1 minute read

Fire of Love

Next Article
Viennale 2022

Viennale 2022

Vulkanische Liebe

Miranda July erzählt vom faszinierenden Vulkanologen-Paar Katia und Maurice Krafft: „Fire of Love“. Eine unvergessliche Hommage.

In hypnotisch schönen Strömen fließt Lava vorbei. Feuer brodelt, spritzt und speit, die Leinwand glüht. Dazwischen lächeln beglückt zwei gewitzte Wissenschaftler mit vor Hitze roten Backen ins Publikum: der Geologe Maurice Krafft und die Geochemikerin und Physikerin Katia Krafft, die ihr Leben ihrer Leidenschaft für Vulkane widmeten. Als Erzählstimme berichtet die Künstlerin Miranda July von diesen beiden Menschen, die wie einem WesAnderson-Film entstiegen wirken. Mehr als 300 Vulkane bereisten sie weltweit und erlebten dabei mehr als 175 Eruptionen. Er verfolgte sie u.a. mit seiner Filmkamera, sie mit ihrer Fotokamera. Beide waren fasziniert vom Naturspektakel, dem sie nicht nahe genug kommen konnten (sie fanden 1991 dann auch am Unzen, dem Vulkankomplex in Japan, ihr frühes Ende), das sie aber auch immer wieder mit erschreckenden Szenarien konfrontierte: Die vergleichsweise kleine Eruption des kolumbianischen Vulkans Nevado del Ruiz im Jahr 1985 sorgte zum Beispiel in einer 47 km entfernten Stadt für 23.000 Opfer. Die Behörden hatten die Warnungen von Vulkanologen nicht ernst genug genommen. Das Ehepaar Krafft kam durch die Katastrophe zum Schluss, ihre „Aufklärung über Vulkane“ (etwa in Filmen und TV-Auftritten) nicht auf die Schönheit der Feuerberge zu beschränken, sondern sich auch Sicherheitsfragen zu widmen. Als 1991 der philippinische Pinatubo ausbrach, trug ihr Engagement maßgeblich dazu bei, dass etwa 60.000 Menschen rechtzeitig vor der gewaltigsten Eruption evakuiert werden konnten.

EPISCHE LEIDENSCHAFT Sara Dosas einnehmend schöne, poetische Doku erzählt in spektakulären Bildern von der Liebe für diese brodelnden Naturgewalten, aber auch von der Liebe, die Katia und Maurice verband. „Ich folge ihm, denn falls er stirbt, will ich bei ihm sein“, sagt Katia. Das ausufernde Bildmaterial, das die beiden von ihren Expeditionen mitbrachten, sowie Archivmaterial von öffentlichen Auftritten hat Dosa zu einer berührenden Hommage montiert, dazwischen streut sie pointierte Collagen ein. Den Score steuerte Nicolas Godin („Air“) bei. Man könnte den Protagonisten mit den roten Hauben ewig zuschauen – zum Beispiel dabei, wie sie auf heißem Vulkangestein Spiegeleier braten. www.fireoflovefilm.com

FIRE OF LOVE KINOSTART 20.10., CAN/USA 2022, REGIE Sara Dosa, MIT Katia Krafft, Maurice Krafft, Miranda July, FILMLÄNGE 93 Min., © Panda Lichtspiele

This article is from: