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IM P O S TK A S TE N

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EDI TOR IAL Liebe Leserinnen und Leser, das Verhältnis von Kirche und Staat ist in den europäischen Staaten und Regionen ein jeweils ganz eigenes. Für unseren ganzen Kontinent aber lässt sich sagen: Die Beziehungen zwischen religiösen und politischen Institutionen haben das Leben der Menschen intensiv mitbestimmt. Viele Jahrhunderte lang waren weltliche und geistliche Macht, die beiden „Reiche“ also, miteinander verwoben, nicht immer zum Besten der Bevölkerungen. Erst mit der französischen Revolution wurde die Macht der Kirche langsam zurückgedrängt. Im Alltag finden Kirche und Religion heute immer weniger Erwähnung. Die katholische wie auch die evangelische Kirche in Deutschland in Deutschland stehen vor den Herausforderungen zahlreicher Kirchenaustritte und leerer Gottesdienste. Das ehemalige und heutige Verhältnis dieser beiden Machtzentralen beschäftigt uns in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins. Wir werfen einen Blick auf die gegenwärtigen Verbindungen und Einflüsse der weltlichen und geistlichen Institutionen. In Göttingen war vor kurzem der Kapitän der Cap Anamur zu Gast. Stefan Schmidt war 1983 Kapitän des Stückgutfrachters, der aufgrund seines Einsatzes bei der Hilfsorganisation eine nicht unbedeutende Bekanntheit erlangte. Ein hochaktuelles Thema, wenn man sich die Flüchtlingsproblematik im Mittelmeer vor Augen führt. Den „TagesKlatsch mit KaffeeSatz“ mit Kapitän Schmidt lesen Sie auf Seite 6 und 7. Spannende, aktuelle Themen haben wir also für Sie zusammengestellt. Wir wünschen bei der Lektüre erhellende Momente und viel Spaß!

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Christine Hohensee

TA G E S S ATZ INT E R NAT IONA L

Zugfahrt mit Küken „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen.“ – So beginnt Matthias Claudius‘ Gedicht „Urians Reise um die Welt“. Auch meine Reise von Göttingen nach Sibiu ist eine Erzählung wert.

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ch stehe am Bahnhof Göttingen, es ist 19:00 Uhr am Freitagabend und ich warte auf meinen Zug nach Budapest. Von dort soll es morgen früh weiter nach Rumänien gehen. Ich will eine Freundin besuchen, die ein Semester in Sibiu (Hermannstadt) studiert. Das Ticket nach Budapest habe ich günstig im Internet gefunden: sitzend im Nachtzug. So schlimm kann das nicht werden, denke ich mir und steige ein. Der Zug ist fast ausgebucht. In Budapest angekommen, bin ich dann ziemlich gerädert und erleichtert, den Großteil meiner langen Reise endlich geschafft zu haben – so denke ich. Am Schalter erfahre ich, dass der nächste Zug nach Sibiu in zehn Minuten abfährt. Nachdem ich mir einen Platz gesucht habe, betrachte ich den Fahrplan, den mir die Dame am Schalter freundlicherweise ausgedruckt hat. Die bevorstehende Fahrtzeit sticht mir sofort ins Auge: 11:07 Stunden! Damit hatte ich nicht gerechnet: Ein großer Teil meiner Reise liegt also noch vor mir. Ich richte mich erneut auf eine lange Zugfahrt ein und versuche zu entspannen. Wir fahren gemächlich durch die Landschaft. Die Sonne scheint und ich kann Menschen auf den Feldern beob4

* ELISABETH HOHENSEE VOR ORT IN RUMÄNIEN achten, die mit Pferd und Wagen die erste Heuernte ins Trockene bringen. Am Fenster ziehen urtümliche Dörfer und kleine Städte vorbei. Im Inneren des Waggons steigt mit höher stehender Sonne auch die Temperatur und ich werde auf einige Pappkartons aufmerksam, die zwei reisende Frauen dabei haben. Ich bemerke die Kartons erst, als es aus den Kartons zu fiepsen beginnt. Tatsächlich werden hier Küken transportiert, denen die Hitze gar nicht bekommt. Schon gegen Mittag wird es in den Kartons gefährlich ruhig, außerdem breitet sich ein entsetzlicher Gestank im Zugabteil aus. Umsichtig öffnet ein Schaffner während der Fahrt eine Tür des Zuges, sodass Mensch und Tier Luft bekommen. Nur kurz denke ich an die Warnschilder der Deutschen Bahn, die gebieten, die Tür erst bei Stillstand des Zuges zu öffnen und freue mich angesichts des leichten Luftzuges über das unbekümmerte Vorgehen des rumänischen Zugangestellten. Etwas später beginne ich jedoch, diese Unbekümmertheit zu verfluchen und sehne mich fast nach den Ansagen in deutschen Zügen, die ein Verschlafen der Reise unmöglich machen, weil sie jeden Halt bestenfalls doppelt ankündigen. In meinem Zug wird kein einziger Halt angesagt. Zu-

dem gibt es äußerst selten entsprechende Schilder auf den Bahnsteigen, die den Namen der angefahrenen Stadt nennen. Hilflos sitze ich vor meinem Fahrplan und kann nur schätzen, wo sich der Zug gerade befindet, welches der nächste Halt ist und wann ich umsteigen muss. Dann ist es soweit: Sollte ich alle Stationen korrekt abgekreuzt haben, muss ich hier umsteigen. Ich gehe zur halboffenen Tür, der Zug hält, doch die Tür lässt sich nicht weiter öffnen. Also schnell zur nächsten, da fährt der Zug auch schon weiter. Wieder preise ich die nicht vorhandene Verriegelung der Zugtüren und springe aus dem fahrenden Zug auf den Bahnsteig. Ob ich hier richtig bin? Keine Ahnung. Die umstehenden Menschen können mir nicht sagen, von wo der Zug nach Sibiu fährt. Aber einige scheinen auf einen Zug zu warten. Ich stelle mich dazu und habe wieder Glück: Es kommt ein Zug, ein Mann kann mir bestätigen, dass dieser Zug nach Sibiu fährt und ich habe damit auch die letzte Hürde dieser Zugreise geschafft. In der Abenddämmerung fahre ich in Sibiu ein. Wieder heißt es, den Fahrplan genau zu studieren, damit ich den richtigen Bahnhof nicht verpasse.

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I NHALT

ZWEI REICHE? 8 10 11 12 14

Religionsunterricht an öffentlichen Schulen MORITZ EMMELMANN Politik und Religion – Ein untrennbares Gespann? KRISTOFFER FILLIES Das Gewicht der Basis DANIEL ALBRECHT Papst Franziskus – Die erstaunliche Enzyklika 2015 NORA MEY Das Netzwerk der Hilfe HARALD WÖRNER

RUBRIKEN

tagesklatsch mit kaffeesatz

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3 Editorial 4 TagesSatz International 16 Der Stolperstein 17 Paragraphenreiter 21 Der Comic 26 Kultur-Empfehlungen 28 Straßengeflüster Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers 29 Die Kochnische 30 Hinter den Kulissen 30 Verlosung von JT-Karten 31 Zwischen den Zeilen 33 Der Ticker Nächstes Mal Impressum 34 Wohin, wenn

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mit STEFAN SCHMIDT UTE KAHLE

GÖTTINGEN 18 Kochduell – Kinder gegen Erwachsene MARTINA MAY 20 Alle für Wasser – Wasser für Alle! UTE KAHLE

KASSEL 22 Einfach mal vorbeikommen HARALD WÖRNER 24 Integrationskurse – Sprachkompetenz öffnet Türen BATON SCHMIDT 25 Neuer Trend: Street Food Festival KATHARINA SCHWARZ

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Ort, Datum Unterschrift

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Ute Kahle

DAS GESPRÄCH

tagesklatsch mit kaffeesatz

Borderline im Mittelmeer Im Sommer 2004, also vor elf Jahren, retteten Kapitän Stefan Schmidt und sein erster Offizier auf der „Cap Anamur“ zwischen Malta und Lampedusa 37 afrikanische Flüchtlinge, die in ihrem maroden Boot in akute Seenot geraten waren, aus dem Mittelmeer und wurden dafür, gemeinsam mit dem damaligen Chef der Hilfsorganisation „Cap Anamur“, Andreas Bierdel , durch den italienischen Staat der Schlepperei angeklagt und nach fast 5 Jahren Prozess freigesprochen.

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eute ist Stefan Schmidt ehrenamtlicher Beauftragter des Landes Schleswig-Holstein für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen und Mitbegründer des Vereins Borderline Europe. Er hält europaweit Vorträge über die Not der Flüchtlinge und war in Göttingen auf Einladung des Göttinger Integrationsrates zu Gast in der evangelisch-reformierten Gemeinde Göttingens, wo er den Zuhörern einige Fragen beantwortete. Wäre 2004 die ganze Aktion mit der Flüchtlingsrettung als Privatperson gelaufen, was wäre passiert?

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* STEFAN SCHMIDT IM GESPRÄCH MIT UTE KAHLE Dann wären wir weg, im Gefängnis. Das ging da um internationales Seerecht und was alles. Da hätten uns Pflichtverteidiger nicht geholfen. Die Gerichtserfahrung ist da entscheidend. Wir hatten den berühmtesten Anwalt, was Seeschiffart zu bieten hat, bei uns und der konnte schon ganz anders mit den Richtern umspringen. Sie haben geschildert, dass nach ihrer Verhaftung und Anklage wegen Schlepperei die Redaktionen in Deutschland sehr negativ waren, ausgelöst durch die TV-Auftritte mit den Schilderungen von Rupert Neudeck, woran lag das?

Warum wissen wir nicht, wir fürchten, dass es an seiner Mediengeilheit lag. Damit hat er vor allem dem Verein schwer geschädigt, den er selbst vorher jahrelang angehörte (Rupert Neudecks, Mitbegründer und Vorstand des Komitees Cap Anamur des Vereins Cap Anamur e.V., Anm.der Red.). Den Gerichtsprozess betreffend, war es hilfreich, dass eine große bekannte Organisation hinter ihnen stand? Ich glaube auch, dass in dem Moment wo eine Organisation dahintersteht, die Leute dreimal darüber nachdenken. Die mündliche UrteilsbegrünTagesSatz

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DAS GESP R ÄC H dung war nur ein Satz, der Freispruch, aber die schriftliche Urteilsbegründung war ein kleines Heft, ein Freispruch erster Güte.

Die Italiener wollten ja keine Seerettung, die wollten nur, dass die Seefahrt Angst kriegt und sagt: „Wir retten hier lieber nicht.“ Und das haben sie auch geschafft.

nimmt, die aber extra gebaut wird und nicht alte Kasernen nimmt oder so. In Flensburg und Kiel scheint es gar kein Problem zu sein, in Lübeck, komischerweise, hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die unter Schein- und Pseudogründen ablehnt eine 600er Aufnahmeeinrichtung zu bekommen. Was natürlich alles vorgeschobene Gründe sind. Es gibt überhaupt keine Beweise dafür, dass 600 nicht geht. Es kommt nur auf die Größe der Anlage an und es kommt auf die Betreuung an. Und das ausgerechnet in meiner Heimatstadt.

Welche Wege sollten von der Politik ihrer Meinung nach gegangen werden?

Haben Sie genaue Vorstellungen, wie Sie gegen solche Ströme intervenieren können?

Was ich finde, was im Bundesrat überlegt werden müsste, das sind humanitäre Visa, die es im Moment noch gar nicht gibt. Leider haben wir noch nicht genug Mitstreiter im Bundesrat. Aber ich bin eigentlich ganz froh, dass ich sowas in Schleswig-Holstein mache.

Ansonsten ist es tatsächlich so, dass ich in den letzten zwei Jahren immer mehr eingeladen werde, von Dänemark bis in die Schweiz, einfach zu berichten. Natürlich können wir keinen Einfluss drauf haben, was die Bundesrepublik macht, also nicht so direkt je-

Hat dieses Urteil Auswirkungen auf die Seenotrettung bzw. die Flüchtlingspolitik Deutschlands bis heute?

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Wir sind eine Willkommenskultur Also meine Dienststelle besteht aus mir, als Ehrenamtlichen, für sechs Jahre gewählt und ohne Chef, ich habe einen Juristen an meiner Seite und eine Sekretärin. Wir machen aber so viel, das jetzt etwas passiert ist, was glaub ich in der Bundesrepublik noch nie passiert ist, die Politik hat uns vor einem Monat gefragt, ob wir nicht im nächsten Jahr Personal mehr brauchen. Und wir kriegen auch, wir kriegen, gottseidank, eineinhalb Mitarbeiter dazu. Wir sind zuständig, sozusagen, wir sind ChefLobbyisten für Flüchtlinge bei der Politik und wir sind praktisch laufend mit denen im Dialog. Ich treffe mich nächste Woche mit dem Innenminister. Und was wünschen Sie sich, was brauchen wir in Deutschland konkret? Im Moment ist es so, dass wir große Erstaufnahmeeinrichtungen brauchen wo die Leute erst einmal ankommen. Wir planen in Schleswig-Holstein neben der einen, die wir schon zehn Jahre haben, noch dazu in jeder Universitätsstadt eine, die jeweils 600 Leute aufTagesSatz

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denfalls, mit den Syrern, aber wir können die Bevölkerung darauf einstimmen, was, wenn flüchtige Menschen zu uns kommen, man macht, wie man die behandelt und willkommen heißt. Das steht auch im Koalitionsvertrag drin, wir sind eine Willkommenskultur. Und das klappt wunderbar. Borderline ist ja auch eine Diagnose, für eine psychische Krankheit. Was ist da der Hintergrund für den Namen Ihres neuen Vereins? Es ist Absicht. Also deswegen haben wir den zweiten Namen: Menschenrechte ohne Grenzen. Aber borderline, weil wir denken, die europäische Politik hat Bodenhaftung verloren und hat keinen Bezug mehr zur Wirklichkeit. Was ja auch psychisch gestörte Menschen haben. Das war der Grund. Natürlich auch borderline, die Grenze was die Grenzen Europas bedeutet. Also das hat ganz viele Bedeutungen. Danke für das Gespräch!

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T I T E LTH E M A

Religionsunterricht an öffentlichen Schulen Der Religionsunterricht an öffentlichen Schulen in Deutschland ist eine der bedeutsamsten Formen der Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirchen. Welche Gestalt hat dieser Unterricht und welche Begründungen lassen sich angesichts kritischer Anfragen für eine solche Kooperation vorbringen?

* MORITZ EMMELMANN

s ist nur ein Detail, ein kleiner Informationsschnipsel, nach dem sich der Sachbearbeiter im Bürgerbüro beiläufig erkundigt: „Sind Sie evangelisch, katholisch, konfessionslos?“ Die Frage ist bei der Meldung am neuen Wohnort schnell und ohne unmittelbare Konsequenzen beantwortet. An anderen Übergangspunkten im Leben, wie etwa beim Abschluss eines Arbeitsvertrags oder bei der Anmeldung von Erstklässlern an einer Schule mag es manchem schon eher befremdlich vorkommen, über seine Religionszugehörigkeit Auskunft geben zu sollen. Ob man diese gelegentlichen Nachfragen nun als unerhört oder als ganz selbstverständlich empfindet: Sie erinnern uns daran, dass die religiös-weltanschauliche Neutralität der Bundesrepublik und ihrer Organe den vielfältigen Kooperationen mit Kirchen und Religionsgemeinschaften in Deutschland nicht entgegensteht. Die gesellschaftsdienlichen Aufgaben, bei denen kirchliche und staatliche Einrichtungen ineinandergreifen und eine „verständige Kooperation“ eingehen (so das Bundesverfassungsgericht 1976), sind sehr zahlreich, aber

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Es liegt in der Natur dieser weitgefächerten sozialen Arbeit mit sehr verschiedenen Personenkreisen, dass ihre speziellen Unterbereiche den Menschen oft erst dann bewusst werden, wenn sie selbst oder Nahestehende eine Unterstützung benötigen. Beim Religionsunterricht an staatlichen Schulen allerdings, einer weiteren fest verankerte Form der in Deutschland gepflegten Zusammenarbeit zwischen Religionsgemeinschaften und Staat, verhält es sich anders. Als einziges Schulfach wird er vom Grundgesetz erwähnt und an allen Schulformen, einschließlich der Berufsschulen, als ein reguläres Unterrichtsfach festgeschrieben (Art. 7 III GG). Weil der Religionsunterricht (RU) ein ordentliches und verpflichtendes Unterrichtsfach ist, hat der Staat Ressourcen und Lehrkräfte zu seiner Erteilung bereitzustellen. Im Sinne des

Dalibri

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nicht alle sind leicht zu erkennen. Sie gehen weit über die Erhebung der Kirchensteuer hinaus, die vielen Menschen durch den Posten auf ihrer Gehaltsabrechnung besonders präsent ist. Zu sozialstaatlichen Aufgaben zum Beispiel, etwa zur Krankenversorgung, Altenpflege, Betreuung und Bildung, tragen das „Diakonische Werk“ (evangelisch) und die „Caritas“ (katholisch) mit fast 55.000 örtlichen Einrichtungen in Deutschland bei. Die medizinische Versorgung ist dabei ebenso wie kirchliche Kindergärten, soziale Beratungsstellen und Familienbildungsstätten immer gleichzeitig eine öffentliche

Dienstleistung und ein Bestandteil der Freientfaltung der Religionsgemeinschaft, die sie anbietet. Dasselbe gilt auch für die Seelsorge in Strafanstalten, im Militär und bei Notfallhelfern.

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TI TELTH E M A Schutzes ihrer Religionsfreiheit dürfen Eltern ihre Kinder zwar ohne weitere Begründung vom RU abmelden. In diesem Fall muss aber ein Ersatzfach besucht werden muss, je nach Bundesland beispielsweise „Ethik“, „Werte und Normen“ oder „Philosophie“. Letztlich macht also jeder, der in Deutschland zur Schule geht oder dessen Kinder dies tun, wenigstens kurz Bekanntschaft mit dem RU. Das ist Grund genug, die Gestalt dieses Unterrichts und die Begründungen, die für seinen Platz im Lehrplan der öffentlichen Schulen vorgebracht werden, ein wenig genauer zu betrachten.

te des RU, teils ohne Mitwirkung der Kirchen bzw. der Religionsgemeinschaften verfolgen nur Berlin, Bremen, Brandenburg und Hamburg. Obwohl es auch zu den Zielen des konfessionellen RU gehört, Kinder und Jugendliche zum interreligiösen Dialog zu befähigen, fördert er diese Gesprächskompetenz nicht einfach durch eine abstrakte, allgemeine Religionskunde. Konfessioneller RU behauptet auch nicht, zahlreiche Weltreligionen und Weltanschauungen aus ihrer jeweiligen Innenperspektive heraus in gleicher Gründlichkeit und Angemessenheit darstellen zu können. Die Kerncurricula und

zu orientieren lernen und an dem sie selbstbestimmt mitwirken sollen, beinhaltet unzählige Begegnungen mit christlichem und anderem religiösen Traditionsgut – und mit Menschen, die ihr Selbstverständnis und Handeln maßgeblich mit Bezug auf ihren Glauben und ihre Religion erklären. Eine Schulbildung, die sich nicht um ein intensives Verständnis für die religiösen Facetten des Zusammenlebens einer pluralistischen Gesellschaft, der Kunst, Literatur, Philosophie und (Friedens-)Politik bemühte, wäre grob lückenhaft. (2) Alle Schulformen haben den Bildungsauftrag, junge Menschen zur aktiven, „positiven“ Wahrnehmung ihrer Grundrechte zu befähigen, zu denen auch die Glaubens-, Gewissensund Bekenntnisfreiheit gehört. Flankiert von seinen Alternativfächern erfüllt ein RU, der sich an konfessionellen Positionen kritisch abarbeitet, diesen Auftrag. Er wird damit dem Recht der Schüler/innen auf pädagogisch verantwortete Begleitung auch in Fragen gerecht, die ihre existenzielle Orientierung und die religiöse Perspektive auf ihre Menschenwürde betreffen.

Wovon handelt konfessioneller Religionsunterricht?

Im Rahmen ihrer Schulpflicht besuchen Schüler/innen in der Regel einen konfessionellen Religionsunterricht. Das heißt, dass dieser Unterricht spezifisch evangelisch, katholisch, deutlich seltener auch muslimisch, jüdisch, orthodox-christlich oder buddhistisch ist und von der jeweiligen Religionsgemeinschaft verantwortet wird. Abweichende Forma-

Bildungspläne der Bundesländer zeigen deutlich, dass es diesem RU vor allem um die Bekanntmachung, den analytisch nachvollziehenden Umgang und die kritische Auseinandersetzung mit der Überlieferung und den Praxisformen einer bestimmten Religionsgemeinschaft geht. Darum umfasst beispielsweise der evangelische RU nicht nur Einheiten zu biblischen Texten und Textsorten. Er untersucht darüber hinaus auch die historische Entwicklung der Kirche(n), den Zusammenhang der christlichen Lehrbildungen, das Potenzial christlicher Religion zur ethischen Orientierung und die Gestaltungsmöglichkeiten eines selbst verantworteten Christseins in der Gegenwart. Wer ein eher rigoroses, laizistisches Verständnis der Trennung von Staat und Kirche verinnerlicht hat, oder wer durch das kritische Gespräch mit normativen Aussagen die Privatheit seines Verhältnisses zu Glaubensfragen gefährdet sieht, dem wird ein nicht nur religionskundliches, sondern auch bekenntnisbezogenes Fach in der Schule sicher anstößig erscheinen. Diesen Bedenken begegnet die Theorie des Religionsunterrichts, abgesehen vom Verweis auf die grundgesetzliche Garantie, mit mehreren tief reichenden Argumenten, die hier als Denkanstoß in Auszügen zusammengefasst seien: (1) Das kulturelle und gesellschaftliche Umfeld, in dem Schüler/innen sich

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Das Beispiel des schulischen Religionsunterrichts macht deutlich, dass staatliche Institutionen in Deutschland sich zu bestimmten Zeiten für die Religions- und Konfessionszugehörigkeit der Menschen interessieren müssen, um ihnen angemessen dienen zu können und um zur Sicherung ihrer religiösen Grundrechte beizutragen. Die Kooperation zwischen Staat und Religionsgemeinschaften lebt auch davon, dass die in Deutschland lebenden Menschen selbstbewusst und ohne Furcht ihre religiöse Zugehörigkeit bzw. ihre Konfessionslosigkeit zum Ausdruck bringen können. Die „unerhörte Neugier“ der Bürgerbüros, Finanzämter, Schulen und anderer darf darum gern gestillt werden.

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MEHR ZUM THEMA: M. Rothgangel, G. Adam und R. Lachmann (Hg.): Religionspädagogisches Kompendium, Göttingen 72012 S. 144–190. 9


T I T E LTH E M A

Politik und Religion EIN UNTRENNBARES GESPANN? Unsere westlichen Demokratien sind geprägt von einer Trennung von Kirche und Staat. Diese Trennung gibt es aber erst seit dem 19. Jahrhundert und hatte seine Anfänge in der Französischen Revolution. Deutschland hat zwar erst seit dem Ende des Ersten Weltkriegs keine Staatskirche mehr, sodass Staat und Kirche noch heute in manchen Bereichen zusammenarbeiten. Um die Unterschiede allein schon in Europa aufzuzeigen, werden hier die Schnittstellen zweier europäischer Länder gegenüber gestellt: Deutschland und Frankreich.

* KRISTOFFER FILLIES

Frankreich In Frankreich ist die Trennung von Religion und Politik besonders ausgeprägt. Die Anfänge dieser Trennung liegen in der Französischen Revolution. Die Ziele der Aufklärung, nämlich der Humanismus und die Freiheit sehen einen Staat vor, der neutral und ohne religiösen Einfluss arbeitet. Und so wurde im französischen Nationalkonvent in den 1790er Jahren die strikte Trennung von Kirche und Staat beschlossen. Da aber die Mehrheit der Franzosen der katholischen Kirche angehörte, wurde diese Trennung schon 1802 durch Napoleon gelockert. Erst im Jahr 1905 dann trat ein Gesetz in Kraft, das die endgültige Trennung von Staat und Kirche bewirkte. Die kirchlichen Gebäude wurden daraufhin vom französischen Staat enteignet und verstaatlicht. So wurde die Kirche dem Staat untergeordnet. Religiöse Symbole wie Kreuze sind in öffentlichen, staatlichen Einrichtungen seither nicht erlaubt. Diese strikte Trennung von Kirche und Staat wird Laizismus genannt. Der Begriff kommt von dem Französischen Wort „laïcité“, der selbst an das griechische Wort für „Laie“ im Sinne von „Nicht-Geistlicher“ angelehnt ist.

Deutschland Deutschland ist ein Beispiel für einen säkularen Staat. Hier geht die Trennung von Politik und Religion nicht so weit wie es der Laizismus vorsieht. Kirche und Staat sind aber insoweit getrennt voneinander, dass der eine dem anderen nicht sagen kann, was er zu tun hat. Seit Ende des Ersten Weltkriegs gibt es keine Staatskirche mehr. Dies wurde 1919 in die Weimarer Verfassung mit dem Artikel 137 festgesetzt. Dort drin stand auch, dass die Freiheit der Vereinigung zu Religionsgesellschaften gewährleistet wird. Die Bundesrepublik hat diesen Artikel in das Grundgesetz übernommen.

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In Deutschland gibt es also keine Staatskirche, aber auch keinen Laizismus. Denn die Regelungen beruhen auf Religionsfreiheit sowie einer weltanschaulichen Neutralität des Staates. Die Religionsgemeinschaften aber können selbst über sich bestimmen. Dieses Trennung von Kirche und Staat, bei gleichzeitiger partnerschaftlicher Zusammenarbeit, nennt man Säkularismus. Der säkularisierte Staat Deutschland schützt die christlichen Feiertage rechtlich, außerdem gibt es den Religionsunterricht an staatlichen Schulen als ordentliches Lehrfach. In manchen Schulen und Gerichtssälen hängen Kreuze. Und zehn Prozent der deutschen Schulen befinden sich sogar in kirchlicher Trägerschaft. Die Kirchen können über den Staat zudem die Kirchensteuer erheben. Für jüdische Gemeinden in Deutschland ist dies die Kultussteuer. Wegen der weltanschaulichen Neutralität des Staates wird die inhaltliche Ausrichtung beispielsweise des Religionsunterrichts oder des Studiums an den theologischen Fakultäten von den Kirchen selbst bestimmt. Der Artikel 4 des Grundgesetzes garantiert die Religionsfreiheit, deshalb versucht der Staat, die Kirchen einzubinden. Dabei kann er ihnen inhaltlich aber nichts vorschreiben. Kritiker, wie in liberalen Kreisen zu finden, wollen eine striktere Trennung von Staat und Kirche, wie sie im Laizismus besteht. So fordern sie zum Beispiel das Ende der Kirchensteuer, die über den Staat erhebt wird.

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Das Gewicht der Basis Kirche und Sexualität: Die katholische Kirche sucht nach einem Weg in die Moderne – oder nicht?

* DANIEL ALBRECHT

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ls eine „Niederlage für die Menschheit“ hatte der Vatikan das erfolgreiche Referendum zur Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften im katholisch geprägten Irland bezeichnet. Der scharfe Ton von Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin überraschte. „Die meisten unserer Mitglieder ärgern sich sehr über die kirchliche Homophobie“, so Martin Gutzeit, Sprecher der ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK). Zumal Papst Franziskus, kurz nach seinem Amtsantritt, versöhnlicher geklungen hatte: „Wenn eine homosexuelle Person guten Willen hat und Gott sucht, dann bin ich keiner, der sie verurteilt“. Seinerzeit hatte der der Satz große Hoffnungen geweckt.

Daniel Albrecht

Wie weit die offizielle Kirchenlehre in Fragen zur Sexual- und Familienethik an der Lebenswirklichkeit vieler Katholiken und Katholikinnen vorbeigeht, zeigen Umfragen, die Papst Franziskus als Vorbereitung auf die Bi-

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schofssynode im Oktober durchführen ließ. Dort wird Franziskus sich mit Bischöfen über die zukünftige Ausrichtung der Kirche zu den Themen Ehe und Familie beraten. Besonders schwer tun sich Katholiken und Katholikinnen demnach mit traditionellen Positionen zur Scheidung, Wiederheirat, Empfängnisverhütung und der Homosexualität. Damit umkreist der Fragebogen die wohl umstrittensten Punkte der kirchlichen Sexualmoral. Allein dass sich die Kirche diesen Fragen widme, sagt Gutzeit, sei schon eine kleine Revolution. „Sowieso ist im katholischen Kirchenvolk ist eine Menge in Bewegung.“ Zu einer jüngeren Generation progressiver Christen gehört Andreas S. (Name geändert). Als Katholik wünscht er sich einen toleranteren Umgang mit Homosexualität, wie ihn Franziskus zum Ausdruck gebracht habe. Überhaupt erleben die Menschen und Gemeinden in den rheini-

schen Bistümern ihn als weltoffen, bodenständig und aufgeschlossen. Ein langsamer Wandel zeichnet sich ab. Vor ein paar Monaten, erzählt der Mittdreißiger, hätten Messdiener unterstützt vom Priester Fürbitten für eine Gesellschaft formuliert, in der schon bald jeder und jede mit dem Partner seines Herzens zusammenwohnen könne. Auch wenn das nur kleine Gesten und Schritte sind: „Für einen Gottesdienst ist das schon viel. Von der katholischen Kirche aber zu erwarten, dass ihre Priester homosexuelle Partner trauen, hieße, sie zu überfordern“, so Andreas S. Ähnlich sprach sich eine der einflussreichsten katholischen Laienorganisationen im Vorfeld der Familiensynode für eine Wertschätzung anderer Lebens- und Liebesformen aus. In ihrer Erklärung „Zwischen Lehre und Lebenswelt Brücken bauen“ forderte das Zentralkomitee der Katholiken (ZdK) unter anderem „die vorbehaltlose Akzeptanz des Zusammenlebens in festen gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und eine klare Positionierung gegen noch bestehende Ausgrenzung und Abwertung homosexueller Menschen.“ Konservativen Geistlichen gingen diese Forderungen zu weit. Stefan Oster, Bischof von Passau, drückte sogar seine Furcht vor einem „dramatischen Kurswechsel“ aus. Dass sich ein solch fundamentaler Wandel, wohl nicht so schnell einstellen dürfte, machte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Reinhard Marx, deutlich. Er wird ein Teilnehmer der Synode sein. Seiner Meinung nach, widersprächen die Anregungen der ZdK grundsätzlich der Lehre und der Tradition der Kirche. Es ist eine Debatte um die Neuausrichtung der offiziellen Kirchenlehre in heiklen Themen entbrannt. Die Linien verlaufen dabei zwischen einer zunehmend progressiveren Basis und einer Kirchenführung, die sich noch vorwiegend an althergebrachten Haltungen orientiert. Welches Gewicht moderaten Stimmen aus der Kirchenbasis beigemessen wird, wird sich zeigen.

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T I T E LTH E M A

Papst Franziskus DIE ERSTAUNLICHE ENZYKLIKA 2015 Der Papst sollte mehr Einfluss auf die Politik erhalten! Solch einen Satz hätten Nicht-Katholiken bis vor einiger Zeit wohl kopfschüttelnd belächelt. Bezogen auf die neue Enzyklika „Laudato Si“ sollte man sich das aber gut überlegen.

Dass die Religionen dabei auch einen Wertekanon für den Einzelnen festschreiben wollen, der sein politisches Meinen und Handeln beeinflusst, kann zu Konflikten führen. Gerade deshalb möchten wir die Trennung von Kirche und Staat beibehalten und einen übergeordneten politischen Willen der Bürger in allgemeinen freien Wahlen zur Geltung bringen. Daraus entsteht die Staatsmacht der Nationalstaaten. Diese sind letztlich für Geschicke und Entwicklungen unserer Gesellschaften verantwortlich.

Katharina Schwarz

* NORA MEY

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ie gängige Meinung, dass der weltliche Staat die demokratische Herrschaft organisieren müsse, die Religion darin vielfältig und diskriminierungsfrei ausgeübt werden solle, ist nicht nur grundgesetzfundiert in Deutschland, sondern auch Konsens in unseren sogenannten westlichen Gesellschaften.

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TI TELTH E M A Leider funktioniert dieses Modell nur eingeschränkt, auf jeden Fall beseitigt es die gegenwärtigen Fehlentwicklungen nicht: Zur Zeit sind etwa 870 Millionen Menschen von Hunger betroffen, der Klimawandel bedroht das Leben auf der Erde insbesondere durch den Anstieg des Meereswasserspiegels dramatisch. Reiche Menschen ebenso wie reiche Staaten verteidigen ihre Privilegien und glauben, das Recht auf weiter wachsende Umverteilung zu ihren Gunsten verteidigen zu müssen. Demokratische Gesellschaften sind nicht in der Lage, diesen Prozess zu stoppen, weil die Politik dort auf vielfältige Weise vom System der Wirtschaft, den Konzernen und Finanzmärkten sowie dem innewohnenden Zwang zu Wachstum und Technologiefortschritt bestimmt wird.

unmöglich ist, das gegenwärtige Konsumniveau der am meisten entwickelten Länder und der reichsten Gesellschaftsschichten aufrechtzuerhalten.“ Diese Tatbestände, so der Papst, kämen zwar in den großen Debatten um Gegenstrategien vor, allerdings nur, um „im Moment der konkreten Verwirklichung oft auf dem letzten Platz“ zu landen. Im dritten Kapitel, in dem es um „Die menschliche Wurzel der ökologischen Krise“ geht, werden sowohl generelle Fortschritte durch Wissenschaft und Technik gewürdigt als auch bedrohliche Grenzen benannt: „Wir können aber nicht unbeachtet lassen, dass die Nuklearenergie, die Informatik, die Kenntnis unserer eigenen DNA und andere Fähigkeiten, die wir erworben haben, uns eine gewaltige Macht ver-

besitzt, welche die wirtschaftliche und finanzielle Macht innehat.“ „Die Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann – vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ In den reichen Ländern ist also generell eine Veränderung des Lebensstils unabdingbar. Neben der Abwendung von einem exzessiven Konsum werden kleinbetriebliche Strukturen, Wiederverwertung, erneuerbare Energien, öffentlicher Verkehr, Abfallvermeidung und ein behutsame Bauweise auf dem Lande, besonders aber in der Stadt nötig sein. Es gehe nicht darum, bessere neue und umweltfreundliche Städte zu bauen, sondern das kulturelle Erbe zu achten und Verbesserungen in schonender Form und unter Einbeziehung der Bewohner zu betreiben.

Technokraten kontrollieren die Gesellschaft

Faszinierend an der religiösen Intervention des Papstes - Laudato Si – ca. 200 Seiten lang – ist die übergreifende Sichtweise und Darstellung, in der diese Probleme nicht nur benannt, sondern auch in ihren Abhängigkeiten untereinander und in ihren Auswirkungen dargelegt werden.

Zunächst einmal geht es um das dramatische Ausmaß der ökologischen Krise und – was heutzutage keinesfalls selbstverständlich ist – eine Verknüpfung mit der sozialen Misere auf den verschiedenen Ebenen. Im ersten Kapitel „Was unserem Haus widerfährt“ heißt es bezogen auf ökologische Krise und soziale Auswirkungen beispielsweise: „Die Erde, unser Haus, scheint sich immer mehr in eine unermessliche Mülldeponie zu verwandeln.“ Die jetzige Form der Produktion verursacht den Klimawandel, wobei: „Die schlimmsten Auswirkungen ... wahrscheinlich in den nächsten Jahren auf die Entwicklungsländer zukommen. Viele Arme leben in Gebieten, die besonders ... heimgesucht werden“. Damit in Zusammenhang steht die „Erschöpfung der natürlichen Ressourcen“ und unser Wissen „dass es TagesSatz

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leihen.“ Und „das technokratische Paradigma tendiert dazu, die Wirtschaft und Politik zu beherrschen.“ Es ist nicht nur bedrohlich, weil es einerseits oft zersplittertes Wissen ist, das somit nicht in ein gesamtstrategisches Handeln eingeht, sondern auch, wie beispielsweise die Finanzkrise zeigt, man nicht bereit ist, die wirtschaftliche Dynamik zu stoppen und aus Fehlern zu lernen. „Man hat die Lektionen der weltweiten Finanzkrise nicht gelernt.“ Schließlich werden im fünften und sechsten Kapitel Leitlinien, Orientierung und Erziehung thematisiert. Aus den aufgezeigten Problemen ergibt sich zwingend ein Wertewandel. „Da der Markt dazu neigt, einen unwiderstehlichen Konsum-Mechanismus zu schaffen, um seine Produkte abzusetzen, versinken die Menschen schließlich in einem Strudel von unnötigen Anschaffungen und Ausgaben.“ Dazu zwingt sie der ökonomische Mechanismus von Kapitalvermehrung und technologischen Neuerungen. „Dieses Modell wiegt alle in dem Glauben, frei zu sein, solange sie eine vermeintliche Konsumfreiheit haben, während in Wirklichkeit jene Minderheit die Freiheit

Die hier zusammengetragenen Aussagen des Papstes sind bewusst in einer weltlichen Sprache zusammengefasst. Sie wirken rational und ethisch orientiert, also nicht religiös grundiert. Dies ist – das sollte man betonen, wenn man nicht verfälschen will – nicht das generelle Diktum des Papstes. Vielmehr steht die Enzyklika im Rahmen eines religiösen Weltverständnisses von der göttlichen Welterschaffung und der religiösen Verpflichtung zur Achtung und Bewahrung dieser Schöpfung. An einigen Stellen ist es deshalb auch so, dass man aus ethischhumanistischer Betrachtung etwas vermisst oder anders sehen kann. Es gibt beispielsweise keine Aussagen zur Rolle der Frau, zur sexuellen Orientierung, und keine eindeutige Haltung zur Geburtenkontrolle. Trotzdem ist diese Enzyklika so substantiell großartig, dass man sich mit den Katholiken verbünden möchte, so der Papst denn ihre Stimme ist.

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MEHR ZUM THEMA: www.w2-vatican.va Enzyklika Laudato Si (gesamter übersetzter Text) Papst Franziskus, Laudato Si Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2015, 8 Euro 13


Jörg „Yogi“ Müller

T I T E LTH E M A

Das Netzwerk der Hilfe

Das Diakonische Werk Kassel (DW) hat die Hilfeangebote in Kassel wesentlich mit-initiiert und geprägt. Inzwischen gibt es ein gut ausgebautes Netzwerk von Einrichtungen.

* HARALD WÖRNER

S

eit wann das DW in Kassel existiert, kann mir Pfarrer Gerd Bechtel, zugleich Geschäftsführer des Trägers, nicht genau sagen: „Das hat damit zu tun, dass in den Anfängen nicht alles dokumentiert wurde. Der Zweckverband Diakonisches Werk in der heutigen Rechtsform besteht seit 2001. Er umfasst die Stadt Kassel, sowie den Altkreis Kassel. Von einzelnen Arbeitsbereichen kennen wir aber die Geschichte gut: Die Suchtberatung, die vor fünfzig Jahren begann, startete quasi als Einmann-Betrieb. Die psychologische Beratungsstelle feiert im nächsten Jahr ebenfalls ihr Fünfzigstes, während die Bahnhofsmission auf gut hundert Jahre Geschichte zurückblicken kann. Die Geschäftsstelle in der HermannStraße existiert meinem Wissen nach schon von der frühen Nachkriegszeit an. Das ist aber alles nicht mehr mit der professionellen Arbeit von heute vergleichbar. Mittlerweile arbeiten wir mit circa 160 Hauptamtlichen und werden dabei von knapp 200 Ehrenamtlichen unterstützt.“

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„Ich bin evangelischer Pfarrer im Rahmen einer regulären Pfarrstelle beim Diakonischen Werk“, erläutert mir Herr Bechtel auf meine Frage hin, welche Funktionen er beim DW einnehme. „Hier bin ich als Geschäftsführer tätig und leite, wenn sie so wollen, ein kleines mittelständisches UnternehTagesSatz

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TI TELTH E M A men. Hier geht es vor allem darum, Entscheidungen zum Wohle aller zu treffen. Dies beinhaltet auch, auf aktuelle Ereignisse zu reagieren. Dazu gehört auch, in Zusammenarbeit mit den anderen Leitungskräften im Diakonischen Werk, Mittel für unsere Arbeit einzuwerben und zum Beispiel öffentliche Kostenträger auf neue soziale Bedarfe aufmerksam zu machen.“ Die „Kern“-Geschäftsbereiche im DW umfassen die Abteilungen Sucht und Wohnen, Hilfen für Familien sowie die allgemeine soziale Arbeit. Die Abteilung Sucht und Wohnen ist unterteilt in die Arbeitsbereiche Suchtberatung und -behandlung, Betreutes Wohnen sowie die Evangelische Wohnraumhilfe mildtätige GmbH. Die Suchtberatung, die vor einiger Zeit von der Goethestraße in die Frankfurter Straße umgezogen ist, bietet Hilfe für Alkohol-, Medikamentenund Glücksspiel-Abhängige. Darüber hinaus berät sie Angehörige und hilft bei der betrieblichen Prävention. Auch die aufsuchende Straßen-Sozialarbeit im Stadtteil Wesertor zählt hierzu.

se Angebote wie die Sozialpädagogische Familienhilfe oder auch Erziehungs-Beistandsstellen begleitenden Charakter haben, sind die Hilfen der psychologischen Beratungsstelle in der Beratungsstelle in der Wildmannsgasse zusammengefasst. Neben der Ehe-, Familien- und Lebensberatung kann man hier auch eine Schwangeren (-Konflikt)-Beratung oder Hilfe in Fällen häuslicher Gewalt bekommen. Der interkulturelle Dialog schließlich deckt die Bildungsangebote, wie etwa „Hafen 17“ oder auch „LeNa“, unseren Lernhof Natur und Geschichte ab.

Kann man denn, angesichts solcher Dimensionen, schon vom „Konzern Kirche“ sprechen? „Bei uns sind, wie eingangs erwähnt, 160 hauptamtliche Kräfte sowie 200 Ehrenamtliche tätig. Bei dieser Größe schon von Konzern zu sprechen, wäre wohl etwas überzogen. Aber wir müssen natürlich auch wirtschaftlich verantwortlich handeln wie andere mittelständische Unternehmen auch.“ Und: „Sollten wir Überschüsse erwirtschaften – was leider nur selten gelingt – so fließen diese wieder vollständig in unsere Arbeit ein, zum Beispiel für Investitionen oder die Refinanzierung anderer Projekte. Unsere Haushalte werden in unserer Zweckverbands-Versammlung beraten, deren Mitglieder über die Synoden der Kirchenkreise legitimiert sind.“ Diese Synoden kann man sich im Prinzip wie ein Parlament vorstellen: „Die Zweckverbands-Versammlung ist damit ein demokratisch legitimiertes Gremium, das unsere Arbeit kontrolliert“, so der Pfarrer.

Konzern? Eher Mittelstand!

Damit ehemals Suchtkranke in ihrer Abstinenz gestärkt und unterstützt werden, gibt es zum Einen das Betreute Wohnen nach § 67ff SGB 12 (Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten) für Wohnungslose im Stadtgebiet Kassel. Für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen bietet das DW das Betreute Wohnen nach § 53ff SGB 12 (Eingliederungshilfe für behinderte Menschen) an. Das Einzugsgebiet erstreckt sich hier von der Stadt bis hin zum östlichen Landkreis. Die Evangelische Wohnraumhilfe mildtätige GmbH kümmert sich schließlich auch um die Beschaffung von Wohnraum sowie die Nachsorge und Krisenintervention zum Bespiel bei ehemaligen Wohnungslosen oder Suchterkrankten. Die Hilfen für Familien umfassen drei Aufgabengebiete: ambulante Erziehungshilfen, die psychologische Beratungsstelle und den Interkulturellen Dialog. Während bei den ambulanten Erziehungshilfen beispielsweiTagesSatz

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In der Allgemeinen sozialen Arbeit sind so verschiedenartige Tätigkeitsfelder wie etwa soziale Hilfen, Beschäftigung und Qualifizierung, Hilfen im Alter vertreten. Das Angebot erstreckt sich hierbei von Allgemeiner Sozialberatung bis hin zu Hilfen für Flüchtlinge oder Menschen mit Schulden. Auch die verschiedenen AusgabeStellen der „Gesegneten Mahlzeit“ gehören hierzu. Beim Projekt Beschäftigung und Qualifizierung verweise ich etwa auf die „Sprungbrett“-Projekte. Das sind Beschäftigungs-Projekte für Arbeitslose, die in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen feiern und zu denen unter anderem das Büchercafé und der Kleiderladen im Steinweg gehören: „Der Kanon der Diakonie ist hier wirklich sehr breit gefächert.“ Trotz des großen Hilfen-Spektrums gibt es auch Bereiche, in denen das DW (noch) nicht präsent ist: „Wir bieten keine Hilfe im Pflegebereich, wir haben bisher keine stationären Angebote und wir haben zum Beispiel auch keine Fachbegleitung durch Mitarbeiter in den Gemeinschafts-Unterkünften von Flüchtlingen, wie etwa die Caritas in Kassel“, so Bechtel. Wo möglich, hat sich das DW auch dem sog. „gemeindenahen Ansatz“ verschrieben: „Hier arbeiten wir eng mit den Kirchen- Gemeinden vor Ort zusammen. Als Beispiel möchte ich hier die Gesegnete Mahlzeit in der Frankfurter Straße oder den „Mittelpunkt“ am Brückenhof anführen.“

Vor diesem Hintergrund bitte ich den Seelsorger auch zu einer Einschätzung bezüglich eines eventuellen Spannungsfeldes zwischen dem diakonischen Grundgedanken (praktizierte Nächstenliebe) einerseits und wirtschaftlichen Erwägungen andererseits: „Diese Spannung sehe ich vor allem dort, wo wir Notwendigkeiten der sozialen Hilfe sehen, diese aber nicht finanzieren können. Wichtig wäre zum Beispiel weitere Unterstützung für arbeitslose Menschen, um auch denen sinnvolle Beschäftigung und Qualifizierung anzubieten, die am normalen Arbeitsmarkt keine Chance haben. Die öffentliche Finanzierung in diesem Bereich wurde aber in den letzten Jahren immer weiter zurückgefahren und wir mussten unser Angebot – leider – einschränken. Wir bemühen uns trotzdem nach Kräften, unsere diakonische Grundhaltung und unseren kirchlichen Auftrag auch unter heutigen gesellschaftlichen Bedingungen umzusetzen und lebendig zu halten.“

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MEHR ZUM THEMA: www.dw-kassel.de

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Clemens Eulig

D ER S T O L P E R ST E IN

Modernisierungsstau in den Kirchen

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ie meisten Menschen in Deutschland sind auf dem Papier zwar christlich, gehen aber kaum noch in die Kirche. Viele sind bereits aus der Kirche ausgetreten und einige von denen, die noch Mitglied sind, sind es wohl nur aus Bequemlichkeit. 2013 haben 180.000 Personen die katholische Kirche verlassen. Ähnliche Austrittszahlen sind bei den Protestanten zu beobachten, bei denen im Jahre 2012 140.000 Frauen und Männer die Kirche hinter sich gelassen haben. 30,3 Prozent der Deutschen sind demnach römisch-katholisch, 28,9 Prozent evangelisch und stolze 36,6 Prozent konfessionslos. Der Hauptgrund für die vielen Austritte liegt auf der Hand: die Kirchensteuer. Rund 10,5 Milliarden Euro kommen dadurch jährlich zusammen. Bleibt die Frage, was die Kirchen mit den Steuergeldern anstellen, die ihnen überlassen werden.

* KOMMENTAR VON JASEMIN KARA Konzepte, die Jugendliche nicht nur mit einbinden, sondern sie auch ansprechen und ihnen einen annehmbaren Glauben vermitteln sollen, gibt es zu selten – wo es sie gibt, erfahren sie nicht immer die nötige Aufmerksamkeit. Denken die Kirchen nicht bald um, wird wohl das Glockengeläut in einigen Jahren verstummt sein. Früher war die Stellung und Bedeutung der Kirche eine andere. Sie hatte wichtige Funktionen in der Gemeinschaft, zum Beispiel bot sie Halt und Schutz in chaotischeren, düsteren Zeiten der Krisen und des Unwissens. Heute wird die Kirche in moralischer Hinsicht zunehmend durch die universalen Menschenrechte abgelöst.

Wenn die Kirchen in unserer heutigen Gesellschaft ihren Platz nicht aufgeben wollen, müssen sie stark umdenken und sich radikal modernisieren, damit nicht nur alte Menschen sonntags in die Gottesdienste gehen. Moderne Bedürfnisse dürfen nicht ignoriert werden. Eine wichtige Kernaufgabe der Kirche, für die die Gesellschaft sie, durch alle Zeiten hindurch, stets zu schätzen wusste, war und ist ihre Stellung als Wohlfahrtsorganisation. Würden die großen Kirchen in Deutschland ihre karitative Arbeit wieder stärker betonen und auch bekannt machen, so würden viele Menschen sicher gerne wieder Kirchensteuer zahlen oder Geld spenden.

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Die teils hasserfüllten Aussagen besonders konservativer oder vermeintlich bibeltreuer Geistlicher, die eine tolerante Haltung gegenüber Homosexuellen und auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau ablehnen, passen nicht in das heutige Verständnis. Mit ihnen an Bord werden es die Kirchen schwer haben, sich angemessen zu modernisieren. Zeitgemäße 16

TagesSatz

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misterQM (photocase.com)

PARAGRAPH EN RE IT E R

IM NAMEN DES VOLKES

Neues vom Amt Neues aus der Hartz IV-Welt. Unter diesem Motto steht unsere heutige Berichterstattung. Wer sich intensiver mit der Materie „Sozialgesetzbuch II und XII“ beschäftigt, kommt manchmal nicht umhin, mit dem Kopf zu schütteln. Zu deutlich wird, die Kritik am System stimmt! Lassen Sie sich überraschen, was alles möglich ist in der real existierenden Hartz IV-Welt.

* HANS PETER PUNG Gelder zweckentfremdet „Fördern und Fordern“ ist ein Leitspruch unserer Sozialgesetzgebung. Um die Vermittlungsfähigkeit von Arbeitslosen zu erhöhen, gibt es eine aktive Arbeitsmarkt-Förderung und öffentlich bezuschusste Beschäftigungsverhältnisse. Seit Jahren werden diese Mittel zurückgefahren. Hinzu kommt, dass Gelder aus diesem Topf zweckentfremdet werden. In NRW sind dies im Durchschnitt 6 Prozent der Mittel, die vom Bund für Arbeitsmarkt-Förderung bereitgestellt werden. In der Online-Ausgabe der „Rheinischen Post“ war vor kurzem zu lesen, dass die Stadt Krefeld sogar 18 Prozent dieser Mittel zweckentfremdet. Verwendet werden die Gelder zur Deckung der steigenden Betriebs- und Lohnkosten. Da stellt sich die Frage: Sieht so Fördern aus?

Besondere Förderung Eine ganz besondere Förderung erhalten Hartz IV beziehende Männer im Alter von über 50 Jahren in der Wetterau. Das Projekt trägt den noblen Namen „Men Fit For Work“, läuft seit Anfang 2014 und die Männer sollen dort unter sich sein. Werner

TagesSatz

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Schulz von der Landesarbeitsgemeinschaft „Hartz IV muss weg“ in Hessen hält diese Maßnahme jedoch für einen Witz und fordert die Parteien im Wetterau-Kreis auf, solche Maßnahmen zu unterbinden. Denn die Teilnahme ist nicht freiwillig, eine Verweigerung wird sanktioniert. In der Tat, stellt sich die Frage: In wieweit hilft Korbflechten, die Chancen auf die Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt zu verbessern? Wahrscheinlich genauso viel wie das Spazierengehen mit Lamas.

Keine Mahnung In vielen Jobcentern ist es üblich, Mahnungen für zu Unrecht erhaltene Mittel einzufordern. Dies wird mit allen Mittel vorangetrieben, auch dann, wenn in dem betroffenen Fall ein Widerspruchsverfahren oder gar eine Klage vor dem Sozialgericht anhängig ist. So tat dies auch das Jobcenter Recklinghausen (Bundesagentur für Arbeit). Laut Rechtsanwalt Kay Füßling ist dies unzulässig, weil ein Widerspruch oder die Klage vor dem Sozialgericht eine aufschiebende Wirkung hat. Dies bedeutet, dass bis zur endgültigen Entscheidung durch die

zuständige Kammer beide Seiten zunächst keine Forderungen in dieser Angelegenheit stellen können. Wer also Mahnungen zu solchen Vorgängen erhält, der sollte keinerlei Zahlungen leisten und am besten Rat bei einem Anwalt suchen.

Selbst versichern Ab 01. Januar 2016 soll es einen sogenannten versicherungsrechtlichen Statuswechsel für Hartz IV-Bezieher geben. Die Vorrangigkeit der Familienversicherung entfällt für Menschen im ALG II-Bezug. Konkret bedeutet dies: Jugendliche ab 15 Jahren müssen sich ab diesem Zeitpunkt selbst krankenversichern, sofern sie Leistungen nach dem SGB II (Hartz IV) beziehen. Das zuständige Jobcenter müsste den Jugendlichen dann versichern; sie sind nicht mehr wie bisher bei Mutter oder Vater mitversichert. Dies stellt eine weitere Verschlechterung der Situation von Heranwachsenden ab 15 Jahren dar. Da Jugendliche stärker sanktioniert werden können als Erwachsene, laufen sie Gefahr, ihren Krankenversicherungsschutz zu verlieren. Kann das Ziel einer Förderung sein?

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GÖTTINGEN

V

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Kochduell

KINDER GEGEN ELTERN Wie lecker und gesund Hamburger sein können, haben Kinder und Eltern in der Berufsschule am Ritterplan erfahren. Im Rahmen eines Projektes lud die 12. Klasse des beruflichen Gymnasiums für Ökotrophologie Nutzer der Göttinger Tafel e.V. zu einem Kochduell ein.

* MARTINA MAY

Joshua Kahle

ier Mütter und acht Kinder zwischen 7 und 13 Jahren schnitten Gemüse, formten Hackfleisch-Buletten und rührten Kräutersaucen und Dips an. Während der Back- und Kochzeiten gab es Informationen zu Fertigprodukten und den jeweiligen Kosten und Inhaltsstoffen. Hier zeigten sich die Kinder äußerst interessiert. Vor allem die Ernährungspyramide – eine Auflistung, welche Nahrungsmittel in welchen Mengen gesund sind – haben sie genau gelesen. Überzeugen konnten die selbst zubereiten Burger, Kartoffelspalten und Saucen nicht nur durch die geringeren Kosten. Auch geschmacklich gefiel den kleinen Köchinnen und Köchen vor allem der Hackfleisch-Burger. Das lag nicht zuletzt an der guten Fleischqualität, die ihre Grammzahl auch nach dem Backen behielt. Das hatten die Kinder anhand einer Waage genau überprüft. Nach dem gemeinsamen Essen – mit einigen Kleckereien – kam es zur Siegerehrung. Klar vorn lagen die Kinder. Sie waren eindeutig schneller als die Erwachsenen und erhielten Urkunden und Kochlöffel. Und trotzdem: Eigentlich haben alle gewonnen.

Alle Fotos: Ute Kahle

Kartoffel-Wedges (10 Portionen) 2 kg Kartoffeln, festkochend, gern größere Sehr gründlich waschen und sauber bürsten, anschließend gut abtrocknen. Kartoffeln einmal der Länge nach durchschneiden, diese dann in Spalten schneiden. 5 EL Olivenöl, 4 TL (gestrichen) Salz, evtl. mediterrane Kräuter, gehackt Öl mit den Gewürzen in einer Schüssel verrühren, Kartoffeln zugeben und gut vermischen. Kartoffeln auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech verteilen und im vorgeheiztem Backofen garen. Backen: Umluft 200°C | ca. 20 Min. Tipp: Dazu passen hervorragend ein Quark-Dip oder Tzatziki

Kräuter-Dip (4 Portionen)

REZEPTE: 12. KLASSE DES *BERUFLICHEN GYMNASIUMS FÜR ÖKOTROPHOLOGIE

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500g Magerquark, 300g Vollmilchjoghurt, 100g Schlagsahne Zutaten glatt rühren 1 Zwiebel Fein würfeln 1 Bund Schnittlauch, 1 Bund glatte Petersilie In feine Ringe schneiden. Petersilie fein hacken, mit den Zwiebeln zu dem Quark geben. Salz, Pfeffer Evtl. etwas Zitronensaft. Pikant abschmecken. Tipp: Der Dip kann verändert werden, indem man grob geraspelte Gurke oder (und) fein geraspelte Radieschen hinzugibt. TagesSatz

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GÖ TTIN GE N

Vegetarischer Hamburger (4 normale, 8 kleine Portionen) 1 Zwiebel, 160g Haferflocken, 300ml Gemüsebrühe Zwiebel schälen, sehr fein würfeln und glasig dünsten, Haferflocken dazugeben und mit der Gemüsebrühe aufgießen. Alles unter Rühren so lange kochen lassen, bis ein dicker Brei entsteht. Salz, Paprikapulver, Petersilie(gehackt) Den Brei mit Salz, Paprikapulver und Petersilie verrühren, gut durchkneten und einige Minuten durchziehen lassen. 4 Brötchen (Hamburger Buns mit Sesam), 4 Blatt Eisbergsalat, Sauce (French Dressing) Mit angefeuchteten Händen zwei Bratlinge formen und im heißen Fett anbraten. Die Brötchen halbieren, mit je einem Blatt Eisbergsalat belegen, den Bratling hineingeben und French-Dressing darauf geben.

Tomatenketchup 650 g Tomaten (Dose), 1 große Zwiebel, 3 Knoblauchzehen Tomaten, Zwiebel und Knoblauch pürieren. 3 Pimentkörner, 1 Stange Zimt, etwas Chillipulver Zutaten dazugeben und ca. 35 Minuten köcheln lassen. Anschließend das Püree durchsieben. 100 ml Rotweinessig, 50g Zucker Rotweinessig und Zucker dazugeben und erneut aufkochen. 2 TL Stärke, etwas Wasser Stärke in etwas kaltem Wasser anrühren und dann den Ketchup damit andicken. Kurz aufkochen lassen und anschließend kaltstellen.

Burgerbrötchen (4 Brötchen) 200g Buttermilch, ¼ Würfel Hefe, 320g Mehl Lauwarm erwärmen und die Hefe darin auflösen. Das Mehl nach und nach einrühren und alles in 3 Minuten zu einem glatten Teig rühren. Mehl zum Arbeiten Teig auf bemehlter Arbeitsfläche 2 Minuten kneten. In eine bemehlte Schüssel geben, diese mit Frischhaltefolie abdecken und 1 Stunde gehen lassen. 1 gestr. TL Salz Den gegangenen Teig mit den Händen 3 Min. kräftig kneten, dabei das Salz gründlich einarbeiten. Den Teig dann in vier bzw. acht gleich große Portionen aufteilen. Eine Portion in eine Hand nehmen und draus eine flache Kugel formen. 1 EL Sesamsamen (nach Belieben) Teigkugeln in eine Schale mit Sesamsamen drücken und auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech weitere 2 Std. unter Folie gehen lassen. Brötchen in den auf 220 °C vorgeheizten Backofen (Mitte) geben. 100 ml Wasser auf den Backofenboden gießen und die Brötchen 13 Min. backen.

Hackfleisch Bulette (4 Portionen à 80g) 300g Hackfleisch, ½ Zwiebel, 1 Ei, ca. 2 EL Paniermehl Zwiebel sehr fein würfeln und mit Hackfleisch, Ei und Paniermehl vermischen. 1 TL Senf, Salz, Pfeffer Mit Senf, Salz und Pfeffer abschmecken. Je 80g Hackfleisch als Bulette formen. Bei 180 °C circa 20 Minuten im Backofen backen lassen. TagesSatz

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GÖTTINGEN

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iva con Agua, was ist das eigentlich und was soll es werden? Das fragen sich viele Besucher von Festivals, Konzerten, Kultur und Fußballveranstaltungen.

Alle für Wasser – Wasser für alle!

2003 wurde die Idee nach einem Trainingslager des FC St. Pauli auf Kuba geboren, 2006 wird der Verein Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. und 2010 wird die VcA-Stiftung gegründet und sichert Idee und Marke VcA langfristig. Mit vielen Aktionen und ebenso viel Spaß begeistert Viva con Agua Menschen für soziales Engagement und sammelt Spenden für Wasserprojekte der Welthungerhilfe.

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* UTE KAHLE In Hannover auf dem Fährmannsfest war die Zelle Hannover mit Infostand und Wassertruck vor Ort um die Besucher über die Wasserprojekte zu informieren und mit ihren bunten Pfandbechersammeltonnen die Besucher zum Spenden anzuregen. Auf dem Open Flair organisierte die Hamburger Zel-

le mit den örtlichen Local Crews das Info-Zelt und sammelte fleißig.

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MEHR ZUM THEMA: Wer mehr wissen möchte findet unter www.vivaconagua.org auch eine Zelle oder Local Crew in seiner Gegend.

Ute Kahle

Viva con Agua (VcA) ist eine sinnstiftende Gemeinschaft, die mit Freude die Welt positiv verändert, ein internationales Netzwerk von Menschen und Organisationen, das sich für einen menschenwürdigen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung einsetzt. Viva con Agua versteht sich als „offenes Netzwerk“, das vorwiegend von individueller Initiative und Mitwirkung der über 8.000 aktiven Supporter*innen weltweit lebt. Unterteilt in Zellen und Local Crews ( je nach Größe des Standortes, ein Zusammenschluss von Viva con Agua-Aktivisten in einer Stadt oder Region, die sich gemeinsam für sauberes Trinkwasser engagieren) gibt es eine breite Basis an Aktiven und ein gut gebündeltes Potential an einzelnen Supportern, den sogenannten „Tropfen“, die sich über das Internet problemlos und kostenlos anmelden können, um Informationen und Termine für Treffen und Aktionen zu erhalten. Sinn und Zweck ist es, Kräfte zu bündeln, um gemeinsam Aktionen für und mit VcA durchzuführen. Das sind beispielsweise Bildungsaktionen an Schulen wie Spendenläufe oder Vorträge, gemeinsames Pfandbechersammeln auf Festivals und Konzerten, die Organisation von unterschiedlichen Benefiz-Veranstaltungen, Sportevents und vieles mehr. Durch die Arbeit von Viva con Agua haben sich die Lebensbedingungen von mindestens 500.000 Menschen weltweit nachhaltig verbessert.

Ein Motto, das eine Veränderung unseres Denkens als Ziel hat. Dieses mutige Motto wird gerade in den Sommermonaten auf vielen Festivals und Konzerten sichtbar, wenn die Supporter von Viva con Agua (VcA) unterwegs sind.

TagesSatz

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DER CO M IC

TagesSatz

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KAS S E L

Einfach mal vorbeikommen Nach vierjähriger Pause fand am 26. Juni in Kassel die „Nacht der offen Kirchen“ statt. Sommerliche Hitze hinderte circa 15.000 Besucher nicht daran, die teilnehmenden Gemeinden einmal aus anderen Blickwinkeln zu erkunden.

* HARALD WÖRNER

F

ür den Beginn meiner kleinen Rundreise hatte ich mir die Klosterkirche in Nordshausen ausgeschaut. Da ich vor einiger Zeit dort selbst einmal gewohnt hatte, war mir der ländlich-überschaubare Charme des Stadtteils mit der Zeit ans Herz gewachsen. Die Klosterkirche ist eine eher stille Schönheit. Sie drängt sich nicht gerade ins Rampenlicht. Das liegt auch mit daran, dass sie am östlichen Dorfrand liegt. Wenn man der Korbacher Straße nach der Bus-Haltestelle „Obere Bornwiesenstraße“ bis zur Rechtskurve folgt, dann führt diese rechts weiter bis zur Grillhütte oder, die Steigung ganz hinauf, zum Brasselsberg. Genau in dieser Rechtskurve geht aber auch ein kleines Sträßchen links ab zum Bahndamm hinunter. Folgt man diesem bis auf die halbe Entfernung zu den Gleisen, so steht man doch etwas überrascht vor der Klosterkirche mit ihrem Glockenturm.

Rund um die Klosterkirche hat mir vor allem der einst vom Kreuzgang umschlossene Innenhof sehr gut gefallen. Er ist in Anlehnung an japanische Zen-Steingärten gestaltet und hat schon von daher eine besinnliche und

meditative Ausstrahlung. Bänke laden zum Sitzen und Sinnieren ein. Auch der Innenraum der Klosterkirche gefällt durch seine natürliche Eleganz. Der Gottesdienstraum ist ein schlichter, mit einem Kreuzrippen-Gewölbe versehener Saal. Die Wände sind weiß gekalkt und heben sich dadurch schön von den rot gefärbten Gewölben ab. Mein nächster Besuch galt der Dreifaltigkeitskirche in Süsterfeld. Sie wurde zwischen 1962 und 1963 für die Wohnsiedlungen Süsterfeld, Helleböhn und die angrenzende documenta urbana errichtet. Auffällig an ihr ist der pyramidenförmige, steil zulaufende Glockenturm. Dieser fällt nicht nur durch seine Höhe, sondern auch durch die markante Grünfärbung auf. An ihn schließt sich ein zeltförmiges Kirchenschiff an. Die Dreifaltigkeitskirche fällt in der Innenraumgestaltung, ähnlich der Klosterkirche, durch angenehme Schlichtheit auf. Es dominieren die Rot- und Brauntöne der naturbelassenen Wände, soweit ich das bei der draußen langsam einsetzenden Dämmerung beurteilen konnte. Die

Alle Fotos: TagesSatz Kassel

Nordshausen findet erstmalig im 11. Jahrhundert in einer Urkunde des

Klosters Hasungen Erwähnung. Allerdings muss man heute davon ausgehen, dass dieses Dokument wahrscheinlich eine Fälschung darstellt. Vor der Klostergründung existierte wohl schon eine Dorfkapelle. Davon zeugt noch vorhandenes romanisches Mauerwerk im bis heute erhaltenen Kirchenbau. Seinen Stempel erhielt das Gotteshaus dann später durch die gotischen Baumeister. Der Glockenturm der Kapelle wurde vermutlich im Jahre 1247 erbaut. Da beim Zisterzienser-Orden ein regelrechtes Bauverbot für Türme bestand, man zudem davon ausgehen muss, dass für eine Klostergemeinschaft das Vorhandensein eines Sakralbaues Voraussetzung ist, lässt das eigentlich nur die Schlussfolgerung zu, dass die Zisterzienserinnen erst nach dem Anbau des Glockenturms nach Nordshausen kamen.

Dreifaltigkeitskirche in Süsterfeld

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TagesSatz

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KAS S E L Beleuchtung im für den Auftritt von „Dark Vatter“ schon vorbereiteten Kirchenschiff setzte sich aus blauen, roten und grünen Scheinwerfern zusammen, die nur ab und zu einen Spot auf Timo Israng alias Dark Vatter (Gitarre) und seine Frau Nina Israng (Nina Soleil) warfen. Diese teilten sich den Gesang. Sie wurden unterstützt von Bassist Oliver Schenk (Kusseng Oli) und Gitarrist Julian Schambach (Kusseng Judy) an der zweiten Gitarre. Da der Schlagzeuger nicht mit dabei war, erfolgte die rhythmische Untermalung durch Israngs Ehefrau am Waschbrett.

punkt. Mittlerweile war es richtig dunkel geworden. So versuchte ich zuerst einmal, den Eingang der Kirche ausfindig zu machen. Dies gestaltete sich auf Grund der durch verschiedene Baustellen unübersichtlichen Umgebung ein wenig komplizierter, zumal der Kircheneingang eh ein wenig durch Bäume verdeckt wird. Nach kurzer Zeit hatte ich das Portal aber gefunden. Im Kirchenschiff traf ich an einem seitlich gelegenen Tresen die Stadtdekanin Barbara Heinrich, die sich mit einem Kirchen-Mitarbeiter sowie Besuchern angeregt unterhielt.

Timo Israng wohnt in Süsterfeld, da war es für ihn natürlich Ehrensache, in der Dreifaltigkeitskirche ein Konzert zu geben, als der Pfarrer ihn im Vorfeld anfragte. Die Besucher waren dementsprechend informiert und intonierten die alten Gassenhauer. Ob die „Ballade vom schbrejjenden Waschbärn (Ballade vom sprechenden Waschbärn), „Weggewergg, Ahle Worschd und Griene Soße“ (Weckewerk, Alte Wurst und Grüne Soße) oder „De Lange Unnerbuchsenzidd (Die Zeit der Langen Unterhose)“; Dark Vatter sorgten für Stimmung im Kirchenschiff, die Fans erwiesen sich als textsicher und ließen sich vom „Gaageschnudden-Rock´n Roll“ mitreißen.

Ich stellte mich derweil kurz vor, um nicht unangemeldet einfach Bilder von der Kirche zu machen. An der Alten Brüderkirche beeindruckte mich vor allem das Kirchenschiff, das bis auf die Bestuhlung nur mit drei Skulpturen aus Eichenholz versehen war. Diese im Seitenschiff platzierten Körper bieten den Raum für die notwendige Infrastruktur. So kam das sparsam aber effizient ausgeleuchtete Kirchenschiff schön zur Geltung.

1262 in Kassel angesiedelt worden. Im zweiten Weltkrieg wurde die Alte Brüderkirche in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 1943 bei einem Bombenangriff zerstört. Nach dem Krieg baute die Stadt die Kirche dann wieder auf und am 23. Oktober 1955 erfolgte die feierliche Wiedereröffnung. Da für die Altstädter Kirchengemeinde in der Weserstraße 26 mit der Neuen Brüderkirche wieder ein neues Gemeindezentrum errichtet wurde, hat man die Alte Brüderkirche entwidmet und eine Stiftung Brüderkirche gegründet, die sich um Erhalt und die Sanierung des Gebäudes kümmert. Durch Spenden von Kasseler Bürgern ist die Alte Brüderkirche Schritt für Schritt saniert worden und dient heute als modernes Veranstaltungs-Zentrum.

Gaageschnudden-Rock ’n’ Roll

Nach diesem sehr kurzweiligen Intermezzo bildete dann die Alte Brüderkirche in Nähe des Altmarktes einen ruhigen und besinnlichen Schluss-

Alte Brüderkirche

TagesSatz

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Die Alte Brüderkirche gehört neben der eingangs vorgestellten Klosterkirche zu den ältesten Gotteshäusern Kassels. Sie wurde 1298 als gotische Kirche des Karmeliter-Ordens in der Nähe des damaligen Landgrafenschlosses an der Fulda erbaut. Der Orden selbst war durch Landgraf Heinrich I. im Jahre

Was bleibt als Fazit? So eine Nacht der offenen Kirchen ist unzweifelhaft ein Erlebnis. Gerade in unserer heutigen rastlosen Zeit tut es gut, solche „Oasen“ der Ruhe und Einkehr zu haben. Mein Wunsch wäre aber, dass dieser Event Einkehr in den Alltag von Kirchen, Gläubigen und Atheisten findet. Eine Gesellschaft lebt auch durch den Dialog. Und von einer Einmischung zu Themen der Politik, Gesellschaft und Kultur.

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MEHR ZUM THEMA: www.klosterkirche-nordshausen.de www.dreifaltigkeitskirche-kassel.de www.alte-bruederkirche-kassel.de

Klosterkirche Nordhausen

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KAS S E L

Integrationskurse SPRACHKOMPETENZ ÖFFNET TÜREN Wer seine Heimat verlässt, ist nur in den seltensten Fällen der Amtssprache der neuen Heimat mächtig. Zur Orientierung und Arbeitsaufnahme in einem fremden Land sind Sprachkenntnisse und Landeskunde jedoch unabdingbar.

* BATON SCHMIDT

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stokpic / pixabay

n Deutschland ist das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zuständig für die Förderung von Sprachkenntnissen und Landeskunde und bietet deswegen bundesweit Integrationskurse an. Im ersten Halbjahr des Jahres haben ca. 3.950 neue Integrationskurse begonnen, mit dem Ziel, dass die Teilnehmer das Sprachniveau B1 (siehe Kasten) erreichen und einen Einblick in Rechtsordnung, Kultur und Geschichte Deutschlands bekommen. Die Kurse werden von privaten und öffentlichen Sprachschulen angeboten. Mittlerweile sind ca. 1.300 Integrationskursträger an ca. 5.800 Kursorten vom BAMF zugelassen. Zielgruppe der Kurse sind Neuzuwanderer mit längerfristiger Aufenthaltsperspektive. Das können sowohl Neuzuwan-

derer aus Drittstaaten, also aus Ländern außerhalb der EU, als auch Spätaussiedler sein. Beide Gruppen haben in der Regel einen Anspruch auf Kursteilnahme und werden von den Behörden verpflichtet. Zugewanderte EU-Bürger haben hingegen keinen gesetzlichen Anspruch auf Kursteilnahme, können jedoch auf eigenen Antrag vom Bundesamt zugelassen werden. In Zahlen bedeutet das, dass circa 45 Prozent der Teilnehmenden einen Antrag beim Bundesamt gestellt haben und den Kurs freiwillig besuchen. Es gibt Integrationskurse speziell für Frauen, Eltern und Jugendliche sowie für Zuwanderer, die in ihrer Heimat nicht lesen und schreiben gelernt haben. Letztere Gruppe hat die Möglichkeit zur Alphabetisierung.

Integrationskurse umfassen bis zu 900 Unterrichtsstunden im Sprachkurs, hier werden Themen aus dem alltäglichen Leben behandelt, zum Beispiel Wohnen, Gesundheit, Ämter, Behörden, Arbeit, Erziehung, Medien und Mobilität. Der Sprachkurs endet mit dem „Deutsch-Test für Zuwanderer“, einer schriftlichen und mündlichen bundeseinheitlichen Sprachprüfung. Das Ergebnis bestimmt, welchen Kurs die Teilnehmer anschließend besuchen. Dies ist entweder ein 45-stündiger Orientierungskurs oder ein 300-stündiger Aufbaukurs. Im Rahmen des Orientierungskurses wird auf Kultur, Werte, Geschichte und Rechtsordnung eingegangen. Nach der Teilnahme an dem Integrationskurs und dem Erwerb des B1Niveaus besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an einem berufsbezogenen Deutschkurs. Inhalte dieses Kurses sind nicht mehr nur die Themen des alltäglichen Lebens, sondern berufsbezogene Sprache, Bewerbungen, Stellenmarktanalyse und EDV. Hierbei werden Deutschunterricht, berufliche Qualifizierung und Praktikum effektiv miteinander verbunden. Zielsetzung dieses BAMF-Programms ist es, die Chancen der Teilnehmer auf eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt zu erhöhen. Unweit des TagesSatz-Büros in der Nordstadt Kassels befindet sich das Kulturzentrum Schlachthof e.V., dieser Verein ist ein Sprachkursträger von vielen in Kassel. Hier wird über das Sprachkursangebot hinaus auch bei der Antragsstellung geholfen, um zur Kursteilnahme vom BAMF zugelassen zu werden. Zusätzlich wird während der berufsbezogenen Deutschkurse eine Betreuung durch Erzieher für Kinder von 6 Monaten bis zu 3 Jahren angeboten, um die jeweiligen Lernziele bestmöglich zu erreichen.

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Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen: A 1.1 Anfänger A 1.2 Anfänger mit Vorkenntnissen A2 Fortgeschrittene Anfänger B1 Fortgeschrittene Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 24

TagesSatz

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K AS S E L

Neuer Trend: Street Food Festival Am 11. und 12. Juli fand im Kongress-Palais Kassel das Street Food Festival statt. Kassel folgt damit einem Trend, der sich derzeit in Deutschland verbreitet. In Köln, Düsseldorf, Bremen und weiteren Städten konnte sich das Festival schon erfolgreich etablieren, auch in Kassel wurde die Veranstaltung mit einem großen Besucherstrom gut angenommen.

* KATHARINA SCHWARZ MEHR ZUM THEMA: www.street-food-festival.de

Annika Buschey

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ildschwein-Burger, frittierte Schokoriegel, Marshmallows, Sushi, Naan Brot mit indischem Käse, Peanutbutter, Bacon Burger. Spezialitäten aus England, Japan, Mexiko. Die Auswahl an Speisen auf Street Food Festivals ist außergewöhnlich und kommt aus der ganzen Welt. Und warum sind diese Veranstaltungen plötzlich so populär?

Klassisches „Straßenessen“ in Deutschland besteht aus Bratwurst und Pommes, dem halben Hähnchen und mittlerweile auch dem Döner. Die Orte heißen für gewöhnlich Imbissstände und Imbiss-Wagen und ihre Produkte werden auch gern als Fast Food bezeichnet. Diese Klassiker sind auf Street Food Festivals allerdings nicht vertreten. Stattdessen findet man in den Food Trucks, den mobilen Küchen, eine Vielfalt an weltweiten Spezialitäten. Eingebettet ist so eine Schlemmer-Veranstaltung in Musik und Festivalfeeling. Die Betreiber der Food Trucks haben einen ebenso vielfältigen Hintergrund wie ihr Essen, teils sind es Profis, teilweise solche, die aus Hobby kochen. Einige haben ihre Food Trucks in größeren Städten, andere ihr eigenes Restaurant. Wichtig ist, dass das Essen außergewöhnlich, lecker und handgefertigt ist. Jede Speise wird vor den Augen der Besucher frisch zubereitet.

Wer dahinter steht, erfährt man über den Blog des Street Food Festivals. Drei junge Männer (Till Riekenbrauk, Mathes Robel und Vincent Schmidt) hatten die Idee, den Straßenverkauf von Speisen aus aller Welt in ihre Heimatstadt Köln zu bringen. Von dort aus wurden Street Food Festivals relativ schnell zum Trend. Mittlerweile gibt es in ganz Deutschland diese Veranstaltungen, nicht nur von den Initiatoren organisiert. Auch andere sind mittlerweile auf den Zug aufgesprungen. Wiederkennen kann man das Original Street Food Festival an dem Logo, bestehend aus einem gekreuzten Löffel und einem Messer. In Kassel kam das Konzept ebenfalls gut an, obwohl das Wetter nicht ganz mitspielte und es terminliche Probleme im Vorfeld gab. Eigentlich hätte das Festival bereits am Wochenende des 13./14. Juni stattfinden sollen, doch gleichzeitig plante die AfD im Kongress-Palais ihren Bundesparteitag. Deshalb wurde das Festival seitens der Veranstalter vorerst abgesagt. Einen Monat später fand es dann doch noch statt. Und das mit Erfolg. Selbst bei Regen gab es einen ununterbrochenen Besucherstrom. Die Location war gut gewählt und es kam definitiv Festivalstimmung auf. Begleitet wurde die Veranstaltung durch einen DJ, der, nicht aufdringlich, die Veranstaltung musikalisch untermalte. Allerdings sorgten die langen Schlangen vor dem Eintritt und vor den Essensständen vor allem wegen des Regenwetters teilweise für Frustrationen. Aber nicht nur die Schlangen, auch, dass bereits viele der Food Trucks am Sonntag Mittag/früher Nachmittag nichts mehr anbieten konnten, war etwas ärgerlich. Insgesamt konnte dies aber die gute Stimmung nicht verderben. Wenn man früh genug da war und ein paar Freunde mitbrachte, konnte man sich durch eine ganze Palette an ungewöhnlichen Köstlichkeiten essen. Street Food Festivals sind ein Trend, der sicherlich diesen Sommer überdauern wird. Das nächste Festival in der Nähe findet in Göttingen am 24. und 25. Oktober statt.

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TagesSatz

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KU LTU RTI P P S G ÖT T INGE N Ute Kahle

Neue Musik braucht die Stadt

* UTE KAHLE

NDR 2 SOUNDCHECK NEUE MUSIK FESTIVAL

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Stadthalle, Lokhalle, Junges Theater und Deutsches Theater Do 10.09. bis Sa 12.09. VVK: Einzel 15 Euro, Final 25 Euro Citybühne Stadthalle gratis www.ndr2.de

Sarah Connor gibt wie viele Künstler nicht nur ein Interview und ein Mini-Konzert auf der City-Stage vor der Stadthalle, sondern hat auch die Ehre, das NDR 2 Soundcheck Neue Musik Festival am Donnerstag in der Stadthalle zu eröffnen. Mit ihrer neuen deutschsprachigen Musik und neuen Sounds wird sie sicher die Bühne erbeben lassen. Die Spannbreite der neuen jungen Musiker des Festivals könnte nicht größer sein. Von heißem Elektro-Pop mit Years & Years, der fantas-

Agentur

Warum? Darum!

tischen Alternative-Rock-Band Kodaline, Kwabs mit seinem Debüt-Album Love+War, James Bay, über Katzenjammer, die sicher die größte Instrumentenzahl beherrschen bis hin zum großen Finale in der Lokhalle mit Clueso, Johannes Oerding, Max Mutzke, Joris, Namika und Philipp Dittberner in der Lokhalle. Zusätzlich zu den Konzerten gibt es gratis Liveübertragungen aller Konzerte auf die CityBühne auf dem Albaniplatz und viele Interviews, unplugged Sets und Fragestunden mit den Künstlern.

* UTE KAHLE

AB UND ZUWANDERER

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Saal des Jungen Theaters, GÖ So 20.9 / 19.00 Uhr 12 Euro ermäßigt 10 Euro VVK Karten: Tel. 0551/495015

Die zwei Comedians und Ensemblemitglieder der Kölner “STUNK SITZUNG“ (Ozan Akhan) und des Bonner “PINK PUNK PANTHEON“ (Tunç Denizer) führen ihre Reise weiter, durch die Comedy- und Kabarettwelt. Die Vollblut-Schauspieler versprühen in ihrem neuen Programm extrem viel Spaß, Spielfreude und überschäumende Energie. Kein Auge kann und wird trocken bleiben vor Lachen. Freuen Sie sich auf neue und alte Bekannte: „Lothar“ der Mittvierziger Dauersingle, bekommt zum ersten

Herbert Pfarrhofer

Wir wollen bleiben!

Mal in seinem Leben Post von Frauen – ob es wohl Liebesbriefe sind? Die orientalischen „Loosa Brothers“ steigen auf der Karriereleiter höher. Schaffen sie den Sprung auf die Las Vegas Bühnen oder den Broadway? Der geringfügig beschäftigte Arbeiter „Ali Öztürk“ bedankt sich bei seinem grausamen Chef für die gekürzten Arbeitszeiten bei noch weniger Lohn. Warum? Darum! Hybrid Comedy das sind komische Begegnungen und wahnsinnige Geschichten von Zuwanderern! Eine völlig neue Sicht auf Migration.

* UTE KAHLE

DIE SCHUTZBEFOHLENEN

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Deutsches Theater, GÖ 26.09.2015 / 19.45 Uhr Premiere www.dt-goettingen.de

Die Okkupierung der Wiener Votivkirche im Dezember 2012 durch Flüchtlinge entfachte eine heftige Kontroverse zwischen rechtem und linkem politischen Lager, in die sich Elfriede Jelinek mit „Die Schutzbefohlenen“ vehement einmischte. Vielen von ihnen drohte die Abschiebung und damit Lebensgefahr beim Wiederbetreten ihrer Heimatländer, andere wiederum waren illegal nach Österreich gekommen, um dort Armut und Perspektivlosigkeit zu entgehen. Egal, ob Flüchtlinge aus politischen oder wirt-

schaftlichen Gründen nach Europa kommen, sie folgen damit der wichtigsten Verheißung des Alten Kontinents: Leben in Freiheit und Wohlstand. Im 21. Jahrhundert stellt Jelinek klar, dass es für Europa gilt, Verantwortung zu übernehmen für die Flüchtlingsscharen, die über seine Grenzen fluten, wenn es nicht seine ideellen Fundamente zerstören will. Mit analytischem Blick und virtuoser Sprache legt sie die Auswüchse der spätkapitalistischen Gesellschaft frei.

TagesSatz

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KULTURTI PPS KAS S E L Atelier Goldstein

Es ist normal, verschieden zu sein KÜNSTLER AUS DEM ATELIER GOLDSTEIN

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Ständehaus Kassel 05.-21.09. 15 / Sa 05.09. während Museumsnacht : 17.00-1.00 Uhr Mo-Fr: 12.00-16.00 Uhr Eintritt frei

Auf Einladung des Landeswohlfahrtverbandes Hessen präsentieren die Frankfurter Künstler Hans-Jörg Georgi, Julia Krause Harder, Julius Bochelt sowie Sven Fritz plastische Arbeiten sowie das Video einer Live-Performance im Ständehaus Kassel. Das Atelier Goldstein der Lebenshilfe e.V. Frankfurt am Main gilt als eines der besten Outsider-Art-Ateliers. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, zu zeigen, dass bildende Künstler mit einer Beeinträchtigung in der Lage sind, Kunstwerke

von Rang zu schaffen. Hans-Jörg Georgi (geb. 1949) zeichnet und konstruiert seit vielen Jahren Flugzeuge. In den vergangenen Jahren hat er auf tausenden von Bildern alle existierenden Typen dargestellt und unzählige Modellflugzeuge aus Karton gebaut. Julia Krause Harder (geb. 1973) baut Dinosaurier-Skulpturen aus Textil, Metall und allerlei gefundenem Material. Die Dimensionen bewegen sich zwischen ganz klein und raumfüllend. Die autistische Künstlerin betrachtet ihre Arbeit daher folgerichtig als Forschungsprojekt. Ergänzt werden diese Werke durch das Video von Bochelt und Fritz.

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Salzmann-Fabrik

Blauer Sonntag 2015 SALZMANN: GESTERN-HEUTE-MORGEN

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Salzmann-Fabrik, Treffpunkt Skulptur „Das Haus“, So 06.09 / 12.15 und 15.15 Uhr Eintritt frei www.kulturfabrik-kassel.de

Die Führungen im Kulturdenkmal Salzmann-Fabrik bieten einen rasanten Streifzug durch 130 Jahre Firmenund Menschengeschichte des Salzmann-Areals. Oliver Leuer singt und spielt die Geschichte von der schönen Weberei und führt um die einzigartige Fabrikanlage. Seit 1890 in Bettenhausen angesiedelt, beschäftigte Salzmann 1913 circa 5.000 Mitarbeiter. Diese stellten unter anderem Militär- und Zirkuszelte, Mäntel, Uniformen, Tornister und Postsäcke her.

In den Sechzigern waren immerhin noch 1.200 Arbeiter mit der Herstellung von Camping-Artikeln beschäftigt. Deren Produktion wurde dann 1971 eingestellt. Von 1987 bis 2012 war dort die „Kulturfabrik Salzmann“ beheimatet. Das Areal sollte nun eine Revitalisierung und Umnutzung als Wohn-, Gewerbe- und Kulturstandort erfahren. Einwendungen von gewerblichen Nachbarn sowie Vertragsverletzungen des ehemaligen Eigentümers führten nun ganz aktuell dazu, dass die BHB Bauwert Holding vom geplanten Kaufvertrag zurücktrat

Die Einsamkeit des Alterns

Filmverleih

* HARALD WÖRNER

* HARALD WÖRNER

EINE DAME IN PARIS

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Werkstatt e.V. Mi 09.09. / 20.00 Uhr Eintritt frei Spenden willkommen www.werkstatt-kassel.de

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Wenn Ausländerinnen aus nordöstlicher Richtung nach Paris kommen, kaufen sie zuerst einen Rock und elegante Schuhe mit Absätzen. Diese feminisierende Wirkung der Stadt hat der estnische Regisseur Ilmar Raag in seinem Kino-Debut gut beobachtet. Anna, seit langem geschieden, hat sich der Pflege ihrer dementen Mutter gewidmet. Als diese stirbt, bekommt sie ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann: sie soll die Haushälterin bei einer aus Estland stammenden, mittlerweile aber in Paris lebenden älte-

ren Dame werden. Alte Sehnsüchte der ehemaligen Sprachstudentin werden wach und so packt sie ihre Koffer. Im Zentrum des Films steht aber nicht die duldsame Anna und ihr Aufblühen im verführerischen Pariser Klima, sondern ihre garstige Landsmännin (Jeanne Moreau). Die residiert allein in einer Großbürgerwohnung und ist alles andere als pflegeleicht. Sie ist weder dement, noch gebrechlich, sie hat einfach keine Lust mehr, zu leben …

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Jörg „Yogi“ Müller

A M S TA D T R AND

Straßengeflüster Im März 2015 erschien erstmalig die Straßenzeitung Bachtalo in Duisburg, herausgegeben von dem Verein Mensch ist Mensch e.V. Der Verein will mithilfe der Straßenzeitung über die Volksgruppe der Roma aufklären und mit Vorurteilen aufräumen. „Wir wollen zeigen, dass Roma ganz normale Menschen sind“, so Frank Knott, der 1. Vorsitzende des Vereins. „Bachtalo“ heißt in der Sprache der Roma, dem Romanes, „glücklich“. Angesichts der Situation vieler Roma in Deutschland scheint dies ein optimistischer Name zu sein. Die erste Ausgabe der Bachtalo berichtet über die verschiedenen Problemfelder, die mit der Migration von Roma verbunden sind. Viele können weder lesen noch schreiben, neben Romanes sprechen nur die wenigsten die Sprache ihres Herkunftslandes. Das zieht verschiedene Probleme nach sich. Das Redaktionsteam der Bachtalo bemüht sich, den Roma eine Stimme zu geben. In Interviews stellen Einzelne ihre Person, ihre

* ELISABETH HOHENSEE

Situation und ihre Familie vor. Aktuell sitzt ein neues Redaktionsteam an der Gestaltung der zweiten Ausgabe der Bachtalo, die schon für August geplant war. Der Redakteur Martin Redies, von dem sich Mensch ist Mensch e.V. im Juni trennte, brachte inzwischen gemeinsam mit einem anderen sozial engagierten Verein (Bürger für Bürger Duisburg e.V.) eine weitere Straßenzeitung heraus, die Romani. Ihr Anliegen gleicht dem der Bachtalo: den Roma eine Stimme geben und gegen Vorurteile aufklären. Bleibt nur zu hoffen, dass es sich bei dieser Herausgabe nicht um Vereins- oder persönliche Querelen handelt, die zu Ungunsten des ehrenamtlichen Engagements ausgetragen werden.

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MEHR ZUM THEMA: www.bachtalo.de

Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers * JÖRG „YOGI“ MÜLLER Das Leben gleicht zuweilen einem geheimnisvollen, wunderbaren Schauspiel, das erfüllt ist von Momenten in ihren verschiedenen Erscheinungsformen: spannend, intensiv, voller Freude, Schmerz und Liebe, aber auch schnell vergänglich und kaum Spuren hinterlassend. Unsere Lebenszeit ist knapp bemessen und lässt sich nur begrenzt kontrollieren. Einen großen Teil dieser Zeit beansprucht der tägliche Gelderwerb. Die verbleibende Zeit wird mit der Befriedigung von Grundbedürfnissen und diversen gesellschaftlichen Verpflichtungen verbracht. Aber wir können auch innerhalb dieser Einschränkungen Sinn und Werte schaffen, wenn wir Körper und Geist miteinander in Einklang bringen, unsere spirituelle Ausrichtung vertiefen und Wege finden, anderen Menschen Gutes zu tun. Es ist jetzt an der Zeit, den Gegensatz zwischen einer materialistischen Arbeitsweise in der Welt und sogenannten spirituellen Bestrebungen zu überbrücken, bei denen Menschen sich von „Weltlichen“ abwenden, um den damit verbundenen Enttäuschungen und Anforderungen zu entgehen. Um im alltäglichen Leben erfolgreich zu arbeiten, benötigen wir Stärke und Toleranz, Geduld und Disziplin sowie Verständnis und Mitgefühl – Qualitäten, die in vielen Religionen als wesentlich für ein spirituelles Wachstum betrachtet werden.

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Wie kann ich einerseits ganz bei mir sein und gleichzeitig mit allen verbunden bleiben? Das scheint mir ein Aspekt zu sein, der in der heutigen Arbeitswelt immer wichtiger wird. Denn wir haben die Tendenz, überall dabei sein zu müssen. Unendlich viele Termine und Anforderungen sind von uns täglich zu bewältigen. Wenn wir ein erfülltes Leben führen möchten, wird es deshalb umso wichtiger, dass wir Methoden finden, bei uns zu bleiben und trotzdem voll im Leben zu stehen. Das können wir aber nur erreichen, wenn wir in den „schwierigen Momenten“ des Alltagslebens immer wieder kurz innehalten und den Alltag als eine wunderbare Gelegenheit dazu erkennen, Achtsamkeit und Bewusstsein zu üben.

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TagesSatz

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Stefan Lehnert (photocase.com)

DI E KO CH N IS C HE

* HANS PETER PUNG & TEAM

Kochen mit dem TagesSatz LECKERE GERICHTE FÜR SIE ENTDECKT

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as gibt es heute zum Abendbrot: wieder einmal nur Wurst oder Käse? Hierzu gibt es auch Alternativen. Einige wollen wir Ihnen heute vorstellen. Sie können unsere Rezepte auf einer Scheibe Brot genießen oder auch in den Mittelpunkt stellen. Wir wünschen wie immer viel Spaß beim Zubereiten und Genießen.

Rührei mal Anders (4 Portionen / ca. 1 Euro pro Portion)

8 Eier, 2 Zwiebeln, 100g Schinken nach Wahl, 1 kleine Zucchini, 1 Knoblauchzehe, 3 EL Parmesan gerieben, Salz, Pfeffer, Salz, Pfeffer, Öl zum Braten, Schnittlauch gehackt Zwiebeln schälen, in feine Würfel schneiden. Knoblauch schälen, ebenfalls fein würfeln. Zucchini waschen, mit Schale in dünne Stifte schneiden. Schinken in Streifen schneiden. Öl in einer Pfanne erhitzen. Schinken zugeben, kräftig anbraten. Zwiebeln und Knoblauch zufügen, glasig anschwitzen. Zucchini zufügen, leicht Farbe nehmen lassen. Die Eier gut miteinander verquirlen. Käse unterheben, mit Salz und Pfeffer würzen. In die Pfanne gießen, stocken lassen dabei immer wieder umrühren. Aus der Pfanne nehmen, mit Schnittlauch bestreuen und heiß servieren.

„Obazda“

Kräuterquark

(ca. 6 Portionen / max. 1 Euro pro Portion ohne Brezeln)

(4 Portionen / etwa 1,50 Euro pro Portion)

300g Camembert, 125 Frischkäse (z.B. Philadelphia), 75g Butter weich, Paprikapulver rosenscharf, Salz, Pfeffer, Kümmel, Milch Den Camembert in kleine Stücke schneiden und mit einer Gabel fein zerdrücken, in eine Rührschüssel geben. Dann Butter und Frischkäse zufügen. Mit der Hand gründlich miteinander vermischen. Sobald die Zutaten sich einigermaßen vermengt haben, können Sie dann auch ein Handrührgerät (Knethaken) verwenden. Falls die Masse zu fest sein sollte, Milch hinzufügen, bis eine cremige Masse entsteht. Kräftig mit Paprikapulver bestreuen und unterrühren. Diesen Vorgang wiederholen bis der „Obazde“ eine leichte rosa Farbe nimmt. Zwischendurch probieren, damit es nicht zu scharf wird. Eventuell eine andere Sorte von Paprikapulver (edelsüß), die nicht so scharf ist, verwenden. Zum Abschluss mit Salz, Pfeffer und etwas Kümmel abschmecken. Tipp: Traditionell wird „Obazda“ mit Zwiebelringen (rote Zwiebel) garniert serviert. Dazu reichen Sie Radieschen und Laugenbrezeln.

500g Quark, 4 Schalotten, je einen Bund Petersilie und Schnittlauch, Salz, Pfeffer, Milch Schalotten schälen, fein würfeln. Kräuter waschen, trocknen, fein hacken. Quark in eine Schüssel geben und mit Milch anrühren, bis eine cremige Existenz entsteht. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die restlichen Zutaten zufügen und gut vermischen. Kalt stellen. Tipp: Welche Fettstufe sie verwenden, liegt an Ihnen. Wählen Sie einfach nach Ihrem Geschmack. Sie können auch andere Kräuter verwenden, wichtig ist dabei nur, der Quark sollte eine deutliche Kräuternote haben. Dazu können Sie Pellkartoffeln reichen oder frisches Roggenbrot.

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Tipp: Rösten Sie Bauernbrot (2 Scheiben pro Person) von beiden Seiten knusprig an und verteilen Sie dann das Rührei darauf, so wird es besonders lecker. TagesSatz

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H IN T E R D E N K U L ISSE N

Rock ’n’ Roll hinter Gittern „Forever 27 Club“ in der JVA Rosdorf

* REZENSIERT VON KRISTOFFER FILLIES

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ie erste Kooperation zwischen dem Jungen Theater und der JVA Rosdorf rockte wortwörtlich. Mit dem Musik-Theaterstück „Forever 27 Club“ trat das Ensemble des JT erstmals hinter Gittern auf. In der Sporthalle des Gefängnisses spielten sie eine leicht veränderte Version ihres derzeitigen Programmstücks mit Klassikern jung verstorbener Musiker. Die Rock-Legenden Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison und Kurt Cobain haben etwas Pikantes gemeinsam: Sie starben alle im Alter von 27 Jahren. Nach ihren Toden, die alle mit Verschwörungstheorien und Mythen belegt sind, entstand die Idee des „Forever 27 Club“. Es ist ein Club, aus dem man nie wieder austreten kann. Die Gefangenen der Justizvollzugsanstalt hatten die Möglichkeit, das Stück anzusehen. 18 Häftlinge nutzen das.

Und ihnen hat das Programm sichtlich gefallen. Zwar blieb die Aufführung im Gefängnis aufgrund fehlender echter Bühne ohne großer Garderobe (die Schauspieler trugen einheitlich schwarz) und ohne eine Show und Geschichte um die Songs herum. Doch das tat dem Spaß keinen Abbruch. Viele wippten zum Rhythmus oder sangen die Lieder mit. Für das Stück sei im Gefängnis aber falsch Werbung gemacht worden, sagt einer von ihnen. „Wir dachten alle, das wäre ein ganz normales Theaterstück. Hätten alle gewusst, dass das hier mit richtig Rock’n’Roll abläuft, dann wären ganz sicher mehr von den 280 Gefangenen gekommen.“ In dem Stück wird das Ensemble des Jungen Theaters zu einer großen Band, die die Meisterwerke der Forever27-Club-Mitglieder in einem Musikspektakel live wieder zum Leben erwecken.

Verlosung von JT-Karten

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er TagesSatz verlost in Kooperation mit dem Jungen Theater Göttingen 1x2 Karten für die Vorstellung „Katz und Maus“ am 22.09. um 20.00 Uhr Einsendeschluss ist am 13.09.2015 und eine Teilnahme nur per E-Mail an goettingen@tagessatz.de möglich. Bitte geben sie Ihre Telefonnummer – damit wir Sie benachrichtigen können – und als Betreff „Käse“ an! Die Karten liegen an der Abendkasse für den glücklichen Gewinner bereit. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!

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Die musikalische Leitung hatte JörgMartin Wagner inne. Die Stücke wurden gesungen von den Schauspielern und Sängern Ali Berber, Linda Elsner, Agnes Giese, Jan Reinartz, Eva Schröer und Karsten Zinser. Begleitet wurden sie von der Livemusik des Forever 27 Orchestra, das aus Gitarrist Marius Prill, dem Schlagzeuger Sven von Samson und dem Bassist Sebastian Strzys besteht. Neben den Gefangenen und den Schauspielern hatte auch die Leiterin der JVA Rosdorf, Regina-Christine Weichert-Pleuger, ihren Spaß: „Wir sprechen mit dem JT sogar über weitere Kooperation ab 2017.“

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WEITERE VORSTELLUNGEN: Am 25. September sowie 10. und 22. Oktober wird das Stück im Jungen Theater aufgeführt.

Katz und Maus

nach Günter Grass, in der Bühnenfassung von Mario Portmann. Katz und Maus, geschrieben von Günther Grass zwischen „Blechtrommel“ und „Hundejahren“, ist eine autobiografisch gefärbte Erzählung über eine Gruppe von Jungen, die während des Zweiten Weltkriegs ihre militärischen Sehnsüchte pflegen und von Heldentaten träumen. Danzig im zweiten Weltkrieg. Der Gymnasiast Mahlke hat einen besonders großen Adamsapfel. Dieser Makel, der ihn zum Gespött seiner Mitschüler macht, treibt ihn zu sportlichen Höchstleistungen, Rekorden und riskanten Leistungen an. Zunächst, indem er besonders erfolgreich in Wracks taucht. Alles zum Zwecke der Kompensation, die ihn dazu antreibt, eine besondere Auszeichnung anzustreben – das Ritterkreuz. Doch trotz aller Erfolge bleibt Mahlke am Ende die Auszeichnung verwehrt, vor seinem alten Gymnasium sprechen zu dürfen. In der Inszenierung von Nico Dietrich und der Dramaturgie von Tobias Sosinka erwacht die Novelle zu aktuellen Bezügen und zeigt, dass sie heute nichts an Aktualität verloren hat, mehr als 50 Jahre nach ihrem Erscheinen als zweiter Teil der Danziger Trilogie.

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TagesSatz

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ZWI SCHEN DEN ZE IL E N

Hinter verschlossenen Türen Um den Ruf der katholischen Kirche ist es derzeit nicht zum Besten bestellt. Da helfen auch die Beliebtheitswerte von Papst Franziskus nur wenig. Drei aktuelle Titel befassen sich mit den dringendsten Problemen der Kirche.

* DANIELE PALU

Machtmissbrauch

Gewalt

Patient

Das verschwenderische Bauvorhaben des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst, zahlreiche sexuelle Missbrauchsfälle an Schulen und in Kirchen oder das unfreie Leben im Zölibat lösen immer wieder große Kontroversen aus. Viele Gläubige fragen sich: Warum ist die Kirche so anfällig für Machtmissbrauch? Der renommierte Theologe und Psychologe Dr. Bernd Deiniger schildert Fälle aus seiner psychoanalytischen Praxis und veranschaulicht die Dynamik, die sich aus den bestehenden Machtstrukturen der Kirchen sowie den psychischen Dispositionen der Täter entwickelt. Denn die biografischen Hintergründe der Täter und Opfer geht häufig in reißerischer Berichterstattung und allgemeiner Entrüstung unter. Er erklärt, worauf die Macht der kirchlichen Amtsträger beruht und zeigt, wie die Kirche in die intimsten Lebensbereiche der Gläubigen eingreift, wie sie gläubige Laien zu Sündern macht, während sie die Amtsträger über diese erhebt. Er spricht Missstände deutlich an, ohne sie zu boulevardisieren. Stattdessen tragen seine Recherchen dazu bei, eine offene Diskussion über tabuisierte Themen anzustoßen. Und er gibt seinen Lesern einen konkreten Leitfaden an die Hand, was sich ändern muss, damit gezielter Machtmissbrauch durch kirchliche Amtsträger verhindert werden kann – sowohl in der Kirche als auch in der gesamten Gesellschaft.

„In der westlichen Kultur geht man heute selbstverständlich davon aus, dass Religion zwangsläufig mit Gewalt einhergeht“, stellt Karen Armstrong am Anfang ihrer groß angelegten Untersuchung fest. Aber ist Religion wirklich so gewaltsam? In drei Themenbereichen hinterfragt die weltweit anerkannte Religionswissenschaftlerin das komplizierte Verhältnis von Religion und Gewalt. Ihr Blick reicht von den frühen Hochkulturen in Indien, China und Israel über den Einfluss der Religion auf die mittelalterlichen Großreiche des christlichen und des islamischen Kulturkreises bis hin zu den Konflikten der neuzeitlichen Nationalstaaten und den religiösen Verwerfungen der Gegenwart. Am Ende ihrer aufschlussreichen Untersuchung kommt sie zu der überraschenden Erkenntnis, dass Religion nicht zum Sündenbock für eine Welt taugt, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit sehnt. Ein epochales Werk, nicht nur aufgrund seines Seitenumfangs!

Seit der Wahl von Papst Franziskus hoffen viele Katholiken auf Reformen. Zu pragmatisch, ja rückwärtsgewandt, erschien vielen Gläubigen das Pontifikats Benedikts XVI. Doch ist diese Hoffnung auch berechtigt? In seltener Klarheit deckt der Theologe und Journalist Joachim Frank die Defizite und blinden Flecken der Kirche auf – und offenbart so die zahlreichen „Baustellen“ für Papst Franziskus: von antiquierter Sexualmoral über vergessener Spiritualität bis hin zur Ausgrenzung der Frauen. Der Wandel, so Frank, müsse aus der Mitte der Kirche kommen: von Laien und Praktikern ebenso wie von Priestern und Theologen. Unterstützung in Form von Gastbeiträgen erhält er von prominenten Kirchenvertretern und engagierten Christen, wie Margot Käßmann oder Annette Schavan. Das Fazit aller: Der Vatikan muss sich öffnen, die Kirche braucht Vielfalt.

Bernd Deiniger: Wie die Kirche ihre Macht missbraucht. Fischer 12,90 Euro Broschiert 189 Seiten

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Karen Armstrong: Im Namen Gottes. Pattloch 24,99 Euro Gebunden 688 Seiten

Joachim Frank: Wie kurieren wir die Kirche? Dumont 19,99 Euro Gebunden 300 Seiten

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Der Mensch steht im Vordergrund. Daher unterstützen wir den TagesSatz. SYCOR mbs GmbH Brauweg 40, 37073 Göttingen www.sycor-mbs.de

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WA S E S S O N ST NOC H G IB T

Reiselust Das Gedicht „Zugvogel“ der Kasseler Autorin Sabine Parsunka thematisiert ein Gefühl, das wohl jeder von uns kennt …

* SABINE PARSUNKA

Andreas Trepte

Zugvogel

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Ich segne den Zufall, der dich in mein Land geführt; er hat dich mir für eine kurze Zeit geschenkt. Wie ein Zugvogel hast du weite Strecken zurückgelegt und noch vor dir.

MEHR ZUM THEMA: Von der Autorin liegt der Gedichtband „Wahnsinnig verliebt“ vor. Der Preis beträgt 15,80 Euro. Falls Leserinnen oder Leser Interesse an dem Buch haben, stellen wir gern einen Kontakt her.

Aus der Wärme kamst Du, hier hat Kälte dich umfangen. Der graue Himmel Treibt dich wie einen Zugvogel weiter. Das Eis in Menschenherzen Lässt dich anderswo nach Sonne suchen.

Wie einem Zugvogel Steht die Welt dir offen. Freiheit ist in dir verwurzelt, an wieviel Orte noch wird sie dich wehn? Welche Länder werden dir Ein wenig Heimat sein? Wenn du weiterfliegst, hinterlässt du in mir eine tiefe, unheilbare Wunde und eine große Freude. Ich segne den Zufall, der dich mir für eine kurze Zeit geschenkt.

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2 Jahre

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6 Jahre

2 Jahre

3 Jahre

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6 Jahre

...wohnungslos

An alle wohnungslosen Jugendlichen: Kommt zur 2. Konferenz der Straßenkinder am 25. und 26.9.2015 in Berlin Meldet Euch an unter 0176 34 48 85 17

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DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Mietpreiserhöhungen in Studentenwohnheimen

Land will Mieten auch in Kassel bremsen

GÖTTINGEN – Eine gesetzliche Regel besagt, dass Eigentümer von Wohnungen, die bis zum 31.12.2012 errichtet oder genehmigt wurden, in Räumen und Fluren bis Ende des Jahres Rauchmelder installiert werden müssen. Und so hat auch das Studentenwerk Göttingen begonnen, die jeweiligen Studentenwohnräume mit Rauchmeldern auszustatten. 7.500 dieser kleinen Helfer werden nun in den kommenden Wochen verklebt und verbaut. An sich kein Problem, sollen sie doch der Sicherheit dienen. Für die Studierenden der Universität Göttingen ist diese Einrichtung allerdings mit Ärger verbunden, denn das Studentenwerk hat mit der Installation der Rauchmelder auch gleich eine Mieterhöhung angekündigt: Nach Schätzungen des Werks beläuft sich diese auf 10 Euro pro Jahr und Wohnheimplatz. Dagegen regt sich Widerstand: laut der Wohnrauminitiative haben sich bereits diverse Wohnheime gegen die angekündigten Baumaßnahmen ausgesprochen. Sie hätten selbst Rauchmelder angebracht und würden diese auch entsprechend warten, hieß es in einer Erklärung. Man wolle diese Form der Selbstverwaltung auch weiterhin beibehalten. Doch dagegen geht das Studentenwerk vor. Es will die bereits angebrachten Rauchmelder demontieren, verschrotten und die eigenen anbringen. Denn Installation und Wartung seien Aufgabe des Vermieters, und das sei das Studentenwerk, erklärte Geschäftsführer des Studentenwerks, Jörg Magull gegenüber dem Tageblatt. Für die Wohnraum Initiative allerdings steht fest, dass sie diese Mieterhöhung durch die Hintertür nicht dulden werden. (cs)

KASSEL – In Kassel soll der Anstieg der Mietpreise gebremst werden. Denn im Stadtgebiet ist der Wohnungsmarkt angespannt. Das belegt ein Gutachten des Darmstädter Instituts Wohnen und Umwelt, das im Auftrag des zuständigen hessischen UmweltMinisteriums erstellt worden ist. Dies gilt auch für Marburg, Frankfurt, Offenbach, Darmstadt, Wiesbaden, Rüsselsheim und Bad Homburg vor der Höhe. Die hessische Landesregierung will die laut Bundesgesetz mögliche, zweite Stufe der Mietpreisbremse vom 01.Oktober dieses Jahres an einführen. Sie soll nur für Neuverträge gelten. Das Ministerium hat laut Sprecherin Rebecca Gerigk die Anhörung zum Entwurf der Mietpreisbremse gestartet. Städte und Gemeinden hätten nun über die kommunalen Spitzenverbände bis zum 28.August die Gelegenheit, ihre Stellungnahmen abzugeben. Die zusätzliche Mietpreisbremse soll freilich nur auf die betroffenen Gebiete in den Städten begrenzt werden. In einigen Stadtteilen mit geringeren Mietsteigerungen wird es daher keine zusätzliche Preisbremse geben. Das kritisiert der Mieterbund Nordhessen: „Wenn einzelne Stadtteile aus der Begrenzung herausgenommen werden, so führt dies nur dazu, dass sich die Probleme dorthin verlagern und in den betroffenen Stadtteilen künftig überproportional steigen. Dies wiederum führt dann zu weiteren Verdrängungen“, so Eberhard Fischer, Zweiter Vorsitzender des Mieterbundes Nordhessen. Auch die rot-grüne Rathaus-Koalition setzt bisher auf eine stadtweite zusätzliche Mietpreisbremse. Der Haus- und Grundeigentümer-Verband Kassel hat hingegen angekündigt, in einem Musterfall vor dem Verwaltungsgericht gegen die Mietbremse zu klagen, sollte diese auch in Kassel umgesetzt werden. (hw)

Nächstes Mal OKTOBER-AUSGABE 2015

Zum Herbstanfang geht es um das Verhältnis von Mensch und Tier.

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TagesSatz

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Jörg Sanders

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo & Fr: 11-13 Uhr, Mi: 11-14 Uhr Di & Do: geschlossen Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do: 9-11 Uhr / Do: 16-18 Uhr Mi & Fr geschlossen Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse IBAN: DE41 5205 0353 0001 1833 79 BIC: HELADEF1KAS Sparkasse Göttingen IBAN: DE59 2605 0001 0050 5815 11 BIC: NOLADE21GOE Redaktionsleitung: Carolin Schäufele (cs) (GÖ) Harald Wörner (hw) (KS) Pressearbeit: Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Udo Drescher, Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Ute Kahle, Andreas Pramann, Tel./AB: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Nora Mey, Sabine Parsunka, Hans-Peter Pung, Baton Schmidt, Katharina Schwarz Redaktion Göttingen: Daniel Albrecht, Moritz Emmelmann, Kristoffer Filies, Elisabeth Hohensee, Ute Kahle, Jasemin Kara, Martina May, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu Illustration: Pilar Garcia Fotografie: Daniel Albrecht, Atelier Goldstein, Annika Buschey, Dalibri, Clemens Eulig, Christine Hohensee, Joshua Kahle, Ute Kahle, Stefan Lehnert, misterQM, Jörg „Yogi“ Müller, Herbert Pfarrhofer, Jörg Sanders, Peter Christoph Scholz, Katharina Schwarz, stokpic, Andreas Trepte Umschlag: Ute Kahle Layout: Dirk Mederer [PLAZEBO] mediapool. Göttingen mediapool-goettingen.de Lotzestr. 22c, 37083 Göttingen Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Harald Wörner Der TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 5.000

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.

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WOHIN, WENN ALLGEMEINE HILFEN Göttingen Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/999590 Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 , 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1, 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19, 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7, 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2, 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5, 37073 Göttingen 0551/56190 Diakonieverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Schillerstraße 21 37083 Göttingen 0551/517810 Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458

LEB Ländliche Erwachsenbildung Groner Landstr. 27 37081 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di und Fr 14.30-18 Uhr BBA e.V. TU WAS Lange Geismarstr. 3, 37083 Göttingen 0551/485200 Mo, Mi, Do 9.30-12 sowie Di 10-12 u. 14-16 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8, 34117 Kassel 0561/7209536 ESSENSAUSGABEN Göttingen Die Göttinger Tafel Mauerstr. 16-17, 37073 Göttingen Tel. 0551–51030 Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5, 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003

Arbeit und Leben (A&L) Lange Geismarstr. 72-73 37073 Göttingen 0551/495070 oder 4950741 Di und Do von 9.30-13.30 Uhr

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Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862

Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen 0551/5473717 Ausgabe: Do 9-12 Uhr

Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766 Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920 HAFTENTLASSENE Göttingen

Kassel

FRAUEN IN NOT

HILFE & SELBSTHILFE BEI AIDS

Göttingen

Göttingen

KORE e.V. (Beratung für Frauen) Papendieck 24/26, 37073 Göttingen 0551/57453 Mo, Do 9-13 Uhr

Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14, 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411

Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684

AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4, 37073 Göttingen 0551/4004831

Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800

Kassel

Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel

FRANKA e.V. Verein zum Schutz von Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind Frankfurter Straße 78a 34121 Kassel 0561/70165824

Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a, 37073 Göttingen 0551/43373

Göttingen

Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Stellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche

Zentrum für Sucht- & Sozialtherapie Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-0

Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0

Göttingen

Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24, 37081 Göttingen 0551/632977

Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113

Göttingen

KLEIDERKAMMERN

Suppentopf der Heilsarmee jeden Donnerstag von 14-15 Uhr Martinsplatz

pro familia Beratungsstelle Breitscheidstraße 7 34119 Kassel Tel. 0561 7661925-0 Fax. 0561 7661925-99

ARBEITSLOSENHILFE

GESUNDHEIT

Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00

Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 KINDER & JUGENDLICHE IN NOT Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690

Autonomes Frauenhaus 0561/898889

Kassel

Frauen in Not 0561/9892929

Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852

Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36

Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301

Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5, 34117 Kassel 0561/572090 Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24, 34117 Kassel 0561/7290441 LEBENSKRISEN Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 NOTSCHLAFSTELLEN Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 RECHTSBERATUNG & HILFE Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51, 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel 0561/772934

Suchtberatung Diakonisches Werk Kassel Sucht- und Sozialtherapeut. Zentrum Frankfurter Str. 78A, 34121 Kassel 0561/93895-0 SUCHTBERATUNG: DROGEN Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2, 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21, 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WOHNUNGSLOSENHILFE Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7, 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f, 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Tilsiter Straße 2a, 37083 Göttingen 0551/517980 Wohn-/Übernachtungsheim für Frauen und Männer Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18, 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061

Göttingen

Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738–00

AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0

Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-10

Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1, 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30

WOHNUNGSPROBLEME

Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5, 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24, 37073 Göttingen 0551/57094

Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59, 34117 Kassel 0561/103861

SUCHTBERATUNG: ALKOHOL Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0

Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@tagessatz.de!

TagesSatz

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Mit dem Einwurf Ihres Pfandbelegs in den BonBons-Behälter unterstützen Sie direkt bedürftige Menschen in Ihrer Region. Ihre Spende kommt zu gleichen Anteilen dem Straßenmagazin TagesSatz, sowie in Göttingen der Göttinger Tafel, in Kassel der »Gesegneten Mahlzeit« und dem »Suppentopf« zu Gute. Informationen zum Projekt und zu den Supermärkten mit BonBons-Boxen erhalten Sie auf unserer Webseite: www.pfandbonbons.de Die Spenden gehen an:

TagesSatz

Unterstützt durch:

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Foto: Sarah Raymaekers | Gestaltung: Dirk Mederer [plazebo.net]

»Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde.«


© basta.de 02/2015

Nicht vergessen! Unsere Mitternachtssauna-Termine 2015 21. März 20. Juni 26. September 19. Dezember

Ausgezeichnet schwitzen ließ es sich schon immer im Badeparadies – nun ist es aber auch „amtlich“ bestätigt: Der Deutsche Saunabund verlieh unserer Saunalandschaft sein höchstes Gütesiegel „SaunaPremium“. Erleben und genießen Sie doch selbst einmal unser Fünf-Sterne-Saunaangebot: Dampfsaunen, Sanarium, Salionarium, Doppel-Maa-Saunen, Aufguss-Arena, Kaltwasserbecken, Außenschwimmbecken mit Thermalsole, Naturbadeteich, Ruhepavillon, Außenterrasse, Ruheräume, Kaminecke, Fitnessbar, Massage & Shiatsu. Und noch viel mehr ...

Windausweg 60, 37073 Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa., So. und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36

Bewegend. Erholsam. Erfrischend.

Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co.TagesSatz KG

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