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The Batman
Ein Body Count in Rätseln
Robert Pattinson verwandelt sich in „The Batman“. Der Riddler wird seine Spielchen mit ihm spielen …
ADRENALIN STOSS
Als die Besetzung von Michael Keaton als neuer Batman verkündet wurde, organisierten DC-Fans eine Petition, um seine Entlassung herbeizuführen. Ben Affleck als Batman: eine weltweite Lachnummer. Die Besetzung von Christian Bale: sorgte auch nicht für Begeisterung – dafür war sie hinterher, als The Dark Knight ins Kino einzog, umso größer. Wieso also sollte es Robert Pattinson anders ergehen? Als verlautbart wurde, dass Matt Reeves seinen Fledermausmann in Pattinson gefunden habe, jaulte also ein lauter Teil der Netzwelt wehleidig auf. Bloß nicht der Twilight-Darsteller! – Eine Aussage, die die Tatsache ignoriert, dass Pattinson – wie auch sein Twilight-Love-Interest Kristen Stewart, die zuletzt in Spencer die Lady Di gab – sich seit der Twilight-Saga (2008, 2009, 2011, 2012) zu einem der interessantesten Darsteller gemausert hat. Ob verloren bei David Cronenberg (Cosmopolis, Maps to the Stars), isoliert bei Claire Denis (im Weltall-Drama High Life); ob im eng kadrierten Kammerspiel von Robert Eggers – konfrontiert mit Willem Dafoe (Der Leuchtturm); ob als zwielichtiger Pastor in The Devil all the Time: Pattinson weiß seine Rollen auszufüllen. Spätestens seit seinem Einsatz als Kleinkrimineller in Good Time, dem ebenso nervösen wie niederschmetternden Drama der Safdie-Brüder, sollte man über Pattinsons großes Talent eigentlich nicht mehr diskutieren müssen: Es erklärt sich von selbst, es breitet sich auf der Leinwand aus. Und es passt auch in den Latexanzug von Batman.
DURCH DIE UNTERWELT ZU SICH SELBST Robert Pattinson wird nicht gerade wenig Zeit haben, seine Kritiker von sich zu überzeugen: Sein Einsatz als Batman hat Rekordlänge: 175 Minuten lang nimmt The Batman die Leinwand in Anspruch; sein Regisseur Matt Reeves (Planet der Affen) hat einiges auf der Agenda. Pattinson wird als neuer Batman bzw. Milliardär Bruce Wayne eingeführt, an seiner Seite agieren Andy Serkis als Waynes Butler Alfred Pennyworth und Jeffrey Wright als neuer Commissioner Gordon – seine einzigen Verbündeten im Moloch Gotham City.
Die Stadt versinkt im Chaos, sie ist zerfressen von einem korrupten Netzwerk, in das fast alle Beamten und auch die Elite der Stadt involviert sind. Dem jungen Erben Bruce Wayne wird vorgeworfen, sich – anders als die Waynes vor ihm – nicht genug für die Stadt einzusetzen. Dabei stellt er sich Nacht für Nacht als sein Alter Ego Batman den Bösewichten, die hier ihr Unwesen treiben, aber von seinem Doppelleben darf ja niemand wissen.
Diese Gegenspieler treiben nicht nur ihr Unwesen, sondern auch ihre Späße: Einer spielt gar besonders lustvoll und sadistisch ein Katz-und-Maus-Spiel mit seinem Gegenüber. Er scheint ganz genau zu wissen, mit wem er es zu tun hat und lockt Batman mit kleinen, abseitigen Hinweisen, die er an seinen Tatorten hinterlässt. Die Reihe sadistischer und tückischer Anschläge, die Gotham City erschüttern, stecken nämlich voller kryptischer Hinweise (Regisseur und Drehbuchautor Matt Reeves ließ sich vom Zodiac-Killer inspirieren),
die Batman immer tiefer in die Unterwelt führen. Hier tummeln sich Figuren wie der Pinguin (Colin Farrell) und der Mobster Carmine Falcone (John Turturro), die aber im Vergleich zum Riddler (Paul Dano) nahezu handzahm wirken, und Selina Kyle aka Catwoman (Zoë Kravitz), mit der Batman eine ambivalente Beziehung pflegt.
Die Anspielungen des Riddlers führen aber vor allem zu Bruce Wayne selbst und zu seiner Vergangenheit. Ihm wird klar: Es ist nicht nur Zeit, den Killer zu stoppen, sondern auch all jene zur Rechenschaft zu ziehen, die ihre Macht in Gotham missbrauchen …
CHRISTOPHER NOLAN BELÜGEN Matt Reeves musste nicht lange von Robert Pattinson überzeugt werden: Er liebte Pattinsons Schauspiel und schrieb Batman mit ihm im Kopf – ohne zu wissen, ob Pattison sich für die Rolle erwärmen lassen würde. „Ich denke bei Bruce Wayne an einen zurückgezogenen Rockstar in einem verfallenden Herrenhaus. Ich dachte: Was, wenn Rob Batman nicht spielen möchte? Es wäre ein Desaster!“ Pattinson seinerseits bemühte sich um den Part – ohne zu wissen, dass Reeves längst an ihn dachte.
Der Screentest fand während der ersten Tage des Tenet-Drehs statt – bevor Pattinson offiziell gecastet war, also alles streng geheim. Pattison musste ausgerechnet Christopher Nolan (u.a. The Dark Knight) über Batman und Warner Bros. belügen. Pattinson: „Es ist lustig, denn Chris (Nolan) ist in allem rund um seine Filme so geheimniskrämerisch. Und dann muss ich ihn wegen Batman und dem nahenden Screentest belügen. Ich sagte, ich hätte einen familiären Notfall. Und sobald ich ‚familiären Notfall‘ ausgesprochen hatte, sagte er: ‚Du gehst zur Batman-Audition, stimmt’s?‘“
Pattison sprach für The Batman übrigens im Batsuit von Val Kilmers Einsatz in Batman Forever (1995) vor.
HART UND DÜSTER Die Anmutung des epischen Films ist düster, Robert Pattinson geht als Batman mit entschlossener Härte vor. Matt Reeves hat das Drehbuch gemeinsam mit Mattson Tomlin (Little Fish) verfasst. Gedreht wurde in London – mit einer Unterbrechung: Pattinsons CovidErkrankung ließ die Produktion stillstehen.
The Batman soll nicht parallel zum Kinostart bei HBO Max landen: Der Leinwandauftritt ist exklusiv, und das hat er sich – mit Blick auf den Trailer – auch verdient.
Bei HBO Max ist eine Serie zum Gotham City Police Department geplant wie auch eine PrequelSerie rund um den Pinguin sowie ein Batgirl-Film.
Mit The Flash steht im November ein weiterer Film auf dem Kinoprogramm, in dem Fledermausmänner ihre Auftritte haben. Im Film von Andy Muschietti (Es) werden allerdings Michael Keaton und Ben Affleck ihre Auftritte als Batmen haben. #TheBatman
THE BATMAN KINOSTART 04.03., USA 2022, REGIE Matt Reeves, MIT Robert Pattinson, Zoë Kravitz, Colin Farrell, John Turturro, Paul Dano, Andy Serkis, Jeffrey Wright, FILMLÄNGE 175 Min., © Warner Bros.