Open issue 11 (de)

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open:Schwerpunkt:ZeitDasProdirMagazinHEFT11,2022

Zeit ist auch nicht mehr das, was es mal war.

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Das Prodir Magazin OPEN NOSE Wow! derdasEllenaCélineüberFlüsternDüfte [S. OPEN4] MOVIE Zurück in die Zukunft in 5 Sekunden [S. OPEN9] AIR Wenn die Natur uns Steine in den Weg legt [S. 12] OPEN SLEEP Die Kraft Nickerchensdes [S. OPEN18] COMPOST Ein schonbraucht’sWurmgefühlbisschen [S. OPEN21] END Zeit ist Geld. Man kann es verplempern.denverschwensparen,stehlen,und [S. OPEN26] WORLD Reist dufliegstschonduodernoch? [S. 28] OPEN FACTORY Geht gibt’snicht,nicht [S. OPEN32] MIND Mein Leben als leiderkeineGesprächFürSchneckeeinwarZeit, [S. OPEN36] MEETING mehrSitzungenkeinehatSiegenthalerMarianneGlück: [S. 40] OPEN DIARY Marie Kondo für Gedanken [S. OPEN42] LAG Was bei Jetlag Das Leben ist ein ProfessorHerrPonyhof, [S. OPEN52] PENS BlickaufNeuheitenundSchreibgeräteeinen OPEN CONTENTS 1

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Das Prodir Magazin

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Mir fällt das schwer. Corona hat mein Zeitgefühl völlig durcheinandergebracht. Grund genug, genau darüber, über die Zeit, ein Heft zu machen. Wir haben mit Céline Ellena gesprochen, die Parfums kompo niert, deren Düfte sich mit der Zeit langsam zurückziehen, aber tief in unser Gedächtnis eindringen [S. 4], mit der Gründerin eines Start-ups, das Städtern eines gutes Wurmgefühl und ihren Abfällen eine fruchtbare Zukunft geben will [S. 21]. Herbert Genzmer schildert wie das Gleiche nach 40 Jahre alles andere als dasselbe und ein Leben ohne den Stress des Lebens ziemlich anstrengend ist [S. 52]. Auch Abenteurer kommen nicht zu kurz, sei es, dass man wie Boris Herrmann in 80 Tagen um die Welt segelt [S. 36] oder mit Claudio Visentin im Boom Supersonic die Schallmauer der Zeit durchbricht [S. 28]. Ich persönlich möchte Ihnen mein Lieblingstal im Tessin vorstellen, ein Ort, in dem die Zeit stillzustehen scheint [S. 12]. Ihnen eine gute Lesezeit! Und wenn Sie jemand bei der Lektüre stören sollte, folgen Sie dem Rat von Marianne Siegenthaler [S. 40] und schwänzen Sie einfach das Meeting, das gerade beginnt! Ihre Sally Maccan – Sales Manager Schweiz &OPENINGAOA

Das Prodir Magazin Liebe Lesende, haben Sie mal versucht, die Ereignisse der letzten 2 Jahre zeitlich einzuordnen?

Das Prodir Magazin Nichts extra, nichts zuviel dieDüfte,flüstern 4OPEN NOSE

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unseren Erinnerungen und auf unserer Haut verweilen. Und darüber, warum die besten Parfums vielleicht diejenigen sind, die uns nur zuflüstern und genau wissen, wann sie sich wieder zurückziehen sollten. Sie sprach mit uns von ihrem Zuhause in Spéradèces, Frankreich, aus – nur einen Steinwurf von Grasse entfernt, der Welthauptstadt des Parfums.

Text: Kyle Dugan 7' OPEN: Wie würden Sie Ihre Tätigkeit beschreiben?CÉLINE ELLENA: Ich komponiere Parfums. Das heisst, ich kreiere Düfte für Marken, ähnlich wie ein Romancier Romane schreibt oder ein Musiker Mu sik komponiert. Aber ich erzähle Ge schichten mit Düften. Und das bedeu tet, Emotionen zu vermitteln. Das, was uns berührt – in unseren Herzen, in unserem Blut, in unserem Bauch. Eine Geschichte anhand eines Duftes zu er zählen, ist der direkteste Weg, unsere Erinnerungen zu berühren und unsere Gefühle hervorzulocken, egal wie tief sie vergraben sind. Wie ein Maler seine Farben oder ein Musiker seine Noten verwende ich dazu Rohzutaten. Und in dem ich diese Zutaten mische, erschaffe ich einen Duft, der berührt und eine Geschichte erzählt.

Arbeiten Sie heute für ein bestimmtes Unternehmen?20Jahrelang war ich, wie die meisten Parfumeure, in grossen Unternehmen beschäftigt, von denen Sie noch nie et was gehört haben, die Düfte für bekann te Marken wie Unilever oder L'Oréal herstellen. Ich war von einem grossen Team von Marketing- und Vertriebsmit arbeitern und Assistenten umgeben und bin dabei fast nie den eigentlichen Kun den begegnet. Das hat mir sehr viel Freude gemacht. Und in einem solchen industriellen Umfeld entstehen die meisten der grossen Parfums. Aber jetzt bin ich seit zehn Jahren als unabhängige Parfumeurin tätig. Ich habe eine kleine Manufaktur und mache alles selbst: Ich recherchiere intensiv, entwickle die Re zepturen, dosiere die Ingredienzen und verschicke die Proben an die Kunden –die Markenunternehmen – die sich im nahe gelegenen Grasse, in Paris, in Ko rea oder in China befinden.

Spéracèdes – France 43°39'N 6°52'E Das Prodir Magazin

Das klingt nach einem behutsamen Prozess.Eintypisches Projekt kann zwischen einem und drei Jahren in Anspruch neh men – und die Covid-Beschränkungen, insbesondere in Asien, waren da nicht gerade hilfreich. Ich betreue beispiels weise ein Projekt, das ich im März 2020 eine Woche vor dem ersten Lockdown begonnen habe, und gerade eben erst hat mich dieser Kunde angerufen, um mir zu bestätigen, dass das Parfum end lich auf den Markt kommen wird.

Es ist schon komisch: Wenn Sie Erdbeere sagen, denke ich an den synthetischen Erdbeerduft in Süssigkeiten oder Erdbeersirup. Dasselbe gilt für Trauben -

Warum spielen Düfte eine so grosse Rolle beim Wecken von Erinnerungen? Ich bin kein Hirnforscher, aber die Nase ist unser primitivster Sinn, der eine di rekte Verbindung zum Gehirn herstellt. Die anderen Sinne durchlaufen grösse re Kreisläufe und überwinden dabei Hindernisse. Aber die Nase ist direkt mit den primitivsten Teilen unseres Ge hirns verbunden. Düfte werden nicht intellektualisiert, sie wirken unmittel bar. Bei Profis wie mir ist das jedoch an ders: Wenn ich etwas rieche, wird mein gesamtes Gehirn aktiviert, da ich mit Verbindungen, Imaginationskraft und Projektion arbeite. Ich kann mir einen Duft vorstellen, ohne ihn riechen zu müssen. Ihnen gelingt das vielleicht bei vertrauten Gerüchen wie dem von Erd beeren, aber das ist sehr begrenzt.

Céline Ellena spricht über den Einfluss der Düfte, die in

Apropos, Sie sind von Paris zurück in das Dorf gezogen, in dem Sie aufgewachsen sind. Wie hat sich dieser Umzug auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Das Prodir Magazin es ist der künstliche Traubengeruch in amerikanischer Traubenlimonade. Das ist ein interessantes Beispiel, denn diesen Weintraubengeruch, den Sie mei nen, gibt es in Frankreich überhaupt nicht. Ich kenne ihn, weil ich ein Parfum auf seiner Grundlage kreiert habe, und ich habe als Kind in Amerika gelebt. Aber für einen Franzosen wäre dieser Geruch bedeutungslos. Weintrauben, ja. Aber die Art und Weise, wie die „Traube“ in Amerika interpretiert wird, ist völlig anders als in Frankreich, Russland oder DasAsien.isteine dieser Kindheitserinnerungen.starkenJa.WenninFrankreich

Welche Art von Düften bevorzugen Sie bei Ihren Parfums?

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Wenn man etwas herausnehmen kann und die Struktur nicht zusammenbricht, war es von Anfang an unnötig, oder? Ganz genau. Und Sie müssen wieder von vorne beginnen. Nichts extra und nichts zu viel. Jedes Element sollte dazu da sein, die anderen zu unterstützen.

jemand mit mir über die Gerüche seiner Kindheit spricht, kann ich sagen, wo und wie er aufge wachsen ist. Dann weiss ich etwas über sein Leben und seinen Gesundheitszu stand. Das ist kulturell beeinflusst.

Ich habe meine Lieblingsweine – ich mag den Burgunder lieber als den Bordeaux. Aber Parfums sind der einzige Bereich, in dem ich keine Vorlieben haben darf. Ich arbeite für meine Kunden, und wenn man eine Vorliebe hat, schränkt man sich selbst ein. Am Ende wiederholt man im mer wieder die gleichen Dinge. Ich blei be neutral, offen, objektiv. Ich ziehe es vor, ein Schmetterling zu bleiben.

Ich habe meine frühe Kindheit und mei ne Ferien hier in Spéradèces verbracht, aber ich habe auch an vielen anderen Orten gelebt. Spéradèces ist nicht der Ort, an dem ich gross geworden bin. Als ich hierher zurückkam, um hier zu le ben, war es ein bisschen so wie mit ei nem Parfum, an das man sich nur vage erinnert, zu dem man aber keine Affini tät mehr hat. Ich musste lernen, hier zu leben. Inzwischen könnte ich aber nir gendwo anders mehr arbeiten. Hier in Spéradèces gibt es Frieden, Ruhe und Licht. Und ich bin in unmittelbarer Nähe zu Grasse.

Die historische Hauptstadt des Parfums. Das macht es wirklich einfacher. Ich wohne in der Nähe der Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, und kann mein Labor zu Fuss erreichen.

Wie viele verschiedene Inhaltsstoffe fliessen in einen neuen Duft ein, den Sie kreieren?Daskann man auf verschiedene Weise angehen. Mein Vater, der Parfumeur Jean-Claude Ellena, hat von einem Meis ter der früheren Generation, Edmond Roudnitska, gelernt, dass man einen Duft mit wenigen Inhaltsstoffen herstellen sollte. Man muss seine Zutaten sorgfäl tig auswählen und so verarbeiten, dass jede Zutat das Beste von sich entfalten kann. Es gibt ein Prinzip, das man rap port-d'odeur nennt. Das beschreibt die Art und Weise, wie jeder Inhaltsstoff quasi einen Pas de deux macht, wie er sich also mit einem anderen Duft ver mischt, ihn abstösst, anzieht, vervollstän digt oder überlagert. Das ist die Heraus forderung unseres Handwerks. Deshalb bedarf es jahrelanger Forschung. Und dem liegt die Vorstellung zugrunde, dass jede Zutat wichtig ist, und wenn man eine weglässt, fällt das Ganze in sich zu sammen. Ich beschreibe das mit einem Wort, das aus der Architektur stammt: tensegrity – es ist das Spannungsverhält nis, das eine Struktur zusammenhält.

Wenn in Frankreich jemand mit mir über die Gerüche seiner Kindheit spricht, kann ich genau sagen, wo und wie er aufgewachsen ist.

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Das wäre ein guter Fernsehspot! Das ist es, worauf es ankommt. Oder den ken Sie an ein Boot und die Spur, die es in seinem Kielwasser hinterlässt.

Was ist die ideale Sillage? Es gibt keine ideale Sillage, aber leider –das ist mein Eindruck – wollen viele Mar ken heute eine zu „grosse“ Sillage. Dann soll die Spur im Kielwasser nicht von ei nem Boot, sondern von einem mehrstö ckigen Kreuzfahrtschiff stammen.

Als ich das sagte, wur den ihre Augen ganz gross. „Ein Parfum muss duften!“ Aber ich finde, ein Par fum sollte sich erst zu erkennen geben, wenn man sich einer Person nähert. Es ist intim. Seit den Covid-Beschränkun gen haben die Menschen Düfte wieder entdeckt und schätzen gelernt, die leise sind, die intim sind, die beruhigen, die auch häuslich sind, die von deinem Part ner kommen, der vielleicht nicht weiss, wie man sich gut parfumiert, sondern nur ein klein wenig Duft aufträgt.

Das ist kein schönes Bild für ein Parfum! Als ich die Hausparfums für Hermés entwickelte, sagte ich denen immer, ich wolle Parfums kreieren, die flüstern. DieJa,flüstern?leiseParfums.

Die Dauer eines Duftes hat zwei Aspekte: Sillage und Persistenz.

Céline, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Prodir Magazin Wie lange sollte ein Parfum halten?

OPEN LINK Ellena Studio by Céline Ellena auf Instagram:YouTube:ellenanezenOPENNOTEKyleDuganlebtundarbeitetalsAutorundÜbersetzerinVarese,Italien.

Und die andere Eigenschaft – Persistenz? Persistenz bezeichnet die Zeit, die der Duft auf der Haut verweilt. Heute sind Parfums in Mode, die 24, 48 oder sogar 72 Stunden auf der Haut bleiben. Ich bevorzuge dagegen Parfums, die sich zu rückziehen, die Platz für die Haut lassen, für andere Dinge. Wenn man weiterhin den Duft des Parfums haben möchte, trägt man es einfach erneut auf. Ich mag Düfte, die die Sinne wecken, die Emoti onen wecken, die sich aber auch wieder vergessen lassen. Denn am Ende ist es die Persönlichkeit, die wirklich zählt.

Erzählen Sie mehr darüber. Die Sillage ist wie eine zarte Duftspur, die dir folgt, wo immer du hingehst. Das entlockt den Menschen ein „Wow!“ (Sie macht jemanden nach, der stehen bleibt und sich umdreht.)

Das Prodir Magazin OPEN

Die meisten Filme dauern zwischen 100 und 150 Minuten. Zu lange für die Macher von Shortology: Sie bringen Geschichten in wenigen Piktogrammen auf den Punkt. 5" Welcher Film ist das? Auflösung Seite 56.

9OPEN MOVIE

OPENInstagram:shortology.ith-57.comLINKSshortologyworldREAD Shortology H-57, Rizzoli, 2012 OPEN NOTE Hinter Shortology steht das Kreativstudio H-57. Über sich selbst sagen die Mai länder: Unsere Philosophie basiert auf einer schnörkello sen Vorgehensweise, die darauf abzielt, weniger Zeit in Besprechungen zu stecken und die freiwerdende Energie für konkrete Fakten zu ver info@h-57.comwenden. 56' in 5"

Kino im Schnelldurchlauf 1h

2' 10OPEN YEAR

Welcher Tag ist Herrheute,Mari?

OPEN danesemilano.comLINK 1 Das Prodir MorgenMagazinistheute schon gestern

Heute lässt sich beinahe an jedem Gerät der Wochentag ablesen, dennoch sind die von Enzo Mari für Danese Milano entworfenen Kalender zeitlose Designklassiker. Ihr analoger Charakter macht Zeit sinnlich erlebbar, jede Veränderung erfordert eine Bewegung, sie passiert nicht einfach. Mari fasziniert die Schönheit alltäglicher Gebrauchsgegenstände - das ist es, was wir an seiner Arbeit lieben.

3 2 1 Bilancia, 1959 2 Timor, 1967 3 Formosa, 1963 Das Prodir Magazin 11OPEN YEAR

„Die Preisträger der Global Vision Awards schaffen nachhaltige Lösungen in der gebauten Umwelt durch ihre Arbeit in den Bereichen Architektur, Stadtplanung,Infrastruktur,undmehr.” Travel + Leisure Bavona Schweiz

Es scheint eine vergessene Parallelwelt zu sein, in die man eintaucht, wenn man durch Foroglio, San Carlo oder Roseto wandert, drei der 12 Dörfer im Val Bavona, ein Tessiner Tal, das für seine Nachhaltigkeit mit dem Global Vision Award 2022 ausgezeichnet wurde, der prestigeträchtigen Auszeichnung des US-Magazins Travel + Leisure.

Val

Das Prodir SchöneMagazinSteine,in den Weg gelegt ZeitloseSteine

Text: Sally Maccan 3'

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Das Prodir Magazin 14OPEN AIR

Das Prodir Magazin 15OPEN AIR

Im Norden des Tessins, nur 80 km von Lugano entfernt, scheint die Zeit stillzustehen. Inmitten ausgedehnter, küh ler Kastanienwälder finden sich auf sieben Kilometern auf beiden Seiten des gleichnamigen Flusses kleine Dörfer, überragt von einem 110 Meter hohen Wasserfall und geprägt von steil aufragenden Felswänden. Die wilde Formation des Tals ist Ergebnis schwerer Erd- und Geröllrutsche. In Jahrhunderten haben die Menschen ihr Leben an die zer klüftete Landschaft angepasst. Mit einfachen Bauten unter den Felsen, sogenannten „splüi“, haben sich die Bewohner Unterstände geschaffen; über den Felsen, auch heute noch fester Bestandteil der Landschaft, sind geschützt vor den Ziegen kleine Gemüsegärten entstanden.

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Als in den 1950er Jahren auch hier Stromkabel verlegt wer den sollten, hielten die Bewohner elektrisches Licht für einen Luxus, auf den man eigentlich verzichten konnte. Weshalb man auch heute noch den Zauber dieser wilden Kulturlandschaft praktisch unverändert erleben kann: Die Steinhäuser sind nur in der Zeit von April und Oktober bewohnt, sie werden noch mit Kerzen beleuchtet und Energie wird ausschliesslich durch Sonnen- und Wasser kraft gewonnen. Das Handy? Einmal angekommen, werden Verbindungen nach draussen eher schwierig. Nicht nur technisch. Im Val Bavona sind die einzig wichtigen Verbindungen, die zu ei ner spektakulären Natur, zu einer Vergangenheit, die Ge genwart ist, und zu sich selbst, weit weg vom chaotischen Alltagsleben.

OPEN travelandleisure.comLINK

Das Prodir Magazin Die Nickerchen-Ökonomie

Text: Louise Thorn 4' Denis Moniote ist Mitbegründer eines in Brüssel ansässigen FinTech-Start-ups für Banken in Entwicklungsländern. Sein zehnköpfiges Team agiert komplett dezentral und so arbei tet er von zuhause aus. Jeden Tag schiebt Dennis zwischen seinen Zoom-Meetings und E-Mails, der Essenszubereitung für die Kinder, wenn sie von der Schule nach Hause kom men, und seinem täglichen Joggingprogramm ein Nicker chen ein. Oder vielleicht auch zwei.

oder genauer gesagt Mikro-Naps – wann und wo immer er sie braucht: in seinem Büro zuhause, in einem überfüllten Konferenzraum, am Flughafen. Und er betrachtet sich selbst als eine Art Napping-Experten.

„Ich habe schon während des Studiums damit begonnen, wenn ich für Prüfungen gelernt habe“, sagt Denis. „Zunächst allein, dann beim gemeinsamen Lernen mit Freunden.“ Er war erstaunt, wie intensiv seine Freunde lernten, hatte selbst aber oft das Gefühl, nicht mithalten zu können. In solchen Momenten schloss er seine Bücher, legte sich in eine Ecke und schlief. Heute, 20 Jahre später, macht er solche Naps –

„Ich wache oft mit einem Ruck auf und denke, ich hätte überhaupt nicht geschlafen, aber tatsächlich sind doch 13 oder 14 Minuten vergangen. Dann springt man am besten direkt auf und lässt sich nicht noch einmal in einen tieferen Schlaf zurückfallen.“ So verhindert man die so genannte Schlaftrunkenheit, eine Trägheit, die einen nach einem län geren Nickerchen überkommt. Denis stellt sich aber nie 18

OPEN SLEEP

„Wenn du unbedingt einschlafen willst“, sagt er, „wird genau das wahrscheinlich nicht passieren. Mein Ziel ist es einfach, mich auszuruhen, und ich schlafe fast immer ein.“ Sein täg licher Mikro-Nap kann zehn bis zwanzig Minuten dauern.

Der modernen Gesellschaft könnten zunehmend massive Schlafdefizite drohen. Aber sind acht Stunden pro Nacht wirklich der beste Weg, dieses Defizit abzubauen?

Ich leg mich jetzt malkurz ab

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Mikro-Naps, selbst wenn sie nur 10 Minuten dauern, kön nen sich unglaublich erholsam auf den Geist auswirken. Sie können die Kreativität anregen, wie die Power-Napper Al bert Einstein und Salvador Dalí behaupteten, oder zumin dest dabei helfen, den Wald trotz lauter Bäumen noch zu sehen. Wie Denis es beschreibt: „Ich vergesse meine Sorgen nicht, wenn ich ein Nickerchen mache. Aber es fühlt sich an, als hätte ich sie durch das Land der Träume getragen, weil meine Gedanken dort frei zirkulieren konnten. Das ist keine Magie, aber es hilft mir, ein Problem zu relativieren und ein wenig Abstand und Perspektive zu gewinnen.“ Wenn also Walkers 8-Stunden-Schlaf-Regel etwas ist, das Sie in Stress versetzt, sollten Sie sich der Kraft eines einfa chen Nickerchens anvertrauen. Das könnte alles sein, wovon Ihre Vorfahren geträumt haben.

So erschreckend Walkers Diagnose auch sein mag, so ein fach ist auch sein Rezept dagegen: Tun Sie alles dafür, jede Nacht acht Stunden Schlaf zu erhalten. Diese Empfehlung hat eine ganze Schlafindustrie auf den Plan gerufen, die Schlafmonitore, Augenmasken oder Verdunkelungsvorhän ge, Memory-Schaumstoffmatratzen und Apps anbietet, mit denen man stark reglementierte Schlafhygieneprotokolle einüben kann, indem man seinen Koffein- und Alkohol konsum, den Stress und die am Bildschirm verbrachte Zeit begrenzt. All diese Hilfsmittel zielen darauf ab, die Art von ungestörtem, hochwertigem Schlaf zu ermöglichen, den unsere Vorfahren jede Nacht genossen haben.

Aber haben sie das wirklich? Nicht jeder kann sich Walkers idealisierter Sicht auf den Schlaf anschliessen. Kritiker wei sen darauf hin, dass unsere Vorfahren – die ungeschützt draussen im Dreck schliefen und zwangsläufig auf der Hut vor menschlichen und tierischen Feinden sein mussten –von der Art von Schlaf, für die Walker plädiert, nicht ein mal träumen konnten. Ist Walkers 8-Stunden-Schlaf das Äquivalent zu kuscheligen Hausschuhen, einem warmen Bad, einer kalorienreichen Mahlzeit und einem Wochen ende auf dem Sofa mit Netflix? Mit anderen Worten: Ist es vielleicht eine Art von Komfort, den wir instinktiv suchen, der aber eigentlich eher schlecht für uns ist?

Das Prodir Magazin einen Wecker, es sei denn, es steht eine Besprechung unmit telbar bevor. In diesem Fall legt er sich sogar zehn Minuten vorher noch schlafen und stellt den Wecker so, dass er eine Minute vorher aufwacht, um sich bei Zoom einzuloggen. Von dieser Schlafdisziplin können wir alle etwas lernen. In den letzten Jahren wurden die kraftvollen Auswirkun gen des Schlafes in einer Vielzahl von Artikeln, Podcasts, Studien und Büchern hervorgehoben, vor allem in dem Werk Why We Sleep des Neurowissenschaftlers Matthew Walker. Walker zufolge ist der Schlaf von entscheidender Bedeutung für die Gedächtnisbildung, das Lernen und Heilungsvorgänge. Unser im Vergleich zu anderen Primaten reichlich ausgedehnter REM-Schlaf (Rapid-Eye-Move ment-Schlaf, in dem ein Grossteil unserer lebhaften Träume stattfindet) könnte dazu beigetragen haben, unsere sozio kulturelle Evolution zu fördern und uns die Möglichkeit eröffnet haben, die Nahrungskette zu dominieren und kom plexe Zivilisationen aufzubauen – und dabei unseren Schlaf völlig zu ruinieren. Denn laut Walker ist die schlechte Nachricht, dass elektri sches Licht, Bildschirme, die blaues Licht emittieren, Koffein und dicht gedrängte Arbeitszeiten unsere Fähigkeit beein trächtigen, die gleiche Menge und Qualität an Schlaf zu be kommen wie unsere vorindustriellen Vorfahren. Wir haben es mit einem kollektiven Schlafdefizit zu tun, das verhee rende persönliche und gesellschaftliche Folgen hat: mehr Herzkrankheiten, mehr Demenz und Alzheimer, mehr Ner vosität und Dopaminsucht sowie entsetzlich kostspielige Unfälle wie die Kernschmelze von Tschernobyl oder die Ölpest der Exxon Valdez.

Womit wir wieder beim Nickerchen wären. Nur wenige Säugetiere, darunter viele moderne erwachsene Menschen, versuchen, mit monophasischem Schlaf auszukommen, d. h. sie schlafen in nur einer einzigen langen Phase. Dagegen schlafen die meisten Tiere über den Tag verteilt in mehreren Phasen, das gilt übrigens bei den Menschen auch für Klein kinder und ältere Menschen. Bei erwachsenen Menschen tritt ein biologisch bedingter postprandialer (nach dem Es sen) Abfall der Aufmerksamkeit ein, der das zu bestätigen scheint, was Siesta-Kulturen seit Jahrtausenden wissen Möglicherweise sind wir eher für einen biphasischen Schlaf geschaffen: also nachts eine längere Schlafphase, der später am Tag ein Mittagsschläfchen folgt.

Während für den modernen Büroangestellten zunehmend Nap-Pods (Schlafkapseln), wie bei Google, Nap-Bars und sogar von Firmen mietbare Nap-Trucks zur Verfügung ste hen, ist es viel wichtiger, eine Fähigkeit zu entwickeln, die für Spitzensportler tätige Schlaftrainer als Sleepability be zeichnen – nämlich die Fähigkeit, unter grundlegenden Mindestbedingungen schnell einzuschlafen. Denis hat es geschafft, und seine Schlafroutine ist immer noch die glei che, die unsere Vorfahren wahrscheinlich schon kannten. Zunächst wählt er eine möglichst feste Unterlage, sei es das hart gepolsterte Sofa in seinem Büro zuhause, oder, wenn er gerade auf einen Flug nach Dakar wartet, ein schönes Plätzchen auf dem Flughafenboden – Hauptsache, er kann sich hinlegen. Er rollt seine Jacke zum Kissen zusammen, deckt sich leicht zu, schliesst die Augen und schläft.

OPEN MatthewREADWalker, Das grosse Buch vom Schlaf, 2018 20OPEN SLEEP

Das Prodir Magazin Müll wurmt! Mit der Hilfe hunderter glücklich zappelnder Würmer holt das Züricher Unternehmen WormUp die Kompostierung ins Text: Kyle Dugan 6' Dafürpostierung?Heimkom-brauchtʼseinbisschenWurmgefühl,mehrnicht. 21OPEN COMPOST

Die meisten Heimkompostierer sind aus Kunststoff, Eurer ist aus Keramik, warum? Wir wollen recyceln, wir wollen in natürlichen Kreis läufen leben und handeln. Darum suchten wir nach ei nem Produkt mit einer langen Lebenszeit. Wenn man es in seiner ursprünglichen Form benutzt, zerbricht Ke ramik für gewöhnlich nicht – immerhin finden wir noch heute Vasen aus griechischen und römischen Zeiten. Sie halten ewig und belasten die Umwelt nicht. Unser Pro dukt ist ziemlich stabil – manche Leute verwenden es auf ihrem Balkon sogar als Sitzgelegenheit. Sollte es trotzdem kaputtgehen, kann es ganz einfach recycelt werden. So schliesst sich ein Kreis.

Wann weiss man, dass man das Wurmgefühl hat? Es gibt ein paar Fragen, die ich immer stelle: Kochen Sie gern? Sind Sie leidenschaftlich, wenn es um Ihre Zimmerpflanzen geht? Wenn die Leute dann antwor ten: ‚Ich bin ein schrecklicher Koch, bei mir brennt so gar das Wasser an!‘ oder ‚Meine Pflanzen sterben und dann werfe ich sie weg!‘ … bin ich mir nicht mehr so si cher. Wenn Sie aber in der Küche gern etwas Neues ausprobieren und wissen, wie man seine Pflanzen ge deihen lässt, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie ein Wurmgefühl entwickeln können. Es geht uns um ein langsames Leben, das man behutsam angeht und nicht um Fast Food. Und am Ende kommt natürlich die Gret chenfrage: Widerstrebt es Ihnen, Würmer anzufassen?

Moment mal, man muss sie anfassen?

Mal abgesehen von der Lebensdauer, er sieht wirklich wie etwas aus, das man gern im Haus hat. Das war unser zweites grosses Ziel: Wir wollten, dass er schön ist, wirklich ansprechend, damit die Leute ihn nicht nur ansehen, sondern auch berühren wollen, wir wollen Kompost aus der Ekel-Ecke holen, wohin die meisten Menschen ihn normalerweise stecken. Mit unserem Pro dukt ist Kompost geruchsfrei, sieht gut aus und wird so zu etwas absolut Natürlichem. Darum geht es uns.

SARAH STEINER: Ursprünglich entstand die Idee aus der Frustration heraus, innerhalb einer Stadt organi schen Abfall nicht kompostieren zu können, wie es da mals in Zürich der Fall war. Mein Kollege und einer der Mitbegründer baute zu dieser Zeit auf einem sehr gros sen Balkon Tomaten an, und brauchte Kompost. Also suchten wir nach einer Möglichkeit, wie man in einer Stadtwohnung, also ohne Garten, kompostieren kann.

Man muss ein Gefühl dafür entwickeln – wir nennen es das Wurmgefühl. Um es zu entwickeln, muss man ge nau hinschauen und begreifen, wie das System funktio niert und was es braucht. Man muss sich der Natur nä hern und ein Auge für natürliche Prozesse entwickeln.

Du musst den Kompostierer in der Nähe haben, damit

Aber das stimmt wohl nicht immer?

Sarah Steiner sprach mit Open über das Schweizer Unternehmen, darüber, wie sich Kreise schliessen und über das Geheimnis erfolgreicher Wurm-Kompostierung.

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Haus. Mitbegründerin und Leiterin der Happiness-Abteilung

Das Prodir Magazin OPEN: Wie kamt Ihr darauf, die Kompostierung ins Haus zu holen?

Aber was ist mit den Würmern? Glaubst Du, die Leute wissen, auf was sie sich bei Wurm-Kompostierung einlassen?WennLeute noch nie im Leben kompostiert haben, er warten die meisten eine Maschine. Sie glauben, sie können immer wieder dieselbe Menge hineingeben und denken, wenn sie nur der Gebrauchsanweisung folgen, wird’s schon klappen.

Wenn sie bei Dir ankommen, können sie von all dem Geklapper beim Transport leicht gestresst sein. Viel leicht verstecken sie sich dann erstmal tief in der Erde – Du weisst ja, wenn Vögel auf Würmerjagd gehen, hört man auch immer diese Klopfgeräusche: Klick-Klack! Klick-Klack!

Das Prodir Magazin du häufig nachsehen kannst – wir empfehlen alle 2 bis 3 Tage – und man sollte keine Probleme damit haben, die Hand hineinzustecken, ein paar Würmer herauszuho len und sie sich anzusehen. Wie verhalten sie sich? Sind sie agil, bewegen sie sich? Normalerweise sollten sie irgendwo ganz oben und sichtbar sein.

Darum raten wir immer: Umsichtig sein und nicht zu viel füttern! Wie sensibel sind Würmer?

Diese Würmer scheinen ganz schön schlau zu sein. Darwin schrieb sein letztes Buch über Würmer. Er ver brachte Jahre damit, sie zu beobachten und mit ihnen zu experimentieren und dann verfasste er sein Buch.

Nach den Ergebnissen seiner Tests schrieb er ihnen so gar ein gewisses Mass an Intelligenz zu. Würmer sind einfach faszinierend – wir lernen jeden Tag ein bisschen mehr von ihnen.

Frische FertigerMittelreiferAbfälleKompostKompost OPEN wormup.chLINK 23OPEN COMPOST

Was wenn nicht? Heisst das, etwas stimmt nicht? Wenn die Bedingungen nicht gut sind, kann es zu einem Wurm-Exodus kommen. Ist es zum Beispiel zu trocken und zu warm, können die Würmer sterben, dann kom postieren sie sich selbst. Sie verschwinden einfach und das ist ein erheblicher Verlust und natürlich nicht schön. Oder wenn ihnen die Leute zu viel zu fressen geben, kann es ganz plötzlich sehr warm werden, denn dann arbeiten die Mikroorganismen zu schnell und verbrau chen allen Sauerstoff. Dadurch gerät das System aus dem Gleichgewicht, und die Würmer können sterben.

DS8 True Biotic Das Prodir Magazin Uns läuft die Zeit weg, nicht der Natur Die Natur kennt keinen Anfang und kein Ende 24OPEN CIRCLE

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Das Prodir Magazin

OPEN LINK Mehr erfahren: Die Gehäuse der True Biotic Schreibgeräte von Prodir sind die einzigen weltweit, die aus biobasierten und biologisch abbaubarem PHA gefertigt werden. Mikro organismen synthetisieren diese Biopolymererevolutionärenundbauen sie auch wieder ab, selbst in natürlichen Umgebungen wie Meer, Süsswasser und Boden. Damit alles im Kreislauf der Natur bleibt. Zertifiziert von TÜV Austria. Denn wir wollen Fische im Meer, keinen Müll.

BioticTrueQS40

ZeitverplempererZeitsparerund

Text: Herbert Genzmer

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Das Prodir Magazin Zeit ist Geld

Nach einer Studie der deutschen Firma Brainstream verbrin gen Frauen 76 Tage ihres Lebens damit, in ihren Handtaschen nach etwas zu suchen. Die automatische Taschenlampe (das Wort passte nie besser) der Firma soll dieses Gewühl ersparen, denn im hellen Tascheninneren findet frau nun alles sofort.

Aber die sozialen Umstände legen uns irgendwie ein Korsett an. Zeit bietet einen Rahmen, der erstmal für alle Menschen gleich ist – jeder hat pro Tag genau 24 Stunden Zeit. Aller dings kann natürlich nicht jeder diese Zeit gleichermassen selbstbestimmt Hatnutzen.Zeitwahrnehmung etwas mit unserem sich verändernden Metabolismus zu tun je älter man Wenigerwird?mit dem Metabolismus, son dern eher mit der Menge an Erinnerun gen, die im Laufe des Lebens angehäuft werden. Neues und Interessantes wird tendenziell als länger wahrgenommen. In jüngeren Jahren ist vieles neu und in teressant, daher scheint die Zeit gedehn ter als im Alter, wo vieles bekannt und Routine ist.

Das Gegenteil gilt für ein niedrigeres Do pamin-Level (bzw. eine Inaktivierung des D2-Rezeptors). Wie genau dieser Einfluss funktioniert, ist aber noch nicht klar.

Das Prodir Magazin OPEN: Herr Dr. Hass, nehmen wir gewonnene Zeit eigentlich als Gewinn wahr, den wir einsetzen und verwenden? Gibt es überhaupt einen „Zeitgewinn“ oder ist das eine Illusion?

Natürlich stellt sich die Frage, was sie dann mit all der Zeit – mit immerhin 1824 Stunden oder 109‘440 Minuten – tut. Oder anders: Ist es überhaupt wichtig, Zeit zu sparen und ist das ein Gewinn, der sinnvoll genutzt werden kann, oder neigen wir grundsätzlich dazu, Zeit zu verplempern, sie dem lieben Gott zu stehlen, wie der Volksmund schon seit dem Mittelalter sagt? Fragen an Dr. Joachim Hass, Professor für Methodenlehre an der SRH Hochschule in Heidelberg. Er beschäftigt sich mit Zeitwahrnehmung.

JOACHIM HASS: Diese Fragen kann ich eher aus meiner persönlichen Erfah rung beantworten. Aus meiner Sicht ist die Zeit vor allem dann ein Gewinn, wenn man ihr Verstreichen gar nicht be merkt, weil man mit einer angenehmen oder erfüllenden Tätigkeit beschäftigt ist. Jede Zeit, die für derartige Tätigkei ten freigehalten werden kann – sei es im Arbeitskontext oder in der Freizeit – ist ein Gewinn. Routinen können dabei hel fen, wenn sie langweiligere (und damit „zeitbewusstere“) Tätigkeiten schneller erledigen helfen. Kann man also Zeit verplempern? Verplemperte Zeit ist aus meiner Sicht Zeit, die weder für sinnvolle Tätigkeiten noch für genussvollen Müssiggang ge nutzt wird. Im schlimmsten Fall laviert man zwischen beidem hin und her, ohne eines von beidem richtig zu tun.

OPEN NOTE Dr. Joachim Hass ist Professor für Angewandte Psychologie an der Hochschule Heidelberg.

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Hat das Glückshormon Dopamin Einfluss auf Zeitwahrnehmung, sind positive Erlebnisse also weniger anhaltend und verbrauchen gefühlt weniger Zeit als negative oder ist es umgekehrt? Es ist inzwischen unbestritten, dass Do pamin Einfluss auf die Zeitwahrneh mung hat. Insbesondere lässt ein höheres Dopamin-Level (genauer: eine stärkere Aktivierung des D2-Dopaminrezeptors) die subjektive Zeit schneller verstreichen.

Ebenso wenig, wie dieser Effekt von Do pamin mit der Bewertung eines Ereignis ses als positiv oder negativ zusammen hängt. Es gibt solche Effekte, die sind aber eher komplex und widersprüchlich. Ich führe derzeit selbst Experimente zu diesem Phänomen durch. Ist es dann möglich, seine eigene Zeitwahrnehmung zu steuern, indem man sich z.B. darauf konzentriert? Nicht, dass ich wüsste, nein. Die Zeit wahrnehmung scheint sich vielmehr von selbst flexibel an die jeweils aktuellen Erfordernisse anzupassen. Herr Hass, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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Das Prodir Magazin Im Takt bleiben. So oder so Ankommen, bevor du losfliegst

Am 25. Juli 2000 kam es dann zum ver hängnisvollen Absturz des Air-France-Flu ges 4590, eine Verkettung unvorhersehbarer Ereignisse, beginnend mit einem unbedeu tenden Metallstück auf der Rollbahn, führte zur Katastrophe, die das Ende der Concorde und damit des internationalen Überschall flugs besiegelte. Auch der Versuch, den Ver

Das amerikanische Start-up Boom Supersonic will abermals die Schallmauer der Zeit durchbrechen, ab 2025 wird das Unternehmen in North Carolina als ersten Schritt in Richtung einer „Überschall-Renaissance“ die Overture, ein Überschallflugzeug der nächsten Generation bauen. 2029 soll die Overture dann den kommerziellen Flugverkehr zwischen Nordamerika und Europa aufnehmen.

Die Aérospatiale-BAC Concorde, das ehe malige Flaggschiff der französisch-engli schen Luftfahrt, halbierte ab 1976 über ein Vierteljahrhundert lang die Reisezeit auf der Strecke Paris oder London – New York und reduzierte sie auf dreieinhalb Stunden.

Im November 1986 absolvierte die Con corde einen Rundflug um die Welt in nur dreissig Stunden. Mit über zweitausend km/h, also mit fast zweifacher Schallge schwindigkeit, lag die Fluggeschwindigkeit der Concorde über doppelt so hoch wie die der Konkurrenten, sodass es beim Überho len anderer Flugzeuge schien, als würden diese rückwärts fliegen. Bei Flügen gen Westen lag dank der Magie der Zeitzonen die Ankunftszeit vor der Abflugzeit. Da mals prägte man den griffigen Werbeslogan „Arrive before you leave“.

Text: Claudio Visentin

Foto Overture: Copyright © 2022 Boom Supersonic 7'

Das Prodir Magazin 29OPEN WORLD

Das Prodir Magazin 30OPEN WORLD

Im Takt zu bleiben hat nichts mit Geschwindigkeit oder Langsamkeit zu tun.

währt ewig, und so stellt sich heute eine neue Generation von Flugzeug bauern der Herausforderung. Die neue Overture hat die stromlinienförmige Form ihrer berühmten Vorgängerin übernommen, ist aber mit etwa 70 Sitzplätzen kleiner, die Flüge werden kostengünstiger, man fliegt zum Preis einer normalen Business Class und vor allem emissionsfrei und damit um weltfreundlich – unabdingbare Vorausset zungen in Zeiten des Klimawandels. Wie ihre berühmte Vorgängerin fliegt auch die Overture wieder in zwanzig Kilometern Höhe, über sich den dunklen Weltraum und unter sich die Krümmung der Erde.

Die Reisezeit bestimmt die Grenzen unse res Lebensraums. Liegen nur drei Stunden zwischen den beiden Seiten des Atlantiks,

Abervorbei.nichts

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Das Prodir Magazin OPEN lehrt Geschichte des Tourismus an der Università della Svizzera Italiana, Lugano.

ändert sich vor allem die Arbeitswelt. Die Routen Paris oder London – New York wa ren in dieser Hinsicht schon immer von entscheidender Bedeutung. In den späten 1920er Jahren, als Telegraf und Radio be reits sofortige Kommunikation ermöglich ten, benötigten Ozeandampfer für die Überfahrt je nach Seegang immerhin noch vier bis fünf Tage. Aus diesem Grund wurde zweihundert Meilen vor der amerikani schen Küste von dem Dampfer „Île de France“ ausgehend ein kleines Flugzeug mit einer Katapultanlage gestartet, um Post und Geschäftsleute schneller nach New York zu bringen. Sicher, es geht um Arbeit, aber eben auch um Liebe, Familie und Frei zeit, und schnelleres Reisen bedeutet neue Möglichkeiten, neue Interessen, neue Lie ben. Und wie sieht es mit dem vielgerühm ten langsamen Reisen aus? Es erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit und ein zügiger Schritt, zwischen drei und fünf Ki lometern pro Stunde, entspricht nach wie vor unserer natürlichen und perfekt auf unsere Sinne und Gedanken abgestimmten DochGeschwindigkeit.beialldem geht es heute weder um eine nostalgische Rückkehr in die Vergan genheit noch um die Hinwendung zu einer hypertechnologischen Zukunft, es geht dar um zu lernen, mit einer Welt unterschiedli cher Geschwindigkeiten umzugehen, ohne als selbstverständlich vorauszusetzen, dass das Schnellste immer das Beste für uns ist.

kehr mit verbesserten Maschinenteilen wieder aufzunehmen, scheiterte und mit ihrem letzten Flug von London nach New York im Juni 2003 wurde die Concorde stillgelegt, das Vertrauen in Überschallflü ge war erloschen, ausserdem sei sie, so die gängige Kritik, zu teuer, zu unbequem, zu umweltbelastend. Die Zeit der Concorde war

eingesperrt, nicht für zwei Jahre wie wir! Somit ist es nur allzu verständlich, dass wir so bald wie möglich und sozusagen mit Überschallgeschwindigkeit wieder verrei sen wollen.

Im Takt zu bleiben hat nichts mit Geschwin digkeit oder Langsamkeit zu tun. Das ist Musikern und Fechtern wohlbekannt, die es meisterhaft verstehen, sich für das per fekte Tempo einer Musikpassage oder eines Fechthiebs zu entscheiden.

In den letzten Jahren wurde unser Bewe gungsspielraum durch Vorsichtsmassnah men erheblich eingeschränkt. Gleichzeitig schien sich die Zeit nahezu grenzenlos aus zudehnen, da wir viele unserer üblichen Aktivitäten einstellen mussten. Monatelang waren wir wie Gefangene auf engstem Raum eingesperrt und weite Reisen wurden zum unerfüllbaren Traum. All das ist nicht neu, geht man in frühere Zeitalter, so fand eine der berühmtesten Reisen 1794 in ei nem Zimmer statt, als François-Xavier de Maistre, ein junger Offizier des Königreichs Savoyen, nach einem Duell mit einem Riva len zu zweiundvierzig Tagen Hausarrest verurteilt wurde. Unter diesen widrigen Umständen unternahm De Maistre seine Reise um mein Zimmer und erzählte aus schliesslich inspiriert von Fantasie und Iro nie: „Wagen Sie es, mich auf meiner Reise zu begleiten! Wir werden in kleinen Tages reisen spazieren gehen und während des Weges über Reisende lachen, die Rom und Paris gesehen haben – kein Hindernis kann uns aufhalten. Und indem wir uns fröhlich unserer Fantasie hingeben, werden wir ihr folgen, wohin es ihr gefällt, uns zu führen.“ De Maistre war nur für anderthalb Monate

ClaudioNOTEVisentin

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2022 Das Prodir MenschenMagazinbeiProdirAlle haben gesagt, das geht nicht. Da kam Eric, der wusste das zwar, hat’s aber trotzdem gemacht.

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IM UNTERNEHMEN Seit 8 Jahren 2' 32OPEN FACTORY

Eric Rogora (51) ist im Prodir Werk im Schweizerischen Novazzano für Spritzgussformen und Werkzeugbau verant wortlich. Er hat massgeblich dazu beigetragen, dass es erstmals gelungen ist, das Gehäuse eines Schreibgeräts aus natürlichen Polyhydroxyalkanoaten (PHA) zu spritzen. Ein revolutionäres Material, das auch in der Natur schnell und rückstandslos biologisch abgebaut wird. Damit das gelang, mussten in zahllosen Tests immer wieder feinste Anpassun gen vorgenommen werden, oft bis spät in die Nacht. Die einfachen Sachen, sagt Eric, überlassen wir den anderen. Der QS40 True Biotic wurde für seine innovative Kombination aus einzigartiger Nachhaltigkeit und hochwertigem Design mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem renommierten iF Award 2022. Eric Rogora POSITION Moulds, Tooling Equipment Manager

Das Prodir Magazin 33OPEN FACTORY

da in der Abteilung Kommunikation und Marketing angesammelt hat, Dinge wie Daten-Driven. Text: Eckhard Sohns 5' 34OPEN MIND

Mein Leben Schneckeals jetzt mal all sich

Ich lüfte

mein Hirn und vertreibe

das, was

Das Prodir Magazin Will ich das?

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Wäre es nicht spannender, wenn man uns ernst nähme und nicht einnähme wie ein Target? Für diese Wunschkommunikation, die vieles ist, nur nicht Data-Driven, findet mein lüftendes Hirn spontan den Begriff Menschen-Driven. Dazu braucht es gar nicht viel. Wir müssen uns nur mal rauszoomen, zumindest mental, aus dem daten getriebenen Algorithmen-Universum, das sich selbst befeuert und Sie und mich nur wannmantingwiefolgtenichteineeherWillSchneckefer,chiefreundlichwardieausgebendesDatenspuren-hinterlassendes-und-Geld-alsEtwasbraucht:EineSchnecke,zeitlosewigeSpurenhinterlässt.FrüherdieseSchneckemaleinKunde,denmanKönignannte.AberdieMonarfielderdigitalenRevolutionzumOpderKönigistimExilodernurnocheineuntervielen.ichdas?AlsbekennenderNostalgikernicht.IchwünschemirmanchmalWeltzurück,indermanmirnochständigwieeinStalkerimSchattenundjedeSpur,dieichhinterlasse,einedigitaleMissMarplezumTargeundProfilingeinsetzt.EineZeit,alsnochdaraufbauenkonnte,irgendeinfachwiedervergessenzuwerden.

Aber heute gibt es kein Vergessen mehr, gnadenlos bleibt der Nachwelt jede gekauf te Tüte Hundefutter erhalten wie Stone Meinhenge.Traum neben dem Vergessen? Ich wünsche mir, dass Marken und Unterneh men, die mir etwas anbieten wollen, einen höflichen Abstand wahren, mir nicht überall auflauern, mich nicht überfordern, als sollte ich aus einem Feuerwehrschlauch trinken, nur weil ich gerade ein bisschen Durst habe. Diese endlose Beschleunigung, die vorgibt eine Reise zu sein, dabei aber nur rasend auf der Stelle tritt, ist auf Dauer zu anstrengend. Schenkt mir ein bisschen Ruhe, eine offene Langeweile, in der alles passieren kann und nichts entschieden ist. Etwas, das sich einfügt in mein Leben und nicht mich einfügt in ein Leben, dass nur so ist wie ihr es wahrnehmt. Beziehungen, die diesem Muster folgen, jeder Paartherapeut wird das bestätigen, sind toxisch auf Dauer.

Ich möchte am Ende des Tages nicht mehr erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass ich wie der zwei Stunden auf Instagram gesurft habe - und ich mich an nichts erinnere, ihr euch aber alles gemerkt habt, und ich keine Ahnung mehr habe, warum ich das, was ihr euch gemerkt habt, überhaupt angeschaut habe.

Wäre es nicht spannender, wenn man uns mal ernstnähme, statt einnähme wie ein militärisches Target?

Das Prodir Magazin Mit meinem Lüftungs-Versuch beame ich mich zurück in eine Zeit, in der mein On line-Laden für veganes Hundefutter mich und meine Bedürfnisse noch nicht besser kannte als ich mich selbst. Ich gebe zu, ich vermisse diese Zeit. Eine Welt ohne Daten spuren, in der mein Händler für Hundefutter noch auf persönliche Gespräche angewie sen war, um zu erfahren, was für einen Hund ich habe und was ich über die Welt denke, um daraus seine ebenso persönlichen wie professionellen Schlüsse für das richtige Hundefutter zu ziehen. Warum diese Nost algie? Erstens, weil es, um beim Hundefut ter zu bleiben, vielleicht noch ganz andere Hundefutter gibt, die alles sprengen, was ich bisher kannte und auf die kein Algorith mus der Welt bisher gekommen ist. Und zweitens, weil ich überrascht werden und nicht nur überall immer das wiederfinden möchte, was Algorithmen für mich halten, um mich dann so oft damit konfrontieren, bis ich selbst daran glaube, der zu sein, für den sie mich halten.

Da könnt ihr mich abholen, da könnt ihr mich überraschen, weil ich da noch nicht der bin, auf den mich eure Daten zusam mengeschrumpft haben. Mit dieser Wertig keit wären wir Menschen-Driven, nahe an den Menschen, auch wenn es nur um Hun defutter geht.

OPEN EckhardNOTESohns ist Chief Sales & Marketing Officer bei Prodir.

Das Prodir Magazin In 80 Tagen um die Welt - und nicht von Jules Verne 80 14:59:45TageStd. OPEN RACE 36

Am Ende belegte er mit 80 Tagen, 14 Stunden, 59 Minuten und 45 Sekunden den fünften Platz.

3' 37OPEN RACE

OPEN vendeeglobe.orgyannickbestaven.frborisherrmannracing.comLINKS

Wir hätten gern mit Boris Herrmann über Zeit gesprochen, aber er hatte keine Zeit.

Er war mit der Fertigstellung seines neuen Boots beschäftigt.

Das Prodir Magazin Am 8. November 2020 startete die Vendée Globe 2020/21 in Les Sables-d’Olonne. 80 Tage, 3 Stunden, 19 Minuten und 46 Sekunden später erreichte der Franzose Yannick Bestaven als erster das Ziel in Les Sables. Unter den 33 gestarteten Seglern war mit Boris Herrmann auch ein deutscher Teilnehmer. Gemeinsam mit anderen Seglern, darunter Bestaven, beteiligte sich Herrmann während des Rennens an einer Such- und Rettungsaktion für den schiffbrüchigen Kevin Escoffier. Alle Beteiligten erhielten für ihre Beteiligung Zeitgutschriften, Herrmann sechs Stunden, Bestaven zehn Stunden und 15 Minuten. Einen Tag vor der Ankunft in Les Sables rammte Herrmanns Yacht in der Bucht von Biscaya ein Fischerboot und wurde so schwer beschädigt, dass er nur mit reduzierter Geschwindigkeit den Zielhafen erreichen Zumkonnte.Zeitpunkt des Unfalls lag er auf dritter Position mit Chancen auf den Gesamtsieg. Die durch den Zwischenfall verlorene Zeit war nicht mehr aufzuholen.

Die Vendée Globe gilt als die härteste Einhandregatta der Welt. Sie führt über 24.000 Seemeilen durch gefährliche antarktische Gewässer einmal rund um den Globus. Start und Ziel ist die französische Atlantikküste.

Das Prodir Magazin

QSModelle

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Das Prodir AbfälleMagazinsindRohstoff OPEN LINK Mehr erfahren: Alle Prodir Schreibgeräte werden aus recyceltem Kunststoff gefertigt. Weisse und schwarze zu 100%, farbige zu 50%. Bei uns Standard. Ein Kreislauf kennt keinen Anfang und kein Ende DS Modelle 39OPEN CIRCLE

Gleich

Gesichtmirschläftdasein.

40OPEN MEETING

Das Prodir Magazin Mensa statt Meeting

Das Prodir Magazin Ich habe Glück. Seit ich als freie Journalistin arbeite, bleibt mir manches erspart. Das Pendeln zum Beispiel. Ich stehe weder im Stau noch im Gang eines überfüllten Zugs. Was aber noch viel besser ist: Ich muss nicht mehr an Sitzungen teilnehmen. Natürlich habe ich auch Meetings oder Kon zeptgespräche mit meinen Auftraggebern. Aber da geht es ganz konkret um ein Interview, eine Reportage oder einen Artikel. In der Regel findet ein solches Arbeitstreffen mit maximal drei Leuten statt und ist rätzfätz wieder vorbei, sobald alles besprochen ist. Aber ich kann mich gut an die Zeit erinnern, als ich noch angestellt war. Da gab es kein Entrinnen. Morgensitzung, Wochensitzung, Briefing-Sit zung, Debriefing-Sitzung – als was auch immer das Treffen der ganzen Abteilung inklusive Chef oder Chefin bezeich net wurde, es lief immer in etwa gleich. Und zwar so: Wichtigtuer und Worthülsen Die ganze Truppe trifft sich mehr oder weniger pünktlich in einem viel zu kleinen, stickigen Konferenzzimmer, setzt sich rund um den Tisch und wartet erst mal ab. Irgendje mand kommt nämlich immer zu spät. Mr. oder Mrs. Wich tig musste grad noch schnell die Welt retten. Oder ist ein fach nur auf der Toilette gewesen, um die Frisur zu richten. Schliesslich sind alle da, und es geht endlich los. Und schon wird man vom einen Tischende mit Worthülsen bombar diert: Da ist die Rede von quick wins, auf die man proaktiv fokussieren muss, denn nur so wird die Kernkompetenz Core Value performed. Ein anderer Kollege nutzt die Ge legenheit, um sich mit geklauten Ideen zu profilieren. Wer nicht mal das schafft, langweilt die Runde mit seinem ra send-spannenden Privatleben. Manche sagen auch einfach gar nichts, spielen auf dem Handy rum, knabbern an den Fingernägeln oder schreiben To do-Listen. Nein, nicht für ihren Job. Sondern dass unbedingt noch Butter gekauft werden muss. Und Katzenfutter. Und dass ein Termin mit der Gynäkologin für die Jahreskontrolle fällig ist.

werden?Stehen

Nichts gegen den kreativen Austausch mit den Arbeitskolle-

OPEN MEETING

ginne und -kollegen. Aber Sitzungen sind häufig eine riesengrosse Zeitverschwendung, findet unsere Autorin.

Langeweile bis zum Wegdösen So ziehen sich Minuten zu Stunden in die Länge. Die Luft wird stickiger und stickiger. Und es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis der eine oder andere wegdöst. Was übri gens keine Seltenheit ist. Der Elektronikkonzern Sharp be fragte in einer Studie über 2000 Mitarbeiter verschiedener Unternehmen in Europa und kam zu dem Schluss, dass ei ner von zehn Mitarbeitern schon einmal in einer Sitzung eingeschlafen ist. Zehn Prozent dachten sich einen Grund aus, um den Raum frühzeitig verlassen zu können. Wen wundert’s da, dass gemäss einer Untersuchung der Unter nehmensberatung Bain & Company über 50 Prozent aller Sitzungen von ihren Teilnehmern als überflüssig beurteilt

OPEN MariannaNOTESiegenthaler lebt als freie Autorin in Uetikon am See.41

Amazon-Chef Jeff Bezos hat eine ganz besondere Methode gegen das endlose Geschwafel entwickelt: Silent Start. Da wird erst mal bis zu einer halben Stunde lang geschwiegen. Aber nicht gedöst. Nein. Die Zeit soll genutzt werden, um die Sitzungsunterlagen zu lesen oder sich auf die nachfol genden Diskussionen vorzubereiten.

Mensa statt Meeting Ob das wirklich was bringt, weiss ich nicht. Ich bin jeden falls froh, dass mir die 25 Stunden Meetings pro Monat er spart bleiben, die gemäss der Sharp-Studie als ineffektiv empfunden werden. Ist doch viel Zeit, die man besser nut zen kann. Zum Arbeiten beispielsweise. Oder für einen Spaziergang. Oder zum gemeinsamen Mittagessen mit den Kolleginnen und Kollegen. Das soll gemäss einer Studie der Cornell University nicht nur das Teamwork verbessern, sondern auch allgemein die Arbeitsleistung steigern. Also so gesehen, ist die Mensa jedem Meeting vorzuziehen. Bon app!

Gemäss obiger Studie verbringen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen rund 15 Prozent ihrer Zeit in Sitzungen – Tendenz steigend. Ein paar findige Köpfe ha ben sich da allerlei ausgedacht, um diese Zeitverschwen dung zu minimieren. „Stehungen“ zum Beispiel, also Mee tings im Stehen. Diese dauern etwa einen Drittel weniger lang und verhindern zuverlässig, dass jemand einschläft.

Text: Marianna Siegenthaler 6'

oder schweigen

Führen Sie Tagebuch? Wenn Sie jemanden fragen, warum er das macht, wird er Ihnen wahrscheinlich einige positiv klingende Beweggründe dafür nennen. Das Tagebuchschreiben, wie ich es die meiste Zeit meines Erwachsenenlebens tue, ist eine tägliche Schreibpraxis, die hilft, über das Chaos und das Wunder jedes einzelnen Tages nachzudenken. Dabei lässt man den Tag gedanklich noch einmal Revue passieren und ordnet ein, wählt aus und schreibt über die Ereignisse oder Gefühle, die wichtig sind. Das hinterlässt eine ähnliche Text: Javier Alma 5'

Was man Ihnen über das Schreiben einesverschweigtTagebuchs

42OPEN DIARY

Das Prodir Magazin Marie Kondo für die Gedanken

Das Prodir Magazin 43OPEN DIARY

„Habe heute Müll aufgesammelt!“ Like, like, like. „Habe einen Schokoladenkuchen gebacken!“ Gefällt mir. Gefällt mir. Gefällt mir. „Hier ist meine Katze!“ LOVE. Aber ein Tagebuch – und damit ist kein Blog gemeint, sondern ein gutes, altmodisches Tagebuch – ist persönlich. Die Beloh nungen sind durchweg persönlich, und sie bringen einem kein „Gefällt mir“, „Teilen“ oder „Folgen“ ein.

OPEN LINKS Gute Notizbücher gibt’s bei mishmash.pt Die passenden Schreibgeräte

Auch wenn ich nicht zurückblicke und alles, was ich je ge schrieben habe, noch einmal lese, ist das Führen eines Ta gebuchs Tag für Tag, Jahr für Jahr eine bereichernde und lohnende Erfahrung. Aber es eignet sich sicher nicht für jeden, egal was andere dazu sagen. oder einem aufgeräumten Haus ausklingen (in meinem Fall allerdings in wesentlich kürzerer Zeit, was Ihnen einleuchten würde, wenn Sie mein Haus ist eine Art Marie Kondo-Aufräumprogramm zum Tagesende für den Kopf.

Das Prodir Magazin Vielleicht wird auch jemand sagen, dass ein Tagebuch hilft, sich zu erinnern. Als ich jung war, dachte ich tatsächlich, ich würde mich an alles Wichtige im Leben erinnern. Als meine Freunde in der Highschool Geld für Kameras und Filme ausgaben, fragten sie: „Fotografierst du nicht?“ „Nein“, antwortete ich ihnen. „Ich will mich erinnern.“ Ich habe es tatsächlich so gesagt und das Wort zur Betonung in die Länge gezogen. Natürlich wurde mir dann mit Anfang zwanzig klar, dass ich mich nicht nur nicht an alles, son dern nur an sehr wenig erinnern konnte und sich meine Kindheit bereits in den Nebel der Vergangenheit zurück zog. Das galt, bis meine Freunde anfingen, mich auf Face book mit ihren eingescannten alten Kamerafilmen zu er innern. Aber selbst dann hilft das Schreiben eines Tagebuchs, sich an mehr zu erinnern als nur an das Lä cheln, das man für die Kamera aufgesetzt hat. Das Be wusstsein ist ein tägliches Schlachtfeld, und der Verstand ist erbarmungslos effizient bei der Triage – dem Sichten, Erkennen und Einordnen nach Wichtigkeit – und der Ent scheidung, nützliche Erinnerungen zu speichern, während die kleinen, ungewöhnlichen Details in die Vergessenheit verbannt werden. Aber natürlich sind es oft gerade diese kleinen Details, die das Leben interessant machen, und in Ihrem Tagebuch können Sie sie zusammen mit all Ihren aktuellen Gefühlen und gedanklichen Auseinandersetzun gen mit sich selbst, die sich in einem Schnappschuss nie zeigen, festhalten.

Man könnte viele weitere Vorteile des Tagebuchschreibens aufzählen. Es beruhigt, hilft zu entspannen und rückt die Dinge ins rechte Licht. Und wenn man gerade etwas Neues lernt, auf ein Ziel hin arbeitet oder sich auf einen bestimm ten Weg begeben hat, kann ein Tagebuch dabei helfen, Fortschritte zu erkennen. Vielleicht wird man Ihnen sogar davon erzählen, dass man dadurch seine Schreibkompe tenzen grundsätzlich verbessern kann oder lernt, Gedan ken gegenüber Freunden, Familie und Kollegen besser zu Aberformulieren.alleswird

man Ihnen nicht über das Tagebuchschrei ben verraten. Das Wichtigste, was keiner erwähnen wird, ist, dass man einen strapazierfähigen Magen braucht –nämlich um das, was man geschrieben hat, ein, zwei oder zehn Jahre später noch einmal zu lesen und zu verdauen. Dinge, die damals so ernsthaft erschienen, entpuppten sich im Nachhinein als lächerlich. Dinge, von denen man dachte, sie würden den Lauf des Lebens verändern, hatten kaum Auswirkungen. Es ist, als steckte man in einem end losen Facebook-Feed mit schauderhaften Rührseligkeiten, peinlichen, veralteten Klamotten und Tagen fest, an denen alles schief geht. Trotz all der guten Dinge, die das Schrei ben eines Tagebuchs bewirken kann, ist das, glaube ich, genau das, was die meisten Menschen davon abhält: der Mut, sich selbst im Spiegel zu betrachten, sein früheres Ich zu sehen und damit zu leben. Bevor die Menschen Schreib geräte erfanden, haben sie Vergangenes einfach vergessen. Und vielleicht ist das auch einfacher. Die andere Sache ist, dass es wirklich eine Plackerei sein kann. Wie alles, was man jeden Tag erledigen muss – von der Teilnahme an Teambesprechungen bis hin zum Joggen oder Gassigehen mit dem Hund, hat man manchmal ein fach keine Lust dazu. Wenn wir heutzutage nach Unter stützung suchen, wenden wir uns vielleicht an die sozialen Medien, aber es liegt in der Natur eines Tagebuchs, dass man damit nicht an die Öffentlichkeit gehen kann. Freun de posten auf Instagram, wie sie ihre Diäten und ihre Sportroutine einhalten. Aber: „Hey, ich habe gerade den 1103. Tag in Folge in mein Tagebuch geschrieben!“, sagt niemand. Wenn wir alles in den sozialen Medien posten, erwarten wir vielleicht jedes Mal, wenn wir etwas Gutes tun, einen kleinen Dopaminschub von der Community.

sehen würden). Es

Zufriedenheit wie zum Beispiel den Tag mit einem geordneten Schreibtisch

hier:44OPEN DIARY

zu lassen

Das Prodir Magazin Mood Pens Manchmal muss es etwas Besonderes sein schön.undgutEdel,Metall-Clip.DS5neueDer 45OPEN BOTTLE

DS5 Das Prodir Magazin Ganz schnell, bitte! Geht gestern noch? 46OPEN SPEED

47OPEN SPEED

OPEN LINK Mehr erfahren: Gestern geht nicht mehr, aber wenn Sie es eilig haben, gehen innerhalb von fünf Arbeitstagen nach Druckfrei gabe bis zu 5’000 DS3, DS5 oder DS8 an Sie raus. Fastlane. Die Überholspur für Ihre Schreibgeräte.

DS3 DS8 Das Prodir Magazin

JEDDAH AST (UTC +3) • 1:10 PM CAIRO EET (UTC +2) • 12:10 PM PARIS CEST (UTC +1) • 11:10 AM LONDON BST (UTC 0) • 10:10 AM Das Prodir Magazin Was bei Jetlag hilft Jeder Ort hat seine Zeit Jetlag ist der saure Apfel, in den man auf interkontinentalen Reisen beissen muss. Es gibt Methoden,verschiedenewieman dieser lästigen einfachentgegenwirkenZeitverschiebungkann,sindsiemeistnicht. Text: Stefano Bernasconi 6' 48OPEN LAG

EUCLA ACWST (UTC +8:45) • 6:55 PM PYONGYANG KST (UTC +8:30) • 6:40 PM BEIJING CST (UTC +8) • 6:10 PM BANGKOK ICT (UTC +7) • 5:10 PM YANGON MMT (UTC +6:30) • 4:40 PM DHAKA BST (UTC +6) • 4:10 PM KATHMANDU NPT (UTC +5:45) • 3:55 PM NEW DELHI IST (UTC +5:30) • 3:40 PM PKT (UTC +5) • 3:10 PM KABUL AFT (UTC +4:30) • 2:40 PM DUBAI GST (UTC +4) • 2:10 PM(UTC +3:30) • 1:40 PM

Auf einem Flug von Zürich nach New York zum Beispiel überfliegen wir sechs Zeitzonen und unser innerer Rhyth mus stimmt auf einmal nicht mehr mit den natürlichen, äusseren Zeitgebern wir Tag und Nacht überein. Auf unse rem Flug an die US-amerikanische Ostküste verschiebt sich also unser Zeitempfinden stark, denn was Morgen war, ist plötzlich Nacht. Allerdings leben wir in unserem Inneren weiterhin nach unserer gewohnten Zeit, und Ver dauung, Hormonausschüttung, Hungergefühl, Blutdruck, Körpertemperatur hinken am neuen Ort hinterher, und unser Körper straft uns ab für das, was wir ihm zumuten.

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KARACHI

Das Prodir Magazin

Als Faustregel gilt: pro Zeitzone ein Anpassungstag! Also fast eine Woche Durchhängen oder Unwohlsein nach der Ankunft in New York. Es gibt viele Empfehlungen und Hausmittel, wie man diesen Anpassungsprozess durch führen kann, vor allem aber sollte man die Zeitverschie bung vorwegnehmen und schon mehrere Tage vor der Ab reise in der neuen Zeitzone leben, d.h. später zu Bett gehen, Mahlzeiten nicht mehr nach der „Schweizer“ Uhr einnehmen, und auch Freizeit, Sport, Unterhaltung, Arbeit

Wir reisen viel und gern und bewegen uns ständig von Ort zu Ort. Vielfalt, Ablenkung, Fantasie, Veränderungen in Mode, Essen, Liebe und Landschaft, das ist Reisen, sagt Bruce Chatwin. In seiner Liste jedoch fehlt die veränderte Zeit an jedem Ort. Die einen nennen das lässig Zeitzonen hopping, für die anderen ist es Jetlag, das Durcheinander bringen nämlich unseres Bio-Rhythmus‘ und unserer Zeit empfindung, womit wir fertig werden müssen.

Aber Jetlag ist eigentlich eine relativ moderne Malaise, die man, will man sie nicht erleiden, durch einfaches, wenn 50OPEN LAG

NUKU'ALOFA TOT (UTC +13) • 11:10 PM CHATHAM ISLANDS CHAST (UTC +12:45) • 10:55 PM WELLINGTON NZST (UTC +12) • 10:10 PM NOUMÉA NCT (UTC +11) • 9:10 PM HONOLULU HST (UTC -10) • 0:10 AM MIDWAY ISLAND SST (UTC -11) • 11:10 PM DAY BEFORE BAKER ISLAND AoE (UTC -12) • 10:10 PM DAY BEFORE KIRITIMATI LINT (UTC +14) • 0:10 AM DAY AFTER Das Prodir Magazin (wenn möglich) nach der „New Yorker“ Uhr stattfinden lassen. Man soll Körper und Geist eindeutige Signale ge ben und dafür schon am alten Ort alle Uhren auf die neue Zeit umstellen, um schon vorweg in der neuen Zeit zu le ben, denn Jetlag ist auch eine Kopf- und nicht allein eine Körpersache, was auch bedeutet, am neuen Ort nicht ständig die alte Zeit abfragen: „Jetzt ist es in der Schweiz Mitternacht!“ Derartige Gedanken müssen verbannt wer den, will man all das erfolgreich angehen. Wieder andere schwören auf Homöopathie. CocculusGlobuli in den Potenzen D6 und D12, die gegen Reise krankheiten, wie Übelkeit auf Schiffen, in Autos oder Bussen eingesetzt werden, sollen auch gegen Jetlag hel fen. Wieder andere halten dem entgegen, Homöopathie sei ohnehin Placebo-Medizin, wirke also hauptsächlich im Kopf und den könne man auch selbst überlisten.

LORD HOWE ISLAND LHST (UTC +10:30) • 8:40 PM SYDNEY AEST (UTC +10) • 8:10 PM ADELAIDE ACST (UTC +9:30) • 7:40 PM TOKYO JST (UTC +9) • 7:10 PM

Auf einen einfachen Nenner gebracht bedeutet all dies je doch: Wer kein Jetlag am Zielort erleiden will, muss sich sein individuelles Jetlag schon zu Hause bereiten, denn ganz ohne geht es nicht. Sie entscheiden! Entweder schon in Zürich bis 14 Uhr mittags schlafen und dann frühstü cken oder angekommen in New York um 17 Uhr zu Bett gehen und nach acht Stunden Schlaf um 1 Uhr aufwachen und Frühstückshunger verspüren. Man ist aus dem Tritt –so oder so.

ALLE

DENVER MDT (UTC -7) • 3:10 AM LOS ANGELES PDT (UTC -8) • 2:10 AMAKDTANCHORAGE(UTC-9)•1:10 AM MARQUESAS ISLANDS MART (UTC -9:30) • 0:40 AM SANTO DOMINGO AST (UTC -4) • 6:10 AM ST. JOHN’S NDT (UTC -3:30) • 6:40 AM NEW YORK EDT (UTC -5) • 5:10 AM CHICAGO CDT (UTC -6) • 4:10 AM AZORES AZOT (UTC -1) • 9:10 AM FERNANDO DE NORONHA FNT (UTC -2) • 8:10 AM RIO DE JANEIRO BRT (UTC -3) • 7:10 AM

AUF

Das Prodir Magazin 39 ZEITVERSCHIEBUNGEN EINEN BLICK auch unzeitgemässes, langsames Reisen vollkommen aus schalten kann. Schnelles Reisen wurde überhaupt schon immer angefeindet, als 1825 der erste Zug die 40 km vom englischen Stockton nach Darlington fuhr, verstarb an der Strecke ein Mann an Herzversagen, als er das eiserne Ross auf sich zurasen sah, und Wissenschaftler rieten damals, man solle in der Nähe der Bahnlinie keine Kühe halten, ihre Milch werde sauer durch die ungeheure Geschwindig keit von etwa 20 km/h, mit der der Zug an ihnen vorüber flitze. Doch auf einer langsamen Fahrt mit dem Schiff über den Atlantik erledigt sich die Zeitverschiebung auf der sechstägigen Reise ganz von allein – jeden Tag gehen wir eine Stunde zurück und kommen „zeitgemäss“ an. 51OPEN LAG

Zeit heilt alle Wunden, sagt der Volksmund. Das stimmt aber nicht, wenn sich durch den Lauf der Zeit Werte und Wahrnehmungen von Ereignissen verschieben und sich jener Spruch über die Zeit umkehrt, und Zeit möglicherweise beginnt, Wunden aufzureissen. Muss man also seine persönliche Zeitkapsel immer wieder öffnen und auf den neusten Stand bringen? Aber was tut das mit dem Inhalt, der am Ende nicht mehr die verstrichene Zeit konserviert, sondern sie dem jeweiligen Heute unterordnet?

Text: Herbert Genzmer

Das Prodir Magazin Leben - ohne den Stress am Leben zu sein

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Wie oft bringenSie aufZeitkapselIhredenneustenStand?

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Das Prodir Magazin Zum Beispiel Volker Schlöndorfs Film „Die Blechtrommel“ als Zeitkapsel aus dem Jahr 1979. Als ich diesen Film meinen US-ameri kanischen Studenten in meinem Filmkurs zeigte, lief eine neunzehnjährige Studentin plötzlich weinend aus dem Vorführraum und beschuldigte mich im Hinauslaufen lauthals, vorher keine Triggerwarnungen ge geben und sie damit unvorbereitet einem Film ausgesetzt zu haben, der abgesehen von viel zu viel Sex und Gewalt gegen Frau en, Kinderpornografie enthalte! Heulend klagte sie mich an, ich hätte sie warnen müssen, damit sie wenigstens vorher ein Xanax hätte nehmen können, um den Film und die darin ausgeübte sexuelle Gewalt er tragen zu können. Die Rede ist von der Stel le im Film, als Oskar mit Maria am Strand ist und Brausepulver aus ihren Handflächen und aus ihrem Bauchnabel leckt. Jetzt, tobte die Studentin weiter, müsse sie eine dop pelte Dosis Xanax nehmen und damit wäre sie mindestens zwei Tage nicht mehr in der Lage, am Unterricht teilzunehmen. Sie wer de, schrie sie, nicht über den Film arbeiten oder auch nur weiter nachdenken. All das teilte sie auch schriftlich dem Dekanat mit, denn ihre Kursnote dürfe nicht beeinflusst werden von der ihr angetanen Gewalt. Sie sei, schrieb sie, nicht nach Berlin gekom men, um in einem Kurs Kinderpornografie sehen zu müssen. Kurz darauf verliessen weitere Studenten die Filmvorführung und auch sie beschwerten sich beim Dekanat über die gewagt sexuellen Inhalte des Films und die Zumutung, dem unvorbereitet aus gesetzt gewesen zu sein. Als Folge dieser Vorgänge darf ich „Die Blechtrommel“ in meinen weiteren Filmkursen nicht mehr zeigen.Betreutes Leben Die StudentInnen forderten in ihrer Be schwerde, alle Filme im Kurs müssten mit Triggerwarnungen versehen sein, damit sie entscheiden könnten: Sehen oder nicht se hen. Seit etwa zwanzig Jahren ist diese Pra xis an US-amerikanische Universitäten zum Schutz ihrer Studenten und Studentinnen zur gängigen Praxis geworden. Lehrveran staltungen müssen um mögliche Traumata vor allem im Bereich von Gewalt, Hautfar be, Geschlecht oder Sexualität zu vermei den, mit Triggerwarnungen versehen wer den. Darum forderten meine StudentInnen einen Zensureingriff in eine Zeitkapsel, ei nen Film nämlich, der 43 Jahre alt ist. Der Anglist Ingo Berensmeyer schrieb in der FAZ, Wissenschaft benötige kein „betreutes Lesen“ und meinte damit, dass Triggerwar nungen für die akademische Beschäftigung mit literarischen Texten zu vermeiden seien. Ein Studium darf nicht zum Aufenthalt auf dem Ponyhof, zur Feier einer heilen Welt verkommen.Panikstörungen und Depressionen Nur als Fussnote: Xanax ist ein Medika ment aus der Gruppe der Benzodiazepine, das zur Behandlung von Angstzuständen, von Panikstörungen und Depressionen ein gesetzt wird. Unter US-amerikanischen Stu Triggerwarnungen versuchen, die Welt in Watte zu packen und die Konsumenten, Leser, Zuschauer, Museumsbesucher, Raucher etc. auf alles vorzubereiten, was sie unter Umständen nicht gern sehen, was sie irritieren, sie bedrücken oder in Panik versetzen könnte.

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OPEN HerbertNOTEGenzmer lebt als Schriftsteller, Übersetzer und Dozent in Tarragona und Berlin.

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Das Prodir Magazin denten hat es stark an Popularität gewon nen, es wirkt extrem schnell und wird als Verstärker für die Wirkung von Alkohol ge schätzt. Nebenwirkungen von Xanax sind Bewusstseinsveränderungen und Verlust der Urteilskraft. Ärzte bezeichnen den Gebrauch von Xanax an US-amerikanischen Universi täten heute oft als epidemisch. Welt in TriggerwarnungenWatte versuchen, die Welt in Watte oder moderner, in Luftpolsterfolie zu packen und die Konsumenten, Leser, Zu schauer, Museumsbesucher, Raucher etc. auf alles vorzubereiten, was sie unter Um ständen nicht gern sehen, was sie irritieren, sie bedrücken oder in Panik versetzen, was ihnen subjektiv schaden könnte. Auf der Grundlage von Triggerwarnungen wollen sie entscheiden, was sie tun, was sie nicht tun, ohne das, worüber sie entscheiden, ge sehen, gelesen, ertastet zu haben. Wie aber soll das gehen? Ganz abgesehen davon je doch darf Kunst ausser für den Transport weder in Watte noch in Luftpolster verpackt werden, denn das widerspricht ihrem inner sten Sinn. Kunst, also Filme, Literatur, Plas tiken, Gemälde, Musikstücke, Performances sollen ja gerade erschrecken, erstaunen, auf rütteln, entzücken oder sie soll (hauptsäch lich in früherer Zeit) unseren Herrgott eh ren, der am Kreuz starb, damit wir in den Himmel kommen. Dass da ein blutrünstiges Folterspektakel dargestellt wird, berührt gleichwohl kaum jemanden, und bei Jesus bildern mit Dornenkrone, Lanze in der Sei te oder mit Lendenschurz am Kreuz brüllt niemand nach Triggerwarnungen oder er leidet einen Heulkrampf.

Leben ohne Stress

Mit einer derartigen Einschätzung der Be völkerung als Vollidioten entledigt sich die Obrigkeit über Warnungen dieser Art in Wirklichkeit einer Haftung gegenüber möglichen Klagen. Eigentlich geht es, wie immer, ums liebe Geld und nicht ums Wohlergehen. Darum steht dort z.B. auf Bananen die Warnung, die Schale könne nicht mitgegessen werden. Und um ganz auf Nummer sicher zu gehen, steht da auch, dass die Bananen, die 2,99 $ das Kilo kos ten, gluten- und cholesterinfrei seien, wäh rend bei denen für 1,09 $ diese Angabe fehlt. Vollidioten eben!

Mit Triggerwarnungen also auf alles vorbe reitet und gegen alles und jedes gewappnet kann das Leben, wie es scheint, problemlos verlaufen, auch wenn alle Zeitkapseln am Ende wohl leer wären: Nicht sehen, was uns schaden könnte; nichts hören oder spüren, was nicht ins Weltbild passt. Die Gefühle werden durch die Vereinheitlichung der Welt normiert, die Welt wird gleichgeschal tet und das Leben in Watteverpackung ge gen jede Art von Unbill verbracht: Life –without the stress of living –, wie der Slogan aus dem Film von Adam McKay „Don’t Look Up” mit Leonardo DeCaprio und Jen nifer Lawrence lautet: „Leben – ohne den Stress am Leben zu sein“.

Der Hund in der Mikrowelle In den USA ist man an Derartiges gewöhnt, denn auf allen Dingen des täglichen Le bens steht oft mit geradezu absurd-genialer Detailfreude, was man damit machen kann und was nicht – Triggerwarnungen eben: Haarwasser nur in die Kopfhaut einmassie ren, nicht trinken; den Pistolenabzug nur abziehen, wenn die Waffe nicht gegen einen selbst oder eine andere Person (es sei denn einen Feind) gerichtet ist; nicht in einen Pool ohne Wasser springen; Fön nicht mit in die Wanne nehmen; gewaschene Hünd chen nicht in der Mikrowelle trocknen …

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Das Prodir Magazin Das Prodir Magazin Heft 11,

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IMPRESSUM Auflösung von Seite 9: Zurück in die Zukunft 1 (War nicht so schwer, oder?) 56

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