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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, selbständig sein – das heißt Ärmel hochkrempeln, Engagement und Kreativität zeigen, ganz gleich, ob beruflich oder privat. Denn Selbständigkeit ist nicht nur im Berufsleben ein Thema. Für Menschen mit Behinderung ist es oft schwierig, vollkommen selbständig das eigene Leben zu führen. Auf den Seiten 10 und 11 stellen wir Ihnen ein Modell vor, dass durch persönliche Assistenz für mehr Freiheit und Selbständigkeit im Leben behinderter Menschen sorgt. Wer sich beruflich selbständig macht, kann alles erreichen – oder auch nichts. Man kann Millionen mit seinem eigenen Unternehmen verdienen oder alles verlieren. Man kann frei sein, unabhängig, sein eigener Chef, und findet trotzdem keine Zeit für sein eigenes Leben, da die Grenzen von beruflichem und privatem verwischen. Die Probleme und Sorgen, die Selbständigkeit mit sich bringt, schildert Khoa Ly in dem Artikel „Wenn die Not selbstständig macht“ (Seiten 8 und 9). Auf den Seiten 12 bis 14 berichten darüber hinaus zwei selbstständige Geschäftsinhaber über ihrer Erfahrungen. Kritisch hinterfragt haben wir ein 70.000 Euro teures Gutachten, dass der Landkreis Göttingen in Auftrag gab. Dieses sollte die Unterkunftskosten für Sozialleistungsempfängern in Göttingen bestimmen, was per Gerichtsurteil letztendlich als unbrauchbar eingestuft wurde und zu einer Klage vor den Sozialgerichten führte. Landkreisdezernent Wucherpfennig war daraufhin stark in die Kritik geraten, wir gaben ihm die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern (Seiten 16 und 17). Für die Rubrik „TagesKlatsch mit KaffeeSatz“ trafen wir „Mister Tagesthemen“ Tom Buhrow und seine Frau Sabine Stamer zu einem Gespräch. Dabei ging es unter anderem um Amerika, Fernweh und die notorische Unzufriedenheit vieler Deutschen (Seiten 6 und 7). Wir wünschen Ihnen beim Lesen dieser Ausgabe viel Vergnügen.
Jörg Sanders & Christopher Piltz (Redaktionsleitung Göttingen)
TagesSatz. Hilft sofort.
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EINDRÜCKE
JÖRG „YOGI“ MÜLLER *Unverzichtbar für das Magazin sind inzwischen Yogis Fotos. Da seine wunderschönen Indienbilder nur selten in die Ausgabe passen, widmen wir seiner Arbeit diese Seite. Danke!
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Wenn die Not selbständig macht von kHOA LY Vom Hände- und Füße-Ersetzen VON MELanie swiatloch Mit 200 Sachen in die Nordstadt von HARALD WÖRNER Friedliche Koexistenz von harald wörner Man muss am Ball bleiben von trudi kindl
Rubriken tagesklatsch mit kaffeesatz
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mit TOM BUHROW & SABINE STAMER von CHRISTOPHER PILTZ
Göttingen 18 Nutzlose Gutachten von christopher piltz und jörg „yogi“ müller 20 Zur Hartz-IV-Debatte von jörg „yogi“ müller
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Kassel 22 Braucht Kassel eine Herkulesbahn? von NORA MEY 24 Brennpunkt Evolution von fritz krogmann
Kultur 28 Biber im Sägewahn von andrea tiedemann 29 Die Entstehung des Menschen von fritz krogmann
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Editorial Eindrücke Der Stolperstein Paragraphenreiter Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Kultur-Empfehlungen Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn
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tagesklatsch mit kaffeesatz
„Wir sind eine Kultur, die zu Unzufriedenheit neigt.“ Im September 2010 veröffentlichten Tagesthemen-Moderator Tom Buhrow und seine Frau Sabine Stamer ihr zweites gemeinsames Buch. In „Mein Deutschland - dein Deutschland“ berichten Buhrow und Stamer über ihre Eindrücke und Erfahrungen nach ihrer Rückkehr aus Amerika nach Deutschland – humorvoll, nachdenklich und nicht immer einer Meinung.
* CHRISTOPHER PILTZ IM GESPRÄCH MIT TOM BUHROW UND SABINE STAMER
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s waren gerade wieder Wahlen in Amerika. Sie lebten knapp zehn Jahre in Washington. Wie haben Sie sich gefühlt? Hätten Sie gerne darüber berichtet? Stamer: Ich wäre gerne da gewesen, um die Stimmung zu fühlen. Wenn man nicht direkt vor Ort ist und nur Zeitung liest – selbst wenn es amerikanische Zeitungen sind – kriegt man weniger mit als wenn man Vorort ist. Es würde mich schon interessieren, wie sich die Schwierigkeiten Obamas erklären – außer mit der großen Wirtschaftskrise, in der keiner eine gute Figur macht. Positiv verlief die Krise für niemanden, aber Obama hat es immerhin laut der Experten geschafft, dass sie nicht schlimmer wurde. 6
Buhrow: Ja. Und wenn die Demokraten jetzt noch den Senat verloren hätten, wäre das ein Desaster gewesen. Wir haben berichtet, nur war ich nicht selbst da. Vor zwei Jahren bei der Präsidentschaftswahl war ich selbst vor Ort und kann verstehen, dass der Aufwand bei dieser Parlamentswahl zu groß dafür gewesen wäre. Aber ich bin sicher, dass wir bei der nächsten Präsidentschaftswahl wieder selbst da sein werden.
nen Zweck, wenn man eine neue Aufgabe und eine neue Lebensphase – sowohl beruflich als auch persönlich – mit Vorbehalten angeht. Das eine war die Nomadenzeit, in der man herumkommt, und das andere ist eine neue Aufgabe. Wir haben uns innerlich darauf eingestellt. Und wenn ich mir die Schiffe in Hamburg angucke, die aus Boston oder Hongkong kommen, habe ich das Gefühl, ich bin am Nabel der Welt.
Sie waren zusammen in Washington und Paris. Sie, Frau Stamer, haben auch noch in Rom gearbeitet, und jetzt sind Sie seit vier Jahren in Hamburg. Reizt es dann manchmal, wieder weiterzuziehen? Oder bleiben Sie jetzt sesshaft?
Stamer: Jeder Umzug ist schwer, ich sehne mich nicht unbedingt danach. Man muss die Infrastruktur immer für die ganze Familie neu aufbauen, und ich bin dann mindestens ein halbes Jahr aus meinem Job raus. Und außerdem wollte ich immer nach Hamburg zurück. Hamburg ist eine super Stadt. Das Wasser, der Hafen – Tom wollte das nie glauben...
Buhrow: Wir haben uns von vornherein darauf eingestellt. Es hat überhaupt kei-
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DAS GESP R Ä C H Da kann ich nur zustimmen. Hamburg ist schon eine tolle Stadt, mit dem internationalen Flair. Eine der schönsten Städte Deutschlands. Buhrow: Das höre ich gerne. Ich freue mich auch immer, wenn Freunde aus dem Rheinland kommen und ich ihnen die Stadt zeige, und bin immer ganz stolz, wie schön Hamburg ist. Vor allem Sie, Herr Buhrow, sind sowohl Interviewer als auch Interviewter. Wie fühlt sich das an? Buhrow: Das ist komisch, muss ich gestehen. Ich weiß nicht, wie das für dich ist (schaut zu seiner Frau). Früher kam das zwar auch ab und zu vor, wenn beispielsweise eine große Präsidentschaftswahl war und wir die ganze Nacht durch sendeten. Aber jetzt ist das häufiger mal der Fall, und es ist schon seltsam. Mein Beruf bedeutet eigentlich, dass ich berichte, und nicht, dass über mich berichtet wird. Stamer: Ich denke ab und zu: „Also, ich hätte das Interview jetzt anders geführt“ (lacht), Berufskrankheit. Ich glaube, wenn ich jetzt selbst über Leute oder Werke schreibe, bin ich vorsichtiger geworden und passe mehr auf, dass es nicht unter die Gürtellinie geht. Wenn man die Erfahrung selbst einmal gemacht hat, wird man etwas sensibler. Ich passe auf, wenn ich irgendwas nicht gelungen finde, das Werk nicht zu reißerisch zu kritisieren. Ich sehe dahinter den Autor oder den Sprecher. Das habe ich früher so nicht bedacht. Ist es dann nicht hinderlich, wenn man nicht ganz so hart ist? Stamer: Nein, ich formuliere einfach nicht mehr so flapsig. Ich überlege mir, ob es kränkt. Mein Urteil ändere ich dadurch nicht. Wenn ich etwas nicht gut finde, finde ich es nicht gut. Dann müssen wir schon Mal Angst haben vor dem Feedback zu dem Interview. Buhrow: Nein, nein (lacht). Man spürt auch, ob Neugier und ein offeTagesSatz
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nes Erkenntnisinteresse da ist oder ob die Story schon feststeht. Es ist egal, ob Sie als Student oder als erfahrener Journalist schreiben. Mein Respekt bemisst sich daran, ob ich als Interviewter spüre, dass Offenheit und ehrliches Interesse da sind, oder ob ich merke, im Kopf ist sowieso schon alles klar; der Kollege braucht nur noch ein, zwei Belegzitate. Das ist unseriös. Ich war bei Ihrer Vorlesung in Braunschweig, und eine Sache die mich... Stamer: Lesung, wir sind nicht an der Uni (lacht). Stimmt, also bei Ihrer Lesung in Braunschweig. Und eine Sache, die mich stutzig machte, war, dass Sie es merkwürdig fanden, als Sie zurück nach Deutschland kamen und bemerkten, dass nun häufiger geduzt wird. Aber im Englischen benutzt man doch nur eine Person. Empfinden Sie das „You“ eher als ein „Du“ oder als ein „Sie“? Stamer: Das ist eben eine Mischung. Die Übersetzung ist „Du“, aber es ist nicht so intim und nah gemeint wie unser „Du“. Und selbst „You“ zusammen mit dem Vornamen beinhaltet in mancher Beziehung noch mehr Distanz als das Duzen im Deutschen. Buhrow: Im Französischen ist es ganz klar, es wird gesiezt. Und danach kommt nicht mehr der Name – das vereinfacht es, wenn man den Namen vergisst. Danach kommt Monsieur oder Madame. Wir finden das eine nicht besser als das andere, aber es ist auffällig, dass wir so einen Trend zum Egalisieren haben. Wir wollen Unterschiede nivellieren, verwischen. Ich glaube, das Duzen sollte eine befreiende Sache sein. Vor allem in den Sechzigern: Die Spießer, die Bürgerlichen, die siezen sich noch, aber wir duzen uns. Das haben wir in unserem Buch ein bisschen seziert. Sehr schön fand ich ihre Kritik, dass alle immer so verbittert und unzufrieden sind in Deutschland. Sie mein-
ten, dass das deutsche System nicht der Himmel sei, aber im Vergleich zu anderen Ländern doch eines der besten. Stamer: Wenn man unser Leben mit dem Leben in anderen, auch europäischen Ländern, aber vor allem auf anderen Kontinenten, vergleicht, geht es hier fast allen besser als in vielen anderen Ländern. Es gibt mit Sicherheit ganz viele Dinge, die wir noch weiter verbessern können, gerade was die Bildung angeht. Über Schulen haben wir eine Menge geschrieben, da es für uns mit die enttäuschendste Erfahrung nach unserem Umzug nach Deutschland zurück war. Aber trotzdem ist es so: Wir haben ein öffentliches Schulsystem, jeder kann unabhängig vom Einkommen seiner Eltern eine einigermaßen gute Bildung genießen. Es ist vielleicht nicht perfekt und manche werden falsch eingestuft. Und ich finde auch, dass die Kinder nicht gut behandelt werden in der Schule, dass sie zu wenig Spaß haben und zu wenig lernen. Aber trotzdem ist da eine Anlage, die, verglichen mit anderen Ländern, auch den USA, super ist. Buhrow: Man sieht auch häufig, dass Leute, die wegen des Lebensgefühls und des Wetters in andere Länder gehen, dann, wenn sie älter oder bedürftig werden, wiederkommen. Es ist eine Sache, mit Geld nach Spanien, Griechenland oder Italien zu gehen. Wenn die Kohle alle ist, kommt der Moment der Wahrheit. Und dann guckt man sich um. Buhrow: Ja, dann kommt man ins ungeliebte Deutschland zurück. Das sagt ja schon viel, dass es so schlecht nicht ist, wie die Leute immer sagen. Ich glaube, die Stimmung ist eine Sache. Wir sind eine Kultur, die zu Unzufriedenheit neigt. Aber eigentlich können wir mit unserem Land recht zufrieden sein! Frau Stamer, Herr Buhrow, ich danke Ihnen für dieses Gespräch!
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Wenn die Not selbständig macht Im ersten Halbjahr 2010 wurden laut des Statistischen Bundesamts 157.000 Kleinunternehmen in Deutschland gegründet – ein Anstieg um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei hatten nach Schätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) fast 18 Prozent der Gründer einen Migrationshintergrund und werden mit ihrer Existenzgründung in diesem Jahr bis zu 150.000 neue Jobs schaffen – damit liegt ihre Gründungsquote höher als die der Deutschen.
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arum wollen Sie ein Unternehmen gründen“, fragt Felix Michelsmann in die Runde. Ein junger Student im karierten Hemd meldet sich. „Ich möchte mich selbst verwirklichen!“ Ansonsten meldet sich keiner. Michelsmann wartet ein wenig, dann klickt er auf die nächste Folie seiner Präsentation. „Selbstverwirklichung“, „Selbstbestimmung“ und „Erfüllung einer Vision“ stehen unter den ersten drei Punkten seiner Folie. Der Student schaut erleichtert auf und grinst. Er ist nicht der Einzige, der sich in seinem Leben selbst verwirklichen will.
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Michelsmann ist Vorsitzender der Göttinger Hochschulgruppe des Bundesverbandes Deutscher Volksund Betriebswirte und lädt zur Vortragsreihe: „Endlich Chef – von der Idee zum Businessplan“ in die Universität Göttingen ein. Die Studenten sollen früh wissen, wie man mit einem passenden Marketingkonzept, der Wahl der Rechtsform oder der Suche nach Investoren seine eigene Existenz gründen kann. Mehri Mahboubi hat einen derartigen Vortrag noch niemals in ihrem Leben gehört. Sie hätte auf TagesSatz
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TITELTH E M A die Frage, warum sie sich vor eineinhalb Jahren selbstständig gemacht hat, ganz anders geantwortet. „Ich wollte nicht zu Hause sitzen und gar nichts tun“, erinnert sich die 39-Jährige. Sie sitzt nun in einem kleinen, ganz kahlen Raum hinten in der Damenabteilung im Göttinger Warenkaufhaus Karstadt. Sie betreibt dort eine Änderungsschneiderei, die seit etwas mehr als einem Jahr ihr gehört und die sie mit stolz nach ihrem Vornamen benannt hat. Sie ist eine von derzeit 566.000 Migrantinnen und Migraten, die sich selbstständig gemacht hat. Mahboubi hatte im Iran eine einjährige Ausbildung als Schneiderin und begann in Deutschland eine dreimonatige Fortbildung zur Änderungsschneiderin, arbeitete später als Aushilfe in dieser Änderungsschneiderei. „Irgendwann meinte Karstadt, dass sie mit meiner damaligen Chefin nicht zufrieden seien.“ Dann bot man Mahboubi an, diesen Raum als Selbstständige zu übernehmen. Erst neulich kam während der gesamten Öffnungszeit nur ein einziger Kunde: Hose kürzen für acht Euro. Gerade in diesen Momenten kommt es ihr vor, als flattern die Rechnungen vermehrt in ihre Änderungsschneiderei. Es sind Versicherungen, der Steuerberater oder Materialbestellungen. „Ich habe davon keine Ahnung. Mein Mann kümmert sich um den ganzen Papierkram“, sagt die 39-Jährige. Ihren Gewinn kann sie nicht gut einschätzen, niemals über 2.000 Euro, irgendwo zwischen 1.400 Euro und 1.600 Euro. Es reicht zum Leben aus, sagt sie. Die meisten Personen mit Migrationshintergrund gründen selten aus Idealismus ein Unternehmen, sondern wollen der Arbeitslosigkeit entkommen. Meist gründen sie laut des DIHK in den klassischen Bereichen der Gastronomie und dem Handel, was etwa 24 Prozent der Gründungen ausmacht. Im Vergleich: Bei deutschen Existenzgründern ohne Migrationshintergrund sind es 21 Prozent.
Es klingelt am Telefon von Melanie Dornieden. Sie ist Sekretärin bei der Gründungsberatung MOBIL. Ihre Antwort lautet in diesen Tagen stets, dass alle Kollegen krank seien und man sich in einer Woche wieder melden solle. Bei MOBIL, welches bei der kommunalen Beschäftigungsförderung Göttingen angesiedelt ist, werden besonders Migranten beraten, die sich selbstständig machen wollen. Sie werden oft vom Arbeitsamt geschickt, denn für Arbeitslosengeldempfänger ist die Beratung kostenfrei. Die Kommunen sind daran interessiert, dass Langzeitarbeitslose wieder Arbeit finden und sich auf dem Weg der Existenzgründung ihre eigene Arbeit gründen. Aber das öffentliche Angebot an Beratungsmöglichkeiten ist kaum zufriedenstellend, heißt es aus internen Behördenkreisen. Dieselbe Erfahrung hat auch immer wieder Diep Nguyen in Leipzig gemacht. Nguyen kam als vietnamesische Vertragsarbeiterin in den achtziger Jahren in die DDR und arbeitete in einer Textilfabrik. Nach dem Zu-
Shirts, die aus der Türkei kamen. Der Tag begann um vier Uhr morgens, endete dann meist nach zwölf Stunden. „Ich habe keine Hilfe vom deutschen Staat erhalten. Sie haben sich um uns nicht gekümmert. Sie wollten uns ja abschieben! Wer Sozialhilfe beantragte, bekam keine Aufenthaltsgenehmigung“, schildert Nguyen ihre Erfahrung. Unterstützung bekam sie aus ihrer Familie, jeder packte irgendwie mit an. „Wir mussten ein ausreichendes Einkommen nachweisen, deshalb haben wir immer gearbeitet – jeden Tag“, erinnert sich Nguyen an die Anfangszeiten. „Aber ich liebe Deutschland. Deutschland ist schön. Man hat hier unglaublich viele Chancen, viel mehr als in Vietnam. Man muss nur fleißig sein, dann wird man belohnt. Das sage ich meinem Sohn auch immer“, fügt sie mahnend hinzu. Und weiter: „Die Deutschen sollen nicht alles schwarz sehen. Wer etwas will, der kann es schaffen.“ Dieser positiven Einstellung und ihrem Mut hat sie es zu verdanken, dass sie in Deutschland bleiben durfte. Anders als Zehntausende ihrer Landsleute, die letztendlich abgeschoben wurden. Die, die blieben, haben sich nach einer informellen Schätzung fast zu 55 Prozent selbstständig gemacht. Heute besitzt Nguyen ein Textilgeschäft in einem Ortsteil von Leipzig. Die Zeiten haben sich zum Guten gewendet. Deutschland ist ihre Heimat geworden. Die Wirtschaftskrise spürt sie, aber wer in seinem Leben schon so Schweres erlebt habe, der habe keine Angst vor der Zukunft. Sie bleibt optimistisch.
„Ich wollte nicht zu Hause sitzen und gar nichts tun“
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sammenbruch der DDR sollte sie abgeschoben werden. Es ist ein Schicksal, dass sie mit fast 18.000 Vietnamesen teilte. Vietnam verweigerte ihre Einreise, so wurden sie vorerst in Deutschland geduldet. Durch eine Gesetzesänderung 1993 konnten die ehemaligen Vertragsarbeiter einen befristeten Aufenthaltsstatus erhalten, wenn sie unter anderem eine Arbeit nachweisen konnten. „Eine Arbeit im Osten zu finden war fast unmöglich! Fast keiner meiner Landsleute fand Arbeit. Die Ostdeutschen hatten ja selbst keine Arbeit. Warum dann uns einstellen“, berichtet sie. „Wir haben uns selbstständig gemacht. Wir hatten kein Geld, kein Anfangskapital. Wir Vietnamesen haben eine Marktlücke entdeckt. Es gab viel Mangelware, die haben wir gekauft und in einen Rollkoffer gepackt. Wir schoben sie täglich an den Bahnhof und verkauften sie auf einem Wäscheständer.“ Es waren T-
Felix Michelsmann kommt nun zum zweiten Teil seines Vortrages. „Der potenzielle Umsatz ergibt sich nach dem buttom-up Prinzip aus der Anzahl der Kunden im Einzugsgebiet multipliziert mit dem erwarteten Markanteil“, sagt er fast euphorisch. Wenn die beiden Frauen, Mehri Mahboubi und Diep Nguyen, auf seine guten Ratschläge gehört hätten, dann hätten sie sich wahrscheinlich niemals selbstständig gemacht.
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Die persönliche Assistenz ist ein Modell, das es behinderten Menschen ermöglicht, ein relativ selbstbestimmtes Leben zu führen, frei von Bevormundung oder gar Schikane. Für die Helfer kann dies ein 24-Stunden-Job bedeuten, aber einer, der sich durchaus lohnt.
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uth Berger (Name geändert) hat am Tag zuvor bis in die Nacht gearbeitet. Doch den unregelmäßigen Tagesablauf merkt man ihr nicht an. Im Gegenteil, sie strahlt die Energie aus, die man als persönliche Assistentin braucht. Denn die Arbeit kann durchaus hart sein und den eigenen Körper an seine Grenzen bringen. Berger ist Helferin beim AKBN, dem Verein „Arbeitskreis für Menschen mit und ohne Behinderung“, der seit 1974 in Freiburg existiert. Er ist Ansprechpartner bei vielen Fragen, die etwa die Pflegeversicherung oder das persönliche Budget betreffen. Gleichzeitig stellt der Verein aber nur eine Möglichkeit dar, denn persönliche Assistenz kann auch privat organisiert werden. Auf den Job aufmerksam gemacht wurde Berger von ihrem WG-Mitbewohner, der ebenfalls als persönlicher Assistent tätig ist. Obwohl sie noch neu in dem Geschäft ist, hat sie sich in ihre Aufgaben gut eingelebt und erzählt mit Freude davon. Bergers Aufgabe ist es hier „genau das zu tun, was die Leute aufgrund ihrer Beeinträchtigung nicht tun können“, wie sie erzählt. Dazu gehören alltägliche Dinge, die im Haushalt anfallen, wie Wäsche waschen, Einkaufen, aber auch
* MELANIE SWIATLOCH pflegerische Tätigkeiten im Bereich Hygiene sowie der Freizeitgestaltung. Hebetätigkeiten, etwa in die Badewanne oder zum Fernsehen, gehören ebenfalls zu Bergers ständigen Aufgaben. „Nach ein paar Tagen merkt man das schon. Man muss aufpassen, dass man sich den Rücken nicht ruiniert“, erklärt sie. Dazu gibt es für die Helfer jedoch die Möglichkeit zum Beispiel eine Schulung in Kinästhetik zu bekommen. Eine bestimmte Technik verbessert die Bewegungsabläufe von Helfer und zu pflegender Person und kann so auftretende Rückenprobleme reduzieren. Durchaus als positiv zu bewerten ist bei der persönlichen Assistenz, dass sich die Kunden des AKBN in der Regel für einen Betreuer entscheiden und ihn sogar „ausprobieren“ können. Stimmt die Chemie nicht, können Betreuer grundlos abgelehnt werden. Bei so viel Nähe sei es eben wichtig, sich auch zu vertragen, weiß Berger. Vorab wird vom AKBN bereits darauf geachtet, wo ein Helfer eingesetzt werden kann. Eine spezielle Ausbildung wird für die Aufgaben als persönlicher Assistent jedoch nicht benötigt. An erster Stelle ist lediglich ein offener Umgang mit Menschen erforderANZEIGE
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TITELTH E M A lich. Egal ob festangestellt oder Ehrenamt, der Netto-Stundenlohn beträgt für alle acht Euro. Bei den Ehrenamtlichen ist die Aufwandsentschädigung jedoch auf 2.100 Euro jährlich festgelegt und darf nicht überschritten werden. So bietet die Arbeit als Pflegeassistent in Freiburg vor allem Studenten eine gute Möglichkeit als Nebenjob. „Fast alle meine Kollegen sind Studenten“, sagt Berger. Einen persönlichen Assistenten zu bekommen ist jedoch gar nicht so einfach. Das weiß auch Oliver Weinmann aus persönlicher Erfahrung. Selbst schwerbehindert stellte er sich der Frage der eigenen Versorgung, und so entschloss er sich, mit 19 Jahren Arbeitgeber zu werden. Während sich früher seine Familie um ihn kümmerte, beschäftigt er heute sechs Angestellte, die ausschließlich für ihn arbeiten, drei davon in Vollzeit, jedoch alle sozialversicherungspflichtig. Netto zahlt auch er acht Euro pro Stunde. „Das ist oftmals mehr als Angestellte bei einem Pflegedienst verdienen“, so Weinmann. Die Organisation dafür hat er komplett selbst übernommen. Der Weg durch die Behörden war jedoch langwierig und mühsam. „Man muss bei Behörden und Krankenkassen extrem kämpfen“, erinnert er sich. Vor allem aber müsse man auch intellektuell fit sein, um sich durch Gesetzestexte und Antragsformalitäten durchzuarbeiten. „Theoretisch gibt es Beratungsstellen, in der Praxis sind diese aber oftmals nicht förderlich“, erklärt er. Auch sei die Antragsstellung von Bundesland zu Bundesland verschieden. Ein erster Weg kann aber über das Sozialamt führen, das gege-
benenfalls an die zuständigen Behörden weiterleitet. Auf die Frage, ob es für sie anfangs schwierig war, sich an Aufgaben wie das Baden und Füttern ihrer Kunden zu gewöhnen, antwortet Berger: „Komischerweise gar nicht.“ Es sei eher ungewohnt gewesen, sich daran zu gewöhnen, dass man die ganze Zeit da sei. Auch die Angst habe daher existiert, ihren Kunden etwas aufzudrängen, was sie vielleicht gar nicht machen wollen. Als persönliche Assistentin ist sie auch dabei, wenn sich diese mit Freunden treffen. Manchmal empfindet sie das als „anstrengend“. Sie begründet dies mit der Mischung aus persönlicher Beziehung und Arbeit. „Die Arbeit wird dadurch familiär.“ Enge Freundschaften seien daher nicht ausgeschlossen.
musst.“ Das betont auch Oliver Weinmann: „Bei der persönlichen Assistenz kann man selbst bestimmen, wann was gemacht wird, auch wenn man um drei Uhr nachts spazieren gehen wollte.“ Ein Heimplatz sei zwar vielleicht etwas billiger, Behinderte würden jedoch oftmals auch zwangsweise in Altenheimen mit untergebracht. Für einen jungen Menschen sei es dann schon schwierig, mit so viel älteren Menschen auf einem Platz zu wohnen. Im Heim gibt es zudem nur wenige Ansätze, nach draußen zu kommen. „Man ist im Heim ja voll versorgt, eben satt und sauber“, erzählt Weinmann. Bei der persönlichen Assistenz ist die Beständigkeit der Angestellten ein weiterer Vorteil. „Es sind immer dieselben Leute“, unterstreicht er. Im Heim dagegen ist die Distanz zwischen Pflegern und Heimbewohnern viel größer. Für Berger wäre die persönliche Assistenz jedoch kein Job auf Dauer, jedenfalls nicht die reine Assistenztätigkeit. Beim AKBN beispielsweise gibt es viele Angestellte, die eine Kombination aus Pflege und geschäftlichen Aufgaben wahrnehmen. „So etwas könnte ich mir auch gut vorstellen“, erklärt Berger. „Es macht ja schon Spaß.“
Selbst zum Arbeitgeber werden Bei der persönlichen Assistenz gibt es verschiedene Modelle der Zeiteinteilung. Oftmals arbeiten die Assistenten in Schichten. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, 24 Stunden am Stück oder gar mehrere Tage bei einer Person zu verbringen. Für Berger steht bei ihrer Arbeit dabei im Vordergrund, dass die Möglichkeit zum selbstbestimmten Leben der Behinderten besteht, was in einem Heim oder auch bei einem Pflegedienst nicht hundertprozentig gegeben ist. „Sie können völlig selbständig leben. Es ist eine reine Assistenz, keine Bevormundung“, so Berger. „Es ist überhaupt kein Leben, wenn dir vorbestimmt wird, wann du aufstehen oder ins Bett gehen
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MEHR ZUM THEMA: In Deutschland leben circa 4,6 Millionen Menschen mit körperlicher Behinderung. Die persönliche Assistenz bietet alternativ zum Heimplatz oder auch zur ambulanten Pflege Raum zum selbständigen Leben Behinderter. Weitere Informationen unter www.forsea.de und www.isl-ev.de oder unter www.kobinet.de ANZEIGE
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Mit 200 Sachen in die Nordstadt Mit 200 Sachen ist Saskia Lauk dort zwar nicht unterwegs, aber in etwa 200 Sachen bietet sie in ihrem Geschäft in der Nähe des Kulturzentrums Schlachthof an.
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er Name für ihren An- und Verkauf war nicht geplant. Beim Einräumen und Auspreisen der Waren fielen ihr und einigen Freunden auf, dass auf ihrer Inventarliste ungefähr zweihundert Posten standen. „Das ist doch ein einprägsamer Name“, dachten sie, und der Name für ihr Geschäft war gefunden. Seit September 2009 betreibt sie nun den kleinen Laden, kann also im kommenden September Zweijähriges feiern.
denten sowie die örtliche Gastronomie- und Kulturszene hat sie bewusst gewählt: „Dieses Umfeld gefällt mir, von daher dachte ich, mein Laden ist hier eine Bereicherung. Dieser Teil der Nordstadt ist allgemein eine lebendiges Viertel. Es gibt hier verschiedene Dienstleister wie den Copy-Shop oder auch Uni-Buch, dann noch die Kneipen und das Kulturzentrum Schlachthof. Außerdem bemerkte ich, dass viele Kunden einen Bedarf an SecondHand-Bekleidung haben.
„Die Recycling-Idee hat mir schon immer gefallen“, so die Geschäftsinhaberin im Gespräch zu mir. „Die Weiternutzung von gut erhaltenen Sachen fand ich von jeher gut. Da ich außerdem auch privat ein Faible für Second-Hand-Läden habe, war die Idee, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, schnell geboren.“ Bevor sie sich jedoch in der Nordstadt niederließ, verkaufte sie ihre Waren zuerst auf Floh- und Kunsthandwerksmärkten.
Studenten müssen meist mit ihrem Geld haushalten, möchten aber dennoch auch ihrer Individualität Ausdruck verleihen. Daher war meine Selbständigkeit richtig, denn hier kann ich meine Vorstellungen gut verwirklichen. Die Innenstadt ist halt doch mehr durch Filialisten geprägt.“
„Allerdings ist es damit noch nicht unbedingt getan. Je nachdem, was man für einen Laden eröffnet, muss man auch mit laufenden Kosten
Saskia Lauk
Den Standort Uni-Quartier mit seiner engen Anbindung an die Stu-
Hierbei war es natürlich von Vorteil, dass Saskia Lauk auch in der Nordstadt wohnt. Ihren Laden, schräg gegenüber „Ali´s“ in der Gottschalkstraße 32 gelegen, hatte sie schon seit längerem ins Auge gefasst: „Da hatte ich Glück. Da ich den Vermieter des Hau-
ses schon als Nachbarn gut kannte, blieb ich immer im Gespräch mit ihm. Der Schneider, der vorher hier ansässig war, ist leider verstorben. Dann existierte hier noch eine Zeitlang eine Kneipe. Weil der Hauseigentümer aber von meiner Idee, hier einen Laden zu eröffnen, sowieso schon angetan war, wurden wir uns letzten September, als die Angelegenheit konkret wurde, schnell einig.“ Die gelernte Einzelhandelskauffrau berichtet weiterhin, dass sie für ihren An- und Verkauf, was die Einrichtung angeht, keine nennenswerten Investitionen zu tätigen hatte. Einrichtungsgegenstände, Kleiderständer und Regale bekam sie teilweise geschenkt, oder sie hat sie sich selbst gebaut. Um als Geschäftsfrau zu starten, genügte ein kurzer formloser Antrag beim Gewerbeamt. Gegen eine Bearbeitungsgebühr bekam sie ihren Gewerbeschein ausgehändigt.
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TITELTH E M A neben der Miete her rechnen. Das sind dann Beiträge an die Industrieund Handelskammer, eventuell auch an eine Berufsgenossenschaft. Ganz wichtig ist auch eine Haftpflichtversicherung, so dass man im Schadensfall abgesichert ist. Und wenn ich in
vielleicht einen schönen Ausgangsstoff finde. Die Ideen, was ich daraus konkret fertigen könnte, fliegen mir dann spontan zu. Das hängt zum Teil auch damit zusammen, wie ich das Ausgangsmaterial weiter bearbeiten kann. Nicht alle Materialien kann
mehr Menschen mit dem RecyclingGedanken anfreunden. Wenn man Second-Hand-Bekleidung kauft, bekommt man mehr Qualität für viel weniger Geld und tut dabei noch Gutes für die Umwelt.“
Die Nordstadt als ideales Geschäftsumfeld meinem Laden im Hintergrund Musik laufen habe, sind auch noch GEMA-Gebühren fällig. Hier schadet es also nicht, sich vorher genau zu informieren, um unliebsame Überraschungen auszuschließen.“ Die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden klappte laut Auskunft von Frau Lauk reibungslos: „Da hatte ich absolut keinerlei Probleme. Meine Ansprechpartner waren mir ja bekannt. Und wenn man sich entsprechend vorher gut informiert, dann hat man auch alle erforderlichen Unterlagen und Nachweise, die verlangt werden, parat.“
ich nähen. Das sind aber auch Erfahrungswerte, und mit der Zeit gewinnt man immer mehr Routine. So wächst auch die Anzahl an Ideen ständig.“ Mit dem Erfolg ihres Geschäftes ist sie zufrieden, fände es aber schön, wenn ihr Laden noch bekannter werden würde: „Außer den Bewohnern des studentischen Viertels wissen leider noch zu wenig Menschen von uns. Da ich selbst von der Idee überzeugt bin, wäre mir wichtig, dass sich noch
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MEHR ZUM THEMA: 200 Sachen Second-Hand Clothes Selfmade & Upcycled Saskia Lauk Gottschalkstr. 32 34127 Kassel Tel.: 0561/2020854 Mo-Fr: 12.00-18.00 Uhr
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Bei „200 Sachen“ finden interessierte und umweltbewusste Kunden gebrauchte Kleidung aller Art. Das Sortiment reicht von T-Shirts, Sweatshirts, Pullovern, über Jacken und Hosen für Frauen und Männer bis hin zu den verschiedensten Accessoires, wie etwa Schreibmäppchen zum Zusammenrollen oder Schlüssel-Etuis. Eine Besonderheit, die sie jedoch von Mitbewerbern auf dem Markt unterscheidet, ist der Umstand, dass sie auch Selbsthergestelltes, bei ihr „up-cycled“ genannt, anbietet. „Upcycling bedeutet, dass ich Neues aus schon verwendeten Materialien herstelle. So könnte ich zum Beispiel aus einer Wachstuchtischdecke eine Tasche herstellen, die in Grenzen wasserdicht ist, in der man also auch gut Bücher oder Zeitungen transportieren kann.“ Lauk bezieht ihre Rohmaterialien aber nicht über den einschlägigen Großhandel, sondern stöbert viel lieber auf Flohmärkten. Daher kann sie auch nicht mit konkreten Vorstellungen losziehen, um nach Ausgangsmaterialien zu suchen. „Es ist eher so, dass ich beim Stöbern auf Floh- und Kunstgewerbemärkten TagesSatz
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Jörg Wilke
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Jörg Wilke betreibt am Holländischen Platz einen An- und Verkauf für Platten, CDs, DVDs und Bücher. Im Gespräch schildert er seinen Weg zur Selbständigkeit.
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evor er den Laden eröffnete, war er schon einmal selbständig und betrieb ein Geschäft am Weinberg. Das Geschäft lief den Umständen entsprechend gut. Später erhielt er das Angebot, im Großhandel eine Platten- und CD-Abteilung mit aufzubauen, und nahm es an. Die studentischen Aushilfen und er hatten, die Musik-Genres betreffend, klare Kompetenzbereiche. Dort arbeiteten sie eigenverantwortlich. Urlaub oder Krankheitsvertretungen mussten sie aber mit dem Chef abstimmen. Im Laufe der Zeit spürte Wilke, dass er eigentlich mehr seine eigenen Vorstellungen umsetzen wollte. Er entschloss sich, erneut den Sprung zu wagen. In seiner Sparte ist wichtig, sich konsequent um Waren und Werbung zu kümmern. Der Musikkenner hat ein beachtliches Sortiment aufgebaut, das von Pop über Jazz und Rock bis Metal reicht. Den Laden betreibt er allein, im Krankheitsfall hat er Hilfe. Im Vergleich zu früher ist nun der Vertrieb über das Internet zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden. Flohmarkt- und Plattenbörsenbesuche steigern zudem die Bekanntheit. Nach Startschwierigkeiten hat er eine günstige Krankenkasse gefunden. Das hält die Kosten im Rahmen. Seine Familie und seine damalige Frau unter-
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Friedliche Koexistenz stützten seinen Plan. Sie liehen ihm anfangs Geld, so dass er den Plattenladen eröffnen konnte. Sein Opa spendierte ihm den Umzug. Kundenfreundlichkeit hat für ihn oberste Priorität: „Ich führe den Laden so, dass ich selbst gern zu mir als Kunde kommen würde. Die persönliche Beratung ist mir daher sehr wichtig.“ Das Geschäft zu eröffnen war nicht allzu schwer: „Ich beantragte einfach den Gewerbeschein.“ Für Selbständige bot die IHK zwar Kurse an, diese kamen mangels Nachfrage aber nicht zustande. „Die Grundlagen für die Selbständigkeit habe ich mir durch Fragen und durch Buchlektüre erarbeitet.“ Überschaubare Umsätze bedingen, dass er beim Finanzamt unter die „Kleinunternehmer“-Regelung fällt und von der Mehrwertsteuer befreit ist. „Allerdings rate ich allen, sich vor einer Geschäftsgründung beim Finanzamt zu erkundigen, denn sonst kann es später, etwa durch Steuernachzahlungen, ein böses Erwachen geben.“ Bezogen auf die Größe Kassels existieren seiner Meinung nach überproportional viele Second-HandLäden für Platten. So gibt es am Entenanger „Abbey Road“, der „Scheibenbeisser“ ist in Nähe des Rathauses angesiedelt. Weiter vom Schuss findet sich „Lost & Found“ im Kirch-
weg. Unter den Inhabern herrscht aber keine Konkurrenz: „Allesamt sind wir Musikliebhaber. Unser Einzugsgebiet erstreckt sich ungefähr bis nach Göttingen/Marburg auf der einen und Erfurt auf der anderen Seite. Meist besuchen Kunden zuerst einen Second-Hand-Laden. Bei sehr speziellen Nachfragen verweisen wir aber auch gern an die möglicherweise anders sortierten Kollegen. Das ist ein Geben und Nehmen. Genauso halte ich es bei Comics. Zwar führe ich Bücher, aber bei Comics muss ich passen. Da ist dann Stefan Lötzer von Cobiag der Richtige. Unser weit gestreutes Angebot macht Kassel für Kunden daher attraktiv.“ Die räumliche Anbindung zur Uni macht er sich insofern zunutze, als dass er gezielt Studenten als Neukunden zu gewinnen versucht, indem er sie über Gutscheine oder Flyer anspricht. Auch Mundpropaganda trägt hierzu ihren Teil bei.
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MEHR ZUM THEMA: Studio 26 Jörg Wilke Holländische Str. 26 34127 Kassel geöffnet: Mo-Fr 11-19 Uhr; Sa 11-14 Uhr Tel: 0561/22392 E-Mail: Studio26Kassel@freenet.de TagesSatz
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Man muss am Ball bleiben
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TITELTH E M A
Ein Behinderter ist auf Hilfe angewiesen. Er bezieht Leistungen der Pflegeversicherung, des Integrations- und Sozialamts. Die Gelder werden unabhängig voneinander beantragt und fließen an einen ambulanten Dienst. Dort werden Personen zur Verfügung gestellt, die die gewünschten Hilfen zu festgelegten Zeiten erbringen. Sie arbeiten meistens für mehrere.
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eim „Persönlichen Budget“ hingegen werden dieselben Geldleistungen direkt an den Behinderten ausgezahlt. Er kann sich so seine Assistenten selbst aussuchen, einstellen und die erforderlichen Arbeitszeiten festlegen. Bei den Kostenträgern muss er aber nachweisen, ob er das Geld zweckgebunden, also zur Pflege, zur Hilfe bei der Arbeit oder für Freizeitaktivitäten, einsetzt. Für sie ist die Abrechnung mit ambulanten Diensten einfacher, da sie mit ihnen feste Verträge über standardisierte Leistungen abgeschlossen haben. Rechnet der Behinderte als Arbeitgeber ab, muss der Bedarf für jede Dienstleistung und der dazu erforderliche Geldbetrag individuell mit den Trägern verhandelt werden. So kann er mehr Einfluss auf die praktische Umsetzung nehmen. Da das für die Träger mehr Arbeit ist, wehren sie sich in vielen Städten dagegen. Obwohl die Umsetzung des Antrags nach Gesetz drei Wochen braucht, dauert es in der Praxis bis zu 13 Wochen. Dann benötigt man einen langen Atem, um die Interessen durchzusetzen, was sich viele nicht trauen und doch den einfacheren Weg über ambulante Dienste wählen. Anträge dürfen alle stellen, die eine Behinderung haben oder davon bedroht sind. Der Betroffene legt fest, wo er Hilfe benötigt und muss sich seinen Bedarf durch ärztliche Gutachten bestätigen lassen. Auch psychisch Behinderte profitieren davon, wobei die Antragstellung hier aufgrund der
TagesSatz
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TRUDI KINDL
Behinderung schwierig ist. Sie bekommen oft Leistungen zur persönlichen Betreuung oder zum unterstützten Wohnen. Ist das Budget genehmigt, läuft die Kommunikation mit den Behörden relativ problemlos. Da die Zielvereinbarungen in den Anträgen befristet sind, müssen sie immer wieder aktualisiert werden. In Beratungsstellen gibt es zuerst Grundinformationen über mögliche Leistungen und zuständige Kostenträger. Man wird gebeten, einen Antrag zu formulieren. Er wird nach Absprache mit der Beratungsstelle eingereicht. Das ist sehr wichtig, damit der Antrag richtig gestellt werden kann und man nicht über den Tisch gezogen wird. Wird man zu einer Budgetkonferenz eingeladen, auf der mit den Trägern die Leistungen ausgehandelt werden, darf man eine Vertrauensperson mitnehmen, was jedenfalls ratsam ist. Ein Beispiel: Ein 17-Jähriger arbeitete in der Werkstatt und langweilte sich dort. So suchte er nach einer Alternative, konnte aber auf dem ersten Arbeitsmarkt nichts finden. Bei People First, der Interessenvertretung von geistig- und lernbehinderten Menschen, fand er eine passende Tätigkeit. Das Geld, das früher an die Werkstatt ging, bezahlt er jetzt als Persönliches Budget an People First für Fahrtkosten und zur Umsetzung der Arbeit. Seine Assistenzkraft konnte er selbst aussuchen, nun hat er mehr Spaß an der Arbeit als früher.
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MEHR ZUM THEMA: Bürgertelefon: 01805/676715 Sprechzeiten: Mo-Do 8.00-20.00 Uhr Dort gibt es kostenlose Broschüren. Kompetenzzentrum Persönliches Budget des DPWV: 030/2457033 FAB: 01805/474712 Sprechzeiten: Mo ganztags, Di ab 12.00 Uhr, Mi 9.00-13.00 Uhr, Fr 9.00-16.00 Uhr Die Broschüre „Beispiele und Tipps zum Persönlichen Budget“ kann unter www.isl-ev.de herunter geladen werden. Servicecenter Göttingen: 0551/521070 ANZEIGE
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Jörg Sanders
D E R S T O L P ERSTEIN
* KATHARINA KRETSCHMER
Der Zugbetreuer – dein Freund und Helfer
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ugfahren ist teuer. Das ist nichts Neues. Auch nicht, dass die meisten Züge überfüllt sind oder erst mit solch einer Verspätung kommen, dass man schon fast die Hoffnung aufgegeben hat, dass der Bahnhof auch noch als solcher genutzt wird. Neu war mir jedoch, dass auch der Besitz eines gültigen Tickets scheinbar nicht mehr vor dem Verdacht schützt, insgeheim ein verkappter Schwarzfahrer zu sein. Folgende Situation beweist den eifrigen Arbeitswillen des diensthabenden Schaffners – Verzeihung – Zugbetreuers: „Die Fahrkarten bitte.“ Ein Mann, der mit gegenübersitzt, reicht dem Schaffner sein ordnungsgemäß unterschriebenes Niedersachsen-Ticket. „Von wo kommen sie gerade?“, schnauzt der Schaffner ihn an. Der Mann nennt den Ort. „Das Ticket ist aber viel früher gekauft worden, so lange dauert diese Verbindung nicht!“ Der Mann erklärt geduldig, dass er und seine Begleiter noch an anderen Stationen Halt gemacht hätten. Wie das Niedersachsen-Ticket vom Namen her bereits subtil andeutet, darf man damit einen Tag unbegrenzt durch ganz Niedersachsen, Bremen und Hamburg kutschieren, 16
so viel Stopps wie gewünscht inklusive. „Sie wissen schon, dass das Ticket nicht übertragbar ist? Haben sie es jemand anderem abgekauft?“, will der Schaffner wissen. Sein Tonfall ist weit entfernt von dem, was man als serviceorientierte Kundenfreundlichkeit bezeichnet. „Wer hat das Ticket gekauft? Waren Sie das? Ist das Ihr Name auf dem Ticket? Zeigen Sie mir mal ihren Ausweis!“ Provisorisch lässt er schon mal die Polizei rufen, die zu seiner großen Zufriedenheit bereits im Zug anwesend ist. Ohne den Fahrgast auch nur irgendwelche weiteren Erklärungen abgeben zu lassen, bittet diese ihn dann auch gleich freundlich, sie doch einmal zum Ausgang zu begleiten, man könne das Ganze ja dann am Bahnsteig klären. Langsam werde ich auf meinem Platz unruhig und frage mich, ob mein Niedersachsen-Ticket möglicherweise den gleichen Aufruhr auslöst. Der Schaffner kommt näher und mustert mich kritisch. Ich halte ihm mein Ticket hin und rechne schon damit, ebenfalls rausgebeten zu werden, doch er lässt Gnade walten. Mit einem Grunzen stempelt er es ab und geht weiter. Puh, Glück gehabt. Muss wohl doch nicht raus in die Kälte. Also in dem Sinne: Lang lebe die Bahn! Man freut sich doch immer wieder, mit ihr fahren zu dürfen.
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misterQM (photocase.com)
PARAGRAPHENR E I T E R
Bildung für alle? Arbeitsministerin Ursula von der Leyens Hartz-IV-Reform wurde im Bundesrat gestoppt. Nun versucht ein Vermittlungsausschuss einen Weg aus dem Dilemma zu finden. Für Empfänger von Leistungen nach dem Sozialgesetzbüchern II und XII bedeutet dies Warten und Ungewissheit. Wir wollen uns jedoch weiter mit der Hartz-IV-Reform beschäftigen. Heute blicken wir auf das Bildungspaket.
* HANS PETER PUNG
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ie Grundidee ist gut. Kinder und Jugendlichen, deren Eltern von staatlichen Leistungen leben, soll mit Hilfe eines Bildungspaketes die Teilhabe am kulturellen und sozialen Leben ermöglicht werden. Dazu gehört der persönliche Schulbedarf mit hundert Euro pro Jahr (siebzig Euro zu Beginn eines Schuljahres und dreißig Euro zu Beginn des zweiten Halbjahres). Die Teilnahme am Schulessen wird finanziell unterstützt. Nachhilfeunterricht soll bei Bedarf gefördert werden. Die Mitgliedschaft im Sportverein oder in Musikschulen kann ebenso über dieses Bildungspaket finanziert werden. Dazu stehen ebenfalls hundert Euro jährlich zu Verfügung.
Auch die Teilhabe am kulturellen und sozialen Leben wird sich nicht so einfach gestalten. Denn zuvor müssen Vereine oder Institutionen, die eine Leistung im Sinne dieses Gesetzes erbringen wollen, eine Vereinbarung mit dem zuständigen Leistungsträger vereinbaren. In Kassel sieht man sich da auf einem guten Weg. Trotz der unklaren Rechtslage (mögliche Änderungen durch den Vermittlungsausschuss) will man schon einmal Vereinbarungen mit Vereinen, Verbänden und Musikschulen treffen. Wesentlich wichtiger wird jedoch sein, dass die-
soll beispielsweise der Bedarf an schulischer Förderung (Nachhilfe) hier erkannt werden? Schulen sollen hier direkt mit den ARGEN zusammenarbeiten. Aber können Sie sich vorstellen, dass sich ein Lehrer über die Eltern hinweg mit der zuständigen ARGE in Verbindung setzt und diese faktisch dort anschwärzt? Das ist kaum vorstellbar. Das Problem des Bildungspakets ist sein enormer bürokratischer Aufwand und die zentrale Verwaltung bei den ARGEN. Ein weiterer Knackpunkt wird die mangelnde Erfahrung mit den spezifischen Problemen von Kindern und Jugendlichen sein. Wäre es hier nicht einfacher gewesen, Jugendämter mit ins Boot zu holen? Hätte man nicht besser die Schulen damit beauftragt, die schulische Förderung selbst zu organisieren? Warum müssen Sportvereine, Musikschulen und kulturelle Einrichtungen Leistungsvereinbarungen mit den zuständigen Leistungsträgern treffen, bevor sie Bildungsgutscheine abrechnen können? Dies alles fördert nur eins: Die Bürokratie und die damit verbundenen Kosten. Diese Bürokratie kann aber auch zum Stolperstein des Bildungspakets werden. Wünschen wir uns, dass unsere Befürchtungen nicht zur Realität werden!
Die Bürokratie schlägt zu
Wir wollen jedoch weniger über die finanzielle Ausstattung des Bildungspaketes sprechen. Unsere Sorge gilt dem bürokratischen Aufwand, der mit diesem Paket verbunden ist. Leistungen aus diesem Paket wird es nur auf Antrag geben. Dies gilt im Übrigen auch für den persönlichen Schulbedarf wie Hefte und Bücher. Bisher wurde der Schulbedarf automatisch an schulpflichtige Kinder und Jugendliche ausgezahlt.
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ses Angebot auch bekannt gemacht wird; besonders dann, wenn die Eltern selbst Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden haben. Dies wird der Schlüssel zum Erfolg des Bildungspaketes sein. Gerade bei den sogenannten „bildungsfernen Leistungsbeziehern“ muss hier intensive Beratungsarbeit geleistet werden. Eine wichtige Rolle bei dieser Leistung sollen die Sachbearbeiter der zuständigen ARGE (in Kassel ab 01.01.2011: Arbeitsförderung der Stadt Kassel GmbH) spielen. Sie sollen über Angebote aus dem Bildungspaket informieren. Aber wie
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GÖTTINGEN
Andrea Tiedemann
Nutzlose Gutachten
te, veraltet sei und sowohl die Inflation als auch die gestiegenen Nebenkosten nicht berücksichtige. Die Gerichte forderten einen zehnprozentigen Zuschlag auf die bestehenden Angemessenheitsgrenzen. Dazu kritisierte die Rechtsprechung das Gutachten als „nicht grundsicherungsvalide“, wie Rechtsanwalt Sven Adam erzählt. „Nach der Kritik der Sozialgerichte und der Zehn-ProzentForderung war der Landkreis zum Handeln gezwungen, um die bestehenden Angemessenheitsgrenzen zu untermauern.“
Ein unbrauchbares, 70.000 Euro teures Gutachten, Kritik am Sozialdezernenten des Landkreises Göttingen und eine Klagewelle vor den Sozialgerichten: Die Regelung für die Unterkunftskosten von Sozialleistungsbeziehern im Landkreis Göttingen sorgte in den letzten Monaten für hitzige Diskussionen.
* CHRISTOPHER PILTZ
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er Grund für den Aufruhr: Hartz-IV-Empfänger haben im Landkreis Göttingen über Jahre hinweg zu wenig für die Kosten der Unterkunft bekommen. Dies geht aus diversen richterlichen Hinweisen des für Göttingen zuständigen Sozialgerichts Hildesheim hervor. In diesen wird auch ein im Jahr 2008 erstelltes Gutachten als unbrauchbar bewertet.
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Schon im Jahr 2005 gab der Landkreis ein erstes Gutachten in Auftrag, das die Mietstruktur in Göttingen darstellen sollte. Das Ergebnis war, dass die damaligen Grenzen des Landkreises für Kosten der Unterkunft ordnungsgemäß seien. Kritik kam jedoch von den Sozialgerichten: Sie wiesen darauf hin, dass die Wohngeldtabelle, die der Landkreis angewandt hat-
Es wurde aber nicht mehr Geld an die Betroffenen gezahlt, sondern zunächst ein weiteres Gutachten vom Landkreis bei einem Hamburger Unternehmen in Auftrag gegeben. „Die Wohngeldtabellen sollen nur in Ausnahmen herangezogen werden, wenn kein qualifiziertes Datenmaterial vorhanden ist“, erklärt Franz Wucherpfennig, Sozialdezernent beim Landkreis Göttingen und zuständig für Hartz-IV-Empfänger. Dieses Gutachten kam im März 2009 zu fast genau den Werten, die in der veralteten Wohngeldtabelle angegeben waren. Somit bestätigte das Gutachten vorerst das Handeln der Verwaltung. Für den Vorsitzenden der SPD-Kreisfraktion, Jörg Wieland, ist der Fall klar: „Es war ein Parteigutachten. Die Verwaltung hat Ziele vorgegeben, die umgesetzt werden mussten.“ Konnte es sein, dass die bestehenden Werte doch rechtmäßig waren? Oder eignete sich auch diese Gutachten nicht? Wucherpfennig weist die Vorwürfe gegenüber dem TagesSatz zurück: „Das Gutachten wurde von einem renommierten Unternehmen erstellt, und gemessen an den damaligen Konditionen liegen nicht unbedingt fahrlässige Schwächen vor.“ Dazu sei das Mietgutachten in der Form nie angewandt worden. Rechtsanwalt Adam hatte trotz allem Zweifel an dem zweiten Gutachten und fertigte ein Gegengutachten an. Sein Ergebnis: Das Gutachten des Landkreises wies „erhebliche mathematische, statistische und erhebungstechnische Fehler“ auf. Somit konnte der Landkreis auch den TagesSatz
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GÖTTI N G E N neuen Bericht nicht als Rechtfertigung für die bestehende Regelung der Unterkunftskosten nehmen. „Es ist nicht anwendbar“, sagt Adam. Und auch das Sozialgericht Hildesheim wies das Gutachten als ungenügend zurück. Es stellte fest, dass es „kein schlüssiges Konzept“ aufweise und an rechtlichen Mängeln leide. Mehrere zehntausend Euro kostete den Landkreis das zweite Gutachten – und es stellt sich letzten Endes vermutlich als völlig unbrauchbar dar. „Und das zahlt der Steuerzahler“, sagt Adam. Im Dezember 2010 kam es dann vor dem Sozialgericht Hildesheim zu einem Eilverfahren. Ein 31-Jähriger aus Göttingen wollte in eine Wohnung umziehen, die nach einer neueren und seit dem 1. Januar 2009 gültigen Tabelle angemessen war, aber durch die veraltete Regelung im Landkreis Göttingen oberhalb des Grenzbetrags lag. Deswegen wurde ihm keine Zusicherung für den notwendigen Umzug zugesagt, und er bekam somit keine Unterstützung bei der Kaution und den Umzugskosten. Während des Eilverfahrens erkannte der Landkreis dann doch die höheren Mietkosten an – eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen. „Es ist ein Etappensieg“, erzählt Adam. Nun werde seit dem 1. Januar 2011 die aktualisierte Wohngeldtabelle angewandt – zwei Jahre nach dem sie in Kraft getreten war. Für die Betroffenen, die bislang zu wenig Kosten der Unterkunft bekommen haben, lohne es sich nun weiterhin zu klagen, erklärt Adam. „Die Leute, die wegen der falschen Angemessenheitsgrenzen geklagt haben oder jetzt noch entsprechende Überprüfungsanträge stellen und dann nach einem weiteren Widerspruchsverfahren klagen, haben sehr gute Erfolgsaussichten. Für den Stress der letzten Jahre erhalten sie leider keinen Ausgleich. Aber das ganze Geld, das rechtswidrig nicht gezahlt wurde, wird derzeit noch für einen Zeitraum bis zu vier Jahre zurück aller Voraussicht nach zurückgeholt werden können“, sagt der Anwalt. Allein er vertritt mehrere hundert Widerspruchs- und Klageverfahren vor den Sozialgerichten. TagesSatz
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Hartz-4-Empfänger bekommen die Wohnkosten nun auf Grundlage der neuen Tabelle bezahlt. Dies soll aber nur kurzfristig gelten. Zur Zeit prüfe der Landkreis, einen qualifizierten Mietspiegel in Auftrag zu geben, so Wucherpfennig. Dieser solle einen rechtlich gesicherten Blick über die Mietstruktur in Göttingen geben und als Grundlage für das Wohngeld dienen. „Die Wohngeldtabelle ist nur eine Hilfskonstruktion. Mir geht es darum, dass es für alle transparent und sachgerecht ist“, begründet er diesen Schritt. Außerdem hätten in Zeiten knapper Kassen kleine Abweichungen gravierende Auswirkungen auf den Haushalt. „Im Haushalt sind 45 Millionen Euro für die Kosten der Unterkunft veranschlagt, dreiviertel trägt der Landkreis davon direkt.“
Jörg Wieland hält einen Mietspiegel für unnötig: „Aus Sicht der SPD-Fraktion ist es nicht sinnvoll.“ 160.000 bis 180.000 Euro würde solch ein Mietspiegel kosten, dazu müsste er „sehr kostenaufwendig fortgeschrieben werden“, um aktuell zu bleiben. „Dass Herr Wucherpfennig das nicht versteht und umsetzt, disqualifiziert ihn. Er ist für uns nicht mehr tragbar“, so Wieland.
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MEHR ZUM THEMA: Bis zum 31.12.2010 wandte der Landkreis zur Berechnung für die Kosten der Unterkunft eine Wohngeldtabelle an, die in dem alten § 8 des Wohngeldgesetzes (WoGG) stand. Das WoGG wurde aber zum 1.1.2009 erneuert und in §12 eine neue, aktualisierte Wohngeldtabelle festgelegt. Diese Tabelle akzeptierte der Landkreis aber erst zwei Jahre später und wendet sie seit dem 1.1.2011 an.
Kommentar * JÖRG „YOGI“ MÜLLER
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ass die Kommunen knapp bei Kasse sind ist nicht neu. Und dass man am einfachsten bei denen, die sich nicht wehren können – also bei den Schwächsten der Gesellschaft – sparen kann, auch nicht. Also hat Franz Wucherpfennig ein Gutachten für sage und schreibe über 70.000 Euro in Auftrag gegeben. Es sollte die Angemessenheit der Unterkunftskosten für Hartz-IV-Empfänger neu berechnen. Nun ist der Schuss nach hinten losgegangen. Die 70.000 Euro sind weg. Das Gutachten, das teilweise aus uralten Daten bestehen soll und die spezielle Lage von Göttingen als Unistadt nicht berücksichtigt, wurde vom Hildesheimer Sozialgericht gerügt. Viele Klagen vor dem Sozialgericht stehen an und müssen, was häufig der Fall ist, von der Stadt – also den Steuerzahlern – bezahlt werden, weil dem Kläger meistens recht gegeben wird. Mir persönlich ist eine Frau bekannt, die mit allen korrekten Unterlagen zu Herrn Wucherpfennig gegangen ist. Ihr sei gesagt wurden: „Da müssen sie eben
vor Gericht klagen.“ Sie hat Wucherpfennig dann erklären wollen, dass dies der Stadt doch teurer komme, wenn vorauszusehen ist, dass die Stadt vor dem Gericht ohnehin verliert. Aber scheinbar hat Wucherpfennig den Eindruck hinterlassen, dass ihm das egal sei. „Das ganze Vorgehen hat mehr Kosten verursacht als je damit hätten eingespart werden können. Das ist eine totale Verdrehung der Sozialpolitik, die Sozialdezernent Wucherpfennig zu verantworten hat“, kritisiert Jörg Wieland, Vorsitzender der SPDKreistagsfraktion. Und das ist nicht neu, sondern jahrelange rechtswidrige Praxis. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Menschen, die die schwächsten der Gesellschaft sind, ist doch wichtig. Ich wünsche mir in Zukunft einen verständnisvollen, mit einem sozialen und gerechten Menschenbild ausgestatteten Sozialdezernenten, der immer ein offenes Ohr für die Bedürftigsten und die sozial Schwächsten der Stadt und des Landkreises Göttingen hat. 19
GÖTTINGEN GEDANKEN EINER TAGESSATZ-VERKÄUFERIN
Jörg „Yogi“ Müller
Zur Hartz-IV-Debatte * JÖRG „YOGI“ MÜLLER
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ransparent berechnet heißt noch lange nicht korrekt berechnet. Die Anhebung des Satzes um fünf Euro deckt bei Weitem nicht die Realität ab! Allein die Teuerungsrate bei Lebensmitteln beträgt dieses Jahr 3,5 Prozent. Um das zu kompensieren, müsste bereits eine Erhöhung von mindestens 15 Euro erfolgen. Der harte Winter wird vielen Hartz-IV-Empfängern zudem eine satte Nachzahlung für Heizkosten bescheren. Ich hatte letztes Jahr schon eine Heizkostennachzahlung von über 140 Euro. Ich habe bei meinem Sachbearbeiter eine Übernahme beantragt – laut eines Urteils des Bundessozial-
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gerichts auch völlig zu Recht. Wurde erst mal abgelehnt. Dann habe ich fristgerecht Widerspruch gegen diese Ablehnung eingereicht, die seit Monaten zur Prüfung bei Herrn Wucherpfennig vom Landkreis Göttingen liegt. So verbleiben von den 359 Euro letztendlich maximal 300 Euro zum Leben. Alle seriösen Berechnungen des Regelsatzes haben eine notwendige Erhöhung (des Regelsatzes) für Erwachsene um 80 bis 120 Euro ergeben. Von allen OECD-Staaten liegt Deutschland, was soziale Gerechtigkeit anbelangt, auf dem vorletzten Platz. In den Niederlanden bekommt ein alleinstehender Langzeit-
arbeitsloser über 700 Euro im Monat, und trotzdem ist die Arbeitslosenrate geringer als in Deutschland. Auch in Frankreich beträgt die Sozialhilfe über 400 Euro. Der Bund und damit die Steuerzahler haben die Banken mit Milliarden gerettet. Jetzt machen die Banken wieder fette Gewinne, haben aber noch kein Cent zurückgezahlt. Ein paar Euro mehr für die, die ohnehin nichts haben, und ein paar Millionen Euro weniger Boni und Steuererleichterungen würden der Bundesrepublik gut tun. Ich muss jeden Cent zwei- oder dreimal umdrehen.
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Jörg „Yogi“ Müller
GÖTTIN G E N
Straßengeflüster
Winkeladvokat
Die erste in Frankreich gegründete Straßenzeitung (Journal de rue), Macadam aus Paris, veröffentlicht in ihrer Januarausgabe einen von Prince William verfassten Exklusivartikel. Diesen hatte der britische Thronfolger für den Street News Service (SNS) verfasst. Der SNS ist die Nachrichtenagentur des Internationalen Netzwerks der Straßenzeitungen (The International Network of Street Papers, INSP), einer Vereinigung von rund 120 Straßenzeitungen aus etwa vierzig Ländern aller Kontinente. Auch der TagesSatz gehört dieser Vereinigung an. Prince William erklärt in seinem Artikel, er habe im Selbstversuch in London eine Nacht auf der Straße geschlafen, um nachempfinden zu können, wie es ist, obdachlos zu sein.
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* JULIA SCHÖNEN Das Magazin Macadam, 1993 zum ersten Mal verkauft, erfreute sich zunächst in Frankreich keiner sehr großen Popularität und drohte nicht zuletzt mangels journalistischer Qualitäten einzugehen. 2009 wurde es von einer Gruppe professioneller Journalisten wiederbelebt und feiert seither als monatlich erscheinendes Farbdruckheft mit anspruchsvollem Inhalt großen Erfolg. Zum einjährigen Bestehen nach seiner „Wiedergeburt“ im Januar 2010 veröffentlichte Macadam ein vertrauliches Interview mit Carla Bruni-Sarkozy, der Frau des französischen Staatschefs.
Fliegende Pralinenschachteln und halbierte Krawatten In der fünften Jahreszeit übernehmen vielerorts Jecken die Herrschaft. Das Recht wird außer Kraft gesetzt, meint man. Doch auch in der Faschingszeit spielen die Gerichte mit. Bei einem Karnevalsumzug im Rheinland wurde eine Zuschauerin von einer fliegenden Pralinenschachtel getroffen und verletzt. Sie klagte auf Schadensersatz vor dem Amtsgericht Aachen. Doch dies wies die Klage ab. Wer einem Karnevalszug im Rheinland zuschaue, der müsse damit rechnen, dass außer mit Bonbons auch mit anderen Gegenständen wie Pralinenschachteln oder Schokoladentafeln geworfen werde. Als Zuschauer willige er quasi passiv in das erhöhte Verletzungsrisiko ein. Ebenso hart wie dieser Richterspruch war die Kamelle, die einen Zuschauer des Trierer Rosenmontagszugs am Schneidezahn traf. Der Zahn bracht ab, der Zuschauer klagte gegen den Veranstalter. Doch auch hier
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MEHR ZUM THEMA: www.street-papers.org www.macadamjournal.com
* ANDREA TIEDEMANN gab es keinen Ersatz, da laut Landgericht beim Faschingszug damit zu rechnen ist, dass Bonbons von den Festwagen fliegen. Kein Spaß verstand das Amtsgericht Essen in einem anderen Fall Ende der achtziger Jahre. Eine Jeckin hatte an Weiberfastnacht einen Krawattenträger „bearbeitet“. Der Krawattenträger wehrte sich zwar nicht vollends, war aber sauer, da er sich gerade auf dem Weg zu einem Geschäftstermin befand. Das Angebot der Dame, ihm einen neuen Schlips zu kaufen, lehnte er ab. Dafür verklagte er sie auf Schadensersatz. Den musste die arme Frau dann auch zahlen. Brauch hin, Brauch her. Ob ihr der Spaß die vierzig DM wert war?
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KASSEL
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un, wenn man sein Interesse für eine neue Herkulesbahn so einleitet, dann klingt das sehr nach Nostalgie und zu wenig nach den heutigen Bedürfnissen. Die aber sollten im Vordergrund stehen. Eine Option ist es, den Park grundsätzlich wieder besser mit dem öffentlichen Verkehr zu verknüpfen und dabei die Bahn selbst zu einer besonderen Attraktion werden zu lassen. Dabei ist an eine durchgängige Verbindung von Innenstadt, Bahnhof Wilhelmshöhe und Herkules gedacht. Konkret gemeint ist eine Verlängerung der Tram-Linie 3 von der Endstation Druseltal um vier Stationen zum Herkules. Sie würde weitestgehend die alte Trasse der 1966 stillgelegten Herkulesbahn befahren. Es ginge also um die Verlängerung einer bestehenden Linie. Sie ermöglichte einen attraktiven Takt, hätte flexible Kapazität und würde eine gute Orientierung für die Besucher bieten.
Braucht Kassel eine neue Herkulesbahn? Welche technischen Wunderwerke gab es doch schon vor mehr als hundert Jahren hier in Kassel! Eine elektrische Straßenbahn, die die beachtliche Steigung vom Druseltal auf den Herkules überwand; eine Bahn, deren Trasse man zugleich für den Transport von Braunkohle und für einen Wagen voller Ausflügler zum Herkules benutzen konnte. Gespeist wurde die Bahn von einem nahen Kraftwerk, das wiederum mit seiner Abwärme Wellness in einem Palmenbad möglich gemacht hat.
* NORA MEY
Nicht umsonst gibt es seit mehr als 10 Jahren einen Verein „Neue Herkulesbahn“, der dafür wirbt. Erreicht hat man bisher einerseits ein breites Interesse für das Projekt und eine von der Stadtverordnetenversammlung in Auftrag gegebene Voruntersuchung der KVG. Diese Studie kam zum dem Ergebnis, dass 13,4 Millionen Euro für den Bau nötig wären. Auch der tägliche Betrieb käme nicht ohne Zuschüsse aus. Angesichts von 200 Millionen Euro Investitionen in das kulturhistorische Erbe von Bergpark und Museumslandschaft (inklusive Parkplatzbau), fielen die Kosten für den öffentlichen Verkehr allerdings moderat aus. Der Vorsitzende des Vereins „Neue Herkulesbahn“, Mi22
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KA S S E L chael Schwab, beantwortete uns gern Fragen zu den Realisierungschancen. Vor kurzem wurde festgestellt, dass eine neue Bahn zum Herkules nach der neuen standardisierten Bewertung vom Land Hessen als nicht förderungswürdig angesehen wird. Haben Sie noch Hoffnung, dass Sie trotzdem kommen wird? Wir sind optimistisch, dass wir mittelfristig mit der Tram auf unseren Hausberg fahren können. Wir stützen unsere Annahme auf die Einsicht, dass sowohl der volkswirtschaftliche Nutzen als auch der wirklich unmittelbare Nutzen für die Stadt Kassel, im Hinblick auf die Neuausrichtung der Museumslandschaft, der enormen Investitionen in den Bergpark und der Aussicht, Weltkulturerbe zu werden, einfach enorm sein werden. Zusammen mit der positiven Stimmung in der Bevölkerung und der zusehends wachsenden Unterstützung aus Politik und Wirtschaft entsteht ein Elan, an dessen Ende die Herkulesbahn zum Herkules fahren wird.
Die Herkulesbahn ist als moderne Straßenbahn Teil der Daseinsvorsorge der Stadt Kassel und damit eingebunden in den Tarif des Nordhessischen Verkehrsverbundes. Das heißt, mit der ohnehin vorhandenen oder gelösten Fahrkarte habe ich mit der Fahrt bis zum Herkules einen direkten Mehrwert für mein Geld. Mit einer neuen Herkulesbahn wäre das attraktivste Ziel innerhalb der Stadt Kassel umsteigefrei erreichbar und der Fahrkomfort wäre um ein vielfaches höher als beim heutigen Busverkehr. Diese hohe Attraktivität steht Menschen mit schmalem wie mit gut gefülltem Geldbeutel gleichermaßen zur Verfügung.
schaftlichen Entwicklung der Stadt einen enormen Impuls gegeben. Kassel fehlt ein derartiges historisches Identifikationsobjekt. Wir glauben, dass eine neue Herkulesbahn diese Sehnsucht zu stillen vermag, weil viele Bürger sie noch persönlich als ein altes Stück Kassel erlebt haben. Mit der Herkulesbahn verknüpfen sich unvergessliche Erlebnisse. Durch diesen emotionalen Zugang kann die Herkulesbahn auch in moderner Form unserer Stadt ein verlorenes Stück Historie zurückgeben. Ihre Beliebtheit und die attraktive Streckenführung würde viele Menschen veranlassen, vom Auto auf die umweltfreundliche Straßenbahn umzusteigen.
Der gewünschte Neubau des Berliner Schlosses und besonders der Abriss
Vielen Dank für das Gespräch! Es bleibt noch hinzuzufügen, dass die verlängerte Straßenbahnlinie 3 für die Bewohner der Gemeinde Habichtswald eine Verbesserung bedeutet. Sie müssten nicht mehr mit dem Bus über den Herkules fahren, stattdessen könnten sie am Fuße des Berges an der Haltestelle Neuholland umsteigen. Ist es nicht gerade so, dass die Menschen mit schmalem Geldbeutel viel eher auf eine unmittelbar attraktive Umgebung angewiesen sind, als diejenigen, die sich jederzeit eine Urlaubsreise leisten können? Mit dem Multiticket kann eine Familie mit bis zu drei Kindern das ganze Wochenende lang für 6,60 Euro zum Bergpark, Herkules und von dort auch zu den Ausflugszielen Elfbuchen, Herbsthäuschen, Firnsbachtal und Hohes Gras aufbrechen. Die Plätze für ein Picknick sind zahlreich, schöne Ausblicke wollen entdeckt werden.
Umsteigefrei bis zum Herkules
Aus welchen Mitteln könnte sie gefördert werden? Wir sehen eine Förderung mit den klassischen Instrumentarien auf der Grundlage des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes und des Finanzausgleichsgesetzes immer noch als eine realistische Alternative an. Wenn die politischen Entscheidungsträger aus Stadt und Region eine umweltfreundliche Erschließung des Bergparks durch die Herkulesbahn als einen gemeinsamen Willen nach Wiesbaden tragen, kann es angesichts der vergleichsweise geringen Investitionskosten gelingen, den dafür notwendigen wie formal möglichen Verwaltungsspielraum für die Gewährung von Fördermitteln auszuschöpfen. Als zentraler Bestandteil eines touristischen Gesamtkonzepts könnten zudem weitere Fördermöglichkeiten in Frage kommen. Was würden Sie gerade Leuten mit schmalem Geldbeutel sagen, warum diese Bahn sinnvoll ist? TagesSatz
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des Technischen Rathauses in Frankfurt zugunsten einer weiteren stark historisierenden Bebauung am Römer legen nahe, dass den Bürgern alte Einrichtungen einiges wert sind. Auf welche Weise könnte man die einzigartige Geschichte der Herkulesbahn in diesem Sinne nutzen? Ein Großteil der Kasseler Geschichte wurde in einer Nacht ausgelöscht. Beim Wiederaufbau spielte die Rekonstruktion identitätsstiftender Bauwerke keine Rolle. Kassel wurde sehr konsequent im Stil der fünfziger Jahre autoverkehrsgerecht wieder aufgebaut. Demgegenüber zeigen die Diskussion um die Rekonstruktion des Stadtschlosses in Berlin oder der Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden, wie wichtig den Menschen ihre historischen Wurzeln sind. Letztere hat dem Tourismus und somit auch der wirt-
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Naturkundemuseum Kassel
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Brennpunkt Evolution Das Kasseler Naturkundemuseum im Ottoneum zeigt bis zum 1. Mai eine sehr informative Sonderausstellung zur Vergangenheit und Gegenwart des Menschen.
* FRITZ KROGMANN
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m zum Anfang der Ausstellung über die Evolution des Menschen zu gelangen, muss der Museumsbesucher zunächst in den zweiten Stock des Ottoneums hinaufsteigen, wo ihn, hinter einem Schreibtisch sitzend, eine lebensgroße Nachbildung von Charles Darwin erwartet. Im angrenzenden Raum steht dann ein metallener Stammbaum jener Tierordnung, die Linnaeus einst „Primaten“, die Ersten, nannte. Vier Hauptäste kennzeichnen ihn: die überwiegend nachtaktiven Halbaffen, die breitnasigen Affen Südamerikas, die schmalnasigen Affen Afrikas und Asiens und schließlich die Menschenaffen, zu denen auch der Mensch gehört. Dies wird dadurch symbolisiert, dass an der Spitze des Stammbaums, über den ausgestopften Exemplaren verschiedener Affenarten, ein bekleidetes menschliches Bein, das wahrscheinlich von einer Schaufensterpuppe stammt, so befestigt ist, dass es durch die Decke zu brechen scheint. Weitere sehenswerte Exponate sind eine Nachbildung des ältesten Vertreters der Gattung Homo, des TurkanaBoy (Homo rudolfiensis); zwei in ein 24
Gespräch vertiefte Vertreter der Art Homo erectus, sowie ein alter Neandertaler und ein kleines Neandertalermädchen vor ihrer Höhle. In einer Dschungellandschaft sieht man den Homo floriensis, einen zwergenhaften Inselmenschen, der nur einen Meter groß wurde. Neben verschiedenen Steinzeitwaffen und Faustkeilen ist ein Video besonders aufschlussreich, das die Anfertigung von Werkzeugen aus Stein verdeutlicht. Auf einem Tisch werden den Museumsbesuchern eine Art Steinmesser und ein vorzeitlicher Bohrer zur Verfügung gestellt, mit denen sie selbst Leder zerschneiden und Löcher in Muschelschalen bohren können. Der zweite Teil der Ausstellung ist im Erdgeschoss untergebracht und zeigt, was man bereits über den Einfluss der Evolution auf das menschliche Denken und Verhalten herausgefunden hat. Teilweise kann dabei auch die genaue Beobachtung der Menschenaffen aufschlussreich sein, wobei man jedoch ihre verschiedene Lebensweise berücksichtigen muss. So herrscht zum Beispiel innerhalb von Schimpansengruppen vollständige Pro-
miskuität. Da männliche Schimpansen jedoch stark dazu neigen, fremde Schimpansenkinder zu töten, ist das promiskuitive Verhalten der Weibchen vermutlich ein Schutz gegen Infantizid durch maximale Verschleierung der Vaterschaft. In der Ausstellung werden die verschiedensten Lebensbereiche, wie Familienstrukturen, selbstloses Verhalten, Moral, Recht, Altenpflege, Kunst, Bevölkerungswachstum, Nachhaltigkeit und Krieg dargestellt. Wenn man über diese Zusammenhänge nachdenkt, so erkennt man, dass viele der ererbten Verhaltensweisen in unserer modernen Massengesellschaft nicht mehr sinnvoll sind. Ein neugeborenes Kind ist also zunächst an seine Umwelt fehlangepasst. Denn in der Steinzeit war es überlebenswichtig, von jeder kalorienreichen Nahrung, die man erlangen konnte, so viel zu essen, wie man konnte, alle Fremden als potenzielle Feinde zu betrachten und mit wechselnden Partnern möglichst viele Nachkommen zu zeugen. Da es gegenwärtig meist nicht gelingt, diese Fehlanpassungen durch Bildung und Erziehung auszugleichen, sind Eheprobleme, Übergewicht, Alkohol- und Drogensucht und auf gesellschaftlicher Ebene Überbevölkerung, Umweltzerstörung, Krieg und Gewalt die logische Folge.
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MEHR ZUM THEMA: Naturkundemuseum Steinweg 2, 34117 Kassel Öffnungszeiten: Di-Sa 10-17 Uhr, Mi 10-20 Uhr, So 10-18 Uhr Siehe auch: Kulturteil Kassel!
TagesSatz
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DIE KOCHNI S C H E
Kochen mit dem TagesSatz owik2 (photocase.com)
Leckere Gerichte für Sie entdeckt
Gehacktes Hackfleisch ist vielseitig und beliebt. Sie können es scharf anbraten, als Füllung nutzen oder Sie braten daraus Frikadellen. Hackfleischgerichte sind zudem preiswert und schnell zubreitet. Wir haben für Sie wieder leckere Rezepte gefunden und wünschen viel Spaß beim Nachkochen.
Hackpfanne (4 Portionen / circa 2 Euro pro Portion)
500g Hackfleisch gemischt, 600g Lauch, 1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 50g Walnusskerne, Öl, Salz, Pfeffer, Mehl, Zucker, Muskat, 200g Sahne Lauch putzen, gründlich waschen und in Ringe schneiden. Zwiebel schälen, würfeln. Knoblauch schälen, fein würfeln. Walnüsse grob hacken. Die Nüsse in einer Pfanne ohne Öl rösten. Herausnehmen. Öl in dieser Pfanne erhitzen, Hackfleisch darin krümelig braten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Lauch, Zwiebel und Knoblauch zufügen und einige Minuten mitbraten. Mit etwas Mehl bestäuben, kurz anschwitzen. Ein großes Glas Wasser und die Sahne zugießen, aufkochen lassen und circa 8 Minuten garen lassen. Nochmals mit Salz, Pfeffer, Muskat und einer Prise Zucker wür-
TagesSatz
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* HANS PETER PUNG & TEAM
zen. Die Walnüsse unterheben und heiß servieren.
Tipp: Hobeln Sie Parmesan darüber. Dazu passt ein frischer grüner Salat.
Tipp: Reichen Sie dazu frisches Graubrot.
Doch nicht nur mit Gehacktem aus Fleisch lassen sich leckere Gerichte zaubern, wie das abschließende Rezept zeigt.
Hackbällchen (4 Portionen / circa 2 Euro pro Portion)
500g Schweinehackfleisch, 2 Eier, 4 EL Parmesan gerieben, Paniermehl, Salz, Pfeffer, Paprika, Öl, 2 Schalotten, 500g passierte Tomaten, getrockneten Basilikum, 100ml Gemüsebrühe, Zucker, Tomatenmark, 400g Penne (Nudeln) Das Hackfleisch zusammen mit den Eiern, Parmesan und 5-6 EL Paniermehl verkneten. Mit Salz, Pfeffer und Paprika würzen. Aus der Masse kleine Bällchen formen. Schalotten schälen, fein würfeln. Öl in einer Pfanne erhitzen, Schalotte darin glasig dünsten. Passierte Tomaten, 1 EL Basilikum und Gemüsebrühe zugeben, vermischen und mit dem Pürierstab pürieren. Mit Salz, Pfeffer, 1 EL Tomatenmark und einer Prise Zucker abschmecken. Die Fleischbällchen in die Soße geben und 20 Minuten garen lassen. In der Zwischenzeit die Nudeln nach Anweisung garen, abgießen und gut abtropfen lassen. Die Nudeln zusammen mit den Hackbällchen servieren.
Frikadellen aus Krabben (4 Portionen / circa 1,50 Euro pro Portion)
250g Krabbenfleisch, ½ rote Paprika, ½ Bund Schnittlauch, 1 EL Blattpetersilie, Paniermehl, 1 Ei, Salz, Pfeffer, Öl Paprika waschen, putzen und in feine Würfel schneiden. Schnittlauch waschen, trocknen, in feine Ringe schneiden. Petersilie waschen, trocknen und fein hacken. Krabben ebenfalls fein hacken. Zur weiteren Verarbeitung müssen die Zutaten trocken sein. Nach Bedarf die Zutaten in einem Küchentuch ausdrücken. Krabben, Paprika, Kräuter und 2 EL Paniermehl in eine Schüssel geben. Alles gut vermischen. Das Ei unterheben und mit Salz und Pfeffer würzen. Aus dieser Masse acht kleine Frikadellen formen. Öl in einer Pfanne erhitzen, die Frikadellen darin je Seite ungefähr 3 Minuten braten. Heiß servieren. Tipp: Reichen Sie dazu einen grünen Salat und frisches Weißbrot.
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K U LT U RT I P PS
GÖTTINGEN
Figurentheatertage
Die Empfehlung
Spektakel für Jung und Alt 26. Göttinger Figurentheatertage Liebevoll gefertigte Handfiguren, aus Holz geschnitzte Marionetten mit ausdrucksstark modellierten Gesichtern und aufwändig geschneiderten Kleidern – Puppentheater ist nicht nur etwas für Kinder, im Gegenteil. Geschichten der Weltliteratur werden auch dieses Jahr bei den Göttinger Figurentheatertagen auf die Kleinbühne geholt, feinsinnig aufgear-
Di 01.02. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Acoustic Bar – Die offene Bühne am Kaminfeuer. Eintritt frei. Mi 02.02. / 20.00 Uhr Deutsches Theater, Gö Vom Kleinmaleins des Seins – Walter Sittler spielt die Lebensgeschichte von Erich Kästner. Eintritt: ab 15,50 Euro Mi 02.20. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Pool: experimentelle Klangcollagen in zwangsloser Zusammenkunft. Eintritt frei. Fr 04.02. / 20.00 Uhr Anthroposophisches Zentrum, Ks Vortrag: Fülle der Nacht – vom Geheimnis unseres Schlafes. Anmeldung unter info@patienteninitiative-kassel. de. Eintritt: 4 bis 6 Euro. Sa 05.02. - So 20.02. Altes Rathaus, Lumière, ThOP, Junges Theater, GDA-Wohnstift, Gö 26. Göttinger Figurentheatertage. www.figurentheatertage.goettingen.de 26
* JULIA SCHOENEN
beitet und kongenial auf die Miniszene übertragen. In insgesamt 32 Aufführungen wird ein vielfältiges Programm mit überaus großer Bandbreite entfaltet: von klassischen Grimm-Märchen und auf die Bühne geholten Kinderbuch-Klassikern (nicht nur) für die Kleineren bis hin zu „Don Quijote“ und „Kafkas Schloss“ für die Großen. Da ist für jeden etwas dabei. Hingehen und staunen!
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: 26. Göttinger Figurentheatertage Altes Rathaus, Deutsches Theater, GDA-Wohnstift, lumiére, Junges Theater, ThOP in Göttingen Sa 05.02. - So 20.02. www.figurentheatertage. goettingen.de
So 06.02. / 11.00 Uhr Wasserscheune Adelebsen, Alte Dorfstr. 4, bei Gö Die Drei von der taz-Stelle – Peter Köhler, Klaus Pawlowski, Reinhard Umbach, bekannt als die „Neue Göttinger Gruppe“, lesen aus ihrem soeben erschienenen Band gesammelter Texte und Reime von der „Wahrheit“Seite der „tageszeitung“ vor. Lesung. Eintritt: 9 Euro Mo 07.02. / 19.30-20.30 Uhr Staatstheater (Schauspielhaus), Ks Spielzeit-Revue für jugendliche Theatergänger Mi 09.02./ 20.00 Uhr Sozio-Kultur-Initiative Werkstatt e.V., Ks Film-Forum Psyche: Deutsche Seelen – Leben nach der Colognia Dignidad Do 10.02. / 19.30 Uhr Lutherkirche (Lutherplatz), Ks Cyborgs – Transhumane Visionen von der Überwindung der menschlichen Natur. Referent: Prof. Dr. Gundolf S. Freyermuth. Eintritt: 4 Euro
Fr 11.02. / 20.15 Uhr Theater im OP (ThOP), Gö Rilke und Lou – Gastspiel des Theaters Poetenpack (Veranstaltung des Lou Andreas Salomé-Instituts Göttingen): Ein musikalisch-literarisches Programm über die Liebe zwischen Lou Andreas-Salomé und Rainer Maria Rilke mit Musik von Sergej Prokofjew. Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro Fr 11.02. / 21.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks The Fog Joggers : Indirock. Eintritt: VVK/erm. 6 Euro, AK 8 Euro Sa 12.02. / 20.00 Uhr Deutsches Theater, Gö Premiere: William Shakespeares MacBeth. Eintritt: ab 15,50 Euro Sa 12.02. / 20.30 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Wolfgang-Rennert-Trio: Fusion mit Improvisationen. Eintritt: 8 Euro, erm. 6 Euro So 13.02. / 11.00 Uhr KAZ, Gö Internationales Singen – Menschen verschiedener Nationen bringen sich gegenseitig ihre Lieder bei. Eintritt frei. So 13.02. / 16.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Große Musik für kleine Menschen: Ohrenschmaus mit Kerstin Röhn (Flöte, Saxophon) und Hermann Borchert (Gitarre/Gesang). Eintritt: 5 Euro So 13.02. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö Meine Liebe Lou – Gila von Weitershausen liest aus dem Briefwechsel von Lou Andreas-Salomé und Sigmund Freud. Lesung. Eintritt: 21,50 Euro Di 15.02. / 20. 30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Heiko´s Basscorner: Der Kasseler Bassist Heiko Eulen hat heute den ehemaligen Kasseler Gitarristen Till Kersting (heute Köln) zu Gast. Eintritt frei. TagesSatz
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KULTURT I P P S
Improsant – Die Improtheatergruppe des ThOP tritt im Nörgelbuff auf.
Die Empfehlung
Fr 18.02. / 20.30 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks Psychobilly-Invasion: unter anderem mit The Meteors, The Long Tall Texans, The Koffin Kats und The Silver Stone. Eintritt: VVK 18 Euro, AK 22 Euro Sa 19.02. / 13.00 Uhr Deutsches Theater, Gö expeDTion – öffentliche Theaterführung. Treffpunkt an der Theaterkasse. Eintritt: 2 Euro Sa 19.02. / 21.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Christina Lux Trio: eines der musikalischen Aushängeschilder Kassels! Eintritt: VVK/erm. 12 Euro, AK 15 Euro So 20.02. / 17.00 Uhr Anthroposophisches Zentrum, Ks Violinabend: Fjodor Setzer (Violine) und Tatjana Setzer (Klavier) spielen Werke von Brahms, Mozart, Schubert und Tschaikowsky. Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro, Familienkarte 30 Euro Do 24.02. / 19.45 Uhr Stadthalle, Gö Göttinger Symphonie Orchester – 1. Konzert Wiener Klassik. Eintritt: ab 12,35 Euro
* HARALD WÖRNER
Kassel
Agentur
Do 17.02. / 20.30 Uhr Nörgelbuff, Gö
Tour der 1000 Brücken Heinz Ratz sammelt für Pro Asyl Im Winter 2008 startete Heinz Ratz den „Lauf gegen die Kälte“, dem im Sommer 2009 die Durchquerung deutscher Flüsse für die Erhaltung sauberer und natürlicher Gewässer folgte. Aktuell radelt er gegen Diskriminierung und Ausgrenzung von Flüchtlingen. Wenn möglich, fährt Ratz Umwege über Sammellager, um Kontakt zu Bewohnern herzustellen. In der
Sa 26.02. / 18.00 Uhr Deutsches Theater (Studio), Gö Irma Krauß – Das Wolkenzimmer. Bühnenfassung eines Jugendromans. Eintritt: 12,50 Euro, erm. 8,50 Euro Sa 26.02. / 19.30-22.30 Uhr Staatstheater (Opernhaus), Ks Into the Woods – Ab in den Wald. Stephen-Sondheim-Märchenmusical zum Thema Verantwortung. Sa 26.02. - So 17.04. Altes Rathaus, Gö Mai Yamashita und Naoto Kobayashi – Die Ausstellung des Kunstvereins
am nächsten zum Lager gelegenen Stadt gibt er ein Konzert, bei dem nicht nur Geld für PRO ASYL gesammelt werden soll, sondern auch der Umgang mit Flüchtlingen thematisiert wird. Ratz ist es wichtig, Kontakt zwischen der jeweiligen Stadt und dort lebenden Flüchtlingen herzustellen. Er plant daher, sie auf die Bühne zu holen, so dass sie das Konzert aktiv mitgestalten können.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Heinz Ratz Tour der 1000 Brücken Kulturzentrum Schlachthof So 27.02. / 20.00 Uhr Eintritt frei, Spenden zu Gunsten PRO ASYL erwünscht! www.1000bruecken.de
Göttingen e.V. zeigt Video- und Fotoarbeiten des aus Japan stammenden Künstlerpaars. So 27.02. / 20.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Heinz Ratz: Tor der 1000 Brücken: dritte und letzte Stufe des „moralischen Triathlons“ von Heinz Ratz (siehe auch Empfehlung Kassel!) Mo 28.02. / 21.30 Uhr Nörgelbuff, Gö Spielstunde – Open-Stage unplugged: freie Bühne, ungestöpselt und für alle! Eintritt frei! ANZEIGE
a ff e n W ir v e r s c h n z v o ll e I h n e n g la A u ft r it te
TagesSatz
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K U LT U R G Ö TTINGEN
Biber im Sägewahn Schmierereien oder Kunst? Diese Debatte wird wohl nie aufhören. Auch in Göttingen gibt es unzählige Arten von Graffiti-Werken. Von bescheidenen Zitaten bis zu wandfüllenden Comics ist viel zu entdecken.
Andrea Tiedemann
* ANDREA TIEDEMANN
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er mit offenen Augen durch Göttingen läuft, sieht sie fast überall. An Häuserwänden, Einfahrten, Brücken, Laternen, Mülleimern, einfach überall. Graffiti gibt es schon seit vielen tausend Jahren. Der sprachliche Ursprung des Wortes liegt im Griechischen und bedeutet schlicht Schreiben. Das Wort Graffiti ist aber italienisch und beschreibt eine in Stein geritzte Inschrift oder Schraffierung. Soviel Mühe haben Graffiti-Künstler heute nicht mehr. In den GraffitiShops größerer Städte oder online gibt es alles, was das Sprayer-Herz begehrt. Die oft sehr gesundheitsschädlichen Sprayfarben kann zwar jeder bedienen, das Ergebnis variiert aber stark von der Erfahrung und Technik des Sprayers. Die Graffiti-Szene hat mittlerweile einen eigenen englischsprachigen Jargon entwickelt. Tags bezeich-
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net dabei die kleinen Graffiti, die oft als eher unschöne „Ich-war-hier-Einträge“ wahrgenommen werden. Doch auch politische und gesellschaftskritische Einträge werden auf diese Weise festgehalten. „Krieg dem Krieg“ oder „Unsere Daten müsst ihr raten“ kann einen zum Nachdenken oder Schmunzeln bringen. Klassischerweise werden aber auch persönliche Mitteilungen auf diese Weise übermittelt. Der Satz „Ey Steffi, du bist nur zu achtzig Prozent gesellschaftlich integriert. Gott sei Dank!“ prangte lange an einer Betonbrücke und erlangte fast Kultstatus in Göttingen. Ein Verliebter hinterließ seine schlichte Nachricht „Schnäutzelchen“ an eine Häuserwand. Trotz Twitter und iPhone wird diese romantische Art der Kommunikation vermutlich nie aus der Mode kommen. Aufwändigere, meist mehrfarbige und großflächige Graffiti nennt man hinge-
gen Pieces. Um solche kunstvollen Bilder herzustellen, braucht der Sprayer Zeit. Daher findet man in Göttingen diese großformatigen Graffiti eher in Randbezirken oder Häusernischen. Denn legal sind die meisten Sprühbilder nicht. Oft müssen private Wohnhäuser oder öffentliche Gebäude als Leinwand herhalten. Offiziell freigegebene Flächen sind rar. Besonders die Innenstadt Göttingens scheint ein Graffiti-freier Raum zu sein. Nur kleine Tags und gesprühte Sätze sind dort zu finden. Erwischt zu werden, ist für einen Sprayer sehr unangenehm. Strafrechtlich gesehen ist ein Graffiti in den meisten Fällen eine Sachbeschädigung. Einen Sprayer auf frischer Tat erwartet daher ebenso ein Ermittlungsverfahren durch die Staatsanwaltschaft wie auch eine Klage des geschädigten Eigentümers. Denn die Kosten für eine professionelle Entfernung können sehr hoch sein, da spezielle Reinigungsmaschinen zum Einsatz kommen. Je nach Umfang des Graffitis sind mehrere Hundert, bei größeren Flächen sogar über tausend Euro Schadensersatz zu zahlen. Der Markt der Gebäudereinigung ist mittlerweile standardmäßig auf die Graffiti-Entfernung eingestellt. So lustig manche Sprayer ihre Ideen auch finden wie beispielsweise ein gesprühter Totenkopf auf der Hauswand eines Bestatters, für die Eigentümer und Geschäftsleute ist es oft ein ärgerlicher Kostenaufwand. Kaum jemanden aufregen wird vermutlich der kleine Biber, der an einer Brücke des Leinekanals gesichtet wurde.
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MEHR ZUM THEMA: Göttinger Graffiti-Galerie www.goest.de (über Suchfunktion zur Graffiti-Sammlung) Europäische Graffiti-Forschung www.graffitieuropa.org
TagesSatz
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KULTUR KA S S E L
Durch neue Fossilienfunde und molekulargenetische Untersuchungen konnten einige ungelöste Fragen zur Evolution des Menschen geklärt werden.
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is in die 1990er Jahre hinein glaubte man, dass Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans untereinander nahe verwandt seien und dass sich ihre Stammlinie bereits vor 15 bis 30 Millionen Jahren von der Entwicklungslinie des Menschen abgetrennt haben. Molekulargenetische Untersuchungen führten jedoch zu einer Korrektur dieses Stammbaums: Das Erbgut von Menschen und Schimpansen ist zu mehr als 98 Prozent miteinander identisch und ihr letzter gemeinsamer Vorfahre lebte vor etwa sechs bis acht Millionen Jahren. Seit Ende der fünfziger Jahre wurden in Afrika verschiedene Fossilien von Vormenschen entdeckt, die die Entwicklung vom überwiegend Früchte fressenden Ur-Schimpansen des tropischen Regenwaldes zum aufrecht gehenden Steppenbewohner belegen. Besonders spektakulär war der Fund des als „Lucy“ bekannten, fast vollständigen Skeletts von Australopithecus afarensis. Da die Menschenaffen sich in den Bäumen nicht vierbeinig, sondern an den Armen hangelnd fortbewegen, war die aufrechte Haltung bereits vorgegeben. Alle frühen Homininengattungen, wie Sahelanthropus, Australopithecus und Paranthropus können jedoch noch nicht ohne weiteres als Menschen bezeichnet werden, sondern waren eher aufrecht gehende Menschenaffen. Ihr Gehirnvolumen (bis 550 Kubikzentimeter) war kaum größer als das von Schimpansen (400 ccm) und unterschied sich erheblich von dem des modernen Menschen (1400 ccm). Die Verbreitung dieser mit dem Sammelnamen Australopithecinen bezeichneten Gruppe blieb auf Afrika beschränkt. Ihr letzter Vertreter, der robuste, pflanzenfressende Paranthropus, konnte noch fast eine Million Jahre lang parallel zu den Menschen der Gattung Homo überleben.
TagesSatz
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* FRITZ KROGMANN
Die eigentliche Menschwerdung begann vor etwa zwei Millionen Jahren, als in Afrika immer größere Steppen- und Wüstengebiete entstanden und die Homininen sich auf einen wachsenden Anteil an proteinreicher Fleischnahrung umstellen mussten. Durch den Selektionsdruck verdoppelte sich das Gehirnvolumen in relativ kurzer Zeit, wodurch eine erfolgreiche Zusammenarbeit in größeren Gruppenverbänden möglich wurde. Der erste echte Mensch, Homo erectus, besaß längere Beine und einen schlankeren Körperbau als die Australopithecinen. Seine nackte Haut und eine starke Schweißabsonderung befähigten ihn dazu, seine Körpertemperatur so zu regulieren, dass er relativ weite Strecken im Dauerlauf bewältigen konnte. Dadurch wurde die Jagd auf Großtiere und die Erbeutung von frischem Aas möglich, wobei sich die Frühmenschen an kreisenden Geiern orientierten und Raubtiere durch Steinwürfe vertrieben. In drei großen Auswanderungswellen eroberten die Menschen dann von Afrika aus den Rest der Welt. Die erste ging von Homo erectus aus, der vor 1,5 Millionen Jahren den Mittleren Osten und schließlich Ostasien erreichte (Peking-Mensch). Vor 500.000 Jahren folgte dann der weiterentwickelte Homo heidelbergensis (Hei-
Naturkundemuseum Kassel
Die Entstehung des Menschen
delberg-Mensch), der sich vor allem in Europa ausbreitete und aus dem schließlich der Neandertaler hervorging. Die dritte Auswanderungswelle fand vor weniger als 100.000 Jahren statt. Diesmal waren es Cro-MagnonMenschen, die als erste Vertreter der Art Homo sapiens vor 45.000 Jahren Europa, vor 40.000 Jahren Ostasien und vor 15.000 Jahren Amerika erreichten. Parallel dazu starben nicht nur alle anderen Menschenarten, sondern auch zwei Drittel der zuvor existierenden Großtierfauna aus.
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Isabel Winarsch
H I N T E R D E N KULISSEN
Ein Scherbenhaufen
„Eine Familie“ im Deutschen Theater Göttingen
* REZENSIERT VON KATHARINA KRETSCHMER
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n einer packenden und eindrucksvollen Inszenierung entwirft Regisseurin Antje Thoms in ihrer Adaption des Pulitzer-Preis-gekrönten Stückes von Tracy Letts das verstörende und zugleich anrührende Bild einer Familie, die an ihren unbewältigten Problemen miteinander zu zerbrechen droht. Als Beverly Weston plötzlich verschwindet, ruft seine Frau Violet, krebskrank und tablettenabhängig, die Familie zusammen. Diese kommt zum großen Teil nur widerwillig zurück in das alte Landhaus mitten in Oklahoma. Tochter Barbara hat vor Jahren das Weite gesucht, ebenso ihre Schwester Karen. Nur Tochter Ivy ist in der Nähe geblieben. Begleitet wird das Aufeinandertreffen der Familienmitglieder, darunter auch Karens Verlobter, Barbaras Mann Bill und Tochter Jean sowie Violets Schwester Mattie, deren Mann Charles und Sohn Little Charles, von einer unterschwelligen, permanenten Spannung, die sich im Verlaufe der Zeit immer mehr zuspitzt. Immer offensiver treten die Konflikte zwischen den einzelnen Personen zutage. Da ist zum einen die kaputte Ehe der ältesten Tochter Barbara: Ihr Mann Bill hat eine Affäre mit einer seiner Studentinnen. Ivy hingegen hat eine heimliche Liebschaft mit ihrem Cousin Little Charles, der von seiner Mutter Mattie als Totalversager dargestellt, von seinem Vater jedoch stets in Schutz genommen wird. Über allem steht die Mutter, Violet Weston, die, zumeist unter Tabletten stehend, stetig zwischen absoluter Hilflosigkeit, dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Liebe vonseiten ihrer Familie sowie dem Ausstoßen beißender Anschuldigungen und Boshaftigkeiten schwankt. Als schließlich Beverly Westons Leiche gefunden wird – er hat sich das Leben genommen – zieht sich das Netz aus Liebe, Wut und Schuld immer mehr zu. Der einzigen neutralen Person, der indianischen Haushaltshilfe, bleibt nichts anderes, als die Scherben aufzukehren. Die Leistung der Schauspieler ist durchweg bemerkenswert. Es wird geschrien,
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geweint, gekämpft und geliebt, die Gefühle werden für den Zuschauer durch das intensive Spiel der Akteure geradezu greifbar. Die Grenzen zwischen Schauspiel und Realität scheinen zu verschwimmen. Vor allem Marie-Isabel Walke als Barbara, die gleichzeitig versucht, ihre gescheiterte Ehe zu verarbeiten, mit dem gespaltenen Verhältnis zu ihrer Mutter klarzukommen und sich um ihre dauerkiffende Tochter zu kümmern, spielt herausragend. Aber auch Paul Wenning als Charles, der erst dann die Stimme erhebt, wenn die anderen sich längst in den Abgrund geredet haben, dann aber mit einer Imposanz und Nachhaltigkeit, die mehr wiegt als alles zuvor gesagte, liefert eine großartige Performance. Eingerahmt wird diese Szenerie von Musiker Fred Kerkmann, der neben der Bühne sitzend zum einen die Rolle des Erzählers übernimmt, zum anderen das Geschehen atmosphärisch mit südstaatlich angehauchter Musik und Gesang begleitet. Auch das visuell eindrucksvolle Bühnenbild von Florian Barth, darunter bühnengroße Projektionen des Hauses, die es fast real erscheinen lassen, sowie Videos, die die Verlorenheit der Protagonisten widerspiegeln und verstärken, unterstützt das überaus stimmige Gesamtbild. „Ich habe Prärie“, sagt Barbara, um das Leben in dieser Umgebung und Familie zu beschreiben. Regisseurin Thoms gelingt es, diese Trostlosigkeit und den allgegenwärtigen Versuch, diesem Zustand zu entkommen, ihm aber letztendlich doch nicht entfliehen zu können, in einem Wechselspiel zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Tragik und Komik zu schildern, ohne ins Übertriebene oder Lächerliche abzurutschen.
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TERMINE IM FEBRUAR: 05.02., 07.02., 09.02., 18.02. & 22.02.
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ZWISCHEN DEN ZE I L E N
Do it yourself Mehr als eine Million Existenzgründungen zählt die Bundesrepublik jedes Jahr. Worauf es dabei zu achten gilt und welche Fehler dabei gemacht werden können – das beschreiben die Buchvorstellungen dieses Monats.
* DANIELE PALU Crashkurs für Frauen
Selbstständig in Teilzeit
Pleitegeier
Ein Existenzgründungsbuch speziell für Frauen? Das ist sinnvoller als es zunächst erscheinen mag. Denn Frauen gründen anders: Sie gründen kleiner; sie gründen Kinder; sie gründen mit weniger Geld. ExistenzgründerBeraterin Barbara Eder liefert mit ihrem Ratgeber einen Crashkurs, der genau auf die Bedürfnisse potentieller Gründerinnen abgestimmt ist. Seit Mitte der neinziger Jahre hat sich die Zahl weiblicher Gründer fast vervierfacht. Und damit aus dem jungen Start-up tatsächlich eine langfristige Existenzbasis wird, klopft die Expertin zunächst die unternehmerischen Eigenschaften wie Selbstorganisation, Kontaktfähigkeit oder Belastbarkeit ab. Danach geht es mit Marketing, Finanzbedarf, Fremd- und Eigenkapital, Unternehmensform, Steuern und Buchführung sowie natürlich Businessplan in die Vollen. Ebenfalls ein wichtiger Baustein: die Möglichkeiten, öffentliche Fördermittel zu erhalten. Lehrreich dürften auch das Kapitel zu Frauen-Netzwerken sowie die Erfahrungsberichte von erfolgreichen und auch gescheiterten Existenzgründerinnen sein. Der Ratgeber zeigt: Man muss nicht zur Unternehmerin geboren sein – mit der richtigen Anleitung wird jeder zur Zeitmanagerin, zum Organisationsgenie und schließlich zu einer mutigen Gründerin.
Mehr als die Hälfte aller Existenzgründer in Deutschland gründen nebenbei. Sie bauen eine Existenz auf, ohne gleich den Job aufzugeben oder Familie oder Studium zu vernachlässigen. Dieses Buch zeigt, wie es andere geschafft haben und wie man selber den Balance-Akt zwischen Gründung, Job und Familie meistert. Checklisten und Übungen helfen, typische Fallstricke zu umgehen. Die Autoren – beide Diplom-Volkswirte und Experten für Steuer- und Wirtschaftspolitik – geben Antworten auf rechtliche und finanzielle Fragen, die speziell nebenberufliche Gründer beachten müssen: Welche Besonderheiten gibt es für die Gründung „durch die Hintertür“? Was muss man dem Arbeitgeber mitteilen? Welche Folgen hat die Gründung für Steuern, BAföG, die Krankenversicherung oder Arbeitslosengeld? Diverse Checklisten und Übungen runden diesen gelungenen Ratgeber ab.
Unternehmerin Anne Koark hat immer gearbeitet und Geld verdient. Doch als die in Deutschland lebende Engländerin Insolvenz anmelden muss, wird das meiste Geld gepfändet. Sechs Jahre dauert ein Privatinsolvenzverfahren hierzulande. Das Einkommen wird bis auf einen existenzsichernden Betrag gepfändet, dazu das gesamte Vermögen und Immobilienbesitz. Heute, nach sechs Jahren am Existenzminimum, ist die alleinerziehende Mutter zweier Kinder schuldenfrei. Ganz einfach war die Befreiung nicht. Doch Anne Koark hat sich nicht unterkriegen lassen: Sie wurde von der Schuldnerin zur gefragten Insolvenzexpertin. Die Vorträge der Engländerin sind bestens besucht. Ihr Buch, in dem sie auf ihre Erfahrungen als Pleitier zurückblickt, ist ein Erfolg. Anne Koark macht Menschen Mut, die in einer ähnlichen Situation stecken. Aber auch UnternehmerInnen können von Anne Koarks Erfahrungen lernen.
Karin Leppin und Konar Mutafoglu: Nebenbei selbstständig. Humboldt, 14,95 Euro. Taschenbuch, 200 Seiten
Anne Koark: Zurück auf Start. Eichborn, 14,95 Euro. Taschenbuch, 188 Seiten
Barbara Eder: Existenzgründung für Frauen. Humboldt, 9,95 Euro. Taschenbuch, 272 Seiten
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I N D E R N A H AUFNAHME Anfang des Jahres ist oft nicht die beste Zeit für Kinofilme. Wir haben trotzdem zwei interessante Kandidaten, mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Unseren DVD-Tipp zum Titelthema sollten Sie aber auf jeden Fall gesehen haben!
DVD-Tipp
outnow.ch
* CLIFFORD SPENCER
The Green Hornet
Morning Glory
Grüne Tomaten
R.: Michel Gondry USA 2011, FSK 12
R.: Roger Michell USA 2010, FSK 12
R.: Jon Avnet USA 1991, FSK 6
Britt Reid (Seth Rogen) lässt es sich gut gehen. Der Sohn eines schwer reichen Zeitungsverlegers schleppt jede Nacht eine andere Frau ab. Nach dem Tod seines herrischen Vaters freundet er sich mit dem ehemaligen Angestellten Kato (Jay Chou) an, MechanikerGenie und Martial-Arts-Experte. Als die beiden nach einer durchzechten Nacht zufällig ein Verbrechen verhindern, kommt Britt eine Idee: Warum nicht als Superhelden-Duo die Unterwelt aufmischen? Nur bleibt die ganze Arbeit an Kato hängen, während Britt als „Green Hornet“ eigentlich zu nichts zu gebrauchen ist. Rogens Anarcho-Humor und Gondrys Faible fürs Surrealistische („Vergiss mein nicht!“) sollten sich perfekt ergänzen. Eigentlich, denn beide spielen ihre Stärken selten voll aus. Es gibt ein paar Highlights, wie eine herrlich absurde Prügelei zwischen Britt und Kato oder Christoph Waltz als Gangster mit Imageproblemen. Nur haben die Helden bis kurz vor Schluss keinen triftigen Grund, ihr Leben im Kampf gegen das Verbrechen aufs Spiel zu setzen. So ist „The Green Hornet“ wie sein namensgebender Held: hirnlos und selbstverliebt.
Becky Fuller (Rachel McAdams) landet einen Traumjob als Produzentin einer Guten-Morgen-Show in New York. Leider versprüht die Sendung gepflegte Langeweile, und die Quote ist seit Jahren im Dauertief – Tendenz sinkend. Durch einen Trick holt sie die Nachrichten-Legende Pomeroy (Harrison Ford) an Bord. Der sieht seine journalistische Würde gefährdet und zofft sich gleich in der ersten Sendung mit seiner Co-Moderatorin Colleen (Diane Keaton). Da kommt es Becky nicht sehr gelegen, dass sie sich in den charmanten Adam (Patrick Wilson) verliebt. Wie eine gelungene Frühstücksshow verbreitet „Morning Glory“ gute Laune durch die richtige Mischung aus ein bisschen Anspruch und viel harmlosem Entertainment. Das ist vor allem der gut aufgelegten Besetzung zu verdanken. Insbesondere Harrison Ford hat die Lacher auf seiner Seite in einer Paraderolle als mürrischer Moderator mit Starallüren. „Morning Glory“ hebt sich vom üblichen Romantic-Comery-Einheitsbrei ab, denn die kleine Liebesgeschichte ist nur Beiwerk. Originellerweise steht das Chaos um die Sendung ganz im Vordergrund.
Ein Vorrat an Schokoriegeln und ein Mann vor der Glotze: Evelyn (Kathy Bates) hat jedes Selbstwertgefühl verloren. Bei einem Besuch im Altersheim lernt sie die lebensfrohe Dame Ninny (Jessica Tandy) kennen. Ninny erzählt ihr nach und nach die Geschichte von Idgie (Mary Stuart Masterson) und Ruth (Mary-Louise Parker). Die beiden unzertrennlichen Freundinnen eröffnen im Alabama der dreißiger Jahre ein kleines Café. Es wird zum Herz des verschlafenen Nestes, für Weiße wie Schwarze. Das zieht die Aufmerksamkeit des Ku-KluxKlan auf sich, zu dem auch Ruths fieser Ex-Mann gehört. „Grüne Tomaten“ ist ein perfektes Melodram über den Sieg der wahren Liebe, aller Widrigkeiten zum Trotz. Hier sitzt jede kleine Pointe und jeder große Schicksalsschlag. Richtig besonders wird „Grüne Tomaten“ allerdings durch die Leistung seiner vier Hauptdarstellerinnen. So viel Klasse in einem Film findet man nur selten. Dazu kommt eine wirklich starke Story über die Entwicklung zu selbstständigen unabhängigen Frauen.
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TagesSatz
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DAS LE T Z T E
DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Junge Straftäter resozialisieren GÖTTINGEN – Im Rahmen des Projekts „Lesen! Aus Büchern lernen!“ sollen Arbeitsauflagen für junge Straftäter wegfallen. Stattdessen weisen die Jugendrichter an, aus ausgewählten Jugendbüchern zu lernen, in denen es unter anderem um Gewalt oder Drogenmissbrauch geht. Das Projekt leitet eine Kooperation der städtischen Jugendgerichtshilfe, des Landkreises, des Amtsgerichts sowie der Stadtbibliothek plus Freundeskreis. (mns)
Zuschuss für XLab GÖTTINGEN – Mit 300.000 Euro jährlich soll das Göttinger XLab ab diesem Jahr von Seiten des niedersächsischen Kultusministeriums gefördert werden. Dies sagte Ministerpräsident David McAllister zu. Das XLab bietet seit elf Jahren Raum für naturwissenschaftliche Schülerexperimente auf dem Campus der Norduni. (mns)
Verkäufer Bruno Fehr verstorben Kassel – Mit Bestürzung haben wir Kollegen in Kassel von einem früheren Bewohner des Hauses, in welchem auch unser Büro seinen Sitz hat, zur Kenntnis nehmen müssen, dass ein Verkäufer der ersten Stunde, Bruno Fehr, im Dezember letzten Jahres verstorben ist. In den letzten Jahren kam er immer wieder ein-
mal im TagesSatz-Büro vorbei, um uns auf wichtige Themen hinzuweisen. Seinen Anregungen versuchten wir, soweit es ging, im redaktionellen Alltag auch zu entsprechen und Artikel zu veröffentlichen. Meist hat es geklappt, manchmal aber auch nicht. Bruno lagen verschiedene Sachen sehr am Herzen. So war er ein Umweltaktivist, der sich immer dafür einsetzte, mit unseren Ressourcen respektvoll umzugehen. Auch das Los von Menschen, die in anderen Ländern unter unwürdigen Umständen leben müssen, war immer ein Thema für ihn. So nahm er sich einmal des Themas Straßenkinder in Russland an. Leider kam der Artikel dann doch nicht so, wie von ihm geplant, zustande, da die dafür erforderlichen Archiv-Filmaufnahmen, die er als Grundlage für seinen Artikel im TagesSatz sichten und auswerten wollte, für ihn nicht zugänglich waren. In den letzten Monaten des vergangenen Jahres hatte er wohl mit massiven Gesundheitsproblemen zu kämpfen und zog sich auch von seiner Umgebung zurück. (hw)
Derzeit werden folgende Veranstaltungen des Projektes in Göttingen fortgeführt: Unter dem Motto „We have a lot of fun“ (OTon: Werner Koßmann) findet wöchentlich ein Englischkurs für die Verkäufer statt. Monatlich wird die Shiatsu-Behandlung für Betroffene des Straßenmagazins angeboten. Sie bietet Ihnen die Möglichkeit, sich bewusst vom mühsamen Verkaufsalltag zu erholen.
Jörg „Yogi“ Müller
Nächstes Mal MÄRZ-Ausgabe 2011
Freibäder und Theater werden geschlossen, Schlaglöcher nur notdürftig geflickt, Straßenbeleuchtungen abgeschaltet – viele Kommunen sind pleite und weisen einen stetig wachsenden Schuldenberg auf. Im März, dem Monat der Kommunalwahl in Hessen, widmet sich der TagesSatz dem Thema „Kommunen in Not“ und schaut, welche Konsequenzen das für die Städte sowie seine Bürgerinnen und Bürger hat.
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TagesSatz
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Di, Do: 10-12 Uhr Mi & Fr: 17-19 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Gö. Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do, Fr: 10-13 Uhr Mi: 14-16 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Jörg Sanders, Christopher Piltz (GÖ), Harald Wörner (KS) Pressesprecher: Malte Schiller Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Juliane Michael Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Ronald Naumann Tel.: 05605 / 911 88 E-Mail: rr.naumann@web.de Redaktion Kassel: Stefan Giebel, Trudi Kindl, Stephanie Kommor, Fritz Krogmann, Bianca Kuchenbrod, Nora Mey, Hans Peter Pung Kultur KS: Fritz Krogmann Redaktion Göttingen: Katharina Kretschmer, Khoa Ly, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Christopher Piltz, Jörg Sanders, Malte Schiller, Julia Schoenen, Clifford Spencer, Melanie Swiatloch, Andrea Tiedemann News GÖ: Nora Wetzel (nw) Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Saskia Lauk, Khoa Ly, Jörg „Yogi“ Müller, Jörg Sanders, Andrea Tiedemann, Jörg Wilke, Isabel Winarsch, photocase.com u.a. Umschlag: Christopher Piltz Layout: Dirk Mederer PLAZEBO Werbeagentur für Gesundheit, Kultur & Soziales E-Mail: info@plazebo.net www.plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Jörg Sander, Christopher Piltz TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 2.500
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.
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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen
EssenSAUSGABEN
Göttingen
Göttingen
Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590
Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030
Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Prinzenstr. 19 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Verein zur Erschließung neuer Beschäftigungsformen e.V. Lange Geismarstr. 2 37073 Göttingen 0551/485622 Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536
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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche
Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße
Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel
Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505
Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090
Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920
Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441
Haftentlassene
Lebenskrisen
Göttingen
Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333
Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24 37081 Göttingen 0551/632977 Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00
Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361
Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS
Notschlafstellen
Frauen in Not
Göttingen
Göttingen
Göttingen
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484
AIDS-Beratungsstelle Gesundheitsamt Göttingen Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831
Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00
Kassel
Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115
KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004802 Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766
Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301 Kleiderkammern Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr Eingang über Jüdenstraße, Zufahrt Tiefgaragen der BBS III 0551/5473717
Kassel
Rechtsberatung & Hilfe Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934 Göttingen AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950 Suchtberatung: Drogen Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033
Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 SAM 2 – Substitutionsfachambulanz Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Hann. Münden Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Lange Str. 35 34346 Hann. Münden 05541/71034 / Fax: 05541/903210 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861 Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!
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DAS ALLERLETZTE
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© Basta, 01/2011
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Windausweg 6, 37073 Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa., So. und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36
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