TagesSatz 2010/06

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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, mit dem Thema für diese Ausgabe hat sich der TagesSatz kein leichtes ausgesucht: Gewalt ist ebenso ein Tabuthema wie auch eine äußerst vielfältige Erscheinung. Was ist Gewalt und wo fängt sie an? Lässt sich Gewalt auch rechtfertigen, oder ist sie durchweg negativ zu bewerten? Diese Fragen sind bereits derart schwer zu beantworten, dass auch wir in der Redaktion nach langen Diskussionen keine eindeutigen Antworten auf diese Fragen geben konnte. Der Leitartikel dieser Ausgabe versucht allerdings, sich diesen Fragen vorsichtig zu nähern (Seite 8-9). Täglich rezipieren wir reale und konstruierte Gewaltbilder aus den Medien, die uns bereits als selbstverständlich erscheinen. Die Grenzen von Realem und Fiktion verwischen somit zusehends, und eine Trennung wird beinahe unmöglich. Dadurch wird eine Bewertung realer Gewalt zunehmend schwieriger – und das nicht nur für einen Bruchteil vernachlässigter Teenager, wie oft suggeriert wird. Ein Grund mehr also, sich mit einzelnen Phänomenen umso intensiver auseinanderzusetzen. Gerade in der Diskussion um die Unterscheidung von Realem und Fiktion spielt das Theater eine wichtige Rolle. Im Gespräch mit dem Göttinger Regisseur Alexander Krebs zeigt sich, dass unsere eigene Vorstellungskraft häufig mehr in uns bewegen kann als der realistischste Splatter-Film (Seite 29). Nicht zuletzt klären wir ein für alle Male die Frage, ob Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse gewalttätig agierte, als er am 1. Mai friedlich an einer Sitzblockade in Berlin teilnahm (Seite 21). Und neben dem Thema der Gewalt berichtet Tagessatz-Verkäufer Olaf in der Rubrik „Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers“ exklusiv von seinem Tag auf der Cebit (Seite 20). Viel Spaß beim Lesen wünschen Ihnen

TagesSatz. Hilft sofort.

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Der TagesSatz wird von Menschen in sozialen Schwierigkeiten auf der Straße verkauft. Vom Verkaufspreis der Zeitung (2,00 Euro) behalten die VerkäuferInnen 1,00 Euro. Sie können damit ihre finanzielle Situation verbessern und sind nicht mehr auf Almosen angewiesen.

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Die Mitarbeit in Redaktion und Vertrieb des TagesSatz bietet arbeits- und wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ermöglicht langfristig gesehen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

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Der TagesSatz finanziert sich ausschließlich durch Verkaufserlöse, Anzeigen und Spenden. Das Straßenmagazin erhält keine regelmäßigen Fördermittel.

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Wenn Sie den TagesSatz über den Kauf hinaus unterstützen wollen, können Sie auf folgendes Konto eine Spende überweisen:

Jörg Sanders & Malte Schiller (Redaktionsleitung Göttingen)

TagesSatz e.V. Kassler Sparkasse Kto.: 1183379 Blz.: 52050353 TagesSatz e.V. Sparkasse Göttingen Kto.: 50581511 Blz.: 26050001 Bitte geben Sie Ihre Adresse im Feld Verwendungszweck an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zusenden können.

Der TagesSatz ist Mitglied von:

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Gesundes und Leckeres für kleines Geld In der Veranstaltung des letzten Monats hielt die Diplom-Ökotrophologin (Haushalts- und Ernährungswissenschaftlerin) Kathrin Hackspiel einen Vortrag vor Verkäufern des TagesSatz. Ihr Thema war eine gesunde und zugleich preiswerte Ernährung.

* ANDREAS PRAMANN

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er Vortrag begann mit der Frage: „Wie oft und wie viel soll man eigentlich essen?“ Nach der Empfehlung der deutschen Gesellschaft für Ernährung ist die Regel „five a day“ optimal – auf Deutsch: fünf Mal am Tag. Empfohlen werden also fünf über den Tag verteilte Mahlzeiten, von der Menge her jeweils eine Hand voll. Eine gesunde abwechselungsreiche Ernährung umfasst viel Obst und Gemüse, zwei bis drei Mal Fleisch in der Woche und, da wir in einem Jodmangelgebiet leben, auch zweimal Fisch pro Woche.

Aufzucht gemästet oder gefüttert werden. Beim schnellen Mästen gelangt zu viel Wasser ins Fleisch, das beim Erhitzen verdunstet. Biofleisch, erzeugt mit langsamerer Fütterung, schrumpft bei der Zubereitung weniger. In einigen Monaten wird Frau Hackspiel erneut den TagesSatz besuchen. Dann werden die Verkäufer unter ihrer Anleitung ein preiswertes DreiGänge-Menü kochen. Mit dem Projekt Tellerrand fördern Unternehmen aus dem Kreis der Wirtschaftsjunioren Göttingen den TagesSatz. Der TagesSatz e.V. dankt den Förderern für die Unterstützung.

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Jörg „Yogi“ Müller und Rocky

Anschließend ging Frau Hackspiel auf Themen ein, die die Zuhörer zum Teil

persönlich betrafen, beispielsweise auf die Laktoseallergie und die Schwierigkeiten, die sich beim Einkaufen daraus ergeben. Die Teilnehmer erfuhren auch, wie sich Nährstoffmängel bei vegetarischer und veganer Ernährung vermeiden lassen. Zu den Bioprodukten sagte die Referentin, dass sich die Bezeichnung „Bio“ auf den Herstellungsprozess beziehe und nicht auf den Schadstoffgehalt. Sie empfahl Bioprodukte dann zu kaufen, wenn die Preisdifferenz zu konventionell hergestellten Produkten nicht zu groß sei. Bioprodukte sind insbesondere beim Fleisch zu empfehlen. Ob Fleisch in der Pfanne beim Braten stark schrumpft hängt davon ab, ob die Tiere bei der

Das Projekt Tellerand fördert Aktivitäten der Göttinger TagesSatz-Verkäufer, die deren Horizont erweitern. Die Tellerand-Aktion dieses Monats wurde finanziert von Tillmann Fuchs, Architekt – Scholz & Fuchs Architektur& Ingenieurbüro und Dirk Weitemeyer GmbH – Büro-Kommunikations-Informationstechniken. 4

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OHNE WORTE 8 10 12 14 15

Das Analphabetentum der Seele von ANDREA tiedemann Die Freude aus dem Leib geschnitten von Harald wörner Islam in Deutschland von stefan und Thomas giebel Flucht aus den eigenen vier Wänden von christopher piltz „Ich habe viel Scheiße gebaut“ von christopher piltz

Rubriken

Göttingen 18 Göttingens starke Frauen von PIA zojer 19 Jugend im öffentlichen Raum von maren könneker und willi strübig 20 Meine Reise mit Rocky zur Cebit von olaf burhenne

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Kassel 22 Radfahren in Kassel von nora mey 24 Sigmarius und die etwas andere Sommerküche (Teil 2) von ARMINIUS

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Kultur 28 Messer im Arsch von malte schiller 29 Ein soziales Forum bilden von stephanie kommor

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Editorial Projekt Tellerrand Eindrücke Der Ticker Der Stolperstein Paragraphenreiter Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Kultur-Empfehlungen Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Mal ehrlich... Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn

Bitte ausschneiden und zurücksenden an: TagesSatz e.V., Westring 69, 34127 Kassel

Fördermitglied oder ABO?

Grundsätzlich möchten wir Sie darum bitten, die Zeitung auf der Straße zu kaufen. Für diejenigen, die dazu keine Möglichkeit haben, bieten wir ein Abo für 50 € / Jahr an. Damit wird Ihnen der TagesSatz ein Jahr lang (12 Ausgaben) zugestellt. Selbstverständlich können Sie das Abo auch verschenken. Wer den TagesSatz darüber hinaus unterstützen möchte, der kann Fördermitglied werden. Eine Spendenquittung wird Ihnen am Jahresende automatisch zugesandt.

Ja, ich möchte dem TagesSatz e.V. als förderndes Mitglied beitreten.

Hiermit ermächtige ich den TagesSatz e.V. meinen Jahresbeitrag / meine jährl. Abokosten bis auf Widerruf von folgendem Konto abzubuchen: Name, Vorname:

Den Jahresbeitrag ( Mindestbeitrag von 75,- € ) in Höhe von

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Ja, ich möchte das Straßenmagazin TagesSatz für mindestens ein Jahr abonnieren. Die Kosten von 50,- € (incl. Versand) lasse ich jeweils vom angegebenem Konto abbuchen.

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Ort, Datum

Unterschrift

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EINDRÜCKE

MIETSCH *EinANDREAS Unfall mit Spätfolgen führte den studierten Mathematiker und Geologen in die Obdachlosigkeit. Mit seinen Fotos verband er den Wunsch nach mehr Gerechtigkeit im Leben.

EINWEGLEBEN *Menschen auf der Straße fotografieren ihr Leben (www.einwegleben.de). Den Bildsonderband können Sie bei den TagesSatz-Verkäufern erwerben!

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Malte Schiller

DER TI C K E R reitgestellt und gepflegt werde. Das sei auch eine Möglichkeit, einige Stellen der vierzig Mitarbeiter zu erhalten.

Bald achtes Max-PlanckInstitut in Göttingen GÖTTINGEN – Das Max-PlanckInstitut für Sonnensystemforschung zieht 2014 nach Göttingen. Zuvor hatte das Institut seinen Sitz im etwa dreißig Kilometer entfernten �Katlenburg-Lindau. Der Geschäftsführende Sami Solanki sagte, nur durch den Umzug nach Göttingen bleibe man zukunftsfähig. Hier könne man die Zusammenarbeit mit der Universität weiter ausbauen und die wissenschaftliche Infrastruktur nutzen. Der rund fünfzig Millionen teure Neubau soll neben dem Institut für Astrophysik in der Nähe des Nordcampus der Universität Göttingen entstehen.

Mehr Sperrmüll pro Tour Aus für wissenschaftlichen Film GÖTTINGEN – Das Göttinger Institut Wissen und Medien (IWF) wird Ende dieses Jahres endgültig geschlossen. Schon 2007 lief die Bund-Länder-Förderung aus; ein Abwicklungsplan wurde verabschiedet. 1956 war das Institut für den wissenschaftlichen Film gegründet worden. Es beinhaltet unter anderem die Filmsammlungen von Forschern wie Eigen, Heisenberg und Hahn. Grundgedanke das Instituts ist es, ein Medienservice für die Wissenschaft zu sein, also audiovisuelle Medien aus unterschiedlichsten Wissensgebieten zusammenzustellen, zu optimieren und für Forschung und Lehre verfügbar zu machen. Die SPD forderte, dass das digitale Angebot in Göttingen auch zukünftig be-

Kassel – Die Kritiker haben vor der neuen Regelung gewarnt: Wenn es künftig Geld kosten soll, wenn der Sperrmüll abgeholt wird, dann drohen überall in der Stadt wilde Müllkippen. Seit vier Monaten läuft nun die Probe aufs Exempel. Mit dem Stichtag 01.Januar 2010 wurden vierzig Euro (bei Barzahlung 35 Euro) fällig, wenn die Stadtreiniger den Sperrmüll abholen. Über Müllhaufen stolpert man in der Stadt deswegen trotzdem nicht. Auch nicht an versteckten Plätzen. „Wir kennen die Stellen, aber bisher haben wir nicht mehr wilden Müll als in den Vorjahren“, so die Sprecherin der Stadtreiniger, Birgit Knebel. „Wer seinen Sperrmüll ins Auto oder auf einen Anhänger packt, kann ihn ganz legal und kostenlos abgeben.“ Anlaufstationen hierfür sind die beiden Re-

cyclinghöfe. Die Änderung zum Jahreswechsel hat dort für deutlich mehr Betrieb gesorgt. Nun kommen bis zu dreihundert Kunden pro Tag. Oft organisieren auch mehrere Nachbarn eine gemeinsame Sperrmüllabfuhr. Diesen Trend beobachten die Stadtreiniger seit Januar, er ist im Übrigen von ihnen ausdrücklich erwünscht. Denn seither hat sich die Menge des Mülls fast verdoppelt. Dies bedeutet aber auch, dass die Stadtreiniger selbst weniger Touren fahren müssen und somit Einsparungen von gut 80.000 Euro bis zum Jahresende. „Mit der alten Regelung war es bequemer, aber es geht auch so“, so eine Frau auf dem Recyclinghof. Sie hat am Straßenrand einen Abfallberg gesehen, den sie kurzerhand in ihr Auto verlud und im Recyclinghof abgab. In Notfällen kann man übrigens eine schnelle Eingreiftruppe, das „Putzmunter-zur-Stelle“Team erreichen. Die sorgen mit einem Kleinlaster dafür, dass Dreckecken schnell aufgeräumt werden.

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MEHR ZUM THEMA: Putzmunter-zur-Stelle-Team: 0561/5003 222 Recyclinghöfe: Königinhofstraße 79 und Langes Feld 40, Öffnungszeiten: Mo-Fr 8.30-16.00 h, Sa, 8.30-12.30 h, Folgende Wertstoffabgaben sind kostenfrei: Altpapier, Kartonagen, Altglas, Sperrmüll, Laub- und Heckenschnitt, Kunststoffe, Styropor, Altkleider und -schuhe, Elektrogeräte www.stadtreiniger.de ANZEIGE

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Das Analphabetentum der Seele Mit der schönen Metapher vom Analphabetentum beschrieb die Politikerin Rita Süssmuth einst das, was vielen Menschen das Leben zur Hölle macht. Manchmal überlebensnotwendig, manchmal Ausdruck purer Grausamkeit, ist sie so alt wie die Menschheit – Gewalt.

Jörg Sanders

* ANDREA TIEDEMANN

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ein Tag vergeht, an dem nicht irgendeine Gewaltmeldung uns beschäftigt. Griechenlands Unruhen, Amokläufe, Messerstechereien zwischen Freunden, Eifersuchtsdramen in der Familie und Misshandlungen in Schulen. Dabei ist die Angst, Opfer eines Gewaltdelikts zu werden, viel höher als die tatsächliche Gefahr. Doch obwohl die Kriminalität insgesamt laut Statistik in den letzten Jahren leicht rückläufig ist, glauben über zwei Drittel der Deutschen, es gäbe mehr Straftaten. Dabei gibt es viele Gewaltformen, die subtiler als rohe körperliche Übergriffe sind, durchaus aber gleich belastend sein können. Psychische Gewalt wie Beleidigen, Erpressen oder Ausschließen, Mobbing, Benachteiligung und auch sexualisierte Gewalt können verheerende Folgen haben. Dass

es daneben auch strukturelle Gewalt wie Arbeitslosigkeit und Armut gibt, wird oft vergessen. Ob ein Verhalten als Gewalt eingestuft wird, entscheidet sich vor allem nach der gesellschaftlichen Anschauung. So wurde in Deutschland erst im Jahr 2000 das elterliche Züchtigungsrecht abgeschafft, das eine körperliche Misshandlung des Kindes aus Erziehungsgründen rechtfertigte. Das Wort Gewalt leitet sich vom althochdeutschen Verb Verwalten beziehungsweise Walten ab, was soviel bedeutet wie Starksein und Beherrschen. Das Wort an sich sagt nichts darüber aus, ob das gewalttätige Handeln rechtmäßig ist. Von der Bedeutung her ist es neutral. Dennoch ist es im heutigen Sprachgebrauch fast ausschließlich negativ besetzt. Die Situationen, in denen GeTagesSatz

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TITELTH E M A walt gesellschaftlich offiziell toleriert wird, beschränken sich auf zwei Fälle: Entweder befindet sich die gewalttätige Person in einer Notwehr- oder Notstandssituation, wie zum Beispiel bei einem Angriff eines Menschen oder Hundes. Der andere Fall ist der unmittelbare Zwang von Polizisten, wenn sie zur Gefahrenabwehr oder zur Strafverfolgung tätig werden. Doch obwohl Gewalt mittlerweile gesellschaftlich geächtet ist, findet sie statt. Zwar ist die Gewaltkriminalität insgesamt gesunken, doch gab es im Jahr 2008 noch über 70.000 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung. Vor allem Körperverletzungen im öffentlichen Raum haben erheblich zugenommen. Diese betreffen in erster Linie Polizeibeamte. Doch auch eine andere Gruppe ist davon stark betroffen: Obdachlose. Hauptopfergruppe von Gewaltübergriffen sind alleinstehende Männer mittleren Alters. Eine offizielle Statistik dazu gibt es nicht, viele Übergriffe werden gar nicht erst angezeigt. Nach Ansicht der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe stellt körperliche Gewalt gegen Obdachlose ein tägliches Problem dar. Doch auch strukturelle Gewalt in Form von Ablehnung und Ausgrenzung sind an der Tagesordnung. Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2007 waren 34 Prozent der Meinung, bettelnde Obdachlose sollten aus den Fußgängerzonen entfernt werden. Manchmal schlägt sich die feindselige Haltung in körperlichen Übergriffen nieder. Häufig handelt es sich um kleine Gruppen jugendlicher Männer mit rechtsextremistischem Hintergrund. Das erklärt sich daraus, dass die Kriminalisierung von Obdachlosen im Nationalsozialismus ihren traurigen Höhepunkt hatte. Viele bettelnde Menschen wurden damals in Konzentrationslager verschleppt und zwangssterilisiert.

türlich ist es so einfach nicht. Nicht jeder Frust schlägt gleich in Aggression und Gewalt um. Viele Studien belegen jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit, gewalttätig zu werden, wesentlich höher ist, wenn man früher selber Opfer von Gewalt war. Die Folgen von Gewalterfahrungen können weitreichend sein. Neben unmittelbaren Problemen wie Verletzungen und Schmerzen sind häufig dauerhafte Schäden die Konsequenz. Die Opfer leiden unter psychosomatischen Beschwerden wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Magen-Darm-Problemen und Schwindel. Frauen beklagen zudem oft gynäkologische Beschwerden. Aber auch psychische Symptome wie Depressionen, Stress, Angststörungen, Essstörungen und Selbstmordgedanken können Gewaltopfern das Leben schwer machen. Gerade Frauen und

setz über die Entschädigung für Opfer von Gewalttaten beschlossen. Danach können Betroffene bestimmte Leistungen beantragen. Unter anderem werden Leistungen zur medizinischen Rehabilitation sowie zur Sicherstellung des Lebensunterhalts gezahlt. Die Versorgung von Beschädigten, Witwen, Waisen und Eltern wird ebenso sichergestellt. Schwieriger sieht es mit Anlaufstellen für Gewalttäter aus. Es gibt wenige Beratungsstellen, die sich ausdrücklich mit den Belangen der Täter beschäftigen. Dabei ist Täterarbeit ein wichtiger Aspekt des Opferschutzes. Denn eine erfolgreiche Anti-Aggressionstherapie kann Rückfällen vorbeugen. Zudem bietet ein Täter-Opfer-Ausgleich dem Opfer die Möglichkeit, mit dem Täter in Kontakt zu treten und für das erlittene Unrecht eine Entschädigung und eine entschuldigende Geste zu erhalten.

Gewaltopfer geraten oft in wirtschaftliche Schwierigkeiten

Es gibt viele Theorien zur Entstehung von Gewalt. Der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) stellte hierzu ganz simpel fest: Der Mensch, der nicht geachtet ist, bringt um. NaTagesSatz

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Kinder leiden sehr stark unter den Folgen der Gewalt. Laut Umfragen ist Gewalt in Deutschland nach wie vor keine Randerscheinung. Etwa jede vierte Frau hat mindestens einmal körperliche oder sexuelle Gewalt durch einen Partner erlebt. Schwere Kindesmisshandlungen in der Familie erleben etwa 10 bis 15 Prozent aller Kinder. Tritte, Faustschläge und Prügel gegen Kinder sind nach wie vor Realität. Doch was tun, wenn Gewalt im Spiel ist? Mittlerweile gibt es zahlreiche Anlaufstellen für Gewaltopfer. Neben regionalen Angeboten zu Gesprächen, Traumatherapie und Rechtsberatung gibt es überregionale Institutionen wie den Weißen Ring, der Hilfe bietet. Ein anderer Aspekt ist die finanzielle Unterstützung. Denn oft geraten Opfer von Verbrechen oder ihre Angehörigen durch die Tat schuldlos in wirtschaftliche Schwierigkeiten, wenn zum Beispiel der Ernährer der Familie durch die Gewalttat arbeitsunfähig wird. Diese finanziellen Einbußen werden nicht immer durch das Sozialsystem voll erstattet. Um diese Lücke zu schließen, wurde 1976 das Ge-

Auch wenn eine komplett gewaltlose Gesellschaft reine Utopie ist, kann Gewaltprävention durch Angebote für Jugendliche und Aufklärungskampagnen die Situation verbessern und den Teufelskreis von Opfern, die zu Tätern werden, auflösen. Dass Gewalt keine Lösung für Konflikte ist, wusste schon Lao Tse vor mehr als zweitausend Jahren: Zeigt mir einen Mann der Gewalttat, mit dem es ein gutes Ende genommen hat, und ich will ihn zu meinem Lehrer machen.

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MEHR ZUM THEMA: Weißer Ring Bundesweites kostenloses Opfertelefon: 0800 / 0800-343 Deutscher Kinderschutzbund www.dksb.de Opferentschädigung Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Bonn Tel.: 0228 / 99527-2383/-2680 Täterhilfe Paritätischer Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V., Hannover Tel.: 0511 / 524860 Täterhilfe und Gewaltprävention Wege ohne Gewalt Göttingen e.V. Tel.: 0551 / 2508799 9


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Amnesty International

Die Freude aus dem Leib geschnitten In vielen Ländern ist die weibliche Genitalbeschneidung aus religiös-traditionellen Gründen Bestandteil der Kultur. Der TagesSatz sprach mit Kulturdolmetscherin und Mitglied bei Forward e.V., Fadumo Korn.

* HARALD WÖRNER

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rau Korn, kürzlich sprachen Sie im Kölner Treff bei Bettina Böttinger über Ihr Buch „Schwester Löwenherz“. Dies thematisiert die weibliche Genitalbeschneidung. Inwieweit hat die Beschneidung der weiblichen Geschlechtsorgane mit Gewalt zu tun? Alles was mir, gegen meinen Willen, angetan wird ist pure Gewalt. Eine Beschneidung an den Geschlechtsteilen ohne Narkose finde ich nun absolut brachial, brutal und menschenunwürdig. Es verletzt meinen Willen, meinen kindlichen Körper, die Möglichkeit, frei und ohne Beschwerden heranzuwachsen. Es verletzt die Menschenwürde. Durch die Beschneidung sterben jeden Tag Kinder, werden durch schwerste Verletzungen behindert, werden unfruchtbar. In diesem Zusammenhang legen Sie Wert auf die Formulierung weibliche Genitalbeschneidung, aber nicht -verstümmelung! Können Sie das näher erläutern? Wenn ich Frauen und Mädchen berate, die nach einer Odyssee Mut gefasst haben, einen Arzt aufzusuchen, kann ich nicht sagen, dass diese genitalverstümmelt sind, dann würde ich wieder alte seelische Wunden aufreißen. Ich würde die Frauen auf ein kleines Dreieck reduzieren. Ich will damit sagen, dass die afrikanischen Frauen die stärksten Frauen weltweit sind. Ich will zeigen, dass sie, trotz Beschneidung, Terror, Kriegen und Katastrophen, es immer wieder schaffen, Kinder groß zu bekommen, Land zu bestellen und fruchtbar zu machen. Ich möchte die Kraft und Schönheit der Afrikanerinnen sichtbar machen, sie nicht nur als „arme Opfer“ darstellen.

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In Deutschland ist diese Problematik dankenswerterweise durch Ihre Arbeit oder die von Terre des Femmes stärker in die Öffentlichkeit gerückt. Können Sie trotzdem kurz die Haupttypen der Genitalbeschneidung skizzieren? Es handelt sich hier um Eingriffe an den äußeren weiblichen GeschlechtsTagesSatz

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TITELTH E M A organen. Fast ausnahmslos wird die Klitoris teilweise oder vollständig entfernt. Bei dieser Excision werden über die Klitorisentfernung hinaus die inneren Labien teilweise oder vollständig beschnitten. In etwa 15 Prozent aller Fälle kommt es darüber hinaus zu einer Entfernung der äußeren Labien, die über der Vagina so vernäht werden, dass nur eine reiskorngroße Öffnung für den Abfluss von Urin und Menstruationsblut verbleibt. Welche Folgen haben diese massiven Eingriffe auf die körperliche und psychische Unversehrtheit betroffener Mädchen und Frauen? Kinder können verbluten, einen Schock bekommen, sich HIV einfangen oder sich mit Hepatitis, Tetanus und anderen Krankheiten infizieren, da die Klinge einfach nur notdürftig gereinigt wird. Später geht das Drama erneut los, wenn sie heiraten und ihre Hochzeitsnacht erleben müssen. Sie werden erneut aufgeschnitten, damit ein Beischlaf stattfinden kann. Nach der Schwangerschaft ein erneutes Drama. Damit das Kind geboren werden kann, wird die Frau wieder aufgeschnitten und gleich wieder zugenäht. Das geht dann immer so weiter.

im Namen afrikanischer Frauen und Mädchen Geld. Keiner fragt die Frauen, wie sie sich fühlen, wenn man ihr Geschlecht in der Öffentlichkeit zur Schau stellt, also an Schulen und Rathausplätzen den Blicken der Öffentlichkeit aussetzt. Was würden Europäerinnen tun, wenn ich zeigen würde, wie ein kleines Mädchen von einem Erwachsenen missbraucht wird? Ein Aufschrei würde durch Europa gehen, ich würde verhaftet und verurteilt werden. Das bedeutet für mich, dass ein afrikanisches Geschlechtsteil weniger schützenswert ist als ein europäisches. Sie selbst stammen aus Somalia. Welche Position bezieht Ihr Heimatland heute zur weiblichen Genitalbeschneidung? In Somalia ist seit mehr als zwanzig Jahren ein brutaler Bürgerkrieg, die Menschen haben andere Sorgen, dennoch gibt es eine Bewegung gegen die Beschneidung von Mädchen.

nicht schon als Beschnittene kamen? Normalerweise müssten sie es anzeigen, bisher haben wir weder Anzeigen bekommen, noch wurde ein Verdacht an uns herangetragen. Wie gehen sie als „emphatische Begleiterin“ für Betroffene mit dem unsäglichen Leid um, und aus welchen Quellen schöpfen Sie Kraft? Ich bin seit mehr als dreizehn Jahren Dolmetscherin, erlebe aber immer wieder erschütternde Situationen. Es ist wichtig, Frauen Mut zu machen, ihnen das Gefühl zu geben, dass wir alles gemeinsam schaffen werden. Meistens gelingt es mir, lachende und erleichterte Frauen zurückzulassen. Kraft schöpfe ich aus der Familie. Mein Mann und mein Sohn geben mir Kraft weiter zu machen und niemals aufzugeben. Die Quelle des Lebens ist die Familie. Wie sollte Ihrer Meinung nach die Öffentlichkeit künftig auf dieses wichtige Thema reagieren?

„Es ist wichtig, Frauen Mut zu machen...“

Wie gehen Betroffene konkret mit den Verletzungen um? Entweder sie nehmen sie nicht wahr, weil sie immer zu ihnen und somit zu ihrem Leben gehörten, oder wenn sie sie wahrnehmen, versuchen sie, sie zu ertragen, weil es eine Tradition in ihrer Kultur ist. Sie schämen sich und verstecken sie vor den anderen. Im Allgemeinen versuchen sie, sich aber helfen zu lassen. Das A und O ist jedoch, wenn man ihnen hilft, sie würde- und respektvoll zu beraten, sie nicht zur Schau zu stellen oder als minderwertig zu behandeln. Einige Organisationen in Deutschland machen sich die Hilflosigkeit der Frauen zunutze, gehen mit deren Leid hausieren, stellen sie zur Schau, zeigen sie nur als Opfer ohne Kraft und Willen, um selbst davon zu profitieren. Oder sie sammeln TagesSatz

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Wie gehen Ihrer Erfahrung nach Ärzte mit der Genitalbeschneidung um, wenn sie sich im Rahmen ihrer Arbeit damit konfrontiert sehen? In mancher Beziehung kann ich nur sagen, dass wir eine ganze Reihe Experten haben, denen man nichts mehr erklären muss. Es gibt dennoch leider immer noch welche, die Schwierigkeiten haben, sich an beschnittene Frauen heranzutrauen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in der letzten Zeit die Ärzte von sich aus Kontakt suchen, um sich fortzubilden. Sind jene nicht vom Berufsethos her verpflichtet, bei Bekanntwerden einer beabsichtigten oder erfolgten Genitalbeschneidung diese auch anzuzeigen und wie sehen Ihre Erfahrungen aus? Das Problem ist: Wie wollen sie nachweisen, dass die Mädchen erst hier in Deutschland beschnitten wurden oder

Indem sie würdig und respektvoll mit uns umgeht. Uns nicht als schwache, dumme, hilflose Wesen zur Schau stellt. Wir wollen nicht immer wieder mit blutigen Bildern konfrontiert werden. Die Öffentlichkeit sollte uns nicht nur als kleines Dreieck sehen, sondern als Frauen, die etwas gegen Menschenrechtsverletzungen unternehmen. Wir brauchen die europäischen Schwestern, nur gemeinsam können wir die Beschneidung abschaffen. Vielen Dank für das Gespräch!

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MEHR ZUM THEMA: Fadumo Korn: Schwester Löwenherz, München 2009 Terre des Femmes (Hg.): Schnitt in die Seele, Frankfurt 2003 Aktion gegen ritualisierte Gewalt www.forward-deutschland.de

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Jörg Sanders

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Islam in Deutschland Vier Prozent der Bevölkerung in Deutschland waren 2008 nach Angaben der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland muslimisch. Der Islam ist damit nach der katholischen (dreißig Prozent) und der evangelischen Kirche (29,9 Prozent) die drittstärkste Religionsgemeinschaft in Deutschland.

* STEFAN UND THOMAS GIEBEL

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ie Angabe des muslimischen Anteils gilt als überhöht, da laut empirischen Untersuchungen nur maximal die Hälfte der als muslimisch gezählten Personen als „religiöse Muslime“ zu werten wären. Von einer erheblichen Zunahme ist angesichts der bisherigen Zahlen nicht auszugehen (1990 3,7 Prozent). Der Islam ist real mittlerweile ein Teil der bundesdeutschen Gesellschaft geworden und nicht nur im Zusammenhang mit der Emigration aus muslimischen Ländern zu sehen. Die Auseinandersetzung mit dem Islam hat jedoch erst mit der Wahrnehmung von kulturellen und religiösen Konflikten und den damit verbundenen Ängsten stattgefunden; insbesondere haben die Anschläge auf das World Trade Center das Verhältnis zum Islam verändert. Das Islamische Zentrum Kassel e.V. wurde 2006 gegründet und hat 45 Mitglieder unterschiedlicher Nationalitäten. Es geht ihnen nicht nur um die Religionsausübung in deutscher Sprache, sondern auch um soziale Belange. Das Islamische Zentrum spricht sich gegen den Zusammenhang von Gewalt und Islam aus und verurteilt den Terrorismus.

aber vor der Hölle haben. Es gibt keine Erbsünde. Der Gott ist der gleiche wie bei den Christen. Für uns gibt es nur keine Trinität. Private Gründe für die Konvertierung waren: Die eigene Ehefrau ist unglücklich, wenn die Konvertierung nur oberflächlich ist und die Traditionen nicht weitergeführt werden können. Und die Konvertierung an sich sollte nicht von der Ehefrau abhängig sein. Seit 2006 sind im Islamischen Zentrum fünfzig Personen konvertiert. Wie ist die Rolle der Frauen im Islam definiert? Meine Frau trägt ein Kopftuch. Niemand zwingt sie dazu. Sie hält es für ihre Pflicht. Zum Verbot der Burka in Belgien: Ich halte es für eine Unverschämtheit, jemandem zu erlauben, bauchfrei herumzulaufen, und bei anderen in die Menschenwürde einzugreifen – nur wegen einem Klei-

Man will keine islamischen Gemeinden hier haben. Die Rolle des Islam in der heutigen Gesellschaft ist eine soziale. Es wäre gut, sich an einen Tisch zu setzen, Gemeinsamkeiten zu finden und dann an einem Strang zu ziehen. Soziales Engagement gilt es zu koordinieren und sich nicht gegenseitig an den Hals zu gehen. Wir sind anders, aber wir passen in die Gesellschaft. Es macht sie bunter. Sonntagabend gibt es die „Brücke“ für Jugendliche, die ihre Religion kennen lernen wollen. Es gibt auch Nachhilfe in Mathe, Deutsch und Englisch. Im Weiteren laden wir Parteien, Vereine und Schulen ein, uns zu besuchen. Wie sieht es mit der Religionsausübung in Deutschland aus? Die Moschee ist ein offener Ort, in dem man zur Ruhe kommt. Eine Moschee ist nicht nur für die fünf Gebete geöffnet. Muslime sind eine Randgruppe in Deutschland. Auf ein Interview der HNA nach der Hadsch bin ich bedroht worden. Durch den von uns in der Fußgängerzone durchgeführten Infotisch geht es uns darum, zunächst die Leute zu informieren, nicht zu missionieren.

„Das Feindbild ist von der Sowjetunion auf den Islam übertragen worden.“

Hierzu befragte der TagesSatz Mustafa Meier [Name von der Redaktion geändert] des Islamischen Zentrums (IZ) in Kassel: Was bedeutet der Übertritt für Betroffene zum Islam? Die Suche, woher komme ich, wohin gehe ich. Wo will ich hin? Was ist der Sinn des Lebens? Ist der Sinn nur die Reproduktion und dann der Tod? Wir sind die einzigen Wesen, die darüber nachdenken können. Wir brauchen Richtlinien, ich habe unterschiedliche Religionen kennen gelernt, der Islam war für mich plausibel. Beim Jüngsten Gericht muss ich Angst vor den Fragen bezüglich meines Verhaltens, nicht

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dungsstück. Wo führt das hin? Männer dürfen keine Bärte tragen? Im Koran steht, dass die Frau ihren Schmuck bedecken sollen. Was können Sie zur Rolle des Islam in der deutschen Gesellschaft sagen? Die Gemeinnützigkeit des Islamischen Zentrums wurde uns nach zwei Tagen aberkannt, weil der Verein gegen die Völkerverständigung arbeiten würde. Um vieles können wir uns nicht kümmern. Wenn irgendwer abrutscht, können wir nichts tun. Seit 2007 sind wir nur noch vor Gericht. Ich selbst darf nicht mehr im Sicherheitsbereich eines Flughafens arbeiten, obwohl man mir nichts vorwerfen kann. Verdachtsmomente allein genügen schon. Eine Integration in die deutsche Gesellschaft, trotz Religionsausübung in deutscher Sprache, ist schwierig, solange ein solches Bild in den Medien präsentiert wird.

Wie sieht die Position des Islam nach den Anschlägen auf das World Trade Center aus? Wenn die Flugzeugentführer gewusst hätten, welchen Schaden sie angerichtet haben, hätten die das nicht gemacht: Das Feindbild ist von der Sowjetunion auf den Islam übertragen worden. Die USA hat das gebraucht. Mit einer Lüge sind sie in den Irak einmarschiert. Sunniten und Schiiten bringen sich gegenseitig um.

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MEHR ZUM THEMA: Islamisches Zentrum Kassel www.izkassel.de

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Flucht aus den eigenen vier Wänden Oft wird sie verharmlost, verheimlicht oder tabuisiert: häusliche Gewalt. Um betroffenen Frauen eine Zufluchtsstätte zu bieten, wurde 1976 in Berlin das erste Frauenhaus gegründet. Vier Jahre später eröffnete in Göttingen das erste Haus, das misshandelten Frauen und deren Kindern Schutz bietet. Wie wichtig Frauenhäuser noch immer sind, zeigt eine Studie, nach der jede vierte Frau Opfer von Gewalt geworden ist.

* CHRISTOPHER PILTZ

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ie Adresse des Göttinger Frauenhauses ist nicht herauszufinden. Sowohl im Internet als auch im Telefonbuch steht nur eine Telefonnummer. Der genaue Standort des Hauses soll geheim bleiben – „zum Schutz der Frauen“, erzählt Susanne Hoffmann. Sie ist Mitarbeiterin des Göttinger Frauenhauses. „Wenn Frauen Hilfe benötigen und bei uns unterkommen wollen, müssen sie nur anrufen.“ Je nachdem, wo die Frauen sich befinden, wird dann ein Treffpunkt vereinbart. „Dort holen wir sie ab und nehmen sie dann mit“, so Hoffmann.

Jörg „Yogi“ Müller

Das Treffen mit der Pädagogin findet mitten in der Innenstadt statt, in den Räumen der Therapeutischen Frauenberatung Göttingen in der Groner Straße. Oben, in der vierten Etage, hat das Frauenhaus einen eigenen Raum für Beratungsgespräche und Informationsveranstaltungen. Das Zimmer ist nur spärlich eingerichtet. Ein kleiner Tisch und zwei Stühle stehen in der Mitte auf einem Teppich. Ein weiterer Tisch mit Lego-Steinen scheint

das Einzige zu sein, was regelmäßig genutzt wird. Zurzeit ist das Göttinger Frauenhaus ausgelastet. Zehn Frauen und deren Kinder finden in dem Göttinger Frauenhaus eine sichere Unterkunft. Sie leben in einer großen Wohngemeinschaft zusammen. Es gibt mehrere Küchen und Badezimmer, dazu Angebote und Anregungen zur Freizeitgestaltung sowie eine Kinderbetreuung. Die Versorgung liegt jedoch komplett in den Händen der Bewohnerinnen. Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses unterstützen die Frauen darüber hinaus: Kontakte zu Behörden, Schulen oder Kindergärten müssen hergestellt werden. Oft wird rechtliche Hilfe benötigt. „Viele Frauen stehen das erste Mal auf eigenen Beinen“, schildert Hoffmann, „die müssen dann in der Alltags- und Lebensplanung unterstützt werden.“ Ursprünglich sollten die Frauenhäuser nur übergangsweise bestehen. „Die Vorstellung war, so weit über dieses Thema aufzuklären, dass es nach we-

nigen Jahren in der Öffentlichkeit verankert ist und Frauenhäuser überflüssig werden. Aber leider ist es nicht weniger Gewalt geworden, „die Gewalt wurde nur öffentlicher“, resümiert Hoffmann. Rund 380 Frauenhäuser gibt es heute in Deutschland. Wie weit verbreitet häusliche Gewalt noch immer in unsere Gesellschaft ist, unterstreicht auch eine 2004 veröffentlichte Studie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Im Durchschnitt ist jede vierte Frau im Alter von 16 bis 85 Jahren Opfer häuslicher Gewalt geworden. Die Formen der Gewalt, der Frauen ausgesetzt sein können, können dabei variieren: Beleidigungen, Einsperren, Verbote; vom einmaligen Schlagen bis hin zu jahrelangen Gewaltexzessen. „Nicht immer muss es eine körperliche Verletzung sein“, stellt Hoffmann klar. Und: „Es zieht sich durch alle Schichten. Auch bei Professoren kann es zu Gewalt kommen.“ Trotzdem sei im Frauenhaus der Anteil von Frauen aus sozial höheren Schichten gering. „Es fällt auf, dass das Thema in diesen Kreisen mehr tabuisiert wird“, berichtet Hoffmann. Aber am Wichtigsten sei es nach wie vor, so die Pädagogin, dass jeder mit offenen Augen durch das Leben gehe und häusliche Gewalt nicht verschweige oder gar toleriere.

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MEHR ZUM THEMA: Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911 37009 Göttingen 0551 / 5211800 Frauen-Notruf e.V. Postfach 1825 37008 Göttingen 0551 / 44684

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TITELTH E M A

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r ist schon kurz davor, den Raum zu verlassen, die Hand liegt auf der Klinke, da setzt er noch mal an: „Ich habe einfach keine Lust, später ohne irgendwas dazustehen. Ich habe gelernt, weiter als nur bis morgen zu denken. Ich möchte später auf legalem Wege ein gutes Leben haben.“ Auf legalem Wege – diese Aussage ist Brian wichtig. Denn der 17-jährige hat schon viel „Scheiße gebaut“, wie er eingesteht. Die Folge: zweieinhalb Jahre im offenen Jugendvollzug Göttingen. Brian sitzt ruhig auf einem Stuhl, das rechte Bein locker über das linke geschlagen, und erzählt. Als es angefangen hat mit dem „Scheiße bauen“ war er 14 oder 15 Jahre alt, „vielleicht auch dreizehn“ – so genau weiß er das nicht mehr. Er sei damals über einen Onkel „in Kreise geraten, die Geld hatten und Spaß am Leben.“ Das wollte er auch.

Für Raub und Körperverletzung hat Brian zweieinhalb Jahre bekommen. Seit elf Monaten ist er im offenen Jugendvollzug Göttingen, nun steht der 17-jährige kurz vor seinem erweiterten Hauptschulabschluss. Ein Portrait über einen Jugendlichen, der sich wieder in die Gesellschaft integrieren will.

* CHRISTOPHER PILTZ

stark gefühlt, dass wir durch die Stadt gegangen sind und es war uns scheißegal, wer da kam.“ Kurze Pause. „Wir haben alle angemacht.“ Doch dann kam der Punkt, an dem Schluss war: „Wir wurden zu dreist. Wir dachten, wir können alles machen, auch die Polizei verarschen.“ Seit elf Monaten ist Brian jetzt schon in Göttingen. Er ist froh, hier gelandet zu sein und nicht in Hameln. Dort wäre er – so forderte es die Staatsanwaltschaft – im geschlossenen Jugendvollzug gelandet. Aber dank seines Verteidigers kam er doch in den offenen Vollzug. Brian hat jetzt einen geregelten Tagesablauf. Er steht täglich um 6.30 Uhr auf und meldet sich bei einem Beamten. Dann geht er in die Schule. Zurzeit bereitet er sich auf den erweiterten Hauptschulabschluss vor, nur noch wenige Tage sind es bis zu den Prüfungen. Zusammen mit sieben anderen Jugendlichen wohnt Brian in einer Wohngemeinschaft. Hier hat jeder ein eigenes Zimmer; dazu gibt es

noch eine gemeinsame Küche, einen Gemeinschaftsraum mit Fernseher, Bad, Toilette. „Der Sinn des Wohngruppenvollzugs ist das Leben und Lernen in der Gruppe“, erklärt Siegfried Löprick, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des offenen Jugendvollzugs Göttingen. Ein weiterer Aspekt ist die Freizeiterziehung. Unter der Woche gibt es Sport- und Freizeitangebote, um die Zeit sinnvoll zu gestalten. Ob Tischtennis oder Hip-Hop-Tanz: Für jeden Jugendlichen ist es Pflicht, zweimal die Woche aktiv zu sein. Brian joggt regelmäßig um den Kiessee. Die Zeit in Göttingen hat Brian zum Nachdenken veranlasst. „Früher wollte ich immer mit dem Kopf durch die Wand. Aber ich habe mich zusammengerissen. Viele Freunde und meine Familie erkennen mich fast nicht mehr wieder“, sagt er. Es ist Viertel nach vier. Brian geht wieder zurück in seine Wohngruppe. Musik hören, Karten spielen, Kaffee trinken. Für heute hat er Feierabend.

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Christopher Piltz

Am Anfang sei alles noch „in einem kleinen Rahmen gewesen.“ Bei Brian heißt das, dass er und seine Freunde irgendwelche Leute „abgezogen“ haben. Abgezogen – eine Umschreibung für ausgeraubt. Ihr Treffpunkt war eine Bushaltestelle gegenüber einem Jugendzentrum, mitten in einer niedersächsischen Kleinstadt. „Wir hatten unsere Ecke, in der wir abgehangen haben. Und wenn dann Leute vorbeikamen, bei denen wir dachten, die hätten Geld, dann haben wir die einfach angemacht.“ Die Schule war unwichtig geworden: „Irgendwann haben mein bester Freund und ich uns so

„Ich habe viel Scheiße gebaut“

„Wir haben alle angemacht“

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Jörg „Yogi“ Müller

D E R S T O L P ERSTEIN

Thank you for killing us! * GLOSSE VON ANDREA TIEDEMANN

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ch bin so froh, dass es die Tabakindustrie gibt. Wer sonst könnte unsere Haushaltslöcher mit jährlich über 13 Milliarden Euro Tabaksteuer stopfen? Na gut, dass die Gesundheitskosten, die durch rauchbedingte Erkrankungen entstehen, mit etwa 21 Milliarden Euro knapp darüber liegen, ist etwas ärgerlich. Aber man muss bedenken, dass die Überalterung der Gesellschaft noch schlimmer wäre: immerhin sterben knapp 140.000 Menschen in Deutschland jährlich durchs Rauchen, dazu kommen noch über 3.000 Tote, die durchs Passivrauchen sterben. Die müssten wir sonst alle mitfinanzieren. Wir sind ja so tolerant! Und das müssen wir auch unseren Kindern zugestehen. Im Zweifel drücken sich Mama und Papa einfach mal wieder ein paar Zigarettenkippen auf die Augen und los geht’s. Sie sind schließlich die besonders toleranten Eltern von knapp 15 Prozent jugendlichen Rauchern. Aber wir hinken schon ein bisschen hinterher. In manchen Entwicklungsländern, Afrika ist gerade auf dem

Vormarsch, rauchen schon Kinder ab drei Jahren – da können wir einfach nicht mithalten. Und erst die Freiheit! Wie unfrei wären wir alle, gäbe es nicht den Liberty Award. Dank Zigarettenindustrie gibt es diesen Journalistenpreis für besonders freie Berichterstattung. Und da kann man ja schon mal ein Auge zudrücken bei den Tabakinteressen. Eine Zigarettenschachtel mit erkennbarem Markenaufdruck auf der Titelseite einer Zeitung ist doch keine Schleichwerbung! Da kann man auch schon mal beide Augen zudrücken (auch der Deutsche Presserat), dann sieht man die Zigarettenschachtel gar nicht mehr. Wir dürfen einatmen, was wir wollen. Und wir sagen Ja! zu über 4.000 Zusatzstoffen in jeder Zigarette. Blausäure, Arsen, Blei und sogar Polonium-210 – das alles für ein paar Cent. Wir sind so frei! Danke, liebe Tabakindustrie, dass du uns unsere Freiheit gibst! Was wären wir nur ohne dich? Reicher? Gesünder? Unabhängiger?

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misterQM (photocase.com)

PARAGRAPHENR E I T E R

Zu den Urteilen der Sozialgerichte Am 09. Februar hat das Bundesverfassungsgericht Teile des Sozialgesetzbuches für nicht verfassungskonform erklärt. Inzwischen hat das Gericht zu dieser Entscheidung weiter erläutert, dass sich durch die Entscheidung kein Anspruch für die Vergangenheit ergibt. Die Bundesregierung ist lediglich angehalten, bis Ende des Jahres eine Neuregelung vorzulegen. Einige Urteile zum Sozialgesetzbuch möchten wir Ihnen heute wieder näher bringen.

* HANS PETER PUNG

Besonderer Bedarf I Ein Empfänger von ALG-II-Leistungen hat keinen Anspruch auf einen Zuschuss für eine nicht erforderliche freiwillige Hepatitis-B-Impfung nach der Härtefallregelung, da diese keinen dauerhaften und keinen zwingenden Bedarf darstellt.

Besonderer Bedarf IV

Empfänger von ALG-II-Leistungen haben keinen Anspruch auf einen Zuschuss für die Anschaffung eines neuen Kühlschrankes aufgrund der Härtefallregelung, da es sich bei einem defekten Kühlschrank nicht um einen laufenden, sondern einen einmaligen Bedarf handelt. Die Ersatzbeschaffung muss vom Regelsatz angespart werden.

Die Kosten für eine Monatsfahrkarte für Schüler sind für Hartz-IV-Empfänger aufgrund der vom Bundesverfassungsgericht herzuleitenden Härtefallregelung vom Leistungsträger nach dem SGB als Zuschuss zu gewähren. Das Bundesverfassungsgericht hat dem Gesetzgeber bis zum Ende des Jahres die Möglichkeit gegeben, das Sozialgesetzbuch im Sinne seines Urteils zu überarbeiten. In dieser Neufassung müssen Regelungen enthalten sein, die solche besonderen Bedarfe im zuvor genannten Sinne decken. Allerdings müssen Leistungsberechtigte, bei denen ein solcher Bedarf bereits jetzt vorliegt, auch vor der Neuregelung die erforderlichen Sachund Geldleistungen für solche Bedarfe erhalten, da ansonsten ein Verstoß gegen Artikel 1 des Grundgesetzes vorliegen könne.

Sozialgericht Berlin Beschluss vom 15.03.2010 – S 174 7801/10 ER

Sozialgericht Detmold Urteil vom 09.04.2010 – S 12 AS 126/07

Bayerisches Landessozialgericht Beschluss vom 23.02.2010 – L 7 AS 793/09 NZB

Besonderer Bedarf II

Besonderer Bedarf III Die Neubeschaffung beziehungsweise Ersatzbeschaffung von Mobiliar wie einem Bett mit Matratze stellt keinen atypischen dauerhaften Bedarf dar.

Mietkosten Nach einer Entscheidung des Landessozialgerichts Nordrhein-Westfalen (LSG-NRW) kann eine doppelte Mietaufwendung ausnahmsweise

übernommen werden, wenn der Auszug aus der bisherigen Wohnung notwendig war, so dass die neue Wohnung zu diesem Zeitpunkt bezogen werden musste und deswegen die Mietzeiträume wegen der Kündigungsfrist nicht nahtlos aufeinander abgestimmt werden konnten. Der Hilfeempfänger ist jedoch verpflichtet, die Aufwendungen für die frühere Wohnung so gering wie möglich zu halten, dazu gehört auch die Suche nach einem Nachmieter. LSG-NRW Urteil vom 18.02.2010 – L 9 SO 6/08 Anmerkung: Die Anspruchsgrundlage für die Erstattung von umzugsbedingter Doppelmiete ist in der Rechtssprechung noch nicht abschießend geklärt. So vertritt das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg die Ansicht, dass die Zahlung der Doppelmiete zu den erstattungsfähigen Wohnungsbeschaffungskosten gehört (Urteil vom 10.01.2007 – L 5 B 1221/06 AS ER). Das LSG -NRW zählt die Doppelmiete zu den Unterkunftskosten ( Beschluss vom 23.09.2009 – L 19 B 39/09 AS).

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MEHR ZUM THEMA: Als Quelle hierfür nutzen wir den Tacheles-Rechtssprechungsticker. Weitere Urteile finden Sie unter: www.tacheles-sozialhilfe.de

Bayerisches Landessozialgericht Beschluss vom 23.02.2010 – L 7 AS 794/09 NZB TagesSatz

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GÖTTINGEN

Göttingens starke Frauen Frauen-Notruf, Frauenbüro, Frauenhaus und Opferhilfebüro stellen in Göttingen wichtige Zufluchtsorte für Frauen in Notsituationen dar. Das rege Engagement deutet nicht nur auf eine ebenso große Bedürftigkeit der Menschen hin, Göttingens Angebot ist zudem auch einzigartig in seiner Vielfältigkeit. Puia Zojer

* PIA ZOJER

Insgesamt besteht das Team des Frauen-Notrufs aus fünf Frauen und weiteren Ehrenamtlichen, die nicht nur psychologischen, sondern auch juristischen Beistand leisten. Die Gespräche dienen zum einen zur Aufklärung und Hilfestellung bei der weiteren Vorgehensweise, andererseits kann auch in entspannter Atmosphäre über das Vorgefallene gesprochen werden. Brockhaus betont allerdings, dass sie keine strikten Anweisungen und Ratschläge an die betroffenen Frauen gebe, sondern über Möglichkeiten aufkläre. Oft genügt es allerdings nicht aus, betroffene Frauen und Kinder aus brenzligen Situationen auszuquartieren. An dieser Stelle knüpft der Verein Wegeohne-Gewalt (WoGe e.V.) an. Hier wird das Problem an der Wurzel gepackt und den gewaltbereiten Menschen selbst geholfen. Der Verein bietet 16-wöchige Kurse in kleinen Gruppen und Einzelgespräche an, in denen die Täter lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Dazu müssen die Ursachen erkannt und alternative Auswege gefunden werden. Unter anderem stehen Schulung der Selbstwahrnehmung, Aufarbeitung der Gewalterfahrungen und Übungen zur Kommunikation auf dem Stundenplan. Verantwortungstraining wird der Kurs genannt und stelle keine Heilbehandlung dar, was den Erfolgen aber keinen Abbruch leistet. Einziges Manko – der Preis: Die Teilnahmegebühr wird nach dem Einkommen berechnet und beträgt zwischen 150 und 750 Euro. Leicht vorstellbar, dass dadurch das Interesse, seine Gewaltbereitschaft zu besiegen, abgeschwächt wird. Tatsache ist allerdings, dass sich der Kurs bei laufenden Verfahren strafmildernd auswirkt und die Teilnehmer oftmals von der Justiz oder einer Behörde geschickt werden.

Das Problem an der Wurzel gepackt

Ulrike Brockhaus arbeitet seit 20 Jahren als Psychologin beim Frauen-Notruf in Göttingen.

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n den letzten Jahrzehnten hat sich einiges getan in der Stadt Göttingen. Wurde das Bedürfnis nach Aufklärung und Hilfe zum Thema häuslicher und sexueller Gewalt einst noch belächelt, findet sich heute ein ganz anderes Bild. An Unterstützung mangelt es nicht, eher an der Überwindung der Betroffenen, das Geschehene zu akzeptieren. Frauen, denen häusliche Gewalt widerfährt, erfahren mit der Zeit Isolation und Minderwertigkeitsgefühle. Auch das Bedürfnis, ihren Partnern beistehen zu müssen oder sie gar ändern zu können, spiele eine Rolle, erklärt Frau Brockhaus, Psychologin beim Frauen-Notruf. Meist trauen sich die Frauen erst nach Jahren zur Beratung oder werden direkt vom Frauen-Notruf nach Erhalt eines Einsatzprotokolls der Polizei kontaktiert.

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Zum Einsatzbereich der Hilfedienste zählen schon lange nicht mehr nur Vergewaltigungen und häusliche Gewalt. Neue Gefahren, wie Stalking und Einsatz von k.o.-Tropfen oder das Filmen von Gewalttaten und anschließendes Veröffentlichen der Daten, haben einen ernstzunehmenden Stellenwert eingenommen. Außerdem sind Zwangsverheiratungen ein Problem, das vor allem Migrantinnen betrifft. Laut Brockhaus seien etwa dreißig Prozent der Frauen nicht deutscher Herkunft. Mitleidtragende sind auch Kinder und Jugendliche. Sie müssen mitansehen, wie ihre Mutter bedroht wird oder werden selbst Opfer gewalttätiger Angriffe. Hier sind es immerhin 15 Prozent der Betroffenen. Aus dieser Not heraus gründete der Frauen-Notruf im letzten Jahr die Kinderund Jugendberatung „phoenix“.

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MEHR ZUM THEMA: Frauen-Notruf e.V. www.frauen-notruf-goettingen.de WoGe e.V. www.woge-goettingen.de

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GÖTTI N G E N

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m „Willi“ treffen sich gerne Teens und Twens, beispielsweise um Geburtstag zu feiern, weil das zu Hause aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich ist. Berüchtigt für Alkohol, Drogen und Gewalt zeigte die Polizei früher massive Präsenz. Mittlerweile erwachsene Besucher erzählen von der Verlagerung der „Szene“ mit ihren Auswüchsen in die nächsten Parkanlagen. Erst Prävention senkte die Zahl der Straftaten kontinuierlich und deutlich.

Mitarbeiter der Jugendhilfe Göttingen e.V. besuchen seit April 2008 regelmäßig den Wilhelmsplatz, um mit den Jugendlichen zu reden, zu Gesprächen einzuladen, über Angebote des Vereins und in der Stadt zu informieren und so zu zeigen, dass sie da sind, wenn Hilfe nötig ist.

* MAREN KÖNNEKER UND WILLI STRÜBIG

Oliver Sauer, Milena Jurczik und Doro Bonner bilden im Rahmen des Projektes Go Willi die Brücke zur Blechtrommel. Doro erklärt, dass alle Jugendliche angesprochen werden, weil sie niemanden stigmatisieren wollen. Das beschert teilweise ein „Sehen wir so aus?“, aber manche bemerken dann doch irgendwann, wobei sie oder jemand anderes Hilfe brauchen könnten. Milena beschreibt, wie wichtig Gespräche über Gott und die Welt sind: „Das ist eine Art Vertrauensaufbau und dauert dann eben auch eine Weile.“ Und bei Dienstende passiere es schon mal, dass eine Gruppe sie zum Mitfeiern einlade: „Dann macht doch eure Schildchen ab und setzt euch zu uns.“ Wenn man die zeitweise Ablehnung respektiere, dann käme es ihnen gegenüber auch nicht zu Konflikten, führt Doro aus. Bei Streit unter den Jugendlichen versuchen die drei, die Gruppenmitglieder der Streitenden zu bewegen, selber ihre Freunde zu mäßi-

gen. Sauer führt aus: „Wenn die Fäuste fliegen, geht keiner dazwischen.“ Hölscher ergänzt: „Wir sind keine schnelle Eingreiftruppe.“ Wichtig sei, dass die Mitarbeiter erfahren sind und die Situation gut einschätzten. Das Bisherige zeigt, wie wichtig die permanente Fortführung von Go Willi ist. Die Förderung endet aber zum Jahresende. Schade – denn zwei junge Mädchen am Wilhelmsplatz, beide 18, finden „Go Willi natürlich positiv“. Ecki ist froh, dass die drei Sozialarbeiter keine Vorurteile gegen Jugendliche haben und Boris strahlt: „Habe mich da auch schon mal blicken lassen, habe sehr gute Erfahrungen gemacht!“

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MEHR ZUM THEMA: Die Blechtrommel (Jugendhilfe Göttingen e.V.) Untere Karspüle 4 37073 Göttingen Tel: 0551 / 70 79 41-0 www.jugendhilfe-goettingen.de

Willi Strübig

Christian Hölscher, Geschäftsführer der Jugendhilfe Göttingen und Leiter des Projekts „Kontakt“ in den Räumen der „Blechtrommel“, dem das Projekt „Go Willi“ angegliedert ist, lobt: „Göttingen hat sich tatsächlich als eine der wenigen Städte für ein solches Konzept – Repression, da wo es sein muss, aber flankiert durch Sozialarbeit – entschieden. Verdrängung mache keinen Sinn: „Vierzehnjährig mit Alkoholvergiftung hinter Büschen im Cheltenhampark – das wäre eine Katastrophe.“ Damit auch andernorts keiner liegen bleibt, ist eine der Maximen, die Jugendlichen anzuregen, aufeinander zu achten. Auch deswegen gehen die Sozialarbeiter regelmäßig auf den Wilhelmsplatz: „Unsere Hauptaufgabe ist, mit den Jugendlichen dort über regelmäßige Präsenz so gut in Kontakt zu sein, dass man sich kennt.“ Das baue Anonymität ab und erhöhe so die Hemmschwelle für Gewalt.

Jugend im öffentlichen Raum

Ansprechen – Zuhören – Unterstützen

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GÖTTINGEN

Viola Wiegand

Meine Reise mit Rocky zur Cebit GEDANKEN EINES TAGESSATZ-VERKÄUFERS

* OLAF BURHENNE

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ir sind am ersten Tag um 9.00 Uhr nach Hannover auf die Cebit Messe gefahren und haben uns die Neuheiten von Competer, TV und Hifi angeschaut. Es gab viel zu sehen und es war interessant. Wir haben beide zusammen circa 18 Euro Eintritt bezahlt und konnten dafür den ganzen Tag auf der Messe herumlaufen. Dafür war ich am Abend aber auch ziemlich kaputt. Man konnte viele Dinge, zum Beispiel Kugelschreiber, Taschen und Unterlagen für die Computermaus mit nach Hause nehmen.

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Es waren ungefähr zwanzig Hallen, die so groß waren wie etwa drei bis vier Fussballfelder. Die Mitarbeiter an den Ständen sprachen zum Teil aber nur Englisch und waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Die Hallen waren teilweise miteinander verbunden; man konnte aber auch zwischendurch an die frische Luft gehen. Die Luft in den Hallen war recht dünn, es war aber auch viel los, jede Menge Leute. Man konnte in den Hallen auch was essen und trinken, was aber nicht gerade billig war, da war es gut, dass ich mir Brot und Getränke von zu Hause mitgenommen hab. Es war anstrengend, aber interessant und schön.

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Clemens Eulig

GÖTTIN G E N

Straßengeflüster Die Straßenzeitung Bodo aus Dortmund und Bochum stellte in ihrer Maiausgabe den CapBaumarkt in Witten vor, einen Markt, der Second-Hand-Waren verkauft. Dabei handelt es ich um ein Projekt zur Qualifizierung von Arbeitslosen, das den Wiedereinstieg in den Ersten Arbeitsmarkt vorbereiten soll. Träger sind die örtliche Volkshochschule und die Diakonie. Siebzig Teilnehmer finden hier eine zeitlich begrenzte Beschäftigung. Sie werden angeleitet und unterstützt von einem Team aus fünf Anleitern und einigen Pädagogen. Die Waren sind Spenden des Fachhandels und von Privatpersonen. Eine dem Baumarkt angeschlossene Werkstatt macht defekte Ware wieder funktionsfähig. Da der Markt sich noch nicht selbst trägt, hängt sein Weiterbestehen von den zukünftigen Fördermöglichkeiten ab.

Winkeladvokat

Das Stuttgarter Straßenmagazin Trott-war berichtete im April über ein Theaterprojekt für benachteiligte Mädchen. Die Gruppe hat gemeinsam mit der Sozialpädagogin Ewa Grabowska das Stück „Wir Aschenkinder“ inszeniert. In die Geschichte vom Aschenputtel haben die Teilnehmerinnen eigene Erfahrungen von Mobbing, Ausgrenzung

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* ANDREAS PRAMANN und Gewalt eingarbeitet, beispielsweise mit Tanz- und Rapeinlagen. Nach jeder Aufführung werden die Rollen gewechselt, so dass jede Teilnehmerin einmal die Hauptrolle spielen kann. Die Mädchen gewinnen durch das Theaterspielen an Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Leistungen in der Schule werden oft besser, und manchmal ergeben sich auch berufliche Perspektiven. So wie zum Beispiel bei Anna, die nach der Theaterarbeit und einem Praktikum eine Ausbildung zur Theaterkauffrau in Aussicht hat. Das Projekt wird im Rahmen der Hilfen zur Erziehung nach dem Jugendhilfegesetz von der Evangelischen Gesellschaft (eva) durchgeführt.

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* ANDREA TIEDEMANN

Saß Thierse gewalttätig? Er wollte nur die in Berlin demonstrierenden Neonazis aufhalten: „Ich bin dafür, dass man seinen Protest zeigt. Aber es muss ohne Gewalt abgehen.“ Doch genau das wird dem Bundestagsvizepräsident jetzt vorgeworfen. Thierse setzte sich mitten auf die Straße und blockierte damit den ganzen Demonstrationszug samt Polizei. Als er auch nach einem Platzverweis nicht von der Straße aufstand, wies der Polizeiführer den Abgeordneten darauf hin, dass er sich der Nötigung schuldig mache. Er übe also Gewalt aus. Doch ist die reine Sitzblockade ein Gewaltakt? Seit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 1995 ist klar: Sitzende Menschen üben nur psychischen Zwang aus, keinen körperlichen. Das wird damit begründet, dass – wie im aktuellen Beispiel – die Polizeifahrzeuge die Sitzenden theoretisch überfahren könnten, es aber aus Angst, sie zu verletzen oder zu töten, nicht tun. Psychischer Zwang ist jedoch keine Gewalt im Sinne einer Nötigung. So weit, so gut. Doch die Geschichte geht weiter: Das erste Polizeifahrzeug muss

MEHR ZUM THEMA: www.bodoev.de www.trott-war.de

stehen bleiben und blockiert damit, dann tatsächlich körperlich, die Fahrzeuge und Demonstranten dahinter. Da es sich dann doch um physischen Zwang, also Gewalt im Sinne der Nötigung handelt, macht sich der Beteiligte letztlich doch strafbar. Anders sieht es zum Beispiel bei Castortransporten aus. Wenn es nur ein Fahrzeug auf der Schiene gibt, das kein anderes dahinter aufhalten kann, bleiben die Sitzblockierer straffrei. Bloß wegtragen lassen müssen sie sich. Sonst heißt es: Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Das zumindest musste Thierse sich nicht vorwerfen lassen. Nach einer Viertelstunde stand er artig wieder auf.

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KASSEL

Radfahren in Kassel Eine „Katastrophe“ sei es eigentlich, was den Fahrradfahrern in Kassel zugemutet werde, meinte ein Redakteur vom Sportverein „Dynamo Windrad“ kürzlich. Aber das muss nicht so bleiben. Es gibt gute Ansätze für Verbesserungen.

Privat

* NORA MEY

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uss der Dödel da vor mir denn die ganze Spur blockieren? Und langsam ist er auch noch!“ Petra N. schimpft über den Radfahrer vor ihr. Sie ist eigentlich keine aggressive Autofahrerin, aber so ein kleiner einsamer Zweiradfahrer, den sie nicht so schnell überholen kann, stört. Und wenn sie dann doch schnell und vielleicht auch etwas eng überholt, fühlt sich der Radfahrer mit Recht bedrängt. Alltag in Kassel. Radfahrer sind verhältnismäßig rar und weil sie so rar sind, werden sie schlecht behandelt. Wären viele auf der Straße, müsste und würde man anders mit ihnen umgehen.

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„Kassel ist keine Fahrradstadt“, lautet ein einhelliges Urteil. Dass sich das ändern muss, gebietet aber nicht nur der Trend, sondern ist unschlagbar vernünftig. Petra N. hat keine Probleme, den Argumenten für das Fahrrad zu folgen. Natürlich ist es umweltfreundlich, eines der hervorragendsten Mittel mobil zu bleiben und Emissionen zu vermeiden. Dem Klima geschuldet, saubere Luft und weniger Lärm gewährleistend und dazu noch so was von gesund! Nein, das ist nicht übertrieben! Wer täglich seine Wege oder je nach Entfernung einen Teil seiner Wege mit dem Fahrrad zurücklegt, kann ziemlich gewiss sein, eine bessere körperliche Fitness und Widerstandsfähigkeit zu entwickeln als beispielsTagesSatz

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KA S S E L weise der Autofahrer, der nur mal nebenher Sport und Fitness in der Freizeit betreibt. Richtig, preiswert ist das Fahrradfahren natürlich auch noch! Überlegen wir noch einmal, warum Kassel denn so wenig freundlich zu Fahrradfahrern ist. „Die Topografie ist ungünstig“ – eine nicht ganz abwegige Begründung ist schnell zur Hand. Klar, dass Städte im flachen Land da einen Vorteil haben. Andererseits haben die Holländer und die Norddeutschen aber auch mit Wind und Wetter zu kämpfen – wenn sie also Entschuldigungen für den Vorzug des Autos brauchten, hätten sie die auch leicht zur Hand. Ein gewichtigerer Grund ist wohl die fortschrittsbegeisterte, autofreundliche Nachkriegs-Straßenplanung, zusammen mit dem identitätsstiftenden nahen VW-Werk in Baunatal, dass das Auto so in den Vordergrund rollte. Der Straßenraum jedenfalls wurde zwischen breiten Autostraßen, den unabdingbar dazugehörigen Parkstreifen und restlichen Bürgersteigen funktional aufgeteilt.

ren hinsichtlich der Nutzung und Abrechnung unterschiedlich. Die Modellprojekte des Bundes sollen möglichst eng mit dem ÖPNV verknüpft, mit Zeit- und Monatskarten genutzt werden können, in Kassel soll sogar ein Einzelfahrschein des ÖPNV die Zugangsberechtigung für ein Leihfahrrad ermöglichen. Fünfhundert Leihfahrräder an fünfzig Stationen sind vorgesehen. Etwa eine Million Euro erhält Kassel dafür vom Bund, den Eigenanteil in Höhe von 175.000 Euro will die Stadt bereitstellen. So schnell wie erhofft, ist das System dann allerdings doch nicht installiert, vielmehr möchte man es logistisch und abrechnungstechnisch gut durchdacht starten, wie Thorsten Ebert, KVG-Vorstand, auf Nachfrage erklärt. Stichwort Logistik. Damit kann nicht nur gemeint sein, die Verleihstationen gut zu platzieren. Vielmehr müssen mehr gut geschützte, durchgängige und deutlich markierte Radwege her,

den müssen, sind gefragt. Auch nostalgische durchgängige Ortskernpflasterungen mit kleinen Basaltköpfen oder schicke Schnörkel bei der Radwegeführung sind zu vermeidende unverzeihliche Unbedachtheiten. Welchen Einfluss hat hier ein Fahrradbeauftragter, den die Stadt Kassel sich immerhin leistet? Abschließend aber noch ein schönes Highlight zu dem Thema: 150 Fahrräder stehen auf dem Schulhof der Reformschule nahe der Wilhelmshöher Allee. Und das bei 520 Schülern, verteilt auf die Jahrgänge null bis zehn, von denen erst die Schüler ab Ende der dritten Klasse überhaupt allein Fahrrad fahren dürfen! Wie man das hinbekomme, frage ich die Schulleiterin, Frau Hilliger. Sie klingt engagiert und meint, dass man sich schon viel Mühe mit dem Thema gebe und vor allem auf eine Vorbildfunktion der Lehrer setze. Viele Eltern unterstützten das Konzept, zum Beispiel auch indem sie ihre jüngeren Kinder mit dem Fahrrad begleiten. Es werden Klassenreisen mit dem Fahrrad organisiert, das Thema immer wieder angesprochen und von den Schülern mit kleinen Aktionen häufiger ins Bewusstsein gebracht.

Bekenntnis zum Fahrrad fängt in der Schule an

Ab den siebziger Jahren entstanden mehr eigene Gleiskörper für Straßenbahnschienen, der öffentliche Verkehr wurde ausgebaut, so dass Kassel für eine Stadt dieser Größenordnung ein sehr gutes ÖPNVNetz besitzt, in dem man das Fahrrad sogar kostenlos mitführen darf. Der Radwegebau selbst kam aber nur schleppend voran.

Das umweltfreundliche Plus eines guten ÖPNV-Systems ist jetzt Anknüpfungspunkt für ein Fahrrad-VerleihSystem, für das sich die Stadt beworben hat. Unter 44 Bewerbern gehört Kassel zu den 15 Kommunen, die für dieses Modellprojekt des Bundes „Innovative öffentliche Fahrradverleihsysteme“ ausgewählt worden sind. Davon gibt es schon eine ganze Reihe, vorwiegend in richtig großen Städten wie Paris, Barcelona, New York, Helsinki, Peking oder Wien. Sie sind erfolgreich, kostengünstig für die Nutzer, müssen aber zusätzliche Finanzierungsmittel erhalten und funktionieTagesSatz

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damit die Stadt, die noch in einer großen Studie des ADAC aus dem Jahre 2004 hinsichtlich ihrer Fahrradtauglichkeit schlecht weg kommt, auf diesem Gebiet aufholen kann. Fragt man eingefleischte Nutzer, die aus dem Alter unüberlegten Wagemuts heraus sind, dann steht das Plädoyer für eine bessere Sicherheit ganz oben. Und gemeint sind damit nicht die dämlichen Brückengeländer, die für viel Geld erhöht werden müssen. Es hat einen bedauerlichen Unfall in Bremen gegeben, gewiss. Aber vor Jahren gab es auch einen Lastwagenfahrer in Kassel, der einen Radfahrer einfach übersah und tödlich überrollte. Hat man damals etwa Lastwagen verboten oder auch nur einen Radweg auf der Holländischen Straße angelegt? Durchgängige, gut sichtbare und instand gehaltene Fahrradwege auf Spuren, die eben auch einmal dem Autoverkehr abgerungen wer-

Wie hoch diese Quote ist, mag ein Vergleich mit der Heinrich-Schütz-Schule, bei der ich eine Viertelstunde später zählend auf dem Schulhof stehe, verdeutlichen: Es sind 84 Fahrräder bei circa 1.000 Schülern, der Einzugsbereich dürfte sich dabei übrigens nicht allzu deutlich unterscheiden. Schön, dass es so ein tolles Vorbild wie die Reformschule gibt. Wobei das frühe Einüben des Fahrradfahrens gewiss Souveränität verleiht und die Gefahrenabschätzung einübt. Zusammen mit den obigen Konzepten – Fahrradverleihsystem sowie forcierter und sicherheitsorientierter Ausbau von Fahrradwegen – wird hoffentlich auch auf diesem Gebiet noch etwas aus Kassel!

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MEHR ZUM THEMA: Gerhard Späth, Fahrradbeauftragter der Stadt Kassel Straßenverkehrsamt, Tel. 787 6227 23


KASSEL

Jörg „Yogi“ Müller

Sigmarius und die etwas andere Sommerküche (Teil 2) Erzähle mir die Vergangenheit und ich werde die Zukunft erkennen.

* ARMINIUS

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ir, Arminius, wurde von Sigmarius eine Brotzeit mit französischem Rotwein kredenzt, einfach Weltklasse! Wir beide unterhielten uns über Boule, den lieben Gott, die ganze Welt und das Leben im Allgemeinen. Vor allem aber über Kunst und seine Liebe zur Fotografie. Zurzeit fotografierte Siggi alte antike Klaviere. Besonders deren Innenleben hatte es ihm angetan. Wie in Trance schoss er Fotos von unglaublicher Eleganz. Die Bilder, welche ich bestaunte, bestachen durch ihre Harmonie und waren in Poesie entstanden. Dieser Baden-Württemberger war sehr begabt, die Inkarnation eines Top-Künstlers eben. Der weitere Verlauf des Samstagnachmittags versprach daher Verheißungsvolles und schien spannend zu verlaufen. „Prost Sigmarius, auf die Frauen, das Weiblich-Göttliche, die Kunst und die Gartenarbeit hier am Zauberwald.“ Er schnalzte mit der Zunge und prostete mir zu. „Und Arminius, kommst Du gut mit der Arbeit voran? Ich helfe Dir, wenn ich im Haus fertig bin.“ Ich lächelte und summte leise ein altes Arbeiterlied „… die Flasche ist leer, die Arbeit wiegt schwer, die Kneipe schließt, wir wollen mehr, der Wirt schmeißt uns raus, trotzdem kommen wir morgen wieder her.“ Wir zwei waren ja schon interessante Zeitgenossen. Außerdem besaßen wir beide die berühmten drei römischen Buchstaben -ius- am Ende unseres Vornamens. Mhmh, der Rotwein bewirkte nun auch sein Übriges. Allmählich setzte er uns bei der Arbeit stark zu. Wir beschlossen, den Feierabend nun langsam einzuläuten. „Du, Sigmarius, ich habe Dir eine brandheiße Neuigkeit zu berichten. Jetzt lasse ich die Katze aus dem grauen Postsack von 1939.“ Er erschrak und rutschte unruhig auf dem Gartenstuhl hin und her. „Na los, erzähl schon, Arminius, spann mich nicht

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auf die Folter. Was hat es mit der Katze auf sich?“ Ich erzählte ihm von der schwarzen Eisentür und auch von meiner unbändigen Neugier. Jetzt wurde der doch sympathische Württemberger kalkweiß wie ein frischgestrichene Hauswand. Sie müssen wissen, sein kleines Haus am Zauberwald, die idyllische Wohnanlage für das Alter, sein Paradies schlechthin, schien ins Wanken zu geraten. Der Schock fegte ihn fast hinweg über den Zauberwald, natürlich nur symbolisch betrachtet. „Arminius hat das Schloss schon geknackt. I´m sorry. Es gibt Gold, Gold, Gold. Riesige Mengen von Gold. Soweit das Auge reicht oder ertragen kann.“ – „Sigmarius, kneif Dich mal in beide Oberschenkel, lach mal wieder. Du bist jetzt reich, unermesslich reich. Du kannst es Dir nicht vorstellen. Tonnen von Eulen und Katzen aus purem Gold. Herzlichen Glückwunsch, Herr Multimilliardär! Oder soll ich sagen Billionär? Es müssen hunderte oder vielleicht tausende von Tonnen sein. Ich habe sie noch nicht gewogen, nur überflogen in fünf bis zehn Minuten.“ Sigmarius verschlug es doch tatsächlich für einen Moment die Sprache. „Ich hoffe, ich bekomme einen kleinen Finderlohn. Los komm, rasch die Abenteuerlust ausgepackt und runter ins Vergnügen. Aber denk dran, wir müssen die Klappe halten. Verschwiegenheit ist Trumpf. Und nur nicht verrückt spielen. Die meisten Menschen hier in Niederkaufungen kennen den Zauberwald überhaupt nicht. Habe ich schon recherchiert. Was für ein Glück!“ Siggi stierte starr ins Leere. Ich konnte seinen steifen Körper im Abendlicht beobachten, wie er sich spannte, er sah aus, wie ein schwarzer Panther vor dem Sprung auf seine Beute. Es werden immer die belohnt, die nicht dran denken. Ius 2010

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TagesSatz

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DIE KOCHNI S C H E

Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM

Andre Günther (photocase.com)

Leckere Gerichte für Sie entdeckt

Salate zum Barbecue Sommerzeit ist Grillzeit. Überall duftet es nach gegrilltem Fleisch. Doch was gibt es dazu? Es muss nicht immer Kartoffelsalat oder Nudelsalat sein. Wir stellen Ihnen heute frische Salatvarianten vor, die gut zum Grillen passen.

Rucola-Tomaten-Salat (4-6 Portionen / circa 1 Euro pro Portion) 1 Bund Rucola (Schale ca. 150 g), 500g kleine Tomaten (Cherrytomaten), 3 EL Olivenöl, 1 EL Zucker, 4 EL Aceto Balsamico, Salz, Pfeffer Rucola verlesen, waschen, grobe Stiele entfernen. Tomaten waschen, trocknen. Öl in einer Pfanne erhitzen, die Tomaten zusammen mit dem Zucker kurz darin unter wenden anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Rucola auf eine Platte geben, Tomaten darüber verteilen. Balsamico darüber träufeln und servieren. Tipp: Passt am besten zu gegrillten Fleisch. Dazu passt ein frisches Ciabatta beziehungsweise Weißbrot

TagesSatz

* 06/10

Tomatensalat

Fruchtiger Blattsalat

(4-6 Portionen / circa 0,75 Euro pro Portion) 500g Tomaten, 1 mittelgroße rote Zwiebel, 1 Bund Blattpetersilie, 2 EL Zitronensaft, 4 EL Olivenöl, Salz, Bulbiber

(4 Personen / circa 2, 50 Euro pro Portion) 500g Blattsalat nach Wunsch, 1 Grapefruit, 1 Avocado, 1 Papaya, 1 Limette, Olivenöl, Salz, roter Pfeffer, Chilipulver, Zucker

Petersilie waschen, trocknen, nicht zu fein hacken. Tomaten waschen, trocknen, in Scheiben schneiden. Zwiebel schälen, halbieren, in feine Scheiben schneiden. Aus Zitronensaft und Öl ein Dressing anrühren, kräftig salzen. Zutaten in eine Schüssel geben, Dressing darüber gießen und gut vermengen. Nach Geschmack mit Bulbiber bestreuen.

Salat verlesen, waschen, trocken schleudern, in mundgerechte Stücke zupfen. Grapefruit schälen, Filets herausschneiden, aus dem Rest den Saft herauspressen. Papaya schälen, längs halbieren, Kerngehäuse entfernen und in dünne Spalten schneiden. Limette halbieren, auspressen. Avocado halbieren, entkernen, Fruchtfleisch mit einem Löffel aus der Schale schaben. Saft der Grapefruit und der Limette, Avocadofleisch, Olivenöl, Salz und eine Prise Zucker in ein hohes Gefäß geben und pürieren. Mit dem gestoßenen roten Pfeffer und dem Chilipulver pikant abschmecken. Salat zusammen mit den Grapefruitfilets in eine Schüssel geben, Dressing darüber geben und gründlich vermengen. Die Papayaspalten fächerartig darüber verteilen.

Bulbiber ist ein Gewürz, dass in der türkischen Küche gerne verwendet wird. Es wird aus getrockneten Paprika und Chilis hergestellt. Sie bekommen es im türkischen Lebensmittelhandel. Tipp: Dieser Salat passt zu gegrillten Würstchen genau so wie zu Fleisch. Dazu frisches Fladenbrot reichen.

Tipp: Dieser Salat passt gut zu gegrilltem Geflügel und Fisch.

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K U LT U RT I P PS

GÖTTINGEN

* NELLY SAUTtER

Isabel Winarsch

Die Empfehlung

Sa 05.06. / 14.30-16.30 Uhr Städtisches Museum, Gö

Eine echte Liebesgeschichte im Deutschen Theater Als letztes Stück in dieser Spielzeit zeigt das „junge schauspiel“ am Deutschen Theater „A true lovestory“, ein Stück für Jugendliche und Erwachsene. Hier wird auf sehr unterhaltsame und spritzige Weise das höchst aktuelle Thema des Internet-Blogs aufgegriffen. Train Man, ein Blog User, erzählt den Teilnehmern eines In-

ternetforums von Hermes, die er in der U-Bahn kennengelernt hat. Nun ist er bis über beide Ohren verliebt, aber wie soll er es anstellen? Er ist völlig hilflos, aber seine Chatfreunde stehen ihm bei, feuern ihn an. Schritt für Schritt nähert sich Train Man seinem Ziel – und wird zum Hoffnungsträger für eine ganze Generation.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Nächste Vorstellungen: 3.6. und 24.6., 20.00 Uhr, Karten unter 0551 / 496911

Di 15.06. - Sa, 19.06. / ganztags Deutsches Theater, Gö

Mi 02.06. / 20.00 Uhr Kulturzentrum Salzmann, Ks

Schultheatertage Ausgewählte Schultheatergruppen aus Göttingen und Umgebung zeigen auf den Bühnen des DT ihre Stücke. Eintritt: 3 Euro, erm. 2 Euro, Dauerkarte: 15 Euro, erm. 10 Euro

The Circus : Showcase und Party (VjIng mit Musik, VVK 14 Euro, AK 16 Euro)

Di 01.06. / 20.00 Uhr Lumière, Gö Das Salz dieses Meeres OmU, Palästina 2008 Die Filmemacherin Annemarie Jacir zeigt in „Salt of the sea“ eine verrückte Reise durch unbekannte Landstriche in Palästina. www.lumiere.de Di 01.06. / 20.00 Uhr Anthroposophisches Zentrum (Wilhelmshöhe), Ks Abendvorstellung „Der Drache“ von Jewgeni Schwarz (siehe auch TagesSatz-Ausgabe 05-10; pol. Märchen, das in satirischer Form das Zusammenspiel von Tyrannei und Untertanentum darstellt, Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro)

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ner privaten Wohnung in Göttingen. Eintritt: 16,50 Euro, erm. 12,50 Euro; keine Abendkasse.

Do 03.06. / 10.55 Uhr Stadtbibliothek, 1. OG, Gö 5 vor 11 im Lesesalon Die ehrenamtlichen Vorleser der Stadtbibliothek lesen Romane, Lyrik, Kurzgeschichten vor. Eintritt: frei Do 03.06. / 20.00 Uhr Sommer im Park, Ks-Vellmar Puppini-Sisters (Swing-Pop) Fr 04.06. / 20.00 Uhr Sommer im Park , Ks-Vellmar Kraja und Grada : Folk-Doppelkonzert (Infos unter www.vellmar.de, www.pazza.dd.ticket.de, Tel. unter 0561 / 8200647) Sa 05.06. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Privatwohnung, Gö Hausbesuch IX: Lesung von Lutz Seiler. Der Autor Lutz Seiler liest in ei-

Kindersamstag: Zeitreise durch die Geschichte der Schrift Auf den Spuren der Ägypter werden Hyroglyphen und andere Schriften ausprobiert. Eintritt: 2 Euro Anmeldung: 0551 / 4002843 Sa 05.06. / 20.00 Uhr Station 15 (Goetheanlagen), Ks FreeFlow-Konzert mit STROM (Ks) und STAHLBAND (Pfalz), Eintritt: 3-8 Euro So 06.06. / 16.00 Uhr Buchfink-Theater, Gö Puppentheater: Glückskerle Das Northeimer „Theater der Nacht“ erzählt die Geschichte von Jaro, der seinen kranken Vater retten möchte. Eintritt: 12 Euro, erm. 8 Euro www.theater-der-nacht.de Mi 09.06. / 18.00 Uhr Cinema, Gö Zwischen Himmel und Erde: Antroposophie heute. Eine Dokumentation zum Thema Antroposophie. www.cinema-goettingen.de Mi 09.06. / 20.00 Uhr Kulturzentrum Werkstatt e.V., Ks Princesas: Film über Prostituierte und Leidenschaft Fr 11.06. / 19.30 Uhr Anthroposophisches Zentrum (Wilhelmshöhe), Ks Vortrag von Dr. Sascha Lindemann: Freiheit statt Vollbeschäftigung – Warum ist ein bedingungsloses Grundeinkommen nötig? (Eintritt frei, Spenden erbeten) Fr 11.6. / 19.45 Uhr Stadthalle, Gö Göttinger Symphonie Orchester: Klassische Konzerte / 6. Kleine Reihe Karten unter Ticketonline.de TagesSatz

* 06/10


KULTURT I P P S

Premiere: Der goldene Drache So 13.06. / 18.00 Uhr Sommer im Park, Ks-Vellmar

Die Empfehlung

Gustav Peter Wöhler und Band Di 15.06. / 20.00 Uhr Kulturzentrum Werksatt e.V., Ks Vortrag Prof. Dr. Werner Ruf: Afrika im Fadenkreuz der Großmächte Fr 18.06. / 17.00-23.00 Uhr Innenstadt, Gö 9. Göttinger Nacht der Kultur. Viele Open-Air-Kulturveranstaltungen an verschiedenen Orten. www.procity.de Fr 18.06. / 19.30 Uhr Staatstheater (Opernhaus), Ks South Pacific Fr 18.6. / 22.00 Uhr Stadtbibliothek, Gö Erlesenes: Der Vampyr. Stefan Dehler und Christoph Huber präsentieren „Der Vampyr“ von John Polidori. Kostenlose Eintrittskarten ab sofort an der Information im EG. Sa 19.06. / 20.00 Uhr Junges Theater, Gö Außer Kontrolle (Komödie) www.junges-theater.de Sa 19.06. / 22.00 Uhr St. Johannis-Kirche, Gö Klassik für Nachtschwärmer J. S. Bach: Die Kunst der Fuge – Sa-

* HARALD WÖRNER

Kassel

Köln Comedy

Sa 12.06. / 20.15 Uhr Staatstheater (TIF), Ks

Georg Ringsgwandl in Vellmar Georg Ringsgwandl, der Musiker und Kabarettist, ist, ähnlich wie die Kollegen Biermösl Blosn, eine ganz eigene Marke. Im bürgerlichen Leben war er übrigens einstmals Kardiologe. In seinem neuen Bühnenprogramm präsentiert er Geschichten aus einem Viertel, in dem die Mehrheit aus Minderheiten besteht. Dabei schaut er nicht mit einem bornierten Blick

von außen hinein, sondern immer mit der Herzenswärme und der Verbundenheit desjenigen, der selbst dort lebt, die Themen also aus eigenem Erleben kennt. Er beschreibt Stimmungen und die Menschen, die in diesem Viertel leben, aber auch kleine Begebenheiten, denen sie sich aussetzen.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Do 10.06.10 / 20.00 Uhr Sommer im Park, Vellmar Georg Ringsgwandl und Band: Untersendling VVK: 17/20 Euro erm. 14/17 Euro, AK: 20 Euro Tel.: 0561 / 8617893 (Mo 16.00-19.00 Uhr, Do 17.00-20.00 Uhr) www.vellmar.de www.paizza.ddticket.de

xophonensemble “Art of Sax”, Eckhard Kuper (Cembalo). www.johannis.info/kimu

Di 22.06. / 09.00-14.00 Uhr Staatstheater Kassel (TIF), Ks

So 20.06. / 10.00-17.00 Uhr Naturkundemuseum (Steinweg), Ks

Fr 25.06. / 19.45 Uhr Stadthalle, Gö

Familienfest im Naturkundemuseum Infos: 0561 / 787-4066 oder unter www.naturkundemuseum-kassel.de

Göttinger Symphonie Orchester: Klassische Konzerte / 8. Große Reihe.

So 20.06. / 20.00 Uhr Nörgelbuff, Gö

Gastspiel: Cavewoman (Comedy) – Praktische Tipps zur Haltung und Pflege eines beziehungstauglichen Partners mit Stefanie B. Fritz. www.cavewoman.de

Reihe: Grenzwerte. Musikalische Improvisationen jenseits aller Schubladen. www.noergelbuff.de

Schultheater: MOR (ATORIUM)

So 27.06. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö

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a ff e n W ir v e r s c h n z v o ll e I h n e n g la A u ft r it te

TagesSatz

* 06/10

Color-Druck GmbH Lindenallee 19 · 37603 Holzminden Fon (0 5531) 93 20-0 · Fax 93 20-50 e-mail: info@color-druck.net

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K U LT U R G Ö TTINGEN

Messer im Arsch

W

as macht Dir Lust auf die Darstellung von Gewalt, wenn Du inszenierst?

Das geht ja davon aus, dass ich diese Lust habe. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass ich einer der Regisseure bin, die da ganz wenig Lust haben. Im Theater gibt es drei Kategorien für die Darstellung von Gewalt: entweder eingeübte Show, einen Tabubruch oder die Gewalt im Kopf entstehen zu lassen. Wenn Tabubruch Methode wird, dann heißt das ja, dass es im Theater eigentlich kein wirkliches Tabu gibt. Es gibt ein Tabu und das ist, den Schauspieler zu verletzen. Obwohl es selbst da Bereiche wie die Performance-Kunst gibt, wo selbst das schon kein Tabu mehr ist – das interessiert mich aber nicht.

Alexander Krebs ist seit 2008 Hausregisseur am Jungen Theater in Göttingen. Mit dem TagesSatz unterhält er sich über die Schwierigkeit, Gewalt auf der Bühne zu zeigen, Tabus im Theater und über die Kraft der eigenen Vorstellung.

* MALTE SCHILLER

Man kann es positiv formulieren als die Suche nach Grenzerfahrungen. Ich habe mit körperlicher Gewalt zwei ganz gegensätzliche Erfahrungen gemacht: Zum einen gab es einen Regisseur, der eine Vergewaltigung so echt wie möglich inszeniert hat. Das war ein furchtbar negatives Beispiel und hat damals überhaupt nichts bewirkt. Die Leute haben sich nur gedacht: Was soll der Scheiß!? Bei einer anderen Inszenierung haben wir den Bereich Stricherjungs thematisiert. Ende der Neunziger war das noch neu auf

Du bestimmt vielen Klischees über den Weg gelaufen. Ich hab es irgendwie geschafft zu diesen Klischees keine Meinung zu entwickeln. Ich musste da erstmal recherchieren und hab mir als erstes so ein Ego-Shooter-Spiel besorgt, hab das sogar gerne gespielt, hatte dann aber auch krasse Träume davon. Jetzt weiß ich nicht, was mich mehr beunruhigen soll: diese krassen Träume, in denen ich Leute erschieße, oder dass diese Träume nach drei Tagen wieder aufge-

Im Fernsehen interessiert das kein Schwein

Ist das Effekthascherei?

dem Theater. Zum Ende des Stücks wünscht sich der kleine Stricherjunge von seinem Zuhälter, dass er ihn mit dem Messer penetriert. Und das sah mit viel Kunstblut und einem Requisietenmesser krass aus! Das hat damals jeden schockiert.

Clemens Eulig

Wo liegt jetzt der qualitative Unterschied? Gute Frage. Ich glaube, zum einen ist das Stricherding ein noch offener Tabubruch gewesen. Zum anderen hat bei der Vergewaltigung die Story selber die Darstellung nicht provoziert. Den Zuschauer hat es nicht näher an die Situation herangebracht. Das Faken von Gewalt auf der Bühne funktioniert so gut wie nie – nur das Messerpenetrierding widerlegt das. In der Inszenierung von „Jugend ohne Gott“ hattest Du mit Teenagern zu tun, die beim Ausüben von Gewalt Spaß hatten. Bei diesem Thema bist 28

hört haben. – Diese Erfahrungen finden in einer Virtualität statt. Jemand, der im Internet Mobbing betreibt, ist noch lange nicht in der Lage, jemandem in der Realität eine Beleidigung ins Gesicht zu sagen. Diese virtuelle Gewalt ist leichter geworden, weil sie nicht mehr die Konsequenzen hat. Fernsehen und Computer produzieren Gewaltbilder, die nicht nur äußerst real wirken sondern auch oftmals einen hohen ästhetischen Wert aufweisen. Was kann das Theater da noch besser machen? Bei Antigone, da stehen zwei wirkliche Menschen, die hier in Göttingen leben auf der Bühne und die eine spuckt der anderen ins Gesicht. Das berührt Leute extrem. Wenn ich mir jetzt die gleiche Szene im Film vorstelle, dann interessiert das kein Schwein. Das ist diese Nähe, dieses In-einem-Raum-sein, worin die Urkraft von Theater liegt. Außerdem lässt das Theater Leerstellen, die vom Publikum mit eigener Fantasie gefüllt werden müssen. Wenn Du es schaffst, dem Zuschauer seine eigene Fantasie zu entlocken, dann hast Du das kraftvollste Bild überhaupt.

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TagesSatz

* 06/10


Privat

KULTUR KA S S E L Ort knüpfe ich Kontakte mit Menschen, die an dem Projekt teilnehmen wollen, organisiere Ausstellungsorte für die künstlerischen Aktivitäten des Projektes und mache es insgesamt bekannter. Das Projekt European Culture Independent ist ein sozio-kultuelles Projekt und wird Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Herkunft zu bestimmten Themen organisieren. Ziel ist, in jedem europäischen Land künstlerische Aktivitäten, wissenschaftliche Diskurse sowie soziale Foren entstehen zu lassen. Teil dieses sozialen Forums stellen die Verkäufer von Straßenmagazinen dar, die es mittlerweile in fast allen europäischen Ländern gibt, so eben auch in England.

Ein soziales Forum bilden Das sozio-kulturelle Projekt European Culture Independent knüpft einen Kontakt zwischen Kassel und Leeds.

* STEPHANIE KOMMOR

I

n Leeds trifft man sie an bestimmten Stellen immer wieder. Menschen mit orangefarbenen Neonwesten. Sie sind Verkäufer der Straßenzeitung „The Big Issue In the North“ und tragen ihre persönliche Verkäufernummer als eine Art Ausweis mit sich an der Weste.

eines solchen Straßenmagazins und machen so auf Menschen in sozialer Not aufmerksam und bieten ihnen eine Einkommensmöglichkeit. Warum ich gerade von Leeds spreche hat folgenden Grund: Momentan lebe und wohne ich dort und mache

Konkret werden sich deutsche Verkäufer des Straßenmagazins „TagesSatz“ und englische Verkäufer des Straßenmagazins „The Big Issue In The North“ gegenseitig in ihren Ländern besuchen und ihre Erfahrungen und Geschichten teilen. Sie werden ein ganz persönliches Portrait schaffen, wenn es in unseren Diskursen und Arbeitsgruppen um die sozialen Belange unserer Gesellschaften geht. Durch diesen Austausch kann vielleicht neue Aufmerksamkeit für verschiedene gesellschaftliche Probleme sensibilisiert werden. Wie groß der Einfluss eines internationalen Austausches auf die eigene Sicht und Motivation ist, das erlebe ich gerade selbst. Und besonders für Menschen, die mit sozialer Ungleichheit und mit begrenzten Möglichkeiten konfrontiert werden, kann es zu einer großen Chance werden, ihre Gren-

Kunst und Soziales verbindet europäische Kulturen Besonders im Zentrum der nordenglischen Stadt Leeds, das wesentlich weitläufiger ist als in Kassel (Leeds hat über 700.000 Einwohner), wird man viele Gelegenheiten finden, eine Zeitung zu kaufen. Zwei Pfund kostet sie, ein Pfund geht an den Verkäufer. So teilen sich Kassel und Leeds, wie viele andere Städte auch, das Prinzip TagesSatz

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seit acht Monaten einen Europäischen Freiwilligendienst. In diesem Artikel geht es nicht um meinen Freiwilligendienst, sondern um das Projekt European Culture Independent des Kassler Künstlers Andrzej Dzierzbicki. Ich bin Koordinatorin für dieses europäische Projekt, welches 2010 das erste Mal in Leeds stattfinden wird. Vor

zen hinter sich zu lassen. Sich in einen anderen Kulturkreis zu begeben heißt immer Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen und kann zu einer neuen Bewegung im eigenen Leben führen. Eine Bewegung die auch zu einer Befreiung führen kann.

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Clemens Eulig

H I N T E R D E N KULISSEN

Wissenschaftskrimi mit Unterhaltungswert „Die Physiker“ im Jungen Theater Göttingen

* ANDREA TIEDEMANN

D

er Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkungen alle Menschen.“ Der Dramatiker Friedrich Dürrenmatt wusste: Wo Wissenschaft ist, geht es immer auch um Ethik und Moral. Bedeutet wissenschaftlicher Fortschritt fast immer auch Gefahr? Ist man als Genie verpflichtet, die Ideen der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen? Diese Fragen bringt das Stück Die Physiker auf die Bühne. Das 1962 uraufgeführte Werk belässt Regisseurin Marie Bues in diesem zeitlichen Rahmen. Sowohl Bühne (Martin Käser) als auch Kostümbild (Floor Savelkoul) schicken die Zuschauer in die sechziger Jahre zurück. Ort des Geschehens ist ein Sanatorium. Drei Männer spielen geisteskrank: Einer behauptet, Albert Einstein zu sein, ein zweiter gibt sich als Sir Isaac Newton aus. Der Dritte, Möbius, ist ein Genie. Er hat die Weltformel erfunden. Doch er ist nicht nur ein genialer Physiker, sondern auch ein gewissenhafter Mensch. Er beobachtet, wie die Menschen die Formeln missbrauchen und entschließt sich daher, sein Leben in Freiheit zu opfern. Er hält sich und seine Erkenntnisse in einer Klinik verborgen, um nicht ausgenutzt zu werden. Als die Krankenschwestern jedoch die wahren Identitäten der Männer entdecken, müssen sie getötet werden. Das Drama wird zum Krimi. Die dem Stück eigentümliche

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Mischung aus Skurrilität, Spannung und Humor macht den Theaterabend sehr kurzweilig. Die Spielweise schafft überwiegend einen schönen Kontrast zum Text. Spiegel, Schatten, Wände und Winkel geben dem Spiel auf der Bühne eine unheimliche Atmosphäre. Jan Reinartz gibt den Möbius verschlossen, zeitweise cholerisch. Die Souveränität der Figur verliert etwas durch den Druck, mit dem er am Ende spricht. Die junge Oberschwester Monika (Rike Richters) wirkt mit ihrer lasziv-debilen Art überzeugend und lebt damit die Atmosphäre des Stücks. Der legere Lebemann Beutler/Newton (Dirk Böther) offenbart seinen wahren Charakter in voller Abgeklärtheit und Brutalität, als er versucht, Möbius in seine Gewalt zu bringen. Florian Lenz spielt den Ernesti/Einstein als lässig-verträumten jugendlichen Wuschel-Professor und wechselt, ebenso wie die beiden anderen Herren, schnell und überzeugend zwischen den verschiedenen Rollen.

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TERMINE IM JUNI: 08.06. und 10.06., jeweils um 20 Uhr ANZEIGE

So vielversprechend die Inszenierung über mehr als eine Stunde ist, so enttäuschend verläuft der Schluss. Die spontane Wendung, als die Irrenärztin Dr. Mathilde von Zahnd sich der Physiker bemächtigt, kommt wenig überzeugend. Anne Düe, die, jugendlichandrogyn und etwas hektisch die Ärztin gibt, transportiert in ihrem Schlussmonolog mehr Text denn Spiel. Eine bewusst inszenierte Lässigkeit (mit Filmmusik) des dramatischen Endes löst sich nicht ein. Dennoch bietet die Inszenierung einen sehr intensiven atmosphärischen Theaterabend, der verdientermaßen viel Applaus erntete. TagesSatz

* 06/10


ZWISCHEN DEN ZE I L E N

Der schmale Grat

Die Buchvorstellungen dieses Monats wurden allesamt von Hütern des Gesetzes verfasst – könnten unterschiedlicher aber nicht sein.

* DANIELE PALU

Doppelleben

Prävention

Undercover

Stefan Schubert führt acht Jahre lang ein unglaubliches Doppelleben: Von Montag bis Freitag sorgt er auf Deutschlands Straßen für Recht und Ordnung, an den Wochenenden überzieht er sie mit Gewalt. Als Polizist beschützt er hochrangige Politiker wie Helmut Kohl – als Bielefelder Hooligan bricht er nicht nur Gesetze, sondern auch Nasenbeine und Rippen. Jahrelang kann er sein brutales Hobby vor dem Staat geheim halten, bis ihm eine Massenschlägerei mit 55 Verletzten zum Verhängnis wird. „Gewalt ist eine Lösung“ heißt das Buch, das der ehemalige Polizeiobermeister über sein geheimes Doppelleben geschrieben hat. Es sprüht über vor zu viel Testosteron und zu wenig Mitgefühl. Aber es zeigt auch deutlich, dass Gewalttätigkeit nicht plötzlich entsteht. Bereits als Teenager verschafft sich Schubert Respekt. Dieses Gefühl von Macht, Ehrfurcht und Hochachtung ist es, das den Jugendlichen erfüllt und antreibt. Hart und ehrlich berichtet er vom süchtig machenden Rausch der Gewalt und deckt zugleich das Versagen der Polizei auf, die ihn seine blutige Freizeitaktivität zunächst unbehelligt ausüben lässt. Doch auch, wenn der Autor nach eigener Aussage erwachsener und scheinbar sogar vernünftiger geworden ist – den Leser beschleicht das ungute Gefühl, dass Schubert seine Gewaltexzesse rückblickend nicht gänzlich bereut.

Amokläufe und andere schwere Übergriffe mit jugendlicher Beteiligung lösen in der Öffentlichkeit immer wieder Entsetzen aus. Oft entsteht der Eindruck, die Gewalttaten würden zunehmend brutaler. Aber stimmt das auch? Wie sollte die Gesellschaft am besten auf die „alltägliche“ Gewalt reagieren? Welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Der Kriminalhauptkommissar und ehemalige Rauschgiftfahnder Jörg Schmitt-Kilian arbeitet schwerpunktmäßig in der Drogen- und Gewaltprävention. Sein Ratgeber soll engagierten Lehrkräften, besorgten Eltern sowie Bezugspersonen junger Menschen helfen, präventive Maßnahmen umzusetzen und Krisensituationen rechtzeitig zu erkennen und zu entschärfen. Strategisches Basiswissen aus neuen Studien und langjährige Erfahrungen aus Projekten mit jungen Menschen liefern wichtige Hintergrundinformationen für die Umsetzung präventiver Angebote. Dieses Buch zeigt zwar keine psychologischen Hintergründe der Entstehung von Gewalt auf. Aber aus aktuellen Fallbeispielen leitet SchmittKilian Früherkennungssignale ab und entwickelt daraus eine Art Leitfaden, wie man sich an die Lebenswelten von jungen Menschen herantasten, aber auch Eltern die Wünsche und Fantasien von Jugendlichen vermitteln kann.

Bandenkrieg, Rachemord, Schießereien auf offener Straße – kaum ein Tag, an dem in den Medien nicht über die „Hells Angels“ berichtet wird. Kein Wunder: Als eine der gefährlichsten Motorradgangs der Welt gelten sie als „Großmeister der Gewalt“. Prostitution, Waffenhandel und Drogenschmuggel sind an der Tagesordnung. Fremden begegnen die Vereinsmitglieder mit dem größten Misstrauen. Doch Jay Dobyns gelingt das Unglaubliche: Der ehemalige Footballspieler ermittelt zwei Jahre lang für die Bundespolizeibehörde ATF als Undercoveragent bei den Hells Angels. Zwei Jahre in ständiger Lebensgefahr. Jede Minute die Angst im Nacken, enttarnt zu werden. Dobyns schildert die Verbrechen, die durch Mitglieder der Hells Angels begangen worden sind, gibt aber auch seltenen Einblick in die Organisation, die mit ihren mafiösen Strukturen mitten unter uns operiert. Das ist mitunter nicht übermäßig anspruchsvoll, aber durchaus spannend geschildert.

Stefan Schubert: Gewalt ist eine Lösung. Riva, 19,90 Euro. Hardcover, 340 Seiten

TagesSatz

* 06/10

Jay Dobyns: Falscher Engel. Riva, 19,90 Euro. Hardcover, 384 Seiten

Jörg Schmitt-Kilian: „Ich mach euch fertig!“ Gütersloher Verlagshaus, 14,95 Euro. Taschenbuch, 160 Seiten

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I N D E R N A H AUFNAHME Im Hollywood-Film gehört Gewalt als Mittel zum Zweck fast schon zum Alltag, so auch in diesen beiden aktuellen Kinofilmen. Aber nur selten wird Gewalt zum eigentlichen Thema, wie im Klassiker „Beim Sterben ist jeder der Erste“, unser DVD-Tipp des Monats.

DVD-Tipp

outnow.ch

* CLIFFORD SPENCER

Robin Hood

Iron Man 2

Beim Sterben ist jeder der Erste

R: Ridley Scott GB/USA 2010, FSK 12

R: Jon Favreau USA 2010, FSK 12

R: John Boorman USA 1972, FSK 16

Die königliche Armee raubt und brandschatzt sich den Weg zurück nach England nach einem gescheitertem Kreuzzug Ende des 12. Jahrhunderts. Einer von ihnen ist Robin Longstride (Russell Crowe). Genug von den Missetaten desertiert er kurzerhand mit ein paar Weggefährten und nimmt die Identität des verstorbenen Ritters Loxley an. Dessen Witwe Marion (Cate Blanchett) ist zunächst alles andere als begeistert. Aber Robin erweist sich als Halunke mit Herz im Kampf gegen den hinterhältigen Steuereintreiber Godfrey (Mark Strong). Der neue „Robin Hood“ ist ein abgebrühter Kämpfer in einem brutalen, dreckigen Mittelalter. Bei allem Mord und Totschlag verzichtet Regisseur Scott („Alien“, „Gladiator“) zum Glück nicht auf Romantik und Witz und nutzt zumindest eine Hand voll klassischer Elemente der beliebten Figur. Wer die altbekannte Geschichte um den bösen Sheriff von Nottingham erwartet, mag enttäuscht werden. Stattdessen wird die Vorgeschichte Robins erzählt, und die hat in dieser Version mehr gemein mit Pathos geladener „Braveheart“-Action als mit einem leichtfüßigen Errol Flynn vergangener Tage.

Die Welt liebt Tony Stark (Robert Downey Jr.) alias Iron Man. Und keiner liebt ihn so sehr, wie er sich selbst. Wenn das milliardenschwere Physikgenie nicht gerade eigenhändig für den Weltfrieden sorgt, dann ist sein Leben eine einzige Party. Aber wo Erfolg ist, da sind auch Neider. Das US-Militär will mit Hilfe des Waffenentwicklers Justin Hammer (Sam Rockwell) Zugang zur geheimen Iron Man Rüstung. Hammer engagiert den kriminellen Wissenschaftler Ivan Vanko (Mickey Rourke), der mit Stark eine ganz eigene Rechnung zu begleichen hat. Iron Man 2 bietet alles, was die Fans erwarten: ausgetüftelte Action, mehr coole Gimmicks und vor allem ganz viel Robert Downey Jr. Wie schon im grandiosen ersten Teil ist es seine Performance zwischen Exzentrik und Understatement, die einen netten Comicfilm zu etwas Besonderem macht. Teil Zwei schrammt knapp an der Klasse seines Vorgängers vorbei. Es sind für einen Film doch ein paar Nebenfiguren und Handlungsstränge zuviel, so gut sie hier auch ausgearbeitet sind. Aber das ändert nichts daran, dass Iron Man auch in der Fortsetzung der Rockstar unter den Superhelden bleibt.

Vier erfolgsverwöhnte Geschäftmänner machen einen Kanutrip auf einem wilden Fluss im Südosten der USA. Der naturkundige Lewis (Burt Reynolds vor seiner SchnurrbartPhase) führt zusammen mit Ed (Jon Voight) die Truppe an. Im Schlepptau haben sie den sensiblen Drew (Ronny Cox) und den feisten Bobby (Ned Neatty). Für die im wahrsten Sinne zurückgebliebenen Einwohner sind die vier Büromenschen nichts weiter als Witzfiguren – eine Einstellung, die auf Gegenseitigkeit beruht. Aus einigen Sticheleien wird plötzlich blutiger Ernst, als Bobby Opfer eines unfassbaren Verbrechens wird. Statt schlicht Selbstjustiz zu rechtfertigen, wie später in den Siebzigern üblich, (siehe „Ein Mann sieht rot“), geht „Deliverance“ (Originaltitel) ein paar Schritte weiter. Hier werden nicht stupide und ohne Rücksicht auf Verluste ein paar Bösewichter umgenietet. Jeder Gewaltakt, ob erfahren oder selbst ausgeübt, hinterlässt auf unterschiedliche Weise Spuren auf Psyche und Charakter jeder einzelnen Figur im Film. Das macht diesen Klassiker zu einer bis heute einzigartigen Mischung aus Thriller und Drama.

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TagesSatz

* 06/10


DAS LE T Z T E

Mal ehrlich ... Jörg Sanders

... was rechtfertigt Gewalt?

* JÖRG SANDERS UND MELANIE SWIATLOCH

Julia Ullrich (26), Absolventin Skandinavistik/Geschichte Mir fällt kein sehr guter Grund ein, also eigentlich nichts. Jan Sanders (28), Sozialpädagoge Sie ist gerechtfertig, wenn es größere Schäden oder Gewalt gegen andere abwenden kann, aber auch nur unter bestimmten Bedingungen, muss man im Einzelfall gucken. Und man muss auch gucken, welche Form von Gewalt da benutzt wird. Und man muss sie immer reflektieren. Christa Schulze (63), Lehrerin Mir schwebt so Ghandis Ausspruch vor: Auge um Auge, Zahn um Zahn hinterlässt eine Welt voll blinder und lädierter Leute. Also die Gewalteskalation ist ja noch das psychologisch nahe liegende, da kommt ja jeder drauf, und ich denke es ist wichtig, früh anzufangen, Prävention zu betreiben und auch kleinen und heranwachsenden Leuten beizubringen: „Ich habe einen Fehler gemacht“ statt immer alles den anderen zuzuschieben.

Alexander (24), Forwissenschaftsstudent Gewalt ist gerechtfertigt, um Personen zu schützen, wenn die körperliche oder persönliche Freiheit arg beschränkt ist. Aber eigentlich bin ich Pazifist, was das angeht. Ich habe noch nie Gewalt anwenden müssen, bis jetzt, also körperliche Gewalt. Ehepaar Jordan (68/67), Rentner (Sie) Wo fängt Gewalt an, und wo hört sie auf? Gewalt finde ich nicht gut Kindern gegenüber, alten Leuten gegenüber. (Er) Gewalt ist generell nicht gerechtfertigt. Arabella (9), Schülerin Gewalt ist gar nicht gut, weil das ja nicht gut ist für den Körper und alles, also für den ganzen Menschen nicht. Miguel (46), in Mexiko studiert, hier Packer Gewalt ist nicht gut, das ist klar. Aber mein Leben muss ich verteidigen, oder meine Familie, das ist klar, wenn ich über meine Person oder meine Familie spreche. Über eine Nation, das finde ich, was jetzt überall passiert, nicht ganz in Ordnung.

Jörg „Yogi“ Müller

Nächstes Mal JULI-Ausgabe 2010

… uuuund: Action! Die kommende Ausgabe des TagesSatz steht ganz im Zeichen des Films. Wir untersuchen das Medium, das unsere Sehgewohnheiten maßgeblich beeinflusst, unter anderem darauf, wie soziale Randgruppen im Fernsehen dargestellt werden. Außerdem freuen wir uns auf die neue Rubrik „Kaffeeklatsch“, zu der wir den Grünen-Politiker Jürgen Trittin eingeladen haben. Weiterhin wollen wir uns auch einer möglichen Islamophobie in Göttingen widmen. Coming soon ...

TagesSatz

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Impressum

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 - 861 58 43 Fax: 0561 - 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Di, Do: 10-12 Uhr Mi & Fr: 17-19 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Gö. Telefon: 0551 - 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do, Fr: 10-13 Uhr Mi: 14-16 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Jörg Sanders, Malte Schiller (GÖ), Harald Wörner (KS) Pressesprecher: Malte Schiller Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 - 861 58 18 Göttingen: Juliane Michael Tel./Fax: 0551 - 531 14 62 Anzeigenleitung: Büro Kassel Tel.: 0561 - 861 58 43 Jörg Sanders (GÖ) Tel.: 0163 - 685 99 98 Redaktion Kassel: Stefan Giebel, Trudi Kindl, Stephanie Kommor, Fritz Krogmann, Bianca Kuchenbrod, Nora Mey, Hans Peter Pung Kultur KS: Fritz Krogmann Redaktion Göttingen: Olaf Burhenne, Maren Könneker, Daniele Palu, Christopher Piltz, Andreas Pramann, Nelly Sautter, Clifford Spencer, Willi Strübig, Andrea Tiedemann, Pia Zojer News GÖ: Nora Wetzel Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Clemens Eulig, Jörg „Yogi“ Müller, Christopher Piltz, Jörg Sanders, Pia Zojer, www.photocase.com Umschlag: Carsten Seydlowsky Layout: Dirk Mederer Sozio-Kultur-Werbeagentur Plazebo www.plazebo.net 0551 - 4899074, info@plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Jörg Sanders, Malte Schiller TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 2.750

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.

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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen

EssenSAUSGABEN

Göttingen

Göttingen

Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590

Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030

Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Prinzenstr. 19 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Verein zur Erschließung neuer Beschäftigungsformen e.V. Lange Geismarstr. 2 37073 Göttingen 0551/485622 Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536

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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche

Kassel

Kassel

Kassel

Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo. von 14.00-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do. von 20-24 Uhr in der Gießbergstraße

Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090

Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641

Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920

Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441 Lebenskrisen Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333

Haftentlassene

Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222

Göttingen

Kassel

WohnungslosenHilfe

KIK – Kontakt in Krisen Königsallee 254 37079 Göttingen 0551/632977

Telefonseelsorge 0800/1110111

Göttingen

Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061oder 0561/70738-00

PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 Notschlafstellen Göttingen

Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS

Frauen in Not

Göttingen

Kassel

Göttingen

Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411

Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00

AIDS-Beratungsstelle Gesundheitsamt Göttingen Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831

Café Nautilus (f. Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115

Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004802 Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766

SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 SAM 2 – Substitutionsfachambulanz Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103878

Göttingen

Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484

KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453

Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115

Kassel Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380

Rechtsberatung & Hilfe Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934

Kinder & Jugendliche in Not

Göttingen

Göttingen

AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisvb. Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0

Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852

Verbraucherzentrale Nds. Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel

Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32 a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301 Kleiderkammern Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 12 37073 Göttingen 0551/5473717 Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11h jeden 3. Mi im Monat 16-18h

Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950 Suchtberatung: Drogen

Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Hann. Münden Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Lange Str. 35 34346 Hann. Münden 05541/71034 / Fax: 05541/903210 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861

Göttingen DROBZ (Drogenberatungsz.) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051

Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!

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DAS ALLERLETZTE

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