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G RU S S W O RT D E S B U ND E SP R ÄSI DEN TEN

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EDI TOR IAL

TagesSatz. Hilft sofort. Liebe Leserinnen und Leser, unsere Kindheit erscheint uns immer unglaublich kostbar, es ist ein Lebensabschnitt, der immer mit einem leicht verträumten Augenausdruck genannt wird. Und schnell fallen uns dann kurze Anekdoten ein, die wir gern erzählen. Doch dass nicht jede Kindheit immer von viel Spiel, Spaß und Liebe geprägt ist, das ist leider bittere Realität. Und vor diesem Hintergrund haben wir uns mit dem Thema Kindheit einmal etwas intensiver auseinandergesetzt. Denn die unbeschwerte Kindheit, wie sie heute normal sein sollte, ist nicht für alle Menschen ebendies. Ist Kindheit immer gleichzusetzen mit dieser verklärten Annahme von Freiheit und glücklich sein? Wir haben nach Kindheiten gesucht, die nicht so rosarot verlaufen sind oder aktuell verlaufen. Auf Seite 10 lassen wir Kinder zu Wort kommen, die nicht so groß werden dürfen, wie der Großteil der Kinder in Deutschland. Im Kaffeeklatsch haben wir die beiden Göttinger Theater-Intendanten zu Wort kommen lassen. Sie berichten auf Seite 6 über ihr Ankommen in der Stadt und was sie vom Göttinger Theaterpublikum halten. Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre. Wenn Ihnen etwas fehlt, lassen Sie es uns wissen.

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Das ist die KRAFT der Patenschaft. TagesSatz

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e Jetzt Pat rden: we worldvision.de

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Stefan Lins

TA G E S S ATZ INT E R NAT IONA L

Das Venedig des Nordens

Ein Besuch in der schwedischen Hauptstadt ist ein Muss für Fans des skandinavischen Landes. Gekonnt vereint sie schwedische Geschichte und Kultur mit dem jungen, mondänen Leben in einer Großstadt. Stockholm hat dabei für jeden Besucher etwas zu bieten.

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s gibt viele gute Gründe, warum Stockholm eine Stadt ist, die zu begeistern weiß. Einer davon ist das Wasser, das die Stadt umgibt. Die Hauptstadt liegt im landschaftlich wunderschönen Schärengarten und an der Ostsee-Mündung des Sees Mälaren. In der größten Stadt Skandinaviens leben ca. 1,4 Millionen Menschen. Das Stockholmer Leben findet am Wasser statt, wie man bei einem Spaziergang am Hafen gut beobachten kann. Wendet man sich stadteinwärts, trifft man sogleich auf den nächsten Grund, der Stadt einen Besuch abzustatten: die Altstadt. Diese liegt auf der Insel Stadsholmen. In den schönen kleinen Gassen der Gamla Stan finden sich Restaurants, Galerien und alles, was das Herz der Souvenirjäger begehrt. Stockholm ist eine Stadt der Individualisten. Neben den üblichen Geschäften und den großen Namen der Modebranche finden sich viele kleine Boutiquen und Second-Hand-Läden, in denen man sich gut einen ganzen Tag herumtreiben kann. Erklimmt man den höchsten Punkt der

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* SABRINA ERDMANN VOR ORT IN STOCKHOLM Altstadtinsel, findet man sich vor dem Schloss des schwedischen Königshauses wieder. Es wurde von 1690 bis 1750 erbaut und zählt zu den bemerkenswertesten Barockbauten Skandinaviens. Das Schloss kann besichtigt werden und es beherbergt mehrere Museen zur Geschichte der Könige. Eine besondere Touristenattraktion ist die Ablösung der Palastwache, die täglich mit musikalischer Begleitung zelebriert wird. Weitere architektonische Sehenswürdigkeiten auf der Altstadtinsel sind die Storkyrkan, die Domkirche Stockholms, und die Deutsche Kirche (Tyska kyrkan). Wer nach einem Spaziergang durch die Altstadt noch die Muße hat, eines der vielen Museen der Stadt zu besuchen, wird nicht enttäuscht. Musikfans kommen im ABBA-Museum voll auf ihre Kosten. Kunstinteressierte werden im Nationalmuseum fündig, Schwedens größtem Kunstmuseum. Erstklassig ist auch das Nobel-Museum, welches sich dem Nobelpreis, dem Leben von Namensgeber Alfred Nobel und den Gewinnern des renommierten Preises widmet. Wenn der Tag

zu Ende geht, zeigt sich Stockholm auch als Stadt für Nachtschwärmer. In tausenden kleinen Bars und Clubs feiert das junge Stockholm. Das Einzige, das einen daran vielleicht hindert, sind die hohen Preise. Stockholm ist sicherlich keine Stadt für das kleine Budget, hat dafür aber auch viel zu bieten. Und es lassen sich viele Aktivitäten finden, die überhaupt nichts kosten: Die Stadt und die Landschaft bei Spaziergängen zu erkunden oder im Hafen oder in einem der vielen Parks in der Sonne zu sitzen, kostet schließlich nichts. Letztendlich ist es gar nicht so wichtig, wie genau man seine Zeit in Stockholm verbringt. Die Stadt begeistert und verzaubert mit einer Mischung aus architektonischen Schönheiten, kulturellen Sehenswürdigkeiten, dem urbanen Leben einer Großstadt und einer Menge schwedischer Gastfreundlichkeit. Es lohnt sich also, aus dem beschaulichen Småland, der Region in der die meisten Deutschen ihren Schweden-Urlaub verbringen, etwas weiter gen Norden zu fahren und sich selbst ein Bild von Stockholm zu machen.

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I NHALT

KINDER, KINDER 8 Kleckernde Tyrannen? ZOÉ DUBOIS 10 Verwandelte Kindheit MORITZ EMMELMANN 11 „Kindergeschichten“ KRISTOFFER FILLIES, UTE KAHLE, CAROLIN SCHÄUFELE Mutter mit 14 Jahren | Zirkuskind | Adoptiert mit 3 Tagen

Ella geht nicht zur Schule | Star Wars gegen IS | TagesSatz-Verkäuferkind

14 Probleme anpacken anstatt zu lamentieren HARALD WÖRNER 16 Wovon wir dringend mehr brauchen: Politische Bildung für die Kleinsten DANIEL AHLBRECHT

RUBRIKEN

tagesklatsch mit kaffeesatz

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mit ERICH SIDLER (DT) und NICO DIETRICH (JT) CAROLIN SCHÄUFELE

GÖTTINGEN 18 Ein Mythos für harte Zeiten A. BENCSIK, I. KIEPE, P. HAASE, J. SPEUDON 20 Als Kind ein Forscher sein KRISTOFFER FILLIES

KASSEL 22 23 24 25

Aufwachsen nach der Flucht FRANK ECKARDT Ohne Tram: Der Boulevard der Kettenläden NORA MEY Düsterer Exzess BATON SCHMIDT Die Schweineparade CLAUDIA HAHN

3 Editorial 4 TagesSatz International 17 Paragraphenreiter 19 Verlosung von Karten & CDs 21 Der Comic 26 Kultur-Empfehlungen 28 Hinter den Kulissen 29 Die Kochnische 30 Zwischen den Zeilen 33 Der Ticker Nächstes Mal Impressum 34 Wohin, wenn

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Ort, Datum Unterschrift

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Junges Theater

Deutsches Theater

DAS GESPRÄCH

tagesklatsch mit kaffeesatz

Theater den ganzen Tag NICO DIETRICH (JUNGES THEATER) * DIE INTENDANTEN ERICH SIDLER (DEUTSCHES THEATER)IMUND GESPRÄCH MIT CAROLIN SCHÄUFELE

Fragen an Intendant Erich Sidler, Deutsches Theater Herr Sidler, hat Göttingen mit seiner Kulturlandschaft gehalten was Sie von ihr erwartet haben? Göttingen ist in vielerlei Hinsicht eine besondere Stadt, die sich definiert durch den Auftrag Wissen zu vermitteln, zu konservieren und weiterzuentwickeln. Das Kulturgut Bildung existiert aber nicht solitär, es wird inspiriert durch die darstellende und bildende Kunst und die Musik. Wie gestaltet sich Ihre tägliche Arbeit? Planen, organisieren und leiten. Viel wichtiger ist die langfristige Arbeit. Das Ensemble zu entwickeln, das Profil des Deutschen Theaters zu schärfen und die Stadt zu bereichern.

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Wenn es um die Bestückung der Spielpläne geht, welche Kriterien legen Sie bei der Auswahl der Stücke an? Worüber wollen die Göttinger reden? Worüber muss in Göttingen geredet werden? Jeder Intendant bringt eigene Ideen zur Gestaltung der Intendanz mit. Mit welcher Vorstellung sind sie an die Theaterarbeit herangegangen und was hat funktioniert? Die Verknüpfung von Bildung/Ausbildung und Theater durch Kooperationen mit Schulen ist gut angelaufen und bietet Perspektiven für die Zukunft. Theater gehört zum Leben, es ist nicht Privileg einer Elite. Theater provoziert politisches Bewusstsein – das braucht die Demokratie. Göttingen ist ja nun nicht gerade Berlin. Wie sind Sie in der Stadt angekommen?

Ein Deutsches Theater in Göttingen hat eine andere Funktion als die Theater in der Hauptstadt. Es ist Stadttheater und ein Ort, mit dem sich die Menschen identifizieren wollen. Genau deswegen war es mein Wunsch, dieses Theater künstlerisch auszurichten. Ich fühle mich hier sehr wohl. Fühlen Sie sich von ihrem Publikum als Theatermacher akzeptiert? Ich erlebe das Publikum des Deutschen Theaters als gastfreundlich, interessiert und offen. Theater muss inspirieren, herausfordern, Fragen stellen, manchmal beglücken und manchmal auch unangenehm sein. Göttingen hat eine lange Theatertradition und auch eine besondere Nähe zu seinen Stadttheatern. Nehmen Sie das so wahr? Genauso nehme ich das wahr.

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DAS GESP R ÄC H Fragen an Intendant Nico Dietrich, Junges Theater Herr Dietrich, hat Göttingen mit seiner Kulturlandschaft gehalten was Sie von ihr erwartet haben? Oh ja, mehr als das! Die Breite des kulturellen Angebotes ist wahrlich großstädtisch. Darüber hinaus gibt es ein großes Publikum aus Göttingen und Umgebung, das sich für Kunst und Kultur interessiert. Dabei geht es aber nicht um den bloßen Konsum von Kultur, also blanke Unterhaltung. Das Göttinger Publikum möchte intellektuell und politisch gefordert werden. Das schätze ich an Göttingen sehr und diese Publikumshaltung ist nicht selbstverständlich. Dazu löst sich in meiner zweiten Spielzeit immer mehr meine Überzeugung ein, dass diese Stadt nach wie vor zwei eigenständige Ensembletheater braucht. Wenn das Junge Theater ausverkauft ist, dann ist der Saal des Deutschen Theaters doch nicht leer. Und umgekehrt ist es ja sicher auch nicht der Fall. Das heißt der Bedarf für dieses kulturelle Angebot ist da. Wie gestaltet sich Ihre tägliche Arbeit? Bevor ich die Aufgabe als Intendant des JT angenommen habe, war ich freiberuflich als Theaterregisseur, Produzent, Festivalleiter und Autor tätig. Aber alle Tätigkeitsfelder wurden bisher immer geordnet nacheinander abgearbeitet. Jetzt werden die unterschiedlichsten Aufgabenfelder oft parallel von mir abgefragt und es vermischen sich oft künstlerische Aufgaben mit den administrativen. Zugegeben, das funktioniert nicht immer perfekt im täglichen Ablauf von Theaterproben und den Leitungs- und Gestaltungsaufgaben, aber ich habe viel dazugelernt und es wird immer besser! Das alles würde ich aber nicht ohne das großartige Team des JT schaffen. Es hält mir oft den Rücken frei, damit ich mich auf meine Kernaufgaben konzentrieren kann. Doch nach und nach rückt die Kunst wieder weiter in den Vordergrund und ich denke, dass wir ab 2016 mal so richtig gemeinsam durchstarten können!

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Wenn es um die Bestückung der Spielpläne geht, welche Kriterien legen Sie bei der Auswahl der Stücke an? Grundsätzlich sollten unsere Stücke und deren Interpretationen immer eine politische und somit eine gesellschaftliche Dimension enthalten. Das wird dem Charakter des Jungen Theaters und seiner Geschichte gerecht. Mit Stücken wie „Wir sind keine Barbaren!“ und dem Georg Büchner Abend “Dantons Tod – Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ stellen wir aktuelle und brisante Themen wie soziale Ungerechtigkeit und Fremdenhass in den Mittelpunkt. Das sind die Parameter nach denen wir auswählen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass sich die Stücke mit den Menschen und Themen der Stadt Göttingen verbinden. Das heißt einerseits, dass Bürger der Stadt Göttingen in den professionellen Produktionen mitspielen und dass wir mit einigen Rechercheprojekten wie „2030 – Odyssee im Leerraum“ und unserem für 2017 geplanten „Lichtenberg-Projekt“ uns direkt den in Göttingen verborgen Themen widmen, also im ersten Fall dem demografischen Wandel und im zweiten der schillernden Wissenschaftsgeschichte dieser Stadt. Das spiegelt auch die Plakatserie für unsere Stücke wieder, die immer einen Menschen der Stadt zum Helden eines Stückplakates macht. Jeder Intendant bringt eigene Ideen zur Gestaltung der Intendanz mit. Mit welcher Vorstellung sind sie an die Theaterarbeit herangegangen und was hat funktioniert? Ich habe festgestellt, dass die ernsthafte Situation in der sich das Junge Theater vor meinen Antritt in Göttingen befand nicht viel Raum für Gestaltung gelassen hat. Das hat die Art der hauseigenen Theaterproduktionen sehr stark eingeschränkt. Mit einem sehr schmalen Budget und 6 Schauspielern noch 25% Eigenmittel einspielen zu müssen, ist mehr als sportlich. Doch wir konnten Strategien entwickeln um Drittmittel zu akquirieren und Koproduktionen durchführen, die das Ensemble entlasten. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit dem Studiengang zeitgenös-

sisches Figurentheater der Hochschule für Schauspielkunst “Ernst Busch“ Berlin, die Kooperation mit der Stadtwerke Göttingen AG und Förderungen der Kulturstiftung des Bundes. Damit haben wir dem Haus nicht nur Entspannung verschafft, sondern auch sein einzigartiges Profil erweitert und die überregionale Bedeutung gefestigt. Das wiederum wurde von der Politik der Stadt und des Landkreises honoriert und die Zuschüsse für das Junge Theater Göttingen für die kommenden Spielzeiten erhöht. Das ist ein klares Bekenntnis für das Junge Theater. Ich denke, die Arbeit die wir im vergangenen Jahr geleistet haben trägt Früchte. Göttingen ist ja nun nicht gerade Berlin. Wie sind Sie in der Stadt angekommen? Fühlen Sie sich von ihrem Publikum als Theatermacher akzeptiert? Gott sei Dank ist Göttingen nicht Berlin. Haben Sie da mal gelebt und gearbeitet? Aber das, was ich aus Berlin künstlerisch vermisse, hole ich nach Göttingen. Oder wir fahren mit unseren Produktionen selbst nach Berlin, wenn wir keine Lust mehr auf Göttingen haben ;-). Im vergangenen Jahr haben wir ein bundesweites Netzwerk Freier Theater gegründet. Dieses Netzwerk verbindet auf unsere Initiative Freie Theater aus Ballungszentren wie Stuttgart, München, Berlin, Hamburg, Köln und Göttingen. Und der Gewinn für das Junge Theater ist, dass wir spannende Produktionen bundesweit untereinander austauschen. Persönlich fühle mich hier in Göttingen sehr wohl. Göttingen hat eine lange Theatertradition und auch eine besondere Nähe zu seinen Stadttheatern. Nehmen Sie das so wahr? Definitiv! Was ich interessant finde, dass es dem Göttinger Theaterbesucher die reine Tradition nicht genügt. Sie sind begierig und sehr offen für neue Ästhetiken. Das heißt für mich, natürlich nicht nur die Standards erfüllen, sondern auch immer wieder Innovationen anzubieten. Dafür ist das Junge Theater ja gerade zu prädestiniert.

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Kleckernde Tyrannen? * ZOÉ DUBOIS Kinder sind die nächste Generation, wie sie aufwachsen prägt sie und die Gesellschaft, in der sie leben. In verschiedenen Epochen ging man sehr unterschiedlich mit Kindern um. Ein kurzer Abriss der Geschichte der Kindheit in Europa.

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ie Bundeszentrale für politische Bildung definiert Kinder als einen „Personenkreis, dessen Lebensalter zwischen Geburt und Erwachsenenalter liegt“ und für welchen „besondere Fürsorge-Bestimmungen und (Kinder-)Schutzgesetze“ gelten. In früheren Zeiten sah man Kindheit eher als die Jahre an, die es zu überbrücken galt und nach deren Verstreichen der herbeigesehnte Erwachsene sich in die Gesellschaft einfügte. Denn lange Zeit, genauer von der Antike bis ins 18. Jahrhundert, wurde nicht nur die Kindheit als unbedeutende Lebensphase angesehen, sondern auch Kinder an sich galten nicht als vollwertige Menschen. Das Ziel war immer das Erwachsenenalter.

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In der Antike sicherten Kinder hauptsächlich das Fortbestehen der Familie, sie galten nicht als Individuen mit eigenen Charakteren, zumindest nicht, bevor sie in die Pubertät kamen. Diese wurde als bedeutend angesehen für die spätere Entwicklung. Cicero soll einmal gesagt haben, man könne die Kindheit nicht preisen, lediglich ihr Potenzial. Und das war der künftige Erwachsene, der in jedem Kind steckt. TagesSatz

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TI TELTH E M A An der Erziehung der Kleinen verzweifelte auch manch großer Denker. So soll Sokrates gesagt haben: „Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer!“ Dieser Satz klingt auch nach Jahrhunderten noch vertraut. Eine ähnliche Auffassung von Kindheit vertrat man im Mittelalter: mit dem Unterschied, dass die Phase der Kindheit hier sehr viel kürzer war. Sobald die Kinder alt genug zum Arbeiten waren, mussten sie mithelfen: auf dem Feld, der Viehzucht, in den Werkstätten. Und schon ungefähr ab dem siebten Lebensjahr galten sie als „kleine Erwachsene“, für die die gleichen Regeln galten, wie für alle anderen auch. Der franziskanische Prediger Berthold von Regensburg riet daher: „Von der Zeit an, wenn das Kind die ersten bösen Worte spricht, sollt ihr ein kleines Rütlein bereithalten.“ Während der Renaissance schließlich, im 15. und 16. Jahrhundert, galten Kinder nicht mehr als persönlichkeitslos, sondern ins andere Extrem pendelnd, als dumme, unvollkommene, schwache Menschen. Da sah es die Gesellschaft als ihre Aufgabe an, aus ihnen der Gesellschaft nützende Erwachsene zu formen. Und zwar durch strenge Erziehung in den Elternhäusern und in der Schule, durch strikte Lehrpläne und viel Disziplinierung. Dies änderte sich in den Jahren ab 1700, dem Jahrhundert der Aufklärung und der Französischen Revolution. Das freiheitliche Denken breitete sich aus und die Erziehung wandelte sich hin zu mehr Vertrauen und Freundlichkeit. Kindheit an sich stellte jedoch immer noch keinen Wert dar, sie diente als Mittel, mit dem man gute Erwachsene formen konnte. John Locke stellte die These auf, der Mensch sei zum Zeitpunkt seiner Geburt ein unbeschriebenes Blatt, welches sich stetig fülle. Damit erkannte er die Kindheit als eigenen wichtigen Lebensabschnitt an. Und Rousseau verfasste 1762 das Werk „Émile oder Über die Erziehung“, das einen vollTagesSatz

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kommen neuen Ansatz der Kindererziehung formulierte, nämlich Selbstentfaltung durch Freiheit. Zur gleichen Zeit wurden Bildung und eine gute Erziehung wichtiger. Während der Französischen Revolution begann sich eine bürgerliche Schicht herauszubilden, die zunächst nur zwei Prozent der Bevölkerung umfasste, jedoch stetig wuchs. Die Kinder dieser Familien wurden zur Schule geschickt, anstatt zur Arbeit. In ganz Europa breitete sich dieser Trend aus und in Preußen wurde gar die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Im 19. Jahrhundert setzte sich diese Entwicklung fort, sodass immer mehr Kinder die Schule besuchten und eine grundlegende Ausbildung erhielten. Ausnahmen bildeten Kinder, die im ländlichen Raum lebten oder deren Familien eine industrielle oder handwerkliche Tätigkeit ausübten. Sie mussten oft weiterhin aushelfen. Die Erziehungsmethoden jedoch waren nach wie vor streng. Es galten Befehl und Gehorsam und Kinder hatten sich so zu verhalten, wie ihre Eltern.

Liebe zum Ziel Im 20. Jahrhundert schließlich wurden sowohl Kinderarbeit (1903) als auch die Züchtigung von Kindern (1973) verboten. Und während die Phase der Kindheit nun als schützenswert betrachtet wurde und der Zugang zu Bildung weit verbreitet war, fanden im Zeitraum nur weniger Jahrzehnte gleich zwei Kriege statt, die die jeweiligen Generationen extrem prägten. Besonders der Nationalsozialismus veränderte die Erziehungsmethoden in Deutschland aufs Neue. Nun galten wieder Drill und Gleichschritt; eigenes Denken hatte keinen Platz. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der autoritäre Charakter der Schulen in der DDR fort, wenn auch mit anderem Inhalt. In der BRD wurde viel experimentiert: mit antiautoritärer Erziehung, die Kinder kritikfähig machen wollte. Oder mit Antipädagogik, die auf die natürliche, ungelenkte Entwicklung des Menschen vertraute

und so wenige lenkende Eingriffe wie möglich vorsah. Heute ist das Modell der demokratischen Erziehung hingegen weit verbreitet. Sie bildet eine Synthese aus verschiedenen Modellen. Die Kinder sollen selbstständiges Denken und Handeln lernen, sich frei entfalten – aber auch Grenzen aufgezeigt bekommen und auf das Leben in einer Gemeinschaft vorbereitet werden. Eine der wohl bedeutendsten Kinderbuchautorinnen des 20. Jahrhunderts, Astrid Lindgren, fasste das moderne Verständnis von Kindheit und Erziehung folgendermaßen zusammen: „Ich glaube, dass Erziehung Liebe zum Ziel haben muss.“ Doch auch die Kindererziehung heutzutage wird gerne und viel kritisiert, um genau zu sein: die leistungsorientierte Seite daran. Man liest und spricht von Kindern mit Burn-Out und davon, dass Kinder kaum noch draußen spielen. Diese Kritiker bemängeln, polemisch ausgedrückt, dass in vielen westeuropäischen Ländern Kinder eine Art Projekt sind, dessen Gestaltung zwar liebevoll und mit vielen Freiheiten versehen ist, das es jedoch auch perfekt auf die Zukunft vorzubereiten gilt. Frühkindliche Förderung, bilinguale Kindergärten oder Chinesisch-Unterricht sorgen für eine getaktete Freizeit. Eltern investierten auf diese Weise in die Zukunft, meint die Pädagogin Meike S. Baader in einem Interview mit der Zeit. Kinder als „Humankapital“ und Eltern als die Anleger, die sich am Ende den größtmöglichen Gewinn erhoffen – in Form von guten Jobs und optimalen Zukunftsperspektiven für ihre Kinder. Man sieht: Kindern geht es heutzutage in vielen Ländern besser als noch vor einigen hundert Jahren. Aber wahrscheinlich wird man im Jahr 2800 auf die Kindheit im frühen 21. Jahrhundert blicken und sich über antiquierte Erziehungsmethoden wundern. Hauptsache, die Grundrichtung bleibt: hin zum Kindeswohl. Und bestimmt wird es auch 2800 noch ähnliche Ausrufe wie den von Sokrates geben. Manche Dinge ändern sich nie.

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Verwandelte Kindheit Die sich immer wieder wandelnden Bilder von Kindheit in der europäischen Geschichte zeigen, dass auch unser gegenwärtiges Verständnis dieser Lebensphase kein endgültiges und unhinterfragbares ist.

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as Kinder und Kindheit ausmacht, steht vielen als scheinbar selbstverständlich vor Augen. Sehr junge Menschen sind auf vielfältige Weise schutzbedürftig. Zuwendung und Förderung durch Ältere benötigen sie nicht nur, um körperlich gesund aufzuwachsen. Auch Erziehung, Bildungsmöglichkeiten und andere lebenswichtige Dinge können sich Kinder nicht selbst geben. Dass sie aber nicht nur „unfertige“ kleine Erwachsene sind, sondern dass die Kindheit besondere Interessen einschließt, denen durch Gesetze und Handlungspflichten entsprochen werden muss, ist eine relativ junge Einsicht. Mit der Entdeckung: „Das Kind ist Kind geworden“ eröffnete J. H. van den Berg in den 1960er Jahren die historische Erforschung der Kindheit. Der Satz gilt auch für das gegenwärtig verbreitete Verständnis von Kindheit, das junge Menschen gleichzeitig als Abhängige und als eigenständig Handelnde in den Bereichen von (Klein-)Familie, Schule, Konsumwelt und Peergroup begreift.

Das alltägliche Kinderbild des Mittelalters müssen wir uns heute über einige Umwege erschließen, denn nur 10

* MORITZ EMMELMANN für besonders wichtige Persönlichkeiten – etwa bei Heiligen und Adligen – wurden Kindheitserzählungen schriftlich festgehalten. Knapp gefasst dominierte hier die christliche Auffassung vom Kind als ein Segen Gottes für die Eltern, welches gleichzeitig wie alle Menschen Anteil an Schuld und Sündhaftigkeit hat. Das Kind wurde daher nicht idealisiert, zum Teil wurde die Kindheit als eine triebhafte Vorstufe des moralischen Daseins eher geringgeschätzt. Trotz selbstverständlicher Kinderarbeit und großer Verfügungsgewalt des jeweiligen Hausvaters über Kinder und Jugendliche in seinem Haus, bestanden schon damals christliche Gelehrte darauf, dass Kinder ein Geschenk von Gott und darum nicht uneingeschränkt das Eigentum ihrer Eltern sind. Die im 15. und 16. Jh. zunehmenden gesellschaftlichen und religiösen Umbrüche berührten das Kindheitsbild bei weitem nicht so stark, wie es im 17. und 18. Jh. der Humanismus und später die Aufklärung taten. Erst jetzt wuchsen Kinder häufiger in verwandtschaftlichen Familien auf statt in Hausgemeinschaften, zu der auch nicht-verwandte Arbeitskräfte gehör-

ten. Je mehr Heim und Arbeit getrennt wurden, desto stärker fanden Kinder ihren Platz als Teil des bürgerlichen Familienbilds, das von Privatheit, Intimität und erzieherischer Fürsorge bestimmt ist. In der Sicht der zeitgleich entstehenden, aufgeklärten Pädagogik gelten Kinder nicht mehr als überhaupt erst zu zivilisierende „Wilde“, sondern als bildsame Wesen mit Eigenarten, die ihren Wert Zweck in sich selbst tragen. Trotz dieser tiefgreifenden Einsicht und allmählich zunehmender Schutzbestimmungen für Kinder brauchte es noch das ganze 20. Jahrhundert, das „Jahrhundert des Kindes“ (E. Key), um in der UN-Konvention von 1989/90 einen modernen Konsens über Kinderrechte zu finden.

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MEHR ZUM THEMA: Übersichten zur Geschichte und Erforschung von Kindheit und Jugendalter bieten Heinz-Hermann Krüger und Cathleen Grunert (Hg.), Handbuch Kindheits- und Jugendforschung, Wiesbaden 22010 und Edmund Hermsen, Faktor Religion: Geschichte der Kindheit vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Köln 2006.

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Mutter mit 14 Jahren

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* KRISTOFFER FILLIES

askia: „Als ich die Nachricht beim Frauenarzt hörte, konnte ich nur noch heulen“. Saskia war damals gerade erst 14 Jahre alt. Ihre Mutter riet ihr, das Kind abzutreiben. „Aber das wollte ich nicht. Abtreibung ist doch fast wie Mord.“ Heute ist Saskia 17; sie lebt mit ihrem Sohn Leon in einer Wohnunterkunft für minderjährige Mütter. Der Vater ihres Kindes kümmert sich ab und zu um seinen Sohn, ein Paar sind er und Saskia aber nicht mehr. Nur mit Mühe und Not konnte Saskia die Schule weitermachen, wie sie heute sagt. „Viele Freunde haben sich von mir abgewendet, was mich überraschte und enttäuschte. Aber meine Klasse, mit der ich eigentlich nicht so viel zu tun hatte, war total nett. Sie haben mir geholfen und mich sogar nach der Geburt im Krankenhaus besucht.“ Das Abitur macht sie dieses Jahr, dann will sie auf die Universität. „Meine Kindheit ist zwar ganz schnell zu Ende gewesen, aber Leon zu behalten, war die richtige Entscheidung.“

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Namen geändert

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Zirkuskind * UTE KAHLE

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nton: „Mein wichtigstes Schulbuch war das Anwesenheitsbuch. Ich bin ein klassisches Zirkuskind. Im Sommer sind wir immer mit unserem kleinen Familienzirkus in ganz Schleswig-Holstein unterwegs. Da lernte ich ganz viele verschiedene Schulen kennen, jede Woche eine Neue. Im Winter sind wir im Winterlager, da hab ich eine feste Schulklasse und lerne nach, was ich verpasst habe. Im letzten Jahr hab ich ins Internat gewechselt, meine Eltern wollen mir eine Zukunft ohne Zirkus ermöglichen. Doch mir fehlt der Wind der Ostsee, das Wiehern unserer Pferde, der Geruch nach Sägespänen und Popcorn. Die harte Arbeit beim ZeltAb-und Aufbau fehlt mir nicht so, da mussten sonst alle mit ran. Jetzt kann ich nur in den Ferien bei meinen Leuten sein, das macht mich traurig. Aber vielleicht werde ich dann ein trauriger Clown und weltberühmt und darf beim Zirkus-Festival in Monaco vorspielen.“

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Adoptiert mit 3 Tagen

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* KRISTOFFER FILLIES

annah (heute 25): Ich wurde adoptiert, als ich erst drei Tage alt war“. Ihre Adoptiveltern sagten ihr schon recht früh, dass ihre leibliche Mutter sie an eine andere Familie abgegeben hat. „Ich war meiner echten Mutter nicht böse, weil ich ihre Situation verstehen konnte“, erklärt Hannah. „Später habe ich auch den Kontakt zu ihr gesucht, sie ist aber vor einigen Jahren gestorben.“ Ihre Kindheit sei glücklich verlaufen. Gut tat Hannah auch, dass ihre Adoptiveltern einige Jahre nach ihr auch einen Jungen adoptierten. „Mir hat es gut getan, nicht die Einzige gewesen zu sein, die adoptiert wurde. Wir beide haben auch oft über uns und die Adoption geredet.“ Ihre Adoptiveltern nennt sie Mama und Papa, „und mein Adoptivbruder ist für mich mein richtiger Bruder.“ Ihren Adoptiveltern ist sie dankbar für das, was sie ihr ermöglicht haben.

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Name geändert

Ella geht nicht in die Schule

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* CAROLIN SCHÄUFELE

enn morgens um 8 Uhr die Kinder ihre Ranzen Richtung Schule tragen, dann setzt sich Ella mit ihrer Mutter oder ihrem Vater an den Schreibtisch, um dort zu lernen. Ella lebt mit ihren Eltern in Österreich, denn ihre Eltern halten nichts vom Schulsystem in Deutschland, sie finden es zu starr und meinen, dass die vermittelten Lehrinhalte den Kindern nicht gerecht werden. Sie sind ausgewandert, um Ella hier anders erziehen zu können. Möglich ist das, da in Österreich keine Schulpflicht, sondern nur Bildungspflicht vorgeschrieben ist. Ella lernt jeden Tag mit ihren Eltern, so wie die Kinder in der Schule, aber sie entscheidet jeden Tag neu, was ihr heute Spaß macht zu lernen. Und so kann es mal drei Tage geben, an denen sie nur Mathe macht. Und dann will sie lieber raus und etwas über die Tiere im Stall wissen. Ella mag diese Art zu lernen, allerdings würde sie sich manchmal wünschen, dass sie mehr Zeit mit anderen Kindern verbringen würde. Aber ansonsten findet sie das toll, nicht in die Schule zu müssen.

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Star Wars gegen IS

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* CAROLIN SCHÄUFELE

axi ist 6 Jahre alt, er geht seit drei Monaten in die erste Klasse. Das ist aufregend und neu. Bislang war sein Leben einfach und überschaubar, jetzt muss er sich dem Schulalltag anpassen. Das fällt nicht immer ganz leicht. Und dann vor einigen Wochen bekam er neue Mitschüler, drei Kinder aus Syrien, die nach ihrer Flucht hier in Göttingen gelandet sind. Diese neuen Mitschüler erzählen von Flucht, Hunger, Angst und Krieg. Maxi versteht eigentlich nicht so genau was Krieg ist, aber es muss furchtbar sein, denn einer der kleinen Syrer erzählt, wie sein bester Freund neben ihm von dem IS erschossen wurde. Das macht Angst, vor allem, weil er gar nicht versteht, was der IS ist. Aber der IS muss böse sein, dunkel. So dunkel wie die dunkle Macht in Star Wars, damit kann er etwas anfangen. Und was tut man wenn man Angst hat? Man kämpft dagegen an. Star Wars hilft, denn bei Star Wars sind es die Guten, die gegen die Bösen kämpfen und auch immer gewinnen. Lego-Männchen werden zu Jedis und Stormtrooper und Stöcke zu Laserschwertern. Und dann wird der IS zumindest im Kinderzimmer in die Flucht geschlagen.

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TagesSatzVerkäuferkind

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* UTE KAHLE

etru: Ich bin mit meiner Mama und meinem Papa vor fünf Jahren als kleines Kind aus Rumänien nach Göttingen gekommen. Meine Mams konnte nicht so schnell eine gute Arbeit finden und musste auch erst einmal Deutsch lernen. Ich durfte in den Kindergarten gehen. Mama und Papa wollten das, weil wir hier ja nicht richtig auf der Straße spielen können. Jetzt bin ich in der Schule und kann besser Deutsch sprechen als meine Mams. Mein Papa arbeitet jetzt auf dem Bau und ist eigentlich im Sommer immer weg auf Montage und meine Mama kümmert sich um mich und meine 2 Schwestern. Sie hat lange Jahre den TagesSatz verkauft, um Geld zu verdienen und ist jetzt in einer Putzkolonne in einer Art Krankenhaus. Meine Schwestern und ich bringen Mams schönes Schreiben bei, denn sie hatte in Rumänien keinen Schulunterricht als Mädchen und konnte nicht lesen und schreiben.

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Probleme anpacken anstatt zu lamentieren Stephanie L. ist Initiatorin/Leiterin der Flüchtlingshilfe Kassel. Neben den Erwachsenen sind ihr vor allem die Kinder ans Herz gewachsen.

* HARALD WÖRNER

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nitial-Zündung für ihr Engagement war ein Bericht über Flüchtlinge auf Kassel-Live: „Spontan kaufte ich sechzig Wasserflaschen. Am Bahnhof Wilhelmshöhe habe ich sie an die Ankommenden verteilt. Dabei filmte mich die Hessenschau und sendete diese Reportage. Die Gruppe gründete ich Tags darauf. Im Unterschied zu Kreisen, die sich den Flüchtlingen theoretisch nähern, war uns/mir wichtig, praktisch zu helfen. Ich bin da mehr der Macher. Sehe ich ein Problem, dann packe ich es an, statt zu lamentieren.“

Für Bewohner der Caldener Zeltstadt hat sie Ohrenstöpsel organisiert. „Die stand auf offenem Feld. Leicht vorstellbar, wie da der Wind durchblies. Dazu kam das Quietschen der Zeltstangen. Bei Menschen, die lange auf der Flucht waren, liegen oft die Ner14

ven blank. Kleinste Laute erschrecken sie und versetzen sie in Panik. Zur-Ruhe-Kommen kann man da nicht wirklich.“ Um bei den Betroffenen (u.A. posttraumatische Belastungsstörungen) hier Abhilfe zu leisten, hat sie mit Radio FFH einen Trailer geschaltet, der in kurzer Zeit 15.000 Packungen einbrachte. Diese Aktion machte dann auch ihre Facebook-Gruppe bekannt und andere Medien kamen auf sie zu. „Jede/r kann bei uns mitmachen, der sich dazu berufen fühlt. Personen mit Englisch-Kenntnissen würden uns aktuell enorm helfen. Mit Betroffenen in der Heimatsprache zu reden, gestaltet

sich manchmal etwas diffizil. Englisch ist da eine Brücke. Toll wäre, wenn wir Helfer dafür begeistern, mit Kindern/Jugendlichen zu basteln, zu malen oder zu lesen. So können sie für kurze Zeit Belastungen vergessen, um Kraft zu schöpfen. Wer also psychisch stabil ist, Mitgefühl besitzt und gut zuhören kann, ist uns willkommen!“ Routine kennt sie aber nicht. „Das Spannende und Herausfordernde ist ja: kein Tag gleicht dem anderen! Ich leite die Koordination und die Kooperation der Freiwilligen. Dann poste ich bei Facebook. Und vermittle Helfer in die Kleidersortierung oder die KinderBetreuung weiter. Facebook ist quasi das Sammel- Becken von FreiwilliTagesSatz

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TI TELTH E M A gen und Spendern. Ist dann noch Zeit, fahre ich gern noch Kleiderspenden zu Unterkünften.“ „Freude und die Dankbarkeit zu spüren, berührt mich sehr. Ich zeige den Flüchtlingen: Ihr seid willkommen! Hautfarbe oder Herkunft sind mir egal.“ Sie führt eine Familie an, der

„Wenn dann noch Uninformierte meinen, sich über unsere Arbeit auslassen zu können, ohne je Kontakt zu uns gehabt zu haben, frustriert das auch. Sie plappern aufgeschnappte Parolen nach. Zornig machen mich vor allem die, die Schutz-Bedürftige als WirtschaftsFlüchtlinge abstempeln, ohne deren Schicksale zu kennen. Auch der Umstand, dass relativ viele junge Männer aus Krisenregionen zu uns kommen, wird oft falsch dargestellt. Wenn sie nach Ankunft bei uns eine sichere Lage antreffen, dann erst holen sie die Familie nach. Sie bilden quasi die Vorhut.“

Flüchtlings-Hilfe als Berufung

sie eine Nähmaschine besorgte: „Der Mann ist Schneider und die Frau schwanger. Jetzt näht er ihr nicht nur Umstands-Mode. Er hat eine Aufgabe, strukturiert den Tag, anstatt Trübsal zu blasen.“ Doch mit ihren Ressourcen muss auch sie haushalten: „Befindlichkeiten, die Flüchtlinge mir gegenüber äußern, darf ich nicht zu nahe an mich heranlassen. Speziell Belastendes oder Trauriges. Sie vermissen ihre Heimat, die Familie und Freunde. Da gibt es auch mal Tränen. Oder bei Stillstand: das erträgt nicht jede/r gleich gut und bezieht es auf sich, obwohl die Verfahren hier einfach nur ihren Gang gehen. Manche entscheiden sich dann dafür, wieder in die Heimat zurückzugehen.“ TagesSatz

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Wie Flüchtlings-Kinder auf all die Gräuel in der Heimat reagieren, hängt auch vom Alter ab. Dazu Frau L.: „Die Kleinen registrieren das womöglich gar nicht im realen Ausmaß. Und wenn, dann verdrängen sie es. Bei über 10-Jährigen und Jugendlichen merken wir klar, dass etwas Gravierendes vorgefallen ist. Folter und Traumata sind für uns eindeutig spürbar. Das kann sich etwa in Sprachlosigkeit äußern. Wenn von uns begleitete Kinder miteinander spielen, bemerken wir von den bei den Erwachsenen eventuell auftretenden Konflikten nichts. Hier sind unsere Freiwilligen eine RiesenHilfe: Dadurch, dass sie mit den Kindern und Jugendlichen spielen oder etwas unternehmen, kommen diese -wenigstens für kurze Zeit- auf andere Gedanken. Diese sind alle sehr freundlich und den Umständen entsprechend offen uns gegenüber.“ Bei oftmals traumatisierten Kindern ist es wichtig, einige Regeln zu beherzigen. „Zuerst versuchen wir, die Kinder und Jugendlichen aus den traurigen Gedanken und Gefühlen zu holen. Wichtig ist, dass sie spüren, dass es Menschen gibt, die ihnen vorbehaltlos helfen. Wir erreichen das am besten dadurch, indem wir unsere eigene Verletzlichkeit zeigen, wenn uns etwas nahegeht. Wichtig ist, dass wir Helfer Versprechen halten. Nur so entwickelt sich Vertrauen, das doch Voraussetzung für eine künftige Kontinuität ist. Mir ist klar, dass auch wir nur

begrenzte Kräfte haben. Doch wenn wir den Erwachsenen und ganz besonders den Kindern vermitteln können, dass wir alles tun, um ihre Situation bei uns zu verbessern, dann ist doch schon etwas gewonnen.“ Potentielle Unterstützer sollten daher einige Grundvoraussetzungen mitbringen: „Es ist wichtig, dass Helfer ehrlich zu sich selbst in Bezug auf ihre Fähigkeiten sind. Das schützt vor Überforderung. Wir sind keinem böse, der sich ein begrenztes Aufgabenfeld aussucht. Neben Empathie hilft es, wenn Helfer auch die Perspektive wechseln können, um zu verstehen, warum ein Flüchtling (-s-Kind) in bestimmten Situationen so und nicht anders reagiert. Wichtig finde ich auch, da spreche ich jetzt nur für mich, dass einem die Aufgabe Freude macht und man in der Hilfe, gleich welcher Art, Erfüllung findet.“ Dieses Feedback schützt auch davor, sich eventuelle Anfeindungen zu sehr zu Herzen zu nehmen: „Wenn konstruktive Kritik kommt, bin ich gern bereit, sie anzunehmen und umzusetzen. Ungerechtfertigte Angriffe oder gar dumpfe Hass-Parolen perlen inzwischen an mir ab, wie das Wasser an der Ente. Der Hauptzweck der Facebook-Gruppe ist ja der, zu helfen. Es geht nicht darum, Grundsatz-Diskussionen zu entwickeln.“ Daher ist auch meine Schluss-Frage an sie eher rhetorisch. Auf meine Erkundigung hin, ob sie es denn heute alles genauso wieder machen würde, antwortet sie: „Ich mache es ja immer noch, also ja! Ich habe viele schöne Erfahrungen gesammelt, einige Erlebnisse waren eben nicht so prickelnd. Aber ich bereue nichts. Das Schöne zieht einen immer wieder hoch. Klar, Flüchtlings-Hilfe bedeutet auch Arbeit und Stress. Aber sie ist auch Berufung. Das ist mir im Laufe der Zeit sehr klar geworden.“

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MEHR ZUM THEMA: www.fluechtlingshilfe-kassel.de www.facebook.com/groups/ Fluechtlingshilfe.Kassel

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T I T E LTH E M A

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Wovon wir dringend mehr brauchen: POLITISCHE BILDUNG FÜR DIE KLEINSTEN

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nga sprüht vor Ideen, Kemal überlegt noch, während Lukas davon wenig hält und Camille möchte, dass alle zufrieden sind. Situationen wie diese sind Alltag im politischen Bildungsprojekt des Göttinger Instituts für Demokratieforschung. Politische Bildung? Gibt es da nicht Wichtigeres, mag so mancher fragen, für den die Welt mit der Flüchtlingskrise nun endgültig aus den Fugen geraten ist? Das politische Bildung alles andere als abgehoben ist, zeigen Inga, Kemal, Lukas und Camille eindrucksvoll. Sie diskutieren, überlegen und suchen nach Lösungen für ein Problem. Auch, dass Demokratie zeitintensiv und anstrengend sein kann, lernen Kinder, die im mehrtägigen Planspiel „Eine Straße für Felddorf“ teilnehmen. „Mit Blick auf sinkende Wahlbeteiligung und eine in Schulen nur schwach ausgebildete demokratische Schulkultur,“ erschien den ForscherInnen ein solches Projekt mehr als notwendig. Kindgerecht knüpft es an die Lebenswelt der GrundschülerInnen an: In der beschaulichen Stadt Felddorf soll eine Schnellstraße gebaut werden. Um deren Verlauf streiten sich vier Parteien – mit völlig unterschiedlichen Interessen. Während die Wirtschaftspartei auf die Belebung der Innenstadt durch die Schnellstraße hofft, pocht die Elternpartei auf eine Umgehungsstraße, weil sie die Kinder durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen gefährdet sieht. Dies wiederum lehnt die Bauernpartei ab, wenn diese durch ihre Felder führe. Für die Umweltpartei dagegen steht fest, dass die Straße auf keinen Fall durch den Wald führen darf. Flora und Fauna gehören geschützt.

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Politische Bildung wichtiger denn je – vor allem für Kinder. Das Göttinger Institut für Demokratieforschung tourte mit einem ambitionierten Leuchtturmprojekt durch Niedersachsens Städte.

* DANIEL AHLBRECHT Eine komplexe Ausgangslage also, in die die GrundschülerInnen in ihrer Rolle als PolitikerInnen für ein paar Tage schlüpfen. Schließlich muss nun jede Partei Argumente für die eigene Position finden, politischen Gegnern Alternativen aufzeigen oder mehrheitsfähige Allianzen schmieden– wie im echten PolitikerInnenleben also. Hierzu seien Kinder sehr wohl in der Lage, resümieren die ProjektmitarbeiterInnen: „Sie verstehen die Interessen der anderen und sind in der Lage, in den Gesprächsrunden ihre Positionen zu präsentieren, in Verhandlungen für sie einzustehen und am Ende im Rahmen demokratischer Entscheidungsfindungsverfahren zu Lösungen zu kommen,“ resümieren die ProjektmitarbeiterInnen. Dafür greifen einige direkt zu Stiften, wollen basteln, malen. Manche sitzen einfach grübelnd da oder hören ihren Parteimitgliedern geduldig zu. Wieder andere wollen am liebsten loslaufen und ohne Konsens, mit den politischen Gegnern sprechen, WortführerInnen sein. Der größte Vorteil von Planspielen gegenüber herkömmlichem Unterricht liegt vor allem in der Möglichkeit, dass Kinder „selber aktiv werden, handeln und mitentscheiden können. Durch den Handlungsaspekt durchdringen sie Themen noch einmal ganz anders“, erzählt Yvonne Blöcker, als eine federführende Mit-

arbeiterin. „Die Probleme, die man lernen muss zu verstehen sowie das Verständnis und die Frustrationstoleranz dafür, dass solche Prozesse lange dauern, damit muss man sehr früh anfangen.“ Wenn in den Schulen der Politikunterricht beginne, dass hätten Forschungen gezeigt, sei es oft schon zu spät“ Natürlich machen die Kinder dabei auch negative Erfahrungen. Manche ärgern sich, sind frustriert oder streiten sich lautstark. „Im Allgemeinen aber“, erzählt Blöcker, „konnten Kinder sehr gut akzeptieren, wenn die Mehrheit etwas anderes beschlossen hatte, als das, was sie ursprünglich wollten.“ Bestenfalls lernen Kinder so spielerisch Konflikte gewaltfrei auszutragen, sich fair zu streiten und sich um konstruktive Lösungen zu bemühen. Das sind unverzichtbare Fähigkeiten. Zivile Orientierungen wie „Pluralität, wechselseitige Anerkennung, gewaltfreier Konfliktaustrag“, seien„zentral für die Zukunftsfähigkeit demokratischer Gemeinwesen“ halten die Autoren der ZDF-Partizipationsstudie fest. Politische Bildung ist deshalb mehr als nur „Kinderkram“. Im Gegenteil gibt sie Kindern das Rüstzeug für ein tolerantes Miteinander mit auf den Weg. Wenn das nichts ist?!

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TagesSatz

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misterQM | photocase.com

PARAGRAPH EN RE IT E R

IM NAMEN DES VOLKES

Änderung bei den Regelsätzen Seit 01.01.2016 gelten neue Regelsätze. Aus diesem Anlass möchten wir Ihnen noch einmal die einzelnen Bedarfsstufen des Regelsatzes vorstellen. Natürlich zeigen wir auch auf, aus welchen Bedarfen sich der Regelsatz zusammensetzt.

* HANS PETER PUNG Regelbedarfsstufe 1:

Regelbedarfsstufe 5:

erwachsene leistungsberechtigte Person, die als alleinstehende oder alleinerziehende Person einen eigenen Haushalt führt. Gilt auch, wenn im Haushalt noch eine andere oder mehrere erwachsene Personen leben, die der Regelbedarfsstufe 3 zuzuordnen sind. Diese Leistungsempfänger erhalten 404,- Euro

leistungsberechtigte Kinder von Beginn des 7. bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres. Der Leistungsanspruch beträgt 270,- Euro.

Regelbedarfsstufe 2:

Der Regelsatz setzt sich aus vielen einzelnen Komponenten, den sogenannten Bedarfen zusammen. Der Leistungsbezieher ist angehalten, zu sparen, so dass er bestimmte Bedarfe (z.B. Neuanschaffung von Möbeln) aus eigener Kraft finanzieren kann. Der größte Bedarf mit 143,42 Euro ist für Nahrung und Getränke. Allerdings nicht für Alkoholika und Tabak, diese wurden aus dem Regelsatz gestrichen. Für Freizeit, Kultur und Unterhaltung stehen 44,60 Euro zur Verfügung. Jetzt mal ganz kurz, denn Zeit ist Geld: Nachrichtenübermittlung: 35,67 Euro. Für Bekleidung und Schuhe darf man im Monat 33,94 Euro ausgeben. 33,77 Euro sind für Wohnen, Energie und Wohninstandhaltung eingeplant. Aus diesem Bedarf sind zum Beispiel die Kosten für den Strom zu finanzieren. Für neue Möbel, also die Innenausstattung, hat man 30,62 Euro in der Kasse. Für an-

zwei erwachsene Leistungsberechtigte, die als Ehegatte, Lebenspartner oder in eheähnlicher oder lebenspartnerschaftlicher Gemeinschaft einen gemeinsamen Haushalt führen. Hier beträgt der Leistungsanspruch 364,Euro pro Person.

Regelbedarfsstufe 3: erwachsene leistungsberechtigte Person, die weder einen eigenen Haushalt führt, noch als Ehegatte, Lebenspartner oder in eheähnlicher oder lebenspartnerschaftlicher Gemeinschaft einen gemeinsamen Haushalt führt. Hier beträgt der Anspruch 324,- Euro

Regelbedarfsstufe 4: leistungsberechtigte Jugendliche von Beginn des 15. bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Der Leistungsanspruch beträgt 306,- Euro.

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Regelbedarfsstufe 6: leistungsberechtigte Kinder bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres. Der Leistungsanspruch beträgt 237,- Euro.

dere Waren oder Dienstleistungen darf man 29,57 Euro ausgeben. Für Verkehr, also eine Monatskarte für Bus oder Bahn, müssen 25,45 Euro reichen. Das Thema Gesundheitspflege schlägt mit 17,37 Euro zu Buche. Selbst an das leibliche Wohl bzw. Reisen wurde gedacht. Allerdings sind hierfür nur 8,00 Euro geplant. Die Bildung fällt sehr knapp aus, denn mehr als 1,54 Euro stehen dafür nicht zur Verfügung.

Kabelanschluss Die Gebühren für den Kabelanschluss sind oft Bestandteil des Mietzinses (Betriebskosten). Der Mieter kann sich diesen Kosten also nicht entziehen. Dennoch gehören diese Abgaben nicht zu den Kosten für Unterkunft und Wohnung. Dies geht aus einem Urteil des Landessozialgerichts Schleswig-Holstein hervor. Nach Ansicht der Richter am LSG gehören die Kabelanschluss-Gebühren zu den im Regelsatz erfassten Bedarfen des täglichen Lebens und sind durch diese gedeckt. Mit anderen Worten: Die Kosten für den Kabelanschuss können vom Jobcenter aus dem Mietzins heraus gerechnet werden und sind aus dem Regelsatz zu finanzieren. LSG Schleswig Holstein AZ: L 3 AS 134/12

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GÖTTINGEN

Ein Mythos für harte Zeiten Oft wird gesagt: „Wer arm ist, bleibt unten, und wer reich ist, bleibt oben.“ Die meisten, die das sagen, meinen gleichzeitig: „Arm ist schlecht und reich ist gut!“ Wir möchten zu diesem Gedanken eine Geschichte erzählen aus einer Zeit, in der viele Menschen noch an Götter glaubten. ANDREA BENCSIK, INES KIEPE,

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Thomas Kirchhoff / pixelio.de

PATRICK HAASE UND JULIAN SPEUDON

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or etwa 2400 Jahren fand in Athen ein ganz besonderes Fest statt, auf dem zahlreiche Reden vorgetragen wurden zum Thema Liebe. Jeder Teilnehmer sollte spontan eine Lobrede halten auf Eros, den gewaltigen griechischen Liebesgott. Schließlich verzauberte dieser nicht nur die Herzen der Menschen, sondern auch die der Götter! Wundervolle Reden wurden vorgetragen und alle waren gespannt, was wohl Sokrates, der als der klügste Mensch seiner Zeit galt, über die Liebe sagen werde. So staunten die Zuhörer nicht schlecht, als der weise Sokrates sprach: 18

„Ich kann euch über den Liebesgott Eros nur das erzählen, was ich von meiner weisen Lehrerin Diotima erfahren habe. Passt gut auf, denn ihr werdet ganz neue Seiten an der Liebe und an Euch selbst kennenlernen.“ 

So erzählte Sokrates: „Als die Liebesgöttin Aphrodite geboren wurde, gaben die Götter auf dem Olymp – dem höchsten Berg Griechenlands – ein rauschendes Fest. Der Nektar floss in Strömen und die Götter waren bald sehr betrunken. Besonders Poros, der Gott der Wege, war vom Nektar völlig betrunken und schlief im Garten des Zeus seinen Rausch aus. Als sich das

Fest dem Ende neigte, erschien plötzlich Penia. Sie war die Gestalt gewordene Armut. Sie hoffte, dass sie bei den Resten des Festessens noch etwas finden würde, um ihren fürchterlichen Hunger zu stillen. Deshalb strich sie um die Türen herum. Da sah sie, dass Poros berauscht im Garten des Zeus lag. Plötzlich hatte sie eine geniale Idee.“ „Penia dachte: ‚Ich bin doch die Armut schlechthin. Oft weiß ich gar nicht, wie ich den nächsten Tag überstehen soll. Wenn ich mir aber jetzt von Poros, dem Gott der Wege, ein Kindchen machen lasse, dann ist es vorbei mit meiner Ausweglosigkeit. Dann werden es wenigstens meine Nachkommen besser haben als ich.‘ Gedacht, getan. So ging Penia hin zu Poros, schmiegte sich an ihn, weckte ihn zärtlich auf und verführte ihn. Ihr Plan ging tatsächlich auf. Sie wurde schwanger und neun Monate später gebar sie Eros, den Liebesgott, den mythischen Vater von uns Menschen. Denn egal wie unsere Eltern sich verstehen oder verstanden haben: Wir alle sind Kinder des Eros und also auch Enkelinnen und Enkel von Poros und Penia. Das ist sehr bedeutsam für uns. Denn in unser aller Leben gibt es gute Zeiten, in denen alles gelingt, in denen alles gut ist: das sind „PorosZeiten“. Aber dann gibt es wieder Zeiten, in denen vieles oder sogar alles misslingt. Vielleicht eine Klausur, die man nicht bestanden hat, eine Scheidung oder sogar der Tod eines geliebten Menschen. Dies sind Zeiten, in denen Penia zugeschlagen hat.“ „Doch die weise Diotima lehrt uns“, sprach Sokrates, „dass wir in diesen Penia-Zeiten nie verzweifeln dürfen. Wir können nämlich ganz sicher sein, dass unser Großvater Poros uns wieder Lebensmut einschenkt oder uns einen Ausweg aus allen Krisen aufzeigt.“ So kann uns dieser Mythos einerseits vor Übermut und Überheblichkeit, aber vor allem vor Verzweiflung bewahren. Egal wie schlecht es uns geht, wir haben immer eine Chance, wieder glücklich zu werden.

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TagesSatz

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GÖ TTIN GE N Armut und Reichtum – bei diesen Begriffen müssen wir unweigerlich an einen Widerspruch denken. Häufig wird behauptet, die Kluft zwischen Arm und Reich sei in Deutschland groß. Ein Sinnbild dafür ist die weit geöffnete Schere von Arm und Reich. Dieses Bild ist deshalb so treffend, weil eine Schere gleichzeitig ein Werkzeug zum Zertrennen, aber auch für präzise messbare Arbeit ist. Oft folgt deshalb auf die Erwähnung der Schere von Arm und Reich ein Schwall von Zahlen und Statistiken.

Wie das Gehirn funktioniert

Der Mythos von der Entstehung des Eros zeigt uns, dass der griechische Gott der Liebe und der „Vater aller Menschen“ sowohl Eigenschaften seiner Mutter – der armen Penia – und seines Vaters – des reichen Poros – in sich trägt. Reichtum und Armut sind hier in einem einzigen Wesen vereint. Wenn wir den Mythos lesen, laufen Bilder an uns vorbei von Mangel und Fülle. Schwerwiegende Fragen, die das Leben grundsätzlich berühren, können sich uns stellen. Wie fühlt es

Poros und Penia – Die Idee hinter diesen beiden Namen ist tief in jedem Menschen verankert. Manchmal wird uns von oben in unser „Lebensglas“ eingeschenkt und manchmal fließt es unten, wie durch ein Loch, einfach heraus. In den Nervenzellen unseres Gehirns, die Grundlage unseres Handelns und Denkens sind, spielt sich tatsächlich so ein Füllen und Herausfließen ab.

ses, desto höher ist auch der Wasserdruck, der es aus dem Loch herauspresst. Wenn nur der Boden des Glases leicht bedeckt ist, dann tröpfelt es aus dem kleinen Loch im Boden. Wenn es aber bis zum Rand gefüllt ist, dann fließt das Wasser in einem Strahl hinaus. Dieses Prinzip kennt man auch aus dem alltäglichen Leben. Je höher man steht, desto tiefer kann man fallen. Je mehr man hat, desto mehr kann man verlieren.

Das Prinzip dabei ist, dass das Wasser immer schneller aus dem Glas heraus fließt, je mehr es gefüllt ist. Denn je höher der Füllstand des Gla-

Wie mit dem Glas verhält es sich auch mit den Nervenzellen. Aber anstelle von Wasser, das hinein und hinaus fließ, betrachten wir kleine Teilchen,

Verlosung 2x1 Konzertkarte und 2x1 CD, „The Underforgotten Table“ Einsendeschluss: 11.02. um 23.59 Uhr via E-Mail: goettingen@tagessatz.de Stichwort: Petra

Kapelle Petra

Kapelle Petra

Support: Elfmorgen Do. 18.02.2016, Kassel – Schlachthof Einlass: 19:00 Uhr Beginn: 20:00 Uhr

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Hamm als offizielles Mittelzentrum Nordrhein-Westfalens bringt zweifellos eine der charmantesten Bands der Republik hervor. Die Kapelle Petra nämlich. Man kennt sie als fleißigst tourendes Quartett und hat sie auch schon mehrfach in diversen Fernsehshows wie Circus HalliGalli, neo Paradise oder auch auf Sky begutachten dürfen. Die haben also nun ein neues Album am Start. Und ab jetzt wird’s ernst. Ernst? Wirklich? Nein! Ihr bereits fünfter Longplayer trägt den schmissigen und einprägsamen Namen „The Underforgotten Table“. Aber man hat es hier beileibe mit keinem verkopften Album zu tun. Elegant hüpft die Kapelle Petra auf dem größtenteils in der Tresorfabrik Duisburg aufgenommenen The Underforgotten Table durch verschiedene Musikstile. Ob laut und mit ordentlich Zerre auf

sich zum Bespiel an, ohne Ausweg zu sein? Und wie, wenn man von dem Gefühl, etwas verloren zu haben, nicht mehr wegkommt? Selbstverständlich haben diese Gefühle ihre Berechtigung. Der Mythos lädt uns gerade dazu ein, solche Gefühle anzunehmen und sie zum Grund zu machen, nach einem Ausweg zu suchen und mit einiger Kreativität den Poros in uns wachzurufen.

die eine elektrische Ladung tragen. Fließen also geladene Teilchen in die Zelle, so erhöht sich ihr elektrischer Füllstand. Er leert sich, wenn Teilchen herausfließen. Dies ist aber kein endloser, sinnloser Kreislauf. Die Teilchen die herausgeflossen sind, fließen in andere Zellen und führen dort zu Reaktionen. Wenn wiederholt über einen längeren Zeitraum Teilchen aus einer Zelle in eine andere fließen, bilden sich Verbindungen zwischen diesen Zellen. Diesen Prozess, in dem Verbindungen entstehen, nennen wir „Lernen“. Das Lösen von solchen Verbindungen nennen wir „Vergessen“.

* MARC HUTTENLOCHER der Klampfe, ob mit leiseren, gar nachdenklicheren Tönen (Sensationell, Pogo in den Sonnenuntergang, Nicht ganz so laut wie sonst) oder im typischen Kapelle Petra Gewand. Großen Anteil daran hat auch Produzent Thomas Hannes, der die Live-Dynamik des Quartetts gekonnt eingefangen und trotzdem großen Wert auf die Details und musikalischen Gimmicks gelegt hat, die dem Album auch nach vielfachem Durchhören noch überraschende Momente verpassen. Für die Songs Ja und Frieden holte sich die Kapelle Inspiration und neue Akkorde bei Tobias Röger, der mit The Wohlstandskinder und als Songschreiber hinter den Kulissen mehrere Erfolgsgeschichten und Hits vorzuweisen hat. Wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, soll es sich einfach anhören. Es lohnt sich. Wirklich.

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GÖTTINGEN

Als Kind ein Forscher sein Die Kinder-Uni Göttingen bietet seit über zehn Jahren kleinen Nachwuchsforschern die Möglichkeit, Neues und Spannendes außerhalb der Schule zu entdecken.

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chon als Kind ist es möglich, hinein zu schnuppern in das akademische Leben. Das mag sich vielleicht anfangs trocken anhören, mit der Kinder-Uni gibt es in Göttingen aber die Möglichkeit, spannend zu erfahren, wie Forscher und Wissenschaftler arbeiten und was sie dabei so alles entdecken. Und der Spaß soll auch nicht zu kurz kommen. Das Leitmotiv der Kinder-Uni lautet „Neugier auf Neues, mehr hören, mehr sehen, mehr wissen“. „Es geht in erster Linie nicht ums Lernen“, sagt Peter Brammer, Leiter der Kinder-Uni. „Die Kinder sollen ihre Neugier für die verschiedenen Themen entdecken können.“ Durch Experimente entdecken sie neue Dinge, die bisher verborgen waren. Die Kinder lernen in extra für sie kindgerecht gemachten Vorlesungen und Seminaren, wieso zum Beispiel Flugzeuge fliegen oder wie das menschliche Gehirn funktioniert. Die Kinder-Studenten hören dabei nicht nur stumpf zu, sondern können vieles in Versuchen selbst erfahren. Bei einem Seminar erfahren sie beispielsweise, was es mit der Schriftsprache der Chinesen auf sich hat und können dann auch selbst einige der schwierigen Zeichen nachmalen.

* KRISTOFFER FILLIES schiedlichen Themen teilnehmen. Darunter findet sich Naturwissenschaft genauso wie Philosophie. „Das Angebot spiegelt die Breite der Studiermöglichkeiten an der Universität wieder“, beschreibt Brammer, der die KinderUni ehrenamtlich seit seiner Pensionierung leitet. Wenn ein Kind an mindestens fünf Terminen teilgenommen hat, bekommt es am Ende des Semesters eine Urkunde. Das Projekt „Kinder-Uni“ gibt es an der Georg-August-Universität Göttingen seit dem Jahr 2004. Angesprochen werden alle Kinder von der 3. bis 6. Klasse, also zwischen 8 und 11 Jahren. Über 100 Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität halfen bisher mit. Neben den Einrichtungen der Universität wirken das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das Deutsche Primatenzentrum, die Universität Kassel/Witzenhausen und andere Institutionen als Kooperationspartner mit. „So kann den Kindern ein großer Einblick in die Wissenschaft

ermöglicht werden“, sagt Brammer. Viele Unternehmen unterstützen darüber hinaus das Projekt Kinder-Uni. Seit Beginn der Kinder-Uni im Jahr 2004 hilft auch die Stadtbibliothek Göttingen mit. Sie stellt für die kleinen Studenten zu den einzelnen Themen der Vorlesungen geeignete Literatur zusammen. Auch mit dem Schreibzentrum der Universität arbeitet die Kinder-Uni zusammen. „Kinder schreiben für Kinder“, sagt Brammer. Die Kinder erhalten Ratschläge und Tipps von den Profis der Schreibwerkstatt, überlegen und schreiben ihre Geschichten dann aber selbst. Das erste Buch ist im CuvillierVerlag erschienen und zu kaufen. Jetzt entsteht das nächste Buch. Brammer hofft, dass daraus eine Serie entsteht. „Und wer weiß, es ist ja möglich, dass eines Tages sowas wie ein neuer Günter Grass dabei rauskommt.“ Anmeldungen für die Kinder-Uni können im Internet erfolgen.

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„In einem Seminar bekommen die Kinder erklärt, was es mit dem Geld auf sich hat. In einem anderen, was wir alles über Gott sagen können“, so Brammer. Im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt bauten die Teilnehmer kleine Gleiter und testeten sie dann im Windkanal. Die Teilnehmer erhalten einen KinderUni-Studienausweis und können an Vorlesungen und Seminaren zu unter20

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DER CO M IC

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KAS S E L

Aufwachsen nach der Flucht Flüchtlingskinder sind in besonderem Maße schutzbedürftig und suchen daher auch Hilfe in Kassel. Wie die Stadt und verschiedene Träger hier einen Beitrag leisten können, zeigt der folgende Artikel.

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inder sind die wehrlosesten Opfer der Kriege und der schweren Lebensumstände im Nahen Osten und Afrika. Manche fliehen mit der Familie, manche machen sich allein auf den Weg. Viele sind verwaist, manche werden von den Eltern allein auf den Weg geschickt, weil sie selber nicht können. Wer nicht Geld genug hat, um die ganze Familie in Sicherheit zu bringen, will zumindest die Kinder retten.

Doch Schulen sind nicht der einzige Ort, an denen die Integration der geflohenen Heranwachsenden stattfindet. Betreute Wohnformen wie in der städtischen Kindertagesstätte am Forstbachweg sind notwendig. Dort sollen junge Flüchtlinge, die oftmals sehr traumatische Erfahrungen gemacht haben, gerade durch Kontakt zu anderen Kindern in der Kita erleben können, was es heißt, endlich wieder in Sicherheit und mit Zuneigung Kind sein zu dürfen. Damit sich diese Kinder aber wirklich sicher fühlen können und langsam von den Schrecken von Gewalt, Flucht und Trennung erholen können, wird es auf viel Verständnis, Geduld und Vertrauen ankommen. Die Kinder werden Wege finden, um ihre Ängste und Wünsche auszudrücken. Wie es Kinder tun. Dafür brauchen sie vie-

le Orte in der Stadt, an denen sie sich nach und nach zu Hause fühlen. Am Wichtigsten sind aber langfristige und stabile Beziehungen, die sie auf Dauer herstellen können. Deswegen hat das Jugendamt Kassel angefangen, ein Partnerschaftsprogramm einzurichten. Eltern und Erziehungsberechtigte können sich an das Jugendamt wenden, um über das Eingehen einer solchen längerfristigen Beziehung zu geflohenen Kindern und Jugendlichen zu reden. Es ist wichtig, dass die Entscheidung für eine solche Beziehung gut überlegt getroffen wird. Formal wird ein erweitertes Führungszeugnis erwartet.

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MEHR ZUM THEMA: Jugendamt Kassel Telefon: 0561 787-7052 E-Mail: jugendamt@kassel.de Büro: K 254 Obere Königsstr. 8 34117 Kassel Wer noch nie Kontakt mit Flüchtlingskindern hatte und den ersten Schritt machen möchte, dem sei das schöne Video empfohlen, dass das Team des Anne-Frank-Hauses gemacht hat: „Keine Angst vor Flüchtlingen – keine Angst vor mir“. Das befindet sich ebenfalls auf der Homepage des Jugendamts: www.stadt-kassel.de/miniwebs/ zukunftsbuero/22111/index.html

UNICEF

Die Zukunft der Kinder ist ungewiss und für jedes Mädchen und jeden Jungen wird sie wahrscheinlich anders aussehen. In Deutschland haben sie nun aber zunächst Schutz gefunden. In Kassel werden sie wie alle anderen Kinder, wenn sie „unbegleitet“ ankommen, vom Jugendamt betreut. Zuständig ist der Fachbereich Jugend des Landkreises. Wie andere Kinder müssen sie zur Schule gehen – richtiger: dürfen sie zur Schule gehen. Nach der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen ist Deutschland dazu verpflichtet, geflohenen Kindern bis zum 17. Lebensjahr Unterricht zu ermöglichen. Für viele Schulen bedeutet das eine große Aufgabe. Im Dezember waren 276 Kinder aufgenommen worden, hinzu kommen noch 190 geflüch-

tete Jugendliche an beruflichen Schulen und auch 90 Kinder in Kindertagesstätten. Aller Voraussicht nach werden in Kassel aber noch mehr Flüchtlingskinder aufgenommen werden. Deswegen sind weitere 34 Klassen Intensiv-Klassen geplant, in denen sie Deutsch lernen, weil sie schnell in den „normalen“ Schulfahrplan integriert werden sollen.

* FRANK ECKARDT

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KAS S E L

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Ohne Tram

ie kennen das? Ein schöner Samstag im Advent und die Königsstraße ist voller Menschen. Wer seinen Einkaufszettel noch nicht abgearbeitet hat, kann sich in der Mitte der Straße zum Glück noch ziemlich schnell bewegen. Dort laufen wenige, obwohl die Straßenbahnen gar nicht fahren. Der Vorteil wird allerdings alsbald zum Nachteil. Irgendwann ist man erschöpft und beladen und will keine längeren Wege mehr laufen. Ohne die Bahnen in der Königsstraße geht es jetzt erst mal bergan zum Ständeplatz oder hinab zum Stern.

DER BOULEVARD DER KETTENLÄDEN In unregelmäßigen Zeitabständen gibt es sie: die Debatte über die Straßenbahnen in der Königsstraße in Kassel.

* NORA MEY mar, Baunatal, Lossetal, Wilhelmshöhe, Kirchditmold, Helleböhn, Druseltal, Jungfernkopf oder Wolfsanger.

Die Initiative, die mit einem Bürgerbegehren die Tram aus der Königsstraße verbannen möchte, macht es sich

Also besser: für einen komfortablen öffentlichen Verkehr in der Königsstraße in Zeiten des Klimawandels!

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TagesSatz

Es ging bisher ums Einkaufen. Möchte man aus einer Einkaufsstraße einen Boulevard machen, dann soll man dort „flanieren“, Leute gucken, in Cafés sitzen, müßig gehen. Klassische Boulevards sind der Champs Élysées, der Kurfürstendamm, der Jungfernstieg. Geschäfte spielen dort eine untergeordnete Rolle. Kann die Königsstraße mit ihrer Nachkriegsbebauung, mit ihrer vorwiegend schattigen Lage wirklich zu einem Boulevard werden? Gewiss nicht. Ein Bedürfnis der Einkaufenden nach Cafés und Restaurants befriedigt sie schon jetzt auf dem Friedrichs- und Königsplatz.

Es gibt noch andere Gesichtspunkte. Zum Beispiel die zentrale Umsteige-Funktion am Königsplatz, sei es von Bahn zu Bahn oder Bahn zu Bus. In den Abendstunden ist dieser Knotenpunkt kaum zu ersetzen. Außerdem sorgen abends und überhaupt in Schwachverkehrszeiten generell die Haltestellen in der Königsstraße dafür, dass die Innenstadt belebt wird und für alle Wartenden sind die Haltestellen dort weitaus attraktiver als auf den Hauptverkehrs-Straßen.

Wen will man jetzt abhängen, benachteiligen?

Ja, es geht ohne Tram – das erweist sich an diesen besonderen Tagen. Aber ist das auch generell sinnvoll? Die Königsstraße ist Einkaufsstraße. Ihre Qualitäten als solche sind recht groß für viel Kasseler Bürger und Bürgerinnen – vielleicht jenseits einer alternativen Szene. Das beweist ein breites Angebot an Waren in DrogerieMärkten, Schuhläden, einem Kaufhaus, Klamottenläden von Ketten des mittleren und preiswerten Segments. Es gibt eine schöne Galerie und schließlich den Königsplatz, von wo aus man zur Abwechslung auch einen türkischen Gemüseladen oder Bäcker aufsuchen kann. Die gute Erreichbarkeit, mit der Straßenbahn fast bis vor die Tür, ist gut für die Kunden, für die Geschäfte und sie ist gut für die KVG.

sehr leicht. Die Bahnen müssten ja nur über die „Haltestellen Stadtmuseum, Scheidemannplatz, Lutherplatz und am Stern“ geführt werden. Also über Hauptverkehrsstraßen, die Fußgänger erst einmal überqueren müssen und auf deren schmalen Haltestellen sie verkehrsumtost warten dürfen. Wobei es natürlich besonders am Stern und am Rathaus/Fünffensterstraße zu Gedränge kommen würde. Dort müssten die meisten derjenigen, denen die Haltestellen der Königsstraße entzogen wurden, ein- und aussteigen. Wenigstens ein ziemlich umfassender Umbau dieser Haltestellen zu Lasten des Autoverkehrs wäre nötig und die entsprechenden Kosten hätte die Stadt zu tragen. Ebenso wie die satten Kosten eines Bürgerbegehrens!

Aber müssen es so viele Bahnen sein? Schon, denn jede einzelne erschließt einen Stadt- oder Ortsteil, ob VellTagesSatz

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KAS S E L

Düsterer Exzess Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams im Schauspielhaus

* BATON SCHMIDT

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eim Betreten des Schauspielhauses verspürt man eine familiäre Atmosphäre. Man kann bei Snacks und Getränken das Publikum beobachten. Es mag am Spieltag gelegen haben oder am mangelnden Interesse am klassischen Theater, aber die jüngere Generation machte sich rar. Dies ist schade, da das im Folgenden rezensierte Theaterstück einen positiven bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

N. Klinger

In dem Stück Endstation Sehnsucht, modern inszeniert von Markus Dietz, geht es um komplexe Verhältnisse zweier Schwestern und eines Mannes in New Orleans. Der Hauptfokus liegt auf Blanche (Caroline Dietrich), einer noch hübschen, suspendierten Lehrerin, die in ihrem Verhalten einer Filmdiva gleicht und begehrt werden will. Ihr mangelndes Selbstwertgefühl und eine tiefsitzende Trauer ertränkt sie in Alkohol. Während des Zusammentreffens mit Schwester Stella (Alina Rank) und Schwager Stanley (Arthur Spannagel) in deren Apartment werden immer mehr dunkle Details

der einzelnen Charaktere offenkundig. Blanche aus der Oberschicht der Südstaaten-Plantagenbesitzer abgestiegen, ist jetzt mittellos und sucht vergebens nach Bestätigung. Stella hat den Abstieg zwar verwunden, ist eine junge bodenständige, quirlige Frau, dabei aber von Stanley abhängig. Die Beziehung ist stark körperlich. Stanley ist ein polnischer Zuwanderer und Arbeiter, der sich für das Erbe von Stellas Familie interessiert. Als klar wird, dass das Erbe, ein Haus namens Belle Réve, nicht mehr existiert, wird Stanley ungehalten und entwickelt eine persönliche Vendetta gegen Blanche und stöbert in ihrer Vergangenheit. Im Umgang mit den Enthüllungen um Blanche zeigt Stanley sein wahres Gesicht. Er hat ein starkes Aggressionsproblem und unterdrückt nicht nur seine Frau Stella, sondern beginnt auch Blanche zu schikanieren und rücksichtslos mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren. Stella ist schwanger, jedoch bedingungslos von ihrem Mann angetan und kehrt deswegen immer wieder zu ihm zurück. Auch Blanche

bleibt, empfindet Abscheu und Faszination für Stanley. Aggression und sexuelle Begierde durchziehen die ganze Geschichte bis zum dramatischen Ende, der Endstation von Blanches psychischem Zustand. Trotz lustiger Einlagen ist die Geschichte sehr dunkel und bedrückend. Überzeugend und eindrucksvoll stellen die Schauspieler die Abgründe, mit denen ein Mensch konfrontiert sein kann, dar. Dabei sind die Schauspieler schmerzfrei mit Unterwäsche- und Nacktszenen. Es wird viel verschüttet, umgeschmissen, hingefallen, durchnässt im Sand geräkelt. Besonders Caroline Dietrich kann mit einer riesigen Palette an Emotionen und Stimmlagen stark beeindrucken. Während Stanley sich seinen seelischen Schmerzen hingibt und winselt, ruft ein Zuschauer „Jetzt ist aber gut!“. Die Bühne und Dekoration sind karg und zweckmäßig, aber dennoch genial. Die Schauspieler bewegen sich in einem offenen Raum auf sandigem Bodenbelag. Lichteffekte werden einfach gehalten, aber effektiv eingesetzt, sodass durch Licht und Schatten Spannung auf- und abgebaut wird. Das Bühnenbild beinhaltet einige markante Gegenstände, wie einen imposanten Schrankkoffer, der auch als Podest oder Wand wirkungsvoll je nach Szene eine andere Funktion erfüllt. Starke Emotionen wie Verlustgefühle, Aggressionen und Begehren ziehen die Zuschauer in ihren Bann. Wer sich dieser rauen und borstigen Geschichte stellen möchte, sollte sich dieses Stück nicht entgehen lassen.

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WEITERE VORSTELLUNGEN: 5. und 12. Februar um 19.30 Uhr

TagesSatz

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Claudia Hahn

K AS S E L

Die Schweineparade Zum neuen Jahr möchten wir Ihnen, liebe Leser, die Überlegungen unserer Kollegin Claudia Hahn nicht vorenthalten. Sie hat sich Gedanken über das Verhältnis des Menschen zum Tier gemacht. Exemplarisch zeigt sie das am Beispiel des Schweines.

* CLAUDIA HAHN

G

ebraucht man das Wort „Schwein“ assoziiert das Gehirn im doppeldeutigen Sinn. Mir kommt zuerst das Bild von Massentierhaltung in den Kopf. Verbunden mit dem Schlachtschwein, rückt der Gedanke zur Seite. Ich denke an Schnitzel mit Schmand-Soße in der Kombinats-Gaststätte Marbachshöhe. An ungarische Salami, Schweinebauch, Grillen, Sommer etc. Gleichzeitig überkommt mich ein schlechtes Gewissen, weil ihre Haltung, leben sie nicht auf Bio-Höfen, Tierquälerei ist. Ich kann meinen inneren Schweinehund nämlich nicht davon abhalten, sich in Phasen ungebremster Instinkte über Currywurst mit Pommes rot- weiß her zu machen. Tierisch gut. Kommt mir aber wieder in den Sinn, wenn ich Reportagen sehe, die mir das Leid dieser Tiere sichtbar vor Augen führen. Verlässt mich alle paar Monate, wenn ich zufällig an einer Grillstation vorbei fahre und von unkontrollierten Gelüsten überfallen werde. Mein Schweinehund ist schwach. Ich esse nicht nur, wenn ich Hunger habe.

alte Schweine, Drecksau oder auch Charakterschweine. Männer sind Schweine. Frauen auch. Wohnungen gleichen Sauställen, Menschen-Gruppen mutieren zum Sauhaufen. Auf Partys lassen wir die Sau raus, Rampensäue stellen sich dabei rücksichtslos in den Mittelpunkt. Das Schwein im üblichen Sprachgebrauch steht ziemlich schlecht da. Abgesehen davon, dass es sowieso nur zum Essen auf die Welt kommt. Sinnlos. Leider schmeckt es aber auch, das arme Schwein. Versucht man, Negativem noch etwas Gutes abzugewinnen, hat man Schwein gehabt. Der Mensch als Glückssau. Das Sparschwein erprobt unsere Geduld und gibt dem Gotteskind die Möglichkeit zur lang ersehnten Wünsche-Erfüllung. Vorausgesetzt sein Herrchen ist lieb zu ihm und füttert es. Satt und voll gefressen sind zum Schluss beide zufrieden. Mensch und Schwein. Fördert die Hoffnung, ans Gute in beiden zu glauben. Endlich stellt das Optimisten-Schwein das Image des blöden Schweins in den Schatten.

Übertragen auf den Menschen, bezeichnen wir uns, wenn es die Situation hergibt, als dumme Schweine,

Viele wissen nicht, dass Schweine zu den intelligentesten Säugetieren gehören. Sie sind gesellig und ihr Verstand

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übertrifft den eines 3-jährigen Kindes. Sie sind schlauer als Hunde. Ihr Sozialverhalten gleicht dem der Affen. Ihre Charakterzüge gleichen denen des Menschen. Der Unterschied ist, dass der Verstand bei Menschen irgendwann über den eines Kleinkindes hinauswachsen sollte. Und: Schweine besitzen Gefühle. Sie lassen sich gern massieren, hören ebenso gern Musik und verfügen über einen ausgeprägten Spieltrieb. Oder Zirkusschweine: sie kicken gern mit Bällen und hüpfen über Stangen. Schweine empfinden also Freude und sind dazu in der Lage, Beziehungen zu knüpfen. Neugeborene Ferkel nehmen die Stimme ihrer Mutter wahr und diese singen ihren Babys während des Säugens etwas vor. Ein in ihnen angelegter Selbsterhaltungstrieb veranlasst sie dazu, sich selbst in der Hierarchie einen Platz zu erkämpfen. Es gibt also auch hier eine Hack- und Rangordnung, die sich am Trog deutlich sichtbar zeigt. Wichtigstes Ereignis am Tag ist die Fütterung. Leider setzt zu diesem Zeitpunkt der Verstand aus. Und das gerade auch, wenn man weiß, dass diese Tiere lernbegierig sind. ... Fortsetzung auf Seite 32 25


KU LTU RTI P P S G ÖT T INGE N Stuffed Puppets Theatre

Wenn der Peter auf den Mond reist 31. GÖTTINGER FIGURENTHEATERTAGE

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Diverse Veranstaltungsorte 06. bis 21.02.2016 Eintritt: ab 3 Euro www.figurentheatertage. goettingen.de

Vom 6. bis zum 21. Februar 2016 steht Göttingen im Zeichen der Figurentheatertage. An diversen Spielstätten (im Alten Rathaus, im GDA Wohnstift, im Jungen Theater, im Lumière, im Deutschen Theater, im Modegeschäft „Woggon“, in Bremers Weinkellerei, der Ditib-Moschee, sowie im Theater der Nacht in Northeim) finden insgesamt 36 Aufführungen für Kinder und Erwachsene, teilweise sogar in englischer Sprache, statt. 17 renommierte Bühnen aus dem gesamten Bundesge-

Ida Gard

Lebendige Gedanken IDA GARD

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MEHR ZUM KULTURTIPP: musa-Saal, GÖ Sa 22.02. / 21.00 Uhr Eintritt: 19 Euro VVK: 16 Euro www.musa.de

Ida Gard hat mit der Veröffentlichung ihrer ersten beiden Alben „Knees, Feet & The Parts We Don’t Speak Of“ und „Doors” ihren Ruf nachhaltig gefestigt. Selbstbestimmt und in Eigenregie will sie sich eine Karriere aufbauen. In ihrer Heimat gilt die Dänin seit 2014 als aufgehender Stern: Ihre Songs laufen im Radio rauf und runter. Auf dem SPOT-Festival singt Ida gemeinsam mit anderen dänischen Künstlern Songs, die irakische und syrische Flüchtlinge geschrieben haben. Die leidenschaftliche Gitarristin erzählt Geschichten aus

Bushkin Mohammed Ali

Kultur für alle! 15. KUNST-GALA

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Stadthalle, GÖ So 28.02. / 18.00 Uhr Eintritt: ab 20 Euro www.kunst-ev.de

Die außergewöhnlichste Kulturveranstaltung der Region: 130 KünstlerInnen aus Musik, Theater, Tanz, Akrobatik und mehr treten zugunsten des Vereins Kunst e.V. auf. Viele Highlights werden zu erleben sein: die „Local Heroes“-Landessieger Kyles Tolone spielen unplugged spielen, Das GSO spielt die Ouvertüre zu Mozarts Oper „die Zauberflöte“, das Deutsche Theater zeigt Ausschnitte aus „Tigermilch“ von Stefanie de Velasco, das JT vorab Ausschnitte aus seiner neu-

* UTE KAHLE

biet und den Niederlanden werden teilnehmen und sich zum ersten Mal auch mit ihren Kindertheaterstücken dem Votum einer Kinderjury stellen. Den teilnehmenden Kindern, eine Kooperation mit der Montessori Schule und der Leineberg Grundschule, werden in Workshops Grundkenntnisse zu Figurentheater nähergebracht: Spieltechniken im Figurentheater, Dramaturgie, Einsatz von Theatertechnik, Bau von Figuren. So werden sie eine „fachkundige“ Jury sein und in zwei Altersgruppen (3-5 Jahre und 5-7 Jahre) ihren Preis im Anschluss an das Festival an eine Theaterkompanie vergeben.

* UTE KAHLE ihrem Leben als unabhängige Frau, die ihren eigenen Weg geht. Fehler sind dabei nicht ausgeschlossen, solange man danach wieder aufsteht. Ihre authentischen Texte zeigen sich von Sarkasmus geprägt, aber mit sonnigem Gemüt vorgetragen. Ida erkennt in der Geschichte aus der schwedischen Provinz Parallelen zu ihrer eigenen Kindheit und Jugend, schaut mit erwachsenen Augen darauf und webt die Geschichte musikalisch neu. Im Zentrum steht dabei das Heranwachsen in der lähmenden Enge eines Dorfes und die mit der Entdeckung des Rock ‘n’ Rolls verbundene Reise in die Freiheit.

* UTE KAHLE en Revue „Money, money, money“. Das Interkulturelle Orchester, 2 junge Flüchtlinge des Boat People Projekts, setzen ganz unterschiedliche musikalische Akzente. Die Tanzschule Art la Danse wird das Programm mit einer modernen Tanzversion von „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ abrunden. „Spezial Guest“ ist dieses Jahr der in der „Heute Show“ (ZDF) als Dennis Knossalla auftretende Comedian Alexis Kara. Aus den Erlösen werden Projekte gefördert, die Flüchtlingen die Möglichkeit der Begegnung eröffnen. TagesSatz

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KULTURTI PPS KAS S E L

* HARALD WÖRNER

Dieter Kindl

Weniger ist mehr SCHWEIZER FRANKEN

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Café Buchoase (Germaniastraße) Sa 06.02. / 19.30 Uhr Eintritt frei www.cafebuchoase.de www.facebook.com/ schweizerfranken.music

Während die Eine Franken nur als Zahlungsmittel kannte, waren dem Anderen Schweizer nur per kulinarischem Labsal Cordon Bleu bekannt. Als sich die Schweizerin Trudi Kindl und der Franke Günther Klößinger trafen und anfingen, miteinander zu musizieren, änderte sich das schlagartig. Beide lassen sich von Künstlern aus ihrer Heimat inspirieren und lernen so Kultur und Dialekte des Anderen kennen. So bilden fränkische und schwyzerdütsche Lieder eine wichtige Grundlage für ihr Repertoire. Doch

das reicht ihnen noch nicht. Ob von Liedermacher bis zu Folk und Rock: alles ist denkbar und möglich. So präsentieren die beiden auch Songs von Kris Kristofferson oder Janis Joplin. Entscheidend für beide ist: es muss Spaß machen und zwar nicht nur ihnen! Trudi Kindl, bei „Schweizer Franken“ verantwortlich für Gesang, Ukulele und Kazoo, sowie Günther Klößinger (Gesang und Gitarre) agieren nach dem Motto: weniger ist mehr und haben daher ihr ErstlingsWerk „Live...im Studio“ auch bewusst in einer schlichten Kartonstecktasche veröffentlicht.

* HARALD WÖRNER

Peter-Andreas Hessiepen

Verlorene Heimat BARBARA HONIGMANN

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Kleines Bali (KUBA) So 07.02. / 14.30 Uhr Eintritt: 9 Euro, erm. 7 Euro www.addf-kassel.de www.filmladen.de

Die Autorin Barbara Honigmann (1949) beschreibt in ihrem Erinnerungs-Buch „Chronik meiner Straße“ die Straße in Straßburg, in der sie seit Jahrzehnten lebt: das ist ein buntes, vitales Mosaik von Menschen aus sehr vielen Nationen und Kulturen. Die Rue Edel, eine unscheinbare, eher hässliche Straße liegt vom Münster und anderen Sehenswürdigkeiten eher abgelegen. Eigentlich ist sie eine Durchgangs-Straße, eine erste Bleibe für Neuankömmlinge, bis diese eine Wohnung in einer besseren Gegend

gefunden haben. Honigmann schildert mit genauem, aber nie verletzendem oder wertendem Blick ihre wechselnden NachbarInnen, die Händler und Flaneure. Sie portraitiert die Eigenheiten mancher Menschen, dass all-gegenwärtige Sprachengemisch, die kleine Welt dieser einen Straße, in der sich die ganze Welt spiegelt. Die Bewohner der Rue Edel kommen aus aller Welt und tragen die verlorene Heimat noch mit sich herum. Und doch -oder gerade deshalb- geht es hier recht provinziell und gemächlich zu.

Ingvild Sara Aarsland

Vorliebe für Ambivalenzen

* HARALD WÖRNER

RANDI TYTINGVAG

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MEHR ZUM KULTURTIPP: Theaterstübchen Kassel Do 11.02./ 20.00 Uhr Eintritt: 17 Euro, AK 20 Euro www.theaterstuebchen.de

TagesSatz

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Dass Randi Tytingvag längst über den Geheimtipp-Status hinausgewachsen ist, ist spätestens seit Veröffentlichung ihres neuen Albums „Three“ im vergangenen Jahr klar geworden. Nominiert für den Preis der deutschen Schallplatten-Kritik in der Kategorie Singer/Songwriter, Album des Monats der Zeitschrift STEREO und ein restlos begeistertes Publikum zeigen ganz deutlich, dass die norwegische Sängerin das Potential besitzt, um ihre Hörer und Kritiker zu verzaubern. „Three“

markiert einen Stilwandel: während sie auf ihren ersten fünf Alben eine Mischung aus Folk, Pop und Jazz kultivierte, betont sie nun mehr ihre Singer-/ Songwriter-Qualitäten. Begleitet wird sie von Dag S. Vagle (Gitarre/Gesang) und Erlund Asland (Banjo/Gitarre/Klavier/Gesang). Tytingvags Vielseitigkeit ist ihre besondere Stärke. Ihre wandelbare Stimme nimmt gefangen, mal kraftvoll und bestimmend, mal hingehaucht, wie von der Monroe. Aber immer mit ungeheurer Intensität. 27


Jörg „Yogi“ Müller

A M S TA D T R AND

Autoren gesucht!

Die Redaktionen des TagesSatz in Göttingen und Kassel suchen Verstärkung. Der Einstieg ist unkompliziert – unsere Teams freuen sich auf neue Stimmen für das Magazin! Interviews, Berichte und Kommentare zu sozialen und kulturellen Themen bietet jeden Monat der TagesSatz seinen mehr als fünftausend LeserInnen. Frische Stimmen und Einfälle für alles, was lokal und überregional anliegt, sind uns herzlich

* MORITZ EMMELMANN

willkommen. Wenn Du das journalistische Schreiben in kleinen Aufsätzen ausprobieren möchtest, oder den TagesSatz mit kreativen Fotos und Illustrationen bereichern willst, komm doch zu einem Treffen der Redaktion und lerne unser Team kennen!

*

MEHR ZUM THEMA: Interesse geweckt oder noch Fragen? Dann schick uns flott eine E-mail! Kontakt in Göttingen: goettingen@tagessatz.de (Carolin Schäufele) Kontakt in Kassel: tagessatz.kassel@yahoo.de (Harald Wörner)

Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers * WERNER KOSSMANN Hallo, ihr lieben Käufer und Stammkunden. Mir fällt nicht recht was ein, was ich schreiben könnte. Daher ein Dankeschön nicht nur an meine Kunden, sondern auch an die Leute, die den TagesSatz erst ermöglichen. Den Redakteuren, Ute und Andreas, die den Vertrieb machen, die alle ehrenamtlich arbeiten. Ihr macht eure Sache wirklich gut. Danke für die Geduld, die ihr mit mir habt. Und auch Danke an die Verkaufskollegen und -kolleginnen, die mir ausgeholfen haben. Seit 20 Jahren verkaufe ich jetzt den TagesSatz. Ich habe mir drei oder vier dumme Sprü-

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che angehört. Damit kann ich leben. Ich habe auch so meine Anlaufstellen. Zum Beispiel „Bachmann“. Der hat immer einen Salat für mich. Er hat ein vegetarisches Restaurant. Es ist sehr lecker. Am Anfang des Monats habe ich meine Stammkunden. Da klingelt die Kasse ein wenig. Doch jetzt genug. Ich wünsche allen ein Frohes Neues Jahr. Ihr Werner

* TagesSatz

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Andre Günther (photocase.com)

DI E KO CH N IS C HE

* HANS PETER PUNG & TEAM

Kochen mit dem TagesSatz LECKERE GERICHTE FÜR SIE ENTDECKT

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eute können wir zu jeder Jahreszeit alles kaufen. Unsere Großeltern hatten es da noch schwerer, sie mussten schauen, wie sie im Winter den Bedarf an Vitaminen decken konnten. Eine wichtige Hilfe dabei war Sauerkraut, das vor allem für seinen hohen Gehalt an Vitamin C bekannt ist. In der Seefahrt war es sehr beliebt, weil es leicht zu transportieren war, lange gelagert werden konnte und Skorbut vorbeugte. Sauerkraut kann aber nicht nur zu Rippchen oder Kasseler gegessen werden. Lassen Sie sich überraschen. Viel Spaß beim Nachkochen. Übrigens, sie können für Aufläufe prima Reste verwerten.

Auflauf 1 (4 Portionen / max. 1,50 Euro pro Portion)

500g Sauerkraut, 1 Zwiebel, 150g Käse (z.B. Bergkäse), 500g Schupfnudeln (aus dem Kühlregal), 200ml Gemüsebrühe, 200ml Schlagsahne, Salz, Pfeffer, Schmalz, Butter Zwiebeln schälen, fein würfeln. Käse reiben. Schmalz in einem Topf erhitzen, Zwiebeln darin leicht Farbe annehmen lassen. Das abgetropfte Sauerkraut hinzufügen, leicht anschwitzen. Mit etwas Wasser ca. 20 Minuten köcheln lassen, öfter umrühren. Schupfnudeln mit etwas Butter in einer Pfanne goldgelb braten. Nach ca. 15 Minuten die Gemüsebrühe zum Sauerkraut geben. Sahne unterrühren, TagesSatz

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aufkochen lassen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Schupfnudeln zufügen. Die Hälfte des Käses zugeben und gut vermischen. Nochmals abschmecken. In eine gefettete Auflaufform geben und mit dem restlichen Käse bestreuen. Im vorgeheizten Backofen bei 200°C (Ober- / Unterhitze) etwa 15. Minuten backen bis der Käse zerlaufen ist. Tipp: Wer unbedingt Fleisch braucht, kann Kasseler in Würfel schneiden und unter den Auflauf heben. Sie können aber auch Tomaten oder frische Paprika dazugeben.

Auflauf 2 (4 Portionen / max. 2,00 Euro pro Portion)

500g Hackfleisch, 400g Sauerkraut, 1 Zwiebel, 3 große Kartoffeln, 1 Becher Schlagsahne, 1 Becher saure Sahne, 200g Käse (nach Wahl, gerieben), Öl, Schmalz, Salz, Pfeffer, Paprikapulver

Zwiebel schälen, fein würfeln. Kartoffeln schälen, waschen, in Salzwasser nicht zu weich garen, abgießen, in Scheiben schneiden. Schmalz in einem Topf erhitzen, Zwiebelwürfel darin glasig dünsten. Sauerkraut zufügen, etwas Wasser zugeben und 20 Minuten köcheln lassen. Umrühren nicht vergessen. Öl in einer Pfanne erhitzen, Hackfleisch darin kräftig bräunen. Mit den Gewürzen abschmecken. Schlagsahne und saure Sahne vermischen, kräftig würzen. Auflaufform fetten, Boden mit den Kartoffelscheiben bedecken und darauf zuerst das Sauerkraut dann das Hackfleisch verteilen. Sahnemischung darüber gießen und Käse drüber streuen. Im vorgeheizten Backofen backen bis der Käse eine goldgelbe Kruste gebildet hat. Tipp: Wer es schärfer mag, kann eine fein geschnittene Chilischote zugeben.

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H IN T E R D E N K U L ISSE N

So wollte ich es! „Frankie Boy“ im Deutschen Theater in Göttingen

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ls Sinatra 1998 starb, zählte er zu den wichtigsten Sängern des 20. Jahrhunderts, Francis Albert Sinatra, genannt Frank Sinatra, als „The Voice“ war er im letzten Jahrhundert zu Weltruhm gekommen. 2016 wurden Sinatra und sein Mythos erneut zum Leben erweckt, von Moritz Schulze auf den Brettern des deutschen Theaters in Göttingen. Keine Hommage, sondern der Versuch, die vergangene Zeit und ihre Strömungen zu genießen.

mit Elvis, Begründer des Fan-Kults sein. Doch nicht nur seine umstrittenen Beziehungen zur Mafia, die ihm trotz marionettenartigen Benehmens nie gerichtsfest nachgewiesen wurden, sorgten für Wirrungen und Umtriebe. Auch in seinem Liebesleben ging es im wahrsten Sinne drunter und drüber. Für die Theaterbühne bieten genau diese Verwicklungen die passende Rahmenhandlung und es erscheint als völlig normal, dass der junge Francis seinem väterlichen Freund Willi Moretti (Paul Wenning) nicht nur seine Karriere verdankt, sondern auch die ein oder andere Rettung aus misslichen Lagen. Zeigt sich doch, dass der Genius des Musikalischen nicht immer der Vernunft folgt, sondern die verschiedenen Phasen des künstlerischen Reifens oft von Frauen bestimmt wurden. Getragen von der Musik Cole Porters, unter der Regie von Erich Sidler, der Dramaturgie von Sara Örtel und unter der musikalischen Leitung von Michael Frei trägt das Orchester, mit Jazz und Swing, Sinatra und seine Freunde, sein sogenanntes „Rat Pack“. Unterstützt wird er von seinen mafiösen Freunden (Karl Miller, Frede-

rik Schmidt und Benjamin Krüger) und den Frauen, die ihn künstlerisch prägten, seine immer abwesende Mutter und seiner reichhaltigen Auswahl an Geliebten, Ehefrauen und Affären. Diese Beziehungen zu Frauen bringen nicht nur die Abwechslung in sein Leben, sondern zeigen auch, wie emanzipierte Frauen schon zu damaliger Zeit ihn protegierten, wenn seine Karriere in einem Talkessel und es an seiner Frau Ava Gardner (Katharina Uhland) war, mit ihrer Arbeit für den Lebensunterhalt zu sorgen. Doch Beziehungen und Affären sind auch immer wieder seine Fallstricke. Und so kommt es auf der Bühne zu einem Gesangsduell zwischen Ava Gardner und einer brillanten, mit einem sehr deutschen Akzent englisch singenden Marlene Dietrich (Andrea Strubbe). Einer der vielen Höhepunkte des musikalischen Abends. Zurecht belohnte das Publikum die Schauspieler mit stehendem Applaus. Als Zugabe gab es am Premierenabend das Stück, auf das jeder gewartet hatte: „New York, New York“.

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WEITERE VORSTELLUNGEN: 15. und 27. Februar um 19.45 Uhr

Georges Pauly

Francis war 1915 als Sohn italienischer Einwanderer geboren, nutze seine Herkunft und die damit entstandenen Beziehungen und Familienbande mehr oder weniger unfreiwillig, um trotz abgebrochener High-School seinen amerikanischen Traum zu leben, immer das Ziel vor Augen, als Sänger zu überzeugen. 1939 nahm seine Karriere rasant Fahrt auf, er wurde von Tommy Dorsey engagiert, weiter konnte man es im Swing nicht bringen. Es folgte ab 1943 ein fester Plattenvertrag bei Columbia und eigene Radio-Shows. Auch die erste Massenekstase der Pop-Geschichte soll während einem seiner Auftritte stattgefunden haben und er soll, gemeinsam

* REZENSIERT VON UTE KAHLE

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ZWI SCHEN DEN ZE IL E N

Zwischen allen Fronten Wenn Kinder das größte Glück dieser Erde sind, wie es so oft heißt, warum treten wir dieses Glück bloß allzu oft mit Füßen? Es gibt viele Wege, Kindern Gewalt anzutun – subtil oder auch sehr unmittelbar. Drei aktuelle Bücher setzen sich damit auseinander und versuchen Lösungswege aufzuzeigen.

* DANIELE PALU Krieg und Flucht

Patchwork

Tests und Therapien

Eines von zehn Kindern auf der Welt lebt heute in einer Region, in der Gewalt zur Tagesordnung gehört. Das heißt: Unvorstellbare 230 Millionen Kinder wachsen „zwischen den Fronten“ auf. Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg wuchsen so viele Flüchtlingskinder entwurzelt und ohne Hoffnung auf, mahnt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Der UNICEF-Report stellt jene in den Mittelpunkt, die am wenigsten für Kriege verantwortlich sind und am meisten unter ihren Folgen leiden: Kinder. Er dokumentiert das Grauen der Gewalt und versucht, die Auswirkungen der „neuen Generation humanitärer Krisen“ auf die nachwachsende Generation zu begreifen. Der Report beschreibt aber auch, wie Kindern in scheinbar ausweglosen Situationen geholfen werden kann: durch schnelle Nothilfe, durch Spiel, Sport und Bildung, durch politischen Einsatz und nachhaltige Entwicklungsarbeit. Schließlich, so UNICEF, brauche jedes Kind Schutz und Hilfe, damit es eine bessere Zukunft seiner Gesellschaft mitgestalten kann. Ein aufrüttelndes Zeitdokument mit intelligenten Lösungsansätzen. Pflichtlektüre!

Wenn es in Patchworkfamilien Probleme gibt, ist die Schuldige meist schnell gefunden: die neue Frau, die Stiefmutter. Sie wird für Konflikte verantwortlich gemacht, deren Ursache sie in der Regel nicht ist. Sie leidet unter Fremdbestimmung, soll funktionieren, aber nicht agieren. Warum ist das so? In vielen Gesprächen mit Stiefmüttern und Experten ist die Journalistin Susanne Petermann dem Phänomen auf den Grund gegangen. Sie traf Stiefmütter, deren Vorgängerinnen ihre Energie darauf verwenden, die Nachfolgerin zu verleumden. Männer, die ihrer zweiten Frau unentwegt in den Rücken fallen. Die Autorin zeigt die häufigsten Konfliktquellen auf und präsentiert Lösungswege im Patchwork-Dschungel. Dazu gibt sie wichtige Informationen zum Familienrecht. Ein guter Ratgeber für Stiefmütter – letztlich auch zum Wohle der Kinder und aller Beteiligten.

„Wenn Menschen Eltern werden, ändert sich fast ihr ganzes, bisheriges Leben, vor allem ändern sich die Eltern selbst“, schreibt der Kinderarzt Michael Hauch im Vorwort. Denn immer öfter kämen besorgte Eltern in seine Praxis, ihr Kind könne noch nicht sitzen oder krabbeln, es habe Schwierigkeiten, Kontakt mit anderen Kindern aufzunehmen, es ziehe sich zurück, es sei aggressiv, es könne nicht richtig sprechen, es sei unkonzentriert, es sei ungeschickt, es halte beim Malen den Stift nicht richtig. Eltern hätten Angst, einen vermeintlichen Rückstand ihres Kindes nicht rechtzeitig zu bemerken oder nicht ernst genug zu nehmen, beobachtet Hauch. Horden von Freundinnen, Erzieherinnen und Lehrerinnen würden diese Unsicherheit und Sorge noch verstärken. Hauch fühlt sich nicht selten zum „Rezeptautomaten“ reduziert und plädiert gegen den existierenden Therapiewahn. Stattdessen ruft er dazu auf, Kinder nach ihren eigenem Entwicklungsplan entfalten zu lassen und sie so zu starken, eigenständigen und „normalen“ Persönlichkeiten heranwachsen zu lassen: „Lassen Sie sich nicht verunsichern!“ fordert Hauch verunsicherte Eltern auf und wird so mit seinem Buch vielen Kindern eine glücklichere Kindheit bescheren.

UNICEF-Report 2015. Fischer, 11,99 Euro. Taschenbuch, 269 Seiten

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Susanne Petermann: „Du hast mir gar nichts zu sagen!“ Diana, 14,99 Euro. Broschiert, 239 Seiten

Dr. med. Michael Hauch: Kindheit ist keine Krankheit. Fischer, 14,99 Euro. Broschiert, 317 Seiten 31


Claudia Hahn

WA S E S S O N ST NOC H G IB T

Die Schweine-Parade TEIL 2 * CLAUDIA HAHN Hier also die Fortsetzung des Textes von Seite 25 … Forschungen bestätigen die eigentliche Klugheit von Schweinen in dieser Situation. Man gibt ihnen einen Namen, chipt sie und ruft sie bei der Fütterung nacheinander auf. Sie kommen nicht in Massen an gerannt, sondern schön nacheinander. Leider finden Schweine nicht so die Befürworter, die ihre Fähigkeiten auch normalen Menschen vermitteln. Unerzogene Tiere rennen mit den kurzen Beinen und dem massigen Körper alle gleichzeitig zum Trog. Den Blick zielgerichtet auf `Haben Wollen`. Die Gesamtsituation vermittelt ein Bild plumper Aggressivität. Wie es aber so ist, gibt es aber auch noch Schweinchen unter den Schweinen, die sich ihre Charakter-Grundzüge erhalten haben. Sie sind lieb. Reicht aber nicht zum Überleben. Schweinchen würden traurig verhungern. Dank ihrer Intelligenz und Fröhlichkeit wehren selbst sie sich irgendwann gegen Mobbing am Schweinetrog. Vermeintlich Schwache lernen instinktiv von scheinbar Dominanten. Sie erkämpfen sich den Futterplatz, werden respektiert und können sich nun ohne Stress ihr Fressen holen. Könnte man ganz schön ins Schwitzen kommen. Fehlurteil. Schweine schwitzen nicht. Nur dem Mensch rinnt der Schweiß am ganzen Körper, quält er sich freiwillig dazu, mittels praller Sommersonne als Grillwurst zu enden. Ein weiterer Irrtum: Schweine sind dreckig. Klar, sie wälzen sich 32

gern im Schlamm. Der Grund ist: dieser schützt ihre rosane borstige Haut nach einem entspannten Sonnenbad. Er kühlt und schützt vor Krankheit. Entgegen allen Vorurteilen sind es saubere Tiere. Durch nicht artgerechte Stallhaltung werden sie vom Menschen erniedrigt und gezwungen, in ihrem eigenen Schmutz zu liegen. Eigentlich braucht die arme Sau ihre Freiheit. Ihren Bedürfnissen entsprechend würde sie ihr Geschäft nie dort platzieren, wo sie auch schläft. Das negativ besetzte Schwein ist so in unseren Köpfen verankert, dass es bei Wut aus uns herausplatzt. Warum benutzt man eigentlich immer Tiernamen, um sich Luft zu machen? Zum Beispiel sturer Esel: Esel sind nicht ausschließlich stur. Sie haben etwas Beruhigendes. Man kann sie streicheln, sie lassen Nähe zu, sind gutmütig. Sturheit ist ein ganz normales Bedürfnis, will man einfach mal vor stressigen Menschen, Dingen, Situationen seine Ruhe haben. Der Charakter des Esels ist Geduld. Eine hervorragende Eigenschaft. Aus unerklärlichen Gründen bringt das Schwein eine Vielfalt von Eigenschaften mit sich, die sich der Mensch umgangssprachlich zu Nutze macht. Vielleicht deshalb, weil er sich unbewusst im Verhalten des Schwein wiedererkennt. Kann man prima bei Macht-Missbrauch am Arbeitsplatz sehen. Hier fehlt der dann der Chip im Ohr: Schweine und Menschen haben ähnliche Anlagen und kommen gut auf die Welt. Geformt von Umwelt und Erziehung nimmt die SchweineParade ihren Lauf.

Gedicht Sagt der Mensch zum kleinen Schwein: Mit dir hab ich nicht viel gemein. Sagt das Schwein: Das denkst nur du. Sei mal still und hör mir zu: Menschen ohne Habe: nennst du arme Schweine Menschen die schmutzig sind: nennst du Dreckschweine Menschen ohne Bildung: nennst du dumme Schweine Menschen mit Erfolg: nennst du Glücksschweine Menschen die sparsam sind: nennst du Sparschweine Menschen, die dick sind: nennst du fette Schweine Menschen die unordentlich sind: haben einen Schweinestall Menschen die Fehler machen: werden zur Sau gemacht Menschen mit kalten Füßen: haben Eisbeine Nun sag noch mal zum kleinen Schwein: Mit dir hab ich nicht viel gemein

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TagesSatz

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DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Eine Website über die Flüchtlingshilfe der Stadt

Jobmarkt steht vor schweren Zeiten

GÖTTINGEN – Von der Flüchtlingssituation ist auch Göttingen stark betroffen. Die Stadt hat vor diesem Hintergrund eine Website eingerichtet, die über die Flüchtlingshilfe der Stadt informiert. Neben Hinweisen auf bevorstehenden Veranstaltungen zum Thema Flüchtlinge und Flüchtlingshilfe, finden sich aber auch Möglichkeiten, Geld und Sachen zu spenden oder selbst aktive Hilfe zu leisten. Unter der Bezeichnung „Zeitspende“ haben die Stadt und der Landkreis Göttingen ein Helfer-System eingerichtet. Dabei kann sich jeder, der den Flüchtlingen helfen möchte, mit seiner EMail-Adresse und seiner Handy-Telefonnummer über ein Formular auf der Internetseite eintragen. Bei akuten Hilfssituationen, wo spontane, kurzfristige Unterstützung vonnöten ist, meldet sich die Stadt über diese beiden Wege bei den freiwilligen Helfern. Auf einer weiteren Unterseite finden sich Informationsblätter zu verschiedenen Fragen. Zum Beispiel zum „Integrationslotsen“. Das ist ein ehrenamtlicher Helfer, der gezielt einem oder mehreren Geflüchteten bei sich in der Nähe bei allen Fragen des Alltags unterstützt und damit ein Stück weit Integrationsarbeit leistet. Dazu braucht es keine besonderen Vorkenntnisse, sondern nur Zeit und den Willen, jemanden zu unterstützen und ihn in die Gesellschaft vor Ort zu integrieren. Mehr auf www.fluechtlingshilfegoettingen.de (kf)

NÜRNBERG – Die Konjunktur läuft rund, bei vielen Dienstleistern brummt das Geschäft und selbst die Industrie schaut zuversichtlich nach vorn. Insgesamt scheinen das gute Aussichten für den Arbeitsmarkt 2016 zu sein. Trotzdem schauen viele Experten mit Skepsis auf die kommenden Monate. Denn selten zuvor, sieht man einmal von der Finanzkrise 2008 ab, stand der deutsche Arbeitsmarkt vor ähnlich schwierigen Aufgaben, wie im neuen Jahr. Im Folgenden sind die größten Risiken zusammengefasst: Der Abbau der Langzeit-Arbeitslosigkeit: seit Jahren liegt die Zahl der Arbeitslosen, die länger als ein Jahr ohne Beschäftigung sind, fast unverändert bei einer Million. Ihre Chancen, der Perspektivlosigkeit zu entkommen, haben sich laut BA-Berechnungen seit Jahren kaum verbessert. Daran haben auch etliche Förder- Programme kaum wirklich etwas verändern können, so Professor Stefan Sell, Arbeitsmarkt-Experte an der Hochschule Koblenz. Er selbst rechnet auch dieses Jahr nicht mit einem durchschlagenden Erfolg. Zu stark habe das BundesarbeitsMinisterium in den vergangenen Jahren die Förder-Etats der Job-Center gekürzt. Und das vergangenes Jahr von Ministerin Nahles aufgelegte Förder-Programm zur Intensiv-Betreuung von Langzeit-Arbeitslosen sei „so restriktiv, dass die Job-Center Probleme hätten, dafür Leute zu finden“. Der Arbeitsmarkt-Forscher Enzo Weber rechnet nicht mit schnellen Erfolgen. „Das Problem ist: der ganz große Wurf wird bei der LangzeitArbeitslosigkeit nicht gelingen“, ist er überzeugt. „Es braucht da die Politik der vielen kleinen Schritte. Es geht am Ende um den Einzelfall.“ Langzeit-Arbeitslose müssten intensiv und konstant betreut werden. Das sei sehr beratungs-intensiv und daher teuer. Die Integration von Flüchtlingen: IAB-Forscher Weber rechnet dieses Jahr mit 130.000 zusätzlichen Arbeitslosen aus sogenannten Asyl-Zugangsländern. Ein rascher Vermittlungs-Erfolg wir hier eher die Ausnahme sein. „Bevor ein Flüchtling auf gutem Wege ist, Arbeit zu finden, das kann zwei oder drei Jahre dauern“, glaubt er. Entsprechendes Engagement der Job-Center vorausgesetzt, sei das durchaus zu schaffen. (hw)

Nächstes Mal MÄRZ-AUSGABE 2016

Als soziales Magazin beschäftigt sich der TagesSatz im kommenden Monat mit den immer aktuellen Themen Armut, Hartz IV und Arbeit. Wir beschäftigen uns mit der Bedeutung von Arbeit und was mit uns passiert, wenn wir keine haben.

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TagesSatz

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo & Fr: 11-13 Uhr, Mi: 11-14 Uhr Di & Do: geschlossen Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do: 9-11 Uhr / Do: 16-17 Uhr Mi & Fr geschlossen Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse IBAN: DE41 5205 0353 0001 1833 79 BIC: HELADEF1KAS Sparkasse Göttingen IBAN: DE59 2605 0001 0050 5815 11 BIC: NOLADE21GOE Redaktionsleitung: Carolin Schäufele (cs), Moritz Emmelmann (me) (GÖ) Harald Wörner (hw) (KS) Pressearbeit: Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Udo Drescher Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Ute Kahle, Andreas Pramann Tel./AB: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Tel./AB: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Zoé Dubois, Frank Eckardt, Claudia Hahn, Nora Mey, Hans Peter Pung, Baton Schmidt Redaktion Göttingen: Andrea Bencsik, Daniel Ahlbrecht, Moritz Emmelmann, Sabrina Erdmann, Kristoffer Fillies (kf), Patrick Haase, Marc Huttenlocher, Ute Kahle, Inge Kiepe, Werner Koßmann, Daniele Palu, Julian Speudon Illustration: Pilar Garcia, Claudia Hahn Fotografie: Ingvild Sara Aarsland, Bushkin Mohammed Ali, Deutsches Theater, Ida Gard, Andre Günther (photocase.com), Peter Andreas Hessiepen, Junges Theater, Kapelle Petra, Dieter Kindl, Thomas Kirchhoff (pixelio.de), N. Klinger, Stefan Lins, misterQM (photocase.com), Jörg „Yogi“ Müller, Georges Pauly, Pixabay, Stuffed Puppets Theatre, UNICEF Umschlag: Pixabay Layout: mediapool-goettingen.de Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Carolin Schäufele Der TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 5.500

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WOHIN, WENN ALLGEMEINE HILFEN Göttingen Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/999590 Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 , 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1, 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19, 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7, 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2, 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5, 37073 Göttingen 0551/56190 Diakonieverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Schillerstraße 21 37083 Göttingen 0551/517810 Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458

LEB Ländliche Erwachsenbildung Groner Landstr. 27 37081 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di und Fr 14.30-18 Uhr BBA e.V. TU WAS Lange Geismarstr. 3, 37083 Göttingen 0551/485200 Mo, Mi, Do 9.30-12 sowie Di 10-12 u. 14-16 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8, 34117 Kassel 0561/7209536 ESSENSAUSGABEN Göttingen Die Göttinger Tafel Mauerstr. 16-17, 37073 Göttingen Tel. 0551–51030 Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5, 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003

Arbeit und Leben (A&L) Lange Geismarstr. 72-73 37073 Göttingen 0551/495070 oder 4950741 Di und Do von 9.30-13.30 Uhr

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Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862

Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen 0551/5473717 Ausgabe: Do 9-12 Uhr

Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766 Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920 HAFTENTLASSENE Göttingen

Kassel

FRAUEN IN NOT

HILFE & SELBSTHILFE BEI AIDS

Göttingen

Göttingen

KORE e.V. (Beratung für Frauen) Papendieck 24/26, 37073 Göttingen 0551/57453 Mo, Do 9-13 Uhr

Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14, 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411

Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684

AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4, 37073 Göttingen 0551/4004831

Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800

Kassel

Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel

FRANKA e.V. Verein zum Schutz von Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind Frankfurter Straße 78a 34121 Kassel 0561/70165824

Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a, 37073 Göttingen 0551/43373

Göttingen

Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Stellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche

Zentrum für Sucht- & Sozialtherapie Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-0

Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0

Göttingen

Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24, 37081 Göttingen 0551/632977

Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113

Göttingen

KLEIDERKAMMERN

Suppentopf der Heilsarmee jeden Donnerstag von 14-15 Uhr Martinsplatz

pro familia Beratungsstelle Breitscheidstraße 7 34119 Kassel Tel. 0561 7661925-0 Fax. 0561 7661925-99

ARBEITSLOSENHILFE

GESUNDHEIT

Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00

Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 KINDER & JUGENDLICHE IN NOT Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690

Autonomes Frauenhaus 0561/898889

Kassel

Frauen in Not 0561/9892929

Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852

Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36

Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301

Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5, 34117 Kassel 0561/572090 Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24, 34117 Kassel 0561/7290441 LEBENSKRISEN Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 NOTSCHLAFSTELLEN Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 RECHTSBERATUNG & HILFE Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51, 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel 0561/772934

Suchtberatung Diakonisches Werk Kassel Sucht- und Sozialtherapeut. Zentrum Frankfurter Str. 78A, 34121 Kassel 0561/93895-0 SUCHTBERATUNG: DROGEN Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2, 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21, 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WOHNUNGSLOSENHILFE Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7, 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f, 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Tilsiter Straße 2a, 37083 Göttingen 0551/517980 Wohn-/Übernachtungsheim für Frauen und Männer Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18, 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061

Göttingen

Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738–00

AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0

Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-10

Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1, 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30

WOHNUNGSPROBLEME

Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5, 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24, 37073 Göttingen 0551/57094

Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59, 34117 Kassel 0561/103861

SUCHTBERATUNG: ALKOHOL Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0

Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@tagessatz.de!

TagesSatz

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Mit dem Einwurf Ihres Pfandbelegs in den BonBons-Behälter unterstützen Sie direkt bedürftige Menschen in Ihrer Region. Ihre Spende kommt zu gleichen Anteilen dem Straßenmagazin TagesSatz, sowie in Göttingen der Göttinger Tafel, in Kassel der »Gesegneten Mahlzeit« und dem »Suppentopf« zu Gute. Informationen zum Projekt und zu den Supermärkten mit BonBons-Boxen erhalten Sie auf unserer Webseite: www.pfandbonbons.de Die Spenden gehen an:

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Unterstützt durch:

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Foto: Sarah Raymaekers | Gestaltung: Dirk Mederer [plazebo.net]

»Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde.«


© basta.de, 01/2016

Ausgezeichnet schwitzen ließ es sich schon immer gut im Badeparadies – nun ist es aber auch „amtlich“ bestätigt: Der Deutsche Saunabund verlieh unserer Saunalandschaft sein höchstes Gütesiegel „SaunaPremium“. Erleben und genießen Sie doch selbst einmal unser Fünf-Sterne-Saunaangebot: Dampfsaunen, Sanarium, Salionarium, Doppel-Maa-Saunen, Aufguss-Arena, Kaltwasserbecken, Außenschwimmbecken mit Thermalsole, Naturbadeteich, Ruhepavillon, Außenterrasse, Ruheräume, Kaminecke, Fitnessbar, Massage & Shiatsu. Und noch viel mehr . . .

Windausweg 60, 6, 37073 37073Göttingen, Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa., So. und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36

Bewegend. Erholsam. Erfrischend.

TagesSatz Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG

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