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Doris Ploner / Die Käsemacher

HEFT-THEMA ganz persönlich DIE FMCG-BRANCHE

Kaffee in der DNA

Mit Christina Meinl führt eine echte Meinl die Wiener Traditionsrösterei. Fast wäre aber alles ganz anders gekommen, erzählt sie uns im Interview, zunächst war da die Medizin und erst dann der Kaffee.

PRODUKT: Sie tragen einen in Wien großen Namen, sagen Sie uns dennoch bitte kurz, wer ist Christina Meinl?

Meinl: Ich wurde 1978 in Wien geboren. Habe medizinische Mikrobiologie und im Anschluss Medizin an der Universität Wien studiert. Mein besonderes Interesse galt immer der Infektiologie. Ein Fachgebiet, das ich auch im Wiener St. Anna Kinderspital weiterverfolgt habe. Dann musste ich eine Entscheidung treffen. Medizin oder Kaffee. Ich bin mit Kaffee aufgewachsen, dieser einzigartige Duft, diese Vielfalt an Aromen haben mich schon immer fasziniert. Kaffee vereint so viele Menschen auf der Welt. Es ist ein wunderbares und einzigartiges Getränk. Heute weiß ich, eigentlich war mein Weg vorbestimmt.

PRODUKT: Liegt Ihnen das Thema Kaffee also einfach in den Genen?

Meinl: Ja, so kann man das sagen. Ich stehe für Kaffee in der fünften Generation der Familie Julius Meinl. Kaffee ist in meiner DNA, ist meine Leidenschaft. Mein persönliches Anliegen ist es, die traditionsreiche Wiener Kaffeekultur mit neuen Entwicklungen am Kaffeemarkt zu verbinden. Eine Philosophie, die wir heute bereits bei Julius Meinl leben.

PRODUKT: Sie waren auch Präsidentin der Speciality Coffee Association und haben sich hier insbes. für mehr Nachhaltigkeit und Ethik eingesetzt. Welche Punkte sind für Sie hier persönlich die wichtigsten?

Meinl: Eine nachhaltige Verbesserung der Wertschöpfungskette muss von allen getragen werden: den Unternehmen, aber auch den Kaffeegenießer:innen. Nachhaltigkeit wird oft auf eine ressourcenschonende Produktion reduziert. Das ist wichtig, keine Frage, daran arbeiten wir, das zählt zu unseren höchsten Prioritäten. Es geht aber auch um ethische, menschliche, soziale Fragen, um Diversity entlang der Wertschöpfungskette. Hier besteht großer Bedarf für Veränderung. Kleinbäuer:innen brauchen unsere Unterstützung, aber auch die zahlreichen Frauen, für die der Kaffeeanbau Grundlage für ein selbstständiges und eigenbestimmtes Leben ist. Beispiele gibt es genug.

PRODUKT: Und welche dieser Punkte stehen bei Ihnen im Unternehmen ganz oben auf der To Do-Liste?

Meinl: Ich setze ganz klar auf beste Qualität und nachhaltige Herstellung. Wir forcieren den direkten und zertifizierten Einkauf sowie Projekte am Ursprung wie „Colombian Heritage“.

Christina Meinl und Thomas Meinl senior kürzlich bei der 160-Jahre-Feier des Unternehmens. Die Julius Meinl-Rösterei in Wien im 17. Bezirk – hier ist sie heute noch.

Christina Meinl schickt im Kaffeehaus schon mal eine Tasse zurück, wenn die Qualität nicht passt.

Wir haben zahlreiche Maßnahmen zur Reduktion von Ressourcen in Produktion und Logistik gesetzt. Wir arbeiten an Zero-Waste Konzepten. Unsere heimkompostierbaren Kaffeekapseln werden noch dieses Jahr auf den Markt kommen. Und das alles unter der Prämisse höchste Qualität anzubieten.

PRODUKT: Filter, Kapsel, Vollautomaten oder Siebträger – was benutzen Sie daheim? Und wie sieht Ihr ganz persönlicher Kaffeekonsum aus?

Meinl: Für mich beginnt mein Tag mit einer Tasse Kaffee und er endet damit. Dazwischen gibt es natürlich auch den einen oder anderen Kaffee. Ich liebe Kaffee in jeder Form. Nur bei der Qualität mache ich keine Kompromisse. Zu Hause, wenn es schnell gehen soll, einen Espresso aus dem Siebträger, oder, wenn mehr Zeit ist, gieße ich meinen Kaffee sehr gerne selbst auf oder die Frenchpress kommt zum Einsatz.

PRODUKT: Ihr Familienname ist auch Markenname – was bedeutet der Name für Sie ganz persönlich?

Meinl: Kompromisslose Qualität

PRODUKT: Wenn man Sie als Gast in einem Kaffeehaus hat, kann es dann passieren, dass Sie einen Kaffee zurückschicken, weil er nicht ordentlich zubereitet ist?

Meinl: Natürlich. Wenn ich den Kaffee nicht zurückschicke, nehme ich dem Gastronomen die Möglichkeit, sein Angebot zu verbessern. Und wie sagt ein Sprichwort so schön: „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Kaffee zu trinken.“

PRODUKT: Lieben Dank für das Gespräch! ks

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