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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, das Thema dieser TagesSatz-Ausgabe steht unter dem Titel „harte Kost“ – und das gleich in doppeltem Sinne. Das gesunde Essen ist für viele Menschen mit geringen finanziellen Mitteln eine schwierige Herausforderung geworden. In dieser Hinsicht wird das HartzIV-Programm seinem Motto „Fördern und Fordern“ gerecht. Dem ursprünglich gedachten Ziel – der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit – bleibt das Konzept jedoch fern. In fünf Jahren hat sich an der Beschäftigungssituation in Deutschland unterm Strich nicht viel geändert. Stattdessen wurde der Billiglohnsektor ausgedehnt, in dem viele Menschen ihre Arbeitskraft zu Hungerlöhnen verkaufen müssen. Von diesen Löhnen gesund zu leben stellt sich genau so schwierig dar, wie mit dem Eckregelsatz satt zu werden. Der Entwicklungsstand einer Gesellschaft bemisst sich nicht zuletzt auch an der Ernährungssituation der Bevölkerung. In diesem Sinne können die Hartz-Gesetze fünf Jahre nach ihrer Einführung nicht als Erfolgsmodell gelten. Ein weiterer Beleg: Die Flut der Klagen gegen Hartz-IV-Bescheide und die Sozialämter überfordern die Gerichte dermaßen, dass in Berlin bereits die Zahl der Sozialrichter verdoppelt werden musste. Der TagesSatz setzt sich mit der Ernährungssituation der einkommensschwachen Bevölkerung auseinander. Zu welchen Schlüssen wir dabei kommen, lesen Sie in unserem Leitartikel auf Seite 8. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Der TagesSatz freut sich in diesem Monat über eine neue Rubrik: Projekt Tellerrand. Zahlreiche Göttinger Unternehmen aus dem Verband der Wirtschaftsjunioren haben sich bereit erklärt, den TagesSatz monatlich mit Spenden zu unterstützen. Von den Spenden werden wiederum Projekte durchgeführt, die die Verkäufer selber organisieren und umsetzen. Als erstes besuchten einige unserer Verkäufer das Anfass- und Experimentiermuseum Phaeno in Wolfsburg. Was die TagesSatzler dort erlebten, erfahren sie auf Seite 4. Unsere Straßenzeitung hat aber noch einen weiteren Grund sich zu freuen. Im Dezember beschenkten einige TagesSatz-Leser unser Magazin mit kleinen und großen Spenden. Für die eingegangen Beträge möchten wir uns herzlich bei allen Spendern bedanken. Sie sind dem TagesSatz damit eine große Hilfe, ohne die er nicht existieren könnte. Wir freuen uns daher, Ihnen in diesem Monat wieder eine spannende Ausgabe präsentieren zu können. Viel Spaß und Anregungen beim Lesen,
Jörg Sanders & Malte Schiller (Redaktionsleitung Göttingen)
TagesSatz. Hilft sofort.
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Der TagesSatz wird von Menschen in sozialen Schwierigkeiten auf der Straße verkauft. Vom Verkaufspreis der Zeitung (2,00 Euro) behalten die VerkäuferInnen 1,00 Euro. Sie können damit ihre finanzielle Situation verbessern und sind nicht mehr auf Almosen angewiesen.
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Die Mitarbeit in Redaktion und Vertrieb des TagesSatz bietet arbeits- und wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ermöglicht langfristig gesehen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.
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Der TagesSatz ist Mitglied von:
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Ausflug ins Phänomenale
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orgens am Bahnhof ging es gleich gut los: Alle – sogar die Vertriebsleitung – waren pünktlich! Da man keine besseren Voraussetzungen für eine gemeinsame Fahrt im Nahverkehr haben kann, erreichten wir um die Mittagszeit ausgeruht und gut gelaunt den Bahnhof in Wolfsburg. Die gute Laune steigerte sich, als wir bemerkten, dass sich das Phaeno-Gebäude keine zwei Minuten vom Bahnhof entfernt befindet – bei diesem Wetter ein echter Bonus! Außerdem konnten wir durch unsere Raucher, die ihre Zigarette in der kurzen Zeit nicht schafften, in Ruhe das seltsame Gebäude begutachten. Drinnen erfuhren wir, dass der Baukörper, den Willi zuvor mit dem Raumschiff Enterprise verglichen hatte, mit seiner „avantgardistischen Formensprache“ eine „dichte räumliche Verschränkung“ ermöglicht. Ob man es nun mag oder nicht, das Gebäude, das nach einem Entwurf der aus dem Irak stammenden Architektin Zaha Hadid gebaut wurde, hat eine Eingangstür, durch die man einfach mal gegangen sein muss.
* JULIANE MICHAEL UND DIE TAGESSATZ-VERKÄUFER zu Bereich gelangt man ohne Türen, Barrieren oder Schranken. Schon nach wenigen Minuten hatten alle die Zeit vergessen und trauten sich an die ersten physikalischen Experimente und Geräte zum Ausprobieren. Schrittmotoren, die Musik erzeugen, elektrische Spannung an den Händen mit einer Handkurbel erzeugt und Galileos Kugelbahn waren die ersten Entdeckungen. Zur Messung des eigenen Rückstoßes beim Aufprall konnten wir gegen eine Wand laufen und an einem Computer unsere Reaktionsgeschwindigkeit testen.
Trotzdem haben wir unseren Zug zurück nach Göttingen (gerade so) erwischt und konnten uns dort in Ruhe von den vielen Eindrücken erholen.
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Detlef „Rocky“ Bernhard
Absolut empfehlenswert ist Mindball: Mittels umgewandelter elektrischer Aktivität der Gehirnströme (also per Gedankenkraft!) können zwei Gegner eine Kugel ins gegnerische Feld lenken. Yogi und Olli haben sich bei diesem Spiel, dessen Erfolg auf der Fähigkeit zur Entspannung beruht, eine heiße Schlacht geliefert. Auch die Zeit-
maschine und der gefrorene Schatten sorgten bei uns für viel Spaß und Staunen. Alle Experimente sind einfach und bunt dargestellt und ihr Hintergrund erklärt. Die Phänomene reichen von der Optik und Akustik über Chemie, Biologie, Energie und Meteorologie bis zu körperlichen Erfahrungen wie Schwindel, Täuschung und Gleichgewicht. Wir haben auf einem Nagelbett gelegen, haben Wellen geschlagen, sind durch ein schiefes Haus gelaufen und haben im Spiegelhaus in die Unendlichkeit gesehen. Alles kann man auf eigene Faust erkunden, mit den Händen erforschen und ganz unkonventionell bedienen. Dies ist tatsächlich außergewöhnlich. Nur Zeit spielt bei Phaeno keine Rolle: die vergisst man einfach ...
Jörg „Yogi“ Müller
Drinnen ist dann alles irgendwie fließend und durchgängig: Von Bereich
Im Rahmen des von Göttinger Unternehmen geförderten Projekts Tellerand hatte der Vertrieb im Göttinger TagesSatz-Büro am Freitag, den 15. Januar 2010, seine Luken dicht gemacht und „war mal nicht zu Hause“. Das Projekt Tellerrand startete im neuen Jahr mit einer Einladung an alle Göttinger TagesSatz-Verkäufer in die Experimentierausstellung Phaeno nach Wolfsburg.
Das Projekt Tellerand fördert Aktivitäten der Göttinger TagesSatz-Verkäufer, die deren Horizont erweitern. Die Tellerand-Aktion dieses Monats wurde finanziert von dff-solutions GmbH [the mobile computing experts] und ProWork – www.lernplattform24.de [Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer was er schon ist. Henry Ford]. 4
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IN H A LT
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HARTE KOST 8 11 12 14 15
Drei Euro vierundneunzig Cent von MALTE SCHILLER Patentpolitik ohne Grenzen – und Moral? von JÖRG SANDERS Zum Überleben nötig: Ökologische Landwirtschaft von NORA MEY Schluss mit Werbelügen und Etikettenschwindel! VON BIANCA KUCHENBROD Die aufgekratzte Seele VON HARALD WÖRNER
Rubriken
Göttingen 18 Ein Tag beim Göttinger Mittagstisch von MELANIE SWIATLOCH 19 Volxküche: Veganes Essen für alle! von JÖRG „YOGI“ MÜLLER 20 Das Paradox unseres Zeitalters von JÖRG „YOGI“ MÜLLER
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Kassel 22 Jeder ist willkommen! von TRUDI KINDL 23 Verstörende Lebendigkeit von HARALD WÖRNER 24 Das weggeworfene Glück in Aspendos von ARMINIUS
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Kultur 28 Was is‘n mit ... Turnbeuteln? von CARSTEN SEYDLOWSKY 29 Evolution contra Religion von FRITZ KROGMANN
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Editorial Projekt Tellerand Eindrücke Der Ticker Der Stolperstein Paragraphenreiter Göttinger Karikatur Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Kultur-Empfehlungen Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Mal ehrlich... Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn
Bitte ausschneiden und zurücksenden an: TagesSatz e.V., Westring 69, 34127 Kassel
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Ort, Datum
Unterschrift
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EINDRÜCKE
TATJANA PFENNIG *Tatjana möchte mit ihren Fotoarbeiten beim TagesSatz eine Fußnote für die berufliche Zukunft zu setzen. Derzeit mailt sie dem Magazin die Bilder aus ihrer Übergangsheimat Australien.
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DER TI C K E R Protest gegen die Südspange
Clemens Eulig
Göttingen – Die Bürgerinitiative „Göttinger Süden” spricht sich gegen den Haushaltsentwurf der Stadt Göttingen für 2010 aus. Dieser sieht 190.000 Euro für die Planung der Südspange vor. Diese Straße soll die Bundesstraße 27 mit der Rosdorfer Südostumfahrung verbinden und so unter anderem den Verkehr auf der Rheinhäuser Landstraße und der Stettiner Straße verringern. Die Bürgerinitiative hält dagegen, ein Gutachten habe gezeigt, dass eine solche Verbindung verkehrstechnisch nutzlos sei, dafür aber viel Geld koste. Dieses könne man sinnvoller in den öffentlichen Nahverkehr, den Ausbau von Radwegen oder die Bereiche Soziales, Bildung und Kultur investieren. Zudem zerstöre die geplante Straße ein wichtiges Naherholungsgebiet.
Quer durch den Harz – für einen guten Zweck Göttingen/Osterode – Zum ersten Mal findet der laut Veranstaltern „größte und anspruchsvollste Spendenlauf der Welt”, der Oxfam Trailwalker, in Deutschland statt. Und das gar nicht weit von Göttingen – der Lauf führt quer durch den Harz und beginnt am 11. September in Osterode. In den folgenden dreißig Stunden müssen die Teams, die aus vier Personen bestehen, gemeinsam hundert Kilometer zurücklegen. Doch es gibt nicht
nur die körperliche Herausforderung: Vor Beginn des Laufs muss jedes Team Sponsoren finden, die insgesamt mindestens 2.000 Euro an Oxfam spenden. Das Geld geht an Bildungsprojekte der Entwicklungsorganisation. Unter www.oxfamtrailwalker.de kann man sich jetzt schon anmelden – es werden bis zu tausend Läufer erwartet.
Kommunen unter Druck Kassel/Berlin – Deutschlands Kommunen sehen dem neuen Jahr bang entgegen. Durch das kurz vor Weihnachten beschlossene Wachstumsbeschleunigungsgesetz rechnen sie mit knapp 1,6 Millionen Euro Steuerausfällen. Konkrete Ausgleichspläne ist die Bundesregierung bislang schuldig geblieben. Zugleich rechnen Städte und Gemeinden damit, dass sie 2010 massiv mehr Geld für die Wohnkosten von Hartz-IV-Empfängern aufbringen müssen. Der Bund aber will zeitgleich seinen Anteil an diesen Ausgaben zurückfahren. Der Bundestag hat hierzu bereits seine Zustimmung erteilt. Nun hoffen die Kommunen noch auf den Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag, den die Länder angerufen haben. „Es passt nicht zusammen, wenn der Bund seinen Anteil an den Unterkunftskosten senkt, obwohl die Ausgaben dafür objektiv steigen“, so der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Stephan Articus. Trete das Gesetz unverändert in Kraft, müssten die Kommunen 2010 rund elf Millionen Euro für Hartz-IV-Wohnkosten ausgeben. Das wären 27 Prozent mehr als 2005, dem ersten Jahr der Hartz-IV-Reform. Strittig ist zudem, wie der Bundeszuschuss berechnet wird. Der Bund beruft sich auf eine Formel, die seinen
Anteil an die Zahl der von Hartz-IV betroffenen Haushalte koppelt. Diese waren in den Jahren 2007 und 2008 rückläufig – deshalb soll nun die Bundesbeteiligung sinken. Für 2010 erwarten die Kommunen aber deutlich mehr betroffene Haushalte. Viele Menschen, die in der Wirtschaftskrise ihren Job verloren haben, würden kein ALG I mehr beziehen, sondern in den Hartz-IV-Bezug rutschen. Außerdem hätten hohe Energiekosten dafür gesorgt, dass auch 2009 die Wohnausgaben insgesamt nicht gesunken sind. DGB und Sozialverbände stellen sich auf die Seite der Kommunen. Einwände hat der Bund bislang nicht gelten lassen. Er betont, die Kommunen könnten die Ausgaben ja steuern, indem sie die Angemessenheit von Mietund Heizkosten prüfen. Gleichwohl scheint er die Möglichkeit der Kostensenkung auch stark zu überschätzen. Denn in einem Streit des Stadtstaates Berlin stutzte das BSG die Forderungen des Bundes unlängst um knapp 75 Prozent. Auch der DGB hält diese Sparmöglichkeit für begrenzt. Er forderte im Dezember, die Kommunen müssten mehr Spielraum bei den Hartz-IV-Wohnkosten haben. Wichtig sei, die Gesamtstruktur im Auge zu behalten, denn eine Ghettobildung, etwa durch erzwungene Umzüge, ziehe viele neue Probleme nach sich und werde insgesamt so auch langfristig teurer.
Gesucht & gefunden Unser Verkäufer Thomas M. in Kassel sucht eine Wohnung. Die Größe kann bis 50 m² betragen. Die Miete sollte 300.- Euro nicht überschreiten. Erreichen können sie ihnunter 01520 / 5793144. ANZEIGE
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Drei Euro vierundneunzig Cent Essen – viele Menschen mit niedrigem Einkommen oder Arbeitslosengeld II verbinden mit diesem Wort nicht gemeinschaftliches Zusammenkommen oder sinnlichen Genuss. Die Frage nach einer gesunden Ernährung rückt mit sinkendem Einkommen hinter der Frage nach dem Sattwerden zurück. Die Nahrungsaufnahme ist zum lästigen Kostenfaktor geworden. Wenn das Monatsbudget knapp ist, müssen sich Menschen andere Bedürfnisse geradezu vom Munde absparen – in einem der reichsten Länder der Welt. Jörg „yogi“ Müller
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wei Scheiben Graubrot, fünfundzwanzig Gramm Marmelade, zwanzig Gramm Butter, eine Scheibe Käse, hundertfünfundachtzig Milliliter Frischmilch, hundert Gramm Müsli und zwei Tassen Kaffee: Das ist ein Frühstück für 0,87 Euro. Wer es ausprobieren will, muss beim Frühstück allerdings eine Küchenwaage benutzen. Uwe Glinka und Kurt Meier haben ein Sparkochbuch herausgegeben, in dem sie zeigen, dass eine ausgewogene Ernährung mit wenig Geld möglich ist. Für jede Zutat haben sie die Preisangaben dazugeschrieben. Eine Prise Salz kostet demnach 0,05 Euro. Die Rechnungen von Glinka und Meier sind akribisch. Tagelang zogen die beiden Autoren durch die Discounter, um am Ende mit ihren Rezepten im geplanten Budget zu bleiben. Auf die Idee zu dem Kochbuch kamen die beiden, als sie an einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme teilnahmen. Die Teilnehmer der Maßnahme klagten immer wieder über das spärliche Budget. Da setzten sich Glinka und Meier in den Kopf, einen Weg aus der Misere zu finden. Das Kochbuch bietet auf jeder Seite einen Speiseplan für drei Mahlzeiten: Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Der preisliche Richtwert für solch einen Tagesplan liegt immer bei 8,80 Euro – dem Betrag, den zwei Hartz-IV-Empfänger pro Tag für Nahrungs- und Genussmittel zur Verfügung haben. Pro Person sind das also 4,40 Euro. Und wenn man davon noch die Ausgaben für Genussmittel wie Alkohol und Tabakwaren abzieht, bleiben noch genau 3,94 Euro. Das ist seit dem 1. Juli 2009 der Tagessatz für Nahrungsmittel und Trinken. – Zu wenig, behauptet die Bündnisplattform „Eckregelsatz 500 Euro“ mit dem provokanten Slogan „Fördern durch Mangelernährung“. Dabei stützt sich die Initiative auf Berechnungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund. Demnach benötigt ein erwachsener Mensch eine Energiezufuhr von 2.550 Kilokalorien (kcal) pro Tag. Der Hartz-IV-Satz reiche bei einer ausgewogenen Ernährung aber gerade mal für 1.580 kcal. Im Umkehrschluss lässt sich daraus errechnen, dass der Tagessatz allein für Essen und Trinken mindestens 6,38 Euro betragen müsste. Droht einem Hartz-IV-Empfänger also die Mangelernährung? TagesSatz
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TITELTH E M A Nein, sagt Kathrin Hackspiel. Sie ist Ernährungsberaterin in Göttingen und Umgebung und behauptet, wer sich an das Sparkochbuch hält, wird nicht mit knurrendem Magen zu kämpfen haben. Hackspiel selber hat lange Zeit mit wenig Geld leben müssen. Während ihres Studiums blieben ihr 154 Euro pro Monat, um für sich zu sorgen. Nur die Miete wurde ihr gestellt. Für zwei Leute hat sie daher lange Zeit nicht mehr als dreißig Euro in der Woche ausgeben können. „Das Verhältnis sei aber nicht proportional zu sehen. Je mehr Personen desto günstiger“, erklärt Hackspiel. Denn eine Person alleine müsse trotzdem zwanzig Euro veranschlagen. Die junge Ernährungsberaterin ist selbständig und vielfältig eingebunden: Neben einer Lehrtätigkeit an der Hauswirtschaftsschule und einer Anstellung im Altenheim arbeitet sie nachmittags und abends noch in einer Arztpraxis. An Wochenenden gibt sie Seminare. Wie zum Beispiel den Kurs „Gut und günstig“ an der Volkshochschule in Hann. Münden. Dort zeigt sie den Teilnehmern, wie mit drei Euro ein leckeres Menü zubereitet werden kann. Ein Großteil ihrer Arbeit besteht in der Verbraucheraufklärung. Die Angebotspalette in Supermärkten ist so immens geworden, dass es dem Verbraucher immer schwerer fällt sich zwischen den Produkten zurechtzufinden. Hinzu kommt, dass viele Nahrungsmittelproduzenten versuchen, die Verbraucher bewusst irre zu führen. Wenn eine Müslipackung von Nestlé stolz verkündet „Garantiert dreißig Prozent Vollkorn“ zu beinhalten, dann ändert das nichts an der Tatsache, dass die restlichen sieb-
zig Prozent minderwertiges Weizenmehl sind. Vom Zuckergehalt der vermeintlich gesunden Frühstückscerealien ganz zu schweigen – der beträgt nämlich über 35 Prozent! Für das angebliche Fitness-Wunder soll jedoch der satte Preis von 2,99 Euro gezahlt werden. Und solche Produkte sind keine Einzelfälle. Nach Hackspiel sei Aufklärung daher das allerbeste Mittel im Kampf für gesunde Ernährung. Dazu kommt auch die ständige Unterstellung, der Verbraucher könne ohnehin nicht kochen. Diese Entwicklung habe ihren Ursprung in den sechziger Jahren genommen, meint Hackspiel. Auf die entbehrungsreichen Kriegsjahre folgte eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Während einerseits immer mehr Waren wieder verfügbar wurden, nahmen körperlich harte Arbeit und der durchschnittliche Kalo-
de Berufstätigkeit der Frau. Im Zuge der Studentenbewegung wollten viele Frauen auch wirtschaftlich selbstbestimmt sein. Die Anzahl der erwerbstätigen Frauen kletterte auf neue Höchststände, und das alte Rollenbild vom Mann, der die Familie versorgt, und der Frau, die die Hausarbeit erledigt, wurde in Frage gestellt. Unterm Strich blieb weniger Zeit für die Arbeit zu Hause – weniger Zeit zum Kochen. Diese Entwicklung wurde von Lebensmittelproduzenten schnell bedient. Die Zeit der Schnellkoch- und Fertigprodukte war angebrochen. Ein Trend also nicht der letzten zehn oder fünfzehn, sondern der letzten fünfzig Jahre. Das Essen hat eine lästige Note bekommen. Aber es muss halt sein. Und damit es nicht zu viel Zeit kostet, kann man ja auch einfach nebenbei essen: Ein Brötchen vor dem PC, wenn ich morgens meine E-Mails checke, den Kaffee auf dem Weg zur Arbeit, das Mittagessen nutze ich als Geschäftsessen, am Abend vergesse ich zu essen und besorge mir deswegen im Theater noch schnell eine Brezel – allein weil es mir peinlich ist, wenn mein Nachbar meinen knurrenden Magen hört.
„Fördern durch Mangelernährung“ rienbedarf der Menschen ab. Trotzdem veränderte sich die Verzehrmenge der Deutschen nicht. Spätestens Ende der sechziger Jahre wurden die Folgen der Fehlernährung zahlenmäßig wahrnehmbar: Übergewicht, Gallenkoliken und andere ernährungsbedingte Symptome waren Anzeichen einer überfütterten Gesellschaft geworden. Sogar die Bundesregierung war alarmiert, und begann die Ernährungsaufklärung zu unterstützen. Die Bemühungen zeigten Erfolg, und die Fresswelle ebbte Ende der Sechziger langsam wieder ab. Eine Entwicklung, die sich jedoch viel nachhaltiger auf die Ernährungskultur auswirken sollte, war die zunehmen-
Die gefühlte Zeitknappheit geht einher mit einer Auflösung familiärer Esskultur. Während viele Mütter inzwischen genötigt sind in mehreren kleinen Jobs parallel zu arbeiten, um mit einem sprichwörtlichen Hungerlohn die Familie zu ernähren, bleibt die Küche daheim verwaist. Den Kindern fehlen somit oft die Vorbilder, weshalb sie das Kochen kaum noch ANZEIGE
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T I T E LT H E M A lernen. Stattdessen frittiert ihnen die Kantine der Ganztagsschule Schnitzel mit Pommes und verlangt dafür Zweiachtzig. Die Auseinandersetzung damit, was gegessen wird und in welchem Rahmen, bleibt auf der Strecke. Die Nahrungsmittelindustrie weiß diese Nachlässigkeit des Verbrauchers in Profit umzuwandeln. „Die Angebotspalette ist riesig geworden und es dudelt die ganze Zeit Musik, die mir auch noch erzählt, was ich kaufen soll. Alles ist schön bunt und es steht noch drauf, dass geht schnell – die Frage ist, wie kann man sich dagegen wehren“, sagt Hackspiel. Die Fertigprodukte suggerieren uns, es gehe schnell. „Wenn ich aber eine Tüten-Tomatensuppe für Spaghetti zubereiten will, muss ich Wasser kochen und das Pulver einrühren“, rechnet Hackspiel vor. „Das kostet fünfzig Cent. Eine Packung pürierte Tomaten zu erhitzen, dauert nicht länger, kostet nur 25 Cent und ist mit einer Prise Gemüsebrühe mindestens genauso schmackhaft – in dem einen sind Tomaten, in dem anderen nicht.“
auch eher mit gesundheitlichen Konsequenzen rechnen. Durch alle Einkommensverhältnisse hinweg muss auch die Verzehrstudie mangelhafte Ernährung feststellen. Beispielsweise essen sechzig Prozent aller Deutschen zu wenig Obst. Dieser Trend versetzt auch die Politik in Alarmbereitschaft. Laut Gesundheitsministerium sind über 37 Millionen Erwachsene und über zwei Millionen Kinder in Deutschland übergewichtig. Adipositas, Bluthochdruck und zu hohe Zuckerwerte: Kinderärzte beginnen gerade, sich an kleine Patienten mit Altersdiabetis zu gewöhnen. Andere europäische Länder fürchten eine ähnliche Entwicklung und die damit verbundenen Konsequenzen für ihre Gesundheitssysteme. Damit das Phänomen nicht zur Normalität wird, diskutieren rumänische Politiker derzeit über die Einführung einer Fastfood-Steuer. Die Abgabe wür-
Indikator für steigenden Wohlstand, möchte man meinen. Die Tafeln leisten eine wichtige Arbeit bei der Versorgung armer Menschen mit Lebensmitteln. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass sich die Tafeln als Institution unentbehrlich machen. Tatsächlich lässt sich von 3,94 Euro pro Tag irgendwie leben, auch gesund, wenn man sich anstrengt. Doch die meisten Tafel-Kunden erzählen, dass sie das Geld auch für andere Dinge brauchen, die der Eckregelsatz nicht abdeckt: Geburtstagsgeschenke, ein geselliger Abend mit Freunden, eine Autoreparatur – all das müssten sich viele der Tafel-Besucher regelrecht vom Munde absparen, wenn sie nicht das Essen von der Tafel hätten. So lobenswert das Engagement der vielen tausend Helfer erscheint, so bedenklich muss die Entwicklung stimmen. Und was hierzulande bereits erschreckend wirkt, potenziert sich in den Vereinigten Staaten sogar noch: Dort befinden sich nach Angaben der Organisation Second Harvest über dreißig Millionen Menschen in einer unsicheren Lebensmittelsituation, ungefähr 26 Millionen US-Amerikaner seien auf Essensspenden oder Armenspeisungen angewiesen. Eine Entwicklung, die eng mit der zunehmenden Obdachlosigkeit in den Staaten zusammenhängt. Denn wo sollen die Menschen auch essen und kochen, wenn sie keine Wohnung haben. Soviel zum Vorzeigeland des Neokapitalismus. Mit Verbraucheraufklärung allein wird dem Nahrungsmittelproblem – hier wie im Rest der Welt – nicht beizukommen sein. Wie aber zurechtkommen mit 3,94 Euro? – Hackspiel rät: „Wer hat, sollte die Oma fragen.“ Solch ein Ratschlag ist wertvoll, impliziert aber auch, dass sich Geringverdiener und Hartz-IVEmpfänger an dem Standard der Nachkriegszeit zu orientieren haben.
Armenspeisungen sind das Erfolgsmodell des Neokapitalismus
Zeigt die Realität also, dass die Menschen das gute und günstige Kochen verlernt haben? Gerade die einkommensschwachen Haushalte neigen zu einer schlechteren Ernährung. Das geht aus der gesamtdeutschen Verzehrstudie von 2008 hervor. Demnach essen Menschen mit besserem Einkommen mehr Gemüse, weniger Fleisch und nehmen auch mehr Flüssigkeit zu sich als finanziell schlechter Gestellte. Hackspiel sieht hier einen psychologischen Faktor wirken, der nicht unterschätzt werden sollte. Gerade bei Menschen, die ihre Arbeit verlieren, komme es mitunter zu einer Gleichgültigkeit. Der Verlust des eigenen Einkommens und somit auch der Verlust einer sozialen Stellung kann zu einer Lethargie führen, die sich unter anderem auf das Essverhalten auswirkt. Die Verzehrstudie kommt zwar zu dem Ergebnis, die Unterschiede der sogenannten Schichten seien nicht dramatisch, Hackspiel konstatiert hingegen, Geringverdiener müssten aufgrund solcher Unterschiede 10
de dann auf alle Lebensmittel mit zu hohem Zucker-, Salz- oder Fettgehalt angesetzt werden. Zu befürchten wäre allerdings, dass diese Preisaufschläge an die Produzenten der Lebensmittel abgewälzt werden könnten und somit auch auf die Löhne der Angestellten. Dennoch zeigen auch andere Länder Interesse an diesem Konzept der Verbrauchererziehung. Einen solchen Zwang zum gesunden Essen hält Hackspiel für nicht effektiv: „Die Tabaksteuer hat die Leute auch nicht vom Rauchen abgehalten.“ Wenn es aber doch nur an der mangelnden Aufklärung liegt, dass sich die Menschen – vor allem einkommensschwacher Haushalte – nicht gesund ernähren, wie ist dann zum Beispiel das Phänomen der boomenden Tafeln in Deutschland zu erklären? Die Zahl dieser Lebensmittel verteilenden Einrichtungen hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt, regelmäßig versorgen die Tafeln rund eine Million Menschen, über zwanzig Prozent davon sind Kinder: Nicht unbedingt ein
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MEHR ZUM THEMA: Ernährungsberatung Kathrin Hackspiel www.ernaehrung-goettingen.de Bündnisplattform „500 Euro Eckregelsatz“ www.500-euro-eckregelsatz.de TagesSatz
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Patentpolitik ohne Grenzen – und Moral? Monsanto ist der größte Saatguthersteller der Welt und wird von seinen zahlreichen Kritikern der „Biopiraterie“ und Marktbeherrschung beschuldigt. Zu Recht?
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Tatjana Pfennig
In Deutschland verhängte die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ilse Aigner bereits im April 2009 – kurz vor der ersten Aussaat – ein Verbot gegen die gentechnisch manipulierte Maissorte des US-amerikanischen Konzerns. Aigner reagierte damit jedoch auf mögliche Schädigungen für die Umwelt und eine größere Verbreitung durch Pollenflug als angenommen, nicht aber auf mögliche Nebenwirkungen des Konsums für den Verbraucher. Bis dato war die MonsantoPflanze die einzige gentechnisch manipulierte Pflanze, die kommerziell in Deutschland angebaut werden sollte und seit 1998 in der EU angebaut werden darf.
Weltweites Monopol auf Nahrungsmittel als Ziel?
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aut des landwirtschaftlichen Nachrichtenportals agrarheute.com warnen französische Wissenschaftler vor den Nebenwirkungen gentechnisch veränderten Maissorten Monsantos und verweisen zugleich auf eklatante Mängel in der Konzeption und Durchführung der Monsanto-Studien. Die Ergebnisse der französischen Wissenschaftler zeigten eindeutige Nebenwirkungen, hauptsächlich für Niere und Leber, die mit dem Konsum dieser Sorten einhergingen.
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Monsanto brachte bereits 1974 das Unkrautvernichtungsmittel „Roundup“ auf den Markt, ein Totalherbizid, das alle Pflanzen vernichtet. Kurz darauf produzierte Monsanto die „Roundup-Ready-Sojabohne“, die resistent gegen Roundup ist und inzwischen 92 Prozent der US-amerikanischen Sojaerzeugung ausmacht. Bis vor wenigen Jahren deklarierte Monsanto Roundup als biologisch abbaubar. Marie-Monique Robin beweist jedoch mit ihrer Dokumentation „Mit Gift und Genen“, dass Roundup tatsächlich hochgiftig und krebserregend ist. Sie zeigt, wie Monsanto Gutachten unterdrückte und manipulierte, unabhängige Wissenschaftler erpresste und unbequeme Widersacher durch eigene Mitarbeiter in den Kontrollbehörden ersetzte, um Roundup und ihre Sojasorte auf dem Markt zu behalten. Neunzig Prozent aller heute weltweit angebauten und gentechnisch verän-
derten Pflanzen, die gegen Herbizide und Schädlinge resistent sind, stammen von Monsanto – vor allem Mais und Soja. Der US-Konzern verbietet es seinen Abnehmern, einen Teil der Ernte – wie sonst üblich – für die nächste Aussaat zu benutzen, um sich auf diese Weise jährliche Nachkäufe zu sichern; hierzu setzt Monsanto sogar eine eigene „Gen-Polizei“ ein, die „betrügerische“ Landwirte entlarven soll. Der Konzern verweist dabei auf die Patente und ging bereits gegen rund 150 Landwirte juristisch vor, die sich dieser Patentpolitik angeblich widersetzen. Andererseits verpflichten sich die Landwirte in Verträgen mit Monsanto, auf juristische Auseinandersetzungen zu verzichten, sollte es Widererwarten doch zu einem Schädlingsbefall auf ihren Feldern kommen. Heftig in die Kritik geriet der Saatgutkonzern aber auch, weil er selbst vor Klagen gegen Landwirte nicht zurückschreckt, deren Felder durch Pollenflug mit Monsanto-Produkten verunreinigt wurden. Die Bauern kommen dadurch unfreiwillig in den Besitz der Monsanto-Produkte und sehen sich zusätzlich finanziellen Ausgleichszahlungen an Monsanto ausgesetzt Doch damit kein Ende: Monsanto meldete 2005 bei der Weltpatentbehörde in Genf zwei Patente auf Schweinezucht und Schweineherden an. Beide haben laut Greenpeace das Ziel, Schweine schneller wachsen zu lassen, um die Kosten der Schweineproduktion zu senken. Eine Durchsetzung dieser Patente wäre der nächste Schritt, Landwirte in die Abhängigkeit der multinationalen Unternehmen wie Monsanto, Bayer, Syngenta und Dupont zu stürzen – von der ethischen Frage, Patente auf Tiere anzumelden, ganz abgesehen. Man darf gespannt sein, welche Patente noch folgen werden.
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Zum Überleben nötig: Ökologische Landwirtschaft Wir mögen ökologisch produzierte Lebensmittel, die Welternährung braucht sie, und ein Studiengang in Witzenhausen sorgt für die Kenntnisse zu ihrer Weiterentwicklung.
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Tatjana Pfennig
üken purzeln über- und durcheinander auf dem steilen Laufband und landen in gestapelten Drahtverschlägen in einer künstlich beleuchteten Halle, wo sie ihr kurzes marktpreisorientiertes Leben fristen. „Als ich einen Film über die fabrikmäßige Aufzucht von Hühnchen gesehen habe, hat es mich gegruselt, so kann man mit Lebewesen nicht umgehen“, sagt eine junge Frau, die ich nach ihrem stärksten persönlichen Motiv für den Einkauf von Bio-Produkten frage. Andere und häufigere Überlegungen, die Kunden zu Bio-Produkten greifen lassen, heißen etwa: „Ich finde, das Fleisch schmeckt einfach besser“, „Meiner Meinung nach sind Bio-Produkte letztlich gesünder“ oder „Sie sind weniger umweltschädlich“.
Gemüse ist sowieso gesünder
Landwirte, die biologisch anbauen, halten Tiere artgerecht, verzichten auf mineralisch-synthetischen (Kunst-)Dünger und beachten einige weitere Regeln. Dabei gibt es zwischen den Produzenten noch wichtige Unterschiede.
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Nach EU-Richtlinie – die gerade zugunsten besserer Ex- und Importvereinbarkeiten verwässert wird – dürfen die auch in Lebensmittelmärkten und Discountern unter dem sechseckigen „Bio“-Siegel angebotenen pflanzlichen Lebensmittel zu 95 Prozent nicht mit Kunst-Dünger und nicht mit Hilfe von chemischen Unkraut-, Pilzund Insektenvernichtungsmitteln produziert werden. Radioaktive BestrahTagesSatz
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TITELTH E M A lung zur Konservierung ist untersagt, ebenso wie gentechnisch verändertes Saatgut. Die Tierhaltung soll artgerecht sein und ohne Antibiotika und Wachstumsbeschleuniger auskommen. Strenger sind die Vorschriften spezieller Bio-Anbau-Verbände, wie „Demeter“, „Bioland“, „Naturland“ und anderer, die beispielsweise möglichst geschlossene Betriebskreisläufe und eine Tierhaltung mit größerem Platzbedarf pro Tier verlangen.
Christine Hubenthal / Foto:Privat
Nah an Kassel wie an Göttingen liegt die Kleinstadt Witzenhausen. Sie ist in der Region bekannt für ihre Kirschplantagen aber auch als Standort für eine kleine feine Hochschule für landwirtschaftliche Studiengänge. Früher studierte man dort vorwiegend „Tropenlandwirtschaft“, heute „Ökologische Agrarwissenschaften“. Der Fachbereich gehört zur Universität Kassel und bietet Bachelor- und Masterstudiengänge an. Von Christine Hubenthal, dortige Studentin im fünften Semester, wollte ich Näheres erfahren. Leicht verblüfft musste ich feststellen, dass nicht die obigen Motive für Christine im Vordergrund stehen, sondern sie sofort auf die Welternährung zu sprechen kommt, die ihrer Meinung nach nur auf Basis ökologischer Landwirtschaft sichergestellt werden kann. „Wir haben eine Milliarde hungernder Menschen, wir haben noch immer beschleunigtes Bevölkerungswachstum auf der einen Seite und endliche Ressourcen für die Energiezufuhr ebenso wie für die Chemie, die wesentlich auf Erdöl basiert. Es kann nicht funktionieren, wenn wir so weiter mit konventioneller erdölbasierter Landwirtschaft produzieren.“ „Aber Bio-Produkte sind teurer, sie beanspruchen mehr menschliche Arbeitskraft, die Erträge sind geringer“ wende ich ein. „Richtig“, meint Christine, „aber man kann an solch einer sinnhaften Arbeit auch Spaß haben im Rahmen einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft”. Die konventionelle Land-
wirtschaft komme zu billigen Produkten durch industriemäßige Produktion und weil das Erdöl so billig ist. Da dies auf Dauer nicht so bleiben wird, sollte es darum gehen, wieder einen Schritt zurück zu einer auf Sonnenenergie basierenden bäuerlichen Landwirtschaft zu machen. In einem Artikel in der Zeit vom 4.12.09 bestätigt Benedikt Haerlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, dass biologische Anbaumethoden die wachsende Weltbevölkerung ernähren können. Entscheidend sei allerdings auch, dass wir in den entwickelten Ländern unseren Fleischkonsum deutlich zurückfahren. „Die Produktion von Fleisch verschlingt siebenmal so viel Energie wie die Produktion der gleichen Kalorienmenge pflanzlicher Nahrung.“ Zwar könne das aktuelle Weltniveau von 37 Kilo Fleisch pro Jahr biologisch erzeugt werden, nicht aber das Doppelte, das der Durchschnittsdeutsche verbrauche. Wenn auch unsere derzeitige CSU-Bundesagrarministerin emp-
von Bodenbeschaffenheit und Sortenauswahl, auf die SortenvielfaltErhaltung, auf die Schädlingsabwehr durch geeignete Pflanzenfolgen und Mischpflanzungen. Natürlich könne auch die menschliche Arbeitskraft durch geeignete Maschinen ersetzt werden. Zum Beispiel sei es sinnvoll, das sehr mühselige und rückenschädigende Hacken, das nötig wird, wenn die Pflanzen nicht mehr gespritzt werden, mit Hilfe einer kleinen Maschinenhacke zu vermeiden. Es gäbe sogar schon Hacken, die nicht nur zwischen den Reihen, sondern auch in der Reihe hacken, weil sie die Zwischenräume der Pflanzen ertasten können. Forschungsbedarf ebenso wie Wissensaufarbeitung und -wiederentdeckung seien immens, gerade auch weil heutzutage schon viel Wissen verloren gegangen sei. Auf meine Frage nach den konkreten Arbeitsfeldern für die insgesamt etwa tausend Absolventen der „Ökologischen Agrarwissenschaften“ antwortet Christine, dass etwa die Hälfte anstrebe, in entsprechenden Betrieben zu arbeiten. Andere Arbeitsfelder seien neben der Forschung natürlich auch das Marketing, die Beratung, die Öffentlichkeitsarbeit und insbesondere die Zertifizierung (genaue Kontrolle und Prüfung) von Betrieben und Produkten.
Neues erforschen – vieles wieder entdecken
TagesSatz
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fiehlt, den Pro-Kopf-Fleischkonsum auf wöchentlich die Hälfte zu reduzieren, nicht mehr als dreihundert bis sechshundert Gramm pro Woche zu essen, so dürfte am Sinn solcher Beschränkung wohl kaum Zweifel bestehen, zumal sich herumgesprochen haben dürfte, dass ein hoher Fleischkonsum alles andere als gesund ist. Zurück zu den ökologischen Agrarwissenschaften in Witzenhausen. Zielvorstellung für eine ökologische Landwirtschaft seien kleine und mittlere bäuerliche Betriebe weltweit, die in möglichst geschlossenen Betriebskreisläufen produzierten, meint Christine Hubenthal. Das bedeute, dass Austrag – marktfähige Produkte – und Eintrag – Düngemittel durch Tierhaltung und den Anbau von Düngepflanzen – im Gleichgewicht stehen sollen. Die Forschung in Witzenhausen richte sich auf die Vereinbarkeit
Dass eine ökologische Landwirtschaft dem Klima nützt, lässt sich aus dem vorherigen Fakten schließen. Greenpeace errechnet, dass etwa ein Drittel der CO²-Emmissionen durch die Landwirtschaft verursacht werden. Besonders ins Gewicht fallen dabei die Produktion von synthetischem Stickstoff-Dünger, die Ausdehnung der Anbauflächen – insbesondere zu Lasten des Regenwaldes – sowie die Fleischproduktion insgesamt. Viele gute Gründe also, ökologisch produzierte Lebensmittel zu bevorzugen und selbst bei schmalem Geldbeutel wenigstens klug auszuwählen, was man isst.
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MEHR ZUM THEMA: Ökologische Agrarwissenschaften, Fb 11 Uni-Kassel php.uni-kassel.de 13
T I T E LT H E M A
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ieser Mauschelei der Lebensmittelindustrie nimmt sich seit 2002 der gemeinnützige Verein Foodwatch e.V. an. Gegründet wurde er von Thilo Bode, ehemals Geschäftsführer von Greenpeace. Die Aufgaben von Foodwatch bestehen unter anderem darin, die großen Werbeversprechen mit der Realität abzugleichen und sich für mehr Transparenz einzusetzen. Die Organisation kümmert sich aber auch darum, Missstände wie zweifelhafte Restaurantqualitäten oder den erhöhten Urangehalt im Trinkund Mineralwasser aufzudecken. Eines der Hauptanliegen ist zudem, die Sünder beim Namen zu nennen. Ob McDonalds, Danone oder Ferrero: Sie alle bekommen ihr Fett weg. Was könnte schließlich schmerzhafter sein als ein schlechter Ruf bei den Kunden? Geldstrafen erweisen sich doch nur als Peanuts für die großen Konzerne.
Privat
Schluss mit Werbelügen und Etikettenschwindel!
Analogkäse, Formschinken, Gammelfleisch – so lauten wohl die größten Unworte im Nahrungsmittelbereich. Mancher Verbraucher ist sich nach all den Skandalen nicht mehr sicher, was er noch bedenkenlos essen kann.
* BIANCA KUCHENBROD
Bei den Aktionen der Kampagne „Abgespeist“ können sich Verbraucher über neueste Werbelügen informieren und in E-Mails an Unternehmen ihrem Ärger Luft machen. Im Zuge dieser Kampagne erhielt Danone 2009 als erste Firma den goldenen Windbeutel für das Produkt Actimel. Dessen Werbung verspricht „aktivierte Abwehrkräfte“. Laut Foodwatch unterscheidet sich die Wirkung von Actimel auf das Immunsystem jedoch kaum von der eines gewöhnlichen Fruchtjogurts. Lediglich ein bis zu viermal so hoher Preis und ein Zuckergehalt von 10,5 Gramm pro hundert Gramm Actimel heben das Produkt – im negativen Sinne – ab. Foodwatch hat den Vorteil, dass die Organisation kein Geld von Staat und Lebensmittelindustrie erhält. Sie wird
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also nicht durch Kritik in finanzielle Probleme geraten, da viele Spenden von Verbrauchern kommen. Das größte Projekt von Foodwatch ist jedoch die Einführung der „Ampel“. Hierbei handelt es sich um eine Kennzeichnung der Nährwertangaben in den Farben Rot, Gelb und Grün, die für einen hohen, mittleren oder geringen Gehalt an Fett, gesättigten Fetten, Zucker und Salz stehen. Die Bezeichnungen hoch, mittel und gering ergänzen die Farben. Für den Verbraucher wären die Produkte so untereinander vergleichbar, da sich alle Werte einheitlich auf hundert Gramm/hundert Milliliter beziehen würden. Zudem würden Zucker- und Salzwerte direkt genannt statt Kohlenhydratund Natriumwerte anzugeben. Gerade der Zuckerwert in Verbindung mit der roten Signalfarbe könnte zu einer bewussteren Ernährungsweise in einer Gesellschaft führen, die immer mehr zu Übergewicht neigt. Die Lebensmittelindustrie bevorzugt hingegen die Angabe des prozentualen Anteils am Tagesbedarf. Tests erklären jedoch die Ampel als klaren Verständlichkeitssieger. Wer geht denn auch mit einem Taschenrechner einkaufen und rechnet all die Prozente zusammen? Zudem zeigt das sogenannte GDA-Modell nicht unmittelbar an, ob der Zuckergehalt zu hoch ist oder nicht. Auch für Kinder, die über eine immer größere Kaufkraft verfügen, ist die Ampel sofort verständlich. In diesem Jahr wird auch das europäische Parlament über die Ampel beraten. Bei Ablehnung könnte sie sogar verboten werden. Mit den Krankenkassen, Ärzten und Bürgern hat Foodwatch mittlerweile starke Verbündete gefunden. Es bleibt abzuwarten, ob die Ampel der EU genauso wichtig ist wie einst die Gurkenkrümmung.
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MEHR ZUM THEMA: www.foodwatch.de Bode, Thilo Abgespeist. Wie wir beim Essen betrogen werden und was wir dagegen tun können. Frankfurt am Main (2007) S. Fischer Verlag
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TITELTH E M A
Die aufgekratzte Seele Neurodermitiker müssen oft eine strenge Diät einhalten, um gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden. Inwieweit das ihre Lebensführung beeinflusst, schildert Karin H.
* HARALD WÖRNER
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orrekt bezeichnet heißt die Neurodermitis endogenes Ekzem, dies ist auch schon ein Hinweis darauf, dass die Unverträglichkeitsreaktion des menschlichen Organismus‘ auf die Inhaltsstoffe bestimmter Nahrungsmittel ein körperlicher Vorgang ist, dessen Symptomatik in Form von Ausschlag nach außen hin zu Tage tritt. Es treten Hautrötungen, Juckreiz oder Schwellungen auf. In seltenen Fällen kann Neurodermitis auch mit einem sogenannten Reizdarm einhergehen. Dieser reagiert auf bestimmte Stoffe in der Nahrung (beispielsweise Zucker), so dass Betroffene unter Druckgefühlen oder gar Schmerzen leiden.
oder auch Musizieren lenken mich ab.“ Früher hat sie noch Cortison zur Linderung ihrer Symptome bekommen. Doch bei dessen Verabreichung setzt irgendwann auch ein Gewöhnungsprozess des Körpers ein, so dass die Dosen kontinuierlich erhöht werden müssen, um die Wirksamkeit zu sichern. Cortison ist inzwischen dafür bekannt, dass es nicht nur durch Wasseransammlung im Körper zur Gewichtszunahme führt, sondern
Weißmehl und Zucker gehörten, um nur einige zu nennen. Milch verträgt sie zwischenzeitlich ganz gut. Bei Zitrusfrüchten kann sie problemlos Saft trinken, bei den Früchten sollte sie aufpassen, dass sie sie in kleine Stücke schneidet, um möglichst wenig Hautkontakt zu haben. Nüsse verträgt sie gebacken besser als roh. Auch Zucker bekommt ihr mittlerweile besser als früher. Karin H. würde nicht soweit gehen, zu sagen, dass sie durch die Neurodermitis noch sehr eingeschränkt ist. Familie, Freunde und Vertrauenspersonen wissen um ihre Befindlichkeit. Und in der Öffentlichkeit hat mittlerweile auch ein Bewusstseinswandel eingesetzt.
Schrittweise Desensibilisierung
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MEHR ZUM THEMA: Neurodermitis-SHG Erika Bittner, Tel: 0173/2835306 www.anah-hessen.de Borreli, S.: Neurodermitis: Ursachen-Behandlung-Selbsthilfe 19.04: Post-Apotheke, Friedrich-Ebert-Straße 27, Ks 18.00 Uhr: Treffpunkt Haut (auch 26.07. und 25.10.)
www.springer-gup.de
Hat ein Neurodermitiker ein Nahrungsmittel zu sich genommen, das für ihn unverträglich ist, so kommt es zur Hautrötung. „Das sieht so aus, als habe man eine Brennnessel berührt“, so Karin H. Der zusätzlich auftretende Juckreiz lässt sich mit einem leichten Sonnenbrand vergleichen. In schlimmeren Fällen kann er auch stärker werden. Dann versucht der Betroffene, sich durch Kratzen Linderung zu verschaffen. Das geht sogar soweit, dass die betroffene Haut wund wird und nässt, ähnlich einer Brandverletzung. „Da Kratzen bei Jucken ja nahe liegend ist, habe ich das als Kind häufig so exzessiv gemacht, dass es manchmal geblutet hat.“ Der Juckreiz verschwindet dann, aber die Rötung wird schlimmer, es kommt zu Schwellungen und die Haut nässt. Dadurch steigt auch das Infektionsrisiko. „Mir hat es geholfen, mit Hilfe von Entspannungsübungen aus belastenden Situationen zu kommen“, so Karin H. „Sport, autogenes Training
auch, über längere Zeit benutzt, innere Organe schädigt. Daher hat sich die Betroffene auch dazu entschlossen, durch eine bewusste Lebensweise den Einsatz von Medikamenten soweit als möglich zu verringern beziehungsweise ganz einzustellen. Hat eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu einer Linderung der Symptomatik geführt, so kann Karin H. heute auch hin und wieder mal eins der verbotenen Nahrungsmittel zu sich nehmen, zu denen früher auch Fleisch, Kaffee, Kuhmilch, Nudeln, Reis, Schwarztee,
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Tatjana Pfennig
D E R S T O L P ERSTEIN
Alles Käse? * GLOSSE VON ANDREA TIEDEMANN
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ennen Sie diese gelben Sandwich-Käse-Scheiben? Ja, genau die, wo jede Scheibe einzeln in einer Plastikfolie steckt und man sich beim Reinbeißen immer fragt, ob man die Verpackung auch wirklich abgemacht hat. Als Kind habe ich sie geliebt. Was da eigentlich drin ist, interessierte mich damals nicht. Meine Skepsis ist heute größer. Die Debatte über Lebensmittelfälschungen ist längst Cocktail-(Kirschen)-Party tauglich. Jeder weiß, dass Schinken größtenteils bloß aus Stärke-Gel besteht und am Erdbeer-Joghurt nur entfernt eine Erdbeere vorbei gerannt ist. Nicht jeder? Oh, pardon. Auch Echt-Käse unterscheidet sich von Kunst-Käse. Der Experte spricht von Analogkäse. Stellen Sie sich das mal vor: eine Demonstration mit dem Slogan „Digitalkäse für alle!“ Ganz schön kompliziert geworden, das Essen. Aber Vorteile hat der Kunstkäse schon. Er ist cholesterinarm und laktosefrei, also allergikerfreundlich. Toll, oder? Außerdem hält er vierhundert Grad Hitze aus, Echtkäse hingegen nur zweihundert Grad – sie können also zum Beispiel die Kunstkäse-Pizza doppelt so schnell backen. Dass Käse aus Eiweißpulver, Wasser, Pflanzenöl und Geschmackskonzentrat für die Unternehmen auch billiger ist als Käse aus Milch spielt natürlich auch eine Rolle. Sie finden, das ist Betrug? Jetzt regen Sie sich nicht so auf – immerhin steht auf jedem Produkt, was drin ist. Das Kleingedruckte mitlesen! Ja, das in Schriftgröße 6, meistens dunkelbraun auf schwarzem Hintergrund gedruckt. Ein klare Kennzeichnung durch die Lebensmittelindustrie wäre hilfreich, finden Sie? Aber das wäre ja Bevormundung der schlauen Bürger, finden die Koalitionspartner der Bundesregierung. Eine bessere Ernährungsbildung ist die vorgeschlagene Lösung. Ja, die schlauen Bürger sind dann doch irgendwie dumm. Wir müssen noch viel lernen. Und uns mehr Zeit nehmen: Planen Sie einfach das nächste Mal für ihren Einkauf das Doppelte an Zeit ein, nehmen Sie die Lupe und ihr Fremdwörterbuch mit, dann klappt das schon. Ich warte bloß noch auf den Tag, an dem sich eine Liste der Inhaltsstoffe an meiner Gurke befindet. Was für ein Käse!
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TagesSatz
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misterQM (photocase.com)
PARAGRAPHENR E I T E R
Zu den Urteilen der Sozialgerichte Immer noch stöhnen die Sozialgerichte über die zahlreichen Klagen im Zusammenhang mit HartzIV. Ob die angekündigten Reformen hier eine Erleichterung bringen, muss abgewartet werden. Eins ist jedoch jetzt bereits erkennbar: Wesentliche finanzielle Verbesserungen für Betroffene wird auch die zu erwartende Reform nicht bringen.
* HANS PETER PUNG
Kürzung von Unterkunftskosten Die Unterkunftskosten können nur dann gekürzt werden, wenn die zuständige ARGE hierfür ein „schlüssiges Konzept“ vorlegen kann. Dies geht aus einem Urteil des Sozialgerichtes Gießen hervor. Nach Ansicht des Gerichtes reicht es nicht aus, wenn sich die ARGE bei der Bemessung der Angemessenheitsgrenze auf das Wohngeldgesetz und örtliche Wohnungsanzeigen beziehe. Vielmehr müsse die Behörde auch darlegen können, wie die Auswertung der Wohnungsanzeigen in die Berechnung eingeflossen sei. Im vorliegenden Fall konnte dies die ARGE nicht. Zudem stellten die Richter fest, dass auch ein Preis am oberen Rand der Preisspanne nicht ausgeschlossen werden dürfe. Die Auswertung der Zeitungsanzeigen hatte eine Preispanne von 5,20 Euro bis 6,00 Euro pro m² ergeben. Das Sozialgericht wies deshalb die zuständige ARGE, an eine Miete von 270 Euro zu übernehmen. Dieser Preis berechnet sich wie folgt: angemessene Größe der Wohnung von 45m² x 6,00 Euro.
Mehrbedarf
Erwerbsunfähigkeit
Das Sozialgericht Berlin hatte über die Bewilligung eines Mehrbedarfs zu entscheiden und hat dazu festgestellt: Ein Mehrbedarf wegen kostenaufwendiger Ernährung gemäß §21 Abs. 5 SGB II kann als abgegrenzter Teil des Anspruchs auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts eigenständig geltend gemacht werden. Im sozialgerichtlichen Verfahren müsse bei einer auf Geldleistungen gerichteten Klage der geforderte Betrag nicht genau beziffert werden. Hier könne auch ein Mindestbetrag geltend gemacht werden. Ein erhöhter Mehrbedarf aus berufs- oder freizeitbedingten Gründen falle jedoch nicht unter die Regelungen des §21 Abs. 5 SGB II. Die Klage wurde abgewiesen.
Die Ausübung einer Arbeitsgelegenheit des Grundsicherungsträgers (1-Euro-Job) kann der Gewährung von Rente wegen Erwerbsunfähigkeit entgegenstehen. Ein Langzeitarbeitsloser hatte die Deutsche Rentenversicherung Westfalen auf Bewilligung einer Rente wegen Erwerbsunfähigkeit verklagt. Das Sozialgericht Dortmund wies die Klage zurück. Es sah in dem 1-Euro-Job (Hausmeistergehilfe), dem der Kläger nachging, den Nachweis der Erwerbsfähigkeit des Klägers, auch wenn es sich bei dieser Tätigkeit nicht um ein reguläres Arbeitsverhältnis handelte. SG Dortmund Urteil vom 17.12.2009 – S 26 (1) R 40/08
SG Berlin Urteil vom 04.01.2010 – S 128 AS 37434/08 ANZEIGE
SG Gießen Urteil vom 24.11.2009 – S 26 AS 1266/09 ER
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GÖTTINGEN
Ein Tag beim Göttinger Mittagstisch Der Mittagstisch der Kirchengemeinde Sankt Michaelis besteht bereits seit 1990. Am Wochenende kümmern sich hier abwechselnd rund zwanzig ehrenamtliche Helfer und Leiter Ralf Reinke um Menschen, die sich kein Mittagessen leisten können. Wie es ist, einen Tag lang beim Vorbereiten und Essenausgeben zu helfen, hat Redakteurin Melanie Swiatloch in einem Selbstversuch miterlebt.
* MELANIE SWIATLOCH
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ein warmes Essen. Dafür zahlen sie beim nächsten Besuch auch mal ein bisschen mehr. „Es ist schade, dass es überhaupt nötig ist so zu helfen“, sagt Maria. Am meisten mag sie an ihrer Aufgabe aber, „dass die Leute nicht als anonyme Massen wahrgenommen werden, sondern als Menschen.“ Die Gäste seien immer sehr nett. Auch Wolfgang hat Spaß beim Helfen. Auf die Frage, was er am meisten an seiner Arbeit beim Mittagstisch mag, sagt er lächelnd: „Das Abwaschen nicht unbedingt, aber das Ganze.“ Angefangen hat alles mit der Frage, ob sie ein anderes Paar nicht einmal vertreten könnten. Daraus sind nun schon fünf Jahre geworden, in denen sie einmal im Monat in der Küche stehen und für etwa fünfzig bis sechzig Gäste kochen. Langsam komme auch ich ins Schwitzen. Obwohl sich der anfängliche Andrang an der Essensausgabe etwas gelegt hat, gibt es immer etwas zu tun. Mal ist der Kaffee alle und muss
nachgefüllt werden, mal neigt sich die Milch gen Ende. Zwischendurch wird immer wieder das Geschirr abgewaschen, das die Gäste zur Küche zurückbringen. Viele der Besucher wollen ihr Essen nur mitnehmen. Dafür müssen Behälter gefunden werden, sofern sie keine eigenen mitbringen. Um halb zwei ist dann Schluss. Die letzten Gäste bringen ihre Teller zurück. Wir stellen die Stühle hoch und Wolfgang fegt durch den Speiseraum. Maria räumt in der Küche die letzten Töpfe zurück in den Schrank. Dass die Küche wieder so sauber aussehen kann, hätte ich mir nicht vorstellen können. Muss sie aber, denn schon am nächsten Morgen wird ein neues Küchenteam hier sein und das Essen für die hungrigen Gäste vorbereiten.
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MEHR ZUM THEMA: Wer gerne ehrenamtlich beim Mittagstisch mitarbeiten oder spenden möchte, findet mehr Informationen unter: www.samiki.de. Der Miitagstisch öffnet täglich von 12 – 13.30 Uhr.
Melanie Swiatloch
ier bis zum Rand gefüllte Töpfe stehen auf den Herdplatten beim Mittagstisch. Helfer Wolfgang ist gerade dabei die letzten Kartoffeln zu schälen, Maria kümmert sich um den Nachtisch. Wenn sich um zwölf Uhr die Türen für die Gäste öffnen, muss alles fertig sein. Bis dahin ist jedoch noch ein wenig Zeit. Während der Woche gibt es gewöhnlich Eintopfgerichte, die von der Göttinger Tafel geliefert werden. Am Wochenende kochen die ehrenamtlichen Helfer des Mittagstisch jedoch Gerichte, die sie selbst wählen können. Diese müssen lediglich ins Budget passen. Maria und Wolfgang haben sich heute für Kasseler mit Rotkraut und Kartoffeln entschieden. Dazu gibt es eine Zwiebelsauce. Die Gäste hier lieben Sauce nämlich über alles, weiß Maria. Als Nachtisch können die Gäste sich auch noch eine Schüssel mit Quarkspeise nehmen. Es ist nun meine Aufgabe diese fertig anzurühren. Wolfgang erzählt mir dabei, dass die Küche erst vor kurzem renoviert wurde. Farbrollen und Eimer im Vorraum deuten noch darauf hin. Das Arbeiten in der Küche ist seitdem wesentlich angenehmer, erzählt Maria. Zum Mittagstisch kommen meist Männer mittleren Alters, aber auch viele Frauen. Eine ältere Dame hat heute trotz des Schnees einen langen Weg in Kauf genommen, um hierher zu kommen. Die meisten der Besucher haben einfach nicht genügend Geld, um einen regulären Preis für das Essen zu zahlen. Sechzig Cent kostet eine Mahlzeit am Wochenende, manchmal bringen die Gäste noch nicht einmal diese auf, wie ich beim Essenausgeben feststelle. Auch wenn das Geld einmal nicht reicht, bekommt aber jeder
„Es ist schade, dass es überhaupt nötig ist“
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GÖTTI N G E N
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ährend in Deutschland manche Vegetarier auch Eier verzehren, werden in Indien, wo es einige hundert Millionen Vegetarier gibt, Eier als eindeutig nicht vegetarisch eingestuft. Veganes Essen unterscheidet sich vom vegetarischen Essen dadurch, dass keine Tierprodukte verwendet werden, das heißt weder Milchprodukte noch Eier.
Volxküche: Veganes Essen für alle! Wir möchten Ihnen hier eine ganz besonders schmackhafte Einrichtung von Göttingens vorstellen: die “Vegane Soliküche”. Die Soliküche bietet immer dienstags um 19.30 Uhr in den Räumen des Juzi (Jugendzentrum Innenstadt) sehr schmackhaftes veganes Essen an und das gegen einen Solidarbeitrag oder eine Spende von etwa zwei Euro.
Ich habe diese Soli-Küche mehrmals besucht, und es hat mir bis auf einmal immer sehr gut geschmeckt. Die Soli-Küche klingt nicht nur so ähnlich wie der aktuelle Film von Fatih Akin: Soul Kitchen, es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten!
* JÖRG „YOGI“ MÜLLER
Der am häufigsten genannte Grund, warum die Gäste gerade dorthin gehen, ist die freundschaftliche Atmosphäre oder eben, um Bekannte und Freunde zu treffen. Es ist einfach nicht seelenlos und leblos; hier sind viele Leute mit Herz und Seele dabei, und dies spürt man in der Atmosphäre und schmeckt man beim Essen. Die wichtigsten Zutaten jedes Gerichts sind Hingabe und Liebe: Wenn damit gekocht wird, schmeckt alles viel viel besser!
Der finanzielle Überschuss der veganen Soli-Küche wird für politische Arbeit, für Tierrechtler und auch für politische Gerichtsprozesskosten verwendet. Wie transparent dies alles ist, kann ich aber nicht beurteilen. Auch wurde mir von den Leuten, die den „harten Kern” der veganen Soli-Küche bilden, gesagt, dass es ihnen
Esskultur mit politischem Anspruch Spaß macht im Kollektiv zu kochen. Einen Freiraum zu haben beziehungsweise zu zeigen und zu präsentieren, wie vielseitig und schmackhaft vegane Küche sein kann.
Fazit: Wer Lust hat, in netter Atmosphäre mit viel Engagemt und Liebe zubereitetes veganes Essen zu probieren und nicht so viel Geld hat, für den ist die vegane Soli-Küche ein echt guter Tipp. Allerdings sollte man pünktlich kommen und nicht allzu langsam essen, denn häufig sind die Töpfe schnell leer!
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Jörg „Yogi“ Müller
Die weiteren Gründe, vegan zu kochen und essen, sind ethische Gründe, da Tiere nicht ausgebeutet werden, aber auch aus Klimaschutz-Gründen, um die eigene persönliche CO²-Bilanz zu verbessern. Auch ist der Wasserverbrauch bei der Herstellung von Tierprodukten sehr hoch. Einige der aktiven Leute der Soli-Küche haben mir mitgeteilt, dass dies auch eine politische Arbeit sei, die nicht theoretisch sondern praktisch ist und aus der man immer ein sehr schmackhaftes Ergebnis bekommt.
Auch möchte ich auf die in meinen Augen absoluten Kultgetränke hinweisen, die es im Juzi ab achtzig Cent gibt: Hermann-Brause und Hermann-Cola! Vegane Brause natürlich. Coca Cola soll angeblich mit Tiergelatine gefiltert werden, genauso wie einige Fruchtsäfte. Ich habe da aber keine nachprüfbaren und genaueren Informationen.
Gekocht wird durchschnittlich für fünfzig bis sechzig Gäste, manchmal aber auch mehr als achtzig! Jeder der Lust hat, kann mitkochen von 17.30 bis 18.30 Uhr. Das Obst und Gemüse oder das Tofu sowie die anderen Zutaten bekommt die vegane Soli-Küche aus Spenden von Bioläden und von Biobauern beziehungsweise vom Bio-Großhandel. Es wird aber auch etwas dazu gekauft. TagesSatz
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GÖTTINGEN GEDANKEN EINES TAGESSATZ-VERKÄUFERS
Julia Krause
Das Paradox unseres Zeitalters Wir haben größere Häuser, aber kleinere Familien; mehr Bequemlichkeiten, aber weniger Zeit.
* LYRIK VON JÖRG „YOGI“ MÜLLER
Wir haben mehr akademische Grade, aber weniger Sinn; mehr Kenntnisse, aber weniger Urteil; mehr Experten, aber mehr Probleme; mehr Medizin, aber weniger Wohlbefinden. Wir sind den ganzen Weg zum Mond und zurück gewesen, aber haben Schwierigkeiten, die Straße zu überqueren, um den neuen Nachbarn zu treffen. Wir bauen mehr Computer, um mehr Information zu halten, mehr Kopien zu erzeugen als jemals, aber weniger Gespräche zu haben. Wir sind lang an Menge, aber kurz an Qualität geworden. Diese sind die Zeiten von Fastfood, aber langsamem Verdauen. Hoher Mann, aber kurzer Charakter; steile Gewinne, aber seichte Beziehungen. Es ist eine Zeit, wenn es viel im Schaufenster, aber nichts Zuhause gibt Dieses Gedicht ist durch den Dalai Lama inspiriert worden.
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Julia Krause
GÖTTIN G E N
Straßengeflüster Manche Dinge erscheinen einem unbrauchbar oder gar wertlos. Dass sich der Wert einer Sache jedoch relativ bestimmt, bewies kürzlich der Kanadier Kyle MacDonald. Über das Internet tauschte er eine gebrauchte Büroklammer gegen einen alten Füllfederhalter. Diesen tauschte er weiter gegen einen Grill. Der rostige Rost wiederum brachte ihm einen kleinen Generator ein. Nach einigen Wochen und elf weiteren Tauschgeschäften konnte er sich schließlich über ein kleines Eigenheim freuen. Das Straßenmagazin Draußen! hat nun ähnliche Pläne – die Redaktion braucht nämlich unbedingt einen fahrbaren Untersatz. Dem amerikanischen Beispiel folgend bieten sie ein Heft der ersten Auflage als Einsatz. Not macht eben doch erfinderisch. Ob es reicht? Wir drücken die Daumen. Vor kurzem hat das Straßenmagazin fiftyfifty ein neues Projekt ins Leben gerufen. Es heißt „Underdogs“ und steht bildlich gesprochen
* TORBEN GURETZKI
für den Einsatz ehrenamtlicher Tierärzte (docs) für Hunde (under dogs) für Menschen am Rande der Gesellschaft (underdogs). Nicht selten sind Tiere, insbesondere Hunde, die besten Freunde des Menschen. Das fanden schon Schopenhauer und der alte Fritz. Die vollständige medizinische Versorgung der Vierbeiner ist allerdings nicht selten mit immensen Kosten verbunden. Geld, das viele Obdachlose nicht haben. Den Tieren zu helfen und den Besitzern somit eine große Last zu nehmen, hat sich das Underdog-Team auf die Fahnen geschrieben. Gefördert wird dieses ausgezeichnete Konzept auch vom Land Nordrhein-Westfalen.
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MEHR ZUM THEMA: www.muenster.org/draussen/pdf/ Tauschrausch.pdf www.fiftyfifty-underdog.de
Winkeladvokat
* NORA HENGST
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Mehrbedarf für kostenaufwendige Ernährung
Seit Einführung des Euros hat man als Verbraucher ohnehin den Eindruck, die Kosten für Lebensmittel seien teilweise um das Doppelte gestiegen. Da kostet ein Laib Brot unverfrorene 1,20 Euro. Eh man sich versieht, kommt eine Summe für den wöchentlichen Einkauf zusammen, die man früher für ein Elektrogerät ausgegeben hätte. Nun gibt es Menschen, die auf eine spezielle Ernährung angewiesen sind, weil sie unter einer Krankheit leiden, die einer besonderen, meist kostenintensiveren Ernährung bedarf. Wie zum Beispiel bei einer Laktoseintoleranz, einer Milchunverträglichkeit. Sind es Menschen, die diese Mehrkosten nicht zahlen können, weil sie einen geringen bis gar keinen Verdienst haben, ist ein Handeln seitens des Gesetzgebers notwendig. Nach § 21 Abs. 5 SGB II erhalten erwerbsfähige Hilfebedürftige, die aus medizinischen Gründen einer kostenaufwändigen Ernährung bedürfen, einen Mehrbedarf in angemessener Höhe. Wer bestimmt aber, wann ein Mehrbedarf angemessen scheint? Im Gesetz findet man zu diesen Fragen keine Antwort. Weder was für Krankheiten berücksichtigt werden, noch in welcher Höhe ein Mehr-
bedarf angemessen ist. Bisher sind zur Konkretisierung dieses Mehrbedarfs die vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge entwickelten Empfehlungen herangezogen worden. Dienten Mehrempfehlungen zu einem früheren Zeitpunkt als Orientierungshilfe, werden sie nun aufgrund der medizinisch-wissenschaftlichen Kenntnisse als Sachverständigengutachten herangezogen. Ermittlungen sind im Einzelfall nur nötig, wenn aufgrund von Besonderheiten abweichende Bedarfe geltend gemacht werden. Wenn man als Leistungsempfänger also krank ist und gegebenenfalls einen Mehrbedarf für kostenaufwendigere Ernährung vorliegt, sollte dieser geltend gemacht werden, indem entsprechende ärztliche Nachweise vorgebracht werden.
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assel besitzt ein kulturelles Erbe, auf das die Kasseler Bürger stolz sein können. Daraus leitet Küster den Auftrag ab, dieses Vermächtnis allen Schichten und Gruppen zugänglich zu machen. Daher sollen Angebote entwickelt werden, die unterschiedlichste Interessen und Bedürfnisse des Publikums berücksichtigen. Um zum Beispiel die Neugier von Kindern zu wecken, reichen museumspädagogische Aktionen allein nicht aus. Damit sie mehr über ihre Sozialisation und ihre eigenen Bedürfnisse erfahren, besuchen die Museumsangestellten Schulen, um das Gespräch mit den Kindern aufzunehmen. So entstand die Idee, dass Kinder und Jugendliche Führungen für Gleichaltrige anbieten. Skulpturen und Möbel werden nicht nur mit den Augen wahrgenommen, sondern auch mit dem Tastsinn „begriffen“. Schönheit von Bildern wiederum kann Blinden durch Erzählungen und Beschreibungen vermittelt werden. Dabei ist für einen Geburtsblinden die Farbe eines Bildes uninteressant, weil er davon häufig keine Vorstellung hat. Also muss das Bild so beschrieben werden, dass er sich davon eine eigene Vorstellung machen kann, die dem Charakter des Bildes entspricht. Beim Museumsumbau hat Priorität, den Zugang barrierefrei zu gestalten. Ist der Höhenunterschied vom Parkplatz her überwunden, sind Ausstellungsräume und das Café im Schloss für Rollstuhlfahrer zugänglich. Beim Landesmuseum ist das Gebäude für den nachträglichen Einbau eines Lifts leider zu klein. Doch gilt auch hier der Grundsatz, alles so barrierefrei wie möglich einzurichten.
Privat
KASSEL
Jeder ist willkommen! Der TagesSatz sprach mit dem Direktor der Museumslandschaft Hessen-Kassel, Bernd Küster, über seine Pläne, die Kasseler Museen weiten Teilen der Bevölkerung zugänglich zu machen.
* TRUDI KINDL ster geht es nicht nur um das Erschließen von Gebäuden und Ausstellungen, sondern auch um den Zugang zum Bergpark Wilhelmshöhe und zur Löwenburg, die ja beide auch zum kulturellen Erbe gerechnet werden. Ein aktiver Austausch mit verschiedenen Behindertengruppen kann helfen, die dafür gewünschten Angebote zu entwickeln. Um beispielsweise für Sehbehinderte Führungen in der Löwenburg
Interessieren sich Obdachlose oder Menschen mit geringem Einkommen für kulturelle Angebote, so müssen die geschulten Führungskräfte über andere finanzielle Mittel bezahlt werden. Küster meint, dass es ein gesellschaftliches Armutszeugnis ist, wenn Menschen aus wirtschaftlichen Gründen kein Museum besuchen können. So erfuhr er in einem Gespräch mit dem Seniorenbeirat, dass für viele ältere Personen ein Museumsaufenthalt zu teuer ist. Deshalb plant er, dass Führungen für Senioren bezuschusst werden.
Kultur schlägt Brücken
Auch geistig Behinderte sollen die Möglichkeit bekommen, die Kultur in Kassel kennen zu lernen. Falls es hier eine Organisation oder Einrichtung für diesen Personenkreis gibt, ist Bernd Küster an der gemeinsamen Entwicklung von passenden Angeboten interessiert. Das Erleben der Wasserspiele ist sicher eine spannende Erfahrung. Kü22
anzubieten, kann Küster sich eine Kooperation mit Blindenbund und KVG vorstellen, damit sie das historische Bauwerk erreichen können. Hat irgendeine Alters-, Berufs- oder soziale Gruppe ein gemeinschaftliches Interesse, so versucht Küster, diesem zu entsprechen. So kann man an manchen Tagen die Museen kostenfrei besuchen, die Nutzung von Bergpark und Karlsaue ist sowieso gratis.
Soziale Gruppen und Mitarbeiter des Museums sollten sich auf das Experiment einlassen, miteinander über offene Fragen zu sprechen. Sie werden staunen, wie viel sie davon profitieren und wie viel sie voneinander lernen können. Jeder ist willkommen!
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MEHR ZUM THEMA: Informationen über das Angebot der Kasseler Museen unter www.museum-kassel.de TagesSatz
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KA S S E L
Verstörende Lebendigkeit Das Naturkundemuseum und das Museum für Sepulkralkultur in Kassel zeigen in parallelen Ausstellungen bis zum 18.04.2010 verschiedene Aspekte natürlicher und beabsichtigter Mumifizierung.
* HARALD WÖRNER
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ine anfängliche Aufgeregtheit und Neugier, speziell bei Schülern, die die Museen besuchen, verwandelt sich schnell in Staunen und Stille. Dies konnte ich in der Ausstellung „Mumien - Körper für die Ewigkeit“ im Naturkundemuseum feststellen. Unsereiner denkt bei diesem Thema ja eher an alte Mumienfilme mit Boris Karloff. Dass dies mit der hier dargestellten Authentizität wenig zu tun hat, wird schnell klar. Der Vorgang der Mumifizierung begleitete schon von Anfang an unsere Geschichte. Zum einen kommt es in verschiedenen Regionen der Erde zu natürlicher Mumifizierung. Diese findet im Eis, in Salzbergwerken aber auch in Wüsten und Mooren statt. Im Gegensatz zur ihr steht der Versuch des Menschen, Verstorbene für die Nachwelt zu konservieren, indem er die Körper mittels verschiedener Techniken (unter anderem Einbalsamierung) haltbar macht. In Europa wurde das Interesse an Mumien durch Napoleons Ägypten-Feldzug genährt. War doch der Höhepunkt diverser Partys in jener Zeit das Auswickeln einer Mumie.
Terézia Borsodi
Doch wenn man vor dem Körper des Ägypters Imhotep steht, der über drei-
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tausend Jahre alt ist, dann ergreift einen Ehrfurcht. Man fragt sich, wie der Herrscher gelebt hat oder wie er starb. Im Weiteren prägt sich eine weibliche südamerikanische Mumie ein, die im Arm ein kleines Kind hält, während ein zweites in ihrem Schoß zu schlummern scheint. Das schwarze Haar, das keinen Zerfall zeigt, glänzt noch heute und verleiht ihr etwas verstörend Lebendiges. Nun kann man sich fragen, ob man Mumien so präsentieren darf? Meiner Meinung nach ja, da die Museen die Exponate sehr informativ, sachlich und würdevoll präsentieren. Das Naturkundemuseum widmet sich, ganz der Historie als ehemaliges „Colloqium Carolinum“ (Lehranstalt für Ärzte & Anatomie) verpflichtet, vorrangig naturwissenschaftlichen Aspekten. Das Sepulkralkultur-Museum fokussiert die Kulturgeschichte. So staunen Besucher über Mumien-Pulver der Firma Merck, welches um 1920 Jugend und Schönheit versprach. Die aktuelle Entsprechung kann man in einer Unzahl von Wellness-Produkten sehen, die zum Vergleich im Einkaufwagen aufgeschichtet sind. Ein weiteres Exponat zeigt die Plastination eines Mannes. Dieses Verfahren wurde durch den Anatomen Gunther von Hagens bekannt. Man entzieht dem Körper lösliche
Fette und Flüssigkeiten. Jene werden durch Harze ersetzt. Mit Hilfe von Licht und Wärme härtet man die Harze aus, um ein dauerhaftes Präparat zu erhalten. Auch das Verfahren der Kryonik wird an Hand eines Flüssiggas-Behälters und zugehöriger Texttafeln erläutert. Kryonik bezeichnet die Konservierung von Organismen und Organen durch Lagerung bei sehr tiefen Temperaturen (mindestens -125 °C). Sie sollen dann, wenn die Technik entsprechend weiterentwickelt ist, wieder aufgetaut werden. Beides kann man als Versuche sehen, den Tod als finalen Zustand abzuschaffen und ewiges Leben zu gewinnen.
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MEHR ZUM THEMA: Begleitbuch: Mumien – Der Traum vom ewigen Leben Mannheim 2007 (24,90) Eintrittspreise je Museum: Erwachs. 5 Euro, erm. 3 Euro Schulklassen pro Pers. 2 Euro Kombipreise: Erwachs. 8 Euro, erm. 5 Euro Kombikarten gelten für beide Museen und erlauben den Besuch auch an verschiedenen Tagen. Öffnungszeiten: Di-Sa 10.00-17.00; So 10.0018.00; Mi 10.00-20.00 Naturkundemuseum / Ottoneum, Steinweg 2 Tel.: 0561 / 787-4066 www.naturkundemuseumkassel.de Museum für Sepulkralkultur Weinbergstraße 25-27 Tel.: 0561 / 91893-0 www.sepulkralmuseum.de
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KASSEL
Das weggeworfene Glück in Aspendos * PROSA VON ARMINIUS will ich auch hin. Auf allen Ebenen Party-Time. Mindestens vier Wochen Sonne, gutes Essen, hübsche Frauen, das ist mein Anliegen an 2010. Leben, wie im Paradies…Komm doch mit!“ Während ich einen Dürüm verspeiste, kam Ilias zur Grillpforte hereingeschneit und wünschte mir ein frohes, gesundes und außerordentlich erfolgreiches Jahr 2010. Mit vielen Danksagungen gab ich alles zurück und erfreute mich außerordentlich. „Weißt Du schon das Neueste? Gestern habe ich Tamer einen ausgefüllten Lottoschein geschenkt. Das soll Glück im neuen Jahr bringen. Vielleicht gewinnt er ja einen Haufen Geld und bezahlt seine Schulden. Außerdem braucht er ja noch Urlaubsgeld für den Sommer, er will ja nach Asien.“
H
i liebe verehrte Leser, hier im tief verschneiten Niederkaufungen dreht sich die Erde jetzt im Winter viel, viel langsamer als man glaubt. Heute Sonntag den 03. Januar 2010 tätigte ich einen Besuch im Aspendos-Grill. Ich war sehr ausgehungert und wollte ein paar Kleinigkeiten essen. Die Auswahl der türkischen Speisen war sehr erlesen. Es gab duftende und wohlschmeckende Lamacun, Börek, Dürüm oder DönerKebab. Heute wollte ich von allem kosten, um wohl gestärkt ins neue Jahr 2010 zu kommen. Tanex, ein blitzgescheiter Angestellter von Ilias, dem Besitzer des Aspendos-Grill, kredenzte mir sofort, nachdem ich zur Tür hereinstolziert war, einen heißen schwarzen Tee nebst eines selbst gemachten Rakis (türkischer Schnaps). Kaum hatte ich Platz genommen, tauschten wir Informationen rund um die Welt aus. Bestimmende Themen waren die schönsten Frauen der Welt, Sport, und die Neuigkeiten aus dem Internet. Nebenbei erzählte er mir von seinem bevorstehenden Urlaub im Frühsommer. Thailand sollte das Ziel sein. „Mensch, Arminius, da soll das Leben noch grenzenlos sein, da
Was war passiert? Sechs Richtige hätte Tamer gehabt, doch wo war der Schein? Nee, nee, nee, er hatte ihn einfach weggeworfen. Nicht zu glauben: gezecht, übermüdet und die Zahlen doppelt gesehen. Er warf den Schein einfach in die Mülltonne und seufzte laut: „Ich hab doch kein Glück, nicht meine Zahlen, was soll´s!“ Und Herr des Glücks, was war sonst noch los? Ilias, der sehr aufgeschlossene Familienvater, studierte die Nachrichten und zog nebenbei den zerknüllten Lottoschein wieder aus der Mülltonne. So entstehen auch Millionäre oder so ähnlich. Das Leben ist schon aberwitzig, vielleicht auch tragisch für den einen oder anderen von uns. Das Leben des Menschen ist wie eine Kerze im Wind. Ihr Arminius…
Privat
Gut gesättigt verließ ich am späten Nachmittag den Grill, wünschte allen noch ein gutes Geschäft und eine interessante Woche. „Wahrscheinlich komme ich erst wieder nächsten Sonntag zur Türe herein spaziert – mit sibirischer Kälte!“ Es trug sich zu und verschmolz eine Woche später zur totalen Katastrophe. Sonntag den 10. Januar war ich wieder da und fragte sofort: „Tamer, bist Du glücklich? Hast Du das Glück bezwungen?“ Tamer sah sehr mitgenommen aus, er hatte die ganze Nacht im A7 durchgezecht. Er konnte kaum aus seinen Augen se-
hen. Die Stimme versagte ihm teilweise: „Mensch, Arminius, ich bin so fertig! Ich glaube, ich bin ein Pechvogel oder der geborene Verlierer. Ich schaute Ilias an und schmunzelte. „Wie ist das möglich? Du als junger Busfahrer hast einen Job, die Frauen liegen Dir zu Füßen und nun bist Du unglücklich?“ Ilias räusperte sich und bemerkte so nebenbei: „Tamer lebt drauf los, er denkt nur an das Heute aber nicht ans Morgen!“
„Tamer, bist Du glücklich? Hast Du das Glück bezwungen?“ 24
TagesSatz
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DIE KOCHNI S C H E
Kochen mit dem TagesSatz Leckere Gerichte für Sie entdeckt Volker Stosberg (photocase.com)
* HANS PETER PUNG & TEAM
Brühe
sen. Nochmals mit Salz, Pfeffer und etwas Muskat abschmecken. Durch ein Haarsieb abseien.
Liebe Leserinnen und Leser, eine gute Brühe ist die Grundlage für viele Gerichte. Heute möchten wir Ihnen zeigen, dass die Herstellung einer Brühe einfach ist, so dass Sie auf Fertigprodukte verzichten können. Zwar kann man im Handel auch Brühen kaufen die weitgehend auf Zusatzund Konservierungsstoffe verzichten, eine selbstgemachte Brühe ist jedoch schmackhafter und preiswerter.
Tipp: Für eine Gemüsebrühe können verschiedene Gemüse verwendet werden. Lassen Sie ihrer Phantasie freien Lauf. Sie können die Brühe auch mit Gemüseabschnitten oder Schalen ansetzen. Verzichten sollten Sie jedoch auf das Kerngehäuse von Paprika, Stiel- und Blütenansätze von Zucchini u.ä., Tomatenstiele, Kohlsorten.
Gemüsebrühe (Grundrezept) 3 l Wasser, 2 Bund Suppengrün (Gemüse), 100g Champignons, 2 mittelgroße Zwiebeln, Salz, Lorbeerblatt, Nelken, Muskat, 4 Pfefferkörner zerdrückt Gemüse abwaschen, grob zerkleinern und mit Schale in einen Topf geben. Mit dem kalten Wasser aufgießen, eine kräftige Prise Salz zufügen und langsam zum Kochen bringen. Wenn die Brühe aufkocht, Temperatur reduzieren und leicht köcheln lassen. Falls sich Schaum bilden sollte, diesen abschöpfen. Sobald sich kein neuer Schaum mehr bildet, Gewürze (bis auf Muskat) zugeben. Die Brühe 25-30 Minuten leicht köcheln las-
TagesSatz
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Fleischbrühe (Grundrezept) 3 l Wasser, 1 Bund Suppengrün, 50 g Champignons, 2 mittelgroße Zwiebeln, 2 Lorbeerblätter, 2 Nelken, 1kg Rinderknochen, Beinscheibe (ca. 400g), Salz, Pfeffer, Muskat Suppengrün, waschen, grob zerkleinern. Zwiebeln halbieren. Champignons reinigen, grob zerkleinern. Wie die Gemüsebrühe ansetzen (Fleisch und Knochen gleich zufügen). Kurz aufkochen lassen, Temperatur reduzieren und köcheln lassen. Fettschicht und Schaum immer wieder abschöpfen. Das ganze mindestens vier Stunden leicht köcheln lassen. In der letzten halben Stunde Gewürze zufügen. Von der Flamme nehmen und abkühlen lassen (noch nicht abseien), mit ei-
nem Tuch abdecken, so dass die Temperatur so schnell wie möglich sinken kann. Achten Sie darauf, dass die Temperatur am Topfboden entweichen kann, stellen Sie den Topf dazu auf ein Gitter oder legen Sie einen Kochlöffel unter den Topf. Wenn die Brühe erkaltet ist, diese wie folgt abseien: In ein Sieb ein feines Leinentuch legen, die Brühe Kelle für Kelle vorsichtig durch das Tuch passieren. Tipp: Die Fleischsorten können variieren, allerdings ändern sich dadurch die Kochzeiten (z.B. Wild ca. 2 Std / Geflügel ca. 45 Min. / Fisch ca. 30 Min.). Auch hier gilt, Gemüsesorten und Gewürze können je nach Geschmack verändert werden. Die zuvor beschriebenen Brühen können als Basis für Suppen, Eintöpfe und Saucen verwendet werden. Sie können die Brühe portionsweise einfrieren. Sie ist sie mind. ein halbes Jahr haltbar. Effektiver können sie die Brühe lagern, wenn Sie sie um die Hälfte reduzieren. Notieren Sie sich dazu dass Reduktionsverhältnis, damit Sie nachvollziehen können in welchem Verhältnis die Reduktion verlängert werden muss. Guten Appetit!
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K U LT U RT I P PS
GÖTTINGEN
Clemens Eulig
Die Empfehlung
Aufstand der „Anormalen“ „Einer flog übers Kuckucksnest„ im Jungen Theater Der Studentenclub des Jungen Theaters spielt unter der Regie von Tobias Wojcik das gesellschaftskritische Stück von Dale Wasserman, das durch den gleichnamigen Film von Milos Forman mit Jack Nicholson in der Hauptrolle weltbekannt wurde. Eine psychiatrische Anstalt mit totalitären Zügen. Eine Krankenschwester, die
* WILLI STRÜBIG
Gott spielt. Patienten, die wissen, dass ihnen Unrecht getan wird, aber doch zu schwach sind, sich gegen die Strukturen zu wehren. In diesen Alltag platzt Randle McMurphy, ein gerichtlich zur Diagnose und möglichen Behandlung eingelieferter jovialer Freigeist, der die bestehende Ordnung in Frage und auf den Kopf stellt: Widerstand!
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: 08.02., 20 Uhr JT (Premiere) 11.02., 20 Uhr Junges Theater 14.02., 20 Uhr Nörgelbuff 19.02., 20 Uhr Ev.-Ref. Kirche 20.02., 20 Uhr Ev.-Ref. Kirche 21.02., 19 Uhr Junges Theater Karten: JT, Hospitalstr. 6, Gö. Vorbestellungen: (0551) 495015, kasse@junges-theater.de www.junges-theater.de
Mo 08.02. / 20.00-22.00 Uhr Staatstheater (Schauspielhaus), Ks The Importance Of Being Ernest Di 09.02. / 18.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks Urbans Special: Vernissage Romanus Gecius Mi 10.02. / 19.00 Uhr Uni Göttingen, Zentrales Hörsaalgebäude (ZHG) 005 Vortrag: Adrian de Silva: Gesellschaftliche Dimensionen und Rahmenbedingungen der Transphobie Mi 10.02. / 20.00-21.30 Uhr vhs (Wilhelmshöher Allee, R. 304), Ks Dia-Vortrag: Hans Leistikow und Dieter von Andrian. Eintritt: 4 Euro Do 11.02. / 20.30 Uhr Nörgelbuff; Gö Improtheater-Werkschau des ThOP: Improsant
Di (jeden) 19.30 Uhr Jugendzentrum Innenstadt (Juzi), Gö SoliKü: veganes Essen gegen Spende noch bis So 14.02. Foyer der Lokhalle, Gö Ausstellung: Auf der Spur Europäischer Zwangsarbeiter So 06. - So 20.02. 25. Göttinger Figurentheatertage
venten des 4. Jahrganges stellen sich in Abschlussrollen den Zuschauern vor (u.a. Shakespeare´s Othello und Hamlet)
Fr 12.02. / 19.30-21.00 Uhr Atelier in der Korkfabrik (Elfbuchenstraße), Ks
Sa 06.02. / 20.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks
Vortrag und Diskussion: Leben versus Bildkomposition: Jeff Wall sowie Jean Luc Godards Passion
Rock-Figurentheater: Götterblätter im Non ho l´ età und der Küssenmund als solège d`amour
Sa 13.02. / 20.30 Uhr Halle, Altes Rathaus, Gö Lange Figurentheaternacht: „Kasper tot – Schluss mit lustig“ und „Das tapfere Schneiderlein“. Mit Livemusik und Häppchen aus dem Restaurant „Gauss“ Eintritt: 25 Euro, erm. 22 Euro www.figurentheatertage.goettingen.de
www.figurentheatertage.goettingen.de
So 07.02. / 11.00-16.00 Uhr Stadtbibliothek, Gö
Mi 03.02. / 20.00 Uhr Fr. Waldorfschule, Arbecksweg 1, Gö
Interkulturelles Familienfest – Bücher bauen Brücken
Vortrag: Patriarchat und Kapital – Wir schauen auf die Fundamente unserer momentanen Gesellschaft. Ein Blick zurück nach vorne über 6.000 Jahre.
So 07.02. / 16.00-19.00 Uhr Staatstheater (Opernhaus), Ks South Pacific
So 14.02. / 17.00 Uhr Stadthalle, Gö
Mi 03.02. / 11.00-12.00 Uhr Staatstheater (TIF), Ks
Mo 08.02. / 19.00-22.00 Uhr Evangel. Familienbildungsstätte, Gö
KUNST Gala 2010 Eintritt: 14,30 Euro - 25,30 Euro
Die Farm der Tiere
Kochkurs: Häppchen, Vorspeisen und Suppen , Kosten: 16 Euro Anmeldung: (0551) 4 88 69 80, www.fabi-goe.de (auch am 10.02.)
Do 04.02. / 19.00 Uhr Kulturzentrum Dock 4, Ks Schauspielschule Kassel : Vorsprechrollen der Abschlussklasse: Absol26
So 14.02. / 20.00 Uhr JungesTheater (JT), Gö Kurz-Inszenierungen: “Träumerei mit Schmidt und Geige” und “Kleine Prozesse” (Infos: www.die-wo-spielen.de) Eintritt: 12 Euro, erm. 9 Euro TagesSatz
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KULTURT I P P S
Kochkurs: Türkisch – kein “Döner” Kosten: 16 Euro, Anmeldung: (0551) 4 88 69 80, www.fabi-goe.de
Die Empfehlung
Mo 15.02. / 20.00-22.00 Uhr Staatstheater (Opernfoyer), Ks 6. Kammerkonzert Mi 17.02. / 16.00-17.00 Uhr Staatstheater(Opernfoyer), Ks Einblicke – Führung ab sechs Jahren Do 18.02. / 20.00 Uhr Jochen-Klepper-Haus, Ernst-Fahlbusch-Straße 18, Gö Regionale Wirtschaft – beim Essen fängt es an. Veranstaltet mit dem AK Wirtschaft der St. Petri-Gemeinde Anmeldung: Dinah Epperlein, (0551) 37 59 24, www.slowfood.de/göttingen Fr 19.02. / 20.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Juri´s Kleinkunstbühne: Der Hausmeister Juri und der Wirklichkeitsverdreher Erasmus Stein Eintritt 9 euro, erm. 8 Euro Mo 22.02. - Fr 26.02. Akademie Waldschlösschen, Reinhausen/Gö Bildungsurlaub für Menschen mit einer geistigen Behinderung: Gesundes Essen, Sport und Spaß, Anmeldung: Akademie Waldschlösschen, Tel. (05592) 9277-0, Kosten: 375 Euro www.waldschloesschen.org
* HARALD WÖRNER
Kassel
Agentur
Mo 15.02. / 19.00-22.00 Uhr Evangel. Familienbildungsstätte, Gö
Unvollendete Erinnerungen Inge Jens im Kleinen Bali „Die Rückschau auf mein Leben verbietet mir, mit dem Heute zu hadern.“ Dieses Resümee zieht Inge Jens (geb. 1927), Literaturwissenschaftlerin/Publizistin, sowie renommierte Herausgeberin der Tagebücher und Briefe Thomas Manns. Als Autorin der Lebensgeschichten Katia Manns und Hedwig Pringsheims, die sie zusammen mit ihrem Mann verfasste,
Fleisch: Gemüse plus X, Kosten: 16 Euro, Anmeldung: (0551) 4 88 69 80, www.fabi-goe.de Do 25.02. / 20.15-21.45 Uhr Staatstheater (TIF), Ks
wurde sie einem breiten Publikum bekannt. In ihren Erinnerungen, die auch ein Streifzug durch die deutsche Geistesgeschichte der Nachkriegszeit sind, schildert sie Stationen ihres Lebens, Begegnungen und Freundschaften mit Persönlichkeiten wie Karola und Ernst Bloch oder Richard von Weizsäcker und schreibt mit großer Offenheit über die Demenz ihres Mannes.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Inge Jens „Unvollendete Erinnerungen“ So,21.02.2010, 11.30 Uhr Kleines Bali (Kulturbahnhof), Ks Eintritt: 9 Euro, erm. 6 Euro Veranstalterin: Freundinnen des Archivs der deutschen Frauenbewegung in Kooperation mit den Bali-Kinos
Sa 27.02. / 11.45-17.00 Uhr Tanzraum, musa, Gö Intensiv-Workshop: Salsa & Merengue Kosten: 29 Euro, erm. 26 Euro Thomas Finkemeyer (0551) 416 80
Amoklauf – mein Kinderspiel
So 28.02. / 13.15 - 18.45 Uhr Clubraum, khg: Zentrum, Gö
Fr 26.02. / 19.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks
Workshop: Entschleunigung – zum Umgang mit der Zeit Kosten: 25 Euro, Studenten frei Anmeldung bis 18.02. unter: 0551-488760, info@khg-goettingen.de
Arbeitsdemonstration der Schauspielschule: Szenen aus klassischen Stücken, Eintritt: 8 Euro, erm. 6 Euro
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Mo 22.02. / 19.00-22.00 Uhr Evangel. Familienbildungsstätte, Gö Kochkurs: Reis. Beispiele aus Indien, Indonesien, Italien und Spanien Kosten: 16 Euro, Anmeldung: (0551) 4 88 69 80, www.fabi-goe.de Di 23.02. / 17.00-18.00 Uhr Staatstheater (Schauspielhaus), Ks Thomas Bockelmann liest Dea Loher Mi 24.02. / 19.00-22.00 Uhr Evangel. Familienbildungsstätte, Gö Kochkurs: Gemischtes Doppel – ohne TagesSatz
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K U LT U R G Ö TTINGEN
Was is’n mit ...? * CARSTEN SEYDLOWSKY
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ls ich neulich an einer Bushaltestelle vorbei lief, öffneten sich schnaufend die Türen eines Busses und eine Horde Schulkinder sprang johlend heraus. Mein Blick fiel sofort auf die klotzigen, eckigen Schulranzen, die viel zu groß auf den kleinen Rücken wirkten. Dann plötzlich sah ich ihn an einem der Ranzen baumeln: den Turnbeutel. „Dass es den noch gibt“, dachte ich, „benutzen den eigentlich noch andere Leute außer Schülern?“ und „was ist bloß aus meinem Turnbeutel geworden?“ Ich besaß einen dunkelblauen Turnbeutel, auf dem mit orange-bunter Schrift „Scout“ geschrieben stand. Wenn ich ihn an den Tragegriff meines Schulranzens knotete, der im Übrigen auch das Gewicht des gefüllten Ranzens anzeigen konnte, bedeutete das vor allem eins: Es stand Sport auf dem Stundenplan. Und noch heute kann ich den Geruch von verschwitzten Sportsachen und Gummisohlen erahnen, der aus den Turnbeuteln entwich, wenn man sie öffnete. Nicht selten saß ein Junge in der Umkleide, der später, während die restliche Klasse durch
die Sporthalle hetzte, auf der Bank Platz nehmen durfte: Er hatte seinen Turnbeutel vergessen. Nicht dran zu denken, mit Straßenschuhen dem Sportunterricht beizuwohnen. Die machen ja Abriebstreifen auf den Hallenboden. Um dem Liegenlassen des Turnbeutels vorzubeugen, knotete ich ihn immer an den Ranzen. So konnte er auch nicht im Bus zurückbleiben, wenn ich auf dem Weg nach Hause war.
FeinesStoeffelchen
Turnbeuteln
Der Turnbeutel gehört zu einer aussterbenden Spezies. Heutzutage benutzt doch jeder Sporttaschen. „Vielleicht sollte man einen Kulturverein zur Rettung der Turnbeutel gründen“, fuhr mir durch den Kopf, als ich die Straßenseite wechselte.
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TagesSatz
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Malte Schiller
KULTUR KA S S E L
Evolution contra Religion
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Der 1941 geborene Richard Dawkins, der einen Lehrstuhl an der Universität Oxford innehat und durch bahnbrechende Bücher wie „Das egoistische Gen“ und „Der blinde Uhrmacher“ bekannt geworden ist, wendet sich in seinem 2006 erschienen Werk „Der Gotteswahn“ gegen „alles Übernatürliche, ganz gleich, wo und wann es erfunden wurde oder noch erfunden werden wird.“ Der Gotteshypothese, es gebe „eine übernatürliche Intelligenz, die das Universum und alles, was darin ist, absichtlich gestaltet und erschaffen hat“ stellt er eine eigene These entgegen: „Jede kreative Intelligenz, die ausreichend komplex ist, um irgendetwas zu gestalten, kann ausschließlich als Endprodukt eines langen Prozesses der Evolution entstehen.“ Damit wendet er eines der Hauptargumente der Kreationisten und anderer religiöser Fundamentalisten gegen diese selbst, nämlich die Theorie, dass die Entstehung des Menschen oder irgendeines anderen komplexen Lebewesens durch Zufall ebenso unwahrscheinlich sei wie die Entstehung eines funktionsfähigen technischen Gegenstandes durch zufälliges Durcheinanderwirbeln der Einzelteile. Dieses Unwahrscheinlichkeitsargument soll die notwendige Existenz eines „Gestalters“ logisch begründen. Doch auf welche Weise wäre dann der „Gestalter“ selbst entstanden? – Durch Zufall!
Ricvhard Dawkin / Foto: Privat
er Kölner Kardinal Meisner erregte kürzlich wieder einmal mit einem Nazivergleich öffentliches Ärgernis. Ähnlich, wie die Nationalsozialisten im einzelnen Menschen nur den Träger des Erbgutes sahen, definiere der britische Evolutionsforscher Richard Dawkins den Menschen als Verpackung der allein wichtigen Gene, so sagte Meisner sinngemäß.
Eine Auseinandersetzung mit Richard Dawkins‘ Buch „Der Gotteswahn“ lohnt sich nicht nur für Atheisten, sondern auch für gläubige Menschen.
* FRITZ KROGMANN
Übrigens hat Darwins Evolutionslehre nichts mit Zufall zu tun. Durch die stetige Selektion der Gene, die das Überleben und den Fortpflanzungserfolg bestimmter Individuen einer Tieroder Pflanzenart begünstigen, mussten zwangsläufig immer komplexere Lebensformen entstehen. Hier, so meint Dawkins, liegt letztlich auch
vor allem jenen „barbarischen bronzezeitlichen Text, der unter dem Namen Altes Testament bekannt ist“, und der die Grundlage der drei großen monotheistischen Religionen bildet. Bereits der 1801-1809 amtierende amerikanische Präsident Thomas Jefferson bezeichnete den Gott des Moses als „entsetzliche Gestalt – grausam, rachsüchtig, launisch und ungerecht.“ Beginnend mit der Sintflut, mit der Gott fast alles Leben, einschließlich der unschuldigen Kinder und Tiere, auslöscht, bis zu den nicht enden wollenden Völkermorden im Buch Josua, reiht sich ein göttliches Strafgericht an das andere.
Die Fähigkeit zur Nächstenliebe ist genetisch bedingt
TagesSatz
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die Wurzel des menschlichen Moralgefühls und des Altruismus‘. Selbst im Tierreich findet man überall Formen der gegenseitigen Unterstützung und Hilfe. Eine Gruppe, die sich nur aus Egoisten zusammensetzt, hätte keine Überlebenschance. Religiöser Fundamentalismus aber ist eine spaltende Kraft. Die Bibel wird von Dawkins zwar als „nicht systematisch böse, sondern einfach nur grotesk“ beurteilt, er kritisiert jedoch
Ebenso wie der Koran enthält die Bibel ein religiöses Gemisch voller Widersprüche, aus denen man nach Belieben auswählen kann. „Wer Frieden wünscht, findet friedliche Verse, wer Krieg will, findet kriegerische Verse.“ Auch Osama bin Laden ist ein tief religiöser Mensch.
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Isabel Winarsch
H I N T E R D E N KULISSEN
Freude am Leben „Harold und Maude“ im DT-Keller Göttingen
* KATHLEEN LOOCK
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as ist das Ende. Leb wohl.“ Das kurzweilige, unterhaltsame und anrührende Stück beginnt mit einem der vielen Selbstmordversuche Harolds. Der lebensmüde Siebzehnjährige, hervorragend gespielt von Gerrit Neuhaus, kommt nicht zurecht in einer Welt, die von seiner lieblosen Mutter, dem Pastor und dem Psychiater bestimmt wird. Alle wollen ihm helfen, ihn ändern und glücklich sehen. Doch Harold versucht dieser Welt zu entfliehen: auf dem Schrottplatz, dem Friedhof, oder aber mit eben immer wieder neuen Varianten des Selbstmords. Auf dem Friedhof lernt er eines Tages die sehr viel ältere Maude (Ingrid Domann) kennen, eine lebensbejahende und umweltbewusste Aktivistin, die ihrer eigenen Definition von richtig und falsch folgt. Zunächst drängt sich die unkonventionelle ältere Dame dem jungen Harold förmlich auf, aber er lernt sie entgegen aller moralisch-ethischer Einwände von außen bald schätzen und lieben. Maude verändert Harolds Leben, weil sie ihm als Einzige das geben kann, was er so lange vermisst hat: Liebe, Verständnis, nicht zu stillende Neugier und Lebensfreude.
ausgezeichnete schauspielerische Leistung im Vordergrund. Neben Harold schlüpft er auch in die Rollen der Mutter und einer Reihe von Online-Dates. Ingrid Domann überzeugt ebenso als Maude. Die Schauspieler harmonieren hervorragend, selbst wenn die Liaison der beiden eher wie eine plato-
nische Freundschaft wirkt. „Harold und Maude“ ist sehr sehenswert und wurde vom zahlreich erschienenen Premierenpublikum mit langem Beifall gefeiert.
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TERMINE IM FEBRUAR: 11.02. & 24.02. (20 Uhr) ANZEIGE
„Harold und Maude“ basiert auf dem Roman, Stück und Drehbuch von Colin Higgins. Die Inszenierung des Deutschen Theaters ist äußerst gelungen. Die Geschichte wird aus Harolds Sicht dargestellt und entsprechend steht Gerrit Neuhaus’ 30
TagesSatz
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ZWISCHEN DEN ZE I L E N
Du bist, was du isst. Was uns Bücher über Ernährung erzählen können: Ob als Orientierung im Lebensmitteldschungel, als Helfer für kleine Fitness-Tricks oder als Leitfaden für energiefressende Sportskanonen – wir überprüfen für Sie drei Ratgeber auf Herz und Nieren.
* DANIELE PALU
Power-Food
Gesünder essen
Fit ohne Tricks
„Wer sportlich aktiv ist, hat einen erhöhten Energiebedarf, der durch die richtige Nahrung gedeckt werden muss“, sagt der Ernährungswissenschaftler Michael Hamm. Wie das am besten gemacht wird, zeigt der Experte der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg in seinem Handbuch anschaulich und leicht verständlich. Egal ob Freizeitsportler oder Profi: „Durch die richtige Ernährung kann jetzt jeder Spitzenleistungen erzielen“, ist Hamm überzeugt. Er verrät, welche Lebensmittel und Nährstoffe sich ideal kombinieren lassen und wie man den Speiseplan effizient mit Nahrungsergänzungsmitteln anreichern kann. Mehr als ein Dutzend Rezepte zum optimalen Power-Food runden den informativen Ratgeber ab.
Wussten Sie, dass Äpfel gut für den Cholesterinspiegel sind? Dass Sellerie die Nerven beruhigt? Michael van Straten, Experte für alternative Heilmethoden, und die Medizinjournalistin Barbara Griggs verraten, wie man sich gesund, lecker und abwechslungsreich ernährt. Im ersten Teil stellen sie die hundert gesündesten Nahrungsmittel vor. Zu den üblichen Verdächtigen wie Obst, Gemüse, Fisch, Getreide und Nüsse gesellen sich in der Hitparade auch Lebensmittel wie Bier, Wein und Schokolade. Denn die Autoren haben bei der Auswahl den jeweiligen Gehalt an Antioxidanzien, Ballaststoffen oder Omega-3-Fettsäuren als Entscheidungskriterium herangezogen. Sie zeigen, wie man mittels richtiger Ernährung Krankheiten wie Krebs, Müdigkeit, Atmung, Haut und Harnwegen vorbeugen, und bestehende Beschwerden lindern kann. Das alles ist nicht nur ebenso informativ wie unterhaltsam, sondern auch überaus ansprechend verpackt. Und der umfangreiche Ratgeber bietet bei insgesamt 180 Rezepten bestens Gelegenheit, um die empfohlenen Nahrungsmittel sinnvoll zu kombinieren, um sie in den täglichen Speiseplan zu integrieren.
Eine Möhre am Morgen, eine Treppe am Abend. Kann Gesundheit wirklich so einfach und Sport so beiläufig sein? Ja, sagen Professor Hademar Bankhofer und Peter Großmann. „Wenn Sie etwas Sport treiben, nicht rauchen, nur mäßig Alkohol trinken und täglich Obst und Gemüse zu sich nehmen, können Sie auf einen positiven Effekt hoffen“, schreiben die Autoren. Das ist nun nicht wirklich neu: Britische Forscher haben in einer Studie herausgefunden, dass diejenigen, die sich an diese einfachen Regeln halten, bis zu 14 Jahre länger leben als Personen, die dies nicht tun. Immerhin belassen es die beiden Gesundheitsexperten aus dem ARD-Morgenmagazin nicht bei solchen Plattitüden, sondern erklären, wie man sich im Alltag fit hält, ohne zu schwitzen, und wie sich jeder gesund ernähren kann, „ohne eine Geschmacksverkalkung zu bekommen“. Dazu geben die Autoren dem Leser ein paar Tipps an die Hand, die sich leicht in den Tagesablauf einfügen lassen. Das Beste: Alles basiert auf natürlichen Hilfsmitteln – man braucht also keine teuren Produkte, die viel kosten und am Ende doch nichts bewirken. Weil die Tipps zum Teil aber wenig innovativ und sehr grundlegend sind, ist der Ratgeber eher für Anfänger geeignet.
Professor Dr. Michael Hamm: Die richtige Ernährung für Sportler. Riva, 17,90 Euro, Broschiert, 224 Seiten
Michael v. Straten, Barbara Griggs: Gesünder essen. Dorling Kindersley, 19,95 Euro, 352 Seiten, ca. 220 Fotografien
TagesSatz
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Hademar Bankhofer, Peter Großmann: Naturdoping – Fit ohne fiese Tricks. Ehrenwirth, 19,95 Euro. Hardcover, 224 Seiten
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I N D E R N A H AUFNAHME Eine Reise in die Zukunft auf einen fernen Planeten. Eine Reise in die Vergangenheit in den fernen Himalaya. Und ein böser Trip in ein vielleicht nicht ganz so fernes Frankreich, wo Fleisch wirklich harte Kost ist. Der TagesSatz nimmt euch mit auf Tour.
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Avatar – Aufbruch nach Pandora
Nanga Parbat
Delicatessen
R.: James Cameron USA 2009, FSK 12
R.: Joseph Vilsmaier D 2010, FSK 6
R.: Marc Caro, Jean-Pierre Jeunet F 1991, FSK 16
Jake Scully (Sam Worthington) ist trotz Rollstuhl ein Soldat von ganzem Herzen. Als er auf den feindseligen Dschungelplaneten Pandora abgeordert wird, erwartet ihn eine ungewöhnliche Mission. Er soll zwecks Erforschung und Spionage in die Haut eines Avatars schlüpfen. Diese sind gedankengesteuerte Körper, die den einheimischen Na’vi nachempfunden sind. Die Na’vi sind ungefähr von humanoider Gestalt und doch völlig anders als die Menschen. Sie sind naturverbunden und haben eine ganz eigene, fremde Kultur. Und sie sitzen auf einer äußerst wertvollen Energiequelle – ohne die Absicht, diese zu verlassen. Scully ist hin- und hergerissen zwischen seinem Dienst als Soldat und der wachsenden Faszination mit den Na’vi. Es wird Keinen überraschen, für welche Seite er sich entscheiden wird. Macht aber nichts. Denn Pandora ist so lebendig, die Mythologie dahinter so ausgefeilt, wie man es seit „Herr der Ringe“ nicht gesehen hat. Die Spezialeffekte sind schlicht der Wahnsinn, ohne dass sie jemals um ihrer selbst Willen auf der Leinwand prahlen. Eine Fortsetzung ist beschlossene Sache. Und ausnahmsweise ist das auch gut so.
Reinhold Messner (Florian Stetter) und sein Bruder Günther (Andreas Tobias) haben sich in Tirol einen Namen als begabte Bergsteiger gemacht. Sie wünschen sich nichts sehnlicher als eines Tages den berüchtigten „Schicksalsberg“ Nanga Parbat im Himalaya zu erklimmen. Als ihre Chance 1970 kommt, endet der Traum in einem Fiasko. Sie schaffen zwar den Gipfel, aber auf dem ungesicherten Abstieg stirbt Günther. Der Expeditionsleiter Herrligkoffer (Karl Markovics) schiebt öffentlich Reinhold die Schuld zu. Aber die Wahrheit ist um einiges komplizierter. Joseph Vilsmaiers („Stalingrad“, „Comedian Harmonists“) Aufnahmen aus luftigen Höhen können einem den Atem rauben. Der Berg wirkt zugleich bildschön und lebensbedrohlich. „Nanga Parbat“ konzentriert sich auf die umstrittenen Vorgänge der Besteigung mit symbolschwangeren Rückblenden in die Kindheit der Messners. Das vermag durchaus zu fesseln. Am Ende aber bleiben die Messner-Brüder dem Zuschauer ein Rätsel, trotz charismatischer Darsteller.
In einer post-apokalyptischen Welt herrscht kein Bedarf mehr für den Zirkusclown Louison (Dominique Pinon). Seine glänzende Karriere findet ein jähes Ende, als sein Partner von einem hungrigen Mob verspeist wird. Völlig mittellos bewirbt er sich als Hausmeister bei einem zwielichtigen Fleischer (Jean-Claude Dreyfus). Dort bandelt Louison mit dessen schüchterner Tochter Julie (Marie-Laure Dougnac) an. Er ahnt noch nicht, dass sowohl Metzger als auch Mieter ihn einfach zum Fressen gern haben. Denn Fleisch mag zwar knapp sein, aber Menschen gibt es genug ... „Delicatessen“ ist ein Leckerbissen für Cineasten. Ausgeklügelte Kamerafahrten, raffinierter Schnitt und durchdachter Bildaufbau: Was Co-Regisseur JeanPierre Jeunet („Die fabelhafte Welt der Amelie“) in seinem Erstling an handwerklicher Finesse abliefert, ist kaum zu überbieten. Die durchgeknallte wie hintergründige Handlung ist mit einer ganz gehörigen Prise tiefschwarzen Humors gewürzt. Das ergibt ein Rezept, das vielleicht nicht jedem schmeckt. Dem Gourmet kann das nur recht sein.
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TagesSatz
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DAS LE T Z T E
Mal ehrlich ...
Impressum
... worauf achten Sie beim Einkauf ihrer Lebensmittel? Carsten Seydlowsky
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Hans-Georg Schwedhelm, Gewerkschaftssekretär Da ich in Duderstadt wohne, achte ich in erster Linie darauf, dass die Lebensmittel bei uns in der Region produziert und verarbeitet werden. In zweiter Linie achte ich darauf, dass es Bio-Produkte sind. Es ist ja so, dass mittlerweile auch bei Discountern sehr viele Bio-Produkte angeboten werden. Steffi Lohmann (29), Theologiestudentin Es ist bei mir eigentlich abhängig davon, wie viel Zeit ich habe. Wenn ich Zeit zum Einkaufen und Kochen habe, achte ich schon darauf, welches Gemüse gerade frisch ist. Dann kaufe ich auch Bio-Sachen. Manchmal gibt es aber schon mal eine Fertigpizza. Tobi Wojcik (31), Psychologe Zum einen achte ich darauf, was mir schmeckt und was ich brauche. Ich glaube, da bin ich relativ sparsam. Zum anderen achte ich, so gut es geht, bei Produkten mit tierischer Herkunft darauf, dass diese bio sind. Jaqueline (46), Tänzerin Ich gehe seit zehn Jahren zu den Göttinger Tafeln, da ich es nicht einsehe,
CARSTEN SEYDLOWSKY
Geld für etwas auszugeben, das in so großen Mengen weggeworfen wird. Vorher habe ich immer die Müllcontainer von Supermärkten geplündert. Das war aber lange nicht mehr nötig, denn die Versorgungslage der Tafeln ist relativ gut. Nicolas Bilo (25), Geschichtsstudent Ich wohne in einer Groß-WG, was bedeutet, dass wir für zehn Leute gemeinsam einkaufen. Deshalb achten wir im Wesentlichen darauf, dass es große Konfektionen zu günstigen Preisen sind. Außerdem berücksichtigen wir Bio- und Fairtrade-Produkte. Carsten (26), Biologiestudent Ich achte bei dem Kauf meiner Lebensmittel grundsätzlich auf einen guten Geschmack. Nicht so wichtig ist mir, dass die Lebensmittel bio sind oder aus der Region kommen. Auch der Preis findet bei mir nicht so viel Beachtung. Diana (32) und Lando (1,5) Wir kaufen bevorzugt Bio-Produkte aus der Region. Außerdem achten wir darauf, saisonales Obst und Gemüse zu beziehen.
Jörg „Yogi“ Müller
Nächstes Mal MÄRZ-Ausgabe 2010
Was ist uns eigentlich wichtiger? Das Leben zu genießen oder viel und hart zu Arbeiten? Was treibt uns an? Anerkennung, Liebe, Macht? Der TagesSatz widmet sich im nächsten Heft dem Thema „Geld oder Leben“. Wir fragen einen Jesuiten-Mönch nach seinen Wertvorstellungen und werfen ein Blick auf die Frage, wie sich Kind und Karriere mit einander vereinbaren lassen. Außerdem informieren wir Sie ausführlich über die Mumienausstellung im Museum für Sepulkralkultur. TagesSatz
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 - 861 58 43 Fax: 0561 - 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Di, Do: 10-12 Uhr Mi & Fr: 17-19 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Gö. Telefon: 0551 - 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do, Fr: 10-13 Uhr Mi: 14-16 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Jörg Sanders, Malte Schiller (GÖ), Harald Wörner (KS) Pressesprecher: Malte Schiller Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 - 861 58 18 Göttingen: Juliane Michael Tel./Fax: 0551 - 531 14 62 Anzeigenleitung: Büro Kassel Tel.: 0561 - 861 58 43 Jörg Sanders (GÖ) Tel.: 0163 - 685 99 98 Redaktion Kassel: Stefan Giebel, Trudi Kindl, Fritz Krogmann, Bianca Kuchenbrod, Nora Mey, Hans Peter Pung Kultur KS: Fritz Krogmann Redaktion Göttingen: Torben Guretzky, Nora Hengst, Juliane Michael, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Carsten Seydlowsky, Clifford Spencer, Willi Strübig, Melanie Swiatloch, Andrea Tiedemann, Viola Wiegand News GÖ: Nora Wetzel Lokales GÖ: Jascha Grewe Kultur GÖ: Kathleen Loock Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Clemens Eulig, Julia Krause, Jörg „Yogi“ Müller, Tatjana Pfennig, Malte Schiller, photocase.com Coverfoto: Dirk Mederer Layout: Dirk Mederer [plazebo.net] 0551-4899074, info@plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Harald Wörner TagesSatz erscheint zwölfmal pro Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen Auflage dieser Ausgabe: 3.000
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.
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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen
EssenSAUSGABEN
Göttingen
Göttingen
Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590
Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030
Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Prinzenstr. 19 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Verein zur Erschließung neuer Beschäftigungsformen e.V. Lange Geismarstr. 2 37073 Göttingen 0551/485622 Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536
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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche Frauen in Not Göttingen KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004802 Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766
Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo. von 14.00-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do. von 20-24 Uhr in der Gießbergstraße
Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11h jeden 3. Mi im Monat 16-18h Kassel
Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505
Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090
Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920
Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441
Haftentlassene
Lebenskrisen
Göttingen
Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333
KIK – Kontakt in Krisen Königsallee 254 37079 Göttingen 0551/632977 Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061oder 0561/70738-00
Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 0800/1110222
Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 SAM 2 – Substitutionsfachambulanz Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe
Kassel
Göttingen
Telefonseelsorge 0800/1110111
Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300
Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS
PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 0561/787-5361
Göttingen
Notschlafstellen
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051
Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484
Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980
AIDS-Beratungsstelle Gesundheitsamt für die Stadt und den Landkreis Göttingen Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831
Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00
Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190
Kassel
Café Nautilus (f. Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115
Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Lange Str. 35 34346 Hann. Münden 05541/71034 / Fax: 05541/903210
Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910
Rechtsberatung & Hilfe Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852
Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934 Göttingen Verbraucherzentrale Nds. Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel
Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32 a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301 Kleiderkammern Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 12 37073 Göttingen 0551/5473717
Anonyme Alkoholiker 0561/19295 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950 Suchtberatung: Drogen Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033
Hann. Münden
Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861 Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!
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