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Lieferketten- und Betriebsunterbruch
BALOISE VERSICHERUNG AG
Gegenseitige Abhängigkeit: Funktionierende Lieferketten sind das Grundgerüst der Geschäftstätigkeit nahezu jedes Unternehmens. Im Umkehrschluss kann der Unterbruch einer solchen Lieferkette den Betrieb einer Firma nachhaltig gefährden. Denn: Was passiert mit meinem Unternehmen, wenn mein Zulieferer benötigte Waren plötzlich nicht mehr liefern kann?
INTERVIEW MIT ALEX LUTZ VON FIONA EGLI
Das Reissen von Lieferketten kann in einer intensiv vernetzten Welt drastische Folgen haben.
Alex Lutz ist Leiter Sach-, Transport- und technische Versicherungen bei Baloise und erklärt im Interview, mit welchen Präventionsmassnahmen Unternehmen die Auswirkungen eines Lieferkettenunterbruchs abschwächen können und welche Versicherungslösungen im Falle eines Betriebsunterbruchs finanzielle Absicherung bieten.
GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Alex Lutz, in letzter Zeit liest man in den Medien vermehrt von Lieferkettenunterbrüchen. Was genau ist darunter zu verstehen?
Alex Lutz: Ein Lieferkettenunterbruch lässt sich am ehesten als Ereignis definieren, das eine Aktivität oder einen Prozess unterbricht. Es handelt sich dabei meistens um eine Störung im Produktionsfluss oder in der An- beziehungsweise Auslieferung von Waren. Bildlich gesprochen kann man sich eine Maschine vorstellen, in der ein einzelnes Zahnrad plötzlich nicht mehr funktioniert und dadurch möglicherweise die ganze Maschine zum Stillstand bringt.
Grundsätzlich kann jedes Unternehmen – ob klein oder gross – von einem Lieferkettenunterbruch betroffen sein. Ein Szenario wäre beispielsweise, dass die lokale Bäckerei kein Brot mehr backen kann. Grund dafür ist ein Defekt am Backofen, der nicht behoben werden kann, weil die entsprechenden Ersatzteile auf dem Markt nur mit Verzögerung erhältlich sind. Vorstellbar ist auch die Unterbrechung einer Lieferkette in der Automobilindustrie: Kann ein Automobilzulieferer aufgrund einer Störung im Produktionswerk nicht liefern, steht unter Umständen die gesamte Automobilfertigung still. Dabei können finanzielle Ausfälle in Milliardenhöhe entstehen. Ein Lieferkettenunterbruch geht also meist mit einem Betriebsunterbruch einher – und dies in meinem eigenen Unternehmen und möglicherweise auch bei meinem Zulieferer beziehungsweise Abnehmer.
Mit welchen Präventionsmassnahmen können Unternehmen einem Lieferkettenunterbruch und einem damit verbundenen Betriebsunterbruch vorbeugen?
Die Ursachen für einen Lieferkettenunterbruch sind vielfältig und treten in den meisten Fällen unerwartet auf. Deshalb sind Risikoanalysen und entsprechende Notfallpläne für jedes Unternehmen unabdingbar. Das heisst, ein Unternehmen sollte sich, wenn immer möglich, diversifizieren und seine Geschäftstätigkeit nicht auf einen einzigen Zulieferer beziehungsweise Abnehmer stützen. Dies macht es möglich, auf Unregelmässigkeiten schneller zu reagieren und Geschäftsabläufe, wenn nötig, anzupassen. Zudem ist die Transparenz
Alex Lutz ist Leiter Sach-, Transport- und technische Versicherungen bei Baloise.
innerhalb des eigenen Liefernetzwerkes von grosser Bedeutung: Als Unternehmer*in muss ich meine Lieferanten und Abnehmer kennen und mir der Risiken, denen sie ausgesetzt sind, bewusst sein. Politische Unruhen, die fragile Baustatik eines Lagergebäudes – diese Risiken können ganz unterschiedlicher Art sein. Ich muss mir vergegenwärtigen, was diese Risiken für mein Unternehmen bedeuten, und mit meinen Partnern allenfalls ein Krisenmanagement etablieren, um im Ernstfall einen Betriebsunterbruch verhindern oder wenigstens minimieren zu können.
Gibt es Versicherungen, mit denen sich Unternehmen vor Lieferkettenunterbrüchen schützen können?
Unternehmen können sich mit einer Betriebsunterbrechungsversicherung vor Betriebsunterbrüchen schützen, die auf einen versicherten Sachschaden zurückzuführen sind. Konkret heisst das: Wenn in meinem Unternehmen ein Brand ausbricht, ist der entstandene Feuerschaden über meine Sachversicherung gedeckt, während die Betriebsunterbrechungsversicherung für meinen Umsatzverlust – welcher durch den Betriebsstillstand entstanden ist – aufkommt. Als Erweiterung zur Betriebsunterbrechungsversicherung gibt es eine Versicherung für Rückwirkungsschäden. Die Rückwirkungsschadenversicherung greift dann, wenn der eben erwähnte Brand nicht in meinem Betrieb ausgebrochen ist, sondern bei meinem direkten Zulieferer, und ich meine Produktion nicht mehr fortführen kann, weil meinem Unternehmen die notwendigen Bauteile fehlen. Die Rückwirkungsschadenversicherung übernimmt also meinen Umsatzverlust, den ich durch den bei meinem Zulieferer entstandenen Schaden erleide. Dasselbe gilt natürlich auch, wenn ein solcher Schaden bei meinem Hauptabnehmer auftritt. Grundsätzlich kann man festhalten, dass über die Betriebsunterbrechungs- und Rückwirkungsschadenversicherung die Schäden, welche in meiner eigenen Police versichert sind, auch bei meinem direkten Zulieferer beziehungsweise Abnehmer gedeckt sind. Nicht immer jedoch sind Lieferketten- und Betriebsunterbrüche auf versicherte Ereignisse zurückzuführen. Aktuell wird vermehrt über das Thema «Strommangellage» und drohende Blackouts gesprochen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um ein nicht versicherbares Ereignis.
Für welche Unternehmen eignet sich eine Betriebsunterbrechungsversicherung?
Grundsätzlich empfehle ich jedem Unternehmen, eine Versicherung gegen Betriebsunterbruch abzuschliessen. Denn diese schützt vor den finanziellen Folgen einer ungeplanten Störung des laufenden Betriebs. Die Versicherung übernimmt den Ertragsausfall, der auf den entstandenen Sachschaden zurückzuführen ist, um die Kosten für Löhne, Mieten, entgangene Gewinne sowie für Massnahmen, um den Betrieb wieder instand zu setzen, tragen zu können. Die Erfahrung zeigt: Rund 70Prozent der Unternehmen ohne Betriebsunterbrechungsversicherung überstehen beispielsweise einen grossen Feuerschaden in der Regel nicht. Sie sind drei bis vier Jahre nach dem Schadenfall insolvent, weil ihnen die finanziellen Mittel fehlen, um den Betrieb wieder zum Laufen zu bringen.
Wie sieht eine entsprechende Versicherungslösung von Baloise aus?
Um Firmen den bestmöglichen Versicherungsschutz zu bieten, haben wir die «Baloise KMU Geschäftsversicherung» entwickelt, die speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmen – insbesondere von KMU – ausgerichtet und als Komplettpaket zu verstehen ist. Diese Versicherung basiert auf einem «All Risks»-Deckungskonzept und kombiniert eine Sachversicherung mit einer Betriebsunterbrechungs- und Rückwirkungsschadenversicherung sowie Versicherungslösungen, die Schäden an Maschinen und IT-Anlagen decken.
BALOISE VERSICHERUNG AG
Aeschengraben 21 CH-4002 Basel at_kmu@baloise.ch