Red Delicious • USA • Seminar • Regenschutz • Kirschenanbau • Bananen • Birnen • Neue Produkte • Neuigkeiten von Unternehmen
European Fruit Magazine Nr.
4 – 2023 (169)
In dieser Ausgabe: PL-ISSN 1689-8567
Aufstieg und Fall von Red Delicious
„Ohne Regenschutz hat der Kirschenanbau keinen Sinn“
Bananen auf den Kanarischen Inseln
Interpoma & Seminare
Potenzial für Birnen in Deutschland?
Und noch viel mehr …
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L O D D E R . de UNTERLAGEN
European Fruit Magazine
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FRUIT-TREE-ROOTSTOCKS PORTE-GREFFES-ARBRES-FRUITIER
P O R TA I N N E S T O ОД О Ф УК О Д ®
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INHALTSVERZEICHNIS Artikel: Aufstieg und Fall von Red Delicious in den USA..............................................................................6 Das A.L.S-Obstbauseminar Teil 1: Wissensschmiede für ‚Obstbau-Fundamentalisten‘.................................8
boomkwekerijen gebr. janssen b.v.
„Ohne Regenschutz hat der Kirschenanbau keinen Sinn“....................................................................... 10
Nederweert, Niederlande
Bananen auf den Kanarischen Inseln............ 14
since 1923
Potenzial für Birnen in Deutschland?............ 16
obstbaumunterlagen
www.janssen-rootstocks.nl - janssen@rootstocks.nl
Rubriken: EFM Aktuell............................................................................4 Neuigkeiten aus aller Welt..................................... 17 Produktions- und Marktentwicklungen..... 18 Neuigkeiten von Unternehmen.........................20 Neue Produkte.................................................................22 Kalender................................................................................24
IMPRESSUM Website: www.fruitmagazine.eu Herausgeber:
PLANTPRESS Sp. z o.o. ul. Królowej Jadwigi 262 a 30-218 Kraków Polen www.plantpress.pl office@fruitmagazine.eu DTP: LeafMedia Krzysztof Pilch Multikolor Mariusz Bibik Redaktion: FruitMedia B.V. Rooimond 23 NL- 4197 BS Buurmalsen Nederland Gerard Poldervaart Tel +31 (0)6 180 54231 oder e-mail: gerard.poldervaart@fruitmagazine.eu Plantpress/ Adam Paradowski e-mail: adam.paradowski@plantpress.pl
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Suche nach Alternativen Die derzeitige Situation im Apfelanbau – eine strukturell (zu) hohe Produktion in Kombination mit einem sinkenden Konsum und stark steigenden Produktionskosten – zwingt Obstbauern dazu, sich nach alternativen Kulturen oder anderen Einnahmequellen umzusehen. Clubsorten, ökologischer Obstbau und Birnenanbau werden am häufigsten als aussichtsreiche Alternativen genannt. Auf der Apfelfachmesse Interpoma, die im November 2022 im norditalienischen Südtirol stattfand, konnte ich wieder Dutzende bis dahin für mich unbekannte Apfelmarken kennenlernen. Wie viele Clubsorten gibt es mittlerweile? Wann werden wir mehr als hundert haben oder ist es bereits so weit? Ich habe aufgehört zu zählen. Und wie viele, aber vor allem welche Clubsorten werden auch für die Obstbauern ein Erfolg werden? Die Obstbauern stehen in dieser Hinsicht vor schwierigen Entscheidungen. Sie haben die Zügel nicht mehr selbst in der Hand, sondern müssen hoffen, dass die Sortenmanager ihre Arbeit gut machen und die gepflanzten Sorten ein Erfolg werden. Der ökologische Obstbau war in den letzten Jahrzehnten eine interessante Alternative. Dem Sektor ist es gelungen, Bio-Äpfel zu erheblich höheren Preisen zu verkaufen als IP-Äpfel. Die EU (Green Deal) verlangt eine beträchtliche Erhöhung des Anteils ökologisch angebauter Äpfel. Wird der Bio-Sektor auch bei einem größeren Angebot in der Lage sein, die gleichen hohen Verkaufspreise wie in den letzten Jahren zu erzielen? In Ländern wie Polen und Deutschland gibt es großes Interesse am Birnenanbau. Der europäische Birnenanbau hat zwei Gesichter. In den Niederlanden und Belgien war der Birnenanbau in den letzten Jahrzehnten eine attraktive Sache. Im wichtigsten birnenproduzie-
renden Land Europas, Italien, schrumpft der Birnenanbau hingegen. Die Rendite wird im Birnenanbau in hohem Maße vom Hektarertrag bestimmt. Dieser muss für einen interessanten Erlös über 40 t betragen. Im vergangenen Jahr haben Photovoltaikanlagen wegen der extrem hohen Strompreise plötzlich an Stellenwert gewonnen. An mehreren Orten in Europa laufen Versuche über die Möglichkeiten von Agri-PV, der Stromerzeugung durch Solarmodule über – in unserem Fall – Obstbäumen. Es ist noch zu früh, Schlussfolgerungen zu ziehen, aber ich bin sehr gespannt, welches Ergebnis die wirtschaftlichen Berechnungen bringen werden. Obstbaubetriebe haben neben der Produktion von Obst auch andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Aufgaben. Obstbäume produzieren enorme Mengen Sauerstoff und binden CO2. Um einen optimalen Ertrag und eine optimale Baumgesundheit zu erreichen, widmen die Obstbauern ihrem Boden immer mehr Aufmerksamkeit. Die Erhöhung des Gehalts an organischer Substanz spielt dabei eine wichtige Rolle. Als für die Gesellschaft wichtiger Nebeneffekt wird dabei CO2 gespeichert. Eine andere Aufgabe des Obstbaus ist jene des „Tourismusmagnets“. Was wäre der Tourismus in Südtirol, der Steiermark, der Bodenseeregion, dem Hespengau oder der Betuwe ohne Obstbau? Gerade der Obstbau macht diese Gebiete für Touristen attraktiv und sorgt für einen großen wirtschaftlichen Impuls für die Tourismusbranche. Wäre es nicht logisch, wenn der Obstsektor seinen unbezahlten Beitrag zur Lösung der Klimaproblematik (CO2-Speicherung) und zum Tourismus auf irgendeine Art und Weise vergütet bekäme? Also, Klima und Tourismus als Verdienstmodell….
Gerard Poldervaart
Chefredakteur EFM
EFM Aktuell PLÄDOYER FÜR NIEDRIGERE PREISE VON BIO-PRODUKTEN IM LEH Bio-Produkte werden im Lebensmitteleinzelhandel im Vergleich zu konventionellen Produkten zu einem zu hohen Preis angeboten. Dieser Meinung ist der niederländische Verband der Bio-Bauern und BioGärtner, Biohuis. Der Lebensmitteleinzelhandel könnte Biohuis zufolge mehr Bio-Produkte zu einem niedrigeren Preis verkaufen, wenn die Margen auf diese Produkte in Cent statt in Prozent festgelegt werden. Die Einzelhandelsketten bestimmen die Marge auf die Produkte, indem sie einen gewissen Prozentsatz auf ihren Einkaufspreis aufschlagen. Durch den höheren Einkaufswert von Bio-Produkten vergrößert sich die Preisdifferenz somit noch weiter.
Würde statt eines Prozentsatzes ein gewisser Betrag aufgeschlagen, könnten BioProdukte günstiger angeboten werden und die Lebensmitteleinzelhändler würden mehr davon verkaufen, sagte der Sprecher von Biohuis. (Quelle: Nieuwe Oogst)
FAST EIN VIERTEL DER DEUTSCHEN APFELANBAUFLÄCHEN WIRD ÖKOLOGISCH BEWIRTSCHAFTET Etwas mehr als 22 % aller deutschen Obstanbauflächen werden ökologisch bewirtschaftet. 2022 wurde in Deutschland auf 58.542 ha Obst angebaut, 12.930 ha davon werden ökologisch bewirtschaftet, so zeigen die Daten des deutschen Statistischen Bundesamts (Destatis). Bei Äpfeln beläuft sich der Anteil der ökologischen Erzeugung auf 24 %. Bei Pflaumen
In Deutschland werden 24 % der Apfelanbauflächen ökologisch bewirtschaftet. EFM
und Kirschen ist der ökologische Anteil mit 7,7 % bzw. 6,5 % erheblich kleiner. Bei Erdbeeren werden nur 2,6 % der Anbauflächen ökologisch bewirtschaftet. Nach Angaben der deutschen Bundesfachgruppe Obstbau ist dies ein Zeichen dafür, dass ein ökologischer Erdbeeranbau kaum möglich ist.
EFC BRINGT BESSER FÄRBENDE MUTANTE VON NICOTER/KANZI® Die European Fruit Cooperation (EFC) – Sortenmanagerin und Inhaberin der Marke Kanzi® – wird eine besser färbende Mutante von Nicoter, der Sorte hinter der Marke Kanzi, auf den Markt bringen. Dies berichtete Martin van den Akker von der EFC auf der 70. Obstbautagung in Meran im italienischen Südtirol. Die Mutante wurde bereits 2011 in einer Obstanlage von Werner Zanetti in Montiggl/Eppan in Südtirol gefunden. Unter dem Namen Nicored wurde europäischer Sortenschutz beantragt. Die EFC wird die Äpfel der Mutante Nicored ebenfalls unter dem Markennamen Kanzi vermarkten. In den letzten Jahren fanden erste Prüfungen von Nicored in Belgien und Südtirol statt. Der Klon habe sich als stabil erwiesen und weise einen höheren Anteil gut ausgefärbter Früchte auf als die Muttersorte Nicoter, berichtete van den Akker. Es wird allerdings noch einige Jahre dauern, bis genug Bäume verfügbar sind. Zunächst wird die EFC 2024 an mehreren Orten Testanlagen pflanzen. 2025 und 2026 werden begrenzte Mengen dieses Baums zur Verfügung stehen und ab 2027 werden größere Mengen verfügbar sein. Nicored wird die Muttersorte Nicoter nicht gänzlich ersetzen. Für Anlagen, in denen Nicoter gut Deckfarbe ausbildet (wie an manchen Standorten in Südtirol), bleibt Nicoter verfügbar. Nicoter/Kanzi wird derzeit auf 5 Kontinenten von 2.000 Obstbauern auf 3.000 ha angebaut. 2021 wurden weltweit 75.000 t geerntet. Kanzi ist damit nach Pink Lady die am zweihäufigsten angebaute Clubsorte.
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Demnächst wird eine besser färbende Mutante von Nicoter zur Verfügung stehen. EFM
EFM Aktuell Bei Heidelbeeren und Roten Johannisbeeren beträgt der ökologische Anteil rund 10 %. Bei Himbeeren und Brombeeren sind es nur wenige Prozent. Die Obstart mit dem größten ökologischen Anteil (85 %) ist Aronia. (Quelle: Destatis)
KEINE PLASTIKTÜTEN MEHR FÜR OBST UND GEMÜSE IM NIEDERLÄNDISCHEN LEH Fünf große niederländische Lebensmitteleinzelhändler werden künftig keine Einwegtüten mehr aus Plastik oder Papier für Obst und Gemüse anbieten. Stattdessen können die Kunden wiederverwendbare, waschbare Tüten verwenden. Die fünf Lebensmitteleinzelhändler, Albert Heijn, Aldi, Jumbo, Lidl und Plus, erwarten, damit jährlich rund 126 Mio. Plastikbeutel und 10 Mio. Papiertüten einzusparen. Albert Heijn verbannte schon im Vorjahr Einwegtüten aus Plastik aus seinen Märkten und ersetzte sie durch wiederverwendbare Tüten.
LANDWIRTSCHAFTLICHE ABFÄLLE ALS GRUNDLAGE FÜR PROTEINPRODUKTION Britische Forscher des King’s College in London sind der Meinung, dass aus landwirtschaftlichen Lebensmittelabfällen erhebliche Mengen an Proteinen produziert werden können. Damit könne das Dreifache jener Proteinmenge, die täglich benötigt wird, um die gesamte Weltbevölkerung mit der erforderlichen Proteinmenge zu versorgen, erzeugt werden. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Green Chemistry veröffentlicht. Derzeit werden jedes Jahr Milliarden Tonnen an organischen Abfällen weggeworfen. Durch Fermentation ließe sich dies in eine wertvolle Proteinquelle verwandeln. Im Ackerbau fallen jedes Jahr 8 Milliarden Tonnen an kohlenhydrathaltigen Abfällen an, die durch Fermentation in Pilzproteine umgewandelt werden können. Dieses Verfahren wird bereits von Fleischersatzerzeuger Quorn angewandt.
Quorn wandelt mithilfe eines spezifischen Fermentationsprozesses des Schlauchpilzes Fusarium venenatum Glucose aus Weizen in Proteine um. Durch die Anwendung solcher Technologien für Reste landwirtschaftlicher Nutzpflanzen könnten jährlich 562 Megatonnen Proteine produziert werden. Dies entspricht 197 Gramm pro Person und Tag. Die empfohlene durchschnittliche Proteinaufnahme für einen 70 kg wiegenden Erwachsenen beträgt 50 g pro Tag. Die Forscher weisen zudem auch auf andere Technologien hin, etwa die Verwendung von Lebensmittelabfällen für die
Insektenzucht. Auch diese Technologien sind äußerst effizient, weil sie einen hohen Anteil an Proteinen, die hinsichtlich ihres Nährwerts sehr wertvoll sind, hervorbringen. Weitere Informationen dazu sind im Artikel „A sustainable waste-to-protein system to maximise waste resource utilisation for developing food- and feed-grade protein solutions“ in Green Chemistry zu finden. Um den Artikel zu lesen, scannen Sie bitte den QR-Code. (Quelle: AgriHolland)
FRUITMASTERS ERWIRBT PRODUKTIONS- UND VERMARKTUNGSRECHTE VON WURTWINNING Die niederländische Erzeugerorganisation FruitMasters hat die Produktions- und Vermarktungsrechte der Sorte Wurtwinning erworben. Auf der Fruit Logistica in Berlin Anfang Februar wurde die Lizenzvereinbarung zwischen FruitMasters und dem niederländischen Sorteninhaber FreshForward unterzeichnet. Wurtwinning stammt aus dem Züchtungsprogramm
von FreshForward und gilt als eine der interessantesten neuen Sorten für Nordwesteuropa. Die Sorte ist aus einer Kreuzung zwischen Honeycrisp und SQ159 entstanden. Wurtwinning verfügt über eine Schorfresistenz, die auf dem Vf-Gen beruht. (EFM)
FruitMasters hat jüngst die Produktions- und Vermarktungsrechte der Sorte Wurtwinning erworben. EFM EFM 2023-4
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Adam Paradowski
Plantpress, Polen office@fruitmagazine.eu
Aufstieg und Fall von Red Delicious in den USA Info Erntehelfer Die Arbeitsmarktsituation ist in den USA ähnlich wie in Europa. Ohne Saisonarbeiter ist es unmöglich, die großen Obstmengen zu ernten. Die USA rekrutieren Saisonarbeiter vor allem in Mexiko. Da die US-Regierung den Zustrom illegaler Migranten nicht nur aus Mexiko, sondern aus ganz Lateinamerika bekämpft, besteht ein Mangel an temporären Arbeitskräften. Die Situation ist jener in Europa sehr ähnlich: Die Kosten werden jedes Jahr höher und auch andere Branchen kämpfen um dieselben Arbeitskräfte.
Gleichzeitig mit der Fachmesse Interpoma im norditalienischen Bozen wird traditionell auch ein zweitägiger Kongress abgehalten. Diesmal war der erste Kongresstag dem Obstbau in den USA und der zweite Tag Apfelernterobotern gewidmet. In diesem Artikel präsentiert das EFM eine Zusammenfassung eines Teils der Vorträge des ersten Kongresstages. Die Informationen stellen eine Inspirationsquelle für Obstbauern in Westeuropa dar.
dischen Arbeitern abhängig. Drittens konkurrieren europäische Äpfel auf vielen Exportmärkten mit amerikanischen Äpfeln. In den letzten Jahren hat der US-Obstsektor im Hinblick auf die angebauten Sorten eine wahre Revolution erlebt. Die Referenten des Kongresses beleuchteten den US-Markt aus unterschiedlichen Perspektiven. Nur Informationen über die Apfelexporte aus den USA fehlten.
Red Delicious – der Fall einer Ikone
Warum lohnt es, sich anzusehen, was in den USA passiert? Erstens findet die Apfelernte in den USA Red Delicious ist schon seit Dutzenden von Jahren zu einer ähnlichen Zeit statt wie in Westeuropa. die treibende Kraft des amerikanischen Obstbaus Zweitens sind die Obstbauern in den USA genauso und der ungekrönte König der Apfelproduktion, wie in Europa für die Ernte ihrer Äpfel von auslän- -vermarktung und der Exportstatistiken. In den
Verändere dich oder du wirst verändert! Wie die USA Red Delicious rasant durch neue Sorten ersetzt haben. Interpoma/Marco Parisi
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Achtzigerjahren entfielen auf die ‚Reds‘ ganze 75 % der Ernte im Bundesstaat Washington. Seit den Neunzigerjahren war jedoch klar, dass die Verbraucher Äpfel dieser Sorte nicht kaufen wollen, was zu großen Problemen für die Obstbauern führte. Das Zeitalter von Red Delicious war in den USA endgültig vorbei. Der Markt und die Obstbauern selbst waren auf der Suche nach etwas Neuem, nach Sorten und zugehörigen Vermarktungskonzepten, die die katastrophale Situation auf dem Apfelmarkt zum Guten verändern konnten. Deshalb wurde auf neue Sorten umgestellt, was, so zeigte sich später, zum Erfolg führte.
Kleinere Anbaufläche, höhere Erträge Die Probleme des amerikanischen Obstsektors zeigten sich auch am Rückgang der Anzahl der Obstbaubetriebe in den wichtigsten Obstanbaugebieten sowie auch an der Insolvenz vieler Betriebe. Infolgedessen schrumpfte die Apfelanbaufläche in den letzten Jahren um mehr als 16 % auf 117.000 ha. Die Erträge stiegen jedoch. Hatte der durchschnittliche Ertrag 2007 noch 40 t/ha betragen, waren es 2020 bereits 58 t/ha. Dadurch ist trotz der Abnahme der Anbaufläche die Apfelproduktion um 13 % gestiegen. 2021 wurden in den USA 4.643.978 t Äpfel geerntet, womit das Land hinter China der zweitgrößte Apfelproduzenten der Welt ist.
Was trat an die Stelle von Red Delicious? Im August 2019 veröffentlichte die Zeitung The New York Times einen Artikel mit dem vielsagenden Titel ‚Das lange Schreckensregime des Red Delicious-Apfels ist endlich vorbei‘. Nichts könnte die Veränderungen, die nicht allein in den amerikanischen Obstanlagen, sondern auch in den Köpfen der amerikanischen Verbraucher stattgefunden haben müssen, treffender beschreiben. Drei Sorten sind an dieser Stelle zu nennen, die in diesem Veränderungsprozess wichtig waren. Die erste ist selbstverständlich Gala und ihre Mutanten, die mit einem Anteil von 19 % schon seit einigen Jahren die absolute Nummer 1 in der US-Apfelproduktion ist. Auf Red Delicious entfallen nur 13 % der produzierten Äpfel und dieser Anteil nimmt noch immer ab. Ein anderer großer Schritt in der Entwicklung des amerikanischen Obstbaus war die Einführung der Sorte Honeycrisp, die innerhalb von nur 10 Jahren mit einem Anteil von 13 % an der Produktion den dritten Platz in der Rangliste eroberte. Es kam selbst so weit, dass der Lebensmitteleinzelhandel in den USA eine eigene Kategorie für Honeycrisp schuf. Dies ist der teuerste Apfel in den Obstabteilungen.
Die Sorte WA38/Cosmic Crisp® wurde begleitet von einer bisher beispiellosen Marketing- und Werbekampagne auf den Markt gebracht. Cosmic Crisp
Die Sorte legte die schnellste und größte Produktionssteigerung einer Sorte in der Geschichte des amerikanischen Obstbaus hin. Zum Vergleich: 2021 wurden 858.000 t Gala geerntet und bereits ganze 536.000 t Honeycrisp. Der Erfolg von Honeycrisp ermutigte den gesamten amerikanischen Obstbausektor, sich auf die Suche nach neuen Sorten zu machen. Als Ergebnis dieser Bemühungen wurde die in den USA gezüchtete Sorte WA38 (vermarktet als Cosmic Crisp®) auf den Markt gebracht, begleitet von einer bisher beispiellosen Marketing- und Werbekampagne. Dies kann als großer Erfolg und neue Hoffnung für die amerikanischen Obstbauern gewertet werden. 2021 wurden 71.000 t dieser Sorte geerntet und die Anbaufläche wird sehr schnell ausgeweitet. Gleichzeitig beschleunigte der Erfolg von Cosmic Crisp den Prozess des Aufbaus starker Apfelmarken. Neue, für den Verbraucher attraktive Sorten kommen auf den Markt und werden durch gut durchdachte Werbekampagnen unterstützt. Für Werbung für Cosmic Crisp wurden bisher etwa bereits mehr als 10 Mio. $ ausgegeben. Es lohnt, einen Blick darauf zu werfen, wie die Umwälzungen in den USA vonstatten gegangen sind, welche Ursache sie hatten und was sie vorangetrieben hat. Erinnert uns die Geschichte von Red Delicious nicht an unser Ringen mit Idared oder Jonagold in Europa? Die USA haben gezeigt, wie der Sektor durch völlig neue Sorten wie Honeycrisp oder Cosmic Crisp eine neue Perspektive bekommen hat.
Mindestlohn Der offizielle Mindestlohn in den USA beträgt 7,50 $/Stunde, aber Erntehelfer werden meist pro Großkiste bezahlt. In den USA ist das Interesse an der automatisierten Ernte sehr groß. In Kalifornien wurden nun zwei Saisons lang Roboter in Erdbeerplantagen eingesetzt. Der nächste Schritt ist die robotisierte Ernte von Äpfeln.
US-Sorten Die Sorte Honeycrisp wurde von der Universität Minnesota gezüchtet und die Sorte WA38, die unter dem Markennamen Cosmic Crisp® vermarktet wird, von der Washington State University.
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