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Nicolas Senn & seine Liebe zum Hackbrett
Sein Musiklehrer konnte gar kein Hackbrett spielen
Seine Liebe zum Hackbrett fing an, als er noch ganz klein war. Nicolas Senn ist der bekannteste Hackbrettspieler der Schweiz. Der 32-jährige Appenzeller tritt auf der ganzen Welt mit seinem traditionellen Musikinstrument auf.
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«Als ich drei Jahre alt war,
habe ich an der OLMA zum ersten Mal ein Hackbrett gesehen und gehört», erzählt Nicolas Senn. Von da an war er fasziniert von dem speziellen Instrument und hörte nicht auf, davon zu sprechen. «Es hat mir den Atem verschlagen und auch heute noch zieht es mich in seinen Bann, wenn ich dieses schöne Instrument höre.» Immer wieder sagte der kleine Nicolas seinen Eltern, dass er Hackbrett spielen wolle. Da seine Arme noch zu kurz waren, um das Instrument zu spielen, hätte er eigentlich warten müssen, bis er etwas älter und grösser gewesen wäre. Hätte. «Ich habe so gestürmt, da hat meine Mutter jemanden gefunden, der bereit war, es mir trotz meines zu jungen Alters beizubringen», sagt er und lacht. Ein pensionierter Musiklehrer nahm sich Nicolas Senn an. Das Spezielle war, dass er gar nicht Hackbrett spielen konnte. Aber die beiden teilten die Faszination dafür und so erlernte der Musiklehrer das Instrument extra, um sein Wissen an Nicolas weitergeben zu können. «Ich bin ihm bis heute sehr dankbar. Hätte er nicht diesen grossen Aufwand auf sich genommen, wäre es vielleicht für mich immer nur ein grosser Traum geblieben», so der heute 32-Jährige.
Mit neun oder zehn Jahren hatte Nicolas Senn seine ersten Auftritte – zusammen mit seinem Mentor und Musiklehrer. Und obwohl er eigentlich nie das Ziel oder den Wunsch hatte, auf der Bühne zu stehen, gefiel es ihm. «Nach und nach konnten sich mein Lehrer und ich durch das verdiente Sackgeld eine eigene Appenzeller Tracht anschaffen.» Sein Förderer und Mentor ist mittlerweile verstorben. Aber die beiden Musiker waren bis zu seinem Tod befreundet. «Seine Witwe hat alle Kompositionen ihres Mannes zur Seite gelegt. Ein paar davon habe ich erhalten und ich habe mir fest vorgenommen, das eine oder andere Stück davon wieder zu üben.»
Ganz eigene, heimelige Töne
Am Hackbrett fasziniert und begeistert Nicolas Senn bis heute, dass man beim Spielen «sieht, was läuft». «Der Zuschauer kann beobachten, wie ich die Saiten schlage, er sieht, ob ich langsam oder schnell spiele.» Und natürlich die Töne. «Das Hackbrett spielt ganz eigene, heimelige Töne.»
Nicolas Senn, aufgewachsen mit drei jüngeren Brüdern am Bodensee, war kein klassisches Wunderkind. «Es hat mich zwar begeistert, aber ich habe nicht nur noch Tag und Nacht Hackbrett gespielt.» Seine musikalische Karriere wuchs langsam. Aus kleinen Auftritten wurden grössere, mit zwölf Jahren war er zum ersten Mal im Radio, bald darauf im Fernsehen zu sehen. «Ich habe nie eine Bühnenlaufbahn angestrebt. Ich mache es sehr gerne und finde es cool, aber es ist nicht nur mein Lebensinhalt», sagt Nicolas Senn. Mit 19 Jahren zog er ins Appenzellerland, wo er auch heute noch mit seiner Freundin lebt. Seine Familie mietete ein Ferienhaus in Gais, wo er schon in seiner Kindheit sehr
«Es hat mir den Atem verschlagen und auch heute noch zieht es mich in seinen Bann, wenn ich dieses schone Instrument hore. .... »
gerne Zeit verbrachte. «Appenzell bedeutet Heimat für mich – sowohl kulturell, geografisch und landschaftlich. Ich liebe die Lebensart und Lebensfreude der Appenzeller. Es gibt fast nichts schöneres, als in einer gemütlichen Wirtschaft zu sitzen und mit Freunden und Kollegen zu musizieren. Egal, wie viele Leute noch dazu kommen, es hat immer Platz für einen mehr», sagt er mit einem Lächeln. Wenn er von Zürich aus nach Hause fahre und kurz vor Winterthur zum ersten Mal den Alpstein sehe, dann wisse er, das sei seine Heimat. Im Alpstein ist Nicolas Senn besonders gern unterwegs. Es ist sein Kraftort, wo er Energie tanken kann, aber auch immer wieder zu neuen musikalischen Stücken und Kompositionen inspiriert wird.
Hackbrett spielen auf dem Kilimanjaro
Nicolas Senn hat schon vieles erreicht in seiner Karriere: er gewann den Schweizer Grand Prix der Volksmusik, erhielt den Prix Walo. Er trat mit den verschiedensten bekannten Schweizer Künstlern auf, spielte schon fast auf der ganzen Welt. «Sehr viele berührende und emotionale Momente.» Ganz speziell war für ihn, als er für ein Spital in Kenia einen Spendenmarathon machte und den Kilimanjaro bestieg. «Ich habe extra ein spezielles Hackbrett bauen lassen, das in den Rucksack gepasst hat», erzählt er. Und tatsächlich erreichte er den Gipfel auf 5895 Meter. Dort oben spielte er auf seinem Hackbrett. «Ein unglaubliches und einzigartiges Gefühl.»
Auch ein Erlebnis, das ihm in Erinnerung bleibt, ist ein Auftritt im Ausland. Er durfte bei einer Eröffnung eines Schweizer Konsulats im Ausland spielen. Verschiedene Botschafter und andere wichtige Persönlichkeiten des Landes waren vor Ort. Und der Schweizer Musiker hatte extra die Hymne des Landes gelernt. «Heute noch könnte ich sie Ton für Ton spielen», ist er überzeugt. Doch damals, als es darauf ankam, hatte er das grösste Blackout seiner Karriere. «Ich habe einfach improvisiert, aber hätte im Boden versinken können.» Trotzdem hätten die Zuschauer geklatscht. «Ich habe ihnen dann erklärt, dass ich die Melodie für mein Hackbrett etwas anpassen musste», sagt er und lacht schelmisch. Auch wenn er sich gut retten konnte, ist er froh, dass dies das einzige Blackout bei einem Auftritt geblieben ist.
CD Verlosung
Nebst seiner grossen Liebe und Leidenschaft, der Musik, fotografiert der Wahl-Appenzeller gerne. Senn war nebst seinem Wirtschaftsstudium eine Zeit lang als Pressefotograf tätig. Auch heute noch fotografiert er für den FC St. Gallen und vereinzelt Hochzeiten und andere Anlässe, wenn es seine Zeit zulässt.
Nicolas Senn ist froh, dass er nun wieder vermehrt auftreten kann. Das habe ihm schon gefehlt während der Pandemie, sagt er. Trotzdem hat er die Zeit genutzt für andere Projekte: er moderierte im Fernsehen «Potzmusig» und unterrichtete vermehrt als Musiklehrer, was er beides auch heute noch tut. Er hatte mehr Zeit für sich, für seine Familie und seine Freunde. «Aber ich freue mich, wenn es wieder losgeht. Die Bühne und das Publikum haben mir doch etwas gefehlt», gibt er zu.
•• text: carole bolliger, fotos: zvg. Das STADT&LANDmagazin verlost drei signierte Exemplare der CD «Sennemusig»:
Senden Sie eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten und dem Betreff «Verlosung Nicolas Senn» bis am 22. Oktober 2021 an: redaktion@stadtland-magazin.ch
Teilnahmeberechtigt ist jede volljährige Person mit Schweizer Wohnsitz. Die Gewinner werden durch die Redaktion ausgelost und benachrichtigt. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg und die Barauszahlung der Preise sind ausgeschlossen.