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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, vor dem Industriezeitalter zählten vor allem Essensreste, Exkremente, Holzreste und Scherben zum Hausmüll. Essensreste wurden an Tiere verfüttert, Holzreste verbrannt und Exkremente dienten als natürliches Düngemittel. Das Abfallaufkommen war also relativ gering. Heutzutage hinterlässt allein in Deutschland jeder Mensch jährlich etwa 450 Kilogramm Müll. Die Fülle an Haushaltswaren ist in den vergangenen 150 Jahren von rund 150 auf 20.000 Gegenstände angewachsen. Viele dieser Gegenstände bestehen aus Kunststoffen, Metallen, Glas und weiteren Materialien, die sich auf natürlichem Weg kaum oder gar nicht abbauen. So bleiben sie nach ihrem Wegwerfen, ob kaputt oder nicht, lange Zeit bestehen. Dies führt zu einem großen Problem, denn lange Zeit wurde Müll lediglich auf Deponien angehäuft. Aus den Augen, aus dem Sinn. Doch der Müll ist, mit wachsenden Deponien, zu einem Umweltproblem geworden: Giftstoffe aus den Abfallprodukten verseuchen die Natur, Müllberge verschandeln ganze Landschaften. Allein in den Meeren sollen nach UN-Angaben ungefähr 18.000 Plastikteile pro Quadratkilometer herumtreiben. Hinzu kommen hochgiftige Elektroschrottmengen. Das wachsende Umweltbewusstsein, die drohende Rohstoffknappheit und die steigenden Rohstoffpreise verstärkten Bestrebungen zur Wiederverwertung von Müll. Heutzutage ist Recycling längst zu einem Milliardengeschäft geworden. Von Glas und Papier über Kunststoffe bis hin zu Elektroschrott versuchen Recyclingunternehmen kostbare Rohstoffe wiederzugewinnen. Die Branche erwirtschaftet allein in Deutschland rund 40 Milliarden Euro pro Jahr. Die April-Ausgabe des TagesSatz beleuchtet verschiedene Aspekte des Themas „Recycling“. Wie ein Recyclinghof arbeitet, beschreibt beispielsweise der Artikel „Müll ist was wert“ (Seite 14). Ein weiterer Bericht befasst sich mit dem Kunststoff- und Metallrecyclesystem des Gelben Sackes (Seite 11). Über Menschen, die der Verschwendung noch verwertbarer Lebensmittel entgegenwirken wollen und sich aus Supermarktcontainern ernähren erfahren Sie mehr in dem Artikel „Ab in die Tonne“ (Seite 12). Außerdem2 geht es in den Artikeln um Elektroschrott, eine Internetseite, auf der Benutzer kreative Recyclingideen austauschen und um Pfandsammler. Wir wünschen Ihnen eine interessante und unterhaltsame Lektüre und hoffen, dass diese Ausgabe nicht so schnell in Ihrem Papiermüll landet.

Christopher Piltz & Carsten Seydlowsky (Redaktionsleitung Göttingen) ANZEIGE

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TA G E S S AT Z INTERNATIONAL

Zurück in die Zukunft, bitte! Freya Riedlin wohnt und arbeitet in Washington, D.C., wo sie in der Frauenrechtsbewegung aktiv ist. Seit Jahren beobachtet sie mit großer Sorge, wie der Zugang zu grundlegender Gesundheitsfürsorge wie Schwangerschaftsverhütung und Abtreibung immer weiter eingeschränkt wird.

* FREYA RIEDLIN VOR ORT IN WASHINGTON

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che Gelder für Familienplanungsprogramme und Vorsorgeuntersuchungen streichen, Schulen vorschreiben, nur sexuelle Abstinenz zu unterrichten, und Apothekern erlauben, den Verkauf der Pille zu verweigern. Und es lässt nicht nach: In 2012 wurden bereits über 400 solcher Vorschläge eingeführt, unter anderem die radikale Idee, eine befruchtete Eizelle zur vollständigen Person zu erklären.

iele im christlichen Glauben haben gesagt, es ist okay, Schwangerschaftsverhütung ist okay. Es ist nicht okay. Es ist Lizenz dazu, Dinge im sexuellen Bereich zu tun, die gegen die Natur gehen. Rick Santorum, 18.10.2011 Hört man in den letzten Wochen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu, könnte man meinen, wir seien noch im letzten Jahrhundert. Anlass der aktuellen Debatte ist die umstrittene Regulierung unter der 2010 verabschiedeten Gesundheitsreform, die besagt, dass alle VorsorgeMedikamente – inklusive der Antibabypille – nun von Versicherungen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden müssen.

Freya Riedlin

Obwohl Kirchen von der Regulierung ausgenommen sind, beharren konservative Politiker darauf, dass es der erste Schritt zur Vernichtung der Religionsfreiheit sei, da unabhängige religiöse Arbeitgeber sich nicht weigern könnten, Angestellten diese Versicherung anzubieten. Für amerikanische Frauenrechtlerinnen wiederum scheint dieser Widerstand ein weiterer Schritt im sogennannten “war on women”, also “Krieg gegen Frauen” zu sein, der seit den letzten Wahlen landesweit fortschreitet.

Über das Ausmaß des feindseligen politischen Klimas war sich die amerikanische Öffentlichkeit lange nicht bewusst. Doch das änderte sich im Februar mit einem Schlag, als Susan G. Komen for the Cure, ein bekannter Verein für die Heilung von Brustkrebs, aus dem Nichts verkündete, die Gelder für über 170.000 BrustkrebsVorsorgeuntersuchungen in Planned Parenthood Kliniken zu streichen – wohl in dem Glauben, den politisch Rechten damit einen Auftrieb geben zu können, da die Kliniken schon lange im Visier konservativer Politiker sind. Doch Komen hatte sich verkalkuliert: Es folgte ein öffentlicher Aufschrei so laut, dass Komen den Plan innerhalb von Tagen verwarf.

Nur einen Monat später gerieten konservative Politiker in Teufels Küche, als sie eine Anhörung über den Versicherungschutz der Pille ansetzten und im ersten Gremium keine einzige Frau als Sachverständige hinzuzogen. Als endlich eine junge Frau über die medizinische Anwendung der Pille aussagen durfte, wurde sie prompt vom einflussreichsten konservativen Radiomoderator im Land als „Schlampe” und „Prostituierte” beschimpft – was von konservativen Politikern nur müde wenn überhaupt verurteilt wurde. Unter dem Druck der Katholischen Kirche, die Verhütungsmittel für unmoralisch hält, und der extrem konservativen politisch Rechten wird die Pille nun zum Wahlkampfthema. Doch die Rechnung wurde ohne Frauen gemacht, denn 99 Prozent aller amerikanischer Frauen, ungeachtet der Parteizugehörigkeit, haben im Laufe ihres Lebens Verhütungsmittel benutzt und sie sind nicht dazu bereit, es ohne weiteres aufzugeben. Wie sich das auf die Wahlen im November auswirken wird, bleibt mit Spannung abzuwarten.

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Kein Zweifel, dass reproduktive Gesundheit ein Thema ist. Allein in 2011 wurden in dem Sachgebiet 1.100 Rechtsvorschriften im Kongress und staatlichen Legislaturen vorgeschlagen. Zum Schluss wurden weit über 100 davon verabschiedet, die auf vielfältiger Weise den Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch erschweren oder gar unmöglich machen, staatli4

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IN H A LT

RESSOURCENRETTER 8 10 11 12 14

Was auch immer du tust: Wirf nichts weg! Liceulice / Serbia Swapping Party – Kleidertausch als Happening WIEBKE REUPERT Eigenes Handeln stärkt den Kreislauf trudi kindl Ab in die Tonne helene dahlke Müll ist was wert harald wörner

Rubriken tagesklatsch mit kaffeesatz

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mit ULRICH TUKUR HELENE DAHLKE

Göttingen 18 „Für‘n Feierabendbier reicht‘s“ sarah raymaekers 19 Zugemüllt detlef „Rocky“ bernhard 20 In Deutschland gekauft, im Kongo bezahlt zoé dubois 21 Es geht endlich weiter olaf burhenne

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Kassel 22 Besungene Herkulesmetropole claudia alexandra rose 24 Der Space-Center oder die Hölle in der Horizontalen arminius schulze 25 Von Hinrichtungen und ihren Orten KATHARINA SCHWARZ

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Editorial TagesSatz International Der Stolperstein Paragraphenreiter Der Cartoon Kultur-Empfehlungen Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn

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Carsten Seydlowsky

D A S G E S P R Ä CH

tagesklatsch mit kaffeesatz

„Wann werden Sie denn schwach?“ Ulrich Tukur ist vor allem bekannt durch seine Rolle im Oscar-preisgekrönten Film Das Leben der Anderen und als polarisierender Tatort-Kommissar. Mit der Hamburger Gruppe Die Rhythmus Boys tourte er Anfang des Jahres mit ihrem gemeinsamen Bühnenprogramm „Musik für schwache Stunden“ durch Deutschland. Vor ihrem Konzert in der Göttinger Stadthalle sprach Tukur über seine Heimatlosigkeit, den Zauber des Lebens und warum ein Neuanfang oft die richtige Entscheidung sein kann.

* HELENE DAHLKE IM GESPRÄCH MIT ULRICH TUKUR

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unächst, Herr oder Signore Tukur?

Signore ist mir ein bisschen lieber, das klingt romantischer. Also, Signore Tukur, Sie sind vor einiger Zeit mit Ihrer Frau nach Venedig gezogen. Warum damals die Abkehr von Deutschland ins für Sie „furchtbar hässliche Venedig“? Lacht laut. Ins untergehende, verschimmelte, stinkende Venedig. Warum geht man nach Venedig? Doch immer der Liebe wegen. Es muss ja einen romantischen Grund haben. Die Beziehung zu meiner Frau war damals schweren Strapazen unterzogen. In einer klaren Sekunde bot ich ihr an, sie könne sich den neuen gemeinsamen 6

Wohnort aussuchen, wenn sie es noch mal mit mir versuchen würde. Dann sagte sie Italien.

schon mal. In Italien habe ich dieses Gefühl nicht wirklich, obwohl ich es sehr liebe. Aber ich bin immer Gast.

In Venedig der Deutsche, in Deutschland der Italiener. Wo fühlen Sie sich heimisch?

Gibt es denn Dinge, die dieses Heimatgefühl ersetzen können?

Ich fühle mich nirgendwo wirklich heimisch. Mein Vater war Ingenieur und hat an sehr vielen verschiedenen Kraftwerken gearbeitet. Ich bin in allmöglichen deutschen Regionen aufgewachsen und habe einfach keine regionale Andockung. Ich würde auch nicht sagen, dass Italien meine Heimat ist. Ich weiß nicht so genau, wo meine Heimat ist. Manchmal, unvermittelt, tritt man in eine Landschaft ein, die so etwas wie ein Heimatgefühl vermittelt, wo man denkt, hier war ich

Es gibt manche Musikstücke… ich liebe zum Beispiel die Musik von Claude Debussy. Es ist wie so ein Sommerwind, der daher weht und dann kurz darauf wieder verschwindet. Französische Chansons, italienische Chansons inzwischen auch, die diese elegante, großstädtische Welt verkörpern. Eine Kultur, die mich sehr anspricht, wo ich mich auch immer ein bisschen geborgen und zu Hause fühle. Aber das ist einfach Phantasie.

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DAS GESP R Ä C H Zusammen mit den Rhythmus Boys sind Sie auf Tour mit dem Programm „Musik für schwache Stunden“. Wann wird denn Ulrich Tukur schwach? Lacht. Wann werden Sie denn schwach? Natürlich bei gutem Essen, bei einer schönen Flasche Wein. Bei allem möglichen. Immer wieder. Man wird meistens dann schwach, wenn man es gar nicht erwartet. Wenn einem der Zauber des Lebens anweht. Der kann in Form eines Augenpaares daherkommen, eines wunderbaren Gesprächs, einer Berührung, einer schönen Musik, eines tollen Essens, eines Moments, wo man die Zerbrechlichkeit der Existenz vergisst und wo man frei ist für einen kurzen Moment. Dann wird man schwach, zerfließt vor lauter Glück und Seeligkeit. Die Musik ist für Sie der Gesang des Lebens. Sie gelten als singender Schauspieler im Gegensatz zum schauspielernden Sänger. Ist der Sänger auch nur eine Rolle, in die Sie schlüpfen?

einer Ihrer größten Förderer, meinte in einem Interview, er hätte immer gehofft, Sie würden ein zweiter Gustaf Gründgens werden und beobachte nun, wie Sie Ihre Zeit und Talent verplempern. Ich habe 25 Jahre Theater gemacht. Ich bin auch nicht einer wie Gustaf Gründgens, der nur das wollte. Da war er natürlich fabelhaft. Wenn ich mich auf das Theater konzentriert hätte, dabei geblieben wäre, ja, und dann? Ich will ja nicht der absolute Meister von irgendwas sein, sondern möchte Dinge ausprobiert haben. Und es gab eine Zeit nach 25 Jahren, wo ich Geld verdienen musste. Also musste ich Film und Fernsehen machen. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass man 40 Jahre hintereinander, wie Herr Zadek das getan hat oder auch andere tun, nur dasselbe macht: in dunklen Räumen sich aufhält, das

Das war ein Spiel mit dem Genre Krimi. Ein, sagen wir mal, surreales Vergnügen. Wo man eigentlich als Zuschauer eine Reise in den Kopf dieses Kommissars antritt. Das war extrem und ich habe auch verstanden, wenn Leute sagen, ihr seid ja nicht mehr ganz bei Trost. Das ist in Ordnung. Aber da gab es Hassausbrüche, das war unglaublich. Der dritte wird nicht mehr mit dieser Krankheit zu tun haben, sondern in einem heruntergekommenen, sonderbaren Familienzirkus stattfinden, in den ich mich einschleuse, um einen Schwerverbrecher, einen unheimlichen Menschen zu enttarnen. Und es wird eine fellineske Liebesgeschichte. Und wann wird Lily, die Nuss zuschlagen? Die wird jetzt erst mal weg sein. Die wird dann zuschlagen, wenn ich das Gefühl habe, das war jetzt gut und das interessiert die Menschen nicht mehr. Dann stirbt der Kollege Murot.

„Ihr seid ja nicht mehr ganz bei Trost!“

Ja, natürlich. Die Musik ist meine Passion, aber ich bin sicherlich der bessere Schauspieler, ich bin ja kein ausgebildeter Sänger, kein ausgebildeter Pianist, schon gar kein Akkordeonist. Ich kann das alles ganz gut und kann meine Phantasie über diese Instrumente soweit ausdrücken, dass das Ganze für einen lustigen, leichten Abend trägt. Und mehr will ich auch gar nicht. Das Ganze funktioniert nur über die Freundschaft mit meinen Jungs und über den Spaß, den man am Abend hat, über die Improvisation, die passiert oder nicht passiert, über die Leichtigkeit, die sich herstellt. Ich liebe es immer, wenn Schauspielerei mit Musik zusammen kommt. Man kann, wenn man musikalisch ist, natürlich viel besser spielen. Da besteht ein Gefühl für Rhythmus und für die Musik, die in den Reimen und in der Sprache liegt. Ich mache gerne beides, aber als Schauspieler verdiene ich mein Geld.

Leben gar nicht lebt, draußen mit den Menschen überhaupt nichts zu tun hat und dann versucht, 30, 40 Jahre abzubilden, für mich geht das nicht.

Neben dem Gesang und der Schauspielerei haben Sie auch diverse Erzählungen geschrieben. Peter Zadek,

Und dann Ihr zweiter Fall, „Das Dorf“, ein sehr eigenwilliger Tatort…

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Als großer Tatort-Fan muss ich Ihre neue Reihe um Kommissar Felix Murot ansprechen, die sehr umstritten ist. Ja, ich wollte etwas Experimentelles machen. Mir war klar, dass das polarisieren würde. Aber ich finde dieses Format Tatort ist sehr robust. Und man kann, nachdem das ja nun irgendwie 750 Mal über den Bildschirm geflackert ist, auch mal was anderes machen. Natürlich soll es eine Leiche, einen Fall und eine Lösung geben. Das ist auch bei uns der Fall. Die Geschichte eines, der aufgrund einer tödlichen Diagnose in eine Parallelwelt abrutscht. Der Fall war gar nicht mal so wichtig, sondern wie geht so eine Figur mit dieser verschobenen, verrückten Wirklichkeit um.

Zurück nach Venedig: lebt dort der Schauspieler oder der Mensch Tukur? Natürlich hatte ich mir einen Status in Hamburg erarbeitet. Hätte ein Theater übernommen, wäre irgendwann in Pension gegangen… ich war noch nicht 50, da war alles passiert. Ich wollte noch mal ganz woanders hin, wo mich kein Mensch kennt, wo ich niemanden kenne. Noch mal ganz von vorne anfangen. Das war sehr anstrengend und ein bisschen bitter die ersten zwei Jahre, bis ich verstanden hatte, wie das italienische Leben läuft. Und dann fand ich es ganz toll! Wann geht es für den Signore zurück nach Italien? Anfang Februar fahre ich zurück. Fahre ich zurück! Mit dem Auto? Mit dem Auto. Lacht. Die Frau fährt. Ich sitze hinten mit dem Hund. Vielen Dank für das Gespräch.

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Jörg „Yogi“ Müller

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Was auch immer du tust: Wirf nichts weg! Eine Internet-Plattform, deren User Ideen darüber austauschen, wie sie Abfallprodukte wiederverwerten können, ist zu einer Online-Community mit mehr als 80 000 Fans geworden. Ihr Gründer erklärt, dass es dabei um mehr geht als um die Bekämpfung des Konsumdenkens: „Wenn wir etwas wiederverwerten, erneuern wir auch unsere Seelen.“ / LICEULICE – SERBIA * STREETPAPER.ORG ÜBERSETZUNG: SABINE WALTER

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an Moise gründete 2009 das Projekt „ReUseConnection“, die Facebook-Seite des Projekts hat inzwischen über 80 000 Fans. Die Idee zu diesem Projekt entstand, als Moise als internationaler Berater zur Verbesserung der Wasserversorgung und der Sanitärsysteme in Afrika, dem Nahen Osten und Asien Erfahrungen sammelte.

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Während seiner Reisen beobachtete Moise, dass in weiten Teilen der Welt Utilitarismus und ökologisches Bewusstsein aus schierer Not und Armut vorhanden sind (und nicht als gute Tat zum Schutz der Umwelt verstanden werden). Wiederverwertung wird als Möglichkeit gesehen, Geld zu sparen. Er stellte fest, dass viele Ideen zur Wiederverwertung, die lokal prakti-

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TITELTH E M A ziert werden, auch in anderen Ländern umgesetzt werden könnten. So startete er ein Projekt, um eine Verbindung zwischen den Gemeinschaften in verschiedenen Ländern herzustellen und Ideen auszutauschen. Moise erklärt, dass das Konzept hinter ReUseConnection dem „Wunsch entstammt, Utilitarismus und Erfindungsreichtum mit Konsumdenken und Verschwendung zu verbinden.“ Sein Ziel ist, ein Online-Forum zu schaffen, in dem Menschen lernen können, wie man Dinge und Materialien, die in der modernen Welt (und insbesondere in den entwickelten Ländern, aber zunehmend auch in den Entwicklungsländern) zu leicht weggeworfen werden, wiederverwenden kann. Für ihn stellt Wiederverwertung aber auch eine Sichtweise auf Dinge und Menschen dar. „Warum hat Plastik als tief in der Erde verborgenes Rohöl so viel Wert, aber keinen Wert, wenn es als Flasche oder Tüte überall auf der Erdoberfläche weggeworfen wird? Viele Probleme in der Gesellschaft haben ihren Grund in unserer Wegwerfmentalität“, erklärt er. Wenn wir lernen würden, so deutet er an, der materiellen Welt mehr Wert beizumessen, könnten wir vielleicht auch lernen, mehr Achtung gegenüber Menschen zu haben, statt sie nur als verfügbar oder ersetzbar anzusehen. „Es wird uns glücklicher und damit reicher machen: Wenn wir etwas wiederverwenden, erneuern wir auch unsere Seelen“, so Moise.

Die Website wird auch die Schaffung neuer wirtschaftlicher Möglichkeiten befürworten. Laut Moise ist eines der Kernkonzepte hinter der Website, dass „grün sein“ moralisch gut ist, aber Menschen verändern ihre Verhaltensweisen nicht nur aus moralischen Gründen. „Wirkliche Änderungen erfolgen, wenn es auch einen ökonomischen Anreiz gibt. Zu diesem Zweck wird die Website auch Unternehmer unterstützen, die ihre Ideen zur Wiederverwertung mit Geschäftsmöglichkeiten verbinden“, erklärt er. Zusätzlich ist geplant, auf der Website Dienstleistungen anzubieten, um Lehrer, Professoren, Studenten, Ingenieure, Gärtner, Designer, Architekten, Manager und Künstler sowie lokale Behörden dabei zu unterstützen, Projekte zur Wiederverwertung und zum Recycling von Abfall zu starten. Weitere Bemühungen gehen dahin, die Recycling- und Wiederverwertungszentren weltweit zu katalogisieren und den Inhalt der Website in 13 Sprachen zu übersetzen. „Das Projekt ist ehrgeizig, aber aus unserer Sicht ist es notwendig. Auf diese Weise beeinflussen wir die normalen Menschen, nicht Regierungen, und unsere Aufgabe ist es, eine Möglichkeit für den Austausch von Ideen zu bieten, da es die normalen Menschen sind, die Veränderungen auf den Weg bringen. Wir sind nur der Katalysator“, fügt Moise hinzu.

Freiwillige Helfer haben eine sehr wichtige Rolle in der Community gespielt. Laut Moise sind sie „organisch aufgetaucht“ mit dem Wunsch, die Sache zu unterstützen. So wie mit der Website Menschen in verschiedenen Ländern miteinander verbunden werden sollen, kommen die Freiwilligen, die bisher an diesem Projekt mitgearbeitet haben, von fern und von nah, wie beispielsweise aus Russland, Brasilien, Mexiko, Indien, Sambia, Bulgarien, Ungarn, Hongkong, Japan, Frankreich, Ägypten, Philippinen, Indonesien, Griechenland, Türkei, Großbritannien und Polen. Moise plant, die Website im Laufe des Jahres zu starten, hofft jedoch in der Zwischenzeit, dass weitere erfindungsreiche Recycling-Fans der internationalen Community, die er auf Facebook eingerichtet hat, beitreten werden: „Abfall ist überall um uns herum und Kreativität steckt in jedem von uns, es ist also einen Versuch wert!“, stellt er abschließend fest.

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MEHR ZUM THEMA: www.facebook.com/ ReUseConnection

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Die Internet-Plattform ReUseConnection wird beim Aufbau einer Gemeinschaft, über die die Mitglieder in der Lage sein werden, neue Einsatzmöglichkeiten für gebrauchte Materialien und Abfall zu finden, eine wichtige Rolle spielen. Die Mitglieder der Website werden kreative Ideen austauschen, wie man Abfall wiederverwerten kann. Zudem wird ein Archiv zur Verfügung stehen, in dem man nach verschiedenen Materialien, wie beispielsweise alten Flaschen, Skateboards, Umschlägen, Textilien und Gummi, suchen kann.

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T I T E LT H E M A

Swapping Party KleidERtausch als Happening In kleinen Clubs der Modemetropolen treffen sich qualitätsbewusste Kreise, um edle Stücke und Designer-Modelle zu tauschen. Vor einigen Jahren ist der Trend über den Ozean geschwappt – und hat nun auch Kassel erreicht!

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* WIEBKE REUPERT

as Prinzip ist einfach: Auf „Klamottentauschpartys“ – wie sie hierzulande heißen – treffen sich Gleichgesinnte, um ausrangierte, ausgewählte Kleidungsstücke von ideellem oder materiellem Wert zu tauschen. Die Facetten solcher Veranstaltungen sind vielfältig, ob „Nur für Prinzessinnen“ in München, bei der Matinee an der VHS von Iserlohn oder auf exquisiten Elektro-Partys in Hamburg: „Korrekte Klamotten“ sind „in!“

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Konsumkritik Kassel

Kassels erste Klamottentauschparty fand im Dezember 2011 statt (eine weitere ist im Herbst geplant). Veranstaltet von der studentisch initiierten Gruppe „Konsumkritik“, sind die Events im „karoshi“ eindeutig ausgerichtet: Bei freiem Eintritt (freiwillige Spenden für die Auslagen erlaubt) und Bio-Getränken sind Gäste jeder Kleidergröße willkommen!

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MEHR ZUM THEMA: www.konsumkritikkassel.de (mehr über diese Gruppe demnächst im TagesSatz) www.klamottentauschpartys.de (aktuelle und bundesweite Veranstaltungshinweise mit individuellen Mitmach-Kriterien)

Mitzubringen sind ausrangierte, ausgewählte (auch alltagstaugliche) Kleidungsstücke. So finden sich die Gleichgesinnten – und noch viel mehr Klamotten. Bei Musik und guter Laune werden die Sachen zunächst irgendwie sortiert – und der „Tauschrausch“ kann beginnen: ein hemmungsloses Inspizieren, Anprobieren, Ausprobieren der in jeder Menge vorhandenen – mehr oder weniger „coolen“ – Klamotten. Jeder Gast kann so viele Teile mitnehmen, wie passen und gefallen (also auch vier Teile nehmen „für“ ein mitgebrachtes, oder ein Teil mitnehmen für sechs gebrachte). Bei Bedarf können sie sogar in der Siebdruckwerkstatt „color labor“ direkt bedruckt werden (traditionell gibt es Siebdruck, Änderungsschneiderei oder anderes Upcycling).

Nach stundenlangem Treiben sind alle Beteiligten völlig reizüberflutet, um Überflüssiges leichter, vielleicht um ein neues Lieblingsstück reicher und irgendwie glücklich. Ihren Ausklang findet die Veranstaltung bei DJ`s und einem adäquaten Live-Act. Übrig gebliebene Sachen werden gespendet oder weitergeleitet, zum Beispiel an die Flüchtlingshilfe. Die Spenden vom Dezember wurden übrigens per Eigeninitiative noch mal sortiert (95% der Flüchtlinge sind Männer), per LKW ins französische Calais transportiert und dort eigenhändig unter den Neuankömmlingen verteilt.

Fakten zum Textilkonsum Mode stillt unser Bedürfnis nach Attraktivität und individuellem Ausdruck – und hat damit durchaus eine Berechtigung. Die Textilindustrie ist eins der ältesten und, gemessen an Zahl von Umsatz und Beschäftigten, eines der wichtigsten produzierenden Gewerbe. Dominiert wird der Markt von Billigprodukten, produziert mit verheerenden Folgen. • Nur 5% der in Deutschland angebotenen Textilien werden auch hier produziert. • Eine Jeans legt 60.000 km Transportweg zurück, bevor sie vor Ort auf dem Warentisch landet. • Die Produktion eines T-Shirts verbraucht etwa 10.000 Liter Wasser und stammt meist aus Ländern mit Wasserknappheit. • Beim Verkauf von Markenschuhen gehen 0,4 % an die Näherinnen, beim Ladenpreis von 100 Euro sind das 40 Cent. • 80 % der gekauften Produkte landen nach 6 Monaten auf dem Müll. • In Deutschland werden jährlich 600 kg Müll pro Person erzeugt, im europäischen Vergleich ist das überdurchschnittlich viel (400 kg davon werden recycelt, ebenfalls mehr als anderswo). TagesSatz

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Eigenes Handeln stärkt den Kreislauf In den 90er Jahren hat die Bundesregierung die Verpackungsverordnung erlassen, nach der derjenige, der Verpackungen in den Verkehr bringt, für die Rücknahme sorgen muss. Zur Umsetzung dieser Pflicht wurde das Duale System Deutschland (DSD) gegründet, das bundesweit Sammelsysteme für diesen Müll anbietet. In Kassel sind die Stadtreiniger damit beauftragt worden.

* TRUDI KINDL

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oghurtbecher, Milchkartons, Konservendosen – kurz alle Verpackungen, die nicht in den Glasoder Papiercontainer gehören, lassen sich über den „Gelben Sack“ entsorgen. Die Abholung und Entsorgung haben die Verbraucher bereits beim Kauf der Produkte bezahlt. Auf diesem Weg werden jährlich circa 4.500 Tonnen Leichtverpackungen in Kassel gesammelt.

Allerdings sind nicht alle Kunststoffe so einfach zu verwerten. In aufwändigen Verfahren können sie dennoch genutzt werden. So werden Getränkekartons, die meist aus Zellulosefasern, Polyethylen- und Aluminiumfolien bestehen, zunächst einmal mit Wasser so lange „geschleudert“, bis der Papieranteil aufweicht und sich die Folien ablösen. Aus den so gewonnenen Papierfasern werden Wellpappe oder Eierkartons hergestellt. Die Folienreste helfen in der Zementindustrie Energie zu sparen und die Verarbeitungseigenschaften des Zements zu verbessern. Aber auch Blumenkästen, Abflussrohre, Parkbänke oder Lärmschutzwände werden inzwischen aus den ausgedienten Verpackungen produziert. Die Palette der Recyclingprodukte ist vielfältig, und sie wächst stetig. Unsere Rohstoffe sind endlich. Deshalb müssen wir sie hochwertig wieder einsetzen. Kritisch muss man allerdings festhalten, dass der ökologische Aufwand zum Einsammeln, Sortieren und Wiederverwerten des Mülls recht hoch ist. Dabei ist aber in den letzten 20 Jahren gerade die Wieder-

verwertung von Kunststoffen einfacher geworden und soll noch weiter entwickelt werden. Neue gesetzliche Vorgaben schreiben ab 2015 die Wertstofftonne vor, in der nicht nur Verpackungsmüll, sondern auch Kinderspielzeug aus Kunststoff, Pfannen oder alte Kochlöffel aus Plastik und Metall entsorgt werden können. Jeder kann mit seinem Verhalten dazu beitragen, dass Kunststoffe und Metall zunehmend wiederverwertet werden. Beim Einkauf sollten Verbraucher vermehrt Recyclingprodukte wählen, die zum Beispiel am Umweltzeichen „Blauer Engel“ erkennbar sind. Damit jeder mit seinem Müll richtig umgehen kann, geben die Stadtreiniger jährlich einen Abfallkalender heraus. Dort werden die verschiedenen Müllarten und ihre Trennung mit Beispielen erklärt. In vielen Miethäusern hängen dazu Plakate.

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MEHR ZUM THEMA: Abfallberatung: Tel. 50030. Im Innenstadtbüro in der neuen Fahrt kann man sich persönlich beraten lassen. Unter www.stadtreiniger.de findet man neben vielen wichtigen Informationen die nächste Sammelstelle.

Jörg „Yogi“ Müller

Im Herbst werden die gelben Säcke an alle Haushalte verteilt. Alle 14 Tage werden sie abgeholt und zur Umladestelle nach Lohfelden gebracht. Hier wird der Verpackungsmüll verdichtet, in Container verladen und an verschiedene Sortieranlagen weitergeleitet. Dort wird der Inhalt nach unterschiedlichen Materialien sortiert, damit ein sinnvolles Recycling auch möglich ist: Metallverpackungen beispielsweise werden mit Magneten vom restlichen Müll getrennt. Ebenso wie Glas kann Metall beliebig oft ohne Qualitätsverlust wieder verwertet werden. Das schont Rohstoffe, macht weite Transportwege überflüssig und spart Energie. Getränkeflaschen aus PET, die unter anderem als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Polyesterfasern dienen, werden von

der Textilindustrie zu Pullovern und Jacken aus Fleece verarbeitet.

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Privat

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Ab in die Tonne Laut einer aktuellen Studie des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) werden jährlich knapp elf Millionen Tonnen Lebensmittel als Abfall entsorgt. Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen und sich dem Profitwahn der Supermärkte zu entziehen, üben immer mehr Aktivisten in einer juristischen Grauzone kreative Konsumkritik: im Supermarktmüll gehen sie auf Lebensmittelsuche.

* HELENE DAHLKE

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an, Michael und Hannes (alle Namen von der Redaktion geändert) machen sich fertig. Ein Mal die Woche treffen sie sich nach Ladenschluss, um durch Mülleimer Göttinger Supermärkte zu wühlen und noch verwertbare Lebensmittel aufzuspüren. Im Fachjargon bezeichnet man diese Mitnahme weggeworfener Nahrungsmittel aus Abfallbehältern als „Containern“, „Dumpstern“ oder auch „Mülltauchen“. Aufmerksamkeit zu erzeugen und nachhaltiges Haushalten gelten als ihre Hauptmotivationen. „Nötig haben wir das alle nicht“, erklärt Jan, „aber wir wollen verstärkt die Ressourcen schonen. Think globally, act locally.“ Den hohen Unterhaltungswert, den das Containern für sie zusätzlich darstelle, bestreiten sie nicht. Manchmal könne es aber auch frustrierend sein, wenn man von Supermarkt zu Supermarkt gehe und feststellt, andere waren schon vor einem da. TagesSatz

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TITELTH E M A An diesem Abend scheinen sie Glück zu haben. Ausgerüstet mit Handschuhen, Kopflampen, Rucksäcken, Dreikantschlüsseln und einer Jonglierstange machen sich die zwei Erstsemester der Geisteswissenschaften und der Naturschutzstudent auf den Weg zu ihrer ersten Anlaufstelle: der Hof einer Großbäckerei in Weende. Der große Container mit einem Fassungsvermögen von circa 40 m³ steht frei zugänglich direkt am Bürgersteig. Früher hatten sich die einzelnen Dumpster-Gruppen untereinander abgesprochen und eine Stange zum Öffnen des Behälters in einem angrenzenden Gebüsch versteckt. Heute wird Michaels Jonglierstange zweckentfremdet und zum Aufkurbeln des Containerdeckels verwendet. Obwohl man hier Abfälle vermuten sollte, steigt einem sofort der bekannte Geruch von frisch gebackenen Brötchen und süßen Kuchenstücken in die Nase. Die „ContainerAnfänger“, wie sie sich selbst bezeichnen, trauen ihren Augen nicht. Der Behälter, der erst nach Besteigen einer fünfsprossigen Leiter einsehbar ist, ist randvoll gefüllt mit Vollkorn- und Weißbroten, Laugenstangen, Schokoladenkuchen und Plunderteilchen. Euphorisch klettern sie in den großen Container und füllen ihre Tüten und Rucksäcke mit den Teigwaren vom Vortag. Das Wort „Jackpot“ fällt häufiger an diesem Abend. Obwohl der Hof hell erleuchtet wird, können sie in Ruhe vorgehen. Kein Passant bleibt stehen, kein Nachbar kommt hektisch aus dem Haus gerannt, kein Nachtwächter mit kläffendem Schäferhund versucht die Drei vom Hof zu vertreiben.

denen der Supermarkt den restlichen Hausmüll entsorgt. Zwar entweicht aus diesem ein übelriechender Geruch, doch findet man hier zwischen matschigen Gurken und fauligen Resten von der Frischtheke noch Überraschungseier, Schokoladentafeln und Spaghetti-Packungen. Michael gibt zu, dass er hier langsam an seine „Ekelgrenze“ stoße. Aber meistens entschädige die nächste Tonne für die eine Unappetitliche. Und auch heute behält er Recht: Beim letzten Supermarkt in der Innenstadt befinden sich haushaltsübliche Mülleimer in einer offenen Garage. Auf dem Boden verteilt liegen Champignons, Honigmelonen und Mangos. Sehr zufriedenstellend fällt ihre Bilanz des Beutezugs aus: „Ein guter Tag.“ Obwohl die Drei unglaublich viele gut erhaltene Lebensmittel aus den Abfallbehältern fischen, be-

sein, dass sich die potentiellen Kunden nicht in den Containern selbst bedienen.” In manchen Fällen könne sogar von einem besonders schweren Diebstahl gesprochen werden, „wenn der Täter zur Tat in einen umschlossenen Raum einbricht oder einsteigt.“ Der Einsatz von Michaels Jonglierstange oder auch das Öffnen der Gittertür würden jedoch nicht die Voraussetzungen eines Einbrechens erfüllen, so Murmann weiter. Dennoch kommt es immer wieder zu kleineren Anzeigen gegen Mülltaucher, die in der Regel aber nicht weiterverfolgt werden. Erst im Januar wurde ein 52-jähriger Mann vom Amtsgericht Lüneburg vom Verdacht des Hausfriedensbruchs freigesprochen. Er war beschuldigt worden, einen Müllsack voller Kekse aus der Mülltonne einer Großbäckerei entwendet zu haben.

Mit dem Containern gegen die Wegwerfgesellschaft.

Ähnlich erfolgreich ist die Bilanz bei den weiteren zwei Stationen ihrer Route. Beim Supermarkt um die Ecke befinden sich am Ende einer kleinen, abschüssigen Rampe vier kleine Container hinter einer verschlossenen Gittertür. Durch einen einfachen Handgriff lässt sich diese öffnen und schon entdecken die Mülltaucher hier zahlreiche reife Bananen, Tomaten, Feldsalat, Wirsing und Orangen. Gleich oberhalb der Rampe stehen zusätzlich unverschlossene Müllbehälter, in TagesSatz

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legt die Studie des BMELV, dass der Supermarktmüll lediglich fünf Prozent der deutschen Lebensmittelabfälle darstelle. Aber gerade eine solche Ausbeute, wie an dem beschriebenen Abend, bestärkt die Mülltaucher weiter gegen die Profitgier der Supermärkte zu kämpfen. Die Frage stellt sich, ob die Lebensmittel nicht dennoch dem Supermarkt gehören. Und denken sie nicht darüber nach, ob ihr Vorgehen eine mögliche Straftat darstelle? Ihnen sei bewusst, dass sie sich in einer „juristischen Grauzone“ bewegen, aber für sie rechtfertigt das politische Statement die Tat. Laut Professor Uwe Murmann vom Institut für Kriminalwissenschaften der Georg-August-Universität Göttingen stellt das Containern im Regelfall einen Diebstahl und Hausfriedensbruch dar, da es sich bei den weggeworfenen Lebensmitteln um Eigentum der Supermarktfiliale handle. Durch die Entsorgung in den Abfallcontainer wird dieses Eigentum nicht aufgegeben. „Da die Märkte am Verkauf ihrer Waren interessiert sind, werden sie auch deshalb in aller Regel daran interessiert

Jan, Michael und Hannes sind demnach keine Einzelkämpfer. Robert und Lasse, beide Studenten an der naturwissenschaftlichen Fakultät, fahren ein Mal wöchentlich zu einem abseits gelegenen Supermarkt im Süden der Stadt. Ihrer Meinung nach produzieren die Supermärkte zu viel. Durch das Containern wollen sie sich dem Profitwahn entziehen und das dadurch gesparte Geld zielgerichteter ausgeben. Zum Beispiel kaufen sie die übrigen Lebensmittel nur auf dem Markt von lokalen Betrieben. Sie sind sich bewusst, dass sie auf die Kulanz der Supermarktleiter angewiesen sind. Nur so lange sie nicht ihre Absperrungen verstärken oder ausbauen, sei Containern überhaupt möglich. Unterschwellig kritisieren sie aber auch das gestiegene Medieninteresse an diesem nicht mehr ganz so neuen Phänomen. „Es ist ja schon chic zu Containern!“, bilanziert Robert etwas schwermütig.

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MEHR ZUM THEMA: Die vom BMELV veröffentlichte Seite finden Sie unter www.bmelv.de. Den genauen Weg der Lebensmittelproduktion und Entsorgung stellt Valentin Thurn in seinem Film Taste the Waste anschaulich dar.

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stadtreiniger.de

T I T E LT H E M A

Müll ist was wert Das Recycling von Abfall wird zunehmend wichtiger. Dadurch werden nicht nur Sekundärrohstoffe wie Glas, Metall oder Papier wieder dem Wertstoffkreislauf zugeführt. Wir schonen dadurch auch die Umwelt und nachwachsende Rohstoffe.

* HARALD WÖRNER

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er Gesetzgeber regelt den Umgang mit diesen Stoffen im Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz und hat dort einen FünfStufen-Plan entwickelt. „Am Anfang steht Abfallvermeidung“, so Pressesprecherin Birgit Knebel. „Im nächsten Schritt bereiten wir gesammelte Stoffe zur Wiederverwertung vor. Als weitere Maßnahme führen wir vorsortierte Materialien dem Recycling zu. Das kann, um das Beispiel Elektroschrott zu nehmen, in Zusammenarbeit mit örtlichen Verwertern geschehen, die beispielsweise die Fernseher fachgerecht demontieren.“ Außerdem hat der Entsorgungsbetrieb die Möglichkeit, den Restmüll im Müllheizkraftwerk Kassel (energetische Verwertung) zu verbrennen und sorgt somit für eine ortsnahe Entsorgung.

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Um das Bewusstsein für Abfallvermeidung zu schärfen, setzen Frau Knebel und ihre Kollegin Frau Funke auch auf die junge Generation. Frau Funke bietet im Recyclinghof Kassel Führungen für Erwachsene und Kinder an. Denn: „Kinder wissen heute schon vieles, was Rohstoffschutz und Müllvermeidung betrifft. Wichtig ist, dass wir Erwachsenen ihnen da ein Beispiel und Vorbild geben“, so Funke. Dies konnte ich bei einer Recyclinghof-Besichtigung erleben. Funke saß mit Schülern im Tagungsraum und fragte diese, wie sie ihr Pausenbrot einpacken. Der Großteil TagesSatz

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TITELTH E M A antwortete, dass sie Essen und Trinken in auswaschbaren Brotdosen und Trinkflaschen mitbringen. Kassel schafft es mittlerweile, zwei Drittel des Gesamtmülls der Wiederverwertung zuzuführen. Diese Bilanz möchten die Stadtreiniger Kassel verbessern: „Das an und für sich gute Ergebnis ist aus unserer Sicht noch steigerungsfähig. Das liegt auch daran, dass nicht alle Kunden Hausmüll zielstrebig von den Bioabfällen trennen. Da ist noch Aufklärung nötig.“ Um die Recyclingquote weiter zu verbessern, soll nach Vorstellung des Gesetzgebers neben der konsequenten Getrenntsammlung von Bioabfall ab 2015 auch die Einführung von Wertstofftonnen umgesetzt werden, in der Kunststoffe/Metalle gesammelt werden sollen. Die Stadtreiniger Kassel planen eine solche Tonne, die neben Kunststoffen und Metallen auch für Leichtverpackungen aus dem gelben Sack genutzt werden kann. Dazu bedarf es jedoch der Zustimmung der Dualen Systeme.

ben. Bei Elektroschrott arbeiten die Stadtreiniger Kassel mit der „Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Hessen und Thüringen eG“ zusammen. Öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger, wie die Stadtreiniger Kassel trennen den gesammelten Elektroschrott in fünf Gruppen und stellen diesen zur Abholung bereit. Falls keine Eigenvermarktung (wie über die Genossenschaft der Werkstätten) vorgenommen wird, liegt der weitere Entsorgungsweg in den Händen der EAR (Stiftung Elektro-Altgeräte Register). Die Hersteller der Elektrogeräte, die aufgrund einer Rechtvorschrift für die umweltverträgliche Entsorgung verantwortlich sind, haben die EAR gegründet, die diese Aufgabe übernimmt. Die Stadtreiniger arbeiten bei der Verwertung mit lokalen Betrieben zusammen: „So wird das Altpapier in Kassel aufbereitet (zu Ballen verpresst) und

Müll aus Nordhessen in das Müllheizkraftwerk Kassel und sorgt somit für einen Ausgleich, insbesondere durch Gewerbe-Abfälle.“ Seit 2010 erheben die Stadtreiniger für die Abfuhr von Baum- und Heckenschnitt, Elektroschrott und Sperrmüll eine Transport-Pauschale. Dies hat aber nicht zu einem Anstieg an illegalen „Wildablagerungen“ geführt. Im Gegenteil, so Frau Knebel: „Ähnlich einer Sammelbestellung im Versandhaus wollen wir erreichen, dass Kunden nicht wegen kleinerer Gegenstände ein großes Müllfahrzeug anfordern. Wir ermutigen daher benachbarte Haushalte, sich bei Bedarf abzusprechen. Dann kann die Abfuhr kostengünstiger organisiert werden.“ Seit Einführung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes sind gut fünfzehn Jahre vergangen. Die Abfallwirtschaft ruht sich aber nicht auf den Lorbeeren aus, sondern blickt in die Zukunft: „Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft ist es nötig, immer einen Schritt voran zu gehen. Die Technik entwickelt sich weiter. Viele Wertstoffe sind daher besser trennbar als früher. Heute können die Sortieranlagen durch ausgereifte Trenntechnik viele Kunststoffarten wieder voneinander absondern und für eine bessere Weiterverwertung sorgen. So entstehen heute aus Kunststoff-Recyclat Fleece-Pullis, Dämmstoffe für den Hausbau und vieles mehr. Durch steigende Rohstoffpreise wird es immer wichtiger, die Sekundär-Rohstoffe einer Wiederverwertung zuzuführen. Auch bei nachwachsenden Rohstoffen wie Holz sind wir gefordert, durch Zugabe von Altholz und -papier die Rohstoffvorkommen zu schonen und zu schützen.“

Recycling ist auch Umweltschutz

Zu den Recyclinghöfen Königinhofstraße und Dittershäuser Straße soll ein weiterer im Kasseler Westen hinzukommen. Da sich die Grundstücksuche in mehreren Stadtgebieten nicht ganz leicht gestaltet, denkt der Entsorgungsbetrieb auch über andere Vorschläge nach.

geht zur weiteren Verwertung in die Papierfabriken nach Witzenhausen und Diemelstadt. Die Altmetalle zum Altmetallhändler und darüber zur Einschmelze. Umliegende Landwirte erhalten das Laub im Herbst zur Verwertung auf ihren Feldern. Und das Heizkraftwerk Mittelfeld verbrennt Holzabfälle und gewinnt daraus Energie“, sagt Frau Knebel.

Eine Möglichkeit bieten mobile Recyclinghöfe, die zu bestimmten Tagen und Zeiten gezielt Stadtteile anfahren. Die Bürger können dort Wertstoffe abgeben. Als weiterer Gedanke stehen sogenannte Wertstoffinseln im Raum. Auch hier können Bewohner mitgebrachte Stoffe entsorgen.

Die Stadtreiniger Kassel sind selbst Entsorgungsfachbetrieb und prüfen bei der weiteren Verwertung ihrer Abfälle, ob ihre Entsorgungspartner die gesetzlichen und umwelttechnischen Anforderungen einhalten.

Im Gegensatz zum Gelben Sack, der ein „Hol-System“ darstellt, gilt im Recyclinghof das Prinzip des „Bring-Systems“. Nutzer können Wertstoffe wie Altpapier, Altglas, Sperrmüll Baumund Heckenschnitt, Kunststoff-Folien aus Polyethylen, weiße saubere Styroporformteile, Altkleider, Schuhe, Elektro- Groß- und Kleingeräte, Korken und Schrott kostenlos abgeTagesSatz

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Konsequente Vorsortierung und Lenkung durch Getrennt-Sammlungen führt aber auch zu einem Ergebnis: der Restmüll verringert sich genau um den Teil, der der Wiederverwertung zugeführt wird. Doch in der Hinsicht beruhigt mich Frau Knebel: „Abfall als solcher ist immer vorhanden. Auch die Menge des Hausmülls bleibt in Kassel relativ konstant. Durch ein verbessertes Abfall-Management kommt

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MEHR ZUM THEMA: www.stadtreiniger.de (Im Verschenk- und Tauschmarkt können unter anderem Kleidung, Möbel oder Pflanzen weitergeben werden) Konrad Soyez, Dieter Baier: Weniger Abfall, mehr Wert: Müllvermeidung, Recycling, Second Hand und Co., 2009 Beuth Verlag Berlin, Wien, Zürich 15


S T O L P E R S T EIN

Sammeln und Recycling – ein historischer Streifzug * GLOSSE VON SANDY NAAKE

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eutschland ist weltweit Vorreiter in Sachen Sammeln und Recycling. Die Ursprünge dieses Umstands reichen jedoch weit zurück – in prähistorische Zeiten.

Jörg „Yogi“ Müller

Bereits der grobschlächtige Neandertaler sammelte in unseren Breiten Früchte und Nüsse. Die Frage der Wiederverwertung gestaltete sich einfach: Er hat die Naschwaren aufgegessen. Jahrtausende später, der Mensch ist mittlerweile sesshaft geworden, kam er auf die Idee, Götter für jeden Bereich des Lebens zu sammeln. Die Germanen zählten auf den Segen von Thor, Freya und Odin. Der Katholischen Kirche war die Götzensammlung jedoch ein Dorn im Auge: Die germanischen Götter wurden zu einem einzigen Gott recycelt. Die Christen fällten Eichen zuhauf, um die Allmacht Thors in Frage

zu stellen. Selbst die heidnischen Feiertage modernisierten die kirchlichen Vertreter und erfanden religiöse Gedenktage wie Allerheiligen. Im Mittelalter hatte das Sammeln von kuriosen Ideen des Weltbildes, dass die Erde eine Scheibe und Mittelpunkt des Universums sei, Hochkonjunktur. Schlaue Naturwissenschaftler zerstörten jedoch die Utopie der universellen Einzigartigkeit der Erde und recycelten die Schnapsidee zu unserem heutigen Weltbild. Im Dritten Reich sammelten die Nationalsozialisten fleißig „undeutsche“ Bücher, um sie auf Scheiterhaufen zu verbrennen. Die Geschichte des Sammelns und Recyclings ist so alt wie die Menschheit. Und auch in heutiger Zeit trifft man nahezu überall auf Sammeln und Re-

cycling. Arbeitnehmer sammeln Überstunden auf Zeitkonten. Die Wiederverwertung ist denkbar einfach: Mehr freie Tage. Erwachsene mit ausgeprägtem Spieltrieb sammeln Figuren aus Überraschungseiern. Recycelt werden sie von den Erben, die die niedlichen Figürchen entweder wegwerfen oder auf Ebay verschachern. Die Abfallindustrie indes setzt auf eine ausgeklügelte Marketingstrategie, um das Sammeln von Müll attraktiv zu gestalten. In den Farben des Regenbogens stehen sie an den Straßenrändern: schwarze, grüne, blaue, gelbe Tonnen. Nur das der Suchende am Ende des Regenbogens keinen Goldtopf findet, sondern ausgelesene Magazine, Küchenabfälle und Milchpackungen. Selbst im Sprachgebrauch hat sich das „Sammeln“ eingeschlichen. Mit der Redewendung „Kann ich dir meine Briefmarkensammlung zeigen?“ startet der Fragende den vagen Versuch, mit seinem Gegenüber eine romantische Nacht zu verbringen. Aber ganz ehrlich, man möchte auch nicht jede Briefmarkensammlung sehen. Der Fundus an gesammelten und recycelten Bundespräsidenten in den letzten Jahren sprengt den üblichen Rahmen politischer Beständigkeit: Horst hat sich verköhlert, bei Christian hat es sich ausgewulfft. Hoffentlich vergauckt es Joachim nicht. Aber einer rückt ja immer nach. Wahrhaftig, Deutschland hat die Vorreiterrolle in Bezug auf Sammeln und Recycling zu Recht inne. Nur eine Sammeldilemma konnten weder Politik noch Gesellschaft lösen: In manchen Vierteln deutscher Großstädte sammeln sich ausländische Mitbürger und scheinen in einer Parallelgesellschaft zu leben. Hat jemand sinnvolle Ideen, diejenigen in den gesellschaftlichen Kreislauf zu integrieren?

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TagesSatz

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misterQM (photocase.com)

PARAGRAPHENR E I T E R

Im Namen des Volkes

Neues von den Sozialgerichten Seit dem letzten Jahr gibt es das sogenannte Bildungspaket in Sozialgesetzbuch (SGB) II. Die Regelung soll strukturelle Defizite, die durch den Hartz IV-Bezug entstehen, ausgleichen. Inzwischen sind erste Urteile mit Bezug auf das Bildungspaket ergangen, von denen wir Ihnen hier zwei vorstellen wollen. Schüleraustausch Ein Schüleraustausch in die USA kann eine übernahmefähige Klassenfahrt im Sinne des SGB II darstellen. Dies geht aus einer Entscheidung des Bundessozialgerichtes (BSG) hervor. Wie wir bereits bei der Vorstellung des Bildungspaketes berichtet haben, ist für die Gewährung der Kosten für eine Klassenfahrt nicht nur das SGB wichtig, sondern auch das jeweilige Landesschulrecht. Dieses muss bei der Betrachtung der Rechtslage mit in Betracht gezogen werden. Demnach sind Klassenfahrten dann zu übernehmen, wenn sie den landesrechtlichen Regelungen (Schulrecht) entsprechen. Im vorliegenden Fall hoben die Richter eine Entscheidung des Landessozialgerichts Baden Württemberg auf, weil dieses das Landesschulrecht außer Acht gelassen hatte. Die Bundesrichter entschieden, dass der Schüleraustausch den landesschulrechtlichen Anforderungen entsprach. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass zwischenzeitlich die Kosten für den Schüleraustausch anders gedeckt werden konnten. Dies könne dem Kläger nicht entgegengehalten werden, weil die Leistungsablehnung rechtswidrig sei und die Kosten nur deshalb übernommen worden seien, um den Austausch trotzdem zu ermöglichen. BSG Entscheidung vom 22.11.2011 AZ: B 4 AS 204/10 R TagesSatz

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Nachhilfe Im letzten Jahr wurde das „Bildungspaket“ ins SGB II (§28 Abs. 5) aufgenommen. Ziel dieses Paketes soll sein, eine Benachteiligung von Hartz IV-Empfängern zu verhindern. Dazu zählt auch, dass in Ausnahmefällen Nachhilfeunterricht finanziert werden kann. Die Richter am Sozialgericht Wiesbaden hatten sich genau mit diesem Thema auseinanderzusetzen: „Nachhilfeunterricht ist in Ausnahmefällen vom Hartz IV-Träger zu zahlen, wenn dies zur Erreichung des Klassenziels erforderlich und notwendig ist“, stellten die Richter am Sozialgericht fest. In der Eilentscheidung entschieden die Richter, dass der Hartz IV-Träger die entstehenden Kosten für den Nachhilfeunterricht zu übernehmen hat. Das Amt hatte die Kostenübernahme abgelehnt, weil die Versetzung nicht gefährdet sei und der Schüler bereits einen einfachen Hauptschulabschluss (ohne Englisch) an einer Förderschule erworben habe. In der Zwischenzeit besucht der ehemalige Förderschüler die 10. Klasse einer Hauptschule mit dem Ziel, den qualifizierten Hauptschulabschluss (mit Englisch) zu erwerben. Nach der Vernehmung des Schulleiters, des Klassenlehrers und des Englischlehrers ein erreichbares Ziel: jedoch empfehlen die Lehrer eine Englischnachhilfe, weil anders

* HANS PETER PUNG die erforderlichen Englischkenntnisse nicht erworben werden könnten. Die Richter kamen daraufhin auf die Entscheidung, dass die Kosten für den Nachhilfeunterricht zu übernehmen seien. Zwar sei der Nachhilfeunterricht nicht dazu da, um unerreichbare Schulabschlüsse zu ermöglichen. In diesem Fall fehle es aber nicht am notwendigen Intellekt. Auch lägen keine persönlichen Gründe (zum Beispiel lange Fehlzeiten) vor, die dem Ziel entgegen sprächen. Für den bisher erworbenen Schulabschluss seien Englischkenntnisse nicht notwendig gewesen. Die notwendigen Kenntnisse seien in der Kürze der Zeit (im Mai Abschlussprüfung) nur durch die Nachhilfe zu vermitteln. Das Klassenziel sei in diesem Fall auch nicht die Versetzung in die nächste Klasse, sondern der qualifizierte Hauptschulabschluss. Die Prognosen seien in diesem Fall eindeutig, die Lernhilfe sei dazu geeignet und auch erforderlich, um das Ziel den qualifizierten Hauptschulabschluss zu erreichen. Sozialgericht Wiesbaden Urteil vom 03.01.2012 AZ: S 23 AS 899/11 ER-

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GÖTTINGEN

„Für‘n Feierabendbier reicht‘s“

Was all diesen Menschen gemein ist, ist die eigene Scham zu überwinden und unter den missbilligenden Blicken von Passanten in die Abfallbehälter zu greifen. Nik hätte zunächst schon ein doofes Gefühl gehabt, aber sich mittlerweile daran gewöhnt und

Seit sechs Jahren geht Nik fast täglich seine Runde durch die Göttinger Innenstadt, um sich im Schnitt zwei Euro am Tag nebenher zu verdienen. Als Pfandsammler führt ihn seine etwa einstündige Route an Bushaltestellen und Mülleimern vorbei.

* SARAH RAYMAEKERS schildert: „Manche machen sich auch lustig darüber. Aber da steh ich drüber.“ Die stigmatisierte Tätigkeit, im Müll zu stochern, möchten auch viele den Sammlern ersparen. „Ich stelle meine Flaschen immer daneben“, so der O-Ton vieler Getränkekonsumenten. Dass geleerte Behälter neben Mülleimer gestellt werden sollten, scheint gegenwärtig zum gesellschaftlichen Konsens avanciert zu sein. Eine Berliner Kampagne wirbt bereits für diese solidarische Geste, da „Mülleimer nach Pfandflaschen zu durchsuchen, nicht nur demütigend, sondern auch gefährlich ist“, erzählen die Betreiber der Internetplattform pfandgehoert-daneben.de.

Sarah Raymaekers

Am Ende bleibt der Pfandsammler allerdings ein Beleg für soziale Unterschiede. Er ist eine öffentlich sichtbare Figur der Gesellschaft, die darauf hindeutet, dass die Schere sich weitet. Immer mehr Menschen benötigen jeden Cent, den sie auf der Straße und im Müll finden. Nichts zeigt offensichtlicher den Unterschied zwischen Arm und Reich als das Pfandsammeln. Einige schmeißen überflüssiges Zeug fort, anderen gehen ihnen gebückt hinterher und sammeln die verwertbaren Reste auf.

Die Gesellschaft setzt sich mit dieser Form von sozialer Umverteilung bereits auf vielen Ebenen auseinander. Künstler, Journalisten, sozial Engagierte und Wissenschaftler beleuchten auf unterschiedliche Weise das Phänomen der „Leergutjäger“, machen auf Missstände aufmerksam und schlagen Lösungen vor. Der Freiburger Soziologe Sebastian J. Moser beispielsweise beschreibt in seiner Dissertation, dass nicht nur aus finanzieller Notwendig-

„Das kann schon mal passieren, dass man in einen Splitter rein greift.“

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keit Menschen beginnen auf den Straßen nach Flaschen zu suchen, sondern dass regelmäßige Rundgänge auch eine Funktion der Alltagsstrukturierung haben und vor Isolierung schützen. Auch Nik sieht seine tägliche Suche in einem positiven Licht: „Ich bin immer an der frischen Luft und da verbinde ich das Nützliche mit dem Angenehmen.“

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MEHR ZUM THEMA: Dokumentarfilm: „Bücken für 8 Cent“ Sebastian J. Moser: „Die Rückkehr der Sammler: Konturen einer neuen Sozialfigur in deutschen Städten.“ pfandtastisch-helfen.de pfandgeben.de

pfand-gehoert-daneben.de

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fandsammler gehören spätestens seit der Einführung des Einwegpfands am 1. Januar 2003 zum alltäglichen Straßenbild dazu. Ihre Gebiete sind Stadt- und Volksfeste, Fußballstadien, Parks, UBahnstationen und andere öffentliche Plätze und Wege. In den vergangenen Jahren nahm die Anzahl der Sammler stetig zu, sodass regelrechte Revierkämpfe entstehen. Besonders im überschaubaren Göttingen kreuzen sich häufig die Wege. „Da kloppt man sich schon fast um die Mülleimer. Das ist Kleinkrieg da“, berichtet Nik. Besonders an warmen Tagen ist der Kampf um die begehrten Glas, Metall- und Plastikbehälter schwer. Viele hätten gemerkt, dass sich das Geschäft mit der Leergutsuche lohnt. An guten Tagen, wenn es kalt und nass draußen ist und nicht so viele andere Sammler unterwegs sind, wären auch schon mal fünf Euro drin. Besonders die Weender Straße sei beliebt und wird von Flaschensammlern buchstäblich abgegrast. „Früher, als ich angefangen habe, war es so, da konnte ich dort durchgehen und hatte meine zwei Euro. Aber die Zeiten sind längst vorbei.“

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GÖTTI N G E N

Zugemüllt Es wird wärmer. Der Schnee schmilzt. Das warme Wetter lässt die ersten Blumen sprießen und die Vögel singen. Für mich ist es die perfekte Zeit, mit der Kamera loszuziehen und Eindrücke festzuhalten. Doch egal, was ich fotografiere, immer fotografiere ich auch Müll. Grund genug sich aufzuregen.

* DETLEF „ROCKY“ BERNHARD

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uf der Suche nach geeigneten Motiven für die neue Ausgabe des TagesSatz zieht es mich durch die ganze Stadt und das Umland. Es ist eine lange Suche. Denn durch den Dreck, den ich mit ablichte, werden viele Fotos unbrauchbar.

Detlef „Rocky“ Bernhard

Und je wärmer es wird, desto mehr Müll sammelt sich auf den Straßen und in den Parks. Die Tage werden länger. Die Menschen verbringen ihre Zeit wieder vermehrt draußen. Wenn sie gehen, bleibt nur ihr Müll zurück. Leere Flaschen zerschmeißen sie auf der Straße. Alte Autoreifen entsorgen sie im Park. Zerschmissene Möbel stapeln sich. In den Hecken lässt der Wind Plastiktüten wehen. Selbst, wenn Mülltonnen vorhanden sind, schmeißen sie ihren Müll daneben. Manchmal sind die Tonnen zu klein. Doch selbst wenn sie leer sind, werden

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sie von Bergen aus Müll umwuchert. „Irgendwer wird sich schon drum kümmern“ oder „Wozu ist die Stadtreinigung gut?“ entgegnen sie, wenn ich sie erwische, wie sie ihren Müll unachtsam auf den Boden fallen lassen. Ich verstehe nicht, wie sie das tun können. Deshalb spreche ich sie an. Ich habe einen Freund, der die Verschmutzung ebenfalls nicht verträgt. Aber er kümmert sich. Mit seinem Rad fährt er regelmäßig durch die Stadt und das Umfeld und sammelt den Müll ein. Wenn das Rad mit allerlei Unrat vollgepackt ist, fährt er zur Deponie und trennt ihn ordnungsgemäß. Ein solches Verständnis fehlt vielen. Nicht selten habe ich auch Eltern gesehen, die ein schlechtes Vorbild für die eigenen Kinder sind. Wie sollen die nächsten Generationen ein Bewusstsein entwickeln, wenn sie es

nicht lernen? Die Menschen sollten selbst einmal einen Spaziergang mit ihrer Kamera unternehmen und versuchen, ein schönes Sommerfoto von den Schillerwiesen oder dem Teich im Cheltenhampark zu schießen. Vielleicht fühlt sich ja der eine oder andere angesprochen und versteht, warum ich mich so aufrege. Die Stadt hatte dazu aufgerufen, am 19.3. unter dem Motto „Jetzt bekommt der Müll `ne Abfuhr – Ganz einfach!“ gemeinsam den Müll aus Parks, von den Straßen, den Wäldern und aus den Flüssen zu sammeln. Für mich ist es eine gute Aktion, an der ich selbst mehrmals teilgenommen habe, um ein Bewusstsein zu schaffen. Ich wünsche mir jedoch, dass die Menschen nicht nur ihren eigenen Dreck wegschaffen, wenn sie dazu aufgerufen werden.

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GÖTTINGEN

In Deutschland gekauft, im Kongo bezahlt Wer kaputte Elektrogeräte zu Hause hat, darf sie laut einer Regelung von 2005 nicht im Hausmüll entsorgen, sondern muss sie zu Recyclinganlagen oder Wertstoffhöfen bringen. Das Recycling soll für eine bessere Nutzung vorhandener Rohstoffe sorgen.

* ZOÉ DUBOIS

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Zoé Dubois

m Maschmühlenweg 58a befindet sich der Hof vom Veolia Umweltservice. Manfred Mammey, ein Mitarbeiter, gibt die Menge der 2011 in Göttingen abgegebenen Geräte mit rund 65 Tonnen an. Er prognostiziert einen deutlichen Anstieg für das nächste Jahr, den er durch „immer mehr Neuheiten auf dem Elektronikmarkt“, begründet. Es werden mehr Neugeräte gekauft und die Ersetzten landen teilweise auf dem Recyclinghof. Seit über 20 Jahren bietet das Unternehmen auch Recycling kaputter Elektrogeräte an, seitdem ist die Nachfrage nach immer neuerer Elektronik rapide gestiegen. Doch das Recycling ist nicht kostenlos. Bei einer Tonne Elektronikschrott kostet es 45 Euro, inklusive Abholung, Transport, Lohn und Energiekosten. Wie viel das recycelte Material am Ende wert ist, hängt von saisonalen Bedingungen ab. Grund-

sätzlich kann alles, außer Bildröhren von Fernsehern und Computern, wiederverwendet werden. Bei unsachgemäßem Entsorgen von Elektroschrott können Schadstoffe wie Blei oder Quecksilber, die in jedem Gerät vorhanden sind, freigesetzt werden. Dabei können beispielsweise Fische, deren Gewässer durch Quecksilber verseucht sind, Nierenschäden oder Veränderungen der DNS davontragen. Der richtige Ort, um solche Stoffe zu beseitigen, ist der Sondermüll. Andernfalls stellten sie eine Gefahr für die Menschen dar, die mit Müll zu tun haben, denn es ist kein direkter Kontakt mit den toxischen Stoffen notwendig. Quecksilber beispielsweise verdunstet schon bei Zimmertemperatur und kann auf diese Weise in die Atemwege gelangen. Als Folge können akute oder chronische Erkrankungen auftreten.

Zudem gibt es viele wertvolle Stoffe, die durch Recycling wieder verwendet werden können. Gold, Silber und Platin zählen dazu. Und auch Tantal, ein seltenes Metall, das besonders gut elektrische Ladung speichern kann. Daher wird es als Legierung und als Grundstoff für Elektrolytkondensatoren in weltweit produzierter Elektronik verwendet. Gewonnen wird Tantal hauptsächlich aus Coltan, einem Erz, dessen weltweiter Abbau von rund 2000 Tonnen pro Jahr zu großen Teilen im Osten Kongos stattfindet, wo seit 1997 der Kampf um die Verteilung der Rohstoffe andauert. Als Auslöser dieses Kampfes gilt der Sturz des damaligen Diktators Mobutu Sese Seko. Er hinterließ ein korruptes System, an dem auch die jetzige Regierung, gebildet aus verschiedenen Rebellengruppen, nichts änderte. Darüber hinaus streben Bürgerkriegsparteien an die Macht, die sie sich durch die Kontrolle der Coltanminen zu sichern versuchen. Das gewonnene Tantal wird an meist westliche Unternehmen weiterverkauft. Die Gelder aus diesen Geschäften fließen fast unmittelbar in Waffenkäufe. Die oftmals durch Armut in die Minen getriebenen Arbeiter müssen unter riskanten Bedingungen das Erz abbauen und haben nur geringe Chancen, den Wegzoll, der zum Verlassen des Geländes verlangt wird, aufzubringen. Einige der Gelände, auf denen Coltan abgebaut wird, liegen im Kahuzi-Biega Nationalpark, Heimat von Grauer- und Berggorillas. Sie werden gejagt, um die Verpflegung der Minenarbeiter zu sichern. Zudem zerstören die im Urwald gelegenen Minen ihren Lebensraum. Die Bedeutung des Recyclings, also der Wiedereinordnung der Stoffe in den Produktionszyklus, und der Schonung von Ressourcen ist demnach auch aus globalen Umweltaspekten nicht zu unterschätzen.

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MEHR ZUM THEMA: Veolia Umweltservice 37081 Göttingen Maschmühlenweg 58a www.veolia-umweltservice.de Informationen zur Lage im Kongo: www.bloodinthemobile.com

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GÖTTIN G E N GEDANKEN EINES TAGESSATZ-VERKÄUFERS

Detlef „Rocky“ Bernhard

Es geht endlich weiter * OLAF BURHENNE

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leich am ersten Tag der CeBIT sind Rocky, Andreas und ich zur Messe nach Hannover gefahren, um uns dort über Neuheiten der Elektronik, Hi-Fi und Derartigem zu informieren. Es war wieder einmal sehr interessant, aber auch anstrengend, durch die großen Hallen zu laufen. Diesmal waren mit circa 4.250 Ausstellern wieder mehr dabei als im letzten Jahr. Man konnte sich über neue Fernseher, Spiele, sogenannte E-Bikes (ElektroFahrräder) oder auch Computer informieren. Und natürlich konnte man wieder viele Bonbons, Kugelschreiber und Schlüsselbänder einstecken, auch CD-ROMs waren dabei. Ich habe mir

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etwas zu Essen mitgenommen, da auf solchen Messen das Essen immer sehr teuer ist. Und sechs Stunden auf der Cebit machen hungrig. Wir sind um 17.40 Uhr mit dem Metronom nach Göttingen gefahren, da wir uns auf der Messe getrennt haben, um alleine die CeBIT zu erkunden. Die üstra (Hannoversche Verkehrsbetriebe) hat an dem Tag zum Glück noch nicht gestreikt. Um 16.30 Uhr haben wir uns am Ausgang am Bahnhof Messe Laatzen getroffen, um von dort aus nach Hause zu fahren. Ein Zug ist uns leider knapp vor der Nase davon gefahren, so dass wir eine Stunde Pause hatten. Dennoch war dieser Besuch für mich ein gelungener Abschied vom TagesSatz.

Richtig gehört. Ich verlasse den TagesSatz. Der Grund für meinen Abschied ist die Arbeit bei my.worX. Spätestens am 26.03. dieses Jahres beginnt sie in der Küche. Dann heißt es wieder kochen, kochen, kochen. Aber auch Kindergärten, Schulen und unterschiedliche Unternehmen mit Essen beliefern. Das Ganze darf ich voraussichtlich sogar die nächsten zwei Jahre tun. Damit ist mein Traum von dem Arbeiten in der Küche endlich wahr geworden. Mein Appetit auf die neue Tätigkeit jedenfalls ist jetzt schon sehr groß. Mit freundlichen Grüßen, Ihr TagesSatz-Verkäufer Nummer 50, Olaf Burhenne.

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KASSEL

Besungene Herkulesmetropole Was haben die Kasseler Künstler über ihre eigene Stadt zu sagen? Ob romantisch, kritisch oder melancholisch, alles findet sich wieder und zeigt die Vielfältigkeit unserer documentaStadt mitten im Herzen Deutschlands.

* CLAUDIA ALEXANDRA ROSE

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ls Kind wollte ich unbedingt Sängerin werden, allerdings waren meine Eltern über diese Berufswahl nicht so erfreut.“ Später entschied Claudia Riemann sich bei der Wahl zwischen Archäologin und Erzieherin für letzteres.

Einen konkreten Auslöser hingegen gab es für den Kassel-Song „Nabel von Deutschland“ von Backy Negahban. Er entstand als Motivation für die Mannschaft des KSV, als es 2008 um einen möglichen Aufstieg in die 3. Liga ging. Vor 17.000 Fußballfans im Kasseler Auestadion beim Spiel KSV Hessen Kassel gegen FC Bayern München II hat Backy live seine persönliche Liebeserklärung an Kassel gesungen.

Jedoch hat sie die Leidenschaft für Musik nie losgelassen, der eigentliche Wunsch Solistin zu sein, war beständiger Begleiter. Ihre Chance kam, als sie 2007 im ausverkauften Theaterstübchen ihr erstes Zarah-Leander-Konzert vor über 100 begeisterten Zuhörern gab. „Ich möchte jedem Mut machen, seinen Talenten nachzuspüren, ganz gleich wie alt man ist. Und stellt sich dann auch noch der Erfolg ein, ist das im wahrsten Sinne des Wortes wunderbar“, resümiert sie.

Sein Lebensmotto lautet: „Genieße jede Zeit, und versuche immer, das Positive im Leben zu sehen.“ Und genau so schön und bejahend klingt auch sein Song über Kassel.

Privat

Auf die Frage nach ihrem Motiv, selbst den Text für ein Chanson über Kassel zu schreiben, lächelt sie: „Ich finde, dass das Kassel einfach mal verdient hat.“ Es sei ein freundliches Lied, dass den Einwohnern Kassels – ob nun Kasseler, Kasselaner oder Kasseläner – einen Anstoß geben solle, ihren Blick auf die Schönheit ihrer Heimatstadt zu richten.

Der in Kassel geborene Student der Medienwirtschaft hat im Alter von acht Jahren mit der Musik angefangen. „Mein Vater brachte von seinem Urlaub in Indien ein Harmonium mit. Da ich mir mein Bein gebrochen hatte und nicht rausgehen konnte, habe ich angefangen, darauf zu spielen – so bin ich zum Singen gekommen. Ich hatte sozusagen Glück im Unglück“, schmunzelt er.

Der R&B- und Soulsänger, der auch seine eigenen Erfahrungen und Gefühle mit seiner Liebe zur Musik verarbeitet, hat sich unter anderem vom Song „Abschied nehmen“ von Xavier Naidoo inspirieren lassen. In Anlehnung an die Söhne Mannheims wurde er ab und zu „Sohn Kassels“ genannt. „Diese Zeiten sind mittlerweile vorbei“, stellt er klar. Es habe damals gut gepasst, in Zusammenarbeit mit Metaphysics den Song „Ewiges Licht“ zu produzieren. „Aber die Lieder meiner kürzlich erschienen EP ‚Zeitlos‘ spiegeln meine jetzige Musikrichtung wider, sie zeigen meinen musikalischen Weg“, so Backy.

Schrieb eine Liebeserklärung für den Fußballclub: Backy Negahban

Musikalische Grundlage ist die Morgenstimmung von Edvard Grieg, bearbeitet von Welf Kerner. Die Melodie des Refrains ist an das Hessenlied angelehnt. Das Kassellied selbst klingt wie ein Liebesbeweis an eine Stadt, die man ins Herz geschlossen hat – wegen all ihrer schönen und trotz ihrer weniger schönen Facetten. Mittlerweile tritt Claudia Riemann mit sechs Programmen auf und arbeitet an ihrem siebten. „Wenn ein Programm fertig ist, habe ich schon wieder Lust auf ein neues.“ Sie ist in ihrem Element – und in ihrer Stadt. 22

Eine Frau, die (zurück) auf ihren Weg gefunden hat: Claudia Riemann

TagesSatz

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KA S S E L Kassellied

Nabel von Deutschland

Claudia Riemann

Backy Negahban

Ich schau aus dem Fenster auf Felder und Wälder, auf Berge und Hügel, dahinter die Stadt. Dort liegt sie verborgen, die Stadt meiner Heimat, die meine Liebe gewonnen hat.

Wenn ich auf der Autobahn, in meine schöne Stadt rein fahr‘, hab ich den besten Ausblick hier im Land. Keiner toppt den Herkules, denn er beschützt, was ihm wertvoll ist. Ob Löwenburg, Aue oder Orangerie, einmal gesehen, das vergisst du nie. Kassels Straßen sind legendär, woher stammt sonst die S-Bahn her wir fahren vom Rathaus bis hin zum Stern, denn das ist Kassels Lebenskern.

Einst war sie die Perle und Schönheit der Fürsten, heut trägt sie in Würde ihr Nachkriegskleid. Sie hat ihre Wunden in Narben verwandelt, geht tapfer den Weg durch alle Zeit. Refrain: Ich weiß nicht warum, doch du hast mich besiegt, ja, du bist die Stadt, die mir am Herzen liegt. Hoch oben auf dem Berge der Mann mit der Keule, er sieht auf sie runter, und er ist ihr Held. Sie ist ihm in Treue und Liebe ergeben, koste es auch ihr letztes Geld. Am Fluss war ich selten, er fließt vor sich hin, wenig beachtet folgt er seiner Bahn. Nur einmal im Jahr, da kommen sie alle und nehmen sich liebevoll seiner an. (Refrain) Hier lauschten die Brüder Legenden und Märchen, sie schrieben sie auf hier in dieser Stadt. Nun weiß alle Welt, dass sie ihren Platz hier tief im Märchenlande hat. Die Menschen hier sind, wie sie sind, etwas spröde, doch treu und verlässlich, zur Freundschaft gebor’n, vom Stamme der Chatten, drum heimatverbunden, nur leider honn se erre Spraare verlor’n. Ich weiß nit warum, doch du host mich gökricht, jo, du bist de Statt, die mäh am Herze licht.

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Zwischen Vellmar und Baunatal, Lohfelden und Ahnatal, zeigen wir, wie schön wir sind, zeigen wir, wie schön wir sind. Refrain: Kassel, oh Du Nabel von Deutschland, glaub mir, wir werden Tage voll Gold haben, Oh oh oh Erfolg haben und zeigen, dass wir alles mit Stolz tragen; Kassel, oh Du Nabel von Deutschland, glaub mir, wir werden Tage voll Gold haben, Oh oh oh Erfolg haben und zeigen, dass wir den Löwen mit Stolz tragen. Schaut nur was Nordhessens Beste machen, ein Hoch auf den KSV Hessen Kassel, unser Coach Harmann hat seine Löwen im Griff, einen Adler der fliegt und seinen Kasten beschützt. Thorsten Bauer schießt Tore wie am laufenden Band, jetzt schon Legende und ein Siegesgarant, unsere Jungs, das sind hier die wahren Sieger und ich weiß, ihr schafft es in die Dritte Liga. Auch im Ring kann uns keiner schlagen, weil wir Marinko und Abraham haben, und sind die Huskies auf dem Eis, kämpfen sie um jeden Preis. (Refrain)

MEHR ZU DEN KÜNSTLERN: Claudia Riemann Die CD „Claudia Riemann singt Zarah Leander“ ist per E-Mail bestellbar, Details unter www.claudia-riemann.de Termine im April: Chanson Abend, 21.04.12 um19:30, Hof Art Café in KunstWerkstatt am Weinberg (Heckerstr.30 b, Kassel) „Marlene“, 28.04.12 um 19:30, Lieder und Geschichten einer Diva, Stadtcafé Spangenberg (Neustadt 19, Spangenberg) Backy Negahban Die am 17.01.12 erschienene EP „Zeitlos“ ist bei Amazon, Musicload oder iTunes erhältlich. Weitere Informationen unter www.backy-music.de

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Bridge: Alle fünf Jahre kommt die Welt zu uns, die documenta findet statt: das Fest der Kunst. Und wir sind froh, dass es sie gegeben hat, dank dieser Brüder sind wir eine Märchenstadt. Zwischen Vellmar und Baunatal, Lohfelden und Ahnatal, zeigen wir, wie schön wir sind, zeigen wir, wie schön wir sind. (Refrain)

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KASSEL

M

ensch, ich Flitzpiepe, da stand ich nun, mein Körper war viel leichter geworden! Insgesamt 25 Kilo verloren, mein Kehlkopf wurde komplett entfernt. Sprechen war erst mal out. Nur schnaufen, das konnte ich gut: wie ein Walross bei der Futtersuche.

Das Space-Center oder die Hölle in der Horizontalen Im Angesicht meines Seins bin ich bereit, alles zu geben oder nichts. (Arminius Dezember 1999)

* ARMINIUS SCHULZE

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Es gab allerdings auch Menschen, die sich beschwerten, wenn sie mich in der Straßenbahn schnaufen hörten. Die sprachen mich an: „Sie, wann hören Sie auf damit? Das hört sich ja schrecklich an! Diese Schnauferei ist ja ekelhaft!“ Sollte ich wütend werden? Ich konnte ja nicht sprechen. Also blieb ich cool. Das hieß: nicht aufregen, über den Dingen stehen. Alle Menschen bekommen am Ende ihres Lebens die ultimative Aufgabe. Glauben Sie es oder nicht. Mein Bewusstsein schien an Spiritualität stark gewonnen zu haben. Ich nahm den Kampf an. Schluss, Aus, Basta. Doktor Keyman, ein Spezialist für Simulationstechnik, unterwies mich psychologisch und betreute mich. Eine entsprechende Medikation sorgte dafür, dass sich meine Panikschübe in Grenzen hielten. Der Doktor war nicht Silber, nicht Gold, sondern Tonnen von Diamanten wert. Unter der Bestrahlungskanone verpasste man mir eine Maske. Auf ihr wurde ein Netz aus Linien skizziert. Entlang diesem brannten sich dann vermutlich die Strahlen in den Krisenherd. Das war alles sehr aufregend. Aber Spaß beiseite. Ich wurde auf dem Tisch fixiert. Kein Bewegungsspielraum mehr! Zum Teufel! Was hatten die vor? Jetzt kreiste meine Fantasie, ich zitterte wie Espenlaub. Ich fühlte nur Leere und kam mir vor wie ein Lamm auf der Schlachtbank. Zwar unterstützte mich die reizende Frau Dr. Mey psychologisch mit Rat und Tat, doch mei-

ne Skepsis blieb. Sie schlug vor, den Rest der Bestrahlungstherapie stationär zu Ende zu führen. Doch ich riss mich zusammen und sprach mich dagegen aus. Ich wollte die Prozedur so schnell wie möglich hinter mich bringen. Der Tisch, die Maske und die Kanone, alles war grausam. Die tollen Frauen und Männer hier gaben ihr Bestes, um mir zu helfen! Das werde ich nie vergessen. Die Bestrahlungstherapie soll ja verhindern, dass der Krebs neu Fuß fasst. Trotzdem beschlich mich das Gefühl, Menschen säßen auf Tribünen, um zu sehen, wann der Teufel mich hole! Das Feuer und seine Fratze fehlten noch. Zum Glück hatten wir schon den 10. Februar 2012. Vier Mal noch. Dann war ich fertig mit der Quälerei. Danach wollte ich meine verbrannte Haut kühlen und pflegen. Alle im Haus 3 der Städtischen Kliniken arbeitenden Menschen sind supernett und freundlich. Sie haben mich mit Güte und Menschenliebe empfangen. Als ich hier ankam, begrüßte mich Frau Doktor Kops wie einen Freund. Tja, und jetzt muss ich schon Gold wiedergeben. Dieses morgendliche Ins-Strahlenzentrum-Gehen war zum Ritual geworden Ganz schön ausgeflippt. Am 15. Februar beendete ich dann die Therapie. Nun, kurz vor deren Schluss, will ich mich für den Erhalt meiner Lebensqualität bei Frau Doktor Mey bedanken. Gleiches gilt für Frau Doktor Kops und Herrn Doktor Keyman. Meine Anerkennung gilt auch Bettina, Ellen, Silke (1 und 2), Tobias, Katharina, Theresa, Nicole, Heidi und Ute. Ihr wart süß, spritzig und supernett! Ich habe vor, als Patient nie wieder zu kommen! Durch Eure Hilfe hat mein Leben neu an Qualität gewonnen. Mein Tränenmeer ist getrocknet. Ein Gedicht zum Schluss für alle: Augenpaare , die sich begegnen, Geben dem Augenblick viel Licht. In der Berührung kurzer Nähe, Ich gerne Zweisamkeiten sehe. (Arminius 1993)

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TagesSatz

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Privat

KASSEL

Von Hinrichtungen und ihren Orten Mit seiner aktuellen Ausstellung „Galgen, Rad und Scheiterhaufen. Einblicke in Orte des Grauens“ präsentiert das Kasseler Museum für Sepulkralkultur eine Sonderausstellung, die sich mit der mittelalterlichen Straf- und Rechtspraxis beschäftigt.

* KATHARINA SCHWARZ

A

uf dem Richtsberg“, „Galgenacker“, „Hochgericht“. Befremdlich klingende mittelalterliche Straßen- und Flurnamen, die teils heute noch anzutreffen sind, zeigen recht plakativ auf „Orte des Grauens“. Ein Schilderwald ist die erste Station auf dem Weg durch die aktuelle Ausstellung des Museums für Sepulkralkultur. Ergänzt wird die Verörtlichung mit einer an der Wand hängenden Karte, die ehemalige Orte von Richtstätten in Kassel kennzeichnet. Sie befanden sich meist vor den Stadttoren, an Orten, die gut sichtbar waren, wie Hügeln oder an Straßenkreuzungen. Es waren nicht nur Strafstätten, sondern auch Versammlungsorte. Hinrichtungen als Spektakel, wie sie auf vielen Bildern der Ausstellung zu sehen sind, waren und sind teils heute noch ein eigenes Grauen für sich. Das Gesamtkonzept dieser Ausstellung als solches nimmt einen interessanten Blickwinkel ein: Statt auf ein tatsächliches Grauen trifft man auf persönliche Geschichten. Der Besu-

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cher erfährt von den Schicksalen bekannterer Personen, wie den Räuberhauptmann Schinderhannes, der Ende des 18. Jahrhunderts mit seiner Bande raubte, tötete und erpresste. Er wurde mit der Guillotine hingerichtet. Ebenso vertreten ist die Geschichte der „Kindsmörderin“ Anna Katharina Höhn, welche letztendlich Goethe zur Figur des Gretchens im Faust inspirierte. Ebenso eine interessante und berühmte Geschichte ist die des wohl bekanntesten deutschen Seeräubers Claas Störtebecker, der im 14. Jahrhundert sein Unwesen in Nord- und Ostsee trieb. Eine Replik seines Schädels ist in der Ausstellung anzutreffen. Neben den bekannteren Todesurteilen, werden die Schicksale Unbekannter erzählt, von Prozessen und Hinrichtungen. Aber auch wenn dieser Einblick in persönliche Geschichten sehr interessant ist und einen Eindruck von dem damals bestehenden Rechtssystem gibt, mag der eine oder andere Besucher enttäuscht sein. Selbst wenn man nicht unbedingt ein Gruselkabinett erwartet, bleibt das bei dem Titel erwartete

Gefühl aus. Galgen, Rad und Scheiterhaufen sind drei der ausgestellten Exponate, aber kein durchgehaltenes Thema oder Konzept. Stattdessen trifft man vor allem auch Schrifttafeln, die zwar wirklich interessant, jedoch nicht plakativ genug für eine Ausstellung sind, die sich einem solch historischen und tragischen Thema widmet. Für Menschen, die Vergnügen am Lesen finden, somit eine durchaus interessante Ausstellung, für solche, die Museen eher visuell erfahren möchten, heißt es auf die nächste interessante Ausstellung des Museums für Sepulkralkultur zu warten.

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MEHR ZUM THEMA: „Galgen, Rad und Scheiterhaufen. Einblicke in Orte des Grauens“ ist noch bis zum 28. Mai zu sehen. Museum für Sepulkralkultur Kassel, Weinbergstr. 25-27. Öffnungszeiten: Di, Do-So von 10 bis 17 Uhr, mittwochs von 10 bis 20 Uhr.

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K U LT U RT I P PS

GÖTTINGEN

Yvonne Boehler

Die Empfehlung

nes Protagonisten, einem Dolmetscher in der Schweizer Einwanderungsbehörde. Der Zuhörer wird in den Bann erlebter und erfundener Geschichten Tausender Asylbewerber gezogen und erfährt nebenbei Aspekte aus der russischen Geschichte, die wiederum verwebt werden in einen Kosmos der gesamten Weltkultur.

* Das verlorene Paradies Lesung aus „Venushaar“ von Michail Schischkin im Literarischen Zentrum Der 1961 in Moskau geborene Autor lässt den Leser teilhaben an dem Schicksal und den Gedanken sei-

noch bis So 29.04. Caricatura (KUBA), Ks The Rejection Collection – die besten Cartoons, die der New Yorker nie abdruckte (Do und Fr 14.00-20.00 Uhr, Sa und So 12.00-20.00 Uhr). Eintritt: 4 Euro, erm. 3 Euro So 01.04. / 11.00 Uhr Deutsches Theater Keller, Gö Theaterbrunch – zwischen Bühne und Buffet geben Beteiligte der Theaterproduktion Einblicke in ihre Arbeit. Eintritt inkl. Brunch: 16,50 Euro. Di 03.04. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Acoustic Bar: die offene Bühne für alle Interessierten, Eintritt frei Mi 04.04. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Die Physiker Eintritt: 14 Euro, erm. 9 Euro Do 05.04. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Loveletters – Die Geschichte des Liebesbriefes: Romantische Liebesbezeu26

* VICTORIA HASLER

MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Das verlorene Paradies Literarisches Zentrum Göttingen, Düstere Strasse 20, 37073 Göttingen Donnerstag 26. April / 20.00 Uhr Eintritt: VVK 7/9 Euro, AK 8/10 Euro www.literarisches-zentrumgoettingen.de

Di 10.04. / 16.00 Uhr Apex, Gö Herr Faust will alles wissen – Abenteuer eines wissbegierigen Herrn Faust und einem Hund, in dem der Teufel steckt. Eintritt: Erw. 8 Euro, Kinder 5 Euro Mi 11.04. / 20.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Jazz-Workshop für Einsteiger und Fortgeschrittene, Eintritt frei Mi 11.04. / 20.15 Uhr Theater im OP, Gö Arsenic and Old Lace – fantastic comedic thriller about two murderous aunts and their twelve corpses in their cellar (Aufführung in Englisch) Eintritt: 9 Euro, erm. 6 Euro Do 12.04. / 20.00 Uhr Staatstheater (Opernfoyer), Ks Reisezeit: Recital für eine bis mehrere Stimmen, Karten ab 15 Euro

gungen von der Steinzeit bis zur SMS von gestern Nacht. Eintritt: 10 Euro, erm. 7 Euro Do 05.04. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks

Do 12.04. / 21.00 Uhr Cartoon, Gö Offene Bühne Eintritt frei

Jam-Session: Interessierte Musiker improvisieren auf der Bühne, Eintritt frei

Do 12.04. bis So 15.04 Lumière (Gö), Theater der Nacht (Northeim)

Sa 07.04. / 20.15-21.45 Uhr Staatstheater (tif), Ks

9. Internationales Improvisationstheater-Festival Göttingen

Im Sprung der toten Katze (Uraufführung), Karten ab 12,50 Euro Mo 09.04. / 19.45 Uhr Deutsches Theater , Gö West Side Story: Der Musicalklassiker über die Problematik des Fremden und die Kraft der Liebe. Karten ab 15,50 Euro Di 10.04. / 10.00-12.00 Uhr Naturkundemuseum (Steinweg), Ks Osterferienspiele: Dinosaurier! (mit Voranmeldung unter 0561/4066, DiFr 10.30-16.30 Uhr oder unter www. naturkundemueum-kassel.de)

Fr 13.04. / 11.30 Uhr Altes Rathaus, Gö Rund ums Gänseliesel – Öffentliche Stadtführung durch die historische Innenstadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten Preis: 7 Euro Fr 13.04. / 20.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Raggabund: VVK 8 Euro, AK 11 Euro Sa 14.04. / 20.15-21.45 Uhr Staatstheater (tif), Ks Nicht hier, oder die Kunst zurückzukehren (anschl.: Publikumsgespräch). Karten ab 12, 50 Euro TagesSatz

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KULTURT I P P S

Vortrag von Prof. Dr. Peter Selg: Die Mitte des Menschen – zur symbolischen Gestalt des Herzorgans. Eintritt frei

Die Empfehlung

Do 19.04. / 10.55 Uhr Stadtbibliothek Göttingen 5 vor 11 im Lesesalon: Ehrenamtliche Vorleser lesen Romane, Lyrik und Kurzgeschichten vor. Eintritt frei Do 19.04. / 19.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks Abschlussausstellung von Carolin Behr: Ausstellungsdauer: Fr 20.04 - So 22.04, 16.00-20.00 Uhr, Eintritt frei Fr 20.04. / 21.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks 9. Slamrock Poetry Slam: 5 Minuten Zeit – selbstverfasste Texte – keine Requisiten – keine Kostüme Eintritt: 8 Euro, erm. 6 Euro, Anmeldung unter mail@felixroemer.de Sa 21.04. / 14.00-18.00 Uhr Dorfplatz Bettenhausen (Erfurter Straße), Ks 4. Frühlingsfest mit reichhaltigem Programm aus Musik, Spiel und Informationen (u.a. Kinderflohmarkt, Schminken, Tombola) Sa 21.04. / 15.00 Uhr Altes Rathaus, Gö Ein Gang durch Göttingens Unterwelt – Führung durch historische Keller in der Altstadt. Eintritt: 7 Euro

* HARALD WÖRNER

Kassel

workman.com

Mi 18.04. / 20.00 Uhr Anthroposophisches Zentrum (Wilhelmshöhe), Ks

Auch schlechter Geschmack ist Geschmackssache The Rejection Collection auf der Caricatura Politisch inkorrekt, beleidigend, zu viel Sex. Die aktuelle Ausstellung der Kasseler „Caricatura“ zeigt eine Auswahl der besten -abgelehnten- Cartoons von Zeichnern, die regelmäßig im „New Yorker“ veröffentlichen. Matthew Diffee, selbst Zeichner beim Blatt, hat

diese Werke zutage gefördert und sie als „The Rejection Collection 1 & 2“ herausgegeben. Den Cartoonisten des „New Yorker“ ist nichts zu abgründig, um sich darüber lustig zu machen. Zur Freude der Leser werden hier Witze über Krebskranke, Selbstmörder, die Kreuzigung Christi und den Holocaust gemacht – entscheidend ist doch: sie sind allesamt lustig.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: The Rejection Collection noch bis 29.04. Caricatura (KUBA) Rainer-Dierichs-Platz 1 34117 Kassel Öffnungszeiten: Do & Fr 14.00-20.00 Uhr, Sa & So 12.00-20.00 Uhr Eintritt: 4 Euro, erm. 3 Euro www.caricatura.de

Di 24.04. / 19.00 Uhr Naturkundemuseum (Steinweg), Ks

nis des Lichtes und der Spektralfarbe auf den Grund gehen. Eintritt: 3 Euro

Vortrag: Die Dönche – ein bedeutendes Naturschutzgebiet in der Großstadt, Eintritt frei

So 22. 04. / 20.00 Uhr Nörgelbuff, Gö Acrobat Readers – Offene Lesebühne

Sa 21. 04. / 20.00 Uhr Nörgelbuff, Gö Die Söhne Göttinx: Akustik-Cover Band, mit Schülerband-Wurzeln in Göttingen vor über 25 Jahren. So 22.4. / 14.30 Uhr Städtisches Museum Göttingen Licht und Farbe – Newton und das Licht: Kinder können dem Geheim-

Do 26.04. / 15.30-17.00 Uhr Naturkundemuseum, Ks Kinder ins Museum: Kecke Schnecke! (Voranmeldung: 0561/4066 oder www.naturkundemuseum-kassel.de) Fr 27.04. bis So 29.04. Lumière, Gö 7. Göttinger Stummfilmfestival ANZEIGE

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TagesSatz

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Jörg „Yogi“ Müller

A M S TA D T R AND

Straßengeflüster Flaschensammeln, Betteln, auf der Straße Musizieren. Wer wissen will, wie sich das anfühlt, muss sich nicht unbedingt die Hände schmutzig machen. Mit dem Online-Rollenspiel „Pennergame“ soll er dabei sogar noch Spaß haben. „Jetzt kostenlos und ohne weitere Risiken obdachlos werden!“, so wirbt die Firma Farbflut für ihr Browserspiel – einer brisanten Mischung aus Sozialsatire und amerikanischem Traum. Ziel ist es, die eigene Spielfigur aus der Gosse zu führen und in den Besitz eines Traumschlosses zu bringen. Auf dem Weg dorthin muss sie mit über drei Millionen Konkurrenten um Pfandflaschen kämpfen, virtuelle Spenden einheimsen und ihren Charakter kontinuierlich weiter entwickeln.

Winkeladvokat

Indem sie provozieren und mit Stereotypen spielen, wollen die Entwickler der Simulation vor allem junge Leute aufrütteln und „für das Thema Obdachlosigkeit sensibilisieren“. Ein Teil der Einnahmen fließt an soziale Organisationen in Hamburg. Auch das Magazin Straßenfeger in Berlin profitierte jüngst von diesem Konzept. Die Pennergame-Community bescherte dem Blatt eine Spende in Höhe von 1000 Euro, die dem Projekt betterplace zu Gute kommen, das die Berber der Haupt-

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Ein ernüchterndes Urteil Dass der private Anbau von Cannabis in Deutschland grundsätzlich untersagt ist, ist wohl den Meisten bekannt. Es sei denn, hierbei handelt es sich um ein wissenschaftliches Projekt oder es besteht ein sonstiges öffentliches Interesse. Ist dieses nicht eindeutig nachzuweisen, ist der illegale Anbau von Marihuana ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Was ist jedoch, wenn sich der Anbau mit einer einigermaßen plausiblen Begründung rechtfertigen lässt? So versuchte ein religiöser Anhänger der Rastafaris den Anbau einer Cannabis-Plantage zu rechtfertigen, indem er sich auf das weit reichende Grundrecht der Religionsfreiheit berief. Er übe seine Religion mit Hilfe der stimulierenden Wirkung der Marihuana-Pflanzen aus. Nur durch das gemeinsame Konsumieren von Cannabis könne die Religion der Rastafaris ausgeübt und somit göttliche Erleuchtung erlangt werden. Der damit zusammenhängende beachtliche Bedarf an Cannabis könne nur allein durch den privaten Anbau der Pflanzen gedeckt werden. Dies

* KATHARINA PREUTH stadt unter anderem mit warmer Kleidung versorgt. Während die SPD-Abgeordnete Ksenija Bekeris bereits 2008 den „herablassenden, beleidigenden“ Umgang mit sozialen Außenseitern kritisierte und das Verbot des Reality-Aufbauspiels forderte, sehen die Verantwortlichen vom Straßenfeger kein Problem darin, online in die Rolle eines „Penners“ zu schlüpfen: „Denn wie könnte man besser den Sinn für die Probleme von Wohnungs- und Obdachlosigkeit schärfen, als wenn man sich tagtäglich damit beschäftigt – und sei es nur spielerisch und in Gedanken.“

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MEHR ZUM THEMA: www.pennergame.de www.straßenfeger.org

* SEMSIYE AYGIR wäre somit eine notwendige Maßnahme, um seine Religion überhaupt erst ausüben zu können. Das Bundesverwaltungsgericht ging die Sache ganz nüchtern an und sah die zwingende Notwendigkeit einer eigenen Cannabis-Plantage jedoch etwas anders. So entschied das Gericht im Urteil vom 21.12.2000 zu Gunsten der Volksgesundheit und gegen die „persönliche Erleuchtung“ des Klägers. Der private Anbau von Cannabis ist somit weiterhin illegal und auch für religiöse Zwecke nicht legitim. Er fördere den Betäubungsmittelmissbrauch und schade damit der allgemeinen Gesundheit. Dem Rastafari und seiner Religionsgemeinschaft bleibt wohl nichts anderes übrig als etwas Gras über das Urteil wachsen zu lassen.

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DIE KOCHNI S C H E

Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM

Volker Stosberg (photocase.com)

Leckere Gerichte für Sie entdeckt

Spinat Popeye wurde davon stark. Als Kinder wurde er uns wegen seines hohen Eisengehaltes als besonders gesund untergeschoben. Inzwischen ist klar, der hohe Eisenwert beruht auf einem Rechenfehler, dennoch ist Spinat gesund. Als Kind kannte ich ihn nur in der Variante mit dem Blubb, heute bevorzuge ich die frische Sorte. Ab März ist Spinat frisch auf dem Markt zu erhalten. Viel Spaß beim Nachkochen.

Spinat-Hack-Pfanne (4 Portionen / circa 2,00 Euro pro Portion)

500g Gnocchi, 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 250g Kirschtomaten, 200g Blattspinat, 400g Hackfleisch gemischt, 2-3 EL Doppelrahm – Frischkäse, Salz, Pfeffer, 250 ml Gemüsebrühe, ½ Bund Schnittlauch Zwiebel schälen, fein würfeln. Knoblauch schälen, ebenfalls fein würfeln. Schnittlauch waschen, trocknen, in feine Ringe schneiden. Gnocchi nach Vorschrift in Salzwasser garen, abgießen. Tomaten waschen, halbieren. Spinat waschen, putzen. Öl in einer Pfanne erhitzen. Zwiebeln und Knoblauch darin glasig dünsten. Hackfleisch zugeben, krümelig braten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Aus der Pfanne nehmen und warm stellen. Gnocchi in die Pfanne geben und darin von allen Seiten goldgelb TagesSatz

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braten. Spinat noch tropfnass hinzufügen und zusammenfallen lassen. Mit der Brühe ablöschen. Frischkäse unterrühren. Mit Salz und Pfeffer würzen. Aufkochen lassen. Restliche Zutaten unterheben und erhitzen. Nochmals mit den Gewürzen abschmecken. Kurz vor dem Servieren mit den Schnittlauchröllchen bestreuen. Tipp: Wenn Ihnen Gnocchi nicht zusagen, können diese durch Semmelknödel ersetzt werden. Bereiten Sie dazu die Knödel wie gewohnt zu. Schneiden Sie die Semmelknödel in Scheiben und braten Sie diese wie zuvor beschrieben die Gnocchi an.

Spinatsuppe (4 Portionen / circa 1,00 Euro pro Portion)

1 Zwiebel, 1 große Kartoffel (circa 200g), 1 Knoblauchzehe, 350 ml Gemüsebrühe, 200g Schlagsahne, 500g Rahm Spinat, Salz, Pfeffer, Muskat, Butter, Crème Fraîche Zwiebel schälen, würfeln. Knoblauch schälen würfeln. Kartoffel schälen, würfeln, waschen. Etwa 1 EL Butter in einem Topf erhitzen. Knoblauch und Zwiebel darin glasig dünsten. Kartoffel zufügen, anschwitzen. Mit der Brühe ablöschen. Sahne zugießen und aufkochen lassen. Spinat hinzugeben, etwa 25 Minuten bei schwacher Hitze zugedeckt köcheln lassen. Sup-

pe mit einem Pürierstab pürieren und mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. 2 EL Crème Fraîche glatt rühren und in Schlieren über die Suppe geben. Tipp: Reichen Sie dazu frisches Schwarzbrot mit Butter bestrichen.

Lachs mit Spinat 4 Lachssteaks, Zitronensaft, Salz, Pfeffer, Kräuterbutter, 400 g Blattspinat, 1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, Muskat, 100g Crème Fraîche, 50 g Bergkäse gerieben Die Lachssteaks mit etwas Zitronensaft beträufeln. Mit Salz und Pfeffer würzen und einer Scheibe Kräuterbutter belegen. In eine Auflaufform geben und im vorgeheizten Backofen bei 200°C (Umluft) circa 15 Minuten garen. Zwiebel und Knoblauch schälen, fein würfeln. Spinat waschen, putzen. Öl in einer Pfanne erhitzen, Zwiebel und Knoblauch darin glasig dünsten. Spinat zufügen und zusammenfallen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Mit der Crème Fraîche verfeinern, bei Bedarf nochmals mit den Gewürzen abschmecken. Bergkäse über den Spinat streuen und zusammen mit dem Lachs heiß servieren. Tipp: Dazu passen Reis, Kartoffelknödel oder einfach nur ein frisches Baguette.

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Thomas Müller

H I N T E R D E N KULISSEN

Nächster Halt: Mensch! „Der Zauberberg“ im Deutschen Theater Göttingen

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* REZENSIERT VON STANISLAUS STADLMANN

ine Wanne voll Matsch. Das Bühnenbild voller Publikumsbänke. Die Schauspieler auf der Bühne setzen sich und starren. Für fünf Minuten. Dann geht es los, Menschen springen durch die Gegend und provozieren. Mit politischen, philosophischen und dabei sozialkritischen Thesen. Klingt langweilig, durch die regelmäßige „Oha-Laute“hervorrufende Provokation fehlt es dem Zuschauer generell aber nicht an nötiger Konzentration. Vier Stunden dauert es, erst mal ein Dämpfer, aber die sind gut ausgeschöpft. Zwischendurch wird sich im Publikum an den Kopf gegriffen, und Verzweiflung über die gerade stattfindende Diskussion kommt auf, aber irgendwie findet sich immer ein Sinn, ein Fazit oder eine Conclusio. Beispiel: Nachdem der zerstreut und akademisch wirkende Professor sich gerade über seine Krankheit, Diktaturen und den Kapitalismus ausgelassen hat und sich gefragt wird, was er eigentlich damit meint, kommt der Nächste und nimmt seine Thesen ebenso intellektuell und irgendwie ein bisschen verrückt auseinander. Die Konzentrationsgrenzen des Zuschauers werden hierbei ziemlich ausgeschöpft, bis dann wieder irgendjemand über die Bühne springt, alles über den Haufen wirft und sexistisch oder anderswie provoziert. Alle scheinen unheilbar krank und doch aber nur subjektiv arm. Jeder der Schauspieler nimmt hierbei einen interessanten und durchdachten Charakter ein. Manche von ihnen machen über die Länge des Stückes eine Verwandlung oder Entwicklung durch, welche sich in geradezu energetisch geladenen Szenen entlädt. Ein Schauspieler charakterisiert hierbei meist ein Extrem, welches dann in das andere Extrem übergeht. Ein Beispiel ist hierbei

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die Diskrepanz zwischen Leidenschaft und Keuschheit. Die Protagonisten machen hierbei keinen Halt vor körperlicher Verschmutzung oder offensichtlich kopulierenden Charakteren. Im Mittelpunkt stehen dabei immer die (meistens unheilbaren) Erkrankungen der Charaktere sowie deren Weltanschauungen und den Umgang mit dem Tod. Das Stück stellt sich hierbei vielen, oft philosophische Fragestellungen, wie zum Beispiel: Wird der Mensch zum Tier? Sind Europäer Weltsnobs? Sind Deutsche zu kleinkariert? Gibt es wahre Selbstlosigkeit? Ist Anpassung wichtig? Was definiert das Leben? Immer wieder würzen eigentlich doch fremde, für den Bildungsroman sehr ungewöhnliche Momente das Stück auf; so gibt es einen Part, in dem der flüssige Übergang ins Französische sehr schön dargestellt wird, ein andermal werden Schlüsselszenen aus dem Film „Fight Club“ zitiert. Auch wird in einer sehr ernsten Situation plötzlich losgejodelt. Das Stück bedient sich hierbei gerne aus der Klischeekiste, gleichzeitig werden diese auch wieder in Frage gestellt und höchst humoristisch aufs Korn genommen. Besonders gefällt die Seriosität, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Abend zieht. Das Stück ist hierbei nichts für Leute, die eine unkomplizierte und angenehme Abendunterhaltung erwarten. Die schon eher anspruchsvollen Themen regen aufgrund der hohen Aktualität auch nach der Aufführung noch zum Denken an. Trotzdem hat man nicht das Gefühl, dass einem mit der Moralkeule Entsetzen oder eine Handlungsanweisung aufgedrückt wird.

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TERMINE IM APRIL: 04.04. & 22.04.

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ZWISCHEN DEN ZE I L E N

Aus Alt mach Neu „Recycling lebt vom Mitmachen, nicht von Miesmachen“, diktierte der SPD-Europaabgeordnete Josef Leinen vor einiger Zeit den Journalisten in die Notizblöcke. Keinesfalls mies sind die aktuellen Neuerscheinungen zum Thema, die wir diesen Monat vorstellen.

* DANIELE PALU Müllsammler

Gut gemeint

Geiz ist ungeil

In der Metropolregion Mexiko-Stadt leben rund 20 Millionen Menschen. Täglich fallen hier 22.000 Tonnen Abfall an. Und von den beiden einzigen Müllhalden der Stadt hat eine ihre Belastungsgrenze schon längst erreicht. Doch aus Ermangelung an Alternativen wird ihre Schließung ständig hinausgezögert. In der Folge wird der Müll, dessen man sich früher einfach vor den Toren der Stadt entledigte, ein immer größeres Problem: Die städtischen Randgebiete nähern sich einander immer mehr an und die Flächen zur Müllentsorgung befinden sich plötzlich neben Wohnsiedlungen. Der Müll ist aber nicht nur ein ökologisches Problem – in Mega-Metropolen ist er auch eine bedeutende soziale Ressource. In Mexiko-Stadt haben 12.000 Müllsammler jeden Alters eine städtische Überlebensstrategie entwickelt, die sie von den täglich anfallenden Abfallbergen leben lässt – Abfall als soziale und wirtschaftliche Ressource, aus der ständig Neues entsteht.

Wir trennen unseren Abfall, sparen beim Wasser, benutzen recyceltes Toilettenpapier und kaufen im Bioladen. „Das alles verschafft uns ein gutes Gefühl“, meint Autor Alexander Neubacher und schließt die Frage an: „Was hat eigentlich die Umwelt davon?“ Der preisgekrönte Spiegel-Redakteur berichtet anhand vieler Beispiele, wie wir beim Versuch, die Umwelt zu schützen, großen Schaden anrichten. Etwa, wenn Mitarbeiter der Berliner Wasserwerke eine halbe Million Kubikmeter Leitungswasser in stinkende Gullys pumpen müssen, um, wie es heißt, die ‚notwendige Fließgeschwindigkeit’ zu gewährleisten, weil wir Bürger aus Umweltbewusstsein zu wenig Wasser verbrauchen. Der Journalist kritisiert aber nicht nur, er erörtert auch die jeweiligen politischen Hintergründe und bietet Lösungen, wie der Klimawandel effektiv bekämpft werden kann. Das soeben erschienene Buch dürfte in den nächsten Wochen interessante Diskussionen in Gang setzen. Absurd, unterhaltsam und lehrreich zugleich.

Schlecker-Pleite, Skandale um Lohndumping im Einzelhandel, wachsende Kritik an Billigmarken – haben Discounter ausgedient? Immer mehr Menschen wollen Produkte, die werthaltig und auf faire und ökologisch verträgliche Weise hergestellt sind – aber zugleich sind die Deutschen versessen auf Tiefstpreise. In seinem Buch erläutert Uli Burchardt schonungslos jene Zusammenhänge, vor denen wir Konsumenten nur allzu gern die Augen verschließen: Ein immer niedrigerer Verkaufspreis muss erkauft werden durch Abstriche bei der Produktqualität, Umweltverträglichkeit und nicht zuletzt auch bei sozialen Aspekten. Dass sich Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg verbinden lassen, haben einzelne Unternehmen in den letzten Jahren erfolgreich gezeigt. Burchardt, gelernter Landwirt und Förster, der viele Jahre Mitglied der Geschäftsleitung von Manufactum war, erzählt anhand von Beispielen aus dem Unternehmen, auf welchen Prinzipien der Erfolg von Manufactum beruht. Er zeigt aber auch, dass nachhaltige Produkte letztlich die preiswerteren Produkte sind.

Astrid ErharttPerez Castro: Tlatel – Die Stadt am Müll. Lit Verlag, 29,90 Euro. Broschiert, 185 Seiten

TagesSatz

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Alexander Neubacher: Ökofimmel. DVA, 19,99. Gebunden, 272 Seiten

Uli Burchardt: Ausgegeizt. Campus, 24,99 Euro. Gebunden, 288 Seiten

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I N D E R N A H AUFNAHME Während „John Carter“ den Mars rettet, steigt die Crème de la Crème britischer Altstars im „Best Exotic Marigold Hotel“ ab. Sie wären sicher auch gern gesehene Gäste in unserem DVD-Tipp „Soylent Green“, das auf zynische Weise mit unserem Titelthema verknüpft ist.

DVD-Tipp

outnow.ch

* CLIFFORD SPENCER

Best Exotic Marigold Hotel

John Carter

Soylent Green

R.: John Madden GB/IN/USA 2012, FSK 0

R.: Andrew Stanton USA 2012, FSK 12

R.: Richard Fleischer USA 1973, FSK 16

Die Broschüre des Best Exotic Marigold Hotels sieht verlockend aus: Ein luxuriöses Anwesen in Indien, speziell auf die Bedürfnisse von Rentnern abgestimmt. Das Ehepaar Douglas (Bill Nighy) und Jean (Penelope Wilton) überzeugt vor allem der günstige Preis. Sie sind finanziell angeschlagen, und das Best Marigold ist billiger als betreutes Wohnen. Evelyn (Judi Dench) will in erster Linie nicht ihren Kindern zur Last fallen, während die rassistische Muriel (Maggie Smith) dort nur auf ihre Hüftoperation wartet. Der ehemalige Richter Graham (Tom Wilkinson) hingegen sucht seine alte Jugendliebe. Leider stellt sich das Hotel als ziemlich baufällig heraus, auch wenn der junge Besitzer Sonny (Dev Patel) noch so viele optimistische Umschreibungen dafür findet. „Best Marigold Exotic Hotel“ ist eine gelungene Gute-Laune-Komödie, die das Thema Alter dennoch ungewohnt ernst nimmt. Die Charaktere sind keine Witzfiguren, hier wird meist mit ihnen und nicht über sie gelacht. Das Ensemble ist grandios, die Dialoge spritzig, die Atmosphäre sonnig. Was will man mehr?

Der Bürgerkriegsveteran John Carter (Taylor Kitsch) findet in einer alten Höhle einen kleinen Anhänger, der ihn unversehens auf den Mars teleportiert. Dort kann er plötzlich meterweit springen und ist bärenstark. Bevor er das richtig nutzen kann, wird er von dem Kriegervolk der Tharks gefangen genommen. In die Hände dieser vierarmigen, grünen Hünen fällt auch die schöne Prinzessin Deja Thoris (Lynn Collins). Sie ist auf der Flucht vor den machtbesessenen Zodangas, die im Besitz einer übermächtigen Waffe sind. Edgar Rice Burroughs’ „Die Prinzessin vom Mars“ zählt zu den einflussreichsten Science Fiction Romanen aller Zeiten. Für die überfällige Verfilmung wurde Pixar-Regisseur Andrew Stanton (WALL-E) verpflichtet. Leider spielt „John Carter“ nicht in der gleichen Liga wie Stantons Trickfilme. Visuell ist der Film fantastisch, aber die Handlung ist überfrachtet, teils wirr und läuft doch nur auf „Rettet die Prinzessin!“ hinaus. Ausgehungerte Freunde epischer Weltraum-Fantasy finden hier immerhin neues Futter. Allerdings hätte „John Carter“ so viel mehr sein können.

Die Zukunft des Jahres 2022 sieht nicht sehr rosig aus: New York ist mit 40 Millionen Einwohnern ein überbevölkerter Moloch und durch den Klimawandel ist die Hitze kaum zu ertragen. Echtes Essen gibt es höchstens für Steinreiche, alle anderen sind auf industriell hergestellte Produkte der Firma Soylent angewiesen. Als ein ranghohes Mitglied von Soylent ermordet wird, ermittelt Detective Thorn (Charlton Heston). Mit Hilfe seines alten Vaters Sol (Edward G. Robinson in seiner letzten Rolle) stößt er dabei auf die Wahrheit hinter der neuen Wundernahrung Soylent Grün. Lebensmittelknappheit, Überbevölkerung, Umweltverschmutzung – „Soylent Green“ war thematisch seiner Zeit weit voraus. Regisseur Richard Fleischer („20.000 Meilen unter dem Meer“) zeichnet ein so düsteres wie verstörendes Zukunftsszenario. Hier erinnern sich nur die Alten an die Schönheit der Welt, während sie staatlich geförderten Selbstmord begehen. „Soylent Green“ ist intelligente Science Fiction, mit zwischenmenschlichen Tönen statt Bombast und einer der einprägsamsten Auflösungen der Filmgeschichte.

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DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Licht aus, Spot an GÖTTINGEN – Um auf die Auswirkungen des Klimawandels hinzuweisen und ein Zeichen für den Schutz der Umwelt zu setzen, schalteten die Stadt Göttingen, die GeorgAugust-Universität und das Deutsche Theater am Sonnabend, 31. März, für eine Stunde am Abend an bekannten Gebäuden das Licht aus. So blieben unter anderem das Alte Rathaus, die Aula am Wilhelmsplatz und die Sternwarte im Dunkeln. Initiiert wurde die globale Aktion „Earth Hour“ von der Umweltschutzorganisation WWF („World Wide Fund for Nature“). Sie fand weltweit zum sechsten Mal statt, Göttingen beteiligte sich das erste Mal dabei. (cp)

Kinderarmut stagniert auf hohem Niveau Berlin – Zahlen lügen nicht. Und doch deutet sie jeder auf seien Weise. Ein Beispiel dafür liefert einmal mehr die Statistik über die Entwicklung der Kinderarmut in Deutschland. Während sich Bundesarbeitsministerin von der Leyen (CDU) längst darüber freute, dass die Zahl der auf Hartz IV angewiesenen Kinder unter 15 Jahren innerhalb von fünf Jahren von 19 Millionen auf circa 1, 6 Millionen zurückging, schlagen andere hingegen Alarm. Die Kinderarmut sei dabei, sich auf hohem Niveau zu verfestigen, so der der Hauptgeschäftsführer des Pari-

tätischen Gesamtverbandes, Ulrich Schneider. Für ihn ist nicht die -unbestritten rückläufige- absolute Zahl der Kinder entscheidend, sondern der nach wie vor hohe Anteil an allen Kindern. Und diese Quote sie seit der Einführung von Hartz IV im Jahre 2005 nicht nennenswert gesunken – jedenfalls bundesweit betrachtet. Wir haben in Deutschland nach wie vor eine skandalös hohe Kinderarmut“, sagt Schneider und macht dafür das System Hartz IV verantwortlich: „Hartz IV zerstört die Kindheit“, bedeute Armut und Ausgrenzung. Nach Zahlen seines Verbandes sank die Armutsquote von Kindern zwischen Ende 2006 und 2011 von 16, i6 auf 14, 9 Prozent, also nur geringfügig. Dabei macht sich ein demografische Effekt bemerkbar: weil die Gesamtzahl der Kinder im Untersuchungszeitraum um knapp 7 Prozent zurückging, gibt es folglich auch weniger Kinder in Hartz IV. Fest steht aber auch: es gibt keine armen Kinder ohne arme Eltern Und Elternarmut ist meist mit Langzeitarbeitslosigkeit verbunden. (hw)

Gesucht & gefunden Der Kasseler Redaktion ist zugetragen geworden, dass ein Kasseler Paar, das seit langen Jahren zu unseren treuen Lesern zählt, schwer erkrankt ist. Beide leiden an Multipler Sklerose. Sie würden sich daher sehr über einen Farbfernseher freuen, den einer unserer Leser entbehren kann. Da ihre finanziellen Mittel beschränkt sind, wäre es schön, wenn er nichts kosten würde. Sie sind aber auch bereit, einen kleinen Unkostenbeitrag zu geben. Telefon: 0561/9219615

Jörg „Yogi“ Müller

Nächstes Mal MAI-Ausgabe 2012

Nichtregierungsorganisation, kurz NRO, auf Englisch NGO – allein der Titel ist lang und unübersichtlich. Um einen besseren Überblick über die Aufgaben und Funktionen der Organisationen zu bekommen, widmet sich der TagesSatz in der nächsten Ausgabe diesem Thema. Dazu haben wir mit im TagesKlatsch mit KaffeeSatz mit dem Musiker Götz Alsmann vor seinem Auftritt geplaudert.

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TagesSatz

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Mi, Do & Fr: 17-19 Uhr Di: 15-17 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo-Fr: 9-11 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Carsten Seydlowsky, Christopher Piltz (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressesprecher: Kai Budler und Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: calliopa@yahoo.de Redaktion Kassel: Sara Davin, Stefan Giebel, Nora Mey, Hans Peter Pung, Claudia Alexandra Rose, Katharina Schwarz Redaktion Göttingen: Semsiye Aygir, Detlef „Rocky“ Bernhard, Olaf Burhenne, Helene Dahlke, Zoé Dubois, Victoria Hasler, Sandy Naake, Daniele Palu, Christoph Pengel, Sarah Raymaekers, Freya Riedlin, Clifford Spencer, Stanislaus Stadlmann News GÖ: Christopher Piltz (cp) Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Detlef „Rocky“ Bernhard, Jörg „Yogi“ Müller, Sarah Raymaekers, Carsten Seydlowsky, photocase. com Umschlag: Sarah Raymaekers Layout: Dirk Mederer / PLAZEBO Tel.: 0551 / 489 90 74 E-mail: info@plazebo.net www.plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Carsten Seydlowsky, Christopher Piltz TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 3.750

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.

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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen

EssenSAUSGABEN

Göttingen

Göttingen

Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590

Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030

Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860

Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche Frauen in Not Göttingen KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800

BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen

Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615

Kassel

Kassel

Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070

Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113

Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458

Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532

Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen

Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929

Göttingen

Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244

Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0

Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36

Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373

Gesundheit

Arbeitslosenhilfe

Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) Weender Str. 87, 1. Stock 37073 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di, Do & Fr 14.30 - 18.00 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536

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Göttingen Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862 Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766

Kassel

Kassel

Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße

Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090

Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920

Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441 Lebenskrisen Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen

Haftentlassene

Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222

Göttingen

Kassel

Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24 37081 Göttingen 0551/632977

Telefonseelsorge 0800/1110111

Kassel

Notschlafstellen

Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00 Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS Göttingen Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411 AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831 Kassel Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301 Kleiderkammern Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr 0551/5473717 Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr

PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361

Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 Rechtsberatung & Hilfe Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934 Göttingen AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30 Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950

Suchtberatung: Drogen Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861

Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!

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DAS ALLERLETZTE

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© Basta, 09/2011

Urlaub wie im Paradies Entspannend wie ein langer Urlaubstag – Wellness und Gesundheit im neu gestalteten Saunapark des Badeparadieses. Genießen Sie Erholung pur in der romantischen Saunalandschaft: Dampfsaunen, Sanarium, AufgussArena, Salionarium, Doppel-Maa-Saunen, Kaltwasserbecken, Außenschwimmbecken mit Thermalsole, Naturbadeteich, Ruheräume, Außenterrasse, Ruhepavillon, Kaminecke, Fitnessbar, Massage & Shiatsu. Und vieles mehr ...

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Bewegend. Erholsam. Erfrischend.

TagesSatz

Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG

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