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T H E TO P N OTC H | OZ K A R | Z U K U N F T 19 8 4 | A L E X FA K S O D I ST U R B A N I T Y | C R AC K T H E S U R FAC E | U R B A N WO U N D S & D R . D R E W B OY D R . B A A B & R O E L VA N S A B B E N | A L E X A N D E R R O M E Y
„IF YOU´RE FULLY BURNED OUT, THERE IS NO BETTER. “
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ALEX FAKSO
18 | 35
URBANWOUNDS & DR.DREWBOY
38 | 49
OZKAR
52 | 59
DISTURBANITY
62 | 69
CRACK THE SURFACE
72 | 85
DR.BAAB & RULE VAN SABBEN
88 | 97
ALEXANDER ROMEY
EDITORIAL Es gibt nicht mehr viel was uns wachrüttelt. Durch den täglichen Medienkonsum mutieren wir zu Murmeltieren und Großstadtaffen. Arbeit und Konsum, Konsum und Arbeit, wir sehnen uns nach mehr. Nach Aktivititäten die außerhalb des ökonomischen Verwertungssystem stehen. Wir wollen nicht nur funktionieren. Viele Menschen sind ängstlich und zornig, weil sie keine Möglichkeit sehen Veränderungen in unserem System herbeizuführen. Wir wollen keine Vereine gründen, sondern individuell aktiv werden. Aus diesem Grund sind Jugendkulturen entstanden. Punkrock, Graffiti, Skateboarding, Parcour usw. sind Ausdrucksformen um aus dem Alltag auszubrechen. Neue Wege zu gehen. Dinge zu kombinieren, zu verbessern und neu zu erfinden gehört genauso zu diesen Entwicklungen und Entdeckungen wie der Weg durch die Illegalität. Gerade dann, wenn sich die üblichen Krümel einer Gesellschaft durch Neues bedroht fühlen und andere in eben diese Illegalität schicken um diese kontrollieren zu können. Ganz nach dem Motto: „Wenn es zu etwas kein Gesetzt gibt, muss eines her!“. Aber das Spiel mit dem Verbotenen, macht aus dem höflichen, gehorsamen Leben ein Abenteuer. Ein Abenteuer ohne Gewalt und Unterdrückung. Gerade der Beton Dschungel lädt zu solchen Abenteuern ein. Wir müssen uns die Stadt zurück erobern. Wir wollen die Stadt neu
sehen. Wir nutzen unsere Städte nicht frei und phantasievoll. Wir halten uns Regeln, lassen uns leiten. Schau nach oben wenn du durch die Straßen läufst und vielleicht siehst du Dinge die du noch nie gesehen hast. Wir wollen urbane Entdecker werden und neue Räume schaffen. August Schmarsows Satz ist aktueller denn je: „Die psychologische Tatsache, dass durch die Erfahrungen unseres Gesichtssinnes, (…), die Anschauungsform des dreidimensionalen Raumes zu Stande kommt, nach der sich alle Wahrnehmungen des Auges und alle anschaulichen Vorstellungen der Phantasie richten, ordnen und entfalten, — dieser Tatbestand ist auch der Mutterboden der Kunst, deren Ursprung und Wesen wir suchen.“ Diese Kunst dokumentiert, zeigt, erzählt und repräsentiert VALVE. Die Fotos transportieren mehr als Licht und Farben. Sie transportieren eine Idee. Das angespanntes Gesicht eines Sprayers, der nach seinen Verfolgern Ausschau hält, sprengt ebenso den Rahmen des Bildes, wie der Blick auf eine schlafende Stadt von einem Hochhaus aus. Sei es der endlos scheinende Schacht eines verlassenden Bergwerks oder die Lichtstreifen eines vorbeifahrenden Zuges. Matthias Hohmann Herausgeber
ALEX FAKSO X ILOVEGRAFFITI
Fakso began his career in the early 90s as a skate photographer. He subsequently embarked upon a more targeted personal quest which led him to record the entire process of graffiti writers in action, in both train and subway depots. A skater and graffiti writer himself, he has a raw, direct, uncompromising approach to photography, and is always looking for images that portray hard, extreme situations. His choice of expressive language ensures that he is an involved witness to every scene. His images are strong, clear and immediate. He tries to alwaysfind the right moment for using his camera in order to offer very natural images.Read what he have to say in this little smalltalk with us.
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Fakso hat in den frühen Neunzigern mit der Dokumentation der Skaterszene angefangen. Später um die Jahre 1996 bis 1998 ist er einer der ersten Fotografen in Europa welcher Trainwriter in Aktion festhält, mit in die Depots und Tunnel zieht. Fakso zählt zu den Pionieren in diesem Bereich. Nicht wenige Fotos von Fakso haben einen sehr hohen Wiedererkennungswert was heutzutage sehr selten geworden ist. Kurzum und ohne Übertreibung, er hat diese Begabung, einzelne Bewegungen und Anspannungen, das Adrenalin, die Angst und die Intensität des Trainwritings optimal festzuhalten.
Was wirds von Alex Fakso 2010 geben? …wie immer am Fotografieren, mit einer fantastischen Kamera Nichts Neues auf dem Plan? Doch, ich arbeite immer an mir und meinen Arbeiten, aber ich bin sehr vorsichtig geworden was das öffentliche Teilen von Ideen angeht. Ich behalte das erstmal für mich. Mir wurden schon so viele Ideen geklaut, es wird dann ja auch nie darüber informiert von wem die Idee wirklich war. Deswegen bin ich da sehr zurückhaltend geworden, speziell hier im World Wide Web. Verstehen wir, nun Alex, was gab es erwähnenswertes in den letzten 10 Jahren? Zu viel um hier auf alles einzugehen. Aber auf jeden Fall ist mein Traum in Erfüllung gegangen, mein Buch “Heavy Metal“. Es ist aber auch viel schlimmes passiert, ich habe eine Menge Freunde verloren. Und das ist speziell für mich ein großes Problem. Ich habe ein allgemeines Problem Menschen zu vertrauen und dann diese Menschen zu verlieren ist nicht leicht.
Alex, what you been up to the 31st of december 2009 around 11.55pm? Party in London and get wasted… haha… Whats up to in 2010!? Still photography, with a fantastic camera… try it, it´s cheep… Anything you plan to do in the near future, anything not done yet!? Always evolving my photography, I have a lot of ideas in my mind but wouldnt really share right now, cause it happen too often to me you know, my style has been copied several times, and no one of these biters declare where the idea came from, I´m tired of it., it´s quite sad.. so that’s why i´m always careful announcing new ideas and visions or to show it on the internet.
Wow, wie fresh ist denn das Foto bitte...?“
Das stimmt, Dein Buch war und ist ein Meilenstein der vergangenen 10 Jahre. Wo wir beim Thema Bücher sind, hast Du die beiden dieses Jahr veröffentlichten Bücher aus Deutschland gesehen? Ruedione´s Backflashes und Nils Müller´s Blütezeit? Ja, stimmt, ich bin ja gar nicht mehr der Einzige richtig? Aber hey, es ist gut dass sich so langsam die verschiedenen Stile entwickeln. So muss es sein. Ich weiss, es ist hart ein wirklich gutes Buch zu machen, nicht einfach. Du brauchst ein wenn möglich makelloses Portfolio, was nicht nur aus ein paar wenigen guten Fotos besteht. Ich habe beide Bücher im Internet gesehen, hatte bisher leider nicht die Chance mal in Ruhe durchzublättern. Ich mag das Buch von Ruedione, ich kenne ihn schon eine lange Zeit und wir hatten schon sehr gute Gespräche über dieses Thema. Über Nils´ Buch kann ich nicht viel sagen. Es ist für mich eben auch sehr wichtig den Fotografen zu kennen und zu erfahren was hinter den Fotos steckt. Die Idee, der Stil, die Hintergründe zu den Fotos, das interessiert mich wirklich sehr.
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Sure, well, Alex, lets review a decade. Fakso´s goods and bads of the 2000s: Hm, well, to many things happen the past 10 years, a dream came true .. my first book “Heavy Metal“. As for the Bads in those years, I just lost too many friends… and, I don’t like too loose friends. Because to give some trust to anyone is always very difficult for me.
Yes your book is a milestone of the 2000s. Bytheway, we would like to ask this question, hows your opionion on that two new books from germany, Ruedione´s Backflashes and Nils Müller´s Blütezeit, we are sure you already had a chance to see the books? Sure, i can’t claim to be the only one, right? Well, its good to have different styles between the photographers. This is how it have to be. I know its hard to make a book, you need a portfolio full of good photos. not just a few and that possibly takes years. These two books got a nice look. I have not seen the books in reality yet, just quick screenshot in the internet, I like Ruedione´s book because he got that consciousness.I know Ruedi for a long time and we had good talks about the whole thing. I don’t really know that much about Nils and his book. For me it is very important to know the artist thoughts as well, to know the photographer and have the possibility to talk about the style, the background and the idea etc. that means a lot to me. Ok, got it, but its not a typical readers opinion, not many people have the chance to talk to the author? Yes i know, but i have this possibility sometimes.
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Alex, wie geht es dir und was hast Du in der Silvesternacht gemacht? Mir gehts soweit gut, ich war in London auf Party und habs immer noch in den Knochen
Du bist einer der ersten Fotografen die Trainwriting auf einem höheren Level dokumentiert haben. Ist das für Dich immer noch Einsatzgebiet Nummero 1? Ja, auf jeden Fall. Weisst Du, ein anderer Fotograf hatte mir mal gesagt man könne meine Fotos mit Kriegsfotografie vergleichen Mit Kriegsfotografie? Ja, naja, früher als ich angefangen habe mit dem Fotografieren dachte ich es muss krass sein in Krisenregionen, als jemand welcher das Ganze mit der Kamera festhalten will. Heute denke ich anders. Ich habe das Gefühl ähnliche Momente einzufangen, indem ich mit Leute in Trainyards, Tunnel usw ziehe. Das ist dem Krieg selbst irgendwie sehr ähnlich, nur eben ohne Tote. Um die Frage zu beantworten, ja das ist schon immer noch mein Einsatzgebiet, das wird wohl auch so bleiben. Alex, heutzutage ist das Internet voll von Fotos aus den Yards dieser Welt, was macht Deiner Meinung nach den Unterschied? Weisst Du, ich zeige meine Fotos sehr oft irgendwelchen Leuten welche nichts über Fotografie wissen, die Reaktion ist dann meistens “wow, wie fresh ist denn das Foto bitte, mit welcher Kamera arbeitest Du?” Aber es ist eben nicht die Kamera oder das Equipment was zählt. In der heutigen Zeit bekommst Du mit dem Kauf einer Kamera alles gezeigt, aber nicht wie man gute Fotos macht. Da kommt es eben immer noch darauf an wann und wo sowie mit welchem Lichteinfluss bzw Licht auf den Knopf gedrückt wird. Das ist was zählt. Ab und zu sehe ich ganz gute Fotos im Internet, aber das ist sehr selten dass mich da wirklich etwas beein-
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Verstehe, das ist aber nicht der Sinn der Bücher, die wenigsten Leser haben die Chance ein intensives Gespräch mit dem Autor führen zu können? Nein das stimmt, aber ich bin auch nicht der typische Leser, ich bin ja selbst Fotograf, und habe ein völlig anderes Auge für derartige Bücher, so stellen sich mir auch andere Fragen und so weiter. Weisst du, ich denke diese Graffiti Szene versteht das Thema und die Idee dahinter noch nicht so richtig, das wird vielleicht irgendwann mal. Eigentlich sollte man dem eigentlichen Moment die selbe Aufmerksamkeit schenken wie dem Piece selbst. Was ich tue mache ich nicht wegen der Performance oder irgendwelchen Leuten zu zeigen wie man einen Zug besprüht. Das interessiert mich gar nicht so sehr. Ich finde über diesen Weg Möglichkeiten etwas zu zeigen was das Piece selbst eben nicht zeigen kann. Das optische Phänomen Graffiti auf Zügen in einer für mich interessanteren Position darzustellen, das versuche ich für mich herauszufinden, jedes Mal aufs Neue. Diese Kunstform Fotografie entwickelt sich immer weiter, Graffiti nicht, so scheint mir jedenfalls. Aber das wird sich eines Tages ändern,da bin ich mir sicher.
druckt. Es ist halt das alte Problem in der Graffiti Szene, die Writer stellen das Piece in den Vordergrund, was ja auch ok ist. Da kommen aber meist keine schönen Fotos heraus, es ist das gesprühte Bild welches die Aufmerksamkeit geschenkt wird, nicht dem Moment selbst. Aber das ist okay so, kein Problem für mich. Fakso hat in den frühen Neunzigern mit der Dokumentation der Skaterszene angefangen. Später um die Jahre 1996 bis 1998 ist er einer der ersten Fotografen in Europa welcher Trainwriter in Aktion festhält, mit in die Depots und Tunnel zieht. Fakso zählt zu den Pionieren in diesem Bereich. Nicht wenige Fotos von Fakso haben einen sehr hohen Wiedererkennungswert was heutzutage sehr selten geworden ist. Kurzum und ohne Übertreibung, er hat diese Begabung, einzelne Bewegungen und Anspannungen, das Adrenalin, die Angst und die Intensität des Trainwritings optimal festzuhalten. Was für eine Kamera nutzt Du eigentlich? Ich nutze mehrere Kameras, kommt immer drauf an welches Projekt am Laufen ist. Anything to add? Danke euch auch! Harte Zeiten brechen an, manchmal scheint es mir als leben wir in einer Welt voller Idioten und schlechter Menschen, bestes Beispiel hier in London die BTP, die British Transport Police macht vielen meiner Freunde das Leben mehr als schwer. Fuck the Law!
And i got that different eye on such books, because i´m a photographer myself you know. I think in the whole graff world no one take this photography as an serious way of expression, no one get the idea behind it.-Its a shame because the moment you do the piece got the same importance than the proper piece. My work is not about the paint performance only. Or to show how you paint. I don’t care that much about it, it is more about a research inside me, a diffenret way to discover that optical phenomenon called graffiti on trains, For me it is more about a transformation of a style. That artform Photography develop itself through the years, graffiti not. But maybe one day it will, just a matter of time i guess. Whats your absolute favourite at the moment, still the worldwide trainyards? Of course. I couldnt find anything more intense than the action itself. This movement is the most powerfull world I been into. A random other photographer told me my photography could be compared to war photography. War Photography? yeah, just without people dying in the scenario. As for the intense of the moment its very similar, Back in my first days as photographer i thought it might be interesting to go to some conflict regions such as africa or the far east and catch the atmosphere over there. But i feel like i dont need to do this, that action photography, with trainwriters, the whole thing seriously fulfill my work. Alex, what makes a good photographer these days? Thousands of atmosphere shots in the www can be seen everyday, what makes the difference in your opinion? Hmm, you know, pretty often i go and show my photos to somebody who basically dont care about photography and dont know anything about it. Its always like “wow, nice photos, what kind of camera do you use” But its always funny cause it is not the camera counts on a good photo. These digital era show you how to push the button and how to shoot, but not how to make the moneyshot. A perfect photo is never done by a good camera, its done by the one who pushed the button in the right time at the right place with the right light and whatever it needs to have an beautiful result at the end of the day. Some of the photos i have seen are really good ,but its pretty rare. The graffiti scene doesnt really care about the photo itself, its just the piece that counts. It pretty bad but its ok for me..it is like it is.. By the way, what camera do you use? I got different cameras, it depends on what project i work for.Digi film don´t matter anymore, but as i said, the equipment to use isnt that important
14 | 15 Thanks for the interview this little interview and all the best for 2010! Anything to add from your side? Thank you guys , 2010 means hard times for all of us. Fuck that world full of idiots and bad people .. especially the BTP, the British Transport Police aka London Mafia, they have fucked up a lot of my good friends lately, fuck the law!
Alex Fakso Website: fakso.com Text: notme | ilovegraffiti.com
THE TOPNOTCH
URBAN WOUNDS&
DR. & DREWBOY
Witzigerweiseverbindetmichundurbanwounds, eine Bekanntschaft aus gemeinsamen Pfadfindertagen. Schon als 10-12 jährige Knirpse waren er und ich Abenteuer und Industrie interessiert. Unsere Wege haben sich zwar auf Grund der langen Zeit getrennt, wir gingen ähnliche Wege. Während ich mich eher der Rapschrift widmete, griff Marcel zur Kamera. Unsere Spielplatz blieb der Gleiche. Urbanwounds und Dr.Drewboy bewegen sich mit ihren Kameras durch die Gebiete, die von den meisten Menschen nicht wahrgenommen werden. Ihre Heimat ist das Ruhrgebiet, das die perfekte Gegend für ihr Hobby darstellt. Wer sie sind und warum sie das tun, was sie tun, haben wir im folgenden Interview versucht heraus zu finden.
Stellt euch doch bitte kurz selber nochmals vor. Wer seid ihr und was bringt euch in dieses Magazin? UW: Also, mein Name ist urbanwounds und auf mich ist der Autor aufmerksam geworden, da man sich schon länger kennt. DD: Ich bin Dr. Drewboy, privat bin ich Schüler und stehe gerade vor dem Abitur und werde danach Rohstoffingenieurwesen in Aachen studieren. Mein Studium könnte auch zu Konflikten führen, da man das Eigentum von Firmen explored und infiltriert, bei denen man schon gearbeitet hat, noch arbeiten möchte oder dies sogar gerade tut. Daher trenne ich legal und illegal entstandene Fotografieren und arbeite beim veröffentlichen von illegal entstandenen Fotografien generell unter dem Pseudonym. In dieses Magazin gebracht hat mich eigentlich urbanwounds, den ich schon seit einigen Jahren vom Exploren her kenne. Würdet ihr euch der “Bewegung” Urban Exploration zu ordnen oder seid ihr auf eigenen Wege zum selben Interesse gekommen? UW: Als ich mit dieser Fotosache anfing, gab es den Begriff „Urban Explorer“ noch gar nicht. Wir haben uns über unser gemeinsames Hobby, nämlich der fotografischen Dokumentation von Bergbaugeschichte im Ruhrgebiet, kennengelernt. DD: Mittlerweile würde ich mich als “zugeordnet” oder “hineingewachsen” bezeichnen, aber meine Anfänge waren ganz harmlos. Ich bin mitten im Ruhrpott geboren. Schon seit dem ich laufen konnte, war ich viel mit meinem Großvater unterwegs. Ich lernte Zeche und Kokerei Zollverein noch als zugewucherte Industriebrache kennen. Mit 13 Jahren habe ich mir schließlich eine Kamera gekauft und knüpfte dort an. Zunächst hielt ich mich noch brav an alle Regeln, doch mit der Zeit begann ich auch die unzugänglichen Bereiche zu erkunden.
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Ich veröffentlichte meine Bilder im Internet und knüpfte neue Kontakte. So lernte ich unter anderem urbanwounds kennen. Den Begriff “Urban Explorer” kannten wir vorher gar nicht. Welches Equipment nutzt ihr? DD: Es kommt ganz auf die Orte an, die man erkunden will. Manchmal sind Abseilausrüstungen nötig, manchmal Schlauchboote, Gummistiefel, Helm, Arbeitskleidung und manchmal reicht auch die ganz normale und unauffällige Straßenkleidung. Die Manfrotto-Superclamp ist mein Favorit für schwer zugängliche Industriegebäude und Kräne, bei denen ein schweres Stativ nur unhandlich und schwerer Ballast wäre und so beim klettern von Zäunen und Leitern nur hinderlich wäre. Beim Fotografieren unter Tage kommt es vor allem auf das richtige Licht an. Helmlampen, um beim klettern die Hände freizuhaben und Blitze, sowie starke Taschenlampen, um die Orte in Szene zu setzen. UW: Bergwerkskleidung, etc. , macht vor allem in Bergwerken Sinn, da man dann nicht so sehr auffällt. An Schutzkleidung benutze ich persönlich je nach Ort Arbeitsstiefel mit Stahlkappen und -sohlen, Gummistiefel, Wathosen, wenn mal das Wasser etwas höher steht und hin und wieder einen Schutzhelm. Ich habe in euren Fotos gesehen, dass ihr zum Foto auch den Weg dorthin dokumentiert. Man sieht euch mit eurer Bergmanns-Kleidung oder Schutzanzügen durch unwirkliche Höhlen und Rohre kriechen. Es scheint, dass ihr nicht nur wegen dem Foto, in solchen dreckigen, schimmligen und zunehmend gefährlichen Orten klettert. Wieso diese Entdeckungsreisen? Und wie wichtig ist für euch das Drumherum? UW: Für mich ist es wichtig, auch die Umgebung der Örtlichkeit zu dokumentieren. Die „Entdeckung“ der Orte muss nicht zwingend dokumentiert werden. Ein bis zwei Sozialaufnahmen on location sollten da reichen. DD: Für mich hat das Drumherum auf jeden Fall eine besondere Bedeutung. Wer von uns sagt sich schon “Was ne scheiß Plackerei, diese Planung, dieser Aufwand und dieses Risiko. Ich will doch bloß ein paar tolle Bilder.”? Der Nervenkitzel und die sportliche und planerische Herausforderung gehören für mich einfach mit dazu, aber auch die Recherche über die Historie der Orte und deren Bedeutung liegen uns sehr am Herzen. In dem Zusammenhang möchte ich auch die soziale Komponente beim Exploren ansprechen; das Kennenlernen von anderen Explorern und das Austauschen von Erfahrungen und Erlebnissen gehört für mich genau so dazu. Mittlerweile ist mir das Exploren als Einzelperson alleine schon zu langweilig. Mit mehreren Personen macht es einfach mehr Spaß.
Habt ihr bevorzugte Orte? Orte die ihr immer wieder neu besucht oder neu entdeckt? UW: Ja, also bei mir ist das Schrauben Dorn in Herne. Da geh ich vor oder nach dem Einkaufen immer mal wieder gern hin. Die Location ist ziemlich gerockt. Es sind keine Spuren der Arbeit mehr vorhanden. Aber beinahe täglich kommen neue Spuren der Erlaubnis freien Nachnutzung der Hallen hinzu. Gerade das finde ich an diesem Ort spannend. Es lohnt sich also immer wieder, das ein oder andere Detail zu knipsen. DD: Anfangs war es Zollverein in Essen. Es war damals der nächste große Ort für mich, den ich erkunden konnte und eine Zeit Lang gab es für mich immer neues zu entdecken, bis ich andere interessantere Orte kennenlernte. In den letzten Jahren gab es vor allem zwei Schachtanlagen, die ich sehr oft (mit urbanwounds zusammen) besucht habe. Zum einen, da es aufgrund der Größe immer neues zu entdecken gab, zum anderen aber auch, da diese Orte nach und nach immer weiter abgerissen wurden und es mein Anliegen war, die Verschiedenen Zustände während des Abrisses zu dokumentieren. Gab es Situationen in denen es für euch schon mal eng oder gefährlich wurde? Auch im Bezug auf den Kontakt mit dem Gesetz? UW: So gesehen wurde es für mich nie wirklich gefährlich. Klar besteht permanent die Gefahr, dass ein Boden nachgibt, man in was spitzes reintritt oder einem Teile auf den Kopf fallen. Das muss man sich permanent vor Augen führen. Man muss ständig wachsam sein und vor dem Fotografieren unbedingt den Ort erkunden. Gefahren drohen überall. Es kann viel zu schnell etwas passieren. Ich versuche, Risiken so gut wie möglich zu minimieren. Dr. Drewboy kann zu Beinahe-Disastern denke ich mehr erzählen. DD: An einem Nachmittag übten wir in der gleichen Gruppe das Abseilen aus einem verlassenen Bergwerksgebäude. Als wir gerade die Seilbahn über den Platz fertiggestellt hatten, an dem sich auch an diesem Abend die Auto-Tuner versammelten und UW diese Seilbahn gerade testete, hörten wir eine MegaphonDurchsage der Polizei, dass das Gebäude umstellt sei und wir rauskommen sollten, da es sonst einen kostenpflichten Großeinsatz gäbe. Wir ließen uns aber Zeit beim Abbau der Seile, gingen fairerweise zum Streifenwagen und klärten die Sache unter den sensationsgeilen Blicken der Tuner. Uns wurde geraten, das Abseilen künftig woanders zu üben. Gesagt - getan! Es gab noch ein oder zwei weitere Situationen mit den Sheriffs, aber alles in Allem waren diese Begegnungen allesamt harmlos und eher amüsant.
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Kennt ihr Situationen in denen es bei anderen schlimmer ausgegangen ist? DD: Es gibt relativ bekannte Fälle aus England, bei denen Explorer, die das U-Bahn- bzw. MailRail-System infiltriert haben, sich auf der Flucht vor Sicherheitskräften Knochen gebrochen haben, deren Wohnungen aufgrund von Terrorverdacht durchsucht wurden und die schließlich zu mehrmonatigen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. DD: Hier in Deutschland muss man sich glaub ich schon wie ein Kupferdieb aussehen und nachts mit einer Taschenlampe in einer verlassenen Kohlenwäsche aus den Fenstern leuchten, um zumindest
den Rest der Nacht in Einer Zelle auf dem Polizeirevier zu verbringen… Ihr kennt auch andere Leute mit denen ihr auch schon gemeinsam unterwegs wart. Was würdet ihr sagen, wie sich die Entwicklung gerade im Bereich der Urban Exploration Photograph beschreiben lässt, bzw. verändern wird? Gibt es Trends die sich abzeichnen lassen? UW: Es gibt ja immer Trends. Beim UE sieht es momentan so aus, dass die Szene immer größerr wird, immer unüberschaubarer. Und nicht jeder, der sich UE auf die Fahnen schreibt, macht nur Fotos. Es gibt Graffitileute, Brandstifter, Buntmetalldiebe, Antiqui-
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tätenhändler und Leute, die alles kaputtschlagen. Zu viele Wölfe im Schafspelz. Das Hobby UE ist leider zum Breitensport geworden. Daher grenze ich mich von der Szene auch etwas ab. Unter denen, die es ernst meinen, gibt es welche, die einfach hoch hinaus wollen, also auf Baustellenkräne, Hochhäuser, Brücken oder Funkmasten klettern. Andere suchen die Tiefe, gehen „drainen“ oder krabbeln in andere Löcher. Wieder andere suchen das Morbide. Die gehen in Krankenhäuser, Psychiatrien, Villen und Kirchen. Natürlich gibt es auch welche, deren Arbeit man noch „Industriefotografie“ nennen kann. Fotografisch spricht mich von diesem UE-Kram wenig an. Zu viel HDR, Fisheye, Tonemapping – Effekthascherei, die auch noch scheiße aussieht. Ich bin da doch eher traditionell unterwegs. Ich bearbeite meine Fotos nicht kaputt. Ausstellungen hatten wir noch keine, Veröffentlichungen bislang nur im Internet. Ich plane, mal ein Fotobuch zu veröffentlichen oder auch nur einen Kalender.
DD: Ich möchte dazu ergänzen, dass der Trend in England zwar zum Einen zu immer extremeren Orten geht, andererseits langweilen sich einige dort schon und drehen lieber witzige Videos, wie den „Inverkip Derpstep” an den Orten oder feiern dort Parties. Zum Schluss, noch die Frage wie eure fotografische Zukunft aussieht. Steht bei euch eine konkrete Entwicklung an oder gibt es etwas was ihr umbedingt entdecken und mit eurer Kamera erfassen wollt? UW: Ich habe noch ein paar Traumlocations im Ausland auf meiner to-do-Liste. Fotografisch versuche ich, meiner Einstellung treu zu bleiben, bei dem HDR-Wahn und Fisheye-Hype nicht mitzuspielen. Ich werde weiter meine Fotos machen, wie ich sie seit nunmehr sechs Jahren mache. DD: Zu entdecken wird es immer etwas geben und ich finde ständig neue Orte und entwickle neue Pläne. Auch ich will an meinem Fotostil nichts wesentliches ändern.
Habt ihr noch ein Schlusswort? >>Glück Auf!<<
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â&#x20AC;&#x17E;What a fucking fagging, the scheduling, the effort and the risk. I just want to do some nice pictures!â&#x20AC;&#x153;
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34 | 35 URBANWOUNDS: flickr.com/urbanwounds DR.DREWBOY: flickr.com/dr_drewboy
OZKAR X SPRAY BEAST
I have been a huge fan of Ozkar’s work since I first came across it website some months ago. I recently checked out his new website which is amazing. I think he is one of the best photographers out at the moment. Spray Beast thought it would be great to get an insight on how he goes about capturing these amazing images.
Ich bin ein großer Fan von Ozkars Arbeit seit ich vor ein paar Monaten über seine Website stolperte. Erst kürzlich habe dann seine neue unglaubliche Website besucht. Ich sehe Ihn als einer der besten Fotografen dieser Zeit. Spray Beast dachte sich, dass es an der Zeit sei, zu erfahren, wie er arbeitet um solche Fotos einzufangen.
So first off, lets deal with the preliminaries. Where are you from, when did you start taking photos and how did you get in to it? I got ahold of my first camera when I was 14 I think. That time I mostly took pictures to conserve memories, later when I started to travel I had the same motivation but additionally wanted to show the things I experienced to friends and family. I still like to give people visual insight into things and places they don’t see themselves, I think out of that my reportage like style developed. So many of your graffiti related photos are in yards etc, it seems like you risk a lot for these pictures. How did you hook up with the writers you go out with? I was always interested into subcultures and graffiti writing is a very intense and interesting one for me. I kind of grew into it and took some risks of course but it worth it and a part of it. Do you shoot film or digital? It depends, the tool that does the job best is the one I use. Who are your biggest influences or favourite photographers? I am influenced by many people, especially in the Internet days where you get so much visual inspirations everday I often can’t say where my inspirations and infuence is from exactly. Tell me about the shoes project, how did you get all those sneakers!?
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â&#x20AC;&#x17E;It is the only thing I am always sure I get something out of it.â&#x20AC;&#x153;
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I started to collect them several years ago already, always having in mind to create that collage. And one day I was cleaning up and then finally did that collage. Â It seems like you have travelled extensively, any interesting stories you could share with us or an outline of the type of places you have been too? I love to travel. It is the only thing I am always sure I get something out of it. I am very open when travelling, not restricting myself to big cities or countrysides, I just really enjoy to see other mentalities, different architecture, different landscapes etc. I have been to the most bigger cities in Europe but also to small villages in Latin America .. Can you tell me about those mines? The mines are in Potosi in Bolivia. They used to be silver mines and in the 15th century a lot of people moved there and it quickly became one of the biggest cities in America (at that time). Today there is no silver left and the people get a mix of minerals out of it and earn really low vages for working in unbelievable hard conditions. Have you ever been arrested when out taking photos or any close calls? I spent some nights in detention in various cities but never anything serious happened out of it. Â Your portraits have a very sincere quality to them, like the subject is always relaxed. How do you usually go about getting these pictures, is it just a case of hanging out with people and vibing it out? Often I am just meeting people, talking to them for sometimes hours and then just ask them for a photo as a memory before leaving. I think people value it if you are seriously interested in their story instead of just trying to get a quick snapshot. Â
Viele deiner Graffiti ähnlichen Fotos sind in Yards und so weiter entstanden, es scheint als ob du so einige von Ihnen riskierst. Wie kommst du mit den Writer, mit denen du raus gehst in Kontakt? Ich war schon immer an Subkultur interessiert und Graffiti Writing ist eine extrem intensive Kultur die mich besonders interessiert. Ich bin Graffiti aufgewachsen und begegnete natürlich auch gewissen Risiken, aber es lohnt sich. Fotografierst du auf Film oder digital? Es kommt darauf an, das Werkzeug das es am besten tut ist das was ich verwende. Wer sind die Fotografen, die dich am meisten beeinflusst haben und welche sind deine Favoriten? Ich bin von vielen Leuten beeinflusst, besonders seit den Tagen des Internet. Seitdem bekommt man jeden Tag so viele visuelle Inspiration, dass ich manchmal schwer sagen kann, wo meine Inspirationen und Einflüsse genau herkommen.
When you aren’t taking photos what else do you do? This and that. Where do you want to take your photography in the future? I will just see where it takes me, no real plans nor expectations.
Erzähl mir von dem SchuhProjekt, wie kamst du an all die Sneakers? Ich habe vor einigen Jahren begonnen die Schuhe zu sammeln, während der gesamte Zeit hatte ich die Idee dieser Collage. Und eines Tages habe ich bei mir aufgeräumt und habe sie einfach gemacht. Es scheint als ob du intensiv gereist bist. Hast du irgendwelche interessanten Geschichten, die du mit uns teilen kannst? Oder vielleicht eine Beschreibung der Orte an denen du schon warst? Ich liebe es zu reisen. Es ist die einzige Sache, bei der ich mir sicher sein kann, dass etwas daraus wird. Ich bin extrem offen, wenn ich reise. Ich verpflichte mich selbst nie, in bestimmte Städte oder Landschaften zu reisen. Ich genieße es andere Mentalitäten, andere Architektur, fremde Landschaften usw. kennen zu lernen. Ich war in den größten Städten Europas, aber auch in den kleinsten Dörfern Lateinamerikas. Kannst du mir von den Minen in Lateinamerika erzählen? Die Minen liegen in Potosi, Bolivien. Sie werden als Silberminen verwendet und im 15. Jahrhundert reisten viele Menschen dorthin. Somit wurde es eine der größten Städte Amerikas, seiner Zeit. Heutzutage gibt es dort kein Silber mehr und die Menschen suchen nach unterschiedlichen Mineralien. Sie bekommen nur extrem niedrige Entlohnung für die Arbeit unter extrem harten Bedingungen.
Wurdest du jemals beim Fotos machen verhaftet oder wurde es irgendwann mal knapp? Ich habe ein paar Nächte in unterschiedlichen Städten in Arrest verbracht. Aber es war nie irgendetwas ernsthaftes dabei. Deine Portraits haben immer eine aufrichtige Qualität in sich, ganz so als ob die Person sehr entspannt ist. Wie gehst du vor, um die Fotos zu bekommen? Hängst du nur mit den Leuten herum und fängst die Atmosphäre ein? Oft treffe ich nur die Leute, spreche mit Ihnen für ein paar Stunden und frage sie ob ich ein Erinnerungsfoto von Ihnen machen kann, bevor dieser Moment verschwindet. Ich denke die Leute spüren, dass du wirklich an ihrer Story interessiert bist, während du versuchst einen Schnappschuss zu machen. Was machst du, wenn du keine Fotos schiesst? Dies und das. Wo willst du deine Fotos in Zukunft machen? Ich werde einfach sehen, wo es mich hin treibt, ich habe keinen wirklich Plan oder Erwartungen.
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Als erstes, kommen wir zur Einleitung. Wo kommst du her, wann hast du angefangen Fotos zu machen und wie bist du überhaupt dazu gekommen? Ich war 14 Jahre alt, als ich meine erste Kamera bekommen habe. Zu diesem Zeitpunkt habe ich hauptsächlich Fotos gemacht um Erinnerungen festzuhalten. Als ich später mehr verreiste, ging es um die selbe Motivation, aber ich wollte meiner Familie und Freunden meine Erlebnisse zeigen. I mag es immer noch den Leuten einen visuellen Einblick in die Dinge und Orte zugeben, die Sie selber nicht sehen. Ich denke aus diesem Grund sind meine Reportagen das geworden, was sie sind.
48 | 49 Ozkar Website: ozkarphotography.com Interview: spraybeast.com
Ich traf Matthias das erste mal im Jahre 2008, als er und ich an unterschiedlichen Wänden im Rheinpark Duisburg sprühten. Im absolut internationalen Ambiente zahlreicher Sprayer, fiel er mir aufgrund seinem extrem hohen Interesse an allem und Jedem auf. Mir wurde direkt klar, dass er nicht zu den Sprayern gehört, die ihre internationale Quantität oder Qualität, durch ihr Ego wiederspiegeln. Er kannte mich überhaupt nicht, hatte nie von mir gehört (wie auch?), was ihn aber nicht davon abhielt mit uns unmittelbar Freundschaft zu schließen. Vielleicht war es die gemeinsame Herkunft des Ruhrgebiets, dachte ich zu diesem Zeitpunkt. Was sich später aber als nicht ausschließlich-zutreffend, herausstellen sollte. Nämlich dann als ich für eine Zeit in Krakau lebte und Matthias ohne lange zu zögern in sein Rucksack stieg, um mich besuchen. Während dieser Tage schlossen wir uns zu sehr guten Freunden zusammen und bestätigten dies mit unserer Leidenschaft zur Urbanität und Graffitiszene. Ich schätze Matthias aufgrund seines Wissens über die Szene und seinem moralischen Verständnis von Gesellschaft. Dies spiegelt sich auch, aus meiner Sicht, in seinen Arbeiten, die sich bestimmt nicht nur auf Fotografie begrenzt, wieder.
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Matthias Gephart Disturbanity
Matthias Gepharts pictures reflect a very special eye, which he adopted as being a part of the graffiti-scene. They show private impressions from parallel worlds: inspiring spots he is working at or he is modifying with painterly interventions, inspiring friends and random encounters. The dense atmosphere of his photographs is directly traceable to Matthias Gepharts illustrating style.
Matthias Gepharts Bilder reflektieren einen speziellen Blick, den er sich in der Graffiti-Szene angeeignet hat, und zeigen persönliche Eindrücke aus Parallelwelten: Inspirierende (Un-)Orte, an denen er arbeitet und die er durch malerische Eingriffe verändert, inspirierende Freunde und zufällige Begegnungen. Die dichte Atmosphäre der Fotografien lassen sich direkt auf den grafischen Stil in Matthias Gepharts Illustrationen zurückführen.
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Originally, »disturbanity» was a term Matthias Gephart invented to express his personal »visual high». He named what had not been labeled yet, allthough it is typical for our times to experience
structures on dirty backsides of traffic signs catch the eyes of those who are attracted to the coincidental beauty of details in decay. Matthias Gephart loves to look for urban wastelands and lost places
Whether he uses spray-paint or draws, photographs, designs with a vector programm or just with scissors and glue, the artistic direction remains highly recognizable, even in his commercial
reality as a product of massively shattered perspectives. We are facing a mass of visual impressions every day. The latter often recall accidentally assembled collages: Houses silhouettes, branches, and wires shape graphic elements against the sky. Rotten billboard charts, tagcoated surfaces, and scratched
- the spots that never receive public attention - and redefines them as open studios for painting and photography. To him, the architectural and industrial traces of a civilization in constant change bear a radical beauty that has become an important inspiration for his art, which reflects the impression of wilderness and loss of control.
works as an illustrator. Disturbanity is NOT Disorder. In fact it is a style that connects the energy of spontaneous chaos, coincidental vibe and well-balanced imagery. From Matthias Gephart‘s perspective this approach emphasizes artistic honesty and the belief that systematic plans to establish order are mostly doomed to fail.
58 | 59 Matthias started Graffiti writing in 1988 and currently lives in Berlin. Known for crossing (sub)cultural boundaries, his work has been featured in a large row of publications, from Graffiti Art books to graphic design magazines and logo compendiums, from releases on contemporary illustration to titles on Punk/Hardcore visuals, from Hip Hop to Gothic - magazines. Matthias Gepharts Website: disturbanity.com
Urbane Entdecker auf der ganzen Welt haben eine Plattform im Internet. Sei es durch Webseite wie Facebook, Flickr oder ähnliche. Dort können sie ihre Fotos teilen, Geschichten erzählen und sich für gemeinsame Touren zusammen schließen und verbinden. Somit sehen wir in Urban Exploration eine Kulturbewegung die sich über die gesamte Welt entwickelt hat und
immer weiter wächst. Aufgrund dieser Entwicklung haben sich die Leute von SilentUK, SubUrban und Bradley L. Scott zusammen getan und kreierten ein Video-Magazin unter dem nun die erste Episode erschienen ist- „Crack the Surface“. Eine Dokumentation, die Explorers zeigt, interviewt und begleitet. Ein spezieller Blickwinkel.
Urban Explorer all over the world get a platform in the internet, by website-communities like Facebook, Flickr etc., where they can show their shots, talk about stories or adventures and get connected to explore together. So we can see a community what is developed all over the world and still growing. Out of this the guys from Silent UK, SubUrban and Brad-
ley L. Garnett came together and created the first of hopefully endless episodes of â&#x20AC;&#x17E;Crack the Surfaceâ&#x20AC;&#x153;. It is a documentary showing and attending the explorers into the areas and is giving a perfect view of the atmospheres of exploring. We show you some screenshots for a first impression.
„The documentary is starting to take shape, or should I say project? We actually have a name now. A few things have changed, in my opinion for the better. Instead of having people wait up to a year for a full feature length movie we have taken the decision to release it in 20 minute “episodes”. Each episode will take a different stylistic and technical approach in terms of the material and focus on those in other countries such as Russia, America, Canada and Italy. The idea being that this should hopefully keep peoples interest for longer and give the final piece a more global appreciation of what Urban Exploration is. The only downside with this is we wont be able to give any dates as to when each episode will be released, although we will be aiming for one every three to four months.“ The creators of „crack the surface“
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SilentUK is a collection of stories and photographs from various adventures across the world all which fall under the term, Urban Exploration. That’s really all there is to say about it. Who, what, when, where and why? I don’t think they really matter in the grand scheme of things, but if you really want to
know, read on. We’re just like you, we have jobs, go to school, watch tv and go to bars over the weekend. However, every now and then if the urge takes us, we sometimes choose to spend our time wading in sewers, climbing skyscrapers, accessing abandoned buildings and infiltrating infrastructure.
There isn’t a single main reason why we explore. Some do it as a quest for knowledge, others like the idea of exploring the unknown and forgotten and others just do it for fun. There is no right and wrong approach, as long as you feel you are getting something positive from the experience, your
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doing it correctly! Thats really all there is to it. If you like what you see and feel the urge to do the same, then pack a bag, grab a torch and head out into your town, you never know what you might find. Should the desire arise that you wish to hang a picture of a dirty sewer or rusty crane on your wall, prints are available, for more specifics email us
(silentuk@hotmail.com) with the picture you are interested in and im sure we can accomodate.
All you need to know, you can find on: www.silentuk.com
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dr.baab & rule van sabben three exploration stories
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CASTLE IN TUSCANY During our trip in Italy in august 2010 we had the choice to try a fantastic castle. Only 2 other explorers succeeded to get in. We heard stories about motion sensors, security and dogs. After an additional 400 km driving we arrive in a village in Tusca-
ny where the castle is located. It was already night and we park the car somewhere in the forest. We don‘t know exactly where the castle is located, we only wrote down an adress to park. After walking in the wrong direction a lot of times we finally reach a blocked path which may lead to the castle. We have no clue of the security, so we walk to the castle with no flashlights on, we pass some buildings and can‘t see if they are inhabited. Suddenly the castle appears, and we gaze for a minute, it‘s always way more impressive then on a picture. We walk further and suddenly a light turns on. We freeze and wonder what‘s going on and carefully step further. The
light appears to turn on and off random. We walk to the left side of the castle and immediately see a small possible entrance and we decide to enter. When we‘re in we turn on the flashlights, to detect the motion sensors. We walk up the stairs and enter the first room. Amazing! We can‘t believe we are really inside. Also the electricity is still working. Step
by step we explore the walls for motion sensors and we reach the big round hall, which is absolutely stunning! After spotting a few motion sensors we know where to walk, and we go upstairs. Upstairs we find some rooms with beds and stuff. We talk a bit, drink some beer and go to sleep in one of the coolest abandoned castles i‘ve visited yet. Next morning we wake up and start to photograph, which was quite hard due the light and many details. A few hours later we crawl back outside and enjoy the sun. No securtiy, nothing. The houses which were near turned to be abandoned too.
SCHLOSS IN DER TOSKANA
EXCAVATORS
Während unserem Trip nach Italien im August 2010 hatten wir die Wahl ein wunderschönes Schloss aus zu checken. Zuvor hatten es nur zwei Explorer geschafft hinein zu kommen. Wir hörten von möglichen Bewegungsmeldern, Überwachspersonal und Hunden. Nach einer Reise von zusätzlichen 400 km erreichten wir die Toskana, wo das Schloss zufinden war. Es war bereits Nacht als wir unser Auto in einem nahen Wald parkten. Wir notierten uns nur den Parkplatz, so wussten wir nicht genau wo sich das Schloss befand. Nachdem wir einige Male in die falsche Richtung liefen, erreichten wir endlich einen versperrten Pfad der zum Schloss führen sollte. Wir hatten keine Ahnung wie es um unsere Sicherheit stand, so liefen wir ohne eingeschaltete Taschenlampen und kamen an einigen Gebäuden vorbei, bei denen es sich nicht erkennen ließ, ob diese bewohnt waren. Auf einmal erschien vor uns das Schloss und wir glotzten für eine Weile. Es war noch prachtvoller als auf den Bildern die wir zuvor gesehen hatten. Wir liefen weiter, als plötzlich ein Licht ansprang. Wir stoppten umgehend, wunderten uns über dieses Vorkommnis und schlichen vorsichtig weiter. Es schien, als ob das Licht zufälliger Weise an und aus ging. Wir ging zur linken Seite der Schlosses als wir plötzlich einen kleinen Eingang erblickten und uns entschlossen einzutreten. Drinnen angekommen schalteten wir unsere Taschenlampen ein, um die Bewegungsmelder zu entlarven. Wir gingen die Treppen hoch zum ersten Raum. Unglaublich! Wir konnten es nicht glauben, wir waren tatsächlich drin. Auch die Elektrik funktionierte noch. Stück für Stück untersuchten wir die Wände um Bewegungsmelder zu entdecken. Dann erreichten wir eine riesige runde Halle die unfassbar für uns erschien. Nachdem wir einige Bewegungsmelder entdeckt hatten wussten wie und wo wir entlang laufen konnten. Wir gingen weiter nach oben. Dort fanden wir einige Räume mit Betten und anderen räumlichen Dingen. Wir entschieden uns quatschend ein paar Bier zu löschen und uns in einen der unglaublichsten stillgelegten Schlössern, die ich bisher betreten hatte. Als wir am nächsten Morgen aufwachten begannen wir zu fotografieren, was sich als sehr schwer herausstellte bedingt durch das Licht und die ganzen Details. Nach einigen Stunden krochen wir dann wieder nach draussen und genossen die Sonne. Kein Sicherheitsdienst, nichts! Die nahe gelegenden Häuser stellten sich auch als unbewohnt heraus.
Excavators are the biggest machines on Earth and used for mining. This excavator is retired and they are turning this site into a museum (page 85). While exploring we suddenly had the crazy idea to urbexhotel (sleep on an abandoned place) We enter the site at night and head to the excavator. We have to bury a bit to crawl under the fence. We walk up some stairs and drink a beer at the end of the excavator, with a view over the highway. Suddenly a car turns up and we run back to hide somewhere. It seems a car just parked in the middle of nowhere, they probably needed some privacy. We continue drinking some beers and try to find a safe hotellable spot to sleep so we don‘t fall down. With only a sleepingbag we didn‘t have a comfortable night on the treadplate and it‘s already 04:00 in the morning. A single hour later the alarmclock wakes us up and we have to leave again. We make a few pictures and leave the site back to the car we parked just outside the fence. We decide to get some more shuteye in the car. And hour later we wake up and see that the whole site is filled with workers. Glad we were out! 76 | 77
„What an amazing feeling to walk here!“
BRAUNKOHLEBAGGER
Braunkohlebagger sind die größten Maschinen auf dem Planeten und dienen zur Gewinnung von Braunkohle an der Erdoberfläche. Dieser Bagger ist außer Betrieb und dient mittlerweile als Museumsstück. Während unserer Entdeckungsreise beschlossen wir uns zu urbexhoteln (an dem verlassenen Ort zu übernachten). Wir betraten unseren Orte der Begierde während der Nacht und dies am Kopf des Baggers. Wir musste uns etwas eingraben und unter dem Sicherheitszaun hindurch kriechen. Wir stiegen die Treppen hinauf, tranken an dem anderen Ende des Monsters ein paar entspannte Biere und genossen die wunderbare Aussicht auf die nahe gelegene Autobahn. Plötzlich tauchte ein Auto auf und wir sprangen in unsere Deckung. Es schien als ob das Fahrzeug im Irgendwo parkte. Da brauchte wohl jemand etwas Privatsphäre. Wir tranken unsere weiter und versuchten einen geeigneten Platz zum Übernachten zu finden. Nur mit unseren Schlafsäcken hatten wir nicht gerade komfortable Schlafstellen, aber es war schon vier Uhr morgens. In einer weiteren Stunde sollte schon unser Wecker klingeln, der uns aufrief den Ort wieder zu verlassen. Wir machten ein paar
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Fotos und verliessen diesen mächtigen Ort. Wir entschlossen uns dazu einige Mützen Schlaf in unserem Auto zu nehmen. Nach ein paar Stunden wachten wir auf und die gesamte Szenerie war voll von Arbeitern. Glück für uns, dass wir nicht vor Ort übernachtet hatten.
MARINESHIPS After a 1200 km drive, we finally arrive at the village where the marineships are located. We don‘t have any info on the ships, and seen just a few pictures on the internet and rumours it is controlled by the navy seals. We look at the map and look which way is the best to approach the ships. At our first try we have to infiltrate on a camping to get near the river, but soon we notice the boats are still way to far away and the tide way too strong. It‘s already starting to get dark and we didn‘t ate for hours. Too bad for us there is no restaurant in the area, it was totally deserted. No dinner for us today! We try to find a road on the opposite site of the river, which looked more like a cliff. It was not easy, everytime we had to park the car and try to walk down. At the end of the road we reached a camping. There was a wierd looking road in the forest which had to be THE road we needed. It was a steep downhill and we reached the river. Back upstairs we parked the car at the camping and unpacked our stuff and changed our clothes. Suddenly a car appears and a man is obviously watching us. It seems he doesn‘t leave, so we pack our stuff again and drive to the viewpoint where you can see the boats. We drink some beers and take a short nap in the car. We pack everything so we can easily can get everything out of the car. We drive back to the camping, turn off the carlights and throw our bags out. Then we parked the car back at the village. With all our stuff we go back again to the river. With only our swimmingpants on we blow up the boats, but one boat is leaking, dahm! We just have 1 boat left. We decide to leave all our sleepingbags and other unnecessary stuff in the bushes near the river. When the only boat is blown up, i go out to explore to find an entrance on the boats. Before i can get in the water i have to face a lot of meters of thick, bad smelling mud, which reach till my waist. The worst thing is that there are
very sharp cloysters laying in the mud, so every step is a suprise to get your foot ripped open by a cloyster or not. After some painful steps i reach the water and paddle with my hands to get further. It‘s an amazing and indescribable feeling to paddle at night between enormous dark shadows of marineships. When i reach the second cluster, which contains the 3 biggest ships, i see some tires hanging on a rope, so i climb on them and walk around a bit. Safe! I paddle back on the boat to the shore. We pack the boat with al our gear and after a lot of painfull cuts in the foot everyone is in the water. The water is cold, but we have to swim to the marineships. The tide is quite strong compared when you‘re in a boat. Everyone reaches the ships and we‘re excited! We hide the boat and go inside the small ship. We dry ourselves, unpack our gear and try to explore a bit on the boat. Because it was full moon the ships were nicely lighted and it was easy to walk around and to take pictures. After a lot of climbing and trying different ways we reach the big boat, a destroyer. We walk to the back where some rockets are still hanging. what an amazing feeling to walk here! It‘s like you‘re on drugs. We make a few pictures on the deck and decide to go back to the smaller ship to have some beers and have a short nap. We sleep on some kinda small couches, just with our clothes on, not really comfortable and glass lying everywhere. two hours later i wake up from the cold. dahm it‘s freaking cold inhere! I light some candles and try to heat up a bit. The others are still sleeping. As i can‘t sleep anymore and it was already light outside, i decided to take some pictures of the boats. When i step outside the ship, it looks amazing! everything is covered in mist! I walk around and take some pictures, i see forbidden boards hanging everywhere. And when i suddenly hear some french speaking guys. I hide and try to investigate what‘s wrong. The voices are really near. What‘s
going on ? It was a weekday, so could it be that they are dismanteling the ship? Then i also see a powerboat approaching, Dahm! As fast as i can i climb between the ships, back to the smaller ship and wake up the others. We have visitors! In a hurry we pack all our stuff and are depressed we have only a few pictures. We put on our swimming pants and are ready to go. The water is freezing cold and the tide is insane strong, it was just impossible to get back to the shore safe. A boat is coming. Shaking and with goosebumps we don‘t know what to do. We freeze as the boat slowly passes by. The man on the boat looks even suprised as we do. As the ship is back out of sight after 15 minutes, we realize it was not security. But what about the french guys i heared? We go back inside the small ship with all our stuff and decide to sneak to the big ship and try to find a way inside. This was not an easy job, because almost all doors are welded. On one of the smaller ships we found an entrance and stayed inside for a little while. Now it was time for the big destroyer! After searching and searching we finally found a small entry. This ship was amazing inside, it was like a little village. Bedrooms, a bakery, an hairdresser, a controlroom, an operation room, it had everything. In this ship we explored like 5 hours and every room and corner was like a suprise. Once we‘re done, we went back outside to take some more pictures. Meanwhile the temperature was convenient and the sun was shining. It was quite busy around the ships and we found out that there were fishermen between the boats fishing. That‘s what i heard probably in the early morning. We climb a bit higher in the ships to take some exterior shots. Meanwhile some touristships pass by and they are also fascinating by the ships and don‘t even wonder what we are doing there. Time to get back! We are all exhausted and hungry. We swim back and the tide is still very strong. suddenly one explorer is
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exhausted and dissappears behind a ship. Another explorer follows him and i swim as fast as i can with the boat to the shore to unpack all stuff and get to the explorer to put him into the boat. When all the stuff is on the shore i see the other explorer is already brought in safety, luckily! I pick him up, but the boat is stabbed by another sharp cloyster. so we walk back on the slippery rocks. We were smelly, covered in mud, tired, hungry as hell and not to mention the long 1200 km road back. But no one cared, the ships turned out to be one of the best explores ever.
Nach einer Autofahrt von 1200 km, erreichten wir das Dorf an dem die Marineschiffe vor Land lagen. Wir hatten kaum Informationen über die Schiffe, kannten nur wenige Fotos aus dem Internet und hörten Gemunkel, dass sie von Navy Seals kontrolliert werden sollten. Wir erforschten unsere Umgebungskarte, um einen geeigneten Weg zu finden, der uns ermöglichte die Schiffe zu betreten. Bei mit unserem ersten Versuch mussten wir einen Campingplatz infiltrieren um an den nahe gelegenen Fluss zu kommen. Aber bald erkannten wir, dass die Boote noch zu weit weg waren. Unserer alternativer Weg war zu heftig. Als es dunkel wurde, hatten wir schon seit Stunden nichts mehr gegessen. Zu unserem Nachteil, war kein Restaurant oder ähnliche s in der Nähe. Die Gegend war total menschenleer. Heute keine Mahlzeit für uns! Wir versuchten eine Strasse auf der anderen Seite des Flusses zu finden, die sich eher als Klippe herausstellte. Es war nicht leicht, denn jedes mal mussten wir das Auto weit wegparken und zu Fuß herab steigen. Am Ende der Strasse erreichten wir ein komisch wirkende Strasse in einem Wald. Die Strasse, die wir suchten. Nur noch ein Steilhang und wir erreichten den Fluss. Zurück am Auto, packten wir unser Equipment zusammen und wechselten unsere Kleidung. Plötzlich tauchte wiedermal eine Auto auf. Der Fahrer schien uns zu beobachten. Als dieser nicht wegfahren wollte, entschieden wir uns, zu einem Aussichtspunkt zu fahren, von dem wir die Schiffe besser betrachten konnten. Wiedermal Bierchen und ein bischen schlaf im Auto. Wir packten alle Sachen, so, dass wir ohne Zeit zu verschwenden los gehen konnten. Als wir zurück zum Campingplatz fuhren, löschten wir die Autolichter und warfen wir unsere Taschen heraus. Unser Wagen parkten wir sicher im anschließenden Dorf. Mit all unserem Gepäck gingen wir darauf zum Fluss zurück. Nur mit unseren Badebucksen bekleidet, pumpten wir unsere Schlauchboote auf und bemerkten, dass eines ein Loch hatte - verdammt! Nur eines war übrig! Dies führte zu unserem Entschluss, alles was nicht
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KRIEGSSCHIFFE
wirklich notwendig war in den Büschen zu verstecken. Wir suchten nach einem Eingang in und auf das Schiff. Bevor wir in unser Boot steigen konnten, mussten wir uns durch dreckig, stinkenden Schlamm kämpfen, der uns bis zur Taille stand. Das Schlimmste war, dass dort sehr scharfe Gegenstände im Schlamm versteckt waren, so dass wir jeden Schritt als Überraschung wahrnahmen. Nach einigen schmerzhaften Schritten erreichte ich echtes Wasser und paddelte einige Meter vorwärts. Es ist ein unglaubliches und unvergessliches Gefühl in der Nacht zwischen riesigen dunklen Kriegsschiffen umherzu paddeln. Als ich das dritte Bündel von Schiffen, das drei zusammen geschnürte Boote umfasste, erreichte, entdeckte ich herunter hängende Seile. Ich kletterte sie herauf und machte mir einen ersten Eindruck. Sicher! Ich paddelte darauf zurück zum Ufer und wir packten all unser Arbeitsmaterial ein. Nach weiteren schmerzhaften Schnitten und Kratzern in unseren Füßen, waren alle im Wasser und schwammen zu den Schiffen. Die Strömung war ziemlich stark, wenn man damit vergleicht, wie sie wäre, wenn man in dem Boot sitzt. Alle haben die Schiffe erreicht und waren besonders aufgeregt. Wir versteckten unser Schlauchboot und kletterten auf das erste und kleinste Schiff. Wir trockneten uns ab, packten unsere Kameras aus und begannen mit den Entdeckungen. Aufgrund des Vollmondes, waren die Schiffe in einem wunderbaren Licht erleuchtet. Somit war es super einfach herumzulaufen und gute Fotos zu machen. Nach einigen Kletterversuchen und das ausprobieren unterschiedlicher Wege, erreichten wir das größte Schiff, den Zerstörer. Wir gingen zum Heck des Schiffs, wo noch einige Raketen installiert waren. Was ein verrücktes Erlebnis hier herum zu laufen. Wie auf Droge! Wir machten ein paar Fotosan Deck und entschlossen uns dazu auf die kleineren Schiffe zurück zu gehen um wiedermal ein paar
Morgen hörte. Wir kletterten etwas höher um einen bessern Ausblicke zu bekommen um davon Fotos zu machen. Wir entdeckten einige Touristenschiffe die sich ähnlich faszinierend den Kriegsschiffen näherten. Diese wunderten sich nicht besonders, dass wir uns auf eben diesen aufhielten. Es war Zeit zurück an Land zukehren. Wir alle waren total müde und hungrig. Wir schwammen zurück an Land und bemerkten, dass die Strömung immer noch unvermindert stark war. Plötzlich ermüdete einer von uns, so dass er nicht weiter konnte und versteckte sich bei den Schiffen. Ein andere half ihm, während ich mit unserem Boot zu Ufer schwamm um all unsere Taschen und Kameras abzuladen. Daraufhin wollte ich direkt zurück schwimmen um die Zurückgelassenen mit dem Boot abzuholen. Als ich alles am Strand hatte, erkannte ich, dass die Anderen in Sicherheit waren, zum Glück. Ich holte Sie ab, aber unser Schlauchboot hatte durch die spitzen Stellen am Ufer einige Löcher bekommen. Somit liefen wir zurück zu den Felsen. Wir haben übel gerochen, waren voller Schlamm, hatten Hunger und hatten zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung von dem 1200km langen Heimweg. Aber dies interessierte niemanden von uns. Die Kriegsschiffe waren eines der wohl außergewöhnlichsten Orte für Entdecker wie wir.
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Bier zu trinken und etwas Schlaf zu bekommen. Wir schliefen in unseren Klamotten auf ein paar kleinen Sofas. Es war nicht wirklich komfortable und Glas lag überall herum. Zwei Stunden später wurde ich von der Kälte geweckt. Verdammt ist das kalt hier! Ich zündete ein paar Kerzen an und versuchte mich etwas aufzuwärmen. Die anderen schliefen weiter. Als ich wirklich keinen Schlaf mehr fand und es auch bereits begann hell zu werden, beschloss ich Fotos auf dem Schiff zu machen. Als auf das Deck heraus stieg, sah es unglaublich fantastisch aus. Alles war in Nebel getaucht. Ich lief herum um Fotos zu machen. Während ich umherlief, entdeckte ich immer mehr Verbotenschilder, die überall herum hingen. Und als ich dann französisch sprechen Typen hört versteckte ich mich sofort. Ich entschied mich dazu heraus zu finden was da vor sich ging. Die Stimmen waren ziemlich nah. Was ist da los? Es war innerhalb der Woche, konnte es also sein, dass hier Demontagearbeiten statt fanden? Darauf sah ich ein Speedboot näher kommen. Verdammt! So schnell ich konnte kletterte ich zwischen die Schiffe, zurück zu dem kleinen Schiff und weckte die Anderen auf. Wir haben Besucher! In großer Eile packten wir unsere Sachen zusammen und waren enttäuscht, dass wir nur wenige Fotos machen konnten. Wir stiegen in unsere Schwimmhosen und waren bereit zu gehen. Das Wasser war super kalt und die Strömung war immer noch sehr stark. Es war nahe zu unmöglich, sicher an das Ufer zu kommen. Ein Boot kam näher. Zittern und mit Gänsehaut überseht, wussten wir nicht was zu tun war. Wir waren fasst erfroren, als das Boot an uns vorbei fuhr. Die Männer an Bord schauten genauso überrascht wie wir. Als das Boot nicht mehr zu sehen war, realisierten wir, dass dies kein Sicherheitsdienst oder ähnliches war. Aber wer waren die Franzosen die ich hörte? Wir bewegten unsmit all unserem Kram zurück zu dem kleinen Schiff und entschlossen uns zu dem Zerstörer zu schleichen. Wir wollten versuchen einen Eingang zu finden. Was sich als sehr schwer heraus stellte, da alle Türen verschweißt waren. Auf einem etwas kleineren Schiff entdeckten wir einen Eingang den wir nutzten und hielten uns dort eine Weile auf. Es wurde aber endlich Zeit für den grossen Zerstörer. Nachdem wir suchten und suchten fanden wir endlich einen kleinen aber geeigneten Eingang. In dem Zerstörer war ein unglaublich. Die Einrichtung macht das Leben wie in einer Kleinstadt möglich. Schlafräume, eine Bäckerei, ein Friseur, ein Kontrollraum, ein Operationsraum. Es hatte einfach alles. Wir hielten uns in diesem Schiff gefühlte 5 Stunden auf. Jeder Raum, jede Ecke war ein eigene Überraschung. Irgendwann waren wir Innen fertig, somit gingen wir wieder nach Draußen und macht dort weitere Fotos. Mittlerweile ist es wärmer geworden und die Sonne schiente. Um die Schiffe herum, war derweilen auch sehr viel Betrieb. Einige Fischer hielten sich um den Schiffen auf und fischten. Das war es scheinbar, was ich am
Alexander Romey
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Wie bist du zur Fotografie gekommen? Hauptsächlich durchs malen, irgendwann hat es mich mehr interessiert Fotos von den Aktionen zu machen als von den Bildern. Nach und nach hab ich mich dann mehr auf die Fotografie konzentriert auf der jetzt auch in meinem Studium im Fokus liegt. Über deine Arbeiten, die wir hier zeigen, hinaus, machst du Fotos die immer eine Teil menschliche Veränderung bzw. Einfluss durch den Menschen zeigen. Gibt es für dich ein Leitfaden in deinen Arbeiten? Hast du ein Gesamtkonzept? Die gezeigten Fotos entstehen für mich eher aus Spass an der Aktion und weil ich mich einfach gerne nachts rumtreibe, ich verfolge damit kein längeres Projekt in dem ich eine Subkultur darstellen möchte oder ähnliches. Meine konstruierten Fotografien stellen bis zu einem gewissen grad meine subjektive Wahrnehmung meiner Umwelt da, das Thema und die Technik die zur Entstehung genutzt wird ändert sich jedoch stark von Bild zu Bild. Ich probiere jedoch immer auch wiederkehrende Elemente wie zum Bsp. Abgrenzung zu benutzen. Fotografierst du analog oder digital? Hauptsächlich digital, aber wenn es um den reinen Spass geht auch noch oft analog.
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Hallo, stell dich doch bitte kurz vor. Wer bist du und was machst du? Mein Name ist Alexander Romey, ich studiere Kommunikationsdesign in Düsseldorf und arbeite im weitesten Sinne mit Fotografie.
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Wurde deine Fotografie durch deine Kindheit/Jugend beeinflusst? Wieso fotografierst du , was du fotografierst? Gibt es einen Hintergrund zu deiner Urbanität? Ich kann mich zwar daran erinnern das mein Vater in meiner Jugend viel fotografiert hat, hauptsächlich Dias, aber ich kann nicht behaupten, dass das auf mich und meine Fotografie Einfluss hatte. Am ehesten vielleicht noch die politische Einstellung meiner Eltern, die das bestehende System in Frage stellte, ich denke das daraus eine Skepsis gegenüber gewissen Werten und Anschauungen entstanden ist die man in meinen konstruierten Fotos auch erkennt. Ansonsten erkunde ich einfach ger-
Design usw. zu tun haben. Wir sehen die Seite eher als Dokumentation von dem was alles so um einen herum passiert. Die richtigen Arbeiten werden dann doch anders präsentiert.
ne Städte grade durch Graffiti bekommt man einen sehr speziellen Blick auf Stadtstrukturen. Ein Blick der sich gut mit der Fotografie verbinden lässt.
Alexanders Website: alexanderromey.de
Stehen bei dir aktuelle Projekte oder Publikationen an? Ende April 2012 wird es eine Einzelausstellung und Publikation mit komplett neuen Arbeiten geben. Mit „Lifeisgoodtome“ arbeiten wir auch gerade an einer kleinen Edition.
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Danke für das Gespräch, weiterhin viel Erfolg.
Welche Technik nutzt du? Ich fotografiere meistens mit einer Canon 5d mark2. Ansonsten variiert die Technik meistens je nach Bild. Dein Blog lässt vermuten, dass du in einer Art Künstler Gruppe bist. Was steckt dahinter? Eine Künstlergruppe würde ich das jetzt nicht nennen, wir sind alles Freunde aus Düsseldorf die im entferntesten Sinne etwas mit Fotografie, Kunst,
IMPRESSUM VALVE Urban Exploration Photography Magazine Idee, Konzept & Herausgeber: Matthias Hohmann contact@pomesone.com entstanden im Rahmen des Redaktionund Editions Kurs von Andreas Liedtke an der Fachhochschule Düsseldorf.
Die Fotos auf den Seiten 16 | 50 | 70 | 98 : THETOPNOTCH Die Fotos auf den Seiten 06 | 36 | 60 | 86 : ZUNKUNFT1984 Druck: Orange Office GmbH Düsseldorf Papier: Römerturm Druckfein 130g/m2 gesetzt in DINPro sowie Avant Garde BQ Die Bild- & Textrechte liegen bei den Fotografen, Künstlern und Herrausgebern des Magazins. Nachdruck ist nur mit schriftliche Genehmigung vom Herausgeber oder den Fotografen gestattet. Gestaltung: Matthias Hohmann | pomesone contact@pomesone.com www.pomesone.com Danksagung: VALVE dankt allen Unterstützern und Ideengebern, den Fotografen und Künstlern. Ausserdem Tino Mazzoli, Tim Schmeer, Till Beckmann, Florian Mecklenburg, Tobias Holländer, Sadrick Schmidt, Kama Frankl, Victor Malsy, Florian Weidensdorfer, Helge Jahn, David Hufschmied. Coverfoto: Tim Schmeer