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EDITO R I A L Liebe Leserinnen und Leser, für viele Menschen ist das Tier doch der bessere Freund, egal ob Katze, Meerschweinchen oder Wellensittich. Insbesondere der Hund gilt hierzulande gar als der beste Freund des Menschen. Weit auseinandergehende Ansichten trotz unterschiedlicher sozialer Herkunft gibt es unter den Hundehaltern da oftmals nicht. Ob Punk auf der Straße, Jäger oder Familienmanagerin, alle lieben ihren Vierbeiner zutiefst. Für die würdevolle letzte Ruhe ist auch der Besuch beim Tierbestatter nicht zu teuer. Wie weit aber geht die Tierliebe? Was für den einen das geliebte Hausschwein, landet bei dem anderen gerne auf dem Teller. Doch dem Schnitzel auf dem selbigen erging es zu Lebzeiten oft wesentlich schlechter als jedem Haustier. Im Zeitalter der Massentierhaltung rückt selbst die größte Tierliebe hin und wieder aus dem Fokus und wir vergessen, dass sich die Sau im Stall nebenan in ihrem engen Käfig nicht einmal um sich selbst drehen kann. Auch das Tier als Versuchsobjekt haben wir für Sie in dieser Ausgabe beleuchtet. Unter anderem werden aufgrund der hohen genetischen Verwandtschaft zum Menschen verschiedene Affenarten für Tests und Versuchsreihen ausgewählt. Die berühmten zwei Seiten der Medaille werden in unserem Artikel deutlich. Ohne Tests an Tieren wäre so manches Medikament vielleicht heute nicht auf dem Markt – andererseits, um welchen Preis? Bei all den nachdenklich stimmenden Themen, halten wir natürlich wie immer auch eine Portion Kultur und Unterhaltung für Sie bereit. Unter anderem haben wir in unserer Rubrik TagesKlatsch mit KaffeeSatz mit dem Moderator, Schauspieler und Biobauern Dieter Moor gesprochen. Wir wollen Sie zudem etwas positiv auf die Weihnachtszeit einstimmen. Unsere Verkäufer haben zusammen mit der Kartenkünstlerin Uta Scholvin dekorative Weihnachtskarten gebastelt. Einige der schönen Stücke finden Sie im Heft abgedruckt. Vielleicht regt Sie diese Idee ja selbst zum handwerklichen Tätigwerden für Ihre Liebsten an. In diesem Sinne möchten wir uns herzlich bei allen bedanken, die uns durch das Jahr hindurch begleitet haben. Wir freuen uns zusammen mit Ihnen auf 2012 und hoffen, Sie weiterhin als Leserinnen und Leser auf der Straße anzutreffen. Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr!
TagesSatz. Hilft sofort.
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er Aufruf zur Revolution beginnt mit einem Eintrag auf twitter: “#feliz15o: Weiß du immer noch nicht, wie du mitmachen kannst? Klicke hier! Wir sehen uns auf der Straße!”, wird frühmorgens am 15. Oktober gepostet. Per Mausklick erreicht die Nachricht die 68.000 Abonnenten der Gruppe “#acampadasol“, die über die weltweite Demonstrationsbewegung Occupy Wall Street informiert. Marta ist Teil dieses Aktivisten-Netzwerks. Die 27-Jährige trägt ein buntkariertes Hemd, pinke Chucks und eine auffällige, beige Brille. Sie hat Journalismus studiert. Um sie herum: Tausende Menschen, die mit Trompeten, Pfeifen und Sprechchören dem Aufruf gefolgt sind und Richtung Bankplatz in Madrid laufen. Marta und ihre fünf jungen Begleiter quetschen sich durch die Menschenmenge. Sie folgen einem Kollegen, der einen mobilen Schreibtisch hinter sich herzieht: Ein Getränkekarren, auf dem eine Plastikbox als Unterlage liegt und auf der zwei Notebooks befestigt sind. Die Notebooks sind an drei InternetSticks angeschlossen.
Sie sind ohne Arbeit, aber nicht ohne Hoffnung: Junge Spanier organisieren über das Internet Demonstrationen gegen den herrschenden Finanzkapitalismus. Um sich Gehör zu verschaffen, twittern und bloggen sie – und wollen so eine Alternative zu den großen Medien werden.
* KHOA LY VOR ORT IN MADRID setzt und gegen die spanische Regierungen protestiert hatten. Diese Empörung ist von Madrid in über 58 spanische Städte übergegangen, dann nach Griechenland, Portugal und weitere Länder.
“Wir sind die Alternative zu den Mainstreammedien”, sagt sie. Sie gehören einer Generation an, die keine Arbeit mehr findet. 40 Prozent der Spanier unter 35 Jahren sind arbeitslos.
Madrid und New York sind die Ausgangspunkte der weltweiten OccupyBewegung. Marta und ihr Team sendeten damals Kurznachrichten über soziale Netzwerke. Seitdem bloggen sie gemeinsam. Alle verfügen über ein Fotohandy mit Internetfunktion. Die beiden Notebooks auf dem Getränkekarren unterstützen sie dabei.
Das Team ist am Bankplatz angekommen. “Was ist los, was ist los? Wir haben kein Zuhause mehr!”, wird im Chor gegrölt. “Globale Revolution ist der einzige Weg!”, “Echte Demokratie, jetzt!” oder “Weg mit diesem Regierungssystem!” steht auf den Spruchbändern der Demonstranten. Ein anderer Demonstrationszug kommt auf den Platz. Sie halten ein Transparent in den Händen und fordern: “Wir wollen sie alle!”. Es ist eine Demonstration ohne genauen Fokus – eine Demonstration gegen die Unzufriedenheit.
Der Großteil des Teams arbeitet hauptberuflich als freie Journalisten. Doch Aufträge von Zeitungen erhalten sie kaum. Also bloggen sie zusammen. “Die meisten Spanier glauben nicht mehr den großen Zeitungen. Sie suchen eben nach Alternativen”, sagt Marta und rennt auf eine Sitzblockade zu, um sie zu fotografieren. Sie beschreibt die Szene in weniger als 140 Zeichen und sendet sie per Kurznachricht über das Internet.
Marta tippt weiter Nachrichten in ihr Handy ein. Sie beschreibt, was sie gesehen hat: “Plakat des Tages: Auch wir Snobs sind empört!” und schickt die Meldung los. Ihren Eindruck lesen jetzt mehr als 68.000 Menschen auf der Welt.
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Khoa Ly
Ein Mitglied aus dem Team hat den Aufruf über twitter versendet. Marta wirkt ein wenig gestresst und müde. Sie schaut beim Reden andauernd auf ihr Smartphone. Die Gruppenmitglieder haben sich vor einem halben Jahr kennengelernt. Sie waren bei der Protestbewegung am 15. Mai dabei, bei der junge Menschen mehrere Tage in Zelten den Puerta del Sol be-
Revolution per Mausklick
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MENSCHENTIER 8 10 12 14
Alles nur Affentheater? von ROBERT HALAGAN Der Tiermenschentröster von JULIA KRAUSE Von Biofleisch, „Vegeterroristen“ und Tierschutz von katharina schwarz Verplüschung der Tierwelt von harald wörner
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Rubriken
mit DIETER MOOR von HELENE DAHLKE
Göttingen 18 Zuckerschaf als Knutersatz von HELENE DAHLKE 19 Weihnachten ist Bastelzeit von Robert halagan & OLAF BURHENNE 20 Mülltrennung auf Deutsch von Holger & Hannelore Teichmann 20 Mein Hund von BRUNO FÜHR
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Kassel 22 Entwicklungen im Stadtteil „Wesertor“ von NORA MEY 24 In 19 Minuten von Kassel nach Vellmar von trudi kindl
Kultur 28 Ferne Welten von KATHARINA PREUTH 29 Unser liebes Cassel von sara davin
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Editorial TagesSatz International Der Stolperstein Paragraphenreiter Straßengeflüster Winkeladvokat Die Kochnische Kultur-Empfehlungen Zwischen den Zeilen In der Nahaufnahme Der Ticker Nächstes Mal Impressum Wohin, wenn
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„Sie brauchen dringend einen Wasserbüffel“ Dieter Moor, gebürtiger Schweizer und seit 2007 Moderator des ARD-Kulturmagazins „Titel, Thesen, Temperamente“, zog vor rund acht Jahren ins brandenburgische Hirschfelde, um dort gemeinsam mit seiner Frau einen Biobauernhof zu betreiben. Seine Anlaufschwierigkeiten und Erlebnisse mit den Dorfbewohnern hat er auf humorvolle Weise in seinem Buch „Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht“ zusammengefasst.
* HELENE DAHLKE IM GESPRÄCH MIT DIETER MOOR
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err Moor, Ihr Buch heißt „Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht.“ Was brauche ich denn nicht, was Sie nicht haben?
habe, merke ich, ich habe alles, was ich brauche. Was brauchen Sie denn noch? Vielleicht hab ich es und kann es Ihnen geben.
Sie brauchen alles, was ich habe und von dem, was ich nicht habe, brauchen Sie nichts.
Vielleicht einen Studienabschluss…
Spezieller? Sie brauchen keine Yacht. Hab ich nicht, brauchen Sie nicht. Sie brauchen keinen Fernseher, habe ich nicht, brauchen Sie auch nicht. Es ist ja unglaublich, was ich alles nicht habe. Wo ich jetzt überlege, was ich alles nicht 6
Den hab ich auch nicht, kann ich Ihnen auch nicht geben. Sie brauchen aber auch keinen Studienabschluss, glaube ich. Da sagt mein Vater aber was anderes. Jaja, das sagt Ihr Vater. Aber ich als Ihr Onkel sage Ihnen, Sie brauchen keinen Studienabschluss.
In Ihrem Buch betonen Sie immer wieder Ihre Herkunft als „kleiner Schweizer“. Dient das als Abgrenzung? Den kleinen Schweizer habe ich in mir; dieses sehr Schweizerische, das jeder Schweizer natürlich in sich hat. Den kann man ernst nehmen oder auch nicht. Das ist quasi mein zweites Ich. Wenn es nur den kleinen Schweizer gäbe, würde ich natürlich die Schweiz niemals verlassen. Sind Sie denn seit Ihrem Umzug ins brandenburgische Hirschfelde „deutscher“ geworden?
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DAS GESP R Ä C H Ich kann nicht sagen, ob ich deutscher geworden bin. Ich habe in Deutschland schon gelebt, dann habe ich in der Schweiz gelebt, dann in Österreich gelebt, dann wieder in der Schweiz, jetzt wieder in Deutschland. Ich kann immer nicht so richtig viel damit anfangen, was deutsch ist. Ich glaube, die Deutschen wissen es selber nicht. Gemeinsam mit Ihrer Frau gründeten Sie den Verein „Alternativen für Zukunft“ (kurz AFZ). Der Untertitel Ihres Buches „Geschichten aus der arschlochfreien Zone“ liest sich ebenfalls als AFZ-Variante. Wer genau sind die Arschlöcher? Wollen Sie jetzt Namen hören? Lacht. Arschlöcher gibt es immer und überall, auch in der arschlochfreien Zone, weil ja jeder Mensch, so wie ich den kleinen Schweizer, sein Arschloch mit sich herumträgt. Aber die Gründung einer solchen Zone zwingt einen, ehrlicher zu sein mit seinen Urteilen über andere Menschen. Es ist uns ja verboten zu denken, das ist ein Arschloch! Wissend, dass ganz viele Menschen sagen, nee, das ist ein ganz toller Mensch. Diese Unterscheidung machen zu können und sich selber klar zu werden, was das eigene Arschlochverhalten ausmacht, empfinde ich als befreiende Effekte der AFZ.
löcher geht. Leider lassen sich die Autoren davon immer mehr anstecken. Es genügt nicht, einfach ein Buch zu schreiben. Man muss sich immer verteidigen, dass man als ernstzunehmender Autor und Künstler wahrgenommen wird. Das verstehe ich nicht. Ich habe da ein bisschen reingerochen, als ich bei dem Ingeborg-BachmannPreis moderieren durfte, ein einziges Mal 2008… …hinterher bezeichneten Sie sich als „Hampelmann im Heiligtum“… Ja, da bin ich mir wirklich vorgekommen wie so ein Hanswurst, der völlig ahnungslos in einen Tempel tritt und keine Ahnung hat, wie die Regeln laufen und was Fettnäpfchen sind. Und dann habe ich schon gesehen, holla, das ist alles sehr, sehr streng, sehr altmodisch, sehr altertümlich. Sie kritisieren also eine immer noch zu starke Trennung zwischen E- und U-Kultur?
lerdings gibt es zwischen Musikproduzierenden und Konsumenten dazwischengeschaltet die Bewerter, und das ist für mich die Arschlochzone. Schlimm wird es, wenn die Konsumenten sich davon beeinflussen lassen. Das finde ich sehr verhängnisvoll. Jörg Fauser, Popliterat der 80er Jahre, war ebenfalls gegen die Trennung von E- und U-Kultur, Feuilletonisten bezeichnete er als „Kulturwichser“, und „Kulturverweser“. Zu „ttt“ schrieb er Anfang der 80er: „Macht diese eure Kultur ruhig weiter, aber verzichtet endlich darauf, uns mit ihr anzuöden.“ Ich kann diese Meinung Fausers gut nachvollziehen. Ich glaube, hoffe, denke, dass die heutigen Kulturjournalisten nicht mehr ganz so arrogant an ihrer Tobakspfeife sudern und Nebel von sich geben wie früher. Die Toleranz ist größer geworden und man hat ein bisschen mehr Mut als vor 15 Jahren.
„Arschlöcher gibt es überall.“
In einem Interview haben Sie die Literaturszene als AZ (Arschloch-Zone) bezeichnet. Man müsse als Autor ständig seine Existenzberechtigung verteidigen. Gibt es hier wirklich so viele Arschlöcher? Also von mir aus subjektiv gesehen, ja, extrem! Es beginnt ja schon mit der Frage, was ist Literatur und was nicht. Nun gibt es ein paar Leute, die haben von der Gesellschaft oder vom Feuilleton, die Berechtigung erhalten, Bewertungen vorzunehmen. Und das sind ganz seltene Pfründe. Es gibt vielleicht fünf oder zehn Leute im deutschsprachigen Raum, die sagen dürfen, das ist keine Literatur, das ist banal. Und diese Pfründe gilt es zu verteidigen. Das sind sehr, sehr harte Kämpfe, weil es dort ja um die Existenz dieser ArschTagesSatz
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Ich versteh’ die Trennung überhaupt nicht. Ich kann es bis heute nicht unterscheiden was E- und U-Literatur ist. Und was ist ihr Buch? Wahrscheinlich keine Literatur. Wenn ich Günter Grass lese und dann ein paar Zeilen aus meinem Buch, dann weiß ich, da gibt es Unterschiede. Die Frage ist für mich offen, welches nun mehr Berechtigung hat. Man kann die Nase rümpfen über Jerry Cotton Romane, man kann sagen, die sind klug oder die sind dumm. Wenn mein Buch dazu beiträgt, dem einen oder anderen Leidensgenossen, der auch Wessi ist, ein neues Bild von Brandenburg zu geben, dann reicht mir das. Was war noch mal die Frage? E- und U-Trennung… Nein, ich kann es nicht trennen. Ich weiß auch nicht, wann E-Musik EMusik ist, und wann U-Musik U-Musik ist. Es gibt 2 Extemenden, aber welche hat mehr Berechtigung. Al-
Auf dem Cover ihres zweiten Buches sind Sie mit einem Wasserbüffel abgebildet. Letztes Jahr gab es Büffel als Weihnachtsgans-Ersatz. Was wird es dieses Jahr? Da bin ich jetzt überfragt. Es könnte vielleicht Schaf geben. Aber Mangel an Fleisch haben wir nie, das stimmt schon. Ich kann es auch nicht sagen, ob der Büffel vom Cover noch unter den Lebenden ist. Auf jeden Fall ist auch er irgendwann im Kochtopf. Ist der Wasserbüffel vielleicht das, was Sie haben, was ich brauche? Sie würden dringend einen Wasserbüffel brauchen, aber ich habe Zweifel daran, ob er bei Ihnen glücklich wäre. Dazu braucht er nämlich mindestens fünf weitere Artgenossen und sehr viel Fläche. Ich würde sagen, Sie brauchen dringend einen Wasserbüffel, aber Sie kriegen keinen. Herr Moor, ich bedanke mich für das Gespräch.
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Alles nur Affentheater?
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roße Zeitungen titeln „Leid als Dienst am Menschen?“ oder „Das große Massensterben im Namen der Forschung“. Die Lager sind klar geteilt. Es gibt diejenigen, die Tiere mögen. Das sind die Tierschützer. Und es gibt jene, denen Tiere egal sind. Das sind dann die Regierung und die Wissenschaftler. Doch ist es wirklich so einfach? Um diese Frage zumindest für das Deutsche Primaten Zentrum (DPZ) beantworten zu können, haben wir mit Uwe Schönmann, dem Leiter der Primatenhaltung, gesprochen. Seit knapp 35 Jahren wird am DPZ an nicht-menschlichen Primaten geforscht. Das Institut beherbergt etwa 1360 Tiere, davon befinden sich zwischen 300 und 400 in den Forschungsbereichen. Die Schwerpunkte sind in drei Sektionen zusammengefasst: In die organismische Primatenbiologie, die Neurowissenschaften und die Infektionsforschung. Diese Dreiteilung unterscheidet das DPZ von anderen Primatenzentren, die sich für gewöhnlich auf lediglich einen dieser drei Sektoren spezialisieren.
Objektiv zu bleiben, fällt schwer. Doch wenn es um Tierversuche geht, ist genau das gefordert. Zu schnell schlägt man sich auf eine Seite und zu eingeschränkt ist dann der Blickwinkel. Welche Position ist die richtige? Dafür? Dagegen? Auch in Göttingen werden Tierversuche durchgeführt – an Affen.
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In der organismischen Primatenbiologie, oder anders ausgedrückt in der Verhaltensforschung, steht die hochentwickelte Lebensform Affe im Fokus der Betrachtung. Die Erforschung in der freien Natur soll beispielsweise Rückschlüsse auf die Entwicklung auch des menschlichen Sozialsystems erlauben. Hierzu unterhält das DPZ fünf Freilandstationen in Madagaskar, Peru, Senegal und Indonesien. „Und das ist auch die Besonderheit unseres Instituts“, meint Schönmann, „denn wir beteiligen uns an der Arterhaltung. Im weitesten Sinne betreiben wir auch Naturschutz, weil die Freilandstationen schon Naturschutzcharakter haben.“ Im Regenwald Südostasiens wurde 2010 gar eine neue Menschenaffenart entdeckt: der Nördliche Gelbwangen-Schopfgibbon. Darüber hinaus werden am Göttinger Institut vergleichende oder weiterführende Untersuchungen angestellt, um beispielsweise Lernprozesse oder die Intelligenz der Tiere zu erforschen. In den Neurowissenschaften wird die Funktionsweise des Gehirns untersucht. Da dieses beim Primaten nach dem Menschen am höchsten entwickelt ist, sind Forschungsergebnisse besonders gut auf den Menschen übertragbar. So müssen die Tiere beispielsweise einen Touchscreen bedienen, während gemessen wird, wie die Nervenzellen im Gehirn miteinander kommunizieren. Die Erkenntnisse über die Funktionsweise des gesunden Gehirns sollen die Grundlage sein für TheraTagesSatz
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TITELTH E M A pien für neurologische Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer. Die Ergebnisse kann unter anderem die Firma Otto Bock nutzen, um behinderten Menschen eine verbesserte Steuerung von Prothesen zu ermöglichen. Den umstrittensten Bereich bildet die Infektionsforschung. Hier werden Affen gezielt mit Krankheiten infiziert. Dabei geht es hauptsächlich um Viruserkrankungen wie HIV oder Prionenerkrankungen wie BSE. Untersucht werden hier Ansteckungswege, Verlauf und Auswirkungen bestimmter Krankheiten, um neben Medikamenten auch therapeutische und prophylaktische Maßnahmen zu entwickeln. Im Rahmen der AIDS-Forschungen konnten in Kooperation mit anderen Instituten prophylaktische und therapeutische Maßnahmen entwickelt werden.
Uwe Schönmann bestätigt, „man kann die Frage nach einer KostenNutzen-Rechnung gar nicht stellen. Es ist schwierig. Wir machen ja keine Forschung, bei der wir ein Produkt herstellen, das man dann sieht. Wissenschaft ist oft Erkenntnisgewinn. Und wenn überhaupt ein Produkt entsteht, ist das ein sehr langwieriger Prozess, ein Medikament beispielsweise.“ Er bemerkt aber auch: „Wenn wir nun das Leid der Tiere betrachten, ist es natürlich so, dass wir das Leid der Tiere vom Gesetz her so gering wie möglich halten müssen, aber selbst natürlich auch daran interessiert sind, dass das Leid so gering wie möglich ist. Das Wohl der Tiere liegt im Interesse der Wissenschaft. Denn mit einem
sein, dass man im Infektionsbereich die Tiere infiziert und dass die Tiere nach Ausbruch der Krankheit getötet werden. Das muss einem schon klar sein und man ist hier involviert. Wenn man hier mit den Tieren arbeitet, kann man daran arbeiten, dass die drei Punkte: Schmerzen, Leiden, Schäden für die Tiere so gering wie möglich gehalten werden oder das man für die Reduzierung an Tierversuchen oder für einen Ersatz sorgen kann.“ So gering das Leid für die Tiere angeblich auch sein mag, es ist doch da. Zwar geschieht nichts willkürlich und immer mit dem Blick auf die Gesundheit des Menschen. Was aber ist der Mensch, dass er über dem Tier steht? Rechtfertigt die Gesundheit des Menschen, das Leid von Tieren? Klar ist: Wer uneingeschränkt für Tierversuche ist, dem ist am Wohlergehen der Tiere wohl wenig gelegen. Wer hingegen die Forschung mit Tieren vollkommen ablehnt, muss die vielen Errungenschaften, die diese hervorbringt mit ablehnen und sich bewusst machen, dass sie bisweilen, wenn auch nicht immer sichtbar, einen Beitrag zur Arterhaltung und damit auch zur Erhaltung des Ökosystems leistet.
„Man kann die Frage nach einer KostenNutzen-Rechnung gar nicht stellen.“
Doch so schön diese Erfolge klingen, auf welche Kosten werden sie erzielt? Im Europäischen Parlament ist im September 2010 eine Neufassung der EU-Richtlinie zum Schutz von Versuchstieren verabschiedet worden. Erstmalig sind in dieser revidierten Richtlinie spezielle Vorgaben zum Tierschutz für nicht-menschliche Primaten in Versuchen aufgestellt worden. So sind in Zukunft Tierversuche an Menschenaffen in Europa grundsätzlich verboten, während bei den anderen Primatenarten bestimmte Bedingungen erfüllt sein müssen. So heißt es in Artikel 13 sinngemäß, dass bei einem Versuch die Methode ausgewählt werden solle, die voraussichtlich die „zufriedenstellenden Ergebnisse lieferte und dabei am wenigsten Schmerzen, Leiden oder Ängste hervorriefe“. In Artikel 39 heißt es: „Die voraussichtliche Schädigung des Tieres sollte gegen den erwarteten Nutzen des Projektes abgewogen werden“. Doch welcher Nutzen rechtfertigt es, dass Tiere Schmerzen erleiden? TagesSatz
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Tier, das nicht fit, sondern krank ist, kann ich in der Neurobiologie nicht forschen, weil die Tiere nicht vernünftig mitarbeiten. Aber auch in der Infektionsforschung kann ich nur mit gesunden Tieren arbeiten. Die gezielte Krankmachung ist nur der Endprozess einer langen Forschungsreihe. Man macht sie nicht erst krank und forscht dann über Jahre an dem kranken Tier.“ Aber genau in der Kosten-Nutzen-Frage liegt das Problem. Es ist eben auch so, dass Primaten infiziert werden, ohne zu wissen, ob die Versuche zur Heilung einer bestimmten Krankheit führen. „Aus diesem Grund“, erklärt Schönmann, „müssen wissenschaftliche Ansätze erst internen Gremien, dann der Behörde vorgestellt und erläutert werden. Die Notwendigkeit für einen Tier- oder Primatenversuch muss herausgestellt werden. Es muss klar sein, dass Tierversuche nur stattfinden, wenn es keine Alternative gibt. Ziel ist immer die Vermeidung von Tierversuchen und im Prinzip müssen die Wissenschaftler und alle die in die Versuche involviert sind, die ethischen Fragen mit sich selber ausmachen. Man muss sich eben bewusst machen, was man tut. Man muss sich bewusst
Also irgendwie doch eine Kosten-Nutzen-Frage. Wer nicht sicher ist, auf welcher Seite er nun steht, sollte sich selbst einen Einblick verschaffen, um dann eine fundierte Entscheidung zu treffen. Die Gelegenheit verspricht zumindest das DPZ: „Uns ist immer wichtig, dass die Bevölkerung weiß, was wir machen. Uns ist es wichtig, dass es den Tieren gut geht. Wir gehen konform mit dem geltenden Tierschutz und dies wird durch einen guten Kontrollmechanismus gesichert. Hier passiert nichts hinter verschlossenen Türen. Und auch als Wissenschaftler will man keine Tierversuche. Wir bieten Führungen an, um genau dies klar zu machen.“
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MEHR ZUM THEMA: www.dpz.eu 9
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Melanie Swiatloch
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it 23 Jahren ist er eigentlich zu jung, um sich mit dem Tod zu beschäftigen. Doch Verwesungsgeruch ist ihm nicht fremd. Er gehört zu seinem Job. „Falls es hier ein bisschen mufft – ich hab letzte Woche einen großen Bernersennenhund abgeholt. Der war schon – na ja, also da sind schon Körperflüssigkeiten ausgetreten“, sagt Grund und wedelt mit einer Hand durch die Luft, bevor er Lehmann, seinen schwarzen Mops, vom Beifahrersitz schubst. Mit der anderen Hand lenkt er seinen weißen Kleintransporter durch Hamburg-Ottensen. Hinter dem grauen Vorhang auf der lecksicherer Folie des Transporters liegt eine kleine Holzkiste. Es ist die Urne von Yorkshireterrier Benni. Grund fährt sie gerade zu Bennis Frauchen zurück. Der Jungunternehmer ist seit eineinhalb Jahren Haustierbestatter und einer der wenigen, die sich in diesem Geschäft selbstständig gemacht haben und nicht für eine bundesweit operierende Kette arbeiten. Sein Motiv für den ungewöhnlichen Jobwechsel von einem Sachbearbeiter in der KassenärztFelix Grund holt Haustierkadaver ab, bahrt sie auf, fährt sie zur Einäscherung lichen Vereinigung zu und bringt die Überreste dann ihren Besitzern zurück. Seine Kunden sind einem selbstständigen Bestatter erklärt Tierfreunde, die ihre Lieblinge nicht beim Abdecker weiterverwertet wissen er so: „Ich habe überwollen. Sie wollen jemanden, der ihre Trauer teilt. legt, was kannst du JULIA KRAUSE machen, um was Soziales mit Tierliebe zu kombinieren.“ Und dann gab es da noch die enge Bindung einer Freundin zu ihrem Hund, die ihn sehr beeindruckte. Der Hund starb vor vier Jahren. „Ich weiß, sie trauert heute noch“, sagt Grund. Damals habe sie von der Möglichkeit einer Tiereinäscherung noch nichts gewusst. Heute meint Grund, dass „viele Besitzer dankbar sind, dass es so was gibt“.
Der Tiermenschentröster *
Dankbarkeit ist etwas, dass Regine Hagge nicht auf den ersten Blick anzumerken ist. „Tut mir leid, die Hand10
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TITELTH E M A werker sind da“, begrüßt sie den Bestatter zum vereinbarten Termin. Hektisch lenkt sie den Gast, ihren Mann und ihren 25-jährigen Sohn durch das Wohnzimmer, entschuldigt sich dann viermal für das Durcheinander in ihrem Heim und dafür, dass der Kaffee, den sie Grund anbietet, nicht mehr ganz heiß ist. Ihre Blicke bleiben erst an dem Kästchen in Grunds Hand hängen, als der es sachte zu ihrem Ehemann Rainer herüber schiebt. „Wollen Sie da mal reinschauen?“, fragt er vorsichtig. Rainer Hagge öffnet die Urne von Yorkshireterrier Benni. „Ich hatte mir das immer wie Zigarettenasche vorgestellt, aber das sieht gar nicht so aus“, sagt er. Seine Frau blickt runter auf das bleiche Häufchen Knochensplitter, auf dem ein ebenso bleicher Schamottstein mit einer eingekerbten Nummer liegt. Sie zieht hörbar die Luft ein, dann kullern Tränen über ihre Wangen. Sie scheint selbst über ihre Trauer erschrocken. Oder über das, was von Benni übrig geblieben ist. „Mein Gott, es ist ja nur ein Hund, aber trotzdem…Entschuldigung“, stammelt sie und wischt sich die Augen.
und Schmerzen zu lindern. Und dann rinnen wieder Tränen. Ihn einfach so begraben, dass wollte sie nicht, sagt Regine Hagge. „Ich meine, man hätte es tun können, er ist ja ein kleiner Hund. Aber, wenn ich dann irgendwas im Garten umgrabe und dann auf ihn stoße – ach nein, das wollte ich nicht“, erklärt sie. So sei ihr das kleine Kästchen schon lieber. Das würde sie zwar auch begraben, aber eben als Urne mit Asche und keinem Kadaver drin. Und dann lässt sie ihren Sohn Marc noch das Notebook mit den Fotos von Benni holen. Sie selbst ist allerdings schneller und zeigt dem Tierbestatter zuerst noch ein verwackeltes Handyvideo von Benni. „Sehr niedlich – total süß“, meint der und schaut aufmerksam zu, wie Benni unter genau dem Tisch Ver-
keine Sammeltransporte – eine Verwechslungsgefahr ist ausgeschlossen“, erklärt er. Grund weiß, dass das Vertauschen der Asche der Alptraum jedes Tierliebhabers ist. Aber es ist auch seiner. Wenn Mops Lehmann stirbt, will er sogar bei der Einäscherung dabei sein, sagt er. Im Trauerraum des Krematoriums sollen auch seine Freunde und Verwandte Abschied von seinem Hund nehmen dürfen. „Natürlich nur wer das will“, sagt Grund. Ob er denn verstehen kann, dass jemand eine solche Art der Trauer übertrieben findet? Grund überlegt. Normalerweise antwortet er bedächtig, geradezu besonnen. Doch nun muss er sich auf den Verkehr konzentrieren und auf Lehmann, der seine Schnauze mal wieder nicht vom Schaltknüppel nehmen will und da rutscht es ihm heraus: „Ich finde, es hat alles seine Berechtigung. Wenn jemand will, dass sein Tier in eine Verwertungsanstalt kommt, da in kleine Stücke geschnitten und ausgekocht wird, damit sich die Fette lösen, dann ist das auch in Ordnung.“
„Tiere können uns seelisch nur wehtun, wenn sie sterben.“
Grund schweigt, nickt. Er weiß, dass da jetzt noch etwas kommt, dass er nicht einfach wieder gehen kann. Also sitzt er da in seinem rot-weiß-karierten Hemd und der schwarzen Weste mit dem Logo eines Tiernahrungsherstellers und wartet. Trinkt Kaffee und hört einfach zu, was Regine, Rainer und ihr Sohn Marc zu Yorkshireterrier Benni zu erzählen haben. Zum Beispiel, dass er ein Erbstück der verstorbenen Mutter von Regine war oder dass er im hohen Alter inkontinent wurde und Regine Hagge zuletzt alle Hände voll zu tun hatte, die vollgepinkelten Teppiche und Decken zu waschen. Dass er einmal von jemandem entführt wurde, der ihn fälschlicherweise für den Hund seines Nachbarn hielt und dass ein anderer Nachbar ihn daraufhin zurückentführte und den Hagges wiederbrachte. Einschläfern lassen habe Regine Hagge ihn nur, weil die Tierärztin nach Bennis Schlaganfall nichts mehr tun konnte, um seine Lähmung TagesSatz
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stecken spielt, auf dem jetzt sein Kaffeebecher steht. So geht das dreimal. Bis Ihr Mann Rainer ihr sachte die Hand auf den Arm legt. Als Grund sich nach einer Stunde verabschiedet, sagt Regine Hagge „Danke“ und es klingt nicht wie eine Floskel. Grund lächelt und sagt zum Abschied „Und wenn Sie mal wieder einen Hund haben, melden Sie sich, ja?“. Erst da wird er wieder zum Geschäftsmann. 180 Euro verlangt er für die Einäscherung von Hund Benni, inklusive sind die Abholung, Rückführung und die Urne. Und der Einzeltransport zum Krematorium. Darauf legt Grund Wert. „Wir machen
Es klingt schroff, wie er das sagt. Und es klingt ehrlich, wie er etwas formuliert, von dem er das Gegenteil meint. Grund lächelt verlegen. Als er sich wieder gefangen hat, leuchten seine blauen Augen: „Ich glaube nicht, dass ich absolut verrückt oder durchgeknallt bin.“ Aber er versteht Menschen, die Tiere nicht achten, einfach nicht. „Weil Tiere uns eines voraus haben: Nämlich, dass sie es immer gut mit uns meinen. Sie können uns seelisch nicht wehtun, außer damit, dass sie irgendwann einmal gehen.“
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Clemens Eulig
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Von Bio-Fleisch, „Vegeterroristen“ und Tierschutz * KATHARINA SCHWARZ
O Organisationen, die Tiere schützen, werden häufig von den sogenannten „Vegeterroristen“ beherrscht. Als Fleischessender wird man dort nicht ernst genommen oder sogar als Mörder beschimpft. Aber muss Tiereschützen gleich Vegetariersein bedeuten?
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ftmals hört man die Beschwerden von Vegetariern, dass ihnen immer wieder Fleisch angeboten wird. Entweder mit besorgtem Unterton, da die Meinung, fleischfrei zu essen sei ungesund, verbreitet ist oder in sarkastischironischer Tonlage, da Vegetarier von Fleischessenden oft nicht ernst genommen werden. Allgemein beliebt ist der Spruch: „Ihr esst unserem Essen das Essen weg.“ Darum soll es hier aber nicht gehen. Ich beschreibe die Position eines Fleischessers, der sich von äquivalenten Anmerkungen belästigt fühlt. TagesSatz
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TITELTH E M A Voranzustellen sei, dass ich selber sechs Jahre lang Vegetarierin war. Nicht unbedingt, weil ich das Schlachten von Tieren grausam fand oder ein Problem damit hatte, etwas zu essen, das einmal ein Gesicht hatte. Ich habe aus Protest kein Fleisch gegessen, da es damals meine Eltern verärgert hat. Mittlerweile ist Fleisch wieder fester Bestandteil meiner Ernährung. Und trotzdem bin ich heute mehr Tierschützerin als damals, aber dazu später mehr. Ebenso voranzustellen ist, dass ich im Allgemeinen nichts gegen Vegetarier habe. Deswegen auch die Einschränkung auf die „Vegeterroristen“. Wer also ist damit gemeint? Den Begriff geprägt hat Jürgen von der Lippe. „Vegeterroristen“ sind laut ihm Vegetarier, die ihre Ansicht allen Andersdenkenden aufzudrücken versuchen. Dazu gehören Äußerungen wie „Fleischesser sind Mörder“. Das mag über Umwege vielleicht stimmen, ist aber dennoch nichts, das man lautstark gesagt bekommen möchte – am besten noch beim Mittagessen. Auf solche beleidigenden Pauschalaussagen folgt dann meist eine Belehrung, wie ungesund Fleisch ist, wie sehr Tiere unter Massentierhaltung leiden und wie unnatürlich es doch ist, dass wir Tiere essen. Will man einer Grundsatzdiskussion, die man sowieso nicht gewinnen kann, aus dem Weg gehen, nickt man einfach und hofft, dass der „Vegeterrorist“ sich bald ein neues Opfer sucht. Trotz meiner Abneigung gegen Diskussionen mit ebensolchen möchte ich an dieser Stelle einigen der gemachten Aussagen etwas entgegensetzen. Ob Fleischverzehr heutzutage nun ungesund ist oder nicht, ist auch unter Ernährungsexperten eine Streitfrage. Auch hier kann man pauschal gar nichts sagen und müsste auf konkrete Beispiele eingehen. Eine Diskussion über dieses Thema sollte man daher lieber Ernährungsaposteln oder Wissenschaftlern überlassen. Interessanter ist die Aussage, dass Fleischverzehr unnatürlich ist. Es ist von der Natur aus vorgesehen, dass TagesSatz
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wir Fleisch essen, wenn es uns zugänglich ist. Ähnlich wie bei anderen Tierarten auch. Davon abgesehen müsste man die Frage, wenn man sie schon stellt, erweitern. Ist es natürlich in Häusern zu leben, Nahrung aus Bechern zu essen oder Haustiere zu halten? Zuletzt zu der Massentierhaltung: Natürlich ist Massentierhaltung grausam und nur wenige Menschen würden eine solche Produktionsstätte verlassen, ohne einige Male kräftig zu schlucken. Man könnte nun meinen, dass das Essen von Fleisch die Massentierhaltung unterstützt. Aber so eindeutig ist die Auswirkung der Nachfrage nicht. Es ist für die Wirtschaft oftmals günstiger, Erzeugnisse zu vernichten, als weniger zu produzieren. Wie kann man also gegen Massentierhaltung vorgehen? Muss man selber zum „Vegeterroristen“ werden um Tierschutz zu betreiben? Vielleicht bietet ja die Produktion von BioFleisch eine Alternative.
Fleischverzehr ist nicht unnatürlich Als Bio-Lebensmittel werden alle Lebensmittel aus der ökologischen Landwirtschaft bezeichnet. Der Begriff „Bio“ ist dabei gesetzlichen Bestimmungen unterlegen. Dazu gehört das Verbot von konventionellen Pestiziden und bei tierischen Produkten, dass diese von Tieren aus artgerechter Haltung stammen. In Bestimmungen zum Tierschutz wird unter anderem auf die Unterkunft der Tiere eingegangen. Es muss genügend Platz für die einzelnen Tiere sein, zudem muss es ausreichende Belüftung und Helligkeit geben. Damit setzt die ökologische Viehzucht ein Gegenbeispiel zur Massentierzucht. Die Tiere müssen genug Bewegungsfreiheit haben, ebenso die Möglichkeit, ein natürliches Leben zu führen. Mittlerweile sind in jedem Supermarkt Bio-Lebensmittel vertreten. Allerdings ist „Bio“ nicht gleich „Bio“. Oft wird Bio mit Naturkost verwechselt, die
nicht aus ökologischem Anbau stammen muss. Um konventionelle Lebensmittel von ökologischen zu unterscheiden, wurde 2001 das Bio-Siegel eingeführt, welches nur auf Lebensmitteln abgebildet werden darf, die auch die EG-Öko-Verordnung erfüllen. Zudem gibt es in Deutschland einige ökologische Anbauverbände, die einen höheren Qualitätsstandart versichern, als diese Verordnung vorschreibt. Das Konzept der ökologischen Lebensmittel begann zwar mit der Agrarwirtschaft, wurde aber nach und nach auf die Viehzucht übertragen. Seit 2009 ist die Regelung zur ökologischen Erzeugung von Fleisch und Tierprodukten allgemein in Kraft getreten. Vor allem die Verbraucher haben zu diesem Prozess beigetragen. Den Impuls gegeben, hat jedoch nicht der Tierschutz, sondern die Angst der Bevölkerung vor Krankheitserregern und anderen gesundheitsschädlichen Inhalten im Fleisch, zum Beispiel durch schlechte Fütterung. Neben dem Verbot von Fütterung mit Tiermehl wurde eine extensive Produktionsform vorgeschrieben. Zur Regulierung des Futters wurde 2008 von einigen Futtermittelherstellern die Gesellschaft für ökologische Tierernährung e.V. gegründet. Auch wenn der Impuls aus anderer Richtung kommt, ist Art gerechte Haltung ein elementarer Bestandteil von Bio-Fleisch-Verordnungen. Die einzelnen Anbauverbände unterscheiden sich in einigen Punkten von der EG-Öko-Verordnung, aber auch voneinander. Anbauverbände sind Zusammenschlüsse von ökologischen Produzenten, wie zum Beispiel Bioland und Naturland. Allen Anbauverbänden gemein, ist die Herausgabe eigener Richtlinien, an die sich ihre Mitglieder halten müssen. Durch regelmäßige Kontrollen werden diese Standards gewährleistet. Die Richtlinien der einzelnen Verbände ähneln sich in den meisten Punkten, jedoch liegen ihnen teils unterschiedliche Ideologien zugrunde. Bei der Erstellung der EG-Öko-Verordnung wurde unter anderem auf die Richtlinien aus dem privatwirtschaftlichen Bereich zurückgegriffen. In Deutsch13
T I T E LT H E M A land gibt es acht dieser Verbände, die sich in Größe, Tätigkeitsbereich und regionalem Bezug unterscheiden. Die meisten Anbauverbände sind Mitglied in dem national agierenden Bund für Ökologische Landwirtschaft. International organisiert werden die Verbände über den Dachverband Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen oder kurz IFOAM. Dieser Dachverband hat das Ziel, weltweit ökologische, ökonomische und soziale Systeme einzuführen, die auf ihren Statuten basieren. Er bietet zudem den einzelnen Anbauverbänden eine Diskussionsplattform. Der letzte zu nennende Verband ist der BÖLW oder Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft. Er ist unter den Anbauverbänden, Lebensmittelverarbeitern und Händlern ökologischer Erzeugnisse führend. Dadurch hat er die Möglichkeit, seine Interessen in Politik und Gesellschaft weitläufig zu vertreten. Eines der Hauptziele des BÖLW ist es, das Vertrauen der Verbraucher in ökologische Produkte zu stärken. Sechs der acht Anbauverbände in Deutschland sind im BÖLW, welcher selber Mitglied im IFOAM ist. Tiere aus ökologischen Höfen müssen mit biologisch angebautem Futter gefüttert werden. So soll neben Wachstum und Vermehrung der Tiere auch ihre Gesundheit profitieren. Da die Qualität des Futters entscheidend für die Produktion von Biofleisch und anderen Tierprodukten ist, wird diese Verordnung streng geregelt. Als biologisches Futtermittel gilt Futter aus biologischen Rohstoffen, die mit biologischen, mechanischen und physikalischen Methoden hergestellt worden sind. Nur minimale Mengen an Futtermittelzusatzstoffen und Verarbeitungshilfen dürfen eingesetzt werden und das auch nur in Fällen lebenswichtigen Bedarfs oder für einen besonderen Ernährungszweck. Nachdem Prinzip der Verwendung hofeigener Ressourcen sollte Biofutter am besten vom selben Hof stammen, auf dem die Tiere gehalten werden. Tiere aus ökologischer Aufzucht müssen dauerhaft Zugang zu Weideflächen und Raufutter haben. Das Fut14
ter sollte ihren Ernährungsbedürfnissen in jedem Entwicklungsstadium entsprechen. Dabei sind Wachstumsverstärker, synthetische Aminosäuren und gentechnisch veränderte Organismen streng verboten. Nur unter ganz speziellen Bedingungen dürfen nicht-biologisches Futter pflanzlichen Ursprungs, Futterrohstoffe von tierischem und mineralischen Ursprungs, Futtermittelzusatzstoffe, Zusatzstoffe in der Tierernährung und Verarbeitungshilfsmittel verwendet werden. Die Tierhaltung ist eines der Gebiete, in dem die Qualifikationen und Kenntnisse der Biobauern am wichtigsten sind und wo sie am meisten gefordert sind. Es gibt viele Methoden und Prinzipien auf diesem Arbeitsgebiet, die alle darauf ausgelegt sind, den Tieren ein angenehmes und möglichst stressfreies Leben zu bieten. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass die Haltung in Übereinstimmung mit ih-
Biofleisch aus artgerechter Haltung ren natürlichen Bedürfnissen stattfindet. Unter artgerechter Haltung allgemein fällt ausreichende Belüftung, geeignete Weidefläche, sowie Verbot der dauernden Anbinde-Haltung oder der Einzelhaltung von Tieren. Die Unterbringung muss angemessen sein. Außerdem sind Bemühungen zur Verringerung der Transportzeiten vorgesehen. Verstümmlungen wie Entfernen oder Verkürzen von Schwänzen und Schnäbeln sind gänzlich verboten. Darüber hinaus werden Managementpraktiken an jede Tierart individuell angepasst. Am Beispiel Geflügel bedeutet dies lange legelose Ruheperioden. Geflügel wird in kleinen Gruppen gehalten, um soziale Hierarchien ermöglichen zu können, die sich auch in der Natur entwickeln würden. Die Schlachtmethoden sind darauf ausgelegt, so schnell und schmerzlos wie möglich zu sein.
sen gemäß ihrer Vitalität, ihrer Fähigkeit, sich an örtliche Bedingungen anzupassen und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten. Auch die Bevorzugung heimischer Rassen, die für die spezielle Bauernhofumwelt geeignet sind, hilft in diesem Zusammenhang. Die biologische Landwirtschaft trägt auch dazu bei, dass der natürliche immunologische Schutz der Tiere gestärkt wird. Die beste Vorbeugung kann allerdings nicht verhindern, dass Tiere gelegentlich erkranken oder sich verletzen. In solchen Fällen müssen Biobauern schnell reagieren, um zu gewährleisten, dass das Leiden oder der Schmerz auf ein Minimum reduziert werden, und dass die betroffenen Tiere so schnell wie möglich ihre volle Gesundheit wiedererlangen. Heilbehandlungen, die im Rahmen des biologischen Landbaus bevorzugt angewandt werden, sind unter anderen Homöopathie und Physiotherapie. Da die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere an oberster Stelle stehen, kann aber auch eine herkömmliche Veterinärbehandlung eingesetzt werden, um Leiden zu vermeiden, wenn sich Homöopathie oder Physiotherapie nicht eignen. Tierschutz und Ernährung durch Fleisch können also durchaus konform miteinander gehen. Durch die Ernährung mit Biofleisch kann man aber nicht nur mit gutem Gewissen Fleisch essen, sondern man fördert auch die Nachhaltigkeit. Während kein oder wenig Fleisch essen eine ungewisse Auswirkungen auf den Markt hat, kann man durch Ernährung über Biofleisch die Biobauern unterstützen und ihre wirtschaftliche Kraft stärken. Man fördert damit nicht nur artgerechte Haltung der Tiere, sondern auch ein Handwerk. Für die Zukunft bedeutet dies dann mehr Biobauern, erschwinglichere Preise von BioFleisch und vielleicht auch eine Abnahme der Massentierhaltungsmethoden. Denn dort, wo Geld zu holen ist, orientiert sich die Wirtschaft hin.
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Ein Großteil der Verordnungen ist darauf angelegt, dass die Tiere nicht erkranken. Der erste Schritt für die Gesundheit ist die Auswahl von RasTagesSatz
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TITELTH E M A
Verplüschung der Tierwelt Neben dem Legokasten waren ein Plüschäffchen und -pekinese meine erklärten Kindheitslieblinge.
* HARALD WÖRNER
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arum? Damals habe ich darüber nicht nachgedacht. Als ich und meine Geschwister in die Schule kamen, kümmerten wir uns lieber um echte Tiere, wie Kaninchen und Wellensittich. Doch zurück zu den „Schmusetieren“: ein Merkmal dieser Nachbildungen ist ja, dass sie dem Kindchen-Schema (große Augen, runde Backen und eine hohe Stirn) entsprechen und so an den Beschützer-Instinkt appellieren.
rungsverhalten. Doch was machen Tiere sonst noch, außer dem von uns beobachtbaren Instinktverhalten, auf das wir so sehr den Fokus legen? So könnte man, basierend auf unserer begrenzten Sichtweise, zum Schluss kommen, dass jeder individualisierte Zug, den wir einem Tier zuschreiben, einer Vermenschlichung entsprungen sein könnte. Augenfällig wird dies ja beim Kindchen-Schema, bei dem wir Tierfiguren unsere „Formen-Sprache“ aufdrücken.
Wenn Stofftiere als kindlich-emotional (unreif?) dargestellt werden, sagt dann diese Haltung nicht auch etwas über das Verhältnis zu unseren Mitgeschöpfen, den Tieren aus? Die niedlichen Plüschtiere stellen ja erstens keine Gefahr für uns dar und zweitens haben wir zu unseren Haustieren als real existierende Geschöpfe auch keine wirklich existenzielle Beziehung. Außer wir vernachlässigen sie in Haltung und Pflege, so dass sie weglaufen oder sterben. Anstatt also selbst die komplexen Möglichkeiten unserer individuellen Mensch-Tier-Kommunikation zu ergründen, nehmen wir vorlieb mit den Abbildern. Wir sehen in ihnen dann das, was wir zu sehen glauben.
Diese Überschneidungen, die sich bei tierhaften Cartoon-Figuren ergeben, üben vielleicht deshalb eine Faszination auf uns aus, weil sie jederzeit
Unser Verhältnis zum lebenden Tier ist also in gewisser Weise gespalten. Den einen Pol stellt die emotionale Ebene dar, indem wir eine (Schein-) Beziehung zum (Stoff-)Tier aufbauen. Andererseits wird die Realität der Begegnung zwischen Mensch und reellem Tier meist auf ihre Funktion als Lebensmittellieferanten, Forschungsobjekte, Jagdtrophäen oder auch als lebendige „Seelentröster“ reduziert.
ins Unbegrenzte, ins Unbegreifbare ausufern könnten. Als Beispiel möge hier der durch die Comicfigur Donald Duck inspirierte Donaldismus dienen, dessen Anhänger die Stadt Entenhausen in einem realen Paralleluniversum verorten. Vielleicht illustriert ja gerade das Verniedlichungs-Phänomen die Distanz des Durchschnittsmenschen zu Tieren am deutlichsten. Man interessiert sich nicht für ihre Einmaligkeit. Das Aussterben wenig bekannter Arten, wie etwa des Flussdelphins in China, wird von der breiten Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen.
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S T O L P E R S T EIN
Von Menschen und anderen Tieren * GLOSSE VON CHRISTOPH PENGEL
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um von dort aus hinterhältige Überfälle auf nichtsahnende Touristen in den Straßen der ansonsten so sehenswürdigen Dörfer am Ganges zu verüben. Rücksichtslos plündernde Affenbanden, die immer nur an die nächste Kokosnuss denken und darüber am Ende auch noch untereinander in Streit geraten! Nein, an dieser Lebensform sollten wir uns kein Beispiel nehmen.
ne eine fremde Rasse vernichten oder den Regenwald abholzen würden. Anders als Menschen, würde es ihnen niemals einfallen, die natürliche Harmonie in irgendeiner Weise ins Wanken zu bringen. Auf jeden Fall, so der breite Konsens, ist das bisschen Beißen und Fressen, das sie zum Überleben brauchen, nichts im Vergleich zu unseren Bosheiten.
Andererseits verfügen Tiere über einige so kurios wie bewundernswerte Eigenschaften und Fähigkeiten, die in unserer modernen Welt eine vorbildhafte Wirkung entfalten könnten. So sollte das Emblem einer Tigerpython – sie kann zwölf Monate ohne Essen ausharren! – über den Eingängen der Arbeitsagenturen prangen, um die Leute, die dort um Unterstützung bitten, daran zu erinnern, wie gut es ihnen doch längst geht. Ein ähnliches Sinnbild für stoische Zähigkeit und ungebrochenen Leistungswillen verkörpern Pinguine, die, wenn es drauf ankommt, bei einer Arschkälte und trotz ihrer schmächtigen Statur bis zu zwei Meter hoch springen können. Oder Kakerlaken. Die geben nämlich nicht auf, nachdem man ihnen den Hals abgeschnitten hat. Ganze neun Tage können sie nach einer Enthauptung überleben, bevor sie an Hunger zu Grunde gehen.
Detlef „Rocky“ Bernhard
iele Tiere sind niedlich. Manche Tiere sind zwar nicht niedlich, können aber dafür gut zuhören und widersprechen einem nicht. Andere, weder treu noch niedlich, erfreuen ihre Besitzer stattdessen durch spektakuläre Kunststückchen. Von Tieren, die nicht einmal dazu gut sind, kann man immer noch sagen, dass sie nicht einfach so irgendei-
Menschen sind echt schlimm. Darüber ist schon viel geschrieben worden. Aber wer hat jemals mit den Schattenseiten der Tierwelt abgerechnet? Was bliebe übrig vom romantisch verklärten Bild dieser vermeintlich unschuldigen Geschöpfe, wenn man nur einmal die Berichte von Indienreisenden erst nehmen würde? Immer wieder hört man diese nachdenklich stimmenden Stories von durchgedrehten Affen, die sich in verlassenen Tempeln zusammenrotten, 16
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TagesSatz
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misterQM (photocase.com)
PARAGRAPHENR E I T E R
Im Namen des Volkes
Neues von den Sozialgerichten Im April dieses Jahres trat das neue Paket zur „Bildung und Teilhabe“ in Kraft. Bis Oktober sollen rund 50 Prozent der Leistungsberechtigten Leistungen aus diesem Paket beantragt haben. Wie hoch die Anzahl der bereits bearbeiteten Anträge ist, vermag jedoch niemand zu sagen. Es häufen sich jedoch Klagen darüber, dass selbst ein halbes Jahr nach Antragstellung noch keine Mittel geflossen sind. Zudem überfordert die Flut an Formularen und Bescheinigungen offensichtlich viele Leistungsberechtigte. Die Reform scheint an der Bürokratie zu scheitern. Siehe dazu auch ein unten veröffentlichtes Urteil.
* HANS PETER PUNG
Klassenfahrt Nach der Reform des Sozialgesetzbuches schien eines klar zu sein: Klassenfahrten sind über das Paket zur „Bildung und Teilhabe“ zu finanzieren. Leider ist dies nicht uneingeschränkt der Fall. Denn zunächst einmal muss festgestellt werden, ob es sich bei einem Ausflug mit den Mitschülern tatsächlich um eine Klassenfahrt handelt. Hier gelten die landesrechtlichen Regelungen der Schulgesetzgebung. Dieses geht aus einer Entscheidung des Sozialgerichtes (SG) Berlin hervor. Das Gericht bezog sich dabei auf eine Entscheidung des Bundessozialgerichtes (BSG) vom 13.11.2008 AZ B 14 AS 36/07 R, Rn 15. SG Berlin Urteil vom 27.09.2011 S 148 AS 35486/09
Stromschulden Verhält sich ein Leistungsberechtigter missbräuchlich und sozialwidrig, kann der Leistungsträger die Hilfe verweigern. Dies gilt auch dann, wenn Kinder im Haushalt leben. Im vorliegenden Fall ging es um die Übernahme der Stromschulden auf Darlehensweise (§ 22 Abs. 8 SGB II). Die zuständige ARGE hatte die Übernahme verweigert, weil es die Schuld in dem Verhalten des Leistungsempfängers sah. Das Landessozialgericht (LSG) bestätigte TagesSatz
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die Auffassung. Die Richter sahen in dem Verhalten der Eltern (3 minderjährige Kinder) ein missbräuchliches und sozialwidriges Verhalten. Zudem konnte kein Wille erkannt werden, die Stromsperre rechtzeitig abzuwenden. Das Haus musste mit Strom beheizt werden, da die Gasversorgung bereits abgestellt war. Dies war für das Gericht ein Indiz dafür, dass die Eltern nicht in der Lage waren, mit dem zu Verfügung stehenden Geld angemessen umzugehen. In diesem Einzelfall hätte die Ermessenentscheidung ergeben, dass die Ursache dieser besonderen Umstände in dem sozialwidrigen Verhalten der Eltern zu finden ist. Die Entscheidung gegen die Interessen der minderjährigen Kinder könne von daher nicht beanstandet werden. LSG Mecklenburg -Vorpommern Urteil vom 29.09.2011 L 8 B 509/09 ER
Das Sozialgericht Hildesheim kam in einem ähnlichen Fall zu einer völlig anderen Entscheidung. Dieses verpflichtete den Träger von Leistungen zur Grundsicherung von Arbeitssuchenden zur Übernahme der Stromschulden, wenn im Haushalt Kleinkinder (hier 3 Jahre alt) leben. Dies gelte auch dann, wenn der Grund al-
lein in dem missbräuchlichen Verhalten zu finden sei. Durch die Stromsperre sahen die Richter die Versorgung des Kleinkindes gefährdet und dies sei nicht mit den grundrechtlichen Belangen des Kindes vereinbar. Zu einer ähnlichen Entscheidung kam auch das LSG Nordrhein-Westfalen. SG Hildesheim / 27.09.2011 / S 43 AS 1610/09 ER LSG NRW / 12.12.2008 / L 7 B 384/08 AS
Führerschein Liegt eine Einstellungszusage eines Arbeitgebers vor, die an das Vorhandensein eines Führerscheines geknüpft ist, dessen Erwerb aufgrund der Mittellosigkeit des Hilfeempfängers nicht (auch nicht teilweise) finanziert werden kann, reduziert sich der Ermessensspielraum der zuständigen Behörde für eine Förderung aus dem Vermittlungsbudget (§ 16 Abs. 1 Satz 2 SGB II in Verbindung mit § 45 III) auf Null. Konkret bedeutet dies, dass eine solche Förderung zum Erwerb des Führerscheines bewilligt werden muss, wenn die Erlangung des neuen Arbeitsplatzes nur durch die Übernahme der vollen Kosten erreicht werden kann. LSG Niedersachsen – Bremen 13.10.2011 AZ L 15 AS 317/11 B 17
GÖTTINGEN Helene Dahlke
Zackelschaf als Knutersatz Die Debatte über artgerechte Tierhaltung in deutschen Zoos hat nicht erst seit der Medialisierung des Eisbärenjungtiers Knut begonnen. Als alternative Tierbegegnungsstätte werden häufig lokale Wildparks empfohlen. TagesSatz-Redakteurin Helene Dahlke, als Kind begeisterte Besucherin des Berliner Zoos, probte den Selbstversuch und besuchte den Wildpark in Hardegsen.
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erne erinnert man sich an die eigene Kindheit, wenn der Zoobesuch auf dem Wochenendprogramm stand. Stundenlang konnte man vor dem Erdmännchengehege, im Affenhaus oder, mein persönlicher Höhepunkt, vor dem Käfig des Pandabären verweilen und die exotischen Tiere beobachten; Tiere, die man sonst nur aus Erzählungen in Büchern oder Fernsehsendungen kannte. Tierschützer allerdings proklamieren den Zoo schon lange als Auslaufmodell und machen auf die zahlreichen Missstände solcher Einrichtungen aufmerksam. Vor allem Inzucht und nicht artgerechte Tierhaltung werden als Hauptargumente gegen die vermeintliche Idylle einer Arche Noah angeführt, in der die Lebewesen als Botschafter ihrer bedrohten Artgenossen in freier Wildbahn gelten. Erst kürzlich erörterten Dr. Jörg Junhold, Direktor des Leipziger Zoos und Präsident des Weltzooverbandes WAZA, und Hiltrud „Hillu“ Schwetje, bekennende Tierschützerin, bei Peter Hahne ihm ZDF die Frage „Idylle oder Zuchthaus – sind Zoos Tierquälerei?“. Als Gegenentwurf zum Publikumsmagnet Zoo, der rund 30 Millionen Deutsche jährlich anlockt, nannte Schwetje einen Besuch in lokalen Wildtiergehegen. Stutzig geworden über die eigenen Kindheitserinnerungen an den einsamen Pandabären im Berliner Schaufensterkäfig und den Medienhype um Knut, Heidi und Flocke noch im Gedächtnis, begebe ich mich selbst auf die Suche nach der lokalen Tierwelt und fahre zum rund zwölf Hektar umfassenden Wildpark Hardegsen, eine zwanzig-minütige Autofahrt nördlich von der Göttinger Innenstadt entfernt. Gleich nachdem man das Tor der Streichelwiese durchschritten hat, wird man im Eil-
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* HELENE DAHLKE
tempo vom ersten Vertreter der heimischen Tierbotschafter, einem rüstigen Zwergziegenmännchen, begrüßt. Was zunächst aufgrund der Hörner bedrohlich wirkt, entpuppt sich Sekunden später als Aufforderung zu menschlichen Liebkosungen. Darauf führt er einen zu dem bereits wartenden Rest der Sippschaft und beobachtet wohlwollend, wie auch seine Zicklein in den Genuss der erwünschten Streicheleinheiten kommen. In dem großen Gehege daneben befindet sich zwar nicht ganz so streichelfreudig, aber ebenfalls hautnah zu beobachten Rot- und Damwild. Für Schaulustige, die einige Momente still vor der Absperrung verharren können, kommt der Platzhirsch sogar ganz dicht an den Zaun und kann aus nächster Nähe bestaunt werden. Neben Zwergziegen und Hirschen können im Wildpark Hardegsen auch Zackelschafe, Sattelschweine, Waschbären und die Thüringer Waldziege, eine bedrohte Haustierrasse, in ihrer natürlichen Umgebung erspäht werden. Der enge Kontakt mit den heimischen Wildtieren ist sehr faszinierend und unterhaltsam. Zwergziege und Zackelschaf als Publikumsliebling und vermeintlicher Knutersatz können zwar die Faszination der Begegnung mit den exotischen Tieren im Zoo nicht ersetzen, sind aber ein annähernd gleichwertiges Abenteuer mit der Tierwelt, das man viel öfter erleben sollte.
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MEHR ZUM THEMA: Das Streitgespräch vom 02. Oktober zwischen Junhold und Schwetje ist noch in der ZDF-Mediathek in der Rubrik „Peter Hahne“ abrufbar. Wegbeschreibung zum Wildtierpark Hardegsen unter www.zoo-infos.de TagesSatz
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GÖTTI N G E N
Weihnachten ist Bastelzeit „Kreativ sein“ war das Motto als Uta Scholvin den TagesSatz-Verkäufern einen Besuch abstattete, um gemeinsam mit ihnen kreative Weihnachtskarten zu entwerfen.
* ROBERT HALAGAN UND OLAF BURHENNE
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Utes Besuch war auf jeden Fall eine willkommene und bunte Abwechslung für alle Beteiligten und ein gelungener Start in die Weihnachtszeit. Vielleicht lassen auch Sie sich vom Bastelfieber anstecken und besuchen Uta auf dem Wochenmarkt. Detlef „Rocky“ Bernhard
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Robert Halagan
eden Samstag verkauft Uta Scholvin in Göttingen auf dem Wochenmarkt allerlei Selbstgebasteltes: von stilvollen Karten für jeden Anlass über Schachteln bis hin zu DekoSternen für die Weihnachtszeit. Alles Unikate versteht sich. Über den Wochenmarkt lernte Uta die ehemalige TagesSatz-Verkäuferin Sabine kennen. Ihr berichtete sie, dass sie durch ihre eigene Familie zum Basteln gekommen sei. Mit vier Kindern wurde zu Hause schon immer eifrig gebastelt. Bekannte gaben häufig ein gutes Feedback und Freunde erste Karten bei Uta in Auftrag. So kam eines zum anderen und es entstand die Idee für einen eigenen Verkaufsstand, der ihr ein gutes Gefühl neben der Familienarbeit gab und ein eigenes Standbein ermöglichte. So meldete sie ein Kleingewerbe an. Durch den regen Austausch mit anderen Bastelbegeisterten auf dem Wochenmarkt konnte und kann sie immer wieder neue, kreative Ideen sammeln. Über die Bekanntschaft zu Sabine wurden schließlich auch die TagesSatz-Verkäufer vom Bastelfieber gepackt. Mit einem Koffer voll mit allerlei Bastelutensilien, einer großen Packung Kekse für die entsprechende Weihnachtsstimmung und kreativen Ideen ging’s ans Werk.
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Olaf: „Mir hat das Spaß gemacht. Ich fand’s toll, dass Uta uns das Kartenbasteln gezeigt hat. Es war schön, dass wir zusammengesessen haben Wir haben ja für uns selber gebastelt und ich bin am Überlegen, ob ich eine Karte verschicke. Sollte ich noch mal die Möglichkeit erhalten, würde ich wieder mit Uta kreativ werden. Keine zwei Tage später habe ich mit Werner noch einmal mit dem dagelassenen Material gebastelt.“ TagesSatz
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GÖTTINGEN
Julia Krause
GEDANKEN ZWEIER TAGESSATZ-VERKÄUFER
Mülltrennung auf Deutsch
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HOLGER (& HANNELORE) TEICHMANN
Wenn Sie den Müll richtig trennen wollen, dann tun Sie die Sachen mit dem grünen Punkt in den gelben Sack. Die Pappe mit dem grünen Punkt kann auch in die blaue Tonne getan werden. Jedoch der blaue Engel gehört nicht immer in die blaue Tonne, und die Sachen mit dem grünen Punkt kommen nicht in die grüne Tonne, denn Sachen mit dem grünen Punkt kommen in den gelben Sack und Sachen mit dem blauen Engel kommen nicht immer in die blaue Tonne. KAUFE DESHALB STETS WAREN MIT DEM GRÜNEN PUNKT UND ACHTE AUF DEN BLAUEN ENGEL! Aus Kostengründen hat der grüne Punkt verschiedene Farben, daher gehört der Müll teils in die blaue Tonne, teils in den gelben Sack. Weißt Du nicht, ob die Sachen mit dem grünen Punkt in die blaue Tonne, in die grüne Tonne oder in den gelben Sack kommen, so tue sie in die graue Tonne, doch lass Dich dabei nicht erwischen. Wenn wir alle Regeln beachten, bleibt gar kein Müll für die graue Tonne.
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Mein Hund
* BRUNO FÜHR
Ich habe dich geliebt, wie nie ein andres Wesen, wie nie ein Buch, das ich gelesen. Du hast dein ganzes Hundeleben deine Freundschaft mir gegeben. Nun, mein Freund, steh ich hier am Grab, an deinen und fange leise an zu weinen. Sollen doch die Leute reden, ich werde für dich beten. Mein Freund, ich verspreche dir, wir werden uns bald wiedersehn und dann gemeinsam durch die Wälder gehn. Auf grünen Wiesen werden wir uns legen weit ab von viel belebten Wegen. Du, sag doch in der andren Welt Bescheid, dass kommen wird die Zeit an der wir wieder sind vereint und niemand um den andern weint.
TagesSatz
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Jörg „Yogi“ Müller
GÖTTIN G E N
Straßengeflüster Im April 2011 wurde vom Deutschen Bundestag die Hartz-IV-Neuregelung beschlossen, in der die Grundsicherungs-Leistungen neu berechnet wurden. Was daraufhin folgte, war ein Empörungssturm zahlreicher Vereine und Organisationen, die sich um die Belange und Rechte Behinderter kümmern, die nicht in sozialen Einrichtungen, sondern von Familienangehörigen privat gepflegt werden. Hauptärgernis ist die eingeführte Regelbedarfsstufe 3. Diese „bestimmt die Höhe des Regelbedarfs für eine erwachsene Person, die keinen eigenen Haushalt führt, weil sie im Haushalt anderer Personen lebt und die haushaltsgebundenen Kosten durch diese anderen Personen bereits abgedeckt sind.“ In der Realität bedeutet dies eine 20prozentige Kürzung der Grundsicherung. Statt den bisher üblichen 364 Euro, werden den Betroffenen nur noch 291 Euro zugesprochen.
Winkeladvokat
Was viele übersehen: nicht nur die Belange Behinderter fallen unter diese neue Gesetzgebung; auch Obdachlose sind von den Sparmaßnahmen betroffen. Mit diesem Thema setzte sich das Flensburger Straßenmagazin HEMPELS aus Schleswig-Holstein in seiner November-Ausga-
TagesSatz
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Zum Haareraufen So erging es wohl auch einem 43-jährigen Mann aus Mainz, der seit seiner Kindheit an völligem Haarverlust leidet und von seiner Krankenkasse die Übernahme der Kosten für eine Perücke forderte. Die Krankenkasse hatte die Bezahlung mit der Begründung abgelehnt, eine Haarersatz-Langzeitversorgung komme nur für Frauen, Kinder und Jugendliche in Betracht. Daraufhin machte der Versicherte einen Verstoß gegen das gesetzliche Verbot der Ungleichbehandlung geltend. Weiter legte er ein ärztliches Attest vor, wonach eine psychische Erkrankung drohe, falls der Antrag abgelehnt werde. Das Sozialgericht Mainz nahm dies wohl haargenau und gab der Krankenkasse Recht. Dieses Urteil wurde vom Landessozialgericht Rheinland-Pfalz am 05.04.2007 ebenfalls bestätigt. So muss die gesetzliche Krankenkasse ihre ver-
* HELENE DAHLKE be auseinander. Einer ihrer Verkäufer, Pierre Quint, fällt ebenfalls unter diese Neuregelung. In dem Erklärungsschreiben, das ihm das Amt für „Soziale Sicherung“ der Stadt Flensburg zukommen ließ, wird erläutert: „In Ihrer jetzigen Lebenssituation führen Sie weder einen eigenen noch einen gemeinsamen Haushalt.“ Dabei beachten Behörden nicht, dass gerade für Obdachlose Mehrkosten unter anderem für warme Mahlzeiten, Kleidung und Hygiene anfallen. Immerhin war das Schreiben der Stadt im Ton höflich und zuvorkommend; „mit freundlichen Grüßen“ wurde Pierre Quint von der Kürzung in Kenntnis gesetzt. Doch von freundlichen Worten wird er sich auch keine warme Mahlzeit leisten können.
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MEHR ZUM THEMA: www.hempels-sh.de
* SEMSIYE AYGIR sicherten Mitglieder nur mit solchen Hilfsmitteln versorgen bzw. ausstatten, die den Erfolg einer Krankenbehandlung sichern. Anders als bei Frauen werde bei Männern Kahlköpfigkeit in der Gesellschaft zudem nicht als besonders auffällig angesehen, weil sie biologisch bedingt häufiger auftrete, heißt es in der Urteilsbegründung. Dieser Unterschied rechtfertige die unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen. Darüber hinaus könne, soweit Kopfhaare dem Schutz vor Sonne und Kälte dienen, dies auch mit einer Mütze oder einem Hut erreicht werden. Wir empfehlen dem Kläger, sich wegen dieses Gerichtsurteils dennoch keine grauen Haare wachsen zu lassen!
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ie kennen das Phänomen: Eine Fahrt auf der Autobahn, die Landschaft zu beiden Seiten wirkt nicht besonders spannend – Hügel, Äcker, hier und dort eine Ortschaft. Sie entschließen sich, die Autobahn zu verlassen und die Landschaft verändert sich. Sie bekommen eine neue Perspektive, entdecken Vielfalt und plötzlich ist vieles sehr reizvoll.
Tatjana Pfennig
KASSEL
Ähnlich mag es Ihnen ergehen, wenn sie eine der Verkehrsschneisen, die durch das Quartier „Wesertor“ führen, verlassen, sich in diesen Stadtteil hineinbegeben. Auffällig ist, dass hier wirklich Bauten aus fast allen Perioden der letzten 120 Jahre zu finden sind: Gründerzeithäuser, die für die Arbeiter und Angestellten der nahen Henschel-Fabrik gebaut wurden, einige Höfe, wie sie im Siedlungsbau der 20er und 30er Jahre entstanden. Sehr viele Mietwohnungen in kleineren Einheiten aus den 50er und frühen 60er Jahren, neuere Blocks aus den 80er und 90er Jahren, dazwischen Einfamilienhäuser auch ganz neuen Datums. Gewerbeflächen gibt es, aber auch kleine Idyllen und historische Denkmäler wie die Gerberhäuser, die Gaststätte Finkenherd an der Fulda, eine Kleingarten-Anlage, die alte Zeughausruine und das Karlshospital.
Entwicklungen im Stadtteil „Wesertor“ Der Kasseler Stadtteil „Wesertor“ gehört zu den sogenannten „Problemgebieten“ in der Stadt. Er ist aber auch sehr vielfältig, zahlreiche Projekte und Initiativen haben neue Entwicklungen angestoßen.
Aber der Stadtteil macht es einem nicht leicht. Wie erwähnt sind es besonders die Verkehrsschneisen, die von der Kasseler Innenstadt abgrenzen und rein optisch das Gebiet zusammenhanglos erscheinen lassen. Trotz Innenstadt-, Fulda-, Hochschulnähe gilt Wesertor als Problemgebiet, in dem der Anteil an Migranten und an weniger begüterten Bewohnern hoch ist.
wiesen eine neu gestaltete attraktive Grünanlage, eine Fortsetzung des Fuldauferweges.
Unterstützung der Stadtentwicklung, die mit dem Städtebauförderungsgesetz schon früher eingesetzt hatte.
Dennoch wirkt das Quartier keineswegs trist, sondern viel eher interessant und spannend, man spürt Aufwind, könnte man sagen. Die zahlreichen Schulbauten sind saniert, wirken freundlich, Häuser-Fassaden sind gut in Schuss und teils farbenfroh, es gibt ein bescheidenes Islam-Zentrum und am Fuldaufer entsteht mit den Bleich-
Zu verdanken ist dieser „Aufwind“ neben einer vorangegangenen Förderung im Rahmen von URBAN II 20002006 im Wesentlichen dem Programm „Soziale Stadt“. Als ab den 80er Jahren die Deindustrialisierung voranschritt, massive Arbeitslosigkeit und eine neue Sozialgesetzgebung hervorbrachte, veränderte sich die politische
Im Jahre 1999 wurde das Programm „Soziale Stadt“ verabschiedet, in dem Bund, Länder und Kommunen 570 Stadtquartiere in über 350 großen und kleineren Kommunen bis 2010 mit 2,8 Milliarden Euro fördern konnten.
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* NORA MEY
Der Stadtteil „Wesertor“ gehört zu diesen Quartieren. Obwohl man in TagesSatz
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KA S S E L
Privat
der ersten Zeit baulichen Maßnahmen der Sanierung und der Verbesserung des Wohnumfeldes noch den Vorrang gab, hat die Erkenntnis sich inzwischen durchgesetzt, dass die Bewohner selbst auf den verschiedensten Ebenen einzubeziehen sind.
Im Stadtteil Wesertor ist seit 2008 das „Stadtteilbüro“ in der Wesertraße 38/40 mit seinem auffallenden bunten Logo auf den Scheiben das Herz dieser Bewohnerorientierung. Hier treffe ich Frau Lüning und Frau Martin, die mit je einer halben Stelle als Stadtteilmanagerinnen beschäftigt sind. Frau Martin als Planerin betreut alles, was mit dem baulichen Bereich zu tun hat. Frau Lüning als Sozialpädagogin ist für den sozial-integrativen Bereich zuständig und gibt den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den im Stadtteil tätigen Trägern Unterstützung auf den verschiedenen Ebenen. Alltäglich ist vor allem die Projektentwicklung und die dazugehörige Antragstellung zu bewältigen. Für alle Förderprogramme – und es gibt neben dem Programm „Soziale Stadt“ noch zahlreiche andere, zum Beispiel auf EU-Ebene – gilt, dass sie mit mehr oder weniger bürokratischen Prozeduren verbunden sind. Die Bewohner müssen informiert und bei der Antragstellung unterstützt werden.
- Die wirklich hervorragend informative und ansprechend gestaltete Stadtteilzeitung „Forum Wesertor“.
Nein, ich habe noch längst nicht alles erwähnt, was an Initiativen vor Ort besteht.
- Der mit dem Stadtteilbüro verbundene Laden³, in dem Produkte aus Recyclingmaterial zum Verkauf angeboten werden. Ganz originelle Sachen bekommt man dort, wie kleinere Möbel, Taschen, Bilder, Gegenstände aus Glas und sonstige handgefertigte Dinge. Hergestellt werden sie zum Teil von der Werkstatt Buntstift, manches entsteht in Zusammenarbeit mit Kunst- und Design-Studenten der Uni Kassel.
Dafür soll aber auf jeden Fall noch berichtet werden, dass das Programm „Soziale Stadt“ im vergangenen Jahr vom Bund ganz massiv – zunächst um rund 70 Prozent – gekürzt wurde. Auch das Land Hessen hat im vergangenen Jahr die Gelder des Bundes für das Programm „HEGISS-Modellmaßnahmen“ nicht abgerufen, weil das eigene Sparprogramm dagegen stand.
- Der Bewohnerfonds, der durch eine Spende der Kasseler Sparkasse eingerichtet werden konnte. Mit ihm können mit wenig Aufwand Anträge für die Förderung kleinerer ehrenamtlicher Projekte gestellt werden.
Inzwischen hat es viele Proteste, insbesondere von den Fachverbänden und den betroffenen Kommunen gegeben, so dass die drastische Höhe der Streichung in kleinen Teilen zurückgenommen wurde. Trotzdem hat man Sorge, ob all das, was auf den Weg gebracht wurde, auch aufrecht erhalten werden kann. Denn neben der Reduzierung der Fördermittel sind nun auch soziale Projekte nicht mehr förderfähig. Wobei die Stadt Kassel, so Frau Lüning, sich nach Kräften bemüht, Unterstützung zu leisten und ein verlässlicher Partner zu sein.
Ein Quartier im Aufwind Als ich Frau Lüning frage, worauf sie besonders stolz ist, verweist sie auf Regale im Stadtteilbüro mit Kinderbüchern, die an Kinder verschenkt werden oder zur Ausleihe bestimmt sind, wenn die Kinder vor Ort sind. Darunter sind auch solche in anderen Sprachen. Dazu kam es durch die Anregung einer Bewohnerin. Jetzt wird der kleine „Bücherwurm“ von insgesamt acht Frauen aus dem Stadtteil betreut, wobei auch eine mobile Ausleihe stattfindet. Und für die Regale wurde bereits der Bewohnerfonds in Anspruch genommen.
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MEHR ZUM THEMA: www.kassel-wesertor.de Das Stadtteilbüro und den Laden³ finden Sie in der Weserstraße 38/40. Jetzt in der Weihnachtszeit unbedingt vorbei schauen, denn Selbstgemachtes ist unverwechselbar individuell und liegt voll im Trend.
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Ein weiteres Feld der Tätigkeit besteht darin, Zusammenkünfte zu organisieren. Dazu gehören Stadtteilkonferenzen, ein Stadtteilarbeitskreis. Unterstützung wird aber auch gegeben, zum Beispiel bei der Durchführung eines Frauen-Frühstücks, eines Mütter-Baby-Treffs, eines Deutschkurses. Andere Initiativen vor Ort, die erwähnt werden sollten: TagesSatz
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KASSEL
In 19 Minuten von Kassel nach Vellmar Am 22. Oktober dieses Jahres wurde die Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 von Kassel nach Vellmar eröffnet. Nach den Linien durch das Lossetal und nach Baunatal ist die Strecke nach Vellmar für die KVG das dritte Schienen-Neubauprojekt, das die Stadt Kassel mit dem Landkreis verbindet.
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reizehn Kilometer lang ist die Strecke und verbindet den Stadtteil Wilhelmshöhe, die Kasseler Innenstadt und die Stadtmitte von Vellmar auf schnelle und bequeme Weise. Die Initiative für dieses Projekt ging nach Angaben von Professor Rainer Meyfahrt, dem ehemaligen KVG-Vorstand, von Vellmar aus, wurde sogleich von der KVG unterstützt, die Planung zügig in Angriff genommen.
für die über 19000 Einwohner zählende Stadt in finanzieller und verkehrspolitischer Hinsicht als Jahrhundert-Projekt: Es entstanden acht neue barrierefreie Haltestellen, von denen sich zwei in Kassel und sechs in Vellmar befinden. Dabei achtete man darauf, möglichst viele Kunden mit unterschiedlichen Interessen anzusprechen und zur Nutzung der Straßenbahn zu gewinnen. So wurden an den Haltestellen Dörnbergstraße und Vellmar-Nord insgesamt 150 Parkplätze und abschließbare Fahrradboxen für Pendler geschaffen. Die Haltestelle Vellmar-Stadtmitte bietet sich an für Besucher von Geschäften, die Verwaltung im Rathaus, für Schüler der Ahnatalschule und für das Schwimmbad. Durch die Haltestelle Festplatz sind kulturelle und sportliche Veranstaltungen bequem erreichbar. Auch das relativ junge Wohngebiet Musikerviertel ist mit einer Haltestelle ausgestattet, und kurz nach der Eröffnung der
Neben Zügen genießen Straßenbahnen in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz: Schon wenige Wochen nach der Eröffnung der Strecke sind sie sehr gut ausgelastet. Die Bahnen leisten einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz, da sie 160 Personen gleichzeitig aufnehmen können und mit Strom fahren, der aus Wasserkraftwerken gewonnen wird. An Wochentagen fährt die Bahn in den Hauptverkehrszeiten alle 7,5 Minuten, sonst alle 15 Minuten, nach 20 Uhr und samstags jede halbe Stunde. Freitag, Samstag und vor Feiertagen fahren Nachtschwärmerlinien, sodass der Besuch von kulturellen Veranstaltungen und Kneipen zu später Stunde kein Problem mehr darstellen dürfte. Insgesamt ergeben sich 250 Anschlussmöglichkeiten an die neue Linie 1, wobei es bei einigen Anschlüssen durch Fahrplanabstimmungen auch Probleme geben kann. Grundsätzlich leistet die Strecke jedoch einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Mobilität der Bevölkerung: Die Vellmarer sind in 19 Minuten in der Kasseler Innenstadt, und die Kasseler können die vielen kulturellen und sportlichen Möglichkeiten in Vellmar ohne Auto nutzen. Die kürzeren Reisezeiten steigern die Attraktivität der Verbindung. Kassel hat mit seinem gut ausgebauten und zunehmend barrierefreien Straßenbahnnetz einen hohen Standard erreicht und findet auch international große Beachtung. Deshalb wünschen wir diesem tollen Projekt viel Erfolg!
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TagesSatz Kassel
Ab März 2008 wurde die Endhaltestelle Holländische Straße modernisiert und barrierefrei gestaltet. Im Mai 2009 begann der Ausbau der 4,1 Kilometer langen Strecke bis nach Vellmar. Die Kosten dafür betrugen 37,7 Millionen Euro, an denen sich neben den Kommunen auch das Land mit 28,6 Millionen Euro beteiligte. Der Bürgermeister von Vellmar, Dirk Stochla, bezeichnete den Streckenausbau
* TRUDI KINDL
Strecke nahm ein Altersheim mit hundert Arbeitsplätzen seinen Betrieb auf.
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TagesSatz
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DIE KOCHNI S C H E
Kochen mit dem TagesSatz * HANS PETER PUNG & TEAM
owik2 (photocase.com)
Leckere Gerichte für Sie entdeckt
Das Festmahl Weihnachten steht vor der Tür und damit die Frage, was koche ich? Es muss nicht immer Gans sein. Wir haben für sie ein Menü zusammengestellt, das sich für unter zehn Euro pro Person verwirklichen lässt. Wir wünschen viel Spaß beim Nachkochen.
Vorspeise: Bunter Salat (4 Portionen / ca. 2,50 Euro pro Portion)
125 g Blattsalat (nach Wunsch), 4 reife Feigen, 30g Pinienkerne, Saft einer halben Zitrone, Salz, Pfeffer, 1-2 EL Honig, ½ TL Senf, 4 EL Öl (z.B. Walnussöl), 100g Hartkäse (nach Wunsch) Salat putzen, waschen, trocken schleudern und in mundgerechte Stücke zupfen. Pinienkerne in einer Pfanne ohne Öl goldgelb rösten. Aus Zitronensaft, Honig, Senf und Öl ein cremiges Dressing anrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. In einer Schüssel Salat und Dressing miteinander vermischen, auf vier Tellern verteilen. Feigen waschen, (schälen), vierteln und auf den Salat geben. Pinienkerne darüber streuen. Den Hartkäse darüber hobeln.
TagesSatz
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Tipp: Feigen können auch mit Schale verzehrt werden. Reichen Sie dazu ein frisches Ciabatta.
Hauptspeise: Entenbrust
aus der Pfanne nehmen, warm stellen. Sahne unterrühren, nochmals mit Salz und Pfeffer abschmecken. Bei Bedarf mit etwas Soßenbinder andicken. Auf 4 Tellern anrichten.
(4 Portionen / ca. 5,00 Euro pro Portion)
1 Bund Kerbel, 1 Bund Estragon, Semmelbrösel, Olivenöl, 2 Knoblauchzehen, Salz, Pfeffer, 4 Entenbrustfilets, 4 Schalotten, 4 EL Rosinen, ½ Bund Koriander, 4 rote Äpfel, 400 ml Cidre (oder Apfelsaft), 100 ml Sahne, Öl zum Braten, Soßenbinder Kerbel, Estragon waschen, trocknen, fein hacken. Mit Olivenöl zu einer cremigen Masse verrühren. Den gepressten Knoblauch zufügen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Schalotten schälen, in feine Spalten schneiden. Entenbrust waschen, trocknen und mit der Kräutermasse bestreichen. Öl in einer Pfanne erhitzen, die Entenbrustfilets darin von allen Seiten anbraten. Schalotten zufügen, glasig dünsten. Rosinen zufügen, mit dem Cidre ablöschen. Etwa 15 Min. braten lassen. In der Zwischenzeit Koriander waschen, trocknen, Blättchen abzupfen. Äpfel waschen und in Spalten schneiden. Dabei das Kerngehäuse entfernen. Beides kurz vor Ende der Garzeit in die Pfanne geben. Das Fleisch
Tipp: Dazu reichen Sie Kartoffelkroketten und Broccoli.
Nachspeise: Süße Verführung (4 Portionen / ca. 1,00 Euro pro Portion)
25 g Halbbitterschokolade, 12 Löffelbiskuits, 60 ml heißer Espresso, 2 frische Eier, 75g Zucker, 125 g Mascarpone Die Schokolade fein reiben. Löffelbiskuits mit dem heißen Espresso tränken. Eier trennen, Eiweiß steif schlagen. Eigelbe und Zucker zu einer schaumigen Masse verrühren. Mascarpone unterrühren. Eischnee unterheben. Schokolade vorsichtig unterrühren. Nun die Masse abwechselnd mit dem Löffelbiskuit (wie ein Tiramisu) in 4 Dessertgläser verteilen. Für mind. 60 Minuten in den Kühlschrank stellen. Vor dem Servieren mit Kakaopulver bestreuen. Tipp: Wenn Sie es etwas fruchtiger mögen, können Sie noch Früchte unten ins Glas füllen.
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K U LT U RT I P PS
GÖTTINGEN
Christoph Mischke
Die Empfehlung
Osten, Westen oder…? Weststadtrevue 2011 im Kulturzentrum musa Sich näherkommen, einander näherbringen – darum geht es in dem Bühnenprojekt Weststadtrevue. Zwei angehende Studentinnen sind eigentlich auf Wohnungssuche im Ostviertel, landen jedoch schließlich in der Weststadt, wo sie auch gleich Dieben zum Opfer fallen. Zehn Jahre später leben die beiden, mittlerweile berufstätigen,
* MELANIE SWIATLOCH
jungen Frauen noch immer in der Weststadt. Ihre Tante befindet sich irrtümlich in dem Glauben sie finanziell bei einem eigenen Reisebüro zu unterstützen und kündigt einen Besuch an. Neue Verwirrungen bleiben da natürlich nicht aus. Weststadtrevue wartet mit Tanz, Gesang und Theater auf. Das besondere daran: Die Teilnehmenden arbeiten an dem Stück selbst mit. Bis zur Aufführung entwickelt sich Weststadtrevue also stets weiter.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Weststadtrevue 2011 Musa e.V., Hagenweg 2a, 37081 Göttingen Fr 02.12., Sa 03.12., Do 08.12., jeweils 20 Uhr Mi 07.12., 10 Uhr (Schulvorstellung) gabi.radinger@musa.de
bis 29.01.2012 caricatura (KUBA), Ks
Sa 03.12. / 20.00 Uhr Lokhalle, Gö
Beste Bilder 2 – Cartoons des Jahres, Eintritt 4 Euro (Do & Fr 14.00-20.00, Sa & So12.00-20.00 Uhr)
Beatsteaks – Wintertour 2011 Einritt: 29,70 Euro
Do 01.12. / 20.15 Uhr Apex, Gö Stanley Kubrick, “Barry Lyndon” Filmkunstfreunde Göttingen e.V. Eintritt: 3 Euro Do 01.12. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Jam-Session: Luna Park „Jazz and Pearls“ Eintritt frei! Fr 02.12. / 20.00 Uhr Literatisches Zentrum, Gö
Sa 03.12. / 20.15 Uhr Thop, Gö Alles Liebe – Premiere Eintritt: 9 Euro, erm. 6 Euro So 04.12. / 15.00 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Kaffee & Kuchen: Kunst, Design und Handwerk Eintritt frei So 04.12. / 20.15 Uhr Thop, Gö Poetry Slam
Annette Pehnt, „Das Haus der Schildkröten“ (Lesung) Eintritt: 9 Euro, erm. 7 Euro
Mi 07.12. / 10.30 Uhr Stadthalle, Gö
Sa 03.12. / 16.00 Uhr Kulturhaus Dock4, Ks
Göttinger Symphonie Orchester: 48. Musikalische Morgenveranstaltung Eintritt: 6 Euro
Aktionstheater Kassel: Ox und Esel (ab 6 Jahren), Eintritt: Kinder 5 Euro, Erwachsene: 8 Euro
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Do 08.12. / 20.00 Uhr Aula am Wilhelmsplatz, Gö Navid Kermani: Poetikvorlesung, Über den Abfall. Jean Paul, Hölderlin und der Roman, den ich geschrieben habe Eintritt: 5 Euro, für Studierende frei Do 08.12./ 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Christian Weidner Quartett: The Inward Song, Eintritt: AK 11 Euro, VVK und ermäßigt 8 Euro Fr 09.12. / 20.00 Uhr Cafe am Bebelplatz, Ks Urban Swing Workers: Swinging Christmas Eintritt: frei Fr 09.12. / 21.00 Uhr Nörgelbuff, Gö Bernd & Bernie Band: Das legendäre Weihnachtskonzert So 11.12. / 18.00 Uhr Museum für Sepulkralkultur (Weinberg), Ks World Wide Candle Lighting: für Menschen, die ein Kind durch Krankheit oder Unfall verloren haben Eintritt frei Di 13.12. / 21 .00 Uhr Musa, Gö MiMi & The Mad Noise Factory Eintritt: 15 Euro Mi 14..12. / 18.00-19.00 Uhr Naturkundemuseum (Steinweg), Ks Mittwochabend-Führung: Dinosaurier! Eintritt frei, Anmeldung erbeten unter 787-4066 (Di-Fr von 10.30-16.30 Uhr) Do 15.12. / 20.30 Uhr Kulturzentrum Schlachthof, Ks Harald Hausgard & Helene Blum: I Denne Sode Juletid, Eintritt: AK 17 Euro, VVK und ermäßigt 14 Euro
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KULTURT I P P S
studiDT goes Christmas – Open Stage für alle, Eintritt frei
Die Empfehlung
Fr 16. 12. / 21.00 Uhr Nörgelbuff, Gö Intense: Rock-, Pop- und Soulmusik der letzten 40 Jahre Sa 17.12. / 20.15 Uhr Apex, Gö Bernd Gieseking, “Ab dafür! – Der satirische Jahresrückblick“ Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro So 18.12. / 18.00 Uhr Junges Theater, Gö Hilfe, die Herdmanns kommen! Premiere: Krippenspiel der anderen Art für die ganze Familie Eintritt: 14 Euro, erm. 9 Euro So 18.12. / 19.00 Uhr Komödie, Ks Loriots Dramatische Werke 2, Eintritt: Karten ab 18 Euro unter 0561/18383 oder unter www. komoedie-kassel.de Mi 21.12. / 19.30-21.15 Uhr Staatstheater (Schauspielhaus), Ks Leonce und Lena Eintritt: ab 17 Euro Fr 23.12. / 19.30 Uhr Theater im Centrum, Ks Emilies Hochzeit, Eintritt: Karten ab 16 Euro (ermäßigt 13,50 Euro) unter 0561/7018722 oder unter wwwtheaterimcentrum.de
* HARALD WÖRNER
Kassel
Privat
Do 15.12. / 21 .00 Uhr Deutsches Theater, Gö
Ukelele Is The New Guitar Yoyoyo Acapulco im Kulturzentrum Schlachthof Was könnte eine bessere Ablenkung von Winterkälte sein, als geschrappte Akkorde auf der Ukulele? Genau diese bemerkenswerte Beobachtung haben vier Bewohner von Vestra Gausdal (Norwegen) weiterverfolgt. Yoyoyo Acapulco, eine paritätisch aufgeteilte Band, zwei Männer (ukulele/ dr) und zwei Frauen (bs/key), ha-
ben ihre harsche Umgebung einfach umgestaltet. Gelassen und stilbewusst verbindet ihre zurückgelehnte Musik Vocals, sparsame BilligKeyboards, holzig-runde Bassläufe und weitere akustische Details, die das Herz wärmen. Sänger Arne Martin gesteht in Interviews seinen Hang zu Old-School Drum Sounds ebenso wie, dass sein Körpereinsatz nicht gerade an die Tanzeinlagen von Madonna heranreicht.
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MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Yoyoyo Acapulco Kulturzentrum Schlachthof Fr 16.12. / 21.00 Uhr Eintritt: AK 10 Euro, VVK und ermäßigt 8 Euro Tel: 0561/98350-13 E-Mail: programm@ schlachthof-kassel.de
Di 27.12. / 21.30 Uhr Stadthalle, Gö
Do 29.12. / 20.00 Uhr Exil, Gö
Russische Staatliche Ballettakademie R. Nurejew - Ballett „Schwanensee“ Eintritt: 32,50 – 42,90 Euro
Coppelius: Das kammermusikalische Brett Eintritt: 17 Euro
Mi 28.12. / 20.15-21.45 Uhr Staatstheater (TIF), Ks
Sa 31.12. / 19.30-22.15 Uhr Staatstheater (Schauspielhaus), Ks
Nicht hier oder die Kunst zurückzukehren (Uraufführung)
Cabaret Eintritt: Karten 17,00 Euro
Do 29.12. / 19.30-20.15 Uhr Staatstheater (Schauspielhaus), Ks Dinner For One (mit Christiane Kaufmann, Aufführung in englischer Sprache) ANZEIGE
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K U LT U R G Ö TTINGEN
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ie Robert, in dem Buch „Der rote Wunderschirm“, welches der Kinder- und Jugendbuchausstellung in der Paulinerkirche seinen Titel leiht, sollen Kinder sich fortreißen lassen in unbekannte, weit entfernte Orte mit Hilfe der eigenen Phantasie, die kaum etwas so zu beflügeln mag, wie ein Buch. Thematisch geordnet zeigen die frühen Bücher, beginnend im Jahr 1699, die Fokussierung auf die moralische Wertevermittlung der Kleinen: Erziehung nicht Unterhaltung stand im Mittelpunkt. Anders beim 1845, in der Erstausgabe vorhandenen, Struwwelpeter. Inhaltlich geht es um die Warnung vor Gefahren mit dem pädagogischen Zeigefinger, doch ist dem Struwwelpeter ein Unterhaltungswert nicht abzusprechen. Das zeigt nicht zuletzt der bis in die Gegenwart reichende Erfolg und die unzähligen Adaptionen des rot gekleideten Jungen mit den gelben, nicht zu bändigen Haaren. Hinter Glasvitrinen anzuschauen sind weiter Werke aus dem Bereich der Mädchenliteratur, wie Else Urys Nesthäkchen und Emmy von Rhodens Trotzkopf. Oder der erste Abenteuerroman aus dem Jahr 1719: Robinson Crusoe. Optisch ansprechender dagegen sind die sogenannten Aufstellbilderbücher, heute besser bekannt als Pop-up. Hierbei handelt es sich nicht etwa um eine Erscheinung aus dem jetzigen Jahrhundert, tatsächlich hatten die faltbaren Plastiken bereits vor 150 Jahren Konjunktur.
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Politisch interessant wird es in der Ecke der Kriegsliteratur. Diese erlebte in Deutschland einen Boom
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Ferne Welten „Durch die Luft so hoch, soweit / Niemand hört ihn wenn er schreit / An die Wolken stößt er schon / Und der Hut fliegt auch davon / Schirm und Robert fliegen dort / durch die Wolken immerfort / Und der Hut fliegt weit voran / Stößt zuletzt am Himmel an / Wo der Wind sie hingetragen? / Ja! Das weiß kein Mensch zu sagen.“
* KATHARINA PREUTH
nach der Reichsgründung 1871. Bücher wie „Helden der Front“ oder „Die Geschichte von General Hindenburg“ sollten der Heldenverehrung Ausdruck geben und die Kinder mit dem verherrlichten Thema Krieg vertraut machen. Als Kriegs-Struwwelpeter taucht hier auch die beliebte Kinderbuchfigur wieder auf, wobei die Franzosen im Zentrum der Belehrung stehen. Unter dem Thema Literatur unterm Hakenkreuz ist der wohl dunkelste Abschnitt der Kinderbuchgeschichte zu finden. Hierzu zählt vor allem antisemitische Propaganda. Als grausames Beispiel kann in diesem Zusammenhang „Der Giftpilz“ genannt werden. In einer Serie von Geschichten werden Kinder vor ihren jüdischen Klassenkameraden gewarnt. Andere Buchcover der Zeit ziert zwar eine im Wind wehende Fahne mit nicht zu übersehendem Hakenkreuz, doch aufgeschlagen enthalten sie Geschichten, wie sie auch heute noch in der Kinderbuchabteilung zu finden sind. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, dass die kindliche und eigentlich schützenswerte Naivität in Abschnitten der Geschichte immer wieder für politische Zwecke missbraucht wurde. Das für Propaganda anfällige Kind, welches noch nicht gelernt hat kritisch zu reflektieren, ist das Objekt einer gezielten Vereinnahmung. Bücher haben die Macht das Denken zu beeinflussen. Doch zum Glück gibt es auch Werke, die das Kind als Kind in den Vordergrund stellen. Bücher, die das Kind mitnehmen auf weite Reisen, wie bei Robert und seinem Schirm, aber auch zu exotischen Tieren und echten Helden.
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TagesSatz
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KULTUR KA S S E L
Unser liebes Cassel So schreibt Susette Gontard im Winter 1800 an ihren Geliebten – Friedrich Hölderlin. Zu Recht verbindet man den bedeutenden deutschen Lyriker mit Tübingen; Liebe fand er jedoch hier bei uns, in Kassel.
* SARA DAVIN
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Die französischen Kanonen im Ohr schickt Susettes Bankiersgatte die Familie 1796 gen Norden – begleitet von Hölderlin. Jacob Gontard selbst bleibt in Frankfurt und mit ihm auch der gesellschaftliche Zwang. „Ich lebe seit drei Wochen und drei Tagen sehr glücklich hier in Kassel“, schreibt Hölderlin; so dankbar zählen Liebende die gemeinsame Zeit. Zusammen genießt man die glanzvolle Residenzstadt – Ende des 18. Jahrhunderts sucht Kassel in Sachen Kunstschätze deutschlandweit seines Gleichen. Natur und Kunst verbinden sich eindrucksvoll im Augarten und im Bergpark. Hier lustwandeln Susette und Friedrich, besuchen die Gemäldegalerie, erfreuen sich an den Wasserspielen: „Unser liebes Cassel“. Hölderlin verbringt zwei Jahre an Susettes Seite, bevor ihr Gatte den Nebenbuhler 1798 verjagt. Doch den Kontakt – Briefe, bisweilen auch TagesSatz
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heimliche Treffen – kann er nicht unterbinden. Die Erinnerung an Kassel bleibt in den Liebenden wach. 1799 schreibt Susette: „Die erste Nacht erwachte ich früh, weil meine Reisegesellschaft noch schlief, zog ich Deine lieben Gedichte aus meiner Brieftasche …, sie umhüllten mein liebend Gemüth mit sanfter rührender Schwermuth und schlossen mich fest an Dein Herz, so ging ich wieder muthig in’s Leben, die schöne Sonne über Cassel Sara Davin
inst war der Mensch eine Kugel, wähnte sich den Göttern gleich. Doch Zeus zerschnitt die Vollkommenen und schickte sie fortan auf die sehnsuchtsvolle Suche nach dem verlorenen Teil. Hölderlin kannte diesen im Grunde tragischen Liebesentwurf Platons gut. Als 26-Jähriger fand er sein Gegenstück, die ein Jahr ältere Susette – für ihn jedoch Madam Gontard, die bessere Hälfte eines anderen. Wirtschaftliche Notwendigkeit machte den passionierten Dichter zum Bediensteten, Magister Hölderlin, Hauslehrer der Kinder.
ging auf, und ich freute mich schon alle meine lieben Gegenden wieder zu erblicken.“ Wilde Rosen, holde Schwäne, das Wasser heilig anmutend – Bilder reiner Liebe bestimmen die erste Strophe von Hälfte des Lebens. Am Fuße des Schlosses fühlt sich der Kasselaner, wo sich Land und Leben friedvoll im Lac spiegeln; selbst D.E. Sattler, Herausgeber der Frankfurter Hölderlin-Ausgabe, erkennt die Naturschilderung als diesen Ort des glücklichen Liebessommers. Doch Kälte und Sprachlosigkeit des Wintereinbruchs zerstören abrupt die innige Szene: „Weh mir“. Melancholisch endet das Gedicht von 1803; Susette kann den poetischen Schwermut nicht mehr ins Gegenteil verkehren. Sie selbst wird unsterblich als Vorbild für die Diotima in Hölderlins „Hyperion“, erliegt 1802 aber einer schweren Krankheit. Hölderlins erste Lebenshälfte endet, als die Geliebte geht. Gebrochen bleibt er zurück. Der Dichter verfällt in tiefe Depression, wähnt sich schuldig. Bis zu seinem Tod 1843 lebt er in stiller Zurückgezogenheit. Man nennt ihn geisteskrank, doch mag Abgeschiedenheit Liebe bewahren. Kassel, erinnere dich. Friedrich, Susette, die Sonne geht auf und wilde Rosen blühen am stillen Wasser.
Hälfte des Lebens Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne, Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser. Weh mir, wo nehm’ ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen. (1803)
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Isabel Winarsch
H I N T E R D E N KULISSEN
Goethes italienischer Dichterfürst „Torquato Tasso“ im Deutschen Theater Göttingen
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* REZENSIERT VON SANDY NAAKE
utzende Orangen bedecken den Bühnenboden, weiße Vorhänge zu einer Allee drapiert führen zu der Kulisse eines strahlend azurblauen, mit Wolken gesäumten Himmels. Italienische Klassiker wie „Lasciate mi cantare“ von Toto Cutogno oder „Via con me“ von Paolo Conte sensibilisieren das Gehör. Der Duft von Orangen liegt in der Luft. Italien scheint zum Greifen nah. In diesem Szenenbild inszeniert Nina Pichler das Schauspiel um den historischen italienischen Dichter Torquato Tasso (15441595), dessen literarische und biographische Spuren Johann Wolfgang von Goethe nachhaltig zu beeindrucken schienen. Schauplatz von „Torquato Tasso“ ist der Hof des Herzogs Alfons II. von Ferrara. Die schönen Künste stehen hoch im Kurs. Renaissancefürsten schmücken sich mit Dichtern, um ihrer Herrschaft besonderen Glanz zu verleihen. Und so schließen der Dichter Tasso und Herzog Alfons einen Pakt: Tasso kann alle Annehmlichkeiten eines adligen Lebens genießen, während sich der Herzog mit dessen Dichtkunst rühmen kann. Dieser Pakt jedoch hat seinen Preis. Tasso möchte schreiben, „was gefällt“. Erlaubt ist allerdings nur, „was sich ziemt“. Der Spagat zwischen dichterischer Freiheit und der finanziellen Abhängigkeit von seinem Gönner zerreißt Tasso zunehmend. Der Darsteller Gerrit Neuhaus mimt den italienischen Dichter in einer solchen Exzentrik und Obsession, dass der Zuschauer an manchen Stellen leicht zusammenzuckt. Die Dynamik und Dramatik des Schauspiels wird mit Hilfe der zahlreich platzierten Apfelsinen verstärkt: Sie werden zerquetscht, gegessen, geworfen, getreten. Der Konflikt am fürstlichen Hofe spitzt sich zu, als der Staatssekretär Antonio nach seiner Rückkehr aus Rom den Dichter Ariost in den höchsten Tönen preist und Tassos Dichtkunst herabsetzt. Als er auch noch erkennt, dass die Liebe von Leonore, der Schwester des Herzogs, nicht seiner Person sondern seiner künstlerischen Gabe gilt, fühlt sich Tasso verraten, gekränkt und von der Welt im Stich gelassen. „Gehorchen ist mein Los, und nicht, zu denken!“, sinniert Tasso. Das über 200 Jahre alte Schauspiels beweist ungebrochene Aktualität: In welchem Maße ist ein Künstler vollkommen frei in seinem Schaffen? Oder hat er seine Ideale verraten, weil er der Anziehung des Materiellen nicht widerstehen konnte?
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TERMINE IM DEZEMBER: 02.12., 13.12. & 22.12.
TagesSatz
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ZWISCHEN DEN ZE I L E N
Beste Freunde Haustiere sind nicht nur treue Begleiter des Menschen. Neue Studien belegen sogar, dass Hund und Katze unser Immunsystem, Herz und Kreislauf stärken – und unsere Seele streicheln. Lauter gute Gründe also, um sich auch mal literarisch mit den Vierbeinern auseinander zu setzen. Drei aktuelle Bücher stellen wir diesen Monat vor.
* DANIELE PALU Hunde-Universum
Was Katzen wirklich wollen
Was Hunde wirklich wollen
Ratgeber sind immer so eine Sache. Meist kommt einer daher, erzählt uns, warum man das eine unbedingt machen, anderes besser lassen sollte und gibt uns eine vermeintlich neue Methode an die Hand, die stets wie ein Heilsversprechen klingt. In diese Falle tappt Maike Maja Nowak nicht. Nowak, die zunächst Hundepsychologie und Verhaltentherapie für Hunde studierte, wendete sich bald ab von den herkömmlichen Erziehungsmethoden. Und ebenso verfährt sie auch in ihrem Buch: Sie belehrt nicht, sie schildert Fallbeispiele aus ihrer Arbeit als Hundetrainerin. Sie erzählt von alltäglichen Missverständnissen zwischen Tier und Mensch, davon, warum der Hund so häufig genau das Gegenteil macht, von dem, was der Mensch von ihm erwartet. Leckerli und Bestrafung haben in Nowaks Universum keinen Platz. Sie setzt auf die Autorität des Menschen. Ein starres Schema mit festgesetzten Regeln bietet sie dem Leser nicht an. Stattdessen versucht sie in ihren Geschichten verschiedene Wege aufzuzeigen, die ans Ziel führen. Sprachlich ist das Buch zwar nicht gerade eine Offenbarung, die Geschichten sind aber nichtsdestotrotz liebevoll und kurzweilig erzählt – und lehrreich ist das Buch allemal.
Es gibt viele Gründe dafür, warum jemand sein Heim mit einer Katze teilen mag. Dennoch will ein solcher Schritt gut überlegt sein. Ziel des Buches ist es, umfangreiche Informationen zu liefern, die bei diesem Entscheidungsprozess helfen können. Das Kapitel „Eine Katze auswählen“ gibt Tipps, um das eigene Heim auf den neuen Mitbewohner vorzubereiten und hilft außerdem dabei herauszufinden, welche Art von Katze den Ansprüchen des neuen Besitzers am ehesten entspricht. Ein weiteres Kapitel enthüllt das geheimnisvolle Wesen einer Katze, erklärt ihr Verhalten, auf welche Weise ihre Körpersprache ihre Gemütslage verrät und welche verschiedenen Bedeutungen ihr Miauen haben kann. Auch wenn Katzen von Natur aus zufriedene Lebewesen sind, haben sie dennoch körperliche, emotionale und psychologische Bedürfnisse, für deren Erfüllung der Katzenhalter Verantwortung trägt. Das alles ist kompakt und verständlich verpackt.
Welcher Hund passt zu mir? Wie „tickt“ mein Hund? Welche Bedürfnisse hat er und wie kann ich mit ihm trainieren? Antworten auf diese und viele andere Fragen rund um die treuen Vierbeiner finden sich in diesem praxisorientierten Ratgeber. Umfassend und fundiert bietet der handliche Band sämtliche Informationen, die Hundehalter und die, die es werden wollen, wissen müssen. Fachkundig und leicht verständlich berät er in allen wichtigen Hunde-Belangen: vom Verhalten und der Körpersprache über Rassen, Kosten und Erziehung sowie den Alltag mit einem Hund bis hin zu Pflege und Gesundheit. Trotz anschaulicher Fallbeispiele aus der Praxis, Tipps von Experten, übersichtlichen Checklisten und mehr als 200 Fotos geht das Buch zwar über eine oberflächliche Betrachtung selten hinaus, dürfte aber dennoch vielen Hunde-Neulingen ein unentbehrlicher Begleiter werden und sogar für den einen oder anderen Hundebesitzer ein passendes Weihnachtsgeschenk sein.
Maike Maja Nowak: Die mit dem Hund tanzt. Goldmann, 17,99. Hardcover, 256 Seiten
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Catherine Davidson: Das KatzenVersteher-Buch. Dorling Kindersley, 9,90 Euro. Hardcover, 192 Seiten
Sophie Collins: Das HundeVersteher-Buch. Dorling Kindersley, 9,90 Euro. Hardcover, 192 Seiten
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I N D E R N A H AUFNAHME Freunde haariger Begleiter dürften diesen Monat glücklich werden: Hundefans erfreuen sich im Kino an der tierischen Hälfte von „Tim und Struppi“ und für Katzenliebhaber haben wir einen märchenhaften Thementipp parat.
DVD-Tipp
outnow.ch
* CLIFFORD SPENCER
Eine dunkle Begierde R.: David Cronenberg D/F/GB/IRL/CDN 2011; FSK 16 Sabina Spielrein (Keira Knightley) schreit und strampelt als sie eingewiesen wird. Sie kommt unter die Obhut des idealistischen Arztes Carl Jung (Michael Fassbender). Er wendet die neue Methode der Gesprächstherapie an ihr an. Dabei entdeckt er eine hochintelligente und leidenschaftliche junge Frau, der er kaum widerstehen kann. Sie ermutigt ihn dazu, Kontakt zu seinem Vorbild Sigmund Freud (Viggo Mortensen) aufzunehmen. Zwischen ihnen entwickelt sich eine jahrelange Freundschaft, die schon früh Risse aufzeigt. David Cronenberg („Tödliche Versprechen“) ist Fachmann für die dunklen Abgründe der Seele, egal welches Genre und stets visuell einfallsreich. Ein Film über die Pioniere der Psychoanalyse müsste also das perfekte Material für ihn sein. Es werden aber einfach zuviele Stationen abgeklappert, statt Tiefenanalyse wird oft nur an der Oberfläche gekratzt. „Eine dunkle Begierde“ ist eine Mischung aus schwachem Biopic und Kammerspiel mit starken Darstellern. Für Freunde des Themas interessant als Debattengrundlage, Fans des Regisseurs warten lieber auf den nächsten Film.
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Die Abenteuer von Tim und Struppi R.: Steven Spielberg USA/NZ 2011; FSK 6 Als der junge Reporter Tim (Jamie Bell) auf dem Flohmarkt ein schickes Schiffsmodell kauft, ahnt er noch nicht welches Abenteuer ihm bevor steht. Denn der zwielichtige Sakharin (Daniel Craig) will dieses Modell um jeden Preis und schreckt auch vor Einbruch, Mord und Entführung nicht zurück. Zusammen mit seinem treuen Hund Struppi und dem versoffenen Kapitän Haddock (Andy Serkis) entdeckt er nach und nach das uralte Geheimnis der mysteriösen „Einhorn“. Es liest sich wie ein kleines „Best of“ aus alten Hasen und Newcomern der Filmindustrie: „Tim und Struppi“ ist eine Zusammenarbeit von Steven Spielberg („E.T.) und Peter Jackson („Der Herr der Ringe“), nach einem Drehbuch unter anderem von Edgar Wright („Shaun of the Dead“) und Joe Cornish („Attack the Block“). Und tatsächlich: Ausgerechnet sein erster rein digitaler Film entfesselt die alten Stärken des Meisters. „Tim und Struppi“ gefällt mit charmantem Witz, liebenswerten Figuren und einer perfekt inszenierten Abenteuergeschichte. Das Ergebnis ist nicht weniger als der spaßigste Spielberg-Film seit „Jurassic Park“.
Das Königreich der Katzen R.: Hiroyuki Morita J 2002; FSK 6 Haru ist etwas schusselig, nicht sonderlich selbstbewusst und verknallt in einen älteren Mitschüler. Ein ganz normaler Teenager eben. Als sie beherzt einer Katze das Leben rettet, staunt sie nicht schlecht. Der Kater verbeugt sich vor ihr und bedankt sich höflich! Kurz darauf wird sie feierlich in das Königreich der Katzen eingeladen, denn der kleine Kater ist der Prinz des Reiches. Soweit so gut, nur entpuppt sich der König als verwöhnter Tyrann, der sie unbedingt mit seinem Sohn verheiraten will. Zu allem Überfluss verwandelt sich Haru allmählich in eine Katze. „Das Königreich der Katzen” gehört zu den weniger bekannten Titeln von Studio Ghibli, den Meistern der 2D Animation. Es bietet einen leichtgängigen Einstieg in komplexere Werke der Japaner, gerade weil weder die überdrehte Ästhetik von „Chihiros Reise ins Zauberland“ noch der Tiefgang von „Prinzessin Mononoke“ erreicht wird. „Das Königreich der Katzen“ ist wie ein klassisches Märchen aufgebaut, so schlicht wie schön, mit wundervollen Charakterdesigns, die das Herz eines jeden Katzenfans höher schlagen lassen.
TagesSatz
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DAS LE T Z T E
DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum Ökostrom für Göttingen
schichte die Einrichtung vor negativer Energie schützen soll. Und das war bitter nötig: Der Mädchentreff am Karlsplatz 5 stand nämlich kurz vor der Schließung. „Die Zuschüsse in der Jugendarbeit sollten drastisch gekürzt werden. Geplant war, sämtliche Mittel von 36.000 Euro zu streichen“; so Lisa de Witt, hauptamtliche Mitarbeiterin des Treffpunktes. Vor knapp vierzehn Tagen kam dann die Wende. Sowohl „Girls Only“, wie auch das Jugendcafe in der Treppenstraße bleiben weiter erhalten, die Fördermittel für das Jahr 2012 sind gesichert. Erleichterung ist bei Lisa de Witt zu spüren: „Viele Mädchen haben Gewalt in der Familie und Diskriminierung erlebt. Ihr Selbstbild ist meistens ziemlich angeknackst.“ De Witt und die Kollegen versuchen, die Mädchen zu bestärken, loben ihre Texte: „Die können tolle Sachen. Das muss man den Mädchen immer wieder sagen. “Girls Only“ leiste auch deshalb einen wichtigen Beitrag, weil Jugendzentren oder Skater-Treff meist Jungs vorbehalten sind: „Dies ist ein Raum, indem die Wünsche der Mädchen, ihre Ideen und Stärken im Vordergrund stehen.“
GÖTTINGEN – Nur noch Strom aus regenerativen Energiequellen oder Kraft-Wärme-Kopplung – das will die Stadt Göttingen weiterhin umsetzen. Ab 1. Januar versorgt die Lichtblick AG die städtischen Gebäude sowie die Straßenbeleuchtung außerhalb der Kernstadt mit sauberem Strom. Jährlich liegt der Strombedarf der Stadt Göttingen zusammen mit weiteren städtischen Einrichtungen bei 23,6 Millionen Kilowattstunden. (mns)
GÖTTINGEN – Die Innere Mission Northeim ist ver.di negativ bei ihren Arbeitsbedingungen aufgefallen. So ist laut Göttinger Gewerkschaftssekretärin Julia Niekamp von Burnout-Fällen, hohem Krankenstand und Verstößen gegen geltende Arbeitszeitenregelungen die Rede. Anstelle der vereinbarten 38,5 Stunden pro Woche arbeiteten die Beschäftigten 40 Stunden ohne Lohnausgleich. Heimleiter Robert Wehr wies diese Behauptung zurück und berief sich auf die freiwillige Überstundenleistung seitens der Mitarbeiter. (mns)
Girls Only
Regelverstoß?
Mädchentreff „Girls Only“ ist gerettet Kassel – Der Mädchentreff am Karlsplatz hat über dem Sofa als Hingucker den roten Drachen „Serafin“, der laut zugehöriger Kurzge-
Mädchentreff „Girls Only“, Karlsplatz 5, Di 15.00-18.00, Mi 16.00-19.30, Do & Fr 15.00-19.30 Uhr, Tel.: 0561/9200 -2444)
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Holger Teichmann
Nächstes Mal JANUAR-Ausgabe 2012
Im neuen Jahr freuen wir uns als Redaktion darauf, ein wenig Urlaub zu genießen und eine komplette Ausgabe von unseren Verkäufern schreiben zu lassen. Sie erwartet ein Heft voller Erfahrungen und Erlebnisse aus erster Hand. Beispielsweise schildert Olaf Burhenne seine Städtereiseerlebnisse, Detlef „Rocky“ Bernhard berichtet darüber, wie er zum TagesSatz fand und Maya vom Bruch erzählt von den Schwierigkeiten als Verkäuferin.
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TagesSatz
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TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo, Mi, Do & Fr: 17-19 Uhr Di: 15-17 Uhr Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo-Fr: 9-11 Uhr Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse Kto.: 11 833 79 Blz.: 520 503 53 Sparkasse Göttingen Kto.: 505 815 11 Blz.: 260 500 01 Redaktionsleitung: Carsten Seydlowsky, Melanie Swiatloch (GÖ), Harald Wörner (hw) (KS) Pressesprecher: Kai Budler und Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Christian Piontek Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Oliver Barth Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: calliopa@yahoo.de Redaktion Kassel: Sara Davin, Stefan Giebel, Nora Mey, Hans Peter Pung, Claudia Alexandra Rose, Katharina Schwarz Redaktion Göttingen: Semsiye Aygir, Olaf Burhenne, Helene Dahlke, Bruno Führ, Robert Halagan, Julia Krause, Khoa Ly, Sandy Naake, Daniele Palu, Christoph Pengel, Katharina Preuth, Clifford Spencer, Holger & Hannelore Teichmann News GÖ: Jascha Grewe (jg) & Melanie Swiatloch (mns) Illustration GÖ: Pilar Garcia Fotografie: Detlef „Rocky“ Bernhard, Helene Dahlke, Sara Davin, Robert Halagan, Julia Krause, Jörg „Yogi“ Müller, Carsten Seydlowsky, Melanie Swiatloch, Holger Teichmann, photocase.com Umschlag: Michel Keck (www.michelkeck.com) Layout: PLAZEBO www.plazebo.net Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Harald Wörner TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 3.000
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.
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W O H I N , W E NN Allgemeine Hilfen
EssenSAUSGABEN
Göttingen
Göttingen
Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/999590
Die Göttinger Tafel Jakobikirchhof 1 37073 Göttingen Tel. 0551–51030
Opferhilfebüro Göttingen für Opfer von Straftaten Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Herr Bayer 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit Brockensammlung Levinstr.1 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbing-geschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2 37083 Göttingen Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten Ansprechpartner: Hr. Holler 0561/6029458 Pro Familia Kassel Frankfurter Straße 133 a 34121 Kassel 0561/27413 Außenstelle Witzenhausen (Rathaus/EG/Raum 10) Am Mart 1/ Witzenhausen Arbeitslosenhilfe Göttingen Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10 37073 Göttingen 0551/50091-0 Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a 37073 Göttingen 0551/43373 Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) Weender Str. 87, 1. Stock 37073 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di, Do & Fr 14.30 - 18.00 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8 34117 Kassel 0561/7209536
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Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003 Suppentopf der Heilsarmee jeden Montag von 14-15 Uhr Martinsplatz Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6 34117 Kassel weitere Ausgabestellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche
Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße
Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel
Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21 37083 Göttingen 0551/72051
Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920
Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24 34117 Kassel 0561/7290441
Kassel
Haftentlassene
Lebenskrisen
Göttingen
Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333
Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24 37081 Göttingen 0551/632977 Kassel Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00
Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361
Frauen in Not
Göttingen
Göttingen
Göttingen
Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411
Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484
AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4 37073 Göttingen 0551/4004831
Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738-00
Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach1911 37009 Göttingen 0551/5211800 Kassel Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113 Karla 3 Aufenthalt und Beratung für wohnungslose Frauen Karlsplatz 3 34117 Kassel 0561/15532 Autonomes Frauenhaus 0561/898889 Frauen in Not 0561/9892929 Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67 34127 Kassel 0561/ 89 31 36 Gesundheit Göttingen
Kassel
Kassel
Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WohnungslosenHilfe Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Rosdorfer Weg 17 37073 Göttingen 0551/517980
Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1 34117 Kassel 0561/97975910
Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45 34117 Kassel 0561/12115
Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380
Rechtsberatung & Hilfe
Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5 37073 Göttingen 0551/56190
Kassel
Kassel
Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51 34127 Kassel 0561/893099
Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18 34123 Kassel 0561/570359-0
Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1 34117 Kassel 0561/772934
Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/787-5061
Kinder & Jugendliche in Not Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11 37073 Göttingen 0551/7709844
Göttingen
Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23 37073 Göttingen 0551/392690
AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10 37073 Göttingen 0551/50091-0
Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35 34117 Kassel 0561/70738–00
Kassel
Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30
Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Hermannstr. 6 34117 Kassel 0561/7128829
Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24 37073 Göttingen 0551/57094
Wohnungsprobleme
Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1 34127 Kassel 0561/899852 Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0
Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1 37085 Göttingen 0551/4004862
Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301
Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530
Kleiderkammern
Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766
DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2 37073 Göttingen 0551/45033
Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5 34117 Kassel 0561/572090
Notschlafstellen
Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25 37008 Göttingen 0551/44684
Göttingen
Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505
Hilfe & Selbsthilfe bei AIDS
KORE e.V. - Sozialberat. f. Frauen Papendieck 24-26 (Hinterhof, EG) 37073 Göttingen 0551/57453
Suchtberatung: Drogen
Göttingen Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11 37073 Göttingen Kleiderladen Ausgabe: Do 9-12 Uhr 0551/5473717
Suchtberatung: Alkohol Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0 Suchtberatung Diakonisches Werk Goethestraße 96 34119 Kassel 0561/938950
Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59 34117 Kassel 0561/103861
Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@ tagessatz.de!
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Foto: helene Dahlke
DAS ALLERLETZTE
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© Basta, 11/2011
nde: hrese a J m 0 Uhr zu – 1 4 .0 eiten 0 z 0 s . g 9 n Uhr Ö f f nu 22.30 abend – g i l 0 i 0 e . 9 r .H 24 .12 .00 Uh .12. 0 – 14 6 0 2 . 9 – . Uhr 25.12 22.30 – ter s 0 e 0 v . l i 12 S 31.12. ahr j u e N 0 1 .0 1 .
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Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co.TagesSatz KG
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