ADATO #2_2019 Architecture and Voyage

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A DAT O Architecture + Vo y a g e

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19 NARRATIVES - Sundowner - 63° 33‘ 4‘‘ N, 19° 18‘43“ W ESSAYS - Alleys in Wonderland REVISITED From Films to Places - From Side streets to Spaces.

- Voyage dans la lune 2.0 Of cannons, bubbles, garbage and Greek Gods

POINT NEMO PUBLISHING •

ISSN 2658-9974 •

INTERVIEW „Nach Norden nach Norden!... oder doch in den Süden?“ - Annette Goessel



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PEICHL

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_EDITORIAL _ G U S TAV P E I C H L Fr a n ç o i s Va l e n t i n y

_ D I E S TÄ D T E A M M E E R - Von Gdansk nach Athen A n n a Va l e n t i n y

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_ON THE ROAD Von Chaos und Ordnung, Realität und Fiktion. A n n a Va l e n t i n y

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_REVISITED From Films to Places - From Side streets to Spaces. Nikolas Ettel

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Zur Ausstellung von Annette Goessel

I N H A LT

CONTENT

_„NACH NORDEN, NACH NORDEN! … ODER DOCH IN DEN SÜDEN?“ in der Valentiny Foundation vom 12.10. – 03.11.2019

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_ 6 3 ° 3 3 ' 4 ' ' N, 1 9 ° 1 8 '4 3 " W Lillian Gössel

_ V OYA G E D A N S L A LU N E 2 .O A story of cannons, bubbles, garbage and Greek Gods Eleni Palles

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_SUNDOWNER

Graham Brenton McKay

_THE BLUE HOUR PROJECT Four Moments - Four Haikus Dana Popescu

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_ P O LY C E P H A LY An architectural investigation into non-binary worlds by Takk MAGAZIN

_BETWEEN MODERNITY 76 AND THE ARCHAIC Sculptural installations oscillating between Le Corbusier and Medea Stefania Strouza

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EDITORIAL

https://www.youtube. com/watch?v=gYMfEKELveQ

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EDITORIAL

Er D bet M a e rat r a d w nn ang as i w un es m e m ei it d i un de hm sch eld tläu s s fi w e d sc w sen ein ar t w ge z a he äh H Z h e na re oh im m r, w ote rm nd e F me Sc ur l en r a hn de von en m St an h ste n, e urrb er m hin ra r nd inte die ine art it d ten Learn how THE GRAND BUDAPEST un r ih Au n a un ien , vo HOTEL was created by Wes And m ss nge d in stf n d derson and production designer di ic e s n e ht e e Adam Stockhausen! eh fra rtig r G un in n a be Ge ufs me zö em art sis en E so pä o n Die Gesellschaft für deutsche Sprache wählte 2018 den Begriff "Heißzeit" nn ck ffe , in ch inv ter K e n g ra te he r zum Wort des Jahres. i e Se re M rsch esc stän sse Gemeint ist damit eine durchaus subtile lautliche Analogie zum Ausdruck h e i e, n h a d di sch er g olz nitt nis us "Eiszeit" und angeklagt wird offensichtlich der menschenverschuldete KlimaAu e e e a w mö ne em und Fl sD wandel. Wenn auch existenziell wichtig, war der Begriff "Heißzeit" jedoch nicht ut ffte ä m p er ze un hrte blie das am häufigsten verwendete Wort des letzten Jahres, sondern vielmehr der, G fan beg it To e r d a n zumindest wenn es nach der GfdS geht, der dieses am treffendsten charakteriha d im . E ten hro gen b s t i r ic . n c t R sierte. Auf Platz Nummer 2 stand "Heißluft". Z e Ve un im trat aum k, b Ein h d ne eg M ur sa d n me an , di Zum Wort des Jahres 2019 krönt ADATO das Wort "Reisescham", das nd ie r u ein den leit ana ch g, d g e te dri nt e D seinen Titel bereits zum dritten Mal in Folge konkurrenzlos verteidigt. Und . ge er s d ma te i er, ie g rit e h ro te zwar weil in den letzten rund 150 Wochen keine einzige Feuilletonseite ohne , g bra av n m n i sK o es i nk ß c es auskam und sonntagmorgentliche Ausbrüche in die Weiten der Kulturwelt ap tre hte n, n it st m L lein e H in Selbsthass enden mussten - ein Kunstgriff, den die Chefredaktionen schon, ite ck , b ac ark ift e al l, T te lic hd du zu r, le le u allein aus Selbstschutz und aus Kollegialität gegenüber den Freunden in der n W kte em ft m i ho en zw ser, d d Leserbriefabteilung seit einigen Jahren einsetzen. - Einfach widerlich wie el m e d l en r h e de e sc ie as sich diese Touristenmassen über die Erde rollen und sich an Kulturkreisen in ina r An n B iten hm Vor M erfreuen, denen sie gar nicht angehören. Auf Platz 2 landet dann das Wort an ru h e u l g hi s a es um Sto ich alle n, "Humanshaming" (unbedingt ohne # bei Google eingeben, sonst landen Sie ge uf te c e e 19 m bei den Tierfotos, auf denen sich Herrchen oder Frauchen mit vorgehaltenem de llte n g kwe lnd ins 11 O e G Schild in Gegenwart ihrer vierbeinigen Freunde selbst geißeln, weil sie vergesle n n sich sch rk h höfl ffi i a ch m ina ic ce. c sen haben diese zu füttern.) h ü ta hm zur üc ck uf u er kt i t t ge täg kg n h Aber Spaß beiseite: Die Katastrophen unserer Zeit müssen beim Namen ge lic ez att d e o genannt werden und wir sollten alle gemeinsam daran arbeiten die treffenden n h da m gen Worte, zuerst aber wohl Gedanken und Taten, zu finden: Und so widmen wir s U en , mit Die Städte am Meer das erste Kapitel dieses Hefts der forcierten Reise und fe r

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Film Still, Wes Anderson. 2014. Grand Budapest Hotel.


Wahnsinn gefunden und kann ihn auch noch in Worte fassen.

Und glauben Sie mir, Sie hat die richtigen Gedanken für den ganzen Erdlings

nicht mehr zu erträumen gewagt haben - schon gar nicht am Sonntagmorgen.

bubbles, garbage and Greek gods. ein Fenster aus dem Alltag, das Sie sich gar

Eleni Palles bietet Ihnen mit Voyage dans la Lune 2.0 - A story of cannons,

Und es ist auf einem Himmelskörper, wo die Reise dieser ADATO endet.

Planeten gleich.

Erdplatten, liegt die jüngste Insel Europas einem unendlich weit entfernten

des Atlantiks gefangen, auf der Nahtstelle zweier auseinanderdriftender

N, 19° 18' 43" W zu den Farben und Schattierungen Islands nehmen. Inmitten

und Raum ringen, während Lillian und Annette Gössel Sie mit nach 63° 33' 4''

einigen Hemingway Daiquiris kurz um Orientierung und ein Gefühl für Zeit

Graham McKay lässt Sie auf der Strecke von A nach B und zwischen

nimmt Sie Nik mit in die Alleys in Wonderland (ADATO 1_18).

Alleys Hong Kongs. In From Movies to Places - From Side streets to Spaces

entfernt eine 360° Kamera auf den Kopf und läuft durch die schmalen Back

dokumentierten, stellt sich Nikolas Ettel fünfzig Jahre später und 12 000 km

es in Amerika anders sein - durch die auf der Motorhaube fixierten Kameras

Vegas Exkursion 1968 zusammen mit ihren Studenten, die Stadt - wie könnte

Während Scott Brown und Venturi, als leitende Professoren der Las

amerikanischen Nordkontinents entlang seiner Hauptverkehrsadern.

dem komponierten Realismus Ryan McGinleys entfalten sich die Weiten des

Deadpan Aufnahmen der Fassaden Reihen entlang des Las Vegas Stripe und

Ost nach West auffädeln. Zwischen Denise Scott Brown und Robert Venturis

Diner, die Tankstelle, die sich Oasen gleich entlang schnurgerader Linien von

In On the road. besuchen Sie die Typologien Amerikas, das Motel, das

und in seinem Wesen als Friedhof der Namenlosen vor den Küsten Europas.

ment, als Grenze zwischen den Welten, als Symbolträger für einen Neuanfang

Figuren der griechischen Mythologie zu Helden wurden, als trennendes Ele-

auf dem Glücksritter der Unterjochung fremder Völker entgegensegelten und

wird, diente bereits der ADATO 1_17 als Leitartikel. Er bespricht das Meer,

Der Essay, der an dieser Stelle zum zweiten Mal in ADATO publiziert

in Hoffnung auf eine bessere Zukunft bestreiten.

den Menschen, die sie als Flüchtlinge vor Krieg und Armut und als Migranten

Graham McKay lets you struggle briefly for orientation and your sense of time and space on the route from A to B and between some Hemingway Daiquiris, while Lillian and Annette Gössel take you with "63° 33' 4'' N, 19° 18' 43" W" and „Nach Norden, nach Norden! … oder doch in den Süden?“ to the colours and shades of Iceland. Caught in the middle of the Atlantic, at the junction of two drifting earth plates, the youngest island of Europe lies like an infinitely distant planet. And it is on a celestial body where the journey of this issue ends. With "Voyage dans la Lune 2.0 - A story of cannons, bubbles, garbage and Greek gods", Eleni Palles takes you to the stars to talk about earthly madness.

"On the road" visits the architectural typologies of the United States of America: the motel, the diner or the gas station. Between Denise Scott Brown and Robert Venturi's Deadpan shots of the facade rows along the Las Vegas Stripe and the composed realism of Ryan McGinley, the vastness of a continent is unfolded along its main traffic arteries. While Scott Brown and Venturi, as leading professors of the 1968 Las Vegas excursion, together with their students, documented the city through a comera fixed on the engine hood, Nikolas Ettel turns, fifty years later and 12,000 km far away, a 360° camera upside down and walks through the narrow back alleys of Hong Kong. In From Movies to Places - From Side streets to Spaces Nik takes you to the "Alleys in Wonderland" (ADATO 1_18).

The catastrophes of our time must be called by their names and we should all work together on finding the right words, but first thoughts and deeds: With "Die Städte am Meer" we dedicate the first chapter of this ADATO+Voyage to the forced journey and to the people: to refugees fleeing from war and poverty as to the migrants leaving their homes in the hope for a better future. This comment was first published in ADATO 1_17 and discusses the sea as separating element, as a border between the worlds, as a symbol for new beginnings and in its essence as a cemetery of the nameless off the shores of Europe.

Anna Valentiny

Bruce Bushman sketched rides based on Disney films like this shoot-thechutes sliding down the tongue of Monstro, the Whale from Pinocchio. © Walt Disney Company


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„ Etwas mehr Kreativität und vor allem viel mehr Erotik in der Architektur, bitteschön“. Gustav Peichl anlässlich seines 90. Geburtstages im Museum für Angewandte Kunst in Wien

Gustav Peichl (* 18. März 1928 - † 17. November 2019)

In tiefer Trauer, Dankbarkeit und Freundschaft gedenken wir dem einzigartigen Gustav Ironimus Peichl.


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„Valentiny, grüß mir Deine Damen“. Mit seinen Grüßen an meine Frau Edith und unsere Tochter Anna verabschiedete sich mein Freund Gustav Peichl nach jedem Treffen und nach jedem Telefonat von mir. Das Jahr 2019 wird nun in Trauer enden, denn nach Friederich Achleitner und Wilhelm Holzbauer sind jetzt auch seine Worte verstummt. Kennengelernt habe ich Gustav Peichl Anfang der 70er Jahre als Professor an der Akademie am Schillerplatz in Wien. Zu jener Zeit wetteiferten die Hollein- und die Holzbauer-Schüler von der Angewandten gegen die Rainer- und Peichl-Schüler der Bildenden um die Vorherrschaft zweier der bedeutendsten Architekturschulen. Schätzen gelernt habe ich Gustav Peichl als Assistent von Wilhelm Holzbauer in den Jahren 1980-81, als sie gemeinsam die Meisterklasse für Architektur an der Internationalen Sommerakademie in Salzburg leiteten. Damals sah ich einen Besessenen, einen Getriebenen und Inszenierenden, der sich in alles Erdenkliche einmischte um mit zu gestalten. Architektur war sein Lebensinhalt, aber für ihn, den Energiegeladenen, den ewig Suchenden nach den großen Zusammenhängen der Welt, war dieses Feld wohl viel zu klein. Peichl erkannte sehr früh, dass die politische Karikatur für ihn nicht nur als Ausgleich oder Ventil zu seiner Arbeit als Architekt und Lehrer diente, sondern dass sie ihm, im gleichen Ausmaß wie die Architektur, ein großes Gestaltungsfeld bot. Gustav Peichl gestaltete nicht nur als internationaler Architekt großartige Bauten, sondern übte unter dem Pseudonym Ironimus mit tausenden von Karikaturen im ORF, der Presse und der Süddeutschen Zeitung über Jahrzehnte großen Einfluss auf Kultur und Politik aus. Peichl, der Schüler von Clemens Holzmeister, der Architekt, der Professor und Leiter der Meisterklasse für Architektur und Rektor der Akademie für Bildende Kunst in Wien, war ein Gigant, der sowohl als Baumeister als auch als Karikaturist blitzgescheit jede Aufgabe und jede Situation in Bruchteilen von Sekunden analysieren konnte um seine Gedanken anschließend präzise und nachhaltig zu Papier zu bringen. Ironisch, zeichenhaft und unverkennbar prägte er wie kein anderer seiner Generation die österreichische Baukultur.

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Peichl hat für den Menschen gebaut und so war es sehr naheliegend, dass er sich als Kulturträger verstand. Obwohl er seine Eitelkeit pflegte und sich sehr gerne als Pausenclown bezeichnete, forderte er mit Ausdauer und Vehemenz Respekt für die Architektur und Respekt für den Architekten. Die Anerkennung für die großen und wichtigen Bauten, die er schuf, wie die Erweiterung des Frankfurter Städel-Museums, die Bundeskunsthalle in Bonn, die Münchner Kammerspiele und gemeinsam mit Boris Podrecca den Millennium Tower in Wien, hat Gustav Peichl ohne Zweifel verdient und trotzdem liebte er, der Wiener Tradition eng verbunden, den kleinen Maßstab und die scheinbar nebensächlichen Details. Zu seinem 60. Geburtstag teilte Gustav Peichl mir mit dass, in Anbetracht der Tatsache, dass sich ab jetzt die Anzahl der Menschen vergrößere, denen er das Götz-Zitat entgegenwerfen könne, nun sein besserer Lebensabschnitt beginnen würde. Obwohl ich inzwischen wieder in Luxemburg arbeitete derweil leitete Hubert Hermann unser Wiener Büro - vertiefte sich meine Beziehung zu Wien. Grund war mein immer inniger wachsender Austausch mit Wilhelm Holzbauer, Rob Krier und Gustav Peichl. So entschied Elfi Peichl ganz resolut, Anfang der Jahrtausendwende, dass wir nun Freunde sind. Die intellektuelle Nähe hatte sich, gemeinsam mit Mari und Wilhelm Holzbauer, zu einer warmherzigen Freundschaft entwickelt, zuerst im engen Wiener-Kreis, dann, bedingt durch den Umbau des Kleinen Festspielhauses, in einem größeren Kreis in Salzburg. Es war jene Zeit von Peichls kritischer Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Architektur. Viel konsequenter und lauter als früher forderte er Sinnlichkeit und Individualität. Gustav Peichls Geist und Haltung veranschaulichen sich am besten anlässlich seines 90. Geburtstages im Museum für Angewandte Kunst in Wien. Kämpferisch und ironisch geißelte er die seelenlosen und einfallslosen Städteplanungen und forderte, wie ewig jung: „Etwas mehr Kreativität und vor allem viel mehr Erotik in der Architektur, bitteschön“.

François Valentiny


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Figur 1_ Nord Fassade mit Eingang der Bundeskunsthalle in Bonn (DE) von 1992 Foto: Peter Oszvald

Figur 2_ Die Bundeskunsthalle © Gustav Peichl

Figur 3_ Grundsteinlegung Bildmitte: Helmut Kohl und Gustav Peichl

Figur 4_ Gustav Peichl mit seinen Kindern, Sebastian, Markus und Ina Peichl zur Eröffnung der Ausstellung „Ironimus 90“ im Karikaturmuseum Krems, 2018

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Figur 7_ Städel Museum Erweiterungsbau, Frankfurt am Main (SE), 1990

Figur 5_ Das Karikaturmuseum in Krems in der Wachau (AT) aus dem Jahr 2000 © Gustav Peichl & Partner,

Figur 8&9_ Der Millennium-Tower, Gustav Peichl, Boris Podrecca, Rudolf F. Weber - Wien (AT), 1991

Figur 6_ Gustav Peichl und die Landesstudios des ORF

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Figur 10_ Gustav Peichl, Walter Pichler und Peter Noever vor dem Reha-Zentrum Meidling. Im Vordergrund die Pichler-Stühle (Galaxy 1). Österreich, 1968 Foto: Christian Skrein © IMAGNO/Christian Skrein Figur 11_ Roland Rainer Wilhelm Holzbauer und Gustav Peichl auf dem Cover von Drei Wiener Architekten (Katalog zur Ausstellung),1984, August Sarnitz (Herausgeber)

Figur 12_ Gustav Peichl und François Valentiny

Figur 14_"Es war die Silvesternummer 1954 der „Presse“, in der „Ironimus“ den Hoffnungen diverser Staatsmänner seine Zeichenfeder lieh. Julius Raab skizzierte er – samt obligater Virginier – mit dem österreichischen Staatsvertrag auf dem Kopfpolster – der heißeste Wunsch aller Österreicher: Endlich wirklich frei sein – im eigenen „immerwährend neutralen“ Haus Österreich. Der Wunsch sollte schon im Mai 1955 in Erfüllung gehen. Und Peichls Karikatur wurde eine der berühmtesten im Werkkatalog des „Ironimus“." aus die Presse © Ironimus

Figur 13_ Architekt und Karikaturist Gustav Peichl, Ironimus fotographiert 1962 von Barbara Pflaum © IMAGNO/Barbara Pflaum

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Figur 15_IRONIMUS, Selbstportrait, Wien, 2017

Figur 16_ Pressekonferenz mit Bruno Kreisky und Ironimus bei der Arbeit, 1975 Foto: Nora Schuster © IMAGNO/Nora Schuster

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Die Städte am Meer Von Gdańsk nach Athen erschien ursprünglich in ADATO 1_17 Architektur+Wasser. Vor drei Jahren haben die Medien täglich fassungslos, anklagend und fordernd über die Fluchtrouten nach Europa und in den Nordwesten berichtet. Heute sind die Flucht und das jahrelange Verharren der Asylsuchenden unter menschenunwürdigen Bedingungen und das Sterben im Mittelmeerraum zur Alltäglichkeit geworden, über die nur noch selten gesprochen wird. Lesen Sie diesen Artikel als Zeitreise zurück aus der Betäubung und in Ihre Empörung von vor Jahren.

Anna Valentiny

„Zuerst kamen die Rugier, dann kamen die Goten und Gepiden, sodann die Ka-

schuben, von denen Oskar in direkter Linie abstammt. Bald darauf schickten die

Zuhauses und damit seiner Kindheit und frühen Jugend geprägt von einer kol-

Polen den Adalbert von Prag. Der kam mit dem Kreuz und wurde von Kaschuben

lektiven Vorstellung von Nationalitäten-, von Staatenzugehörigkeit und Grenze. Er

oder Pruzzen mit der Axt erschlagen. […] Das geschah in einem Fischerdorf und

erinnert sich in einer Pflegeanstalt Mitte der 1950er Jahre - der Strang der Erzäh-

das Dorf hieß Gyddanyzc. Aus Gydannyzc machte man Danczik, aus Danczik wur-

lung scheint stellvertretend für die Realität einer ganzen Region, einer Generation:

de Dantzig, das sich später Danzig schrieb, und heute heißt Danzig Gdansk.“

von den Novemberprogromen, über die provozierende Belagerung des Danziger

– Die Blechtrommel, S. 379, Günter Grass, 1959

Postgebäudes durch die Nationalsozialisten am 31. August 1939, das darauffol-

Grenzen am Wasser

Als junger Erwachsener erzählt er die Geschichte seiner Heimat/seines

gende Feuergefecht und Hitlers „seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen“ am nächsten Tag als Legitimation der deutschen Invasion auf der Westerplatte — vom Meer aus.

Günter Grass wurde 1927 in der damaligen Freien Stadt Danzig geboren.

Mit seinem Debütroman Die Blechtrommel festigte der Autor seine Position als einer

Über die Enteignung von Oskars Familie am Ende des Krieges bis hin zur Flucht

der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur, sowie die einer

nach Deutschland - Oskars Danzig, seine Erfahrung verbindet Zeitgeschichte und

moralischen Instanz des Landes - eine Position, die vor einigen Jahren im Hinblick auf

erlebte persönliche Realität inmitten alltäglicher Banalitäten. Und so steht die Stadt

seine Vergangenheit - Grass war als 17-Jähriger Mitglied der Waffen SS - differenzierter

Gdansk im heutigen Polen bis heute als Mahnmal - gegenüber den Unbelehrba-

betrachtet wurde.

ren.

Life, Liberty and the Pursuit of Happiness

Der Protagonist der Blechtrommel ist der, in seiner optischen Erscheinung,

von seiner Geburt 1924 bis hin zum Kriegsausgang zwanzig Jahre später, dreijährige Sonderling Oskar Matzerath. Dieser ist, als Sohn einer Mutter aus kaschubischer Familie

und eines Soldaten des ersten Weltkriegs, „den Polen nicht polnisch und den Deut-

von 1787 verankerte Grundrecht eines jeden Bürgers. Dieses Recht forderte da-

- Das unantastbare, in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung

schen nicht deutsch genug“. Oskar spricht nicht, er trommelt und wenn er nicht trom-

mals jeden (weißen, männlichen) Amerikaner dazu auf, für sein

meln darf, dann schreit er bis alles Glas um ihn zersplittert.

Leben, seine Freiheit und sein Glück (Wohlstand, Erfolg, Wohlbefinden) so weit zu


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READ THE INVESTIGATION

RED MORE ABOUT THE PROJECT

Liquid Traces, The Left-To-Die Boat, Forensic Architecture, 2012

WATCH THE DOCUMENTARY

4.1 MILES - DAPHNE MATZIARAKI (2016)

A new way of living The Hellinikon, Foster and Partners, 2016

MEER

gehen wie er eben zu gehen bereit ist — solange er nicht die Rechte seines Nächs-

schickte Flüchtlingsboote (siehe The Left to die boat, Forensic Architecture 2012)

ten tangiert. Knapp 250 Jahre später will der Präsident der USA eine (weitere) Mau-

mittlerweile wahrscheinlich als unverzeihliche Einzelschicksale der Vergangenheit

er entlang der Grenze zwischen Amerika und Mexiko, von Küste zu Küste errichten.

angehören, bevorzugt die Europäische Union nach wie vor eine passive Flüchtlingspolitik: Die, die es übers Meer geschafft haben, dürfen einen Asylantrag stellen.

Aber eigentlich müssen wir nicht über die Grenzen der Europäischen

2016 seien

Union hinwegschauen um auf die klaffende Bigotterie und Ungerechtigkeit zu sto-

364 000 Menschen über das Mittelmeer nach Europa gelangt – fast zwei Drittel

ßen, die einem jeden widerfährt, der es wagt zu beanspruchen wozu ihn nicht nur

weniger als im Jahr davor, so Frontex im Januar diesen Jahres. Ankunftsländer sind

der globalisierte Kapitalismus, sondern vor allem die Geister „unserer“ Aufklärung

Italien, Spanien, Portugal und vor allem Griechenland. Laut der Dublin Regulation

auffordern: sich seinen Teil des Kuchens zu nehmen, weil er ein Recht darauf hat.

ist das Ankunftsland für die Asylverfahren zuständig und während die Gestrandeten

Im Januar 1945 flohen Flüchtlingstrecks an deutschen Zivilisten aus Ostpreußen

über Jahre hinweg im Süden auf eine Umverteilung auf die restlichen EU-Staaten

unter dem Beschuss sowjetischer Tiefflieger über das zugefrorene Frische Haff

warten, zwingt der Sparkurs der Europäischen Union das verschuldete Land in die

vor Danzig, überquerten 8 Kilometer immer wieder einbrechenden Eises, um eine

Knie.

schmale Landzunge an der Ostsee und von dort über Kiel, Lübeck oder Dänemark eines der Rettung versprechenden, überfüllten Flüchtlingsschiffe zu erreichen. Die

Hellinikon — The Vision of tomorrow?

Wilhelm Gustloff war eins von ihnen.

Griechenland verkauft seine Gebiete — besonders die am Meer, sind

Ohne über die politischen Situationen der Gegenwart sprechen zu

bei auslän- dischen Investoren besonders beliebt. Ein Beispiel ist der ehemalige

müssen, die Kriege auslösen, ohne zwischen den „wahren“, weil von der Möglich-

Athener Flughafen Hellinikon, der 2001 schloss und drei Jahre später die Olym-

keit der eigenen physischen Auslöschung bedroht, und den „Wirtschaftsflüchtlin-

pischen Sommerspiele beherbergte. Zurzeit leben, untergebracht in Zelten, den

gen“ zu unterscheiden, die sich in einer Masse an Menschen einen, ihr Zuhause zu

Hockey- und Baseballstadien rund 4 000 Flüchtlinge — viele Hunderte im Februar

verlassen und ins Unbekannte fliehen-

2017 wegen der desolaten Lebenskonditionen im Camp in Hungerstreik.

Von Osten nach von Süden nach Norden #... FIRST

Westen,

Die Global Investment Group, ein internationales Konsortium an In-

vestoren aus China (Fosun Group), den Arabischen Emiraten (Eagle Hills) und Griechenland (Latsis Group), hatten bereits 2014 den griechischen Privatisierungsfonds das 2 509 ha großen Geländes um 915 Million Euro abgekauft.

Tatsache ist, zwischen Danzig und Lesbos in Griechenland (siehe 4.1

Miles von Daphne Matziaraki, 2016) liegen 70 Jahre, rund 3 000 Kilometer Festland

und die EU. Was die Städte am Meer eint, ist ein Massensterben auf der schlecht,

(von der EU) bis 2018 mit insgesamt 700 Millionen Euro zur Versorgung dort ge-

falsch oder unorganisierten Flucht übers Meer.

strandeter Flüchtlinge und Migranten unterstützt werden.“

Während ihrem Schicksal überlassene oder nach Süden zurückge-

Nach Angaben der Tagesschau vom April 2016, soll „Griechenland


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The Image of the Road Die ästhetisierte Tristesse des Alltages von Ost nach West, von Las Vegas nach Disneyland

Anna Valentiny

Die Bezwingung von Natur und Entfernung durch die Mittel der befestigten Straßen und der Erfindung und Kommerzialisierung des Autos, bleibt eine fundamentale Säule der amerikanischen Kultur. Architektonische Artikulationen dieses Zustandes sind die Entstehung originärer Typologien wie dem Autokino oder dem Motel und nicht zuletzt der entlang der Bundesstraßen aufgestellten Billboards, die in die Stadt der Fassaden, der kulissenhaften Abbildung - kurz: nach Las Vegas - einladen. Und es ist in Amerika, wo die Billboards, nicht mehr allein werbende Präsentationstafeln bleiben können: Sie werden zu Gebäuden, die ihre Funktion durch Ihre Form nach Außen spiegeln und den Vorbeifahrenden einladen einzutreten und ein Produkt zu kaufen.

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Stephen Shore, U.S. 97, South of Klamath Falls, Oregon, July 21, 1973 © Stephen Shore


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Das neue Rom an der Route 66

More about Ryan McGinley's work HERE

Architektonische Artikulationen dieses Zustandes sind die Entstehung originärer Typologien wie dem Autokino oder dem Motel und nicht zuletzt der entlang der Bundesstraßen aufgestellten Billboards, die in die Stadt der Fassaden, der kulissenhaften Abbildung - kurz: nach Las Vegas - einladen. Und es ist in Amerika, wo die Billboards, nicht mehr allein werbende Präsentationstafeln bleiben können: Sie werden zu Gebäuden, die ihre Funktion durch Ihre Form nach Außen spiegeln und den Vorbeifahrenden einladen einzutreten und ein Produkt zu kaufen.

© Ryan McGinley

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Das Phänomen der Wüstenoase Las Vegas wurde erst durch die Erschließung des Landes und seiner scheinbar endlosen Weiten ermöglicht. Während die Neue Welt von der Ostküste aus kolonialisiert wurde, wagten Pioniere wie Meriwether Lewis oder William Clark in den Jahren 1803–1806 erste Expeditionen an die Westküste. Der Goldrausch von 1849 führte schließlich zur Massenwanderung von Siedlern und Glücksrittern in den Wilden Westen. Mit der Vollendung der ersten transkontinentalen Eisenbahnlinie zwischen Atlantik und Pazifik, 1869, stand der vollständigen Eroberung des Kontinents und der absoluten Unterjochung der indigenen Bevölkerung nichts mehr im Wege. Die Route 66 war eine ursprünglich 3944 Kilometer lange Straße von Chicago im Bundesstadt Illinois nach Santa Monica/LA in Kalifornien und entwickelte sich bis in die 1920er Jahre zur ersten durchgehend befestigten Straßenverbindungen von Ost nach West. Die Bezwingung von Natur und Entfernung durch die Mittel der befestigten Straßen und der Erfindung und Kommerzialisierung des Autos, bleibt eine fundamentale Säule der amerikanischen Kultur.

Stephen Shore, Holden Street, North Adams, Massachusets, July 13, 1974 © Stephen Shore

Stephen Shore, Beverly Boulevard and La Brea Avenue, Los Angeles, California, June 21, 1975, 1975 © Stephen Shore

https://ryanmcginley.com


Learning from Las Vegas Passing threw Las Vegas is Route 91, the archetype of the commercial strip, the phenomenon at its purest and most intense. We believe that careful documentation and analysis of its physical form is as important to architects and urbanists today as were the studies of the medieval Europe and ancient Rome and Greece to earlier generations. (...) An aim of this studio will be through open-minded and

Die frühesten Dokumente des Las Vegas Bildarchivs stammen also von Denise Scott Brown aus dem Jahr 1965 - ein Jahr später wurde sie von ihrem Kollegen Venturi zu einem Trip in die Wüstenstadt begleitet. Der Essay A significance of A&P Parking Lots or Learning from Las Vegas. erschien 1968 im Architectural Forum und war Vorbote der eigentlichen Publikation. Noch im selben Jahr machten sich Denise Scott Brown und Venturi zusam-

Stephen Shore, Carretera Federal 89, Arizona, June 1972,

Denise Scott Brow, Tanya-Billboard on the Strip, Las Vegas, 1968. © Venturi and Scott Brown and Associates, Philadelphia

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nonjudgmental investigation, to come to understand this new form and begin to evolve techniques for its handling.

Robert Adams, Colorado Springs, Colorado, 1969 © 2019 Robert Adams, courtesy Fraenkel Gallery, San Francisco

Mit diesen Worten leiten Denise Scott Brown und Robert Ventui Learning from Las Vegas ein. Der Impuls zur Auseinandersetzung mit Las Vegas ging maßgeblich von Denise Scott Brown aus. Die im südlichen Afrika geborene Architektin und Stadtplanerin war nach ihrem Studium an der AA zusammen mit ihrem ersten Mann nach Philadelphia umgesiedelt, studierte dort bei Louis Kahn bevor sie an der University of Pensilvania selbst zu unterrichten begann. Hier lernte sie Venturi kennen. Scott Brown zog es 1965 weiter an die Westküste, an die University of California, wo sie unterrichtete und darüber hinaus den auto-orientierten Städtebau des Westens studieren wollte.

© Stephen Shore

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men mit ihrem Assistenten Steve Izenour und neun Architekturstudenten, sowie zwei Studenten der Stadtplanung der Fakultät für Kunst und Architektur der Yale University auf große Las Vegas - Fahrt. Neben der Wüstenstadt wurden auch Los Angeles, das Atelier des Künstlers Ed Ruscha und Disneyland besucht. Im Zuge der Exkursion entstanden insgesamt fünftausend Farbdias und dreitausend Meter Film. Die Publikation Learning from Las Vegas erschien 1972 in der MIT Press und emanzipierte sich im Laufe der Jahre zu einem der meistzitiertesten Werke der Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus gilt es rückblickend als intellektuelle Vorarbeit zur tatsächlich gebauten Architektur der amerikanischen Postmoderne.


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Die städtebauliche Studie diskutierte Form und Ästhetik der zeitgenössischen Stadt. Diese verlangte, geprägt von den Phänomenen der Dezentralisierung und Suburbanisierung, nach einem neuen Bild. In diesem Kontext interessierte sich die Studie vor allem für die Themen der räumlichen Organisation, der zeichenhaften Kommunikation und des Austauschverhältnis zwischen der Ästhetik der Populär- und der architektonischen Hochkultur.

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Las Vegas Revisited Las Vegas Studio - Bilder aus dem Archiv von Robert Venturi und Denise Scott Brown basiert auf einer Dissertation, die 2007 an der ETH Zürich angenommen wurde. Martino Stierlis Las Vegas im Rückspiegel - Die Stadt in Theorie, Fotografie und Film wurde 2011 im gta Verlag publiziert. Stierli betrachtet den Klassiker im Kontext zeitgenössischer Kunst. Dabei legt er einen Schwerpunkt auf die Themenfelder Fotografie, Malerei und Druckgrafik der 1960er und 70er, aber auch auf architekturtheoretische Pionierwerke wie Kevin Lynchs The Image of the City von 1960. Stierli beschreibt Las Vegas in seiner Publikation als nationales Unterhaltungs- und Glücksspielmekka, das sich ab den 30er Jahren zum bevorzugten Ort der kollektiven Imagination Amerikas entwickelte. Es bestünde als karnevalesker Gegenpart zur konservativen WASP Kultur. Kulturkritiker verglichen, Stierli zufolge, die Wüstenstadt mit den Freizeitparks Walt Disneys und bezeichneten es als Sammelbecken eskapistischer Träume - Orte wo der Durchschnittsamerikaner seinem Alltag entfliehen will und dabei erst recht zwischen die Räder der kapitalistischen Maschinerie gerät.

Members of the Learning from Las Vegas' studio at the Stardust. © Venturi, Scott Brown and Associates, Inc' © Venturi, Scott Brown and Associates, Inc.

© Venturi Scott Brown and Associates Philadelphia


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USA

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Anna Valentiny (*1991) holds a Masters degree in Architecture from the Academy of Fine Arts Vienna in 2018. Her thesis project Hortus Alienum – Scenographies of Nobody's Voyage can be read as the culmination of her interests comprising the arts of writing, design and curation of thoughts through Anna studied scenography under Prof. Anna Viebrock in Vienna (2013) and participated in Prof. Peter Niedertscheider's sculpture class in the Kieffer quarry, Fürstenbrunn, Salzburg (2014). Before taking over the editorial board of ADATO in 2017, she worked for the Zürich based architecture magazine archithese. Anna is passionate about Sci-Fi (the eternal space in general), movies and dinosaurs. She lives and works in Luxembourg, Brussels and Vienna. >> www.annavalentiny.com

Ed Ruscha, Every Building on the Sunset Strip, 1966 © Ed Ruscha

Das Medium der Photographie Stierli und sein Team haben es sich zur Aufgabe gemacht die im Zuge von Learning from Las Vegas entstandenen Photographien einer "Relecture" zu unterziehen. Die Fotografie war für die Autoren primär Mittel zum Zweck. Unser Projekt kehrt sozusagen zur Thesenbildung zurück und nimmt direkt Bezug auf das fotographische Material, das durch eine bezaubernde, nachlässige Schönheit beeindruckt. Das Team hätte die Bilder aus dem ursprünglichen argumentativen Zusammenhang gelöst und stellte sie als fotographische Sensation vor, so Stierli zu Beginn von Ins Bild gerückt. Stierli beschreibt weiter die ausgesprochene Konsequenz mit der das Exkursionsteam um Scott Brown, Venturi und Steven Izenour Kamera und Film als Mittel zur umfassenden Bestandsaufnahme einer Stadt im Rahmen einer architekturtheoretischen Studie sowie zur Forschung als Grundlage für den eigenen Entwurf einsetzten. So beschreibt er den Zugang des Exkursionsteams wie folgt: Das Modul ging davon aus, dass traditionelle Repräsentationstechniken aufgrund ihrer statischen Natur das Verständnis für die Form der zeitgenössischen Stadt behinderten und deshalb nach alternativen Darstellungsmodi zu suchen sei. Das eingefrorenen und das bewegte Bilde, aufgenommen durch das Medium der Kamera, ließen eine subjektive Vielfalt in den Arbeiten entstehen.

Die ästhetisierte Banalität des Alltages Die Besuche des Exkursionsteams im Atelier Ed Ruschas und in Disneyland waren keineswegs zufällig.

Anna Valentiny

narration. Always understanding the practice of building in the context of its neighboring disciplines,


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Ed Ruschas fotographische Arbeiten zeichnen sich durch einen dezidiert unterkühlten, emotionslosen und dokumentarischen Zugriff aus. Er scheint eher journalistisch, also neutral zu dokumentieren anstatt Bilder zu komponieren. Twentysix Gasoline Stations (1963) wurden auf der Route 66 zwischen Los Angeles und seiner Heimatstadt Oklahoma City porträtiert. Es wird die alltägliche Tristesse und Poesie, das Rudimentäre der Tankstellen, Hotels, 02 und Parkplätze dokumentiert. Dabei versucht Ruscha durch seine deadpan Bilder einen nicht-Stil zu entwickeln, so Stierli, und das künstlerische Subjekt und den schöpferischen Akt auszulöschen. Stierli fährt fort, diese tendenzielle Abwehr des handwerklichen Aktes gegenüber theoretischer Konzeption bildeten eine Parallele zwischen Ruschas Fotografien und der im Zuge der von Scott Brown und Venturis Las Vegas Exkursion entstandenen Arbeiten. Die Ed Ruscha Elevantion, eine Reihung an Stills aus dem 21-minütigen Film Las Vegas Deadpan ist so explizit dem Künstler gewidmet. Zu sehen sind die gereihten Fassaden entlang des Strips, dokumentiert durch eine auf der Kühlerhaube des fahrenden Autos montierte Kamera. Das Bild soll sich allen Emotionen und jeder Intention durch einen Schöpfer entziehen. Es entsteht eine Collage der Bebauung des Strips von Las Vegas auf beiden Seiten der Straße, zwischen Tropicana Avenue und dem Hotel Sahara. Wie Ruscha ersetzen sie die selektive Wahrnehmung des Auges durch den mechanischen Blick der Kamera.

Rod Penner, Satellite Motel at Dawn, 2019, Acryl auf Leinwand, 15.2 x 15.2 cm,

Jedoch kann man weder Ruscha noch der Learning from Las Vegas Exkursion durchgehen lassen, einen tatsächlichen Anspruch auf steril dokumentarische Arbeit zu hegen. So erkennt man in beiden Fällen einen durchaus ästhetisch motivierten Blick und Bildkomposition, die sich bei den Studentenarbeiten in der Collage der Videoausschnitte und bei Ruscha spätestens in der Postproduktion manifestieren. So nimmt beispielsweise der farbige Siebdruck Standard Station von 1966, das Thema der Photographien von 1963 wieder auf und montiert sie zu einer idealisierten, gra-

Stephen Shore, Room 125, Westbank Motel, Idaho Falls, Idaho, July 18 1973, © Stephen Shore

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https://www. arte.tv/de/videos/083883-007-A/

Dennis Hopper, Double Standard, 1961 © The Dennis Hopper Trust

blow-up-worum-ging-sbei-dennis-hopper/

Blow up - Worum ging's bei Dennis Hopper? von Luc Lagier (2019) SEHEN SIE SICH DIE DOKUMENTATION IN DER ARTE MEDIATHEK AN

phischen Spielerei im Geiste der sehr wohl gestaltenden Pop Art.

Ralph Goings, Blue Tile with Ice Water, Siebdruckm, 95.9 x 95.9 cm.

Robert Adams, Eden, Colorado, 1968-1969

Ruschas Kunstwerke, wie die Arbeiten der Learning From Las Vegas Exkursion reihen sich in den Geist der Fototradition der Zeit. Diese findet auf der Suche nach dem neuen Bild der Amerikanischen Stadt die Leere der automobilisierten Landschaft. Als Schlüsselevent ist die Ausstellung New Topographics: Photographs of a Man-Altered Landscape, kuratiert von William Jenkins im International Museum of Photography aus dem Jahr 1975 zu nennen. Während Robert Adams in seinen Arbeiten den Siedlergedanken und die zersiedelte Landschaft als Schwarz-Weiss gehaltene Geisterstädte komponiert, lässt Stephen Shore Farbe und gesichtslose, den uns mit den Rücken zugewandte Figuren, noch mehr Autos, Motels und Strassen ins Bild. Es sind karge Szenen der Trostlosigkeit, die in ihrer Austauschbarkeit dem amerikanischen Nomaden ein Zuhause auf Zeit schaffen und nicht allein in ihren cineastischen Artikulationen Nährboden für etlichen Wahnsinn und tief kaputte menschliche Psychen sind. Nach Martino Stierli gehören Scott Brown und Venturi zu den Ersten, die den Aspekt des Alltäglichen, des Banalen, des Hässlichen in den Architektur- und Städtebaudiskurs einbringen und die Ästhetik des Strip als Produkt einer authentischen amerikanischen Populärkultur, die ohne Architekten oder planende

Instanz zu einer gültigen Form gefunden hat zelebrieren. Darüber hinaus wollten sie nicht nur die Populärkultur Amerikas akzeptieren, sondern eine zeitgenössische Entwurfspraxis daran orientieren.


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Revisited

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From Films to Places - From Side streets to Spaces

PROJECTION

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Alleys in Wonderland Hong Kong’s back alleys as celebrated cinematic spaces

Nikolas Ettel

Even so, ‘the street, he [Henri Lefebvre] notes, has the paradoxical character of having more importance than the places it connects, more living reality than the

Nikolas Ettel is a Lecturer in the Department of Architecture at the University of Hong Kong. Born in Vienna, he holds a BArch from the Academy of Fine Arts Vienna. In London he received The Bartlett Master’s Scholarship to complete his Master of Arts (Architectural History) at The Bartlett School of Architecture, UCL. Nikolas taught design and theory courses at The University of Hong Kong, The Shanghai Study Center, and at Meiji University Nakano Campus Tokyo. His current teaching and research interest explores cinematic studies in architectural discourses.

Nikolas Ettel

things it reflects. The street renders public.’

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ALLEYS


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More about ADATO 2_18 - Architecture + Projection and the archive of all our issues on our homepage!

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https://www.youtube. com/watch?v=2uMNtO-

http://adatoarchitecture.com/ABOUTADATO/ shop.html

Back to the start...

QOaLU

WATCH THE MOVIE TRAILER Film Still, Mamoru Oshii. 1995. Ghost in the Shell.

Lane [Noun] _ A narrow road in the countryside or in a town _ A special strip of a road, sports track, or swimming pool that is used to keep vehicles or competitors separate _ A route across the sea or through the air that ships or aircraft regularly sail or fly along [https://dictionary.cambridge.org/dictionary/english/lane]

Film Still, Wong Kar-Wai. 2000. In the Mood for Love.

Back alley [Noun] _ A narrow passage behind or between buildings, especially in the older and poorer areas of a town or city [https://dictionary.cambridge.org/dictionary/english/back-alley] Film Still, Rupert Sanders. 2017. Ghost in the Shell.

It is exciting to see how the initial text Alleys in Wonderland has transformed in time and media. It all started with ADATO’s issue 2_18 ‘Architecture + Projection’, and the cinematic representation of Hong Kong’s back alley spaces. This, then, thrived to a multimedia exhibition at PMQ, a historic venue for arts and design at the heart of Central Hong Kong in September 2019. Hence, the question remains the same: How can we capture and explore Asia’s alley spaces properly?


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Alleys In Wonderland

Bringing light to this question, Alleys in Wonderland has started as a theoretical

There is indeed no such thing as ’a’ lane. A crack between two buildings is a

investigation, and expanded its scope to various media in order to bring occupants

lane. A car-free back alley is a lane. A courtyard can be a lane, and any random

of back alleys and their stories in conversation to each other. Through different

busy street can be a lane too. Hence, we need to look closer to explore the value of

forms of filming, mapping, interviews, and photography, a dialogue with invited

these spaces, because every street space holds the qualities of a lane. Here, a back

artists has helped to capture daily urban life situations. Here, a space of interac-

alley is not just a lane, as yet again, it transformed itself from a technical necessity

tion is created in which stories and spatial oddities from Macau to Hong Kong

to an urban connector.

are simultaneously discussed. From words to film, through maps and stories, into three-dimensional point cloud maps and 360 degree VR experiences. All this to

The definition of a lane is the search of an ideal space, a paradise, holding the

presents the polyphonic voices of back alley users while capturing the creative

possibility to observe public interactions on Asia’s street level. We tend to overlook

potential, yet slow disappearance, of these spaces.

theses small in between spaces in our cities, but they offer citizens so much while being so little.

On that point, a lane still sparks our imagination. Alleys in Wonderland presents hereby through the eyes of various artists that back alleys are universal and unique at the same time. Unique because a lane is the representation of its surrounding buildings; while showing us more than a complete mirror of its neighbourhood. A place where happiness and sadness, freedom and restrictions, tidiness and filth exist parallel. Universal because a lane represents an essential connection of a neighbourhood to its inhabitants, a vital urban connector necessary for a habitable urban environment.

With grateful support by


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1_ Barber Lane, 理髮師里 , Wan Chai, Hong Kong Island, 2019.

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Unusual maps The method applied here is called tiny or little planet,

The introduction of digital technology by space-images

which enables the creation of a 360-degree film. By using a

allows then for a potential different look to these underesti-

dual camera, each with 180-degree angle and different soft-

mated connectors. Albeit the intension of imitating a walk th-

ware’s stitching these two films together, a panorama film

rough them, several technical restrictions forced the camera

sequence is created. After freezing a certain sequence, the

to be placed above eye level. Nevertheless, this detail never

mathematical function of stereographic projection helps to

occurred in later discussions or changed any VR experiences.

engage a 360-degree panorama into a two dimensional, for

Yet, to fully appreciate and metaphorically ground these fin-

lack of a better word, space-image.

dings, the exhibition focused heavily on conducted interviews

Here, space-image stands for the possibility of experiencing

and visual maps discussing local venders and alley users.

the full scope of a space through one single image; a spherical panorama. Even though this image is slightly distorted, the centre of the viewpoint is the ground, in our case, back alleys in Hong Kong and Macau.


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2_ Barber Lane 理髮師里 Wan Chai, Hong Kong Island

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Travessa dos Alfaiates 苹�臺, St. Anthony's Perish, Macau Peninsula

Unusual tools

http://nikolasettel. net/hong-kong/

Walk with Nik through the Alleys in Wonderland and dive into the 360-degree film

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A 360-degree camera, 20 outstanding back alleys, and a handful of digital tools; all to capture an overview of street level activities; from small, usually family owned, businesses to company-owned restaurant branches. By using the latest VR technology, in particular Oculus Go Goggles, the exhibition creates an immersive experience for our audience. Due to the special filming technique, this VR set up offers the possibility to choose a preferred view to fully embrace the filmed surrounding. While wearing a VR goggle, the participant can choose by normal physical head movements the intended direction of a preferred view. Some participants have chosen to look straight and follow the given path provided by the film, others have looked around to get a glimpse into passing shops, hence all were amazed by the surreal feeling of being visually immersed either in Hong Kong or Macau.


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Madame Lim 英記麵家

This example looks at the alley behind Ying Kee Noodles 英記麵 家, a small restaurant on High Street in the district of Sai Ying Pun where I usually go for lunch. Here, Madame Lim and her husband are serving six days a week their signature soup dishes. Framed in the front window, the cook performs his daily work, juggling different kinds of egg noodles while managing a steaming pot full of boiling intestines from who knows what type of animals. However, barely noticeable from High Street itself, the little restaurant regularly expands their business space to the back of the housing block. Here, in a small back alley, and especially during rush hours at lunchtime, this restaurant takes over half of the back alley space by countless tables and plastic stools. This guarantees their customers a shorter waiting time, and a potentially comfortable and peaceful sitting spot along Ying Wa Terrace 英 華臺, the official name of the alley. Despite its grandiose name, Ying Wa Terrace is actually not a usual terrace; it’s one of the nearly 700 back alley’s that unintentionally represents the commonly overlooked qualities of Hong Kong’s street life. In the early morning, this alley is a kitchen, wet and steamy while preparing the dishes of the day, during lunch it fills with hungry customers chatting underneath a small centred banyan tree, transforming the space into a makeshift plaza, for lack of a better word. In the afternoon, it is a storage, but at night, it becomes a sink again, wet and steamy, while someone cleans oversized metal pots and wooden cutting blocks. Neighbours, locals, and tourists are brought together, sandwiched between a typical twenty plus storey tall housing block to the one side and a five-meter stonewall on the other. The ACs form a neat row above the restaurant canopies. With only small spatial changes, the alley offers the customers a more quiet, and enjoyable place to eat their soups, and besides the typical storage facilities, this alley therefore shows perfectly the fusion of everyday life activities and functional flexibility.

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6-7_ Ying Wa Terrace 英華臺, Sai Ying Pun, Hong Kong Island

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Mr. Lau Oi Kwan Barber & Sons This traditional Cantonese barbershop at Spring Garden Lane in Wan Chai is another vital example of back alley businesses. A small shop, with its three old red leather chairs, which offers insights into Hong Kong’s vintage street life. Opened in 1962, Mark Lau owns his fathers’ barbershop today; ‘who has starting with a stool on the street that became an alleyway shop between two tenement buildings on Spring Garden Lane. He quietly served the neighbourhood. The shop has groomed, shaved, clipped and faded generations of Wan Chai residents seeing some from infancy through to their twilight years.’ Mark continues his fathers’ tradition while opened an additional shop nearby within Green House on Mallory Street, a preserved historical building. In his own words, he treasures ‘valuable traditions of English barber with infusion of Cantonese culture. With the most treasured products, the highest demand on hygiene, the most skilful hand, they are committed to an ultimate barbering experience.’ An ongoing Wan Chai story.

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8-9_ Barber Lane 理髮師里 Wan Chai, Hong Kong Island

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Chéngyu 成语

The city of Macau is only a one-hour ferry ride away from Hong Kong, yet it gives our 'lane' definition search a wider perspective. In comparison to Hong Kong’s confined, and almost banal way of naming all mapped back alleys; ‘lanes’, Macau has a refreshing different approach in naming even the smallest crack between two blocks. Streets, so narrow that someone cannot even spread his arms have an official name and Portuguese touched street sign. Only the historical city centre of Macau alone has over 150 officially named lanes; called Beco’s 里 (lǐ). Besides Beco’s, the most similar type to Hong Kong’s alleyways, there are two other types called Travessa’s, the most commonly found one (almost 300) and Calçada’s (5) with the same Chinese translation 巷 (xiàng). By walking through one in particular, Travessa Da Dorna 酒潭巷, best described as a pedestrian walkway with small shops. Here, tiny shops are provisionally erected on each side of the alley, while metal sliding doors offering a handful of pedestrians a place to sit inside. A few loosely connected canopies covering the scenery in which mostly elderly people gather to loudly and joyfully play Mah-jong. Yet it is the existence of these small, white tiles pieced together with dark grey cement grout that changes this covered street scene into a tiled living room. Walking through the stalls, one feels like wandering along a corridor into a complex arranged flat, with various sized rooms. The walls of these hand-made stalls rooms are fully covered with what a foreign eye would call Chinese kitsch. But, if we look more closely, and only afterwards, I have learned about chéngyu 成语, a form of literal expression by four Chinese characters. Briefly, these idioms mean more than the sum of the four characters, as they are often linked to myths or stories, and sometimes encourage Mah-jong players to continue playing; Qì ér bù shě 鍥而不捨 (Perseverance).

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10_ Travessa Da Dorna 酒潭巷, Image taken from Rue dos Ervanarios, Macau, 2019, top left. 11_ Mah-jong Players at Mercapia Frutos Store, Travessa Da Dorna, Macau, 2019. 12_ Chéngyu 成语, Travessa Da Dorna, Macau 13_ Chéngyu 成语, Travessa Da Dorna, Macau


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16_ Beco das Caixas 鍾家里, St. Anthony's Perish, Macau Peninsula

Conclusively, 155 Pátio’s 圍 (wéi) are forming the last type of alleyways in Macau. In comparison to the others, this is the most privately used lane type. Typically, patios are occupied by several families, living in the blocks surrounding the courtyard, and depending on the size of them, gathering either at the corners or at the centre of the Pátio. So just as chéngyu, back alley's various types, translations, regulations and usage mean more than the sum of its parts.

14-15_ Beco das Caixas 鍾家里, St. Anthony's Perish, Macau Peninsula



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Der erste große Gletscher Islands, der Okjökull ist tot. Mit dem Eis verlor Okjökull auch seinen Namen. Er heißt jetzt nur noch Ok, denn Jökull bedeutet auf Isländisch "Gletscher". Im Sommer 2019 wurde eine Gedenktafel angebracht. Darauf steht ein „Brief an die Zukunft“, eine Botschaft an künftige Generationen: "Ok ist der erste bekannte Gletscher auf Island, der seinen Status als Gletscher verloren hat. In den kommenden 200 Jahren dürften ihm alle unsere Gletscher folgen. Diese Gedenkstätte soll bezeugen, dass wir wissen, was geschieht und was zu tun ist. Nur ihr werdet wissen, ob wir es getan haben."

Zur Ausstellung von Annette Gössel in der Valentiny Foundation vom 12.10. – 03.11.2019

„Nach Norden, nach Norden! …

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oder doch in den Süden?“

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Eine Polarumkehr ist im Gange, Island verliert 12 Millionen Tonnen Eis im Jahr. Ist Island im Jahr 2200 vielleicht vollständig ohne Eis? Und wird der Norden zum Süden? Seit vielen Jahren zieht es die Berliner Künstlerin Annette Goessel immer wieder nach Island. Dort nahm die Werkgruppe Nach Norden, nach Norden! ihren Anfang. Ist es ein Paradox des stadtflüchtigen Menschen, das Unterworfensein unter der Naturgewalt zu genießen?

Die Natur beherrscht in Island alles – und verändert sich durch die Gewalt des menschengemachten Klimawandels. „Schöne“ Widersprüche, aus denen die Idee entstand, etwas Kleines, Delikates in den großen Leerstellen der Landschaft herzustellen. Die Ausstellung zeigt, begleitet von einer Sound- installation, großformatige Gemälde und kleine Papierarbeiten aus den isländischen Lavafeldern. Die Künstlerin begreift sie als eine Art Archiv „lyrischer Aufregungen“, die Anstoß zum Denken und Handeln sein sollen. Ein Tondo ist nach dem Ok benannt, dem verschwundenen isländischen Gletscher. Ein kreisrundes Bild, das Annette Gössel immer wieder übermalte. Unter der Oberfläche rumort es. Landschaft und Malerei sind in Bewegung.


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OK, Berlin 2019 Öl auf Leinwand Ø 130 cm


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Annette Gössel wurde in Lübeck, in Norddeutschland geboren. Von 1987 bis 1988 studierte sie an der Kunstakademie Stuttgart um 1988 nach Wien an die Hochschule für Angewandte Kunst zu gehen. In der Meisterklasse der Professoren Oberhuber und Caramelle sollte sie 1992 ihr Diplom machen. Annette verließ Wien und lebt und arbeitet seither in Berlin. Immer wieder zog es Annette ins Ausland und so zeigt sie sich verantwortlich für eine Vielzahl an Einzelausstellungen in Deutschland, Österreich, Spanien und nun mit Nach Norden, nach Norden! … oder doch in den Süden?! zum ersten Mal in Luxemburg. Eine Künstler Residencie in Kooperation mit der Galeria Arabal führte Annette 2001— 2003 nach Altea in Spanien. 2016 sollte die von Helgi Eirikkson initierte Residencie Annette einen längeren Zeitraum in Island, das sie schon so viele Jahre zuvor kennen und

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lieben gelernt hatte, eröffnen. >> https://www.annettegoessel.com

KH Du bist in Lübeck aufgewachsen, hast in Stuttgart und Wien studiert und lebst nun schon seit langem in Berlin. Warum zog es Dich vor einigen Jahren nach Island? AG Vor zwölf Jahren wurden meine Familie und ich in Berlin von isländischen Freunden eingeladen, ihr Land zu besuchen. Wir hatten das Glück, eine Reise zu machen, die sehr besonders, persönlich und abenteuerlich war. Das war wahrscheinlich der Grund, dass Island für mich ein „Liebe-aufden-ersten-Blick“-Land wurde und ich zu einer „Islandfreundin“. KH Island ist als touristisches Ziel bei vielen Menschen sehr beliebt. Was hat Dich dort künstlerisch interessiert? Warum hast Du beschlossen, dort zu arbeiten? AG Es stimmt, Island hat sehr viel Tourismus mittlerweile. Da ändert sich viel im Land. Dennoch gibt es noch weitgehend unbewohnte Landschaften. Farbklänge, Strukturen, Lichtregie, Gletscherformationen, Lavafelder, Schnee, Wasser, Gestein … Die sichtbaren und die unsichtbaren Naturkräfte haben, zurück in meinem Berliner Atelier, nachhaltig auf mich gewirkt. Als ich dann die Möglichkeit bekam, als Artist in Residence in Kolsstair zu arbeiten,

war ich mittendrin in der nordischen Materialität. KH Wie haben diese Naturkräfte, die nordische Materialität Deine Malerei verändert? Du hast früher ja oft metallische Farben - Gold, Kupfer, Silber - in Deinen Bildern verwendet. Haben die isländischen Naturkräfte mit ihrem Verschwinden zu tun? AG Als ich mit metallischen Farben arbeitete, lebte ich in anderen Bezügen und habe mich in einen anderen Kontext gestellt. Das große Thema war das Ornament, und ich vermalte Silber, Kupfer, Gold als die Repräsentativfarben schlechthin, in geometrisierten Mäandern. Nach meinem ersten Islandbesuch malte ich noch zwei große Bilder, auf denen Silber die Leinwand herunterläuft. Vielleicht sind es ‘Übergangsbilder‘. Doch danach habe ich mich bewusst entfernt von diesem malerischen System der für mich gleichbleibenden Formulierungen. Ich wollte ganz woanders wieder einsteigen. Island war ja ein Exit aus der Komplexität, die Suche nach neuen malerischen Möglichkeiten. KH Ein Exit aus der Komplexität? Schimmert in oder hinter dieser schönen Formulierung auch ein bisschen « Zurück zur Natur »?

AG Oder zurück zum Anfang? Oder resigniertes Glück? Die Verherrlichung der leeren Landschaft ist ja historisch etwas relativ Neues. Früher waren es die arkadischen Landschaften, die als schön empfunden wurden; und vielleicht kann nur eine übersättigte Gesellschaft diese extrem leere Landschaft als schön empfinden. Man stellt sich Fragen... und in der Abgeschiedenheit zu malen, draußen im Wetter, bedeutet auch sich selbst verlieren, und es kann sich etwas anderes melden in diesem Freiraum. Das Wetter, die Kultur, die Natur – das sind große Themen. In Island sind sie ganz einfach präsent. KH Das Wetter … und das Klima! Der Klimawandel, die Klimakrise ist in Island ja sehr deutlich zu spüren und auch zu sehen. Im August wurde dort ein großer Gletscher, der Okjökull ‚begraben‘. Wissenschaftler hatten ihn schon 2014 für tot erklärt, weil das Eis geschmolzen war. Dieser ehemalige Gletscher heißt jetzt nur noch Ok - und das ist auch der Titel eines Deiner Gemälde in der Ausstellung. Dein ‚Ok‘ ist ein Tondo - also ein kreisrundes Bild. Dieses Format wurde seit der Antike auch oft zu dekorativen Zwecken in der Architektur verwendet … Warum hast Du dieses kreisrunde Format gewählt für den toten Gletscher?


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AG In der Antike stand im Mittelpunkt eines Tondos der Mensch, weil es ihn noch zu suchen galt. Bei mir ist es die Natur. Der Kreis als Symbol für Geschlossenheit, Vollständigkeit, als Verdichtung von Energie. Eine Ode an die Natur. Als ich in Island war, erzählte man mir, dass der Wetterbericht, vor allem der samstägliche, noch heute von großer Wichtigkeit und Interesse ist. Zu wissen, wie das Wetter im ganzen Land ist, ist auch eine Sicherheitsfrage. Neben Luft- und Meeresströmungen wird das Wetter auch von den Gletschern maßgeblich beeinflusst. Der Wetterbericht im Radio beschreibt ‚kreisförmig‘, beginnend in Keflavik, eine Art Rundreise über 20 Wetterstationen. Ich begann, ihn mir als ein abstraktes Hörspiel anzuhören, erst in Island und nun auch im Berliner Atelier. Als die Gedenktafel für den Okjokull angebracht wurde, war ich in Island. Es wurde so direkt spürbar, was wir hier tun. Das Wetter macht die Landschaft! Der OK Tondo ist ein Bild, das ich sehr konkret, fast fassbar begonnen habe, dann übermalt - ein Gletscherfragment. Wieder hervorgeholt ins Konkrete und wieder übermalt. Das ging ewig so hin und her, bis ich ihn verschwinden ließ. Übrig geblieben ist die Idee eines Gletschers - eine Fata Morgana.

KH Was sind das für Bilder, die sich die Elfen da offenbar genauer angeschaut haben?

KH Eine Fata Morgana ... ist eine optische Täuschung. Etwas Magisches? Island ist das Land der Elfen und Trolle. Wie man so sagt. Kannst Du dazu etwas sagen?

KH In der VALENTINY Foundation zeigst Du dieses Archiv zusammen mit großformatigen Gemälden und Tondi sowie einer Soundinstallation. Die Elfen raunen « Gesamtkunstwerk » … Inwiefern kommunizieren die einzelnen Werke miteinander? Was ist Dir wichtig bei der Präsentation dieses Ensembles?

AG Als ich in Kolsstair ankam und mein Gastgeber mir das Atelier, die computergesteuerte Lichtanlage und das Areal zeigte, deutete er auf einen Felsen auf einem Hügel oberhalb des Ateliers und erklärte mir, dass dies das schönste Elfenhaus Islands sei. Und wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel auf die Vorderseite des Felsens scheine, sehe es so aus, als würde sich die Tür im Elfenhaus öffnen. Ich dachte bei mir, aus Berlin kommend, okay, das ist ein bisschen Islandfolklore für die Städterin. Aber ... ich mochte diese Geschichte und bin da oft hochgeklettert. Vielleicht zu oft! Denn einige Tage später - ich war dort nun alleine, kein Mensch weit und breit - arbeitete ich wieder bis spät nachts an meinen „Lavabildern“, gab einige in Passepartouts und lehnte sie an die Wand. Am nächsten Morgen waren auf den vorher tipptopp sauberen Passepartouts farbige Flecken wie kleine Abdrücke. Ich starrte darauf und dachte, das kann nicht sein. Gibt es hier Mäuse? Können die in Island waagerecht an der Wand entlanglaufen? Mein Gastgeber kam nach einiger Zeit aus Reykjavik und ich zeigte ihm die Passepartouts und fragte ihn, woher diese Flecken kommen könnten. Er antwortete sehr ernst: „ Annette, that were the elves“.

AG Aus der Entfernung sehen Lavafelder unspektakulär aus eine grau-grün-braune Fläche. Geht man hinein wird es fast bunt, lyrisch und wuchtig, zart und grob. Es ist eine Welt, die sich auf den zweiten Blick erschließt. Es wird dann visuell spürbar, wie die Lavazunge sich ergossen hat oben aus dem Vulkan. Die Stofflichkeit und Materialität zeigt langsam entfaltete Zeit. Ich kam nach Island mit dem Plan, große ausufernde informelle Arbeiten zu malen, gegen jede Begrenzung. Nun, in den Lavafeldern, kam die Idee etwas Kleines Delikates in diesen Leerstellen der Landschaft zu machen. Ich begann Abdrücke zu nehmen, kleine Papiere durchs Wasser zu schicken. Ich wollte draußen in Bewegung bleiben und erst später im Atelier arbeiten. So begann ein jahrelanger Prozess und eine Art Archivierung lyrischer Aufregungen - und das Archiv geht weiter. Diese kleinen Papiere, 9,5x9,5 cm, aus den Lavafeldern haben wohl das Elfeninteresse geweckt.

AG Ich stelle in den Räumen des Architekten François Valentiny aus; es geht also auch um Architektur. Die Wände sind weiß, die Raumfolge dynamisch. Ich verwende traditionelle, wenn auch unterschiedlich geformte Bildträger. Kreisrunde, lasierend, Schicht um Schicht, in sich geschlossene Gemälde kommunizieren mit sehr schmalen langen, offen gemalten „Gletscherfragmenten“. Die Werke werden sowohl als Solitäre gezeigt, als auch als Kunstwerke in vergleichender Reihung. Durch die Soundinstallation wird die äußere Welt hineingelassen und die Neutralität des Raumes aufgehoben. Wichtig ist mir, ein “Kunsterlebnis“ zu entwickeln, das eine besondere Form des Denkens ermöglicht, die sich aus Wahrnehmung und Empfindung speist und woanders nicht möglich wäre.

Kathrin Hondl studierte Romanistik, Germanistik und Politikwissenschaft in Köln und Paris. Seit vielen Jahren arbeitet sie als Kulturjournalistin für SWR2 und den Deutschlandfunk und ist als Korrespondentin unterwegs, vor allem in Frankreich und der Welt der Kunst.


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Le seul véritable voyage, le seul bain de Jouvence, ce ne serait pas d’aller vers de nouveaux paysages, mais d’avoir d’autres yeux, de voir l’univers avec les yeux d’un autre, de cent autres, de voir les cent univers que chacun d’eux voit, que chacun d’eux est ; et cela, nous le pouvons avec un Elstir, avec un Vinteuil ; avec leurs pareils, nous volons vraiment d’étoiles en étoiles. 04

La Prisonniere, Marcel Proust, 1923

Gedanken anlässlich Annette Gössels Ausstellung „Nach Norden, nach Norden! … oder doch in den Süden?“ von Anna Valentiny


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epochenabhängig. In Island kam Annette Gössel, der Stadtmensch, mit einer extremen Natur in Verbindung. Mit der befreienden Wirkung einer kargen Ländlichkeit, die sie schon aus Spanien kannte und die sie hier wieder und mit erstaunlicher Wucht traf. Die Konfrontation und die Auseinandersetzung mit dieser "extrem leeren Landschaft", bildeten einen drastischen Gegenpol zum über die Jahrzehnte hinweg gekannten Stadtleben. Die Abgeschiedenheit, das Wetter und die Natur wirkten als befreiender Ausstieg aus dem bereits Gekannten und Gelebten und boten Raum für etwas Neues.

Es ist mir eine besondere Ehre, seine Exzellenz den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland Dr. Heinrich Kreft, Schirmherrn von Nach Norden, nach Norden! … oder doch in den Süden? und den frisch vereidigten Minister für Wohnungsbau Henri Kox willkommen zu heißen. Ich möchte mich bei den vielen Freunden von nah, fern und ferner bedanken, die den Weg in unser Haus gefunden haben. In der Aktion eures zahlreichen Erscheinens in Remerschen kulminieren die beiden Zustände, um die die beiden Ausstellungen kreisen, die sie heute sehen werden. Diese Zustände heißen Freundschaft und Reise und vielleicht sind sie überhaupt Eins. Es war in einem Wien der späten 80er Jahre, wo Annette und später auch Achim meine Eltern kennenlernten. Die Schule, die Angewandte am Stubenring teilte sich Annette mit meinem Vater, der Jahre zuvor dort studierte. Die Wohnung in der Zollergasse, im siebten Bezirk teilten sich alle. Und im Laufe der Jahre sollten es mehr werden. Generationen an Studenten, Freunden und Liebenden, die 100 Quadratmeter und dank der gründerzeitlichen Deckenhöhen unzählige Kubikmeter mit ihren Gesprächen, ihrem Lachen, ihren Diskussionen und ihrem Atem füllten. Die Zollergasse bleibt Ausgangspunkt und Schauplatz unzähliger Parallelreisen, die durch die Zeit und Generationen übergreifend nachhallen und so freu ich mich darüber, dass auch Joé, Jeremy und Lilli heute hier sind - denn sie alle haben über kurz oder lang die Welt der Zollergasse mit uns geteilt. Die Einflüsse der Stadt und der Kultur Wiens reichen lange in das Werk Annette Gössels hinein. An dieser Stelle sei unbedingt ihre Einzelausstellung im Palais Wittgenstein von 1994 genannt. Annette stellte damals in einem Wiener Stadtpalais aus, einem Gebäude, das in die Zeit der Ringstraßenbauten fällt. Ursprünglich im Stile der italienischen Neorenaissance gestaltet war das Gebäude später, als es so in Mode war, vom Ornament befreit worden. Annettes Auseinandersetzung mit den Schriften Adolf Loos, dem Architekten und schreibenden Pionier der Wiener Moderne, der 1910 mit Ornament und Verbrechen eine neue Zeit einläutete, war in den 90ern aktuell und bleibt es bis heute. Noch Jahre später in Berlin arbeitete Annette mit dem Thema der Repräsentationsfarben - Materialien Silber, Kuper, Gold, die sie zu geometrischen Mäandern auf Leinwand malte, verwob und so ihre Bedeutung aufbrach und neu interpretierte. Ihr erster Islandbesuch sollte vieles verändern. Denn wie Architektur ist besonders die Kunst orts- und

Resultat sind keine romantischen Landschaftsmalereien, sondern brutal-schöne Konfrontationen mit den Realitäten der herrschenden klimatischen Zustände. Annettes Tondos sind in Öl gemalt - eine Art der Malerei, die in Schichten entsteht. Einem geomorphen Prozess gleich, bildet sich das Endprodukt Schicht um Schicht. An dieser Stelle geht Annette einen Schritt weiter und malt Gemälde über Gemälde und das Bild das es zuletzt gibt verschleiert alles Vergangene, das auf immer, einzig Ahnung eines Gewesenseins bleiben kann. Es bleibt die Frage, warum die Berliner Malerin, die Städterin in Luxemburg, in Remerschen ausstellt, wenn ihr Lebensmittelpunkt doch ganz woanders ist. Darauf gibt es sicher viele Antworten und ich erlaube mir zwei Gedanken: Die europäische und weltweite Kultur lebt durch ihre Vielfalt. So macht die Berliner Künstlerin Annette Gössel Kunst in ihrem Zuhause Europa, heute in Luxemburg und das Thema ist Island. Morgen sehen wir mit ein bisschen Glück eine Ausstellung ihrer Werke über Remerschen in Neuseeland – einfach nur weil es genau auf der anderen Seite der Erde ist. Die zweite Ahnung ist die, dass eben nichts in der Welt – und zuallerletzt Freundschaften zufällig sind. Die erste Begegnung mag es sein und das ist zuletzt das eigentliche Wunder. Jeder weitere Moment in dem wir an dem andern hängen bleiben und jeder Schritt, den wir gemeinsam gehen, jeder verpasste Geburtstag und jedes Telefongespräch zwischen den Zeitzonen – sie sind unsere Entscheidungen. Und aus diesem Grund ist Annette eben heute in Luxemburg und deswegen war sie vor zwei Jahren mit Helgi und vielen weiteren Freunden in Island und nicht sonst wo. An dieser Stelle möchte ich den Kreis zu Proust Zitat vom Anfang schließen. Le seul véritable voyage ne serait pas d’aller vers de nouveaux paysages (...) mais d’avoir d’autres yeux (...) Proust beschreibt eine innere Reise, die den Blick des Subjekts auf die Welt verändert – das ist eine klare Deutungsweise. Aber ich lese den Satz in diesen Tagen auch anders und frage mich, von wessen Augen, von wessen Blick Proust denn eigentlich geschrieben hat. Suchen wir egozentrischen Wesen uns nicht vielleicht die Augen aus, von denen wir betrachtet werden wollen? Wessen Blick bedeutet uns wirklich etwas und weshalb setzten wir uns ihm aus? Die Menschen mit denen wir uns gezielt umgeben, unsere Freunde also halten uns den Spiegel vor, sind schonungslos ehrlich und schenken uns so die Möglichkeit uns selbst anders zu sehen. Meine gute Freundin Eleni Palles, die heute irgendwo in Wien ist, verweist auf ihrer Internetseite auf Verwandte im Geist und nennt die Rubrik Fellow Travellers. Unter ihnen sind nur Freunde.


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63° 33' 4'' N, 19° 18'43" W

© LG

Lillian Gössel

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ISLAND

Inmitten der meterhohen Eisschichten befinden sich Treppen, die in das Eis gehackt wurden. Die simpelste Form der Architektur, in ihrem Ursprung trifft auf die Komplexität der Natur. © LG

Island ist die jüngste Insel Europas und in ständiger Bewegung. Feuer, Wasser, Luft und Erde. Aus dem Boden steigt Schwefel, irgendwo brodelt Wasser, schießt vereinzelnd aus dem Boden hervor und manchmal zittert (bebt) die Erde. Die Natur trifft in ihrer ungezähmten Wucht auf den menschlichen Verstand ein Land der Extreme.

© Lillian Gössel

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Inmitten des Atlantiks gefangen, auf der Nahtstelle zweier auseinanderdriftender Erdplatten (der eurasischen und nordamerikanischen tektonischen Platten), dort wo die Elemente in ihren extremsten Formen aufeinandertreffen und sich ein Wettstreit liefern, befindet sich das fabelhafte Land der Trolle, Elfen, Geister und Feen. Island ist die jüngste Insel Europas und in ständiger Bewegung. Feuer, Wasser, Luft und Erde. Aus dem Boden steigt Schwefel, irgendwo brodelt Wasser, schießt vereinzelnd aus dem Boden hervor und manchmal zittert (bebt) die Erde. Die Natur trifft in ihrer ungezähmten Wucht auf den menschlichen Verstand - ein Land der Extreme. Im Süden Islands befindet sich der Sólheimajökull. Mit einer Länge von ungefähr zehn Kilometern und einer Breite von ein bis zwei Kilometern, bildet der Sólheimajökull eine der etlichen Gletscherzungen des Mýrdalsjökulls, dem viertgrößten Gletscher Islands. Der Plateaugletscher bedeckt um die einhundert Quadratkilometer der Caldera (Krater) des Vulkans Katla. Ein Spannungsfeld zwischen heiß und kalt, denn Katla zählt als besonders ausbruchsgefährdet und gehört zugleich zu den gefährlichsten Vulkanen Islands. Ein Gletscher besteht aus meterhohen Eisschichten. Wenn der Schnee im Sommer nicht schmilzt, beginnt dieser nach und nach zu vereisen. Im Laufe der Jahre bilden sich mehrere vereiste Schneeschichten. Das Eigengewicht presst diese zu dicken Eismassen zusammen. Es bilden sich aus einfachen Schichten Stockwerke, sie komprimieren sich gegenseitig und bauen aufeinander auf. Sie wachsen während des Winters, um im Sommer wieder abzunehmen; eine entfaltete Landschaftsarchitektur. Die Strukturen der Gletscher sind dynamisch und vergänglich. Die speziellen Formationen, Gletscherspalten, Bruchstellen und Gletscherhöhlen entstehen durch das langsame Vorwärtskriechen der Gebilde und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. Wasser in all seinen Aggregatzuständen. Vulkanausbrüche können dramatische Sturzfluten provozieren und einen regelrechten Gletscherlauf, dem Jökulhlaup, auslösen. Nicht selten gehen die Baustrukturen der Menschen unter den gewaltigen Verschiebungen verloren. So ist die Skeiðarárbrú-Brücke beim Gletscherlauf 1996 zerstört worden.

Die Natur ist so eindrucksvoll und überfordert den menschlichen Verstand, denn wer kann schon begreifen, dass sich zehn Kilometer unter diesen massiven Schichten aus gefrorenem und zusammengepresstem Schnee und glasklarem Eis, ein Vulkan befindet, der jederzeit bereit ist auszubrechen? In der einen Woche schmilzt das Eis und es ist möglich geradezu in den Boden zu schauen und die Schichten des Gletschers, wie bei einer Baumrinde, abzulesen. Die darauffolgende Woche ist alles mit Schnee bedeckt und man befindet sich in einer abenteuerlichen Expedition; zunächst Nebel, dann Schnee, dann Sonne, gefolgt vom Regen und schließlich Hagel, um letztlich im klaren Sonnenschein aufzubrechen. Aus den Tiefen grummelt das bewegte Eis und es erinnert einen an Sigurgeir Sigurjonssons Bildband Lost in Iceland. Nobody can hear you cry. Inmitten der meterhohen Eisschichten befinden sich Treppen, die in das Eis gehackt wurden. Die simpelste Form der Architektur, in ihrem Ursprung trifft auf die Komplexität der Natur. Ein verwunschenes Land, was durch die Gewalten der Natur bestimmt wird. Ein lebensfeindlicher Raum und zugleich der friedlichste Platz auf der Erde, bestimmt von den hellen und dunklen Jahreszeiten. Die Farben treffen den Betrachter mit der vollen Intensität, so sehr, dass sie beinah unrealistisch wirken und in ihrer endlosen Tiefe und facettenreichen Dimensionen dem menschlichen Auge verloren gehen. Einem ständigen Strom von Sinneseindrücken ausgesetzt.


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Ein Gletscher besteht aus meterhohen Eisschichten. Wenn der Schnee im Sommer nicht schmilzt, beginnt dieser nach und nach zu vereisen. Im Laufe der Jahre bilden sich mehrere vereiste Schneeschichten. Das Eigengewicht presst diese zu dicken Eismassen zusammen. Es bilden sich aus einfachen Schichten Stockwerke, sie komprimieren sich gegenseitig und bauen aufeinander auf. Sie wachsen während des Winters, um im Sommer wieder abzunehmen; eine entfaltete Landschaftsarchitektur. © LG

Lillian Gössel auf Gletscher Wanderung im November 2019

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Die Strukturen der Gletscher sind dynamisch und vergänglich. Die speziellen Formationen, Gletscherspalten, Bruchstellen und Gletscherhöhlen entstehen durch das langsame Vorwärtskriechen der Gebilde und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. © LG

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In der einen Woche schmilzt das Eis und es ist möglich geradezu in den Boden zu schauen und die Schichten des Gletschers, wie bei einer Baumrinde, abzulesen. mit Schnee bedeckt (..) © LG

© LG

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Lillian Gössel, 1998 in Berlin geboren, in Spanien und Berlin aufgewachsen, machte 2017 an der Sophie-Scholl-Oberschule das Abitur. In Schottland absolvierte sie, als Reisejournalistin und in Hamburg als Textredakteurin von viewStern, zwei Praktika. 2018 begann sie das kulturwissenschaftliche Studium an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Aktuell ist sie an der Organisation des Theaterfestivals „Unithea“ in Frankfurt (O.) beteiligt und auf dem Sprung nach Island.

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Lillian Gössel

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Eleni Boutsika-Palles is an architect and artist, she works interdisciplinary and with different media. From is currently a university assistant at the the department for architectural theory of the University of Innsbruck and is writing her dissertation on fiction as method. >> www.elenipalles.com

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Voyage dans la Lune 2.0 A story of cannons, bubbles, garbage and Greek Gods.

Clavius Base is a fictional lunar settlement in the Space Odyssey literary universe

Eleni Palles

created by Arthur C. Clarke. Below as it was depicted on film by Stanley Kubrick in 1968.

Eleni Palles

installations and speculative objects to video and text, her works reflect on potential urban futures. She


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In October 2019 it was announced that by 2024, NASA will land astronauts on the Moon as part of their new lunar exploration program. The mission is named ARTEMIS after the Greek goddess of the moon and twin sister of Apollo and will allegedly begin a new era where robots and humans will work together to push the boundaries of what’s possible in space exploration. In collaboration with private commercial companies, NASA’s ambition is to achieve a long-term sustainable presence on the Moon enabling humans to go on to Mars and beyond1. Since 2009, when NASA detected the presence of water ice2, the interest for the Moon was revived. The advances in engineering that have taken place since the last Apollo missions, could nowadays turn the Moon into a station for launching rockets and satellites farther into the solar system. Lunar construction projects now seem feasible and the mining of water and precious materials could theoretically finally allow humans to inhabit what was previously believed to be a dry rock. The ambitious ARTEMIS mission comes with illustrated timelines and fancy corporate identities, entrepreneurial business ideas, gender-fair space travel, new evolved spacesuits and promises of immortality3. Blue Origin’s Jeff Bezos already last year presented his company’s Blue Moon robotic lunar lander that will bring NASA’s astronauts back to the Moon by 2024.

1_ https://www.nasa.gov/ feature/goddard/2019/ artemis-meet-artemispursuing-sun-science-atthe-moon 2_ https://www.nasa.gov/ feature/new-viper-lunarrover-to-map-water-iceon-the-moon 3_ https://www.nasa.gov/ specials/artemis/ 4_ Baudrillard, Jean. La

Guerre du Golfe n'a pas eu lieu, Galilée: Paris. 1991.

5_ Baudrillard, Jean.

Pataphysics of Year 2000. Galilee: Paris, 1992.

6_ Baudrillard, Jean. Interview with Steven Pool, March 2000. https://www.theguardian. com/books/2000/mar/14/ artsfeatures.davidbowie

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But how new is all this really? How spectacular? The philosopher and cultural theorist Jean Baudrillard is most infamous in non-philosophical circles for having said that the Gulf War did not take place4. The theory is that these days, the ‘model’ precedes the event and exhausts it totally in advance. The Gulf war was played out as simulation before any tanks began rolling, and then it was played out again as simulation through videogame-style missile-runs on TV. Behind this orgiastic virtuality, the 'real' event was nowhere to be seen. Baudrillard also claimed in 1992 that the year 2000 would not happen5. So? Did it?

'No, because we were already in the 21st century long before we came to this dead point. We abused the scenario of the millennium long before it happened. Now, we stay in the 20th century. We have not really passed over. We don't live in a rational time...' 6 Maybe this revived enthusiasm for the moon is exactly such a case of an exhausted model as Baudrillard described it. Since fiction has already settled mankind to the moon in simulations, is it even possible to isolate any new information from their perfect models of simulation? This article looks back at some of the most significant moonwalks and revisits the vehicles, the habitats and the moonscapes as they were envisioned by scientists, architects and artists.

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2019_Illustration by Alessandro Gottardo for TIME


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In cannons How we got there It was Jules Verne who first put the idea of inhabiting the Moon into popular literature. The heroes of his 1865 novel De la terre à la lune use a space gun to shoot a manned projectile to the moon. The book describes the ambitious undertaking down to the smallest detail; scientific explanations, figures and formulas that are however rough, remarkably accurate for the knowledge of the time. The 1872 illustrated edition of the book featured the contemporary visual artists’ imagination of the endeavor and over a century later provided inspiration for Disneyland’s Space Mountain. The retrofuturistic steampunk-detailed appearance depicts Verne’s fictional cannon named Columbiad and the ride takes the visitors on a ride from the Earth to the Moon and back. Illustration of the Space Mountain in Disneyland.

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From the 1872 edition of Jules Verne's

De la terre à la lune

7_ http://www.swarthmore.edu/Humanities/ sforres1/translations/Tsiolkovsky.html Red Star Tales, edited by Yvonne Howell, published by Russian Life Publishers, in fall of 2015

Inspired by the fiction of Jules Verne, the father of all practical attempts at space travel K. Tsiolkovsky, sent his first man to space in what he called a ‘controllable metallic balloon’. Taking a cue from Verne, Tsiolkovsky created science-fiction stories of his own, hoping to spread the science behind his ‘unbelievable’ ideas. In 1892's On the Moon 7 , the main character is suffering from a fever dream where he imagines that he and a friend are on the Moon. He describes the weightlessness, cold, and darkness of being on the moon, and often describes things in such detail that it reads more like a lecture. Along with his designs and prototypes for rockets and space stations, he elaborated on closed-cycle biological systems to provide food and oxygen for man’s extraterrestrial habitats. His studies and blueprints inspired further works of fiction that sent man to the moon like the 1936 soviet movie Cosmic Voyage for which Tsiolkovsky worked as a scientific advisor and for which a mock-up of his envisioned rocket was built. He contributed decisively to the accuracy with which the experimental laboratory, the huge hangar, the spaceship, its engines, its interior, the illuminators, the moon’s surface, the spacesuits, the heavy weighted boots, and all other technical details were rendered and predicted by the movie, creating an atmosphere full of utopian enthusiasm and Edisonian inventiveness. Konstantin Tsiolkovsky’s projected Moon Capitol model. 8_ picted in works of art. Shortly before NASA launched Apollo 11, it received a letter from the Union of Persian Storytellers,

A model of the Tsiolkovky-inspired spaceship that would take humans to the Moon in the 1936 Soviet movie, Cosmic Voyage. National Air and Space Museum, Smithsonian Institution.


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In his 1901 novel H. G .Wells sends The first Men on the Moon using a new material called ‘cavorite’ that can negate the force of gravity. Even in fantasy space ventures have always mingled idealistic and worldly motives: the novel’s narrator wants to make money, his collaborator dreams of knowledge. Together they take their first walk on the Moon. Their spherical space-ship made of steal and coated with cavorite lands on the moon that is presented as a desolate landscape, but as the sun rises the thin frozen atmosphere vaporizes and strange plants begin to grow rapidly. They also encounter insectoid lunar natives called 'Selenites' but their encounter doesn’t end well. The cavorite-coated polyhedron story found its way to the silver screen in 1964 and entered our homes via TV and the 2010. Still from the coloured version of Georges Méliès Voyage dans la Lune, 1902.

A year later in 1902 Georges Méliès presented the first ever moonwalk to be captured on film. Voyage dans la Lune was filmed in a set built like a glasshouse and as big as a theatre, Méliès’ explorers ‘injure’ the anthropomorphic Moon while on their arrogant ventures. The Moon here is seen as another unexplored continent appealing to human’s sense of wonder in the face (pun intended) of an unexplored universe. Illustration by E. Hering, 1901.

Still from the 1967 film, directed by Nathan Juran. Still from Georges Méliès Voyage dans la Lune, 1902.

Still from the 2010 BBC TV Series, directed by Damon Thomas.


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8_ Wernher von Braun (1912 – 1977) was a German (later American) aerospace engineer and space architect. He worked in Nazi Germany's rocket development program and following the war, he was secretly moved to the USA, along with other German scientists Operation Paperclip. He worked for the US Army on a ballistic missile program, and developed the rockets that launched the the first space satellite Explorer 1.

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Fritz Lang set his Frau im Mond in 1929. The movie takes a more pragmatic and less fairy-tale approach to space travel as actual rocket scientists (including Wernher von Braun8) were involved in the making as scientific consultants. This explains the film’s portrayal of a multi-staged rocket carrying the protagonists to outer space.

Tintin in On a marché sur la Lune. Hergé. 1954.

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^^ Stills from Fritz Lang's Die Frau im Mond depicting the rocket that made it to the moon inside and outside. The rocket’s design is explained with a miniature in the film.

>> Behind the scenes: The huge moon sets at legendary Babelsberg Studios.

In the decades to follow, fiction and popular culture continued to pave the way to the Moon and contributed significantly to both the imagination and the wish to conquer other planets. In most cases the rhetoric of ‘exploration’ extended the colonial narrative beyond the post-colonial earth and into space. The concept of the Moon as earth’s 8th continent became a common theme or aspiration in science fiction literature and cinema both in the United States and the Soviet Union. Until the end of the 60s everyone who was anyone had been to the Moon. From James Bond to Bugs Bunny and Tintin, the film and comic industry found and endless source of imagination also as direct reflection of the political and social movements of the time. The conquerors faced challenges like dangerous moon inhabitants (e.g. love-starved catwomen) or rivals from other countries on earth.


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'The lost city of love-starved catwomen' Poster from the 1953 film Cat-women of the Moon, directed by Arthur Hilton.

Poster from the 1963 film Mouse on the Moon, directed by Richard Lester.

In the comedy Mouse on the Moon (1963) a small European country sent its astronaut using a Russian space rocket fueled with exploding wine. The satire of the space race and international politics produced surreal pictures merging high-end technology with provincial settings. In 1968 Stanley Kubrick documented a detailed Moon landing scene in his legendary 2001: Space Odyssey. This scene had a huge impact among an audience who was anticipating to watch the Apollo mission landings on their TV in less than a year.

In Diamonds are Forever (1971), Sean Connery as James Bond interrupts the filming of a moon landing scene and steals the moon buggy to escape.

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Stills from Disney's Mand and the Moon showing Wernher von Braun explaining how a space station will be built in outer-space to eventually bring man to the Moon.

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Docufictions such as Man and the Moon (USA, 1955) and Luna (USSR 1965) provided humans with a live action simulation from inside and outside the manned shuttles that reached the lunar surface. Man on the Moon is Part of a famous Disney television series. It begins with a humorous look with man's fascination with the Moon through animation. This segment features characteristics of the Moon depicted from William Shakespeare and children's nursery rhymes to lunar superstitions and scientific research. The second part features scientists (including Wernher von Braun) who give details about their voyage vision including models of the space- crafts and the space stations that will be constructed in outer space as an outpost to the Moon. Luna also consists of two parts, the first part is a retrospective of man’s achievements in outer space up to its time and the second part shows how the Moon in the near future will be developed by people from a hypothetical first lunar mission to lunar cities and laboratories. There is an anecdote that shortly before NASA launched Apollo 11, it received a letter from the Union of Persian Storytellers, begging NASA to change the plan: A Moon landing would rob the world of its illusions, and rob the union’s members of their livelihood. In the decades since Apollo 11, NASA has invented Earth-mapping satellites, launched the Hubble Space Telescope, collaborated on the International Space Station, and studied Mars. But none of these projects have generated the broad and childlike wonder of the Moon.

Stills from Luna showing a scientist conducting experiments on the lunar surface and below a lunar city.

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In bubbles How we lived there

9_ Eckart P.

The lunar base handbook, an introduction to lunar base design, development,and operations. New York: McGraw-Hill; 2006.

Moonbase Alpha, a scientific research centre on the Moon as depicted in the TV series

Space: 1999.

Created by Gerry and Sylvia Anderson, 1975-1977.

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After we suited up and rode our astral vehicles to the moon, the most comprehensive Lunar Base Handbook 9 gave us instructions on how to design and build a lunar base, while it examined the physiological and psychological aspects of space travel and extraterrestrial settlements. Over the years scientists, engineers and artists have provided us with designs that have taken into consideration all intricate technical parameters including site selection and specialized infrastructure. Rigid or inflatable structures, igloos, railroads, ecospheres, domes, space ports, laboratories, observatories, sports arenas, mining and manufacturing plants – man has inhabited them all.

The key to the colonization of the new frontier no longer lay in the invention of rockets and armed weapons, but in the management of the human physiology. For humans to transport themselves into outer space, they would have to carry along an artificial environmental earth bubble. This closed system with its internal circulation and recirculation of matter and ideas within a defined radius and circumference became a theme with various cultural reflections in the 60s and 70s 11. The concept of the closed resource regeneration systems migrated from the space program to countercultural architectural groups experimenting with autonomous living and gave us built manifestations of our inhabitation of the universe. The famous Earthrise 12 image taken by Apollo 8 in 1968 contributed decisively to the collective feeling of anxiety in cultural imagination and to a broad literature projecting plans for our future survival within what Buckminster Fuller famously called ‘spaceship earth’ 13. This immersive imagery might also be held accountable for a genealogy of closed resource regeneration systems, or smaller highly engineered earth microcosms. The vision of an enclosed environment placed in extreme uninhabitable worlds intrigued architects and designers over the years and established a repertoire of research techniques, a set of tools for thinking of the design process and a language as basis for experimental spatial practice.

MOONLAB, Sleeping Module detail

10_ Moonlab - Detailed preliminary design study of semipermanent manned lunar laboratory, 1968. https://ntrs.nasa. gov/archive/nasa/ casi.ntrs.nasa. gov/19690020460.pdf

11_ Kallipoliti, L. 'Closed Worlds: The Rise and Fall of Dirty Physiology', Architectural Theory Review, 20:1, 67-90, 2015. 12_ Earthrise is a photograph of Earth and some of the Moon's surface that was taken from lunar orbit by astronaut William Anders on December 24, 1968, during the Apollo 8 mission. 13_ Buckminster F.

Operating Manual for Spaceship Earth, Carbondale: Southern Illinois University Press, 1969.

Thinkers conceptualizing moon cities throughout the 50’s and 60’s ranged from author Arthur C. Clarke, who already in 1954 described in full detail the igloo-shaped buildings on the moon powered by a nuclear reactor, to the participants in 1968’s Stanford-Ames Summer Faculty Workshop in Engineering Systems Design, who took mankind to their MOONLAB, a moon base located close to the lunar equator 10. The MOONLAB program began with the first Apollo moon landing. By 1976 a rotating three-person crew lived in the first habitat for three months at a time. The habitat had three stories, the top floor was used for storage and provided radiation protection for the crew as it was buried under several feet of lunar regolith. Gradually the crew expanded to include 24 people and in 1982 farms were built that housed plants grown in lunar soil and provided 75 percent of the crew’s food needs. In 1984 a 40-inch telescope was brought to the moon and showed humankind the way to further explorations into the galaxies. In 2001 the lunar base was inhabited by 1.100 residents as documented in Kubrick’s Space Odyssey.

Man on the Moon, Illustration by Klaus Bürgle, 1958.


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Closed recirculatory systems went beyond being just a cultural fascination with the space program and became a key concept for emerging architectural concerns related to the future of habitation. In many ways, the detachment from the main urban supply networks depicted a collective skepticism towards the urban condition, which was portrayed by both the counterculture and the space program as a catastrophic environment that restrains the imagination and the freedom of the individual. Looking at the habitat as a total organic system, projects like Graham Caine's Eco-House, Paolo Soleri's Arcosanti, the Earthship architecture concept and Biosphere II, allowed us to redefine and test our earthly habitats before migrating to the moon.

Book cover, 1958

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>> Graham Caine’s Eco-House was built in South London in 1972 as a laboratory and living experiment. It was was a fully functional integrated system that converted human waste to methane for cooking, as well as maintained a hydroponic greenhouse with radishes, tomatoes, and even bananas. After having lived in the house for two years with his family, Caine was asked to destroy it in 1975. The Eco-House was an island uprooted from its urban and detached from the man urban supply networks context like its own planet, but very much in exchange with physiological parameters: temperature, water, light, humidity, and so forth calculated in numeric data. Here Caine's diagram for the Eco-House. Courtesy of Grahame Caine. This drawing was reprinted in Stefan Szcelkun's Survival Scrapbook, vol. 5: energy (Bristol, uk: unicorn Bookshop Press, 1975.)

<< Founded by Paolo Soleri in the desert of Arizona and following the principles or arcology (architecture & ecology), Arcosanti served as an urban laboratory to test and demonstrate an alternative human habitat. He began construction in 1970 with the goal to explore and demonstrate how urban conditions could be improved while minimizing the destructive impact on the earth. Up to this day Arcosanti has permanent habitats and continues to develop as an experiential learning center and walk-through demonstration of how to pursue efficient alternatives to urban sprawl.


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Michael Reynolds' first building, the Thumb House, was built in the early 1970s. It included features incorporated into later Earthship designs.

The Earthship architecture concept began to take shape in the 1970s. The architect Michael Reynolds’ vision was to create a home that could provide, just like a spaceship, everything the inhabitants need to survive. Using natural and re-purposed materials and no specialized building techniques Reynolds’ Earthships produced their own water, electricity, and food. >> Earthship in the Greater World Community in Taos, New Mexico, open for tours and available for sleepovers.

>>

Biosphere 2 was conceived to demonstrate the viability of closed ecological systems to support and maintain human life in outer space. It would explore the web of interactions within life systems in a structure with different areas based on various biological biomes. In addition to the several biomes and living quarters for people, there was an agricultural area and work space to study the interactions between humans, farming, technology and the rest of nature as a new kind of laboratory for the study of the global ecology. Its mission was a two-year closure experiment with a crew of eight humans. Long-term it was seen as a precursor to gain knowledge about the use of closed biospheres in space colonization. As an experimental ecological facility it allowed the study and manipulation of a mini biospheric system without harming Earth's biosphere. The experiments ran into problems including low amounts of food and oxygen, die-offs of many animals and plants, group dynamic tensions among the resident crew, outside politics and a power struggle over management and direction of the project.

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Of garbage How we wasted our future

14_ https://www.forallmoonkind.org/

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15_ http:// theconversation. com/footprints-on-the -moon-and-cemeterieson-mars-interview-with -space-archaeologistalice-gorman-118911

16_Baudrillard, Jean.

A l'Ombre du Millenaire ou le Suspens de l'An 2000. Sens & Tonka, Paris. 1992. Translated by Francois Debrix.

By 1972 we had done it all. We colonized, we transported our 'civilized world', we appropriated and when the excitement was over we left without picking up our trash. A long list of equipment parts, tools, commemorative, artistic and personal objects lie on the surface of the moon as indisputable evidence that the Moon did become Earth’s 8th continent. The lunar surface is pitted with craters made by crashed spacecraft. Some, like early Soviet probes, were designed to interact with the Moon surface, while others, like the Apollo lunar modules, were scuttled after their missions were complete. And a fair number of spacecraft collided with the Moon by accident. As the Moon has no atmosphere, and therefore no wind, lunar soil is engraved with the footsteps of every visitor. The landscape itself has become a map of their curiosities. The lunar tourist can visit defunct exploring rovers, flags, diverse memorabilia as well as less romantic leftovers, like bags of human waste. Preserved by the vacuum of space, this moonscape has been left undisturbed for nearly six decades. FOR ALL MOONKIND, a non-profit organization that seeks to protect Human Heritage in outer space, argues that this merits the same recognition and protection as common heritage on Earth. As the Moon is about to get crowded again, the nostalgia of what the future looked like in the past, finds its voice through space lawyers and policy makers who develop new strategies to protect this legacy 14. Right now, there are around 50 different places where human culture has landed, and they’re quite diverse. A huge amount of USSR stuff, a huge amount of US stuff – but also Japanese and Indian and Chinese. The Moon is already culturally diverse and all these different cultures are reflected upon its valuable archaeological record. One can well imagine a physical touristic theme park on site, but it is also likely there will be a form of lunar tourism, which involves us projecting ourselves into robots and going for a little jaunt across the lunar surface 15. What was in the 70s a holy place for the future it was promising, has now become a holy place for the optimistic past it manifests. The Apollo mission landing sites have thus become an archive of remnants that say more about humankind than any carefully designed monument ever could. If we wish to remember these glorious futures, we ought to account for all that was left behind, both the grand gestures — and the garbage.

Of Greek Gods How we became immortal The interplanetary world is a lot like the ancient one, humans still need gods and myths to help them

From FOR ALL MOONKIND's Vimeo channel https://vimeo.com/350351755

Apollo 17's Lunar Surface Gravimeter https://commons.wikimedia.org/wiki/File:ALSEP_AS17134-20501.jpg

'The more the future escapes us, the more the quest for a return to origins, for a return to the primal scene (as an individual human being or as human collective) becomes our obsession. As a consequence, we try to collect evidence: the evidence of time past, of human evolution. (…) There is, then, a recapitulation in reverse which stands as the complete opposite of a living memory. It is about commemoration, rehabilitation, cultural ‘museumification’, an inventory of those places where memory is rekindled and the apotheosis of heritage. This idea of reliving and recreating everything is a ‘therapeutic’ obsession. ' 16


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17_ http://arc-space. wikifoundry.com/

18_ The Global Seed Vault on Spitsbergen, Norway has been dubbed the “doomsday” vault, which conjures up an image of a reserve of seeds for use in case of an apocalyptic event or a global catastrophe. https://time.com/ doomsday-vault/

19_ https://www.celestis.com/

>> Screenshot from TIMES Immersive application where one can simulate the moon landing over their smartphone

Souvenirs from the moon: the Apollo Genesis Rock, collected at the Apollo 15 mission in 1971.

20_ https://time. com/longform/apollo-11-moon-landing-immersive-experience/

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deal with death. Only today, the statues and temples have been replaced by heroic expeditions that promise to rescue humanity before it goes down with ‘spaceship earth’. Apollo and Artemis are not anthropomorphic figures anymore, but missions offering hope for all of earth’s flora and fauna. Should Earth be destroyed -be it a wayward asteroid or a nuclear war- safeguarding the species requires extra-terrestrial placement of people and their culture. A lunar doomsday vault can be a secure facility to provide humans with all the intellectual and other resources needed to rebuild humanity. The Alliance to Rescue Civilization 17 (ARC), an organization devoted to the establishment of an off-Earth 'backup' of human civilization, has already envisioned in detail the lunar facility, that in the event of a catastrophe, will be prepared to reintroduce lost technology, art, history, crops and livestock. It contains information of humans, plants and animals as well as all necessary processes for survival. Like seed vaults already established on earth18 the lunar ark includes actual seeds, plants and genetic material to aid the terraforming of regions on the Moon or the re-population of the earth once the circumstances allow it. On a similar note the company Celestis 19 is here to fulfill humanity’s dream of immortality 'up in the heavens' in a quite literal way. By launching a symbolic amount of cremated remains into near-space, Earth orbit, lunar surface or even beyond (depending on your budget), you or your loved one will venture into space as part of a space mission and ride alongside a commercial or scientific satellite, thus becoming one with the cosmos. For those that cannot wait that long, TIME has launched an app20 through which one can embark on the Apollo 11 simulation, a most accurate 3-D re-creation of the moon landing. Told in two chapters, 'Landing on the Moon' allows one to witness Neil Armstrong and Buzz Aldrin’s landing; in Chapter 2, one can explore the 'Surface of the Moon', walk around the lunar module, and watch Neil Armstrong in his space suit as he plants the flag. Is it even possible any longer to set clear boundaries between illusion and genuine reflections of our basic realities? Simulation has embedded itself within our social and cultural landscape as a primary means of communication and representation; sophisticated semiotics and advanced tooling render fictions better than any reality. We have dreamt of the Moon, we have packed our earthly microcosms and went camping on the Moon, we have trashed the Moon and went out looking for farther colonies. And once we peered over the edge of tomorrow and discovered disenchantment in the spectacle provided by high-tech accomplishments, we seek to relive the thrill the Moon landing spread. Adopting Baudrillard’s theory, that the ‘model’ preceded the event and exhausted it totally in advance, the Moon landing never happened and will never happen.


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Sundowner "I had the extraordinary feeling that all these cars were gathering for some special reason I didn't understand." - Crash (1996) by David Cronenberg

Graham Brenton McKay is an independent architecture writer, critic, blogger, and lecturer currently living in Dubai. His blog, Misfit’s Architecture, links an informal network of practitioners, instructors and students around the world. McKay deals with universal themes such as architecture’s relationship with art, nature, technology, society and education. Refusing to let the idea of social responsibility in architecture die, McKay highlights the foibles and dissects the statements of architecture media stars and the self-styled avant-garde. With equal regularity, he celebrates those misfit architects whose contribution to better performing buildings has never been fully appreciated, Josef Frank being his most recent honoree. McKay is currently a lecturer at Department of Architectural Engineering at the University of Sharjah.

Graham Brenton McKay

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In Dubailand, © Graham Brenton McKay


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I'd arranged to meet a friend who was staying in a part of town I'd never had a reason to visit. I did have a vague memory of having driven through it ten or so years prior when it was just a place on a map that a road went through. There hadn't been anything to stop for. Before I left the apartment, I checked the hotel's location and discovered that the road I remembered was now six lanes in each direction and with interchanges to two new highways leading off into the desert to places I'd never known existed. I didn't have the time to enjoy losing myself so I took a taxi instead. We left the city proper behind us and crossed the new bridge to join the new road linking to the southbound artery. For the next fifteen minutes or so the driver and I talked about junctions, bypasses and flyovers and how much smoother and better it was now. We didn't have much more to say as we wove and merged with the flow at a steady 110. I was glad I hadn't driven. I sat back and relaxed. I was still

07 looking at the road ahead but not with the attention or awareness of a driver. I saw me on this road as being a point on a line that came into existence when the origin and destination were connected. It was a new place linking two others to create a new place that was neither. The road existed to take me from one to the other but as a state of mind it didn’t exist for the sake of either. Its sole purpose was for me to move along it. Even its interchanges were designed so people travelling in one direction would never have to stop or slow down or even be aware of anyone travelling in another. Me and everyone else were like salmon swimming upstream. The only direction was forward and only thing that mattered was our base compulsion to move with everyone else and participate in this mass performance. I became aware of clusters of apartment buildings coming into view in the middle distance and then retreating before the next cluster appeared. The buildings weren’t thinning out between market gardens or giving way to suburbia as usually happens when one leaves a city but nor were they becoming denser or taller as usually happens upon entering one. The scenery was forever changing but there was no discernible pattern or logic to it. It wasn’t changing into or away from anything and so there was no sense of leaving one place behind or approaching another. I was stuck in space. The road powered on indifferent to these buildings and the buildings, for their part, were equally indifferent in return, revealing neither a preference for turning away from the road or acknowledging it as the reason for their existence. These were no upstart constructions. Some were as high as fifty stories, well turned out and standing proud and slightly aloof like someone having arrived too early at a party. They were designed to be seen but without any concern for who or from where. They stood where they were without apology or pretense. I imagined myself on one of the balconies, admiring this mighty road.

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Before I knew it, the sun had set and the physicality of lorries, taxis, buses and cars was transformed into red taillights moving at speed along the yellow road. Materiality disappeared and, for a while, so did time and I was in some third place where only the present existed independent of the past and its regrets and the future and its anxieties. It was a moment of exquisite calm. “Sorry,” the driver interrupted as he braked to avoid a car cutting in front of us. We exited onto a cloverleaf that led to an eight-lane carriageway and then exited again, this time onto a feeder road with grassy verges dotted with poinciana trees and frangipani. Whatever lay beyond was concealed by hedges of bougainvillea. The highway had been grand and open but this world was finite and managed. The driver pulled into the driveway and slowed to anticipate a speed bump. I lowered the window and let in the night air heavy with the perfume of petunias just watered. The poinciana trees were alive with the sound of birds stopping over en-route from West Asia to East Africa for the winter. I paid and thanked the driver and wished him a good night. The doorman smiled as he made an ever-so-slightly florid yet welcoming gesture towards the entrance, courteously activating the motion sensor for me. I was directed across the lobby and towards the pool terrace where I recognized my friend. A lifeguard in his elevated chair was watching two children splashing in the pool that, as it was only the middle of October, would still be chilled to twenty-eight degrees. On the distant bank of the artificial lake was the theme building that began to cycle through its light show at the same moment as the sounds of a live band beginning their first set for the evening could be heard. Small circular ripples like raindrops revealed the presence of carp in the lake that provided something for the people in the hotel rooms, serviced apartments and short-term stay apartments to look over. It made a place. It was something there, something to prevent there being no there there. It also made an "over there" on the other side for people to be curious about. I found it more and more difficult to hold on to thoughts like these. I let them go. There was probably no there there. Wherever it was, was quite fine without one. And nobody including me even cared if there was or not. At last I relaxed and could enjoy being in precisely this time at precisely this place. A waiter had wheeled out an evaporative cooler and was positioning it a comfortable distance from where my friend was sitting smoking and picking at a plate of strawberries dipped in the chocolate fountain. I sat down and, after a professionally discreet interval, the waiter came over and greeted us, enquired how we were and, upon seeing the strawberries, suggested we might enjoy two Brandy Alexanders. My friend and I were momentarily confused. We couldn't see what needed complementing or enhancing. Everything was already perfect. Nothing could be done to make it any more so. So we ordered Hemingway Daiquiris and drank to the end of times.


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In Dubailand, © Graham Brenton McKay


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The Blue Hour Project Four Moments - Four Haikus

Dana Popescu

Dana Popescu (*1981) grew up in Romania and France. Trained as an artist during her high school years, she graduated with an architect diploma in France after a master degree study in Japan. She has been working in France and Luxembourg, where she currently lives. Her artistic work is a contribution to anticipative design, photography and video, with exhibitions and performances in France, Switzerland,

>> https://danagabrielapopescu.wixsite.com/brili >> www.metamulhouse.com

Dana Popescu

Germany and Luxembourg. She defines herself as a passionate art and architecture explorer.


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REMERSCHEN

Today the term haiku is used to describe poems with three-line 17 syllable structure. They are rooted in the Japanese culture. This beautifully organised poems have always fascinated me for their rigour, force and grace. They are so perfect that I consider myself not suited to create one. I define myself as an experimental spirit, growing with each error that I make and thus not being able to express myself in this pure state. I am presenting my voyage through four non-haiku three-line poems. It all started in Montreal, in Canada, where I was travelling alone to discover the spirit of the city. I was touched by an art piece and I remained in the contemporary art museum for hours until the closing time. It was the video of a common performance by the band National and Ragnar Kjartansson “A lot of sorrow”. The song “Sorrow” was being played one hundred times at Moma PS1 in New York, in 2013. During 6 hours of performance, as the artists got more and more tired, I could feel their emotions rising until the moment when they had teardrops in their eyes. The song continued on and on, relentlessly, like a continuously breath, never boring, always with a new interpretation accompanied by a strong will to keep on going. Beyond the melancholic lyrics this song represents for me a compelling desire to continue moving on a chosen path.

element to create a photographic water landscape. I continued to whistle my “Sorrow” song as I was thinking of how to find fog during a hot summer time, “because I don't wanna get over you”. One day it happened. One day a friend sent a message early in the morning saying there was fog on the lake. I rushed to my car. As I was driving I felt my emotions changing: from joy to deception. The sun was fading away behind the fog. Like in John Carpenter's movie, the fog grew whiter and whiter, thicker and thicker like a phantom with a soul of its own, covering the whole landscape, making the sun fade away. Everything was drowned in a milky wave of fog. All ghosted. I kept looking for my moment. I came back several times. I checked the weather and I learned that fog was formed when cold water was in contact with worm rays of sun. I looked for the rainy day that cooled the water followed by the sunny, warm day. Like in a magic song, all connected. I was again the driver in the the night, hoping. I was again the fisherman waiting in the morning song of birds. I was again the explorer of nature. This time, the fog was floating on the water with a fragile soft touch. The sun was rising covering everything in gold. Dana Popescu

Suddenly I was realising that our live are full with moments when we feel that something fragile and beautiful has just slipped away. We think we have it in our hands and yet it slips away like a soft skin fish swimming through our fingers into the crystal water. My enchantment for light and colours pushed me to get up again and again, better prepared, a traveller in the night. I couldn't get over the idea that I was so close and yet so far away from my magic moment. I learned when I was supposed to arrive and found the exact places that I wanted to shoot. When I took the photographies, I had the right pinkish and bluish light, the water was beautifully still and birds were singing early in the morning sun. When I was waiting for the sun to rise and lighten the landscape I felt like a fisherman that comes early in the morning and waits with patience for the right moment, while enjoying the liveliness of the waking nature. The moment was good and yet I still felt like something was slipping away. Later on, while talking to a local, I learned about the fog that sets sometimes on the water. I started looking for a new

4qU7nE

com/watch?v=thLoF-

I was brought to do an architecture photography project in Remerschen and I have decided to shoot it during the “blue hour”, early in the morning, before sunrise. I remember my first day: the fascination of early morning changing sky, from black to blue and pink as I was driving to Remerschen. I arrived after the sun rose. It was too late, and the light was not soft any more. I was very disappointed that I couldn't have my right colours. I felt a lot of sorrow for missing what I thought as being the right moment for my photography.

https://www.youtube.

Later on, it inspired me to follow my architecture and photography passion.

Watch an extract of The National performing their song Sorrow in a six-hour live loop at MoMA PS1 in New York in 2013


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CHAPTER ONE TOO LATE I arrived too late Sorrow waited, sorrow won exploring


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CHAPTER TWO OVER Early morning five o’clock drive in the dark Cause I don’t wanna get over you


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CHAPTER THREE LOOK Fog is floating on the water Look ...he said Don’t leave my humble heart alone


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CHAPTER FOUR LIGHT RISES Coffee smell in the night Birds’ song as the light rises Is in my honey, is in my milk


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An architectural investigation into non-binary worlds

An Exhibition shown at MAGAZIN – Space for Contemporary Architecture in Vienna from the 8th of November to the 14th of December 2019.

With POLYCEPHALY – Architecture in the Age of Non-Binary Worlds the Barcelona-based duo Takk created a two-piece installation, which proposes a pluripolar reality: “Due to the emergence of concepts such as the Anthropocene linked to the climate crisis, to the higher relevance of technology in all spheres of our daily routines, or to the implosion of concepts such as gender, it seems that it no longer makes sense to continue working from the construction of reality through binary relationships (nature-culture, man-woman, rational-irrational…). Architecture, as a practice with a main role in the construction of our societies cannot ignore these issues. The proposal is based on the indistinct work with different kinds of materialities that are mediated through the disciplinary knowledge of structure and construction and the contribution of contemporary technology.”

Takk // Mireia Luzárraga + Alejandro Muiño is a space for architectural production based in Barcelona and Madrid focused in the development of experimental and speculative material practices in the intersection between nature and culture in the contemporary framework. Their work has been showed in international events such as the Venice Architecture Biennale 2014 and 2018 (IT), the Orléans Architecture Biennale 2017 and 2019 (FR), the Rabat Biennale 2019 (MA), the Porto Biennale (PT), the San Sebastian Architectural Biennale 2017 (ES) and the Oslo Architecture Triennale 2016 (NO), among others. Part of their work belongs to the permanent collection of FRAC Centre Val de Loire (FR). Additionally to their professional practice Mireia Luzárraga and Alejandro Muiño are Master Tutors at IAAC (Institute of Advanced Architecture of Catalonia, ES), teachers in Architectural Design at UA (Universidad de Alicante, ES), and at BAU (Barcelona Design University Centre, ES). >> https://takk-architecture-grid.tumblr.com


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MAGAZIN presents the work of young local and international architects in solo exhibitions that are especially conceived for the spaces in the Weyringergasse location - framed by corresponding publications and lectures. MAGAZIN a space for contemporary architecture.

© Richard Pobaschnig

MAGAZIN was founded by the Verein für zeitgenössische Architektur in March 2018 and is run by Jerome Becker, Matthias Moroder, Florian Schafschetzy and Eva Sommeregger.

Weyringergasse 27/i A - 1040 Wien info [at] architektur-im-magazin.at >> https://architektur-im-magazin.at

© Richard Pobaschnig

opening times during an exhibition: Saturday 15:00 - 18:00 and by appointment


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Between Modernity and the Archaic Stefania Strouza's sculptural installations oscillating between Le Corbusier and Medea

In July 1933, the ship Patris II sponsored by CIAM (Congrès Internationaux d’Architecture Moderne), left Marseilles, its final destination being Athens. The main representatives of the Modern Movement were aboard, one among them being the architect Le Corbusier. 36 years later, Pier Paolo Pasolini will reenact in filmic terms another journey, this time from the East to the West, that of Euripide’s Medea, played by Maria Callas. Stefania Strouza’s expansive installations take as their starting point these two journeys, inserting them into a larger narrative related to Greek modernity, informed by the West-East dipole and the conflicting imaginaries it entails.

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1. View of the solo exhibition at Athens & Epidaurus Festival: TO A CERTAIN DEGREE SACREDNESS IS IN THE EYE OF THE BEHOLDER / ACT III Peiraios 260, 2014 Modulor, 2014 steel, 2.04 x 1.02 x 0.4 m Medea, 2013 silkscreen on textile, 1.27 x 3.50 m

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Stefania was born in Zakynthos, Greece and after spending many years abroad in England, Austria, Germany and the U.S.A., she currently lives and works in Athens. Her practice explores how cultural narratives of diverse origins (such as archaic cultures, indigenous cosmologies, or European modernity) move across space to generate new cross-cultural syncretisms. Her sculptures and installations combine material objects—either human-made or natural—that connect contemporary reality with forgotten or suppressed ways of human existence. Strouza reformulates historically specific forms— such as antique maps, architectural details, or textile designs— in non-representational abstract ways, revealing unexpected meanings that cast doubt on established cultural hierarchies. Sometimes appearing as autonomous entities, other times composing an architectural environment, her works invite the viewer to focus on the physicality of the objects, rather than eliciting primarily a cognitive response. Her oeuvre evidences her openness to different disciplines, oscillating between western and eastern influenced ideas and visual languages. In her recent works she investigates the relationship between modernist vocabulary and its fragmented historical and subjective substantiation.


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2-4. Sequence I/II/III, 2015 digital print on photographic paper, frame, 40 x 40 cm

To a certain degree sacredness is in the eye of the beholder is a work in progress, articulated in a number of versions or acts. The starting point for this project lays in two journeys: one made to Athens by important representatives of modernism for the “Congrès Internationaux d’Architecture Moderne” in 1933, and one made by Euripides' Medea in the 1969 film by Pier Paolo Pasolini with Maria Callas in the leading role. The series of international congresses for Neues Bauen (from 1928 to 1959) defined discussions of urban planning and the development of modern architecture.1 The ship

Patris II sailed from Marseilles in 1933, bringing established leaders of the avant-garde – like Le Corbusier, László Moholy-Nagy, Otto Neurath and Fernand Léger – as well as young, up-and-coming architects to Athens in order to discuss the “functional city” during the voyage. But this journey through the Aegean also marked a shift in the geographical focus of the CIAM and changed its key themes. There was a turning away from the centre of Europe towards the Méditerranée, to the vernacular buildings of Greek villages with their

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white cubes and to the original architectonic ideals expressed in the temples of antiquity. For all those who could not be there, the white ship also conjured the image of an ark, on which the ideas of modernism could weather the harsh storms of the war years.2 The congress exercised an influence on Greek artists of the period and simultaneously raised questions about what constituted Greek modernism (picture 7). 36 years later, Italian director Pier Paolo Pasolini staged a journey in film: a free interpretation of an ancient Greek myth, based on the literary model by Euripides dating from 431 B.C. In the film Pasolini uses motifs from the myth of Medea and the saga of the Argonauts to show an encounter between two cultures. The incompatible nature of these cultures causes the relationship of the two leading characters–the pragmatic, rationalist Greek Jason and the archaic, animist priestess Medea–to end in a bloody tragedy.3 In the project To a certain degree sacredness is in the eye of the beholder Stefania Strouza sets these two journeys–one historical and one cinematic, one from West to East, and the other from East to West–into a broader debate on Greek modernism. Using this narrative as her point of departure, the artist creates a number of sculptural presentations. The works are connected and permit different associations: from modernist design and archaic culture to a group of hybrid constructions that fluctuate between functionalism, decoration and abstraction, and ultimately to geographical locations. These fragile aspects function as quiet pointers, symbolically examining the encounter between East and West, where the tradition of the visual language of antiquity confronts a modern European understanding of the world.


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5. Installation view from the solo exhibition at the Neue Galerie Innsbruck: TO A CERTAIN DEGREE SACREDNESS IS IN THE EYE OF THE BEHOLDER / ACT V Tiroler Künstlerschaft, 2015

1_ Daniel Weiss, Bestandesbeschrieb CIAM, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Dezember 2009, www.archiv.gta. arch.ethz.ch/sammlungen/ciam/ informationen. (last visited 09.06.2015)

Untitled, 2015 steel, 2.04 x 2.40 x 0.40 m Material M, 2015 handmade print on artificial leather, 0.90 x 1.20 m

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Utilizing the affinity of architecture, sculpture and textiles, Stefania's installations are reminiscent of a stage setting. Free-standing in the space or hanging on the wall there are objects made of steel, which are combined with or playfully handled in various ways using textile material. The artist used the scheme of proportions “Le Modulor” by Le Corbusier (pic-

2_ Gregor Harbusch, Kreuzfahrt der Moderne, S. 8 – 18, Baunetzwoche#395, 29.01.2015 (www.baunetz.de, 09.06.2015)

Cast, 2014 cement, wood, dimensions variable

ture 7) as her starting point for the dimensions of the steel objects. Stefania Strouza cuts down this scheme–originally oriented on a human being 1.83 m tall–to fit the measurements of her own body and sets it in relation to the space as

3_ http://de.wikipedia.org/ wiki/Medea_%281969%29

found and the surrounding walls of the gallery area (picture 6). Vitruvius had already drawn attention to the model of the human figure for the architecture of temples.4 Le Corbusier's

4_ Paul von Naredi-Rainer, Architektur und Harmonie. Zahl, Maß und Proportion in der Abendländischen Baukunst, Dumont, Cologne, 1999, p. 84

“Modulor” may be regarded as the most significant modern attempt to lend mathematical order to architecture oriented on human dimensions.5 Her use of textiles create a kind of curtain for a stage-like setting (pictures 1, 5, 8). At the same time, they resemble

5_ Paul von Naredi-Rainer, Architektur und Harmonie. Zahl, Maß und Proportion in der Abendländischen Baukunst, Dumont, Cologne, 1999, p. 101

sewing patterns for robes that could be used for solemn occasions, ceremonies or performances or the garment Maria Callas wore for the Medea film (picture 6). Stefania Strouza prints a pattern suggestive of mythological models onto the material by hand, using acrylic paint. The pattern derives from the original lettering of 'Medea' from the Pasolini film. This is here printed on bronze-coloured artificial leather whose structural and haptic qualities are similar to those of human skin.


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6. Pier Paolo Pasolini and Maria Callas at the film set of “Medea�, 1969

7. Modulor Man by Le Corbusier, 1948

8. CIAM members posing at the Acropolis, 1933


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9. Les Passagers, 2014 cement, steel, 3m height, variable width Installation view from the solo exhibition: TO A CERTAIN DEGREE SACREDNESS IS IN THE EYE OF THE BEHOLDER / ACT III Athens & Epidaurus Festival, 2014

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10. Modulor, 2014 steel, 2.04 x 1.02 x 0.4 m Installation view from the solo exhibition: TO A CERTAIN DEGREE SACREDNESS IS IN THE EYE OF THE BEHOLDER / ACT III Athens & Epidaurus Festival, 2014

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For Act V as hosted by the Neue Galerie in Innsbruck in 2015, Stefania Strouza presented a series of collages (pictures 2-4) made using stills from a documentary film of the CIAM trip to Athens made by László Moholy-Nagy.6 Screenshots are 6_ Video: http://www. ciam4.com/video-en/ciam-4-filmed-by-laszlo-moholy-nagy/

used as positive and negative images, mirrored and printed onto photo paper. To do this, the artist selected three shots from the film in which the ship is just passing through Corinth Canal. Stefania Strouza consciously selected this moment of the voyage, as it also symbolizes the transition from West to East. The reduction of the images to sculptural and structural abstractions leads on directly to the other pieces of the series. The collages of the documentary film are reminiscent of the structure of skeletons, which is echoed in the sculptural elements made from steel, and the surfaces of the photographs of Athena remind us of the haptic quality of skin, so referring to the textile materials used. The concrete objects that complete her installations resemble architectural models or parts of a Greek column (picture 11). They are found in varying forms and refer to forms

11. Cast, 2014 cement, dimensions variable Installation view from the solo exhibition: TO A CERTAIN DEGREE SACREDNESS IS IN THE EYE OF THE BEHOLDER / ACT V Tiroler Künstlerschaft, 2015

that support or are supported themselves, although in some cases they appear as in a state of incompleteness inviting the visitors to a journey between East and West and to an investigation into modernism on both sides of the Corinth Canal.


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12. Untitled, 2015 steel, 2.10 x 0.66 m Material M, 2015 handmade print on artificial leather, 1.40 x 14 m Installation view from the solo exhibition: TO A CERTAIN DEGREE SACREDNESS IS IN THE EYE OF THE BEHOLDER / ACT V Tiroler Künstlerschaft, 2015

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Born in Greece, Stefania Strouza is a visual artist living and working in Athens. She studied Architecture at the National Technical University of Athens and completed her postgraduate studies at the Art, Space & Nature Institute of Edinburgh College of Art (2010) and at the Textual Sculpture Department of the among others at the 6th Thessaloniki Biennale of Contemporary Art, Greece; Wiener Art Foundation, Austria (solo); Neue Galerie Innsbruck, Austria (solo); Athens and Epidaurus Festival 2014, Greece (solo); and the National Museum of Contemporary Art, Greece. She held artist residencies at the Seeger Center for Hellenic Studies at Princeton University (2016); the Bauhaus Foundation Dessau (2016); the Mexico City Residency supported by the Austrian Federal Chancellery for Art (2018); and at Mana Contemporary New Jersey (2018-19). >> www.stefaniastrouza.com

13. To a certain degree sacredness is in the eye of the beholder, 2013 c-print on paper, 60 x 90 cm

Stefania Strouza

Academy of Fine Arts in Vienna (2015). Her work has been presented in exhibitions in Greece and abroad,


Editor VALENTINY FOUNDATION 编辑 万伦柯基金会

• ISSN 2658-9974

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1. ABOUT ADATO ADATO was founded in 2002. In it‘s early years the magazine internationally consolidated its position as a communication platform for architecture and design through current reporting and critical analyses by renowned experts from the grand duchy and abroad. ADATO was redesigned in the year 2017 by Studio Polenta and we profited of the occasion to change not only it‘s skin but also it‘s content: Today, ADATO sees itself as a platform for the presentation and discussion of young works and positions. ADATO is a network of curated thoughts between Vienna, Brussels, Hong Kong, Athens, Berlin and Luxembourg. In the form of essay, interview, reportage or Werkschau, practicing and thinking architecture is discussed against the background of its neighbouring disciplines, the fine arts, film, theatre and always within the socio-political context of the worlds we share.

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2. ADATO‘S AUDIENCE ADATO is published in an edition of 2,000 magazines two times a year. ADATO is received by the members of the OAI (architects, engineers, urban planners and landscape designers), members of the Luxembourgish Parliament, the government, local authorities, main representatives of the national and international press, universities (Austria, Germany, Luxembourg, France, Belgium), as well as selected cultural institutions in the greater region and abroad. ADATO can be purchased at the Valentiny Foundation in Remerschen and the MUDAM in Luxembourg City. It can be or ordered at Anna.Valentiny@valentiny-foundation.com and bought at it's events.


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ADATO

MAGAZINE

3. ADATO‘S LATEST ISSUES

http://adatoarchitecture.com/ABOUTADATO/ adato-2_17.html

READ „FINDING NEVERLAND“ by Anna Valentiny http://adatoarchitec-

ADATO #2_2017 – Architecture+Mobility

ture.com/ABOUTADATO/ adato-2_18.html

READ „Alleys in Wonderland“ by Nikolas Ettel

ADATO #2_2018 – Architecture+Projection

http://adatoarchitecture.com/ABOUTADATO/ adato-1_18.html

READ „The Future of the Olympic Movement“ by Eleni Palles

http://adatoarchitecture.com/onewebmedia/

ADATO #1_2018 – Architecture+Circus

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READ the editorial

ADATO #3_2018 – Architecture+Archaeology



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ADATO

MAGAZINE

4. PRICES In the advertisement price included are the unique placement of the advertisement in ADATO, as well as the placement of the company logo on the ADATO website and at events within the VALENTINY Foundation. We accept your advertisement as print PDF or InDesign including fonts and pictures with a resolution of 300 dpi. Advertisements with cut marks plus 3 mm bleed on all pages. Please make sure that all colours used in the documents are in the CMYK format. Format: 270 mm x 210 mm

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Tadzio war kein Flaneur und er gehörte nicht hierher,

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The Paimio Sanatorium, Alvar Aalto, 1933

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ADATO beitragen wollen? Wir freuen uns auf Ihre Textvorschläge und Arbeiten (Deutsch, Französisch, Englisch) bis zum 1.

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ADATO 2020.1 – Architecture + Medicine

CALL FOR PAPERS

the patient‘s or our virtual model‘s tissue.

the gaze of the camera with which we immerse inside

as we no longer see with our proper eyes, but through

our bare hands, but via the detour of an instrument,

architects as physicians, to a new form of craftsman-

Already today procedures and technologies lead us,

Sommerfrische.

Die vollkommene Schönheit wäre nicht

the disciplines share more than only the subject:

der Tod, sondern sonnig leicht und auch nur die

tragen und genesen.

sich krank fühlen und in Venedig gestreifte Bademode

But in times of 3D bio- or concrete print,

sed to play the architecture.

the proportions on the human body, which is suppo-

Verkehrsmittel, dessen Namen verstörte, weil es nicht

in diese Zeit passen wollte. Er sollte schwitzen und

home. Vitruv or LeCorbusier based their theories on

first of all inhabit a body and only in a second step a

Italien, an Heu erntenden Bauern vorbei und in einem

Er sollte raus fahren - denn das tut man

medicine is fundamental, as we design for people that

in der Hauptstadt – über den Landweg weg nach

sondern an den Lido oder in die Alpen.

Thus the relationship between architecture and

children are born, people die and become healthy

die Linden zwischen spätem Frühjahr und Ende Juni

sondern vor die Kriege und auch nicht nach Wien,

hospital or the sanatorium. These are places where

löste er sich auf. Er blieb kompakt, außen vor. Nur

The development of modern medicine has given birth to specific architectural typologies as the

Weder am Boulevard, noch dahinter

CALLING YOU

Menschen balancierten durch ihre Ebenen.

Transparente Häuser der Großstadt. Saubere

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PREVIEW

P R E V I E W A D AT O 2020 2020.1 - Architecture + Medicine MAI

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2020.2 - Architecture + War & Peace SEPTEMBER

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2020.3 - Architecture+ The Stars DECEMBER Figure 1_ The Exo-Prosthetic leg could be an alternative to the traditional "robotic" prosthesis, using 3D scanning, modeling and printing technology to create a customizable titanium exoskeleton that replicates the exact form of the amputated limb. Image: Will Root

Figure 2_ Painting by Christophe-Guillaume Selig of the Luxembourg fortifications as seen from Pfaffenthal after the capitulation of 1814. Figure 3_ Tomorrowland in Disneylad, 1965

3


IMPRESSUM AUSGABE | Issue 2_19 ADATO HERAUSGEBER | EDITOR Point Nemo Publishing S.à.r.l.-S KONZEPT | CONCEPTION Anna Valentiny REDAKTION | TEAM Jérôme Becker, Nikolas Ettel, Eleni Palles Anna Valentiny LEKTORAT| COPY-EDITING Charel Hermes (Deutsch) Reagan Sova (English) KONZEPT GESTALTUNG | LAYOUT Studio Polenta SOCIAL MEDIA Elena Valentiny PRODUKTION, DRUCK | PRODUCTION, PRINT Nikolaus Bastian Druck & Verlag GmbH REDAKTIONSANSCHRIFT | ADDRESS Point Nemo Publishing S.à.r.l.-S 19, Wisswee L-5441 Remerschen Luxembourg

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Neubau einer Werkhalle mit Sozialbereich und Büros | BAI Planung GmbH & Co. KG

anna.valentiny@hotmail.com Banque et caisse d‘épargne de l‘état IBAN LU77 0019 5755 0004 4000 TVA LU32116553 BEZUG | DIFFUSION Preis pro Magazin | price per magazine 10€ COVERGESTALTUNG | COVER La Muralla Roja for Ricardo Bofill Taller de Arquitectura, April 2017 © fredguillaud (Photo: Fred Guillaud)

3-geschossiger Schulneubau in Wiesbaden | werk.um architekten, Darmstadt

COPYRIGHT We have endeavored to obtain all rights of use for the publication of third party materials. If usage rights have not been clarified in individual cases, please contact us. 2020 © All Rights Reserved Point Nemo Publishing All rights to this magazine, particularly the right to print and digital reproduction, distribution and translation, reside with the editor and the authors.

Les Terrasses - 9 Mehrfamilienhäuser in Differdange | Architekten: Artau & Expression 3

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A DAT O

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Transparente Häuser der Großstadt. Saubere Menschen

balancierten durch ihre Ebenen.

Weder am Boulevard, noch dahinter löste er sich auf. Er blieb

kompakt, außen vor. Nur die Linden zwischen spätem Frühjahr und Ende Juni sprengten ihn zu einem Bruchteil und dann gehörte er kurz zu den

Architecture + Medicine

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Er sollte raus fahren - denn das tut man in der Hauptstadt – über den Landweg

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Josef Maria Eder & Eduard Valenta, Versuche über Photographie mittelst der Röntgen‘schen Strahlen, Wien, 1896

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