Tagessatz 2015 12

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TagesSatz

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G RU S S W O RT D E S B U ND E SP R ÄSI DEN TEN

Der Bundespräsident

Berlin, im November 2015

Grußwort für die Weihnachtsausgaben der Straßenzeitungen Liebe Leserinnen und Leser, in diesen Tagen hören wir oft: Die Welt scheint aus den Fugen geraten. Die Krisen in der Welt erschrecken uns alle, und auch wir spüren ihre Auswirkungen. Deutschland ist ein Ort der Zuflucht geworden. Ein Land, in dem viele Menschen Schutz vor Unterdrückung und Krieg in ihrer Heimat suchen. Und in diesen Tagen erinnert uns die biblische Weihnachtsgeschichte besonders daran, wie Mitmenschlichkeit möglich wird: indem wir unser Herz öffnen. Wir wollen dies auch weiterhin für alle tun, die in Not sind. Und so dürfen wir in diesen bewegten Zeiten nicht vergessen, dass auch in unseren Städten und Dörfern Leben aus den Fugen geraten – manchmal gar von einem Tag auf den anderen. Wer eine Straßenzeitung aufschlägt, der liest darin viele Geschichten, die das Leben schreibt. Und diese Geschichten helfen uns zu verstehen, wie unterschiedlich und verschlungen die Wege in die Obdachlosigkeit und auch in die Armut sind. Wer ohne Obdach ist, der hat oftmals Schicksalsschläge erlitten, die ihn aus der Bahn geworfen haben. Doch meistens hat dieser Mensch noch viel mehr als nur seine Wohnung verloren – manche finden sich in der Welt einfach nicht mehr zurecht. Sie begegnen staatlichen Institutionen mit Distanz und Skepsis. Täglich eine Straßenzeitung zu verkaufen, kann der erste Schritt auf dem Weg aus der Obdachlosigkeit sein. Denn so kehren wieder Regelmäßigkeit und auch manches Erfolgserlebnis in den Alltag zurück. Der Einzelne beginnt, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Ohne diesen Willen und dieses „Wollen“ des Betroffenen geht es nicht. Und doch ist es zugleich eine gesellschaftliche Verpflichtung, die Schwächsten zu unterstützen. Ich danke den vielen Ehrenamtlichen in unserem Land, die sich für Menschen einsetzen, die in Armut und ohne Wohnung leben. Ohne die sozial Engagierten wäre ein so breites Hilfeangebot nicht denkbar – die Suppenküchen, die Nachtcafés und Notunterkünfte. Oder die Kältebusse, die in frostigen Nächten Menschen von der Straße holen. Auch mit dem Kauf einer Straßenzeitung unterstützen Sie, liebe Leserinnen und Leser, die zahlreichen Projekte, die sich um in Not geratene Menschen kümmern. Doch es geht nicht nur um den materiellen Beitrag. „Der Wille und nicht die Gabe macht den Geber“, wusste schon der Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing. Jeder Kauf einer Straßenzeitung ist ein Stück gelebter Solidarität. Selbst wenn wir uns einmal nicht zum Kauf entscheiden können – ein freundlicher Blick oder ein aufmunterndes Wort für jenen, der die Zeitung an der Straßenecke oder in der U-Bahn verkauft, machen dessen Alltag ein wenig heller. Nun also bricht der Winter an. Die kalte Jahreszeit ist besonders schwierig für Menschen, die auf der Straße leben. Gerade deshalb ist es gut und wichtig, dass Sie diese Zeitung in der vorweihnachtlichen Zeit erworben haben. Ich bitte Sie: Tun Sie dies auch in den übrigen Jahreszeiten, wann immer Sie können. Ich wünsche allen, die an dieser Zeitung mitgearbeitet haben, die sie verkaufen und lesen, ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr.

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EDI TOR IAL ANZEIGE

Liebe Leserinnen und Leser, der eine oder andere von Ihnen kann sich sicher noch an die Kindheit erinnern. In meiner Familie war es so, dass die Eltern uns nach Abendbrot, Schulranzen-Packen, Duschen oder Baden noch gewährten, die eine oder andere pädagogisch wertvolle Sendung im Fernsehen anzuschauen. War danach noch Zeit oder durften wir, wie am Wochenende, länger aufbleiben, dann lasen ich und meine Geschwister im Bett gern Micky-Maus, DonaldDuck- oder später Asterix-Hefte. Gerade unter der Woche, in denen sie die Schlafenszeiten konsequenter handhabten, da wir ja für die Schule ausgeruht sein sollten, machte es ungeheuren Spaß, im Schein der Taschenlampe später dann auch die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn zu verschlingen. Unter der kuscheligen Bettdecke konnte man sich mit ein wenig Fantasie richtig in die Geschichten hineinversetzen, der Lektüre haftete somit auch etwas Verboten-Subversives an.

Münzhandlung Münzhandlung Jörg Zimmermann Jörg Zimmermann

Ich kann mich noch lebhaft an die Lektüre diverser Klassiker im Deutschunterricht erinnern. Wir haben diese meist in den günstigen und wegen des Formates auch leicht zu transportierenden RECLAM-Heftchen gelesen. Nach Beendigung der Schullektüre habe ich diese im Schrank verstaut und später alle paar Jahre einmal wieder darin geschmökert. Anhand der Bemerkungen und Fußnoten, die wir dort einst hinein gekritzelt haben, kamen die verschiedensten Erinnerungen an die Schulzeit wieder hoch. Das war fast schon wie Tagebuch schreiben. Hörbücher oder auch E-Books haben sicher ihre Berechtigung. Manchen ist die eigenständige Lektüre eines Klassikers vielleicht mit zu viel Aufwand verbunden, sie bevorzugen es, sich die eingelesene Ausgabe, am besten noch von einem Sprecher mit markanter Stimme präsentiert, anzuhören. Das kann man prima auf langen Zugfahrten machen, um sich die Zeit angenehmer zu gestalten. Bei E-Books sehe ich den Vorteil darin begründet, dass der Lesebegeisterte eine umfangreiche Bibliothek mit sich führen kann, die er auf Dienstreisen oder auch im Urlaub immer parat hat, anstatt kiloschweren Ballast im Gepäck mitschleppen zu müssen. Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen

Harald Wörner (Redaktionsleitung Kassel)

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Kristoffer Fillies

TA G E S S ATZ INT E R NAT IONA L

TagesSatz. Hilft sofort.

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Der TagesSatz wird von Menschen in sozialen Schwierigkeiten auf der Straße verkauft. Vom Verkaufspreis der Zeitung (2,00 Euro) behalten die VerkäuferInnen 1,00 Euro. Sie können damit ihre finanzielle Situation verbessern und sind nicht mehr auf Almosen angewiesen.

New York

EIN REISEBERICHT

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* KRISTOFFER FILLIES VOR ORT IN NEW YORK

er Flug von Hannover aus dauerte neun Stunden, dann betrat ich erstmals in meinem Leben amerikanischen Boden. Mit einem knallgelben Taxi fuhr ich vom John F. Kennedy-Flughafen in die Stadt. Begrüßt wurde ich dort mit einem ersten Blick auf die Skyline der Weltmetropole; dutzende Wolkenkratzer, deren Spitzen zum Teil von Wolken bedeckt sind. Das größte Hochhaus der Stadt ist das vergangenes Jahr fertiggestellte One World Trade Center, zu den schönsten Türmen New Yorks gehören aber das Empire State Building (gebaut 1930) und das Chrysler Building im Baustil des 1920er Art déco. Ich wohnte in einem Hotel direkt am Central Park. Morgens konnte ich aus dem Fenster auf die Bäume schauen, die Aussicht auf die angelegte Natur inmitten der Großstadt mit ihren Hochhäusern ist fantastisch. Der Park ist so groß, dass dort neben acht Seen und vielen großen Rasenflächen auch mehrere Fußball- und Baseball-Plätze angelegt sind. Neben meinem Hotel ragte der Trump International Tower in die Luft. Die aus Stahl und Glas bestehende Fassade ist in Schwarz und Gold gehalten - hier residieren die Schönen und Reichen. Die Porsche, Lamborghinis und weißen Stretch-Limousinen vor dem Eingang wechseln sich im schnellen Akkord ab, heraus steigen berühmte Persönlichkeiten, Schauspieler, Talkshowstars und auch Geschäftsleute.

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Die ersten beiden Tage war ich typischer Tourist: Sightseeing par excellence, im Stadtführerbus und zu Fuß schaute ich mir möglichst viele Straßen und Sehenswürdigkeiten an und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. In New York wird der Unterschied zwischen Arm und Reich schnell klar. Wo du die teuren Hotels und schönen Wohnungen siehst, findest du an jeder Straßenecke auch das krasse Gegenteil: Menschen, die betteln, keine Arbeit haben und auf der Straße schlafen. Während meiner Reise besuchte ich eines der zahlreichen Zentren für Arme in New York, das Encore Community Services. 88 bedürftige Senioren leben in dem Haus mitten in der Innenstadt. Täglich kommen dort über 250 Obdachlose hin, um Essen oder medizinische Verpflegung zu erhalten. Die meisten der Obdachlosen haben keine Chance mehr, in ihrem Leben an ausreichend Geld zu kommen. Das Zentrum lebt selbst vor allem von Spenden. Die Geschichte der Straßenzeitungen, wie der Tagessatz eine ist, ist übrigens ganz eng mit New York verbunden. 1989 wurde dort die erste Straßenzeitung der Welt gegründet. Sie heißt Street News und besteht noch heute. Zahllose Eindrücke und Erfahrungen habe ich bei meinem ersten Besuch in den USA gemacht. Mit vielen Menschen der Stadt kam ich schnell ins Gespräch, die New Yorker habe ich als sehr freundlich erlebt. Zwei Wochen waren aber zu wenig Zeit. Es war mein erster Besuch dieser Weltstadt, es wird sicher nicht mein letzter gewesen sein.

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Die Mitarbeit in Redaktion und Vertrieb des TagesSatz bietet arbeits- und wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ermöglicht langfristig gesehen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

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Der TagesSatz finanziert sich ausschließlich durch Verkaufserlöse, Anzeigen und Spenden. Das Straßenmagazin erhält keine regelmäßigen Fördermittel.

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Wenn Sie den TagesSatz über den Kauf hinaus unterstützen wollen, können Sie auf folgendes Konto eine Spende überweisen:

TagesSatz e.V. Kassler Sparkasse IBAN: DE41 5205 0353 0001 1833 79 BIC: HELADEF1KAS TagesSatz e.V. Sparkasse Göttingen IBAN: DE59 2605 0001 0050 5815 11 BIC: NOLADE21GOE

Bitte geben Sie Ihre Adresse im Feld Verwendungszweck an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zusenden können.

Der TagesSatz ist Mitglied von:

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I NHALT

WORTWÖRTLICH 8 10 11 12 13 14

Papyrus, Pergament, Papier – und nun? ELISABETH HOHENSEE Schrift als Rohstoff MORITZ EMMELMANN Das Surreale in der Literatur KATHARINA SCHWARZ Himmel. Hölle. Heimatkunde NORA MEY Quo vadis, Buch? KRISTOFFER FILLIES Was liest die Südstadt? FRANK ECKARDT

RUBRIKEN 3 Grußwort des Bundespräsidenten 3 Editorial 4 TagesSatz International 16 Der Stolperstein 17 Paragraphenreiter 19 Verlosung von Karten & CDs 21 Der Comic 26 Kultur-Empfehlungen 28 Hinter den Kulissen 29 Die Kochnische 30 Zwischen den Zeilen 33 Der Ticker Nächstes Mal Impressum 34 Wohin, wenn

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mit PAPST FRANZISKUS STIJN FENS UND JAN-WILLEM WITS

GÖTTINGEN 18 Sketchnotes – Das kreative Protokoll TANJA WEHR 20 Weihnachtsverkäufer TAGESSATZ GÖTTINGEN

KASSEL 22 Die alte Frau und die Bücher FRANK HASELEIN 23 Die Tränen des Herkules BATON SCHMIDT 24 Oase für Buchliebhaber HARALD WÖRNER

Bitte ausschneiden und zurücksenden an: TagesSatz e.V., Westring 69, 34127 Kassel

Fördermitglied oder ABO?

Grundsätzlich möchten wir Sie darum bitten, die Zeitung auf der Straße zu kaufen. Für diejenigen, die dazu keine Möglichkeit haben, bieten wir ein Abo für 50 € / Jahr an. Damit wird Ihnen der TagesSatz ein Jahr lang (12 Ausgaben) zugestellt. Selbstverständlich können Sie das Abo auch verschenken. Wer den TagesSatz darüber hinaus unterstützen möchte, der kann Fördermitglied werden. Eine Spendenquittung wird Ihnen am Jahresende automatisch zugesandt.

Ja, ich möchte dem TagesSatz e.V. als förderndes Mitglied beitreten.

Hiermit ermächtige ich den TagesSatz e.V. meinen Jahresbeitrag / meine jährl. Abokosten bis auf Widerruf von folgendem Konto abzubuchen: Name, Vorname:

Den Jahresbeitrag ( Mindestbeitrag von 75,- € ) in Höhe von

Straße, Hausnr.:

_____ € lasse ich jeweils vom angegebenem Konto abbuchen.

PLZ, Ort:

Der TagesSatz soll mir monatlich zugesandt werden.

Kontonummer: BLZ: Geldinstitut:

Ja, ich möchte das Straßenmagazin TagesSatz für mindestens ein Jahr abonnieren. Die Kosten von 50,- € (incl. Versand) lasse ich jeweils vom angegebenem Konto abbuchen.

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Ort, Datum Unterschrift

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Frank Dries | Straatnieuws | INSP

DAS GESPRÄCH

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„Wir müssen für eine Welt ohne Armut kämpfen.” Papst Franziskus gibt selten Interviews, aber die Gelegenheit, sich an internationale Straßenzeitungen zu richten, hat ihn überzeugt, dass INSP (International Network of Streetpapers) verdient hat. Daher traf sich der früher obdachlose Straßenzeitungsverkäufer Marc am 27. Oktober 15 mit dem Oberhaupt der weltweit 1,2 Milliarden Katholiken im Vatikan. Der Verkäufer des Utrechter Magazins Straatnieuws kam in Begleitung der niederländischen Journalisten Stijn Fens und Jan-Willem Wits.

* PAPST FRANZISKUS IM GESPRÄCH MIT STIJN FENS UND JAN-WILLEM WITS

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traatnieuws-Interviews beginnen immer mit einer Frage zu der Straße, in der der Interviewte aufgewachsen ist. Heiliger Vater, welche Erinnerungen weckt Ihre Straße? Welche Bilder kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie sich an die Straßen Ihrer Kindheit erinnern? Von meinem ersten Lebensjahr bis zu meinem Eintritt ins Seminar habe ich immer in derselben Straße gelebt. Es war eine einfache Gegend in Buenos Aires, mit ein- und zweistöckigen Häusern. Es gab einen kleinen Platz, auf dem wir Fußball spielten. Ich erinnere mich daran, wie ich mich frü-

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her aus dem Haus schlich, um nach der Schule mit den Jungs Fußball zu spielen. Mein Vater arbeitete in einer Fabrik, die nur ein paar hundert Meter weit weg war. Er war Buchhalter. Und meine Großeltern lebten nur 50 Meter entfernt. Wir lebten alle nur ein paar Schritte voneinander weg. Ich erinnere mich auch an die Namen der Menschen, denen ich als Priester das Sakrament, das für so viele, die nach mir verlangten und die ich besuchte, den letzten Trost darstellte erteilte, weil ich sie liebte. Diese Erinnerungen fallen mir zuerst ein.

Wie haben Sie angefangen, sich persönlich für die Armen zu engagieren? Es gibt so vieles, woran ich mich erinnere, bespielsweise eine Frau, die dreimal die Woche bei uns zu Hause gearbeitet hat, um meiner Mutter z. B. mit der Wäsche zu helfen. Sie hatte zwei Kinder. Sie waren Italiener und hatten den Krieg überlebt. Sie waren sehr arm, aber sie waren sehr gute Menschen. Ich habe diese Frau nie vergessen. Ihre Armut hat mich bewegt. Wir waren nicht reich, normalerweise reichte es bis zum Monatsende, aber nicht viel weiter. Wir hatten kein TagesSatz

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DAS GESP R ÄC H Auto, fuhren nicht in den Urlaub oder dergleichen. Aber diese Frau benötigte oft ganz grundlegende Dinge. Sie hatten nicht genug, daher gab meine Mutter ihr etwas. Irgendwann ging sie zurück nach Italien und kehrte später wieder nach Argentinien zurück. Ich traf sie wieder, als ich Erzbischof von Buenos Aires und sie bereits 90 Jahre alt war. Ich stand ihr bis zu ihrem Tod im Alter von 93 Jahren bei. Welche Botschaft hat die Kirche für Obdachlose? Was bedeutet christlicher Zusammenhalt konkret für sie? Ich denke da an zwei Dinge. Jesus kam ohne ein Zuhause auf die Welt und wählte die Armut. Die Kirche versucht, uns alle zu vereinen und sagt, jeder habe das Recht auf ein Dach über dem Kopf. Populäre Bewegungen arbeiten auf die drei spanischen Ts hin: trabajo [Arbeit], techo [Dach] und tierra [Land]. Die Kirche lehrt, dass jeder Mensch ein Recht auf diese drei Ts hat. Sie haben oft erhöhte Aufmerksamkeit für Arme und Flüchtlinge gefordert. Befürchten Sie nicht, dass dies zu einer Art Informationsüberflutung in den Medien und generell in unserer Gesellschaft führen könnte? Wenn wir uns mit einem Thema befassen müssen, das nicht angenehm ist und worüber es nicht leicht fällt zu sprechen, unterliegen wir alle der Versuchung zu sagen: „Ach, lass uns nicht mehr darüber sprechen, es ist einfach zu schwierig.“ Ich verstehe, dass die Möglichkeit der Informationsüberflutung besteht, aber davor habe ich keine Angst. Ich muss weiterhin über die Wahrheit sprechen und darüber, wie die Realität aussieht. Befürchten Sie nicht, dass Ihre Unterstützung für Obdachlose und andere Gruppen, die von Armut befallen sind, politisch ausgenutzt werden könnte? Wie kann die Kirche sich äußern, um Einfluss auszuüben und gleichzeitig dem politischen Schaukampf fernbleiben? An dieser Stelle gibt es Wege, die zu Fehlverhalten führen. Ich möchte auf TagesSatz

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zwei Versuchungen hinweisen. Die Kirche muss die Wahrheit sagen und zugleich Zeugnis ablegen: Das Zeugnis der Armut. Wenn man als Gläubiger über Armut oder Obdachlose redet, selbst aber ein Leben im Luxus führt, ist das nicht genug. Das ist die erste Versuchung. Die zweite Versuchung besteht darin, Vereinbarungen mit Regierungen zu treffen. Sicherlich können Vereinbarungen getroffen werden, aber diese müssen klar und durchschaubar sein. Einmal stellte ich einem argentinischen Minister, einem ehrlichen Mann, der von seinem Amt zurücktrat, weil er einigen Punkten, die nicht transparent genug waren, nicht zustimmte, eine Frage. Ich fragte ihn: „Wenn Sie Hilfe in Form von Mahlzeiten, Kleidung oder Spenden an die Armen und Bedürftigen schicken, wie viel von dem Geld und den Gütern kommt bei denen an, die sie benötigen?“ Er sagte: „35 Prozent.“ Was bedeutet, dass 65 Prozent verloren gehen. Das ist Korruption: ein bisschen für mich, und noch ein bisschen für mich. Ihr Namenspatron, der Heilige Franziskus, begab sich in radikale Armut und verkaufte sogar sein Evangeliar. Fühlen Sie sich als Papst und Bischof von Rom unter Druck gesetzt, die Schätze der Kirche zu verkaufen? Das ist eine einfache Frage. Das sind nicht die Schätze der Kirche, sondern vielmehr die Schätze der Menschheit. Wenn ich beispielsweise morgen Michelangelos Pietà versteigern wollte, könnte ich das nicht, weil sie nicht das Eigentum der Kirche ist. Sie befindet sich in einer Kirche, gehört aber der gesamten Menschheit. Das trifft auf alle Schätze der Kirche zu. Aber wir haben damit angefangen, die Geschenke und anderen Dinge, die mir gegeben werden, zu verkaufen. Und die Verkaufserlöse gehen an Monsignor Krajewski, meinen Almosner [Erzbischof Konrad Krajewski, der für die Verteilung von Geldern an die Armen zuständig ist]. Und dann gibt es noch die Lotterie. Wir haben Autos über eine Lotterie verkauft bzw. weggegeben und der

Erlös ging an die Armen. Was verkauft werden kann, wird verkauft. Ihnen ist bewusst, dass der Reichtum der Kirche diese Erwartungshaltung hervorrufen könnte? Ja. Wenn wir einen Katalog aller Besitztümer der Kirche erstellen würden, könnte man denken, dass die Kirche sehr reich ist. Aber mit dem Konkordat mit Italien 1929 zur Römischen Frage bot die italienische Regierung der Kirche damals einen großen römischen Park an. Der damalige Papst, Pius XI., sagte: „Nein, ich will nur einen halben Quadratkilometer, um die Unabhängigkeit der Kirche zu wahren.“ Dieses Prinzip ist immer noch zutreffend. Gestern habe ich z. B. veranlasst, dass 50.000 € in den Kongo gehen, um drei Schulen in armen Dörfern zu errichten. Bildung ist so wichtig für Kinder. Ich ging zur Verwaltung, stellte den Antrag, und das Geld wurde geschickt. Heiliger Vater, können Sie sich eine Welt ohne Armut vorstellen? Ich möchte eine Welt ohne Armut. Dafür müssen wir kämpfen. Aber ich bin gläubig und ich weiß, dass die Sünde immer in uns steckt. Und es gibt immer menschliche Habgier, fehlenden Zusammenhalt und Egoismus, die Armut verursachen. Daher fällt es mir schwer, mir eine Welt ohne Armut vorzustellen. Man denke nur an die Kinder, die als Sklaven oder für sexuellen Missbrauch ausgebeutet werden, oder an eine weitere Form der Ausbeutung, den Organhandel. Das Töten von Kindern, um deren Organe zu entfernen. Kinder zu töten, um deren Organe zu erhalten, ist Habgier. Daher weiß ich nicht, ob wir jemals in einer Welt ohne Armut leben werden, denn es gibt immer Sünde, und das führt zu Egoismus. Aber wir müssen immer kämpfen ... immer. Mit freundlicher Genehmigung von INSP News Service www.INSP.ngo/ Straatnieuws Aus dem Englischen ins Deutsch übersetzt von Julie Mildschlag 7


T I T E LTH E M A

Papyrus, Pergament, Papier – und nun? Der Duden definiert das Buch als einen Gegenstand „aus gebundenen, gehefteten o.ä. Seiten, mit einem festen Deckel oder kartoniertem Einband“. Die digitalen Bücher, sogenannte E-Books, machen der Definition einen Strich durch die Rechnung. Doch E-Books ändern nicht nur den Begriff des Buches, auch das Leseverhalten, die Schulbildung und die universitäre Wissenschaft sind Teil des Wandels.

pixabay

* ELISABETH HOHENSEE

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Das bewegte Buch“ – so heißt die im November eröffnete Ausstellung im Marbacher Literaturmuseum der Moderne. Der Gast der Ausstellung bekommt zerlesene, beschmierte oder gar zerrissene Bücher zu sehen und wirft einen Blick in die Bibliotheken berühmter Autoren. Die Ausstellung zeige die „Liebesgeschichte zwischen dem Menschen und dem Buch“, sagt Ulrich Raulff, Leiter des Deutschen Literaturarchivs Marbach der Bietigheimer Zeitung (4.11.15). Doch be-

wegt ist nicht nur die individuelle Lebensgeschichte eines einzelnen Buches, auch die Mediengattung Buch sieht sich turbulenten Zeiten gegenüber. Im oft beschworenen „Zeitalter der Digitalisierung“ scheinen EBooks dem gedruckten Exemplar den Rang abzulaufen. Eine umfassende Studie des Digitalverbandes Bitkom TagesSatz

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TI TELTH E M A zum Thema E-Book-Gebrauch ergab, dass ein Viertel der Deutschen digitale Bücher liest. Von denjenigen, die überhaupt Bücher lesen, sind es sogar 33% - das bedeutet, dass jede dritte Person, die in Deutschland Bücher liest, dieses in digitaler Form tut. Ein weiteres Drittel der Leser in Deutschland kann sich das Umsteigen auf EBooks durchaus vorstellen. Das zeigt, dass das neue Medium nicht nur eine vorübergehende Modewelle ist, sondern das Potenzial zu umfassenden Veränderungen mit sich bringt. Die Argumente für die E-Book-Nutzung liegen auf der Hand: Digitale Bücher sind überall erreichbar und einfach zu transportieren. Doch die digitale Alternative muss sich auch Gegenargumente gefallen lassen. Die analogen Leser machen vor allem die sinnliche Wahrnehmung eines Buches geltend, das Anfassen, Blättern und der besondere Geruch von Büchern käme in ihrer digitalen Version eindeutig zu kurz und schmälere dadurch die Lesefreude. Auch wollen Menschen, die viel am Computer arbeiten, nicht auch noch in ihrer Freizeit auf einen Bildschirm gucken, so die Ergebnisse der Umfrage der Bitkom.

also jener Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ein sachgerechtes, selbstbestimmtes, kreatives und sozial verantwortliches Handeln in der medial geprägten Lebenswelt ermöglichen. Sie umfasst auch die Fähigkeit, sich verantwortungsvoll in der virtuellen Welt zu bewegen, die Wechselwirkung zwischen virtueller und materieller Welt zu begreifen und neben den Chancen auch die Risiken und Gefahren von digitalen Prozessen zu erkennen.“ Medienbildung ist also bereits Thema an deutschen Schulen, doch wie sieht es mit dem Gebrauch von E-Books im Klassenzimmer aus? Timm Lutter, Bitkom-Experte für digitale Medien, nennt das E-Book bereits ein „wichtiges Bildungsmedium“ und verweist auf ein Ergebnis der bereits erwähnten Studie, demnach 48% der Schüler/Schülerinnen und Studierenden unter den E-Book-Nutzern diese

Während also die Schule vor der Aufgabe steht, die technische Ausrüstung im Klassenraum zu verbessern, muss auf Seiten der Pädagogik über mediale Formen von individuellem Lernen nachgedacht werden. Ansonsten droht die Digitalisierung von Lehrmaterialien bei einem Wechsel der Substanz zu verharren, sodass vormals gedruckte Bücher nun am Laptop gelesen werden müssen. Dass dieser „bloße“ Wechsel des darstellenden Mediums in der Tat Vorteile mit sich bringt, zeigt sich vor allem in den Bibliotheken der Universitäten. Die Bereitstellung digitaler Bücher erleichtert die Literatursuche vieler Studierender. Wenn früher das Buch im Regal bereits verliehen war, konnten die Studierenden eben nicht schnell digital nachschlagen. Heute funktioniert das häufig im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn die Bibliothek ein entsprechendes EBook erworben und bereitgestellt hat, können mehrere Studierende zeitgleich darauf zugreifen. Darüber hinaus können per Digitalisierung sehr alte Bücher, häufig kostbare Kulturgüter, vor dem Verfall gerettet werden. Dieser Aufgabe verschreibt sich auch das Göttinger Digitalisierungszentrum. In dessen Kollektion „Bucherhaltung“ finden sich bereits über 2000 Werke, darunter auch die berühmte Gutenbergbibel, das erste gedruckte Exemplar der lateinischen Bibel, welches als Meisterwerk der Druckkunst gilt. Die sicherlich bewegte Geschichte dieses Exemplars ist also konserviert – ob für die Ewigkeit hängt allerdings von der weiteren Entwicklung des neuen Mediums E-Book ab.

Digitalisierung – Licht und Schatten

Doch die Verwendung digitaler Medien im Allgemeinen und digitaler Bücher im Speziellen betrifft nicht nur das Freizeitverhalten sogenannter „Leseratten“. Ganze Bildungsinstitutionen sehen sich neuen Anforderungen ausgesetzt, die es zu bewältigen gilt. In den Schulen zum Beispiel gehört Medienbildung spätestens seit dem Beschluss der Kultusministerkonferenz 2012 zur Pflichtaufgabe der Schule. Schülerinnen und Schüler sollen sowohl einen sachgerechten als auch verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien erlernen. Der Beschluss der Kultusministerkonferenz formuliert das so: „Schulische Medienbildung versteht sich als dauerhafter, pädagogisch strukturierter und begleiteter Prozess der konstruktiven und kritischen Auseinandersetzung mit der Medienwelt. Sie zielt auf den Erwerb und die fortlaufende Erweiterung von Medienkompetenz; TagesSatz

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für Schule oder Studium gebrauchen. An den Schulen selbst zeigt sich indes ein anderes Bild. Sophie Burfeind recherchierte jüngst für die Süddeutsche Zeitung (SZ 23.9.15) den Zustand technischer Ausrüstung an deutschen Schulen und kam zu folgendem Fazit: „Viele Schulen sind derzeit rein technisch gar nicht in der Lage, aufwendige digitale Angebote anzunehmen.“ Es fehle den meisten Schulen an einem schulinternen Wlan-Netz, an genügend PCs und selbst an ausreichend Steckdosen im Klassenzimmer. Derweil bieten die Schulbuchverlage ihre Werke oft auch schon in digitaler Form an. Nur welche Kriterien muss ein gutes „Schul-E-Book“ erfüllen? Wolfgang Vaupel, Leiter der Medienberatung in Nordrhein-Westfalen betont, dass gute digitale Schulbücher einen individuelleren Unterricht als herkömmliche Schulbücher ermöglichen müssten, nur gebe es dafür noch keine einheitlichen Konzepte. (SZ 23.9.15)

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T I T E LTH E M A

Schrift als Rohstoff

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ußerhalb des Design- und Verlagswesens kennt kaum jemand den Beruf des Typografen. Was sind die klassischen Tätigkeiten eines solchen „Textgestalters“?

Paul Pistorius studiert Typografie, Schriftgestaltung und Grafik-Design an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Mit dem TagesSatz sprach er über diesen oft verborgenen Beruf und die schwierige Aufgabe, durch Design zwischen Lesegewohnheiten und Textinhalten zu vermitteln.

Der Typograf kommt ins Spiel, wenn es darum geht, Schrift anzuwenden. Das kann vom Setzen eines Romans oder eines Magazins über Zeitungen, Flyer und Briefpapiere bis hin zu Straßenschildern gehen. Immer dann, wenn ich etwas lese, das mit Bedacht gedruckt wurde, war ein Typograf am Werk. Es gibt also sehr unterschiedliche Einsatzgebiete von Schrift, die dem Typografen mal mehr und mal weniger Gestaltungsfreiheit lassen, um den Rohstoff „Schrift“ an einen bestimmten Gegenstand oder einen Anlass anzupassen. Nicht zu verwechseln sind Typografen übrigens mit den Schriftgestaltern, die neue Schriftarten entwerfen. Das ist eigentlich ein getrennter Beruf, auch wenn manche Typografen beides können: Schriften herstellen und sie dann interpretierend anwenden.

PISTORIUS IM GESPRÄCH * PAUL MIT MORITZ EMMELMANN

Unsere Alltagskommunikation und der Informationsaustausch sind durch diverse Messenger-Apps, textlastige Webseiten etc. stark verschriftlicht. Ist dies eine Zeit besonderer Aufmerksamkeit für Schriftsatz und Textdesign? Ich würde schon sagen, dass das Bewusstsein der Menschen für die Navigation von Texten anhand von Design zunimmt. Es gibt hier eine Wachsamkeit dafür, dass im Internet nicht von vornherein klar ist, auf welche Weise Inhalte und Informationen grafisch präsentiert werden. Mit den technischen Möglichkeiten, Schriften im Internet einzusetzen und auf Endgeräten in hoher Auflösung anzuzeigen, wächst im Übrigen auch der Bedarf an Typografen, die davon Gebrauch machen. Die gute Lesbarkeit und die Wahrnehmung eines Textes hängen

Es gibt viele Orte in Deutschland, an denen man Grafikdesign studieren kann, aber wenige, an denen die Spezialisierung auf Typografie angeboten wird. Die Studiengänge sehen unterschiedlich aus, aber generell kann man sagen: Es ist vor allem ein begleitetes Experiment. Man bekommt fiktive Aufgaben, aber man arbeitet auch schon während des Studiums an echten Veröffentlichungsprojekten. Auf der theoretischen Seite gibt es bestimmte Grundlagen und Konventionen, die man einfach kennen muss – auch wenn man später selbst ausprobiert, was eine gute visuelle Umsetzung für den jeweiligen Text und das jeweilige Medium ist. Die Weiterentwicklung der Typografie ist eng an technische und gesellschaftliche Veränderungen gebunden.

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Was war das letzte richtig gut gestaltete Dokument, das Sie in der Hand hatten? [überlegt lange] Schwierige Frage. Ich hatte heute Morgen, so klischeehaft es ist, ein Suhrkamp-Bändchen in der Hand. Ich denke, dass dieses Design von Willy Fleckhaus ein Beispiel für meisterhafte Typografie ist und dass er es außerdem geschafft hat, das günstig produzierte Taschenbuch aus der literarischen Schmuddelecke in die Hochkultur zu katapultieren. Auch das kann Typografie schaffen.

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Marvin Siefke | pixelio.de

Wie muss man sich ein Studium vorstellen, in dem man auf so eine kreative und interpretierende Tätigkeit vorbereitet wird?

dabei vor allem von den Gewohnheiten der tatsächlichen Leser ab. Dieser Prozess ist viel komplizierter als das alte Dogma: „Serifen-Schriften sind besser lesbar als Serifenlose.“

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Katharina Schwarz

TI TELTH E M A

Das Surreale in der Literatur Am abendlichen Himmel taucht ein zweiter Mond auf, in der Bahn verwandelt sich ein Obdachloser in eine attraktive Frau und hinter dem Schrank im Schlafzimmer entsteht plötzlich ein Geheimgang. Surrealismus in der Literatur kann als Versuch beschrieben werden, die Brücke zwischen Realität und Fantasie zu schlagen.

* KATHARINA SCHWARZ

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bwohl die Bewegung des Surrealismus in Kunst und Literatur an sich nicht mehr existiert, finden sich Elemente noch in den gegenwärtigen Werken. Autoren verwendeten surrealistische Bilder, Ideen und Techniken, um die Grenzen des Realen zu erweitern. Surrealismus sollte seltsam sein und schocken. Er sollte Leute aus ihren gewöhnlichen Denkbahnen werfen. Seine Ideen waren sehr vielseitig und lebten auch nach dem Ende der Bewegung weiter. Das sieht man bereits an Michael Ende. In seiner Geschichtensammlung „Der Spiegel im Spiegel. Ein Labyrinth“ stellt er die Frage: „Was spiegelt sich in einem Spiegel, der sich in einem Spiegel spiegelt?“ Kausale Zusammenhänge sind schwer zu finden und lassen sich wie Wege beschreiben. Als Leser muss man sich entscheiden, welchen Weg man wählt. In diesem Sinne ist Endes Werk wie ein Labyrinth zu verstehen. Während surrealistische Literatur in seinen Anfängen noch sehr eng gefasst war und nur in Zusammenhang mit der künstlerischen Bewegung genannt wurde, ist der heutige Begriff

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freier auslegbar. Als surrealistisch gilt jeder Stil, der Reales mit Traumhaftem verbindet. Meist besitzen Erzählungen dieses Stils zudem kontrastreiche Bilder und Ideen, damit der Leser das, was Realität ist, hinterfragt. Dies zeigt sich vor allem in nichtlinearen Zeitlinien, traumähnlichen Sequenzen oder Sprüngen in der Geschichte. Teilweise erfassen diese Elemente die ganze Struktur oder sie zeigen sich in einzelnen Sequenzen, wie in Sebastian Fitzeks Werken. Dieser nutzt surrealistische Elemente, um den Leser von der Geschichte weg zu lenken und ihn schließlich dazu zu bringen, die Geschichte als solche zu hinterfragen. In seinem Werk „Der Nachtwandler“ befindet sich der Protagonist Leon Nader gefangen zwischen Traum und Wirklichkeit. Er glaubt, seine Frau misshandelt zu haben, es verschwinden Dinge, nur um wieder aufzutauchen und er träumt Codes, die er in seiner Wirklichkeit verwenden kann. Ebenso wie Leon weiß der Leser irgendwann kaum noch, ob das Erlebte real oder geträumt ist.

Surreale Welten zeigen oft sinnlose Zusammenhänge, die den gleichen selbstverständlichen Realitätscharakter wie die alltägliche Wirklichkeit haben, die selbst oft absurd wirkt. Dies macht vor allem die Faszination aus, die die Werke von Haruki Murakami ausstrahlen. In ihnen mischen sich in die erzählte Realität surreale, nahezu magische Elemente. Auch wenn einiges absurd erscheint, wie das Erscheinen eines zweiten Mondes am Himmel, wirkt es innerhalb der erzählten Wirklichkeit plausibel. Als Leser hinterfragt man, ob sich dort tatsächlich die Wirklichkeit oder nur die Auffassung dieser geändert hat. So werden Murakamis Werke nie vollends fantastisch. Das Surreale in der Literatur ist also keine neue Erfindung, aber es gewinnt mit der steigenden Komplexität unserer Welt und ihrer Digitalisierung an neuer Bedeutung. Dies zeigt unter anderem die große Popularität von Haruki Murakami, aber auch die Zunahme surrealer Elemente in aktuellen Romanen.

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T I T E LTH E M A

Himmel. Hölle. Heimatkunde BUCH ZUM LITERATURPREIS

* NORA MEY

Fotos: privat

Ausgewählt und veröffentlicht: 47 Texte aus 234 Einsendungen zum Nordhessischen Autorenpreis. Anlässlich der Vorstellung des Buches im Offenen Kanal gab es reges Interesse und viel Beifall für die Redakteurinnen, die ihre Lieblingstexte vorlasen.

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Nordhessischer Autorenpreis“, das klingt verdächtig nach Texten zu heimattümelnden Themen und Gegenständen. Wird man sich zum Beispiel im Dialekt ergehen, den die Nordhessen „schnuddeln“, wenn sie zusammentreffen? Oder gibt es märchenhafte Geschichten, beheimatet in sagenhaften Wäldern und ländlichen Gegenden? Erwarten könnte man auch das Lob einer vortrefflichen Speise, ohne die kein Gespräch über Nordhessen auskommt … Und tatsächlich, am Schluss spielte Welf Kerner, der die Lesung musikalisch begleitete, noch den AhleWurscht-Blues. Das allerdings war witzig und nach den eher ernsthaften Geschichten und Worten ein fröhlichangemessener Abschluss. Der 5. Nordhessische Autorenpreis wurde schon im vergangenen Jahr vergeben. Gewonnen hat ihn Alf Meyer mit seinem Text „Landschaft mit Sündenfall“. Darin werden auf einer Fahrt durch die nordhessische Landschaft Erinnerungen wach an eine Kindheit, in der dörfliche Geborgenheit zusammengeht mit Schreckensbildern, wie sie ein fantasiebegabter 8-10 jähriger Knabe durch das Regiment des Pfarrers in einer katholischen Gemeinde erlebt hat. Am Abend der Vorstellung des Buches aber lesen die drei Redakteurinnen, die den Preis und das Buch mit organisiert haben, Kirsten Alers, Carmen Weidemann und Jana Ißleib, ihre persönlich Lieblingstexte vor. Bei Kirsten Alers heißt er „Antalya“ (Jana Volkmann). Das Thema ist hier

die Suche einer jungen Frau nach einem Sehnsuchtsort, die eher beiläufig zur Begegnung mit einer Jugendfreundin führt. Und eine frühere Sehnsucht dabei aufleben lässt. Nicht Orte sondern Personen können den Himmel, die Heimat verkörpern. „Weiß wie Schnee“ von Iris Schmidt hatte sich Carmen Weidemann ausgewählt. Er entstammt dem Kapitel Apokalypse Now im Buch, und lässt die Hölle einer 14-Jährigen Gestalt annehmen. Vorwiegend aus einer Binnenperspektive erzählt der Text von den Leiden eines essgestörten Mädchens und ihrem Umfeld. Schließlich las Jana Ißleib einen lyrischen Text von Paul-Albert Wagemann: „Keine Heimat überall“. Auf fast vier Seiten eine Abrechnung mit politisch wirksamen Einstellungen und Befindlichkeiten, gefährdete Vergangenheitsbewältigung eingeschlossen. Ernsthaft, sprachlich anspruchsvoll und von einer Thematik, die eine weite Ausfächerung erlaubte, so kann man diese Textsammlung (in gehobener Sprache auch Anthologie genannt) zusammenfassend charakterisieren. Erwähnt werden sollte, dass der Wettbewerb sich nicht auf nordhessische Autoren beschränkte und für sowohl Professionelle ebenso wie für Anfänger und Laien offenstand. Von der Stadt Kassel, die ebenso wie das Land Hessen, zahlreiche Vereine, Stiftungen und Privatpersonen diesen Nordhessischen Autorenpreis und die vorliegende Veröffentlichung unterstützten, würdigte Annekatrin Inder in Vertretung von Dorothée Riemeier die Veranstaltung. Ein lebhafter Beitrag und kluge Gedanken gerade zum Thema „Heimat“, der nicht nur lokale Verankerung, sondern in erster Linie soziales Miteinander in den Mittelpunkt stellte.

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MEHR ZUM THEMA: Himmel. Hölle. Heimatkunde Herausgeber Nordhessischer Autorenpreis e.V., Verlag Wortwechsel, 240 Seiten, 15,50 Euro TagesSatz

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Fotos: Kristoffer Fillies

TI TELTH E M A

Quo vadis, Buch? Jeden Tag in einem Buch lesen, dass tut fast jeder fünfte Deutsche ab 14 Jahren. Fast 40 Prozent aber nehmen nur einmal im Monat oder noch seltener ein Buch in die Hand. Das zeigte kürzlich eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach. Der TagesSatz hat Göttinger gefragt, ob sie gerne lesen und wie viele Bücher sie zu Hause haben.

* KRISTOFFER FILLIES

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Svenja Schünemann

Kalina Wolf

20 Jahre, Politikwissenschafts-Studentin

19 Jahre, Biologie-Studentin

„In meinem Studium muss ich so viel Fachliteratur lesen, da komme ich nur noch selten zum Lesen von Romanen. Zu Hause habe ich aber viele Krimis und Fantasy-Romane, die lese ich nämlich am liebsten.“

„Ich habe etwa 50 Bücher bei mir im Bücherregal. Zuletzt habe ich den Roman „Winter der Welt“ von Ken Follett gelesen. Aber ich komme nicht so oft zum Lesen, weil ich in meiner Freizeit und im Studium viel zu tun habe.“

Manfred Hampe

Grete

74 Jahre, Rentner

71 Jahre, Rentnerin

„Ich lese vor allem Nachrichtenmagazine. Ab und zu borge ich mir einen Krimi von meiner Frau, die liest ziemlich viel. Manchmal lese ich meinen Enkelkindern etwas vor, damit sie nicht nur an ihren elektronischen Geräten hängen.“

„Ich lese jeden Tag. Vor allem interessieren mich historische Romane und Literatur über den Islam. Erzählungen und Berichte lese ich auch. Zuhause habe ich bestimmt 1.000 Bücher stehen.“

Philipp Artmann 32 Jahre, arbeitet im Krankenhaus

„Ich lese eher weniger, manchmal muss ich aber für die Arbeit ein Fachbuch lesen. Seit vier Monaten haben meine Frau und ich ein Kind, jetzt kommen also die Bilderbücher für die Kleine. Unsere Bücher sind in einem Karton im Keller.“

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TagesSatz

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T I T E LTH E M A

Was liest die Südstadt? Der Buchladen TerraCotta auf der Frankfurter Straße ist eine Institution für die Südstadt.

* FRANK ECKARDT

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erraCotta – das bedeutet verbrannte Erde. Damit ist aber nicht die Nachbarschaft gemeint. Seit 1987 gibt es die Buchhandlung in dem schönen alten Südstadt-Klinkerhaus. Ursprünglich war es eine Spezialbuchhandlung für Landkarten und Reiseführer. Selbstverständlich sollte das Sortiment nicht nur das „geschönte“ Bild der Erde zeigen, sondern auch die Narben und Risse, die wir unserer Erde beibringen, daher: TerraCotta. Dass die Kunden schon in den ersten Tagen nach der Eröffnung ein breites Spektrum nach Bücherwünschen hatten, war dann die Grundlage für die Weiterentwicklung des Bücherangebotes. Zusammen mit Ute Stoeger – einer gelernten Buchhändlerin – werden nun Bücher aus einem breiten Sortiment angeboten. „Bücher sind für uns nicht irgendeine Ware, sie liegen uns am Herzen“, bringt Ute Stoeger die Philosophie von TerraCotta auf den Punkt. Die Buchhandlung ist breit aufgestellt und kann sowohl die üblichen als auch einige überregionale Zeitungen und Zeitschriften anbieten, dazu ein breites Spektrum an unterschiedlicher Literatur. Das Angebot spiegelt die Leseinteressen der Menschen aus der direkten Lebensumgebung wieder. Dennoch möchte man nicht nur den Mainstream anbieten, sondern bis zu einem gewissen Grad auch besondere Bücher vorrätig halten.

Lesekultur verändert sich

Natürlich sind Krimis und Romane eine geliebte Lektüre. Bei den Kriminalromanen ist die Vorliebe für schwedische Autoren nach wie vor ungebrochen. Dazu kommen aber auch vermehrt deutsche und politische Krimis, die eine wachsende Fan-Gemeinde finden. Bei den Romanen geht das Angebot sehr auseinander. Natürlich orientiert sich die Buchhandlung an den aktuell diskutierten Büchern. Selbstverständlich werden die preisgekrönten Autoren mit ihren Werken angeboten oder aber auch jene, die in den Feuilletons der Süddeutschen Zeitung, Zeit oder anderer Zeitungen besprochen werden. Auch Lyrik wird nachgefragt. Sowie 14

Kochbücher und Landkarten, regionale Literatur und gesellschaftspolitische Sachbücher. Eine besondere Klientel sind die jungen Leser. Für Kinder aus der nahgelegenen Grundschule im Auefeld werden Schulbücher jeweils zum Schuljahresbeginn bestellt. Am 23. April, zum Welttag des Buches, werden zudem Klassen in den Laden eingeladen und es wird den Kindern erzählt, wie ein Buch entsteht und was in einer Buchhandlung passiert. Eltern und Kinder kommen aber auch zwischendurch, um Kinder- und Jugendbücher zu bestellen. Auf diese Weise haben viele Menschen im Laufe der Zeit eine besondere Beziehung zu TerraCotta aufgebaut. Der Buchhandlung bleibt man treu, auch wenn der Lebensweg jemanden aus der Stadt führt. „Ich habe Kunden, die kenne ich noch aus der Schulzeit“, erzählt Frau Stoeger. „Dann ziehen sie aus Kassel weg und kommen dann nur noch zu Besuch zu den Eltern zurück. Manche nutzen dann diese Stippvisite, um auch wieder bei uns vorbei zu schauen.“ Die Tür von TerraCotta steht immer nachmittags offen. Damit kann man schon von weitem sehen, dass die Buchhandlung geöffnet ist. Vor der Tür steht auch der Zeitungsständer. Innen teilt sich der Raum in zwei Teile. Dazwischen ist die Verkaufstheke angebracht. Dort liegen Bücher, die gerade im Gespräch sind oder aber auch von den Buchhändlerinnen empfohlen werden. Bücher auszusuchen, die dem Publikum gefallen könnten, ist natürlich eine Kunst. Da hilft es, wenn man die Leser schon lange kennt und sich an ihre letzten Bestellungen erinnern kann. Dass man hier den Geschmack und die Vorlieben aller Bücherfreunde der Südstadt kennt, ist weithin bekannt. So sehr, dass immer wieder Kunden danach fragen, was man NachbarInnen denn für ein Buch zum Geburtstag schenken könnte. TagesSatz

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TI TELTH E M A TerraCotta ist also im guten Sinne eine Buchhandlung für den Stadtteil, so wie es sie heute fast nicht mehr gibt. Wer hier herkommt, kann auf eine persönliche Beratung bauen und vor allem auf Menschen, die selber gerne und viel lesen. Der persönliche Stil der Begegnung macht den Unterschied zu den unruhigen Großbuchhandlungen, die von den Ketten betrieben werden. Mit diesem Ansatz haben es die „Kleinen“ einerseits leicht, weil sie ihre Kunden gut kennen lernen können und dementsprechend auch ein Angebot machen können, das nicht an ihnen vorbei geht. Andererseits ist die Konkurrenz natürlich groß. Viele Menschen haben inzwischen eine andere Lesekultur entwickelt. „Viele heutige Leser wissen etwa gar nicht, dass es zum Beispiel eine Buchpreisbindung gibt“, schildert Stoeger den Unterschied. „Die kommen etwa hierher und fragen nach dem Preis der Bücher und gehen dann nach Hause und vergleichen ihn mit Angeboten im Internet.“

Nach wie vor finden sich auch Bücher in den Regalen, die an der Kunsthochschule gelesen werden. Die Menzelstraße und die Universität dort sind also nicht nur räumlich nahe. Dennoch ist der Bezug zu den Studierenden und Lehrenden eher sporadisch. Nur wenige Dozenten weisen noch gesellschaftspolitische Literatur für ihre Seminare an, die die Studierenden lesen sollen. Vielleicht ergibt sich aber demnächst eine Neu-Entdeckung von TerraCotta auch für diese Lesegruppe? Denn die zukünftigen Künstler scheinen gerade den Stadtteil wieder zu entdecken. Dafür spricht etwa das „NEU-Café“, in dem sich viele Kunstliebhaber und Fans von Indie-Musik zu tummeln scheinen. Mag nach wie vor die Raserei der Autos die Aus-

fallstraße Richtung Autobahn dominieren, die Nähe zu Aue und Innenstadt eröffnet für viele Kreative eine attraktive Lage. Der Leerstand vieler Wohnungen oder ehemaliger Geschäfte sind vielleicht der Freiraum, den es für Experimente braucht. Die Südstadt entwickelt sich in jedem Fall weiter. Und TerraCotta liegt mittendrin, zwischen den neu entstandenen Galerien am Fuße des Weinbergs und dem auch noch nicht so lange angesiedelten Edeka-Markt. In den neunziger Jahren schlossen viele Geschäfte um die Buchhandlung herum. Jetzt kommt trotz wachsenden Verkehrs neues Publikum auf die Frankfurter Straße. Inzwischen ziehen auch anspruchsvolle gastronomische Angebote mehr Kasseler in den Süden ihrer Stadt. Werden sie auch den Weg zu TerraCotta finden? Unserer Lesekultur und der Buchhandlung wäre es sehr zu wünschen.

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MEHR ZUM THEMA: TerraCotta Verlagsbuchhandlung GmbH Frankfurter Straße 108 Mo-Fr: 14.00-18.00 Uhr Sa: 10.00-13.00 Uhr Tel.: 0561/2 1218

Frank Eckardt

Das Internet hat es insbesondere den kleineren Buchläden schwer gemacht, mit den Angeboten der großen Konzerne mithalten zu können. Dennoch: auch bei TerraCotta kann man

e-Books kaufen. Wer das tut, kann entweder direkt schon im Geschäft das Buch auf sein Lesegerät hochladen oder es sich als E-Mail zuschicken lassen. Auch ältere Leute machen von diesem Angebot Gebrauch. „Doch manche kommen damit nicht zurecht und dann richten wir das für sie ein“, so Stoeger. Noch nehmen viele diese Möglichkeiten nicht wahr. Ein Buch auch anfassen zu können, ist offenbar noch immer wichtig.

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VE R L O S U N GE N

Verlosung von JT-Karten

Verlosung CDs & Karten „Irish Christmas“ von Angelo Kelly & Family

Unsere Leser können 2x die CD „Irish Christmas“ oder 1x2 Karten für das ausverkaufte Konzert am Donnerstag 10.12.2015 in der Jugendkirche Hannover, An der Lutherkirche 11, 30167 Hannover, gewinnen. Einlass: 18.00 Uhr / Beginn: 19.00 Uhr

Der TagesSatz verlost in Kooperation mit dem Jungen Theater Göttingen 1x2 Karten für die Vorstellung „Bezahlt wird nicht!“ am 15.12. um 20.00 Uhr Einsendeschluss ist am 08.12.2015 um 23.59 (Datum des Poststempels bzw. der E-Mail) per Post: TagesSatz Obere Karspüle 18 37073 Göttingen oder per E-Mail an goettingen@tagessatz.de

Einsendeschluss ist am 06.12.2015 um 23.59 (Datum des Poststempels bzw. der E-Mail) per Post: TagesSatz Obere Karspüle 18 37073 Göttingen oder per E-Mail an goettingen@tagessatz.de

Bitte geben sie Ihre Telefonnummer – damit wir Sie benachrichtigen können – und als Betreff „Bezahlt“ an! Die Karten liegen an der Abendkasse für den glücklichen Gewinner bereit. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!

Agentur

Bitte geben sie Ihre Telefonnummer und als Betreff „Kelly“ an!

Bezahlt wird nicht! Junges Theater Göttingen

von Dario Fo

Das Stück der Stunde: eine bissige Komödie des Literaturnobelpreisträgers Dario Fo über explodierende Inflationsraten, Wirtschaftskrisen, Politikerlügen und den Versuch eines subversiven Protests der betroffenen Bevölkerung entstanden 1974 - immer noch und immer wieder brandaktuell! Inszeniert von Christine Hofer, die schon mit „Drei Mal Leben“ die Bühne des Jungen Theaters verzaubert hat. Der Supermarkt hat die Lebensmittelpreise drastisch erhöht. Antonia, gerade vom Einkauf zurückgekehrt, berichtet von einem Aufstand: Erbost über die überteuerten Preise haben die Frauen einfach alles mitgenommen, ohne zu bezahlen! Die Polizei macht eine Razzia im ganzen Viertel. Die Frauen kommen nur davon, weil Margherita (mit einem dicken Bauch aus Nudeln) eine Schwangerschaft vortäuscht. Ihre beiden Ehemänner suchen nach ihnen, und dabei wird sogar der sonst so gesetzestreue Giovanni davon überzeugt, einige Säcke Mehl und Zucker beiseite zu schaffen. Denn: Bezahlt wird nicht!

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„Irish Christmas“ Angelo Kelly & Family Im November erschien das Weihnachtsalbum „Irish Christmas“ von Angelo Kelly & Family, mit irischer Fiddle, Mandoline, Flöte, Dudelsack, Trommeln und vielen anderen Instrumenten und den typischen Kellystimmen im Vordergrund. Mit insgesamt 14 Titeln enthält es viele bekannte Weihnachtslieder im neuen irischen Gewand. Dazu sagte Angelo Kelly im Interview: „Ich bin mit meiner Frau Kira und unseren mittlerweile fünf Kindern vor drei Jahren nach Irland gezogen. Seitdem wurden wir sehr von der irischen, traditionellen Musik geprägt. Letztes Jahr in der Weihnachtszeit fragte ich mich, ob es schon ein irisches Weihnachtsalbum gibt und nachdem ich viel recherchierte, musste ich feststellen, dass es sowas, wie ich es mir vorstellte, noch nicht gab.“ Do. 10.12.2015 Einlass: 18.00 Uhr / Beginn: 19.00 Uhr in der Jugendkirche Hannover, An der Lutherkirche 11, 30167 Hannover

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misterQM | photocase.com

PARAGRAPH EN RE IT E R

IM NAMEN DES VOLKES

Vereinfachung? Wohl eher Verschärfung! Im Oktober wurde der Referentenentwurf zu Veränderungen in der Sozialgesetzgebung vorgelegt. Wie befürchtet, bedeutet „Vereinfachung“ eine weitere Verschärfung. Näheres dazu in unseren nächsten Ausgaben. Aktuell möchten wir auf ein paar interessante Zahlen verweisen.

* HANS PETER PUNG Langzeitbezug Der Langzeitbezug von Hartz IV kann nicht mit Langzeitarbeitslosigkeit gleich gesetzt werden. Dies geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Nach der ist etwa jeder vierte erwerbsfähige Bezieher von Hartz IV auch langzeitarbeitslos. Ein Umstand hierfür kann darin begründet liegen, dass der Leistungsbezieher ein sogenannter Aufstocker ist. Er bezieht ergänzende Hilfen, weil der Lohn nicht zum Leben reicht. Andere sind nicht arbeitslos gemeldet, weil sie dem Arbeitsmarkt nicht zu Verfügung stehen. Gründe hierfür sind die Versorgung von Kindern, Pflege von Angehörigen oder auch Krankheit. Knapp 6,1 Millionen Menschen beziehen Hartz IV. Darunter etwa 1,7 Millionen nicht erwerbsfähige Berechtigte, vor allem Kinder unter 15 Jahren. Unter den 4,4 Millionen erwerbsfähigen Empfängern sind 3,1 Millionen Langzeitleistungsbezieher, die innerhalb von 24 Monaten mindestens 21 Monate auf Hartz IV angewiesen waren. Von Anfang 2005 bis Ende 2013 bezogen fast 1,2 Millionen Personen durchgehend Hartz-IV-Leistungen. Die nicht erwerbsfähigen LeistungsTagesSatz

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berechtigten (Kinder unter 15 Jahren) sind hier enthalten. Das zeigt: nicht alle Langzeitleistungsbezieher sind auch langzeitarbeitslos. Von den Langzeitarbeitslosen beziehen 90 Prozent Hartz IV. Die Anzahl der Langzeitarbeitslosen verharrt seit 2010 bei etwa einer Million. De facto ist etwa jeder dritte Arbeitslose schon mindestens ein Jahr ohne Job. Unter dieser Klientel ist zwischen 2010 und 2014 die Zahl derjenigen, deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt eher ungünstig sind, gestiegen. Im Jahr 2010 hatten 47 Prozent der Langzeitarbeitslosen keinen Berufsabschluss. Im Jahr 2014 waren es dann schon 51 Prozent. 2010 waren 21 Prozent der Langzeitarbeitslosen älter als 50 Jahre alt, 4 Jahre später stieg diese Zahl auf 26 Prozent. Im Schnitt wechseln 1,5 Prozent der Langzeitarbeitslosen in ungeförderte Beschäftigung. Für Arbeitslose mit einer Arbeitslosigkeits-Dauer von unter einem Jahr ist die Wahrscheinlichkeit etwa sechsmal höher. Die Forscher der IAB betonen in ihrer Studie, dass mehr als zwei Drit-

tel der erwerbsfähigen Leistungsbezieher in einem Zeitraum von sechs Jahren zumindest kurzfristige Phasen der Erwerbstätigkeit aufweisen. Bei der Hälfte der Leistungsbezieher dauerte diese Erwerbstätigkeit insgesamt mindestens ein Jahr.

Angemessener Wohnraum Wie sieht ein angemessener Wohnraum aus? Diese Frage hatte ein Sozialgericht (SG) zu klären. Ist ein Wohnraum ohne Wanne oder Dusche und mit WC und Waschbecken auf dem Flur angemessen? Nach Entscheidung des SG Magdeburg entspricht dieser Wohnraum nicht mehr heutigem Standard. Das Jobcenter hat in diesem Fall dem Umzugsersuchen des Hilfeempfängers nach§ 22 Abs. 1 Satz 2 SGB II statt zu geben. Bei einer derartigen Unterschreitung angemessenen Standards darf die Behörde nicht auf den Verbleib in diesem Wohnraum verweisen. Dies gilt auch dann, wenn sich der Hilfeempfänger in Kenntnis der Umstände für diesen entschieden hat und später merkt, dass er auf Dauer darin nicht leben kann. In diesen Fällen steht es dem Leistungsbezieher frei, sich neuen angemessenen Wohnraum zu suchen.

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GÖTTINGEN

Sketchnotes DAS KREATIVE PROTOKOLL Manchmal, wenn ich mein Bücherregal abstaube, fallen mir Bücher in die Hände, bei denen ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich sie gelesen habe oder nicht. Austauschbar und lieblos gestaltete Cover und Klappentexte haben ihren Anteil an dieser Leseamnesie.

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* TANJA WEHR

o ging es mir früher auch mit meinen eigenen Notizen. Ich hatte meine Magisterabschlussprüfung im Nebenfach Mittelalterliche Geschichte zum Thema „Die Entwicklung der Benediktiner-Ordensregel“. Vorgegebenes Thema – da musste ich durch. Zum Zeitpunkt der Vergabe hätte ich alles was mir lieb und teuer war darauf verwettet, dass ich zu diesem Thema noch nie etwas gelesen oder gehört habe. Mit diesem Wissen machte ich mich ans Werk mich auf die Prüfung vorzubereiten.

Foto & Graphik: Tanja Wehr

Ich behalf mir zu der Zeit sehr gerne mit einem Diktiergerät, eine schnelle Methode der Speicherung, die man gut überall hin mitnehmen konnte. Meine Verwunderung hätte nicht größer sein können als ich eine alte Aufnahme-Kassette abspielte und mich mit meiner eigenen Stimme Fakten zur Benediktiner-Regel sprechen hörte, die ich wohl anlässlich einer Vorlesung aufgezeichnet hatte. Darunter

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GÖ TTIN GE N lag ein dicker Stapel meiner getippten Mitschriften zum gleichen Thema. Ich war fassungslos. Der Beweis war eindeutig aber ich hatte alles vergessen. Seit vielen Jahren nun mache ich mir handschriftliche Notizen zu Büchern, Autoren oder Zitaten, die mich beschäftigen, motivieren oder weiterbringen. Aus heutiger Sicht eine gute Entscheidung, denn die handgeschriebenen Zusammenfassungen brauche ich nur kurz zu sehen und schon weiß ich wieder worum es ging. Aus dem Hobby ist im Laufe der Jahre ein immer erweitertes Repertoire der visuellen Mitschriften geworden, bis ich 2009 anfing diese Technik für Protokolle im Rahmen meiner früheren Beschäftigung zu nutzen – meine ersten Sketchnotes entstanden. Zunächst nur für mich, zunehmend auch für andere. 2012 dann das erste Mal live und groß. Mein erstes sogenanntes Graphic Recording.

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2015 habe ich mich schließlich selbständig gemacht und zeichne seit dieser Zeit Protokolle von Vorträgen, Veranstaltungen, Workshops und Barcamps. Ich gebe Inhouse-Schulungen und offene Workshops um anderen die Technik beizubringen und nutze sie nach wie vor um die wesentlichen Informationen, ihrer Komplexität beraubt, nachhaltig in Erinnerung zu behalten. Die Inhalte von Büchern zusammenzufassen ist eines meiner liebsten Beispiele um die Technik der Sketchnotes zu üben – neben Einkaufszetteln und ToDo Listen! Ich liebe Schriftarten und die moderne Variante der Kalligraphie. Deswegen ist einer meiner Schwerpunkte auch die Kombination verschiedener handgeschriebener Schriftarten. Da heute die meisten Trends im Bereich Visualisierung – genau wie die Sketchnotes und das Graphic Recording aus den USA zu uns schwappen, nennt sich diese Technik nun Handlettering. Sie ist besonders beliebt für Zitate und Motivationssprüche.

Da es in dieser Ausgabe des TagesSatz nun um das Thema Bücher und Schriften geht sind hier einige meiner Arbeiten abgebildet! Wenn Sie nachvollziehen können, warum ich mir diese Notizen gut einprägen kann, probieren Sie es doch einfach mal selbst. Es ist gar nicht schwer und macht nicht nur Freude sondern hilft nachhaltig in der heutigen Informationsflut einen kleinen visuellen Anker zu setzen.

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Tanja Wehr ist mit ihrer Firma Sketchnotelovers Mitglied in der deutschen Visualisierer-Szene. Als Trainerin mit fast 20 Jahren Erfahrung bringt sie Menschen bei, ihre Kreativität wieder zu entdecken und nutzbringend für die Innovationskultur im Unternehmen, das Festhalten komplexer Gedankengänge oder das nachhaltige Protokollieren wichtiger Events anzuwenden.

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GÖTTINGEN

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Weihnachtsverkäufer

Wir Verkäufer des TagesSatz in Göttingen wünschen unseren Kunden ein gesegnetes Weihnachtsfest, einen Guten Rutsch und freuen uns darauf, Ihnen auch in 2016 den TagesSatz anzubieten.

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DER CO M IC

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Die alte Frau und die Bücher Gerda Brencher führte fast fünfundsechzig Jahre lang einen kleinen Buchladen in Bad Wilhelmshöhe.

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Heiko Mayer | HNA Kassel

wei Schaufenster, eine Glastür, zwei Bücherständer auf Rollen im Eingangsbereich. So präsentierte sich über Jahrzehnte die Ladenfront von Gerda Brenchers Buchhandlung in der Wilhelmshöher Allee 281. Im Inneren dominierte Holz. Es roch angenehm, eher wie in einer altehrwürdigen Bibliothek als in einer Buchhandlung. Bücher in Regalen, Drehständern, auf Tischen: Bildbände, Kinderbücher, Krimis, Geschenkbändchen, bibliophile Ausgaben – fließende Übergänge. Ein durchgängiges Ordnungsprinzip war auf den ersten Blick nicht erkennbar. Auf dem Ladentisch ein Computer mit winzigem Bildschirm. Dahinter: Gerda Brencher. Eine eher unscheinbar wirkende, zierliche Frau. Wie fast immer mit einem Lächeln. Kein aufgesetztes, wie das eines Verkäufers. Ein offenes, sympathisches, warmherziges Lächeln. Falls Feng Shui in der westlichen Zivilisation jemals funktioniert haben sollte, dann in Gerda Brenchers Buchhandlung.

* FRANK HASELEIN Auf fünfzig Quadratmetern Ladenfläche wurde den Büchern mehr Raum zugestanden, als den Kunden. Dabei hatte Gerda Brencher viel Kundschaft. Wegen der Nähe zum Bergpark besuchten oft Touristen das Geschäft. Die meisten waren aber Stammkunden. In Wilhelmshöhe ging man nicht einfach ein Buch kaufen: man ging „zur Brencher“. Vor Jahren warb sie in einer Anzeige mit einem Zitat von Tucholsky: „Ein Leser hat‘s gut: er kann sich seine Schriftsteller aussuchen. Dabei können wir Ihnen helfen“. Das tat sie mit Leidenschaft. Auch im hohen Alter war sie stets auf dem Laufenden. Sie war über die aktuelle Schullektüre ebenso unterrichtet, wie über die Bücher, die im „Literarischen Quartett“ besprochen wurden. Sie kannte sich aus mit Leseexemplaren, Prospekten und Bestsellerlisten. Nicht ganz einfach, angesichts jährlicher Erst- und Neuauflagen im höheren fünfstelligen Bereich den Überblick zu behalten.

Man fragt sich, wie sie das zeitlich bewältigte. Zumal Gerda Brencher nie den Weg in die Spezialisierung ging, wie es andere kleine Buchhandlungen seit der Krise im Buchhandel taten. Sie kannte die Lesegewohnheiten und Vorlieben ihrer Stammkunden. Das hinderte sie aber nicht daran, bisweilen zu empfehlen, literarisches Neuland zu betreten. Die gelernte Buchhändlerin war auch eine Buchvermittlerin. Ihr privater Lebensmittelpunkt war im Stadtteil Wolfsanger. Zwischen den beiden Stadtteilen pendelte sie meist mit der Straßenbahn. Sechs Tage die Woche – Feiertage und die wenigen Urlaubs- und Krankheitstage ausgenommen. Ein Umzug kam für sie nie infrage. Seit ihrer Kindheit war sie im TSV 1889 KS-Wolfsanger aktiv. Bereits 1962 wurde von ihr eine Frauen-Gymnastik Gruppe gegründet. Sie kümmerte sich um die Jugendarbeit, nahm an Fortbildungskursen teil, arbeitete mehrere Jahre als Kampfrichterwartin für Kunst- und Geräteturnen. Für ihre langjährigen, ehrenamtlichen Tätigkeiten wurde der damals 83-Jährigen 2005 der Ehrenbrief des Landes Hessen verliehen. In der Festrede wurde auch ihr berufliches Engagement gewürdigt. Erst im Alter von 88 Jahren verabschiedete sich Deutschlands älteste Buchhändlerin in den Ruhestand. Die Buchhandlung Brencher gibt es noch. Seit April 2010 unter neuer Leitung. Seit Anfang 2015 unter neuer Adresse, nur knapp 100 Meter entfernt. Alles ist jetzt ist geräumiger, heller, aufgeräumter. Das Personal ist kompetent und freundlich. Aber etwas fehlt. Gerda Brencher verstarb im Juni 2015 im Alter von 93 Jahren.

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atte zweihundertzweiundzwanzig Seiten stark ist dieser zweite von drei Kassel-Krimis, die 2004 vom Autor im Prolibris Verlag veröffentlicht wurden. In allen drei Büchern ermittelt die Hauptkommissarin Hanna Wolf aus dem Polizeipräsidium Nordhessen im Grünen Weg in Kassel.

Die Tränen des Herkules EIN KRIMI FÜR ZWISCHENDURCH Der Kassel-Krimi „Die Tränen des Herkules“, vom Autor Wolf S. Dietrich, ist die Grundlage der folgenden Buchvorstellung.

* BATON SCHMIDT

Der Leser des Kassel-Krimis taucht auf der einen Seite in die Kasseler Vergangenheit ein, er erfährt, wie das Naziregime im letzten Kriegsjahr wirkte und bekommt Einblicke in das Ausmaß der Zerstörung und das unsagbare Leid durch die Bombenangriffe. Auf der anderen Seite spielen Handlungen der Gegenwart eine Rolle. Dies sind sowohl Strafdelikte, die mit der Drogenszene in der Innenstadt einhergehen, als auch Diebstähle und Entführungen in den Kasseler Villenvierteln sowie Mordfälle im Habichtswald.

Der Autor Wolf S. Dietrich schafft es trotz wechselnder Zeithorizonte, den Leser inhaltlich in Raum und Zeit abzuholen und keine Verwirrung zu erzeugen. Der Schriftsteller geht dosiert ins Detail, sodass der Leser nicht mit unwichtigen Informationen konfrontiert wird. Vor diesem Hintergrund sollten die erwähnten Kasseler Schauplätze und Straßen kein Störfaktor für ortsfremde Leser darstellen.

Der Autor Wolf S. Dietrich studierte in Göttingen Germanistik und Theologie und schreibt neben seinem Lehrund Forschungsauftrag an der Universität Göttingen Kurzromane und Prosa. Er ist Mitglied im Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. Wer die KasselKrimis gelesen, für gut befunden hat und vom Schreibstil überzeugt ist, hat die Möglichkeit, sich vierzehn weitere Krimis von dem Schriftsteller zu Gemüte zu führen. Dietrich schrieb Regionalkrimis für Göttingen, die Müritz und Cuxhaven.

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MEHR ZUM THEMA: Weitere Informationen zum Autor und seinen Veröffentlichungen unter: www.literatur-aktuell.de/start

Antje Wellnitz

Der Kunsthandel verbindet die Handlungsstränge der Vergangenheit und Gegenwart. Wertvolle Gemälde vom Maler Anselm Grünberg, unter anderem das berühmte Bild „Die Tränen des Herkules“, die während der Kriegsjahre als entartet eingestuft und bis zur Gegenwart als zerstört beziehungsweise verschollen geglaubt waren, werden zufällig durch einen Kleinkriminellen in einer Gründerzeitvilla gefunden und sollen gewinnbringend verkauft werden.

entsprechende Ortskenntnis haben, besonders lebendig, authentisch und nachvollziehbar. Dadurch, dass die Handlungen in verschiedenen Zeiten stattfinden, ist das Buch in angenehm und einfach lesbare Abschnitte untergliedert, sodass keine Langeweile und Monotonie aufkommt.

Der Autor transportiert auf gelungene Weise, wie in den Kriegsjahren die Gemälde Unheil über den Maler und diejenigen brachten, die sich die Bilder zu Recht oder zu Unrecht aneignen wollten. Ähnlich fatal gestaltet sich der Fund dieser Kunstwerke für den kleinkriminellen Finder und die gierigen Kunsthändler in der Gegenwart. Damals wie heute wurden für den Besitz Tote in Kauf genommen. Fazit: Ein gelungenes und spannendes Leseerlebnis. Sowohl die Handlungsstränge der Vergangenheit, als auch die der Gegenwart werden unter anderem an den Schauplätzen des Altmarkts, der Wilhelmshöher Allee und der Friedrich-Ebert-Straße ausgetragen. Das macht es für Leser, die TagesSatz

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Oase für Buchliebhaber Wer gern liest, sich aber nicht unbedingt Bestseller antun will, wird nicht selten im Antiquariat fündig. Dort kann er, neben gut erhaltenen Klassikern, auch den einen oder anderen Schatz entdecken.

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as Antiquariat Jenior kenne ich noch aus meiner Studienzeit. Damals befand es sich im Vorderen Westen und Winfried Jenior betrieb es mit dem Kollegen Bernd Preßler. Inzwischen ist er von dort in die Marienstraße 5 am Weinberg umgezogen.

Die meisten seiner Schätze verkauft der Antiquar aber nicht im Geschäft, sondern über das Internet: „Sie sehen ja, wie viele Menschen hier im Laden herumstöbern. Ich möchte ein Geschäft haben, in dem die Bücher präsent sind. Durch begleitende Ereignisse, wie etwa Ausstellungen oder Lesungen, mache ich außerdem auf mich aufmerksam.“ Jeden zweiten Montag ab achtzehn Uhr findet der „Literarische Salon“ statt. Hier stellen Michael Kaiser, ehemals Intendant der „Komödie“ und Thomas Bündgen, (Fachreferent u. A. für Germanistik, Theaterwissenschaft und Philosophie an der Uni-Bibliothek) ausgewählte Bücher vor. Nach Veranstaltungsende können Besucher Wünsche für die folgende Lesung äußern. Diese Präsentationen veranstal-

tet Herr Jenior in Zusammenarbeit mit dem Kunsttempel und dem Literaturbüro Nordhessen. In Kassel ist ja schon längere Zeit beobachtbar, dass alteingesessene Händler ihre Geschäfte aufgegeben haben. „Dass das aber zur Zunahme der Filialisten geführt hat, sehe ich so nicht. Die großen Buchläden sind vielmehr ganz anders aufgestellt. Sie haben zum Beispiel größere Werbe-Etats und daher eine ganz andere Außendarstellung wie etwa die kleineren Antiquare und Buchhandlungen.“ Bezüglich des Großhändlers Amazon vertritt Winfried Jenior eine klare Position: „Amazon ist wie eine Krake, die alles schwächen will. Für Buchhändler sind sie schon eine gewisse Konkurrenz, ebenso für Antiqua-

Fotos: Winfried Jenior

Der Grund hierfür war pragmatisch: „Das liegt an der Entwicklung im Vorderen Westen“, so Winfried Jenior im gemütlichen und weiläufigen Ladengeschäft. „Die Gentrifizierung des Vorderen Westens hatte für die Anwohner und Geschäftsleute nicht nur Vorteile gebracht. Die Räume hier sind für meine Zwecke viel besser geeignet, als die in der Lassallestraße. Vor allem sind sie groß und bezahlbar. Ihre Weitläufigkeit macht sie auch besser nutzbar, wie etwa für Lesungen.“

* HARALD WÖRNER

Finden, was man nicht gesucht hat

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K AS S E L re. Es ist doch aber auch so: Amazon stellt nur die Verbindung vom Angebot (Händler) und Nachfrage (Kunden) her. Dafür kassieren sie um fünf bis zehn Prozent Provision für das Einstellen. Das wiederum hat zur Folge, dass weniger Kunden in die Geschäfte gehen, um sich dort die Bücher in Ruhe anzusehen. Stattdessen bestellen sie sie von zu Hause aus und lassen es per Post kommen.“ Wie viele Dinge im Leben habe eben auch der Vertrieb von Büchern im Internet zwei Seiten: „Ohne diese Plattform könnte ich so gar nicht existieren. Der Verkauf antiquarischer Bücher im Internet ist also auch Mittel zum Zweck.“ Sein großes Plus sieht er in der persönlichen Beratung und der Möglichkeit für Kunden, ohne Zeitdruck im Antiquariat schmökern zu können. „Daher möchte ich auch nicht auf den Laden verzichten. Mir ist ein Anliegen, dass Kunden ungestört im Bestand stöbern können. Denn oft findet man dadurch Sachen, nach denen man so nicht gesucht hat.“ Amazon beherrscht derweil ein Fünftel des Marktes, dazu kommen noch

die Filialisten. Damit sich Antiquare und Buchhändler von diesen absetzen, bedarf es also zusätzlicher Mühe. „Hier sollte jeder einzelne Händler versuchen, seine AlleinstellungsMerkmale herauszuarbeiten“, so der Antiquar. „Bei uns sind das die Interessensgebiete Ausstellungen, Kunst und Fotografie.“ Die Buch-Preisbindung betreffend, räumt er mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf: „Die Bindung hat keinen Einfluss darauf, ob ein Buch im Laden am Ende teuer oder billig ist. Großketten können hier ja über die Bestellmenge, wie etwa bei Bestsellern, Rabatte an Kunden weitergeben. Das ist in deren Geschäftsmodell mit einkalkuliert.“ Winfried Jenior indes betreibt ein modernes Antiquariat: „Wir achten schon sehr auf Qualität, haben aber auch günstige Bücher im Sortiment. Aber Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis eines Buches schon mit.“ Antiquare und Buchhändler tun also gut daran, ihr Sortiment auf mehrere Standbeine zu verteilen: „Ich kann ihre Frage nach einer Vielfältigkeit

des Angebotes daher eindeutig mit Ja beantworten. Mit meinem Antiquariat bin ich beispielsweise die VerlagsAuslieferung für die „Edition für internationale Wirtschaft“ in Frankfurt. Diese ist auf Wirtschafts- und Touristikthemen, speziell Spanien betreffend, spezialisiert.“ Winfried Jenior betreibt diese Politik also dergestalt, dass er in seinen Räumen auch kleine Ausstellungen organisiert. Und jeden zweiten Montagabend findet, wie erwähnt, ab achtzehn Uhr eine Lesung statt. Im Verlag Winfried Jenior gibt er Schriften mit Schwerpunkt spanische Kulturgeschichte und zu regionalen kulturellen Themen heraus: „Hier leiten mich persönliche Interessen und Kontakte, die sich im Lauf der Zeit entwickelt haben.“ Weitere Themen sind die Herausgabe von Schriften der „Malwida-von-Meysenburg-Gesellschaft, sowie der Komplex „Nationalsozialismus in Nordhessen“. Bände zum Konzentrationslager Breitenau sind ebenso vertreten, wie die „Kasseler Schriften zur Friedenspolitik“. Insofern freut es ihn, dass der Literaturkritiker Denis Scheck mit seiner Sendung „Druckfrisch“ Fernseh-Zuschauern Empfehlungen an die Hand gibt und mit dem Apell „Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue!“ für das gute Buch wirbt. In den letzten Jahren konnte man ja beobachten, dass auch die E-BookReader (Digitale Bücher) hinsichtlich der Verkaufszahlen zulegten. Der Antiquar glaubt aber nicht, dass diese gedruckte Bücher in der Auflage übertreffen: „Was ich so höre, ist, dass sie die Druckausgaben wohl nicht überrunden werden. Sie sind eher ein paralleles Angebot, wenn man beispielsweise verreist und nicht kiloweise Bücher im Gepäck mitschleppen will. Das gedruckte Buch wird es aber auch weiterhin geben.“

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TagesSatz

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MEHR ZUM THEMA: Antiquariat Jenior Marienstraße 5 34117 Kassel Mo-Fr 10.00-13.00 & 15.00-18.00 Uhr www.jenior.de 25


KU LTU RTI P P S G ÖT T INGE N Joshua Kahle

Der große Turnaround MERRY-GO-ROUND

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MEHR ZUM KULTURTIPP: musa-Saal, GÖ Sa 12.12. 20.30 Uhr VVK: 8 Euro AK: 9 Euro www.merrygoround-band.de

„Bitte Einsteigen und Festhalten!“ Diese Karussellfahrt lässt bei allen Teilnehmern keine Wünsche offen! Wenn Merry-go-round ihre rasante musikalische Karussellfahrt starten, bleibt kein Bein mehr auf dem Boden stehen. Einflüsse unterschiedlicher Musikstile aus Pop, Ska und Rock beweisen Vielfalt und blitzen während der schnellen Show immer wieder auf. Jetzt laden die Jungs von Merry-go-round zur Geburtstagsfeier ein. Nunmehr 10 Jahre spielt die Göttinger Band schon zusammen und

* UTE KAHLE das wird ordentlich gefeiert. Unterstützung bekommt das Karussellsextett von den Braunschweigern Callin Tommy und den Göttingern EGO vs. EMO. Gitarren, Bass und Schlagzeug peitschen voran, während Trompete und Posaune die Songs mit dem gewissen Etwas würzen. Im Laufe ihrer zehnjährigen Bandgeschichte, entwickelte sich Merry-go-round von einer minimalistischen Indie- zu einer mitreißenden Liveband. Ihre Live-Qualitäten konnten die sechs jungen Göttinger unter anderem als Support für Jennifer Rostock, Ska-P und Irie Revoltes beweisen.

Barbara Schindler

Außenseiter im Mittelpunkt

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W.G. SEBALD

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Literarisches Zentrum, GÖ Mo 14.12. 20.00 Uhr VVK: 9 Euro erm.7 Euro www.literarisches-zentrumgoettingen.de

Acht zahlende Gäste waren anwesend, so will es zumindest die Legende, als W.G. Sebald 2001 im Literarischen Zentrum aus seinem Roman „Austerlitz“ las. Als er am 14. Dezember desselben Jahres bei einem Autounfall ums Leben kam, war der Autor gerade zu Weltruhm gelangt. Selten ist eine so rasch vollzogene Kanonisierung zu beobachten gewesen wie die Sebalds in den 2000ern. Aber zugleich galt der gebürtige Allgäuer und Literaturprofessor im englischen Norwich immer als Außenseiter des deutschen Litera-

turbetriebs. An seinem Todestag lädt das literarische Zentrum zu einem Rundgang durch sein Werk ein, um dem insularen Phänomen Sebald auf die Spur zu kommen. Das Gespräch führen zwei ausgesprochene Kenner: Uwe Schütte, Autor mehrere Bücher zu Sebald, hat seinerzeit bei ihm promoviert und Sven Meyer ist der Herausgeber zweier Bände – u. a. der Lyrik – aus dem Nachlass.

GSO

Frühaufsteher treffen sich 52. MUSIKALISCHE MORGENVERANSTALTUNG

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Stadthalle, GÖ Fr 18.12. 09.30 Uhr Einlass Beginn 10.30 Uhr VVK: 7 Euro www.goettingen.de

Der Fachdienst Kultur der Stadt Göttingen veranstaltet zum 52. Mal mit Unterstützung des Senioren- und Pflegestützpunktes der Stadt Göttingen eine Musikalische Morgenveranstaltung nicht nur für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Das Göttinger Symphonie Orchester unter der Leitung von Christoph-Mathias Mueller gestaltet gemeinsam mit dem Chor des Hainberg-Gymnasiums unter der Leitung von Sabine Hoppe ein wunderbares Weihnachtskonzert. Chris-

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toph Huber von den „stillen hunden“ stimmt mit einer weihnachtlichen Geschichte auf das bevorstehende Fest ein. Die beliebte Traditionsveranstaltung läutet traditionell für viele Göttinger die Feiertage ein und die Mitwirkenden freuen sich jedes Jahr wieder über den großen Zuspruch und Applaus des Publikums das sicher auch in diesem Jahr wieder für ein ausverkauftes Haus sorgen wird. Der Kartenvorverkauf startet am 30. November und läuft bis einschließlich 17. Dezember 2015, 12.00 Uhr exklusiv in der Tourist Information im Alten Rathaus Göttingen. TagesSatz

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KULTURTI PPS KAS S E L Gunnar Seidel

Performatives Sprechkonzert BRACHLAND-ENSEMBLE FEAT. CARO KISTE KONTRABASS

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Kulturhaus Dock 4 (Halle) Sa 05.12. / 20.30 Uhr Eintritt 6 Euro / 12 Euro Tel.: 0561 / 767 20 67 www.brachland-ensemble.de

Was sind deine fünf liebsten Dinge? Wie viele brauchst Du? Was hättest Du gerne? Wovon könntest Du Dich nie trennen? Was würdest Du nie in einem brennenden Haus zurück lassen? Was ist das absurdeste Ding? Was das grausamste? Ausgehend von Fragen wie diesen fertigten die Band Caro Kiste Kontrabass und das Brachland-Ensemble Listen von all den Dingen an, mit denen sie sich täglich umgeben. Zusätzlich befragten sie über zweihundert Personen zu deren Lieb-

lings-Dingen. Aus dieser Textfülle entstand nach wenigen Proben das performative Sprech-Konzert „Die Dinge um uns“. Der auf Live-Musik, Sounds und Sprache fokussierte Abend lädt die Zuschauer ein, die Selbstverständlichkeit all der uns umgebenden Dinge kritisch zu hinterfragen und sich anschließend in deren Klang zu verlieren. Ende November erhielt das Brachland-Ensemble übrigens den Kulturpreis der Stadt Kassel für seinen wichtigen und nachhaltigen Beitrag, „… zeitgenössische Theaterproduktionen auf hohem künstlerischen Niveau zu präsentieren.“

Deutsche Brüder von Tom Waits

M. Walking on the Water

* HARALD WÖRNER

* HARALD WÖRNER

M. WALKING ON THE WATER

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Kulturzentrum Schlachthof Do 10.12. / 20.30 Uhr VVK/erm. 11 Euro (zzgl. VVG) AK 15 Euro www.schlachthof-kassel.de

M. Walking on the Water sind eine musikalische Legende und waren, neben Phillip Boa und den Poems For Layla die „Independent“-Größen der deutschen Szene in den 90ern. Besonders ihre Live-Konzerte waren ein Garant für großartige Stimmung und endeten oft erst nach über zwei Stunden. Nach neun Jahren gemeinsamen Musizierens und fünfzehn Jahren auf Tour zerstreuten sich Ende der 90er die Musiker in alle Winde. Bei einem Jubiläum ihrer alten Krefelder Kneipe fanden sich damals alle wieder auf ei-

ner gemeinsamen Bühne ein. Und der alte Zauber war noch da, so, als wäre er nie weg gewesen. Die Musiker trafen sich also öfter und spielten zuerst nur einige wenige ausgewählte LiveKonzerte. 2010 versammelten sie sich dann im „Dachapparat“-Studio und begannen mit den Aufnahmen zu einem neuen Album. Nach fast fünfzehn Jahren erscheint 2011 ihre CD „Flowers For The Departed“. Das große Plus der Kapelle speist sich dabei vorrangig aus der Fähigkeit, gleichzeitig versponnen und dabei „straight“ zu sein.

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Die Kasseläner Mundart lebt DARK VATTER & KOMBO

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Theaterstübchen am Nil Mo 28.12. / 20.00 Uhr Eintritt 15 Euro www.theaterstuebchen.de

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Zugegeben, ich als gebürtiger Schwabe, aber mittlerweile in Kassel ganz gut angekommen (Stichwort Ahle Worschd…) kannte Dark Vatter bis vor kurzem nur vom Hörensagen. Dann erzählte mir ein Nachbar von ihm und seinem „GaageschnuddenRock & Roll“ (hessisch: gaagen: laut schreien). Im Rahmen der „Nacht der offenen Kirchen“ trat er dann im September in der Dreifaltigkeitskirche in Süsterfeld auf. Da er selbst dort wohnt, war es für ihn Ehrensache, auf Anfrage des Pfarrers vor heimischem

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Publikum dort zu spielen. Musikalisch kann man Timo Israng, wie Vatter im bürgerlichen Leben heißt, im Rockabilly der Fünfziger Jahre verorten. Sprachlich bedient er sich des nordhessischen Idioms mit all seinen Eigenarten und liebenswerten Schrullen. Vatters Straßenpoesie zeichnet ein sehr klares Bild des Lebens der Region. Das ist eine radikal regionale Musik, allerdings ohne Volkstümelei. Durch Vatters Wortwitz bedingt, kann man sich beim Hören oft ein Schmunzeln nicht verkneifen. Denn „Weggewerch, Ahle Worschd und Griene Soße holen jeden Kasseläner auf die Schdrosse.“ 27


H IN T E R D E N K U L ISSE N

Und was aus einem Mund kommt ist ohnmächtige Luft „Elektra“ im Deutschen Theater in Göttingen

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icht enden will das dumpfe Knarren des eisernen Vorhangs, der sich unendlich langsam hebt. Und dann diese Stille, die so lange anhält, bis die Gestalt auf der Bühne ihre Lippen bewegt und Laute formt für den ersten geflüsterten Schrei aus Mund und Eingeweiden. Dass der tote Vater sie nicht allein lassen möge. Er ist der ersehnte Gast, den Elektra in ihrer dunklen Höhle schon so lange immer wieder herbei ruft. Nur er darf ihrer Einsamkeit nahe kommen und diesem unbezähmbaren Bedürfnis nach Rache an der Mutter Klytämnestra und ihrem Gefährten Aigist, die Agamemnon vor ihren Augen ermordeten. Es ist eine traumatisierte Seelenlandschaft, in die Regisseur Ben Baurs mit seiner Elektra-Inszenierung vordringt, dorthin wo nur noch die Stimmen in ihrem Kopf hadern und wüten.

Baur hat die Fassung von Hugo von Hofmannsthal nach Motiven der antiken Tragödie des Sophokles nochmals verdichtet, Figuren wie Mägde, Aufseher und Diener gestrichen. Doch wenn nun die Mutter, die Schwester, der Stiefvater und der Bruder Orest in Elektras hermetisch anmutenden Denk- und Bewusstseinsraum vordringen, dann nehmen sie nur für den Zuschauer Gestalt an. Sie bilden einen Chor der Stimmen, der in diesem Rachepanzer unentwegt rumort und nur manchmal für Momente aufreißt. Dann erscheint Angelika Fornells Klytämnestra wie eine Spiegelung dessen, was sich ihre unbeugsame Tochter an Erkenntnis verweigert, dass mit ihren Hass- und Mordgelüsten so enden wird wie zuvor die Mutter. Auch Frederik Schmids Orest ist Teil dieses Stimmenkörpers, bis er unsanft abgespalten wird, um Elektras Rachepläne endlich in die Tat umzusetzen. Und das nicht als lang ersehnter brüderlicher Gefährte sondern nur noch als Erfüllungsgehilfe. An ihm zeichnet sich bereits seine Rolle als künftiger Regent ab und dass er darin auch an den Königsmörder Aigist erinnern wird, den Benjamin Kempfals abgebrühten Machthaber vorführt.

Mit Lynn Ebert, Marie Seiser und Rahel Weiss lässt Baur auch für die Stimmen der Schwester Chrysotemis einen Chor auftreten und deutet auf einen weiteren Aspekt in seiner Inszenierung einer Seelenlandschaft. Die Stimmen, die Elektra vernimmt, können auch von früher stammen und so verhaken sich die gegenwärtigen und die vergangenen Bilder wie in einem Labyrinth. Dann muss es auch keine Rolle spielen, wem sie zuzuordnen sind und für welche Figur Hofmannsthal den jeweiligen Text ursprünglich gedacht hatte. Die Bühne wird zum Schauplatz eines sichtbar gewordenen Alptraums, der einfach nicht aufhört zu sein. „Elektra“ ist die erste Regiearbeit des Bühnenbildners Ben Baur, der dafür auch einen atmosphärisch vieldeutigen Raum geschaffen hat. Und was aus einem Mund kommt ist ohnmächtige Luft, flüstert die Stimme am Ende eines Theaterabends, der etwas ganz besonders vermag. Sein Publikum nicht nur zu bewegen, dass sich bei Katharina Uhland und dem Schauspielteam mit stürmischen Beifall bedankt. Die Bilder einer zerstörerischen Rache wollen auch in ihren nachdenklichen Echos keine Ruhe geben.

Laura Nickel

Katharina Uhland trotzt ihnen mit aller Kraft, so sehr sie sie auch zu peinigen scheinen. Der Blick aus den schwarz umränderten Augen ist dem Toten zugewandt, während die bösen Erinnerungen sie mehr und mehr antreiben, damit das Beil in ihren Händen endlich den Gegenschlag vollziehen kann.

* REZENSIERT VON TINA FIBIGER

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WEITERE VORSTELLUNGEN: 13. Dezember um 15 Uhr und 19. Dezember um 19.45 Uhr

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pixabay

DI E KO CH N IS C HE

* HANS PETER PUNG & TEAM

Kochen mit dem TagesSatz LECKERE GERICHTE FÜR SIE ENTDECKT

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iebe Leserinnen und Leser, wieder einmal geht ein Jahr dem Ende entgegen. Die Weihnachtszeit ist für die meisten von uns mit ganz besonderen Erinnerungen verbunden. Geschenke, der Duft von Selbstgebackenem und natürlich das Weihnachtsmenü. Zu jedem Festessen gehört ein krönender Abschluss, das Dessert. Wir haben zwei weihnachtliche Nachspeisen für Sie entdeckt.

Weihnachtlicher Tiramisu 100g Spekulatius, 1 Tasse Kaffee, 150g Mascarpone, 100g Magerquark, 100ml Milch, 50g Zucker, 1-2 Vanillezucker, ½ Zitrone (Saft), Zucker und Zimt Mascarpone, Quark, Milch, Zucker, Vanillezucker und Zitronensaft zu einer glatten Creme verrühren. Den Spekulatius kurz in den Kaffee tauchen und abwechselnd mit der Creme in eine flache Schüssel schichten. Zum Schluss mit einer Schicht Creme abschließen. Abschließend mit Zimt und Zucker bestreuen. Kalt stellen. Tipp: Welchen Spekulatius Sie verwenden, bleibt Ihnen überlassen. Gewürzspekulatius ist jedoch wegen seines intensiven Eigengeschmacks nicht so sehr geeignet. TagesSatz

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Weihnachts-Trifle 200g Gewürzspekulatius, 40g Butter, 100g Zartbitterschokolade, Lebkuchengewürz-Mischung, 400g Frischkäse, 500g Naturjoghurt, 250 ml Sahne, 2 EL Zitronensaft, 150g Zucker, 1 Glas Sauerkirschen, 2 EL Vanillezucker

würz zu einer Creme verrühren. Sahne mit 1 EL Vanillezucker steif schlagen. Unter die Creme rühren. Kirschen abtropfen lassen. In hohe Gläser schichten: Creme, Brösel, Kirschen usw. Mit Creme abschließen. Mindestens 1 Stunde kalt stellen.

Den Spekulatius in einen Gefrierbeutel füllen und mittels einer Teigrolle zerbröseln. Butter und Schokolade (vorher in Stücke brechen) in einen Topf geben und darin vorsichtig schmelzen (im Wasserbad / darf nicht zu heiß werden). Alles miteinander verrühren. Mit den Spekulatiusbröseln vermischen, auf ein Blech geben, verteilen und abkühlen lassen. Frischkäse, Joghurt, Zitronensaft, Zucker, 1 EL Vanillezucker und Weihnachtsge-

Tipps: Die Lebkuchengewürz-Mischung können sie nach eigenem Geschmack dosieren. Wenn ihr Dessert längere Zeit stehen soll, schlagen sie die Sahne mit Sahnesteif auf. Sie können vor dem Servieren auch gerne noch Schokoraspel darüber streuen. Wir wünschen Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für das Jahr 2016. Viel Spaß beim Nachkochen.

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Der Mensch steht im Vordergrund. Daher unterstützen wir den TagesSatz. SYCOR mbs GmbH Brauweg 40, 37073 Göttingen www.sycor-mbs.de

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ZWI S C H E N DE N Z E IL E N

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chon die Eröffnungspressekonferenz war ein klares Zeichen: Sir Salman Rushdie hielt eine flammende Rede, in der er die Meinungsund Pressefreiheit fordert. Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, eröffnete die Messe mit diesen Worten: „Es gibt den einen zentralen Aspekt der menschlichen Zivilisation, der für mich nicht verhandelbar ist. Das ist die Freiheit des Wortes, die freie Meinungsäußerung. Über alles andere soll man nicht nur, man muss darüber reden. In den letzten Tagen wurde weltweit viel berichtet über den Auftritt von Sir Salman Rushdie bei uns sowie über den iranischen Boykott der Frankfurter Buchmesse. Ich möchte Ihnen sagen, dass ich nicht froh bin über den Boykott des Irans. Denn damit geht einher, dass wir eine weitere Gelegenheit verpassen, uns mit den iranischen Kollegen auszutauschen.“ Er erinnert an seine erste Messe, die er mitverantwortlich betreute und die von der Fatwa gegen Rushdie betroffen war und ermahnte alle, nicht wieder in solche Muster zu verfallen, denn „die Freiheit des Wortes befindet sich zurzeit in einem sehr fragilen Zustand. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes unter Beschuss. Wir erleben eine Zeit, die von gewaltsamen Konflikten geprägt ist, in der die Spirale der Gewalt sich scheinbar immer nur in eine, in die falsche, Richtung dreht.“ Gegen solch bittere Trends versucht auch der Weltempfang gegenzusteuern und zum Sprachrohr zu werden. Tobias Voss, Projektleiter des Weltempfangs, formuliert es folgendermaßen: „Der Weltempfang hat sich in diesem Jahr vorgenommen, das aktuelle Thema „Grenzverläufe“ in diesem vielschichtigen Sinne aufzugreifen und an vielen Beispielen vorzustellen. Die vielen politischen und militärischen Auseinandersetzungen und kriegsähnlichen Zustände in Ländern wie Afghanistan, der Ukraine oder Syrien, und damit verbunden die Flüchtlingsströme in Richtung Europa führen dazu, dass neue, vielfältige Abgrenzungsräume entstehen. Verständnis, Dia-

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Es entwickelt sich! Aus dem Arbeitstitel „Mut zur Brücke“ entwickelte sich das Leitthema der Buchmesse 2015: „The Place to be“. Rückblickend hielt die Buchmesse einige Überraschungen und viele Seiten Lesestoff für uns alle bereit.

* UTE KAHLE log und Diskussion gehören genauso zu diesem Prozess wie Spannung, Reibung und Konflikt.“ Ein ganz anderes Zeichen der Veränderung setzte auch Ken Follett. Der britische Bestsellerautor stellte im Business Club die Brettspielversion seines Bestsellers „Die Säulen der Erde“ vor. Der historische Roman ist mit 25 Millionen Exemplaren eines der meistverkauften Bücher weltweit. Nach erfolgreichen Adaptionen als Film, TV-Serie, Hörbuch und Gesellschaftsspiel entwickelt das Hamburger Studio Daedalic Entertainment, das erste offizielle Videospiel zum Buch. Er erklärte wie spannend es auch für ihn als Autor ist, zu sehen wie sein literarisches Material be- und verarbeitet wird und sich auch so der heutigen Zeit und deren modernen Literaturformen anpasst.

Ideen zu handeln und die Zukunft zu gestalten, der mit Abstand größte Handelsplatz für Rechte und Lizenzen weltweit. Darüber hinaus wird die Frankfurter Buchmesse mehr und mehr Anziehungspunkt für viele angrenzende Branchen aus Medien und Technologie. Diese neuen Messeteilnehmer erweitern das traditionelle Geschäft um viele innovative Facetten und entdecken umgekehrt neue Ertragsquellen für sich. .

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Insgesamt bleibt die neue Frankfurter Buchmesse der zentrale Ort, an dem sich die Akteure des internationalen Publishing treffen, um mit dem Rohstoff

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ZWI SCHEN DEN ZE IL E N

Weihnachten kann kommen „Ich finde und habe immer gefunden, dass sich ein Buch gerade vorzugsweise zu einem freundschaftlichen Geschenk eignet, man liest es oft, man kehrt oft dazu zurück, man naht sich ihm in ausgewählten Momenten, braucht es nicht wie eine Tasse, ein Glas, einen Hausrat in jedem gleichgültigen Augenblick des Lebens und erinnert sich so immer des Freundes im Augenblick eines würdigen Genusses.“ Wilhelm von Humboldt

* DANIELE PALU

Ausgewählte Buchempfehlungen der Redaktion zum Verschenken:

Für die Kleinsten „Fonze“ ist noch eines der harmloseren Schimpfwörter, die Kleinkinder heute aus der Kita mit nach Hause bringen. Wen diese aggressiven Wortbeiträge ärgern, dem sei „Das verrückte Schimpfwörter-ABC“ ans Herz gelegt. Von A bis Z gibt es hier die Möglichkeit, auf dreigeteilten Seiten die witzigsten, verrücktesten und verdrehtesten Schimpfwörter neu zu kombinieren: Mit insgesamt 17.576 Möglichkeiten, vom „jaulenden Gurkenwasser-Gurgler“ über „nuckelnder Nachthemd-Trottel“ und „langweiliger Knalltüten-Quaker“ bis hin zum „zerzausten Zottel-Zwerg“ werden Kinder – und Erwachsene – auf spielerische Weise dazu angeregt, andere Schimpfwörter zu denken und darüber zu lachen. Eine großartige Idee, die zügellose Phantasie der Kinder anzuregen. Dazu schön illustriert und leicht zu handhaben – ein garantierter (und pädagogisch sinnvoller) Erfolg unterm Weihnachtsbaum. Regina Schwarz und Michael Schober: Das verrückte Schimpfwörter-ABC. Esslinger, 9,95 Euro. Gebunden, 56 Seiten, mit 52 dreigeteilten Seiten. Ab 4 Jahre

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Für die „Unter Adolf war nicht alles schlecht“-Fraktion Ausgerechnet ein Türke! Wie kommt ein türkischer Staatsbürger dazu, aus dem zum Mythos stilisierten „Mein Kampf“ von Adolf Hitler zu lesen? 1996 begann Serdar Somuncu seine aufsehenerregende Lesereise durch Deutschland. Mit mehr als 2500 Auftritten, zum Teil mit Polizeischutz und kugelsicherer Weste, wurde er vor über einer halben Million Zuschauern europaweit bekannt. Ist das demagogisch? Im Gegenteil: Als politischer Kabarettist sieht Somuncu seine Hauptaufgabe darin, Alltagsfaschismen aufzudecken. Das tut er so detailliert, dass man des Öfteren vor dem CD-Player vor Scham im Boden versinken möchte. Und so fragt er sein Publikum auch nach einer Pointe: „Klatscht man so, wenn man sich seiner historischen Schuld bewusst ist?“ Von zahlreichen Lachern begleitet, zeigt Somuncu deutlich, welche wirren Gedankengänge der nationalsozialistischen Ideologie zugrunde liegen, und demaskiert das Absurde, Groteske der Hitlerischen Formulierungen und seiner Ideen. „Wer über Mein Kampf lacht, hat begriffen, was da für ein Unfug drinsteht. Wer das (…) gefährlich findet und glaubt, man würde über die Opfer lachen, hat nichts kapiert. Man lacht über die Täter“, wird Serdar Somuncu nicht müde zu

betonen. Ein wirklich gruseliges Hörbuch. Und leider lustig. Serdar Somuncu liest aus dem Tagebuch eines Massenmörders „Mein Kampf“. 14,99 Euro. Veröffentlichung am 14. Dezember 2015

Für Naturwissenschafts-Nulpen Manche Bücher machen einfach glücklich, obwohl sie weder danach aussehen noch danach klingen. Aber wenn man nach gerade einmal zehn Seiten anfängt, Einsteins Relativitätstheorie zu begreifen, eine Ahnung von schwarzen Löchern, von Quanten- und Astrophysik zu bekommen, dann kann man den Verdienst von Carlo Rovelli, Professor für Theoretische Physik an der Uni Marseille, nicht positiv genug bewerten. Ihm gelingt das Kunststück von „sieben kurzen Lektionen über Physik“ auf 91 kleinformatigen Seiten. Hält mehr als es verspricht“ meinte die Süddeutsche Zeitung. Dem ist nichts hinzuzufügen. Ein echtes Kleinod! Carlo Rovelli: Sieben kurze Lektionen über Physik. Rowohlt, 10 Euro. Gebunden, 95 Seiten

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WA S E S S O N ST NOC H G IB T

Von Beruf YouTuber Fitnessgurus, Beauty-Experten, Let’s Player, Singer, Comedians. Sie alle tummeln sich auf Youtube. Viele sehen das Betreiben ihrer Kanäle als Hobby oder als Werbung, aber es gibt auch solche, deren Hauptberuf YouTuber ist.

* KATHARINA SCHWARZ Wie funktioniert YouTube eigentlich? YouTube ist ein klassisches Videoportal. Videoclips können kostenlos angesehen und hochgeladen werden. Mittlerweile beherbergt das Portal eine Milliarde User, also ein Drittel der Internetnutzer. Dabei ist der Inhalt so vielseitig wie das Publikum. Populär sind vor allem Videos aus Nischengebieten, die im Fernsehen nicht thematisiert werden. Im Prinzip kann man alles hochladen, was den Richtlinien entspricht und kein Urheberrecht verletzt.

Wer sind diese YouTuber?

YouTube

YouTuber ist im Prinzip jeder mit einem Kanal. Einige sind erfolgreicher, einige weniger. Der erfolgreichste Kanal gehört PewDiePie mit über 40 Millionen Abonnenten. Meistens stellt er sogenannte Let‘s Plays (zu dt. Lass uns

spielen) online, deren Inhalt das Vorführen und Kommentieren von Videospielen ist. In der von business.com herausgegebenen Liste befinden sich unter den 20 Topverdienern auf YouTube 14 Let‘s Player. Immer beliebter werden aber auch Unboxing-Videos, in denen Spielzeuge oder Anderes ausgepackt und vorgeführt wird. Erstaunlich ist es, dass auch unter zehnjährige große Fangemeinden haben. Evon zum Beispiel ist 7 Jahre alt und hat zwei Millionen Abonnenten. Er produziert mit seiner Familie auch Let‘s Play-Videos.

Wie verdient man mit Klicks Geld? Der Schlüssel zum Geldverdienen sind die Werbeeinblendungen und Werbedeals. Für Letztere muss ein YouTuber eine gewisse Anzahl an Abonnen-

ten und Klicks haben, um für Werbepartner interessant zu sein. Dies läuft meist über direkte Kommunikation und nicht über die Plattform. Das Verdienen mit den Klicks dagegen läuft über YouTube beziehungsweise über AdSense, den Google-Anbieter von Werbung im Internet. Man benötigt also ein AdSense-Konto, das man dann mit dem eigenen YouTubeAccount verbindet. In den Einstellungen kann man dort festlegen, in welchem Umfang man Werbung eingeblendet haben will.

Wie viel kann man verdienen? Der Erfolg eines YouTuber hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hauptbestandteil sind natürlich die Anzahl der Klicks und Abonnenten. Wenn man nur wenige Besucher hat, verdient man nur wenige Cents. Auch ob die Nutzer die Werbung blockieren, spielt da mit rein. Was genau mehrere Millionen Abonnenten und Klicks bedeuten, ist schwer einzuschätzen. Die meisten YouTuber Schweigen über ihre Einnahmen. Die Schätzungen von PewDiePie Einnahmen im Jahr liegen zwischen ein bis acht Millionen Euro. Anhand der Klicks kann man nur etwa eingrenzen, wie viel ein YouTuber verdient. Dazu kommen dann noch die Werbedeals, die keinen geringen Anteil der Einnahmen ausmachen. Mehrere Millionen Fans bedeuten meist auch Millionen Euro auf dem Konto. YouTube klingt also im ersten Moment nach der idealen Geldquelle. Allerdings nur für Wenige, denn in der Masse ist es schwer, auf sich aufmerksam zu machen. Die gewonnen Fans dann noch zu halten, ebenfalls. Erfolgreiche YouTuber produzieren zwischen drei und acht Videos die Woche. Einfach nur etwas online stellen genügt aber auch nicht. Man benötigt ein gefragtes Talent, Durchhaltevermögen, Zeit und das gewisse Etwas, mit dem man genügend Leute in den Bann zieht. YouTube ist kein Businessmodell, es ist ein Phänomen, ebenso wie die Leute, die tatsächlich mit YouTube ihren Lebensunterhalt verdienen.

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DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Wohnungsmarkt auch künftig angespannt

Nächstes Mal

Die Mutter aller Straßenmagazine NEW YORK – In Deutschland gibt es 36 davon, weltweit sogar 600. Die Rede ist von Straßenzeitungen. Sie werden immer mit dem gleichen Prinzip verkauft: Ein bedürftiger oder obdachloser Mensch bietet sie auf den Straßen der Stadt für einen geringen Verkaufspreis an, von dem etwa die Hälfte an den jeweiligen Verkäufer oder die Verkäuferin geht. Aber wo kommt die Idee dieser sozialen Zeitungen, die mal „Street Sheet“ (San Franzisko), mal „The Big Issue“ (London), mal „Draussenseiter“ (Köln) heißen, eigentlich her? Angefangen hat es in New York im Jahr 1989, als der Journalist John Bird mit Hilfe des Präsidenten der New York Times die erste Straßenzeitung „Street News“ gründete. Ein Artikel in der New York Times brachte auch weltweit große Aufmerksamkeit. Seit 2002 wird die „Street News“ sechsmal im Jahr verkauft und hat dann immer eine Auflage von 3.000 Exemplaren. 15 Obdachlose haben dadurch einen geregelten Tagesablauf und verdienen etwas Geld. Im Vergleich: Der TagesSatz erscheint monatlich und wird von 33 Verkäufern in Göttingen und Kassel auf der Straße angeboten. (kf) Kristoffer Fillies

KASSEL – Der angespannte Wohnungsmarkt in Kassel wird sich in den kommenden Jahren wohl kaum verändern. Vor allem junge Menschen, Studenten im Alter von 18 bis 24 Jahren zieht es laut Dr. Christian von Malottki vom Institut für Wohnen und Umwelt (Darmstadt) nach Kassel. Dies sagte er Anfang November beim 10. Kasseler Mieterforum des Mieterbundes Nordhessen. Entsprechend seien kleine Wohnungen bis 50 Quadratmeter sehr gefragt. Doch gerade die sind Mangelware. Im Stadtteil NordHolland hat es beispielsweise nach Auskunft von Stadtbaurat Christof Nolda (Grüne) in den vergangenen Jahren Mietpreis-Steigerungen von bis zu 40 Prozent gegeben. Die Durchschnittsmiete einer Wohnung in mittlerer Lage liege inzwischen bei 6,30 Euro bei Neu-Vermietungen. „Vor allem im Segment von Kleinwohnungen ist sozialer Wohnungsbau notwendig“, sagte Malottki und warnte eindrücklich vor sozialen Folgen wie höheren Mietbelastung für Menschen mit geringem Einkommen, einer stärkeren Ausnutzung der Mieterhöhung nach Modernisierungen oder auch der Verdrängung einkommensschwacher Menschen aus der Stadt: „In Kassel wird zu wenig gebaut.“ Die Stadt fördere zwar den sozialen Wohnungsbau, kann diese Aufgabe aber alleine nicht stemmen. „Wir sind auch auf private Investoren in diesem Bereich angewiesen“, so Nolda. Um die Mietpreise im Zaum zu halten, setze er neben dem Bau neuer Wohnungen und der Sanierung von BestandsLiegenschaften, auf die Kappungs-

und Mietpreispreisbremse, also die Deckelung von Mieterhöhungen bei bestehenden und neuen Mietverträgen. In Berlin gibt es bereits seit Juni eine solche. Und die funktioniert laut Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereines bestens. Allerdings sei hierfür ein offizieller Mietspiegel die Voraussetzung. In Kassel gibt es diesen bisher nicht. Inzwischen befürwortet ihn auch der Mieterbund. Zuvor hatte er ihn mit der Begründung abgelehnt, die Vermieter könnten durch die Veröffentlichung der örtlichen Vergleichsmieten eventuell einen Anreiz für eine Mieterhöhung erhalten. (hw)

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo & Fr: 11-13 Uhr, Mi: 11-14 Uhr Di & Do: geschlossen Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do: 9-11 Uhr / Do: 16-17 Uhr Mi & Fr geschlossen Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse IBAN: DE41 5205 0353 0001 1833 79 BIC: HELADEF1KAS Sparkasse Göttingen IBAN: DE59 2605 0001 0050 5815 11 BIC: NOLADE21GOE Redaktionsleitung: Carolin Schäufele (cs), Moritz Emmelmann (me) (GÖ) Harald Wörner (hw) (KS) Pressearbeit: Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Udo Drescher Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Ute Kahle, Andreas Pramann Tel./AB: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Tel./AB: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Frank Eckardt, Frank Haselein, Nora Mey, Hans Peter Pung, Baton Schmidt, Katharina Schwarz Redaktion Göttingen: Tina Fibiger, Kristoffer Fillies (kf), Elisabeth Hohensee, INSP, Ute Kahle, Daniele Palu, Tanja Wehr Illustration: Pilar Garcia Fotografie: Deutsches Theater, Frank Dories (INSP), Frank Eckardt, GSO, Elisabeth Hohensee, Winfried Jenior, Junges Theater, Joshua Kahle, Ute Kahle, M. Walking on the Water, Heiko Mayer (HNA), misterQM (photocase.com), Laura Nickel, Pixabay, Barbara Schindler, Katharina Schwarz, Gunnar Seidel, Marvin Siefke (pixelio.de), Tanja Wehr, Antje Wellnitz, YouTube Umschlag: Frank Dories (INSP) Layout: Dirk Mederer mediapool-goettingen.de Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Carolin Schäufele Der TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen.

JANUAR-AUSGABE 2016

Auflage dieser Ausgabe: 10.000

Auch 2016 startet wie jedes andere Jahr mit einer Verkäuferausgabe. TagesSatz-Verkäufer erzählen aus ihrem Leben.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

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TagesSatz

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Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.

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WOHIN, WENN ALLGEMEINE HILFEN Göttingen Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/999590 Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 , 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1, 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19, 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7, 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2, 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5, 37073 Göttingen 0551/56190 Diakonieverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Schillerstraße 21 37083 Göttingen 0551/517810 Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458

LEB Ländliche Erwachsenbildung Groner Landstr. 27 37081 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di und Fr 14.30-18 Uhr BBA e.V. TU WAS Lange Geismarstr. 3, 37083 Göttingen 0551/485200 Mo, Mi, Do 9.30-12 sowie Di 10-12 u. 14-16 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8, 34117 Kassel 0561/7209536 ESSENSAUSGABEN Göttingen Die Göttinger Tafel Mauerstr. 16-17, 37073 Göttingen Tel. 0551–51030 Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5, 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003

Arbeit und Leben (A&L) Lange Geismarstr. 72-73 37073 Göttingen 0551/495070 oder 4950741 Di und Do von 9.30-13.30 Uhr

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Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862

Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen 0551/5473717 Ausgabe: Do 9-12 Uhr

Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766 Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920 HAFTENTLASSENE Göttingen

Kassel

FRAUEN IN NOT

HILFE & SELBSTHILFE BEI AIDS

Göttingen

Göttingen

KORE e.V. (Beratung für Frauen) Papendieck 24/26, 37073 Göttingen 0551/57453 Mo, Do 9-13 Uhr

Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14, 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411

Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684

AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4, 37073 Göttingen 0551/4004831

Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800

Kassel

Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel

FRANKA e.V. Verein zum Schutz von Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind Frankfurter Straße 78a 34121 Kassel 0561/70165824

Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a, 37073 Göttingen 0551/43373

Göttingen

Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Stellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche

Zentrum für Sucht- & Sozialtherapie Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-0

Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0

Göttingen

Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24, 37081 Göttingen 0551/632977

Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113

Göttingen

KLEIDERKAMMERN

Suppentopf der Heilsarmee jeden Donnerstag von 14-15 Uhr Martinsplatz

pro familia Beratungsstelle Breitscheidstraße 7 34119 Kassel Tel. 0561 7661925-0 Fax. 0561 7661925-99

ARBEITSLOSENHILFE

GESUNDHEIT

Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00

Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 KINDER & JUGENDLICHE IN NOT Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690

Autonomes Frauenhaus 0561/898889

Kassel

Frauen in Not 0561/9892929

Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852

Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36

Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301

Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5, 34117 Kassel 0561/572090 Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24, 34117 Kassel 0561/7290441 LEBENSKRISEN Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 NOTSCHLAFSTELLEN Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 RECHTSBERATUNG & HILFE Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51, 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel 0561/772934

Suchtberatung Diakonisches Werk Kassel Sucht- und Sozialtherapeut. Zentrum Frankfurter Str. 78A, 34121 Kassel 0561/93895-0 SUCHTBERATUNG: DROGEN Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2, 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21, 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WOHNUNGSLOSENHILFE Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7, 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f, 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Tilsiter Straße 2a, 37083 Göttingen 0551/517980 Wohn-/Übernachtungsheim für Frauen und Männer Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18, 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061

Göttingen

Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738–00

AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0

Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-10

Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1, 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30

WOHNUNGSPROBLEME

Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5, 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24, 37073 Göttingen 0551/57094

Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59, 34117 Kassel 0561/103861

SUCHTBERATUNG: ALKOHOL Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0

Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@tagessatz.de!

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Mit dem Einwurf Ihres Pfandbelegs in den BonBons-Behälter unterstützen Sie direkt bedürftige Menschen in Ihrer Region. Ihre Spende kommt zu gleichen Anteilen dem Straßenmagazin TagesSatz, sowie in Göttingen der Göttinger Tafel, in Kassel der »Gesegneten Mahlzeit« und dem »Suppentopf« zu Gute. Informationen zum Projekt und zu den Supermärkten mit BonBons-Boxen erhalten Sie auf unserer Webseite: www.pfandbonbons.de Die Spenden gehen an:

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Unterstützt durch:

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Foto: Sarah Raymaekers | Gestaltung: Dirk Mederer [plazebo.net]

»Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde.«


© basta.de, 11/2015

Öffnungszeiten zum Jahresende 24.12.:

9.00 – 14.00 Uhr

25.12. – 26.12.: 9.00 – 22.30 Uhr 31.12.:

9.00 – 14.00 Uhr

01.01.:

12.00 – 22.30 Uhr

Ab dem 02. Januar sind wir wieder zu den gewohnten Öffnungszeiten für Sie da!

Geschenke! Für jeden etwas und ganz bequem. Zum Beispiel mit unserer SparCard. Oder einer Eintrittskarte mit passender Weihnachtsgrußkarte. Oder mit Bademänteln und Badetüchern. Oder mit einem Geschenkgutschein. Oder mit vielen unterschiedlichen Wellness-Gutscheinen mit jeweils vier (ent)spannenden Überraschungen ... Und damit Sie selbst schon beim Geschenke kaufen entspannen, gibt es das alles ganz bequem in unserem Online-Shop unter www.badeparadies.de Und wir wünschen Ihnen: Frohe Festtage!

Windausweg 60, 37073 Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa., So. und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36

Bewegend. Erholsam. Erfrischend.

Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG

TagesSatz

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