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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, Das deutsche Wort „Herbst“ hatte eine enge Beziehung zu dem englischen Wort „harvest“, was soviel bedeutet wie „Ernte“. Der Herbst ist also Erntezeit und somit eine gute Zeit, um Bilanz zu ziehen, ob das, was man gesät hat, auch reichliche Erträge abgeworfen hat. Bilanz ziehen will daher auch der TagesSatz: Was hat sich getan in unserer Gesellschaft im Hinblick auf die sozial schlechter gestellten? Wer sind die links Liegengelassenen, und was haben sie zu erwarten? Das Interview mit Sören Messinger vom Göttinger Institut für Demokratieforschung zieht eine Zwischenbilanz nach einem Jahr schwarz-gelber Regierung. Was hat sich in der Sozialpolitik getan? Welche Projekte stehen an und welche Alternativen gibt es in der Parteienlandschaft? Bernd W. Pape geht der Frage nach, inwiefern Menschen in Armut in Deutschland überhaupt Lebensqualität genießen können. Im Anschluss spricht Harald Wörner mit Renate Gaß (Die Linke.-ASG) über den, von der Linken Kassel erstellten, Sozialkompass; einem Ratgeber für Menschen in benachteiligter Situation. Zudem beleuchtet der TagesSatz im Titelthema über die Medizinische Flüchtlingshilfe, einer Organisation, die Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus dabei hilft, an medizinische Versorgung zu kommen. Außerdem freuen wir uns, in der Rubrik Tagesklatsch mit Kaffeesatz ein Gespräch mit dem jüngsten Bundestagsabgeordneten Florian Bernschneider präsentieren zu dürfen. Sie dürfen also gespannt sein. Viel Spaß beim Lesen,

TagesSatz. Hilft sofort.

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Der TagesSatz wird von Menschen in sozialen Schwierigkeiten auf der Straße verkauft. Vom Verkaufspreis der Zeitung (2,00 Euro) behalten die VerkäuferInnen 1,00 Euro. Sie können damit ihre finanzielle Situation verbessern und sind nicht mehr auf Almosen angewiesen.

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Die Mitarbeit in Redaktion und Vertrieb des TagesSatz bietet arbeits- und wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ermöglicht langfristig gesehen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

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Der TagesSatz finanziert sich ausschließlich durch Verkaufserlöse, Anzeigen und Spenden. Das Straßenmagazin erhält keine regelmäßigen Fördermittel.

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Jörg Sanders & Malte Schiller (Redaktionsleitung Göttingen)

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Alles im Fluss Shiatsu, was auf deutsch Fingerdruck bedeutet, ist eine Art von Massage, die auf der klassischen chinesischen Medizin beruht und im letzten Jahrhundert von dem Japaner Shizuto Masunaga weiterentwickelt wurde. Vom 11. bis 19. September fanden in der Bundesrepublik die sechsten deutschen Shiatsu-Tage statt. In diesem Rahmen bot eine renommierte Shiatsu-Praktikerin dem TagesSatz an, die Verkäufer in Göttingen kostenlos zu behandeln.

* ANDREAS PRAMANN

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ren Verkäufer, die teilgenommen hatten, berichteten hinterher, es hätte ihnen sehr gut getan.

sich selbst umgehe, sei früher in der Lage, Überforderungen des Körpers zu erkennen.

Der Hintergrund von Shiatsu ist die Vorstellung der traditionellen Medizin, dass die Gesundheit des Menschen das Resultat des ungehinderten Flusses der sogenannten Körperenergie auf bestimmten Bahnen ist, die Meridiane genannt werden. Mittels Fingerdruck entlang der Meridiane sollen Blockaden aufgelöst werden. Dadurch soll sich ein Wohlbefinden von Körper, Geist und Seele einstellen. Die Selbstwahrnehmung werde gestärkt und der Mensch, der durch die Behandlung achtsamer mit

Die individuelle Behandlung durch die Shiatsu-Praktikerin bekam den beteiligten TagesSatz-Verkäufern sehr gut. Eine Verkäuferin erfreute sich sogar einer Schmerzbefreiung in ihrem geplagten Rücken, was sie mit Begeisterung zum Ausdruck brachte. So hinterließ die Praktikerin mit ihrem Besuch und ihrer Arbeit einen bleibend positiven Eindruck. Manch ein Verkäufer wäre wohl ansonsten nie in den Genuss einer professionellen Massage gekommen. Das gibt die Krankenversicherung in der Regel nicht her.

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Jörg „Yogi“ Müller

n vier Tagen nahmen Verkäufer das Angebot wahr. Die Behandlung erfolgt, indem der Klient üblicherweise auf einer Matte liegt, es kann aber auch im Sitzen stattfinden. Im TagesSatzBüro saßen die Verkäufer auf einem Stuhl, während die Shiatsu-Praktikerin Schultern, Rücken und Arme mit dem Druck ihrer Fingerspitzen massierte. Körperstellen, die etwas verspannt sind, machen sich dabei durch einen leichten Schmerz bemerkbar, der allerdings nach wiederholter Berührung verschwindet. Bei mir lagen entsprechende Stellen im Lendenwirbelbereich. Hinterher fühlte ich mich entspannt und erfrischt. Auch die ande-

Das Projekt Tellerand fördert Aktivitäten der Göttinger TagesSatz-Verkäufer, die deren Horizont erweitern. Die Tellerand-Aktion dieses Monats wurde finanziert von Göttinger Firmen und vorbereitend unterstützt von Calliopa, Global Trading and Consulting Company und Mediapool Göttingen, Werbung & Öffentlichkeitsarbeit. 4

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IN H A LT

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LINKS LIEGEN GELASSEN 8 Krank ohne Papiere von Andrea tiedemann 10 „Dünnes Eis auf dem Arbeitsmarkt“

malte schiller im gespräch mit sören messinger

12 Die soziale Spaltung Deutschlands von harald wörner 13 Lebensqualität für arme Menschen von bernd w. pape 13 „Es geht um Teilhabe“ harald wörner im gespräch mit renate gass (Die Linke.asg)

tagesklatsch mit kaffeesatz

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Rubriken

mit FLORIAN BERNSCHNEIDER von KHOA LY

Göttingen 18 Das Auto zu Hause stehen lassen? von Molly Blum 19 Die Stadt im Web von andreas pramann 20 Was ist Dhamma? von jörg „yogi“ müller

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Kassel 22 Jeder muss mal ... von trudi kindl 22 Unworte VON fritz krogmann 24 Las Vegas Nummer Zwei von ARMINIUS SCHULZE

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Kultur 28 Brezeln, Bierbänke und DJane im Dirndl von julia schoenen 29 Museumsnacht: eine Nachlese von nora mey

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Editorial Projekt Tellerrand Der Stolperstein Paragraphenreiter Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Kultur-Empfehlungen Hinter den Kulissen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn

Bitte ausschneiden und zurücksenden an: TagesSatz e.V., Westring 69, 34127 Kassel

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Ort, Datum

Unterschrift

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Christopher Piltz

D A S G E S P R Ä CH

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„Ich musste komplette Nächte durcharbeiten“

Der TagesSatz-Redakteur Khoa Ly traf seinen ehemaligen Schulkollegen Florian Bernschneider in dessen Heimat Braunschweig in einem Café. Heute ist der 23-Jährige jüngster Abgeordnete des 17. Deutschen Bundestages und erzählt von seinem ersten Einstellungsgespräch als Arbeitgeber, Erfahrungen mit der Medienlandschaft und seinem Studium.

* KHOA LY IM GESPRÄCH MIT FLORIAN BERNSCHNEIDER

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st es nicht merkwürdig, dass Dir Deine Sekretärin vorgeschrieben hat, wann Du heute zum Interview kommen darfst und wann nicht? Damit bringst Du schon das Wesentliche einer Sekretärin auf den Punkt: Wenn es um Deine Zeit geht, ist sie der eigentliche Chef. Klar muss man sich daran erst mal gewöhnen, wie an die Rolle als Arbeitgeber überhaupt. Ich saß schließlich das erste Mal in meinem Leben auf der anderen Seite des Bewerbungsgesprächs. Unabhängig vom eigenen Alter ist das wohl für jeden, der zum ersten Mal Arbeitgeber wird, etwas komisch. Aber ich habe ein tolles Team 6

gefunden, was am Ende schließlich nicht selbstverständlich ist. Wie hast Du sie eingestellt? Jeder der im Bundestag arbeiten möchte, kann seine Bewerbung an die FDP-Fraktion schicken. Aus diesem Bewerberpool habe ich einige zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Natürlich waren fast alle Bewerber älter als ich selbst, und deswegen habe ich auch gefragt: „Kämen Sie denn damit zurecht, dass ich vielleicht so alt bin wie ihr Sohn?“ Es kann ja schließlich durchaus sein, dass ich in entscheidenden Situationen das letzte Wort habe. Alle, mit denen ich geredet hatte, haben wie aus der Pistole geschos-

sen verneint. Aber sie war die Einzige, die gesagt hat: „Herr Bernschneider, ich habe mir darüber Gedanken gemacht.“ Und ich finde, darüber muss man sich auch Gedanken machen. Und dann hat sie geantwortet: „Aber ich denke, dass ich damit keine Probleme habe.“ Ein Quäntchen Ehrlichkeit also, das in einem Bewerbungsgespräch durchaus positiv sein kann. Was wäre so eine journalistische Frage, worauf du eigentlich überhaupt nicht gerne antworten würdest? Was sagen Freunde und Familie dazu, dass du im Bundestag bist? Oder noch besser: Wie fühlt man sich als jüngster Bundestagsabgeordneter? TagesSatz

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DAS GESP R Ä C H Aber was stört Dich an diesen Fragen so besonders? Vor allem wurden sie mir einfach schon zu häufig gestellt und unter uns gesagt: Ich finde Sie auch gar nicht sonderlich spannend. Denn ich vermute mal, dass sich die Gefühlswelt von allen frisch gewählten Abgeordneten kaum unterscheidet – ganz egal wie alt man ist. In den ersten Wochen brach eine regelrechte Medienwelle auf mich ein. Jeden Tag fünf bis zehn Interviews waren normal. Und ich bin gerade erst angekommen, alle anderen Kollegen konnten sich in Berlin orientieren. Und ich habe nichts anderes gemacht, als Interviews zu geben. Aber ich will nicht klagen, schließlich hatte ich gleich zu Beginn die Chance, von vielen Medien beachtet zu werden, viele andere Abgeordnete haben es da nicht so leicht. Trotzdem wünscht man sich natürlich öfter über das zu reden, wozu man hier ist, nämlich Politik und nicht nur über das eigene Alter. Der TagesSatz wird Dich ebenfalls als den jüngsten Bundestagsabgeordneten vorstellen. Das ist auch völlig in Ordnung. Schließlich geht man politische Fragen als junger Abgeordneter vielleicht auch anders an als ältere Kollegen. Für mich spielt die Frage „Welche Folgen haben unsere Entscheidungen für die Zukunft und künftige Generationen?“ eine zentrale Rolle. Und ich verstehe auch, dass es manchmal um mein Privatleben geht. Schließlich will ich auch, dass gerade junge Menschen merken, Politiker sind ganz normale Menschen, die ansprechbar sind. Ein wenig Privates kann also durchaus helfen, Distanz zu überbrücken. Nur stellt sich für mich auch immer die Frage: Wie viel möchte ich eigentlich von meinem Privatleben preisgeben? Ich bin nicht ohne Grund bei den Liberalen: Ich kämpfe politisch für Bürgerrechte und die Privatsphäre der Menschen – da soll meine eigene nicht auf der Strecke bleiben. Von Deinem privaten Leben weiß man, dass Du neben Deinem ManTagesSatz

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dat noch ein Duales Studium bei einer Landesbank machst. Wie läuft das Studium? Es läuft. Ich habe am Montag meine Bachelor-Arbeit abgegeben. Wie hast Du das gemacht? Es ging nur mit vielen Nachtschichten, teilweise musste ich auch mal komplette Nächte durcharbeiten, schließlich soll meine Arbeit im Bundestag darunter nicht leiden. Die letzte Zeit war deswegen richtig anstrengend: Bundespräsidentenwahl, Euro-Krise, Griechenland und eben die Bachelor-Arbeit. Ich bin deswegen auch unheimlich froh, dass jetzt Sommerpause ist und es trotz einigen Terminen und der heißen Phase im Studium wenigstens ein wenig ruhiger wird. Wie viel Stunden schläfst pro Nacht? Im Durchschnitt etwa fünf bis sechs Stunden. Bleibt Dir dann noch Freizeit? Gerade kaum, und nur wenn ich sie rechtzeitig einplane. Das liegt aber auch an der Doppelbelastung von Bundestag und Studium. Aber auch ansonsten darf man die Arbeit im Bundestag nicht unterschätzen. Manchmal fange ich morgens um sieben Uhr im Büro an und gehe um zwei Uhr nach Hause. Und man muss auch noch um 22 Uhr hellwach sein, wenn wichtige Entscheidungen fallen. Hast Du dann nicht die Befürchtung davor, dass man irgendwann zu Dir sagt, Florian Bernschneider hatte kein Leben, sondern nur eine politische Laufbahn? So wie Sigmar Gabriel Christian Wulff beschrieben hatte? Obwohl Gabriel ja selbst auch nur Politik gemacht hat. Ich finde das albern! Eine politische Laufbahn schließt ein Leben und gerade Lebenserfahrung nicht aus. Ich bin neulich mit der Transall geflogen, um eine Wehrübung zu besuchen, besuche ganz unterschiedliche Unternehmen, Vereine, Forschungseinrichtun-

gen und lerne jeden Tag andere Menschen und Themen kennen. Auch wenn das manchmal anstrengend ist, ich bin sehr dankbar, so viele Erfahrungen sammeln zu dürfen. Mit Deinem Arbeitspensum schaffst Du es aber trotzdem, alle Klausuren zu bestehen und Deine parlamentarische Arbeit nicht schleifen zu lassen. Verstehst Du denn die Argumente der Studenten, die gegen das aktuelle Bachelor-System sind? Ich sehe es an meinem eigenen Studium: Die Inhalte sind ziemlich komprimiert, und man hat keine Zeit dafür, sich in ein Thema zu vertiefen. Die Kritiker bemängeln nicht zu Unrecht, dass ein Studium aber genau dafür Gelegenheit geben sollte. Trotzdem dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass es auch darum geht, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, um möglichst schnell und trotzdem gut vorbereitet in das Arbeitsleben zu kommen. Andere Länder sind uns da weit voraus, und es ist keine Seltenheit, schon wesentlich früher als in Deutschland in Führungspositionen zu kommen. Wie so oft liegt die Wahrheit wohl also in der Mitte. Wie ist das mit der Anzugpflicht? Trägst Du immer einen Anzug? Ich bin schon einiges gewöhnt von meiner Bankausbildung. Selbst beim Aktensortieren musste man einen Anzug tragen, egal bei welchem Wetter und egal ob man Kundenkontakt hat oder nicht. Da habe ich an der Anzugpflicht manchmal gezweifelt. Jetzt vertrete ich über 250.000 Menschen aus meinem Wahlkreis in Berlin. Wenn es also überhaupt einen Ort auf dieser Welt gibt, wo man einen Anzug tragen muss, dann im Bundestag. Nebenbei, ich bin letzte Woche das erste Mal nicht mit Anzug in den Bundestag gekommen und musste nur kurz etwas aus dem Büro holen. Ich war mit meiner Freundin Möbel einkaufen und hatte Jeans und T-Shirt an. Ich wurde am Eingang zum ersten Mal nach meinem Ausweis gefragt. Vielen Dank für das Gespräch!

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Krank ohne Papiere Kranksein gehört zum Menschsein. Doch was passiert mit denen, die keine Papiere haben? Im Kampf gegen Angst, Unwissenheit und Sprachbarrieren bieten medizinische Hilfsorganisationen Unterstützung an.

Jörg Sanders

* ANDREA TIEDEMANN

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as Hauptproblem der Leute ist, dass sie Angst haben, zum Arzt zu gehen“, erzählt Hannah, Mitarbeiterin der Medizinischen Flüchtlingshilfe Göttingen. Grund für die Angst ist oft Unwissenheit. „Die meisten Patienten denken, dass ein Arzt sie melden muss.“ Auch Ärzte sind oft in Unkenntnis darüber, ob sie sich strafbar machen, wenn sie einen Menschen ohne Papiere behandeln. „Viele Ärzte denken, sie müssten die Patienten melden, was aber nicht stimmt“, klärt Hannah auf. Nach der Rechtslage sind nur öffentliche Stellen verpflichtet, Menschen ohne Papiere zu melden. Ein niedergelassener Arzt ist aber keine öffentliche Stelle. Die vermutete rechtliche Grauzone führt dazu, dass viele Ärzte die Behandlung einfach ablehnen. Auch die Finanzierung ist ein großes Hindernis. Ein Arzt kann seine Behandlung nur dann beim Sozialamt abrechnen, wenn der Patient gemeldet ist.

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Die Medizinische Flüchtlingshilfe hat ihre Räume mitten in der Innenstadt von Göttingen. Jeden Donnerstag ist hier Sprechstunde. Knapp zehn ehrenamtliche Mitarbeiter, größtenteils Medizinstudenten, betreuen dann im Wechsel die Patienten. Pro Woche kommen etwa zwei bis drei neue Fälle dazu. Manche kommen nur einmal, manche werden länger betreut. Dabei behandelt die Flüchtlingshilfe nicht selber, sondern stellt den Kontakt zu Ärztinnen und Ärzten her oder hilft bei bürokratischen Schwierigkeiten. Medizinstudentin Hannah erklärt, dass viele Menschen sogar einen Anspruch auf Krankenversicherung haben. „Häufig sind die Leute übers Sozialamt krankenversichert, sie wissen nur nicht, wie es funktioniert.“ Beim ersten Kontakt ist daher zunächst wichtig, herauszubekommen, ob der Betroffene eine Krankenversicherung hat oder nicht. Dabei müssen die Mitarbeiter sehr einfühlsam vorgehen. „Häufig verschreckt es die Leute wahnsinnig. Die haben viel Fragerei hinter sich, meistens sind es Leute, die ein Asylverfahren durchgemacht haben, nicht angenommen worden sind“, erklärt Hannah das Problem. Doch auch wenn gar keine Papiere vorhanden sind, gibt es Lösungsmöglichkeiten. Die Flüchtlingshilfe hat eine Liste von Ärztinnen und Ärzten, die nicht nach Namen fragen. Alle Fachrichtungen sind hier vertreten, vor allen Dingen Allgemeinmediziner

„Wir sind die Mittler zwischen Arzt Patienten“

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TITELTH E M A und Gynäkologen sind gefragt. Häufig sind es Schwangerschaftsbetreuungen, bei denen Migrantinnen Unterstützung brauchen.

sehr traurig ist. Der Arzt denkt dann natürlich, der Patient hat Bauchweh. Er geht dann nicht von einer Depression aus.“

mit denen wir zu tun haben, haben irgendeine Art von Traumatisierung hinter sich. Die haben alle schlimme Dinge erlebt“, berichtet Hannah.

Manche der Ärzte behandeln kostenlos, andere rechnen einen einfachen Satz ab, den dann die Flüchtlingshilfe übernimmt. „Das Schwierigste ist eigentlich immer, über die Sprechstundenhilfe hinaus zum Arzt zu kommen. Wenn man das geschafft hat, hört man relativ schnell, wie der Arzt dazu steht. Es gibt dann Leute, die sagen: Was geht mich das Ganze an? Und andere, die sofort Feuer und Flamme sind und froh, dass sie eine Gelegenheit haben, sich zu engagieren“, freut sich Han-

Finanziert wird die Organisation aus Spenden, und auch die Stadt gibt einen jährlichen Zuschuss aus dem Sozialfonds. „Das widerspricht sich etwas“, sagt Hannah, „das, was wir machen, ist zwar legal, die Stadt will aber eigentlich nicht, dass Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis nach Göttingen kommen. Gleichzeitig ist es aber auch ihre Aufgabe, diese Menschen zu versorgen. Wenn tatsächlich jeder zum Arzt gehen würde und das übers Sozialamt abrechnen lassen würde, wäre es natürlich für die Stadt viel teurer, als wenn wir ein bisschen Geld von der Stadt bekommen und viel über Spenden und Ehrenämter regeln. Die Stadt gibt da schon viel Verantwortung ab.“ Der Kontakt mit den Behörden sei oft schwer, es habe schon Fälle gegeben, in denen medizinische Hilfsmittel, auf die ein Anspruch besteht, nicht bewilligt wurden: „Jemand, der auf Grundlage von Gutscheinen lebt, bekommt seine Brille oder Gehhilfe nicht bezahlt. Momentan finanzieren wir eine Halskrause. Das sind Sachen, so siebzig Euro, woher soll man die nehmen, wenn man nur dreißig Euro Taschengeld hat?“ Auch bei psychiatrischer und psychologischer Hilfe stellen sich die Behörden oft stur. Auch wenn die Behandlung gar nicht verweigert werden dürfte, werden die Betroffenen abgewiesen. Dabei sind gerade psychologische Probleme häufig der Grund für die Patienten, in die Sprechstunde zu kommen. „Die meisten Migranten,

Neben der praktischen Arbeit mit Ärzten und Patienten bringt die Flüchtlingshilfe auch die politische Arbeit voran. Das Konzept des Anonymisierten Krankenscheins wird zurzeit mit Verantwortlichen verschiedener Parteien diskutiert. Hannah erklärt, was der Hintergrund des Konzepts ist: „Es geht darum, die Abrechnung zu erleichtern. Jemand könnte dann zum Arzt gehen und hätte einen Krankenschein, auf dem statt seines Namens ein Code steht. Der Arzt könnte dann über diesen Krankenschein beim Sozialamt abrechnen.“ Das Konzept ist in mehreren deutschen Städten im Gespräch. Bis es zu einer umfassenden medizinischen Versorgung für alle Menschen in Deutschland kommt, ist es noch ein langer Weg.

„Angst, zum Arzt zu gehen“ nah. Auch die Mitarbeiter der Flüchtlingshilfe selber waren lange Zeit unsicher, wie sie sich aufgrund der unklaren Rechtslage verhalten sollten. Dabei gab es noch nie ein Verfahren gegen Mitarbeiter von medizinischen Flüchtlingshilfsorganisationen. „Es gibt lauter rechtliche Gutachten, die sagen, eine Klage in die Richtung hätte keine Chance. Seitdem sind wir ein bisschen selbstbewusster geworden.“ Migranten verschiedenster Nationalitäten wenden sich an die Organisation. Eine Kooperation mit dem Migrationszentrum Göttingen, in dessen Räumen die Flüchtlingshilfe arbeitet, macht die Verständigung möglich: Sie stellen einen Dolmetscherdienst zur Verfügung. Wie wichtig kultursensible und medizinisch geschulte Dolmetscher sind, macht Hannah an einem Beispiel deutlich: „Im Türkischen sagt man, ‚die Leber brennt‘, wenn man

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MEHR ZUM THEMA: Medizinische Flüchtlingshilfe Göttingen e.V. Weender Straße 42 Tel.: 0551-55766 Sprechzeiten (zurzeit): Donnerstag, 16-17 Uhr www.mfh-goe.org

Rechtlicher Hintergrund Ursache für die Unsicherheit der Ärzte und Patienten ist der sogenannte „Schlepperparagraph“ (§96 AufenthG), der das Einschleusen von Ausländern, aber auch die ermöglichte Verlängerung eines illegalen Aufenthalts mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren ahndet. ANZEIGE

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„Dünnes Eis auf dem Arbeitsmarkt“ * MALTE SCHILLER IM GESPRÄCH MIT SÖREN MESSINGER

cherungsprinzip ist eigentlich ein sehr konservativer Weg, den Sozialstaat zu organisieren. Wenn man sich sozialdemokratisch ausgerichtete Staaten anschaut, dann läuft die Organisation mehr über steuerfinanzierte Systeme. Angela Merkel hat den Herbst der Entscheidungen angekündigt: Das bezieht sich dann wohl auf Gesundheits- und Hartz-IV-Reform. Die Gesundheitspolitik wird das wichtigste Projekt der Bundesregierung sein. Die Neuberechnung der HartzIV-Sätze gehört ebenfalls zu den zentralen Themen. In der Familien- oder der Rentenpolitik wird so schnell nichts passieren. Im nächsten Jahr rechnen die Krankenkassen mit einem Defizit von etwa elf Milliarden Euro. Hilft jetzt nur noch die Kopfpauschale?

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Sören Messinger ist seit 2007 Mitarbeiter am Göttinger Institut für Demokratieforschung. Mit dem TagesSatz sprach er über Kopfpauschale, Grundeinkommen und die kommunalen Schulden.

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err Messinger, Sie arbeiten gerade an einer Zweijahresbilanz für die Sozialpolitik der Bundesregierung. Lassen sich da schon erste Ergebnisse präsentieren?

die Macht kommt, die Kopfpauschale geschlossen verabschiedet wird. Aber selbst das funktioniert jetzt nicht reibungslos. Ein wenig merkwürdig ist das schon, weil das seit Beginn der Bundesrepublik immer zur Grundlage der Sozialpolitik gehörte.

Nach einem Jahr Schwarz-Gelb haben wir jetzt die Ein-Jahres-Zäsur. Man hat bisher von einer klassischen bürgerlichen Regierung erwartet, dass sie wieder eine Politik aus einem Guss präsentiert. Der große Entwurf, der 2005 noch im Raum stand, war in der Gesundheitspolitik die Kopfpauschale. Daher wurde erwartet, dass, wenn die bürgerliche Regierung wieder an

Die Rentenversicherung. Aber im Prinzip ist die komplette Ausprägung des bundesdeutschen Sozialstaates in seinen Grundzügen von den bürgerlichen Regierungen geschaffen worden. Die Sozialdemokraten haben diese dann ausgebaut und in bestimmte Richtungen gedreht, aber sie haben an der Grundlogik des Versicherungsprinzips nie gerüttelt. Dieses Versi-

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Als Beispiel?

Die Bürgerversicherung ist immer noch ein Konzept, das man in Angriff nehmen könnte, also die Menge der Versicherten zu erweitern und Selbständige und Beamte mit einzubeziehen in die gesetzliche Krankenversicherung. Dadurch hätten die Krankenkassen eine solidere Finanzierungsgrundlage, zumal das nicht gerade die niedrigsten Einkommen wären, die man damit zusätzlich heranziehen würde. Wäre das die sozialere Variante gegenüber der Kopfpauschale? Bei der Bürgerversicherung wäre der soziale Ausgleich dadurch geregelt, dass man beim klassischen prozentualen Ausgleich vom Lohn bleiben würde. Man kann die Kopfpauschale auch sozial gestalten, über einen Steuerausgleich. Macht man den Steuerausgleich nicht, dann ist die Bürgerversicherung die sozialere Variante. Die Kopfpauschale besagt, dass jeder gleich viel bezahlen muss, egal wie viel er Verdient, was in unteren Einkommensbereichen unglaubliche Prozentzahlen hervorrufen würde. Außerdem hat man immer die Möglichkeit, auch an einem Steuerausgleich relativ schnell zu schrauben und weniger Steuerausgleich zu zahlen. TagesSatz

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TITELTH E M A Die Ausweitung des Niedriglohnsektors und somit die Integration vieler ehemals Arbeitsloser in die Werktätigkeit im Rahmen der Agenda 2010 wird von einigen Wissenschaftlern als großer Erfolg gefeiert.

Die Kandidaten für das BGE sind die drei kleinen Parteien, FDP, Grüne und Linke, die dieses Konzept aber nie in einer Koalition durchsetzen könnten. Für sie ist es daher nicht ratsam, ein BGE zu versprechen.

Was meiner Meinung nach viel mehr diskutiert werden müsste, sind die Sanktionen, denen die Einzelpersonen ausgesetzt. Die Frage ist nicht, ob Arbeitslose nicht arbeiten wollen und ob man sie deshalb dazu zwingen muss, sondern ob es die passenden Arbeitsplätze für diese Menschen gibt. Von daher wäre eine Debatte darüber sinnvoll, ob es gerechtfertigt ist, als Staat einen solchen Druck auf Einzelpersonen aufzubauen. In dieser Hinsicht hat sich viel zum Negativen gewandelt durch die Agenda 2010.

Aber warum lassen sich die Volksparteien auf diese Diskussion nicht ein?

Vertreter des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) behaupten, menschliche Arbeitskraft wird zunehmend ersetzbar. Somit wäre die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit sozialpolitisch gesehen ein Kämpfen gegen Windmühlen. Die These vom Ende der Arbeitsgesellschaft stammt schon aus den achtziger Jahren, und so ganz erfüllt hat sie sich nicht. Der Grundgedanke ist, dass bestimmte Arbeiten automatisiert werden und man weniger Arbeitskraft braucht, um die gleiche Menge an Produkten herzustellen. Das hat sich nicht ganz erfüllt, weil der Dienstleistungssektor gewachsen ist. Allerdings haben wir eine relativ hohe Sockelarbeitslosigkeit. Von daher lässt sich sagen, es gibt nicht genug Arbeitsplätze für alle. Andererseits kommt im Moment ganz neu die Debatte um einen Fachkräftemangel auf, weil das deutsche Bildungssystem nicht in der Lage ist, genügend Fachkräfte auszubilden. Man könnte also mehr Leute beschäftigen, wenn die Bildungsqualität eine bessere wäre.

Weil es ein radikaler Systemwechsel wäre, der für Parteien immer schwierig in Angriff zu nehmen ist. Die Befürworter des BGE sind selbst gespalten in liberale und linke. Ein liberales Konzept ist in erster Linie eine riesige soziale Kürzungsmaßnahme, wobei viele soziale bestehende Leistungen wegfallen würden. Das lässt sich als CDU nicht verkaufen, die – bei allen Vorurteilen – eine Wohlfahrtspartei ist. Die linken Konzepte sind teuer, weil sie das bestehende System zum Teil aufrecht erhalten wollen. Zudem rütteln sie auch an dem zentralen Aspekt der Vollbeschäftigung. Das ist etwas, von dem die SPD nicht weg will – von dem Glauben, man könne über Vollbeschäftigung wieder gute alte Siebziger-Jahre-Wohlfahrtsstaatsverhältnisse einrichten. In der Linken wird derzeit stark diskutiert, ob man sich nicht ein BGE zum Ziel setzt, wobei aber auch hier die Tradition der Vollbeschäftigung dagegen spricht. Könnte nicht aber die aktuelle Konservatismus-Debatte, die ja immerhin auch die SPD ergriffen hat, nicht auch auf die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik überschwappen?

unsichert ist, wenn man jetzt anfangen würde, die Hartz-IV-Regelungen zu verschärfen. Man hat in der Krise gemerkt, wie dünn das Eis auf dem Arbeitsmarkt ist und wie schnell man unter Umständen auch in der Mittelschicht von diesen Maßnahmen betroffen sein kann. Der scharfe Tonfall wie er bei Einführung der Agenda 2010 herrschte, die ganzen Arbeitslosen müssten mal dazu gebracht werden, endlich zu arbeiten, wird so schnell nicht wieder aufkommen. In der Integrationsdebatte ist es da im Moment einfacher, harte Töne anzuschlagen. Sozialausgaben werden vermehrt vom Bund auf die Kommunen abgewälzt. Was muss passieren, damit sich die Lage der Kommunen wieder verbessern kann? Diese Überschuldung wird noch ein ganz großes Thema in den nächsten Jahren sein. Was geschehen muss, ist, dass mehr Steuergelder den Kommunen direkt zur Verfügung gestellt werden müssen. Im Moment entscheiden Bund und Länder sowohl darüber, welche Gelder Kommunen erhalten sollen, als auch, welche Aufgaben sie zu erfüllen haben. Hier ist die Frage, ob man Kommunen politisch stärkt, damit sie die Möglichkeit haben, gegen solche Entwicklungen anzukämpfen. Und man muss darüber nachdenken, den Länderausgleich auch für Kommunen einzuführen, damit man zwischen den Kommunen einen Ausgleich schafft. Vielen Dank für das Gespräch.

Ich glaube eher, dass die deutsche Meinungslandschaft hochgradig ver-

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Das BGE wird heiß diskutiert – doch es beteiligten sich überwiegend Bürgerinitiativen. Warum schafft es das Modell nicht, auch auf politischer Ebene diskutiert zu werden? TagesSatz

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Die soziale Spaltung Deutschlands

Andrea Tiedemann

Die Kanzlerin selbst hatte 2010 in der Neujahrsansprache das Ziel vorgegeben: „Wir wollen mit mehr Wachstum klug aus der Krise kommen“, so ihr Credo. In den nächsten Jahren solle sich zeigen, ob „wir unseren Wohlstand erhalten, indem wir unsere Art zu leben und zu wirtschaften, ändern.“ Mit einer Politik des Maßes, der Mitte und der praktischen Vernunft wolle man die Lösung mannigfaltiger Aufgaben angehen.

* HARALD WÖRNER

* B

ei der Umsetzung in Politik setzt die schwarz-gelbe Koalition einerseits auf vage Hoffnungen, andererseits besonders auf Einsparungen im Haushalt. Damit lässt sie viele Möglichkeiten ungenutzt, unser Gemeinwesen mit Reformen voranzubringen, vor allem aber, es für alle Bevölkerungsschichten gerechter zu gestalten. Das gesamte Sparpaket, zusammengesetzt aus Mehr-Einnahmen und Einsparungen, soll in den Jahren 2010 bis 2014 in verschiedenen Bereichen greifen. An Einsparungen in Höhe von vier Milliarden Euro soll beispielsweise die Streitkräftereform bringen. Bei öffentlichen Ausgaben sollen durch Optimierung 13,4 Milliarden eingespart werden. Die Einführung einer Luftverkehrsabgabe und die Erhöhung von Energiesteuern könnten 9,5 Milliarden zum Haushalt beisteuern. Gedacht ist an eine Brennelemen-

te-Steuer, außerdem an eine Finanzmarktransaktionssteuer. Hier wären Erträge von bis zu 18 Milliarden möglich. Bei den Sparmaßnahmen ist man am wenigsten zimperlich im Sozialbereich. Die Bündelung verschiedener Maßnahmen (Streichung von Elterngeld und Zuschüssen zur Rentenversicherung), aber auch Umwandlung von Pflicht- in Ermessensleistungen sollen hier künftig Sparen helfen. Die Pläne der Bundesregierung sehen hier knapp

ner Dividendenzahlung von einer halben Milliarde Euro pro Jahr ebenfalls zur Kasse gebeten werden. Die Banken schließlich, Mitverursacher der Krise, würden mit zwei Milliarden an den Kosten beteiligt. Vor dem Hintergrund der geplanten längeren Laufzeiten für AKWs werden wohl auch die Betreiber ihren Obulus in Höhe von 2,3 Milliarden entrichten müssen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Gesetz noch verabschiedet werden muss. Eventuell ist hier gar die Zustimmung des Bundesrates notwendig.

Hoffnungen statt konkreter Pläne

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dreißig Milliarden vor. Dies wird unter anderem auch den Bereich berufliche Rehabilitation betreffen. Bei Firmen ist geplant, mehr als bisher die volle Energiesteuer bezahlen zu lassen, der Flugverkehr wird künftig zu einer Ökoabgabe herangezogen. Die Deutsche Bahn soll mit ei-

Die Belastungen für AKWs und für die Banken erscheinen entweder noch ziemlich vage und werden in Verhandlungen mit den Wirtschaftsbossen variiert oder wurden überhaupt noch nicht ernsthaft in Angriff genommen – wie zum Beispiel die Finanztransaktionssteuer. Bei den BanTagesSatz

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TITELTH E M A ken jedenfalls regt sich internationaler Widerstand, der selbstverständlich auch hier zum Vorwand genommen wird, nichts zu tun. Anderseits gibt es im Sozialbereich schon sehr genaue gesetzliche Festlegungen. Um es deutlicher zu sagen: Hartz-IV-Bezieher werden künftig ohne dreihundert Euro Elterngeld monatlich für das erste Kind auskommen müssen. Diese dreihundert Euro bekommen allerdings weiterhin die Mütter, die sich generell als Hausfrauen verstehen – also wegen eines Kindes keine Erwerbstätigkeit aufgeben, und deren Ehegatten genügend verdienen. Es ist also falsch zu sagen, dass Hartz-IVBezieher nur deshalb kein Elterngeld bekommen, weil sie keine Lohneinbuße verkraften müssen.

sollen folglich, so die Annahme, auch die Arbeitslosenzahlen sinken. Eine These, die von Experten aber durchaus kontrovers diskutiert wird.

Auch die stattlichen Zuschüsse für die Rentenversicherung will der Staat einstellen, so dass diese vierzig Euro auch aufgefangen werden müssen. Zu guter Letzt fällt künftig auch der Zuschlag in Höhe von 160 Euro pro Person weg, mit dem bei ehemals gut verdienenden (aber heute arbeitslosen) Mitbürgern der Übergang in Hartz IV abgemildert werden sollte.

nicht wehren können oder keine Lobby haben. Laut Leggewie kann ein derartiges Paket nur mit gemeinsamer Anstrengung aller Beteiligten geschnürt werden. Daher müsse man auch Reiche belasten und wenn es nur den symbolischen Charakter haben soll, „dass es alle trifft.“ Möglichkeiten hierzu gebe es ja genug: „Die Erbschaftssteuer erhöhen oder die Vermögenssteuer einführen. Wenn selbst der CDU-Wirtschaftsrat den Spitzensteuersatz erhöhen will, ist doch klar, dass etwas geschehen muss“, so der Politikwissenschaftler. Doch die Regierung hat noch ein weiteres Paket geschnürt – das der Tabus. Leggewies Ideen würde die FDP weder ertragen, noch mittragen. Felix Hüfner, Ökonom bei der OECD, lobt zwar die Regierung dafür, dass sie „bei der Ausgabenseite anfängt und wirklich spart.“ Auch der Versuch, die Arbeitsverwal-

Zusammenfassend könnte man also über das Sparpaket sagen: Zur Hälfte besteht es aus Absichten. SchwarzGelb behauptet zudem, das Sparpaket „verlange von uns allen etwas ab, aber wir alle werden auch davon profitieren.“ Hierzu attestiert der Politologe Claus Leggewie der Regierung, dass sie in Wirklichkeit eine soziale Schieflage weiter voranbringe, indem sie sich an jenen schadlos hält, die sich selbst

tung und -vermittlung effizienter zu gestalten, sei an und für sich nicht verwerflich. Vermissen würde er aber einen Umbau, der Wachstum erzeuge und ebenso Fairness schüfe. Die Politik kann oder will diese Fairness nicht herstellen. Obwohl auch unter Wohlhabenden ein Bereitschaft dazu vorhanden ist. In der Stern-Ausgabe vom 24. Juni 2010 erklärten Prominente wie J. Fuchsberger, W. Grupp, U. Wickert und verschiedene GutVerdiener, dass sie ihren Beitrag hierzu leisten wollen. Stellvertretend sagte der Sterne-Koch H. Wohlfahrt: „Wir haben in Deutschland eine gute Infrastruktur. Damit das so bleibt, würde ich mehr Steuern zahlen. Die Finanzlöcher können doch nur die stopfen, die Geld haben, nicht die, die keines haben.“

Wachstum gepaart mit Fairness

Und wie Stellenvermittler in ARGEN und Jobcentern ihr Plansoll von achtMilliarden Euro erbringen sollen, dazu sagt die Regierung nichts Konkretes. Nur soviel: Schwarz-Gelb erhoffe sich Effizienzverbesserungen, beispielsweise durch optimierte Vermittlung. Doch wie das konkret aussehen soll, bleibt offen. Zudem setzt die Regierung auf künftige demografische Entwicklungen. Weil weniger junge Erwerbsfähige nachkommen,

Kanzlerin Merkel scheint, wenn man der Zeit vom 16. September 2010 Glauben schenken darf, mehr Ihre Kontakte zu Wirtschaftsgrößen zu pflegen. Ob Begünstigung privater Krankenversicherer, die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke (Zusatzgewinne für Stromkonzerne) – vieles scheint auf eine Klientelpolitik zu Gunsten der Wirtschaft hinzudeuten. Einige der geplanten Belastungen für die Wirtschaft (zum Beispiel im Flugverkehr) werden am Schluss wieder an die Bürger weitergegeben. Oder treten, wie die Finanzmarkttransaktionsteuer, eventuell nie in Kraft. Der schwarz-gelbe Etat, so Carsten Schneider von der SPD, sei „ein Handbuch für die soziale Spaltung Deutschlands.“

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TagesSatz

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Jörg „Yogi“ Müller

T I T E LT H E M A

Lebensqualität für arme Menschen Die unter Bismarck eingeführte Kranken-, Renten- und Unfallversicherung ist einer der Pfeiler unseres Sozialstaates. In den Dritte-Welt-Ländern gilt Deutschland deshalb als Traumland. Zu Unrecht, wie sich herausstellt.

* BERND W. PAPE

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ie gesellschaftliche Ächtung, die ein Arbeitsloser in unserer Gesellschaft erfährt, steht diesem Idealzustand diametral entgegen – welche Menschen arbeitslos sind und warum, wäre der Analyse würdig, in den seltensten Fällen handelt es sich aber um Personen, die freiwillig den sozialen Abstieg gewählt haben. Auch arbeitslose Ausländer sind von dieser Verachtung betroffen. Aber wir leben zur Zeit lieber hier als woanders. Neben dem Sozialsystem bilden bei uns die Medien, die Kultur, der Rechtsstaat einschließlich der Polizei ein positives Unterscheidungsmerkmal im weltweiten Vergleich. Gehören wir allerdings zu den Verlierern, sprich den Arbeitslosen, in diesem Exportweltmeisterland, erhoffen wir uns trotzdem ein wenig Lebensqualität. Wobei das Selbstwertgefühl, ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein, für die mentale Gesundheit wichtig ist, neben den materiellen Grundbedürfnissen. Es ist trotzdem ein schwieriger Identifikati-

bührenbefreiungen und -ermäßigungen sowie Beratungs- und Hilfsangebote zu informieren. Es geht um Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und Hilfen für den Alltag. Das gab es in dieser gesammelten Form für Kassel bis dahin nicht. Der Ratgeber erscheint bald in der dritten Auflage. Demnach besteht wohl eine große Nachfrage. Hat Sie dieser Umstand überrascht? Welche Menschen nutzen den Sozialkompass überwiegend?

„Es geht um Teilhabe“ WÖRNER IM GESPRÄCH MIT * HARALD RENATE GASS (DIE LINKE.ASG)

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as bewog die Kasseler Linke dazu, einen Sozialkompass aufzulegen, der sich an von Armut und Arbeitslosigkeit Betroffene richtet?

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Die Idee war und ist, mit der Broschüre über erschwingliche beziehungsweise kostenlose Kultur- und Freizeitangebote, preiswerte Mittagstische, günstige Einkaufsmöglichkeiten und Ge-

Die NutzerInnengruppe ist so breit wie die Gruppe der Menschen mit wenig Geld. Deswegen liegt der Sozialkompass auch an vielen Orten aus, wo wir hoffen, dass er bei diesen Menschen landet. Zu bekommen ist der Sozialkompass zum Beispiel an den Stellen, die auch als Angebote darin aufgelistet sind sowie im Fraktionsbüro der Kasseler Linken.ASG. Dass inzwischen die zweite Auflage fast vergriffen ist, wundert uns nicht, da es bestätigt, dass Bedarf da ist, und es passt

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TITELTH E M A onsprozess, denn alle Parameter einer Konsumgesellschaft taugen nicht für diesen Personenkreis. Der Arbeitslose ist der HIV-infizierte Wirtschaftsflüchtling, der wenig zur Klimaerwärmung beiträgt und bei dem Song „Wir steigern das Bruttosozialprodukt…“ schamvoll in die Ecke blickt. Nehmen wir einen Hartz-IV-Stadtbewohner: Er kann zur „Gesegneten Mahlzeit“ gehen und hat so Gemeinschaft und ein warmes Mittagessen. Die Kleiderkammern des Roten Kreuzes und der Diakonie helfen ihm, sauber und adrett gekleidet umher zu laufen. Kalt duschen und anschließend einen warmen Pullover anziehen, wie Thilo Sarrazin es vorgeschlagen hat, gehört wohl eher in die Abteilung Brutalkapitalismus à la USA.

pass der Linken. Hier werden, neben Gebührenbefreiung und -ermäßigungen auch andere Bereiche genannt, in denen Bedürftige sparen oder sich umsonst Rat holen können. Dies betrifft die Bereiche Essen, Kleidung und Einkauf, Bildung, Kultur und Freizeit, sowie die Sektoren Beratung, Informationen und Hilfe.

die er benutzen darf. Eine unrühmliche Ausnahme bilden die Steinbänke vom Königsplatz mit scharf geschnittenen Rückenlehnen aus Granit, die nach fünf Minuten Schmerzen hervorrufen. Das macht eines deutlich: „Bürger, verweile nicht zu lange!“ Also schlendert man zum Friedrichsplatz und setzt sich dort auf die schönen roten documenta-Bänke oder geht in den Auepark oder läuft gar nach Wilhelmshöhe hoch, denn eine Fahrkarte ist ja zu teuer.

Findigkeit kennt keine Grenzen

Was macht die Person aber mit der reichlich bemessenen Freizeit? Vor allem ohne Geld in der Tasche? Da gibt es ja erfreulicherweise den Sozialkomzu der positiven Resonanz, die wir die ganze Zeit über erhalten. Ist es für Sie und Ihre Mitarbeiter schwer, die Fakten, die sicher teilweise schon in irgendeiner Form vorlagen, zusammen zu tragen und zu ordnen? Für die Erstauflage war es am meisten Arbeit, da es ja so eine Sammlung noch nicht gab. Aber auch die Aktualisierung und vor allem Erweiterung der Angebote braucht natürlich Zeit. Wir haben aber auch viele nette Anregungen als Reaktion auf die erste und zweite Ausgabe erhalten, die wir einfließen lassen können. Bekommen Sie bei Ihren Recherchen Unterstützung durch Ämter, Behörden und Einrichtungen? Wir arbeiten mit den Einrichtungen zusammen, die auch im Sozialkompass genannt werden, das klappt gut, und wir bekommen dort gutes Feedback und alle notwendigen Informationen.

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Was für einen Stadtmenschen fundamental wichtig ist, egal ob arm oder reich, ist die Gestaltung des öffentlichen Raums. Jedes bisschen Grün ist wichtig, jeder Strauch, jeder Baum, ja sogar die begrünte Straßenbahntrasse … Oder ist es nicht doch essentieller für den Armen, denn der hält sich viel öfters „in der Stadt“ auf, weil er keinen Balkon oder Garten hat. Insofern ist wohl auch der innerstädtische Menschenstrom in seiner Zusammensetzung zu erklären. Dankbar ist der Bürger demzufolge für jede Bank, Wieso ist die Kasseler Linke bisher die Partei/Fraktion, die sich am ehesten der Lage der armen und bedürftigen Menschen annimmt? Den anderen Parteien, die ja auch alle im Stadtparlament sitzen – aktuelles Stichwort: UnterkunftskostenPauschale – müsste doch die prekäre Lage vieler Hilfebezieher eigentlich bekannt sein? Bekannt vielleicht, aber das bedeutet ja nicht automatisch, dass die Parteien sich dieser Themen auch annehmen. Soziale Themen stehen bei der Kasseler Linken.ASG, was für Arbeit und Soziale Gerechtigkeit steht, ganz oben auf der Agenda, was sich natürlich auch immer in den Themen zeigt, die wir bearbeiten, wie Sie in Ihrer Frage ja schon am Beispiel der Unterkunftskosten erwähnt haben.

Hoffen wir, dass Herr Sarrazin demnächst die Banken und Energiekonzerne im Visier hat, damit der „dicke Pullover“ öfters im Schrank bleiben kann und sich auch der Arme eine warme Stube leisten kann, denn so schön ist die Innenstadt auch nicht. Aber es scheint, als müssten sich immer mehr Menschen warm anziehen …

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MEHR ZUM THEMA: Einige Exemplare der zweiten Auflage des Sozialkompasses sind im Flur vor dem Fraktionsbüro der Kasseler Linken.ASG im Rathaus, Zimmer W25 zum Abholen erhältlich. Wir freuen uns über Anregungen für die demnächst erscheinende dritten Auflage. Kasseler Linke.ASG Obere Königsstr.8, 34117 Kassel Tel: 0561/787-3315 kontakt@kasseler-linke-ASG.net www.kasseler-linke-asg.net

Vielen Dank für das Gespräch!

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D E R S T O L P ERSTEIN

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Gehamstert *

Privat

GLOSSE VON BIANCA KUCHENBROD

n Kassel – aber auch im Ruhrpott schon gesehen – gibt es ein Wesen ganz spezieller Art: den Hamster. Er zeichnet sich durch eine elsterhafte Anhäufungsfähigkeit sowie eine gewisse Bequemlichkeit aus. Sein Unwesen treibt er zumeist in Discountern und anderen Hamsterparadiesen. Mit Pipi in den Augen belädt er sein treuestes Gefährt und Markenzeichen: den Einkaufswagen. Bei 95 Prozent des Hamstervorgangs – etwa zwischen Kasse und Tür – angekommen, beginnt es im Denkapparat des Hamsters zu rattern. Er verrechnet das Ausmaß seiner Einkäufe mit dem vorhandenen Volumen seiner Transportmöglichkeiten und kommt zu dem Schluss, dass seine Gelenke überdurchschnittlich belastet würden. Während andere Kinderwagen, „AOK-Chopper“ oder gar ihren fahrbaren Untersatz zum Transport bereithalten, macht der Hamster das Geschäft des Tages: Er „leiht“ sich kurzerhand seinen Einkaufswagen. Für einen Euro – mit Plastikchip sogar gratis – und ohne Versandkosten hätte er diesen bei eBay auch nicht billiger bekommen können. Auch die vielen bunten Schilder können den Hamster nicht von seinem Plan abbringen. An und für sich ist ja auch nichts Schlimmes dran, denn der Hamsterwagen fährt CO2-neutral und schont ganz nebenbei auch den vom Einkaufen bereits geschädigten Geld-

beutel. Nach dem Ausladen beschließt der Hamster jedoch, seine begrenzten Energiereserven lieber in sinnvollere Dinge wie Fernsehen, Essen und Schlafen zu investieren. Ein Parkplatz muss also her. Ob im Hinterhof, im Halteverbot oder auch im nächsten Straßengraben – nahezu überall sind die zurückgelassenen Einkaufswagen anzutreffen. Meist ist der gehamsterte Wagen dort nicht alleine, denn die vergangenen Beutezüge haben ihm bereits Gesellschaft beschert. Hier entscheidet sich sein weiteres Schicksal: Wer zu Höherem berufen ist, wird zur Personenbeförderung eingesetzt. Den meisten Einkaufswagen blüht jedoch ein steiler Abstieg – unter anderem als Grillrost bis hin zum Abfalleimer. Nun kann es passieren, dass im Hamsterparadies die Wagen knapp werden. Man sollte meinen, dass es somit eine höhere Nachfrage nach Pfandeinkaufswagensammlern gibt. Hier macht sich jedoch eine dritte Eigenschaft des Hamsters bemerkbar: der Geiz. Da sich das begehrte Pfand im Wagen und nicht – wie bei der Pfandflasche – im Geschäft befindet, kann der Hamster raffinierte Spar- und Rückgewinnungstechniken anwenden. Taktik Nummer eins besagt: Ein rundes Stück Plastik ist weniger wert als einen Euro – der Einkaufswagen kennt den Unterschied sowieso nicht. Raffinierten Hamstern verhelfen ein Schaschlikspieß in der Tasche und eine „Youtube“-Anleitung zum Glück. Der handwerklich weniger begabte Hamster hingegen entwickelt eine ungeahnte kriminelle Energie, mit deren Hilfe er à la Panzerknacker den eingebauten Plastiksafe „öffnet“. Somit ist der Job des Pfandwagensammlers eher brotlose Kunst als ein einträgliches Geschäft. Das erklärt dann auch, warum Aldi-Wagen plötzlich bei der Konkurrenz Schleichwerbung machen. Fazit: Wenn es für Türsteher, Hochsicherheitssafes und Peilsender an den Einkaufswagen nicht reicht, dann hilft gegen faule Hamster nur eins – die Wegfahrsperre.

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Tatjana Pfennig

PARAGRAPHENR E I T E R

Gleiches Recht für alle! * HANS PETER PUNG Im Jahr 2005 traten die sogenannten Hartz-IV-Regelungen in Kraft. Anfang Februar dieses Jahres entschied das Bundesverfassungsgericht, dass die Regelungen in Teilen nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Bis Ende 2010 muss jetzt eine Reform der Reform vorgelegt werden.

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undesarbeitsministerin Ursula von der Leyen ließ bereits in verschiedenen Äußerungen anmerken, wie sie sich eine Reform vorstellt. Da das Verfassungsgericht vor allem die Gesetzesteile für Kinder und Jugendliche als verfassungswidrig erkannt hat, sollen sich die Veränderungen auch auf diesen Bereich beziehen. Wer aber jetzt denkt, dass die entsprechende Leistung an die für Erwachsene angepasst wird, könnte sein blaues Wunder erleben. Die Ministerin lässt durchblicken, dass sie auf eine Gutscheinvariante setzt. Als Vorbild nimmt sie die Erfahrungen aus Stuttgart. Die Begründung für die geplante „Bildungscard“ lautet: „Man wolle sicher stellen, dass die Leistungen auch für das genutzt werden, für was sie bestimmt sind.“ Frau von der Leyen eröffnet damit eine Diskussion, die nicht nur unmoralisch , sondern in einigen Punkten auch falsch ist. Als zuständige Ministerin für Soziales sollte Frau von der Leyen es besser wissen. Der weitaus größte Teil der Hartz-IV-Empfänger kann mit seinen Mitteln umgehen. Die Sorge, dass Mittel, die für Bildung bestimmt sind,

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nicht für diese ausgegeben werden, ist also in den allermeisten Fällen unbegründet. Wie heißt es so schön: Fordern und Fördern. Wie wäre es denn mit fördern, Frau Ministerin? Und zwar genau da, wo es angebracht ist. Bleibt Frau von der Leyen bei ihrer Meinung, müsste sie eigentlich die gesamte Hartz-IV-Reform infrage stellen. Schließlich ist die Grundlage der Reform der selbstständige Umgang mit den zur Verfügung gestellten Mitteln. Aus diesem Grund besteht die Grundsicherungsleistung auch aus verschiedenen Komponenten: Ernährung, Strom, Gesundheitsvorsorge, Bekleidung, Verkehr et cetera. Selbst so genannte „Ansparbeträge“ für die Erhaltung der Wohnung, Reparaturen und Ersatzbeschaffungen sind im ALG II enthalten. Der Leistungsempfänger muss bereits jetzt sein Geld verwalten und selbst entscheiden, wofür er es ausgibt. Fördern könnte in diesem Fall bedeuten, dass die zuständige ARGE zusammen mit dem Klienten einen Finanzplan erstellt. Sie berät, warum es wichtig ist, dass in die Bildung der Kinder investiert wird. Wichtigster Punkt dabei ist, die Hilfeempfänger mit den dafür notwendigen

Mitteln auszustatten. Denn bisher enthält das ALG II keine Mittel für Bildung. Genau dies hat das Bundesverfassungsgericht beanstandet. Bildung darf nicht vom Geldbeutel abhängen. Auf diese einfache Formel kann man die Entscheidung des Verfassungsgerichtes bringen. Bundesministerin von der Leyen muss Hartz-Familien finanziell so stellen, dass die Kinder die gleichen Möglichkeiten haben, einen Bildungsabschluss zu erlangen wie Kinder von besser gestellten Familien. Bildung ist quasi ein Grundrecht. Die Stadt Stuttgart erbringt mit ihrer „FamilienCard“ und „SozialCard + Kultur“ freiwillige soziale Leistungen. Diese Leistungen müssen nicht erbracht werden. Schon deshalb verbietet sich ein Vergleich mit Stuttgart. Freiwillige Leistungen können nicht mit Pflichtleistungen des Staates verglichen werden. Missbrauch lässt sich leider nicht vollständig verhindern. Da unterscheiden sich Empfänger von staatlichen Leistungen nicht von dem Rest der Bevölkerung. Der wesentliche Unterschied: Die „normale Bevölkerung“ wird nicht für die Fehler einer Minderheit verantwortlich gemacht. Warum sollte man es da bei Hartz-IVEmpfängern anders machen? Steuerhinterzieher bescheißen den Staat genauso wie Leistungsbezieher, die ihre Mittel zweckentfremden. Werden deshalb die Steuergesetze verschärft? Wird die Bildungs-Card tatsächlich eingeführt, wird Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen erklären müssen, warum sie Empfänger von staatlichen Leistungen hier erneut benachteiligt und diskriminiert.

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GÖTTINGEN

Jörg Sanders

Das Auto zu Hause stehen lassen? * MOLLY BLUM

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m ein paar Euro zu sparen, sind viele Leute dazu bereit, einmal ein paar Meter entfernt von der Innenstadt zu parken. Doch damit wird in Zukunft Schluss sein, denn in Parkzone 1 wird das Abstellen von Fahrzeugen in Zukunft um 16,5 Prozent teurer, in Zone 2 um gut 15 Prozent. Somit fallen auch für zentrumsfernere Parkplätze höhere Gebühren an. Das Konzept: Ab 2011 soll Parken teurer werden, um die Finanzlage der Stadt Göttingen aufzubessern. Konkret bedeutet dies, dass in Parkzone 1 ab kommendem Jahr eine Parkstunde 1,20 Euro anstatt wie bisher 1,03 Euro berechnet werden. In Parkzone 2 würde sich der Satz von bisher 52 Cent auf 60 Cent für eine Stunde erhöhen, wie das Göttinger Tageblatt (GT) berichtete. Die Parkzone 3 wird entgegen ursprünglicher Planungen weiterhin nicht mit Gebühren belegt. Hintergrund dabei ist ein im Juni beschlossenes Konsolidierungspaket, das der Stadt finanziell auf die Sprünge helfen soll. Wie das GT schilderte, sollen dabei rund 180.000 Euro Mehreinnahmen durch die Erhöhung der Parkgebühren in die Kassen kommen (Verluste durch Alternativparker bereits eingerechnet). Bis 2016 sollen sechzig Millionen Euro durch das Komplettpaket eingespart werden, das außerdem die „Streichung von fünfzig Planstellen in der Verwaltung“ sowie „die Einführung einer Kulturförderabgabe“ vorsieht (Quelle: Stadtradio).

Unmut in der Bevölkerung

Oder lieber ordnungsgemäß Parkgebühren zahlen? Ab 2011 soll das Parken in der Göttinger Innenstadt teurer werden. So hat es zumindest die Stadtverwaltung vorgesehen, doch bei Redaktionsschluss lag noch keine Entscheidung durch den Stadtrat zur neuen Parksituation vor. Eine Zusammenfassung des Vorhabens. 18

Die Bevölkerung steht dieser Absicht gespalten gegenüber. Trotz

großen Unmuts lassen sich dennoch einige positive Seiten sehen. „Durch die extrem niedrigen Parkgebühren in Göttingen wird die Verpestung der Stadt durch giftige Autoabgase auch noch subventioniert. Höchste Zeit, dass sich das ändert”, schreibt zum Beispiel ein Leser im Onlineforum des GT. In der Tat könnten sich viele Autofahrer durch die höheren Gebühren dazu veranlasst sehen, ihr Fahrzeug in Zukunft stehen zu lassen und zum Einkaufen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Für den Lebensmitteleinkauf fährt die Mehrheit der Verbraucher ohnehin zu Supermärkten, die eine kostenlose Parkgelegenheit anbieten. Bürger, die bereits in der Innenstadt wohnen, erledigen weiterhin vieles zu Fuß oder per Fahrrad. Gleichwohl sieht die Mehrheit der Kommentatoren eine Erhöhung der Parkgebühren als negativ. Auch Drohungen, Göttingens Innenstadt nie wieder zu besuchen, werden laut. Ein Leser im Kommentarbereich der HNA rechnet vor, wie die Stadtbesucher aus Protest künftig einen großen Bogen um Göttingen machen könnten. Folge: Umsatzeinbußen bei den Händlern bis hin zu weniger Steuereinnahmen bei der Stadt. Sicherlich sind auf den ersten Blick Käufer, die mit dem Auto anreisen, und Ladenbesitzer die Leidtragenden der erhöhten Parkgebühren. Viele übersehen jedoch, dass das Einkaufen in der Innenstadt heutzutage größtenteils ein Ort der Abwechslung geworden ist – notwendig ist es aufgrund des Internets und umfangreich anzutreffender Einkaufszentren längst nicht mehr. Letztere können aber eben einen Bummel durch die Altstadt, das Stöbern im Antiquariat oder das Frühstück im Lieblingscafé nicht ersetzen. Ob sich eine Erhöhung der Parkgebühren in ein Horrorszenario mit einer wüstenähnlichen Göttinger Innenstadt verwandeln wird, wird die Zukunft zeigen.

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GÖTTI N G E N

Jörg Sanders

Die Stadt im Web * ANDREAS PRAMANN

Der folgende Beitrag bietet eine subjektive Auswahl von Angeboten aus und über Göttingen im Internet. Vorgestellt werden Nachrichtenseiten, Twitter und einige Weblogs aus der Region.

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ucht man Nachrichten aus Göttingen und Umgebung, bieten sich die regionalen Tageszeitungen Göttinger Tageblatt (www. goettinger-tageblatt.de) und die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA, www.hna.de) an. Beide Zeitungen haben Online-Angebote, auf denen jeden Tag eine Artikelauswahl veröffentlicht wird. Komplette Ausgaben ins Netz zu stellen, ist derzeit wohl nicht ratsam, da Zeitungen ihr Geld immer noch mit den Druckausgaben verdienen und Web-Angebote zur Zeit kaum durch Werbung zu finanzieren sind. Eine weitere interessante Nachrichtenquelle ist die Seite des Stadtradios. Hier kann man Lokalnachrichten nachlesen, das laufende Programm hören und im Archiv ältere Beiträge nachhören. Eine Art Gegenöffentlichkeit bietet das Göttinger Online-Magazin Stadtinfo (www.goest.de) – ein Webauftritt mit Nachrichten aus dem linken Spektrum. Auf der Seite wird über lokale Ereignisse berichtet, über die in anderen Medien nicht oder weniger ausführlich berichtet wird. Ergänzt wird das Angebot durch eine umfassende Sammlung von Links zu Göttinger Initiativen und Gruppen.

Twitter. Dabei handelt es sich um einen Dienst, auf dem Kurzmitteilungen veröffentlichen werden können. Man liest Meldungen anderer Nutzer, indem man diese abonniert. Durch die geschickte Auswahl von Abonnements lässt sich ein Nachrichtenstrom für die eigenen Interessen erzeugen, beispielsweise auch für regionale Meldungen. Die Göttinger Zeitungen und das Stadtradio sind auf Twitter vertreten und verweisen auf aktuelle Beiträge auf ihren Webseiten. Ein Göttinger Twitternutzer, der durch seinen Namen aufgefallen ist, ist @haekelschwein. Dieser veröffentlicht einerseits geistreiche Aphorismen, handelt andererseits mit kleinen gehäkelten Schweinchen, die seine 95-jährige Großmutter herstellt.

Twitterer in Göttingen sind nicht nur über das Internet verbunden. Einmal im Monat gibt es ein Treffen im wirklichen Leben, das sogenannte Twittagessen. Treffpunkt ist in der Regel der Irish Pub. Dazu kündigt der Initiator des Treffens auf einer Webseite namens Twittagessen den nächsten Termin an. Die Anmeldung erfolgt, indem man einen Text von dieser Seite kopiert und bei Twitter veröffentlicht. Zum Schluss möchte ich noch einige Weblogs empfehlen, deren Adressen sich mit Suchmaschinen finden lassen. Das Göttinger Institut für Demokratieforschung von Professor Franz Walter veröffentlicht Beiträge zum aktuellen politischen Geschehen auf dem Blog seiner Webseite. Die Vereinigung Transition Town Göttingen beschäftigt sich mit der Frage, wie angesichts des Klimawandels und knapper werdender Ölreserven eine möglichst energiearme Stadtentwicklung aussehen könnte. Die private Fachhochschule Göttingen behandelt auf einem Blog aktuelle Fragen des Fernstudiums und stellt eigene Angebote vor. An der Georgia Augusta wurden vor einiger Zeit Studierendenblogs eingeführt. Zur Zeit schreiben dort Studierende der Physik. Das Angebot soll aber auch auf andere Fachbereiche ausgedehnt werden.

Urbane Perspektiven der Community

Ein Webangebot, in dem ich einige Göttinger kennen gelernt habe, ist TagesSatz

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Eine schnelle Informationsquelle war Twitter übrigens bei der Explosion der Bombe auf dem Göttinger Schützenplatz. Dort liefen die aktuellen Meldungen, vor allem vom GT verbreitet, am Abend des Geschehens zuerst zusammen. Es gab aber auch Leute, die Falschmeldungen in die Welt setzten. Das zeigte einmal mehr, dass man Twittermeldungen nicht kritiklos übernehmen sollte.

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Jörg „Yogi“ Müller

GÖTTINGEN

Was ist Dhamma? GEDANKEN EINES TAGESSATZ-VERKÄUFERS

* JÖRG „YOGI“ MÜLLER Ich wurde schon sehr häufig von Freunden und Kunden gefragt: Was ist dieses Dhamma (Pali-Sprache) oder Dharma (Sanskrit-Sprache) eigentlich, was du da praktizierst? Hier möchte ich einige Erklärungen, die ich von meinem Lehrer S. N. Goenka aus dem Englischen übersetzt habe, wiedergeben.

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Keine Freudentänze aufführen, wenn Vergnügen, Genuss und Wohlgefallen da sind. Nicht klagen, heulen und jammern, wenn man Schmerzen hat. Gleichmütig bleiben mit beidem, das ist, das Dhamma zu leben. Welchem Land, welcher Kaste oder Hautfarbe, welchem Beruf, Status in der Gesellschaft man auch angehört, jeder kann Vipassana-Meditation praktizieren und die gleichen, gesunden, förderlichen Resultate erhalten. Ein Baum gibt süße oder bittere Früchte, je nachdem, welcher Samen gepflanzt wurde. Wie der Same, so

die Frucht. Das ist das Gesetz der Natur. Universal und anwendbar für alle, überall und zu jeder Zeit. So ist Vipassana eine universale Technik, ein praktisches Werkzeug, das jeden dazu befähigt, nach dem Gesetz der Natur oder dem Dhamma zu leben und die süßen Früchte des Dhamma zu genießen. Mögen alle lebenden Menschen in der Welt verstehen, was Dhamma ist. Mögen sie Dhamma praktizieren und im täglichen Leben anwenden!

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MEHR ZUM THEMA: www.german.dhamma.org

Jörg „Yogi“ Müller

hamma ist keine Religion. Es ist ein Verhaltenskodex. Dhamma ist eine ethisch moralische Lebensweise. Dhamma ist die Kunst, ein glückliches, gesundes, förderliches Leben zu führen. Dhamma ist eine friedliche harmonische Art, mit sich selbst zu leben und eine friedliche und harmonische Atmosphäre um sich herum zu erzeugen. Dhamma ist nicht sektiererisch. Es ist universell allgemeingültig. Dhamma bedeutet Wahrheit. Dhamma bedeutet Gesetz. Dhamma bedeutet Natur. Dhamma bedeutet die Wahrheit über ein allgemeingültiges Naturgesetz.

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Jörg „Yogi“ Müller

GÖTTIN G E N

Straßengeflüster

Winkeladvokat

Sieben Straßenzeitungen („Gatemagasiner“) gibt es in Norwegen. An dieser Stelle ein paar Blicke in die nördliche Straßenwelt: Unter dem Motto „5 Jahre auf der Straße“ wurde der Geburtstag des Straßenmagazins =Oslo gefeiert. Oslos Bürgermeister eröffnete ein großes Gratiskonzert, bei dem viele bekannte Bands auftraten. Norwegens Außenminister, der kurz zuvor seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert hatte, gratulierte =Oslo: „Ich sage nur: viel Glück auch Euch für die nächsten 45 Jahre!“ In Bergen arbeitet die Straßenzeitung Megafon seit Kurzem mit „Straßenjuristen“ zusammen. Diese bieten bisher vor allem Drogenabhängigen umsonst rechtliche Beratung an. Die Straßenjuristen haben nun eine eigene Spalte im Me-

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Teurer Frauenwechsel Trennungen können sehr schmerzhaft sein. Vor allem für den Menschen, der verlassen wird. Daher wünschen sich viele Verlassene, dass auch der Partner, der sich trennt, darunter zu leiden hat. Im folgenden Fall ging es jedoch nicht primär um Rache, sondern um den Ausgleich finanzieller Nachteile: Eine Frau zog unter hohen Kosten zu ihrem Freund. Um sich abzusichern, unterschrieb dieser ein Papier, indem er seiner Freundin im Falle einer Trennung 15.000 Euro versprach. Wenig romantisch, aber weitsichtig, wie sich zeigte. Nur eine Woche nach dem Zusammenzug hatte der Mann eine neue Geliebte. Die Sitzengelassene forderte

* JULIA SCHOENEN gafon. Dort hat jeder die Möglichkeit, Fragen an die Juristen zu richten, die im folgenden Heft abgedruckt und beantwortet werden. Mehrere Verkäufer des Straßenmagazins Asfalt aus Haugesund haben bei einem Wohltätigkeitskonzert eine größere Menge Zeitungen verkauft und den kompletten Erlös von knapp dreihundert Euro für Wiederaufbauhilfe in Haiti gespendet. „Wir wollen nicht nur nehmen, sondern auch etwas zurückgeben, und diesen Menschen dort geht es schlechter als uns“, so Verkäufer Skuli.

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MEHR ZUM THEMA: www.megafon.no www.gatemagasinetasfalt.no

* ANDREA TIEDEMANN ihr Geld ein, doch der Untreue wollte nicht zahlen. Musste er schließlich aber doch, denn das Landgericht Coburg verurteilte ihn zur Zahlung der vereinbarten Summe. Es handele sich hier um ein Schuldanerkenntnis, wenn auch ein formloses. Eine Sittenwidrigkeit des Zahlungsversprechens, auf die sich der Mann berief, lehnte das Gericht ab. Schließlich sei es der Partnerin nicht um ein erzwungenes Liebesversprechen gegangen, sondern um eine finanzielle Absicherung bei ihrer Haushaltsauflösung. Diesen Nachteil musste er ihr ausgleichen.

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KASSEL

Jeder muss mal ... Schon seit über sechs Jahren hat der Behindertenbeirat im Rathaus Kassel für eine barrierefreie Toilette im zweiten Stock auf der Ebene der Sitzungszimmer und in der Nähe des Bürgersaals gekämpft, wo oft große Veranstaltungen stattfinden, die auch von behinderten Menschen besucht werden.

Jörg Sanders

* TRUDI KINDL & EVA FUCHS (KASSELER BEHINDERTENBEIRAT)

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arrierefrei bedeutet hier nicht nur, dass die Toiletten und Waschbecken entsprechend eingebaut werden müssen, sondern dazu gehört auch, dass sich die Tür für Rollstuhlfahrer leichter öffnen lässt. Deshalb hatte man sich für einen elektronischen Türöffner entschieden, der für jeden zu bedienen ist. Alles ganz einfach: Man drückte auf einen gut erkennbaren Knopf, und die Tür ging auf. Außerdem stand auf einem gut sichtbaren Schild: Behindertentoilette. Das klingt ja alles schön und gut, so als ob alles in Ordnung wäre. Doch was geschah dann? Leider mussten Behinderte nach kurzer Zeit feststellen, dass ihre Toilette von anderen mitbenutzt wurde und durch unsachgemäßes Öffnen der Tür die Elektronik defekt war. Erschwerend kam hinzu, dass nach der Reparatur dann auch noch benutzte Spritzen gefunden wurden. Zum Glück reagierte die Bauverwaltung zu aller Zufriedenheit und montierte zusätzlich ein Schloss: Behinderte Menschen konnten ab sofort nur mit einem Schlüssel auf die Toilette gehen. Dieser Schlüssel ist EU-genormt, und man kann damit in ganz Europa Behindertentoiletten an Rastplätzen und in öffentlichen Gebäuden aufsuchen.

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Diese Euroschlüssel sind ja eine tolle Idee! Damit können Rollstuhlfahrer endlich aufs Klo gehen, ohne sich über den Eintritt und die Benutzung der Toiletten viele Gedanken machen zu müssen, doch weit gefehlt: Irgendwie ist es gelungen, mit Gewalt auch diese Sicherheitsvorkehrung im Kasseler Rathaus kaputt zu kriegen. Den Schaden stellte ein weibliches Beiratsmitglied fest und erlebte dann die folgende Szene:

Sie stand vor der Behindertentoilette, da kamen zwei Besucherinnen und öffneten mit Gewalt die Tür. Sie sprach die Damen darauf an, ob sie das Schild nicht sehen würden. Dies sei eine Behindertentoilette, auch sei die Türelektronik schon wieder kaputt, weil Leute mit Gewalt diese Tür öffnen würden. Doch sie ist ja kein Unmensch. Da sie aus langjähriger Erfahrung weiß, wie es ist, wenn man nicht rechtzeitig aufs Klo gehen kann, zeigte sie ihnen voller Einfühlungsvermögen, wo die anderen Toiletten sind. Doch das kümmerte die beiden Damen überhaupt nicht. Die eine antwortete sogar noch frech: „Ist doch egal, Hauptsache Klo!“ Vor kurzem wurde wieder neue Elektronik eingebaut, Man darf gespannt sein, wie lange sie hält... Der Behindertenbeirat hat während des gesamten Auseinandersetzungsprozesses um den Einbau und den Erhalt der Behindertentoiletten immer wieder die Luft angehalten und gehofft, dass nicht die Bauverwaltung sagt: „Das wird uns zu teuer, alle paar Monate Geld auszugeben!“ Die Folge wäre für Rollstuhlfahrer äußerst fatal gewesen.

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MEHR ZUM THEMA: Wenn man den Euroschlüssel bekommen möchte, muss man den Behindertenausweis mitbringen. Liegt dort eines der folgenden Merkzeichen vor (aG, B, H oder BL), kann der Schlüssel genutzt werden. In Kassel gibt es den Euroschlüssel gegen Pfandgeld von 15 Euro beim Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter (fab e.V.), Kölnische Straße 99 in 34119 Kassel.

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Unworte gab es zu allen Zeiten, sie werden jedoch erst seit wenigen Jahrzehnten angeprangert. Besonders widerliche sprachliche Entgleisungen findet man in Deutschland natürlich vor allem während der Herrschaft der Nazis. In „Mein Kampf“ bezeichnete Hitler die Juden als „Völkerparasiten“, deren Ziel es sei, die „Blutschranken“ einzureißen und das „Rassenniveau“ der „höher entwickelten Völker“ durch „Durcheinanderbastardisierung“ zu senken. Andererseits wurde mit dem Begriff „Kristallnacht“ ein staatlich organisiertes, landesweites Pogrom gegen jüdische Mitbürger verharmlost und ästhetisiert. Heute gehören die meisten Unworte zur verschleiernden und beschönigenden Kategorie. Der von Abteilungsleitern der Baumarktkette „Bauhaus“ verwendete Begriff „betriebsratsverseucht“, der zum Unwort des Jahres 2009 gewählt wurde, hätte jedoch auch gut in die Nazizeit gepasst. Im Umgang mit Lohnabhängigen kam es immer wieder zu sprachlichen Tiefpunkten; so nannten Unternehmer zum Beispiel die infolge der neoliberalen Trendwende durchgeführten Massenentlassungen beschönigend „Freisetzungen“, aber auch „Personalentsorgungen“ und sprachen von „Entlassungsproduktivität“. Die Menschen, die den Kündigungswellen zum Opfer fielen, wurden als „überkapazitäre Mitarbeiter“ oder „Belegschaftsaltlasten“ bezeichnet.

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er Begriff „Unwort“ stammt aus dem Bereich der Sprachkritik und bezeichnet „unerwünschte“ Wörter, die „sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen.“ Als Unwort des Jahrhunderts wurde der Begriff „Menschenmaterial“ gewählt, in dem sich ganz besonders deutlich eine menschenverachtende Tendenz ausdrückt.

Andrea Tiedemann

KA S S E L

Unworte * FRITZ KROGMANN Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1994 von einer sprachkritischen Aktion an der Universität Frankfurt a.M. bestimmt.

mut Maucher von der Firma Nestlé sprach 1997 von „Wohlstandsmüll“, eine Darmstädter CDU-Parole forderte „Dreck weg!“, und schwerbehinderte Kinder, die nicht in „Normalklassen“ integriert werden konnten, wurden als „Selektionsrest“ bezeichnet. Im Gegensatz dazu wurde die öffentliche Diskussion um übertriebene Managergehälter als „Neiddebatte“ diffamiert; und im Zusammenhang mit den Diätenerhöhungen im Bundestag redete man von „Diätenanpassung.“

branche redete man vom „Langlebigkeitsrisiko“, während Karsten Vilmar in einer öffentlichen Erklärung ironisch zum „sozialverträglichen Frühableben“ aufforderte. Die Unfähigkeit der Politiker, unangenehme Tatsachen beim Namen zu nennen, zeigt sich vor allem, wenn es um abgelehnte Asylbewerber geht. Die Abschiebehaftanstalten werden „Ausreisezentren“, die Sammellager für afrikanische Flüchtlinge „Begrüßungszentren“ genannt. Kehrt ein Asylbewerber kurz vor der drohenden Anschiebung in sein Heimatland zurück, so ist dies eine „freiwillige Ausreise“, während die Abschiebungen selbst bürokratisch als „aufenthaltsbeendende Maßnahmen“ umschrieben werden. Allerdings benutzte Bundeskanzlerin Angela Merkel 2009 auf einem Bürgerforum den Ausdruck „Flüchtlingsbekämpfung“. Ein sprachlicher Fehlgriff, der sehr aufschlussreich ist.

Diffamierungen und Verschleierungen

Viel Zynismus findet man auch, wenn es um arbeitsunfähige oder „arbeitsunwillige“ Personen geht. HelTagesSatz

* 10/10

Auch die durch den Geburtenrückgang bedingte stetige Zunahme des Durchschnittalters der Menschen wurde mit allerlei sprachlichen Verrenkungen kommentiert. Begriffe wie „Rentnerschwemme“ und „Altenplage“ wurden geprägt, und Ex-Bundespräsident Roman Herzog warnte 2008 vor einer „Rentnerdemokratie“, in der die Alten die Jungen ausplündern würden. In der Versicherungs-

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KASSEL

E

in Sechzigster sollte was Besonderes sein und werden. So auch bei mir, so hoffte ich zumindest. Denn Birgitti und Sui waren auf dem Weg nach Paris, in die alte Stadt der Liebe und der ewigen Revolution. Wir beide wollten diesen Tag feiern und ein neues Leben durchstreifen. Wir trennten uns von allem, verkauften all unser Habe. Zusammen besaßen wir um die 13.000 Euro. Nun waren wir reich und zogen verliebt ins neue Leben. Sie war die Blüte, die ich immer pflücken wollte, aber mich nicht getraut hatte, sie zu berühren. Wir checkten ein im „Taj Mahal“ zu Paris. Ein netter Ort, zudem ein kleines Hotel in der Nähe von „Sacre Coeur“. Es war gerade 14 Uhr. Unsere Champagnerlaune ließ uns Zeit, uns zu lieben, und wir küssten uns nur noch. „Du, ich habe für uns Rollerskates besorgt. Wir könnten doch vom Hotel bis zum Gare Montparnasse rüber skaten. Später gehen wir essen im FouFou. Bist Du einverstanden, Süßer?“ Ich war sprachlos. Respekt, meine schöne wilde Birgitta hatte sehr gute und wilde Gedanken in die Tat umgesetzt. „Ja, toll, Du Zauber meines Lebens. Noch einen Expresso an der Bar, und dann können wir los. Paris ist wundervoll.“

FICTION VON * SCIENCE ARMINIUS SCHULZE

Hi, ich schreibe das Jahr 2013, der 28. Februar war mein Geburtstag, man höre und staune. ten wir beide uns auf. Gut, dass wir Knieschützer umgelegt hatten, denn das Pflaster in Paris ist sehr alt und hart. Gerade in diesem Augenblick verspürte ich unendliche Liebe, Besorgnis um meine Liebste, und da lag dann der Fund, der alles veränderte! Eine sehr große aufgerissene schwarze dicke Brieftasche, wie diese Kellnerportemonnaies. An Hand der Scheine konnte ich blitzschnell erkennen, wie viel ungefähr drin war. Bestimmt zwischen dreißig- und fünfzigtausend Euro. Das Abenteuer hatte uns im Griff. Eine Überwachungskamera surrte, und sofort eruierte ich Kontrolle. Und da lag es beziehungsweise schaute uns an! In der Hotellobby gaben wir den Fund höflich an der Rezeption ab. Man bat uns, Platz zu nehmen, um eine Belohnung in Empfang zu nehmen. Ein Page brachte uns beiden Milchkaffee und überließ uns unserem Liebesrausch. Birgitta flüsterte mir süße Liebesbotschaften ins Ohr, während ich das Innere der Hotelhalle bestaunte. Alles, aber auch alles, war aus dunklem Marmor. Antike Figuren, sehr

alte Möbel standen überall sehr gut platziert. Subtropische Pflanzen und gute Soulmusik rundeten das Ambiente fantastisch ab. Wir wurden eingeladen, ein Wochenende in diesem Hotel mit allem Drum und Dran zu verbringen. Im Hochzeitszimmer. Das war fantastisch. Total glücklich und der Liebe sicher tollten wir in Richtung Lift. Es war wie ein Rausch, denn während des Skatens auf blauem Marmor vergaßen wir die Welt völlig. Zu allem Glück besaßen wir beide eine neue Uhr mit blauen Leuchtziffern. Die strahlten und leuchteten, das war sehr schick, aber auch sehr ungewöhnlich! Auf dem Display stand: „1.000.000 Euro. Sie haben das Recht, in unserem Spielcasino zu spielen, bis das Geld zu Ende ist. Ganz, wie Sie wollen. Herzlichen Glückwunsch!“

Pure Harmonie

Eigentlich wollten wir beide ins Zimmer, um unsere Liebe plus meinen Geburtstag zu genießen. Und jetzt das! Birgitta säuselte mir ins Ohr: „Du Kerl meines Lebens, Dich will ich für immer und nur noch küssen, küssen, küssen.“ (Ende 1. Teil)

tunliweb.no

In Nähe des Bahnhofs ist es dann passiert. Wahrscheinlich lag es am Champagner. Ich weiß nicht mehr, spielt auch keine Rolle. Birgitta lag zwanzig Meter zurück, wir krachten mit zwei Mountain-Bikern zusammen. Sie fuhren Kunststücke zaubernd in uns Liebespaar hinein! „Merde, Merde, haut ab, Ihr Rüpel!“ Leicht lädiert rappel-

Las Vegas Nummer zwei

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TagesSatz

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DIE KOCHNI S C H E

Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM

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Leckere Gerichte für Sie entdeckt

Eintöpfe Man nehme einen Topf, Zutaten nach Wahl und fertig sind sie, die Eintöpfe. Hier kann jeder kreative Koch seiner Fantasie freien Lauf lassen. Das ist das Schöne an Eintöpfen, sie lassen unzählige Variationen zu und sie kochen sich fast von alleine. Zudem sind sie kostengünstig, weil man in ihnen prima Reste verwerten kann.

Lauchsuppe 350 g Lauch, ca. 500 ml Fleischbrühe, 100g Schmelzkäse mit Kräutern, 100g Sahne- Schmelzkäse, 50g Crème fraîche, 350 g Hackfleisch halb und halb, 1 Zwiebel, Öl, Salz, Pfeffer Den Lauch putzen, gründlich waschen, in feine Ringe schneiden. Zwiebel schälen, fein würfeln. Öl in einem Topf erhitzen, Hackfleisch darin krümelig braten. Zwiebelwürfel und Lauchringe zugeben, mitdünsten bis sie glasig sind. Mit Salz und Pfeffer würzen. Fleischbrühe aufgießen. Aufkochen lassen. Temperatur reduzieren. Die beiden Schmelzkäsestücke darin zergehen lassen. Die Crème fraîche unterrühren und mit Salz und Pfeffer nach Geschmack abschmecken.

TagesSatz

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Tipp: Dazu reichen Sie frisches Baguette. Wenn Sie mögen, können Sie den Eintopf noch mit Schnittlauchringen garnieren. 4 Portionen / circa 1 Euro pro Portion

Reistopf 300g Reis, 2 Dosen passierte Tomaten, 3 Paprikaschoten, 1 Zucchini (circa 400-500g), 4 Zwiebeln, Öl, 1 Tasse Gemüsebrühe, 150g Kräuter der Provence, Salz, Pfeffer, Paprikapulver rosenscharf, 1 Knoblauchzehe, Chilipulver Den Reis nach Vorschrift garen. Gemüse waschen, würfeln. Zwiebel schälen, grob würfeln. Öl in einem Topf erhitzen, Zwiebeln darin glasig dünsten. Gemüse zugeben, kurz mit andünsten. Die Tomaten zugeben, Brühe untermischen. Mit den Gewürzen kräftig würzen. Aufkochen lassen. Hitze reduzieren, den gekochten Reis zufügen und vermengen. Noch mal mit den Gewürzen abschmecken. Kräuter zugeben und heiß servieren. Tipp: Wenn Sie es scharf mögen, können Sie auch eine Chilischote zufügen. Schneiden Sie die Chili in kleine Würfel und schwitzen Sie sie mit der Zwiebel glasig an. Fladenbrot dazu. 4 Portionen / circa 1,50 Euro pro Portion

Erbsensuppe Kölner Art 500g Erbsen, 300g Kartoffeln, 2 Möhren, 1 Stange Lauch, 2 Zwiebeln, ¼ Knollensellerie, 1 Bund Petersilie gehackt, getrockneten Majoran, 1 Lorbeerblatt, 100g durchwachsenen Speck, 4 geräucherte Mettwürstchen, 1 EL Senf, 1 Liter Gemüsebrühe, Salz, Pfeffer Die getrockneten Erbsen über Nacht in zwei Liter Wasser einweichen. Am nächsten Tag mit dem Einweichwasser aufsetzen und circa etwa zwei Stunden leicht köcheln lassen. Zwiebel schälen, fein würfeln. Lauch putzen, gründlich waschen, in feine Ringe schneiden. Kartoffeln, Sellerie und Möhren schälen und würfeln. Alles zu den Erbsen geben. Bei Bedarf mit der Brühe aufgießen, alles circa 15 Minuten garen lassen. Den Speck ohne Schwarte in Würfel schneiden und knusprig braten. Würstchen in Ringe schneiden. In die Suppe geben. Majoran (circa ½ TL ) zufügen. Mit Salz, Pfeffer und dem Senf abschmecken und nochmals aufkochen lassen. Tipp: Reichen Sie dazu ein kräftiges Graubrot. 4 Portionen / circa 1,50 Euro pro Portion

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K U LT U RT I P PS

GÖTTINGEN

Agentur

Die Empfehlung

Ein Spektakulum der Weltmusik „Das blaue Einhorn“ im Apex Das Blaue Einhorn ist schon seit fast zwanzig Jahren unterwegs mit einer besonderen Musik irgendwo zwischen Welt-, Straßenund Kammermusik. Etwa hundert Mal pro Jahr trifft man Das Blaue Einhorn an den verschie-

* JULIA SCHOENEN

densten Orten: auf Festivalbühnen, in Clubs, Konzertsälen, Kirchen, auf Sommerfesten – und traditionell im Spätherbst auch im Apex in Göttingen! Das aktuelle Konzertprogramm „ÜBERsetzen – Gesänge auf schwankendem Boden“ kommt frohgemut daher mit Migranten- und Fährmannsliedern, Chansons, Liebesliedern und Tänzen, aus Osteuropa, Lateinamerika, vom Mittelmeer und dem nördlichen Wendekreis.

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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Das blaue Einhorn APEX Göttingen Mi 27.10. / 20.15 Uhr VVK: 13 Euro, AK: 14 Euro www.apex-goe.de www.dasblaueeinhorn.de

Mo 04.10. / 15.00 Uhr Cafe Freiraum , Ks

Harm Bengen: Wollen Sie eine Tüte? (Do, Fr 14.00-20.00 Uhr, Sa, So 12.00-20.00 Uhr)

Offenes Cafe

Fr 01.10. / 20.00 Uhr PIAZZA, Vellmar

Acoustic Bar: Eintritt frei!

David Werker : Morgens um 15.30 Uhr in Deutschland (VVK 13/15 Euro, erm. 10/12 Euro)

Do 07.10. / 12.30 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks

Gypsy Juice: Balkan Beatz, Oriental, Ethno, Ska, Reggae mit DJ Ringo Eintritt: 4 Euro Sa 02.10. / 22.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks Factory-Retro-Party 2.2 (Eighties, Hip Hop, Indie und mehr; Eintritt 8 Euro) So 03.10. / 20.00 Uhr Deutsches Theater, Gr. Haus, Gö Deutschland Revue – Festakt zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit. Gastredner: Joachim Gauck Eintritt: zwischen 10 und 20 Euro 26

6. Phantastischer Film-Festival (Osferatu,Hammerfilm, Nature,Hard Cut u.a.) Eintritt 8 Euro, erm. 6 Euro) So 10.10. / ab 17.00 Uhr Cafe Freiraum, Ks Wir essen uns um die Welt – Essen aus 1001 Nacht (Anmeldung bei Petra Linsel: 0561/5207070 oder per EMail : weltessen@gmx.de) Mi 13.10. / 21.00 Uhr Altes Rathaus, Gö Harald Martenstein „Gefühlte Nähe. Roman in 23 Paarungen“. Der Autor der Kolumne „Martenstein“ im ZEITmagazin erzählt von archetypischen Situationen der Liebe. Lesung im Rahmen des 19. Göttinger Literaturherbstes. Eintritt: 10 Euro Do 14.10. - Sa 13.11. LesBiSchwule Kulturtage

So 18.09. - So 07.11. Caricatura (KUBA), Ks

Sa 02.10. / 22.00 Uhr Nörgelbuff, Gö

Sa 09.10. / 18.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks

Di 05.10. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks

Kinder- und Jugendkulturtage: Präsentation der Workshop-Ergebnisse Fr 08.10. / 19.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks 6. Phantastischer Film-Festival (Dead Survivors, Redemption, Das Spiel II, u.a.); Eintritt 8 Euro, erm. 6 Euro; zwei Tage 12 Euro, erm. 10 Euro Fr 08.10. / 22.00 Uhr Lumière, Gö „ Wir seh’n uns vor GerichtSchuldig oder nicht schuldig?!“ Göttinger Comedy-Company. Improvisationstheater Eintritt VVK: 12 Euro, erm. 9 Euro; AK: 12,50 Euro, erm. 9,50 Euro

diverse Veranstaltungsorte. Programm unter www.kulturtage-goettingen.de Do 14.10. / 21.00 Uhr Cartoon, Gö 57. Offene Bühne im Cartoon: Mikrophon, Gitarre und E-Piano werden zur Verfügung gestellt, Anlage ist vorhanden. Eintritt frei! Fr 15.10. / 19.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks 7. FreeFlowFestival: Improvisierte Künste aller Genres, u.a. mit STROM, Morle und Yula Wind (Eintritt ein Tag 15 Euro, erm. 10 Euro; beide Tage 20 Euro, erm. 15 Euro) Fr 15.10. / 22.00 Uhr Café Kollektiv Kabale, Gö SpecDRAGular – Auftaktparty der LesBiSchwulen Kulturtage Sa 16.10. / 14.00-18.00 Uhr Kulturfabrik Salzmann, Ks 7. FreeFlowFestival: Open Space / FreeFlow-Markt / Workshop-Nachmittag (Teilnahmegebühr 10 Euro, erm. 6 Euro) TagesSatz

* 10/10


KULTURT I P P S

Von Hexen, Pest und Liebe – Göttingen im Mittelalter. Stadtführung durch das Göttingen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit Preis: 7 Euro

Die Empfehlung

arbeit mit anderen Musikern einen Ruf erspielt. So arbeitete er schon mit Herbie Hancock zusammen.

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Mi 20.10. / 19.00 Uhr Altes Rathaus, Gö Eröffnung der 9. Göttinger Märchenwoche 2010 – Frau Holle & Co. Programm unter www.maerchenlandgoe.de Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. Fr 22.10. / 19.30 Uhr Murhard´sche Bibliothek (Eulensaal), Ks Goethe und Tischbein (Vortrag von Prof. Dr. Bernd Küster) Sa 23.10. / 13.00-14.30 Uhr Deutsches Theater, Gö expeDTion – Theaterführung. Treffpunkt Bühneneingang, Eintritt: 2 Euro So 24.10. / 11.15-12.30 Uhr Ethnologische Sammlung, Theaterplatz 15, Gö „Highlights“ der Ethnologischen Sammlung – Hier gibt es die Möglichkeit, fremde Kulturen kennen zu lernen. Führung Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro Mo 25.10. & Di 26.10. 16.00-18.00 Uhr Stadtbibliothek, Gö Buchverkauf – „Wir haben unsere alten Schätze aussortiert!“ Eintritt frei!

* HARALD WÖRNER

Kassel

Clay Walker

So 17.10. / 14.00 Uhr Treffpunkt Altes Rathaus, Gö

„Ich bin Freddy, und habe meinen eigenen Stil.“ Jazzfest Kassel 2010 Das Jazzfest Kassel wartet mit hochkarätigen Gästen auf. Gleich zu Beginn überrascht das Freddy Cole Quartet die Hörer. Nat King Cole ist sein älterer Bruder. Anselm Simon (Sax) und Bernd Homann (Piano) präsentieren ihre Musik unter dem Motto „Farben“. Vinx, Djembe-Virtuose und begnadeter Sänger, hat sich durch Zusammen-

MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Mo 04.10. / 20.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Freddy Cole Quartet Mi 06.10. / 20.00 Uhr Staatstheater (TIF), Ks B. Homann & A. Simon Do 07.10. / 20.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks VINX Fr 08.10. / 20.00 Uhr Staatstheater (Schauspielh.), Ks Borderhopping Quintett Sa 09.10. / 20.00 Uhr Gleis 1 (KUBA), Ks Lange Jazznacht www.jazzvereinkassel.de

Mi 27.10. / 16.30-18.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö

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Christoph Biemann – Christophs Buch der Entdeckungen. AK: 8,50 Euro, erm. 4,50 Euro

Uli Masuth: Ein Mann packt ein (Karten im VVK 13/15 Euro, erm. 12/14 Euro)

Do 28.10. / 20.00 Uhr Literaturbüro Nordhessen (Friedrich-Ebert-Straße 177), Ks

Sa 30.10. & So 31.10. 10.00-17.00 Uhr Lokhalle, Gö

Das schwarze Loch V: Eine andere Bibliothek. Neue Medien

Antik- und Trödelmarkt Anmeldung für Aussteller unter der Nummer: 0551 / 488 62 05 Eintritt: 2 Euro, erm. 1,50 Euro

Fr 29.10. / 17.30-19.30 Uhr Freie Altenarbeit, Am Goldgr. 14, Gö Erzählcafé Spezial: Anders leben - anders altern? (LesBiSchwule Kulturtage)

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K U LT U R G Ö TTINGEN

Mandance

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omke und Jannycka, 16 und 17 Jahre alt, sind zwar nicht lesbisch, aber „offen für alles“. Die beiden Mädels mit punkigen Klamotten und gestylten Frisuren wollen heute vor allem einfach feiern und Spaß haben. Die Party an diesem 11. September gefällt ihnen. Wolfgang dagegen kennt sie noch von früher. Er ist 47 und seit vielen Jahren regelmäßiger ManDance-Besucher. „Seit es GayNight und ManDance gibt, sind es zu wenige Leute auf jeder der beiden Parties“, meint er. Lang ist es her, dass die ManDance als größte schwul-lesbische Party Südniedersachens der Inbegriff von Party in Göttingen war. Was 1988 als kleines Event im KAZ begann, wuchs sich schnell zu einer der beliebtesten Parties für „Schwule, Lesben und andere nette Menschen der gesamten Region“ in der Musa aus. Viermal im Jahr wurde auf vier Ebenen wild gefeiert. Mit dem Umzug des Veranstalters nach Berlin kam zunächst das Aus von ManDance. Die Nachfolgeveranstaltung hieß ShoppingNight und schließlich GayNight. 2010 durfte die Party als „ManDance reloaded“ wieder in jedem ungeraden Monat in der Musa starten. Ein einziger Raum ist inzwischen mehr als ausreichend. Um Mitternacht wird der Anteil der Tanzenden etwas größer, richtig voll ist die Tanzfläche nicht. Das Motto der heutigen ManDance lautet „Oktoberfest“. Am Eingang werden Laugenbre-

Brezeln, Bierbänke und DJane im Dirndl Die Göttinger „ManDance reloaded“-Party ist ganz sicher nicht mehr das, was sie einmal war. Auf der einst größten schwul-lesbischen Kultparty Südniedersachsens in der Göttinger Musa tanzen heute etwa ein Viertel so viele Leute wie früher.

* JULIA SCHOENEN niges aus der Soul- und Funk-Ecke. Beide Geschlechter sind heute Abend etwa gleich stark vertreten, viele Partybesucher sind im Alter zwischen 15 und 30 Jahren. Um kurz nach zwei Uhr ist Schichtwechsel am Turntable, Miss DeeJayna übernimmt an den Plattentellern. Alex b. im Dirndl hat ab jetzt frei. Die gelernte Sozialpädagogin aus dem Norden erzählt von

b., man müsse einen Unterschied zwischen Lesben- und Schwulen-Parties machen. Während auf Frauen-Parties eher sanftere Töne, wie beispielsweise Melissa Etheridge, Anklang finden, mögen es die männlichen Homosexuellen eher House-lastiger. Auf die Frage, auf welchen Parties es besonders schwer sei, die Leute zum Tanzen zu bewegen, erläutert alex b.: „Natür-

„Bands, auf die die Gay-Community extrem reagiert.“ zeln verteilt, drinnen stehen Bierbänke in Reihen. Auf die Wand dahinter werden Fotos von blondbezopften Wiesn-Weibern mit Maßkrügen in den Händen projiziert. DJane alex b. aus Hamburg hat sich sogar in ein Dirndl gehüllt, das sie in Salzburg eigens für die Oktoberfest-Saison erworben hat. Sie legt Musik aus den Dance-Charts der Achtziger und Neunziger auf, ei28

ihren Erfahrungen als nebenberufliche DJane sowohl auf Homo- als auch auf Hetero-Parties: „Es gibt natürlich Lieder beziehungsweise Bands oder Sänger, auf die die Gay-Community extrem reagiert, Heteros dagegen gar nicht. Zum Beispiel auf „The Gossip“ – eine amerikanische Rockband, die sich für die Rechte von Homosexuellen stark macht. Außerdem meint alex

lich kommt es immer auf die jeweilige Party an. Aber man muss sagen, dass es bei Gay-Parties oft in erster Linie nicht ums Tanzen geht, sondern darum, in der Community zu feiern und auch zusammenstehen und quatschen zu können.“ Das erklärt vielleicht die mitunter etwas tanzmüde Veranstaltung in dieser Nacht in der Göttinger Musa.

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TagesSatz

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KULTUR KA S S E L

Museumsnacht: eine Nachlese Es war die 10. Museumsnacht in Kassel. Schon frühzeitig beworben versprach sie viel: mehr als vierzig Museen, Galerien, Ateliers und sonstige Orte sollten beteiligt sein. Also galt es, sich im Vorfeld gut über das Kulturbuffett zu informieren und die persönlichen Rosinen zu finden.

* NORA MEY

Z

unächst auf zum Schloss Wilhelmshöhe: Im Sonnenschein auf den Stufen atmosphärisch Wohlgefühl tanken. Dann die Alten Meister gucken – nein, muss nicht sein. Stattdessen eine ungewöhnliche Veranstaltung anschauen: Der Türkische Frauenverein veranstaltete mit Unterstützung von mhk und Kulturamt der Stadt im großen Flora-Saal des Schlosses eine Modenschau. Beim Besuch im Landesmuseum hatten die türkischen Frauen hessische Trachten kennengelernt und dabei Gemeinsamkeiten mit den Gewändern ihrer eigenen Kultur entdeckt. Das in-

spirierte sie, nun ihrerseits nach Vorlagen, Bildern und Erinnerungen Gewänder aus dem osmanischen Reich zu entwerfen, zu nähen und jetzt vorzuführen. Unterstützt von auftrittsgeübten Frauen gab es eine prachtvolle Modenschau von Samt- und Seiden-

Als weiterer Ort lockte der Kulturbahnhof, weil es hier immer etwas Neues gibt. Zunächst zu hören. In der großen Halle und vor dem Südflügel zwei Bands mit swingender (Gipsy Gentlemen) oder im weiteren Sinne Crossover Musik (Luna Rossa). Das sorgte für gute Laune. Im Südflügel des Bahnhofs dann gleich drei Ausstellungen: Im Untergeschoss erinnern Bilder und Objekte zum Thema Strukturwandel an Op-Art-Kunst, im Spohrmuseum geht es um Musik und ihre Einbettung in historische Zusammenhänge, und im ausgelagerten Stadtmuseum besonders um die Firma Henschel. Für letztere benötigt man mehr Zeit, und der Kurzbesuch weckte den Gedanken an ein „demnächst bei schlechtem Wetter“. Um 20.45 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz noch ein ungewöhnlicher Festakt. Als Abonnentin der TAZ ist mir der Zeichner „Tom“ bestens bekannt. Eine ihm zum fünfzigsten Geburtstag zugedachte Skulptur sollte enthüllt werden. Nach einer kurzen Information schält sich aus Rauch auf dem Vordach der Caricatura eine Tom-typische Figur mit dicker Nase: Raucher-Ralle, 3,10 Meter hoch. Thomas Körner, der TOM-Zeichner, hat einem Freund ein Denkmal gesetzt: RaucherRalle alias Ralf Sotschek steht mit einer riesigen in den Himmel gereckten glimmenden Zigarette da. Wiglaf Droste, ebenfalls TAZ-Autor, erläutert das Denkmal als allen leidenden Rauchern gewidmet, mokiert sich über die leidenschaftlichen Anti-RaucherKampagnen, die gekonnt alle wirklich wichtigen Themen verblassen lassen. „Jesus hätte geraucht“ resümierte Wiglaf Droste bissig, und prophezeit einen anhaltenden Raucher-Tourismus nach Kassel. Der Beifall der Besucher auf dem Bahnhofsvorplatz ist ihm sicher.

Privat

Politisch unkorrekt: Denkmal für einen Raucher gewändern, meistens eher der höfischen Kultur enstammend, aber manche auch trachtenähnlich. Jedenfalls immer raffiniert in Schnitten, Farben und Mustern – echt super schön!

Wie gesagt, nur eine kleine pointierte Auswahl von Erlebnis-Möglichkeiten auf dieser sehr reichhaltig angelegten Museumsnacht, in der man mit zusätzlichen Bussen und Bahnen bis in die Nacht hinein reisen, schauen und Freunde treffen konnte.

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Clemens Eulig

H I N T E R D E N KULISSEN

Kino oder was? „Die Räuber“ im Jungen Theater Göttingen

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amilie Moor zählt zwei Söhne: Der eine – Karl – ist Vaters Liebling, obwohl er ihm nur Kummer und Sorge bereitet; Der andere – Franz – versucht sich die Gunst des Vaters mit Lüge und Verrat zu erschleichen. Um als Zweitgeborener eine Chance auf das Familienerbe zu bekommen, spinnt Franz eine Intrige gegen seinen Bruder und sorgt dafür, dass der Vater den ungeliebten Bruder Karl enterbt. Während Franz versucht, sich das Familienimperium unter den Nagel zu reißen, ist Karl zutiefst erschüttert über die Zurückweisung durch seinen Vater. In seinem Zorn beschließt er zusammen mit seinem Freund Spiegelberg, Räuber zu werden. Um zeitgemäß zu sein, hievt Intendant Andreas Döring (Regie) das Geschehen in die Jetztzeit: Die Unternehmer Moor präsentieren sich auf der Bühne mit Schlips und Pullunder. Der ehrgeizige und heuchelnde Franz scheint frisch aus einer Burschenschaft ent-

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* REZENSIERT VON MALTE SCHILLER laufen, Vater Moor vertritt einen routinierten Manager, und die von Döring hinzugebastelte Ehefrau und Mutter bleibt mit ihrem Sekretärinnendress stets im Hintergrund der patriarchalischen Sippe. Die Bühne ist ein funktionaler Konferenzraum mit blauem Teppich, im Hintergrund soll ein Camouflage-artiges Netz an eine Räuberhöhle erinnern (Ausstattung: Axel Theune). So weit so gut. In den ersten zehn Minuten wirkt diese Interpretation noch stimmig, dann aber beginnt der Text sich zu widersetzen. Spätestens aus der Auseinandersetzung zwischen Karl und seinem Vater geht nicht hervor, warum die beiden nicht mehr aufeinander zugehen können. Dieses Treffen – von Schiller nie beabsichtigt – zeigt seine Montiertheit. Vater und Sohn können keinen Bezug zueinander aufbauen. Nicht etwa, weil die Fronten zu verhärtet sind, sondern weil die Textpartien mit viel Formwillen, aber ohne inhaltliche Stimmigkeit, zusammen-

geschraubt wurden. Das kann man schon machen, wenn man zum Beispiel sein Publikum provozieren will, nicht aber wenn das Stück mimetische Glaubwürdigkeit erhalten soll. Döring muss also montieren, streichen und Fremdtexte hinzunehmen. Schließlich aber wird das Stück überstrapaziert und verkommt zu einer wirren Auslegung. Alles gipfelt in dem völlig unmotivierten Mord des Vaters an Karls geliebter Amalia – Warum? Den Grund hierfür wird das Publikum wohl nie erfahren. Auch die spannenden Passagen zwischen Karl und Spiegelberg über das Moralische oder Unmoralische des Räuberdaseins wirken verkürzt und werden zu allem Übel in überbordender Emotionalität zerschrieen. Was in jedem ZDF-Film glaubwürdig erschienen wäre, wirkt hier es unfreiwillig künstlich. Döring klammert sich an eine glatte Filmästhetik, die seinem Anspruch von Regietheater nicht gerecht werden kann. Das gilt im Übrigen auch für die zahlreich eingespielten Songs, die dem Stück selten wirklich dienlich sind. Dahinter lässt sich stets der Wille zum Ambiente erkennen. Organisch wie im Film sollen Soundtrack und Spiel zusammenwachsen. Nur: Wir sind hier nicht beim Film. Das Theaterpublikum will in der Regel wissen, dass es im Theater ist und nicht im Kino. Die Schauspieler derweil geben ihr bestes: Thomas Hof gibt mit zynischem Witz den opportunistischen Spiegelberg, Dirk Böther – obwohl der Rolle Karls vielleicht schon entwachsen – mimt mit vollem Einsatz den aufbrausenden Sohn. In der wohl schwersten Rolle des Stücks versucht der JT-Neuzugang Pascal Goffin, dem von Schiller recht eindimensional angelegten Franz Moor eine Reihe von Nuancen abzugewinnen. Dabei wirkt die Figur zwischen weinerlich und pubertär-trotzig leider streckenweise lächerlich und überzeichnet – aber wie gesagt: Schillers Vorlage bleibt hierin auch recht platt. Doch hier hätte eigentlich der Schwerpunkt der Inszenierungsarbeit liegen können: Figuren wollen ausgestaltet werden und nicht Opfer einer aufgesetzten Dramaturgie werden.

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TagesSatz

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ZWISCHEN DEN ZE I L E N

Das spricht Bände Seit Thilo Sarrazins literarischer Abrechnung hat sich der Ton in unserem Land verschärft. Gemäßigtere aber nicht weniger diskussionswürdige Positionen nehmen diese aktuellen Sachbücher bei ihren Analysen der sozialpolitischen Lage in Deutschland ein.

* DANIELE PALU Arme Mittelschicht?

Linker Patriotismus

Soziale Perspektiven

Es gab Zeiten, als das Familienoberhaupt einer geregelten Arbeit nachging, während es sich die Ehefrau leisten konnte, daheim für die Kinder zu sorgen. Inzwischen reichen oft nicht einmal mehr zwei Einkommen aus, um über die Runden zu kommen. Inakzeptabel findet das Marc Beise, Leiter der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung. In der Finanzkrise erhöhe der Staat konsequent die Belastungen. Aber unten ist nichts mehr zu holen und Reiche gebe es zu wenige. Folglich werde die breite, arbeitende Mittelschicht belastet, lautet Beises Grundthese: „Wir reden alle viel zu viel von den Rändern dieser Gesellschaft, aber man redet nie über die in der Mitte der Gesellschaft.“ Bleibt die Frage, ob – bei aller Liebe zur Mittelschicht – Beises Vorschläge nicht zu Lasten der wirklich sozial Schwachen gehen. Auch wenn sich der Autor vehement gegen den Vorwurf des sozialen Kahlschlags wehrt, viele FDPSympathisanten werden ihre Freude an seinen Thesen haben. Nichtsdestotrotz liefert Beises Buch eine sozial- und wirtschaftspolitische Analyse, die durchaus diskussionswürdig ist.

Ausgerechnet ein Parteimitglied der Grünen macht sich für Patriotismus stark. Kann dahinter mehr stecken als bloß pure Provokation zugunsten einer hohen Auflage? Doch in der über zweihundert Seiten starken Streitschrift von Robert Habeck, GrünenFraktionschef im Landtag SchleswigHolstein, geht es nur vordergründig um Patriotismus. Habecks Buch ist vor allem eine Generalabrechnung mit der Politik der vergangenen 25 Jahre. Seine These: Die Sparpolitik habe den deutschen Binnenmarkt systematisch geschädigt, und eine Politik, die heimische Strukturen schwäche, sei zutiefst unpatriotisch. Sein Manifest für einen „linken Patriotismus“ ist in erster Linie ein Aufruf zu mehr sozialer Gerechtigkeit: Er setzt sich für Elternteilzeit ein und fordert ein Bildungsgrundeinkommen, das lebenslanges Lernen garantiert. Und Habeck belässt es nicht bei Anklagen und Forderungen. Er formuliert konkrete Antworten auf drängende Fragen nach der Finanz- und Wirtschaftskrise und sucht nach Lösungen für aktuelle Probleme – von 1-Euro-Jobs bis hin zu einem gerechteren Steuersystem.

Die Debatte um den Sozialstaat dauert schon seit Jahrzehnten an und hat jüngst neue Nahrung erhalten. Mit steigender Staatsverschuldung und Löchern in den Sozialkassen mehren sich die Forderungen nach einer neuen sozialpolitischen Bescheidenheit, Leistungskürzungen bis hin zu einem generellen Umbau des Sozialstaats. Arbeitslose, Rentner und Beschäftigte drohen dabei zum Opfer der Krise zu werden. Wie stattdessen ein solidarischer Ausweg aus der Krise aussehen könnte, dazu will dieses Buch einen Beitrag leisten. Rentenfachleute aus Gewerkschaften, Wissenschaft, Sozialverbänden und zivilgesellschaftlichen Organisationen erörtern die Zukunftsfragen der Alterssicherung auch und gerade unter Krisenbedingungen. Sie beschreiben Wege jenseits von Rentenkürzung und Rente mit 67 hin zu mehr Solidarität zwischen den Generationen.

Marc Beise: Die Ausplünderung der Mittelschicht. DVA, 19,95 Euro. Hardcover, 224 Seiten

TagesSatz

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Robert Habeck: Patriotismus. Gütersloher Verlagshaus, 19,95 Euro. Hardcover, 208 Seiten

Hans-Jürgen Urban u.a. (Hg.): Der Neue Generationenvertrag. VSA, 16,80 Euro. Taschenbuch, 262 Seiten

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I N D E R N A H AUFNAHME Diesen Monat sorgt zuerst ein Amerikaner im Kino, dann ein Brite in unserem Thementipp für Mord und Totschlag auf gehobenem Niveau. Für friedliche Gemüter empfehlen wir einen der schönsten und vor allem harmlosesten Kinderfilme der letzten Zeit.

DVD-Tipp

outnow.ch

* CLIFFORD SPENCER

The American

Ponyo

Harry Brown

R.: Anton Corbijn USA 2010, FSK 12

R.: Hayao Miyazaki JP 2008, FSK 0

R.: Daniel Barber GB 2009, FSK 16

Jack (George Clooney) ist Profikiller und Waffenexperte. Nachdem er nur knapp einem Attentat in Schweden entkommt, flüchtet er in die malerische Umgebung von Rom. Dort erwartet ihn gleich ein neuer Auftrag. Er soll eine spezielle Waffe für die eiskalte Killerin Mathilde (Thekla Reuten) anfertigen. Jacks Leben ist ein einsames, denn Beziehungen können in seinem Beruf tödlich enden. Trotzdem verliebt er sich allmählich in die Prostituierte Clara (Violante Placido). Die Inhaltsangabe klingt ein wenig nach einem rasanten Thriller á la Bourne. Achtung: „The American“ ist das genaue Gegenteil. In für heutige Verhältnisse unerhört ruhigen und doch effizienten Bildern erzählt der Film vom Scheitern eines Lebensweges und seinen dramatischen Konsequenzen. Regisseur Corbijn ist hauptberuflich Fotograf, und das merkt man. Jede einzelne Einstellung ist sorgfältig komponiert und könnte mit Gold umrahmt ins Atelier gehängt werden. Mag die Handlung auch so gar nichts Neues bieten und vorhersehbar sein, so ist „The American“ ein hypnotischer Bilderrausch, dem eine möglichst große Leinwand wirklich gebührt.

Ponyo ist zwar noch ein ganz kleiner Fisch, aber ihre magischen Kräfte ist außergewöhnlich groß. Eines Tages schwimmt sie von Zuhause fort und strandet in der Welt der Menschen. Dort wird sie von dem fünfjährigen Sosuke gefunden, der sich liebvoll um sie kümmert. Ponyo ist so sehr von Sosuke angetan, dass sie sich in ein kleines Mädchen verwandelt. Aber ihre Magie brachte das Gleichgewicht der Natur durcheinander, und nun ist das Meer in Aufruhr. Mit zweijähriger Verspätung läuft endlich das neue Werk von Anime-Legende Hayao Miyazaki („Prinzessin Mononoke“) in den deutschen Kinos an. Es ist ein Kinderfilm geworden, wie er sein soll. „Ponyo“ ist zuckersüß aber nicht dumm, spannend ohne zu verstören, so fantasievoll wie abgehoben und doch für jedes Kind irgendwie verständlich. Miyazakis Liebe zum Detail, zu seinen Figuren und seine Vorliebe für völlig abgefahrene Ideen sind auch in seinem neuesten Film erhalten geblieben. Für Erwachsene gibt es diesmal etwas weniger Tiefgang, in dieser wunderschönen und von Hand gezeichneten Unterwasserwelt kann aber jede Altersgruppe problemlos versinken.

Der Royal Marines-Veteran Harry Brown (Michael Caine) verbringt seine Nachmittage mit seinem besten Freund Len (David Atwell) bei einer Partie Schach. Es ist der einzige Lichtblick in seinem Leben, denn seine Frau liegt im Sterben und sein Viertel ist heruntergekommen. Drogen und Gewalt prägen das Straßenbild. Als Len von einer Jugendbande ermordet wird, verliert Harry die Selbstkontrolle. Er will die Beteiligten zur Rechenschaft ziehen. „Harry Brown“ ist ein klassischer Selbstjustizthriller. Die Darstellung der Jugendlichen ist, wie üblich in diesem Genre, sehr einseitig: Es gibt nicht Einen, der auch nur einen Funken Anstand besitzt. Erklärungen für ihr Verhalten bietet der Film kaum, aber ein Blick auf die trostlosen Plattenbausiedlungen liefert doch einige Ansatzpunkte. „Harry Brown“ ist kein realistisches Portrait britischer Ghettokids, sondern eine Warnung vor den Folgen totalen Werteverlusts und sozialer Kälte. In Zeiten, in denen brutale Jugendgewalt Schlagzeilen machen, wirkt diese Warnung leider nicht so weit hergeholt.

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DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Regionale Verkehrsentwicklung GÖTTINGEN – Der Göttinger Verkehrsentwicklungsplan 2000 soll fortgeschrieben werden. Das forderten die Grünen auf der Ratssitzung am 17. September. Bis 2020 soll die Stadt Göttingen vierzig Prozent CO2 einsparen. Der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion Ulrich Hohlefleisch sieht großes Einsparpotenzial beim Verkehr, vor allem bei den 33.000 „Einpendlern“, die jeden Tag aus der Region nach Göttingen zur Arbeit fahren. Deshalb benötige man eine abgestimmte regionale Entwicklungsplanung. Dem Antrag, die Verkehrsplanung in Zukunft mit den Nachbargemeinden abzustimmen, wurde zugestimmt. (nw)

Die Uni räumt ab GÖTTINGEN – Die Universität Göttingen kann sich gleich doppelt freuen: Im Hochschul-Ranking des britischen Magazins „Times Higher Education“ (THE) hat sie unter den deutschen Universitäten den ersten Platz belegt und landete insgesamt auf Rang 43. Bewertet wurden unter anderem Lehre, Forschung, Zitierungen, Kooperationen mit der Wirtschaft und Wissenstransfer/Ausgründungen sowie Internationalität. Weiterhin geht in diesem Jahr der Wissenschaftspreis in der Kategorie „herausragender Wissenschaftler“ an den Göttin-

gen Professor Reinhard Jahn, der für seine Verdienste um die Neurowissenschaft geehrt wurde. Auch in der Kategorie „Studierende“ wurden Göttinger ausgezeichnet: Azadeh Azizian, die in Medizin promoviert, sowie die Lehramtsstudentin Maria Schmidt. (nw)

Kinder nicht ausschließen Wiesbaden – Nachdem die örtlichen Medien in Kassel das Fahrtkostenproblem von Oberstufenschülern aus weniger begüterten Familien bekannt gemacht hatten, kündigte nun Hessens neuer Sozialminister Stefan Grüttner im Landtag an, man werde dafür sorgen, dass kein Kind aus finanziellen Gründen von Bildung ausgeschlossen werde. Laut des hessischen Schulgesetzes werden Fahrtkosten nur bis zum Abschluss der Mittelstufe übernommen. Zuständig hierfür sind die Landkreise. Zwar gibt es auch Ausnahmeregelungen für Härtefälle, doch hat die Kommunalaufsicht vielen verschuldeten Kreisen die als freiwillig geltende Leistung untersagt. Das Land verwies hier zunächst auf die Gesetzeslage. Nachdem nun die örtliche Presse bei ihren Leserinnen und Lesern zu einer Spendenaktion aufgerufen hat, kam Lob, unter anderem von der Bad Wildunger CDU-Abgeordneten Claudia Ravensburg. Sie befand aber: „Auch wir sind gefordert.“ Deutlich wurde in Debatten über die Finanzierung, dass es unterschiedliche Lösungsansätze gibt und man bemüht ist, das Problem nicht einfach auf eine andere politische Ebene zu schieben. (hw)

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Jörg „Yogi“ Müller

Nächstes Mal

NOVEMBER-Ausgabe 2010 Die Novemberausgabe des TagesSatz befasst sich mit einem heiklen Thema: Tod und Sterben. Wir werden uns unter anderem mit Suizid und Suizidentenberatung sowie Hospizen befassen. Aber es wird auch „leichtere“ Lektüre geben; zum Beispiel ein Bericht über die Facetten des Death Metal. Und nicht zuletzt hat sich der TagesSatz dieses Mal mit Olli Dittrich zum Kaffeeklatsch getroffen.

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TagesSatz

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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Di, Do: 10-12 Uhr Mi & Fr: 17-19 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Gö. Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do, Fr: 10-13 Uhr Mi: 14-16 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Jörg Sanders, Malte Schiller (GÖ), Harald Wörner (KS) Pressesprecher: Malte Schiller Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Juliane Michael Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Büro Kassel Tel.: 0561 / 861 58 43 Jörg Sanders (GÖ) Tel.: 0163 / 685 99 98 Redaktion Kassel: Stefan Giebel, Trudi Kindl, Stephanie Kommor, Fritz Krogmann, Bianca Kuchenbrod, Nora Mey, Hans Peter Pung Kultur KS: Fritz Krogmann Redaktion Göttingen: Molly Blum, Khoa Ly, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Andreas Pramann, Jörg Sanders, Julia Schoenen, Clifford Spencer, Andrea Tiedemann, Fabian Wagener, Viola Wiegand News GÖ: Nora Wetzel (nw) Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Dario Gödecke, Jörg „Yogi“ Müller, Christopher Piltz, Tatjana Pfennig, Jörg Sanders, Andrea Tiedemann, www.photocase. com, u.a. Umschlag: Jörg „Yogi“ Müller Layout: Dirk Mederer / plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Jörg Sanders, Malte Schiller TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 3.000

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.

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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen

EssenSAUSGABEN

Göttingen

Göttingen

Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590

Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030

Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Prinzenstr. 19 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Verein zur Erschließung neuer Beschäftigungsformen e.V. Lange Geismarstr. 2 37073 Göttingen 0551/485622 Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536

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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche

Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße

Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel

Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505

Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090

Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920

Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441

Haftentlassene

Lebenskrisen

Göttingen

Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333

KIK – Kontakt in Krisen Königsallee 254 37079 Göttingen 0551/632977 Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00

Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361

Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS

Notschlafstellen

Frauen in Not

Göttingen

Göttingen

Göttingen

Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411

Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484

AIDS-Beratungsstelle Gesundheitsamt Göttingen Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831

Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00

Kassel

Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115

KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453 Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684 Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004802 Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766

Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690 Kassel Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301 Kleiderkammern Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr Eingang über Jüdenstraße, Zufahrt Tiefgaragen der BBS III 0551/5473717

Kassel

Rechtsberatung & Hilfe Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934 Göttingen AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094 Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950 Suchtberatung: Drogen Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033

Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 SAM 2 – Substitutionsfachambulanz Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190 Hann. Münden Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Lange Str. 35 34346 Hann. Münden 05541/71034 / Fax: 05541/903210 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00 Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829 Wohnungsprobleme Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861 Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!

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DAS ALLERLETZTE

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©Basta, 09/2010

Vorhang auf! Demnächst eröffnen sich Ihnen paradiesische Aussichten – auf die neugestaltete Parklandschaft mit Naturschwimmteich und besondere Saunaerlebnisse in der einzigartigen Aufgussarena.

Windausweg 6, 37073 Göttingen, Tel.: 50 70 90, info@goesf.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr Sa, So und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr 36

Bewegend. Erholsam. Erfrischend.

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Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG

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