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Ein Meilenstein – das Klybeck Areal

Die Architekturstadt Basel kann hier ihre Stärken aufzeigen.

KANTON BASEL-STADT

Im Norden von Basel beginnt eine neue städtebauliche Zeitrechnung. Das Klybeck-Areal ist mit knapp 30 Hektaren nicht nur das grösste Transformationsareal in Basel. Es leistet zusammen mit der Hafen- und Stadtentwicklung am Klybeck- und Westquai einen zentralen Beitrag an das Freiraum- und Wohnangebot und für die Entwicklung des ganzen Kantons.

INTERVIEW MIT LUKAS OTT

Die Planungspartner Kanton Basel-Stadt, Swiss Life und Rhystadt haben im September 2022 gemeinsam mit Regierungspräsident Beat Jans und Regierungsrätin Esther Keller das Städtebauliche Leitbild klybeckplus präsentiert. Im folgenden Interview mit Lukas Ott, dem Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stad zeigen wir die Potenziale des neuen Stadtteils auf.

GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Herr Ott, welche Elemente im kürzlich veröffentlichten städtebaulichen Leitbild klybeckplus erachten Sie aus Ihrer Perspektive als besonders ambitioniert?

Lukas Ott: Besonders gelungen finde ich das Leitbild als Brückenschlag zwischen Rhein und Wiese. Es ist gewissermassen ein Zweistromland, indem wir hier einen neuen Stadtteil realisieren, mit wunderbaren Aussichten in alle Richtungen und der Möglichkeit, am Wasser Orte mit hoher Verweilqualität für alle zu schaffen.

Sie sind Mitglied der Projektleitung und der politischen Projektsteuerung für dieses nicht nur für Basel einmalige Entwicklungsareal. Wie ordnen Sie als enger Beteiligter dieses Jahrhundertprojekt ein?

Das Transformationsareal umfasst 32Hektar. Es soll Wohn- und Lebensraum für 8500Einwohner*innen und 7500Arbeitsplätze bieten. Diese Grösse erfordert neue Planungs-, Mitwirkungs- und Entwicklungsinstrumente, um alle Anspruchsgruppen, von den Investor*innen bis zu den Anwohner*innen, in einen anspruchsvollen Prozess einzubeziehen.

An welche Instrumente denken Sie speziell?

Das kürzlich vorgestellte städtebauliche Leitbild ist zweifellos eines dieser Instrumente. Das darauffolgende Quartierentwicklungskonzept wird nun der nächste Schritt sein, der das konkrete Vorgehen beschreibt, wie das Ziel eines lebendigen und nachhaltigen Stadtquartiers realisiert werden soll.

Können Sie mehr zu den Aufgaben und Zielen dieses Quartierentwicklungskonzepts sagen?

Dieses Konzept, das wir bei klybeckplus zum ersten Mal einsetzen, wird unter der Federführung der Kantons- und Stadtentwicklung zusammen mit den Investoren Rhystadt AG und Swisslife entstehen. Es wird das Vorgehen skizzieren, wie sich das heutige Klybeckareal zu einem lebendigen und nachhaltigen Stadtquartier entwickeln kann. Es soll das städtebauliche Leitbild ergänzen. Insbesondere soll es die Themen vertieft bearbeiten und das Vorgehen darlegen, wie eine etappenweise Entwicklung der Quartiere im Austausch mit allen relevanten Akteur*innen gestaltet werden kann.

«Der neue Stadtteil soll tatsächlich ein Leuchtturm der Innovation und des Klimaschutzes sein.»

Kehren wir zurück zum Leitbild: klybeckplus wird oft als städtebauliches Reallabor beschrieben. Sehen Sie im Leitbild die dafür erforderliche Offenheit und Raum für städtebauliche Experimente?

Entscheidend für klybeckplus ist, dass wir für Initiativen aus der Bevölkerung, der Kultur und der Wirtschaft offen sind. Städtebauliche Initiativen kann der Staat nicht alleine starten, aber er kann entscheidend dazu ermutigen und die Umsetzung unterstützen.

Wo sehen Sie die Reserve oder den Spielraum für die Chancen, Veränderungen und Herausforderungen von übermorgen?

Reserveland für Chancen und Unvorhergesehenes gibt es überall, so lange wie eine Nutzung noch nicht festgelegt ist. Dies ist ein Entwicklungsprozess, der transparent und ergebnisoffen verlaufen sollte. Gespannt bin ich vor allem auf die Beiträge der Architekturstadt Basel. Viele hiesige Büros – und nicht nur die bekannten – haben weltweit innovativ gebaut und an Wettbewerben teilgenommen. Ich gehe davon aus, dass sie hier ihr Bestes geben werden.

Die Kantons- und Stadtentwicklung ist unter anderem zuständig für die Wohnraumentwicklung in Basel. Wie lauten die diesbezüglichen Ziele für klybeckplus?

Es soll Wohnraum für alle entstehen – für alle Einkommenskategorien und Wohnformen, für Singles, Familien oder Wohngemeinschaften. Die Planungspartner haben sich bereits darauf geeinigt, dass mindestens 25Prozent des Wohnungsneubaus für gemeinnützige Organisationen reserviert ist. Insgesamt ein Drittel des gesamten Wohnungsvolumens soll preisgünstig sein. Dennoch soll auf eine hohe Baukultur Wert gelegt werden, wozu nicht nur eine hochwertige Architektur, sondern auch ein lebendiges Wohnumfeld und eine gute Durchmischung der Bevölkerung gehört.

klybeckplus soll neben allem anderen auch vorbildlich in Sachen Energieversorgung sein. Wie soll das erreicht werden?

Der neue Stadtteil soll tatsächlich ein Leuchtturm der Innovation und des Klimaschutzes sein. Der Grossteil der benötigten Energie soll im Quartier selbst produziert werden, und zwar ohne fossile Brennstoffe. Sonne, Untergrund und der nahe Rhein sollen als Energiequellen genutzt werden. Im Verbund mit modernsten digitalen Technologien sollen intelligente Lösungen für das Energiemanagement zum Einsatz kommen, die das Quartier auch zur Smart City werden lassen.

Und welche Rolle wird die Kreislaufwirtschaft spielen? Die Wiederverwertung von Materialien ist aus ökologischen, ökonomischen und vermehrt auch strategischen, weltpoliti-

Klybeck – der Brückenschlag zwischen Rhein und Wiese.

Lukas Ott ist Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt.

schen Gründen das Gebot der Stunde. Das gilt auch für die Bauwirtschaft. Und zur Entstehung eines neuen Stadtquartiers gehört auch die entsprechende Kreislaufwirtschaft. Neubauten sollen aus recyclierten Baustoffen und gebrauchten Bauteilen entstehen, die möglichst auf dem Areal selbst anfallen. Zudem sollen nach Möglichkeit CO2-absorbierende Baustoffe wie Holz eingesetzt werden.

Können Sie zum Abschluss noch etwas zur Frei- und Grünraumversorgung des neuen Stadtteils sagen?

Ganz wesentlich scheint mir, dass nicht ein Quartier entsteht, das bis ins letzte Detail durchgeplant und bis auf den letzten Quadratmeter bebaut und versiegelt ist, wo es keinen Raum gibt, in dem sich Mensch und Natur frei entfalten können. Es braucht Parks, Grünflächen, Erholungszonen – für die Menschen, für die Natur, aber auch für das Klima. Basel ist Grünstadt und Schwammstadt – und will und muss es auch zukünftig sein.

Das sind alles sehr ambitionierte Zielsetzungen …

Ja, aber wo, wenn nicht in einem völlig neu entstehenden Quartier, können diese ambitionierten, aber keineswegs utopischen Ziele ganz sicher erreicht werden?

KANTON BASEL-STADT Kantons- und Stadtentwicklung Münzgasse 16 CH-4001 Basel Telefon +41 (0)61 267 42 30, Lukas.Ott@bs.ch

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