Soziale Arbeit mit Fußballfans anhand der Projekte Fan-Projekt Berlin und Streetwork Wien

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Soziale Arbeit mit Fußballfans anhand der Projekte Fan-Projekt Berlin und Streetwork Wien

Martin Roßbacher

Diplomarbeit eingereicht zur Erlangung des Grades Magister(FH) für sozialwissenschaftliche Berufe an der Fachhochschule St. Pölten im Mai 2007

Erstbegutachterin: DSA Maga. Gertraud Pantucek Zweitbegutachter: FH-Prof. DSA Mag. Dr. Peter Pantucek


Abstract Soziale Arbeit mit Fußballfans gibt es in Deutschland und in Österreich seit fast 30 Jahren. In beiden Ländern entsprechen die Projekte dem Prinzip der aufsuchenden Jugendarbeit, allerdings gibt es unterschiedliche Ansätze und Ausprägungen in der präventiven Arbeit mit Fans. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich anhand der beiden Projekte Fan-Projekt Berlin und Streetwork Wien mit den unterschiedlichen Herangehensweisen, untersucht sie und stellt Vergleiche

an.

Neben

Jugendsozialarbeit,

kurzen

Fußball

und

Einführungen

zu

Fans,

Interviews

bilden

den

Themenbereichen mit

Fans

und

MitarbeiterInnen der beiden Projekte sowie die Analyse der Aufträge, Ziele und Methoden den Schwerpunkt der Arbeit. Ein kurzer Überblick hinsichtlich Genderaspekten bei Fußballfans, sowie der Sozialen Arbeit mit ihnen, wird des weiteren gegeben. Unterschiede gibt es vor allem hinsichtlich des Auftrags und der Ausrichtung der beiden Projekte. Das Fan-Projekt Berlin arbeitet verstärkt vermittelnd zwischen den Fans und den Fußballvereinen, was das Prinzip der Parteilichkeit der aufsuchenden Jugendarbeit relativiert. Es hat einen stärkeren Fokus auf Gruppenangebote und die Unterstützungen stehen zumeist in Zusammenhang mit dem Fußball. Streetwork Wien arbeitet mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus verschiedenen Szenen, Parteilichkeit ist ein wichtiges Prinzip. Die Unterstützungen haben einen stärkeren Fokus auf Einzelfallhilfe und richten sich an alle Problemlagen junger Fans.


Abstract Social work with football fans has existed in Germany and Austria for almost 30 years. In both countries scouting youth work is the principle behind both projects, but there are different approaches and characteristics to their preventive work with fans. This thesis deals with the differences of the projects ‚Fan-Projekt Berlin’ and ‚Streetwork Wien’, by researching and comparing the two projects. It contains short introductions about youth work, football, fans and the gender-specific issues of working with them. The main part of the thesis is formed by interviews with fans and social workers of both projects and by the analysis of the commissioned projects, their goals and methods. There are differences mainly in the commissioning and in the direction of the two projects. ‚Fan-Projekt Berlin’ works as a mediator between the fans and the football clubs, which relativises the principle of partisanship of scouting youth work. This project has a stronger focus on group work and the support is mainly in connection with football. ‚Streetwork Wien’ works with young people from diverse subcultures. Partisanship plays a very important role in that work. The focus is on individual case work, enabling young people to seek help whenever they have different problems.


Vorwort Fußball und Sozialarbeit sind in der letzten Dekade wichtige BergleiterInnen meines Lebens geworden. Was liegt also näher, diese beiden für mich wichtigen Bereiche in meiner Diplomarbeit zu verbinden. Schon zu Beginn des Studiums erzählte ich von der Idee, diese beiden Themen in meiner Diplomarbeit verknüpfen zu wollen. Es freut mich außerordentlich, dass mir das gelungen ist. Ich möchte mich bei einigen durch das Studium gewonnenen FreundInnen für kritische Auseinandersetzungen zu aktuellen Themen, aber auch zu mir als Person bedanken. Wichtig für meine Entwicklung zum Sozialarbeiter waren meine Praktika. Daher möchte ich mich bei meinen PraktikumsanleiterInnen für ihre Inputs bedanken. Wichtig für das Zustandekommen der Diplomarbeit waren viele Personen, bedanken möchte ich mich daher bei den Menschen von FairPlay, von JardinRojo, vom Fan-Projekt Berlin und besonders bei meinen geschätzten KollegInnen von Streetwork Wien, sowie bei allen anderen, die mich bei der Diplomarbeit unterstützt bzw. mich motiviert haben. Schlussendlich möchte ich mich bei meiner Familie für die Unterstützungen der letzten Jahre bedanken. Ein besonderer Dank gilt des weiteren Bettina Riedl, ohne die ich das Studium wahrscheinlich nicht begonnen hätte, sowie Heidi Mitterdorfer, die mir für die persönlich schwierige Phase des Verfassens der Diplomarbeit den Mut und die Kraft gegeben hat, es zu schaffen. Widmen möchte ich diese Diplomarbeit meinem Vater.

30. April 2007

Martin Roßbacher


Inhalt INHALT ............................................................................................................................... 1 1

2

EINLEITUNG.............................................................................................................. 4 1.1

FRAGESTELLUNGEN ................................................................................................ 6

1.2

AUFBAU DER ARBEIT.............................................................................................. 7

1.3

METHODISCHE VORGEHENSWEISE ......................................................................... 8

1.3.1

Die Entscheidung bezüglich Vorgehensweise ............................................... 8

1.3.2

Auswahl der InterviewpartnerInnen.............................................................. 8

1.3.3

Durchführung der Interviews ........................................................................ 9

1.3.4

Auswertung .................................................................................................. 11

FUßBALL, FANS UND SOZIALE ARBEIT ......................................................... 13 2.1

DEFINITIONEN HINSICHTLICH FANS ...................................................................... 13

2.1.1

Hauptzielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene................................. 13

2.1.2

Fans ............................................................................................................. 14

2.1.2.1

Differenzierungen unter den Fans ........................................................... 14

2.1.2.2

Genderaspekte bei Fans ........................................................................... 20

2.1.3

3

Aggression und Gewalt................................................................................ 21

2.2

FASZINATION FUßBALL......................................................................................... 23

2.3

DEFINITIONEN HINSICHTLICH SOZIALER ARBEIT (MIT FANS) ............................... 25

2.3.1

Streetwork und Mobile Jugendarbeit .......................................................... 25

2.3.2

Fanarbeit bei Fan-Projekten....................................................................... 28

GESCHICHTE UND KONZEPTE DER ARBEIT MIT FUßBALLFANS

ANHAND DER BEIDEN PROJEKTE ........................................................................... 31 3.1

FAN-PROJEKT BERLIN .......................................................................................... 31

3.1.1

Rahmenbedingungen und Geschichte in Deutschland bzw. in Berlin......... 31

3.1.2

Fanarbeit beim Fan-Projekt Berlin............................................................. 34

3.1.2.1

Ausgangslage, Strukturen und Auftrag ................................................... 34

3.1.2.2

Ziele und Aufgaben ................................................................................. 36

3.1.2.3

Methoden und Angebote ......................................................................... 37 1


3.1.2.4

Prinzipien................................................................................................. 40

3.1.2.5

Statistik .................................................................................................... 42

3.2

STREETWORK WIEN.............................................................................................. 43

3.2.1

Rahmenbedingungen und Geschichte in Österreich bzw. in Wien.............. 43

3.2.2

Soziale Arbeit mit Fußballfans bei Streetwork Wien................................... 46

3.2.2.1

Ausgangslage, Strukturen und Auftrag ................................................... 46

3.2.2.2

Ziele und Aufgaben ................................................................................. 48

3.2.2.3

Methoden und Angebote ......................................................................... 49

3.2.2.4

Prinzipien................................................................................................. 51

3.2.2.5

Statistik .................................................................................................... 54

3.3 4

GENDERASPEKTE IN DER SOZIALEN ARBEIT MIT FANS ......................................... 55

SOZIALE ARBEIT MIT FANS AUS SICHT DER FANS UND DER

SOZIALARBEITERINNEN ............................................................................................ 58 FAN-PROJEKT BERLIN .......................................................................................... 58

4.1 4.1.1

Interviews mit Fans ..................................................................................... 58

4.1.1.1

Erstkontakt und Kontaktverlauf............................................................... 58

4.1.1.2

Wahrnehmung und Einschätzung der Fans bezüglich Sozialarbeitern ... 59

4.1.1.3

Einschätzungen bezüglich der Wahrnehmungen des Vereins und der

Polizei gegenüber den Sozialarbeitern .................................................................... 61 4.1.1.4 4.1.2

Angebote und Betreuung ......................................................................... 62 Interviews mit Sozialarbeitern..................................................................... 64

4.1.2.1

Rolle(n) und Funktion(en) bei und gegenüber den Fans ......................... 64

4.1.2.2

Wahrnehmung durch Verein und Polizei ................................................ 66

4.1.2.3

Betreuung und Erfolg .............................................................................. 68

STREETWORK WIEN.............................................................................................. 70

4.2 4.2.1

Interviews mit Fans ..................................................................................... 70

4.2.1.1

Erstkontakt und Kontaktverlauf............................................................... 70

4.2.1.2

Wahrnehmung und Einschätzung der Fans bezüglich SozialarbeiterInnen ................................................................................................................. 72

4.2.1.3

Einschätzungen bezüglich der Wahrnehmungen des Vereins und der

Polizei gegenüber den SozialarbeiterInnen ............................................................. 73 4.2.1.4

Angebote und Betreuung ......................................................................... 74 2


4.2.2

Interviews mit SozialarbeiterInnen.............................................................. 75

4.2.2.1

Rolle(n) und Funktion(en) bei und gegenüber den Fans ......................... 75

4.2.2.2

Wahrnehmung durch Verein und Polizei ................................................ 77

4.2.2.3

Betreuung und Erfolg .............................................................................. 78

4.3

ANALYSE UND VERGLEICH DER KONZEPTE .......................................................... 80

4.4

ZUSAMMENFASSENDE ANALYSE .......................................................................... 85

5

CONCLUSIO UND AUSBLICK ............................................................................. 88

6

LITERATUR ............................................................................................................. 91 6.1

WEITERE QUELLEN .............................................................................................. 97

7

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ............................................................................. 99

8

ABBILDUNGSVERZEICHNIS............................................................................. 101

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1 Einleitung Ob gewonnen, ob besiegt, wir haben uns ganz arg vergnügt! Eduardo Galeano (2006:8) in „Der Ball ist rund“

Fußball1 ist seit mehr als 100 Jahren ein Phänomen, welches Massen interessiert aber auch polarisiert. Er ist einerseits ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklungen und Tendenzen, Stichwort Kommerzialisierung und Vermarktung des Fußballs, und andererseits oftmals ein ‚Übungsfeld’ für durchaus kritikwürdige sicherheitspolitische Tendenzen. Der ständige Ausbau der Überwachung des öffentlichen Raums, der schrittweise vorangetrieben wird, ist verbunden mit Kritik von DatenschützerInnen, welche allerdings im Gegensatz zu der Forderung nach mehr Sicherheit kaum wahrgenommen wird. Innerhalb und im Umfeld von Fußballstadien gehört die Überwachung mit Kameras längst zum europäischen Standard, bei deren Einführungen die Kritik noch harmloser war, als sie jetzt formuliert wird. Weitere Maßnahmen, die zum Großteil schon in Kraft sind bzw. gefordert werden, bergen bei kritischer Betrachtung oftmals eine Umgehung der rechtsstaatlichen Gewaltenteilung in sich. Ausreisebeschränkungen und das Aussprechen von Stadionverboten allein bei der Einleitung von Ermittlungsverfahren sind Beispiele für bereits in Kraft befindliche Regelungen in Deutschland, wie auch in Österreich (vgl. Int. Berlin SW2 2). Die Forderung des

1

In dieser Diplomarbeit wird das Wort Fußball, wie in der umgangssprachlichen Verwendung üb-

lich, als Synonym für das Fußballspiel bzw. für den Fußballsport im Allgemeinen verwendet. 2

SW ist die Abkürzung für das englische Wort Socialworker und wird in der vorliegenden Arbeit als

Abkürzung für den Begriff SozialarbeiterIn verwendet.

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österreichischen Innenministers nach einer Präventivhaft für ‚amtsbekannte Fußballrowdys’ ist nur ein weiterer Vorschlag, welcher in diesem Kontext genannt werden kann und von VerfassungsexpertInnen sogleich auf schärfste kritisiert wurde (vgl. Rohrhofer 2007). Österreich wird gemeinsam mit der Schweiz im Jahr 2008 die FußballEuropameisterschaft ausrichten. Der Umgang und die Arbeit mit Fußballfans ist daher ein präsentes Thema, vor allem in tagesaktuellen Diskussionen und den Medien. Diese öffentliche Diskussion ist ebenfalls sehr stark von Sicherheitsthemen geprägt. Wichtig erscheint mir an dieser Stelle die Erklärung, dass sich die vorliegende Arbeit nicht mit dem Umgang und der Arbeit mit Fußballfans während eines Großereignisses wie der EM 2008 beschäftigt, sondern die (Soziale) Arbeit mit Fußballfans im Rahmen des Ligaalltages in den Blickpunkt stellt. Zwischen diesen fußballinteressierten Menschen und denjenigen, die solche Großereignisse besuchen, gibt es üblicherweise nur zum Teil Überschneidungen. Die oben kurz beschriebenen Maßnahmen sind allerdings auch für Fußballfans aus dem Ligaalltag von großer Relevanz. Zum Einen, weil die Maßnahmen, die meist wegen solcher Großveranstaltungen eingeführt werden, in den Fußballligen getestet werden und zum Anderen, weil diese Maßnahmen danach meist weiterbestehen. Gerade für junge Fußballfans sind diese aus ihrer Sicht repressiven Maßnahmen oftmals der Beginn von polizeilichen bzw. gerichtlichen Verfahren und Bestrafungen, welche mögliche Problemlagen von jungen Menschen eher verstärken. Die persönliche Motivation für diese Arbeit begründet sich zuallererst in meinem seit vielen Jahren bestehenden großen Interesse für Fußball und Fankultur. Ein Praktikum im Rahmen des Studiums bei Streetwork Wien, gute persönliche Kontakte zu MitarbeiterInnen von ‚FairPlay – Viele Farben ein Spiel’ und zur Chefredaktion des Fußballmagazins ‚ballesterer fm’ ergaben weitere und intensivere Einblicke in die Thematik. Durch eine Einladung von FairPlay nahm ich im Herbst 5


2005 an einem Vernetzungstreffen von Projekten aus dem Fußball- und/oder Jugendbereich in Cádiz (Spanien) teil, wo es mir möglich war, Kontakte zu Mitarbeitern des Fan-Projekts Berlin herzustellen. Nach dem Praktikum ergab sich die Chance, selbst Mitarbeiter bei Streetwork Wien zu werden, wo ich seit Mai 2006 arbeite.

1.1 Fragestellungen Soziale Arbeit mit Fußballfans hat sich seit mittlerweile fast 30 Jahren etabliert und zeigt, im Gegensatz zu sicherheitspolizeilichen Maßnahmen, wie (Soziale) Arbeit mit Fußballfans ganzheitlich umgesetzt wird. Die Entwicklungen solcher sozialarbeiterischen Projekte begannen sowohl in Deutschland, als auch in Österreich Ende der 1970er- und 1980er-Jahren. Auch in anderen europäischen Ländern, wie bsplw. dem EM-Partner Schweiz gibt es Fan-Projekte bzw. ähnliche Einrichtungen. In Deutschland ist Fanarbeit im Rahmen von Fan-Projekten durch eine bundesweite Richtlinie allen Erst- und Zweitligavereinen zwar nicht vorgeschrieben, aber empfohlen. Zur Zeit gibt es in Deutschland 33 aktive Fan-Projekte (vgl. KOS 2007:40). In Österreich wurde 1979 von AbsolventInnen der Sozialakademie das Projekt Streetwork Wien (als erstes Streetwork-Projekt in Österreich; vgl. BAST 2004a) ins Leben gerufen. Die Unterstützungsangebote richteten sich einerseits an Personen im Drogenmilieu und andererseits an „Jugendliche am Rande der Kriminalität, denen eine negative soziale Karriere droht“ (Ruthner/Ziering 1991:194). Diese Zielgruppenbeschreibung führte dazu, dass von Beginn des Projekts an Heim- als auch Auswärtsspiele der beiden Wiener Fußballvereine SK Rapid Wien und FK Austria Wien besucht wurden, wobei der Schwerpunkt der Arbeit bei den Fans3

3

In dieser Diplomarbeit wird das Wort Fan immer im Zusammenhang mit Fußball genannt. Da in

der Literatur keine genderspezifische Differenzierung des Begriffs Fan verwendet wird, steht auch in dieser Arbeit das Wort Fan für weibliche und männliche Fans, wohlwissend, dass der Fanbereich stark männlich geprägt ist (vgl. 2.1.2.2).

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lag, welche „aufgrund ihres Verhaltens, ihrer Provokationen und Gewaltbereitschaft auffallen“ (Etl 1989:40). Dieses Projekt existiert nach wie vor, allerdings besteht vonseiten der Subventionsgeberin, der MA 13 der Stadt Wien, kein dezidierter Auftrag mehr zur Fanarbeit (vgl. Int. Wien SW 2). Gearbeitet wird aber weiterhin in den Stadien, jedoch nur mehr bei Heimspielen in Wien (ebd.), da dort eine gute Möglichkeit besteht, zielgruppenrelevante junge Menschen anzutreffen (siehe Kapitel 3.2). In der folgenden Diplomarbeit werden anhand der Institutionen Streetwork Wien und Fan-Projekt Berlin die Soziale Arbeit mit Fußballfans beschrieben und Differenzierungen herausgearbeitet. Die beiden forschungsleitenden Fragen lauten: •

Ist durch die Prinzipien von Streetwork der Kontaktaufbau/die Akzeptanz unter Fans schwieriger (zu erreichen) als bei einem Fan-Projekt?

Ist andererseits durch die Prinzipien von Streetwork eine mögliche Einzelfallhilfebetreuung naheliegender und wahrscheinlicher als bei einem FanProjekt?

1.2 Aufbau der Arbeit Die vorliegende Arbeit untersucht die Unterschiede in der Sozialen Arbeit mit Fußballfans anhand der Projekte Fan-Projekt Berlin und Streetwork Wien. Da in der Literatur bisher kaum auf Unterscheidungen in diesem Bereich eingegangen wird, stützt sich die Arbeit auf die zwölf durchgeführten und ausgewerteten Interviews, die im Anhang aufgelistet sind. Deshalb gibt es in dieser Arbeit auch keine klare Trennung zwischen Theorie und Empirie. Nach den einleitenden Worten enthält Kapitel 1 die Ausführungen zur methodischen Vorgehensweise. Das zweite Kapitel gibt einerseits einen Überblick über die relevanten Themen aus der Literatur hinsichtlich Fußball und Fans, anderer7


seits werden dort die wichtigsten Ansätze von Streetwork und Fanarbeit erläutert. Danach widmet sich Kapitel 3 den beiden Projekten. Neben geschichtlichen Überblicken geht dieses Kapitel vor allem auf Ziele, Methoden und Prinzipien des FanProjekts Berlin und von Streetwork Wien ein. Das vierte Kapitel beinhaltet die Erkenntnisse aus den ausgewerteten Interviews, wobei pro Projekt zuerst die Interviews der Fans bearbeitet werden und anschließend jene der SozialarbeiterInnen. Das Kapitel schließt mit den zusammenfassenden Analysen. Den Abschluss bilden in Kapitel 5 die Conclusio und der Ausblick.

1.3 Methodische Vorgehensweise 1.3.1 Die Entscheidung bezüglich Vorgehensweise Da die Erhebungsrecherche in der Literatur hinsichtlich Vergleichen und Unterschieden zwischen den beiden Projektansätzen nicht die gewünschten Erkenntnisse brachte, kristallisierte sich bald heraus, dass ein Vergleich der Arbeit mit Fans anhand dieser Projekte vor allem durch Interviews auf beiden Seiten zu bewerkstelligen ist. Damit die Darstellung umfassend wird, und weil das persönliche Interesse an den Wahrnehmungen der Fans ebenfalls groß war, fiel die Entscheidung auf Interviews mit SozialarbeiterInnen aus beiden Projekten und mit Fans, welche die Einrichtungen, ihre Angebote und die MitarbeiterInnen kennen. 1.3.2 Auswahl der InterviewpartnerInnen Da es sich bei der Thematik dieses Vergleichs um spezifische Projekte der Sozialen Arbeit handelt, war der Handlungsspielraum der Auswahl an Institutionen und InterviewpartnerInnen eingeschränkt. Das Forschungsumfeld in Österreich war durch die Einzigartigkeit einer Einrichtung, die mit Fans arbeitet, leicht einzugrenzen. Hilfreich war es vor allem, dass ich bei diesem Projekt, Streetwork Wien, das letzte Praktikum meines Studiums absolviert, und somit selbst einen ersten Einblick in die Thematik und die Arbeit mit Fans gewonnen habe. Die Eingrenzung auf ein Fan-Projekt in Deutschland als Forschungsumfeld war zu Beginn wesent8


lich unklarer. Bei einer Projektreise in Spanien lernte ich zwei Mitarbeiter des FanProjekts Berlin kennen. Diese beiden erklärten sich kurze Zeit später bereit, ihre Einrichtung und ihre Ressourcen für meine Forschung zur Verfügung zu stellen. Bei dem Aufenthalt in Berlin hatte ich des weiteren die Möglichkeit, bei zwei Heimspielen von Hertha BSC die Kollegen bei der Ausübung ihrer Arbeit zu begleiten. Bei der Festlegung der Kriterien für die Interviews mit den Fans wurden folgende Aspekte berücksichtigt. Es sollten alle zumindest mehrmonatigen und regelmäßigen Kontakt zu den Projekten und ihren MitarbeiterInnen und zumindest ein Angebot der Einrichtungen schon in Anspruch genommen haben. Das Alter der Interviewten sollte passend der Altersbegrenzung in der Zielgruppenbeschreibung bzw. unwesentlich höher sein. In Bezug auf Genderaspekte hätte ich sehr gerne zumindest eine junge Frau interviewt. Die beiden Institutionen hatten zu dem Zeitpunkt der Vorbereitung der Interviews allerdings keine intensiveren Kontakte zu weiblichen Fans. Bei den Interviews mit den SozialarbeiterInnen gab es neben dem Kriterium, dass sie in den jeweiligen Einrichtungen zumindest seit einem Jahr arbeiten, zwei weitere Aspekte. So sollte einerseits die/der LeiterIn des Projekts zu den Interviewten gehören und andererseits sollte je eine Frau und ein Mann interviewt werden. Da es beim Fan-Projekt Berlin zur Zeit keine Mitarbeiterinnen gibt, konnte dieses Kriterium nur in Wien zur Anwendung kommen.4 1.3.3 Durchführung der Interviews In Berlin wurden mit fünf Fans von Hertha BSC im Alter von 20 bis 25 Jahren Interviews geführt, in Wien mit drei Fans von FK Austria Wien im Alter von 20 bis 26

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In der vorliegenden Arbeit wird prinzipiell eine gendersensible Schreibweise in Form des Binnen-I

verwendet. Ausgenommen davon sind Zitate bzw. Formulierungen zum Fan-Projekt Berlin, da in dieser Einrichtung derzeit vier Männer arbeiten.

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Jahren, wobei alle Interviews in den Räumlichkeiten der Einrichtungen durchgeführt wurden. Angewandt wurde dabei die Variante des problemzentrierten Interviews, denn dieses „wählt den sprachlichen Zugang, um seine Fragestellung auf dem Hintergrund subjektiver Bedeutungen, vom Subjekt selbst formuliert, zu eruieren“ (Mayring 2002:69). Diese Interviewform benutzt einen knappen Leitfaden, der die wichtigsten thematischen Fragenbereiche kurz erfassen soll. „Die Interviewten werden zwar durch den Interviewleitfaden auf bestimmte Fragestellungen hingelenkt, sollen aber offen, ohne Antwortvorgaben, darauf reagieren“, erklärt Mayring (ebd.) dazu. Folgende Themenkreise beinhaltete der Leitfaden für die Interviews mit den Fans: •

Kontaktverlauf und -intensität gegenüber den SozialarbeiterInnen

Wahrnehmungen und Einschätzungen der SozialarbeiterInnen und ihrer/n Rolle(n)

Wahrnehmung der SozialarbeiterInnen gegenüber den anderen AkteurInnen im Stadion

Erfahrungen mit Angeboten des Projekts und mit Betreuungen.

Bei den SozialarbeiterInnen wurden pro Einrichtung jeweils zwei MitarbeiterInnen (inkl. den LeiterInnen) interviewt. Auch bei den Interviews mit den ExpertInnen wurde ein grobstrukturierter Leitfaden erstellt und verwendet. Abgesehen davon, dass der Aspekt der Entstehung einer Vertrauenssituation zwischen Interviewer und den Interviewten (vgl. Mayring 2002:69) gegenüber den KollegInnen keine Relevanz mehr hatte, entsprachen die Interviews ebenfalls dem Ansatz problemzentrierter Interviews. Dieser Leitfaden beinhaltete folgende Themenschwerpunkte: •

Auftrag, Ziele, Methoden und Prinzipien in der Arbeit

Aufgaben und Rollen der Sozialarbeit im Stadion und in der Arbeit mit Fans 10


Kooperationen, Konflikte und Überschneidungen zu anderen AkteurInnen

Betreuung und Erfolg in der Arbeit mit Fans.

Alle Interviews wurden mit einem Mikrofon und einem MiniDisc-Player aufgezeichnet und auf MiniDiscs gespeichert. Zu allen Interviews existieren LeitfadenProtokolle, in denen die wichtigsten Informationen zu den Interviews notiert wurden. Diese wurden zur weiteren Bearbeitung Wort für Wort und in der verwendeten Umgangssprache transkribiert. 1.3.4 Auswertung Das transkribiert vorliegende Material wurde im nächsten Schritt im Kontext der bestehenden Fragestellungen einer genaueren Untersuchung zugeführt, wobei nach der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring vorgegangen wurde. „Die Stärke der Inhaltsanalyse ist, dass sie streng methodisch kontrolliert das Material schrittweise analysiert“ (Mayring 2002:114). Bewerkstelligt wird dies durch ein festgelegtes Kategoriesystem (vgl. ebd.), welches jene Aspekte festlegt, „die aus dem Material herausgefiltert werden sollen“ (ebd.). Der Vorteil in dieser Systematik liegt in der exakten und überprüfbaren Auswertung, die Methode ermöglicht zusätzlich eine Analyse nach individuellen Schwerpunkten. Noch bevor mit der eigentlichen Auswertung und der Interpretation der Textdaten begonnen wird, soll das vorliegende Material drei Analyseschritten unterzogen werden: die Festlegung des Materials, die Analyse der Entstehungsgeschichte und die formalen Charakteristika des Materials (vgl. Mayring 2003:47). Dies wurde in den beiden vorangegangen Punkten bereits abgehandelt (vgl. 1.3.2 und 1.3.3). Nach diesem ersten Schritt folgte die Festlegung der Fragestellung an das transkribierte Material. Dieses kann an sich nicht analysiert werden. Dazu bedarf es dieser Fragestellung, an der sich die Analyse orientiert. Diese Fragen an das Interviewmaterial sind in Form der forschungsleitenden Fragen bereits gestellt (vgl. 1.1).

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Aus diesen Fragestellungen, den Erfahrungen aus dem Praktikum und der Begleitung der beiden Kollegen zu Spielen in Berlin, sowie aus der Befassung mit den Konzepten der beiden Projekte, ergeben sich folgende Themenkreise für die Kategorisierung des Materials und somit für das Ablaufmodell der Analyse. Bei den Fans orientiert sich die Analyse an Themenkreisen ‚Erstkontakt und Kontaktverlauf’, ‚Wahrnehmung und Einschätzung der SozialarbeiterInnen’, ‚Wahrnehmung der SozialarbeiterInnen vonseiten der Polizei und des Vereins’ und ‚Angebote und Betreuung’. Bei den Interviews der MitarbeiterInnen der Projekte bilden die Themenkreise ‚Aufträge, Ziele und Prinzipien’, ‚Rolle(n) und Funktion(en)’, ‚Wahrnehmung durch Polizei und Verein’ und ‚Betreuung und Erfolg’ die Kategorien für die Auswertung. Aufgrund der Fülle des Materials wird vor Beginn der Analyse im Sinne der Orientierung der Globalauswertung nach Legewie (vgl. Bortz/Döring 2002:331) ein grober Überblick über das Material geschaffen. Mayring (2003: 58-59) beschreibt drei Grundformen der qualitativen Inhaltsanalyse, nämlich Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung. Da alle drei Formen in der Analyse für diese Arbeit in unterschiedlichem Ausmaß Anwendung finden, sollen sie im folgenden kurz beschrieben werden. Bei der Zusammenfassung soll durch Reduktion und Abstraktion ein überschaubares Bild des transkribierten Materials geformt werden (vgl. ebd.). Durch die Explikation sollen unklare Textteile durch Herantragen von zusätzlichem Material erklärt werden (vgl. ebd.). Bei der Strukturierung sollen bestimmte Aspekte aus dem Material gefiltert und nach einem System geordnet werden (vgl. ebd.). Bei der Reduktion des Datenmaterials zu den genannten Themenkreisen, der wichtigsten Anwendung für diese Arbeit, wird im wesentlichen nach den Interpretationsregeln nach Mayring (2003:61-62) vorgegangen. Vor allem für diesen Arbeitsschritt hat sich die Verwendung eines Tabellenkalkulationsprogramms als hilfreich erwiesen.

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2 Fußball, Fans und Soziale Arbeit 2.1 Definitionen hinsichtlich Fans 2.1.1 Hauptzielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene In der Sozialen Arbeit mit Fußballfans bilden Jugendliche und junge Erwachsene altersmäßig die Hauptzielgruppe. Daher erscheint es wichtig, hier einige Beschreibungen darzulegen. Ganz allgemein wird unter Jugend die „Zeit des Jungseins“ (Duden 2002:512) verstanden und meint damit die Lebensphase des Übergangs von der Kindheit zum Erwachsenen. Die konkrete und individuelle Ausgestaltung dieser Lebensphase wird dabei durch „lebenslagenspezifische, ökonomische, kulturelle und soziale, ethnische, geschlechtsspezifische und regionale Besonderheiten“ (Hornstein/Thole 2005:443) beeinflusst. Wichtig für das Verständnis von Jugend zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist der Umstand, dass „im Vergleich zu früheren Generationen ein mehr an Wahlmöglichkeiten, Freiheiten und individuell gestaltbaren gesellschaftlichen Platzierungsmöglichkeiten“ (Hornstein/Thole 2005:446) gegeben ist, was allerdings zur Folge hat, dass auch ein Zuwachs an „Belastungen, Unsicherheiten und Übernahme von Verantwortung für Erfahrungen des Scheiterns“ (ebd.) damit verbunden ist. Diese Umstände sind es wiederum, die das Entstehen von mehr oder weniger adäquaten Coping-Strategien für den Alltag beeinflussen. Eine solche Lebensbewältigungsstrategie, die in der Sozialen Arbeit mit Fußballfans eine Rolle spielt, ist die Bereitschaft und zum Teil auch das Anwenden von Gewalt. Soziale Arbeit mit Jugendlichen wird Jugendarbeit genannt und hatte sozialgeschichtlich und pädagogisch betrachtet den Fokus, Jugendliche „auf das mündige Erwachsenleben“ (Münchmeier 2001:827) vorzubereiten, vor allem sie bei der „Entwicklung einer reifen Identität“ (ebd.) zu unterstützen. Da allerdings aus zuvor beschriebenen Gründen und der daraus zum Teil resultierenden Perspektivenund Chancenlosigkeit die Bewältigung des Alltags die Jugendlichen immer mehr vor Probleme stellt, steht für die Jugendsozialarbeit die Gegenwart der Jugendli-

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chen und nicht nur deren Zukunft im Fokus ihrer Arbeit (vgl. Münchmeier 2001:828). Jugendarbeit selbst bezeichnet „diejenigen von der Gesellschaft Jugendlichen und Heranwachsenden angebotenen Lern- und Sozialisationshilfen, die außerhalb von Schule und Beruf erfolgen, die Jugendliche unmittelbar, also nicht auf dem Umweg, über die Eltern, ansprechen und von ihnen freiwillig angenommen werden“ (Giesecke 1983:84f, zit. n.: Jordan 2005:450). 2.1.2 Fans Ganz allgemein wird unter Fan ein/e „begeisterter Anhänger, begeisterte Anhängerin einer Person oder Sache“ (Duden 2002:353) verstanden und steht mit dem Wort fanatisch in enger Verbindung. Im sozialarbeiterischen Kontext wird Fan mit Jugend in Verbindung gebracht. Das Wörterbuch Soziale Arbeit (Heitmann 2005:296) beschreibt: „Jugendliche – involviert in Prozesse von Identitätsbildung und Persönlichkeitsentwicklung – zeichnen sich u.a. durch Abgrenzung, oppositionelle Haltung zur Erwachsenenkultur, kollektive Identifikations- und symbolische Aneignungsversuche von Umwelt im Kreis von Gleichaltrigen aus.“ Wobei er weiterführend erklärt, dass Musik und Sport „als zwei der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen“ hier besonders gut geeignet sind, um „temporären ‚Rohstoff’ zur entsprechenden Bearbeitung, für Leitbilder und Orientierungen“ zu liefern. In Verbindung mit dem im vorigen Punkt beschriebenen Zuwachs an Chancen und Risiken für junge Menschen und der damit oft verbundenen Orientierungslosigkeit ist es umso nachvollziehbarer, dass junge Menschen diese Orientierung in ihrem Freizeitbereich suchen, vor allem diejenigen, die diesen Halt in der Familie und/oder bei Ausbildungs- und Berufschancen nicht oder nicht ausreichend finden. 2.1.2.1

Differenzierungen unter den Fans

Für die vorliegende Arbeit ist es von Bedeutung, die große Gruppe der Fußballfans zu trennen. Die beiden Wiener Bundesligavereine weisen für die Saison 2005/06 einen ZuschauerInnenschnitt von rund 7.400 – Austria Wien – bzw. von 14


rund 12.400 – Rapid Wien – BesucherInnen pro Spiel auf (vgl. Öster. FußballBundesliga 2007). Diese differenzieren sich untereinander in einigen Punkten. Festzumachen ist diese Unterscheidung bsplw. daran, in welchem Teil des Stadions sich BesucherInnen während eines Spiels aufhalten und in welcher Art und Weise Fans ihr Team unterstützen wollen. Weitere Aspekte sind die Bequemlichkeit (Steh- oder Sitzplatztribüne) und, in den letzten Jahren immer bedeutender, der finanzielle Aspekt. Auf der Tribüne hinter dem Tor (oft auch als ‚Fanblock’, ‚Fankurve’ oder nur ‚Kurve’ bezeichnet) stehen meistens jene Fans, die ihr Team lautstark und sichtbar unterstützen wollen, am besten die gesamten 90 Minuten eines Spiels hindurch. Auf den Tribünen auf der Längsseite eines Stadions sitzen zumeist Menschen, die nicht derart aktiv Unterstützung geben wollen. Die Karten für diese Bereiche der Stadien sind zumeist erheblich teurer als jene für die Hintertortribünen. Heitmeyer/Peter (1988:31) unterscheiden die inhomogene Gruppe der Fans in die Untergruppen „Konsumorientierte Fans, Fußballzentrierte Fans und Erlebnisorientierte Fans“. Diese drei idealtypischen Kategorien von Fans unterscheiden sich in einigen festgelegten Kategorien: Die konsumorientierten Fans besuchen die Spiele im Stadion vor allem, wenn die sportliche Leistung ihres Teams gut ist und sehen den Stadionbesuch und den Fußball vor allem als eines ihrer Hobbys. Sie sind selten im Fanblock, sondern meistens auf den Seitentribünen und/oder auf den Sitzplätzen anzutreffen, gehören Fanclubs eher nicht an und besuchen die Spiele in veränderlichen Kleingruppen (vgl. Heitmeyer/Peter 1988:33). Für fußballzentrierte Fans ist Fußball im Vergleich dazu das einzige Freizeitvergnügen und nicht ersetzbar, oft sogar auf gewisse Art und Weise ein Lebensinhalt. Diese Fans verfolgen die Spiele fast ausschließlich im Fanblock, sind meistens in Fanclubs organisiert und besitzen eine starke Treue zum Verein. Durch die starke Gruppenorientierung erfahren sie dort ihre soziale Anerkennung (vgl. Heitmeyer/Peter 1988:33).

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Für erlebnisorientierte Fans hat Fußball eine ambivalente Bedeutung und steht nicht im Vordergrund. Wichtig ist es, andere Jugendliche zu treffen und das Hoffen auf spannende und aufregende Erlebnisse im und rund ums Stadion, wobei der Fußball dabei Mittel zum Zweck ist. Im Stadion sind sie dort, wo es ‚Action’ gibt, anzutreffen, zumeist aber in den Fanblocks (vgl. Heitmeyer/Peter 1988:33).

Konsumorientierte Fußballzentrierte Erlebnisorientierte Fans Fans Fans Sportliche Bedeutung des Fußballspiels

Hoch; Leistung ist das entscheidende Kriterium

Hoch; absolute Treue, auch bei Abstieg

Ambivalente Bedeutung; Fußball als „Spektakel“

Austauschbarkeit im Lebenszusammenhang

Fußball ist beliebig austauschbar, Fußball als Freizeitartikel

Fußball ist nicht austauschbar („Fußball ist mein Leben“)

Fußball wird / ist austauschbar („Wichtig ist der Kontakt zu anderen Jugendlichen“; Situationen müssen spannend sein)

Soziale Anerkennungsrelevanz

Niedrig; Bestätigung und Akzeptanz in anderen sozialen Bereichen vorrangig und ausreichend

Hoch; wichtiges Präsentationsfeld („Hier sind wir eine Macht“)

Hoch; wichtiges Präsentationsfeld („Hier sind wir eine Macht“)

Gruppenorientierung

Schwach; allein oder in wechselnden Kleingruppen; Fanclubs werden unter Servicegesichtspunkten genutzt

Stark; Mitgliedschaft in Fanclubs oder Cliquen; Identifikation über Stile

„Schwankend“ zwischen Fan-Cliquen und ClubZugehörigkeiten; niedrige Identifikation mit Fan-ClubZugehörigkeit

Sozialräumliche Platzierung

Weniger im FanBlock; eher Gegengerade bis hin zum Sitzplatz

Fan-Block „gelebter Raum“; eigenes Territorium, „Kurve“

Wechselnde Standorte; „wo was los ist“

Abbildung 1: Ausdifferenzierung der Fan-Szenerie nach Heitmeyer / Peter (1988:32) 16


Ausgehend von Deutschland haben die Sicherheitsbehörden in Österreich, vor allem die Polizei, ebenfalls eine Dreiteilung der Fans vorgenommen, und zwar in folgende Kategorien: •

A-Fans (nicht gewaltbereit).

B-Fans (unter bestimmten Vorraussetzungen zur Gewalt neigend)

C-Fans (gewaltbereit/Hooligans) (vgl. Int. Wien SW 2).5

Genaue Zahlen für Österreich liegen bisher offiziell nicht vor, allerdings gibt ein Wiener Fanpolizist in einem Interview an: „Bei der Kategorie C gehen wir von maximal 150 Personen aus, B-Fans gibt es österreichweit maximal 400“ (Krennhuber 2002:12). Dieser Beamte betont allerdings auch, „dass ein ‚C-Fan’ made in Austria nicht mit einem ‚C-Fan’ made in Deutschland verglichen werden kann“ (Krennhuber 2002:11). Wenn im weiteren Verlauf dieser Diplomarbeit von Fans geschrieben wird, dann sind damit jene ZuseherInnen eines Fußballspiels gemeint, die sich im Fanblock aufhalten, also nach obiger Definition fußballzentrierte Fans und zumindest teilweise erlebnisorientierte Fans. Für die restlichen ZuseherInnen eines Fußballsspiels wird der Begriff AnhängerInnen verwendet. Hooligans Hooligans werden nach der Einteilung von Heitmeyer/Peter zu den erlebnisorientierten Fans gezählt. Sie spielten in Deutschland von Mitte der 1970er bis Mitte der

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Die polizeiliche Kategorisierung von Fans erwirkt Eintragungen in die Kartei ‚Gewalttäter Sport’,

die es mittlerweile in sehr vielen europäischen Ländern gibt und die miteinander vernetzt sind. Zugriff auf diese Datei haben nur Behörden, nicht jedoch Verbände und Vereine. Ein Eintrag in die Kartei kann ein bundesweites Stadionverbot, Passbeschränkungen oder die Untersagung der Ausreise für die betreffende Person nach sich ziehen.

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1990er-Jahre und in Österreich in den 1980er und Anfang der 1990er-Jahre im Zusammenhang mit Fußball eine bedeutende Rolle (vgl. Int. Berlin SW 2 und Int. Wien SW 2). Ihnen wird immer wieder abgesprochen, Fußballfans zu sein, was diskussionswürdig ist. Die Identifikation mit einem Fußballverein ist zumeist vorhanden und groß, ihre Interessen sind allerdings nicht auf Fußball begrenzt. Die Hooligans sind jene Fan-Gruppe, die oft als Rechtfertigung dafür dienen, mehr Kontrolle und schärfere Regeln in Stadien zu fordern und einzuführen. Der Begriff Hooligan wird seit den 1980er-Jahren in Deutschland und Österreich, in England noch 15 bis 20 Jahre früher, in Zusammenhang mit gewalttätigen Fußballfans verwendet (vgl. Weigelt 2004:14). Der Begriff bezeichnet generell „Personen, die im Umfeld von Fußballspielen und Ereignissen durch gewalttätige Aktionen gegen Personen und Sachen auffallen“ (Meier 2001:9). Oft wurden und werden mit Hooligans Assoziationen zur rechten politischen Szene verknüpft. Bei einzelnen Personen mag es diese Verbindungen geben, prinzipiell wird allerdings Hooliganismus „als eine gewalttätige Subkultur verstanden, deren innersubkulturell physisch gewalttätiger Aktionismus auf keiner ideologischen oder theoretischen Grundlage basiert“ (Meier 2001:12). Entgegen der lang anhaltenden Darstellungen, vor allem der Medien, ist die Szene keine wild gewordene Gruppe asozialer oder arbeitsloser Jugendlicher, die ihren Ärger loswerden wollen. Die Hooliganszene ist eine äußerst heterogene Gemeinschaft aus allen Schichten der Gesellschaft. Das Fußballmagazin ‚ballesterer fm’ führt bsplw. an: „Während der Jurist die Bierflasche aufs Feld wirft, der Arzt den Sitz herausreißt und der Student die Eisenstange schwingt, zerren Schüler und Lehrling gemeinsam am Zaun, bis das daran befestigte Tor umfällt“ (Summer 2002:14). Heute spielen Hooligans nicht mehr die Rolle wie in den 1980er- und 1990erJahren. Auch beim Fan-Projekt Berlin wird dies so beurteilt: „... wenn man mal die relativen Zahlen vergleicht, so Ende der 80ziger, Anfang der 90ziger Jahre zu der heutigen Zeit, dann kann man das fast vernachlässigen. Es gibt kaum noch Ausschreitungen und die Gewaltwahrnehmung, die es jetzt im Stadion gibt an Spielta18


gen, ham weniger mit Hooliganismus zu tun, vielmehr mit übermäßigen Alkoholkonsum, mit gruppendynamischen Prozessen, mit Jugendprozessen, ... aufgrund ihrer Pubertät ..., da geht´s eher um Körperverletzung im Einzelnen oder um Sachbeschädigung“ (Int. Berlin SW 1). Ultras Der Bezeichnung Ultras kommt aus Italien, wo Ultragruppierungen seit den 1960er-Jahren bestehen. Bezugnehmend auf Fußballfans meint man mit Ultras fanatische Fußballfans, welche auch außerhalb Italiens seit Anfang der 1990erJahre eine neue Subkultur innerhalb der Fußballfanszene bilden. Wichtig ist diesen Fans ein geschlossenes Auftreten im Fanblock, unterstützt durch Megaphone, Pyrotechnik und eindrucksvolle Choreografien (vgl. Gabriel 2004:184). In Italien ist auch der Ursprung der so genannten ‚Ultra-Manifeste’, wo diese Fans ihr Selbstverständnis vom ‚Ultra-Sein’ darlegen (vgl. Gabriel 2004:189). Die beiden wichtigsten und zumeist übereinstimmenden Punkte in solchen Erklärungen sind die Unabhängigkeit gegenüber dem Fußballverein und die unbedingte Präsenz und Aktivität der Ultras (vgl. ebd.). Mit den Ultras veränderte sich auch die Anfeuerung auf den Rängen. Mit dem Rücken zum Spiel stehen so genannte Vorsänger mit Megaphonen vor der Fankurve, die den Block ‚einpeitschen’. Der Support ist nicht spielbezogen, sondern möglichst von der ersten bis zur letzten Minute andauernd, was den Ultras vielerorts als mangelndes Interesse am Spiel vorgeworfen wird (vgl. Gabriel 2004:190). Die Ultra-Gruppierungen erfreuen sich großen Zulaufs von Jugendlichen und bieten Platz für Kreativität, Emotion, Bewegung und Wildheit und heben sich somit, aus der Perspektive von Jugendlichen, vom reglementierten und oft langweilig erscheinenden Alltag ab (vgl. Gabriel 2004:191). Da die Ultras erst seit den 1990er-Jahren verstärkt auftreten, ist eine Zuordnung nach der Einteilung von Heitmeyer/Peter schwer möglich. Die Treue zum Verein ist zumeist sehr stark ausgeprägt, viele sind in Fanclubs organisiert, was Merkma-

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le fußballzentrierter Fans sind. Aber gerade die Assoziation ‚Spektakel’ trifft auf diese Fans ebenso zu, was ein Merkmal für erlebnisorientierte Fans darstellt. 2.1.2.2

Genderaspekte bei Fans

Historisch wird der Fußball als eine Domäne der Männlichkeit betrachtet. Fankulturen sind männlich dominiert – „ca. 70 bis 80 Prozent der Fans sind männlich“ (Sülzle 2005) – und somit war und ist leider immer noch der Stellenwert der weiblichen Fans eher gering. „Stehkurven und Stadionumfeld sind Reservate angehender Männer, deren Aktivitäten sich stets um die eng miteinander verknüpften Themen Macht und Ehre drehen“ beschreibt Becker (zit. n. Sülzle 2005) den „Aspekt der Männlichkeitsschule“ (Sülzle 2005) von Fanblocks. Jedoch ist die als hartnäckig männlich geltende Fußballfankultur trotz der Wichtigkeit ihrer Traditionen einem geschlechtlichem Wandel ausgesetzt, der aus unterschiedlichen Ursachen (abgelegte Ressentiments gegenüber Fußball seitens der Linken, Fußball als kulturelles Ereignis, Frauen als potentielle Konsumentinnen, …) Stadionbesuche für Frauen zunehmend interessanter macht (vgl. ebd.). Die Fanblocks werden voraussichtlich noch lange Zeit männlich dominiert bleiben, aber „dieser Hochseilakt auf mehreren Seilen zugleich“ (Sülzle 2005) scheint für Frauen durchaus reizvoll zu sein. „Wer sich dort durchsetzt, lernt, wie Männerbünde funktionieren, ein Wissen, das in einer patriarchal organisierten Gesellschaft für Frauen sicherlich sinnvoll ist; ein Wissen nicht nur für den Fußball, sondern für das Leben“ (ebd.). Vor allem gängige Klischees, bsplw. dass Frauen bei einem Fußballspiel nur auf das Ende und den Trikottausch warten, werden von vielen weiblichen Fans widerlegt. „Ganz ehrlich, die Spieler sind keine Schönheiten, und die Fans auch nicht das Gelbe vom Ei. Da kann man als Frau nur wegen dem Spiel hingehen“ (Hafner 2006:24), beschreibt eine junge Frau ihre Motivation für Stadionbesuche. Auch Thaler (2005) beschreibt ihre und die Motivation einer Freundin – beide langjährig im Besitz eines Abos auf der Westtribüne bei Rapid Wien – abseits von gängigen und sexistischen Zuschreibungen: „Wir sind nicht als ‚Freundinnen von …’ zum Fußball gekommen, wir fanden keinen Spieler ‚süß’, wir hatten keine Lust auf diesen Haufen Vorurteile und Schubladen. Anna und ich sind in die Fankurve ge20


kommen, weil wir dorthin mussten, weil wir diese unglaubliche Energie mitleben mussten, mittragen mussten, sie mit unseren Stimmen, unserer Kraft füttern wollten. Weil wir die Kurve im Herzen tragen.“ Die SozialarbeiterInnen beschreiben ebenfalls, dass die Anzahl von Anhängerinnen im Stadion generell, aber auch in den Fanblocks immer größer wird. Vor allem junge Frauen sind in der Kurve vermehrt anzutreffen (vgl. Int. Berlin SW 1 und Int. Wien SW 1 und 2). So nehmen die Kontaktzahlen betreffend weiblicher, in erster Linie sehr junger Fans bei den Stadionbesuchen der StreetworkerInnen in Wien (vor allem bei Rapid Wien) ständig, wenn auch nur langsam zu (vgl. Int. Wien SW 2). 2.1.3 Aggression und Gewalt Das Wort Aggression hat seinen Ursprung in der lateinischen Sprache, bedeutet „sich nähern, angreifen“ (Wahl 2001:730), beschreibt aus psychologischer Sichtweise ein „Verhalten, das gegen einen Organismus oder seine Symbole gerichtete schädigende Reize austeilt“ (ebd.) und „kann impulsiv oder absichtlich, physisch oder verbal, von der Kultur gebilligt oder missbilligt sein“ (ebd.). Die Bedeutung des Wortes Gewalt wird im Duden (2002: 425) in vier unterschiedlichen Varianten beschrieben. Am wichtigsten für die vorliegende Arbeit scheint „körperliche Kraft, Anwendung physischer Stärke“ zu sein. Aber auch zwei weitere Definitionen „Macht und Befugnis, Recht und die Mittel, über jemanden, etwas zu bestimmen, zu herrschen“, sowie „rücksichtslose angewandte Macht; unrechtmäßiges Vorgehen“ sind für die individuellen Konnotationen dieses Begriffs von Bedeutung. Im Kontext Sozialer Arbeit konkretisiert sich „die besondere zwischenmenschliche Problematik von Gewalt ... in der Dimension der ‚Abwertung’ des oder der anderen als Herabsetzung ihrer/seiner persönlichen Integrität und/oder Verneinung ihres/seines menschlichen Werts“ (Böhnisch 2005: 382). Viel wichtiger als diese Definitionen sind allerdings die Bewertungen, welche diesen Begriffen zugeschrieben werden. Zumeist sind beide negativ besetzt. Ein

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Mensch der aggressiv ist, ist zumeist auch gewalttätig bzw. gewaltbereit. Aggression wird vor allem in der Arbeit mit GewalttäterInnen als neutral besetzter Begriff verstanden. Menschen mit einem Gewaltpotential wird geraten, nicht ein ‚AntiAggressions-Training’ zu besuchen, sonder ein ‚Aggressions-Training’. Der Umgang mit den eigenen Aggressionen soll in einer Art gelernt werden, dass niemand (weder die Person selbst, noch andere) verletzt wird. Hinsichtlich der Entstehung von Aggression beschreibt Nolting, dass aggressives Verhalten dann auftritt, wenn sich in einem Menschen bestimmte Gedanken, Emotionen und Motivationen abspielen (vgl. Nolting 2005:124) und wenn diese Prozesse durch das Zusammentreffen von bestimmten Situationsfaktoren und persönlichen Dispositionen ermöglicht werden (vgl. ebd.). Des weiteren führt Nolting (2005:126) unterschiedlich motivierte Aggressionsformen an: die ‚VergeltungsAggression’, die ‚Abwehr-Aggression’, die ‚Erlangungs-Aggression’ und die ‚LustAggression’. Zu diesen unterschiedlichen Formen menschlicher Aggression gibt es bestimmte Formen idealtypischer Auslöser, welche sich allerdings im Detail unterscheiden und von den ganz persönlichen Emotionen und Gedanken sowie den Dispositionen eines Menschen abhängen. Der erlernte Umgang mit diesen, und die Möglichkeit zum Kanalisieren dieser, sich abspielenden Gefühlen und Gedanken in einem Menschen, sind ausschlaggebend, wie diese Aggressionen ausgelebt werden. Für viele Menschen ist das Fußballstadion ein Ort, wo Aggressionen gelebt und abgebaut werden, eine extreme Form davon sind gewalttätige Ausschreitungen. Neben der physischen Gewalt spielt im Fußballkontext die strukturelle Gewalt eine bedeutende Rolle. Diese Form von Gewalt zeigt sich generell „in gesellschaftlichen Ausgrenzungs- und Abwertungsprozessen gegenüber Randgruppen ... oder auch Menschen mit nonkonformen Lebensstilen“ (Böhnisch 2005:382). Durch die strengen Sicherheitsrichtlinien der Fußballligen und das zum Teil massive Polizeiaufgebot (beim Spiel Rapid Wien gegen Austria Wien am 05.11.2006 waren bsplw. Wasserwerfer beim Stadion positioniert) fühlen sich viele Fans repressiv behandelt. Dies dient selten der Besänftigung, sondern führt eher zur Aggressionssteigerung. So wird im Rahmen einer Studie über Aggressionen bei Fans in 22


den 1980er-Jahren beschrieben, dass „Intervention und Kontrolle meist kurzfristig zu dem gewünschten Ergebnis“ (Backes 1982:94) führen, was allerdings die Eskalation und die Verlagerung der Probleme nicht ausschließt (vgl. ebd.). Überdies bringt ein stärkeres Maß an Kontrolle und Überwachung eine Schmälerung des Verantwortungsgefühls und der Selbstregulierung unter den Fans mit sich (vgl. ebd.).

2.2 Faszination Fußball Fußball fasziniert. Die aktiv beteiligten Menschen, vor allem Fans, wissen das am besten. Seit den 1970er-/80er-Jahren ist die Wissenschaft ebenfalls von ihm fasziniert, viele Aspekte wurden bisher erforscht. Schließlich fasziniert der Fußball auch die Kunst- und Kulturszene. Nicht erst seit der WM 2006, wo André Heller offizieller Leiter des Kunst- und Kulturprogramms war, verschlägt es KulturMenschen zum Fußball. Eine Vielzahl von Veröffentlichungen zeugen davon. Das Spektrum reicht von populärer Musik bis hin zur klassischen Literatur (Eco, Handke, etc.). Was diese Faszination ausmacht, ist allerdings schwer in Kürze auf den Punkt zu bringen, was an dieser Stelle auch nicht passieren soll. Vielmehr soll ein kurzer Einblick gewährt werden, beginnend mit folgendem Zitat: „Das Herz des Fußballs schlägt auf den Rängen. Der zwölfte Mann6, oft genug kann er oder sie ganze Spiele (mit)entscheiden. Die Emotionen auf den Terrassen spiegeln die ganze Welt des Fußballs und des laufenden Spiels wider und machen einen Großteil der Faszination des Spiels aus.

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Die lautstarke Unterstützung des Heimpublikums kann im Fußball ein Team, das aus 11 Spiele-

rInnen besteht, zusätzlich motivieren, was im Idealfall zu einer Feldüberlegenheit führt. Daher wird das unterstützende (Heim-)Publikum als der ‚12. Mann’ bezeichnet.

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Der überwältigende Teil dieser Zuschauer kommt um ein Spiel zu genießen, mit Gleichgesinnten etwas positives zu erleben, die Mannschaft zu unterstützen, soziale Kontakte zu unterhalten. (...).“ (Gabriel/Schneider 1999). Fußballfan zu sein hat nicht nur mit der Identifikation zu einem Fußballverein zu tun, ist nicht bloß das ‚Konsumieren’ irgendeines Spiels (wohin die Wirtschaftsmechanismen und ihre ‚Big Player’ den Fußball aber tendieren lassen), es hat für diejenigen Menschen, die sich auf die Fantribüne stellen, viele verschiedene, zumeist individuell sehr wichtige Aspekte. Neben diesen vielen persönlichen Aspekten, scheint allerdings das gemeinsame Er- und Durchleben der vom Spielverlauf abhängigen Emotionen eine besondere Bedeutung zu haben. Diese „symbolischen Inszenierungen“ (Weiser 2002) werden „auf drei Ebenen dargestellt: Auf einer psychischen, wo das Publikum neben der fußballtypischen Härte etwa einen Torschuss als ‚befreiendes Erlebnis’ erwarten darf, auf einer soziologischen, wo sich im Fußball ein beständiges Ringen zwischen Arbeiterkultur und Gesellschaftsstruktur abbildet, das bis in Spielerpersönlichkeiten hinein deutlich wird, und einer anthropologischen, wo der Fußball leidenschaftliche Motive, wie das des Krieges, der Religiosität und der Sexualität ebenso in Szene setzt, wie das der Jagd, bei der er menschheitsgeschichtliche Evolutionserfahrungen aufnimmt und metaphorisch abbildet“ (ebd.). Weiterführend schreibt der Fanforscher Weiser (2002) dem Fußball Eigenschaften zu, „die beim Zuschauer auf unterschiedliche Weise tiefliegende archaische Phantasien symbolisch einholen: •

Die Jagd als menschheitsgeschichtlicher Überlebenskampf, ein Motiv, dessen Einlösung in der gegenwärtigen zivilisierten Kultur nur in oftmals verstellter Form realisiert werden kann,

das rituelle soziale Ereignis, bei dem Zuschauer – nach einer Arbeitswoche – kollektive quasi-religiöse Inspiration erfahren,

eine kriegerische Dimension, die in den – auf 90 Minuten begrenzten – durchsichtigen Spielregeln eine Auseinandersetzungsform anbietet, die eine spannungsvolle Gratwanderung zwischen Angst und Lust erlaubt und 24


ein sexuelles Motiv, das – über alle geschichtlichen Veränderungen hinweg – stets menschliche Erregungsqualitäten anzusprechen vermag.“

2.3 Definitionen hinsichtlich Sozialer Arbeit (mit Fans) Die genauen Unterschiede zwischen Mobiler, Aufsuchender, Nachgehender Jugend(sozial)arbeit bzw. Streetwork werden in der vorliegenden Diplomarbeit nicht thematisiert. Interessant ist vielmehr die Gemeinsamkeit, nämlich die Lebensweltund sozialräumliche Orientierung bzw. die Unterscheidung ob ein solches Projekt stadtteilorientiert bzw. szene- oder zielgruppenorientiert arbeitet (vgl. Keppeler/ Specht 2001:1223). Nachgehende Soziale Arbeit, vor allem mit Jugendlichen, hat zumeist einen stärkeren Fokus hin zu einer der drei klassischen Methoden der Sozialen Arbeit. Diese drei „sogenannten klassischen amerikanischen Methoden“ (Spiegel 2005:585) der Sozialen Arbeit sind: „Einzelfallhilfe, Soziale Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit“ (ebd.). Für Mobile Jugendarbeit stellt Streetwork einen zusätzlichen methodischen Baustein neben diesen drei Methoden dar (vgl. Steffan 1995). 2.3.1 Streetwork und Mobile Jugendarbeit Streetwork wendet sich an jene KlientInnen, sehr oft Jugendliche und junge Erwachsene, die durch einrichtungsgebundene Angebote der Sozialen Arbeit nicht oder nur mehr schwer erreicht werden (vgl. Steffan 1994). Geschichtlich betrachtet kam die Klientel oft aus sogenannten 'Randgruppen' (vgl. Steffan 1994), wobei dieser Begriff gesellschaftlich, regional als auch szenebedingt verstanden wird. Streetwork – als eine „unkonventionelle Form aufsuchender Sozialarbeit“ (Steffan 1994) – ist allerdings nicht erst sinnvoll, wenn Prozesse der Exklusion durch „Stigmatisierung bis hin zur Kriminalisierung“ (Steffan 1995), am Entstehen bzw. voll ausgeprägt sind, „sondern schon im Vorfeld mit präventiver Ausrichtung“ (ebd.).

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SozialarbeiterInnen im Streetwork-Bereich begeben sich in die Lebenswelt von räumlich oder szenemäßig abgegrenzten Gruppen und versuchen im Umfeld dieser, meist jugendlichen Klientel, Kontakt zu diesem aufzubauen. Krauß/Steffan (1993) beschreiben es als zentrale Aufgabe von StreetworkerInnen, dass es ihnen gelingen muss, ein Beziehungsnetz zu den KlientInnen in deren Szeneumfeld herzustellen. Besonders schwierig und vor allem zeitintensiv gestalten sich daher die ersten Versuche zu einer Szene bzw. in einer Jugendgruppe Kontakte herzustellen. Steffan (1995) beschreibt diese Phase, in der Kontakte aufgebaut, gesichert und mittel- bis längerfristig tragfähig erhalten werden müssen, als besonders intensiv. Diese „erfordern von StreetworkerInnen in der Regel weit mehr Eigeninitiative, Frustrationstoleranz, Beharrungsvermögen sowie Einfühlsamkeit als eine einrichtungsgebundene Tätigkeit“ (Steffan 1995). Diese zeitintensive Kontakt- und Beziehungsarbeit hat viel mit dem Umstand zu tun, dass StreetworkerInnen zu Beginn eher als „'Fremde' oder gar 'Eindringlinge'“ wahrgenommen werden (Steffan 1995), was als Umkehr zur klassischen einrichtungsbezogenen Sozialen Arbeit gilt, wo selbst noch niederschwellige Einrichtungen eine Schwelle darstellen, die von möglichen KlientInnen überschritten werden muss. Innerhalb von Streetwork befinden sich SozialarbeiterInnen in jenem Rahmen, den die Klientel vorgibt. In der Lebenswelt dieser KlientInnen ist es, wie Steffan (1995) beschreibt, als StreetworkerIn notwendig viel Zeit und Energie zu investieren, „um als Vertrauensperson Akzeptanz zu finden“ (Steffan 1995). Für das Kennen lernen der Lebenswelt der KlientInnen scheint es von Bedeutung zu sein, sich als StreetworkerIn der Unterschiede zwischen ‚objektiver’ und ‚subjektiver’ Strukturen der Lebenswelt bewusst zu sein (vgl. Pantucek 1998:89). Als „‚objektive’ Strukturen der Lebenswelt“ beschreibt Pantucek (1998:89) „das Milieu, dort geltende Bedingungen, Regeln und Deutungsmuster“, wobei hier vorab durch Literatur, das Wissen von TeamkollegInnen, Beobachtungen, etc. (vgl. Pantucek 1998:90) eine Annährung möglich ist. Für eine Annäherung an die ‚subjektive’ Lebenswelt der KlientInnen, wo es darum geht „innerhalb des Milieus ... noch einmal auf die hochsubjektiven Deutungen und Relevanzstrukturen der KlientInnen einzugehen“ (Pantucek 1998:89), ist die ‚Mitarbeit’ der KlientInnen unumgänglich. 26


Informationen über diese ‚subjektiven’ Aspekte können StreetworkerInnen durch Gespräche mit KlientInnen, durch die Beobachtung ihrer Verhaltensmuster und durch Empathie gewinnen (vgl. Pantucek 1998:90). Die Lebensweltorientierung ist somit ein wichtiges Prinzip von Streetwork bzw. von aufsuchender Sozialer Arbeit im Allgemeinen. Als weiterer Grundsatz gilt „eine grundsätzlich positiv-akzeptierende oder zumindest tolerante Haltung zu den Szenenormen“ (Krauß/Steffan 1993), den Verhaltensmustern und Werten der KlientInnen. Dies bedeutet allerdings nicht, mögliche problematische Verhaltensweisen automatisch gut zu heißen und nicht zu kritisieren, wofür allerdings die Qualität der Arbeitsbeziehung ausschlaggebend ist (vgl. Int. Wien SW 2). Parteilichkeit ist ein weiteres Prinzip von Streetwork, wobei es hier um eine Art „anwaltliche LobbyingArbeit“ (Dittrich/Wurr 1997:74) geht, welche die KlientInnen unterstützt, in ihrem Sozialraum wahrgenommen zu werden und ihre Bedürfnisse einzubringen. Ein weiterer wichtiger Grundsatz wird von Dittrich und Wurr (1997:73) als „Freiwilligkeit und Anonymität“ bezeichnet. Gemeint ist damit, dass die KlientInnen selbst über „Häufigkeit, Inhalt, Dauer und Intensität des Kontakts“ (Dittrich/Wurr 1997:73) mit den StreetworkerInnen entscheiden, und dass bis zu einem möglichen Schritt für Hilfestellungen zumeist eine sehr lange Zeitspanne liegt. Eine Übersicht und Orientierung der Prinzipien finden sich in der Regel in fachlichen Standards von bundesweiten Gremien für und von StreetworkerInnen. In Österreich bietet die BAST (Bundesarbeitsgemeinschaft Streetwork und mobile Jugendarbeit Österreich) ein solches Forum und benennt auf ihrer Homepage die Prinzipien für Streetwork und Mobile Jugendarbeit. Angeführt und kurz beschrieben werden Milieunähe, Akzeptierende Anteilnahme, Sprachrohrfunktion und anwaltschaftliche Vertretung, Ressourcenorientierung, Freiwilligkeit und Verschwiegenheit, Flexibilität und Mobilität, Erreichbarkeit sowie Kontinuität (vgl. BAST 2004b). In Deutschland bietet die BAG Streetwork/Mobile Jugendarbeit einen solchen Zusammenschluss und hat 1999 ihre fachlichen Standards festgelegt. Demnach orientieren sich „Streetwork und Mobile Jugendarbeit ... in ihrem Selbstverständnis 27


an folgenden Arbeitsprinzipien: Aufsuchen, Niedrigschwelligkeit und Flexibilität der Angebote, Bedürfnis-, Lebenswelt- und Alltagsorientierung, Freiwilligkeit und Akzeptanz, Vertrauensschutz und Anonymität, Parteilichkeit und Transparenz, Verbindlichkeit und Kontinuität. Geschlechtsspezifische Ansätze sind integraler Bestandteil der Arbeitsprinzipien. (...). Diese Prinzipien bilden die Spezifik und das Setting von Streetwork und Mobiler Jugendarbeit. Streetwork und Mobile Jugendarbeit sind eigenständige Arbeitsansätze.“ (BAG Streetwork / Mobile Jugendarbeit 2001). Standards für Streetwork werden immer gemeinsam für die Mobile Jugendarbeit beschlossen und festgelegt. Trotzdem wird bei der Beschreibung der Prinzipien auf die Eigenständigkeit der Arbeitsansätze hingewiesen. Eine genau Grenzziehung soll an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden. 2.3.2 Fanarbeit bei Fan-Projekten Soziale Arbeit mit Fußballfans in Deutschland wird bundesweit im Rahmen der Fan-Projekte geleistet und wird zumeist als Fanarbeit7 bezeichnet. Das Selbstverständnis dieser Arbeit beschreibt Schneider (1997) wie folgt: „Fan-Projekte sind Einrichtungen der außerschulischen Jugendarbeit. Sie verstehen sich selbst als weitgehend unabhängige ‚Drehpunkteinrichtungen’ zwischen jugendlichen und erwachsenen Erfahrungsebenen, zwischen den Bedürfnissen der kulturellen Lebenswelten und den Markt- und Verwaltungsmechanismen des organisierten Profifußballs. Neben jugendpädagogischen Ansätzen werden gleichrangig Anteile von Institutionen- und Öffentlichkeitsarbeit als spezifische Aufgabe angesehen. Hiermit wird insbesondere dem Umstand Rechnung getragen, dass die öffentlichen und institutionellen Reaktionen auf (auffälliges) Fanverhalten die Entwicklung dieser Jugendszene nicht unwesentlich beeinflussen.“

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Dieser Begriff wird allerdings nicht nur von der Sozialen Arbeit beansprucht. Beispielsweise be-

zeichnen die vereinsinternen FanbetreuerInnen bei den deutschen Vereinen oder die FanPolizistInnen in Österreich ihre Arbeit auch als Fanarbeit.

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Eine wichtige Unterscheidung gegenüber der nachgehenden Jugendarbeit ist, dass neben der Arbeit mit den jungen Fans, die vernetzende Arbeit gegenüber Institutionen und der Öffentlichkeit explizit genannt wird. Auch der Leiter des FanProjekts Berlin beschreibt dies ähnlich: „Zum einen is es die aufsuchende Arbeit, wir machen jetzt nich im klassischen Sinne, so wie ich’s verstehe, Streetwork, sondern wir ham halt überwiegend unsere Büroarbeit unter der Woche. Aber an den Wochenenden is es definitiv so, dass wir die Jugendlichen eben dort aufsuchen, wo sie sich aufhalten, sprich im Stadion“ (Int. Berlin SW 2). Für die Arbeit mit den jungen Fans beschreibt Schneider (1997) weiter: „In ihrer Arbeit suchen die FanpädagogInnen die Nähe der Jugendlichen, lassen sich auf deren Alltagswelt ein und bemühen sich um ein Verstehen der sich rasch wandelnden Szene. Die wichtigsten Schwerpunktbereiche dabei sind: •

Hilfen zur Stabilisierung der Fan-Cliquen und Clubs und der regionalen Fan-Gemeinde durch Begleitung und Teilnahme an Gruppenprozessen;

Förderung und Stützung von Eigeninitiativen und Selbstverantwortung von Fans;

Angebote von Freizeitangeboten nicht kommerzieller Art;

ganzheitliche Einzelberatungen;

Hilfen in Notsituationen.“

Aus dieser Schwerpunktsetzung ist ersichtlich, dass Gruppen- und Cliquenarbeit primär im Fokus der deutschen Fanarbeit stehen. Selbstverständlich sind Einzelberatungen ebenso explizit vorgesehen, bilden aber nicht den Schwerpunkt der sozialarbeiterischen Arbeit, was sich z. B. beim Fan-Projekt Berlin an der Anzahl der Einzellfallbetreuungen der letzten Jahre zeigt. (vgl. 3.1.2.3 und Int. Berlin SW 1). Die institutionelle Arbeit bei den Fan-Projekten beschreibt Schneider (1997): „Die Öffentlichkeits- und Institutionenarbeit der Fan-Projekte bietet vor allem Informati29


on, Verständigung und Vermittlung und wendet sich an Profivereine, Sportverbände, Polizei, Medien, Jugendämter, Bildungseinrichtungen (Schulen, Universitäten etc.) und interessierte Öffentlichkeit. Sie bezieht sich schwerpunktmäßig auf folgende Tätigkeiten: •

als vermittelnde Instanz in brisanten Konfliktsituationen und akuten Einzelfällen sowie

einer situationsübergreifenden, langfristigen Vermittlungsarbeit.“

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3 Geschichte und Konzepte der Arbeit mit Fußballfans anhand der beiden Projekte 3.1 Fan-Projekt Berlin 3.1.1 Rahmenbedingungen und Geschichte in Deutschland bzw. in Berlin Aufgrund des sich wiederholenden Auftretens von Gewaltaktionen und Ausschreitungen bei Fußballspielen Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre (vgl. Heitmann 2005:299) wurde das ‚Nationale Konzept Sport und Sicherheit’ – kurz NKSS – für Deutschland erarbeitet und 1993 in Kraft gesetzt (vgl. Bandel 1997:2). Neben vielen sicherheitstechnischen Maßnahmen wurde auch die bessere Unterstützung für Fan-Projekte gefordert und die Einrichtung solcher Projekte für die deutschen Erst- und Zweitligavereinen empfohlen. Da dieses Konzept eine Richtlinie und kein Gesetz ist, haben nicht alle, aber die meisten der Clubs bzw. Städte in den beiden oberen Spielklassen ein Fan-Projekt, (vgl. Int. Berlin SW 2), ebenso einige Vereine der dritten und vierten Spielklasse mit relevanten Fanszenen, wie z. B. St. Pauli, Dresden und Babelsberg (ebd.). Zur Zeit betreuen 33 Fan-Projekte 43 Teams in den verschiedenen Ligen (vgl. KOS 2007:40). Exakt gibt es in der Bundesliga 15 Fan-Projekte (bei 18 Teams), in der Zweiten Bundesliga acht (bei ebenfalls 18 Teams), in den beiden Regionalligen werden 14 Fangruppen (von 36) betreut und einige weitere Fan-Projekte gibt es in unteren Ligen (vgl. KOS 2007:40). Nach Meier und Schneider (1994, zit. n.: Bandel 1997:2) „kann dieses Konzept wohl als einzigartige, konzertierte Aktion aller am Fußballgeschehen beteiligter Institutionen und Organisationen angesehen werden um dem Ziel, der Eindämmung von Gewalt und Extremismus, insbesondere von jugendlichen Fußballfans, näher zu kommen.“ Für die Soziale Arbeit mit jungen Fußballsfans von Bedeutung ist, dass nach diesem Nationalen Konzept die Finanzierung von Fan-Projekten „zu je einem Drittel von Kommune, Bundesland und örtlichem Lizenzverein abgedeckt werden“ (ebd.), wobei die Gelder nicht direkt von den Vereinen an die FanProjekte zugeteilt werden, sondern mittels Fonds, welche vom DFB und von der 31


DFL8 verwaltet werden (vgl. Int. Berlin SW 2). Die Finanzierung des Fan-Projekts in Berlin wird durch den Umstand, dass Berlin Kommune und Bundesland zugleich ist, zu zwei Dritteln von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, Abteilung Jugend der Stadt Berlin übernommen (vgl. Int. Berlin SW 2). Obwohl es dieses Konzept gibt, welches als einzigartig und konzertiert bezeichnet wird, gibt es doch auch immer wieder Kritik daran, dass die Mittel für die Sozialarbeit nicht ausreichend sind und Fan-Projekte daher immer wieder als Alibiprojekte bezeichnet werden (vgl. Int. Berlin SW 2). Wobei die Wahrnehmungen durchaus unterschiedlich sind. So sieht ein Fan die Finanzierung des Fan-Projekts vor allem vonseiten des DFB und der Liga als Alibiaktion (vgl. Int. Berlin Fan 5), ein Mitarbeiter des Fan-Projekts in Berlin schreibt dies auch der Stadt Berlin zu, indem er seinen Eindruck vermittelt, „dass wir eher diese Alibifunktion einnehm, sodass der DFB sagen kann, jaja wir ham ja Sozialarbeit, die Stadt Berlin kann sagen jaja, also wir kümmern uns ja da drum, wir finanziern das auch aber in welchem Verhältnis das gegenüber anderen Institutionen steht, das interessiert wiederum kein“ (Int. Berlin SW 1). Auch Schneider (1997) schreibt in Bezug auf die Umwandlung von Fußballstadien in reine Sitzplatzarenen und das immer größer werdende Aufgebot an OrdnerInnen und PolizistInnen bei Fußballspielen: „Es ist keine neue Erkenntnis, jedoch dürften auch im Fußballbereich die Finanzmittel eher in bauliche oder repressive Maßnahmen denn in praktisch-pädagogische Arbeit fließen.“ Für die Abwicklung der Finanzierung, sowie als Dienstgeber für MitarbeiterInnen von Fan-Projekten fungieren meistens kommunale oder auch freie Trägerorganisationen. Das Fan-Projekt Berlin hat als Trägerorganisation die „Sportjugend Berlin, welche eine Organisation des Landessportbundes Berlin ist, d.h. der Landessportbund bekommt quasi zweckgebunden für die Arbeit des Fan-Projektes diese

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Die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH (kurz DFL) ist ein hundertprozentiges Tochterunterneh-

men des Ligaverbandes „Die Liga – Fußballverband“, von diesem wurde sie mit der operativen Geschäftsführung der 1. Bundesliga und der 2. Bundesliga betraut.

32


Summe Geld von der Senatsverwaltung, ... das ist unser Anstellungsgeber“ (Int. Berlin SW 2). Die ersten sozialarbeiterischen Ansätze in der Arbeit mit Fußballfans gab es in Deutschland bereits Ende der 1970er-Jahre, wo München als erste Kommune die Betreuung der Fußballfans finanzierte (vgl. Schneider 1997). „Geleistet wurde diese Betreuung durch die Streetworker des kommunalen Jugendamtes“ (ebd.). Das erste Fan-Projekt selbst entstand 1981 in Bremen, 1983 folgte Hamburg. Wie so oft in der Sozialen Arbeit, musste es zuerst einen aufmerksamkeitserregenden Vorfall geben, damit der Sinn zur Finanzierung für diese Projekte gesehen wurde. In dem Fall der Fan-Projekte Bremen und Hamburg war es das Ereignis, dass ein Bremer Fußballfan „bei Auseinandersetzungen zwischen Bremer und Hamburger Fußballfans durch einen Steinwurf ums Leben gebracht wurde“ (Schneider 1997). Im Laufe der 1980er-Jahre folgten dann einige weitere Fan-Projekte, hauptsächlich im sozialdemokratisch dominierten Norden der BRD (vgl. Schneider 1997), wobei viele davon durch das Auslaufen der befristeten Finanzierungszusagen nur eine kurze Lebensdauer hatten (vgl. Schneider 1997). Durch das NKSS entstanden schließlich in den 1990er-Jahren in sehr vielen deutschen Städten mit relevanten Fußballfanszenen, vermehrt auch im Süden und in den ‚neuen Bundesländern’ im Osten Deutschlands, wieder bzw. neue Fan-Projekte (vgl. ebd.) „Von 1984 bis 1987 existierte ein erstes Fan-Projekt in Berlin, welches aus Mitteln des Bundesjugendministeriums gefördert wurde“ (Fan-Projekt Berlin 2007a:9). 1990 kam es „vor einer völlig veränderten politischen wie geographischen Struktur – zurückzuführen auf die Wiedervereinigung Deutschlands“ (ebd.) zur Gründung des Fan-Projekts Berlin in seiner heutigen Form. Für den heutige Leiter des FanProjekts war es sein erster Job als Sozialarbeiter und er ist seither dort durchgehend tätig (vgl. Int. Berlin SW 2). Die Angebote des Fan-Projekts Berlin richten sich zur Zeit vor allem an Fans der beiden Teams Hertha BSC (1. Bundesliga) und 1. FC Union Berlin (Regionalliga Nord, 3. Spielklasse) (vgl. Fan-Projekt Berlin 2007c:3), Fans der beiden Teams „BFC Dynamo und Tennis Borussia Berlin werden nur noch punktuell betreut“ (ebd.). Ende der 1990er-Jahre wurden auch Fans 33


des Eishockeyvereins EHC Eisbären Berlin betreut und aufgesucht (vgl. FanProjekt Berlin 1998:4). 1996 wurde das Projekt ‚Fairness und Toleranz’ in Kooperation mit einigen PartnerInnen ins Leben gerufen (vgl. Fan-Projekt Berlin 1998:3). Dieses Projekt hatte und hat zum Ziel, der ansteigenden Unfairness und der Gewalt im Berliner Jugendfußball entgegenzuwirken, wobei die Arbeit und Schulung von MultiplikatorInnen (TrainerInnen, ÜbungsleiterInnen, etc.) im Vordergrund steht (vgl. Fan-Projekt Berlin 1998:7). 3.1.2 Fanarbeit beim Fan-Projekt Berlin 3.1.2.1

Ausgangslage, Strukturen und Auftrag

Ausgangslage für die Arbeit mit Fußballfans ist, neben dem NKSS, die Tatsache, dass „Fußballanhänger, insbesondere die Problemgruppen der gewaltbereiten und gewaltsuchenden Jugendlichen, von der allgemeinen Jugendsozialarbeit oft nur unzureichend erreicht werden“ (Fan-Projekt Berlin 1998:3). Des weiteren soll der Gefahr, dass „Jugendliche unter dem Einfluss gewaltbereiter Personen oder Gruppen, abweichendes Verhalten lernen bzw. festigen“ (ebd.) entgegengewirkt werden. Das Fan-Projekt Berlin wird als „besondere Form der Jugend/Sozialarbeit“ (Fan-Projekt Berlin 1998:3) als geeigneter Ansatz gesehen, „vor allem Mitgliedern jugendlicher Problemgruppen bei der Bewältigung ihrer Schwierigkeiten zu helfen und sie vor abweichendem Verhalten zu bewahren“ (ebd.). Vor allem soll verhindert werden, „dass insbesondere jüngere Jugendliche in derartige Problemgruppen abgleiten“ (ebd.). Die Teamgröße des Fan-Projekts Berlin hat sich in den letzten 17 Jahren mehrmals verändert. Mitte der 1990er-Jahre war die Einrichtung mit 7,5 Personalstellen (vgl. Int. Berlin SW 2) am höchsten besetzt. Seit beinahe zehn Jahren besteht das Team aus vier hauptamtlichen Vollzeitmitarbeitern, wobei drei von ihnen DiplomSozialarbeiter/-Sozialpädagogen sind und einer Diplom-Sportlehrer ist (vgl. FanProjekt Berlin 1998:14 und Int. Berlin SW 1). Des weiteren gab es bsplw. im Jahr 2006 drei MitarbeiterInnen auf Honorarbasis und zwei PraktikantInnen (vgl. FanProjekt Berlin 2007c:6). Laut Sachbericht gibt es „regelmäßige Teamsitzungen zur Bewertung und Planung der Arbeit“ (Fan-Projekt Berlin 2007c:5). Auf die Frage, 34


ob das Team Supervision in Anspruch nimmt, erklärt der Leiter des Fan-Projekts: „Nein, aber wir hatten jahrelang, bis vor zwei Jahren hatten wir Teamsupervision“ (Int. Berlin SW 2). Die Büroräumlichkeiten des Fan-Projekts Berlin befinden sich in Hohenschönhausen, im Ostteil Berlins, und sind unter der Woche in der Regel von 10-17 Uhr geöffnet (vgl. Fan-Projekt Berlin 2007c:5). Dort besteht prinzipiell die Möglichkeit für Jugendliche für Fragen, Gespräche oder zur Computer-Nutzung vorbeizukommen (vgl. Int. Berlin SW 1). Sie befinden sich am Rande eines großen Sportareals, wo des weiteren vor einigen Jahren eine Fanbaracke errichtet wurde, welche in der Zwischenzeit selbstverantwortlich von Fans von Hertha BSC genützt wird. „(...).Da ham wir den da en Container hinjestellt, wo sie ihre Sachen verschließen könn und ham mit den mittlerweile nen Schlüsselvertrag ausgehandelt und abgeschlossen, sodass die dann ihren Schlüssel ham für die Räume und unter Einhaltung von Regeln diese auch selbstbestimmt benutzen könn“ (Int. Berlin SW 1). Im Bezirk Prenzlauer Berg laufen zur Zeit die Pläne für den Bau eines neuen Fanhauses, Baustart soll im Herbst 2007 sein. „Mit diesem Neubau soll erstmalig eine Begegnungsstätte für junge Fußballfans verschiedener Berliner Vereine geschaffen werden“ (Fan-Projekt Berlin 2007c:3), wo es „einen großer Veranstaltungsraum, Räume für Seminare und Fortbildungen und Büros für die Mitarbeiter des Fan-Projektes und der Fanbeauftragten der Vereine“ (ebd.) geben soll. Im Arbeitsauftrag der FördergeberInnen wird recht allgemein präventive Arbeit mit Fans bzw. mit auffälligeren Fans beschrieben (vgl. Int. Berlin SW 2). Der präventive Arbeitsauftrag wird vor allem so beschrieben, dass jugendliche Fans davor bewahrt werden sollen, in gewalttätige und extremistische Szenen abzugleiten (ebd.). „Es geht in erster Form um Gewaltreduzierung oder im weitesten Sinne Gewaltvermeidung, das ist denk ich ma der Auftrag“ erklärt Sozialarbeiter Berlin 1 dazu. Da der präventive Ansatz von großer Bedeutung ist, wird „... vor allem versucht ..., viel Kontakt zu 14- bis 15-jährigen Jugendlichen herzustellen“ (Int. Berlin Soz. 2).

35


3.1.2.2

Ziele und Aufgaben

Durch die Arbeit des Fan-Projekts Berlin wird „in Anlehnung an das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG)“ (Fan-Projekt Berlin 2007c:1) gegenüber der „Hauptzielgruppe 14 bis 27-jährige Fans aller sozialer Schichten“ (Fan-Projekt Berlin 2007c:3) versucht: •

„zur Gewaltprävention beizutragen,

Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, indem die Fähigkeiten der Jugendlichen zur Bewältigung ihrer altersgemäßen Entwicklungsaufgaben gefördert, Lernprozesse der Fans und ihrer Gruppierungen vielseitig anregend herausgefordert (pädagogische Intervention) und die Jugendlichen in belastenden Lebenslagen und krisenhaften Situationen (Krisenintervention) unterstützt werden,

zur Schaffung eines Klimas, in dem die Vereine und weitere gesellschaftliche Institutionen zu mehr Engagement für Jugendliche bewegt werden können, beizutragen,

insbesondere subkulturell organisierte Jugendliche und junge Menschen, sowohl in das sportliche und gesellschaftliche Leben zu integrieren, als auch auf eine Integration von „normalen“ und „auffälligen“ Jugendlichen hinzuwirken und damit Ausgrenzungen zu vermeiden,

zur Minderung von illegitimer Gewalt in jeglicher Form beizutragen und dadurch die Anwendung legitimer Gewalt durch die Polizei zu verringern,

durch Toleranzbildung zum Abbau extremistischer Orientierungen (Rassismus, Antisemitismus, Sexismus) beizutragen,

Jugendlichen demokratische Umgangsformen in Konfliktsituationen näher zu bringen,

u.a. durch internationale Jugendbegegnungen auf Toleranz bzw. Akzeptanz anderer Lebensformen und -einstellungen hinzuwirken, 36


ein Netzwerk zur Bündelung von Interessen und Kräften aufzubauen,

Selbstorganisation, Eigenverantwortung und -initiative der Jugendlichen zu stärken und zu fördern,

ein authentisches und objektives Bild von Fankultur in der Öffentlichkeit zu schaffen,

durch drogenfreie U-18 Fahrten den oft übermäßigen Alkoholkonsum der Jugendlichen zu vermindern,

das Selbstwertgefühl und die Verhaltensicherheit bei jugendlichen Fußballanhängern zu steigern und Gleichaltrigengruppen zu stabilisieren,

eine Bindung der Jugendlichen an ihre Vereine zu fördern,

im Bereich des Berliner Jugendfußball Multiplikatoren für die Thematik Fairness & Toleranz zu sensibilisieren, (...)“ (Fan-Projekt Berlin 2007c:1).

3.1.2.3

Methoden und Angebote

Als Methoden werden im Sachbericht Aufsuchende Jugendarbeit/Streetwork hauptsächlich an den Spieltagen, sportorientierte Jugendarbeit, Freizeit- und Kulturpädagogische Angebote (alle drei vor allem im Fußballkontext), nationale und internationale Jugendbegegnungen, Unterstützung der Jugendlichen bei der Selbstorganisation, Konfliktmanagement und Krisenintervention, soziale Beratungsarbeit, Lobbyarbeit/Kooperation (mit zielgruppenrelevanten Institutionen), Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und parteiliche Interessenvertretung für die Jugendlichen genannt (vgl. Fan-Projekt Berlin 2007c:4). Bezüglich der Aufsuchenden Jugendarbeit wird des weiteren die „Teilnahme an der Lebenswelt der Jugendlichen durch Begleitung zu den Heim- und Auswärtsspielen der verschiedenen Vereine, ...“ (Fan-Projekt Berlin 1998:5) beschrieben. Die Jugendlichen werden vor allem in ihrer Rolle als Fans wahrgenommen. Die Lebensweltorientierung scheint sich auf diesen Bereich ihres Lebens zu konzentrieren, weitere Bereiche der Lebenswelt werden nicht genannt und/oder beschrie37


ben. Durch die Teilnahme an der Lebenswelt der Fans soll der „Aufbau von tragfähigen Beziehungen als Voraussetzung zur positiven Beeinflussung von Verhaltensweisen der Jugendlichen“ (Fan-Projekt Berlin 1998:5) erreicht werden. Dabei „werden bestehende Beziehungen vertieft und die Voraussetzungen für eine intensive

und

kontinuierliche

Gruppenarbeit

geschaffen

(Fan-Projekt

Berlin

1998:11). Beschrieben wird, dass die Mitarbeiter dafür weiterführend „vor allem die festen Sporttermine und Vorbereitungstreffen zu Jugendbegegnungen“ (ebd.) nutzen. Diese Sporttermine im Rahmen der sportorientierten Jugendarbeit bilden einen Fixpunkt in den Angeboten des Fan-Projekts, da sie die Intensivierung von Kontakten und Beziehungen ermöglichen (vgl. Fan-Projekt Berlin 1998:5). Diese sportlichen Angebote sind „niedrigschwellig und eignen sich, die im Sport enthaltenen sozialintegrativen Werte und Sinnelemente wie Spiel, Fairness, Wettbewerb, Kampf, Sieg, Niederlage, Stärke und Solidarität zu nutzen, um den Jugendlichen in einer ihnen angemessenen Art und Weise, abseits der sonstigen konfliktträchtigen Handlungsfelder, Erlebnisse, Erfahrungen und Abenteuer zu bieten“ (ebd.). Beispiele für aktuelle und immer wieder stattfindende Sporttermine sind Fanturniere unterschiedlicher Größe, fixe Fußballgruppen, die sich wöchentlich in einer Halle zum Spielen treffen und zuletzt auch fixe Eishockey-Spieltermine mit einer konstanten Gruppe (vgl. Int. Berlin SW 2). Da der Landessportbund Berlin die übergeordnete Trägerorganisation ist, werden Sporthallen und –anlagen kostenlos benützt. „Also wir beantragen die, wir müssen dafür nichts bezahln, ham dann regelmäßig einmal die Woche zwei bis vier Stunden und da könn die dann eben komm und Fußball spieln und darüber ergeben sich auch sehr häufig Jespräche“ (Int. Berlin SW 1). Die freizeit-, erlebnis- und kulturpädagogischen Ansätze verfolgen ähnliche Ziele mithilfe verschiedener anderer Angebote. Das Organisieren und Anbieten von Busfahrten zu Auswärtsspielen war lange Zeit ebenfalls ein Fixpunkt. Einerseits waren diese Fahrten oft mit Fußballspielen gegen die Fans des gegnerischen Teams verbunden (Stichwort Jugendbegegnung) und des weiteren wurden und werden teilweise noch so genannte drogenfreie U18-Fahrten angeboten (vgl. Fan-Projekt Berlin 1998:11 und Int. Berlin SW 1). 38


Das Organisieren solcher Busse für Auswärtsfahrten brachte den Sozialarbeitern gute Möglichkeiten für viele Kontakte und zur Beziehungsintensivierungen (vgl. Int. Berlin SW 1). Ebenso wichtig war den Mitarbeitern des Projekts, „dass sie Selbstverantwortung übernehmen und jetzt organisieren die selber so gut, dass wir das auch nich mehr tun“ (Int. Berlin SW 2). Die drogenfreien U18-Fahrten werden teilweise noch angeboten, wobei drogenfrei bedeutet, im Bus nicht zu rauchen, Alkohol zu trinken oder sonstige Substanzen zu konsumieren (vgl. Int. Berlin SW 2). Die nationalen und internationalen Jugendbegegnungen finden allerdings nicht nur durch die Fan-Turniere statt, sondern es gibt immer wieder die Chance, dass sich junge Fans mit Jugendlichen aus anderen Ländern auseinandersetzen. Vor allem im Rahmen von Fußballgroßereignissen bzw. Länderspielen des Deutschen Nationalteams (vgl. Fan-Projekt 1998:11) gab es in den letzten Jahren einige solcher Begegnungen, bsplw. in England, Frankreich, Portugal und der Türkei bzw. in Deutschland mit jungen Menschen aus Spanien, Ghana und den USA (vgl. Int. Berlin SW 1 und Int. Berlin Fan 1). Bei der Vermittlung von Konflikten, bei Kriseninterventionen und Beratungen wird explizit die Möglichkeit von „Rechtsberatung unter Hinzuziehung eines Rechtsanwaltes bei größeren Vorkommnissen“ (Fan-Projekt Berlin 1998:12), sowie „darüber hinaus die Durchführung von ‚Runden Tischen’ (z. B. Jugendliche und Polizei, Ordner, Vereinsvertreter )“ (ebd.) genannt. Diese Vermittlungen finden sehr oft bei angedrohten bzw. ausgesprochenen Stadionverboten zwischen Fußballverein, Polizei, Ordnerdienst und den Jugendlichen statt (vgl. Int. Berlin SW 1 und 2). Allgemeine Beratungen z. B. bei Arbeitslosigkeit, für Bewerbungen oder bei Konflikten mit den Eltern (vgl. Fan-Projekt Berlin 1998:12) werden prinzipiell auch angeboten. „Sind die Probleme der Jugendlichen zu groß oder zu speziell, vermitteln wir sie an spezialisierte Beratungsstellen, mit denen wir vorher in Kontakt getreten sind“ (Fan-Projekt Berlin 1998:12). Der Leiter des Fan-Projekts schätzt bezüglich Beratungen: „Ich würd mal sagn so zu 99% im Fußballkontext, was wir beratn könn, beratn wir selbst oder wir vermittln dann, da seh wa uns auch so als Drehpunkteinrichtung“ (Int. Berlin SW 2). 39


3.1.2.4

Prinzipien

Eine explizite Auflistung bzw. Beschreibung der sozialarbeiterischen Prinzipien lässt sich weder in der Selbstreflexion, noch im Jahres- bzw. Sachbericht finden. Anlehnend an die unter Punkt 2.3.4 genannten Prinzipien der BAG Streetwork/Mobile Jugendarbeit sind einige Prinzipien den Ausführungen in der Selbstreflexion, dem Sachbericht und den Interviews zuordenbar. Dass die Arbeit des Fan-Projekts, zumindest an den Spieltagen, dem Prinzip der aufsuchenden Jugendarbeit entspricht, spiegelt sich im Punkt „Aufsuchende Jugendarbeit“ (FanProjekt 1998:11) wieder. Auch die beiden Sozialarbeiter betonen den aufsuchenden Aspekt ihrer Arbeit. So dient das Aufsuchen der Fans im Stadion „in erster Linie aus unserer Sicht der Beziehungsarbeit“ (Int. Berlin SW 1). Diese Beziehungsarbeit wird aber vor allem an den Spieltagen und bei Fantreffen geleistet, denn „die aufsuchende Arbeit unter der Woche, was wir anfangs gemacht haben“ (Int. Berlin SW 2) findet mittlerweile nicht mehr statt (vgl. ebd.). Als weitere Prinzipien in ihrer Arbeit nennen die beiden Sozialarbeiter die Freiwilligkeit des Kontaktes, die Anonymität, eine akzeptierende Haltung, Transparenz der Arbeit und die Parteilichkeit gegenüber den Fans (vgl. Int. Berlin SW 1 und 2). In Bezug auf Freiwilligkeit der Fans beschreibt Sozialarbeiter 1: „..., die müssen nicht mit uns, können uns aus dem Weg gehen, wir müssen eher auf sie zukommen, müssen mit unseren Angeboten, mit unseren Inhalten so attraktiv und so genau den Zeitgeist treffen oder die Bedürfnisse treffen“ (Int. Berlin SW 1). In Bezug auf die Beziehungen zu den Fans meint sein Kollege, sie können „nur deswegen so nah dran sein, weil die Jugendlichen natürlich auch wissen, dass wir nichts weitertragen, das is so’n Grundprinzip, absolute Vertraulichkeit und Anonymität“ (Int. Berlin SW 2). In Bezug auf Akzeptanz wird festgehalten: „Es is auf jeden Fall mit eine Methode, die akzeptierende Jugendarbeit in der Form, dass wir, wie man so schön sagt, die Jugendlichen da abhol’n, wo sie steh´n und wir natürlich diese Sache dann auch sehr kritisch sehen. Wir seh´n uns da auch als Reibungsfläche für die Jugendlichen“ (Int. Berlin SW 2). In Bezug auf Transparenz wird vor allem der Umgang mit 40


der Polizei genannt. Es ist wichtig „Transparenz zu schaffen, also dass für Fans immer nachvollziehbar ist, was wir für eine Rolle gegenüber der Polizei haben“ (Int. Berlin SW 1). Auf die Frage, welche Rolle das Fan-Projekt bei den Fans einnimmt, wird geantwortet: „Wir sind keine neutrale Instanz, die jetzt vermittelt, sondern wir vermitteln im Sinne der Jugendlichen, also ich bin immer parteilich für die Jugendlichen, dass heißt nicht, dass ich unkritisch bin, es ist für mich einfach so’n Arbeitsansatz“ (Int. Berlin SW 2). Diese Parteilichkeit scheint sich allerdings in manchen Situationen zu relativieren. Da der Fußballverein selbst das Fan-Projekt mitfinanziert, sieht er seine Interessen offensichtlich nicht immer gut genug vertreten. „Der Verein sieht uns glaub ich teilweise schon eher auf Fanseite, was manchmal die Vermittlungsrolle nich so einfach macht, der Vorwurf kommt, ihr nehmt ja immer Partei für die Fans“ (Int. Berlin SW 2), lautet daher manchmal die Kritik. Zum Prinzip der Anonymität wird festgehalten, dass „da eigentlich in Form von Schriftführung oder in Form von Aktenführung gar nichts“ passiert (Int. Berlin SW 1). Die Teilhabe der Jugendlichen ist im Fan-Projekt auch ein wichtiger Arbeitsansatz: „... dann hab ich, Stichwort Partizipation auch immer versucht, also Jugendliche miteinzubeziehen, also Entscheidungsprozesse, dass sie Verantwortung übernehm“ (Int. Berlin SW 2). Geschlechtsspezifische Ansätze in der Arbeit werden zwar von beiden Sozialarbeitern als wichtig bezeichnet. Im Sachbericht 2006 ist dazu folgendes beschrieben: „Mädchenspezifische Arbeit fand nicht statt. Dagegen versuchten wir, dem in der überwiegend männlich dominierten Fanszene weit verbreiteten Sexismus und der vorhandenen Homophobie durch Gespräche und Diskussionen über Männlichkeitsideale und Frauenbilder zu thematisieren und zu hinterfragen.“ (FanProjekt Berlin 2007c:4). Der Umstand, dass im Team nur Männer arbeiten relativiert diesen Arbeitsansatz ebenfalls (vgl. 3.3). Einige Prinzipien der aufsuchenden Jugendarbeit lassen sich in der Arbeit des Fan-Projekts erkennen, nicht explizit genannte Grundsätze, wie z. B. die 41


Niedrigschwelligkeit sind ebenfalls in Ansätzen erkennbar. Allerdings sind diese Prinzipien in relativierter Form beschrieben, vor allem im Vergleich zu einem klassischen Streetwork-Projekt. Der Leiter des Fan-Projekts betont aber auch selbst, dass der Schwerpunkt ihrer Arbeit unter der Woche überwiegend in der Büroarbeit und am Wochenende bei den Fans im Stadion liegt (vgl. 2.3.6). 3.1.2.5

Statistik

Genaue Kontakt- oder Fallzahlen weisen die Berichte des Fan-Projekts nicht auf, allerdings gibt es eine prozentmäßige Zuordnung der erreichten jungen Fans und eine Aufzählung der TeilnehmerInnen bei Projektangeboten.

Alter in %

Geschlecht %

in Schul- und Berufsausbildung bzw. Einzugsbereich Schulbesuch in % cher/Teilnehmer in % direktes Umfeld

Grundschüler:

bis 6 Jahre:

Besu-

5

Bezirk

15

Land Berlin

60

Sek.2/Gymnasium: 10

Land Brandenburg:

20

bis 27 J.: 20

Sonderschüler:

sonstige:

über 27 J.: 2

Studenten:

weiblich:

bis 13 J.: bis 16 J.:

3

3

bis 20 J.: 75

männlich: 97

Hauptschüler:

7

Sekundarstufe:

10

3

Auszubildende:

30

Arbeitnehmer:

20

Arbeitslose:

20

Abbildung 2: Fan-Projekt Berlin – Statistische Beschreibung der BesucherInnen / TeilnehmerInnen (Fan-Projekt Berlin 2007c:3)

42


Angebotsbereiche

Zahl der durchgeführten Anzahl der TeilnehmerAngebotsstunden /BesucherInnen (geschätzt)

3.1

Projektarbeit, Workshops, Gruppenarbeit 2.147 u.ä.

5.395

3.2

Veranstaltungen und Aufführungen

386

3.070

3.3

Offener Bereich, Jugendcafebetrieb u.ä.

560

1.920

3.4

Nutzung der Räume durch andere

3.5

Weitere Angebote (WM Fan-Camp / Fanbotschaften etc.)

2.076

Nicht schätzbar

Summe:

5.169

Summe:

10.385

Abbildung 3: Fan-Projekt Berlin – Angebotsbereiche bezüglich Projekten, inkl. Angebotsstunden und TeilnehmerInnen (Fan-Projekt Berlin 2007c:4)

3.2 Streetwork Wien 3.2.1 Rahmenbedingungen und Geschichte in Österreich bzw. in Wien Im Gegensatz zu Deutschland existiert in Österreich heute kein Projekt, welches sich der präventiven Sozialen Arbeit im engeren Sinn und hauptsächlich Fußballfans widmet (vgl. Horak/Spitaler 2005:6). Ein Grund dafür liegt sicher darin, dass es in Österreich kein vergleichbares Konzept wie das NKSS in Deutschland gibt. Die Österreichische Bundesliga schreibt in ihren Statuten zwar einen ’Sicherheitsverantwortlichen’ bei den Vereinen vor, die Bestellung eines ‚Fanbeauftragten’ wird des weiteren primär empfohlen (vgl. Horak/Spitaler 2005:8). Diese Empfehlung nehmen die Fußballvereine unterschiedlich ernst. Während bei Austria Wien ein ausgebildeter Sozialpädagoge für diese Tätigkeit zuständig ist, übernimmt bei Rapid Wien der Stadionsprecher diese Rolle (vgl. Int. Wien SW 1). In den 1980er und 1990er-Jahren gab es allerdings sehr wohl sozialpräventive Projekte, deren explizit genannte Zielgruppe Fußballfans bzw. Hooligans waren. In Linz bsplw. existierten über einen längeren Zeitraum, von 1991 bis 1997/98, Projekte mobiler Jugendarbeit mit Fußballfans, die von den Vereinen ISI (Initiativen für soziale Integration) bzw. ‚Jugend und Freizeit’ betrieben wurden (vgl. Ho-

43


rak/Spitaler 2005:7). Betreut wurden Fans der beiden damaligen Linzer Bundesligaklubs LASK und Stahl Linz (vormals: VOEST Linz). Vor allem nach deren Abstieg aus der höchsten österreichischen Spielklasse hatten diese Fanszenen kaum mehr eine Relevanz, deshalb wurde die Soziale Arbeit mit Fans in Linz nicht weitergeführt (vgl. Horak/Spitaler 2005:7). Wie in der Einleitung bereits kurz angeführt, wurde auf Initiative von AbsolventInnen der Sozialakademie in Kooperation mit dem Wiener Jugendamt 1979 der Trägerverein ‚Rettet das Kind – Landesverband Wien’ gegründet, Zielgruppe waren gefährdete Jugendliche „am Rande der Kriminalität“ (Ruthner/Ziering 1991:193). Von Beginn an bestand das Projekt aus zwei Teams. Eines arbeitete mit Jugendlichen aus der Drogenszene (welches später dem Verein Wiener Sozialprojekte angegliedert wurde), das zweite mit „auffälligen, gewaltbereiten Jugendgruppen“ (Rettet das Kind 2007:3). Da mit dieser Zielgruppenbeschreibung ebenso gewaltbereite Fußballfans gemeint waren, wurde „Fanbetreuung bei den Fußballklubs Rapid Wien und Austria Wien ... ein Hauptbestandteil der Arbeit“ (ebd.). Zur Orientierung gab es damals Studienreisen nach München (vgl. Int. Wien SW 2), wo ein Streetwork-Projekt bereits Fans als eine Zielgruppe hatte (vgl. 3.1.1). Bis 1999 existierte das Projekt in dieser Art und Weise. Im Gegensatz zu heute besuchten die StreetworkerInnen nicht nur die Heimspiele der beiden Wiener Bundesligavereine Austria Wien und Rapid Wien, sondern begleiteten die Fans auch zu den Auswärtsspielen ihrer Teams (vgl. Int. Wien SW 2). Als Angebote wurden neben der Nutzung der Anlaufstelle und neben der Teilnahme an diversen Freizeitaktivitäten von Beginn an die Möglichkeit offeriert, Beratungen und Begleitungen in Bezug auf polizeiliche und rechtliche Angelegenheiten sowie hinsichtlich privater und persönlicher Natur in Anspruch zu nehmen (vgl. Int. Wien SW 2). Mit anderen, zum Teil unterschiedlichen Zielgruppen, wurde von 1979 bis 1999 auch gearbeitet. Die Arbeit mit jugendlichen Roma bsplw. gab es vor 1999 für einige Jahre (vgl. Rettet das Kind 2007:3), mit jungen Menschen aus der SkinheadSzene wurde und wird seit den 1990er-Jahren kontinuierlich gearbeitet (vgl. Int. Wien SW 2).

44


1999 gab es eine Veränderung der Situation, indem „die Finanzierung des Projekts ... nicht mehr durch das Amt für Jugend und Familie (MA 11), sondern durch das ehemalige Landesjugendreferat (MA 13)“ erfolgte (Rettet das Kind 2007:3). Der Verein wurde umstrukturiert und vergrößerte sich um einige stadtteilbezogene Streetwork-Projekte (vgl. Rettet das Kind 2007:3). Bei Streetwork Wien wurde dadurch das Team von sechs auf drei MitarbeiterInnen gekürzt und „die Fanbetreuung auf Wunsch des Subventionsgebers beendet“ (Rettet das Kind 2007:3). Heute umfasst der Verein ‚Rettet das Kind – Landesverband Wien’ neben dem zielgruppenorientierten Streetwork-Projekt vier stadtteilorientierte StreetworkProjekte und drei Jugendtreffs (vgl. Rettet das Kind 2005:4). Die Einstellung der Fanbetreuung, und somit in gewisser Weise auch die Kürzung der Mittel für das Team, hatte bestimmte Hintergründe. Laut der Leiterin von Streetwork Wien (die selbst als Basismitarbeiterin von 1993-1996, also vor diesen Veränderungen, bei Streetwork Wien tätig war), wollte die Stadt Wien die beiden Fußballvereine und die Bundesliga an der Finanzierung der Fanarbeit beteiligt sehen (vgl. Int. Wien SW 2). „Ein geplantes viertelfinanziertes Projekt mit den Vereinen Rapid und Austria bzw. Bundesliga und Stadt Wien scheiterte ... am mangelnden Interesse eines der beiden Klubs“ schreiben dazu Horak/Spitaler (2005:7). Die Leiterin von Streetwork Wien konkretisiert: „... und die Rapid gsagt hat, na des brauch ma net, wir checken des eh selber. (...). Des war mit ein Grund warum die Fußballfanarbeit im Sinne von Fanarbeit eingstellt worden is“ (Int. Wien SW 2). Die Stadien blieben und sind als Außendienstorte allerdings weiterhin interessant, weil „ein Teil der zielgruppenrelevanten Menschen sich in den Stadien aufhalten und dort anzutreffen sind“ (Int. Wien SW 2). Vor allem durch die Kürzungen, aber auch durch die Fokussierung auf die Arbeit mit Skinheads, konnte die Kontaktintensivität mit jungen Menschen bei Austria Wien und vor allem bei Rapid Wien nicht mehr aufrecht erhalten werden (vgl. Int. Wien SW 2). „Dadurch, dass die aber nur zu dritt warn a Zeit lang, san anfoch maximal, also sans nur bei der Austria gwesen. Sie warn zwar bei Rapidspielen auch, vor allm beim Derby. Aber sie waren vorwiegend bei der Austria. Und da is halt viel bei der Rapid verloren 45


gegangen“ (Int. Wien SW 2). 2003 wurde das Team von Streetwork Wien wieder auf sechs MitarbeiterInnen aufgestockt – eine Projektleitung, fünf StreetworkerInnen (vgl. Rettet das Kind 2007:3). 3.2.2 Soziale Arbeit mit Fußballfans bei Streetwork Wien 3.2.2.1

Ausgangslage, Strukturen und Auftrag

Streetwork Wien ist, wie bereits erwähnt, ein Projekt des Vereins ‚Rettet das Kind – Landesverband Wien’ und ist in Wien „seit 1979 im Auftrag der Stadt Wien in der Jugendarbeit tätig“ (Rettet das Kind 2007:3). Mit Bescheid der Wiener Landesregierung von 1992 ist der Verein „ ... als Einrichtung der freien Jugendwohlfahrt geeignet nichthoheitliche Aufgaben der öffentlichen Jugendwohlfahrt zu erfüllen“ (Rettet das Kind 2007:3). Die Einrichtung Streetwork Wien wird ausschließlich aus Mitteln der Stadt Wien über die MA 13 finanziert, einzelne Bezirke der Stadt sind, im Gegensatz zu stadtteilorientierten Projekten, nicht an der Finanzierung beteiligt (vgl. Int. Wien SW 2). Streetwork Wien arbeitet mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen „im Gegensatz zu anderen Einrichtungen der aufsuchenden Jugendarbeit überregional, d.h. in ganz Wien“ (Rettet das Kind 2007:5). Des weiteren wird festgehalten: „Wir arbeiten nicht stadtteilorientiert, sondern zielgruppen- und szeneorientiert“ (ebd.). Trotz der Aufstockung auf wieder sechs MitarbeiterInnen haben sich Rahmenbedingungen und Aufträge, vor allem für die Arbeit mit Fußballfans, nicht verändert. Die Zielgruppenbeschreibung lautet dem Auftrag nach: „Streetwork Wien arbeitet mit gewaltbereiten und/oder politisch extremen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die oft auch einer der folgenden Szenen angehören: gewaltbereite, an Fußball interessierte Jugendliche und junge Erwachsene, Hooligans, Skinheads, Gabbers, im Alter von 14 – 25 Jahren. Die Zielgruppe von Streetwork Wien zeichnet sich dadurch aus, dass sie bestehende einrichtungsgebundene Angebote meidet, aus freier Entscheidung, Interesselosigkeit oder aufgrund direkter oder indirekter Ausgrenzung“ (Rettet das Kind 2007:5). Der Bezug zum Fußball ist also vorhanden, es gibt jedoch „keinen Auftrag zur Fanarbeit, allerdings passen einige Fans in die Zielgruppenbeschreibung und durch Vermischungen werden Jugendli46


che, die von wo anders bekannt sind, auch regelmäßig im Stadion angetroffen“ (Int. Wien SW 2). Im aktuellen Jahresbericht werden unter dem Punkt ‚inhaltliche Arbeit’ und dem Unterpunkt ‚Gruppen’ bsplw. „Jugendliche am Fußballplatz“ (Rettet das Kind 2007:13), sowie Arbeit und Projekte mit ihnen beschrieben. Aufgrund der Qualitätsstandards im Konzept (Ausbildung: Diplomierte SozialarbeiterInnen, Diplomierte SozialpädagogInnen) (vgl. Rettet das Kind 2005:12) setzt sich das Team aus sechs AbsolventInnen von Sozialakademien bzw. Fachhochschulstudiengängen für Sozialarbeit zusammen (wobei zwei MitarbeiterInnen ihre Ausbildung 2007 noch abzuschließen haben) (vgl. Int. Wien SW 2). Das Team ist derzeit geschlechtsparitätisch besetzt (drei Frauen, drei Männer), wobei durch den Umstand, dass die Leiterin prinzipiell nicht mehr bei Außendiensten tätig ist, zur Zeit zwei Frauen und drei Männer als StreetworkerInnen arbeiten (vgl. Int. Wien SW 2). Diese paritätische Besetzung ist prinzipiell nicht vorgeschrieben, allerdings ist durch die geschlechtssensible Grundhaltung, welche im Konzept festgeschrieben ist (vgl. Rettet das Kind 2005:12), vonseiten der Leiterin und des Geschäftsführers des Vereins immer darauf geachtet worden, Neubesetzungen nach diesem Prinzip vorzunehmen (vgl. Int. Wien SW 2). „Besprechung von organisatorischen und inhaltlichen Themen und der Festlegung der nächsten Arbeitstermine“ (Rettet das Kind 2005:6) finden in Form von Teamsitzungen einmal pro Woche statt. Das Konzept sieht den „Anspruch auf Teamsupervision im Abstand von ca. 3-4 Wochen“ (vgl. Rettet das Kind 2005:7) vor, wobei diese vom Verein finanziert wird und als Arbeitszeit gilt (vgl. ebd.). Diese Möglichkeit wird vom Team von Streetwork Wien in etwas größeren Abständen wahrgenommen (vgl. Int. Wien SW 1). Die Büroräumlichkeiten und die Anlaufstelle befinden sich derzeit nahe des Wiener Stadtzentrums (vgl. Rettet das Kind 2007:7). Am Mittwoch zwischen 10 und 12 Uhr gibt es die fixe Möglichkeit für Jugendliche und junge Erwachsene, dort Beratung in Anspruch zu nehmen (vgl. Int. Wien SW 2). Weitere Beratungstermine werden zwischen Jugendlichen und den StreetworkerInnen über Diensthandys individuell vereinbart (vgl. Int. Wien SW 1). Die Räumlichkeiten der Anlaufstelle können von Jugendlichen mit Anwesenheit von Street-

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workerInnen für Feste oder andere freizeitbezogene Aktivitäten genutzt werden (vgl. ebd.). In Bezug auf die Außendienstorte Fußballstadien hat es innerhalb des Teams eine Zuteilung der StreetworkerInnen zu den beiden Wiener Bundesligavereinen gegeben, um eine kontinuierliche Arbeit vor Ort zu ermöglichen und die gegenseitigen Phantasien der beiden, alles andere denn befreundeten Fangruppen, abzuschwächen. So sind jeweils eine Sozialarbeiterin und ein Sozialarbeiter für Jugendliche in den Stadien bei Austria Wien und Rapid Wien zuständig (vgl. Int. Wien SW 2). Auch hier wird Wert auf eine geschlechtsparitätische Zuteilung gelegt, der fünfte Sozialarbeiter springt ein, wenn ein/e KollegIn ausfällt (ebd.). Das Aufsuchen der jungen Menschen im Stadion erfolgt prinzipiell bei jedem Heimspiel. Nachdem die Spiele von Austria Wien Anfang des Jahrzehnts zumindest unregelmäßig besucht wurden, gab es bei Rapid Wien 2005 im Prinzip einen Neuanfang (vgl. ebd.). Mittlerweile gibt es bei beiden Vereinen konstant gute Kontaktzahlen und die verschiedenen Angebote werden immer wieder in Anspruch genommen (vgl. ebd.). 3.2.2.2

Ziele und Aufgaben

Als Ziele der Arbeit von Streetwork Wien werden im Jahresbericht folgende Punkte beschrieben: „Jugendliche und junge Erwachsene – verbessern ihre Lebenssituation, verändern ihre Wertehaltungen und ihre Einstellung zu politischen Systemen, verändern ihren gewohnten Umgang mit Alkohol, erweitern ihr Handlungsspektrum im Umgang mit Konflikten, entwickeln soziale Kompetenzen und/oder bauen diese aus, verändern ihre eigenen und zugeschriebenen Rollenbilder in der Gesellschaft, verändern ihre tradierten geschlechtsspezifischen Rollenzuschreibungen (und) nutzen ihr eigenes Potential.“ (Rettet das Kind 2007:3-4). „Um diese Ziele zu erreichen, werden Jugendliche und junge Erwachsene von uns angeregt ihre Blickwinkel zu erweitern und ihre Einstellungen zu hinterfragen, ihren missbräuchlichen Rausch- und Suchtmittelkonsum (vorrangig Alkohol) zu erkennen, Motive und Funktionen ihres eigenen Verhaltens zu erkennen und sich damit auseinander zu setzen, ihre Konfliktregelungsmuster zu erkennen (und) ihre 48


eigenen Fähigkeiten wahr zu nehmen. Um die Möglichkeit für diese Veränderungen zu schaffen, ist grundlegende Akzeptanz und Vertrauen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu den StreetworkerInnen Voraussetzung“ (Rettet das Kind 2007:4). 3.2.2.3

Methoden und Angebote

Als wichtigste Methode wird die nachgehende Arbeit genannt, durch die „fundierte Kenntnisse über die Lebenswelten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen“ (Rettet das Kind 2005:9) erhalten werden. Weitere methodische Ansätze werden unter dem Punkt „Beschreibung der Leistungen“ (ebd.) angeführt und sind Beziehungsarbeit, Cliquen- und Projektarbeit, geschlechtssensible und geschlechtsspezifische Gruppenarbeit, Beratungsarbeit (allgemeine und spezifische Beratung bei individuellen oder gruppenbezogenen Krisen und Problemlagen), Betreuungsarbeit unter dem Aspekt der Kontinuität, Begleitung als Angebot einer solidarischen Unterstützung (Anwalts- u. Beistandsfunktion), Vermittlung als Vermittlungsangebot, das die Aktivierung von Unterstützung anderer Einrichtungen zum Ziel hat, Freizeit- und Erlebnispädagogik sowie Intervention als Eingriff in negative Verlaufsprozesse, (Krisenintervention, Deeskalation von Gruppenprozessen, Konfliktbewältigung und Mediation) (vgl. ebd.). Das Spektrum der Angebote ist bei Streetwork Wien sehr breit gefächert. „Wir ham ja über freizeitanimative Geschichten bis hin zu Case Work so zu sagn de ganze Bandbreite“ (Int. Wien SW 1) beschreibt ein Mitarbeiter. Schwierig ist es allerdings genau herauszufiltern, welche Angebote Fußballfans am ehesten wahrnehmen. Als attraktiv für Fußballfans hat sich jedenfalls in letzter Zeit die Nutzung der Räumlichkeiten der Anlaufstelle erwiesen. So nutzen vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, zu denen es durch die Austria-Spiele Kontakte gibt, diese Räume für Feste, Spielabende und ähnliche freizeitorientierte Aktivitäten (vgl. Int. Wien SW 1). Ausschlaggebend für diese intensivere Nutzung war das Angebot, während der Fußball-WM 2006 Spiele via Beamer gemeinsam zu verfolgen (vgl. Rettet das Kind 2007:15). In Bezug auf sportliche Aktivitäten, wie Badminton,

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Squash oder ähnliche Angebote haben die Fans bisher wenig Interesse gezeigt (vgl. Int. Wien SW 1). Im Bereich Beratungen und Begleitungen sind für Fußballfans vor allem Unterstützungen bei polizeilichen, rechtlichen und gerichtlichen Angelegenheiten interessant und von Bedeutung, wobei dies einerseits eine direkte Auswirkung der „streng gehandhabten Sicherheitspolizeigesetze“ (Rettet das Kind 2007:14), andererseits einige junge Fans durch Delikte auch abseits des Stadions mit Polizei und Gerichten in Kontakt kommen (vgl. ebd.). Die Unterstützungen in diesem Bereich reichen von der Hilfe beim Schreiben von Einsprüchen bei Verwaltungsstrafen, über Vorbereitung für und Begleitung zu polizeilichen Einvernahmen und Gerichtsverhandlungen bis hin zu Haftbesuchen (vgl. Int. Wien SW 1). Diese Einzelberatungen und -begleitungen haben oft einen direkten Konnex zum Fußball, da sich viele polizeilich und rechtlich relevante Vorfälle im Rahmen von Spielbesuchen ereignen. Oft sind es erste sozialarbeiterische Einzelangebote die angenommen werden, diese bilden dann die Möglichkeit, die Arbeitsbeziehung zu intensivieren (vgl. Int. Wien SW 1). Zu den meisten jungen Fans, die solche Beratungen und Begleitungen in Anspruch nehmen, besteht bereits Kontakt, vor allem durch die Spielbesuche (vgl. ebd.). Zusätzlich bieten sich die StreetworkerInnen Jugendlichen bei Verhaftungen vor Ort als Begleitpersonen an. Daraus entstehen unter Umständen, ohne diese Jugendlichen vorher vielleicht gekannt zu haben, ebenfalls Beratungen und/oder Betreuungen, wie Sozialarbeiter Wien 1 beschreibt: „Wir san vor Ort, wir beobachten, der wird zum Beispiel abgeführt, wir bieten uns dort direkt an, begleiten ihn zur polizeilichen Einvernahme und aus einer gewissen systemischen Logik heraus bist du dann a bei der Prüfungsverhandlung, bei der Gerichtsverhandlung und besuchst ihm dann a im Hefen, also des wär zum Beispiel so etwas, wo des net von uns aktiv gesteuert is.“ Andererseits gibt es immer wieder die Situation, dass sich junge Fans ohne vorherige Kontakte an die StreetworkerInnen mit der Bitte um Unterstützung wenden, weil Streetwork Wien z. B. von einer/m Bekannten aus dem Stadion empfohlen wird, der bereits Hilfestellungen in Anspruche genommen hat (vgl. Int. Wien SW 1). 50


Gruppen- und Cliquenarbeit mit Fans hat bei Streetwork Wien keine große Bedeutung, was auf den nicht vorhandenen Auftrag zur generellen Arbeit mit Fans zurückzuführen ist (vgl. 3.2.2.1). Trotzdem ist es notwendig, dass StreetworkerInnen Kleingruppen im Stadion (auch Fanclubs) als solche wahrnehmen, um eine Akzeptanz auch bei einzelnen aus der Gruppe zu erreichen, an die eine Annäherung interessant und wünschenswert ist (vgl. Int. Wien SW 1). Gruppenangebote sind, wie schon zuvor beschrieben, z. B. die Nutzung der Anlaufstelle. Ein Projekt mit einer Gruppe von Fans war bsplw. die Umgestaltung des Gartens bzw. Hofs bei der Anlaufstelle, was dazu führte, dass einige Stadionverbote wieder aufgehoben wurden, da die Mitarbeit als wiedergutmachende Sozialstunden gegenüber dem Verein geltend gemacht wurde. „Wir ham mit der Austria zum Beispiel a Projekt ghabt, den Garten herzurichten und des is dann in Kooperation mit der Austria und den Fans, da san wir von den Fans angesprochen wordn, ham ma des donn als Sozialstunden, also des Projekt ham ma gmacht wie mas geplant ghabt ham und sie habens aber verwenden können für die Sozialstunden für die Austria wegen Stadionverboten“ beschreibt Sozialarbeiter Wien 1 dieses Projekt. 3.2.2.4

Prinzipien

Das Konzept des gesamten Vereins ‚Rettet das Kind – Landesverband Wien’ nennt (und beschreibt) die Prinzipien „Freiwilligkeit des Kontakts, Anonymität, kritische Parteilichkeit, Niedrigschwelligkeit, Akzeptanz, Zielgruppen- bzw. Szeneorientierung, Bedürfnisorientierung, Transparenz, geschlechtssensible Grundhaltung sowie Lebensweltorientierung und Ganzheitlichkeit“ (Rettet das Kind 2005:912) für die Arbeit von StreetworkerInnen. Im Jahresbericht von Streetwork Wien sind sechs Prinzipien angeführt und kurz beschrieben: •

„Freiwilligkeit – Jugendliche bestimmen selbst die Intensität und Frequenz des Kontakts, es gibt keine Zuweisung von Amts wegen.

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Kritische Parteilichkeit für die Zielgruppen bedeutet, deklariert auf der Seite der Jugendlichen zu stehen, sozusagen in einer "Anwaltsfunktion" auf persönlicher und politisch/öffentlicher Ebene.

Akzeptanz bedeutet nicht, problematische Verhaltensweisen gut zu heißen oder tot zu schweigen. Auseinandersetzung, Konfrontation und das nachvollziehbare Setzen von Grenzen sind wesentliche Elemente. Eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber der Zielgruppe ist Arbeitsvoraussetzung. Der Begriff "kritische Sympathie" trifft diese Haltung am ehesten. Toleranz gegenüber anderen Lebensstilen: ja! – Anbiederei und Kritiklosigkeit: nein! Gefragt ist Parteilichkeit ohne Peinlichkeit!

Anonymität – es gibt keine Aktenführung oder Weitergabe von Daten an Dritte. Falls Weitergabe der Daten aber im Sinne der Arbeit notwendig ist, geschieht dies nur in Absprache mit der/m Jugendlichen oder jungen Erwachsenen.

Transparenz – Rolle, Angebote, Grundhaltungen der StreetworkerInnen werden benannt und durchschaubar gemacht

Geschlechtssensible Grundhaltung ist Teil der alltäglichen Arbeit. Sie fordert die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle und Reflexion der Geschlechtsidentität. – Rollenvorbild“ (Rettet das Kind 2007:45).

Nicht explizit unter dem Punkt Prinzipien, sondern notwendig zur Erreichung der Ziele wird unter anderem noch beschrieben: •

„Niederschwelligkeit – Beratungen vor Ort stattfinden zu lassen und Angebote nicht an Bedingungen für Jugendliche zu binden,

Ganzheitlichkeit – Jugendliche in Zusammenhang mit all ihren biographischen Mustern und sozialen Bezügen zu sehen,

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Bedürfnisorientierung – den subjektiven Bedürfnissen und Wünschen der Jugendlichen Raum zu geben und in jede Aktivität einfließen zu lassen (Rettet das Kind 2007:5).

Die Zielgruppen- und Szene-, sowie die Lebensweltorientierung lassen sich in folgenden Sätzen erkennen: „Die Straßensozialarbeit anerkennt die Existenz des Lebens- und Kulturraumes Straße/öffentlicher und halböffentlicher Raum. Sie orientiert sich an den auftretenden Bedürfnissen der jungen Menschen im öffentlichen Raum und leistet Unterstützungsarbeit, welche der Verbesserung der Lebensqualität dient. Straßensozialarbeit versucht der Verelendung und Isolation entgegenzuwirken. Sie beinhaltet gleichzeitig soziale, gesundheitliche, kulturelle, politische und geschlechtsspezifische Aspekte.“ (Rettet das Kind 2007:3). Die interviewten SozialarbeiterInnen von Streetwork Wien gehen auf die Prinzipien ihrer Arbeit ebenfalls ein und erläutern ansatzweise ihr persönliches Verständnis bzw. ihre Assoziationen damit. In Bezug auf die oft sehr kritischen Zielgruppen meint Sozialarbeiter Wien 1, „dass ma sehr niederschwellig und akzeptierend zugehen kann und ganz einfach in Angebotsituationen kommt, die in an Jugendzentrum sehr schwierig zu organisieren san; (...) aufgrund unseres Prinzips der Freiwilligkeit bei Streetwork müssn wir sehr wohl überlegen, was wir überhaupt an Regeln exekutieren können, wenn ma kane Konsequenzen setzen kann, des macht die Arbeit oft nicht einfach, aber dadurch überhaupt möglich.“ Drittens nennt er die Anonymität und meint: „... wos i glaub was do drei Achsen so ausmochen, wos ganz anfoch eben ein Funktionieren mit einer schwer zugänglichen Zielgruppe bewerkstelligt“ (Int. Wien SW 1). Des weiteren führt er noch an: „Die Transparenz ist für uns a ganz wichtige Sache, i deklerier mich beim ersten Kontakt ganz klar als Sozialarbeiter, die Lebensweltorientierung is für uns a nu a wichtiges Instrument, des hasst wir versuchen net fremdbestimmte Lösungsansätze darüber zu stülpen, sondern schon eher so Empowern und ein Konstruieren aus ihrer Realität heraus zu fördern, Parteilichkeit, also wir dekleriern uns mit ana Mandatsfunktion für den Jugendlichen, die natürlich individuelle Grenzen hat, so eine kritische Parteilichkeit von mir aus“ (Int. Wien SW 1).

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Auch die Leiterin zählt auf: „Anonymität, Freiwilligkeit, Parteilichkeit und Transparenz. Das sind für mich so die wichtigsten Grundprinzipien. (...) Aber da es den niedrigschwelligen Ansatz, die akzeptierende Haltung, das darf ma dann wieder net sagn, ... kritische Parteilichkeit, weil die Leut große Panik ham bei der akzeptierenden Haltung. Weil wenn ma akzeptierend arbeitet, dann sagt ma, es is gut, dass du rechts bist, es is okay wenn du hinschlägst, was aus meiner Sicht so nicht is“ (Int. Wien SW 2). Weiterführend fällt ihr „der geschlechtssensible Ansatz natürlich“ ein, „des haßt er zieht sich durch alles, durch jede Zeit, also durch alles mein Tun, ist immer bestimmt von meiner Rolle und natürlich auch vom Vorleben dessen was ich tu, des heißt ich versuch da eine geschlechtspezifische Haltung zu haben“ (Int. Wien SW 2). 3.2.2.5

Statistik

Was die Kontaktzahlen übers Jahr gerechnet betrifft, gibt es bei Streetwork Wien keine explizite Trennung in Fußballstadien und andere Außendienstorte. Unterschieden wird vielmehr zwischen Streetwork-Kontakten, Kontakten über das Telefon und in der Anlaufstelle sowie den Zahlen betreffend Beratungen, Begleitungen und Betreuungen (vgl. Rettet das Kind 2007:26-28). Im Team von Streetwork Wien „gilt die Regelung: mindestens 2x/Monat Kontakt, diesen 9 Monate im Jahr, erst dann zählt der/die Jugendliche, der/die junge Erwachsene zu der von uns betreuten Kerngruppe“ (Rettet das Kind 2007:26). Hier gibt es konkrete Zahlen für die Jugendlichen am Fußballplatz. Die Kerngruppe nach obiger Definition liegt bei 91 jungen Menschen, wovon 17 sozialarbeiterische Angebote im Einzelsetting in Anspruch nehmen (vgl. Rettet das Kind 2007:13). Zu ungefähr 120 weiteren jungen Menschen gibt es in den Stadien weniger regelmäßige Kontakte (ebd.), wobei in dieser erweiterten (Kern-) Gruppe 86 % männlich und 14 % weiblich sind (vgl. Rettet das Kind 2007:14). Wichtig ist an dieser Stelle zu betonen, dass es etliche weitere Kontakte in den Stadien gibt, diese allerdings in der Statistik anderen Zielgruppen zugerechnet werden.

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Streetworkkontakte 2006 pro Quartal

564

600

503

500

428

400 300

249

Mädchen 194

200 138

155

152

3.Quartal

4.Quartal

Burschen

100 0 1.Quartal

2.Quartal

Abbildung 4: Streetworkkontakte 2006, pro Quartal und getrennt nach Mädchen und Burschen (Rettet das Kind 2007:26)

3.3 Genderaspekte in der Sozialen Arbeit mit Fans Da die Fußballstadien generell und die Fanblocks im speziellen sehr stark von (jungen) Männern dominiert werden (vgl. 2.1.2.2), bilden auch in der Sozialen Arbeit mit Fußballfans jugendliche und junge Männer zahlenmäßig den Schwerpunkt (vgl. 3.1.2.5 und 3.2.2.5). „Dieser offensichtliche Tatbestand darf jedoch nicht dazu führen, dass fußballbegeisterte Mädchen (die es in jedem Stadion gibt) und Freundinnen der Fans, die mit ihnen zum Spiel gehen, als Zielgruppe ausgeklammert werden“ (Bandel 2000). Wichtig dabei ist vor allem, dass ein Konzept in diesem Arbeitsfeld „die geschlechtsspezifische Arbeit mit Mädchen und mit Jungen vorsieht und ... davon ausgeht, dass sowohl Sozialarbeiterinnen als auch Sozialarbeiter für beide Bereiche eine wichtige Funktion innehaben“ (ebd.). Dies bedeutet, dass es nicht nur wichtig ist, Mitarbeiterinnen für die Mädchenarbeit und Mitarbeiter für die Burschenarbeit im Team zu haben, sondern dass dem gegengeschlechtlichen Interagieren gegenüber jungen Frauen und Männern eine Wichtigkeit beigemessen werden soll/muss. So beschreibt ein Mitarbeiter von 55


Streetwork Wien als sehr wichtig, „dass auch Fraun in diesem doch von Männern dominierten Bereich arbeiten, weils gonz anfoch viel möglich macht, (...) durch die Arbeit mit Fraun auf der Strasse gestalten sie die Außendienste anders, als wenn nur Männer auf der Strasse san“ (Int. Wien SW 1). Damit ist einerseits der Umstand gemeint, dass von jungen Männern dominierte Gruppen in geschlechtsheterogenen Kontakten zu SozialarbeiterInnen zumindest ansatzweise ein stärkeres Bemühen in Bezug auf Umgangsformen an den Tag legen als bei geschlechtshomogenen Kontakten (vgl. ebd.). Andererseits betonen die StreetworkerInnen immer wieder, dass „dieses Lernen am Modell“ (ebd.) besonders wichtig ist, bsplw. „wie gengan wir mit Begriffen wie Intoleranz um, wie gengan wir mit Frauen um, was repräsentier i als Mann für Werte in einer Großgruppe, wo des archaische Männerbild doch dominiert und a sehr tradiertes Rollenbild vorherrscht“ (ebd.). Durch die prinzipielle „Vorbildfunktion für die Jungen“ (Bandel 2000) werden nämlich „auch Einstellungen und Verhalten der männlichen Jugendlichen gegenüber den Mädchen“ (ebd.) beeinflusst. „Den Sozialarbeitern muss klar sein, dass sie durch ihr Verhalten die Arbeit ihrer Kolleginnen entweder unterstützen oder boykottieren. Sie können sich nicht neutral verhalten“ (ebd.). „Geschlechtsspezifische Arbeit – mit Mädchen und mit Jungen – kann und sollte sowohl in geschlechtshomogenen als auch in geschlechtsheterogenen Räumen stattfinden“ bestätigt Bandel (2000) und ihre Mitautorinnen die Aussagen und die Grundhaltungen der Wiener StreetworkerInnen. „Insbesondere bei der Arbeit in gemischten Räumen/Gruppen sind männliche und weibliche SozialarbeiterInnen gefordert“ (Bandel 2000). Diesen Anforderungen müssen sich Frauen und vor allem Männer in der Arbeit mit Fans ganz bewusst stellen, um die zuvor erwähnten Tradierungen nicht zu unterstützen, sondern diese durch Worte und Handlungen zu hinterfragen. Denn das „Selbstverständnis und (die) Herangehensweisen von Frauen und Männern in der Fan-Szene unterscheiden sich. Männer geraten häufig über ihr Interesse am Fußball in die Fan-Arbeit. (...). Auch wenn diese Situation nicht zu einer Überidentifizierung mit den zu betreuenden Jugendlichen führen muss, haben Sozialarbeiter und Zielgruppe etwas Gemeinsames, das über die Differenzen hinweg gemein56


schaftsstiftende Wirkung hat“ (Bandel 2000). Ein großer Teil der Sozialarbeiterinnen hingegen „sehen die Fans als eine Klientel an, mit der sie wenig bis keine Gemeinsamkeiten haben“ (ebd.), was sich zumeist auf die Aufgabenverteilungen in der Arbeit auswirkt. „Während Männer gerne einen Schwerpunkt auf Aktionen legen (z. B. Fan-Turniere, Fahrten zu Europacupspielen etc.) – hier treffen sich ja auch ihre Interessen mit denen der Fans –, decken Frauen in ihrer Arbeit eher andere Bereiche ab: zuhören, beraten“ (Bandel 2000).

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4 Soziale Arbeit mit Fans aus Sicht der Fans und der SozialarbeiterInnen 4.1 Fan-Projekt Berlin 4.1.1 Interviews mit Fans 4.1.1.1

Erstkontakt und Kontaktverlauf

Die fünf in Berlin interviewten Fans sind allesamt Fans des Bundesligavereins Hertha BSC, was deswegen wichtig ist, da Fans dieses Teams die zuvor beschriebene Baracke intensiv und mittlerweile exklusiv nutzen (vgl. Punkt 3.1.2.1). Dieser Umstand spielt in Bezug auf die Erstkontakte der interviewten Fans eine wichtige Rolle. So geben zwei der fünf an, der Erstkontakt zu den Sozialarbeitern des Fan-Projekts ist in der Baracke zustande gekommen (vgl. Int. Berlin Fan 1 und 3), wobei einer der beiden Informationen zu diesen Möglichkeiten über die Fanbetreuung des Fußballvereins bekam (vgl. Int. Berlin Fan 1). Weitere zwei geben an, dass es neben den Kontakten bei den Spielen auch jene in der Baracke waren, die zu einer Kontaktintensivierung beigetragen haben (vgl. Int. Berlin Fan 4 und 5). Nur bei einem Fan gab es eine ganz andere Art des Erstkontakts. Bei Hertha BSC gibt es einen Sicherheitsbeirat, der über die Verhängung von Stadionverboten entscheidet und sich aus VertreterInnen des Vereins, der Polizei und des Ordnungsdienstes sowie des Fan-Projekts zusammensetzt (vgl. Int. Berlin Fan 3). Bei diesen entscheidenden Sitzungen ist daher immer ein Sozialarbeiter des FanProjekts anwesend (vgl. Int. Berlin Fan 1 und 2). Einem der Fans wurde ein Stadionverbot angedroht, durch die Besprechung mit dem Beirat entstand der Kontakt zum Mitarbeiter des Fan-Projekts, „den ich vorher nur sehr flüchtig kannte“ (Int. Berlin Fan 2). Der Zeitpunkt der Erstkontakte ist unterschiedlich lange her, er liegt zwischen „'96, EM in England, wo wir hier in der Baracke Fußballspiele gesehen ham“ (Int. Berlin Fan 1) und 2002 (vgl. Int. Berlin Fan 3). Die Intensität der Kontakte und Beziehun58


gen stellt sich als sehr unterschiedlich dar. Für drei Fans sind es vor allem die Kontakte bei den Spielen und anderen Fantreffen (vgl. Int. Berlin Fan 2-4). Die beiden anderen Fans, wo jeweils seit 1998 ein intensiver Kontakt besteht, geben an, dass sie „mehrmals pro Woche“ (Int. Berlin Fan 5) bzw. in intensiven Phasen „quasi täglich“ (Int. Berlin Fan 1) Kontakt zu den Mitarbeitern des Fan-Projekts hatten. Wichtig dabei ist allerdings, dass diese beiden Fans ihre Beziehungen zu den Sozialarbeitern als freundschaftlich bezeichnen. „Da war’s halt schon so, dass eine Hand die andere gewaschen hat und wir uns halt oft gegenseitig unterstützt haben, ... auch privat“ beschreibt Fan Berlin 1 diese Beziehung. Zwei der anderen drei Fans geben dahingehend an, dass die „Freundschaft zwischen einem Fankollechen und nem Mitarbeiter“ (Int. Berlin Fan 3) bekannt ist. Bei den Kontakten spielen für alle die Spiele von Hertha BSC eine wichtige Rolle, wobei einer kritisch anmerkt, dass „die Begleitung hin zum Spiel oder in der Fankneipe oder nachm Spiel halt von der Aufgabe her sinnvoller wie die 90 Minuten im Stadion“ wären (Int. Berlin Fan 1). Daneben gibt es abseits der Baracke oder des Büros bzw. abseits möglicher persönlicher Kontakte kaum Begegnungen, außer bei der 1. Mai-Demo (wo es in Berlin regelmäßig Ausschreitungen gibt) und bei Festen aufgrund von Einladungen an die Mitarbeiter des Fan-Projekts. Dies betonen alle fünf Fans. Drei der fünf Fans geben aber an, dass sie prinzipiell kein Problem damit hätten, die Sozialarbeiter abseits des Fußballs, z. B. bei Konzerten anzutreffen (vgl. Int. Berlin Fan 2,4 und 5). Die Anwesenheit im Stadion wird als bedeutsam bezeichnet, einerseits „weil es wichtig is, dass sie da sind, um die Leute zu treffen“ (Int. Berlin Fan 5) und andererseits weil „sie versuchen bei Eskalationen einzugreifen“ (Int. Berlin Fan 4). 4.1.1.2

Wahrnehmung und Einschätzung der Fans bezüglich Sozialarbeitern

Die Sozialarbeiter des Fan-Projekts werden von den interviewten Fans durchwegs als unterstützend wahrgenommen, durchwegs positiv ist die Einstellung ihnen gegenüber. Fan Berlin 1 beschreibt: „Mit’m Fan-Projekt hat man wirklich nen Partner, der verstanden hat, warum Jugendliche dies und warum Jugendliche das machen und warum sie wie ihre Grenzen austesten und da war’s ganz wichtig, 59


Parteien zu haben, die für einen sprechen“. Auch Berlin Fan 3 sieht im Fan-Projekt eine wichtige Rolle für das Jugendalter und beschreibt, dass sie als unterstützend und motivierend für die Entwicklung von Selbstständigkeit wahrgenommen werden und somit „auf gewisse Art und Weise die Entwicklung zum Erwachsenwerden fördern“ (Int. Berlin Fan 3). Wobei die Unterstützungen und die Motivation zur Selbstständigkeit vor allem bei Projekten im Fußballkontext angeboten wird (vgl. Int. Berlin Fan 5). Alle Fans betonen, dass sie die Mitarbeiter als ‚auf ihrer Seite’ bzw. parteilich für sie wahrnehmen, sie aber trotzdem immer wieder sehr kritisch sind. Weiter Zuschreibungen lauten bsplw. szenekundig, vermittelnd, menschlich wichtig, verständnisvoll (vgl. Int. Berlin Fan 1), unauffällig und ruhig, aber zur Stelle bei Problemen (vgl. Int. Berlin Fan 3), immer nett, immer gut gelaunt, immer informiert über aktuelle Themen, kommunikativ, offen und kritisch sowie kooperativ (vgl. Int. Berlin Fan 4). Ein Fan betont, dass die Sozialarbeiter „einfach mehr Lebenserfahrung“ (Int. Berlin Fan 5) haben und somit immer „kompetente Gesprächspartner“ (ebd.) darstellen. Er wendet sich immer wieder gerne an sie und es ist „einfach gut, dass man mal einfach wo quatschen konnte“ (ebd.). Eine wichtige Zuschreibung, die alle Fans nennen, ist die Vermittlungsrolle, welche die Mitarbeiter des Fan-Projekts, vor allem gegenüber dem Fußballverein und den Sicherheitsbehörden ausüben (vgl. Int. Berlin Fan 5). So wurde bei einem Fan mit kräftiger vermittelnder Unterstützung des Fan-Projekts ein verhängtes fünfjähriges Stadionverbot wieder aufgehoben: „Da ich fünf Jahre Stadionverbot hatte, ham wir’s geschafft mit Hilfe vom Fan-Projekt und etlichen Schreiben und etlichen Sitzungen das Stadionverbot dann irgendwann aufzuheben, ... das war bundesweit bisher einmalig, dass nen Fünf-Jahres-Stadionverbot zurückgenommen wurde.“ (Int. Berlin Fan 1). Da „die Fanszene keinen offiziellen Status“ (Int. Berlin Fan 4) hat, sei es besonders wichtig, „eine dritte Partei rein zu bringen“ (ebd.), welche die Fans unterstützt. Ebenfalls betont wird die Wichtigkeit der Vermittlungsrolle vor Ort im Stadion, wo die Sozialarbeiter immer wieder unterstützend intervenieren und so ein besserer Dialog zwischen Fans und Verein bzw. Fans und Polizei möglich wird (vgl. Int. Berlin Fan 2). Allerdings wird auch betont, dass das Fan-Projekt aufgrund des Auftrages und der Finanzierung der Stadt Berlin und indirekt des Vereins manchmal „Dinge nicht mehr anprangern“ (Int. Berlin Fan 4) kann, „die für 60


die Fans total wichtig sind“ (ebd.). Das Prinzip der Parteilichkeit scheint daher in manchen Situationen schwer erfüllbar zu sein und das doppelte Mandat der Sozialen Arbeit zeigt sich hier in klaren Konturen und in einer besonderen Konstellation. 4.1.1.3

Einschätzungen bezüglich der Wahrnehmungen des Vereins und der Polizei gegenüber den Sozialarbeitern

Alle Gesprächspartner betonen, dass die Arbeit der Polizei mit jener des FanProjekts im Stadion und mit den Fans nicht vergleichbar ist: „Man kann Äpfel nich mit Birnen vergleichen und genauso is es mit der Polizei und dem Fan-Projekt“ (Int. Berlin Fan 1). Den meisten ist allerdings auch bewusst, dass Polizei und FanProjekt andere Aufgaben und Ziele verfolgen. Fan Berlin 5 betont bsplw., dass es sich bei den beiden Institutionen um „ganz andere Ansätze“ handelt, denn das „Fan-Projekt gibt sich Mühe mit’n Fans zu reden, die Polizei nich“ (Int. Berlin Fan 5). Des weiteren werden die Sozialarbeiter mehr als hinterfragend denn als verurteilend wahrgenommen (vgl. Int. Berlin Fan 4), die Polizei hingegen darf, will und kann gewisse Situationen nicht hinterfragen (vgl. ebd.) und hat „als Ziel nur Festnahmen“ (Int. Berlin Fan 2). Einschätzungen über die Wahrnehmungen und die Zuschreibungen der Sozialarbeiter bei der Polizei fallen durchwegs einseitig aus. So werden sie „wahrscheinlich als ein Teil der Fans“ (Int. Berlin Fan 2) wahrgenommen und sie „werden zu sehr in unsere Schublade gesteckt wegen ihrer Sozialarbeiterschublade“ (Int. Berlin Fan 1). Als Beispiel wird von Fan Berlin 3 ein Vorfall kurz wiedergegeben, wo ein Sozialarbeiter im Rahmen eines Auswärtsspiels gleich wie ein Fan behandelt wurde, nachdem sein Dienstausweis für nichtig erklärt wurde. Ein Gesprächspartner glaubt, dass die Polizei die Arbeit des Fan-Projekts eher positiv sieht, sie „aber denken, dass die Fan-Projektler mehr auf der Fanseite sind ...“ (Int. Berlin Fan 5). Am kritischsten beurteilt Fan Berlin 1 die Einschätzung der Polizei gegenüber den Sozialarbeitern :“Die Polizei wird’s eher so einschätzen, dass sie halt ein betreutes Sammelbecken für Fußballgewalttäter sin, die im Deckmantel des Fan-Projektes unbehelligt ihren Taten nachgehen.“ Prinzipiell scheint es, dass dem Fan-Projekt „vonseiten der Polizei, teilweise auch seitens des Vereins zu wenig Respekt ent61


gegengebracht wird“ (Int. Berlin Fan 3). Die fehlende Wertschätzung des Vereins gegenüber dem Fan-Projekt wird unter anderem auch darin gesehen, dass das Fan-Projekt im Sicherheitsbeirat eine stärkere Rolle einnehmen sollte, der Verein dies aber offensichtlich nicht möchte (vgl. Int. Berlin Fan 3). 4.1.1.4

Angebote und Betreuung

Die fußballbezogenen Angebote (vgl. 3.1.2.3) sind bei allen jungen Fans gut bekannt und werden intensiv genutzt. Wichtig für alle ist die mittlerweile eigenverantwortliche Nutzung der Baracke. Dort werden unter anderem auch Choreografien vorbereitet, wobei „das Fan-Projekt oft Choreografiematerial mitbezahlt“ (Int. Berlin Fan 1) und bei der Suche nach großen Räumlichkeiten behilflich ist (vgl. ebd.). Genannt werden des weiteren die Nutzung der Sportangebote (vgl. Int. Berlin Fan 1), die spannenden Erfahrungen bei internationalen Jugendbegegnungen (ebd.), die Teilnahme an Fanturnieren (vgl. Int. Berlin Fan 4) und die Möglichkeit Fußballübertragungen gemeinsam zu verfolgen (vgl. Int. Berlin Fan 1). Die Möglichkeit, rechtliche Beratung angeboten zu bekommen, kennen alle Gesprächspartner. Dieses Angebot beschreibt Berlin Fan 1: „Das Fan-Projekt hat immer nen Anwalt gestellt, wo dann dieses Erstgespräch bezahlt wurde.“ Als wichtiges Angebot an junge Fans werden die günstigen und drogenfreien U18-Auswärtsfahrten erwähnt (vgl. Int. Berlin Fan 1). Bestimmte Erwartungen an das Fan-Projekt werden keine genannt, es wird sogar von einem Fan gesagt: „Erwartungen kann man keine haben, man ist froh, dass es sie gibt“ (Int. Berlin Fan 4). Die meisten genutzten Angebote weisen klar einen direkten oder indirekten Bezug zum Fußball auf. Hinsichtlich individueller Unterstützungsangebote abseits des Fußballs geben zwei von den fünf interviewten Fans an, dass es bekannt sei, Unterstützung, bsplw. bei der Suche nach Lehr- oder Praktikumstellen bekommen zu können, sie solche Angebote bis dato allerdings nicht in Anspruch genommen haben (vgl. Int. Berlin Fan 3 und 4). Ein anderer junger Erwachsener erklärt, dass er einmal Unterstützung für das Verfassen eines Schreibens an das Gericht bei einer Körperverletzung in Anspruch genommen hat, wobei dieser Vorfall nichts mit Fußball zu tun hatte (vgl. Int. Berlin Fan 2). Dieser und ein weiterer Fan haben 62


andererseits bis zum Zeitpunkt der Interviews von der Möglichkeiten zur Unterstützung bsplw. beim Verfassen von Bewerbungsschreiben bzw. bei der Jobsuche nichts mitbekommen (vgl. Int. Berlin Fan 2 und 3). Diese beiden und ein weiterer (vgl. Int. Berlin Fan 4) haben abseits von rechtlichen Angelegenheiten, zumeist in Verbindung mit Fußball keinerlei Angebote im Einzelsetting in Anspruch genommen. Fan Berlin 2 meint dazu noch, er kenne und brauche diese Angebote nicht, denn er habe „ein gutes Elternhaus“, es sei „aber gut für andere, die das brauchen.“ Bei den beiden anderen verhält es sich anders. Fan Berlin 5 schätzt neben den „fußballspezifischen Angeboten, die sich auch auf andere Bereiche, wie zum Beispiel Familie oder Arbeit erstrecken könn’“, vor allem „die Möglichkeit, jemanden zum Reden zu haben“. Bezüglich konkreter Hilfestellungen im persönlichen Bereich sagt er: „Ich weiß, dass es das gibt. Ich hab aber eher Gesprächsangebote in Anspruch genommen, man kann sich anvertrauen, weil man sich einfach gut kennt“ (Int. Berlin Fan 5). Beim fünften jungen Erwachsenen, der übrigens lange der Vorsänger in der Fankurve von Hertha BSC war (vgl. Int. Berlin Fan 1), gestaltete sich der Verlauf der Beziehung offensichtlich noch intensiver. Der Fan kannte als Jugendlicher SozialarbeiterInnen bereits aus der Jugendclubarbeit (vgl. Int. Berlin Fan 1) und hat sich damals gedacht, „... dann helfen die einem – egal mit welchem Problem man hinkommt, zumindest versuchen sie es. Und für mich war halt da der Weg des geringsten Widerstandes, mich nich irgendwo in eine Arbeitsvermittlungsagentur reinzusetzen“ (Int. Berlin Fan 1). Seine damalige Suche nach Hilfe führte vor mittlerweile ca. neun Jahren zum Beginn einer intensiven Auseinandersetzung zwischen ihm und den beiden interviewten Fan-Projekt-Mitarbeitern (vgl. Int. Berlin Fan 1), wobei er selbst meint, „bei mir geht die Einzelfallhilfe über fünf Jahre hinaus“ (Int. Berlin Fan 1). Unterstützung erhielt er zu dieser Zeit vor allem wegen seiner damaligen Lehrstellensuche, aber auch Gespräche mit seinen Eltern wurden vonseiten der Sozialarbeiter geführt (vgl. Int. Berlin Fan 1).

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Der junge Fan erhielt im Laufe der Betreuung die Möglichkeit beim Fan-Projekt mitzuarbeiten und erklärt: „Für mich war’s n toller Arbeitgeber, weil ich lange Honorarkraft war, hab mir zusätzlich mein Geld verdient“ (Int. Berlin Fan 1). Für ihn persönlich war es auch eine gute Chance und wichtig, „... dass sie mich oft auf Seminare, zu Kursn oder Tagungen mitgenommen haben, oder zu FanProjekttagungen ...“ (Int. Berlin Fan 1). Schließlich hält er fest, dass die beiden Sozialarbeiter des Fan-Projekts „mich persönlich auf meinem Weg soweit begleitet, in gewisser Weise geformt haben“, und dass durch die langen Gespräche, „eine enge Freundschaft, eine ständige Partnerschaft“ (Int. Berlin Fan 1) entstanden ist. Dies hat auch dazu geführt, „dass irgendwann soweit gekommen is, dass wir gegenseitig uns viel Hilfe geleistet haben, sei es, ob wir als Fans bei ihren Umzügen dabei waren, wenn sie halt die Wohnung renoviert haben oder sonst irgendwas ...“ (Int. Berlin Fan 1) und betont, wie zuvor bereits zitiert, dass diese gegenseitigen Unterstützungen stark in den privaten Bereich hineinreichen. 4.1.2 Interviews mit Sozialarbeitern 4.1.2.1

Rolle(n) und Funktion(en) bei und gegenüber den Fans

Prinzipiell sind sich beide interviewten Sozialarbeiter einig, dass die Fans das FanProjekt, die Angebote und die Arbeit ihrer Mitarbeiter als positiv und unterstützend wahrnehmen (vgl. Int. Berlin SW 1 und 2). Die Rolle bzw. die Rollen, welche die Mitarbeiter des Fan-Projekts einnehmen, weisen definitiv verschiedene Ausdifferenzierungen aus. Aus dem Blickwinkel des Arbeitsansatzes ist die Parteilichkeit zugunsten der Fans wichtig. Ein Mitarbeiter betont: „... mein Job is es als Jugendsozialarbeiter/-sozialpädagoge die Interessen der Fans zu vertreten“ (Int. Berlin SW 1). Andererseits scheinen einige Fans die Position der Sozialarbeiter nicht derart klar wahrzunehmen. „Dadurch, dass wir die Heimspiele fast ausschließlich regelmäßig besuchen, viele Auswärtsfahrten begleiten, wird es für Fans manchmal schwierig, unsre Rolle als Sozialarbeiter wahrzunehm, also wir sind dann teilweise wirklich auch Fans in ihrer Wahrnehmung“ beschreibt Sozialarbeiter Berlin 1.

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Die Positionierung in einer Vermittlungsrolle zwischen Fans und Verein bzw. Polizei ist in der Arbeit beim Fan-Projekt ein Faktum, wobei es wichtig ist, diese Parteilichkeit nicht aus den Augen zu verlieren. Die Sozialarbeiter nehmen „... in den meisten Fällen doch die Rolle von nem Mediator ein, dieses vermittelnde in Konfliktsituationen, teilweise Schlichter ...“ (Int. Berlin SW 2). Des weiteren wird betont, „durch diese kritische Parteilichkeit seh ich mich mehr auf Seiten der Jugendlichen, das is so meine Rolle“ (ebd.). „Eine Stufe vorher is es der Beobachter, ich beobachte Fans, Ordner, Polizei, alles drum herum, ich beobachte, analysiere, vermittle, rege an und versuche aber auch schon aktiv zu sein“ (Int. Berlin SW 2). Andere Beschreibungen in Bezug auf Rolle und Funktion relativieren die Parteilichkeit allerdings. In Bezug auf den kritischen Aspekt der Parteilichkeit „ist es für uns wichtig, ... beide Seiten (nicht nur die Fans) zu hören, aber auch durch die eigene Wahrnehmung relativieren zu können und dann eben die Jugendlichen eben auch auf den Punkt zu bringen“ (Int. Berlin SW 1). „Zum ein wolln wir ja Inhalte verändern oder Sichtweisen/Verhaltensweisen ändern bei den Fans und die laufen nur mit Reibung, ... das is ja dann schon auch nen Prozess und den kann man wiederum gegenüber Verein und Polizei nich so transparent machen, der is nich nachvollziehbar und nich wirklich messbar“, beschreibt Sozialarbeiter Berlin 1 die offensichtliche Notwendigkeit, dem Verein und der Polizei gegenüber die Arbeit mit den Fans erklären zu müssen. Dass diese Vermittlungsrolle in Zusammenhang mit der Co-Finanzierung des Vereins ein klare Positionierung aufseiten der Fans schwierig macht, zeigt eine weitere Aussage. „Also man kann gegenüber den Fans transparent sein, das ist auch letztendlich nachvollziehbar der wichtigste Bereich, aber gegenüber der Polizei oder dem Verein transparent zu sein, unsre Handlung und unsre Aktion gegenüber dem Verein oder der Polizei deutlich zu machen, fällt´s da sehr, sehr schwer immer transparent zu sein“ (Int. Berlin SW 1). Wichtig ist hier, dass dem Prinzip der Transparenz trotz der Relativierung der Parteilichkeit eine wichtige Funktion zukommt. Den Fans soll nämlich immer klar sein, „was wir für eine Rolle gegenüber der Polizei haben; ... wenn man die Sache so transparent wie möglich jestaltet und es für die Fans nachvollziehbar ist, wie wir auch zu bestimmten Entscheidungen kommen oder zu bestimmten Forderungen

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kommen, dann macht es uns die Sache auch sehr sehr einfach in der Vermittlung“ (Int. Berlin SW 1). Eine wichtige Frage hinsichtlich dieser Ambivalenz ist, wie die Fans die Sozialarbeiter wahrnehmen und wie sich diese selbst einschätzen. „Bei den Fans ham’wa schon so ne Rolle, dass wa da sind, wenn’s drauf an kommt, dass sie uns fragen können, dass wir helfen, dass wir sie unterstützen, ich glaub die sehn uns schon eher auf ihrer Seite“ schätzt Sozialarbeiter Berlin 2 die Sichtweise der Fans ein. Auch sein Kollege meint dazu: ... wir haben en Standing in der Fanszene, das sehr positiv jeprägt ist, also wir ham keine Anfeindung, wir ham keine Gruppierung, die irgendwie sagt, lass das mit den’ bloß sein“ (Int. Berlin SW 1). Andererseits führt der Leiter des Fan-Projekts durchaus kritisch an, dass die Fans wahrscheinlich denken, die Mitarbeiter vom Fan-Projekt sind „immer beim Fußball dabei und die helfn uns wenn wa Stress mit da Polizei haben“ (Int. Berlin SW 2) und glaubt, „dass wir so wenig Einzelfallbetreuung haben, weil die denkn, wir sind so nur für die Fußballsachn zuständig“ (ebd.). 4.1.2.2

Wahrnehmung durch Verein und Polizei

Die Fußballvereine, mit deren Fans intensiv gearbeitet wird (Hertha BSC und 1. FC Union Berlin), sind für die Arbeit des Fan-Projekts wichtige Kooperationspartner, wobei die wichtigsten Ansprechpersonen zumeist die vereinsinternen FanbetreuerInnen sind (vgl. Int. Berlin SW 1). Der Hintergrund für diese Zusammenarbeit „ ... ist in erster Linie, dass der Zugang der Fans zum Verein vereinfacht wird, ... dass man da oft so als Vermittler, als Übersetzer tätig werden muss, weil der Verein nicht versteht, was die Fans sagen und die Fans es nicht verstehen, was der Verein sagt, also den Fans versuchen, so ne Vereinsdenke klar zu machen und dem Verein versuchen wir, die Fandenke klar zu machen“ (Int. Berlin SW 1). Der Leiter des Fan-Projekts beschreibt ebenfalls, dass diese Kooperationen immer wieder auch mit Konfrontationen in Verbindung stehen, da „die Vereine, die natürlich Hausrechtsinhaber sind, dann dadurch die meisten Berührungspunkte, sag ich mal, oder die meisten Reibungspunkte auch ham, also mit dem Klientel von uns“ 66


(Int. Berlin SW 2). Sein Kollege beschreibt dann noch weiter, dass die prinzipielle Bereitschaft zum Austausch aufseiten der Vereine und der Fans vorhanden ist (vgl. Int. Berlin SW 1). „Inwieweit immer en Verständnis aufjebaut wird, hängt von Einzelpersonen ab und hängt aber auch vom Thema ab. Es gibt einfach Themen bei den Fans, da lassen die nich mit sich reden. Also wenn der Verein (Hertha BSC) die Kommerzialisierung so weiter betreibt, wie es bisher passiert, dann werdn die Fans, denk ich mal, sich nich so weit in Verständnis üben ..., aber uns ist ja eher der Prozess wichtig, ... also wichtig, das diese beiden Partein sich austauschen“ (Int. Berlin SW 1). Trotz dieser manchmal komplexen Situation gegenüber den Fußballklubs sind „Fanbetreuer von den Vereinen auch immer so ne Schnittmenge, wo wir auch immer wieder Jugendliche kennlern“ (Int. Berlin SW 1). Über die Fanbetreuung des Vereins entstehen auch neue Kontakte zu Jugendlichen, was neben der Co-Finanzierung des Vereins ein zusätzlich vorsichtiges Vorgehen gegenüber dem Verein notwendig macht. Der Projektleiter meint dazu: „Der Verein sieht uns, glaub ich teilweise schon eher auf Fanseite, was manchmal die Vermittlungsrolle nich so einfach macht, dann der Vorwurf kommt, ihr nehmt ja immer Partei für die Fans ...“ (Int. Berlin SW 2) und „versucht ihr Verhalten immer zu erklären“ (vgl. ebd.). Sein Kollege bestätigt diese Vorwürfe, da „wir natürlich als Sprachrohr der Fans versuchen dem Verein zu vermitteln, was die Fans bewegt, was uns oft ausjelegt wird, doch auch einer von denen zu sein“ (Int. Berlin SW 1). Ein weiterer Satz, der von den Vereinen immer wieder ausgesprochen wird, lautet: „Ihr Sozialarbeiter ihr redet ja nur, ihr habt Verständnis für alles“ (Int. Berlin SW 2). „Von der Häufigkeit her, dass ma mitnander zu tun hat, is natürlich die Polizei und der Ordnungsdienst noch zu nennen, wobei ich da ungern Kooperationspartner sage, weil das eigentlich so’n Bereich is, der am meisten mit Konfliktpotential behaftet is, aber im Prinzip is es die Institution, mit der man so am meisten Auseinandersetzung auch haben“, beschreibt Sozialarbeiter Berlin 2 die Stellung vor allem gegenüber der Polizei. Trotz der Überschneidungen zur Polizei, ist es für die Mitarbeiter des Fan-Projekts wichtig, sich ihr gegenüber abzugrenzen, denn „... es is für uns ganz wichtig, dass wir als Vermittler da auch ne Rolle spiel’n, aber die Fans uns nie als die Handlanger der Polizei seh´n dürfen; ... das is immer ne Ver67


trauenssache und ich glaub wir würden da sehr, sehr viel aufs Spiel setzen, wenn wir da mit der Polizei Dinge zusamm versuchen, die gegen die Interessen der Fans laufen“, beschreibt Sozialarbeiter Berlin 1 den auch hier eher schmalen Grad durch die Vermittlungsposition. Die Rolle der Polizei wird beschrieben, dass diese handeln und eingreifen muss, um Gesetze und Regeln durchzusetzen, im Gegensatz zu den Sozialarbeitern, wo Verhandeln und Vermitteln im Vordergrund steht (vgl. Int. Berlin SW 1). Beschrieben wird des weiteren, dass „... die Polizei will, dass die Fans sich benehmen, Regeln einhalten, ich möchte, dass die Fans oder dass die Jugendlichen die Regeln auch verstehn, sie für sich verinnerlichen, für sich annehm könn und so ihr’n Platz in der Gesellschaft finden und dazu gehört für mich natürlich auch ... so ne Regelüberschreitung dazu, ... ohne sie dann gleich zu stigmatisieren“ (Int. Berlin SW 2). Wobei die Polizei mittlerweile auch die pädagogische Arbeit entdeckt hat, indem „... die dann quasi die Jugendlichen mit Maßnahmen überziehn, obwohl keine Straftaten vorliegen, quasi als Erziehungsmaßnahme“ (Int. Wien SW 2). Die Sichtweise der Polizei über die Arbeit des Fan-Projekts wird durchwegs negativ eingeschätzt. „Die Polizei sieht uns eindeutig auf Fanseite, dass wir unkritisch sind, ständig das Verhalten der Fans verharmlosen oder rechtfertigen und wir quasi sie (die Polizei) immer kritisieren“, beschreibt Sozialarbeiter Berlin 2. Weitere Eindrücke der Polizei gehen in Richtung Einmischung, obwohl sie „erwarten dass wir uns nicht einmischen“ (Int. Berlin SW 2), und „dass wir dann auch verharmlosen“ (ebd.). 4.1.2.3

Betreuung und Erfolg

Die aufsuchende Arbeit im Stadion wird nicht als Betreuung gesehen (vgl. Int. Berlin SW 2). Dort geht es vor allem um die Beziehungsarbeit (vgl. Int. Berlin SW 1), um das Beobachten der Geschehnisse und das Anbieten von Vermittlungen (vgl. Int. Berlin SW 2). Die oft stundenlangen Auswärtsfahrten bieten sich zur Beziehungsarbeit besonders gut an, „wo’s um Gruppenproblematiken geht“ (Int. Berlin SW 1) und versucht wird, mit den Fans Lösungsansätze zu finden. „Dadurch 68


dass man Gruppen kennt, fängt man natürlich an, dann mit Einzelperson’ ins Gespräch zu komm (...) und Probleme zu besprechen und da kommt dann eher so diese Einzelfallberatung oder die Einzelfallbetreuung ins Spiel“ (Int. Berlin SW 1). Wichtig für Betreuungen im Einzelsetting ist der Prozess, „... wo ich es als wichtig erachte, auch über nen längeren Zeitraum immer da zu sein. Det kann oft nur nen Anruf sein, nen Telefongespräch, vielleicht auch mal privat auf dem Handy zu Hause“ (Int. Berlin SW 1). Betreuungen kommen aufgrund verschiedener Initiativen zustande. Meist kommen die hilfesuchenden Jugendlichen selbst auf die Sozialarbeiter zu, oft bieten diese Jugendlichen bewusst konkrete Unterstützungen an und manchmal kommen andere Fans auf sie zu, und bitten um Intervention bei einem befreundeten Fan (vgl. Int. Berlin SW 2). Wichtig bei solchen Betreuungen ist jedenfalls, „dass ich mich dann drauf einlass’, auf ihn als Person und versuch ihn dann auch’n Stück auf seinem Weg dann zu begleiten. Das is dann für mich so Betreuung“, beschreibt Sozialarbeiter Berlin 2 sein Verständnis. Das Fan-Projekt Berlin sieht sich als Ansprechmöglichkeit für Unterstützungen vor allem im Fußballzusammenhang, bei polizeilichen und rechtlichen Angelegenheiten und „... vielleicht über die Geschichten aus diesen Alltagsproblemen, denk ich mal, kann man das selber regeln, aber ansonsten würd’ ich uns eher als Vermittler sehen“ (Int. Berlin SW 2). „Wenn zum Beispiel ne massive Drogenproblematik da is, massive Geldprobleme oder auch massive Gewaltprobleme ne Rolle spieln, ham wir unsre Grenzen“ (Int. Berlin SW 1), wo das Fan-Projekt als Vermittlung und Drehpunkteinrichtung zu anderen Einrichtungen fungiert. Ein mögliches Angebot ist, den Fan zum ersten Termin zu begleiten (vgl. Int. Berlin SW 1). Auch in Zeiten, wo noch intensiver mit der Hooligan-Szene gearbeitet wurde, wurde bsplw. nicht mit Haftbesuchen gearbeitet oder die Zeit nach der Entlassungen vorbereitet (vgl. Int. Berlin SW 2). Als Beispiel einer Einzelfallbetreuung wird Fan Berlin 1 angeführt und beschrieben (vgl. 4.1.1.4). Durch seine Honorartätigkeit „ ... ham (wir) ihn ja so ein bisschen an uns auch jebunden, (...) bei dem hat sich das Verhältnis auf natürliche Weise ergeben, aber dadurch, dass immer irgendwie nen Kontakt da war, immer wieder 69


nen Austausch da war, konnte man auch sofort mit Problemen umgehen und hat dann mit den Eltern gesprochen und konnte da noch ma eingreifen, hat darüber sprechen könn. Das passierte auf Grund der Tatsache das er immer wieder hier war und die Nähe zu uns gesucht hat“ (Int. Berlin SW 1). Eine Bitte um Schätzung der Einzelfallbetreuungen in letzter Zeit, wird von Sozialarbeiter Berlin 1 mit „lass es zwanzig sein in den letzten zwölf Jahrn, ... insgesamt“ beantwortet. Erfolg in der Einzelfallbetreuung „ ... mess ich da dran, wenn der Kontakt nich mehr besteht, ich aber weiß, dass derjenige in dem Bereich, wo er vorher Probleme hatte, keine mehr hat“ (Int. Berlin SW 1). „Also ich denk schon, dass en Erfolg is, wenn jemand versucht, seine eigene Situation zu reflektieren und aus seinem Verhalten oder Fehlverhalten versucht, etwas zu lernen“ beschreibt Sozialarbeiter Berlin 2 sein Verständnis von Erfolg. Als wichtig betonen beide Sozialarbeiter, sich kleine erreichbare Ziele zu setzen, an dessen Erreichen ebenfalls Erfolg messbar wird (vgl. Int. Berlin SW 1 und 2). Im Hinblick auf die Fanszene „is’n Erfolg schon alleine, dass die sich selbst organisieren, das seh ich als Erfolg, also wo wir zumindest mit dazu beigetragn ham, dass der Verein offener is als früher, dass der Verband offener is ...“ (Int. Berlin SW 2). Aufgrund der großen Anzahl von Fans im Fanblock, ist es für Sozialarbeiter Berlin 1 schwer, Erfolg im Stadion festzumachen. Erfolg in diesem Zusammenhang ist „eher an dem Gefühl“ (Int. Berlin SW 1) festzumachen, „also zum Ein, wenn die Polizei oder wenn Ordner bereit warn, sich mit mir auch auseinander zu setzen, ..., oder wenn ich jeschafft habe, Jugendliche dazu zu bring’n, vielleicht sich in eim bestimmten Rahm sich zu bewegen und auf mich jehört ham“ (ebd.).

4.2 Streetwork Wien 4.2.1 Interviews mit Fans 4.2.1.1

Erstkontakt und Kontaktverlauf

Die drei in Wien interviewten Fans sind allesamt Fans von Austria Wien, was damit zu tun hat, dass die Kontakte zu Rapid-Fans erst in der Saison 2006/07 richtig zu greifen begonnen haben (vgl. 3.2.2.1), und daher die Möglichkeit, während der

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Absolvierung des Praktikums Interviewpartner zu bekommen, bei Austria-Fans wesentlich einfacher war. Die Erstkontakte mit diesen Fans unterscheiden sich sowohl zeitmäßig, als auch von der Art und Weise ihres Zustandekommens. Ein Fan beschreibt zum Zeitpunkt des Interviews die StreetworkerInnen seit ca. einem Jahr zu kennen. Anlass war, dass ein Fankollege aus seiner Fangruppe ein Stadionverbot ausgesprochen bekam (vgl. Int. Wien Fan 1) und mithilfe der StreetworkerInnen dieses wieder aufgehoben wurde (vgl. 3.2.2.3). Ein regelmäßiger Kontakt kam ca. ein halbes Jahr später zustande. Der junge Fan nahm als Teenager nämlich die Angebote eines Jugendtreffs des gleichen Trägervereins in Anspruch (vgl. Int. Wien Fan 1). Mithilfe der SozialarbeiterInnen dieser Einrichtung und den StreetworkerInnen wurde es möglich gemacht, dass er mit seiner Fangruppe die großen Räume des Jugendtreffs zum Malen von Transparenten nutzen konnte (ebd.). In dieser Phase gab es sehr intensiven, vor allem telefonischen Kontakt zu den StreetworkerInnen, was dazu führte, dass vonseiten dieser Fangruppe immer wieder Einladungen zu diversen Treffen an StreetworkerInnen ausgesprochen werden (vgl. Int. Wien Fan 1). Ein weiterer Fan kennt die StreetworkerInnen noch aus der 2. Hälfte der 1990erJahre (vgl. Int. Wien Fan 2), wo diese die Fans noch zu Auswärtsspielen begleitet haben (vgl. 3.2.1). Der Erstkontakt kam damals in Linz zustande, „... da war da Michi da, der hat bei einer Verhaftung einem Austrianer g’holfen, so hamma Streetworker kenneng’lernt“ (Int. Wien Fan 2). In dieser damaligen Phase hatte der damals Jugendliche viel Kontakt zu den StreetworkerInnen, vor allem im Stadion, aber auch in der damaligen Anlaufstelle (vgl. ebd.). Durch die vereinsinternen Veränderungen bedingt, beschreibt er, dass es zwischendurch kaum bis gar keine Kontakte gegeben hat, „jetzt seh’ ma sich ab und zu, am (Fußball-) Platz hauptsächlich“ (Int. Wien Fan 2). Der dritte Fan kennt die StreetworkerInnen auch bereits seit Ende der 1990erJahre, allerdings kam der Erstkontakt nicht im Stadion zustande, sondern „in der Innenstadt beim normalen Fortgehn“ (Int. Wien Fan 3). Die Kontakte zu den SozialarbeiterInnen im Stadion entstanden dann erst einige Jahre später (vgl. Int. Wien Fan 3). Jetzt gibt es die Kontakte zu den StreetworkerInnen nur mehr bei bzw. im 71


Umfeld von Spielen bzw. manchmal in der Anlaufstelle (vgl. Int. Wien Fan 3). Er beschreibt weiter, dass sich „das Verhältnis von Treffn zu Treffn gebessert“ (Int. Wien Fan 3) hat und die Kontakte im Stadion wichtig sind, denn sonst hätte er mit befreundeten Fans nie die Chance gesehen, die Räume der Anlaufstelle zu nutzen (vgl. Int. Wien Fan 3). 4.2.1.2

Wahrnehmung und Einschätzung der Fans bezüglich SozialarbeiterInnen

Alle drei interviewten Fans beschreiben eine positive Einstellung gegenüber den SozialarbeiterInnen von Streetwork Wien. „Sie stehen eher auf unserer Seite“ (Int. Wien Fan 1) beschreibt einer die Positionierung der StreetworkerInnen. Es kommt ihnen gegenüber zu einem „... total freundlichen Kontakt und gleich auf ziemlich gut, nahen Kontakt, sehr freundlich eben, gleich mit Nummer, also falls was is, dass ma sich gleich zammrufen kann, ..., typisch sozialarbeiterisches Auftreten, wenn irgendwas mit Gewalt im Raum steht – man kanns anders lösen“ beschreibt Fan Wien 1 seine Wahrnehmungen. Weiter Zuschreibungen, die genannt werden, lauten „freundlich und ruhig“ (Int. Wien Fan 1), nicht aufdringlich (vgl. Int. Wien Fan 2) sowie hilfsbereit, spontan und flexibel (vgl. Int. Wien Fan 3). Als Unterstützung werden die StreetworkerInnen vor allem wahrgenommen, wenn sich Fans an sie wenden. „Wenn irgendwos is, dann sind’s halt doch die letzte Anlaufstelle für uns Fans“ beschreibt Fan Wien 2 seine Sicht. Vor allem bei behördlichen Wegen aller Art bringen sie Erleichterungen für die jungen Menschen, die sich an sie wenden. „Es würd ohne sie auch gehen, ... es is auf jedn Fall a Unterstützung, a Erleichterung für mi“ erläutert Fan Wien 3 seine Erfahrungen. Im Stadion selbst, so die Meinung der Fans, ist der Handlungsspielraum eingeschränkt, denn „wenn’s eskaliert, dann bringen zwei Streetworker auch nichts“ (Int. Wien Fan 1). Ein weiterer Fan glaubt dagegen, „dass Streetwork, in den Situationen wo wirklich extreme Probleme mit der Polizei gibt, vielleicht eingreifen kann“ (Int. Wien Fan 3). Insgesamt, wird von Fan Wien 3 beschrieben, sind die StreetworkerInnen immer wieder eine Unterstützung. Diese sei vor allem für einzelne

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Fans und kleine Gruppen wichtig und interessant, der Fanszene an sich bringe es nicht besonders viel (vgl. Int. Wien Fan 3). 4.2.1.3

Einschätzungen bezüglich der Wahrnehmungen des Vereins und der Polizei gegenüber den SozialarbeiterInnen

Auch bei den interviewten Wiener Fans wird zuallererst festgehalten, dass ein Vergleich zwischen SozialarbeiterInnen und der Polizei sehr schwer möglich ist. „Den Streetworkern kann man sich eher anvertrauen als der Polizei, weil die uns schon a paar Mal in Rücken gfallen sind“ (Int. Wien Fan 1). Mit der Polizei, vor allem mit den FanpolizistInnen „red i schon normal ..., nur man passt halt auf, was man ihnen sagt“ (Int. Wien Fan 1). Fan Wien 2 beschreibt, dass die Polizei unter den Fans nicht gemocht wird, speziell „die Fanpolizei is des unbeliebteste im Stadion“ und mutmaßt, „dass die Polizei auf den Konflikt aus ist, anstatt die Fans unter Kontrolle zu haben“ (Int. Wien Fan 2). Die SozialarbeiterInnen dagegen „sin zumindest die Neutralen“ (ebd.) und bringen mehr Verständnis für die Fans und ihre Anliegen auf (vgl. ebd.). Auch der dritte Fan beschreibt, dass ihm und den anderen Fans von den StreetworkerInnen auf jeden Fall mehr Verständnis entgegengebracht wird (vgl. Int. Wien Fan 3). „Die Kollegen der Inneren Sicherheit sind nur drauf aus, Leute aufzuschreibn, Namen preiszugebn, du kannst von denen null Hilfe erwartn“ beschreibt Fan Wien 3 seine Wahrnehmungen und ergänzt, „... die Hilfestellungen kommen eher von den Streetworkern“ (ebd.). Die Einschätzungen, wie die Polizei die Soziale Arbeit mit den Fans sieht, gehen alle in eine ähnliche Richtung. So wird eingeschätzt „...,dass sie das als ziemlich störend sogar empfinden“ (Int. Wien Fan 3). Fan Wien 2 glaubt, dass die Polizei gegen die Tätigkeit von SozialarbeiterInnen im Stadion ist und der Dritte glaubt, dass die Polizei die StreetworkerInnen als Konkurrenz sieht, „weil ma euch mehr anvertraut als der Polizei“ (Int. Wien Fan 1). Die Einschätzung betreffend der Stellung von Streetwork beim Fußballverein unterscheiden sich dagegen. Fan Wien 3 beschreibt z. B., beim „Verein selber, glaub i net, dass sie es wirklich wahrnehmen.“ Sein Kollege hingegen glaubt: „..., denen is es recht, dass a bissl Ruhe reinkommt in die Fans, dass irgendwer mit denen redet. (...). Der Verein kann’s ja 73


selber nicht“ (Int. Wien Fan 2). Und der dritte glaubt, dass es innerhalb des Vereins unterschiedlich wahrgenommen wird und sagt: „Von der Austria wird’s sicher der Martin (der Fanbeauftragte von Austria Wien) gut finden, weil der is glernter Sozialpädagoge, der is sicher begeistert“ (Int. Wien Fan 1). 4.2.1.4

Angebote und Betreuung

Die Angebote von Streetwork Wien sind den drei interviewten Fans in unterschiedlichem Ausmaß bekannt. Die Möglichkeit, die Räumlichkeiten der Anlaufstelle zu nutzen, kennen alle drei, zwei haben innerhalb einer Gruppe dies auch schon wahrgenommen (vgl. Int. Wien Fan 2 und 3). Besonders die Möglichkeit, während der WM Spiele gemeinsam zu verfolgen, „wor super, des hat allen gefallen“ (Int. Wien Fan 2). Über die Möglichkeit zur Begleitung bei Einvernahmen weiß dieser Fan ebenfalls bescheid, „dass sie dann quasi als Aufsichtsperson ... halt da sind, ... damit das Verhör nicht so intensiv wird“ (Int. Wien Fan 2). Die Möglichkeit zu persönlichen Beratungen im Einzelsetting kannte der Fan, trotz seiner langjährigen Kontakte zu Streetwork, bis zum Zeitpunkt des Interviews nicht (vgl. ebd.). Neben der Vermittlungen bei der Aufhebung eines Stadionverbots (vgl. 4.2.1.1), erklärt Fan Wien 1 weiter, dass ihm eine Streetworkerin einmal erklärt hat, dass Unterstützungen bsplw. für Jobsuche bzw. alle rechtlichen und polizeilichen Probleme auf Anfrage jederzeit möglich sind. Jene Angebot, die er bisher in Anspruch genommen hat, waren allerdings „... immer irgendwie aufs Fußballerische bezogen, alles andere regle ich mir irgendwie selber, so Riesenprobleme hab i noch nie ghabt“ (Int. Wien Fan 1). Der dritte interviewte Fan hat die verschiedenen Angebote von Beginn an registriert, diese allerdings zu Beginn des Kontakts zu Streetwork Wien nicht für relevant gehalten (vgl. Int. Wien Fan 3). Mittlerweile hat er selbst andere Erfahrungen gemacht. So war er einer von jenen Fans, die bei der Umgestaltung des Hofs bei der Anlaufstelle mitgearbeitet haben (vgl. Int. Wien Fan 3), was zur vorzeitigen Aufhebung seines Stadionverbots führte (vgl. ebd. und 3.2.2.3). Des weiteren kennt dieser Fan die Möglichkeit, Unterstützung bei behördlichen Wegen bzw. 74


Angelegenheiten zu bekommen (vgl. Int. Wien Fan 3). Er habe „... keinen blassn Schimmer ghabt, dann bin i da auftaucht und hab gsagt, kennts ihr euch da aus?“ (Int. Wien Fan 3). Dies führte zu einer Begleitung zum Sozialamt, worüber der junge Erwachsene erklärt: „I wär dort allein auftanzt und hätt mi wahrscheinlich extrem schwer tan, ... es is dann wer mitgangen, ... war doch a große Hilfe“ (Int. Wien Fan 3). 4.2.2 Interviews mit SozialarbeiterInnen 4.2.2.1

Rolle(n) und Funktion(en) bei und gegenüber den Fans

Beide StreetworkerInnen sind sich einig, dass die Fans Streetwork Wien gegenüber positiv eingestellt sind, zumindest jene, die StreetworkerInnen kennen. Ohne die eigene Arbeit schmälern zu wollen, sagt der Streetworker: „ ... aber i trau mi schon behauptn, dass ma denen meisten Leit auf der Tribüne wurscht san“ (Int. Wien SW 1). Die Anwesenheit im Stadion sei vor allem wichtig, „um die Kontaktaufnahme zu ermöglichen, Beziehung aufrecht zu erhalten und im Einzelfall deeskalierend zu wirken bzw. Angebote für Begleitungen setzen zu können“ (ebd.). Bei den Außendiensten im Stadion ist primär die Niederschwelligkeit gefragt, betont ergänzend dazu Sozialarbeiterin Wien 2. Andere, weniger offensichtliche Funktionen, sind das Zeigen und Vorleben von Werthaltungen und Toleranz (vgl. 3.3), sowie der Ausbau und Erhalt von Akzeptanz bei den Fans (vgl. Int. Wien SW 1). Ganz wichtig ist für die StreetworkerInnen von Beginn an daran zu arbeiten, Vertrauen bei den Fans aufzubauen. Vor allem beim Erstkontakt ist es wichtig „die Balance zu finden und empathisch zu sein und zu schaun, bin i erwünscht, bin i net erwünscht“ (Int. Wien SW 1). Ein weiterführendes, vorsichtiges Vorgehen ist ebenfalls wichtig. Im Streetwork-Bereich ist von einer längeren Beziehungsaufbauphase auszugehen. „Bei klassischer Form von Erstkontakt, ohne großartigen Sprünge in der Beziehung, braucht es im Stadion ein bis einein halb Jahre bis zu einer tragfähigen Beziehung“ (Int. Wien SW 2). Prinzipiell ist es sinnvoll beim Erstkontakt, wenn möglich, auch die Einrichtung und die eigene Arbeit kurz zu erklären (vgl. Int. Wien SW 2). Bei der Zielgruppe von Streetwork Wien ist generell zu 75


Beginn von neuen Kontakten mit Skepsis zu rechnen und „(...) da ghören ja Fußballfans sehr ähnlich dazu, die sich selber nicht als soziale Fälle sehen wolln, und wo i ma denk, was a dazu führt, dass sie dann sowieso keine Angebot annehmen, da geht’s halt wirklich um Vertrauen, also Vertrauen gewinnen ..., des is einfach wirklich ganz ganz sanfte Arbeit“ (Int. Wien SW 2). Eine Vermittlungsrolle im Stadion bsplw. zwischen Fans und Polizei wurde in den 1990er-Jahren noch ausgeführt, heute ist es eher so, „dass ma im Rahmen von Einzelfällen oder im Rahmen von einer Clique vermittelt“ (Int. Wien SW 1) und auch nur dann, wenn die Beteiligten dies wünschen (vgl. ebd.). „Wir reden dann, wenn’s Stadienverbote gibt, sehr wohl a mit’n Martin, dem Fanbeauftragten von der Austria Wien“, beschreibt Sozialarbeiter Wien 1, betont allerdings, „dass i vorbehaltlos für die ganze Gruppe sprich, des passiert kaum“ (Int. Wien SW 1). Bei der Begleitung einer/eines Jugendlichen zu einer Einvernahme, möglicherweise auch direkt nach einer Verhaftung im Stadion, ist die Parteilichkeit zum Jugendlichen wichtig (vgl. ebd.). Auch die Leiterin betont, dass sie Begleitungen „... jetzt weniger als Vermittlerrolle bezeichnen (würde), sondern eher als Unterstützerrolle für den Jugendlichen, also zwischen an Polizistn und an Jugendlichen zu vermittln, is so gut wie net möglich, der amtshandelt, und er fühlt sich gestört in seiner Amtshandlung. Des heißt, was ich tu, is da eine quasi Anwaltsfunktion für den Jugendlichen zu übernehmen. Geht, wenn sie uns nicht kennen natürlich von den StreetworkerInnen aus, (...) den Jugendlichen zu fragen, willst du des, dann sagn sie meistens ja“ (Int. Wien SW 2). Ein Mitarbeiter von Streetwork Wien schätzt die Wahrnehmung der Fans, speziell bei Austria Wien, recht positiv ein, denn unter den Fans bei „... der Austria ham ma ganz anfoch a Lobbyisten für uns, die im Ranking dieser stark hierarchisierten Szenen ziemlich weit oben stehn (...)“ (Int. Wien SW 1). Die Fans nehmen seiner Ansicht nach die StreetworkerInnen als parteilich für sie wahr, erwarten sich in heftigen Situationen vor, bei oder nach Spielen vor allem gegenüber der Polizei aber mehr Einmischung der StreetworkerInnen (vgl. ebd.), „was aber schwierig zu erfüllen is“ (ebd.). Seine Kollegin beschreibt noch, warum sie glaubt, dass viele Fans, vor allem jene, welche die StreetworkerInnen nicht persönlich kennen, kri76


tisch ihnen gegenüber sind. „I glaub, dass des immer wieder faszinierend is für manche Leut, dass do anfoch Leut rumkrebsn, die sich jetzt für’n Fußball nur bedingt interessiern und die sich mehr für sie interessiern“ (Int. Wien SW 2). 4.2.2.2

Wahrnehmung durch Verein und Polizei

Die Kooperationen gegenüber den Fußballvereinen werden als marginal beschrieben (vgl. Int. Wien SW 1). „Dadurch, dass ma a ka deklarierte Fußballfanarbeit machen, geht’s uns mehr um die Akkreditierung“ (ebd.), wird der Hintergrund der Kontakte zu den Vereinen beschrieben. Die bessere Zusammenarbeit gibt es aufgrund des dortigen Fanbeauftragten jedenfalls mit Austria Wien (vgl. Int. Wien SW 2). Abgesehen von dieser Person wird eingeschätzt, dass die Vereine kaum eine Ahnung über die Arbeit von Streetwork Wien haben (vgl. ebd.). „Ich glaub des is ihnen überhaupt nicht klar, dass sie sich überhaupt was erwarten könnten von Sozialarbeit“ (ebd.), wird die Haltung beschrieben, wobei prinzipiell vonseiten der Vereine eine „positiv-neutrale Grundhaltung“ (Int. Wien SW 1) angenommen wird. Ähnlich wie beim Fan-Projekt Berlin fällt es den StreetworkerInnen schwer, einen Vergleich zwischen SozialarbeiterInnen und Polizei zu ziehen. Wichtigste Unterscheidung ist, dass „... jeder Polizist von seinem Arbeitsauftrag her verpflichtet is, jede Straftat, die ihm bekannt wird, anzuzeign und das bin ich nicht“ (Int. Wien SW 2). Wobei ihr Kollege wie sie selbst auch glaubt, dass es die Erwartungshaltung der PolizistInnen gibt, „... dass wir mit ihnen besser kooperieren, was anzelne Jugendliche betrifft, können wir aber net aufgrund unseres Prinzips mit dem ma ja subventioniert werden“ (Int. Wien SW 1). Aus diesen und anderen Gründen, nehmen beide an, dass die Polizei die StreetworkerInnen als Störfaktor wahrnehmen, vor allem bei Interventionen bei Verhaftungen, die sie als Einmischung in ihre Arbeit sehen (vgl. Int. Wien SW 1 und 2). Als Qualität der Sozialarbeit im Stadion wird die Beziehungsarbeit gesehen, durch die zum Teil intensive Kontakte entstehen, was im Speziellen die FanpolizistInnen skeptisch macht (vgl. Int. Wien SW 2). „Und ich hab das G’fühl, da geht’s um Konkurrenz. Also so zu sagn, wer is der bessere Sozialarbeiter, die bessere Sozialarbeiterin“ (ebd.). Die Fanpolizei selbst

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behauptet nämlich von sich aus immer wieder, die ‚Sozialarbeit’ im Stadion selbst am besten zu erledigen (vgl. ebd.). 4.2.2.3

Betreuung und Erfolg

Beim Besuch von Fußballspielen geht es vor allem um Kontaktaufnahme und Kontakterhalt, sowie um das Offerieren bestimmter Angebote, eventuell kann es zu Interventionen kommen (vgl. Int. Wien SW 1). Als Betreuung allgemein oder einer Gruppe wird dies allerdings nicht beurteilt (vgl. ebd.), vor allem weil durchschnittlich nur alle zwei Wochen ein Heimspiel stattfindet, und dies zu wenig Kontinuität für eine Betreuung mit sich bringt (vgl. ebd.). Trotzdem gibt es vereinzelt immer wieder Angebote an Kleingruppen für diverse Aktivitäten, vor allem in der Anlaufstelle, wobei diese Gruppenangebote meist zur Beziehungsintensivierung gegenüber einzelnen abseits des Stadions beitragen (vgl. Int. Wien SW 2). Als Betreuung wird bei Streetwork Wien vor allem die individuelle Unterstützung im Einzelsetting gesehen (vgl. Int. Wien SW 1). Beide SozialarbeiterInnen betonen, dass es aus dem Fußballbereich im Vergleich zu anderen Szenen eher wenige klassische BetreuungsklientInnen gibt (vgl. ebd.), wobei das Aufbauen und das Erhalten einer vertrauensvollen, tragfähigen Beziehung schon als Betreuungsaspekt gesehen wird, da Kontinuität und eine stabile Beziehung für etliche Jugendliche schon eine wichtige Lernerfahrung darstellen (vgl. Int. Wien SW 2). Insgesamt wird der Anteil der Arbeitszeit an Betreuungen und Einzelfällen bei Streetwork Wien mit 25% (Int. Wien SW 1) bis 40% (Int. Wien SW 2) geschätzt. Wichtig sind jedenfalls die Begleitungen zu Einvernahmen oder zum Gericht. Diese kommen teilweise zustande, ohne dass es vorher eine stabile Arbeitsbeziehung gegeben hat. Manchmal kennen die StreetworkerInnen diese Jugendlichen noch gar nicht (vgl. Int. Wien SW 1), wobei der Beziehungsaufbau in der Regel dadurch stark gefördert wird (vgl. ebd.). Die Übergänge zwischen Betreuung und Einzelfallhilfe werden als fließend gesehen. „Der Einzelfall beginnt für mich dort, wo’s an klaren Arbeitsauftrag, also wo er sagt, des hätt i gern, des tät i gern mochn. Des Ziel, was is des Ziel und dort endet so zu sagn für den Fall wieder die Einzelfallhilfe und da geht wieder in die Betreuung über. So tät’s i definiern“ (Int. Wien SW 2). 78


Die Aufträge zu Betreuungen im Einzelsetting kommen, unter verschiedenen Voraussetzungen, zumeist von den jungen Fans selbst. Wo allerdings bereits eine Beziehung vorhanden ist und Problemstellungen erkennbar sind, wird Jugendlichen von den StreetworkerInnen auch aktiv Unterstützung angeboten (vgl. Int. Wien SW 1). Beispielsweise wird dann die/der Jugendliche, abseits des Stadions, zu einem Kaffee oder einem Frühstück eingeladen, wo konzentrierter gesprochen und das Arbeitsverhältnis intensiviert wird sowie die Möglichkeit zur fokussierten Thematisierung von Problemstellungen besteht (vgl. ebd.). Wie beim Fan-Projekt Berlin gibt es bei Streetwork Wien Vermittlungen an spezialisierte Stellen, wie bsplw. die SchuldnerInnenberatung, allerdings wird der/dem Jugendlichen trotz dieser Weitervermittlung die andauernde Begleitung zu den Stellen und für den erwarteten Prozess angeboten (vgl. ebd.). Bei vielen Jugendlichen entsteht durch längere Betreuungen zumeist eine „... enorme Gesprächstiefe, wo uns dann aber methodisches Rüstzeug schlichtweg abgeht, um des nu verantwortungsvoll zu behandeln und wo ma bemüht san, dann zum Beispiel weiter vermitteln an Therapeuten“ (Int. Wien SW 1), was allerdings in den seltensten Fällen nachhaltig funktioniert (vgl. ebd.). Das Messen von Erfolg in der Arbeit der StreetworkerInnen mit den Fans, mit Jugendlichen generell, ist sehr schwer. Prinzipiell sieht die Leiterin von Streetwork Wien, dass „... die Arbeit an und für sich eine ganz eine schwierige is, weil du da permanent di selber verkaufen musst“ (Int. Wien SW 2). Das Festmachen von Erfolg gelingt bsplw. durch „... das eigene Messn der Beziehung, die entstandn is, (...) wenn sich ihre Sprache mit mir verändert, (...) wenn sie mit Respekt und Achtung mit mir umgehn, (...) oder wenn sie respektieren, dass i als Frau sag und ihr geht’s jetzt oba durt hin und sie gengan“ (Int. Wien SW 2). Auch für ihren Kollegen ist das Messen von Erfolg, gerade im Stadion und gegenüber der Fans keine einfache Angelegenheit. “Erfolg hat, find i ganz viel mit Stimmung zu tun, (...) da merk i so, dass gar net so um die quantifizierbaren Erlebnisse geht, sondern afoch in was für einer Stimmung hab i mi dort bewegt, is jetzt vielleicht wissenschaftlich schwierig zu verwerten, aber wenn i des Gfühl hab, es war ein guter Außendienst, dann wars a guter Außendienst“ (Int. Wien SW 1). Er nennt bsplw. viele neue Kon-

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takte, intensive Gespräche oder eine gelungene Intervention vor Ort als Indikatoren für sein gutes Gefühl und einen gelungenen Außendienst (vgl. ebd.). Bei Betreuungen im Einzelsetting ist, vor allem wenn klare und nicht zu große Zielsetzungen vorhanden sind, das Messen von Erfolg einfacher (vgl. Int. Wien SW 1). „Wobei i da sehr stark prozessorientiert bin, also so lang i des Gfühl hab, des ganze hat an guten Prozess, (...) des Ganze bewegt sich in einer Atmosphäre von Vertrauen, Ehrlichkeit, Offenheit, bin i net fixiert drauf, dass des Ziel erreicht werden muss, sondern dass dieser Prozess gut begleitet is“ (ebd.). Seine Kollegin betont noch, dass es jedenfalls ein erfreulicher Schritt und somit ein Erfolg ist, „... anfoch a irgendwann den Punkt zu erreichn und zu sagn, so und ob jetzt kann ers selber“ (Int. Wien SW 2).

4.3 Analyse und Vergleich der Konzepte Die wichtigsten Differenzierungen in der Sozialen Arbeit mit Fans zwischen den beiden Projekten sind die unterschiedlichen konzeptionellen Rahmenbedingungen und die damit in Verbindung stehenden Aufträge an die Projekte. Während es in Deutschland das NKSS (Nationales Konzept Sport und Sicherheit) gibt, welches Fan-Projekte für die Teams der ersten beiden Ligen empfiehlt und die Finanzierung regelt, hat Österreich keine Konzepte und Regelungen für präventive Soziale Arbeit mit Fußballfans (vgl. 3.1.1 und 3.2.1). So schreibt das NKSS die Drittelfinanzierung von Fan-Projekten vor, an der Kommune, Land sowie Fußballverband und -liga zu gleichen Teilen beteiligt sind (vgl. 3.1.1). In Österreich hingegen wird Soziale Arbeit mit Fußballfans ausschließlich von den Kommunen (zur Zeit nur in Wien) gefördert. Ein Versuch, die Wiener Fußballvereine an der Finanzierung zu beteiligen, scheiterte Ende der 1990er-Jahre am mangelnden Interesse von Rapid Wien, was mit ein Grund war, dass die dezidierte Fanarbeit in Wien eingestellt wurde (vgl. 3.2.1). Das Projekt Streetwork Wien arbeitet trotzdem weiterhin mit Fans, allerdings werden nicht die gesamte Fanszene bzw. größere Gruppen (bsplw. Fan-Clubs) als Zielgruppe angesprochen. Der Fokus der Arbeit von Streetwork Wien liegt laut der 80


Zielgruppenbeschreibung (vgl. 3.2.2.1) bei „gewaltbereiten und/oder politisch extremen Jugendlichen und jungen Erwachsenen“ (vgl. ebd.), wobei „gewaltbereite, an Fußball interessierte Jugendliche und junge Erwachsene sowie Hooligans“ (vgl. ebd.) als zwei von vier zielgruppenrelevanten Szenen explizit genannt werden (vgl. ebd.). Auch die Fans selbst sehen die StreetworkerInnen als Unterstützung vor allem für einzelne Jugendliche und junge Erwachsene, aber weniger für die Fanszene an sich (vgl. 4.2.1.2). Ein weiteres Kriterium für die Zielgruppe von Streetwork Wien ist, dass diese jungen Menschen einrichtungsgebundene Angebote meiden (vgl. 3.2.2.1). Daher werden im Stadion nicht nur potentiell gewaltbereite junge Menschen kontaktiert, sondern auch jene, die „vielleicht aber dann mit’n Alkohol oder in der Beziehung Probleme ham“ (Int. Wien SW 1). Dies bedeutet, dass sich Streetwork Wien im Fußballstadion nicht nur an gewaltbereite junge Fans wendet, sondern auch an jene, die mit verschiedenen anderen Problemlagen konfrontiert sind. Wichtig ist, dass Einzelpersonen bzw. Kleingruppen die hauptsächlichen AdressatInnen für die Angebote sind (vgl. 3.2.2.3). Ebenso von Bedeutung für den Außendienstort Stadion ist, dass weitere zielgruppenrelevante junge Menschen aus den Szenen der Skinheads und der Gabbers dort anzutreffen sind (vgl. 3.2.2.1). Die Überschneidungen der Szenen zeigt sich auch darin, dass ein Fan den Erstkontakt zu StreetworkerInnen abseits des Stadions hatte (vgl. 4.2.1.1). Der Hauptgrund, die Jugendlichen im Stadion bei Heimspielen aufzusuchen, ist, sie in einer der Szenen ihrer Lebenswelt anzutreffen, Kontakte zu knüpfen und Beziehungen zu einzelnen Personen zu intensivieren. Die Vermittlungen im Umfeld von Spielen bsplw. zwischen den Fans und der Polizei ist kein Auftrag an die StreetworkerInnen. Die Fans sehen ebenfalls kaum Möglichkeiten für die StreetworkerInnen, bei Eskalationen im und um das Stadion Einfluss zu nehmen (vgl. 4.2.1.2). Vermittelnde Interventionen gegenüber der Polizei sind wiederum auf einzelne Fans beschränkt, welchen die Begleitung zu Einvernahmen angeboten wird (vgl. 3.2.2.3). Die Möglichkeit, Unterstützung bei persönlichen Problemstellungen abseits des Fußballs in Anspruch zu nehmen, ist den meisten Fans bekannt und wird von ihnen genutzt (vgl. ebd. und 4.2.1.4).

81


Darin besteht ein wichtiger Unterschied zum Fan-Projekt Berlin. Einerseits sind Fußballfans die einzige Zielgruppe (vgl. 3.1.2.1) und andererseits bilden die gesamte Fanszene, Fan-Clubs und (Groß-)Gruppen den Hauptfokus der Sozialen Arbeit, was sich an den Methoden und Angeboten zeigt (vgl. 3.1.2.3). Ansätze, wie bsplw. sportorientierte Jugendarbeit, Freizeit- und Kulturpädagogische Angebote, nationale und internationale Jugendbegegnungen sowie die Unterstützung der Jugendlichen bei der Selbstorganisation sind allesamt methodische Angebote, die sich an Gruppen richten (vgl. 3.1.2.3), welche außerdem zumeist einen direkten Bezug zum Fußball haben (vgl. ebd.). Ein Beispiel für den Einsatz des FanProjekts für die gesamte Fanszene ist die Unterstützung einiger Fanclubs bei Hertha BSC zur Installierung einer Plattform für den gesamten Fanblock mit dem Namen ‚Förderkreis Ostkurve e.V.’ (vgl. 4.1.2.3 und Fan-Projekt Berlin 2007b:4). Die Unterstützung einzelner junger Fans ist im Konzept ebenfalls vorgesehen, allerdings haben diese Hilfestellungen häufig einen Konnex zum Fußball, wie der Leiter des Projekts betont (vgl. 3.1.2.3). Darüber hinausreichende Betreuungen in Bezug auf persönlichere Problemlagen werden nur in Einzelfällen geleistet, bzw. wird an andere Einrichtungen weitervermittelt (vgl. ebd.). Für die Beziehungsarbeit ist für die Mitarbeiter vom Fan-Projekt Berlin ebenfalls das Stadion der wichtigste Ort, um Jugendliche anzutreffen und um eine intensive und kontinuierliche Gruppenarbeit möglich zu machen (vgl. 3.1.2.3). Anhand der Zielformulierung ist die Fokussierung der Gruppenarbeit ebenfalls erkenntlich. Darüber hinaus vermitteln die Sozialarbeiter im Stadion immer wieder zwischen Fans, Polizei und Ordnerdiensten der Vereine, vor allem bei der Begleitung zu Auswärtsspielen bilden solche Verhandlungen einen Hauptteil der Arbeit (vgl. 4.1.1.3). Der genaue Vergleich zwischen Zielen, Zielgruppen, Aufgaben und Methoden der beiden Projekte bestätigt die Fokussierung Sozialer Arbeit bei Streetwork Wien auf die Einzelfallhilfe bzw. beim Fan-Projekt Berlin auf die soziale Gruppenarbeit. Vor allem die Einschätzungen der SozialarbeiterInnen der beiden Projekte über die Anzahl der Einzelfälle bzw. den Prozentsatz von Einzelfällen an der Arbeit, unterstreicht diese Unterscheidung (vgl. 4.1.2.3 und 4.2.2.3). Aufgrund der Unterschiede in der Intensität sowie der Möglichkeiten bei Einzelbetreuungen lässt sich ein weiterer Unterschied beschreiben. Beide Projekte unterstützen junge Fans unter 82


anderem bei polizeilichen und/oder gerichtlichen Verfahren. Beim Fan-Projekt Berlin endet in einem solchen Fall die Betreuung, Haftbesuche bzw. eine Vorbereitung auf die Entlassung werden nicht geleistet (vgl. 4.1.2.3). Bei Streetwork Wien werden junge Menschen, zu denen eine Beziehung bereits besteht und/oder auf ihren Wunsch, regelmäßig in der Haft besucht und wenn notwendig auf die Zeit nach einer Entlassung vorbereitet (vgl. 3.2.2.3). Streetwork Wien hat daher bei der präventiven Arbeit einen stärkeren Fokus auf die Tertiärprävention, während beim Fan-Projekt Berlin die Sekundärprävention stärker im Fokus steht. Die Leiterin von Streetwork Wien beschreibt bestätigend: „Bei Streetwork bewegst du dich mehr im tertiären präventiven Bereich, ... des is viel mehr Harm Reduction, viel mehr Begleitarbeit“ (Int. Wien SW 2). Beim Fan-Projekt Berlin geht es hingegen vielmehr darum, „Jugendliche davor zu bewahren ... in Gewaltszenen abzugleiten“ (Int. Berlin SW 2). Die meisten Prinzipien finden sich ident in beiden Konzepten bzw. werden von den SozialarbeiterInnen als solche genannt. Diese Übereinstimmungen in den Bezeichnungen gibt es bei Freiwilligkeit, Anonymität, akzeptierende Haltung, Transparenz, Parteilichkeit und dem geschlechtssensiblen Ansatz. Die Auslegung und Anwendung der Begriffe in der Arbeit unterscheidet sich allerdings bei den beiden Projekten. Was den geschlechtssensiblen Ansatz betrifft, erfüllt das Team von Streetwork Wien aufgrund der paritätischen Besetzung deutlicher das Verständnis dieses Ansatzes, welcher unter Punkt 3.3 beschrieben wird (vgl. 3.1.2.1 und 3.2.2.1). Auch die höheren prozentmäßigen Anteile von Kontakten zu jungen Frauen in den Stadien untermauern diese Schlussfolgerung (vgl. 3.1.2.5 und 3.2.2.5).

Bevor auf weitere Prinzipien eingegangen wird, ist es wichtig die Unterscheidung zwischen den Verständnissen von aufsuchender Arbeit in den beiden Projekten darzulegen. Beim Fan-Projekt Berlin findet die aufsuchende Arbeit ausschließlich im Fußballkontext statt. Wichtig dabei sind die Besuche der Heimspiele, Begleitungen zu Auswärtsspielen und Fantreffen (vgl. 3.1.2.4). Die Lebenswelt- und Szeneorientierung, als wichtiges Prinzip der aufsuchenden Arbeit, bezieht sich auf das Fan-Sein der Jugendlichen. Bestätigt wird dies durch den Umstand, dass 83


Ganzheitlichkeit und Bedürfnisorientierung nicht genannt oder beschrieben werden. (vgl. 3.1.2.4). Ebenso bestätigt wird dieser Fokus auf die Lebensweltorientierung durch die Einschätzungen der Berliner Fans selbst und die Wahrnehmung der Sozialarbeiter, dass diese als Teil der Fanszene wahrgenommen werden (vgl. 4.1.2.1). Der Leiter des Fan-Projekts beschreibt, dass dies ein Mitgrund ist, warum die Fans überwiegend Angebote zu Beratungen und Unterstützungen im Fußballkontext wahrnehmen (vgl. 4.1.2.1). Bei Streetwork Wien ist das Stadion einer von vielen Orten um zielgruppenrelevante junge Menschen anzutreffen. Wie schon mehrmals angeführt, werden bsplw. Gabbers und Skinheads ebenso in den Stadien angetroffen, genauso wie der Kontakt zu Fans bei OI- oder Ska-Konzerten bzw. bei Gabberpartys vorhanden ist (vgl. 3.2.2.1). Diese Überschneidungen aufgrund der auftragsmäßigen Zielgruppenbeschreibung sind Merkmale der Arbeit in Bezug auf die Prinzipien Lebensweltorientierung und Ganzheitlichkeit (vgl. 3.2.2.4). Durch die Aufgabe zur aktiven Vermittlungsrolle des Fan-Projekts und die CoFinanzierung der Vereine müssen die für Kontakte und Beziehungen wichtigen Prinzipien wie Freiwilligkeit, Akzeptanz, Parteilichkeit und Transparenz beim FanProjekt Berlin abgeschwächt gesehen werden. So wird in Bezug auf die kritische Parteilichkeit von einem Sozialarbeiter nicht nur der eigene kritische Standpunkt gegenüber Jugendlichen genannt, sondern explizit auch ‚die 2. Seite’ (vor allem des Fußballvereins) als Aspekt in die kritische Reflexion miteinbezogen (vgl. 4.1.2.1). Beschrieben wird des weiteren, dass die Transparenz gegenüber den Fans zwar am wichtigsten ist, allerdings auch eine transparente Haltung der eigenen Arbeit gegenüber den Vereinen bzw. der Polizei als notwendig gesehen wird (vgl. ebd.). Das Verständnis dieser Vermittlungsrolle und die damit verbundenen Ambivalenzen zeigen sich in der eigenen Zuschreibung eines Sozialarbeiters, in der er sich als Übersetzer zwischen Verein und Fans bezeichnet (vgl. 4.1.2.2). Des weiteren gibt es den Vorwurf des Vereins, zu sehr aufseiten der Fans zu stehen und immer Partei für diese einzunehmen (vgl. ebd.). Ein Fan betont bestätigend, dass die 84


Mitarbeiter des Fan-Projekts manchmal relevante Aspekte aus Sicht der Fans dem Verein nicht in aller Klarheit vermitteln können (vgl. 4.1.1.2). Die Fans unterstreichen aber auch deutlich, wie wichtig die Mitarbeiter des Fan-Projekts für die Vertretung ihrer Interessen sind. Da sie keinen offiziellen Status gegenüber dem Fußballverein haben, sei es besonders wichtig, eine unterstützende und vermittelnde dritte Partei zu haben (vgl. 4.1.1.2). Durch diese Vermittlungsrolle müssen zwar gewisse Anliegen der Fans relativiert werden, andererseits haben die Fans in den Mitarbeitern des Fan-Projekts verständnisvolle Fürsprecher für ihre Anliegen. Streetwork Wien hat den vermeintlichen Nachteil, gegenüber den Fußballvereinen keinen offiziellen Status zu haben, was sich allerdings für die einzelfallbezogene Soziale Arbeit mit jungen Fans als Vorteil entpuppt. Die kritische Parteilichkeit bezieht sich vor allem auf eine anwaltliche Funktion gegenüber den Jugendlichen in deren verschiedenen Lebenslagen und -problemen (vgl. 4.2.2.1). Die kritische Haltung gegenüber einzelnen Verhaltensweisen von Jugendlichen hat wenig mit den Anliegen anderer Institutionen zu tun. Um einen solchen kritischen Standpunkt gegenüber einem jugendlichen Fan vertreten zu können, muss allerdings eine gute Arbeitsbeziehung vorhanden sein. Mehrmals betonen die SozialarbeiterInnen, wie wichtig es sei, vorsichtig beim Kontaktieren vorzugehen (vgl. ebd.). Ebenfalls unterstrichen wird, dass ohne vertrauensbildende Sprünge in der Beziehung mit einer Phase von zumindest einem Jahr gerechnet wird, bis eine stabile Beziehung für die weitere Arbeit aufgebaut ist (vgl. ebd.). Diese Stabilisierung unterstützen mögliche Kontakte abseits des Stadion, z. B. in der Anlaufstelle bzw. bei einem Treffen bsplw. in einem Café, wo es primär nicht um konkrete Problemstellungen geht, sondern um die Intensivierung der Beziehung (vgl. 4.2.2.3).

4.4 Zusammenfassende Analyse Die wichtigsten Unterscheidungen in der Sozialen Arbeit mit Fußballfans bei den beiden Projekten ergeben sich vor allem aus den unterschiedlichen Finanzierungsarten, den unterschiedlichen Aufträgen, den Rahmenbedingungen, den daraus resultierenden Rollen für die SozialarbeiterInnen und dem unterschiedlichen Fokus auf eine der drei klassischen Methoden Sozialer Arbeit. 85


So arbeitet das Fan-Projekt Berlin nicht nur im Auftrag der Stadt Berlin mit Jugendlichen (aus der Fußballfanszene) im Sinne der nachgehenden Jugendarbeit, sondern hat mit dem jeweiligen Fußballverein, mit deren Fans und in dessen Stadion vorwiegend gearbeitet wird, einen Co-Förderer und somit einen CoAuftraggeber. Dies stellt im Sinne des doppelten Mandats der Sozialen Arbeit eine besonders schwierige Konstellation dar, welche in den Wahrnehmungen, Zuschreibungen und zum Teil kritischen Anmerkungen der Vereine, der Fans und der Sozialarbeiter deutlich wird. Der Fokus in der Arbeit des Fan-Projekts Berlin liegt bei sozialer Gruppenarbeit und Angebote haben großteils einen Bezug zum Fußball. Dadurch fördert das Fan-Projekt Berlin mit seinen Angeboten die Entwicklung von Selbständigkeit bei den Fans. Durch die vermittelnde Rolle des Fan-Projekts haben die Fans Unterstützung bei der Formulierung ihrer Anliegen gegenüber dem Verein. Der präventive Auftrag der Arbeit des Fan-Projekts entspricht vor allem sekundärpräventiven Ansätzen der Jugendarbeit und richtet sich hauptsächlich an die Fan-Szenen an sich. Unterstützungen im Einzelsetting weisen zum überwiegenden Teil einen Bezug zum Fußball auf, tiefergehende Einzelfallbetreuungen bilden die Ausnahme und sind zumeist mit sehr persönlichen Beziehungen verknüpft. Der Vorteil des Fan-Projekts liegt darin, eine parteiliche Vertretungsposition für die Fanszene einzunehmen und dadurch möglichen Konflikten vorzubeugen. Der pädagogische Fokus liegt im sozialen Lernen in Gruppen. Streetwork Wien arbeitet ausschließlich im Auftrag der Stadt Wien und die Fußballfanszene stellt neben anderen subkulturellen Szenen eine Teil der Zielgruppe dar. Dies hat zur Folge, dass die StreetworkerInnen im Stadion keinen offiziellen Status haben, was die Kontaktmöglichkeit und den Beziehungsaufbau langwieriger gestaltet. Die Parteilichkeit für die Fans ist wesentlich weniger kritisierbar und ermöglicht eine stärkere Positionierung aufseiten der Fans. Angebote und die Arbeit mit Gruppen bilden die Ausnahme und dienen vor allem der Intensivierung von Kontakten und Beziehungen. Der Fokus in der Arbeit liegt in den unterschiedlichsten Formen von Beratung, Betreuung und Begleitung im Einzelsetting. Diese Einzelfälle bilden einen Schwerpunkt in der Arbeit von Streetwork Wien und verfolgen überwiegend einen tertiärpräventiven Arbeitsansatz.

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In Bezug auf die forschungsleitenden Fragen ergeben sich daraus folgende Schlüsse. Der Aufbau und Erhalt von Kontakten und Beziehungen, sowie die Akzeptanz unter den Fans, ist für die StreetworkerInnen in Wien ein zumeist langandauernder Prozess, der viel Verständnis und Empathie erfordert. Beim Fan-Projekt Berlin gestalten sich diese Kontakte zumeist unkomplizierter, was vor allem mit dem offiziellen Status gegenüber den Fans und dem Verein zu tun hat. Über die vereinsinterne Fanbetreuung entstehen zusätzlich Kontakte zu jugendlichen Fans. Die Prinzipien in der Arbeit der beiden Projekte scheinen auf den ersten Blick sehr ähnlich zu sein, aufgrund der unterschiedlichen Aufträge und Rollen weisen diese aber verschiedene Ausprägungen auf. Der Kontaktaufbau ist für StreetworkerInnen in der Regel langwieriger, was indirekt mit den Prinzipien, jedenfalls aber mit den Auftraggebern und den Aufträgen zu tun hat. Was die Einzelfallbetreuungen betrifft, liegt der Fokus von Streetwork Wien eindeutig bei dieser klassischen Methode der Sozialen Arbeit. Das Fan-Projekt Berlin ist in seiner Arbeit stärker gruppenorientiert, bietet aber im Fußballkontext kurzfristige Betreuungen an, intensive Einzelfallbetreuungen bilden die Ausnahme. Einzelfallhilfe ist bei Streetwork Wien daher naheliegender, was wiederum nicht nur mit den Prinzipien zu tun hat, sondern abermals mit den Aufträgen und der Fokussierung in der Arbeit.

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5 Conclusio und Ausblick Bei Streetwork Wien gestaltet sich der Kontaktaufbau zu den Fans langwieriger und daher schwieriger als beim Fan-Projekt Berlin. Ebenso ist die Betreuung von Fans im Einzelsetting bei Streetwork Wien naheliegender als beim Fan-Projekt Berlin. Diese beiden Erkenntnisse stehen allerdings nicht unmittelbar mit den Prinzipien der beiden Projekte in Zusammenhang. Wichtiger für die Unterscheidungen sind vielmehr die verschiedenen Aufträge und die Unterschiede in der Finanzierung, was sich sehr wohl auf Ziele, Methoden und somit auch auf die Prinzipien auswirkt. Zusammenfassend lässt sich der Unterschied zwischen Fan-Projekt Berlin und Streetwork Wien wie folgt beschreiben: Das Fan-Projekt Berlin arbeitet gruppenorientiert mit dem Großteil der Fanszene, Streetwork Wien arbeitet vertiefender mit einzelnen Personen aus dieser Szene. Der Vorteil des Fan-Projekts liegt darin, fußballorientierte Angebote an eine breite Masse anzubieten. Streetwork Wien hat den Vorteil, tiefergreifende Unterstützungen für einzelne Fans bereit zu stellen. Wichtig ist an dieser Stelle zu betonen, dass die vorliegende Arbeit keine Rangwertung zwischen den beiden Projekten als Ergebnis hervorbringen soll. Vielmehr war es von Bedeutung, die Unterschiede, die Gemeinsamkeiten sowie die jeweiligen Vorteile zu erarbeiten. Diese Arbeit bietet dahingehend einen Einblick. Meiner Ansicht nach ist es eine überlegenswerte Variante, bezüglich sozialarbeiterischer Angebote für Fans, beide Ansätze parallel anzubieten. Einerseits ein FanProjekt mit Räumlichkeiten, dass gruppenorientiert arbeitet und eine starke Vermittlungsrolle zwischen Fans und dem Fußballverein einnimmt, andererseits Angebote von StreetworkerInnen zur tiefergehenden Betreuung und Begleitung für junge Fans. Eine Kombination aus beiden Ansätzen halte ich aufgrund der zuvor beschriebenen besonderen Ambivalenzen in Bezug auf das Doppelte Mandat der Sozialen Arbeit für ein schwieriges Unterfangen. Der Fanbeauftragte von Austria Wien, selbst Sozialpädagoge, plant ein Fanhaus im Sinne eines Fan-Projekts für

88


Fans von Austria Wien. In diesem Konzept sind übrigens fixe Beratungszeiten der StreetworkerInnen vorgesehen (vgl. Hetterich/Schwarzlantner). Abschließend soll noch ein kurzer Ausblick auf die ‚EURO 2008’9 in Österreich und der Schweiz gegeben werden. In Bezug auf eine Fanbetreuung bei diesem Großereignis (die mit Fanarbeit im Sinne der vorliegenden Arbeit wenig gemeinsam hat), wird vor allem vom Erfahrungsaustausch mit deutschen PolizistInnen in den Medien berichtet (vgl. Baumann 2007). Österreich will die EM 2008 genauso erfolgreich gestalten wie die WM 2006 in Deutschland (vgl. ebd.). In Deutschland waren bei der Vorbereitung für die Fanbetreuung zur WM 2006 die Fan-Projekte massiv eingebunden, wie eigene Konzepte der KOS (Koordinationsstelle Fan-Projekte bei der Deutschen Sportjugend) belegen (vgl. Gabriel/Schneider 1999). Der EM-Partner Schweiz hat ebenfalls schon vor vielen Jahren, auch im Hinblick auf die EURO 2008, die Installierung von Fan-Projekten gefordert und gefördert. Diese ExpertInnen sind nun ebenfalls bei der Konzeption der Fanbetreuung für die EM 2008 beteiligt. In Österreich ist die Organisation FairPlay von der UEFA mit der Konzeptionen der Fanbetreuung beauftragt. Das relativ kleine Team vernetzt sich, mangels FanProjekten im eigenen Land, mit KollegInnen aus der Schweiz und Deutschland, wie Heidi Thaler (2007) bei der Eröffnung einer Konferenz in Innsbruck zu dem Thema unterstreicht: „In Österreich ist es bislang nur die Polizei, die sich um jugendliche Fans kümmert. FairPlay will das ändern und bei der EURO positive Fanarbeit forcieren, die sich an den Interessen und Bedürfnissen der Fans orientiert. In Österreich gibt es bislang dafür keine Strukturen, daher arbeiten wir schon seit 2005 mit Schweizer Fanexperten zusammen. Fans sind für uns Partner, es sind leidenschaftliche und kreative junge Leute, sie sind das Herz des Fußballsports!“

9

Homepage zur EURO 2008: http://www.oefb.at/show_page.php?pid=456

89


Die Notwendigkeit für Soziale Arbeit mit Fußballfans soll in der vorliegenden Arbeit unterstrichen werden, egal welche Ansätze konkret verfolgt und umgesetzt werden. Gerade Jugendlichen, deren Zukunft sich immer chancenärmer abzeichnet (vgl. 2.1.1) und die möglicherweise Orientierung in den Massen der Stadien suchen, sollen AdressatInnen von präventiver Sozialer Arbeit sein.

„Fußballfans sind keine Verbrecher!“10

10

Spruchband von Fans bei einem Meisterschaftsheimspiel von Austria Wien. Gewidmet allen

Fußballfans, die ohne strafrechtlich relevante Tatsachen von der Polizei verhaftet werden.

90


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98


7 Abkürzungsverzeichnis 1. FC Union Berlin – 1. Fußballclub Union Berlin e. V. BAFF – Bündnis Aktiver Fußballfan e.V. BAG – Bundesarbeitsgemeinschaft BAST – Bundesarbeitsgemeinschaft Streetwork und Mobile Jugendarbeit Österreich BFC Dynamo – Berliner Fußballclub Dynamo e.V. BRD – Bundesrepublik Deutschland bis 1990, seit 1990 Verwendung nichtamtlich bsplw. – beispielsweise bzw. – beziehungsweise ca. – cirka DFB – Deutscher Fußball-Bund DFL – DFL Deutsche Fußball Liga GmbH d.h. – das heißt et al. – et altera (und andere) ebd. – ebendort EM – Europameisterschaft e.V. – eingetragener Verein FK Austria Wien – Fußballklub Austria (kurz FAK, wobei sich dies durch die Anordnung der Buchstaben F und K, und einem großen, in die Mitte darunter gesetzten A im offiziellen Vereinslogo ergeben hat) Hertha BSC – Hertha Berliner Sport-Club e.V. 99


Hrsg. – HerausgeberIn Int. - Interview KOS – Koordinationsstelle Fan-Projekte bei der Deutschen Sportjugend MA 13 – Magistrat der Stadt Wien – Abteilung Bildung und außerschulische Jugendbetreuung NKSS – Nationales Konzept Sport und Sicherheit SK Rapid Wien – Sportklub Rapid (kurz SCR durch die historische Schreibweise Sportclub Rapid) SW – Socialworker (SW steht als Abkürzung für SozialarbeiterIn) u.a. – unter anderem UEFA – Union of European Football Associations (in deutsch: Vereinigung europäischer Fußballverbände), Europäischer Fußballverband. vgl. – vergleiche WM – Weltmeisterschaft z. B. – zum Beispiel zit. n. – zitiert nach

100


8 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Ausdifferenzierung der Fan-Szenerie nach Heitmeyer / Peter (1988:32)

16

Abbildung 2: Fan-Projekt Berlin – Statistische Beschreibung der BesucherInnen / TeilnehmerInnen (Fan-Projekt Berlin 2007c:3)

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Abbildung 3: Fan-Projekt Berlin – Angebotsbereiche bezüglich Projekten, inkl. Angebotsstunden und TeilnehmerInnen (Fan-Projekt Berlin 2007c:4)

43

Abbildung 4: Streetworkkontakte 2006, pro Quartal und getrennt nach Mädchen und Burschen (Rettet das Kind 2007:26)

55

101



Eidesstattliche Erklärung

Ich, Martin Roßbacher, geboren am 19. Dezember 1975 in Villach, erkläre,

1. dass ich diese Diplomarbeit selbstständig verfasst, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfen bedient habe, 2. dass ich meine Diplomarbeit bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.

Wien, am 2. Mai 2007

Unterschrift


Curriculum Vitae Martin Roßbacher Geboren Wohnhaft Staatsbürgerschaft Familienstand

am 19.12.1975 in Villach seit 1995 in Wien Österreich ledig

Schulbildung: 1982 – 1986 1986 – 1990 1990 – 1995

Volksschule in Bleiberg-Kreuth BRG St. Martin in Villach HTL für Tiefbau in Villach

1995 – 2000

TU Wien, Studium Bauingenieurwesen

2002 – 2007

FH St. Pölten, Studiengang Sozialarbeit

Praktika im Rahmen des Sozialarbeitsstudiums: Februar 2003 September 2003 März – Juni 2004 Aug. – Sept. 2005

AsylwerberInnen-Wohnheim Bernardgasse, Caritas Wien Jugendtreff „J.at“, Verein Wiener Jugendzentren Bewährungshilfe, Verein NEUSTART Streetwork Wien, Rettet das Kind–Landesverband Wien

Berufserfahrung: 1991 – 2001 Okt. 2001 – Sept. 2002 2002 – 2006 Juni 2005 – April 2006 Aug. – Sept. 2006

Seit Jänner 2005 Seit November 2005 Seit Mai 2006

Ferialjobs und Teilzeitbeschäftigungen in den Bereichen Verkauf, Marketing und Bauwesen Zivildienst bei den Wiener Kinderfreunden Kinderfreizeitbetreuung bei den Wiener Kinderfreunden Sozialbetreuer im neunerHAUS Gebietsbetreuung 1100 Wien, Nebenstelle für städt. Wohnbauten Ehrenamtlicher Bewährungshelfer bei NEUSTART Bezirksrat in der Josefstadt, 8. Wiener Gemeindebezirk Sozialarbeiter bei Streetwork Wien



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