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The Sadness

Zombies mit erhobenem Zeigefinger

Der brutalste Film 2022 steht jetzt schon fest. Er heißt „The Sadness“.

Falls jemand immer noch denkt, dass Fernostkino nur Martial Arts und für das durchschnittliche westliche Gemüt grenzwertige Horrorkost zu bieten hat, der irrt. Gelungene Komödien wie Crazy Rich Asians oder I‘m a Cyborg, But That‘s OK beweisen das Gegenteil. Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass die Filmschaffenden aus Japan, China, Südkorea und Co. über stark ausgeprägte Expertise verfügen, die in Europa sowie den USA gut ankommt – und auch gerne in meist nicht mal halb so guten Remakes kopiert wird.

Nun richten sich alle Augen auf die taiwanesische Kinolandschaft. The Sadness ist nämlich ein Zombiehorror-Splattermovie (selbstverständlich auch mit Martial Arts-Inhalten) klassischer Prägung und zugleich viel mehr als das. In erster Linie bekommen wir es mit dem wohl jetzt schon brutalsten Film des Jahres 2022 zu tun. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass wir unter der dichten Schicht gerinnenden Blutes einen gar nicht mal so dezenten Subtext vorfinden, der viele Facetten der momentanen Realität beschreibt.

KEINE HARMLOSE GRIPPE Taiwan befindet sich mitten in der Pandemiebekämpfung. Vor einem Jahr brach das auf den ersten Blick ungefährliche Alvin-Virus aus, das von Teilen der Bevölkerung immer noch als harmlose Grippe unterschätzt wird. Die Menschen sind müde, und die Schutzmaßnahmen werden immer achtloser ignoriert. Als Konsequenz daraus mutiert das Virus und verwandelt die Infizierten in blutrünstige Monster, deren Hemmschwelle in Bezug auf Gewalttaten und Sexualtrieb völlig außer Kraft gesetzt ist. Mittendrin in dem Chaos versucht ein junges Paar einander wiederzufinden.

Das Regiedebüt des Kanadiers Rob Jabbaz ist wahrlich nichts für Zartbesaitete. Die gekonnt eingesetzten Gore-Effekte machen den Film zum Aufreger. Doch die ebenso geschickt eingewobenen gesellschaftspolitischen Aspekte, wie der solidarische Umgang im Pandemiegeschehen oder das Thema Sexismus, heben The Sadness aus der Masse an sinnbefreiten Gewaltorgien heraus. #thesadness

KU BEI – THE SADNESS KINOSTART 03.02., TWN 2022, REGIE Rob Jabbaz, MIT Regina Lei, Berant Zhu, Tzu-Chiang Wang, Ralf Chiu, Ying-Ru Chen, FILMLÄNGE 100 Min., © Polyfilm

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