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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, mehr als 15 Ehrenamtliche haben allein an der aktuellen Ausgabe des TagesSatz mitgearbeitet. Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes zeigen 43 Prozent der Bürger ab zehn Jahren in Deutschland in einem Verein, einem Verband oder einer Initiative sogenanntes „bürgerliches Engagement“. Ein Ehrenamt, also die Übernahme eines konkreten Amtes oder Funktion in diesem Rahmen, haben 17 Prozent inne. Zwar sind diese Zahlen gut zehn Jahre alt, doch zeigen sie deutlich, dass sich Menschen über eine entgeltliche Arbeit hinaus an der Gesellschaft beteiligen möchten. Dennoch scheint es im Alltag nie genügend Ehrenamtliche zu geben. Die Bereiche, in denen Ehrenämter übernommen werden, sind ebenso zahlreich und verschieden, wie die Menschen, die dort arbeiten. Kirche, Umwelt, Politik, Schule, Sport, Bildung oder Kultur sind einige Bereiche, in denen Ehrenämter oder bürgerliches Engagement von Wichtigkeit sind. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen daher einige Menschen vor, die sich hier ehrenamtlich betätigen. Vielleicht bekommen Sie ja selber Lust sich zu engagieren, beispielsweise in einem örtlichen Verein. In zwei Interviews mit dem Freiwilligenzentrum und zum Bundesfreiwilligendienst erfahren Sie weitere Details zum Thema ehrenamtliches Engagement. Warum aber übernehmen so viele Bürgerinnen und Bürger eine Aufgabe, für die sie keinen entgeltlichen Lohn erhalten? Oder ist es ein Lohn in anderer Form? Ist es Anerkennung, ein Plus im Lebenslauf, ein Mittel die Zeit totzuschlagen, oder einfach die Freude anderen etwas Gutes zu tun? Mit Sicherheit hat jeder freiwillige Helfer seine eigenen Gründe. Eine unserer Redakteurinnen hat einen Tag in der Göttinger Bahnhofsmission verbracht, um Ihnen Einblicke in den Alltag der Bahnhofshelfer und ihre Beweggründe zu geben. Aus aktuellem Anlass finden Sie in dieser Ausgabe einen Bericht über die schwierige Situation des Göttinger Männerwohnheims der Heilsarmee. Außerdem versorgen wir Sie natürlich wie gewohnt mit kulturellen Informationen und Unterhaltung. In unserer Rubrik TagesKlatsch mit KaffeeSatz haben wir mit dem Mundharmonikaspieler und Gewinner der Castingshow „Das Supertalent“, Michael Hirte, gesprochen. Da auch Ehrenamtliche einmal Feierabend haben, wünschen die TagesSatz-Redaktion und die VerkäuferInnen Ihnen nun viel Spass beim Lesen dieser Ausgabe und einen wunderschönen Monat Februar.
TagesSatz. Hilft sofort.
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TA G E S S AT Z INTERNATIONAL
Überleben im westlichen Königreich
Doch auch trotz der momentanen politischen Stabilität blieb die Frage nach meiner alltäglichen Sicherheit im Raum stehen. „Halt deine Tasche bloß immer gut fest, am besten trägst 4
„Ist es denn da auch sicher?“, wurde ich oft gefragt, als feststand, dass ich ein Praktikum am Goethe Institut in Casablanca machen würde. Hinsichtlich der Veränderungen innerhalb der arabischen Welt und somit auch der Nachbarländer Marokkos eine nachvollziehbare Frage.
* KATHARINA KRETSCHMER VOR ORT IN CASABLANCA du sie unter der Jacke.“ Das war einer der ersten Sätze, die ich von meinen neuen Kollegen in Casablanca zu hören bekam. Ich solle mich in Acht nehmen, nicht alleine reisen oder nachts in den Straßen rumlaufen und auch sonst stets auf mich und meine Sachen aufpassen. Das klang geradezu so, als sei ich in ein Land geraten, in dem an jeder Ecke Schwerverbrecher lauerten, die es auf meine Wertsachen oder schlimmer, auf mich abgesehen hatten. Nach den Erzählungen war jeder schon mindestens einmal beraubt worden oder kannte Freunde, denen dies, teilweise auch mit Waffengewalt, passiert war. In Anbetracht der Tatsache, dass circa 15 Prozent der marokkanischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben, die Jugendarbeitslosigkeit bei über 20 Prozent liegt, es vom Staat weder Arbeitslosen- noch Sozialhilfe gibt und das soziale Gefälle somit groß ist, ist der Gedanke an eine, aus der Not geborene, hohe Kriminalitätsrate nicht abwegig. Unbestreitbar ist auch, dass Taschendiebstahl und Raub in den Großstädten immanent sind und einige Gegenden besser gemieden werden sollten. Doch dies haben die touristischen Zentren wie Marrakesch, Fès, Meknès und die anderen großen Städte des Landes, etwa Casablanca oder Rabat, wohl mit jeder anderen Großstadt gemein. Grund zur Beunruhigung und übertriebenen Vorsicht liefert dies nicht, denn betrachtet man die allgemeine Kriminalitätsrate, so ist diese im Vergleich zu Deutschland gering. Zudem wäre es stark vermessen, Armut mit Verbrechen gleichzusetzen.
Angst ums Leben oder vor Überfällen war dementsprechend fehl am Platz. Erfahrungsgemäß blühte größere Gefahr von Seiten falscher Fremdenführer, Händler und Taxifahrer, die einen aufgrund der vermeintlichen Zahlungsfähigkeit eines Europäers übers Ohr hauen wollten.
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Katharina Kretschmer
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och während in vielen Ländern der arabischen Welt gegen das bestehende Regime protestiert wird, herrschende Regierungen gestürzt wurden und große Umbrüche stattfinden, scheint das System in Marokko stabil. Auch hier wurde im Frühjahr 2011 gegen Korruption, wachsende soziale Ungleichheit und Systemintransparenz und für mehr Freiheit im Bereich der Presse, des alltäglichen Lebens und mehr Unabhängigkeit der Regierung vom König demonstriert. Doch anders als in den anderen betroffenen arabischen Staaten wurden keine Forderungen nach einem Rücktritt des Staatsoberhauptes laut. Vielmehr stand der Wunsch nach einer konstitutionellen Monarchie im Vordergrund. Der Wandel im Land sollte innerhalb dieser Grenzen und damit mit dem amtierenden König, Mohammed dem Sechsten, stattfinden. Dessen Reaktion auf die Demonstrationen war im Vergleich zu anderen Staatsoberhäuptern daher auch durchaus besonnen. Er reagierte schnell und versprach Reformen, die, wenn vielleicht auch nicht so weit reichend, wie von vielen Seiten gewünscht, im Juli 2011 in einer neuen Verfassung zusammengefasst und verabschiedet wurden. Meinungs- und Pressefreiheit sowie die Gleichstellung zwischen Mann und Frau und die Unabhängigkeit des Justizsystems vom König sind darin aufgenommen. Ebenso wurden viele politische Zuständigkeiten, die zuvor ausschließlich beim König lagen, in die Hände des Parlaments gegeben. Verbesserungen im Bildungsbereich, in der Krankenversicherung und auf dem Arbeitsmarkt wurden zumindest angekündigt. Am 25. November 2011 fanden Parlamentswahlen statt. Die Lage im Land ist bis heute relativ gefestigt.
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REINE EHRENSACHE 8 10 12 14
Freiwilligkeit lässt sich nicht verordnen von TRUDI KINDL & HARALD WÖRNER Gesichter des Ehrenamts von REDAKTION GÖTTINGEN „Eine Tasse Kaffee, bitte!“ von SANDY NAAKE Freiwillig in Kassel von NORA MEY
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Rubriken
mit MICHAEL HIRTE von MELANIE SWIATLOCH
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Göttingen 18 Aus für Obdachlosenheim? von CARSTEN SEYDLOWSKY 20 Omas und Opas gesucht von KATHARINA PREUTH
Kassel 22 Jurassic Kassel von KATHARINA SCHWARZ 23 Gibt es ein Licht im Tunnel? von ARMINIUS SCHULZE 24 Neue und schöne Aussichten von KATHARINA SCHWARZ
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Kultur 28 Ein vergessener Schatz von VICTORIA HASLER 29 Macht Sinn ... von sara davin
Editorial TagesSatz International Der Stolperstein Paragraphenreiter Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Kultur-Empfehlungen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn
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Agentur
D A S G E S P R Ä CH
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Das Beste daraus machen Michael Hirte gewann 2008 bei Dieter Bohlens „Das Supertalent“. Seitdem ging es für den ehemaligen LKW-Fahrer steil bergauf. Mittlerweile fünf CDs hat der Mann mit der Mundharmonika herausgebracht, seine Fans lieben ihn, seit Juni 2011 ist er zudem stolzer Vater eines kleinen Sohnes. Im Interview mit dem TagesSatz spricht Michael Hirte aber auch über weniger erfreuliche Tage.
* MELANIE SWIATLOCH IM GESPRÄCH MIT MICHAEL HIRTE
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err Hirte, ich hoffe Sie hatten ein schönes Weihnachtsfest mit ihren Lieben. Wie ist es da im neuen Jahr bereits wieder auf Tour zu gehen? Weihnachten war etwas Besonderes für mich, das erste Mal mit meinem Sohn. Einfach super. Jetzt freu ich mich aber auch wieder auf Tour zu gehen, um für meine Fans da zu sein. So kann ich mich bei allen persönlich bedanken und ein gesundes neues Jahr wünschen. Wie nutzen Sie die Zeit zwischen den Touren sich wieder zu erholen und neue Kraft zu tanken? Zu Hause bei meiner Familie. Ich erfreue mich an Jakob wie er wächst und gedeiht. Wenn er einen anlächelt, das
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gibt mir so viel Kraft, das kann man gar nicht beschreiben. Die Mundharmonika gilt als Ihre Stimme. Haben Sie eigentlich mehre Mundharmonikas? Ich habe alleine zwölf verschiedene Grundtonarten, dann dazu gehörende Untertonarten und Sonderstimmungen. Und alle Tonarten habe ich mehrfach, da ja auch mal eine Mundharmonika kaputt geht oder sich verstimmt. Wie viele es tatsächlich sind, kann ich gar nicht sagen. Sind es denn eher zwanzig oder eher hundert? Es sind einige über hundert. Denn mindestens zwanzig Mundis brau-
che ich ja schon bei meinen Konzerten auf Tournee und die ein oder andere Ersatzmundharmonika. 2008 gewannen Sie bei Dieter Bohlens „Das Supertalent“. Davor haben Sie aber auch andere Zeiten erlebt. Nach einem schweren Unfall konnten Sie nicht mehr weiter als LKWFahrer arbeiten. Wie empfanden Sie die folgende Arbeitslosigkeit? Ich war ja nicht nur arbeitslos. Ich habe verschiedene Jobs gehabt und mich versucht umzuschulen. Aber leider ging das eine nicht, wegen der Einäugigkeit. Das andere ging wieder nicht, wegen den Schmerzen im Bein. Hab aber immer versucht das Beste daraus zu machen. TagesSatz
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DAS GESP R Ä C H Auf was wollten Sie eigentlich umschulen? Ich habe einen viermonatigen Vorbereitungslehrgang zum Bürokaufmann absolviert. Schwere körperliche Arbeit durfte ich wegen der Behinderung vom Arzt aus nicht machen. Ich habe dann dennoch als Seniorenbetreuer gearbeitet, aber das war auf Dauer nicht machbar und ich musste mir eingestehen, dass der Arzt recht hatte. Man könnte nun sagen, Gott habe es eine Zeit lang nicht gut mit Ihnen gemeint. Wieso wurde Ihnen trotz der vielen Schicksalsschläge Religion so wichtig, dass Sie sich von einer Baptistengemeinde taufen ließen? Ich habe mich taufen lassen, weil ich an Gott glaube. Und der Glaube hat mir geholfen, wieder Fuß zu fassen und neue Kraft zu schöpfen.
ger zu „outen“. Wie sehen Sie das aus Ihrer heutigen Perspektive, beziehungsweise was ziehen Sie heute aus der Erfahrung „unten“ gewesen zu sein?
Nicht alle sind so nett wie Sie als Interviewpartner.
Mir ist das heute immer noch unangenehm. Ich wurde so erzogen, dass man immer arbeiten muss. Was ich auch getan habe oder würde. Aber mit einer Behinderung ist es oft schwieriger einen Job zu finden. Oder einfach gesagt, ich konnte nicht alles machen und musste erst etwas finden, was ich trotz meiner Einschränkungen machen konnte.
Ja, die Anonymität.
Sie haben jedoch nicht den Mut verloren sondern weitergemacht. Als Straßenmusiker zum Beispiel… Was war ihr Antrieb?
Vermissen Sie eigentlich auch etwas aus dieser Vergangenheit?
Versuchen Sie, als jemand, der selbst Hartz-IV-Empfänger war und jetzt in der Öffentlichkeit steht, die Belange von Bedürftigen Menschen zu thematisieren oder sich sozial zu engagieren? Ja, das versuche ich immer. In den letzten Jahren habe ich mich gezielt für die Tafeln in Deutschland und die Straßenkinder eingesetzt. Zu Letzt habe ich bei Frank Zanders weihnachtlichen Gänseessen für die Obdachlosen gespielt. Das war mir ein großes Bedürfnis und es erfüllt mich mit Stolz, wenn ich etwas für die Leute beziehungsweise gegen die Armut in Deutschland tun kann.
„Das Geld war mein Antrieb“
Um neue Kraft zu schöpfen, muss man manchmal ein Ziel vor Augen haben. War es von Anfang an ihr Ziel „Das Supertalent“ zu gewinnen? Nein. Ich wollte einfach nur mal das Ave Maria im Fernsehen für meine Familie spielen. Ich wollte immer im Hintergrund bleiben. Bei irgendwem vielleicht mal ein Lied mit drauf spielen auf eine CD. Dass ich gewonnen habe, ist manchmal gar nicht so richtig wahr. Ich bin meinen Fans und allen denen, die für mich angerufen haben, unendlich dankbar dafür. Was wäre ein alternatives Ziel gewesen, wenn Sie nicht gewonnen hätten? Wie gesagt, ich habe gehofft, dass ich irgendwo vielleicht mit einem Lied auf eine CD kommen kann. Dass ich aber inzwischen schon fünf eigene Alben aufnehmen durfte, ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl und ich hoffe, dass ich noch lange mit meiner Musik die Menschen berühren kann. In Ihrer 2009 erschienenen Biographie „Der Mann mit der Mundharmonika: Mein Leben“ sagen Sie es war Ihnen peinlich sich vor der Supertalent-Jury als Hartz IV-EmpfänTagesSatz
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Ganz klar das Geld. Ich konnte mit dem Geld, was ich von Hartz IV bekommen habe meinen Lebensunterhalt nicht finanzieren. Dann habe ich andere Straßenmusiker gesehen und dachte, das versuch ich auch einmal, vielleicht werfen mir die Leute ein paar Euro hin, wenn ich mit meiner Mundi ihnen etwas vorspiele. Wie war für Sie das Leben als Straßenmusiker? Sind Sie auch auf unangenehme Menschen getroffen? Mir hat es viel Spaß gemacht mit meiner Mundharmonika auf der Straße zu spielen. Am meisten freute ich mich, wenn es den Leuten gefiel und ich dafür etwas bekam. Obwohl es auch schwere Tage gab. Unangenehme Menschen habe ich damals nicht getroffen. Die unangenehmen Menschen habe ich eher getroffen, seitdem ich berühmt bin. Inwiefern sind diese Leute denn heute unangenehm für Sie? Ich habe schon schlechte Erfahrung mit der Presse gemacht zum Beispiel. Deswegen führ ich eigentlich nicht gerne ein Interview und es ist jedes Mal eine Überwindung für mich.
Ihre Lieder ziehen sich durch verschiedene musikalische Genres. Wonach suchen Sie diese aus? Ich suche Lieder aus, die mir persönlich sehr gut gefallen, oder zu denen ich eine Beziehung habe. Ich sammle aber auch Ideen von meinen Fans oder lass mich gerne von Dieter (Bohlen) oder meiner Plattenfirma beraten und inspirieren. „Jenny‘s Song“ und „Unser Jakob“ haben Sie selbst geschrieben. Werden in Zukunft noch mehr Eigenkompositionen von Ihnen zu hören sein? Es gibt noch „Draußen liegt Schnee“ auf meinem Weihnachtsalbum, als erstes eigenes Weihnachtslied. Ich möchte auch noch mehr Lieder schreiben. Ich sitze oft da mit meiner Mundi und auch mit der Gitarre und spiele vor mir hin. Wenn mir dann eine schöne Melodie einfällt, nehme ich diese schnell aufs Handy auf und vielleicht wird wieder ein ganzes Lied draus. So wie bei „Jenny’s Song“ und „Unser Jakob“ auch. Vielen Dank für das Interview!
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Freiwilligkeit lässt sich nicht verordnen * TRUDI KINDL UND HARALD WÖRNER
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err Haupt leitet in der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck (EKKW) das Zentrum für Freiwilligen-, Friedensund Zivildienst. Beim Interview, es fand zum Jahreswechsel statt, konnte er noch kein Fazit ziehen: „Die Bewertung des neuen Dienstes ist auf Grund der bisher vergangenen kurzen Zeit noch nicht möglich.“ Die EKKW behandelt die Freiwilligen ebenso, wie bisher die Zivildienstleistenden (ZDL). Allerdings bedarf die Durchführung des neuen Dienstes der politischen Klärung. Laut Herrn Haupt steht die Frage im Raum: „Was will der Staat wirklich?“
Die aktuellen Dienste zeigen Unterschiede in den vertraglichen Regelungen. Dies zieht unter Umständen Folgen nach sich. Im Freiwilligen Ökologischen oder Sozialen Jahr (FÖJ/ FSJ) schließen Interessierte mit Trägern vor Ort und Einsatzstellen Verträge ab. Beim Freiwilligendienst handelt es sich um ein öffentlich-rechtliches Verhältnis, das in etwa mit dem Beamtenverhältnis vergleichbar ist. So ist mit dem hierfür neugeschaffenen „Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben“ (BAFzA) die soziale Absicherung klar geregelt. Doch hat diese Übereinkunft auch einen Haken: „Denn die Folge davon ist, dass der Träger und sein bisheriges Erfolgsmodell ohne Not verändert werden.“ Pfarrer Haupt sieht die Gefahr, dass Freiwilligendienste
Dina Falten
Seit Juli 2011 sind die Wehrpflicht, und folglich der Zivildienst, ausgesetzt. Die Lücken soll nun der Bundesfreiwilligendienst schließen. Hierzu sprach der TagesSatz mit Pfarrer Jens Haupt.
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TITELTH E M A zum Lohndumping genutzt werden könnten: „Der Sinn des Freiwilligendienstes muss gewahrt werden. Jedoch nicht durch staatlichen Erlass von oben. Schon in den 50ern wurden Frauen wegen eines Pflegenotstandes zum einjährigen Freiwilligendienst für Gott aufgerufen. Darauf baute in den 60ern dann die Etablierung des Freiwilligen Sozialen Jahres auf. Freiwilligendienste sollen ihre Sinnhaftigkeit jedoch in sich selbst tragen.“ Dienst, per Dekret verordnet, verletzt auch das Subsidiaritätsprinzip. Der Staat soll, wenn nötig, ergänzend und helfend die Autonomie der Träger vor Ort begleiten, anstatt sich in interne Sachverhalte zu mischen. Real sitzt das Bundesamt aber mit am Tisch. Kommunen sind gesetzlich verpflichtet, Plätze zu schaffen. Die Frage nach konkreten Konzepten und den örtlich zuständigen Trägern bleibt offen. Eine eindeutige Begleitung der Bundesfreiwilligen ist ebenso nicht klar geregelt. Teilweise übernehmen ehemalige Zivildienst-Schulen die Seminare. Seit Sommer 2011 leisten circa 45.000 Freiwillige den Dienst. Berücksichtigt man die noch bestehenden letzten Zivildienststellen, so ergibt sich ein Zuwachs von 35.000 Personen. Umgerechnet auf Träger vor Ort, bedeutet das 3000 bis 4000 Mitarbeiter. „Das ergibt dann für Kassel 2500-3000 Plätze“, so Herr Haupt.
sieht das Problem, dass gegebenenfalls ein Niedriglohnsektor auf Zeit entsteht. Denn der Staat schöpft hier klar Personalkapazitäten für seine Regelaufgaben ab. Arbeitsmarktpolitische Neutralität ist so aber nicht gewahrt. Anreize, Freiwilligendienst zu leisten, gibt es viele. Jüngere können sich zwischen Schule und Studium hinsichtlich Berufswahl und Belastungsfähigkeit erproben. Auch für Ältere könnten sich dadurch Anreize ergeben, dass sie eine Auszeit aus dem Berufsstress nehmen und sich sozialen Aufgaben widmen könnten. Leider ist beim Bundesfreiwilligendienst die finanzielle und soziale Anerkennung niedriger ist als beim Zivildienst. Es liegt im Ermessen der Behörden, ob ein Bundesfreiwilli-
renz zum FSJ. Der Staat ordnet die Freiwilligen an die Dienststellen ab, und sichert deren Begleitung. Leicht nachvollziehbar ist, dass Kommunen sich daher lieber als Träger des Nullangebots „Bundesfreiwilligendienst“ etablieren wollen. Die Schaffung und Finanzierung der anderen Freiwilligendienste sollen dann örtliche Träger leisten. Hier fehlt ein schlüssiges Gesamtkonzept. Die Umstellung vom Zivil- auf den Freiwilligendienst erfordert zudem hohen Aufwand. Das Ministerium ist bemüht, möglichst viel Geld vom Zivil- in den Bundesfreiwilligendienst zu retten. So betrugen die Ausgaben für den Zivildienst (60.000 - 90.000 Stellen) bisher 600 Millionen Euro. 70.000 Freiwillige kosten aber nur die Hälfte. Die Differenz erbringt die Zivilgesellschaft. Die EKKW behandelt ZDL und „Bundesfreiwillige“ gleich. Aus einem großen Topf werden beide Gruppen bezahlt. Den Ausgleich differierender Beträge regelt man intern. Beide Personenkreise besuchen gemischte Seminare, die, wenn möglich, von der EKKW begleitet werden.
Schafft der Freiwilligendienst reguläre Arbeitsplätze ab?
Zur Steuerung des Dienstes gibt das BAFzA bestimmte Schlüssel vor. Pro Freiwilligem verordnet es den Dienststellen drei Personen, die ein FÖJ/ FSJ ableisten. Soziale Träger werden so quasi als „Dienstleister“ für primär staatliche Aufgaben in Anspruch genommen. Herr Haupt sieht hier „die Gefahr, dass sich der Staat aus seiner Verantwortung zieht und Wohlfahrtsverbände sowie soziale Träger neue Aufgaben übernehmen müssen.“ Diese setzen, aufbauend auf gute Erfahrungen, vor allem auf Ehrenamtliche. „Will man Gutes für die Gesellschaft, soll man Menschen 'freiwillig' anpacken lassen“, so Herr Haupt. Er TagesSatz
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ger zum Beispiel ein Sozialticket bekommt. Das Taschengeld ist geringer als beim Zivildienst, so dass mancher genau überlegt, ob sich der Freiwilligendienst dann lohnt. Gute Träger prüfen, ob sie mit Absolventen später Festanstellungen umsetzen können. „Freiwillige“ könnten beispielsweise nach dem Dienst Sozialarbeit studieren, um dann als Pädagogen wieder an die alte Wirkungsstätte zu kommen, dessen Träger und Infrastruktur ihnen ja schon bekannt sind. „Generell können sich Einsatzstellen vorstellen, 'Freiwillige' später in reguläre Arbeitsverhältnisse zu übernehmen“, so der Pfarrer. Damit könnte man auch einem drohenden Fachkräftemangel vorbeugen. Er schränkt aber ein, dass Interessenten realistische Erwartungen bezüglich einer späteren sicheren Arbeitsstelle entwickeln sollten. „Nach unserem Verständnis muss der Freiwilligendienst Einsatzgebiete wie etwa im FSJ anbieten. Dies beinhaltet die Nähe zum Menschen. Das schließt dann aber Hausmeisterjobs schon mal aus.“ In Teilen ist der Bundesfreiwilligendienst ganz klar auch eine Konkur-
Herr Haupt definierte auf Nachfrage klare Wünsche, die den neuen Dienst betreffen: „Die Freiwilligkeit sollte definitiv stärker betont werden. Der Staat sollte individuelle Wünsche und Vorteile durch Freiwilligeneinsatz stärker berücksichtigen. Auch die finanziellen Zuwendungen für Freiwillige sind verbesserungswürdig. Dumping-Angebote halten wir nicht für sinnvoll. Unterschiede zwischen den verschiedenen Angeboten sollten abgeschafft werden. Örtliche Träger sichern die pädagogische Begleitung. Der Bund sollte die Durchführung des Dienstes in klaren Absprachen regeln. Drohgebärden in Bezug auf die Finanzierung müssen vom Tisch. Freiwilligendienst ist, im Gegensatz zum Wehrdienst, keine Staatsbürgerpflicht. Jeder entscheidet selbst, ob und wie er sich engagiert.“
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MEHR ZUM THEMA: www.ev-freiwilligendienste-hessen.de 9
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Gesichter des Ehrenamts Stanislaus Stadlmann
Katharina Preuth
Privat
Robert Halagan
* REDAKTION GÖTTINGEN
Marlene Macke, 45 Christoph Sänger, 30 Märchenerzählerin Präsident der Rotary Foundation Alumni Seit über vier Jahren bin ich Ich bin ein Gründungsmit- Deutschland (RFAD) Astrid von Usslar, 68 Tafel e.V. Göttingen
glied der Göttinger Tafel. Seitdem mache ich alles von der Abholung über die Arbeiten in der Küche bis hin zur Lebensmittelausgabe. Mir ging es immer gut. Darum wollte ich der Gesellschaft etwas zurückgeben und dabei ist das teuerste, das ich habe, meine Zeit. Als vor etwas 20 Jahren ich im Tageblatt von der Eröffnung der Tafel in Göttingen hörte, war ich sofort dabei. In dieser Zeit hat mich ein Erlebnis besonders beeindruckt. Ich musste einer älteren Dame mitteilen, dass wir noch keine Lebensmittel hätten. Sie solle morgen wiederkommen. Sie aber antwortete: „Ich habe kein Fahrgeld für zwei Fahrten.“ Irgendwann kam die Dame wieder: „Fällt Ihnen etwas auf?“, fragte sie mich. „Ich habe eine neue Frisur. Dank Ihrer Arbeit konnte ich mir wieder einen Haarschnitt leisten.“ Diese Geschichte hat mir gezeigt, dass das, was ich tue, einen Sinn hat. 10
Ich war Stipendiat der Rotary Foundation und konnte im Rahmen eines Ambassadorial Scholarship für ein Jahr in den USA forschen. Diese einmalige Erfahrung hat mein Interesse an internationalen Austauschprogrammen für Studenten geweckt. Da ich ebenfalls große Dankbarkeit gegenüber dem Verein empfinde, sah ich es als ganz natürlich an, nach meiner Wiederkehr der Organisation etwas zurückzugeben. Hauptaufgaben meiner Arbeit sind zum einen neue Stipendiaten auszuwählen und auf ihre jeweiligen Projekte im Ausland ausreichend vorzubereiten. Außerdem stellen wir mithilfe diverser Returnee- und Alumni-Seminare den Kontakt zwischen allen Mitgliedern her, wo individuell gemeinnützige Projekte vorgestellt und unterstützt werden können.
ehrenamtliche Märchenerzählerin. Hauptsächlich bin ich in Büchereien, aber auch in Altenheimen unterwegs. Somit lese ich viel für Kinder und für ältere Menschen. Bei diesen beiden Gruppen merke ich wie unterschiedlich Geschmäcker sind. Das Lieblingsmärchen vieler Kinder ist „Schneesee“, ein eher unbekanntes Märchen. Die Zuhörer in Altenheimen hingegen setzen auf Althergebrachtes, was sie von früher kennen, wie Dornröschen und Rotkäppchen.
Lukas Mau, 20 Gründung und Ausübung „Schüler helfen Schüler“ Bei dem von mir gegründetem Projekt „Schüler helfen Schüler“ bekommen Schüler der fünften und sechsten Jahrgangsstufe, die primär aus sozial schwächeren Verhältnissen kommen, unentgeltlich Förderunterricht im Fach Mathematik von Oberstufenschülern der Stufen 11-13. In den Jahren der Einführung von G8 wurden die Mathematiknoten deutlich schwächer, und ich entschied mich nach Besprechung dieser Idee in einer Schulkonferenz dazu, diese auch durchzusetzen. Am Anfang war der Zweifel groß, ob sich so ein Projekt langfristig überhaupt behaupten kann. Nach einem Jahr allerdings waren es schon knapp fünfzig Schüler, denen geholfen werden konnte. Ich habe daraus einiges gelernt und heute ist dieses Projekt in der ganzen Schule und im Umkreis etabliert.
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Karsten Meyenberg, 30 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Ich möchte Menschen in Not helfen, außerdem machen mir Teamarbeit und der Umgang mit der Technik Spaß. Zur Feuerwehr bin ich gekommen, weil mein Vater auch in der Feuerwehr ist. Ich war damals Gründungsmitglied der Jugendfeuerwehr in unserem Ort. Auch andere Freunde von mir sind im Team dabei. Beim Elbehochwasser 2002 waren wir in Dessau/ Waldersee eingesetzt. Wir haben zusammen mit anderen Feuerwehren und anderen Rettungseinheiten aus ganz Deutschland teilweise bis zur Erschöpfung gearbeitet und am Ende hatte man das Gefühl zusammen etwas erreicht zu haben.
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Elisabeth Mücke, 77 Mobile Wohnberatung Südniedersachsen Wir von der Mobilen Wohnberatung möchten unterstützen, dass älter werdende Menschen, wohnen, wo sie hingehören: gemeinschaftlich oder nachbarschaftlich zu Hause, in einer Wohnung, die dem Alter angepasst ist. Mich treibt die Herausforderung an, etwas Neues zu lernen. Zudem motiviert mich, dass ich mit meiner Erfahrung im Alter noch gebraucht werde. Zum Ehrenamt bin ich durch meine Familie gekommen. Dort war ehrenamtliches Engagement immer schon vorhanden, ich bin damit groß geworden. Meine schönsten Erlebnisse sind, wenn ich Menschen helfen konnte und dann eine Bestätigung für meine Arbeit erhalte. Problematisch ist, dass die meisten Menschen sich nicht mit dem Älterwerden und der Vorsorge beschäftigen wollen. Es ist jedoch wichtig sich frühzeitig mit Lösungen für das Wohnen im Alter zu befassen.
Benedict Spermoser
Katharina Preuth
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Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich. Diese Engagements bleiben oftmals für die breite Öffentlichkeit verborgen, doch ohne sie käme das Leben in Vereinen, Initiativen oder sozialen Organisationen in starke Bedrängnis, oder würde komplett stagnieren. Der TagesSatz möchte im Folgenden engagierte Menschen, stellvertretend für die Gesamtheit, portraitieren, um eine Vorstellung zu vermitteln, in welch breitem Spektrum Ehrenamt ausgeübt wird.
Daniel Preuth, 22 Mitglied in der Kolping-Jugend Ich bin seit drei Jahren Mitglied im Verein der KolpingJugend der katholischen Kirche in Quakenbrück. Über das Jahr gesehen organisieren wir verschiedenen Aktionen. Eine davon ist die im Januar stattfindende Tannenbaumaktion. Gegen eine kleine Spende, die dem Verein zugute kommt, sammeln wir alte Weihnachtsbäume ein. Über dieses Angebot freuen sich vor allem ältere Menschen, für die es einen größeren Umstand bedeutet, die schweren und nadelnden Bäume zu entsorgen. Sie sind für unsere Hilfe sehr dankbar.
Thomas Schediwy, 25 Schiedsrichter Vor zwei Jahren habe ich ernsthaft mit meiner Tätigkeit als Hockeyschiedsrichter begonnen. Selber auch als Spieler beim DHC Hannover aktiv, weiß ich, wie wichtig es ist, als Schiedsrichter an der Seitenlinie einen kühlen Kopf zu bewahren und selbstbewusst aufzutreten. Unschön wird es, wenn Spieler, oder auch Zuschauer, mit Entscheidungen nicht einverstanden sind und meine Kollegen und mich intensiv beleidigen. Demgegenüber stehen aber all die schönen Momente, wenn man nach einer Partie mit den Spielern zusammensitzt und brenzlige Situationen gemeinsam analysiert. Am meisten begeistern mich die Emotionen der Jugendmannschaften, die sich am ehrlichsten über ihre Siege freuen können. Ende vergangenen Jahres wurde ich in den Nachwuchskader des DHB (Deutscher Hockey-Bund) aufgenommen und freue mich nun auf die kommenden Herausforderungen.
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„Eine Tasse Kaffee, bitte“ Auf Gleis 4/5 im Göttinger Bahnhof befindet sich die Bahnhofsmission, ein Ort, den Besucher als ihre „kleine Insel“ bezeichnen. Die soziale Einrichtung ist Treffpunkt für Reisende, Suchtabhängige oder Menschen, die einfach nur zwischenmenschlichen Kontakt suchen. Der TagesSatz hat die Arbeit der Ehrenamtlichen einen Tag lang begleitet.
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wie die Straßensozialarbeit oder die Schuldnerberatung weiter, wenn die Beratung über die eigenen Kompetenzen hinausgeht. „Manchmal sprechen wir auch gezielt Leute am Bahnhof an, die uns hilf- und orientierungslos erscheinen. Denn viele trauen sich nicht nach Hilfe zu fragen“, so Moritz. „Jeder Tag ist ein Abenteuer“, erklärt sie weiter, „denn man weiß nie, was einen erwartet und auf welche Menschen man trifft“. Das bestätigt sich, als die Tür der Bahnhofsmission auffliegt und vier junge Leute aus
Kassel spontan ihre Hilfe anbieten. Die Studenten gehören einer christlichen Jugendgruppe an. Sie möchten in einem Versuch testen wie weit sie ohne Geld und Handy kommen, gemäß der christlichen Leitlinie „Gott sorgt für dich“. „Also was können wir tun?“, fragen sie. Elfi Moritz ist überrascht, aber es fällt ihr spontan eine Aufgabe für die Studenten ein: „Putzt doch die Fenster!“ Motiviert startet die junge Putzkolonne und in kurzer Zeit strahlen die Fenster der Bahnhofsmission.
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affee- und Teekannen stehen bereit, Kinderspiele stapeln sich in einem Regal, eine Blumenvase steht auf dem Tisch: Die Arbeit kann beginnen. „Wenn die Tür aufgeht, fühle ich sofort, wenn es einer Person nicht gut geht“, sagt Elfi Moritz, die seit 2004 als ehrenamtliche Mitarbeiterin tätig ist. Suchtabhängige, Obdachlose und psychisch Kranke suchen oft Rat und Unterstützung in der Bahnhofsmission. Die Mitarbeiter vermitteln dann die Ratsuchenden an soziale Einrichtungen
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TITELTH E M A „Ich habe hier Kontakt zu Menschen, die ich sonst niemals kennenlernen würde“, berichtet die Promotionsstudentin Lena Reinhardt über ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Denn die Bahnhofsmission versteht sich als eine Begegnungsstätte für jeden, über Generationen, soziale Schichten, Kulturen und Konfessionen hinweg. Es trudeln immer mehr Menschen ein, die einen Kaffee oder Tee trinken oder eine Kleinigkeit essen möchten. Die im Bahnhof ansässigen Geschäfte World of Coffee , Bäckerei Ruch und Le Crobag spenden Nahrungsmittel an die Bahnhofsmission, die sie am Tag zuvor nicht verkaufen konnten. Heute gibt es belegte Brötchen, Nusshörnchen und Früchtekuchen, die die Mitarbeiter kostenlos an die Besucher verteilen. Kirchensteuern und Spenden sind weitere finanzielle Stützen der sozialen Einrichtung. Wasser und Strom zahlt die Deutsche Bahn. Ohne Spenden und die Arbeit der Ehrenamtlichen könnte die Bahnhofsmission nicht existieren. „Wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die ehrenamtlich für uns arbeiten möchten“, meint Wolfgang Eggerichs, hauptamtlicher Leiter der Bahnhofsmission. Rund 20 ehrenamtliche Mitarbeiter im Alter von 15 bis 72 Jahren halten den Betrieb aufrecht. Die Aufgaben beschränken sich nicht nur auf das Anbieten von Getränken und Snacks oder Hilfestellungen in der Not. Eggerichs weist darauf hin, „dass wir auch Einstiegshilfen in Züge für Personen mit Mobilitätseinschränkungen und Orientierungshilfen beim Umsteigen anbieten.“ In Kooperation mit der Deutschen Bahn begleiten die Ehrenamtlichen außerdem Kinder in Zügen, die auf der Reise zu geschiedenen Elternteilen oder Verwandten sind. Zudem werden die Mitarbeiter in Fortbildungen geschult wie sie sehbehinderte Menschen führen, Erste Hilfe leisten oder brenzlige Situationen ohne Eskalation meistern können.
„Solche Situationen sind selten, aber sie kommen vor. Am besten ist es, solche Menschen zu ignorieren“, weiß Elfi Moritz aus ihrem Erfahrungsschatz. Das Publikum in dem kleinen Gebäude zwischen Gleis 4 und 5 ist bunt gemischt. Lokführer verbringen ihre Pausen dort, Reisende warten in der Wärme auf verspätete Anschlusszüge. Manch andere suchen die Bahnhofsmission auf, weil sie einfach nur reden möchten und sich einsam fühlen. „Mir fällt es schwer, Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen. Und hier ist immer jemand, der ein offenes Ohr für mich hat“, erzählt ein Besucher, der seit über 25 Jahren fast täglich seinen Nachmittag in der Bahnhofsmission verbringt. Er hat diesen Ort bereits als Schüler zu schätzen gelernt als er auf seinen Zug nach Hause warten musste. Die Bahnhofsmission ist für ihn zu einer zweiten Heimat geworden weiter. Andere genießen die Ruhe hier, abseits vom Trubel der Stadt. Oft findet ein reger Er-
Ein dickes Fell zu haben ist dabei unerlässlich. „Aber es kommt sehr viel zurück“, schildert Elfi Moritz. Es ist für sie immer wieder eine tolle Erfahrung, manche Menschen nach Jahren wieder zu treffen. Sie sehen gepflegter aus, haben einen Job oder haben ihre Sucht bekämpfen können. Dann weiß sie, dass sie mit ihrer Arbeit etwas bewirken kann. Auch wenn es oft nur kleine Anstöße sind. Die Mitarbeiter können Bände füllen mit traurigen Geschichten aber auch positiven Erlebnissen, bei denen sie Menschen in Not beistehen konnten. Ebenso interessant wie der Geschichtenschatz der Ehrenamtlichen ist die Gründungsgeschichte der Bahnhofsmission. Im 19. Jahrhundert suchten junge Mädchen vom Land Arbeit in der Stadt, um ihre Familien finanziell zu unterstützen. Sie kamen am Bahnhof an und wurden mit falschen Versprechungen in Bordelle gelockt, wo sie als Zwangsprostituierte arbeiten mussten. Ein Pfarrer gründete daraufhin 1894 die erste Bahnhofsmission in Berlin. Die Mitarbeiter empfingen die jungen Frauen am Bahnhof, bereiteten sie auf das Leben in der Stadt vor und bewahrten sie so vor sexueller Ausbeutung.
Spontane Hilfe in der Not
„Blöde Kuh!“, ruft ein Besucher, der von dem kostenlosen Essen der Bahnhofsmission nicht genug zu bekommen scheint und auch nicht bereit ist, 20 Cent für einen Kaffee zu bezahlen. TagesSatz
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fahrungsaustausch zwischen den Besuchern statt. Wo bekomme ich kostengünstiges Essen? Wer kann mir in meiner Situation am besten helfen? Erlebte Erfahrungen von Menschen, die teilweise besser Bescheid wissen als die Ehrenamtlichen selbst. Um 18 Uhr schließt die Bahnhofsmission ihre Pforte. Dass nicht immer um 18 Uhr Feierabend ist, weiß Wolfgang Eggerichs. Eines Tages standen kurz vor sechs ein LKW-Fahrer mit einem verstörten, leicht bekleideten Mann vor ihm. Es herrschten eisige Temperaturen und der Trucker erzählte, dass er den Mann auf der Straße aufgelesen habe. Eggerichs organisierte eine Übernachtungsmöglichkeit. Es stellte sich heraus, dass der Mann aus Osteuropa stammt und als Schwarzarbeiter in Deutschland tätig war. Lohn hatte er in der Zeit nie gesehen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter werden vielfach mit menschlichen Schicksalen konfrontiert.
Nur an einem Tag im Jahr ist die Tür der Bahnhofsmission in Göttingen geschlossen. Dann sind die Mitarbeiter auf Betriebsausflug. Ansonsten hat die Bahnhofsmission von Montag bis Freitag von 7 bis 18 Uhr und Samstag und Sonntag von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Und schon morgen wieder wird es in dem kleinen Gebäude zwischen Gleis 4 und 5 heißen „Eine Tasse Kaffee, bitte!“
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MEHR ZUM THEMA: Die Bahnhofsmission Göttingen ist eine Abteilung des Diakonieverbandes. Der Träger ist der EvangelischLutherische Kirchenkreis. Wer Interesse hat, die Arbeit der Bahnhofsmission als ehrenamtlicher Mitarbeiter zu unterstützen kann sich unter der Nummer 0551 / 5 61 90 melden. Auch Menschen, die Einstiegshilfen in Züge benötigen, erreichen unter der angegebenen Telefonnummer den richtigen Ansprechpartner. 13
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Freiwillig in Kassel Freiwillige oder ehrenamtliche Tätigkeit erlebt einen Boom. Gründe dafür liegen in der veränderten Arbeitswelt und im demographischen Wandel. Bei einem Gespräch mit Frank Gerhold vom Freiwilligenzentrum in Kassel spüren wir diesem Trend nach.
Nora Mey
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istorisch gesehen ist das Ehrenamt eng mit Honoratiorentätigkeit verbunden. Wer es zu etwas gebracht hatte in der bürgerlichen Gesellschaft, der saß auch einem wichtigen Verein vor, strahlte Macht und Einfluss aus und gewann sie damit zusätzlich. Auch im eher kleinbürgerlichen Verein verbindet das Ehrenamt Nützlichkeit für die Gemeinschaft mit Wichtigkeit und Bekanntheit dessen, der sich meist unentgeltlich dafür engagiert. Da Vereine allerdings auch häufig Horte der Tradition sind, wurde mit der Zeit das Ehrenamt und die damit verbundene Tätigkeit als etwas verstaubt empfunden und verlor an Popularität und Akzeptanz beim Nachwuchs.
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Das änderte sich ab den 90er Jahren, als sich insbesondere bei den Wohlfahrtsorganisationen ein Bewusstsein dafür entwickelte, dass künftige soziale Probleme sich nicht ohne freiwillige Helfer und zusätzliches Engagement der Bürger bewältigen ließen. Es galt initiativ zu werden. Von Harold Becker vom Paritätischen Wohlfahrtsverband initiiert, entstand ab 1994 in Schritten das jetzige Freiwilligenzentrum, bewusst auch mit den Begriffen der Freiwilligentätigkeit oder dem bürgerschaftlichen Engagement neue Akzente setzend. Inzwischen hat das Freiwilligenzentrum in Kassel einen hohen Bekanntheitsgrad und viel Anerkennung erlangt. Frank Gerhold, der zusammen mit Anneke Gittermann das Zentrum bereits seit 1999 leitet, hält eine „sehr passgenaue Arbeit“ und das Aufspüren von Bedarf auf Seiten der gemeinnützigen Organisationen und derjenigen, die sich engagieren möchten, für wesentlich. So gibt es beispielsweise auf der Website des Zentrums eine Suchmaschine, in die man seine Wünsche und Qualifikationen eingeben kann. Man bekommt dann Organisa14
TagesSatz
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TITELTH E M A tionen angezeigt, die entsprechenden Bedarf haben. Auf diese Weise hat der TagesSatz im vergangenen Jahr eine Redakteurin gefunden. Zur Passgenauigkeit gehört auch, neue Bedürfnisse mit älteren Organisationsformen zu verbinden. Zur Zeit versuche man gerade mit dem Kleingartenverein Mattenberg e.V. einen Generationengarten einzurichten, in dem sowohl ältere Menschen als auch ausländische Mitbürger auf neue Art und Weise miteinander Umgang pflegen können. „Meine Wunschvorstellung ist es zum Beispiel dort ein Backhaus zu haben, wo etwa mittwochs türkische Frauen frisches Brot backen können, Senioren behilflich wären und Kinder etwas lernen könnten. Dafür müssen die Regeln im Kleingarten, die zum Beispiel das Feuermachen verbieten oder die insgesamt die Tätigkeit im Kleingartenverein stark reglementieren, verändert werden“, so Gerhold. Ein Beispiel für das Aufspüren von Bedarf ist auch die Einrichtung eines „Marktplatzes“. An einem Tag im Jahr treffen sich Unternehmen und gemeinnützige Organisationen an einer Art Börsenplatz und schauen, wer für wen nützlich sein kann. Ein Beispiel: In einer sozialen Einrichtung soll ein Computernetz installiert werden. Es findet sich ein Fachmann. Wie ihn entlohnen? Die Organisation bietet letztlich ein halbes Schaf, das gemeinsam gegrillt wird. Oder eine Firma berät bei der Raumgestaltung und erhält dafür einen Fahrradcheck. Die Angebote sollen eher niedrig schwellig sein und auch als gegenseitige Bereicherung durch Einblicke in sonst vielleicht fremde Metiers und kulturelle Welten verstanden werden. Ein weiteres Projekt ist der Freiwilligentag. „Einmal im Jahr schwärmen einen Tag lang kleine Teams in der ganzen Stadt aus und vollenden bei einer gemeinnützigen Organisation ein Projekt – sei es ein Hochbeet fürs Altenheim, ein Lehmofen für ein Naturprojekt, eine Rutsche für einen Kindergarten...“ so heißt es dazu in einer Broschüre. Gekrönt wird dieTagesSatz
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ser Tag dann natürlich mit einer After-Work-Party mit Kulturprogramm und Buffet. Mit dem griffigen und anspielungsreichen Slogan „Freiwillig in Kassel“, der zunächst eher kritisch gesehen worden sei, habe man einen bemerkenswerten Marketing-Gig gelandet, so Frank Gerhold. In der Tat klingt er nicht nur in Bezug auf die Freiwilligenarbeit befeuernd, sondern verschafft indirekt auch der Stadt Kassel eine Aufwertung, die sie in der Tat in der letzten Zeit erfahren hat. Wer engagiert sich freiwillig oder ehrenamtlich? Leute, die Zeitung lesen, eher diejenigen mit einer gehobenen Bildung, Menschen, die bei Arbeitslosigkeit oder im Ruhestand eine Tagesstrukturierung anstreben oder sich neue Aufgaben erschließen möchten.
auch dieses sehr wichtig - die die Freiwilligen auch leisten möchten. Schon bei der Vermittlung solle dies für beide Seiten deutlich werden. Wiederholt spricht Frank Gerhold über eine Kultur der Anerkennung und Freude, von der die Freiwilligentätigkeit bestimmt sein soll. Gelder für die Arbeit erhält das Freiwilligenzentrum von der Stadt Kassel, dem Land Hessen und den größten Teil über Spenden zum Beispiel von der Bürgerstiftung und der Aktion Mensch. Die fehlende Spitze von circa 20 Prozent aber müsse über Anträge auf Fördergelder aus verschiedenen Töpfen gedeckt werden und diese 20 Prozent verursachten circa 80 Prozent der Arbeit, um sie zu generieren. Beschäftigt werden im Freiwilligenzentrum vier Mitarbeiter mit Dreiviertel-Stellen.
Eine Kultur der Anerkennung schaffen Im Prinzip seien alle Altersgruppen vertreten, wobei Frauen in der Überzahl sind. Der Anteil an Senioren habe sich signifikant erhöht. Überraschend zu hören: Frauen mit kleinen Kindern engagieren sich überproportional häufig. Andererseits würde es für Schüler angesichts der Schulzeitverkürzung durch die G8-Regelung offensichtlich schwieriger, sich zusätzlich zu betätigen. Der Gefahr, dass durch die Arbeit von Freiwilligen bezahlte Arbeitsplätze entfallen könnten, ist man sich im Freiwilligenzentrum bewusst. Mit einem anschaulichen Beispiel geht Frank Gerhold auf meine Nachfrage ein. Ein junger Mann, der sich zur zusätzlichen Betreuung in eine Senioreneinrichtung habe vermitteln lassen, habe eines Tages nachgefragt, ob er eigentlich auch einen Flur anstreichen solle. Man habe ihm geraten, sogleich den Pinsel niederzulegen. Generell würde man die anfragenden Organisationen darauf verpflichten, Freiwillige nur für solche Aufgaben einzusetzen, die zusätzliche Qualität zum Beispiel in der Betreuung brächten und -
Es bleibt noch zu erwähnen, dass die Arbeit des Freiwilligenzentrum auch ausgezeichnet wurde. So zum Beispiel mit zwei Innovationspreisen der Arbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen sowie vom Land Hessen im Rahmen des 1. Hessischen Demografiepreises für ein generationenübergreifendes Projekt „Famos“ (Familien ohne Sorge), über das es sich vielleicht lohnt, ein andermal genauer zu berichten.
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MEHR ZUM THEMA: Freiwilligenzentrum Kassel Spohrstr. 5, 34117 Kassel Tel. 0561/102425 www.freiwilligenzentrumkassel.de www.engagementssuche.de
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S T O L P E R S T EIN
Es ist mir eine Ehre * GLOSSE VON ROBERT HALAGAN
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enschen, die ein Ehrenamt ausüben, sind glücklicher. Denn Gutes tun, tut gut. Natürlich sind die Motivationen für ehrenamtliches Engagement dabei höchst unterschiedlich. Die einen tun es, weil es im Lebenslauf gut aussieht, die anderen, weil sie Schuldgefühle haben. Selten ist auch ein Altruist unter ihnen. Eines ist einem jedenfalls sicher: Anerkennung. Dabei hat es schon etwas Ironisches, wenn man über das Ehrenamt schreibt und damit bereits selbst eines ausübt. Möglichkeiten gibt es eben viele. Ob als Jugend- oder Sozialarbeiter, freiwilliger Feuerwehrmann, Betreuer in der Kirche oder eben auch als Redakteur beim TagesSatz – jeder dritte Bundesbürger leistet Freiwilligenarbeit.
Es sei denn man ist Frührentner. Dann dürfte es der Weihnachtspunsch oder der Silvestersekt sein, der in einem aufsteigt und dann bitter aufstößt. Immerhin kann es jene bis zu einem Drittel der Rente kosten, leisten sie Freiwilligenarbeit gegen Aufwandsentschädigung. Aber selbst schuld, man hätte ja länger arbeiten können. Dann hätte man eh keine Zeit. Und die Flausen, sich ehrenamtlich engagieren zu wollen, müsste einem der Fiskus gar nicht erst aus dem Portemonnaie schlagen. Zynisch wirkt da der vollkommen gegensätzliche Vorschlag von Bestsellerautor und Hobbyphilosoph Richard D. Precht. Jüngst forderte die vermeintli-
che Moralinstanz das soziale Pflichtjahr für Senioren. Im Prinzip keine schlechte Idee. Immerhin hat der Rentner an sich ja Zeit ohne Ende. Die geforderten 15 Stunden pro Woche sind also Peanuts. Aber wehe er weigert sich. Dann wird die Rente gekürzt. Der eine will und darf nicht. Der andere will nicht, muss aber. Ziemlich witzig, wären die Vorschläge nicht ernst gemeint. Warum nicht also gleich einen dritten hinterher schieben? Eine Art moderner Ablasshandel. Die Vorhölle hat der unfehlbare Hostiennascher zwar schon vor fünf Jahren abgeschafft. An das schlechte Gewissen hingegen hat er sich bislang noch nicht herangetraut. Wie wäre es also mit einer Pflicht zur Freiwilligenarbeit? So zehn Stunden in der Woche etwa. Und wer keine Zeit hat, kann sich mittels Spende freikaufen, um sein Gewissen zu beruhigen. Der Staat jedenfalls wäre weiter entlastet. Und wir, die Ehrenämtler, können uns mit etwas Glück vielleicht schon in diesem Jahr auf zwei, drei telegepromptete Sätze mehr freuen.
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Andrea Tiedemann
Und weil Anerkennung der Lohn für die Mühe ist, sitzen sie alle jedes Jahr ungeduldig vor der Flimmerkiste und warten auf die alljährliche Bauchpinselei. An Heiligabend ist’s der Bundespräsident. Gebannt lauschen knappe 23 Millionen vor dem Fernseher und siebzig ins Schloss Bellevue eingelade-
ne Ehrenämtler seinen warmen Worten. Am Silvesterabend darf dann die Kanzlerin auch noch einmal: „Ich danke den vielen zivilen und ehrenamtlichen Helfern in unserem Land.“ Das hat gesessen. Endlich die ersehnte Anerkennung. Zugegeben, etwas knapp formuliert. Dennoch lässt das telegeprompte Schulterklopfen eine wohlige Wärme in einem aufsteigen.
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misterQM (photocase.com)
PARAGRAPHENR E I T E R
Im Namen des Volkes
Neues von den Sozialgerichten Auch 2012 wird sicherlich ein interessantes Jahr für Empfänger von staatlichen Leistungen. Zunächst begann das Jahr recht vielversprechend, die Regelleistung wurde um 10 Euro auf 374,00 Euro für Alleinstehende angehoben. Was sich noch alles geändert hat, werden wir bei Gelegenheit hier besprechen. Wie gewohnt haben wir für Sie Urteile der Sozialgerichte gesichtet und einige veröffentlichen wir hier.
* HANS PETER PUNG Bedarfsgemeinschaft Für Leistungsträger (ARGEN bzw. Jobcenter) ist es oft schwierig, den Nachweis darüber zu führen, ob es sich bei einer Lebensgemeinschaft tatsächlich um eine Bedarfsgemeinschaft im Sinne des Sozialgesetzbuches handelt. Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber für diesen Punkt im Jahre 2006 die Beweislastumkehr eingeführt. Konkret bedeutet dies: Besteht bei einem Jobcenter die berechtigte Tatbestandsvoraussetzung, dass es sich bei der Lebensbeziehung um eine Bedarfsgemeinschaft handelt, muss der Leistungsempfänger nachweisen, dass dies nicht der Fall ist. Im Prinzip bedeutet dies, man muss nachweisen, dass man zwar unter dem gleichen Dach lebt aber dies unabhängig voneinander tut. Man bildet also keine Verantwortungs- und Einstandsgemeinschaft wie es so schön im Gesetz heißt. Sozialgericht Stade Urteil vom 03.11.2011 Az: S 28 AS 777/11 ER
Sanktionen Wird die Anbahnung eines Beschäftigungsverhältnisses durch das Verhalten des Leistungsempfängers verhindert, kann er hierfür vom Leistungs-
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träger (zum Beispiel Jobcenter) für drei Monate sanktioniert werden. Voraussetzung hierfür ist, dass dem Arbeitssuchenden ein vorwerfbares Fehlverhalten nachzuweisen ist. Im Einzelfall bedeutet dies, aus dem Verhalten des Betroffenen muss erkennbar sein, dass er nicht bereit ist, eine zumutbare Arbeit anzunehmen. Sozialgericht Stade Urteil vom 17.11.2011 Az: S 28 AS 314/11
Anmerkung: Auch unangemessene Bewerbungen können zu Sanktionen führen.
Keine Sanktionen Unterbreitet ein Jobcenter einem Bezieher von Hartz-IV-Leistungen ein Arbeitsangebot, darf dieses Angebot nicht gegen geltendes Arbeitsrecht verstoßen. Weigert sich ein Arbeitssuchender ein solches Angebot anzunehmen, darf die Behörde dieses Verhalten nicht sanktionieren. Im vorliegenden Fall haben die Richter zu Gunsten des Leistungsempfängers entschieden, weil aus dem Arbeitsvertrag die Rechte und Pflichten des Arbeitnehmers nicht genau erkennbar waren. Im Arbeitsvertrag wurden Ga-
rantieüberstunden vereinbart ohne genau die Anzahl der Stunden zu benennen. Dies ist unzulässig, weil der Arbeitnehmer damit seine genaue Arbeitszeit nicht feststellen kann. Zudem war aus dem Arbeitsvertrag nicht genau erkennbar, wie es mit der Haftung bei Unfällen (Kraftfahrer) aussieht. Auch hierin sahen die Richter eine unzulässige Benachteiligung des Arbeitnehmers, weil das Haftungsrisiko nicht abzuschätzen sei. Da solche Regelungen gegen das Arbeitsrecht verstoßen, durfte der Arbeitsuchende die Tätigkeit ablehnen. Sozialgericht Gießen Urteil vom 25.11.2011 Az: S 22 AS 869/09
Kein Leistungsanspruch Brillenträger müssen ihre neue Brille aus dem Regelbedarf der HartzIV-Leistung ansparen. Die Sehhilfe gilt nicht als Mehrbedarf sondern als einmaliger Bedarf, der in dem Zeitpunkt anfällt, zu dem die Rechnung bezahlt wird. Bayrisches Landessozialgericht Urteil vom 29.11.2011 L 11 AS 888/11 B PKH Als Quelle aller Urteile benutzten wir: www.tacheles-sozialhilfe.de
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GÖTTINGEN
Aus für Obdachlosenwohnheim? Das Göttinger Männerwohnheim der Heilsarmee steht womöglich vor der Schließung. Durch chronische Unterbelegung konnten im vergangenen Jahr laufende Kosten nicht gedeckt werden. Die Mitarbeiter der Heilsarmee sprechen von einer „Vertreibungspolitik“ seitens Stadt und Landkreis, während die Sozialverwaltung erklärt, die Einrichtung retten zu wollen.
* CARSTEN SEYDLOWSKY
Hintergrund dieser Anschuldigungen sei laut Heilsarmee eine verschärfte Sozialgesetzgebung seit Januar 2011. Seitdem würden die obdach-
Die Heilsarmee habe daraufhin versucht ein günstigeres Angebot vorzulegen, das den bisherigen Pflegesatz um die Hälfte unterbot. Da jedoch eine Fi-
Alle: Carsten Seydlowsky
urz vor Weihnachten bekam das Männerwohnheim in der Unteren-Masch-Straße Frauenbesuch: Sozialdezernentin Dagmar Schlapeit-Beck erschien zu einem Problemgespräch. „Die Sozialdezernentin hat uns mitgeteilt, dass unser derzeitiges Angebot so nicht mehr gewollt ist“, erklärt Esther Gulde, die Leiterin des Wohnheims. Ihr Mann, Klaus Gulde, fügt hinzu: „Stadt und Landkreis betreiben momentan regelrecht eine Vertreibungspolitik.“
losen Hilfesuchenden in zwei Gruppen eingeteilt: Erwerbsunfähige und (Früh-) Rentner, die Unterstützung nach dem SGB XII erhalten, bekämen weiterhin problemlos die Kosten für eine Unterbringung im Männerwohnheim von der Stadt bezahlt. Problematisch sei allerdings die Kostenübernahme für arbeitsfähige Hartz IV-Empfänger. Konnte diese Gruppe bis 2011 noch problemlos im Wohnheim untergebracht werden, lehne der Landkreis die Kostenübernahme für Menschen, die mindestens drei Stunden pro Tag arbeiten können nun ab, so die Heilsarmee. Stattdessen würden diese Männer zeitlich begrenzt in der städtischen Notunterkunft untergebracht oder müssten sich in eines der sozial randständigen Mietshäuser der Stadt einmieten, in denen oftmals katastrophale Zustände herrschten.
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Klaus & Esther Gulde
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nanzierung über das günstigere Angebot nicht mehr möglich gewesen sei, zog die Heilsarmee den Kostenvorschlag zurück. Seitdem gebe es keine weiteren Gesprächsangebote seitens des Landkreises. Diese Sparmaßnahmen seien der Grund für die beständige Unterbelegung des Männerwohnheims, da die Plätze allein mit der Gruppe der SGB XII-Bezieher nicht belegt werden könnten. „Erst wenn 16 der insgesamt 18 Plätze belegt sind, trägt sich das Wohnheim dauerhaft selbstständig“, erklärt Esther Gulde. Trete dieser Zustand nicht bald ein, so sei die Heilsarmee gezwungen, das Mietverhältnis zu beenden. Viele zum Teil langjährige Bewohner würden dadurch obdachlos, so Gulde. Zurzeit sind 14 Plätze belegt. Die Göttinger Sozialverwaltung weist indes die Anschuldigungen weit von sich. Man habe nicht die Absicht, das Männerwohnheim zu schließen, betont Schlapeit-Beck. Gegenteiliges sei der Fall: „Wir haben ein deutliches Interesse, dass dieses Gebäude für die Unterbringung von wohnungslosen Menschen unbedingt erhalten bleibt.“ Schlapeit-Beck hebt die gute Lage in Bahnhofs- und Innenstadtnähe und die konfliktarme Nachbarschaftssituation als Vorzüge hervor. Vor einem dreiviertel Jahr habe die Heilsarmee den Kontakt zur Sozialverwaltung gesucht und auf die Belegungsprobleme hingewiesen. Damals sei vereinbart worden, dass, falls sich die Situation nicht verbessere, man weitere Perspektiven besprechen müsse. Im Oktober habe man dann erschrocken über einen Artikel des Göttinger Tageblatts von den Kündigungsplänen seitens der Heilsarmee erfahren, TagesSatz
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GÖTTI N G E N falls sich die Lage bis zum Jahresende nicht ändere. „Das Thema Kündigung ist von der Heilsarmee aufgebracht worden, nicht von der Stadt“, so Schlapeit-Beck. „Deshalb waren Herr Gruß und ich Anfang Dezember in der Einrichtung, um mal zu sehen, wie es steht und ob jetzt die Kündigung auf uns zukommt. Wir wollten wissen, wie die Belegung ist.“ Der Tenor sei gewesen, dass die Heilsarmee die Belegung im nächsten Quartal weiter Beobachten wolle, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen werde. Die Stadt habe überhaupt keinen Grund tätig zu werden, wenn die Heilsarmee mit der vorhandenen Einrichtung und den dortigen Bedingungen klarkomme. Dennoch solle eine naive Unbekümmertheit vermieden werden. „Ich kann die wohnungslosen SGB XII-Empfänger nicht herbeizaubern.“ Da die Unterbringung von obdachlosen SGB XII-Empfängern problemlos finanziert wird, würde eine Vollbelegung mit diesem Personenkreis das finanzielle Auskommen des Wohnheims sichern. Problematisch findet Schlapeit-Beck die Belegung mit wohnungslosen Hartz IVEmpfängern. Anders als die Wohnheimleitung sieht sie in der vollstationären Betreuung, wie sie die Einrichtung der Heilsarmee anbietet, ein Bedarfsproblem: „Warum braucht ein arbeitsfähiger Mensch eine Rund-umdie-Uhr-Betreuung?“ Aus dieser Sicht bestünden Probleme mit der Kostenübernahme. Schlapeit-Beck verweist darauf, dass die Sozialverwaltung das SGB II-Thema nicht beeinflussen könne. Die Rechtsauslegung des Landkreises sei hierbei korrekt. Zwar bestünde aus Sicht der Stadt ein erheblicher Bedarf an Unterbringungskapazitäten für wohnungslose Menschen, allerdings nicht für eine solch intensive Betreuung. Für den Fall, dass die Belegungszahlen nicht steigen, müsse man sich Gedanken über eine Änderung des Konzepts machen, so die Sozialdezernentin. Die Sozialverwaltung hat auch bereits konkrete Vorstellungen, wie diese Konzeptänderung aussehen soll: „Man müsse eigentlich das Haus modernisieren, sodass jede Wohneinheit TagesSatz
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blematisiert noch ein weiteres Thema: „Männer und Frauen unbeaufsichtigt in einem Haus, die alle ihre Probleme haben, das wollen wir nicht, das ist zu gefährlich.“
mit einer Kochnische versehen wird.“ Dies sei auch sozialpolitisch wünschenswert, da den Menschen so möglichst viel Selbstständigkeit erhalten werde. Zudem solle der Betreuungsbedarf individuell kalkuliert werden. Dies bedeute eine Umstellung der bestehenden stationären Betreuung auf eine ambulante, stundenweise Betreuung, je nach individuellem Bedarf. „Da gibt es bestimmt Personen, die betreut werden müssen, da gehen wir auch von aus“, gesteht Schlapeit-Beck zu, „Dies soll jedoch nicht so umfangreich sein.“ Auch ein gemischtgeschlechtliches Wohnheim lasse sich
Heilsarmee bleibt bevorzugter Partner durch einen Umbau der Zimmer zu Apartmentwohnungen ermöglichen. Die Nachfrage nach einem Wohnheim für obdachlose Frauen sei vorhanden. Eine solche Änderung des Betreuungskonzepts würde aus Sicht der Sozialverwaltung eine entsprechende Auslastung sichern. Die Wohnheimleitung sieht in den Plänen der Stadt allerdings keinen möglichen Weg. Ein Umbau sei für das Wohnheim nicht zu finanzieren. Einer Aussage der Sozialdezernentin nach werde die Stadt die Kosten eines Umbaus tragen. Dies bezweifelt Gulde jedoch. Zudem komme eine Apartmentlösung schon allein deshalb nicht in Frage, da unter den Bewohnern auch Suchterkrankte sind. Hier bestehe die Gefahr, dass sich die Hausordnung nicht mehr durchsetzen lässt, befürchtet Gulde. Im Männerwohnheim gilt absolutes Alkoholund Drogenverbot. Klaus Gulde pro-
Esther und Klaus Gulde sehen in dem Verhalten der Stadt und des Landkreises eine Schikane. Die Lösung ihres Belegungsproblems sei am besten durch die Anerkennung der Einrichtung nach dem Paragraphen 67 des Sozialgesetzbuchs XII zu erreichen. Hierdurch gäbe es keine Probleme mehr, Bedürftige im Hartz IV-Bezug vorerst aufzunehmen. Dann würde nicht mehr der Landkreis, sondern die Stadt zuständig sein. Die Voraussetzungen hierfür sieht die Wohnheimleitung als gegeben. Esther Gulde erklärt, dass die Stadt allerdings kein Anerkennungsverfahren gewollt habe. Das Verfahren würde zudem mindestens sechs Monate dauern. Soviel Zeit bleibt dem Männerwohnheim wohl nicht mehr. „Wir leben seit einem Jahr in Ungewissheit. Ich weiß nicht, was ich den Leuten hier sagen soll.“, so Gulde. Die Angst der Bewohner, das Dach über dem Kopf zu verlieren ist groß. Vor Weihnachten gab es einen Suizidversuch. Auch Wilfried Kadenbach, der seit 1988 im Männerwohnheim lebt antwortet auf die Frage, was er im Falle einer Schließung täte: „Dann ziehe ich auf den Junkerberg (ein Göttinger Friedhof Anm. d. Red.).“ Die Sozialverwaltung zeigte sich bestürzt über die Vorkommnisse und beteuert, die Bewohner müssten keine Angst über ihren künftigen Verbleib haben. Man werde das Wohnrecht der heutigen Bewohner berücksichtigen. Am Ende scheint es, als haben die Parteien aneinander vorbeigeredet. Weder ist eine Kürzungspolitik bei Bedürftigen zu rechtfertigen, noch ein zu erwartendes Untergehen mit dem sinkenden Schiff wünschenswert. Es bleibt zu hoffen, dass eine Einigung gefunden werden kann, mit der sich nicht nur die Streitparteien einverstanden erklären, sondern die vor allem im Sinne der Bedürftigen ist.
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ie Idee dahinter ist, Kindern, die aus verschiedenen Gründen keine Großeltern haben, die Möglichkeit zu geben, die Vorteile einer Oma oder eines Opas zu genießen. Keineswegs sind damit etwa Hausaufgabenbetreuung oder Au-Pair Dienste gemeint. Sondern gemeinsames Abendessen, Spaziergänge und Spielenachmittage. Die Großeltern verbringen Zeit mit den Enkelkindern, die die Eltern nicht haben. Für die Familien ist dieser Service kostenlos, dementsprechend mangelt es nicht an Enkelkindern. Rar geworden sind die Großeltern. Böhnel-Rösch nennt hierfür mehrere Gründe: Ähnliche Pro-
Omas und Opas gesucht Schon sechs Jahre gibt es das Großelternprojekt des Stadtteilbüros Leineberg. Jetzt soll es eingestellt werden. Zu wenig ältere Menschen sind bereit sich freiwillig zu engagieren, berichtet die Koordinatorin des Projekts, Elsbeth Böhnel-Rösch.
* KATHARINA PREUTH gramme, wie „wellcome – Praktische Hilfe für Familien nach der Geburt“ oder „Zeit für ein Kind“, das Göttinger Patenschaftsprojekt, stehen dazu in Konkurrenz. Auch das Angebot an Ehrenämtern insgesamt sei in Göttin-
gen groß. „Wer sich freiwillig engagieren möchte, der macht das bereits an anderer Stelle.“ Hinzu kommt, dass mit einem Ehrenamt viel Arbeit verbunden ist. Hier müssen Großeltern und Familien zueinander passen. Dafür werden im Vorfeld Fragebögen ausgefüllt und Gespräche geführt. Es findet eine Überprüfung der Großeltern statt. Gleichzeitig stellen die Koordinatoren sicher, dass die Familien, die Leihoma oder den Leihopa nicht als billige Arbeitskraft ausnutzen. Für das Team des Stadtteilbüros um Böhnel-Rösch, sie selbst ist Diplom-Psychologin in Rente, und Pastor Thomas Harms keine leichte Aufgabe aber auch für die teilnehmenden Parteien zeitintensiv. Letztendlich hat Engagement und guter Wille nicht ausgereicht. Kinder ohne Oma und Opa stehen wieder alleine da. Das Großelternprojekt ist dem Problem erlegen, was den meisten ehrenamtlichen Anlaufstellen nicht unbekannt ist. In einer Gesellschaft, die auf die Hilfe unbezahlter Kräfte angewiesen ist, herrscht ein Mangel an ebensolchen. Dieser Mangel findet nicht selten seine Opfer, nämlich diejenigen Menschen, die Hilfe und Beistand dringend nötig haben. Eine Lösung für dieses Problem ist nicht in Sicht. Böhnel-Rösch resümiert, dass sich trotz des baldigen Endes ihres Projektes, der jahrelange Einsatz gelohnt hat. Noch sind fünf Großeltern im Dienst, aber über die Jahre ist es vielen von ihnen gelungen, Kinder glücklich zu machen und einige unbeschwerte Stunden mit den Kleinen zu verbringen.
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Straßengeflüster
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Im Ruhrpott tut sich einiges im neuen Jahr. Neue und größere Räume bezieht Bodo – die Straßenzeitschrift für Bochum und Dortmund – derzeit am Dortmunder Schwanenwall. Am 9. Dezember präsentierte Bodo das zukünftige Quartier bereits der Öffentlichkeit. Nun steht noch der eigentliche Umzug an. Bis zum 1. März sollen Redaktion, Vertrieb und Verwaltung sowie weitere Teams die neuen Räume bezogen haben. Pünktlich zu diesem Datum wird ein neuer Buchladen eröffnet. Neben Büromaterial und Einrichtung müssen so auch rund 15.000 Bücher mit umziehen. Der Buchladen unterstützt die Ziele Bodos, indem hier mit Hilfe gespendeter Bücher Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose durch Annahme, Sortierung und Verkauf geschaffen werden. Mit einer Spende können Helfer sowohl Umzug als auch Projekt unterstützen.
Winkeladvokat
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Der falsche Pharisäer In einer Gaststätte bestellte ein Ehepaar einen sogenannten Pharisäer. Das üblich aus Kaffee, Sahne und Rum bestehende Getränk wurde in der Werbung, die sich auf dem Tisch befand, als „Pharisäer nach Originalrezept“ angepriesen. Jedoch bemerkten die Kenner schnell, dass das Originalrezept deutlich mehr Rum erfordere. Der Wirt hingegen hielt die enthaltenen 2 cl Rum für ausreichend und klagte, nachdem das Ehepaar die Bezahlung von sieben Euro verweigerte. Damit hatte sich der Wirt nicht wirklich mit Ru(h)m bekleckert, denn dem verantwortlichen Richter schmeckte dies gar nicht. In seinem Urteil stellte er zunächst fest, dass es zwar bekannt sei, dass durchaus verschiedene Rezepte für dieses Getränk im Umlauf seien. Allerdings gehe das Originalrezept von einem Getränk aus, das hochprozentig alkoholhaltig ist und deswegen deutlich den Rumzusatz schmecken lässt. Denn das Getränk soll aufgrund des „herzhaften“
MEHR ZUM THEMA: www.bodoev.de
und „ordentlichen Schusses Rum“ als „köstliches Getränk Leib und Seele wärmen“. Das ist bei einem Rumzusatz von 2 cl nicht der Fall. So hatte sich das Gericht in Flensburg auch selbst davon überzeugt. Im Wege der Geschmacksprobe stellte es fest, dass der Pharisäer mit einem Rumzusatz von 2 cl fade und ausdruckslos schmeckt. Der Rum sei kaum auszumachen. Damit handele es sich lediglich um ein Kaffeegetränk mit geringem alkoholischen Beigeschmack, keinesfalls aber um ein köstliches, hochprozentig alkoholhaltiges Getränk. Für dieses „erheblich fehlerhafte“ Getränk müssten die Beklagten daher auch nicht bezahlen. Da hatte der Wirt die Rechnung ohne den Gast gemacht.
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Peter Mansfeld
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Jurassic Kassel * KATHARINA SCHWARZ
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er kleine Plastik-Raptor vor dem Ottoneum ist schon längst ein Bewohner Kassels. Nun trifft man die Urzeitkreaturen auch im Ottoneum an. Rekonstruktionen, Skelett-Abgüsse und weiteres Originalmaterial geben einen Einblick in die Vielfalt der Arten von Dinosauriern und ihrer Geschichte. 23 Tonnen, bis zu 18 Meter lang – der Camarasaurus grandis, ein Pflanzenfresser. „Dinosaurier!“ Das Ausrufezeichen hinter dem Titel der Ausstellung scheint Konzept zu sein. Das Ottoneum widmet sich damit einem wortwörtlich schwergewichtigen Thema. Aber nicht nur die Masse der Tiere ist beeindruckend, sondern auch die Menge an Materialien und Exponaten. Skelett-Abgüsse, die ganze Räume ausfüllen, Knochen, Fußabdrücke und weitere Funden können, in den mit Panoramen ausgekleideten Räumen, besichtigt werden. Angeordnet sind die Exponate nach Themen, wie „Stacheln und Panzer“, „Jugend“ oder „Regionales“. So kann man als Besucher eigene Forschung, je nach Interessengebiet, betreiben. Für solche ohne Vorkenntnisse ist die Ausstellung trotz der thematischen Ordnung überwältigend. Es bieten sich jedoch mehrere Möglichkeiten der Herangehensweise an, um den Überblick zu behalten. So kann man die beeindruckenden Tiere, die vor so vielen Jahrhunderten unsere Erde bevölkert haben, einfach nur auf sich wirken lassen, während man durch die Räume spaziert, oder man kann mit einer konkreten Forschungsfrage an die Ausstellung heran treten. Wieso wurden die Dinosaurier so riesig? Wie kann man einen Vegetarier von einem Fleischesser unterscheiden? In welchen Tieren leben die Gene der Dinosaurier heute noch? Oder auch: Wäre es möglich die Riesen wie in Jurasic Park wieder zu beleben?
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In einer Sonderausstellung im Ottoneum Kassel gastieren seit Mitte November letzten Jahres die Urzeitechsen. „Dinosaurier!“ begeistert noch bis zum 06.05.12 Groß und Klein.
Solche, die diese Fragen bereits beantworten können, müssen sich aber nicht langweilen. Neben einer Fülle an Informationen gibt es auch neue Forschungsergebnisse aus der Paläontologie. Kern der Ausstellung sind die Exponate des LWL-Museums für Naturkunde Münster, die, wären sie nicht nach Kassel ausgewandert, wegen eines Umbaus eingelagert worden wären. Daneben sind Originale aus der weltberühmten Dinosaurier-Fundstelle Tendaguru in Tansania zu sehen. Erweitert wird die Ausstellung durch Exponate aus dem Geowissenschaftlichen Museum der Universität Göttingen. Diese bilden durch regionale Dinosaurier-Funde einen weiteren Höhepunkt der Ausstellung. So werden Fossilien aus Niedersachsen präsentiert, die zum Teil noch nicht wissenschaftlich bearbeitet wurden.
Einen Hype wie Jurassic Park in den 90er Jahren wird die Ausstellung vielleicht nicht auslösen, aber sie ist nicht nur für solche gemacht, die bereits Fans der riesigen Urzeittiere sind. In der unvorstellbaren Zeitspanne von über hundert Millionen Jahren bevölkerten und dominierten die Dinosaurier unseren Planeten. Sie entwickelten sich zu beeindruckend großen oder auch kleinen Organismen, die uns heute befremdliche erscheinen. In „Dinosaurier!“ kann man die Barriere der Zeit überwinden, und einen Blick in die Zeit der Jura werfen.
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MEHR ZUM THEMA: Naturkundemuseum Ottoneum Steinweg 2, Kassel Öffnungszeiten: Di - Sa 10 bis 17 Uhr, Mi 10 bis 20 Uhr, So 10 bis 18 Uhr. www.naturkundemuseum-kassel.de
TagesSatz
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KA S S E L
Gibt es ein Licht im Tunnel?
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iese Verlängerung nehme ich dankend an. Natürlich mit viel Respekt und Demut. Mein Kehlkopfkrebs bedeutet das volle Programm. Auf dem OP-Tisch in acht Stunden lang aufgeschlitzt von einem Ohr zum anderen Ohr. Vielleicht bei der OP lästige Dinge entfernt, wer weiß? Ich bin jetzt wieder rhetorisch ein Baby, das sprechen lernen muss, um sich erkennbar zu machen. Egal, welche Hilfsmittel auf mich zukommen, total egal, ich will, ich muss! Auf meinem Kriegsschauplatz hatte sich ein supraglottisches Larynx-Karzinom eingenistet. Durch was auch immer, mein Kehlkopf wurde drangsaliert. Er schickte Soldaten, um zu überleben, doch der Gegner war übermächtig. Es gab Kämpfe Tag und Nacht bis aufs Blut. Mit viel Leid, Kummer und Tränen kamen auch die mentalen Störungen. Rein statistisch erklären die Ärzte das Rauchen zu 90 bis 95 Prozent als Ursache, es bedeutet das Gift Nummer 1!
System, in dem wir leben? Führt das nicht auch zu Krebserkrankungen? Ich denke mit fast 59 Jahren bedeutet Theorie nur Schall und Rauch. Die Realität fühlt sich anders an. Sie bedeutet alles. Mein Körper hatte stark gelitten. In den letzten Monaten habe ich 20 Kilo abgenommen. Das Sprechen werde ich wieder erlernen. Geduld habe ich gelernt für den Rest meines Lebens. Und nun zu den Neugierigen. Eine Chemotherapie ist hinfällig, weil vom Kopf bis zum Darm keine Metastasen aufgetaucht sind. Die Werte meiner Lymphknoten waren absolut super. Gott sei Dank. Jetzt warte ich nur noch auf das Strahlengespräch. In vielleicht sechs Wochen werde ich gnadenlosen Sonnenbränden ausgesetzt. Warten wir’s ab! Alles ist mir sehr unheimlich und ein jeder Krebspatient muss viel erdulden und erleiden. Ich wurde acht Stunden lang von vier Ärztinnen operiert. Dann kam die Intensivstation. Die Behandlungsmethoden scheinen hier sehr gut durchdacht zu sein. Ich bin voll des Lobes. Die Ärzte Schwestern, Pfleger und sonstigen Hilfskräfte geben ihr
* ARMINIUS SCHULZE Bestes. Sie stehen stets mit Rat und Tat zur Seite. Die HNO-Klinik ist außergewöhnlich. Natürlich gibt es auch Hektik und Enttäuschungen hier, doch ein jeder Patient muss sich in Geduld üben, um wieder gesund zu werden. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Dank will ich sagen: Frau Professor Ulrike, Conny, Elisabeth, Frank, Silke, Bianca, Anne, Tanja, Sonja, Ellen, Marlies, Alkis, Duc, Sonja, Andreas, Frank, Vasilios, Ralf, Karl-Heinz, Angelika, Natalie, Elke, Annerose , Ulli, Siti, Angela, Melanie , Dirk und Helmut. Arminius hat Euch in sein Herz geschlossen. Solange ich atmen kann und auch darf, werde ich Euch alle niemals vergessen. Ein Gedicht zu Ende dieser Geschichte: Wichtig, denn ist das Leben fast zu Ende, Denken und Einreißen alter Wände. Arminius 2011
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Bernd W. Pape
Doch was ist mit Umweltgiften, vor allem aber auch einem fehlgeleiteten
Hi, ich bin’s Arminius! Leider hat’s mich stark erwischt. Kehlkopfkrebs. Ich wurde bereits operiert. Das geschah am 14. November 2011. Ich lebe noch, zudem erfreue ich mich an meiner Galgenfrist, das Leben verlängert bekommen zu haben.
TagesSatz
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KASSEL
Neue und schöne Aussichten
Die Neue Galerie nach ihrer Wiedereröffnung
Nach umfassender Sanierung der Außenwand und Renovierung der Ausstellungsräume durch das Berliner Büro Staab Architekten ist die Neue Galerie Kassel seit November 2011 wieder für Besucher geöffnet. In offenen hellen Räumen werden Werke vom 19. bis 21. Jahrhundert präsentiert.
* KATHARINA SCHWARZ
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in VW-Bus, weiß, leicht verrostet, Baujahr 1961. Aus seiner Heckklappe kommend reihen sich 24 Holzschlitten. Jeder ist mit einer eingerollten Filzdecke, einer kleinen Plastik und einer Stablampe ausgestattet. Die Gegenstände sind gleich angeordnet, auf allen Schlitten bis auf einen. Dieser zeichnet sich durch die spiegelbildliche Anordnung aus.
Einer der Höhepunkte in der Neuen Galerie ist der Joseph Beuys-Raum, in dem unter anderem seine Arbeit „The pack“ ausgestellt ist. Dieser wurde als einziger Raum kaum verändert und bildet das Zentrum des Hauses. Alles darum erstrahlt in neuem Licht. Wirkten einige Räume mit ihren alten Teppichböden und dem Stellwandsystem 24
Das Gebäude an der Schönen Aussicht ist schon lange ein fester Bestandteil von Kassels Museumslandschaft, nun mit frisch renovierter Fassade und neuem Innenraum kann man zu recht von einer „Neuen“ Galerie sprechen. Die Wände sind einheitlich weiß, die Räume sind offen und hell. Teilweise erstrecken sie sich über die drei Etagen des Gebäudes. Fünf Jahre lang ist das Haus nun renoviert worden und das Ergebnis ergänzt das neue Ausstellungskonzept. Mit der Neueröffnung verschiebt sich der Schwerpunkt in Richtung 20. und 21. Jahrhundert. Es werden aber auch die Vorläufer des 19. Jahrhunderts einbezogen, wie die Künstler des Im-
Im Untergeschoss sind Wechselausstellungen geplant. Zur Eröffnung steht hier das mehrere Meter langes Schiff „Dream“ von der letzten documenta. Eine der größten Errungenschaften des Umbaus ist das große Foyer und die Loggia des Obergeschosses. Hier hat man bei klarem Wetter durch die riesigen Fenster einen beeindruckenden Blick auf die Aue. Hatte man früher oft das Gefühl in der Neuen Galerie in einer UmbauAusstellung zu stehen, weist das Museum nun alle Merkmale eines modernen Museums auf. Groß und hell bietet es eine ideale Fläche für die ausgestellten Arbeiten. Man kann gespannt sein, welche Wechselausstellungen für die nächsten Jahre geplant sind. Auf jeden Fall wird die Neue Galerie nun dem Konzept eines modernen Museums gerecht.
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Arno Hensmann
Auf den ersten Blick erschließt sich dem Besucher kein konkreter Inhalt. Das Bild wirkt befremdlich. Schlitten, die aus einem VW-Bus schwärmen, sind für manch einen kein offensichtliches Kunstwerk. Beuys Werke ergeben sich aus ihrem Kontext, haben aber auch eine Wirklichkeit, die sich aus ihrer Präsenz ergibt. Die Schlitten wirken bedrohlich. In Reihe und Glied schwärmen sie auf den Besucher zu. Man meint Bewegung zu erkennen. Auch der Titel „The pack“ (Das Rudel) hat etwas Einschüchterndes. Gleichzeitig kann man in ihnen auch eine Fluchtbewegung erkennen. Ausgestattet mit Dingen zum Überleben fliehen die Schlitten vom sinkenden Schiff, in dem Fall einem sicher nicht TÜV-zertifizierten VW-Bus.
provisorisch, so bilden sie mit den neuen hellen Böden einen wandelbaren Abbildungsraum.
pressionismus. Nach der Renovierung ist nun auch mehr Platz für die angekauften documenta-Arbeiten.
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MEHR ZUM THEMA: Standort: Kassel, Schöne Aussicht 1 Öffnungszeiten: Di-So 10-17 Uhr, Do 10-20 Uhr, Mo geschlossen, Feiertage 10-17 Uhr www.museum-kassel.de
TagesSatz
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DIE KOCHNI S C H E
Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM
Volker Stosberg (photocase.com)
Leckere Gerichte für Sie entdeckt
Kohlgerichte In der kalten Jahreszeit sehnen wir uns nach Wärme. Deshalb kommt hier gerne Deftiges auf den Tisch. Allerdings ist der Speiseplan etwas eingeschränkt, weil die Natur nicht viel Frisches hergibt. Kohl heißt die Alternative für die kalte Jahreszeit. Wir wünschen Ihnen wie immer viel Spaß beim Nachkochen.
Chinakohlpfanne (4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)
½ Chinakohl, ½ l Sahne, 4 Bratwürste, mittelscharfer Senf, Salz, Pfeffer, Öl Bratwürste in Scheiben schneiden und in etwas Öl braun braten. Den Kohl in mundgerechte Stücke schneiden. In einer großen Pfanne Öl erhitzen und den Kohl darin glasig anbraten. Aus der Pfanne nehmen. Den Bratenansatz mit der Sahne ablöschen, aufkochen lassen. Etwa 3-4 Esslöffel Senf unterrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Würstchen und Kohl zufügen, erhitzen und heiß servieren. Tipp: Fügen Sie den Senf nach und nach zu. So können Sie die Schärfe beeinflussen. Zu der Chinakohlpfan-
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ne passt Reis, Salzkartoffeln, Kartoffelpüree oder einfach nur ein frisches Bauernbrot.
Kohl aus dem Wok (4 Portionen / ca. 2,50 Euro pro Portion)
150g Brokkoli, 2 Kohlrabi, 250g Chinakohl, kleines Stück Ingwer, 2 Knoblauchzehen, Öl, Salz, Pfeffer, 2 EL Zitronensaft, Sojasauce Gemüse waschen. Brokkoli in kleine Röschen zerlegen. Kohlrabi schälen, Knolle in feine Streifen schneiden. Den Chinakohl in mundgerechte Stücke schneiden. Den Ingwer (ca. walnussgroß) schälen, würfeln. Knoblauch schälen, fein würfeln. Öl im Wok erhitzen. Knoblauch und Ingwer zufügen, glasig dünsten. Kohlrabi zugeben, anschwitzen. Brokkoli zufügen, ebenfalls anschwitzen. Chinakohl zugeben und ebenso anschwitzen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Unter ständigem Rühren solange braten, bis das Gemüse gar, aber noch bissfest ist. Mit Zitronensaft und Sojasauce abschmecken. Tipp: Reichen Sie dazu Reis.
Weißkohltopf (4-6 Portionen / ca. 1,50-2,00 Euro pro Portion)
1 mittelgroßer Weißkohl, 2 Zwiebeln, 500 ml Gemüsebrühe, 2 Tomaten, 500g Hackfleisch gemischt, Salz, Pfeffer, Öl Zwiebeln abziehen, würfeln. Kohl putzen, waschen, in mundgerechte Stücke schneiden. Tomaten würfeln. Öl in einer Pfanne erhitzen. Zwiebeln darin glasig dünsten. Hackfleisch zufügen, kräftig anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Den Kohl nach und nach zufügen, etwas mitbraten, so dass er leicht bräunt. Gemüsebrühe und Tomaten zufügen, etwa 25 Minuten bei geschlossenem Deckel schmoren lassen. Nochmals mit Salz und Pfeffer abschmecken. Tipp: Auch hierzu können Sie verschiedene Beilagen wählen: Salzkartoffeln, Reis, Nudeln oder einfach nur Brot. Ich empfehle Ihnen jedoch eine ganz spezielle Beilage: Schupfnudeln! Braten Sie dazu die Schupfnudeln (500g, gibt es in der Kühltheke) von allen Seiten goldgelb an und heben Sie sie unter den Kohltopf. Sie können auch noch einen Becher Saure Sahne unterrühren.
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K U LT U RT I P PS
GÖTTINGEN
Stille Hunde
Die Empfehlung
Im Schatten der Bombe „Der Fall Vanunu“ im Apex Göttingen Spätsommer 1986: Reporter der Londoner „Sunday Times“ erhalten Informationen über ein geheimes Atomwaffenarsenal in Israel. Mordechai Vanunu heißt ihr Informant, ein ehemaliger Nukleartechniker. Doch bevor Details veröffentlicht werden können, verschwindet Vanunu spurlos. Später wird sich zeigen, dass er Opfer des
Fr 17.02 bis So 19.02.12 Kaufpark, Gö Buchmesse Sa 18.02. bis So 19.02. 10.00 – 18.00 Uhr Lokhalle, Gö Gesund Messe Göttingen 2012 – Dienstleister und Anbieter des Gesundheitswesens der Region Südniedersachsen, Nordhessen und Nordthüringen stellen sich vor. Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro, Familien 10 Euro Mi 01.02. / 22.00 Uhr Lumière, Gö „Sommer in Orange“ – Eine Gruppe Bhagwananhänger reist von Berlin nach Bayern. Vor Ort kommt es zu witzigen Auseinandersetzungen. Eintritt: 6 Euro, erm. 5,50 Euro Do 02.02. / 9.00 – 13.00 Uhr Gründungsberatung Mobil, Gö Corporate Design - der erste Eindruck zählt. Logo, Flyer, Visitenkarten, Homepage... Was braucht man für sein Unternehmen? 26
* MELANIE SWIATLOCH
israelischen Geheimdienstes wurde. Als Landesverräter soll er vor Gericht gestellt werden. Gemeinsam mit der Göttinger Sektion von Amnesty international konzipierten die Stillen Hunde ein dokumentarisches Stück, das die Enthüllung des israelischen Nuklearwaffenprogramms vor fünfundzwanzig Jahren thematisiert. Vanunus Schicksal wirft dabei Fragen der Rechtmäßigkeit von Maßnahmen zum Schutz staatlicher Interessen auf.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Der Fall Vanunu Apex Kultur e.V., Burgstraße 46, 37073 Göttingen Mi 22.02.12 Eintritt: 13 Euro, erm. 8 Euro www.apex-goe.de www.stille-hunde.de
Anmeldung: Beschäftigungsförderung Göttingen, Tel.: 0551 400 3230, mobil@goettingen.de Gebühr: 35 Euro Do 02.02. / 19.00 Uhr Großes Bali (KUBA), Ks Lesung mit Eva Mattes: Wir können nicht alle wie Beate sein Eintritt 9 Euro, erm. 6 Euro Fr 03.02. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Joseph Vogl – Von Kollaps und Krise: Über die Strukturen des Finanzsystems. Eintritt: 9 Euro, erm. 7 Euro Sa 04.02. / 20.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Tanzz e.V.: Say Easy!: Stück über modernen Tanz, Klischees, Ästhetik und Wahrnehmung, anschl. Publikumsgespräch, Eintritt 13 Euro, erm. 8 Euro Sa 04.02. / 22.00 Uhr Irish Pub, Gö Phil Roberts – Folk, Rock Eintritt frei
So 05.02. / 16.00 – 18.00 Uhr Staatstheater (Schauspielhaus), Ks Hänsel und Gretel: Märchenspiel nach E. Humperdinck, Karten ab 21,50 Euro So 05.02. / 20.00 Uhr Pools, Gö Dan Freeman – Experimental, Indie und Rock aus Australien Mi 08.02. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö „Superhero“ – Ein Einzelgänger schlägt sich durch das Großstadtleben. Er flüchtet sich in die Rolle des eigens erfundenen Superhelden. Eintritt: 16 Euro Mi 08.02. / 20.00 Uhr Werkstatt e.V., Ks Filmforum Psyche: Persepolis (siehe auch Empfehlung Kassel!) Eintritt frei, Spende erwünscht Fr 10.02. / 17.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks Digeridoo-Workshop mit Mario Gruhn von der Gruppe Strohm, Kosten: 10 Euro, erm. 6 Euro (bitte Voranmeldung unter www.kulturfabrikkassel.de, info@kulturfabrik-kassel.de oder Tel. unter 0561/572542 Sa 11.02. / 21.00 Uhr Nörgelbuff, Gö Martin und James, Support: Maeve O’Boyle – Akustiksongs aus Schottland Eintritt: 17,50 Euro Sa 12.02. / 16.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Große Musik für kleine Menschen: EOma , Eintritt 5 Euro für Erwachsene Mi 15.02. / 18.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Premiere: Henß und Kaiser tanzen schräg: Grimmskrams, Tanztheater für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene, Stück über Märchenmotive der Gebrüder Grimm. Kinder 5 Euro, Erwachsene 8 Euro
TagesSatz
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KULTURT I P P S
Die Nacht des Musicals: Highlights bekannter Musicals. Karten ab 27,90
Die Empfehlung
Do 16.02. / 21.30 Uhr Musa, Gö U.K. Subs – Punkrock aus England Eintritt: 13 Euro Sa 18.02. / 21.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Auletta: Indie-Rock, VVK 14 Euro, AK 18 Euro Mo 20.02.12 / 22 Uhr Irish Pub, Gö Große Irish Pub Faschingsparty mit Live-Musik und Kostümprämierung Di 21.02. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks
* HARALD WÖRNER
Kassel
Agentur
Do 16.02. / 20.00 Uhr Kongress-Palais, Ks
Sehnsucht nach dem Paradies „Persepolis“ in Kasseler Werkstatt Mit autobiografischen Comics kam die Iranerin Marjane Satrapi zu Weltruhm. Weiß sind die Jasminblüten, die sich die Oma jeden Tag in den Büstenhalter legt und weiß sind auch die Stiefel der ABBA-Sängerinnen. Schwarz dagegen sind die Kopftücher und die Bärte der muslimischen Männer. Vier Bände ihrer Graphic Novel hat Sa-
trapi mit Regisseur Vincent Paronnaud im Film zusammengefasst. Anstatt dem Vorschlag Hollywoods zu folgen, einen Blockbuster zu verfilmen, nahm sie die Sache selber in die Hand. Ihr großer Ehrgeiz schlägt sich in Schnitttechnik, in ganzen Choreographien und liebevoll gewählten Kameraperspektiven nieder. In unterschiedlichen Grautönen und Schattierungen setzt Satrapi ihr eigenes Leben ins gezeichnete Bild.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Filmforum Psyche: Persepolis Mi 08.02. / 20.00 Uhr Werkstatt e.V. Friedrich-Ebert-Straße 175 34119 Kassel Tel.: 0561/777509 E-Mail: info@werkstatt-kassel.de www.werkstatt-kassel.de
Funksession: Offene Bühne Fr 24.02. / 20.00 Uhr Anthroposophisches Zentrum, Ks
Sa 25.02. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö
Di 28.02. / 19.30 Uhr Werkstatt e.V., Ks
Vortrag zum Thema „Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht“. Kostenbeitrag 6 Euro, erm. 5 Euro
„West Side Story“ Eintritt: ab 30 Euro
Vortrag und Diskussion: Wenn wir uns oft ohnmächtig fühlen... Eintritt frei
Fr 24.02. / 22.00 Uhr Exil, Gö „Klangwelt“ – Mischung aus EBM, Synthypop, 80ern, Wave und mehr. Eintritt: 3 Euro Sa 25.02. / 19.00 Uhr Bremers Weinkeller am Wall, Gö Whiskys aus Irland und Schottland mit passender Musik. Gebühr: 35 Euro
Sa 25.02. / 22.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Salsa-Disko (Eintritt 3 Euro, ab 21.00 Uhr kostenloser Anfängerkurs) So 26.02. / 11.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Theater Paka Luka: Kein Bär heißt Schneeweisschen, Stück für Kinder ab 4 Jahren, Kinder 5 Euro, Erwachsene 6 Euro
Mi 29.02. / 17.00 Uhr Kulturhaus Dock 4, Ks Spielraum Theater: Meins und Deins, für Kinder ab 2 Jahren. Kinder 5 Euro, Erwachsene 6 Euro Mi 29.02. / 20.30 Uhr Apex, Gö Fog Joggers – Alternative, Blues und Indie aus Krefeld ANZEIGE
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TagesSatz
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K U LT U R G Ö TTINGEN
Ein vergessener Schatz Die Kunstsammlung der Georg-August-Universität
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Eine der ältesten kulturellen Einrichtungen der Stadt ist vielen Göttingern erst in jüngster Zeit langsam ins Bewusstsein getreten. Dabei reicht die Geschichte der Kunstsammlung, die heute im Auditorium an der Weender Landstraße 2 beheimatet ist, bis ins Gründungsjahr der Georg-August-Universität 1737 zurück.
hr Grundbestand ging aus verschiedenen beachtlichen Schenkungen hervor und beinhaltet heute eine Sammlung verschiedenster Kunstgattungen, beispielsweise circa dreihundert Gemälde aus verschiedenen Regionen Europas. Besonders bekannte alte Meister wie Botticini und Neri di Bicci sind in den Reihen der italienischen Werke zu finden.
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Zeichnung: Van der Weiden
Die Sammlung umfasst auch einen großen Bestand an Skulpturen verschiedenster Materialien; die Älteste von ihnen ist eine Holz-Madonna aus der Zeit um 1330. Das Herzstück der Sammlung bilden die über 10.000 graphischen Blätter aus deutscher, holländischer, flämischer, französischer und italienischer Hand. Als ganz besondere Highlights der ältesten universitären Kunstsammlung Deutschlands sind die Handzeichnung des Florentiner Meisters Sandro Botticelli und eine von wenigen, noch erhaltenen, originalen Druckplatten von Rembrandt zu nennen. Diese sind nur nach vorheriger Anmeldung zu betrachten.
ten die Objekte in doppelter Bedeutung „begreifen“ können. Der Besucher bekommt die Gelegenheit verschiedenste Kunst-Gattungen an einem Ort zu sehen und das Forschen und Lehren der Kunstgeschichte mit den Studenten und Dozenten des Fachs mit zu verfolgen.
* VICTORIA HASLER
Moderne Künstler wie Goya, Nolde, Beckmann, Pechstein und Corinth sind ebenfalls vertreten und runden den Einblick in die Kunstgeschichte ab. Einen neuen Aspekt der künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten präsentieren die Bestände der internationalen Videokünstler. Zu nennen sind hier Persönlichkeiten wie Pippilotti Rist, die gegenwärtig mit einer Einzelausstellung in London vertreten ist, sowie Vito Acconci und Ulrike Rosenbach. Das besondere dieser Sammlung besteht also darin, dass das Studium der Kunstgeschichte direkt vor den Kunstwerken stattfinden kann und Studen28
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KULTUR KA S S E L
Macht Sinn ... Zumindest tut es dies umgangssprachlich: frei nach dem englischen ‘that makes sense’ wird Sinn zum Macher, statt sich passiv zu ergeben. Kein Grund zur Aufregung bei solch tatkräftigen Entlehnungen; sie bleiben in der ‘family’ – und da hört der Spaß auf?
* SARA DAVIN
M
bleibt – vollständiges Assimilieren; Latein stößt nicht auf, genauso wenig wie Anglizismen, die durch Landeszugehörigkeit – Hallo, Cowboy! – oder Internationalität bestechen. Aus Interconnected Networks wird Internet, in dem es sich ebenso gut surfen lässt wie im Netz rumhängen. Namensgebungen wie Anne’s Käse-Theke ist man vielleicht zu genießen geneigt, sogar abseits von Feinkostliebhaberei. Das englische Apostroph ist hip – modern, wer lieber latinisiert. Allerdings hört bei Angeboten wie ‚morgen’s ein Pott Kaffee’ der Genuss dann doch auf – und der
Sara Davin & Jörg Krüger
anchen schmeckt das Englische im Deutschen nicht. Doch mit einigen Begriffen unserer anglophonen Brüder können wir uns recht gemütlich an einen Tisch setzen, dem Arbeitsessen beispielsweise, der eins zu eins Übersetzung des ‘working lunch’; eingedeutsch nun auch Floskel zum Frotzeln über vermaledeiten Fischgräten. Dankbar lassen auch wir unsere Hochhäuser am Firmament kratzen, an den Wolken um genau zu sein. Hierzulande will man die ‘skyscraper’ zumindest ein wenig handfester. Brüderlich geteilt wird metaphorisches Eigentum, ohne dass fremder Beigeschmack
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MEHR ZUM THEMA: Deutsch und Englisch gehören derselben Sprachfamilie an, zeigen weit reichende Übereinstimmungen in Wortschatz, Flexion und Grammatik. Die Sprechergemeinschaft entscheidet im alltäglichen Handeln unbewusst, was Eingang in ihre Sprache findet – so auch Anglizismen und Entlehnungen.
Spaß fängt an. Wie lächerlich klang es, als die deutsche Modeschöpferin Jil Sander ihr Leben beschrieb: eine ‘giving-story’ voller ‚future-Denken’, aber von Anfang an vom ‘audience’ ‘supported’. O.K. – k.o.; man kann es auch übertreiben mit Selbstinszenierung durch Sprachmix. Dieses Jahr schmähte der Verein Deutsche Sprache René Obermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. Ein wenig Schadenfreude kommt auf, wenn dieser wegen Begriffen wie CombiCard Teens und Extreme Playgrounds als Jugendverführer tituliert wird, Schadenfreude, die übrigens auch unsere coolen Brüder deutsch empfinden, sie daheim bloß klein schreiben. Lockt Englisch aber wirklich derart? „For You. Vor Ort.“, wirbt Schlecker gerade. Was ohne Zweifel lockt, sind Burger. Die lassen sich begrifflich nicht durch das schnöde Hackfleischbrötchen ersetzen. Der Burger kann mehr – und weniger: ihn gibt es auch vegetarisch, entlehnt übrigens von ‘vegetarian’ (engl.) oder doch von ‚vegetabilis’ (lat.)? Der Hamburger zumindest war unsere Idee, 1884 benannt nach dem Hamburg Steak unserer schönen Hafenstadt. Zu hoffen bleibt, dass der Front Office Assistant Manager im Face-to-face-Marketing trotz opulentem Namen verstanden hat, dass er Verkäufer ist. Ohne ihn kein Fast Food. Wir geben ein Leibgericht und bekommen Leibeserziehung, Training: ein attraktiver Tausch. Natürlich könnten wir auch im Sporthemd schwitzen, aber warum das gemütliche Sweatshirt plötzlich abschaffen? Gegenüber dem halben Lehnwort verspricht das Fremdwort breitere Verwendbarkeit: Es kleidet so schön beim Hobby, ist günstig im Sale zu erstehen, tragbar sogar in der Happy Hour bei 4€-Cocktails, die weder nach Hahnenschwanz schmecken noch als bloße Mixgetränke erscheinen. Anlehnen macht nicht nur beim Trinken Sinn. Übernehmen ist schöner als sich einsam zu übergeben. Brechen können wir bei OutdoorBiergärten dennoch.
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Thomas Müller
H I N T E R D E N KULISSEN
Hitchcock in Farbe „Die 39 Stufen“ im Deutschen Theater Göttingen
* REZENSIERT VON CHRISTOPH PENGEL
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lles voller Schafe“, skandiert der Fahrer und meint damit nicht nur die imaginäre Herde, die seinem Wagen den Weg versperrt. Als ein lächerlicher Zufall den Akteuren mal wieder einen Strich durch die Rechnung macht, wird dem Publikum der Spiegel vorgehalten. Wer zuvor nicht wusste, was ihn eigentlich ins Theater trieb, den holt es spätestens jetzt ein: unbekümmertes Lachen angesichts unaufhörlichen Scheiterns. So findet auch der gelangweilte und „unverbesserliche Versager“ Richard Hannay den Weg ins Londoner Palladium. Während er einen zweifelhaften Gedächtniskünstler bestaunt, fallen plötzlich Schüsse. Inmitten der allgemeinen Verwirrung bittet ihn eine geheimnisvolle Frau um Unterschlupf. In seiner Wohnung enttarnt sie sich als die Agentin Annabelle Smith. Von ihr erfährt er von den 39 Stufen – einem Geheimring, der ihr auf den Fersen sei. Smith wird noch in derselben Nacht umgebracht. Der Mord wird Hannay angelastet. Von der Polizei verfolgt, macht er sich auf die Suche nach dem Anführer der 39 Stufen und ehe er sich versieht, entwickelt sich Hannay zum Protagonisten einer packenden Spionage-Story.
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Patrick Barlows Interpretation der Hitchcock-Verfilmung lebt von der Spannung zwischen künstlerischen Anspruch und darstellerischen Mitteln. Gerade einmal vier Schauspieler sollen die atemberaubende Fülle an Szenen und Figuren mit Hilfe primitivster Requisiten auf die Bühne bringen. Das Scheitern wird so zur Methode. Die Überforderung ein Moment perfekter Illusion. Michael Kessler, der den Broadway-Welterfolg für das DT-Ensemble neu aufbereitet hat, verlangt seinen Darstellern höchste Präzision ab. Und das Quartett um Nikolaus Kühn (Hannay) wird Barlows Vision vom spartanisch inszenierten 30er-Jahre-Epos mehr als gerecht. Szenen, in denen die Akteure im Sekundentakt zwischen ihren Rollen hin und her wechseln, belohnt das Publikum umgehend mit Applaus. Beeindruckend auch, wie Kesslers Personal einmal aus Leitern, Kisten und gezielten Gesten die tumultartige Kulisse eines Bahnhofs erschafft. Freunde der hohen Kunst des Slapsticks kommen im Göttinger 39-Stufen-Projekt voll und ganz auf ihre Kosten.
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TERMINE IM FEBRUAR: 06.02., 17.02. & 21.02.
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ZWISCHEN DEN ZE I L E N
Eine Frage der Ehre Schon Konfuzius (551-479 v. Chr.) wusste: „Indem der Edle ein Amt übernimmt, tut er, was er soll. Dass er allein die Welt nicht in Ordnung bringen kann, weiß er schon.“ Wir stellen drei Bücher vor, die sich mit Ehrenamtlichen und ihren Ämtern befassen.
* DANIELE PALU Leitfigur
Seniorenarbeit
8,85 Millionen Menschen leisten jeden Monat ehrenamtliche Arbeit in deutschen Sportvereinen – als Übungsleiter, Sportwart und freiwillige Helfer. Was viele aber nicht wissen: Auch die Präsidenten selbst professioneller Fußballvereine arbeiten häufig ehrenamtlich. Was sind das für Menschen, die neben ihrem Beruf die Geschicke eines Vereins leiten? Schließlich stehen sie nicht nur einem Verein, also einer Non-Profit-Organisation vor, sondern auch einem Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen. Diesem wissenschaftlich bislang wenig untersuchten Phänomen ist der Sportwissenschaftler und Soziologe Daniel Schönert nachgegangen. Seine Studie befasst sich mit den ehrenamtlichen Vorstandsvorsitzenden von Vereinen der vier höchsten deutschen Fußballligen. In einem theoretischen Teil bietet er einen Überblick über die verschiedenen Einsatzgebiete von Ehrenamtlichen im Sport. Der empirische Teil widmet sich der Auswertung von Fragebögen, die er an Fußballvereins-Präsidenten geschickt hat. So gelingt es ihm, deren Karrierewege nachzuzeichnen und Persönlichkeitsmerkmale herauszuarbeiten. Sieben anonym geführte Einzelinterviews geben darüber hinaus ungewohnt persönliche Einblicke.
Die Seniorenarbeit der Zukunft stellt ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter vor eine enorme Herausforderung: Immer mehr Menschen werden immer älter und wünschen sich ein selbstbestimmtes Leben. Rita Kusch, eine Expertin in der Seniorenarbeit, zieht daraus konkrete Konsequenzen für die Altenarbeit: weg von den eher unterhaltenden Seniorennachmittagen, hin zu einer stärkeren Aktivierung und Beteiligung. Diesem Grundgedanken trägt die Autorin mit ihrem Buch Rechnung. Für jeden Monat des Jahres hat sie unter einem festgelegten Oberthema zahlreiche Impulse für Seniorenrunden erarbeitet. Viele ihrer Ideen sind gänzlich ohne große Vorbereitung umsetzbar. Eine beigefügte CD-Rom bietet zudem Materialien, die bei der Umsetzung helfen können sowie nützliche Internetadressen. Ergebnis ist ein sehr sachkundig und liebevoll zusammengestelltes Buch, für das Betreuende und Ehrenamtliche in der Seniorenarbeit überaus dankbar sein werden. Das gerade erschienene Buch hat das Zeug zum Standardwerk!
Daniel Schönert: Präsidenten in Fußballvereinen. Waxmann, 29,90 Euro. Broschiert, 236 Seiten
TagesSatz
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Rita Kusch: Ideenbörse für die Seniorenarbeit. Gütersloher Verlagshaus, 17,99 Euro. Broschiert mit CD-ROM, 192 Seiten
Organisiert Im Rahmen einer Studienarbeit vor neun Jahren hat Sebastian Bauer untersucht, was ehrenamtlich und hauptamtlich im Sport Aktive antreibt. Dabei nimmt er auch die Gründe unter die Lupe, warum Menschen ihr freiwilliges Engagement im Sportverein beenden bzw. es erst gar nicht aufnehmen, obwohl sie grundsätzlich willens wären. Zudem wirft er die Frage auf, ob man tatsächlich von einer Krise des Ehrenamts sprechen kann, wie es in den Medien zuletzt behauptet wurde. Bauers Ansatz hat durchaus Potential. Auf kaum mehr als 30 Seiten vermag es der Autor aber, bei der Beantwortung der Fragen allenfalls an der Oberfläche zu kratzen. Das mag für eine Studienarbeit genügen. In Buchform für 18,99 Euro (eBook 11,99 Euro) ist das in jeder Hinsicht zu wenig. Sebastian Bauer: Ehrenamtlichkeit und Hauptamtlichkeit im organisierten Sport. Grin, 18,99 Euro. Broschiert, 35 Seiten (www.grin.com)
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I N D E R N A H AUFNAHME Gleich drei Filme mit einer ausgeprägten sozialen Ader: Eine starke Frau kämpft neben einem Mordfall auch mit dem Sozialamt, eine Kömodie zeigt eine Männerfreundschaft mit einem Schwerbehinderten, und unser Thementipp offenbart das harte Leben in der Obdachlosigkeit.
DVD-Tipp
outnow.ch
* CLIFFORD SPENCER
Verblendung
Ziemlich beste Freunde
Streets of New York
R.: David Fincher USA/SWE/GB/DE 2011; FSK 16
R.: Olivier Nakache, Eric Toledano F 2011; FSK 6
R.: Tim Hunter USA 1993; FSK 16
Mikael Blomkvist (Daniel Craig) hat gerade einen Verleumdungsprozess verloren. Da kommt ihm ein Auftrag des alternden Industriellen Henrik Vanger (Christopher Plummer) gerade recht, noch dazu weit abgelegen auf einer kleinen Insel im Norden Schwedens. Er soll herausfinden, was vor über 40 Jahren mit Vangers vermisster Nichte passiert ist. Bei seinen Nachforschungen trifft er auf die ebenso geniale wie verschrobene Computerspezialistin Lisbeth Salander (Rooney Mara), die ihre ganz eigenen Probleme hat. Wer regelmäßig „Tatort“ schaut, findet an der KrimiOberfläche zunächst wenig Neues. Viel spannender als die solide Handlung sind allerdings die beiden Protagonisten, allen voran Lisbeth Salander, perfekt verkörpert von Rooney Mara. Eine so vielschichtige weibliche Hauptrolle, innerlich zerrissen, wütend und stark, hat man noch nicht gesehen – außer natürlich in der schwedischen Erstverfilmung. Die Inszenierung von David Fincher („Sieben“) ist audiovisuell perfekt, schonungslos brutal, mit einer guten Balance zwischen etwas Krimi und sehr viel Charakterentwicklung.
Eigentlich kam er nur vorbei, um sich eine Absage fürs Arbeitsamt abzuholen. Driss (Omar Sy) hat weder großes Interesse daran, noch ist er sonderlich qualifiziert, um als Pflegekraft für den querschnittsgelähmten Philippe (François Cluzet) zu arbeiten. Beim „Vorstellungsgespräch“ macht sich Driss prompt an die Assistentin heran und witzelt über Philippes Musikgeschmack. Doch statt einer Absage erhält er einen weiteren Termin. Denn Philippe mag seine direkte Art und ist falsches Mitleid überdrüssig. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Driss kommt aus der Pariser Vorstadt, dem Ghetto, Philippe ist superreich und wohnt in einem goldenem Käfig. Bis auf ein paar anfängliche Reibereien, ist „Ziemlich beste Freunde“ ein erstaunlich konfliktarmer Gute-Laune-Film. Was aus Driss und Philippe wird, verrät ja schon der Titel. Sozial relevante Themen stehen meist unausgesprochen im Hintergrund. „Ziemlich beste Freunde“ unterhält lieber mit ehrlichen Lachern – und nimmt sein Publikum ernst genug, um es nicht mit rührseligen und scheinheiligen Momenten belehren zu wollen.
Matthew (Matt Dillon) ist ganz unten angekommen. Durch eine psychische Störung kann er seinen Alltag nicht mehr regeln. Er landet in Fort Washington, einem Auffanglager für Obdachlose. Es ist ein herzloser, kalter Ort, eine düstere Massenabfertigung. Dort lernt er den Vietnamveteranen Jerry (Danny Glover) kennen. Jerry nimmt sich seiner an und bringt ihm bei, wie man sein wenig Hab und Gut gegen Diebe schützt und sich ein paar Dollar mit dem Putzen von Windschutzscheiben verdient. „Streets of New York“ gehört zu den wenigen Filmen, die das Thema Obdachlosigkeit wirklich ernst nehmen. Fernab von jeglicher Freiheitsromantik á la „König der Fischer“ oder der tränenreichen Zelebrierung des amerikanischen Traums á la „Das Streben nach Glück“, zeigt dieser Film ungeschönt, fast schon dokumentarisch den amerikanischen Albtraum: unzureichende soziale Dienste, das Abrutschen in den Abgrund und darüber hinaus. Lediglich ein bisschen metaphysischer Nonsens, Matthew werden fast beiläufig heilende Hände zugesprochen, lenkt kurzzeitig von der sozialen Botschaft ab.
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DAS LE T Z T E
DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Engel gesucht
„Panama“ betreibt): „2011 haben wir einen deutlich höheren Andrang festgestellt als im Jahr zuvor.“ Während 2010 insgesamt 337 Menschen ohne Wohnung die Beratungsstelle in der Kölnischen Straße aufgesucht haben, stieg deren Anzahl im Folgejahr auf 388 an. Auch das Café in der Kölnischen Straße verzeichnete innerhalb eines Jahres einen leichten Anstieg bei den Besuchern. Waren es 2010 noch 510 Besucher, so frequentierten im Jahre 2011 bereits 535 Menschen die Einrichtung. Ein Zehntel der Klientel sind Frauen. Laut Scharenberg ist der Anstieg an Nachfrage auf einen Mangel an kleinen erschwinglichen Wohnungen zurückzuführen. Der Andrang an Studenten habe in Kassel den Markt quasi leer gefegt. „Für unsere Klientel gibt es nichts. Unsere Notwohnungen für den Übergang sind ständig besetzt.“ Den meisten habe man letztlich durch Vermittlung von geeigneten Unterkünften helfen können, so Scharenberg. Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel Tel.: 0561/707-3800 E-Mail: info@soziale-hilfe-kassel.de www.soziale-hilfe-kassel.de
GÖTTINGEN – Fliegen müssen sie nicht können, sie sollten aber ein offenes Ohr und Lust auf neue (Patienten-) Kontakte haben – die Rede ist von den „Weender Engeln“, einem neuen Projekt des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende. In Form eines ehrenamtlichen Besucherdienstes sollen freiwillige Helfer mit Patienten spazierengehen, Spiele spielen oder einfach nur zuhören. In Schulungen und regelmäßigen Treffen werden die Helfer auf ihre Aufgaben vorbereitet und bekommen Gelegenheit sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Für diese Form der sozialen Betreuung sucht das Weender Krankenhaus noch interessierte Bürger, die gerne ihre Unterstützung anbieten wollen. Weitere Informationen gibt es bei Claudia Nalepa, Tel. 0551/50341557, www.ekweende.de. (mns)
Kassel – In Deutschland leben momentan mehr Menschen auf der Straße als die Jahre zuvor. Zu diesem Schluss kommt die BAG Wohnungslosenhilfe. Auch in Kassel hat sich die Zahl der wohungslosen Menschen, die eine sichere Unterkunft suchen, um fünfzehn Prozent erhöht. Hierzu Walter Scharenberg vom Kasseler Verein „Soziale Hilfe“ (der u.a. die Tagesaufenthaltsstätte
Jörg „Yogi“ Müller
Zahl der Obdachlosen um 15 Prozent gestiegen
Tatjana Pfennig
Nächstes Mal MÄRZ-Ausgabe 2012
In der nächsten Ausgabe des TagesSatz wird es um Krieg und Flucht gehen. Thematisiert wird das Verhältnis von Türken und Kurden sowie das Zusammenleben von Israelis und Palästinensern in einem Jugendcamp. Außerdem berichtet eine Zeitzeugin von ihren Erlebnissen als Vertriebene. Kultur und Unterhaltung bieten Berichte zur documenta und zur Göttinger Müsli Company.
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TagesSatz
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Mi, Do & Fr: 17-19 Uhr Di: 15-17 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo-Fr: 9-11 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Carsten Seydlowsky, Melanie Swiatloch (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressesprecher: Kai Budler und Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: calliopa@yahoo.de Redaktion Kassel: Sara Davin, Stefan Giebel, Nora Mey, Hans Peter Pung, Claudia Alexandra Rose, Katharina Schwarz Redaktion Göttingen: Semsiye Aygir, Helene Dahlke, Robert Halagan, Katharina Kretschmer, Sandy Naake, Daniele Palu, Christoph Pengel, Katharina Preuth, Clifford Spencer, Stanislaus Stadlmann News GÖ: Melanie Swiatloch (mns) Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Helene Dahlke, Sara Davin, Robert Halagan, Katharina Kretschmer, Jörg Krüger, Nora Mey, Jörg „Yogi“ Müller, Sandy Naake, Bernd W. Pape, Tatjana Pfennig, Carsten Seydlowsky, Benedict Spermoser, Melanie Swiatloch, Andrea Tiedemann, Pia Zojer, photocase.com Umschlag: Benedict Spermoser Layout: PLAZEBO – Werbung für Gesundheit, Kultur & Soziales www.plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Harald Wörner TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 3.000
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.
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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen
EssenSAUSGABEN
Göttingen
Göttingen
Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590
Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030
Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) Weender Str. 87, 1. Stock 37073 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di, Do & Fr 14.30 - 18.00 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536
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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche
Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße
Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel
Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051
Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920
Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441
Kassel
Haftentlassene
Lebenskrisen
Göttingen
Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333
Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24 37081 Göttingen 0551/632977 Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00
Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361
Frauen in Not
Göttingen
Göttingen
Göttingen
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484
AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831
Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00
Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen
Kassel
Kassel
Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980
Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910
Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115
Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380
Rechtsberatung & Hilfe
Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190
Kassel
Kassel
Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099
Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0
Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934
Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061
Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11 37073 Göttingen 0551/7709844
Göttingen
Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690
AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0
Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00
Kassel
Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30
Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829
Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094
Wohnungsprobleme
Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0
Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004862
Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301
Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530
Kleiderkammern
Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766
DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033
Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090
Notschlafstellen
Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684
Göttingen
Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505
Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS
KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453
Suchtberatung: Drogen
Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr 0551/5473717
Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950
Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861
Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!
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DAS ALLERLETZTE
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© Basta, 09/2011
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Windausweg 60, 37073 Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa, So und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36
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Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG
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