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Umwelt & Technik

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Editorial

Editorial

© Architektur Rolf Stalder AG

Die aktuellen digitalen und nachhaltigen Projekte brauchen Geld, gerade im Immobilienbereich.

verschrieben hat. KMU-Verantwortliche und die Bank WIR brauchen den Austausch mit der Wissenschaft, mit Experten. Dazu beteiligen wir uns an Studien und organisieren auch Veranstaltungen, die es im nächsten Jahr endlich wieder geben wird.

«Wir sind nicht mehr die WIR Bank, sondern die Bank WIR.»

Auf den ersten Blick haben es kleinere Player bei der digitalen Transformation schwerer. Das ist aber nicht ein natürlicher Zustand, der einfach akzeptiert werden sollte, sondern eine Situation, die man ändern kann. Dazu tragen wir bei. Die Bank WIR gibt den Verantwortlichen in Zusammenarbeit mit der FHNW Strategielösungen mit an die Hand.

Kommen wir nochmals zum Thema WIR als Währung zurück. Worin besteht der Unterschied zu einer Kryptowährung?

Der Vergleich hinkt. WIR ist immer ein Modul im Rahmen einer Paketlösung. Lassen Sie mich ein Praxis- und Rechenbeispiel machen: Ein Unternehmer benötigt für einen Neubau 800'000Franken – davon werden beispielsweise zehn Prozent als WIRKredit gesprochen. Diese 80’000 WIR sind also durch Grund und Boden, durch einen Realwert gedeckt. Demgegenüber besteht Bitcoin aus Luft. Der Umsatz bei WIR beträgt aktuell rund 600Millionen Franken pro Jahr, davon wurden im Bau- und verarbeitenden Gewerbe im vergangenen Jahr 226Millionen Franken umgesetzt. Dies entspricht unter dem Strich einem Milliardenvolumen. Das ist kein Rechenfehler: Im Zusammenhang mit Bauen wird nämlich in aller Regel nur ein Teil des gesamten Auftrags in WIR verrechnet; im Schnitt sind es etwa fünf Prozent. Die erwähnten 226Millionen WIR-Franken bedeuten folglich ein gesamtes Auftragsvolumen von über 4,5Milliarden Franken, das dank des Einsatzes von WIR, allein im Bausektor jährlich bewegt wird. Um es klar zu betonen: Die Bank WIR hält an WIR fest. Die Währung ist ein Bestandteil unserer Diversifizierung – und wenn die Zinsen steigen, dann wird WIR auf Grund des Zinsvorteils bei Investitionen automatisch eine höhere Nachfrage erleben.

Sie haben Bitcoin als «Luft» bezeichnet: Jetzt steckt aber hinter den Kryptowährungen eine Technologie. Wie ist Ihre Positionierung zum Thema Blockchain?

Sehr viel positiver. Man muss zwischen einer Währung und der Technologie, die dahintersteckt, unterscheiden. Mit Blockchain lohnt sich eine Auseinandersetzung. Hier können wir unsere innovative Kraft beweisen. Wir arbeiten an einem Projekt, bei dem Blockchain und WIR zusammenkommen könnten.

WIR Bank Genossenschaft | Auberg 1 | CH-4002 Basel | Tel.: +41 (0) 800 947 947 | info@wir.ch | www.wir.ch

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ES IST AN DER ZEIT

SOLARENERGIE NIMMT FAHRT AUF

von Georg Lutz

Endlich nimmt die Energiewende Fahrt auf. Solarenergie kann dazu ihren Teil beitragen. An Bahnstrecken, neben Autobahnen und auf Dächern ist noch viel Platz. Insbesondere Neubauten bieten sich an. Eine Installation einer Photovoltaikanlage ist auch aus ökonomischen Gründen interessant. In der Regel kann ein grosser Teil des produzierten Stroms im selben Gebäude verbraucht werden. Denn in heutigen Neubauten werden oft Wärmepumpen sowie Ladestationen für E-Mobilität installiert. Strom vom eigenen Dach ist meist günstiger als jener vom Elektrizitätswerk. Worauf warten wir noch? Die folgenden Beiträge liefern Argumente, um auf die Sonne zu setzen. Das optische Beispiel ist hier das «Rathaus im Stühlinger» in Freiburg (D).

© Eurosolar

Das «Rathaus im Stühlinger» ist ein nachhaltiges Statement im öffentlichen Raum.

ES GEHT VORAN

SOLARE VORBILDER

von EUROSOLAR-Redaktion

er Deutsche Solarpreis 2020, verliehen von EUROSOLAR - Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien, stellte unter anderem solare Architektur und Stadtentwicklung in den Mittelpunkt. Wir stellen im folgenden Beitrag die beiden Preisträger vor. Das «Rathaus im Stühlinger» verdeutlicht, wie Bauten der öffentlichen Hand energetisch aufgestellt sein können und gleichzeitig attraktiv aussehen. Das zweite Beispiel beleuchtet die Sanierung einer Kita, in der zukünftige Generationen schon früh auf das Thema Energie aufmerksam gemacht werden können.

Das «Rathaus im Stühlinger» in Freiburg (D) ist das europaweit grösste öffentliche Gebäude, in dem solare Architektur und Stadtentwicklung überzeugend zusammengebracht werden. Es ist das europaweit grösste öffentliche Netto-Nullenergiegebäude. Es ist nicht leicht, Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und Ästhetik baulich miteinander in Einklang zu bringen. Doch die Stadt Freiburg und ihre Partner haben es mit dem «Rathaus im Stühlinger» geschafft. Das öffentliche Gebäude ist nicht nur ein Paradebeispiel dafür, wie Nullenergie-Vorgaben erreicht werden können. Es zeigt auch, wie gebäudeintegrierte Photovoltaik aus ihrer Nische herausgeholt werden kann.

2018 wurde mit dem «Rathaus im Stühlinger» der Stadt Freiburg das weltweit erste öffentliche Gebäude (Nettogrundfläche 22’650

Quadratmeter) mit Nullenergie-Vorgabe fertiggestellt. Das heisst, dass die Gebäude in der Jahresprimärenergiebilanz genauso viel beziehungsweise mehr Energie über regenerative Quellen erzeugen, als sie benötigen.

EFFIZIENZ UND ÄSTHETIK

Hier haben die Stadt Freiburg und das ausgezeichnete Architektenteam von Ingenhoven Architects ein bauliches Statement geschaffen, das zeigt, wie sich höchste Energieeffizienz und höchste ästhetische Ansprüche harmonisch vereinen lassen.

Für die Energiegewinnung wurden Photovoltaik in der Fassade, Photovoltaik- und photovoltaik-thermische Kollektoren auf dem Dach, Grundwasser-Wärmepumpen, Grundwasser-Wärmetauscher und Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung in das Gebäude integriert. Rund 800 Solarpaneele produzieren Strom, überschüssige Energie wird in das öffentliche Netz eingespeist. Das Rathaus bietet allen Freiburgerinnen und Freiburgern ein Beispiel, wie elegant eine klimafreundliche Zukunft aussehen kann. Jetzt kann sich jeder, der einen neuen Personalausweis braucht oder ein Nummernschild umtauschen will, von der überzeugenden Solarlösung beindrucken lassen.

FÜR DEN NACHWUCHS

Die Heilergeiger Architekten und Stadtplaner BDAetzen auf ressourcenschonende und nachhaltige Lösungen. Ein Beispiel ist die Restaurierung der Karoline-GoldhoferKita in Memmingen (D).

Wo könnte ein zukunftsweisendes Bauprojekt passender sein als dort, wo die Generation von morgen ihre Tage verbringt? Mit der Karoline-Goldhofer-Kita in Memmingen hat die Heilergeiger Architekten und Stadtplaner BDA ein Gebäude realisiert, in dem neue Wege der Nachhaltigkeit und der Pädagogik gleichermassen wichtig sind. Die energetische Restaurierung zeigt, wie man traditionsreiche Gebäude in eine klimafreundliche Zukunft überführt.

Die passiv-solare Polycarbonat-Fassade erlaubt, die Bestandswände ungedämmt und als historische Schicht zu erhalten. Als aktivsolare Komponente trägt die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach zur regenerativen Energieerzeugung bei. Mit ihrem Energiekonzept kann die Kindertagesstätte als Wegweiser für weitere Bauvorhaben dienen. Aktiv speist eine Pho-

Ein traditionsreiches Gebäude für die Generationen der Zukunft – die Karoline-Goldhofer-Kita.

tovoltaikanlage die Wärmepumpe sowie einen Pufferspeicher. Im Sommer dämpfen die Speichermasse des Bestands und die Betondecke des Neubaus Temperaturspitzen. Zisternenwasser dient dann der Kühlung der Zuluft, die in einem einfachen Kreislauf die Verdunstungskälte nutzt. Eine kleine Gastherme kann zugeschaltet werden, um das Warmwasser auf die hygienisch notwendige Temperatur zu bringen.

Das Energiekonzept ist ein Zusammenspiel von Raum, Konstruktion und Nutzung. Durch die Einsparung von konventioneller Energie und Baustoffen sowie eine CO2-Reduktion, die das Klimaziel 2050 bereits heute erfüllt, werden die Stärken des Gebäudebestandes für den Klimaschutz zum strahlenden Vorbild für andere Gebäudevorhaben.

EUROSOLAR-REDAKTION

EUROSOLAR ist Europas führende Non-Profit-Organisation, die sich für 100Prozent erneuerbare Energien einsetzt.

www.eurosolar.org

REVOLUTION IN DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT

BIOENERGIEFASSADE SETZT NEUE MASSSTÄBE

von Marcus Wiesenhöfer

Klimaziele mit der Politik vereinen heisst, den Primärenergieverbrauch zu minimieren. Primono geht hierbei voran: In Kooperation mit seinem neuen Geschäftspartner, der Cellparc GmbH, will der Projektentwickler aus Berlin die Immobilienwirtschaft revolutionieren und setzt dabei konsequent auf die Bioenergiefassade. Das kann auch in der Schweiz Aufmerksamkeit bekommen.

© Cellparc

Mit Bioenergiefassaden lässt sich die Immobilienwirtschaft revolutionieren.

NACHHALTIGES BAUEN

Die Primono Group AG ist eine Projektentwicklungsgesellschaft, die sich auf nachhaltiges Bauen spezialisiert hat. Das Unternehmen ist mit eigenen Gesellschaften an den vier Standorten Berlin, Leipzig, Gera und Chemnitz operativ tätig. Primono ist aktives Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Die Zertifizierung DGNB Gold ist bei allen Bauprojekten Mindeststandard. Primono erarbeitet zudem eine Entsprechenserklärung zu den 20 Kriterien des Deutschen Nachhaltigkeits-Kodex. Das Unternehmen ist ausserdem Mitglied im Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) und im European Sustainable Investment Forum (Eurosif). D ie Botschaft ist klar: «Mit der Bioenergiefassade kann die Fassade effizient und wirtschaftlich für die Erzeugung von erneuerbaren Energien und Rohstoffen genutzt werden. Unsere Aufgabe ist es, nachhaltige Lösungen wie die Bioenergiefassade in jeder unserer zertifizierten Ökobilien einzuplanen. Mit der Deckung des Primärenergiebedarfs von mindestens 55 Prozent leisten Bioenergiefassaden damit einen entscheidenden

Das «Algenhaus» in Wilhelmsburg wird seit 2013 über seine Bioenergiefassade mit Energie versorgt.

Beitrag der Baubranche, um der Verantwortung bei der Erreichung der Klimaziele gerecht zu werden», sagte Uwe Hallas, CEO der Primono Group AG, beim Abschluss der Kooperationsvereinbarung mit der Cellparc GmbH aus Hamburg. Ökobilien sind die nachhaltigen ökologischen Immobilien von Primono.

Der Projektentwickler für nachhaltiges Bauen will hoch hinaus und hat hohe Ansprüche an sich und seine Projekte. Deshalb hat er den technischen Direktor Martin Kerner von Cellparc ins Boot geholt. Dieser hat die Bioenergiefassade entwickelt und bewiesen, dass diese Technologie wegweisend ist.

ÜBERLEGENE TECHNOLOGIE

In der Bioenergiefassade wird das Sonnenlicht genutzt, um mit einer Konversionseffizienz von 38 Prozent des eingestrahlten Lichts Wärme zu erzeugen. Gleichzeitig produziert sie mit achtprozentiger Effizienz Mikroalgen als Biomasse. Dadurch ist die Bioenergiefassade 46 Prozent leistungsfähiger als etablierte Systeme wie Photovoltaik und Solarthermie. Da die Mikroalgen einen wertvollen, hochpreisigen Rohstoff darstellen, erreicht die Bioenergiefassade eine höhere Wirtschaftlichkeit. Auch in der CO2-Bilanz ist sie etablierten Systemen überlegen, da beim Aufbau der Mikroalgen CO2 gebunden wird. «Mit der Bioenergiefassade steht eine patentierte und über lange Jahre bewährte Technologie zur Verfügung, die das aktuelle Mass der Dinge in Sachen grüne Energie ist. Seit 2013 bewährt sich diese Technologie im ‹Algenhaus› in Wilhelmsburg (D) und zeigt das ganze Potenzial von Bioenergiefassaden auf», erklärt Kerner. Dort werden 15Wohneinheiten auf 1600Quadratmetern durch die Fassadentechnologie mit Warmwasser und Heizung versorgt. Das Haus wurde im Rahmen der Internationalen Bauausstellung gebaut, die Bioenergiefassade ist seitdem kontinuierlich in Betrieb. Nach dem Erfolg sind weitere Projekte geplant.

TOP-ÖKOBILANZ FÖRDERT DAS PROJEKT

«Anders als konventionelle Fassadentypen weist die Bioenergiefassade bereits nach eineinhalb Jahren eine positive Ökobilanz auf», erklärt Hallas. Wegweisend ist, dass die gleichzeitige thermische und akustische Dämmung on top erfolgt, ohne zusätzlichen Ressourceneinsatz. Dies steht für Effizienz und Nachhaltigkeit.

Der Bioenergiefassade, die bei Gebäuden ab 500 Quadratmetern Fläche zum Einsatz kommen kann, sind nach oben keine Grenzen gesetzt. Es gilt sogar: Je grösser das Objekt, desto mehr Energie wird eingespart.

NICHTS DEM ZUFALL ÜBERLASSEN

«Die kostengünstige Wärme aus erneuerbarer Energie in Kombination mit der deutlichen Senkung von Betriebs- und Unterhaltungskosten sowie den positiven Aspekten wie der Förderung der Investitionen und der allgemeinen Wertsteigerung der Immobilie machen diese Partnerschaft perfekt», betont Hallas. Kerner ergänzt: «Wir wissen, dass hier Profis am Werk sind, die diese Gemeinschaft auf Augenhöhe mit uns tragen werden. Während andere über Nachhaltigkeit reden, setzen wir diese gemeinsam mit Primono um.»

WICHTIG FÜR DIE ZERTIFIZIERUNG

Bei der Zertifizierung spielen wichtige Komponenten mit. Transparente Planungs- und Baukosten in Kombination mit einem transparenten Bauteilkatalog und einer standardisierten Produktpalette werden in enger Kommunikation mit Energieberatungsbüros und dem Auditorium der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) abgestimmt.

Hallas ist vom Potenzial dieser Bioenergietechnologie überzeugt: «Unser Ziel ist es, eine breit gefächerte Übereinstimmung der Fachleute und der Gesellschaft zu erwirken. In Zukunft wird die Bioenergiefassade aus einer nachhaltigen Planung nicht mehr wegzudenken sein. Wir verstehen uns als Treiber einer nachhaltigen Immobilienwirtschaft, daher muss es unsere gemeinsame Aufgabe sein, Lösungen wie die Bioenergiefassade in der Immobilienwirtschaft zu etablieren.»

MARCUS WIESENHÖFER

ist Redaktor bei der Jensen Media GmbH.

www.primono-group.com

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