkrampfte Reitergesichter, Sporen, die sich tief ins Fell bohren, schmerzerfüllte und kämpfende Pferde mit ängstlich aufgerissenen Augen: Die Natur, die auf uns zurückschaut.
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TagesSatz
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TI TELTH E M A
Ein Großstädter als Kuhhirte DER ERINGERKULT IM WALLIS
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as bäuerliche Leben hat seine gewohnten Rhythmen und Routinen. So beginnt auch Davids Arbeitstag im Kanton Wallis um 8 Uhr in der Früh. Zuerst Tierkontrolle. „Sind alle Tiere vorhanden und gesund und munter?“ Anschließend treibt er mit seinem Schweizer Kollegen die knapp 200 Eringer – eine seit der Römerzeit gezüchtete Rasse – stetig weiter von Alp zu Alp. Bis hinunter ins Tal kann man den Klang der Glocken vernehmen, die jede Kuh um den Hals trägt. Immer wieder büchsen einzelne Kühe aus. Im schlimmsten Fall setze sich die ganze Herde in Bewegung, die dann mühsam wieder eingefangen werden muss. Jetzt, wo jeder Handgriff sitzt, bleibe aber genug Zeit um Abzuschalten. „Wenn ich keine Zäune für neue Weiden aufstelle oder sonstige Besorgungen – Heu, Zaunmaterial, Medikamente – erledige, wird gechillt.“
Hiesige Walliser Bauern machten sich die angeborene Aggressivität dieser traditionellen Rasse zu Nutze, entwickelten daraus einen Sport. Etwa 100 Jahre ist das her. Hirten wie David sind dafür zuständig das Kampfgeschehen zu dokumentieren, es zu protokollieren. Da jede Kuh eine aufgemalte Nummer trage, sei das kein Problem. Für jeden einsehbar, werden Gewinne und Niederlagen notiert, per SMS ins Tal geschickt und veröffentlicht. Erfolgreiche Kühe steigern ihren TagesSatz
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* DANIEL ALBRECHT UND TILL SIMONS Marktwert. Sie werden entweder von Bauern verkauft oder treten in Ausscheidungskämpfen gegeneinander an. Bestaunt von tausenden Neugierigen sowie den Einheimischen selbst, haben sich die Kuhkämpfe mittlerweile auch in Arenen als touristische Attraktion etabliert – auch über die Landesgrenzen hinweg. Eine solche Entwicklung passt in eine Zeit, in der der Tourismus Haupteinnahmequelle fast aller Alpenbewohner ist. Lange vorbei sind die Zeiten, als Landwirtschaft oder Eisenbearbeitung das Auskommen sicherten. „Da die Ehringerkühe hier eine lange Tradition besitzen und wahrscheinlich das Größte im Wallis sind“, so David „bedeutet der Kuhkampf einen wahnsinnigen Prestigegewinn.“ Bei aller Euphorie treibe diese Aussicht aber auch seltsame Blüten, erzählt der Berliner: „Man findet Fanatismus wie beim Fußball.“ Auch Gerüchte kursieren im Dorf: Man höre von Sabotageakten, geklauten Glocken, die die Besitzer von Siegerkühen erhalten sowie von vergifteten Tieren. Eine ausgeprägte Rivalität und Miss-
trauen, vor allem unter den älteren Landwirten, sei spürbar. Schließlich gäbe es für die Bauern kaum etwas Größeres als ihr Tier, erzählt David. „Dadurch stehen wir Hirten enorm im Fokus und sind Teil des Klatsches und Tratsches. Sprich: Wenn mal etwas schief läuft, werden wir relativ schnell an den Pranger gestellt.“ Die größte Herausforderung sei daher weniger der physische, vielmehr der psychische Stress. Der Kuhkampf diene vielen als „Anker in die Vergangenheit“, meint Reisereporter Michael Netzhammer. „Im Kuhkampf leben sie ihre Traditionen aus und setzen damit ein Zeichen gegen eine Moderne.“ Für Landwirte, Hobbybauern und Alpenbwohner, die sich in eine unabhängige, vor-industrialisierte Vergangenheit zurücksehnen, stiften die Eringer ein hohes Maß an Identifikation. Auch Großstädter auf der Suche nach Entschleunigung lockt diese Idylle. David jedenfalls möchte nach seiner Ausbildung wieder auf die Alp. Dann aber soll es eine eigene Hütte sein, die mit Freunden bewirtschaftet wird – das wäre doch was.
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Clemens Eulig
Behörnt wie ihre männlichen Artgenossen bestimmen die robusten Kühe durch zahlreiche Kämpfe ihre Leitkuh. Jeder Kampf läuft nach einem ähnlichem Muster ab: Beide Kühe scharren mit den Hufen und senken die Köpfe. Blitzschnell krachen die sonst so behäbig wirkenden Tiere aufeinander. Sie verhaken ihre massigen Hörner ineinander und versuchen die Kontrahentin auf dem meist unwegsamen und steilen Alp-Acker in die Flucht zu schlagen. So ein Kampf kann sich sehr lange hinziehen, nicht selten verletzen sich die Tiere dabei.
In einer Phase des Umbruchs entschloss sich ein 28jähriger Berliner dazu in der Idylle der Schweizer Alpen als Hirte zu arbeiten. Was er dort vorfand: Kühe, Kult und Kampfeslust.
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D ER S T O L P E R ST E IN
Hat sich ja nix geändert
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* GLOSSE EINER MUTTER* öttingen, der erste Schultag eines Jahres, eines jeden Jahres, eines beliebigen Jahres….
Der erste Schultag ist rum, die Kinder haben es geschafft und kommen freudestrahlend mit neuen Stundenplänen und ihren Einkaufsplänen nach Hause. Listen kann man es ja schon nicht mehr nennen, was die Lehrer da von den Kindern erwarten, das sind eher Pläne für Feldschlachten, ähnlich den Schlachten bei Sommer- und Winterschlussverkäufen, nur so als historische Anekdote für diejenigen, die so etwas noch erleben oder mitmachen durften. Wobei, historisch ist ein gutes Stichwort. Sind doch nach einem Jahr die Schulmaterialien schon als historisch angesehen und daher nicht mehr brauchbar. Zu meinen Zeiten konnte man einen Tuschkasten und seinen Zirkel die ganze Schullaufbahn nutzen, zeitlos und nachfüllbar. Heute bedarf es für Leh-
netkarten freigeschaltet, sind die denn nicht mehr aktuell? Meines Wissens gab es ja letztes Jahr auch keine neuen Länder?“ Darauf kam nur die spröde Antwort: „Ja, es gibt dieses Jahr eine neue Auflage, da Arbeiten wir jetzt mit. Da sind nur die Seitenzahlen verändert, aber den müssen sie besorgen, steht ja so auf meinem Zettel.“ „Und es ist nicht möglich den vom letzten Jahr noch zu benutzen?“ wagte ich noch hoffnungsvoll nachzufragen. Nur um mir ein barsches „Nein“ einzufangen. Müßig zu erwähnen, das Kind 2 auf ebendieser Schule, aber eine Klasse tiefer, natürlich einen ganz anderen Atlas braucht und auch dieser vermutlich nahezu unbenutzt nach dem Schuljahr ausgemustert werden wird.
Jörg „Yogi“ Müller
Nun war auch der letzte Widerstand in mir gebrochen und ich fügte mich in das Unvermeidliche. Gemeinsam erstellten wir aus den Schuleinkaufslisten aller meiner Kinder einen großen Plan. Aufgeteilt nach Geschäften, teilten mich meine Kinder nun zum Shoppen und ich meine Kinder zum Tragen ein. rer X eines Tuschkastens der Marke X und der Lehrer Z muss natürlich eine andere Marke haben und die Kästen des Vorjahres, nein bitte nicht, Mama, die denken doch sonst noch wir sind arm. Wunderbar, also dem Kind erklärt, was nachhaltige Tuschkästen sind, das Kind zum Tuschkastenauffüllen zum Schreibwarenhändler geschickt und siehe da, die Erkenntnis lautete: „Mama, das gibt’s ja wirklich, den kann man nachfüllen.“ Erstes Problem gelöst, weiter auf dem Zettel: Ein neuer Atlas. Ein neuer Atlas, halt Stopp, da hatten wir doch letztes Jahr erst das dritte Mal einen gekauft, da kann doch etwas nicht stimmen. Der aus der Grundschule war zu klein, der aus der fünften Klasse nur noch ein Schatten seiner selbst, da er viel benutzt wurde, aber im letzten Jahr wurde der neue Atlas nicht mal aus letzten Reihe des Bücherregals geholt, er war neuwertig! Also den Lehrer telefonisch kontaktiert und nachgefragt: „Brauchen die Kinder schon wieder einen neuen Atlas, da haben wir doch erst letztes Jahr einen neuen gekauft und auch zusätzlich Inter16
Zumindest das war der Plan. Denn nach den ersten drei Buchhandlungen, war der ganze Plan nur noch ein Schatten seiner selbst. Denn das von den Lehrern gewünschte war nicht lieferbar, vergriffen und nur noch im online-Handel vorrätig. Aber das Schlimmste war der Atlas, der war nicht rechtzeitig erschienen und erst in 6 Monaten käme die neue Auflage versicherte man mir. Der Hinweis: „Nehmen sie doch so lange den vom Vorjahr, hat sich ja nix verändert außer den Seitenzahlen“ trug nicht gerade zu meiner Entspannung bei.
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* Name der Autorin ist der Redaktionsleitung bekannt. TagesSatz
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misterQM (photocase.com)
PARAGRAPH EN RE IT E R
IM NAMEN DES VOLKES
Menschenwürde „Wohnraum“ Der TagesSatz hat ja schon öfters aus der Hartz-IV-Welt berichtet. Heute möchten wir Ihnen exemplarisch einen Fall vorstellen, der veranschaulicht, wie die Behörden mit ihren Kunden umgehen.
* HANS PETER PUNG
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elbst jemand, der sich vorbildlich verhält, kann nicht erwarten, von seinem zuständigen Jobcenter fair behandelt zu werden. Wir nennen daher mit Absicht keinen Namen und keine Stadt, denn es könnte eigentlich überall passieren.
nehmigung und Übernahme der Kosten für diesen. Bereits vier Tage später erhält sie Antwort vom zuständigen Jobcenter. Dieses stellt in diesem Bescheid die Leistungen ein. Begründung: Mit dem Umzug ändern sich die Zuständigkeiten.
In unserem Fall geht es um eine Familie mit drei Kindern (3, 2, 1). Sie leben in einem baufälligen Haus. Das Wasser fließt nicht nur aus dem Hahn, sondern auch aus den Wänden. Die Luft in den Räumen ist dauerhaft feucht und es riecht nach Pilzbefall. Die Deckenbalken sind marode und halten nur noch aus Gewohnheit. Bei jeder Belastung rieselt Holzmehl aus dem wurmstichigen Holz. Blanke Kabel blitzen aus den Wänden, Tapeten halten schon lange nicht mehr auf den feuchten Wänden. Die Sanitärinstallation ist marode. Die Heizung funktioniert nur teilweise, weil sie fehlerhaft saniert wurde.
Die Familie legt darauf Widerspruch ein, der Umzug wird verschoben. Jetzt wird der Umzug genehmigt, die Kostenübernahme zugesagt. Am Monatsende folgt die Überraschung: das Konto bleibt leer, keine laufenden Leistung (Hartz-IV-Regelsatz), auch kein Geld für den Umzug. Stattdessen ein neuer Bescheid des Jobcenters, in dem die vorherige Zusage aufgehoben wird und die Kosten für den Umzug abgelehnt werden.
Kurz gesagt: Die Wohnung ist im jetzigen Zustand nicht bewohnbar. Kein Wunder, das die Familie dringend in eine andere Bleibe umziehen möchte, zumal sie ihre Möbel regelmäßig ersetzen muss, weil die Feuchtigkeit in der Unterkunft Schimmelbildung fördert. Vorbildlich stellt sie also im Vorfeld einen Antrag auf eine Umzugs-GeTagesSatz
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Die Behörde erteilt den Rat, sich an den Vermieter zu wenden, um diesen aufzufordern die doch erheblichen Mängeln zu beheben. Man könne seine Interessen ja vom Mieterschutzbund vertreten lassen. Die Familie fragt sich zu Recht: was haben wir falsch gemacht? Wie sollen Decken, Wände und Böden saniert werden, wen wir dort noch wohnen? Warum wurde die Zahlung der laufenden Kosten eingestellt? Stellt diese Einstellung nicht eine Gefährdung des Kindeswohls dar? Wir fragen: Wann
sind eigentlich die Voraussetzungen für einen Umzug erfüllt? Reichen die Baufälligkeit einer Wohnung, Feuchte überall und daraus resultierender Schimmel nicht aus? Haben ALG-IIBezieher kein Recht auf Menschenwürde und körperliche Unversehrtheit? Ist das Verhalten des Jobcenters eigentlich mit geltendem Recht vereinbar? Sieht so eine Förderung im Sinne des SGB aus? Wie unterschiedlich die Ansprüche in Bezug auf Wohnraum sind, zeigt ein Blick auf die Regelungen in Kassel bzw. Göttingen. Grundsätzlich hat man Anspruch auf angemessenen Wohnraum. Was angemessen ist, wird nicht näher geregelt. Unsere Familie (5 Personen) hätte in Kassel einen Anspruch auf Wohnraum in der Größe von max. 96qm. In Göttingen wären es 95qm. In Kassel darf die Wohnung (mit Betriebskosten) 801,90 Euro kosten. In Göttingen beträgt die BruttoKaltmiete (Betriebskosten kommen noch hinzu) 843,00 Euro. Hinzuaddiert werden müssen hier die Kosten für Heizung und Wasser in ihrer tatsächlichen Höhe. Strom muss jeder Hilfeempfänger selbst tragen, weil diese im Regelsatz enthalten sind.
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Fotos: Ute Kahle
GÖTTINGEN
Eine besondere Tischgemeinschaft Seit 1990 bietet die Gemeinde St. Michael täglich ein preiswertes Mittagessen für Wohnungslose und Durchreisende an. Mit Live-Musik, Leckereien und vielen helfenden Händen feierte der Mittagstisch nun sein 25-jähriges Bestehen.
* MORITZ EMMELMANN
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ie Gäste waren so zahlreich, dass das eigene Besteck nicht gereicht hätte: Bei der großen Geburtstagsfeier des Mittagstischs der Gemeinde St. Michael am 19. September griffen mehr als 120 Passanten, Ehrenamtliche und regelmäßige Gäste gerne zu. Untermalt von den Bands „Midlife Ramblers“ und „Street Doves“ ließen langjährige Unterstützer zweieinhalb Jahrzehnte Revue passieren, während zahlreiche Nachbarn und Interessierte einen besonderen Einblick in das Projekt bekamen. Anna Werner-Parker, stellvertretende Leiterin des Mittagstischs, freute sich anschließend über die gemeinsame Vorbereitung des Fests durch Förderverein, ehrenamtlich Engagierte und besonders durch die Tagesgäste selbst. Ein prächtiges Kuchenbüffet und LiveMusik zum Essen sind freilich nicht die Regel in der Turmstraße 5. Die
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Privatspenden und Unterstützungsleistungen von Stadt und Kirche werden dafür eingesetzt, an 365 Tagen im Jahr warme Speisen, Brot und Aufschnitt für etwa 70 Personen auszugeben. Einiges aber hatte die Jubiläumsfeier durchaus mit dem alltäglichen Angebot des Mittagstischs gemeinsam: Wie die Mahlzeiten unter der Woche war auch das Straßenfest nur möglich Dank der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer. Mitten in der Innenstadt entstand so eine Tischgemeinschaft, bei der Kennenlernen, Plaudern und Feiern ineinander übergingen.
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MEHR ZUM THEMA: Informationen zum Mittagstisch St. Michael und zu Möglichkeiten, diese Arbeit zu unterstützen, gibt es auf www.mittagstisch-samiki.de
TagesSatz
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GÖ TTIN GE N
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it ministerialem Besuch von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius wurde Mitte September in der Gemeinde der Film „Friedland“ vorgestellt.
Das Tor zur Freiheit
FRIEDLAND – EIN DOKUMENTARFILM
Seit September 1945 gibt es im südniedersächsischen Landkreis Göttingen das Grenzdurchgangslager Friedland. Erbaut wurde es auf Anordnung der britischen Besatzungsmacht als erste Anlaufstelle für Flüchtlinge, Vertriebene und Heimkehrer. Seit seiner Gründung ist das Grenzdurchgangslager für mehr als 4.000.000 Menschen zum „Tor zur Freiheit“ geworden. Aktuell beherbergt es die Flüchtlinge, die über Ungarn, die Türkei oder über andere Wege nach Deutschland kommen. Die Berliner Filmemacherin Frauke Sandig hat einen Film über die altehrwürdige Institution gedreht.
Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea, Afghanistan und Pakistan hat Regisseurin Sandig während ihres Aufenthalts im Lager begleitet. Und sie hat mit Deutschen gesprochen, die vor 70 Jahren in der Anfangszeit des Lagers nach Friedland kamen, als Nissenhütten aus Wellblech die Optik bestimmten. Für viele Flüchtlinge, die es bis nach Deutschland schaffen, ist die Ankunft im Lager Friedland der Beginn eines neuen Lebens – oder eine Atempause auf der Flucht.
* UTE KAHLE paares, er Muslim, sie Christin, durch die Zuweisung der Familien in verschiedene Bundesländer wieder vorerst trennten.
Friedland, der idyllische Ort in Niedersachsen, nahe der Grenze zu Hessen und Thüringen, hat viele Epochen von Fluchtgeschichten erlebt. Am 20. September 1945 eröffnet die britische Militärverwaltung das Lager als „Grenzdurchgangslager“. Das heutige Lager Friedland ist Erstaufnahmelager für Asylbewerber und Flüchtlinge.
„Wie in einem Traum“ sei er umhergelaufen; plötzlich gab es Menschen, die sich um ihn kümmerten, ärztliche Versorgung und etwas zu Essen, so
Es ist ein Film über die Geflüchteten, Vertriebenen, aber auch darüber, dass sie jetzt Angekommene sind. Einfühlsam und doch sehr deutlich. Wer den Film bislang nicht sehen konnte, kann dies nachholen. Zu finden ist er einmal bei der Deutschen Welle in 4 Sprachen und dort auch dauerhaft abrufbar und er steht in der Mediathek des NDR.
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Ute Kahle
Konzipiert als Dokumentation über 70 Jahre Geschichte des Lagers Friedland, wurde der Film von der Wirklichkeit eingeholt. Er zeigt eine unerwartete Aktualität zu diesem Jahrestag. „Wenn ich hier Kindern begegne aus Syrien oder anderen Kriegs- und Krisengebieten, dann begegne ich immer mir selbst“, sagt Annelie Keil, die 1947 als achtjähriges Flüchtlingskind in Friedland ankam. Sie erzählt in dem Film nicht nur ihre eigene Geschichte sondern reflektiert auch die Wandlung, die Gesellschaft und Lager erfahren haben.
Aber auch manche Ehe wurde in Friedland gestiftet. Die Kindergärtnerin Swetlana Aoul wuchs in einer deutschsprachigen Gemeinde in Sibirien auf. Als sie mit ihrer Familie nach Friedland kam, lernte sie dort ihren Mann kennen und arbeitet jetzt im Kinderhaus des Lagers um den kleinsten Neuankömmlingen den Start zu erleichtern, denn die Bedürfnisse sind heute wie früher ähnlich.
erinnert sich Dietmar Heller an seine Ankunft im Lager 1947. Heute ist er Unternehmer in Hessen und freut sich sehr, dass er zu dem Film beitragen konnte. „Auch wenn das nicht immer leicht war, es hat sehr viele Erinnerungen geweckt, aber mich auch dazu gebracht wacher zu sein und mehr zu tun für andere“.
Sind es doch mehr als vier Millionen Menschen, die bis heute das Lager durchlaufen haben. Manche sind nur ein paar Stunden geblieben, andere durften oder mussten länger verweilen. Und für den ein oder anderen war die Zeit im Lager zu kurz, egal wie lange sie dauerte, denn da wurden zarte romantische Bande geknüpft und Verbindungen geschaffen. Der Film zeigt, wie sich die Wege eines LiebesTagesSatz
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GÖTTINGEN
Die „ver-rückte“ Perspektive ist erlaubt Psychische Erkrankungen werden beim 16. Göttinger Psychiatrie-Forum im Herbst 2015 zum Thema gemacht.
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In einem Psychose-Seminar ist das Sprechen aus der ‚ersten Person Singular’ erwünscht; die subjektive, ja auch die „ver-rückte“ Perspektive ist erlaubt. Das Seminar soll dabei ein Ort des gemeinsamen Erzählens, des wechselseitigen Lernens und auch der offenen Auseinandersetzung der drei 20
beteiligten Gruppen sein. Wenn das gelingt, gibt es einen echten „Trialog“. Anstatt der verkürzten biologischen Deutung psychotischen Erlebens als bloße „Hirnstoffwechselstörung“ setzen die Initiatoren der Seminare der Psychose ein ganzheitlich-anthropologisches Konzept von Psychose entgegen: Psychose als Versuch einer eigensinnigen Bewältigung einer Krise und als Ausdruck von Sensibilität und einer komplexen Lebenserfahrung. Nicht eine vermeintlich objektive Sicht auf psychische Erkrankung steht im Vordergrund, sondern das persönliche, subjektive Erleben von Psychosen, Depressionen und anderen psychischen Krankheiten. In diesem Sinne ist das Psychiatrie-Forum ein Ort des gemeinsamen Erzählens, der gleichberechtigten Begegnung sowie des wechselseitigen Lernens und der offenen Auseinandersetzung für alle Beteiligten. Stephanie Hofschläger | pixelio.de
reffen in wöchentlichem Abstand machen das Tabu Psychiatrie und psychische Erkrankungen zum Thema und das mit einem ganz besonderen Ansatz. Ein Psychose-Seminar will alle, die mit Psychose-Erkrankungen zu tun haben, zu Gesprächen und Veranstaltungen zusammenbringen: Das sind zunächst diejenigen, die unmittelbare Erfahrung mit einer schweren psychischen Erkrankung und damit oft auch mit der Institution Psychiatrie haben. Hinzu kommt die große Gruppe der Angehörigen. Schließlich werden diejenigen angesprochen, die von Berufs wegen mit dem Thema Psychosen zu tun haben, wie Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Sozialarbeiterinnen und Psychologen. Darüber hinaus haben auch andere Interessierte Zugang zum Psychose-Seminar. Ein Psychose-Seminar ist keine psychiatrische Fallkonferenz oder Fachtagung und auch keine Patienten-Informationsveranstaltung. Alle beteiligten Personen, nicht nur die professionellen Helferinnen und Helfer, sind hier Expertinnen und Experten beim Thema Psychosen. Das Ziel des Seminars ist ein Erfahrungsaustausch im Rahmen einer gleichberechtigten Begegnung. Ein Psychose-Seminar möchte dabei die Positionen der Psychose-Erfahrenen und der Angehörigen stärken und ihr Selbstbewusstsein fördern.
JÖRG „YOGI“ MÜLLER
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MEHR ZUM THEMA: Göttinger PsychiatrieForum 2015 An vier Dienstagabenden, jeweils von 17:00 bis 18:30 Uhr Holbornsches Haus Rote Str. 34, 37073 Göttingen offen und kostenlos. Termine & Themen: 6.10.15 Grenzen & Möglichkeiten von Psychotherapie bei Psychosen. Erfahrungen, Wünsche, Möglichkeiten. Offene, trialogische Diskussion mit Dr. Oliver Moehrke, Leiter des Bereichs Psycho- u. Soziotherapie im Asklepios Fachklinikum Tiefenbrunn 13.10.15 Erfahrungen mit Angst im Kontext psychischer Erkrankungen. Impuls durch die Vorbereitungsgruppe, trialogische Diskussion in Tischgruppen. 20.10.15 Krankheit kränkt! Grenzen wahrnehmen, Grenzen akzeptieren? Impuls durch die Vorbereitungsgruppe, trialogische Diskussion in Tischgruppen. 27.10.15 Lesung von und mit dem psychiatrie-erfahrenen Autor Peter Mannsdorff, Berlin, aus der Anthologie „Das kleine ABC der Psychiatrie“. Eine Bestandsaufnahme der besonderen Art. Profis aus Erfahrung berichten. 2.11.15, 18.00 Uhr Kino Lumiere, Geismar Landstr. 19, Göttingen (Eintritt: 7 / 6 Euro), in Kooperation mit der Universitätsmedizin Göttingen und der Initiative „Ethic‘s Anatomy“: „Nicht alles schlucken - Dokumentarfilm über Krisen und Psychopharmaka“. Anschließend trialogische Podiumsdiskussion. www.nichtallesschlucken.de Kontakt: Initiative Göttinger Psychiatrie-Forum c/o Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle im Selbsthilfebereich (KIBIS) Lange-Geismar-Str. 82 37073 Göttingen Telefonischer Kontakt über Frank Müller-Gerstmaier 0551/ 402-2862 eMail: psychoseseminargoettingen@gmx.de www.trialog-psychoseseminar.de TagesSatz
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DER CO M IC
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Fotos: Markus W. Lambrecht
KAS S E L
Kreativ – kreativer – Connichi * KATHARINA SCHWARZ
Es wurde geformt, gezeichnet, genäht, geschauspielert, gesungen und gebastelt. Vom 18. bis zum 20. September fand in Kassel wieder die Connichi statt und verwandelte die Stadthalle in einen Sammelpunkt für Kunst und Kreatives.
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ie Connichi ist eine Animeund Manga-Messe, die von Fans für Fans veranstaltet wird. Jedes Jahr im September finden sich tausende Japanfans im Kongress Palais in Kassel ein. Seit den Anfängen der Anime-Covention haben sich die Besucherzahlen und damit auch das Angebot immer weiter vergrößert, so dass 2015 etwa 26.000 Gäste die Connichi besuchten. Die Hallen des Kongress Palais waren gut gefüllt und Besucher konnten ein großes Angebot bewundern. Es gab zahlreiche Stände, Wettbewerbe, Workshops, Diskussionsrunden, Bandauftritte und vieles mehr. Vor allem im Bereich Kunst und Kreatives hatte die Messe eine Menge zu bieten.
Spiele im Generellen erfreuten sich als Cosplay-Motive großer Popularität. Eine Gruppe aus Österreich trug aufwendig kreierte Kostüme aus dem Spiel League of Legends, eine Nürnbergerin verkörperte einen Charakter aus der beliebten Spielreihe Final Fantasy. Ein besonders auffälliger Cosplayer hatte sich als Big Daddy aus dem Spiel Bioshock gekleidet. Der Charakter trägt einen riesigen gepanzerten Taucheranzug. Die Stunden an Arbeit, die in solchen Cosplays stecken, sind kaum abzuschätzen. Viele Kleider sind so aufwendig genäht, dass sie selbst kleine Kunstwerke sind. Ebenso die Waffen, Panzer, Rüstungen, die zeigen, wie kreativ das Cosplay-Publikum dieses Jahr war.
Der größte kreative Bereich der Connichi, neben den eigentlichen Manga- und Anime-Werken, umfasste wie immer das Cosplay oder Costume Play. Viele Besucher trugen selbst geschneiderte oder gekaufte Kostüme aus Manga, Anime, Computerspielen, Filmen und allem, was die Fantasie zuließ. Auch erfundene Figuren waren keine Seltenheit. So trug eine Besucherin ein Cosplay, dass sie der Sagengestalt Phönix entlehnt hatte. Ihre Begleiterin hingegen trug ihr Vorjahres-Cosplay, einen Krieger aus einem Onlinespiel.
Auch die traditionellen Cosplay-Wettbewerbe fanden wieder statt, in denen die Darsteller nicht nur mit Liebe zum Detail die Kostüme präsentierten, sondern vor allem mit Gestik und Mimik ihren dargestellten Charakteren Leben einhauchten. Während es bei dem klassischen ConnichiCosplay-Wettbewerb zwar auch um Preise, aber hauptsächlich mehr um den Spaß ging, wurde bei dem Vorentscheid zum World Cosplay Summit, einem internationalen CosplayWettbewerb, entschieden, wer nächstes Jahr auf diesem Deutschland ver-
treten durfte. Bei beiden Wettbewerben konnte man nicht nur das schneiderische Talent, sondern auch schauspielerisches Können bewundern. Die Jury hatte es auch dieses Jahr nicht leicht, zu wählen. Auf Grund der Beliebtheit von Cosplay verwundert es nicht, dass eine Vielzahl an Workshops auf dieser Zusammenkunft genau das thematisierten. Die Besucher konnten lernen, wie man Perücken herstellt, Korsagen näht, Hörner und Hufe gießt, aber auch wie man die Costume Plays fotografiert. Neben diesen auf Cosplay bezogenen Workshops gab es auch eine Vielzahl anderer Vorträge rund ums Thema, Anime, Manga und Japan. Zeichenworkshops liefen parallel zu Vorträgen über Kimonos, Kalligraphie und der Kunst der japanischen Teezeremonie. Ein besonderes Highlight stellten die beiden Workshops des Modelkünstlers Takeshi Miyagawa dar. Während Modelkits wie auch Figuren sich in Deutschland eher mittelmäßiger Beliebtheit erfreuen, sind sie in Japan fester Bestandteil der Kultur. Es gibt ganze Geschäfte, Veranstaltungen und Ausstellungen nur für fertige Figuren und Modelkits aus dem Bereichen Manga, Anime und Computerspiele.
Carolin Reich Werke von Chen Long Chun TagesSatz
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KAS S E L Dabei kosten gut gemachte Figuren teilweise weit über hundert Euro. Ältere Sammlerstücke erzielen noch höhere Preise. Es verwundert daher nicht, dass es eine ganze Reihe an Künstlern und Künstlerkollektiven gibt, die sich in Japan dem Modellieren dieser Figuren widmen. Einer der bekanntesten unter ihnen ist Takeshi Miyagawa, der seit über zwanzig Jahren Figuren entwirft, die bewegt und filigran davon zeugen, dass es sich hier um einen Meister seinen Fachs handelt. In seinem Workshop erzählte er von der geschichtlichen Entwicklung der Modelkits, aber auch der seiner eigenen Figuren. Leider blieb der Vortrag sehr oberflächlich, was wohl der knappen Zeit und der sprachlichen Barriere geschuldet blieb.
Hons (Kunstwort das übersetzt in etwa Veranstaltungsbuch heißt) sind ähnlich wie Poesiealben. Freunde werden gebeten, Bilder zu zeichnen oder Grüße zu hinterlassen. Auf dem Manga-Markt waren solche Einträge gegen Geld von den Künstlern zu erwerben. Häufig sah man daher die Kreativen über ein Buch vertieft etwas zeichnen, wenn sie sich nicht gerade mit den Besuchern unterhielten. Dabei waren die Stile sehr
Cosplays sind selbst kleine Kunstwerke.
Fairy Tail Cosplay
League of Legends Cosplay
Ein kleiner Höhepunkt am Rande war der erste Connichi-Poetry-Slam. Bei Poetry-Slams betritt ein Redner die Bühne und trägt seinen selbst geschriebenen Text vor. Dafür hat er einen gewissen Zeitrahmen, meist fünf Minuten. Oftmals entscheidet eine Jury oder wie bei der Connichi das Publikum. Das wirklich Außergewöhnliche bei diesem Slam waren jedoch nicht nur die oft kostümierten Vortragenden, sondern auch ihre Themen. Fast alle Poetry-Slammer beschäftigten sich mit Anime, Manga und Cosplay. Eine Teilnehmerin trug eine Parodie über Cosplayer und deren Eitelkeiten vor. Der Slammer Mr. Nerdtaku führte das Publikum in seinem Text durch eine ganze Reihe an Mangas, Animes, Filmen und Spielen und erzählte so eine ganz eigene Geschichte, die viel Applaus erntete. Auch zwischen dem eigentlichen Treiben, Wettbewerben, Workshops und dem Manga-Markt fanden sich überall Areale an Kreativität. So wurde drei Tage lang fleißig in ConHons gezeichnet, es wurde posiert, fotografiert und sich ausgetauscht.
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Fotos: Markus W. Lambrecht
Auch auf dem Papier wurde den Figuren aus Manga und Anime Leben eingehaucht. Da diese traditionell gezeichnet sind, ist es nicht verwunderlich, dass eine Vielzahl an Zeichnern auf der Connichi vertreten war. Auf der Manga-Meile fanden sich auch diesmal, dicht an dicht, achtzig Künstler ein. An ihren Tischen konnten die Besucher ihre Arbeiten, ganz gleich ob Zeichnungen, Bedrucktes oder Mangas, erwerben und auch Einträge für die ConHons erstellen lassen. Con-
unterschiedlich, auch wenn sie alle grob dem Bereich Manga zugerechnet werden konnten. Eine von ihnen war Carolin Reich, deren Arbeiten teils in Richtung Cartoon und Comics gehen, teils verspielt, teils grafisch anspruchsvoll anmuten. Leider war der Bereich der Künstler wieder sehr eng, daher ging ihre Arbeit, wie die vieler anderer, etwas unter. Auch die Arbeiten des Künstlers Chen-Long Chung, fand man etwas versteckt mittig an der Wandreihe. Trotzdem schien das seine Laune und die seiner Mitstreiter nicht zu verderben. Selbst abseits der Man-
ga-Meile konnte man eine Künstlerin am Stand eines Onlineversandhandels entdecken, wie sie ein knapp zwei Meter hohes Gemälde malte.
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Soremski
at man die übersichtliche, helle Eingangshalle passiert, kann man den Rundgang durch das neue Museum unmittelbar beginnen.
Vom Zauber der Wörter Ungewöhnlich ist die Neue Grimmwelt auf dem Weinberg. Sie huldigt den Wörtern.
* NORA MEY
Damit betritt man eine Welt in herausfordernd neuer Ordnung. Buchstaben und Wörter bilden ein Orientierungssystem, das erobert sein will. Halbtransparente Lamellen und bedruckte Gewebebahnen gliedern die Ausstellungsräume. Gleich am Anfang ein Z wie Zettelkasten und eine wandhohe Installation aus (faksimilierten) Zetteln, wie sie Jacob und Wilhelm Grimm für ihre Wörtersammlung anlegten. Welch eine gigantische Arbeit sie begonnen haben! Der nächste Buchstabe ist ein F wie Froteufel (Dämon). Und nur bis zu diesem Begriff haben die Grimms ihr Wörterbuch vorangebracht. Erst 1961 wurde es ganz fertig gestellt. Unter Froteufel findet sich übrigens eine Installation des Künstlers Alexej Tschernyi in 14 kleinen Vitrinen, in denen zarte, schattige, scherenschnittartige Silhouetten die Entstehungsgeschichte der Wörterbücher darstellen. Ein Kunstwerk, das zum poetischen Lieblingsobjekt der Grimmwelt erkoren werden könnte. Langsam begreift man, dass sich der Rundgang trotz Buchstaben nicht in alphabetischer Reihenfolge abspielt, und dass die darunter geordneten Wörter und Installationen einer eigenen Logik folgen und wie ein Kunstwerk erschlossen werden wollen. Einerseits ist die Begegnung mit der Arbeit an den Wortbedeutungen, das Stöbern in Zusammenhängen von Wörtern, deren sprachgeschichtlicher Herkunft, Verwendung und Verwandtschaft sehr dominant. Ihr wird viel Raum gegeben und damit das Phänomen Sprache beeindruckend vor Augen geführt. Andererseits bewundert man auch die Arbeit derer, die diese Ausstellung konzipiert haben und die Arbeit, Werk (Wörterbuch, Märchensammlung), sonstige Betätigungen und Lebensumstände der Brüder Grimm in ihrer Vielfalt verknüpft haben.
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Einige Beispiele: Unter Q hat man sich für Quitte entschieden, eine Frucht, die im Rezeptbuch der Dorothea Grimm vorkommt. Die Installation dazu schreibt Rezepte auf Keramikteller und präsentiert sie zusammen mit roh getöpfertem Geschirr und ebensolchen Früchten an der Wand. Dabei thematisiert wird nebenher das Thema von Armut und knappen Speisen. Unter R heißt es Rotkappe. Man beschäftigt sich mit Versionen des Märchens (Rotkäppchen) und wählt als Thema „Vom Weg abkommen“. Zu sehen gibt es einen schlafenden Großmutterwolf und zu lesen Aufsätze von Schülern, die „vom Weg abkommen“ und „Rotkappe“ zum Thema haben. Interessant ist auch K wie Kleinlebewesen. Die Bedeutung von zahlreichen kleinen oft unheimlichen Lebewesen in Märchen wird durch die Installation einer explodierten großen Betonbombe hervorgehoben, aus der viele eher abstrakte und etwas gruselige kleine Betonfiguren purzeln. I wie Illuminieren: Hier kann man sich sitzend bei Zusammenschnitten von unzähligen Filmen zu Märchenstoffen entspannen oder anregen lassen. Ein Knaller ist unter dem Begriff „Ärschlein“ installiert: ein großer Trichter, in den Schimpfwörter hineingerufen werden können und aus dem dann ebensolche aus der Zeit der Gebrüder Grimm herausschallen. Kinder rufen ihren eigentlich verpönten Wortschatz und hören dann: Läusebalg, Dummschnute, Dreckhammel, Heuochse, Topfsau, Kotzensohn. Es folgt auf jeden Fall überraschtes Kinderlachen, dem man angerührt zuhören kann. Nicht nur am Schluss lohnt ein Besuch im Bistro/Restaurant, das sich an die Eingangshalle anschließt und mit seinen großen bodentiefen Fenstern einen tollen weiten Blick auf Teile Kassels und in die Landschaft freigibt.
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MEHR ZUM THEMA: www.grimmwelt.de
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KU LTU RTI P P S G ÖT T INGE N
* UTE KAHLE
Therese Freist
Blau in Blau LANDSCHAFT UND MEE(H)R
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MEHR ZUM KULTURTIPP: Wohnstift Göttingen, GÖ Di 6.10. / 16.30 Uhr, Vernissage Bis Fr 4.12., täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Eintritt frei www.gda.de
Die Künstlerinnen Therese Freist und Margarete Müller zeigen Werke in Pastell, Acryl und anderen Techniken. Therese Freist hat sich auf die Landschaftsmalerei spezialisiert, auch arbeitet sie in Naturdarstellungen gerne besondere Details heraus. Einen Schwerpunkt setzt die Malerin auf die Arbeit mit Pastellkreiden. „Pastell ist für mich das direkteste künstlerische Medium. Es ist Farbe begreifen – im wahrsten Sinne des Wortes“, so Therese Freist. Margarete Müller zeigt Bilder vom Meer und Strand so-
wie abstrakte Werke. Die Farbe Blau findet sich in allen ihren Bildern: „An der Küste ist das Blau ganz besonders. Das Meer als Zeichen der Unendlichkeit, der Ruhe, aber auch der Bewegung hat viele verschiedene Facetten dieser Farbe“. Beiden Malerinnen ist es wichtig, in einer oftmals hektischen und rasant vergehenden Zeit, Bilder zu zeigen, die Harmonie ausstrahlen und die die Betrachter anregen, die Natur und Farben bewusst wahrzunehmen und zu sehen.
Michael Schilling
Weil wir immer hinschauen müssen ...
* UTE KAHLE
GÜNTHER WALLRAFF
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MEHR ZUM KULTURTIPP: Aula am Wilhelmsplatz, Gö Sa 10.10. | 19.00 Uhr VVK 12,- Euro, erm. 10.- Euro www.literaturherbst.com
Die oft unerwarteten Reportagen des Kölner Autors Günter Wallraff sorgen seit nunmehr fast fünfzig Jahren für Aufsehen. Seine ersten Berichte als Arbeiter in deutschen Industriebetrieben erschienen 1966 unter dem Titel: „Wir brauchen Dich“. Wallraffs Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse verschafften unterschlagenen Wirklichkeiten Öffentlichkeit. Ob als Journalist Esser bei der BILD-Zeitung oder als Türke Ali von ganz unten kommend schafft Wallraff es immer wieder, unerkannt und inkognito in
Arbeitswelten und unbekannte Wirklichkeiten einzutauchen. Wallraff dokumentiert und analysiert die Defizite der bundesdeutschen Wohlstandsgesellschaft, bis heute. Seit einiger Zeit fungiert Wallraff bei RTL als medienwirksamer Patron jüngerer investigativer Journalisten. Eine kritische Bilanz dieser wallraffschen Methode der „teilnehmenden Beobachtung“ zieht er im Gespräch mit Nicole MayerAhuja, Professorin für Soziologie an der Universität Göttingen.
Joshua Kahle
Hoffnungslos hoffnungsvoll
* UTE KAHLE
JORIS
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MEHR ZUM KULTURTIPP: musa, GÖ 24.10. / 19.45 Uhr VVK 18,- Euro www.musa.de
Nach dem Abitur zog es Joris nur noch weit weg von Zuhause. Er studierte Ton- und Musikproduktion an der Hochschule der populären Künste in Berlin bevor es ihn weiter an die Popakademie Baden-Württemberg nach Mannheim trieb. Hier konnte er sich musikalisch entwickeln. Er schrieb Songs, Texte und lernte nach und nach seine komplette Band kennen. Im Studio hat Joris mit seiner Band für sein erstes Album, entgegen der heutigen digitalen Welt, komplett auf analogen Sound gesetzt und einen sehr erdigen
und roughen Sound erschaffen, in dessen Gewand sich Joris Stimme besonders wohl fühlt. Äußerlich 15, innerlich 35, Joris’ eigentliches Alter liegt da irgendwo in der Mitte. Er singt, spielt Gitarre, Klavier, Schlagzeug, schreibt Texte, komponiert und produziert sogar selbst mit. Zwischendurch bleibt er immer wieder stehen und beobachtet sich und die Welt. „Ich bin viel zu selten glücklich mit dem, was ich habe und versuche deshalb mehr und mehr mir der schönen Dinge um mich herum bewusst zu werden.“ TagesSatz
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KULTURTI PPS KAS S E L
* HARALD WÖRNER
flickr.com
Performing Frank Zappa THE GRANDMOTHERS OF INVENTION
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MEHR ZUM KULTURTIPP: Theaterstübchen am Nil Mo 05.10. / 21.00 Uhr Eintritt 21 Euro Abendkasse 24 Euro www.theaterstuebchen.de
Die Gruppe wurde 1980 von ehemaligen Mitgliedern der Mothers Of Invention gegründet: Jimmy Carl Black, Bunk Gardner und Don Preston entschieden sich, neben eigenen Stücken auch Songs der Mothers, die aus dem Vorgänger The Soul Giants hervorging und von Frank Zappa geleitet wurde, ihrem Publikum zu präsentieren. Die Besetzung wechselte häufig und auch der Name erfuhr immer wieder kleinere Wandlungen: zuletzt in The Grandmothers Re: Invented. Der Umstand,
dass auf dem Album „Welcome Back“ (1980) der Formation Geronimo Black Musiker aus dem Zappa- / Mothers-Umfeld zu hören waren, brachte Black, Gardner und Preston auf die Idee, The Grandmothers mit dem Anspruch zu gründen, einem künftigen Publikum speziell die Schaffensperiode Zappas von 1965 bis 1969 zu präsentieren. In unveränderter Besetzung erfolgten seit 2005 regelmäßige Auftritte in den USA, Kanada und Europa, bei denen die Band entweder unter The Grandmothers Re: Invented oder einfach The Grandemothers auftrat.
Harald Bischof
Geschichten aus der neutralen Zone * HARALD WÖRNER MAX (DIETER) MOOR
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MEHR ZUM KULTURTIPP: Theaterstübchen am Nil Mo 19.10. / 20.00 Uhr Eintritt 19 Euro Abendkasse 22 Euro www.theaterstuebchen.de
Max (eigentlich Dieter) Moor ist ein bekannter Schweizer Fernseh-Moderator. Er ist unter Anderem als Schauspieler, Produzent oder auch als BuchAutor tätig. Seine berufliche Laufbahn begann beim ORF, bei welchem er von 1985-191 das Kulturmagazin Kunststücke moderierte. Außerhalb Österreichs wurde er erstmalig einem größeren Publikum bekannt, als er das von der Kritik gelobte Medien-Magazin Canale Grande präsentierte. Für den SWR leitete er in Folge die satirische Sendung „EX! Was die Nati-
on erregte“. Es folgten weiter Moderationstätigkeiten. Seit November 2007 moderiert er die ARD-Kultursendung „ttt“ (titel, thesen, temperamente). Selbstironisch und urkomisch erzählt Moor seine Geschichten aus der neutralen Zone. Und knüpft damit an die Vorgänger „Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht. Geschichten aus der arschlochfreien Zone“ (2009) und „Lieber einmal mehr als einmal weniger. Frisches aus der arschlochfreien Zone“ (2012) an.
Michael Neumeister
Wer immer wieder dasselbe sagt ... MAX UTHOFF
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MEHR ZUM KULTURTIPP: Bürgerhaus Gudensberg Fr. 11.12. / 19.30 Uhr Karten von 16-25 Euro www.gudensberg.de
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Seit Anfang 2014 ist Max Uthoff, gemeinsam mit Claus von Wagner, Gastgeber der ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“. Auch in seinem neuesten Soloprogramm geht der Kabarettist die „großen“ Themen aus Politik, Wirtschaft, Bildung und Medien an. Leitthema ist diesmal das gleichgeschaltete Rauschen im Blätterwald der überregionalen Presse. Uthoff stellt den deutschen Qualitätsjournalismus auf den Prüfstand. Er ist sich aber auch nicht zu schade, kurze Ausflüge ins Absurde und Skurrile zu unternehmen. Etwa
* FRANK HASELEIN
wenn er über die Erfindung des Strohhalmes sinniert, oder die Geissens dialektisch analysiert. Die Pointen werden wahlweise mit dem Florett, oder dem Dampfhammer platziert. Wenn der Volljurist sein Publikum mit den Worten begrüßt: „Wo man singt, da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder. In diesem Sinne herzlich willkommen zu einem Abend ohne Musik», ahnt man, wohin die Reise gehen wird. Uthoff kann und will nicht die Wahrheit verkünden. Vielmehr hinterfragt er, stellt infrage und klärt auf. Das macht er konsequent, manchmal bis zur Schmerzgrenze. 27
Jörg „Yogi“ Müller
A M S TA D T R AND
Straßengeflüster „Aufmucken lohnt sich“ – so fasst das Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt die Initiative gegen das Flaschensammelverbot am Hamburger Flughafen zusammen. Am 1. September startete dort das Projekt „Spende dein Pfand“ mit drei Hinz&Künztlern als fest angestellte Leergutbeauftragte. Noch im Jahr 2014 war das Pfandsammeln am Hamburger Flughafen strikt untersagt, wer mehrmals gegen dieses Verbot verstieß, musste sogar mit einer Anzeige rechnen. Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter bei Hinz&Kunzt, startete dagegen eine Online-Petition, die innerhalb von drei Tagen von 57.000 Menschen unterzeichnet wurde. Damit wurde eine grundlegende Veränderung am Hamburger Flughafen ins Rollen gebracht. Zunächst wurden das Flaschensammelverbot aufgehoben und Pfandregale installiert, die das Sammeln erleichtern. Im Gespräch mit Hinz&Kunzt wurde dann nach einer langfristigen Lösung gesucht.
* ELISABETH HOHENSEE
Vorbild war der Flughafen Stuttgart, der Langzeitarbeitslose für die Leerung und Sortierung der Pfandbehälter einstellte, deren Gehalt vom Pfandgeld bezahlt wird. Diese Idee wurde nun auch in Hamburg umgesetzt. Drei Hinz&Künztler, die lange Zeit vom Pfandsammeln, Minijobs und Almosen leben mussten, traten am 1. September ihren neuen Job als Leergutbeauftrage am Flughafen an. Bezahlt werden sie vom eingegangenen Pfanderlös. Damit schafft das Projekt eine sinnvolle Ergänzung der Pfandregale, die doch das Problem der Armut und Arbeitslosigkeit nicht wirklich lösen. Herzlichen Glückwunsch nach Hamburg zu dieser erfolgreichen Initiative!
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MEHR ZUM THEMA: www.hinzundkunzt.de
Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers * HOLGER TEICHMANN Vor der Post Der Studenten Drahtesel ist sein Tier die meisten Studenten sind nicht von hier. Da stehen sie, die Fahrräder vor der Post manche stehen lange da, auch schon voll Rost. Doch es wird aufgeräumt in diesem Gebiet, der Post ist nicht egal, was vor ihr geschieht. was Ordnung stört wird abtransportiert. Manch einer staunt, wenn er sein Fahrrad verliert. Die Blumenbeete sehen jetzt ordentlich aus, da fühlt man sich doch gleich wie zuhaus`. Gestern sah ich da noch einen Spatz, ja wo findet denn sein Weibchen einen Platz?
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Andre Günther (photocase.com)
DI E KO CH N IS C HE
* HANS PETER PUNG & TEAM
Kochen mit dem TagesSatz LECKERE GERICHTE FÜR SIE ENTDECKT
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eute möchten wir Ihnen Lauch vorstellen. Er ist auch als Porree bekannt. Lauch ist eine alte Kulturpflanze, die bereits 2100 vor Christus erwähnt wurde und sehr vielfältig in der Küche verwendbar ist. Zwischen seinen Blättern verbirgt sich oft Sand: deshalb ist es wichtig, ihn sehr gründlich zu waschen. Wir wünschen wie immer viel Spaß beim Nachkochen.
Lauch als Gemüse (4 Portionen / ca. 1,00 Euro pro Portion)
1 kg Lauch (Porree), 75g geräucherte Schinkenwürfel, 1 Zwiebel, 100ml Sahne, 100ml Gemüsebrühe, Salz, Pfeffer, Muskat, Butterschmalz, Mehl Lauch putzen, in Ringe schneiden, in ein Sieb geben, gründlich waschen. Zwiebel schälen, in kleine Würfel schneiden. Schinken ebenfalls würfeln. Schmalz in einem Topf erhitzen, Schinken zufügen und knusprig anbraten. Zwiebel zugeben, farblos anschwitzen. Lauch zufügen, glasig dünsten. Mit etwas Mehl (1 EL) bestäuben. Mit Brühe angießen, aufkochen und ca. 10 Minuten köcheln lassen. Dann die Sahne unterrühren. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Tipp: Dazu passen Salzkartoffeln. Wenn Sie mögen, können Sie auch Bratwurst oder Frikadellen dazu reichen.
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Lauch im Auflauf (4 Portionen / ca. 2,50 pro Portion)
800g Lauch, 2 Knoblauchzehen, 250 g Kartoffeln (festkochend), 200ml Sahne, Salz, Pfeffer, Muskat, Butterschmalz, Butter, 40g getrocknete Tomaten, 80g Käse (z.B. Gouda, Emmentaler, Gruyère etc.), 1 Zweig Rosmarin Den Lauch putzen, der Länge nach aufschneiden und gründlich ausspülen. Es werden nur die weißen und hellgrünen Teile des Lauchs verwendet. Diese werden in circa 10 cm lange Stücke geschnitten und geviertelt. Die Tomaten in Streifen schneiden. Käse reiben. Kartoffeln schälen und in dünne Scheiben schneiden bzw. hobeln. In kaltem Wasser zwischenzeitlich frisch halten. Knoblauch schälen, sehr fein würfeln. Den Porree in reichlich kochendem Salzwasser etwa 3 Minuten kochen, dann kalt abschrecken und gut abtropfen lassen. Etwas Schmalz in einer Pfanne erhitzen, Knoblauch
zugeben und weich dünsten. Sahne zugießen, cremig einkochen, würzen. Auflaufform mit Butter einfetten, die Hälfte der Kartoffeln gut abtropfen lassen, in der Auflaufform verteilen. Die Hälfte des Lauchs darüber geben. Kleingeschnittene getrocknete Tomaten ebenfalls hierüber verteilen. Käse darüber streuen. Nadeln vom Rosmarin auf die Oberfläche streuen und mit dem restlichen Lauch bedecken. Sahne darüber gießen. In den vorgeheizten Backofen geben und bei 180°C 25 Minuten backen. Aus dem Ofen nehmen, restliche Kartoffeln sehr gut abtropfen und in der Form verteilen. Ein paar Butterflöckchen darüber verteilen, den Ofen dann auf 220°C aufheizen, Auflauf in den Ofen schieben und nochmals circa 20 Minuten garen. Den Auflauf aus dem Ofen nehmen, sobald die Kartoffeln knusprig braun sind. Tipp: Dazu passt ein frischer grüner Salat. ANZEIGE
Der Mensch steht im Vordergrund. Daher unterstützen wir den TagesSatz. SYCOR mbs GmbH Brauweg 40, 37073 Göttingen www.sycor-mbs.de
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H IN T E R D E N K U L ISSE N
Dunkle Gedanken, kühle Träume „Der Sandmann“ im Jungen Theater in Göttingen
Dorothea Heise
* REZENSIERT VON UTE KAHLE
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n der Schauerperformance nach E.T.A. Hoffmann, die bewusst nur ab 18 Jahren zugänglich ist, werden Mythen und Träume zu einem schwarz-romantisches Kunstmärchen. Hoffmann beschreibt in seinem Stück die Liebe des Studenten Nathanael zu einem mechanischen Geschöpf. Doch wer nun einen harmlosen Gothik-Style erwartet, wird derbe und heftig überrascht. Träume und Phantasien Hoffmanns werden in die Jetzt-
zeit transferiert und die Performance, die Peer Ripberger mit dem Ensemble des Jungen Theaters und der Videokünstlerin Katarina Eckold entwickelt hat, greift dezidiert aktuelle politische Themen auf, die vor dem Hintergrund aktueller Skandale wie der NSA-Spionageaffäre das Verhältnis von Mensch und Maschine neu betrachten. Überwachungen, Drohnen, künstliche Intelligenz, digitalisierte Informationsgesellschaft, die Schlagwör-
Verlosung von JT-Karten
D
er TagesSatz verlost in Kooperation mit dem Jungen Theater Göttingen 1x2 Karten für die Vorstellung „Die Leiden des jungen Werthers“ am 29.10. um 20.00 Uhr Einsendeschluss ist am 15.10.2015 und eine Teilnahme nur per E-Mail an goettingen@tagessatz.de möglich. Bitte geben sie Ihre Telefonnummer – damit wir Sie benachrichtigen können – und als Betreff „Goethe“ an! Die Karten liegen an der Abendkasse für den glücklichen Gewinner bereit. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!
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ter der digitalen Veränderung werden optisch und akustisch zum Leben erweckt. Einige zart besaitete Premierengäste konnten kaum hinsehen, eine Mischung aus Grusel und Abscheu hatte sie ergriffen und sie wünschten sich nicht umsonst eine Decke unter der sie sich davonkuscheln und verstecken könnten. Andere konnten die Spannung kaum aushalten. Wieder andere genossen die Videoinstallationen und die Geschichte um den Studenten Nathanael, dessen Begegnung mit dem okkulten Mechaniker Coppola Traumata seiner Kindheit wieder wach werden lässt. Dank ausgiebigem Technikeinsatz und vieler Überraschungsmomente eine spannende und aufregende Vorstellung die man nicht verpassen sollte.
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WEITERE VORSTELLUNGEN: 19. und 20. Oktober um 20.00 Uhr.
Die Leiden des jungen Werthers nach Johann Wolfgang Goethe
Dieser Roman über den berühmtesten vergeblich Liebenden der deutschen Literatur, der bei schwärmerischen Jugendlichen seiner Zeit eine Selbstmordwelle auslöste, wurde 1774 ein Bestseller und Werther avancierte zum tragischen Popstar seiner Zeit. Auch in der Inszenierung von André Bücker verliebt sich Werther unsterblich in Lotte. Doch diese Liebe ist haltlos und unglücklich, weil Lotte mit Albert verlobt ist. Aber auch Lotte zeigt sich nicht abweisend. Wider die Regeln der Vernunft sucht Werther nach der Erfüllung seiner absoluten Gefühle für Lotte, nach einem Leben jenseits der gesellschaftlichen Konvention – leidenschaftlich, widersprüchlich, einsam und orientierungslos. In ihm wächst ein Idealbild Lottes heran, das Werthers Gedanken und Handeln zunehmend bestimmt. Werthers Versuch der inneren und äußeren Abgrenzung schlägt fehl – und als er von der Heirat Lottes erfährt, leiht er sich Alberts Pistolen.
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ZWI SCHEN DEN ZE IL E N
In freier Wildbahn Hand aufs Herz: Wann sind Sie zuletzt einem Tier in freier Wildbahn begegnet? Schon länger her? Dann geht es Ihnen vermutlich wie den meisten Städtern: Haustier ja, aber Naturerfahrung bitte nur dosiert, idealerweise nur einmal im Jahr für zwei Wochen im Wanderurlaub. Mit diesem Missverhältnis und dem generell sehr ambivalenten Verhältnis zwischen Mensch und Tier beschäftigen sich diese aktuellen Neuerscheinungen – zugegeben mit äußerst verschiedenen Ansätzen.
* DANIELE PALU Raus hier!
Großes Körbchen
Suchbild
Die Trennung scheint perfekt vollzogen: Wir Zivilisierten hier drinnen, die Wildnis dort draußen. Wie konnte es innerhalb so kurzer Zeit passieren, dass wir Menschen uns nicht mehr als Teil der Natur betrachten, sondern sie höchstens als gelegentliche Ablenkung zum täglichen Leben im Büro schätzen? Dieser Frage geht die Redakteurin Ulrike Fokken auf den Grund, die zugleich auch ausgebildete Wildnispädagogin ist und lange Zeit Pressesprecherin der deutschen Umwelthilfe war. Umweltschutz und Naturerfahrung liegen ihr am Herzen, das spürt man in jeder Zeile. Deshalb sind ihre Schilderungen auch so eindringlich, wenn sie beklagt, dass wir sowohl als Einzelne und als auch als Gesellschaft viel zu verlieren haben, wenn wir der Natur nicht wieder mehr Platz in unserem Leben geben. Sie plädiert auf mehr Natur für jeden – in der Wildnis der Pyrenäen und bei Begegnungen mit Wölfen in Nordspanien ebenso wie im Stadtpark um die Ecke. Sofern es uns gelingt, dieses Erlebnis einmal ohne Smartphone, Tablet oder Zeitschrift auf uns wirken zu lassen. Die tagebuchartigen Essays geraten bisweilen zwar arg esoterisch. Die Botschaft kommt dennoch beim Leser an.
Schwer erziehbar? Ein Sexprotz gar? Der junge Beagle Lio fühlt sich von seinen Herrchen mächtig unverstanden. Wie gut, dass Dolly Bester in sein Leben schneit und ihn kurzerhand adoptiert. Bei der ExPornoqueen lernt Lio nicht nur etwas über Sex, sondern trifft auch auf richtig schräge Vögel – Mensch wie Tier – und schlittert geradewegs hinein in das größte Abenteuer seines Lebens. Denn im Garten von Dolly Bester macht er eine Entdeckung, die ihn zu der Annahme verleitet, er sei definitiv zu Höherem geboren sei… Die Idee, Geschichten aus der Perspektive von Tieren zu erzählen, ist bei weitem nicht neu. Doch während die „Felidae“-Katzenromane von Akif Pirinçci unheimlich erfolgreich und die „Glenkill“-Schafkrimis von Leonie Swann wirklich komisch waren (zumindest Teil 1), ist Dolly Busters Hunde-Tagebuch eher mau. Zuweilen gelingt ihr zwar die eine oder andere Pointe, aber richtig herzerwärmend ist der allzu sehr auf Busters Oberweite fixierte Tagebuch-Roman nicht. Selbst Fans der Ex-Pornoqueen werden sich schwertun.
Der Fotograf Andrew Knapp ist viel unterwegs. Immer dabei: sein Border Collie Momo. Aus einer spontanen Eingebung wurde schnell ein echter Facebook-Hit: Andrew Knapp fotografierte Landschaften, in denen sich Momo versteckte. Daraus entstanden tierisch lustige Suchbilder. Wegen des großen Erfolges gibt es Momo jetzt auch zwischen zwei Buchdeckeln zu finden. Doch man sollte sich nicht täuschen lassen: Auch, wenn die inszenierten Bilder wirken, als hätte sich Momo rein zufällig ins Bild geschlichen, sind Knapp mit mal lustigen, mal sehr ästhetischen Fotografien kleine Meisterwerke gelungen. Am Ende bietet Knapp seinen Leserinnen und Lesern dankenswerter Weise auch die Auflösung, wo in den jeweiligen Bildern sich Momo versteckt hat. Denn ganz so einfach, wie es klingt, ist es tatsächlich nicht. Ein bezaubernder Such- und Blätter-spaß für Groß und Klein! Andrew Knapp: Findet Momo. Fischer, 14,99 Euro. Gebunden, 144 Seiten
Dolly Buster: Ohne Maulkorb. Heyne, 8,99 Euro. Taschenbuch, 222 Seiten
Ulrike Fokken: Wildnis wagen! Ludwig, 19,99 Euro. Gebunden, 272 Seiten TagesSatz
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WA S E S S O N ST NOC H G IB T
Angekommen – und jetzt?
* FRANK ECKHARDT
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ie alte Feuerwehrschule hat die Adresse: Heinrich-SchützAllee 62. Wer nicht weiß, dass sie sich noch hinter der neuen Schule befindet, wird sie kaum finden. Schon vorher wird man aber Menschen dort in der Nähe sehen, die offensichtlich neu in Kassel sind: seit Anfang September sind hier 260 Flüchtlinge aufgenommen worden. Es ist ein Erstaufnahme-Lager. Die Menschen sind erst seit wenigen Tagen hier. Für die Öffentlichkeit soll der Einblick in die Erstaufnahme-Lager beschränkt bleiben. Zu Recht genießen diese Menschen Schutz vor Aufdringlichkeit. Von Privatheit kann ja schon gar keine Rede sein.
Frank Eckhardt
Unbeabsichtigt, überrascht und auch eigentlich eher unwillig kam ich also dort in der alten Schule an. Ich wollte zur Informationsveranstaltung, die am gleichen Tag – allerdings in der Heinrich-Schütz-Schule, stattfand. Als ich den netten Wachmann am Zaun des Heims danach fragte, war er verdutzt. „Heute ist mein erster Tag hier“, entschuldigte er sich. Die Unterkunft war erst vor fünf Tagen bezogen worden. Und schon jetzt komplett belegt. Er ließ mich hilflos passieren. Ich machte mich auf den Weg, um jemanden anders zu fragen.
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In Kassel treffen, wie in vielen anderen Städten im Bundesgebiet auch, Flüchtlinge ein, die hier ein neues Leben beginnen wollen. Wie man ihnen hier versucht zu helfen, schildert vorliegender Artikel.
Erst später kam ein Auto mit zwei Mitarbeiterinnen der Johanniter-Hilfe, die Kleidung austeilten. Sie machten mich auf den Fehler mit der Adresse aufmerksam. Ich kam zu der gut besuchten Veranstaltung dann zu spät. Schön war, dort Hunderte Menschen zu sehen, die sich über dieses Heim informieren und den Flüchtlingen helfen wollten. Den Verantwortlichen war anzumerken, dass Sie sich im Krisenmodus befinden und die drängendste Frage, wie es denn weitergehen soll, überstieg daher den Zeithorizont ihrer aktuellen Aktivitäten. Dennoch herrschte Optimismus vor. Man verhandle mit der Wohnungswirtschaft und sei zuversichtlich, dass man trotz des angespannten Marktes die Flüchtlinge im Stadt- und Landkreis menschenwürdig unterbringen kann. Denn der Winter kommt. Tage vorher hatte es Proteste von Flüchtlingen aus dem Zeltlager Calden über zu wenig wärmende Kleidung gegeben. Für entsprechende Unterkünfte zu sorgen, wird die größte Sorge der nächsten Wochen sein. Bürger, die hier und bei anderen Aufgaben helfen wollen, sollen sich bei der Caritas, dem Sozialamt oder ihrer Gemeinde melden.
So wie ich sollte man es allerdings nicht machen. Unaufgefordert und un-abgestimmt auftauchen und möglicherweise noch Dinge mitnehmen. Dennoch hat mein Irrtum einen Vorteil: ich kann hier schreiben, dass ich gesehen habe, wie diese Menschen erschöpft, müde und auch orientierungslos auf mich gewirkt haben. Dass sie nun nach der langen Flucht dringend Ruhe brauchen. In der alten Halle ist nur das Nötigste. Pritsche steht an Pritsche. Der vordere Männerteil ist vom hinteren Frauenteil nur durch aufgehängte Tücher abgedeckt. „Winterfest“ oder angemessen beheizbar scheint dieser Raum nicht zu sein. Auf dem kleinen Platz vor der Halle spielen Jungs begeistert Fußball. Einige Flüchtlinge streifen durch die Gegend und wissen nicht, wo sie sind. Auf dem nahegelegenen Spielplatz kommen sie auch schon mit Deutschen in Kontakt. Eine Frau erzählte mir, dass sie einfach ein Pärchen aufgegabelt hat, damit sie bei ihr zu Hause in Ruhe duschen können. Spontane Hilfe im Alltag und Offenheit in der Begegnung mit den Flüchtlingen werden also in den nächsten Monaten sehr gefragt sein.
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DAS LE T Z T E
DER TiCKER FLÜCHTLINGEN HELFEN, LEICHT GEMACHT Impressum Die Welle der Hilfsbereitschaft gegenüber den Flüchtlingen, die in unserer Region ankommen ist groß. So groß, dass viele der Helfer es nicht mehr schaffen, die Spenden zu sortieren und zu verteilen. Der TagesSatz hat deshalb hier einmal die Stellen aufgeführt, die in Göttingen und Kassel Spenden entgegen nehmen und weiterhelfen.
40-43. Bitte nur zu den Anlieferzeiten bringen! Mo. 9-13 / Mi. 14-16 / Fr. 9-12 Uhr www.caritasfriedland.de/caritasstelle/spenden
Helfen in Göttingen
Helfen in Kassel
Bitte nehmen Sie Kontakt zu den Verantwortlichen auf und sprechen Sie ab, was wann wo benötigt wird. Zentrale Telefonnummer für Fragen und Angebote zum Thema Flüchtlinge des Landkreises Göttingen:
BEREITSTELLUNG VON WOHNRAUM Wohnungsamt der Stadt Kassel Mario Neumann Tel.: 0561 / 787-5002 E-Mail: mario.neumann@kassel.de Marco Henkel Tel.: 0561 / 787-5118 E-Mail: marco.henkel@kassel.de
Telefon: 0551 / 525-9155 Mo-Do 9.00 bis 16.00 Uhr Fr 9.00 bis 12.00 Uhr Erste Kontaktstelle für Bürgerinnen und Bürger, die ehrenamtlich ihre Hilfe anbieten wollen. Wohnungsangebote zur Unterbringung von Flüchtlingen werden weitergeleitet. Das vereinfacht die Kontaktaufnahme für die Bürgerinnen und Bürger und steuert die Anfragen und Angebote für die beteiligten Akteure im Landkreis: www.goettingen-hilft.de www.rundertischzieten.jimdo.com/ freiwillige-mitarbeit
Helfen in Friedland Ab Freitag 02.10.2015: Herrenbekleidung in kleinen Größen (Jacken, Hosen) und Herren Schuhe Gr. ANZEIGE
a ff e n W ir v e rs c h n z v o ll e I h n e n g la A u ft ri tt e
Anfragen bitte direkt an die Kleiderkammer der Caritas: 05504 / 261 Es werden dringend Helfer zum Sortieren gesucht. Bitte unter der Telefonnummer 05504 / 261 oder per Mail: caritasfriedland@web.de
Color-Druck GmbH Lindenallee 19 · 37603 Holzminden Fon (0 5531) 93 20-0 · Fax 93 20-50 e-mail: info@color-druck.net
FLÜCHTLINGE UNTERSTÜTZEN Caritas-Verband Nordhessen-Kassel e.V. Maria Sanna Tel.: 0561 / 7004-226 E-Mail: maria.sanna@caritas-kassel.de Freiwilligenzentrum Kassel Tel.: 0561 / 102425 E-Mail: info@freiwilligenzentrumkassel.de KLEIDUNG DRK Kassel (Frau Steiner) Tel.: 0561/7290-460 Johanniter-Unfallhilfe e.V. Regionalverband Kurhessen Tel.: 0561 / 9404-30 BÜCHER, GESCHIRR & MÖBEL Fairkaufhaus (Herr Pedina) Tel.: 0561 / 4007-550 (Abgabe bitte vorher telefonisch klären!) Verband der hessischen Reservisten der Bundeswehr Tel.: 0561 / 37251 BEGLEITUNG MINDERJÄHRIGER FLÜCHTLINGE Jugendamt der Stadt Kassel Tel.: 0561 / 787-7052 E-Mail: jugendamt@kassel.de
Der TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen.
DEUTSCHUNTERRICHT
Nächstes Mal
NOVEMBER-AUSGABE 2015
Caritasverband Nordhessen-Kassel e.V. Bernd Schulz Tel.: 0561/7004-133 E-Mail: bernd.schulz@caritas-kassel.de
Der nächste TagesSatz stellt die Frage wie wir wohnen und leben.
Freiwilligenzentrum Kassel (siehe oben unter Punkt Flüchtlinge unterstützen!)
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo & Fr: 11-13 Uhr, Mi: 11-14 Uhr Di & Do: geschlossen Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do: 9-11 Uhr / Do: 16-18 Uhr Mi & Fr geschlossen Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse IBAN: DE41 5205 0353 0001 1833 79 BIC: HELADEF1KAS Sparkasse Göttingen IBAN: DE59 2605 0001 0050 5815 11 BIC: NOLADE21GOE Redaktionsleitung: Carolin Schäufele (cs) (GÖ) Harald Wörner (hw) (KS) Pressearbeit: Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Udo Drescher, Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Ute Kahle, Andreas Pramann, Tel./AB: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Frank Eckhardt, Frank Haselein, Nora Mey, Christine Mussel, Hans-Peter Pung, Katharina Schwarz Redaktion Göttingen: Daniel Albrecht, Moritz Emmelmann, Kristoffer Filies, Elisabeth Hohensee, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Till Simons, Antonia Stoll, Holger Teichmann Illustration: Pilar Garcia Fotografie: Daniel Albrecht, Harald Bischof, Frank Eckhardt, Clemens Eulig, Therese Freist, Frank Haselein, Dorothea Heise, Joshua Kahle, Ute Kahle, Markus W. Lambrecht, Jörg „Yogi“ Müller, Michael Neumseister, Michael Schilling, Soremski flickr.com, pixabay.de, photocase.com: André Günther, misterQM, pixelio.de: Michael Baudy, Stephanie Hofschläger, Michael Knabe, Dietmar Meinert Umschlag: Ute Kahle Layout: mediapool-goettingen.de Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Harald Wörner
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Auflage dieser Ausgabe: 5.000 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
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WOHIN, WENN ALLGEMEINE HILFEN Göttingen Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/999590 Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 , 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1, 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19, 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7, 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2, 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5, 37073 Göttingen 0551/56190 Diakonieverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Schillerstraße 21 37083 Göttingen 0551/517810 Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458
LEB Ländliche Erwachsenbildung Groner Landstr. 27 37081 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di und Fr 14.30-18 Uhr BBA e.V. TU WAS Lange Geismarstr. 3, 37083 Göttingen 0551/485200 Mo, Mi, Do 9.30-12 sowie Di 10-12 u. 14-16 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8, 34117 Kassel 0561/7209536 ESSENSAUSGABEN Göttingen Die Göttinger Tafel Mauerstr. 16-17, 37073 Göttingen Tel. 0551–51030 Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5, 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003
Arbeit und Leben (A&L) Lange Geismarstr. 72-73 37073 Göttingen 0551/495070 oder 4950741 Di und Do von 9.30-13.30 Uhr
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Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862
Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen 0551/5473717 Ausgabe: Do 9-12 Uhr
Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766 Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920 HAFTENTLASSENE Göttingen
Kassel
FRAUEN IN NOT
HILFE & SELBSTHILFE BEI AIDS
Göttingen
Göttingen
KORE e.V. (Beratung für Frauen) Papendieck 24/26, 37073 Göttingen 0551/57453 Mo, Do 9-13 Uhr
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14, 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684
AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4, 37073 Göttingen 0551/4004831
Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800
Kassel
Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel
FRANKA e.V. Verein zum Schutz von Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind Frankfurter Straße 78a 34121 Kassel 0561/70165824
Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a, 37073 Göttingen 0551/43373
Göttingen
Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Stellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche
Zentrum für Sucht- & Sozialtherapie Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-0
Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0
Göttingen
Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24, 37081 Göttingen 0551/632977
Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113
Göttingen
KLEIDERKAMMERN
Suppentopf der Heilsarmee jeden Donnerstag von 14-15 Uhr Martinsplatz
pro familia Beratungsstelle Breitscheidstraße 7 34119 Kassel Tel. 0561 7661925-0 Fax. 0561 7661925-99
ARBEITSLOSENHILFE
GESUNDHEIT
Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00
Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 KINDER & JUGENDLICHE IN NOT Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690
Autonomes Frauenhaus 0561/898889
Kassel
Frauen in Not 0561/9892929
Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852
Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36
Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301
Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5, 34117 Kassel 0561/572090 Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24, 34117 Kassel 0561/7290441 LEBENSKRISEN Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 NOTSCHLAFSTELLEN Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 RECHTSBERATUNG & HILFE Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51, 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel 0561/772934
Suchtberatung Diakonisches Werk Kassel Sucht- und Sozialtherapeut. Zentrum Frankfurter Str. 78A, 34121 Kassel 0561/93895-0 SUCHTBERATUNG: DROGEN Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2, 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21, 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WOHNUNGSLOSENHILFE Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7, 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f, 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Tilsiter Straße 2a, 37083 Göttingen 0551/517980 Wohn-/Übernachtungsheim für Frauen und Männer Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18, 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061
Göttingen
Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738–00
AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0
Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-10
Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1, 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30
WOHNUNGSPROBLEME
Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5, 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24, 37073 Göttingen 0551/57094
Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59, 34117 Kassel 0561/103861
SUCHTBERATUNG: ALKOHOL Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0
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Foto: Sarah Raymaekers | Gestaltung: Dirk Mederer [plazebo.net]
»Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde.«
© basta.de 02/2015
Nicht vergessen! Unsere Mitternachtssauna-Termine 2015 21. März 20. Juni 26. September 19. Dezember
Ausgezeichnet schwitzen ließ es sich schon immer im Badeparadies – nun ist es aber auch „amtlich“ bestätigt: Der Deutsche Saunabund verlieh unserer Saunalandschaft sein höchstes Gütesiegel „SaunaPremium“. Erleben und genießen Sie doch selbst einmal unser Fünf-Sterne-Saunaangebot: Dampfsaunen, Sanarium, Salionarium, Doppel-Maa-Saunen, Aufguss-Arena, Kaltwasserbecken, Außenschwimmbecken mit Thermalsole, Naturbadeteich, Ruhepavillon, Außenterrasse, Ruheräume, Kaminecke, Fitnessbar, Massage & Shiatsu. Und noch viel mehr ...
Windausweg 60, 37073 Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa., So. und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36
Bewegend. Erholsam. Erfrischend.
Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co.TagesSatz KG
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