STAGIONE #5

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D as n e u e O p e r n h aus

Stagion e  #5 JUNI/Juli/AUGUST 2012 Theater an der Wien-Magazin 5. Ausgabe 2012 Ein Unternehmen der Wien Holding

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Inhalt

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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser! Die Juli-Premiere gilt – zum zweiten Mal in dieser Saison – Jacques Offenbachs berühmten Les contes d’Hoffmann. Wie mehrfach von mir angekündigt, wird in dieser Produktion das Interpretationsaugenmerk auf der „einen Frau“ Hoffmanns liegen. Die großartige Sopranistin Marlis Petersen wird dabei erstmals im Theater an der Wien in allen vier weiblichen Hauptrollen zu erleben sein. Ein weiteres Novum dabei ist auch, dass ich mich Ihnen zum ersten Mal als Regisseur präsentieren werde. Hoffmanns Erzählungen begleiten mich bereits seit den Anfängen meiner Laufbahn und ich freue mich sehr darauf, Ihnen meine Deutung dieses Meisterwerkes im Theater an der Wien vorstellen zu dürfen. Herbert Murauer zeichnet für die Ausstattung meiner Neuinszenierung verantwortlich und bringt die Fantasiewelten und Liebeskonflikte Hoffmanns optisch auf die Bühne. Nach der Umbaupause im Vorjahr können wir Ihnen heuer auch im August eine neue Opernproduktion zum Besuch anbieten und entführen Sie in die schottischen Hochmoore, wenngleich mit deutlich italienischem Esprit. Christof Loy inszeniert Gioachino Rossinis La donna del lago mit Malena Ernman in der titelgebenden Partie als die Frau vom See. Das zweiaktige Melodram basiert auf einer Versdichtung des legendären Sir Walter Scott und enthält eine Vielzahl der schönsten Melodien Rossinis. Danach schließen wir nur kurz unsere Theater an der Wien-Pforten, denn wir wollen Sie auch in der kommenden Saison wieder mit unvergleichlichen Opernabenden verwöhnen. Unserem langjährigen Konzept entsprechend, erwartet Sie jeden Monat eine neue Premiere, und zum ersten Mal widmen wir der Komödie einen großen Schwerpunkt, wenngleich das Tragische in der Welt des Musiktheaters und in unserem Spielplan noch immer überwiegt. In neun großen Premieren gehen wir der Frage nach Wahrheit und Wirklichkeit nach, für die wir für Sie wieder zwölf Abo-Reihen und elf Zyklen zusammengestellt haben. Jetzt haben Sie die Wahl! Ich wünsche Ihnen aufregende und unvergessliche Stunden im Theater an der Wien und freue mich über Ihren oftmaligen Besuch. Herzlichst Ihr Intendant Roland Geyer

Les contes d’Hoffmann Die zweite Spielserie

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Marlis Petersen Debüt in Offenbachs Hoffmann

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La donna del lago Belcanto in Schottland

8 GioAchino Rossini Dirigent Leo Hussain debütiert

11 PArtnerschaft Hauptsponsor AGRANA

12 saisonvorschau I Szenische Produktionen

16 saisonvorschau Ii Konzertante Aufführungen

17 saisonvorschau Iii Konzerte und Sonderprojekte

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saisonvorschau IV Aufbruch in der Kammeroper

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ensemble Alle Künstlerinnen und Künstler

Sta|gio|ne, [sta’dʒo’nə] <lat.-it.> die, -, -n: „Jahreszeit“ 1. Spielzeit eines Operntheaters 2. Ensemble eines Operntheaters. Kennzeichnend für den Stagionebetrieb ist, dass ein Stück über eine längere Zeit gespielt wird. Je eine Inszenierung wird über mehrere Abende oder Wochen hintereinander angesetzt, es kommen nur frisch geprobte Inszenierungen zur Aufführung.

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Oper im JULI

Wo die Sprache auf hört Roland Geyer inszeniert die zweite Spielserie von Les contes d’Hoffmann „Es ist das traurige Privileg toter Komponisten, bei Premieren keine Feinde zu haben“, schrieb der Journalist und Librettist Arnold Mortier nach der Uraufführung von Les contes d’Hoffmann, die am 10. Februar 1881 in der Opéra-Comique in Paris stattgefunden hat. „Zugegeben die jüngsten Werke Offenbachs wurden vor wohlwollenden Häusern gespielt, aber keines wurde mit ähnlich einhelligem Beifall bedacht wie das am heutigen Abend.“ Noch im selben Jahr wurde Offenbachs Opéra-fantastique 101-mal in der Opéra-Comique aufgeführt und bereits im Dezember fand die deutschsprachige Erstaufführung im Ringtheater in Wien statt. Doch vor der zweiten Wiener Vorstellung brach ein Feuer aus und vernichtete das Theater vollständig. Der Musikkritiker Eduard Hanslick berichtet, dass seit diesem Ereignis die Theaterdirektoren von einer abergläubischen Furcht vor dieser Oper besessen waren und das Werk mit der leibhaftigen Verkörperung E.T.A. Hoffmanns auf der Bühne in ihren Spielplänen mieden. Les contes d’Hoffmann mussten sich ihren Platz unter den Klassikern des Musiktheaters erst erkämpfen. Bis heute bildet Offenbachs nur fast vollendet hinterlassenes Werk einen Sonderfall in der Geschichte des Musiktheaters. Die erfolgreichen Dramatiker und Librettisten Michel Carré und Jules Barbier schrieben bereits 1851 ein Schauspiel, das auf den in Paris äußerst beliebten Werken E.T.A. Hoffmanns beruhte. Der deutsche Romantiker war in Frankreich populärer als in Deutschland. „Jedermann

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liest seine Geschichten“, schrieb der romantische Schriftsteller Théophile Gautier. „Sie sprechen die Concierge ebenso an wie die große Dame, den Künstler ebenso wie den Krämer.“ Jacques Offenbach selbst war von den Aufführungen von Les contes d’Hoffmann im Théâtre de L’Odeon begeistert und bestärkte die Autoren in der Meinung, dass sich das Stück ohne Mühe in eine Oper umschreiben ließe. Doch erst fünf Jahre vor seinem Tod begann Offenbach 1875 mit der Arbeit an Les contes d’Hoffmann und kein anderes Werk sollte ihm mehr Mühe bereiten. Michel Carré war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben, doch Jules Barbier behielt ein Vierteljahrhundert nach dem Schauspiel die ursprüngliche Struktur des Stückes auch für das Libretto bei. Offenbach überwand alle Hindernisse, feilte jahrelang an der phantastischen Oper und vollendete sie bis zu einem aufführungsreifen Zustand. Vier Monate vor der Uraufführung verstarb Offenbach, der sein letztes Werk nie gehört hat, und es wird für immer unklar bleiben, welche endgültige Form er Les contes d’Hoffmann geben wollte. Der Praktiker Offenbach hat sein Leben lang ungewöhnlich rasch komponiert. Doch keines seiner Werke hielt er für vollendet, bis es vor einem Publikum aufgeführt worden war. Die Bewertung der Publikumsreaktionen war Teil seiner Kompositionsmethode. Er hat seine Kompositionen neuen Gegebenheiten angepasst und für die jeweilige Aufführungssituation adaptiert. Viele seiner Werke liegen daher in

unterschiedlichen Fassungen vor. Für Les contes d’Hoffmann hingegen waren mehrere Theater mit unterschiedlichen Bedingungen als Uraufführungsort vorgesehen und Offenbach arbeitete unentwegt an spezifischen Fassungen. Alle für diese unterschiedlichen Theater geplanten Varianten blieben aber Fragmente, nur die letzte, deren Probe Offenbach noch selbst überwachte, konnte er fast vollenden. Alle Legenden und Spekulationen aber scheinen den Reiz der Oper nur zu verstärken. Der romantische Dichter E.T.A. Hoffmann, ohne dessen visionäres Wirken Werke der Phantastik bis in die Gegenwart nicht denkbar wären, entzieht sich als Sujet offensichtlich seinen Schöpfern. Sechs Jahre vergingen zwischen den ersten Skizzen Offenbachs zu Les contes d’Hoffmann und der Uraufführung. Die Entstehung des Werkes war von heftigen Hindernissen geprägt, die überwunden werden mussten. Drei verschiedene Theater und drei verschiedene Intendanten interessierten sich für den Stoff und forderten Veränderungen sowie Anpassungen an ihre spezielle Aufführungspraxis. Der Librettist Jules Barbier arbeitete deutlich langsamer als Offenbach und schlug für verschiedene Szenen so viele unterschiedliche Texte vor, dass der Komponist den Überblick verlor. Während all dieser Turbulenzen verschlechterte sich der Gesundheitszustand Offenbachs drastisch, und dennoch komponierte er in dieser Zeit zwölf weitere Bühnenwerke und unternahm eine Konzertreise durch die USA.


Les Contes d’Hoffmann

Arturo Chacón-Cruz

Les contes d’Hoffmann kennen daher keine vom Komponisten autorisierte Partitur, doch für eine historisch-kritische Fassung haben die beiden Offenbach-Forscher Michael Kaye und Jean-Christophe Keck alle verfügbaren Quellen zusammengetragen. In der Vielzahl der möglichen Fassungen, die unterschiedliche Deutungen zulassen, liegt ein unausgesprochener Reiz des Werkes verborgen.

Die Legenden und Geheimnisse der Entstehungszeit verleihen der Oper zusätzliche Anziehungskraft. Denn für E.T.A. Hoffmann kann nur zur Wahrheit gelangen, wer es wagt, durch das Reich der Träume zu schreiten. Um der Vielschichtigkeit der Erzählungen des Spätromantikers Hoffmann und der Musik von Offenbach gerecht zu werden, zeigt das Theater an der Wien in dieser Saison Les contes d’Hoffmann in eigenen Spielserien in zwei voneinander unterschiedlichen Deutungen. In der Regie von William Friedkin beruhte die Premiere im März konzeptionell und besetzungstechnisch auf einem Ansatz, der Dr. Jekyll und Mr. Hyde folgte und die Spaltung einer Persönlichkeit in zwei unterschiedliche Temperamente zeigte. In der zweiten Spielserie im Juli richtet sich der Fokus ganz auf die eine und einzige Frau Hoffmanns mit einer Darstellerin für die weiblichen Hauptrollen. Marlis Petersen wird alle vier charakterstarken Frauenpartien der Stella, Olympia, Antonia und Giulietta singen. Intendant Roland Geyer hat die zweite Version neu konzipiert und wird auch selbst die Neuinszenierung übernehmen. Das Bühnenbild und die Kostüme verantwortet Herbert Murauer, das Lichtdesign Norbert Chmel. Neben Marlis Petersen und Roxana Constantinescu als Muse konnten der neue Shootingstar Arturo Chacón-Cruz für die Titelpartie und der Bariton John Relyea als hoffmannfeindlicher Lindorf, Coppélius, Miracle und Dapertutto gewonnen werden.

Opéra fantastique in fünf Akten (1881) Musik von Jacques Offenbach Libretto von Jules Barbier nach dem Schauspiel von Jules Barbier und Michel Carré In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln Musikalische Leitung

Riccardo Frizza

Regie

Roland Geyer

Regiemitarbeit

Rainer Vierlinger

Ausstattung

Herbert Murauer

Licht

Norbert Chmel

Hoffmann

Arturo Chacón-Cruz

Olympia / Antonia /  Giulietta / Stella

Marlis Petersen

Lindorf / Coppélius /  Le docteur Miracle / Le capitaine Dapertutto John Relyea La Muse / Nicklausse

Roxana Constantinescu

Frantz / Pitichinaccio

Erik Årman

Spalanzani

Oliver Ringelhahn

La voix de la tombe

Ann-Beth Solvang

Hermann / Schlémil

Martijn Cornet

Luther / Crespel

Pavel Kudinov

Nathanael / Cochenille Julien Behr Wilhelm

Maciej Idziorek

Wiener Symphoniker Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner) Neuinszenierung des Theater an der Wien Unterstützt von

Premiere: Montag, 4. Juli 2012, 19.00 Uhr

Aufführungen: 6. / 8. / 10. Juli 2012, 19.00 Uhr

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Oper im JULI

Grenzgänge Marlis Petersen debütiert vierfach in Les contes d’Hoffmann Herrlich lässt es sich trinken, darüber sind sich die Studenten in Lutters Weinstube einig, wenn tolle Liebesgeschichten aus dem Mund Hoffmanns winken. Ein Stoff für drei Geschichten verspricht der Dichter seinen männlichen, berauschten Zuhörern, in deren Mittelpunkt ein charmantes, verzauberndes Trio aus drei Geliebten steht, die in Hoffmann das Feuer der Liebe entfachten. Obwohl die endgültige Form von Les contes d’Hoffmann, die Offenbach vorschwebte, nicht vollständig rekonstruiert werden kann, ist die Entstehung der Rollen dieses weiblichen Trios und der aktuellen Hoffmanschen Liebe, der Sängerin Stella, nachvollziehbar geblieben. Für die Vieldeutigkeit und den Symbolgehalt des Werkes ist die Besetzung des Quartetts Stella, Olympia,

Marlis Petersen

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Antonia und Giulietta von entscheidender Bedeutung. Für die im Théâtre-Lyrique geplante Premiere war die belgische Sopranistin Marie Heilbronn, vielbeachtete Interpretin von Verdis Traviata, vorgesehen. Als das Werk dann aber in der Opéra-Comique angenommen wurde, musste Offenbach Veränderungen vornehmen, um es dem Ensemble anzupassen, das im neuen Haus zur Verfügung stand. Die Koloratursopranistin Adèle Isaac übernahm die Vierfachrolle und besuchte den Komponisten, um ihn von ihren vokalen Fähigkeiten zu überzeugen. Offenbach modifizierte daraufhin die Partie und schrieb eine neue Arie für Olympia. Zum ersten Mal übernimmt nun Marlis Petersen die Frauenrollen in den Geschichten von Hoffmanns erfolglosen Liebschaften.

Die deutsche Koloratursopranistin wird gerne als Grenzgängerin beschrieben, eine zentrale Rolle in ihrer Laufbahn spielt Alban Bergs Lulu, für deren Darstellung sie von der Zeitschrift Opernwelt 2004 zur Sängerin des Jahres gekürt wurde. Für ihre Darstellung von Aribert Reimanns Medea erhielt sie 2010 die begehrte Auszeichnung zum bereits zweiten Mal. Dabei bezeichnet sich Petersen selbst als „ein absoluter Opern-Spätzünder“. Denn eigentlich erst nach ihrem Studium, als sie bereits an der Oper Nürnberg engagiert war, habe sie zu begreifen begonnen, welche Ausdruckskraft dieses Genre hat. Dabei waren die Wege, die Petersen von Anfang an eingeschlagen hat, stets vielfältig und weder auf ein Genre noch auf einen Rollentypen beschränkt. Aufgewachsen in einer Familie, in der keine klassische Musik gehört wurde, machten die Eltern Marlis Petersen das in ihren Worten schönste Geschenk, als sie ihrer Tochter bereits mit sieben Jahren die Möglichkeit gaben, das Klavierspiel zu lernen. Petersen spielte als Jugendliche neben Klavier auch Querflöte und studierte an der Musikhochschule Stuttgart Schulmusik und Gesang, um daraufhin eine Jazz-und Steptanzausbildung an der New York City Dance School in Stuttgart zu beginnen. Nachdem sie den VDMK-Wettbewerb Berlin 1990 in der Sparte Oper-Operette-Konzert gewonnen hatte, trat sie drei Jahre später im Bereich Musical-Chanson-Song noch einmal an und gewann prompt erneut. Von drei Frauen hat Hoffmann erzählt und nur sich selbst gegenüber gesteht er ein, dass es wohl nur eine Frau, aber keine Seele gewesen war. Die drei Geliebten seien nur eine einzige gewesen, die Opernsängerin Stella, erläutert am Ende auch die Hoffmann treu zur Seite stehende Muse. Die Seele all dieser verschiedenen Rollen wird Marlis Petersen jetzt im Theater an der Wien erstmals zum Leben erwecken und ihr breites sängerisches Spektrum gleich vierfach erweitern.


Oper im August

Highlands all’italiana Gioachino Rossini vertonte mit La donna del lago als erster Komponist einen Stoff von Sir Walter Scott In Neapel traf Gioachino Rossini 1819 auf den jungen Komponisten Désiré-Alexandre Batton, vormals Schüler von Luigi Cherubini am Conservatoire de Paris und Prix de Rome-Preisträger, der selbst auf der Suche nach einem neuen Opernstoff dem Pesaresen die Übersetzung einer englischen Versdichtung vorgeschlagen haben soll, „dessen Autor Walter Scott ist, wenn ich mich recht erinnere“: „Der Titel ist The Lady of the Lake, die Handlung spielt in Schottland, und die dramatische Situation gefällt mir sehr.“ Rossini las das Gedicht, war begeistert und übergab es umgehend seinem Librettisten Leone Andrea Tottola. Wie in jeder Gattung lassen sich auch in der Oper Modeströmungen erkennen. Im 18. Jahrhundert erfreuten sich Opern mit türkischen Sujets und opulenter, orientalischer Ausstattung großer Beliebtheit. Die mythologischen Ossianischen Dichtungen, die zwischen 1760 und 1765 in London und Edinburgh erschienen waren, erweckten auf einen Schlag großes Interesse an der schottischen Literatur. Goethe, Schiller, Herder oder Hölderlin lobten begeistert die angeblich alten, aus dem Gälischen übersetzten Lieder Schottlands, die in Wirklichkeit reine Neudichtungen waren. Der Hauslehrer James Macpherson war beauftragt worden, die alten Lieder seiner Heimat zu sammeln und zu übersetzen. Da er keine finden konnte, schrieb er sie umgehend einfach selbst. Die Begeisterung für die Highlands aber war erweckt und flaute letztlich bis in die Gegenwart nicht ab. Vor allem der schottische Dichter Sir Walter Scott hatte neben seinem berühmtberüchtigten Landsmann Lord Byron und dem bis heute kultisch verehrten Robert Burns den britischen Romantizismus in ganz Europa berühmt gemacht. La donna del lago war die erste Oper, die auf einem Werk Scotts basierte. Rund zwei Dutzend andere Musiktheaterwerke nach Scott sollten im 19. Jahrhundert noch folgen. Gaetano Donizettis Lucia di Lammermoor, die berühmteste Oper mit einem schottischen

Sir Walter Scott

Schauplatz, entstand fünfzehn Jahre nach Rossinis Adaption und der vollständige Titel von Vincenzo Bellinis letzter Oper I puritani di Scozia (1835) zeigt, wie sehr das kontinentaleuropäische Publikum die schottischen Hochmoore als wildromantische Schauplätze inzwischen liebte. Tottolas italienische Verse folgen dabei mehr den Gepflogenheiten der Oper als der typischen Poesie Scotts, lieferten Rossini aber einen Rahmen, der seine musikalische Imagination anregte. Der Librettist gab selbst der Hoffnung Ausdruck, Scott möge es verstehen, dass die Reduktion des Gedichtes zu einem Libretto willkürliche Änderungen notwendig mache. Die wilden Gefühlsausbrüche und den Ort der Handlung hat Tottola in seinem Text jedoch beibehalten. La donna del lago ist die erste Oper Rossinis, die ganz in der Natur, den magischen Lochs, Wäldern und Bergen

Schottlands spielt und deutlich den späteren Guillaume Tell vorwegnimmt. Die Uraufführung am 24. September 1819 im Teatro San Carlo in Neapel wurde vom Publikum, das eine ganz andere Oper hörte, als es erwartet hatte, gleichgültig aufgenommen. Doch ab der zweiten Vorstellung konnte sich das melodramatische Werk durchsetzen und blieb bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts eine der beliebtesten Opern Rossinis. In La donna del lago sieht der Musikwissenschafter Philip Gossett dessen wohl melodiöseste Oper: „Rossini setzte alle musikalischen Techniken ein, die ihm bekannt waren; er stiess in dramatisches und formales Neuland vor, er erprobte die reichen Möglichkeiten des Orchesters; er bestimmte den Stellenwert des Chores neu und schuf alles in allem eine Tradition, auf die spätere Komponisten nur in Ehrfurcht zurückblicken konnten.“

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Oper im AUgust

Eine Art Wahnsinn Rossinis Anwesenheit löste in Wien Begeisterung aus: Mit La donna del lago wird eine seiner selten gespielten, ernsten Opern von Christof Loy neu inszeniert. Dirigent Leo Hussain debütiert „Rossini, ein Name, der allein tausend Lobsprüche verdient, der Stolz Pesaros, der Schmuck Italiens – Rossini wird demnächst unser Land verlassen. Während der sechs Jahre hier in Neapel als Direktor und Komponist an den Königlichen Theatern schrieb er Elisabetta, Otello, Armida, Zoraide, La donna del lago, Ermione, Maometto II. und Mosè, Opern von denen jede einzelne genügt hätte, seinen Namen im Tempel der Unsterblichkeit feierlich einzuschreiben“, kündigte 1822 das offizielle Giornale in Neapel eine Europa-Reise Rossinis an. „In Wien wird er La donna del lago aufführen und von dort aus, sobald gutes Wetter einsetzt, nach England und dann nach Paris weiterreisen, um danach von den Ufern der Seine zu uns auf weitere Jahre zurückzukehren, wie in einem Abkommen mit dem Impresario der Königlichen Theater festgelegt wurde.“ Der Bericht zeigt, welch enorme Popularität der in Pesaro geborene Komponist in ganz Europa genoss, irrt sich aber in den Absichten Rossinis, der aus Wien in einem Brief nach London bemerkte: „Um es kurz zu machen: Ich will nach Wien nicht wieder nach Neapel zurückkehren.“ Rossini sollte Neapel später zwar wieder

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besuchen, aber nie wieder dort leben oder komponieren. In zeitgenössischen Dokumenten wird Rossini während seines Wien-Aufenthaltes als die Attraktion der Saison beschrieben, die Leipziger Zeitschrift berichtet aus der Kaiserstadt: „Es ist eine wirkliche Epidemie, gegen die noch kein Arzt ein Mittel entdeckt hat.“ Doch statt La donna del lago führte Rossini sein jüngstes Werk Zelmira auf, was der herrschenden Rossiniana natürlich keinen Abbruch tat. Trotz oft hämischer Kritik der pro-deutschen Autoren riss die Begeisterung für den italienischen Komponisten auch nach seiner Abreise nicht ab. Beethovens Freund Anton Schindler meinte bedauernd, dass die Vorliebe der Wiener für Rossini eine Art Wahnsinn geworden sei. Rossini selbst ist nie wieder nach Wien zurückgekehrt. La donna del lago ist eine der späteren neapolitanischen Opern Rossinis und als seine melodiöseste Oper ein Höhepunkt des Belcanto. „So viel Gefühl in diesem Moment“ verspürt Elena, die Frau vom See, am Ende der dramatischen Handlung von Rossinis romantischster Oper, in der Vielfalt von Stimmungen und Formen ist sie auch eine seiner eindrucksvollsten Opern.

Rossini kannte die Stimmen der Sänger und konnte seine Komposition genau nach ihren Fähigkeiten ausrichten. An der Spitze eines Rossini vertrauten Ensembles sang seine Gefährtin und spätere Ehefrau Isabella Colbran bei der Uraufführung die Partie der Elena, die gleich von drei Männern umworben wird. Ein idyllischer See im schottischen Hochland des 16. Jahrhunderts ist Schauplatz politischer Auseinandersetzungen. König Giacomo, James V. von Schottland, muss seinen Thron gegen rebellische Fürsten verteidigen. Doch wegen aufständischer Highlander lässt sich ein König weder von der Jagd noch von Träumen abhalten. Einem Gerücht nach erscheint jeden Morgen bei Tagesanbruch am Ufer eines Sees ein Mädchen von außerordentlicher Schönheit. Bei der Jagd nach einem Hirsch wird der sich als Uberto ausgebende König im Labyrinth der Klippen nicht ganz unfreiwillig von seinen Freunden getrennt und trifft auf Elena, deren Schönheit ihn an eine Waldgöttin erinnert und die ihm gerne Unterschlupf in ihrer Hütte gewährt. Der König verliebt sich in die Unbekannte. Elenas Vater ist niemand geringerer als Duglas d’Angus, Anführer des schottischen


Szenenfoto aus dem Grand Théâtre de Genève

Aufstandes. Der Highlander will, dass Elena seinen Waffengefährten Rodrigo heiratet. Doch Elena liebt den Höfling Malcom, der seinen König und dessen Heer verlassen hat. Der junge Krieger hat sich den Rebellen jedoch weniger aus politischer Überzeugung, sondern aus Liebe zu Elena angeschlossen. In seinen Worten ließ sich Uberto zur Beute der schönen Frau machen. Da sie seine Liebe nicht erwidert, verspricht er in königlicher Größe, ihre Gefühle zu achten und überreicht ihr einen unverwechselbaren, edelsteinverzierten Ring. Diesen habe ihm der König von Schottland persönlich überreicht, den er, ganz tapferer Jäger, einmal vor dem sicheren Tod gerettet habe. Rodrigo hat die Szene beobachtet und ruft wütend nach seinen Kriegern und in die Schlacht. Die Aufständischen werden besiegt, Rodrigo fällt im Zweikampf und die Anführer, darunter Elenas Vater und Malcom, werden in den königlichen Palast zu Stirling gebracht. In ihrer Verzweiflung macht sich Elena mit dem Ring auf, um den ihr noch unbekannten König um Gnade zu bitten. Nach seiner zuletzt viel gelobten, atmosphärisch verdichteten Inszenierung von Hans Werner Henzes Der Prinz von Homburg im Theater an der Wien realisiert Regisseur Christof Loy die szenische Umsetzung der ernsten Rossini-Oper. Als Elena

verzaubert Malena Ernman ihre drei Verehrer. Luciano Botelho als Giacomo, Gregory Kunde als Rodrigo und Varduhi Abrahamyan als Malcom buhlen um die Gunst der Frau vom See. Maurizio Muraro übernimmt die Rolle ihres Vaters, des aufständischen Highlanders Duglas d’Angus. Die musikalische Leitung obliegt dem 1978 in Cambridge geborenen Dirigenten Leo Hussain, der in dieser Spielzeit in der Staatsoper Berlin, im Theater an der Wien sowie in der Pariser Opéra Comique debütiert. Seit 2009 ist der junge Brite Musikdirektor am Salzburger Landestheater, wo er in dieser Saison bereits Rossinis La Cenerentola geleitet hat. Für internationales Aufsehen sorgte Hussains Dirigat von Katja Kabanowa in Brüssel, von der die Zeit berichtete, dass der junge englische Dirigent die Oper zu Recht als Thriller, als wilde Ballade empfinde: „Er reißt die Musik an sich, er forciert ihre Gewitter und beschleunigt ihre Wucht, aber er nimmt sich auch unendliche Zeit, um ihre Lyrik zu beschwören.“ Im Mai 2010 gab Hussain als Einspringer kurzfristig sein Debüt mit den Wiener Symphonikern im Wiener Konzerthaus. Nur eine Woche hatte der Dirigent Zeit, sich auf das Konzert vorzubereiten, von dem der Standard berichtete: „Leo Hussain hat hier eine Visitenkarte abgegeben, auf der das Wort ‚Talent‘ in güld’nen Lettern schimmert.“

La donna del lago Melodramma in zwei Akten (1819) Musik von Gioachino Rossini Libretto von Leone Andrea Tottola nach Sir Walter Scott In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Musikalische Leitung

Leo Hussain

Inszenierung

Christof Loy

Ausstattung

Herbert Murauer

Choreografie

Thomas Wilhelm

Licht

Reinhard Traub

Elena

Malena Ernman

Giacomo

Luciano Botelho

Rodrigo di Dhu

Gregory Kunde

Malcom Groeme

Varduhi Abrahamyan

Duglas d’Angus

Maurizio Muraro

Albina

Bénédicte Tauran

Serano

Erik Årman

ORF Radio-Symphonieorchester Wien Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner) Koproduktion mit dem Grand Théâtre de Genève

Premiere: Freitag, 10. August 2012, 19.30 Uhr

Aufführungen: 12. / 14. / 17. / 19. August 2012, 19.30 Uhr

Einführungsmatinee: Sonntag, 5. August 2012, 11.00 Uhr

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LES CONTES D’HOFFMANN FEIERTE PREMIERE

Ein Stück des Weges Hauptsponsor AGRANA übernahm die Patronanz für Offenbachs Opèra fantastique

Johann und Erna Marihart & Michael und Susanne Haneke

In Anwesenheit von AGRANA-Generaldirektor Johann Marihart feierte William Friedkins Inszenierung von Les contes d’Hoffmann im Theater an der Wien Premiere. Seit 2006 ist der in Wien beheimatete Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern AGRANA Hauptsponsor des Theater an der Wien und steht dem neuen Opernhaus als verlässlicher Partner zur Seite. Mit Beginn der Opernsaison 2011/12 wurde die seit der Neupositionierung des Theaters als Opernhaus im Jahr 2006 bestehende Kooperation um drei Jahre verlängert. Damit begleitet AGRANA das Theater an der Wien bereits in seine 6. Spielsaison. „Langjährige Partnerschaften im Kultursponsoring setzen ein gemeinsames Verständnis voraus. So, wie das Theater an der Wien mit Barockopern und zeitgenössischen Inszenierungen Tradition und Moderne perfekt kombiniert, sind bei AGRANA modernste Technik und klassische Produkte wie Zucker mit starker kultureller Bindung kein Gegensatz, sondern eine Notwendigkeit. Insofern ist das Theater an der Wien für uns der ideale Partner“, sagt Johann

Angel Blue

Juanita Lascarro

Marihart, Generaldirektor der AGRANA-Beteiligungs-AG. AGRANA und das Theater an der Wien blicken auf eine enge Zusammenarbeit mit vielen Verbindungen zurück: Neben Backstageführungen für Mitarbeiter oder die Produktion von eigens gestaltetem Portionszucker für das Theatercafé wurde 2011 ein Kreativwettbewerb an der Akademie der Bildenden Künste mit dem Ziel der künstlerischen Auseinandersetzung mit Würfelzucker durchgeführt. Anlässlich der OpernPremiere von Georg Friedrich Händels Rodelinda am 20. März präsentierte Generaldirektor Johann Marihart die neue Vitrine im Eingangsfoyer an der Wienzeile. Das von der Kunststudentin Hannah König und Dozentin Daniela Juckel, Akademie der Bildenden Künste in Wien, gestaltete Kunstwerk stellt den akkuraten Saalplan des Theater an der Wien mit 600 Zuckerwürfeln, die eine Woche lang geschliffen, gefärbt und verklebt wurden, dar. In der laufenden Saison 2012 übernimmt AGRANA die Patronanz für Jacques Offenbachs Oper Les contes d’Hoffmann mit

Mari Eriksmoen

Kurt Streit in der Titelrolle im Theater an der Wien. Verlässliche Partnerschaften sind für ein Opernhaus als Basis für Kreativität und die Umsetzung von Visionen von größter Bedeutung. „AGRANA ist seit der Eröffnung des Theater an der Wien als neues Opernhaus der Stadt Wien Hauptsponsor. Mit seinem starken Engagement hat das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Positionierung unseres Hauses geleistet. Dass wir diese wichtige Partnerschaft für weitere drei Jahre fortsetzen, freut mich besonders und bestärkt uns in der Weiterentwicklung von innovativen Opernprojekten“, erklärt Roland Geyer, Intendant des Theater an der Wien. In der kommenden Saison wird AGRANA die Patronanz zu einem Werk übernehmen, dessen Geschichte im traditionsreichen Theater an der Wien seinen langen und erfolgreichen Auftakt erlebte. 1805 wurde Fidelio im neuen Theater an der Wien uraufgeführt. Das Drama um Freiheit, Liebe und Tyrannei wird am 17. März 2013 unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt seine Premiere erleben.

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SAISONVORSCHAU 2012/13 – Musiktheater

Heimkehr und heilige Kriege Von Tragödien und Komödien: Die neun szenischen Produktionen der neuen Spielzeit In Giacomo Puccinis Werk nimmt die Komödie einen Sonderplatz ein. Erst mit dem Einakter rund um den Testamentsbetrüger Gianni Schicchi widmete er sich einem heiteren Sujet, das aber wie viele große Komödien der Weltliteratur im Grunde eine tieftraurige Geschichte erzählt. Gianni Schicchi wurde mit Il tabarro und Suor Angelica in New York uraufgeführt und später unter dem Titel Il trittico vereint. Die Einheit besteht eigentlich aus ihrer inhaltlichen Gegensätzlichkeit, für die Puccini eine verbindende musikalische Stilistik findet. „Kein Sterblicher lebt, dem bis an das Ziel hold lächelt das Glück“, weiß der Heerführer Agamemnon in Euripides’ Iphigenie in Aulis, der seine eigene, leidgeprüfte Tochter den Göttern opfern würde. Erst in letzter Sekunde kann Iphigenie der Opferung durch ihren Vater entgehen und ein großer Dankeschor beschließt Glucks ernste Oper Iphigénie en Aulide. „Die Liebe geht absonderliche Pfade und Amors Pfeil trifft Herzen ohne Gnade“, wird sich die männliche Titelfigur in Hector Berlioz’ Béatrice et Bénédict bewusst. Die komische Oper nach Shakespeares Viel

Christophe Rousset

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Cecilia Bartoli

Lärm um nichts beginnt zwar mit einer Freudenfeier, aber die folgenden Wirrungen der Liebe sind kriegerischer als manche Schlacht. Denn der Gott der Begierde Amor ist nicht nur der Sohn der Venus, sondern hat auch Mars, den Bringer des Krieges, zum Vater. Trotz glücklichem Ende weist die Oper in keine friedvolle Zukunft, dessen sind sich Béatrice und Bénédict in ihrem letzten Duett mehr als bewusst: „Heute bleibe der Liebe Sieg. Morgen beginne auf’s Neue der Krieg!“ Franz Kafka schrieb der antipodischen Suche nach Wirklichkeit große Kraft zu: „Wahrheit ist unteilbar, kann sich also selbst nicht erkennen; wer sie erkennen will, muss Lüge sein“. Die Wahrheit selbst aber ist ein gefährliches und seltenes Gut, die von der Obrigkeit stets gefürchtet und kritisch beäugt wurde. Florestan weiß in Beethovens Fidelio genau, warum er in Kerkerhaft genommen wurde: „Wahrheit wagt ich kühn zu sagen, und die Ketten sind mein Lohn.“

Die neue Saison im Theater an der Wien macht sich an der Schwelle des Tragischen und des Komischen, gleichzeitig wie abwechselnd serviert, auf die Suche nach Wahrheit und Wirklichkeit, stellt neue Künstler ebenso vor wie erfolgreiche Serien fortgesetzt werden. Zum Saisonauftakt wird Claus Guth seine Beschäftigung mit Monteverdi vertiefen und Il ritorno d’Ulisse in patria unter der musikalischen Leitung von Christophe Rousset inszenieren. Regisseur Torsten Fischer setzt mit Iphigénie en Aulide seinen erfolgreichen Gluck-Zyklus fort. Dirigent Kirill Petrenko wird erstmals im neuen Opernhaus den bedeutenden Opernkomponisten Puccini vorstellen. In Rossinis Le Comte Ory gibt es ein Wiedersehen mit Cecilia Bartoli und unter der musikalischen Leitung von Nikolaus Harnoncourt gibt Herbert Föttinger sein Debüt als Opernregisseur mit Beethovens Fidelio. Zum Abschluss der Spielzeit 2012/13 folgt ein weiterer Höhepunkt: Peter Konwitschny inszeniert Giuseppe Verdis Attila.


IL RITORNO D’ULISSE IN PATRIA

IL TRITTICO

IPHIGÉNIE EN AULIDE

Mit Claudio Monteverdis Il ritorno d’Ulisse in patria wird die neue Saison eröffnet. Zehn Jahre lang hat der Titelheld Ulisse Troja belagert, zehn Jahre lang wurde seine Rückkehr in die Heimat durch den Zorn des Meeresgottes Nettuno verhindert. Seine Gattin Penelope hat im heimatlichen Ithaka bislang allen Freiern widerstanden. Doch als Ulisse endlich zurückkehrt, weigert sich Penelope, in ihm den vermissten Gatten zu erkennen. Claus Guth setzt nach L’Orfeo mit Il ritorno d’Ulisse in patria seinen Monteverdi-Zyklus fort. Nach Jahrzehnten des Krieges und der Irrfahrten wird der englische Bariton Garry Magee als Ulisse in seine Heimat zurückkehren. Delphine Galou verkörpert seine Gattin Penelope, die ihren Gatten zwei Jahrzehnte lang vermissen musste und ihn nun nicht wiedererkennen kann. Premiere am 7. September 2012

Die Einakter Il tabarro, Suor Angelica und Gianni Schicchi wurden gemeinsam in New York uraufgeführt, erst später wurden die drei Opern unter dem Titel Il trittico vereint. Die Einheit des musikalischen Triptychons besteht eigentlich aus ihrer inhaltlichen Gegensätzlichkeit. Suor Angelica endet tragisch und zeigt doch ein versöhnliches Schlussbild, während Gianni Schicchi in tiefster Unmoral heiter ausklingt. Giacomo Puccini wollte schon lange eine komische Oper schreiben, dennoch nimmt die musikalische Komödie in seinem Gesamtwerk einen Sonderplatz ein. Kirill Petrenko wird als musikalischer Leiter den Opernkomponisten Puccini im Theater an der Wien vorstellen. Als unglückliches Ehepaar Michele und Giorgetta eröffnen Patricia Racette und Roberto Frontali den dreiteiligen Abend. Premiere am 10. Oktober 2012

Kein Schicksal der antiken Mythologie ist tragischer als das der leidgeprüften Iphigénie. Eigentlich sollte sie mit Achille verheiratet werden. Doch ihr Vater Agamemnon hat die Götter beleidigt, und der Oberpriester fordert, dass er seine Tochter opfert, um die Götter zu besänftigen. Statt einer Hochzeit droht eine Hinrichtung, aber Achille stellt sich der Opferung seiner Braut entgegen. Nach Iphigénie en Tauride und Telemaco setzt Regisseur Torsten Fischer seine Auseinandersetzung mit dem Werk des Opernreformers Gluck fort. Unter der musikalischen Leitung von Alessandro de Marchi singt Bo Skovhus den König Agamemnon, der amerikanische Tenor Paul Groves kämpft als Achille um das Überleben seiner Geliebten Iphigénie, verkörpert von der griechischen Sopranistin Myrtó Papatanasíu. Premiere am 8. November 2012

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MATHIS DER MALER

RADAMISTO

LE COMTE ORY

Dass die Suche nach Wahrheit eine Aufgabe schöpferischer Kraft ist, thematisiert Paul Hindemith am Beispiel von Matthias Grünewald. Mathis der Maler reflektiert die Aufgabe der Kunst ebenso wie sie zwei Jahre nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten eine beklemmende Aktualität aufwies. „Eine Stadt, die allezeit durch freies Denken sich hervortat, soll Bücher verbrennen“, empört sich ein Mainzer Bürger über die angeordnete Vernichtung lutherischer Schriften. Die Nationalsozialisten belegten das Werk umgehend mit einem Aufführungsverbot. In der Inszenierung von Keith Warner und unter der musikalischen Leitung von Bertrand de Billy singt Wolfgang Koch die Titelrolle. Kurt Streit verkörpert den Kardinal und Erzbischof von Mainz, der Mathis den Auftrag für den Isenheimer Altar gibt. Premiere am 12. Dezember 2012

Der Prinz von Thrakien Radamisto liebt die schöne Zenobia, die seine Liebe erwidert. Doch auch sein Schwager Tiridate, der mit Radamistos Schwester Polinessa verheiratet ist, sehnt sich nach Zenobia und hat es auf das Leben und das Reich seines Schwagers abgesehen. Mit seiner zwölften Oper, die frei auf einer Episode aus den Annalen des Tacitus basiert, eröffnete Händel 1720 die neu gegründete Royal Academy of Music. Er widmete die Partitur König Georg I., der Händel persönlich seine Zustimmung zusicherte, und feierte einen seiner größten Erfolge. Unter der musikalischen Leitung von René Jacobs singt David Daniels die Titelpartie, seinen Gegenspieler verkörpert Florian Boesch. In den weiblichen Hauptrollen treten Sophie Karthäuser als Polinessa und Patricia Bardon als Zenobia auf. Premiere am 20. Jänner 2013

Zur Zeit der Kreuzzüge sind alle wehrfähigen Männer Frankreichs in den heiligen Krieg gezogen. Der wollüstige Comte Ory möchte die Gunst der Stunde nutzen und bietet den einsamen Frauen als vermeintlich frommer Eremit seine religiöse Hilfe an. Die tugendhafte, aber melancholische Comtesse Adéle überzeugt er davon, dass ihr nur die Liebe Heilung bringen kann, wird jedoch enttarnt und verjagt. Doch der lüsterne Unhold gibt nicht auf und schleicht sich als Nonne verkleidet in das Schloss der Comtesse. In der Rolle der tugendhaften Adéle gibt es nach ihren umjubelten Auftritten als Händels Semele ein Wiedersehen mit Cecilia Bartoli. Der USamerikanische Belcanto-Tenor Lawrence Brownlee schlüpft in der Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier als lüsterner Comte in das Nonnenhabit. Premiere am 16. Februar 2013


FIDELIO

BÉATRICE ET BÉNÉDICT

ATTILA

Ludwig van Beethovens einzige Oper wurde 1805 im Theater an der Wien uraufgeführt. Bereits ein Jahr später hatte der Komponist eine zweite Fassung seiner Befreiungsoper für das Theater an der Wien erstellt und 1814 kam es zur Aufführung einer dritten Fassung des Fidelio im Kärntnertortheater. Nikolaus Harnoncourt hat sich für seine Aufführung im Theater an der Wien für die dritte und letzte Fassung von Beethovens Drama um Freiheit, Liebe und Tyrannei entschieden und leitet den Concentus Musicus Wien. In der Inszenierung von Herbert Föttinger gibt sich Juliane Banse in der Rolle der treuen Gattin Leonore als Fidelio aus, um ihren geliebten Florestan, verkörpert von Michael Schade, aus dem Gefängnis retten zu können. Die Rolle des tyrannischen Don Pizarro übernimmt der Bariton Martin Gantner. Premiere am 17. März 2013

Hector Berlioz’ Béatrice et Bénédict nach Shakespeares Viel Lärm um nichts beginnt mit einer Freudenfeier nach gewonnener Schlacht, um sofort in die kriegerischen Wirren der Liebe zu kippen. Béatrice ist eine Kratzbürste und Bénédict ein Dickschädel. Beide halten die Ehe für sentimentalen Unsinn. Das Liebespaar Héro und Claudio ersinnt eine Intrige, um die beiden ewig Streitenden doch noch zum glücklichen Paar zu vereinen. Als unwilliges Paar geben sich in der Deutung von Kasper Holten, der zuletzt die Uraufführung von Johannes Kalitzkes Die Besessenen im Theater an der Wien inszenierte, Mezzosopranistin Malena Ernman und Tenor Bernard Richter Amors Irrungen hin. Der junge britische Dirigent Leo Hussain übernimmt die musikalische Leitung der Opéra-comique in zwei Akten. Premiere am 17. April 2013

Die Geißel Gottes, Attila, hat im Jahr 425 Aquileia erobert und den Herrscher der Stadt erschlagen. Dessen Tochter Odabella stellt sich der kriegerischen Verwüstung entgegen und ist entschlossen, sich an Attila zu rächen und Italien zu befreien. Das Libretto zu Giuseppe Verdis Oper von Temistocle Solera enthält zeitbezogene patriotische Anspielungen und löste im vorrevolutionären Italien große Begeisterung aus. Die szenische Umsetzung des historischen Stoffes wird Regisseur Peter Konwitschny vornehmen. Als Attila ist der russische Bass Dmitry Belosselsky zu hören, den italienischen Feldherrn Ezio singt George Petean. Die Rolle der mutigen und aufrührerischen Odabella übernimmt die aus Venezuela stammende Sopranistin Lucrezia Garcia. Musikalisch wird die Produktion von Dirigent Riccardo Frizza gestaltet. Premiere am 7. Juli 2013

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Christiane Karg

Angelika Kirchschlager

SAISONVORSCHAU 2012/13 – Konzertante Opernaufführungen

Herrscher und Hektik

Von antiken Kriegswirren bis zum letzten Telefonat einer Frau in turbulenten Zeiten: Die konzertanten Aufführungen der neuen Spielzeit im Zeitraffer Das Musiktheaterprogramm der kommenden Saison wird von konzertanten Opernaufführungen begleitet, die sich der Pflege und Aufführung von Raritäten der Opernliteratur widmen. Mit La Calisto präsentiert Christophe Rousset am 16. September 2012 ein Werk des Monteverdi-Schülers Francesco Cavalli, das sich einer Episode aus Ovids Metamorphosen widmet. Christiane Karg übernimmt die Titelrolle der Nymphe Calisto, die von Göttervater Jupiter verführt wird. Ottavio Dantone und die Accademia bizzantina bringen am 17. Oktober 2012 das Dramma per musica Tito Manlio zur Aufführung. Der Dirigent Diego Fasolis führt mit Artaserse am 20. November 2012 eine Komposition von Leonardo Vinci auf. Philippe Jaroussky übernimmt die Titelrolle des jungen, von Gewissenskonflikten geplagten Herrschers. Rubén Dubrovsky und sein Ensemble Bach Consort Wien interpretieren am 22. Februar 2013 die Opera seria Polifemo von Nicola Porpora mit Christian Senn in der Titelrolle und Laura Aikin als Nymphe Galathea. Nach der Semi-opera The Fairy Queen von Henry Purcell in der Vorsaison bringen Robert King und The King’s

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Consort am 21. April 2013 die Oper Dido and Aeneas des „Orpheus britannicus“ zur Aufführung. Am 11. November 2012 interpretieren Alan Curtis und die Mezzosopranistin Joyce DiDonato, begleitet von Il complesso barocco, unter dem Titel Drama Queens royale Arien aus Opern von Monteverdi, Händel, Gluck und Haydn. Ein Schwerpunkt ist in der kommenden Saison Georg Friedrich Händel gewidmet, fünf seiner vielen herausragenden Werke stehen auf dem Spielplan. René Jacobs und das Freiburger Barockorchester interpretieren am 28. Jänner 2013 das Oratorium Il trionfo del tempo e del disinganno. Unter der musikalischen Leitung von Alan Curtis erklingt am 20. März 2013 Händels Dramma per musica Arianna in Creta und am 25. April 2013 leitet der Dirigent auch Amadigi di Gaula. Beim OsterKlang ’13 präsentieren Paul Goodwin Händels Masque Acis and Galatea und Martin Haselböck das Oratorium Solomon. Das lange verschollene Melodram Werther von Gaetano Pugnani wird unter der musikalischen Leitung von Michael Hofstetter am 15. Dezember 2012 von der Camerata

Salzburg zur Aufführung gebracht. Ulrich Reinthaller rezitiert den deutschen Originaltext, der auf Goethes Die Leiden des jungen Werther basiert. Gioachino Rossinis erst in den 1960er Jahren wiederentdeckte Kantate Le nozze di Teti, e di Peleo interpretiert Jean-Christophe Spinosi mit dem Ensemble Matheus am 26. Februar 2013. Als Liebespaar Teti und Peleo treten Mari Eriksmoen und Lawrence Brownlee auf. Der italienische Komponist Bruno Maderna hat in seinem Todesjahr 1973 mit der Oper Satyricon die Bestandsaufnahme einer sich auflösenden Gesellschaft vertont. In der konzertanten Aufführung leitet Emilio Pomárico am 23. Jänner 2013 das Klangforum Wien, als Trimalchios lädt Christoph Homberger das Vokalensemble NOVA zu seinem berühmten Gastmahl. Das letzte Telefonat einer Frau mit ihrem Geliebten vertonte Francis Poulenc in seiner 1959 entstandenen lyrischen Tragödie La voix humaine nach dem Stück von Jean Cocteau. Angelika Kirchschlager interpretiert am 19. Februar 2013 das vielsagende Stück über menschliche Kommunikationslosigkeit.


SAISONVORSCHAU 2012/13 – Konzerte

Prima la musica, prima le parole Wenn Wort und Musik eine Einheit bilden: Die Konzerte und Sonderprojekte der neuen Spielzeit Die Konzerte und Sonderprojekte der Spielzeit 2012/13 ergänzen das Musiktheaterprogramm und die konzertanten Opernaufführungen mit gezielt gewählten Konzerten und Einführungen ab. Die Wiener Philharmoniker treten zweimal im Theater an der Wien auf, widmen ihr erstes Konzert der dramatischen Dichtung Manfred von Lord Byron und setzen beim zweiten Konzert ihre Serie Beethoven am Uraufführungsort fort. Am 12. September 2012 stehen unter der musikalischen Leitung von Vladimir Jurowski Robert Schumanns Manfred-Ouvertüre, Olivier Messiaens L’As-cension und Peter Iljitsch Tschaikowskis Manfred-Sinfonie auf dem Spielplan. Neben Ludwig van Beethovens Leonoren-Ouvertüre und dem Violinkonzert in D-Dur leitet der finnische

Dirigent EsaPekka Salonen am 3. Mai 2013 auch sein eigenes Violinkonzert. Der Titel Prima le parole vereint zwei Abende, in denen das Wort den Ton angibt. Birgit Minichmayr rezitiert am 18. Dezember 2012 Gotthold Ephraim Lessings Die Geschichte des alten Wolfs, Sergej Prokofjews Peter und der Wolf und Camille Saint-Saëns Karneval der Tiere. Fünf Jubiläen werden in der kommenden Saison im Theater an der Wien begangen. Das Sprech-Solo mit Musik Ich, Schikaneder stellte im Mozartjahr 2006 eine fiktive Lebensrückschau des kongenialen Theatermannes dar. Nach der Wiederaufnahme ist Adi Hirschal als Schikaneder mit dem Text von Susanne Wolf noch am 21. September und am 19. Oktober 2012 zu erleben. Am 27. Oktober

Olga Neuwirth

1972 erblickte der Arnold Schoenberg Chor das Licht der musikalischen Welt. Unter der Leitung von Erwin Ortner feiert der Chor am 24. Oktober 2012 mit einem vokalen Marathon sein 40-jähriges Bestehen, es rezitiert Peter Matic. Seine 25. Saison begeht WIEN MODERN, das Festival für Musik der Gegenwart, das mit Nomi Songs und Kloing! der österreichischen Komponistin Olga Neuwirth eröffnet wird. 1862 kam Richard Wagner nach Wien, scheiterte an der Aufführung von Tristan und Isolde in der Hofoper und präsentierte stattdessen neue Kompositionen im Theater an der Wien. 150 Jahre nach diesem Ereignis ehren Marc Minkowski und Les Musiciens du Louvre Wagner zu seinem 200. Geburtstag mit einer Wiederholung dieses Konzerts. Ebenfalls 1813 wurde Giuseppe Verdi geboren. Georg Titscher, der bei zwei Saisoneröffnungen bereits erfolgreich Einblicke in die psychologischen Tiefen der Opernliteratur gegeben hat, nähert sich anlässlich des 200. Geburtstages von Verdi in einem Vortrag am 19. April 2013 dessen Jugendopern. Goran Bregovi´c hat bereits mehrfach das Publikum im ausverkauften Theater an der Wien begeistert. Am 4. Mai 2013 präsentiert der Sänger und Gitarrist mit dem Perkussionisten Alen Aemovi´c und dem Wedding and Funeral Orchestra das Programm Champagne for gypsies. Auch zu Beginn der Spielzeit 2012/13 stellt Intendant Roland Geyer gemeinsam mit Georg Wacks am 10. September 2012 die Opern der neuen Theater an der WienSaison vor. Der Kabarettist, Schauspieler und Sänger Wacks geht in diesem Jahr auf eine Reise durch die Spielorte der Opern von Ithaka bis Aquileia und wirft fernab aller ausgetretenen Pfade einen ungewöhnlichen Blick auf die Werke der kommenden Saison.

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SAISONVORSCHAU 2012/13 – Kammeroper

Zum Abheben bereit Der Spielplan für die erste Saison umfasst fünf Opernproduktionen und sieben Portraitkonzerte Die neue Spielstätte Kammeroper ermöglicht dem Theater an der Wien erstmals ein eigenes Ensemble zu bilden und die Nachwuchsförderung zu vertiefen. Sieben hochbegabte junge Sängerinnen und Sänger bilden das Junge Ensemble des Theater an der Wien, das gemäß seinem Initialwort JET zum Abheben bereit steht. Die Sopranistinnen Anna Maria Sarra und Çig˘dem Soyarslan, Mezzosopranistin Gaia Petrone sowie Countertenor Rupert Enticknap, Tenor Andrew Owens, Bariton Ben Connor und Bassbariton Igor Bakan können sich in den szenischen Produktionen und jeweils einem Solokonzert dem Publikum präsentieren und sich zu vielseitigen Bühnenpersönlichkeiten für das heutige Musiktheater entwickeln. Mit La cambiale di matrimonio startet die neue Saison ebenso wie ein mehrjähriger Rossini-Zyklus. Die einaktige Farce rund um voreheliche Turbulenzen und Verträge wider die Liebe war die erste große Talentprobe des 18-jährigen Rossini, der mit der ersten Oper bereits sein überschäumendes theatralisches Talent bewies. In den kommenden Saisonen werden weitere Einakter Rossinis im perfekt geeigneten, intimen Rahmen der Kammeroper folgen. Für sein Musiktheater Verkehr mit Gespenstern, das in der Kammeroper in einer Regie von Peter Pawlik uraufgeführt wird, greift der deutsche Komponist Hans-Jürgen von Bose auf Textfragmente aus Die Verwandlung und Der Prozess von Kafka zurück. Eine musikalische Neufassung von Puccinis La bohème, auf neunzig Minuten komprimiert, wird sich an den musikalischen

Strukturen und Gesangslinien des Komponisten orientiert. In keiner anderen Oper werden Sorgen und Nöte junger Künstler entschiedener dargestellt, in der Kammeroper und mit dem Jungen Ensemble findet dieser Inhalt seinen passend zeitgemäßen Ausdruck. In Koproduktion mit der Neuen Oper Wien wird das Benjamin Britten-Jahr 2013 mit Curlew River und The Prodigal Son in der Kammeroper begangen: Der Erneuerer der englischen Oper wurde vor hundert Jahren in der Grafschaft Suffolk geboren. Gleichzeitig setzen die beiden Parabeln rund um das Thema des Verlustes den im Theater an der Wien begonnenen, erfolgreichen Britten-Zyklus fort. Mit Händel, dessen Werke einen Stammplatz im Programm des Theater an der Wien haben, endet die erste Saison in der Kammeroper. Die Opera seria Orlando steht als fantastische Darstellung der Ritterwelt an der Schwelle zur komischen Oper und ist unter dem starken Konkurrenzdruck seitens der Opera of the Nobility entstanden. Händel komponierte die Oper in einem Monat, die Uraufführung fand am 27. Jänner 1733 im Londoner King’s Theatre statt. Sir John Clerk of Penicuik schreibt über die letzte Vorstellung: „Nie im Leben habe ich bessere Musik oder besser aufgeführte Musik gehört!“ Doch der vermögende Musikliebhaber machte sich aufgrund der wenigen Zuschauer Sorgen, ob die Musiker überhaupt bezahlt werden können und behielt recht. Sir John sah die letzte Vorstellung des Orlando für zwei Jahrhunderte.


Les Contes d’Hoffmann

Riccardo Frizza (Musikalische Leitung)

·

Arturo Chacón-Cruz (Hoffmann) · Roxana Constantinescu (La Muse /Nicklausse)

Roland Geyer (Regie)

Erik Årman (Frantz /Pitichinaccio)

·

·

Marlis Petersen (Olympia / · John Relyea (Lindorf /Coppélius/  Antonia / Giulietta / Stella) Le docteur Miracle /Le capitaine Dapertutto)

Ann-Beth Solvang (La voix de la tombe)

Oliver Ringelhahn (Spalanzani)

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Pavel Kudinov (Luther /Crespel)

Martijn Cornet (Hermann /Schlémil)

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Maciej Idziorek (Wilhelm)

Julien Behr (Nathanael /Cochenille)

LA DONNA DEL LAGO

Leo Hussain (Musikalische Leitung) · Malena Ernman (Elena) · Gregory Kunde (Rodrigo di Dhu) Christof Loy (Inszenierung) · Luciano Botelho (Giacomo)

Varduhi Abrahamyan (Malcom Groeme) · Bénédicte Tauran (Albina) Maurizio Muraro (Duglas d’Angus) · Erik Årman (Serano)

ICH, Schikaneder

Adi Hirschal (Inszenierung, Schikaneder) Maciej Idziorek (Bariton) Jennifer Davison (Sopran)

IMPRESSUM: Theater an der Wien – Intendant DI Roland Geyer | Medieninhaber/Herausgeber: Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H. | Generaldirektor Mag. Thomas Drozda Ein Unternehmen der Wien Holding | Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien | Tel. (+43/1) 588 30-660 | oper@theater-wien.at | www.theater-wien.at Für den Inhalt verantwortlich: Intendant DI Roland Geyer | Redaktion: Johannes Penninger Theater an der Wien-Team: Petra Aichinger, Karin Bohnert, Andrea Brandner, Sylvia Hödl, Catherine Leiter, Sabine Seisenbacher, Anna Steger, Claudia Stobrawa, Philipp Wagner Marketing & Produktion: Tina Osterauer | Grafik/Art Direction: Martina Heyduk | Spielplanplakat: Nadine Dellitsch | Redaktionsschluss: 24. Mai 2012 Herstellung: Niederösterreichisches Pressehaus, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., 3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12 Änderungen und Irrtümer vorbehalten | DVR 0518751

Bildnachweis: Coversujet © beyond / michael huber . thomas riegler (grafik: thomas riegler) // S. 3 Roland Geyer © Lukas Beck // S. 5 Arturo Chacón-Cruz | unbezeichnet // S. 6 Marlis Peterson © Yiorgos Mavropulos // S. 7 Walter Scott © unbezeichnet S. 8-9 La donna del lago Szenenfoto © Monika Rittershaus // S. 11 Premierenfeier Les contes d’Hoffmann in der Hölle des Theater an der Wien © Karl Schöndorfer // S. 12 Cecilia Bartoli © Uli Weber, decca Sospiri Mirror Direct Christophe Rousset © Ignacio Barrios Martinez // S. 13-15 Illustrationen © Thomas Riegler (Grafik) und Michael Huber (Text) unter Verwendung von Fotomaterial von corbis images // S. 16 Christiane Karg © Steven Haberland Angelika Kirchschlager © Nikolaus Karlinsky // S. 17 Olga Neuwirth © Sebastian Hoppe // S. 18 Eingang der Kammeroper © Werner Kmetitsch


Theater an der Wien-Magazin 5. Ausgabe 2012 Theater an der Wien | Linke Wienzeile 6 | 1060 Wien www.theater-wien.at

24. JuNi bis 19. August Ich, Schikaneder

Sprech-Solo mit Musik | Inszenierung, Schikaneder: Adi Hirschal | Text: Susanne Wolf 24., 25. Juni März 2012, 11.00 Uhr Tickets ¤ 35 | 25 | 15

Les Contes d’Hoffmann

Oper von Jacques Offenbach | Neuinszenierung des Theater an der Wien Musikalische Leitung: Riccardo Frizza | Regie: Roland Geyer | Wiener Symphoniker | Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner) 4. Juli 2012, 19.00 Uhr (Premiere) | 6., 8., 10. Juli 2012, 19.00 Uhr Tickets ¤ 150 | 135 | 115 | 90 | 75 | 45 | 25

LA DONNA DEL LAGO

Oper von Gioachino Rossini | Koproduktion mit dem Grand Théâtre de Genève Musikalische Leitung: Leo Hussain | Inszenierung: Christof Loy | ORF Radio-Symphonieorchester Wien Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner) 10. August 2012, 19.30 Uhr (Premiere) | 12., 14., 17., 19. August 2012, 19.30 Uhr Tickets ¤ 135 | 115 | 85 | 70 | 52 | 35 | 18 Einführungsmatinee: 5. August 2012, 11.00 Uhr

Hauptsponsor

18.6., 5.7., 9.7., 13.8., 17.8. jeweils  16.00 Uhr | Dauer: ca. 1 Stunde Preis: ¤ 7/5* | Kinder unter 6 Jahren frei Information: +43-1-58830 664 oder philipp.wagner@theater-wien.at *Ermäßigung gilt für: SchülerInnen, Studierende, Zivil- und Präsenzdiener

Karten Freier Vorverkauf an der Tageskasse im Theater an der Wien und am Wien-Ticket Pavillon sowie per Telefon und Internet. Vorverkaufsbeginn für die Vorstellungen ab 1. Jänner 2012 am 1. September 2011. Schriftliche Bestellungen: Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien Tageskassen (Mo-Sa 10 bis 19 Uhr) Theater an der Wien: Linke Wienzeile 6, 1060 Wien Wien-Ticket Pavillon: Karajan-Platz (neben der Staatsoper) Internet: www.theater-wien.at (Online-Bestellungen nur mit Kreditkarte) Ö1 Clubmitglieder erhalten für hauseigene Produktionen auf maximal zwei Karten pro Vorstellung eine Ermäßigung von 10 %. Abonnement: Das Abonnementprogramm senden wir Ihnen auf Bestellung gerne kostenlos zu. Änderungen der Vorstellungszeiten, Preise, Preiskategorien, Öffnungszeiten sowie Besetzungen vorbehalten.

Kartentelefon: täglich von 8 bis 20 Uhr

KlangBlatt 4/2012 | Sponsoring Post | Verlagspostamt 1060 Wien | DVR 0518751 | GZ 03Z034773 S

Öffentliche Führungen


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