EIN HANDBUCH FÜR FANS, VEREINE, VERBÄNDE UND LIGEN
Football Supporters Europe
INHALTSVERZEICHNIS
EINFÜHRUNG Unterstützer Einführung Aufbau des Handbuchs
BEST PRACTICE – ERFAHRUNGEN UND BEISPIELE 01 04 05
DEFINITION Was ist eine Fancharta?
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THEORIE Das Verhältnis zwischen Fans und Vereinen Fandialog als Teil einer kombinierten Strategie von Good Governance und Prävention
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FANCHARTAS IN DER PRAXIS A. Wer macht den Anfang? A1. Identifikation relevanter Zielgruppen A2. Moderation B. Umsetzung B1. Verhandlungsprozess B2. Verabschiedungsprozess B3. Mögliche Herausforderungen - Empfehlungen C. Inhalt C1. Kernprinzipien und gemeinsame Ziele C2. Der Teufel steckt im Detail – spezifische Themen D. Was ist anschließend zu tun? D1. Überprüfung und Überarbeitung D2. Problemlösung
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Interviews mit Fans und Vereinsoffiziellen zu Fanchartas Best Practice Beispiele existierender Fanchartas
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ANHANG Hilfreiche Tools für Projektmanagement und Gruppenarbeit Grundlegende Methoden zur Problemlösung Verweise auf Fanchartas in europäischen Strategiepapieren Literaturverzeichnis Aufstellung des FSE Beirats zu Fanchartas Impressum
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UNTERSTÜTZER
MICHEL PLATINI
ANDROULLA VASSILIOU
UEFA Präsident
Kommissarin für Bildung und Kultur, Europäische Kommission
„Die UEFA beteiligte sich an einem fruchtbaren Dialog zwischen Football Supporters Europe and dem Rest der europäischen Fußballfamilie. Das konkrete Ergebnis dieses freien Ideenaustausches ist dieses Fancharta-Handbuch. Ich glaube fest daran, dass Fans eine zentrale Rolle bei der Bestimmung und Ausprägung der Identität ihres Vereins spielen. Eigentümer, Verwaltungsangestellte, Trainer und Spieler kommen und gehen, aber Fans bleiben ihren Farben treu. Es ist wichtig, dass ein institutioneller Dialog zwischen Vereinen und Fans etabliert wird. Dieser ist unerlässlich für das Wohlergehen und die Zukunftsfähigkeit von Fußballvereinen. Dieses Handbuch schreibt nichts vor; es ist vielmehr ein bemerkens wert offenes Dokument für Personen guten Willens. Es empfiehlt lediglich einen Dialog und bietet verschiedene Beispiele dafür, wie man einen solchen etabliert. Es ist ermutigend und beruhigend, dass Fans die positive Initiative ergriffen haben, dieses Dokument zu entwickeln, und ich hoffe aufrichtig, dass viele Vereine Gebrauch von diesem Werkzeug machen werden, um neue positive Beziehungen zu ihren treusten Anhängern aufzubauen.“
„Das aktive Engagement organisierter Fangruppen für ihre Vereine und ihre Verbände ist ein handfestes Zeichen von partizipativer Demokratie im Bereich des Sports. Ich begrüße deshalb ausdrücklich die Arbeit von Football Supporters Europe (FSE) in dieser Hinsicht. Ich freue mich, dass FSE im ‚ProSupporters‘ Projekt auf die Unterstützung der Kommission bauen kann, welches gleichermaßen die Konsultation mit anderen Interessengruppen im Bereich des Fußballs wie z.B. der UEFA, FIFPro, der EPFL und dem Europarat einschließt. Prävention von Gewalt, Rassismus und Intoleranz auf Sportveranstaltungen ist eines der Schlüsselziele des Handelns der Kommission im Bereich des Sports. Das ‚ProSupporters‘ Projekt bietet in diesem Kontext einen unschätzbaren Beitrag. Das Fancharta-Handbuch, eines der Haupt ergebnisse des Projekts, kann eine wichtige Rolle in der Entwicklung eines Dialogs und der Erzeugung gegenseitigen Verständnisses zwischen Anhängern und ihren Vereinen sowie Verbänden spielen. Ich unterstütze den Geist und die Resultate des Projekts und ermutige FSE, ihre Aktivitäten in diesem Sinne weiter zu verfolgen, die darauf abzielen, ein sogar noch stärkeres, repräsentatives Netzwerk von Fußballfans in ganz Europa zu schaffen.“
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UNTERSTÜTZER
JO VANHECKE Vorsitzender des Ständigen Ausschusses zur Zuschauergewalt des Europarats „Der Ständige Ausschuss des Europarats zur Zuschauergewalt hat seit vielen Jahren einen behördenübergreifenden und integrierten Ansatz zur Verbesserung von Sicherheit und Service bei Fußballspielen unterstützt. Dialog und Zusammenwirken mit Fans ist eines der Kernprinzipien dieser Strategie. Dies ist auch der Grund warum FSE der Beobachterstatus für unsere Treffen gewährt wurde. In den letzten paar Jahren ist FSE in einige unserer Hauptaktivitäten eingebunden gewesen, wie zum Beispiel in das Ultra Seminar in Wien sowie in unsere Empfehlungen zu Fandialog, Gastfreundlichkeit und Fanchartas. Ich bin deshalb mit dem Handbuch über Fanchartas überaus glücklich. Einerseits, ist es ein praktischer Werkzeugsatz für die Umsetzung einiger der Kernprinzipien der Empfehlung des Europarats zu diesem Thema. Es handelt von Partnerschaft und nicht von einem Verhaltens kodex oder dem Aufbau repressiver Regeln. Andererseits war der Prozess, der dieses Handbuch hervorgebracht hat, ein Durchbruch an sich. Alle relevanten Interessengruppen leisteten einen Beitrag und diskutierten den Inhalt in einem offenen Dialog miteinander, basierend auf den Grundsätzen gegenseitigen Respekts und der Gleich berechtigung. Es war eine dynamische und lebhafte Diskussion, aber die Behörden, Vereine, Ligen und Fans hörten einander zu und suchten nach praktischen Lösungen zugunsten aller. Ich kann nur hoffen, dass dieses Handbuch auf die gleiche, konstruktive Weise in vielen Vereinen in ganz Europa benutzt und
umgesetzt wird. Vereine und deren Anhänger, die sich an einem solchen Dialog beteiligen und sich über den Inhalt einer Fancharta einigen, wo möglich, können nur dazu beitragen, ein sicheres und einladendes Umfeld für alle Fans zu schaffen“
TONY HIGGINS FIFPro Division Europe, Vorstandsmitglied „Eine der stärksten Verbindungen, die im professionellen Fußball existiert, ist jene zwischen den Fans und den Spielern. Um diese zu erhalten, müssen Fans und Vereine gleichermaßen eine starke Bindung haben. Die Initiative von FSE und die Erstellung eines Fancharta-Handbuchs ist eine, die FIFPro vollstens unterstützt und wir hoffen, dass sie von vielen Fangruppen und Vereinen in ganz Europa als Referenz benutzt werden wird während sie funktionierende Beziehungen miteinander aufbauen. Jeder Spieler wird Ihnen sagen, dass die Atmosphäre im Stadion wichtig ist, um ein Spiel zu etwas besonderem zu machen. Ein nachhaltiges, gutes Verhältnis zwischen Fans und Vereinen hilft dabei, zu garantieren, dass diese besondere Atmosphäre beibehalten werden kann. Dieses Handbuch liefert Werkzeuge, um das zu erreichen.“
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UNTERSTÜTZER
MARTIN ENDEMANN
PER ARNE FLATBERG
FSE-Komitee-Mitglied, Bündnis Aktiver Fußball Fans (BAFF), Deutschland
Norsk Supporterallianse, Norwegen
„Wir haben nicht erwartet, dass unsere Initiative für das Handbuch zu Fanchartas solch umfassende Unterstützung von so vielen verschiedenen Fußballinstitutionen erhält. Erst recht, weil vielerorts die Meinungen von Fans oft ignoriert werden und aktive Fans auf die Rolle des Konsumenten reduziert werden. Deshalb sind wir begeistert, dass der Prozess zur Entwicklung des Handbuchs so gut lief und ein gutes Dokument, auch aus der Sicht der Fans, hervorgebracht wurde. Unglücklicherweise wurden Fanchartas in der Vergangenheit oftmals als ein Instrument benutzt, um von oben nach unten ein neues Regelwerk aufzustellen, ohne dabei Rücksprache mit den relevanten Fangruppierungen zu halten. Wir hoffen, dass die Ideen und Empfehlungen in diesem Handbuch den Fans die Möglichkeit geben, ihre Ideen in solch eine Fancharta einfließen zu lassen und dass sie dies als eine wertvolle Chance sehen. Wir hoffen ebenfalls, dass so viele Fans wie möglich die Ideen in dem Handbuch zu ihrem größtmöglichen Vorteil nutzen und dass Vereine anerkennen können, dass unsere Auffassung von Fandialog und der Gebrauch dieses Handbuchs als Werkzeug für diesen Zweck einen nützlichen Beitrag darstellen kann, um die Beziehung zwischen Fans und ihren Vereinen zu verbessern.“
„Die Norwegian Supporter Alliance (NSA) ist ein Dachverband von Fanclubs in Norwegen und ein langjähriges Mitglied von Football Supporters Europe. Durch unsere Arbeit in den letzten zwölf Jahren haben wir die Wichtigkeit eines Dialogs als Mittel erkannt, um unseren Fußball besser zu machen. Wir sind begeistert, dass wir in die Erstellung dieses Handbuchs involviert sind, ein Prozess der gleichermaßen herausfordernd wie auch lohnenswert war, und glauben ernsthaft, dass damit ein großartiges Tool für alle in den Fußball eingebundenen Parteien geschaffen worden ist. Wir ermutigen Fanorganisation in ganz Europa sehr, die Umsetzung von Fanchartas in ihren Vereinen voranzutreiben.“
STUART DYKES Berater für Fanbeauftragte, Supporters Direct Europe, England „Eine Fancharta kann ein sehr nützliches Tool darstellen, um das Verhältnis zwischen Vereinen und Fans und auch mit anderen Interessengruppen, zu verbessern. Angesichts ihrer Brückenposition zwischen Vereinen und Fans sind Fanbeauftragte in einer idealen Position, um die Ausarbeitung der Charta und den Verhandlungs prozess zu koordinieren. Dieses Handbuch legt Empfehlungen für diesen Vorgang dar und ich hoffe, dass so viele Vereine wie möglich die Gelegenheit ergreifen werden, eine solche Charta in Partnerschaft mit den Fans einzuführen.“ 3
EINLEITUNG
EINLEITUNG
FSE Mitgliedsorganisationen, Behörden und Fußballinstitutionen aus ganz Europa bestand.
Die Empfehlungen und Best Practice Leitfäden, die in diesem Handbuch vorgestellt werden, basieren auf einer Auffassung von Fanchartas als wechselseitigen Vereinbarungen zwischen Fußballfans und ihren Vereinen oder ihren Dachverbänden.
Dieser Beirat bestand aus VertreterInnen von UEFA, der European Professional Football Leagues (EPFL), der internationalen Spieler gewerkschaft FIFPro, dem Europarat, der Europäischen Kommission, der European Club Association (in Beobachterfunktion) sowie aus FanvertreterInnen der FSE-Mitgliedschaft aus ganz Europa.
Es wurde mit dem Ziel erstellt, ein solch zeitgemäßes Konzept von Fanchartas als Instrument bekannt zu machen, welches dabei helfen kann, das Verhältnis zwischen Fans und ihren Vereinen und Fußballverbänden in einer nachhaltigen Weise zu verbessen und bestehende Probleme zu lösen bzw. potenzielle Probleme zu verhindern. Die Entwicklung einer Fancharta sollte Vereine, Dachverbände und Fans in die Lage versetzen, die Qualität der Entscheidungs- oder Dialogprozesse in allen Angelegenheiten, die Fans direkt oder indirekt betreffen, zu verbessern.
ENTWICKELT IN ZUSAMMENARBEIT ALLER RELEVANTEN PARTEIEN Ausgehend von der Vorstellung von Fanchartas als wechselseitigen Vereinbarungen, erschien es nur selbstverständlich, alle eventuell betroffenen Zielgruppen sowie andere relevante Institutionen in den Prozess der Ausarbeitung dieses Handbuchs einzubinden. Dieses Dokument ist daher das Ergebnis eines umfassenden Beratungsprozesses in einer Arbeitsgruppe, die aus Mitgliedern von
Die vollständige Aufstellung dieses Beirats ist auf Seite 46 zu fi nden.
AUFBAU DES HANDBUCHS Dieses Handbuch richtet sich an Fans, Vereine und Verbände, die daran interessiert sind, einen strukturellen Dialog miteinander aufzubauen und ein besseres Verhältnis zueinander zu entwickeln. Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, beziehen sich die Formulierungen im Handbuch vor allem auf Fanchartas zwischen Fußballvereinen und ihren Fans, obwohl das Konzept an sich, so wie es hier präsentiert wird, gleichsam auf Anhänger von Nationalteams, Fanorganisationen, und Verbände oder Ligen übertragbar ist, die daran interessiert sind, zusammen zu kommen und eine Fancharta auszuarbeiten.
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HOW THIS HANDBOOK WORKS
Das Handbuch ist in drei Hauptmodule unterteilt, die unabhängig voneinander gelesen werden können, und auf Grundlage der übergreifenden Definition einer Fancharta erstellt wurden, die an anderer Stelle zu finden ist. (siehe S. 6-7) Kapitel 1 bietet etwas THEORIE zum eigentlichen Konzept. Auf zeitgemäßen Forschungsergebnissen basierend, soll es ein besseres Verständnis für die besondere Rolle der Fans im Fußball schaffen und warum es wichtig ist, die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Fans entrechtet oder ausgeschlossen werden. Weiterhin wird dargestellt, wie ein Dialog und ein offenes Vertrauensverhältnis zwischen Fans und jenen, die für die Führung von Vereinen und Verbänden verantwortlich sind, einen positiven Weg schaffen kann, Differenzen zu beseitigen und ein gegenseitiges Verständnis zu fördern, welches letztlich allen zugute kommt. Kapitel 2 bietet Fans und Vereinen einen Schritt für Schritt Leit faden mit Ratschlägen und Empfehlungen zum Inhalt und dem Entwicklungsprozess von FANCHARTAS IN DER PRAXIS, einschließlich Überprüfungs- und Problemlösungsverfahren, nachdem sie ver abschiedet wurden.
Vor dem Hintergrund der Vielzahl an Differenzen und Themen zwischen Fans und Vereinen auf lokaler Ebene in den verschiedenen Ländern Europas, gibt es für eine Fancharta naturgemäß keine „Einheitslösung”. Das Ziel dieses Handbuchs ist es daher, Best Practice-Empfehlungen für die Entwicklung von Fanchartas darzulegen. Es ist das Ergebnis des obengenannten, umfangreichen Dialogprozesses und beinhaltet deshalb Feedback und Best Practice-Ratschläge von Fans, Dachverbänden und Institutionen vom ganzen K ontinent. Daher liegt das Hauptaugenmerk dieses Dokuments NICHT darauf, Grundregeln oder Richtlinien zu definieren, sondern als flexibles Werkzeug und Selbstbedienungsmenü für alle Parteien zu fungieren, die daran interessiert sind, eine Fancharta auszuarbeiten. Es liegt daher an den beteiligten Parteien, den Inhalt je nach örtlicher und landesweiter Situation, Notwendigkeiten und Bedürfnissen für sich anzupassen, auszuwählen und weiter zu entwickeln und die diesem Handbuch zugrundeliegende Gesamtdefinition einer Fancharta als maßgebliche Orientierung zu nehmen. (siehe nächste Seite).
Zum Schluss bietet Kapitel 3 Beispiele für BEST PRACTICE und Verweise auf Fanchartas in europäischen sportpolitischen S trategiepapieren.
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DEFINITION – WAS IST EINE FANCHARTA?
DEFINITION – WAS IST EINE FANCHARTA? Der Begriff ‚Fancharta‘ wurde in einer Reihe von Ländern zur Definition einer Art Dienstleistungserklärung von Vereinen gegenüber ihren Anhängern genutzt, oder um einen Verhaltenskodex für Fans festzuschreiben. In den letzten Jahren haben jedoch mehr und mehr Organisationen und Institutionen anerkannt, dass isolierte oder erzwungene, einseitige Interventionen oder Verhaltenskodizes, die auf Ausschluss oder Restriktionen beruhen, sich als nicht wirksam erwiesen haben. Zudem haben Institutionen, Dachverbände, Vereine und Fanorganisationen in Europa verstärkt die Notwendigkeit von verbesserter Kommunikation untereinander hervorgehoben. Während die Rolle der Fans als zentrale Interessengruppe und die Notwendigkeit eines verbesserten Dialogs zwischen Fans und Vereinen erkannt wurde, gibt es zwischen den relevanten Parteien allerdings vielerorts Unsicherheit darüber, wie ein effektiver strukturierter Dialog aufgebaut sein kann. In diesem Zusammenhang können Fanchartas einen wesentlichen Teil einer umfassenden Präventions- und Kommunikationsstrategie darstellen, die bestrebt ist, eine Balance der Interessen sowie eine einvernehmliche und harmonische Beziehung zwischen Fans und Vereinen zu erreichen.
In Einklang mit entsprechenden EU-Richtlinien, beabsichtigt dieses Handbuch "Vereine und andere Sportorganisationen [zu ermutigen][…] die Fancharta einzuführen […die] eine Plattform für wechselseitigen Dialog zwischen Vereinen und Fans darstellt" (Rat der Europäischen Union, 2008, S.8)
Das in diesem Handbuch vorgestellte Fancharta-Konzept wird daher definiert als: ►► eine wechselseitige Vereinbarung zwischen Vereinen/ Verbänden und Fans ►► entwickelt in einem gemeinsamen Verhandlungsprozess auf Augenhöhe ►► die gegenseitigen Rechte und Pflichten gegenüber dem jeweils anderen umreißend ►► öffentlich verabschiedet und regelmäßig überarbeitet und angepasst ►► unter aktiver Einbeziehung eines möglichst breiten Querschnitts von Fans ►► eher auf den Dialogprozess ausgerichtet als auf das Endresultat ►► eine Vereinbarung aller Parteien, bestmöglich ihre in der Charta erklärten Ziele und Aufgaben zu erfüllen
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DEFINITION – WAS IST EINE FANCHARTA?
Was eine Fancharta NICHT ist:
►► Eine einseitige Dienstleistungsverpflichtungserklärung der Vereine/Verbände ►► Ein Diktat akzeptablen Verhaltens ►► Eine Liste einseitiger Forderungen ►► Ein Sanktionskatalog ►► Ein in Stein gemeißeltes Dokument ►► Eine Zusammenfassung von Regeln und Regularien ►► Ein rechtlich bindendes Dokument AUF EINEN BLICK: DER MEHRWERT VON FANCHARTAS Auf Grundlage dieser Definition kann eine Fancharta dabei helfen: ►► einen strukturierten Dialog und transparente Prozesse zwischen Fans und Vereinen zu etablieren ►► das Bewusstsein und Verständnis für die Ansichten und Positionen des jeweils anderen zu erweitern ►► ein Gleichgewicht zwischen den Interessen aller beteiligten Parteien zu erzielen ►► die Nachhaltigkeit und Effektivität getroffener Vereinbarungen zu erhöhen ►► Spannungen zu reduzieren und die Atmosphäre zu verbessern, sowohl zwischen Vereinen und Fans als auch unter den Fans des jeweiligen Vereins
►► mehr verantwortungsvolle Selbstorganisation unter Fans zu erreichen ►► Verantwortung unter Fans für ihren Verein und umgekehrt zu fördern ►► Good Governance in der Geschäftsführung der Fußballvereine zu fördern
DIE NOTWENDIGKEIT FÜR FLEXIBILITÄT IN DER BEZEICHNUNGSWEISE Genau wie sein Inhalt ist auch der Begriff „(Fan) Charta“ nicht in Stein gemeißelt. Er ist flexibel. In einigen Ländern sind die Begriffe „Fancharta“ oder „Verhaltenskodex“ negativ und vorwiegend repressiv besetzt. Es kann daher ratsam sein, in solchen Fällen eine andere Wortwahl für den Titel des Schlussdokuments zu finden, um Miss verständnisse zu vermeiden. Zuallererst sollte der finale Titel der erzielten Vereinbarung die entsprechende örtliche oder landesweite Situation berücksichtigen und die positive Akzeptanz des Inhalt durch alle potenziellen Mitglieder der jeweils relevanten Zielgruppen gewährleisten. Es lohnt sich zu wiederholen, dass auch der endgültige Titel der Vereinbarung durch alle Parteien als Teil des Gesamtprozesses gemeinsam entwickelt werden sollte. Beispiele für alternative Titel könnten neutralere Formulierungen wie „gemeinsames Leitbild“, „Grundprinzipien“ oder „allgemeine Vereinbarung zwischen Verein XYZ und seinen Fans“ sein. 7
THEORIE
THEORIE DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN FANS UND VEREINEN Dieses Handbuch beruht auf dem Verständnis, dass die überwiegende Mehrheit von Fußballfans vordergründig nicht durch ihre Rolle als Konsumenten zu definieren oder als potenzielle Störer zu sehen ist. Sie sollten als wichtige Partner bei der Schaffung eines sicheren und angenehmen Spieltagserlebnisses angesehen werden, die eine führende Rolle bei der frühzeitigen Lösung jeglicher Spannungen und Probleme spielen können. In modernen Gesellschaften, wo traditionelle, familiäre Bindungen sich auflösen und ökonomische Spannungen steigen, stellen Sportvereine häufig einen der wenigen noch verbliebenen Räume dar, in dem nachbarschaftliche Beziehungen sowie wirtschaftlicher Wohlstand gefördert werden können. Sie sind daher von großer Bedeutung für ihre lokale Umgebung und eine treibende Kraft für soziale Prägung und Integrationsprozesse durch die Förderung des Sports. Die Verbindung von Fans zu einem Verein birgt daher unglaublich viel positives Potenzial, aus dem Vereine Nutzen ziehen sollten, um soziale Werte, Verantwortung und Solidarität in der Gesamtgesellschaft zu fördern. Die Mehrheit der Fans wird sich eher verantwortungsvoll organisieren und an der Schaffung einer angenehm störungsfreien Umgebung beteiligen, wenn sie sich als “zentrale, langfristige Kultur-Investoren” (UEFA, 2011) ernst genommen fühlen. Die diversen, durch Fußballfans
entwickelten und von Vereinen unterstützten Initiativen gegen Rassismus illustrieren dies recht gut. (siehe Europarat, 2005, S.51 ff.). Gleichzeitig, als Konsequenz der kommerziellen Ausbeutung des modernen Sports und vieler Vereine, sind zunehmende Interessen konflikte und eine Entfremdung von Fans und Vereinen über den gesamten Kontinent zu beobachten (bspw. durch steigende Ticketpreise, Medieninteressen bevorzugende Spielansetzungen, und einen stärkeren Fokus auf Sicherheitsaspekte). Diese Entwicklung birgt die Gefahr, dass überzeugte Fans sich ausgeschlossen und nicht angemessen integriert fühlen. Interessanterweise wurde dieses Phänomen sowie steigende Spannungen zwischen den verschiedenen Teilen der Gesellschaft angesichts der Wirtschaftskrise der letzten Jahre gleichermaßen von einem Anstieg der Zahlen zu Vorfällen und Medienberichten zu Gewalt durch Zuschauer sowie Rassismus im Fußball begleitet (Supporters Direct, 2009, S.8 ff.). Auf der anderen Seite weisen akademische Ergebnisse aus ganz Europa daraufhin, dass die Aktivierung von Fans und ihre Einbeziehung in partnerschaftliche Zusammenarbeit die Sicherheit erhöht und auch dabei hilft, die finanzielle Stabilität der Vereine zu verbessern. (Feltes, 2010; Stott, 2011, S. 25 ff.; IFA, 2012).
FANDIALOG ALS TEIL EINER INTEGRIERTEN STRATEGIE VON GOOD GOVERNANCE UND PRÄVENTION Vor diesem Hintergrund haben Fanorganisationen wie Football Supporters Europe (FSE) und Supporters Direct (SD), gemeinsam mit 8
THEORIE
ihren Mitgliedern überall auf dem Kontinent bereits seit einiger Zeit Vereine, Fußballdachverbände und Behörden aufgerufen, diese Lücke zu schließen und die Ansichten von Fans als bedeutende Interessengruppe im Fußball in ihren Entscheidungsprozessen zu b erücksichtigen. Eine Reihe von europäischen Institutionen, Fußballdachverbänden und Vereinen hat diese Forderung erwidert und Maßnahmen ergriffen, sich diesem Ziel zu nähern. So müssen seit der Einführung des Artikel 35 der „UEFA Club Licensing and Financial Fair Play Regulations“ (sog. “Financial Fairplay”), alle Vereine, die eine UEFA-Lizenz beantragen, seit Beginn der Saison 2012/13 einen Fanbeauftragten (FB) anstellen, um ein Mindestmaß an angemessenem und konstruktivem Dialog zwischen ihnen und ihren Fans zu gewährleisten. Ein Kernziel der FB-Klausel ist es, Transparenz und verbesserte Kommunikationen zwischen den beteiligten Parteien zu erzielen. Vereinsfanbeauftragte können dabei helfen, die Qualität und Abläufe eines solchen Dialogs zu verbessern. (siehe UEFA, 2011). Andere Fußballdachverbände wie die European Professional Football Leagues (EPFL) und die European Club Association (ECA) haben ebenfalls den Mehrwert von Fanbeteiligung erkannt und unterstützen Fandialog mit Arbeitsschwerpunkt im Bereich der Gewaltprävention (EPFL, 2007) (ECA, 2011). Weiterhin haben Institutionen der Europäischen Union und des Europarates ebenfalls jüngst mit größerem Nachdruck die Beteiligung von Fans an Sicherheitsstrategien im Fußball gefördert, da die "zugrundeliegende Basis für die Minimierung von Sicherheitsproblemen in der Entwicklung effektiver Partnerschaften zwischen allen
Interessengruppen auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene liegt, […] einschließlich der Fangruppen" (Rat der Europäischen Union, 2008). Dies wird durch die Tatsache unterstrichen, dass FSE als Unterstützerorganisation den Beobachterstatus im Ständigen Ausschuss des Europa Rats zur Zuschauergewalt (T-RV) hat und neben Supporters Direct auch ein Mitglied der EU-Expertengruppe zu Good Governance ist. Letztlich haben beide Institutionen beruhend auf akademischen Erkenntnissen die Notwendigkeit erkannt, die Rolle der Fans als respektierte Partner von Vereinen zu fördern, gute Aufenhalts bedingungen für Fans zu schaffen und sich für verbesserte Organisation und Kommunikation unter Fangruppen auszusprechen, um Selbstverwaltungs- und Selbstregulierungs-Prozesse unter den Fans zu fördern. Es gibt unter Forschern die weitverbreitete Übereinkunft, dass die Einbeziehung von Fußballfans als Teil einer Lösung ebenso “kritische Gruppen” oder die sog. “Grauzone” innerhalb der Fangemeinschaft in angemessenem Rahmen einbeziehen sollte. Ein restriktiver Ansatz, der auf einseitige Intervention oder Bestrafung ausgerichtet ist, ist prädestiniert, das Problem nurmehr zu verschärfen, besonders dann wenn Sanktionen kollektiv verhängt werden. (Spaaij, 2007, S.411 ff.). Fanchartas als wechselseitige Vereinbarungen, ob in der Form von allgemeinen Leitbildern oder als konkretere Vereinbarungen über operative Vorgänge, wurden ausdrücklich als erwiesene Best Practice-Methode als Teil einer behördenübergreifenden Herangehensweise integrierter Präventionsstrategien benannt. (Europarat – Fachbereich für Sport, 2005), (Rat der Europäischen Union, 2008). 9
FANCHARTAS IN DER PRAXIS
A. WER MACHT DEN ANFANG?
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FUSSBALLVEREIN HAUPTINTERESSENSGRUPPEN DRITTE PARTEIEN ( lokal oder regional )
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Der Prozess der Entwicklung und Einführung einer Fancharta kann wahlweise von Fans, Mitgliedern und/oder den Vereinen selber initiiert werden. Falls das, warum auch immer, nicht machbar erscheinen sollte, sind sowohl Fans/Mitglieder als auch Vereine Teil eines erweiterten Netzwerks von Interessengruppen, Institutionen und Organisation (siehe Grafik), die strukturell oder ideologisch einer oder beiden Parteien nahe stehen und in die Einleitung des Prozesses involviert werden könnten:
ERWEITERTE NETZWERKE ( national or transnational )
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FANCHARTAS IN DER PRAXIS
Ganz gleich wer den Prozess der Ausarbeitung einer Fancharta anstößt, es sollten alle möglichen Anstrengungen unternommen werden, um alle jeweils anderen Interessen- und Zielgruppen mit dem Konzept vertraut zu machen, bevor die Arbeit beginnt. Dieses Handbuch kann auch zu diesem Zweck als wichtiges Werkzeug dienen (siehe auch B. Umsetzung, S. 14). Um sicher zu gehen, dass jeder das Konzept versteht und der Prozess reibungslos starten kann, sollten ein oder mehrere Planungstreffen durch die ProjektinitiatorInnen vor dem eigentlichen Auftakt des Ausarbeitungsprozesses organisiert werden. Vorab sollten separate Vorabtreffen von VertreterInnen der angestrebten Hauptteilnehmer organisiert werden, oder gleich ein gemeinsames Vorab-Treffen bestehend aus einer kleinen, aber dennoch ausgewogenen Delegation von VertreterInnen jeder Partei. Zusätzlich kann das Fancharta-Konzept über alle wichtigen Fanund Vereinskommunikationskanäle beworben werden, sobald die Planungsphase beginnt (z. B. über die Veröffentlichung von Artikeln oder dem Handbuch in Fanforen oder Stadionheften, Newslettern, Fanbereichen auf Internetseiten des Vereins usw.), sogar noch bevor eine Entscheidung getroffen ist, ob nun wirklich eine Fancharta als offizielles Dokument angefertigt werden soll, oder nicht. Der offizielle Projektstart sollte eine weithin öffentliche Veranstaltung sein. Sie könnte zum Beispiel die Form einer offenen Vollversammlung oder eines lokalen Fankongresses annehmen und abhängig von der örtlichen Situation durch Online-Beratungsplattformen unterstützt werden. Die grundlegenden Inhalte und/oder die Zusammensetzung
der Arbeitsgruppen für den ausführlichen Prozess der Ausarbeitung der Charta sollten von hier aus entwickelt werden. Das Hauptziel sollte sein, sicherzustellen, dass so viele Fans wie möglich darüber informiert werden, dass der Prozess in Kürze beginnt und sie die Möglichkeit haben, ihre Ideen in der ein oder anderen Form beizusteuern. Wie gesagt, das Endformat der Auftaktveranstaltung des FanchartaAusarbeitungsprozesses wird davon abhängen, welche Vereinbarung auch immer getroffen und von Vereinsvertretern und Fans auf lokaler Ebene als realisierbar betrachtet wird. Größere Vereine müssen womöglich im Hinblick auf Kommunikation und das strukturelle Set-up des Charta-Entwicklungsprozesses größere Anstrengungen unternehmen, und eine andere Strategie als kleinere Vereine verfolgen, um Transparenz und die Einbindung aller wichtigen Parteien von Anfang an zu gewährleisten.
A1. IDENTIFIKATION RELEVANTER ZIELGRUPPEN FANS Bestehende Dachorganisationen (z. B. Fanräte oder Fanforen) sollten dort, wo es sie gibt, als Kernpartner in den Vorgang einbezogen werden. Überall wo es möglich ist, ist es wichtig, einen ausgewogenen Querschnitt der Fanszene eines Vereins einzubeziehen. Die einseitige Dominanz einer einzelnen Gruppe sollte vermieden werden. 11
FANCHARTAS IN DER PRAXIS
Zunächst sollte so gut wie jeder eingeladen werden teilzunehmen, einschließlich des weniger organisierten Teils der Fans. Abhängig von der Größe des Vereins und seiner Anhängerschaft, könnte das jedoch die Festlegung unterschiedlicher Ebenen direkter und indirekter Mitwirkung erforderlich machen, um den Vorgang arbeitsfähig zu halten. Als Grundsatz für die Teilnahme sollten sich alle Fans, die in den Prozess einbezogen werden wollen, ebenso wie die Vereinsver treterInnen zur Ablehnung von Gewalt, Rassismus und jeder anderen Form von Diskriminierung bekennen. Organisierte Fangruppen, die bereit sind am Prozess mitzuwirken, sollten die zentralen Zielgruppen sein, aber auch VertreterInnen weniger gut organisierter Teile der Fanszene sind wichtig und sollten ebenso zur Teilnahme am Prozess eingeladen werden. Besonders Vereinsmitglieder und/oder Dauerkarteninhaber sollten kontaktiert werden, um unorganisierte Fans ausfindig zu machen, die daran interessiert wären, sich zu beteiligen. Noch einmal, zusätzlich zu den oben genannten sollten so viele Fans wie möglich dazu eingeladen werden zum Prozess beizutragen, damit die Teilnahme und Akzeptanz des Projekts in der erweiterten Anhängerschaft von Anfang an maximiert wird. Im Hinblick auf die Zusammenstellung jeder Arbeitsgruppe oder im Verhandlungsprozess zwischen dem Verein und seinen Fans
llgemein ist es vorteilhaft, wenn darin die „Fandemografie“ als a Ganzes abgebildet werden kann. Die Sichtweisen beider Geschlechter, FanvertreterInnen mit einer großen Altersspanne, Minderheitengruppen sowie Behinderte, Migranten und schwul-lesbischer Fans sowie Fans mit unterschiedlichen wirtschaftlichen oder Bildungshintergründen sollten berücksichtigt werden. Das würde den Vorgang nicht nur aufwerten und eine breite Akzeptanz der Charta sichern, sondern auch die Kommunikation zwischen den einzelnen Teilen der Fanszene fördern. Vereine und Fangruppen sollten vollen Nutzen aus ihren e ntsprechenden Kommunikationskanälen ziehen, um die weitestmögliche Beteiligung aller Fans - je nach der örtlichen Situation - zu erreichen. Dies kann, wenn sie erst einmal fertiggestellt ist, dabei helfen, eine Situation zu verhindern, in der die Fancharta durch Teile der Anhängerschaft abgelehnt wird, weil diese glauben, nicht die Möglichkeit gehabt zu haben, sich in den Prozess einzubringen.
VEREINSVERTRETER_INNEN
Im Hinblick auf Fußball-Dachverbände und Vereine ist es essenziell, dass VertreterInnen mit Entscheidungsgewalt in den unterschiedlichen Bereichen, die Teil einer Fancharta sein könnten, in den Prozess einbezogen sind.
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FANCHARTAS IN DER PRAXIS
Alternativ könnten aus praktischen Gründen eine oder mehrere P ersonen mit offizieller und konkreter Ermächtigung des Vereinsvorstands ernannt werden, um den Verein im Prozess der Erstellung der Fancharta als ständige RepräsentantInnen in jeder Arbeitsgruppe zu vertreten. Im Bezug auf Entscheidungsträger auf geschäftsführender Ebene kann es jedoch ratsam sein, dass diese zur Ausarbeitung spezifischer Themen in der Fancharta eingeladen und involviert sind. Vorstandsmitglieder sollten zumindest zur Auftaktveranstaltung und zur öffentlichen Vorstellung und Unterzeichnung der Fancharta anwesend sein.
DRITTPARTEIEN
Andere Fußballvereine könnten auch eingeladen werden, den Treffen der Arbeitsgruppe beizuwohnen, um die Idee der Fancharta zu verbreiten.
A2. MODERATION
Der wichtigste Aspekt bezüglich der Person(en), die ernannt werden, den Prozess zu moderieren, ist, dass sie zum Beginn des Prozesses von beiden Parteien akzeptiert sind und sich auf sie geeinigt wurde. Es muss nicht notwendigerweise nur eine Person sein, es kann auch ein Team sein (max. zwei bis drei Personen).
Aktionen Dritter, wie beispielsweise von Spielern, der Polizei, örtlichen Behörden und Verbänden, Ligen und Ministerien können einen Einfluss auf das Verhältnis zwischen Fans und Vereinen und deshalb auf den Entwicklungsprozess der Fancharta haben.
Mögliche ModeratorInnen und Individuen, die die administrative und logistische Planung übernehmen können, sind ehemalige Spieler, Fanbeauftragte und (wo es sie gibt) F anprojekt-Mitarbeiter.
Landesweite oder transnationale Fanorganisationen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die im Fußball arbeiten, können ebenfalls hilfreiche Beiträge im Prozess leisten.
VertreterInnen dritter Parteien, wie landesweite oder transnationale Fanorganisationen und NGOS, die im Fußball arbeiten, Erfahrung darin haben, Fanchartas zu erstellen oder einfach beiderseitig Akzeptanz genießen, können sich ebenfalls als nützliche Moderatoren erweisen, besonders während schwieriger Phasen des Verhandlungs- oder Umsetzungsprozesses der Charta.
Dritte Interessengruppen sollten an einem gewissen Punkt eingeladen werden, um zum Prozess beizutragen, sofern dies von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe vereinbart und als angemessen betrachtet wird.
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FANCHARTAS IN DER PRAXIS
B. UMSETZUNG B1. DER VERHANDLUNGSPROZESS ZEITLICHER ABLAUF Generell sollte von allen beteiligten Parteien des Fancharta-Projekts das Erreichen eines positiven Resultats als wichtiger betrachtet werden, als die Deadline an sich. Der Langzeitcharakter des Projektes sollte von Beginn an betont werden und allen in den Vorgang eingebundenen Parteien sollte die Notwendigkeit zur Geduld bewusst gemacht werden. Die Verhandlungen und die Ausarbeitung der Vereinbarung können leicht über ein Jahr andauern, wenngleich die Parteien von Anfang an darauf vorbereitet sein sollten, den Prozess gegebenenfalls auch darüber hinaus auszudehnen. Nichtsdestotrotz sollten sich die Parteien zu Beginn des Prozesses auf einen groben Zeitplan einigen. Sobald das Ende des Prozesses abzusehen ist, und generell so früh wie möglich, sollte ein Datum für die öffentlichen Vorstellung des Dokuments festgelegt werden, um genug Zeit für die Entwicklung
einer fundierten Medienstrategie begleitend zur Veröffentlichung einzuräumen.
MÖGLICHE ARBEITSGRUPPENFORMATE Nach der offiziellen Auftaktveranstaltung für das Projekt in Form einer offenen Vollversammlung oder eines örtlichen Fankongresses, sollte die weitere Arbeit zum Inhalt und zur Formulierung der Charta durch eine Gruppe ernannter Personen fortgeführt werden. Diese Gruppe sollte auf Basis der Arbeitsergebnisse des Auftakt treffens ihre Arbeit aufnehmen und sie in das Format einer Fancharta übertragen. Die Fancharta kann durch eine Arbeitsgruppe oder durch viele verschiedene Arbeitsgruppen entwickelt werden. Das Arbeitsgruppenformat sollte grundsätzlich im Einklang mit dem Prinzip der Subsidiarität definiert werden, also abhängig von der örtlichen Situation und der Komplexität der Themen, die in der Fancharta angesprochen werden sollen. Wie bereits erwähnt sollte das Prinzip der Beteiligung eines ausgewogenen Querschnitts der Fanszene sowie aus ernannten VereinsvertreterInnen mit Entscheidungsgewalt berücksichtigt werden, wenn die Arbeitsgruppe(n) zusammengestellt wird (/ werden). Die Tatsache, dass die meisten Teilnehmer des Ausarbeitungs prozesses einer Fancharta Ehrenamtler mit regulären Vollzeit 14
FANCHARTAS IN DER PRAXIS
arbeitsstellen sind, sollte ebenfalls bei der Festlegung von zeitlichen Abläufen und Sitzungsterminen berücksichtigt werden. Die Zusammensetzung der Arbeitsgruppe(n) sollte weiterhin genug Flexibilität zulassen, um die Einbeziehung zusätzlicher VertreterInnen oder externer ExpertenInnen oder Interessengruppen zu gewissen Punkten im weiteren Prozessverlauf zu erlauben, abhängig von den zu besprechenden Themen (siehe auch A.1 "Drittparteien", A.2 "Moderation", S. 13). Die Arbeitsgruppe(n) sollten darauf vorbereitet sein, regelmäßige Treffen abzuhalten, bis die finale Version der Charta vorgestellt werden kann.
EMPFEHLUNGEN FÜR INTERNE KOMMUNIKATION Als erste Priorität sollte das Prinzip von Dialog als wechselseitigem Prozess gelten – zuhören sollte für alle beteiligten Parteien genauso wichtig sein, wie reden. Vereine und Fans sollten den Prozess als gleichwertige Partner aufnehmen, was eine Verhandlungs- und Gesprächskultur basierend auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt erfordert. Zu Beginn des Prozesses sollten gemeinsame Ziele/Identität und bisher Erreichtes unterstrichen werden. Ist dies getan, sollten Probleme benannt und gemeinsame Nenner gesucht werden – eine Prioritätenliste kann ein nützliches Werkzeug sein, um die wichtigsten Themen zu identifizieren und die Diskussion in Gang zu bringen.
Der folgende Drei-Punkte Plan kann als allgemeine Anleitung für eine interne Kommunikationskultur aller Parteien angesehen werden:
1. Allen Parteien sollte Raum gegeben werden, ihre Wünsche/ Positionen deutlich zu machen 2. Es sollten Gemeinsamkeiten gesucht werden 3. Probleme sollten benannt und es sollte versucht werden, diese durch die Schaffung von Win-Win Situationen zu lösen Als praktisches Werkzeug, um einen fortlaufenden Dialog und Arbeitsprozess zwischen den Treffen zu gewährleisten, kann es hilfreich sein, eine interne Mailingliste für die Arbeitsgruppenmitglieder einzurichten. Für detailliertere Fanchartas könnten Online-Plattformen und interne Foren mit eingeschränktem Zugang verwendet werden, in denen zahlreiche Arbeitsgruppen diskutieren, Dokumente teilen und gemeinsam bearbeiten könnten. Nützliche Werkzeuge um einen solchen Arbeitsprozess zu ermöglichen und interne Kommunikation zu organisieren, sind im ANHANG zu finden (siehe Seite 37). Sollten Unstimmigkeiten über konkrete Themen aufkommen, hat es sich andernorts als hilfreich erwiesen, die Diskussion über diesen Aspekt zunächsts zu vertagen und die Arbeit an Themen fortzuführen, zu denen es bereits einen breiten Konsens zwischen den v erhandelnden Parteien gibt (siehe auch B.3 "Mögliche Herausforderungen – Empfehlungen", S. 18). 15
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EMPFEHLUNGEN FÜR EXTERNE KOMMUNIKATION
Im Anschluss an die Auftaktveranstaltung sollte alle weitere Arbeit an der Fancharta für die breitere Öffentlichkeit während des gesamten Entwicklungsprozesses transparent sein. Vereine und Entscheidungsgremien von Fangruppen sollten die Möglichkeit erhalten, auch im gesamten Verlauf des Prozesses Input zu geben. Dies kann entscheidend sein, um Vertrauen aufzubauen und den Grad der Akzeptanz sowie den Mehrwert des Dokuments bei allen Zielgruppen zu erhören. Protokolle der Arbeitsgruppentreffen und Zwischenergebnisse sollten sofort als Arbeitsdokumente auf der Internetseite des Vereins veröffentlicht und über die relevanten Fan-/Mitglieder kommunikationskanäle zur Diskussion gestellt werden. Wo möglich sollte über Öffentlichkeitsarbeit Berichterstattung in den Massenmedien angestrebt werden, um das Konzept zu bewerben und das Zielpublikum über den Fortschritt im Entwicklungsprozess der Charta zu informieren. Allerdings sollte jede Medienstrategie und Verbreitung von Zwischenergebnissen während des Verhandlungsprozesses der vorherigen Vereinbarung beider Parteien unterliegen.
B2. VERABSCHIEDUNGSPROZESS VERABSCHIEDUNG UND VERÖFFENTLICHUNG EINER FANCHARTA Für den Langzeiterfolg der in einer Fancharta erreichten Ver einbarungen ist es wichtig, dass der Inhalt einer überwiegenden Mehrheit des Zielpublikums innerhalb eines Vereins und in der erweiterten Anhänger- oder Mitgliedschaft bekannt ist, und dass dieser akzeptiert und unterstützt wird. Eine öffentliche Verabschiedung der finalen Vereinbarung, organisiert durch beide Parteien in Zusammenarbeit mit den Moderatoren und durch die Drittpartei-Netzwerke unterstützt, kann symbolisch das neue Maß an gegenseitigem Verständnis unterstreichen, das im Verhältnis von Fans und Verein durch die gemeinsame Arbeit an der Fancharta entstanden ist. Ist der Inhalt einer Fancharta erst einmal finalisiert, sollte sie daher in Form einer eigenen Veranstaltung eingeführt werden, um größtmögliche Aufmerksamkeit bei allen beteiligten Parteien zu schaffen. Abhängig von der örtlichen Situation und der Größe des Vereins kann der Start in einer getrennten Veranstaltung an einem bestimmten Datum oder in Kombination mit einem Heimspiel organisiert werden, unterstützt beispielsweise über Stadion durchsagen zur Halbzeit oder direkt vor Anpfiff, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen. 16
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Abhängig vom Umfang der Fancharta, könnte das Dokument an sich oder Auszüge daraus auf großen Schautafeln an prominenten Stellen im Stadion ausgehangen werden, um zu gewährleisten, dass es permanent für alle Parteien sichtbar ist und als ständige Erinnerung an die getroffenen Vereinbarungen fungiert. Für Mitglieder-basierte Vereine, ist es empfehlenswert, dass vor der öffentlichen Vorstellung der Fancharta die Vereinbarung auch offiziell durch die Mitgliedschaft auf der Mitgliedervollversammlung als Antrag genehmigt und damit ratifiziert wird. Wenn sich beide Parteien darauf einigen, könnte die Fancharta auch erst dann als angenommen gelten, wenn sie durch eine bestimmte Anzahl von Fans oder Fanclubs unterzeichnet wurde. Wo dies angebracht ist, sollten darüber hinaus neue Sponsoren, Mieter von VIP-Logen sowie neue MitarbeiterInnen in allen Bereichen der Vereinsführung über die Fancharta unterrichtet werden und gewährleisten, dass ihr Inhalt im Rahmen relevanter Entscheidungen dieser Parteien, beispielsweise bei Marketing entscheidungen, berücksichtigt wird.
MEDIENSTRATEGIE
Über den gesamten Prozess hinweg und besonders für die öffentliche Vorstellung ist die Öffentlichkeitsarbeits- und M edienstrategie entscheidend für das möglichst s chnelle und w eitgehende Bekanntwerden des Projekts und der E ndvereinbarung über die Kommunikationskanäle der verschiedenen Zielgruppen. VertreterInnen aller Parteien, besonders der Verein und die in den Prozess eingebundenen Fangruppierungen sollten die Charta an prominenten Stellen ihrer Internetseiten, in Fanforen und Pressemitteilungen sowie – falls möglich - über zusätzliche, gezielte Medienarbeit unterstützen und bekannt machen. Alle an der Entwicklung der Fancharta beteiligten Parteien, sollten sich auf eine (gemeinsame) Medienstrategie zu einem frühen Zeitpunkt des Prozesses verständigen.
Positive Erfahrungen wurden bei Vereinen gemacht, die entsprechende Inhalte ihrer Fanchartas wie z. B. Verpflichtung zu bestimmten Kernwerten, in Arbeits- und Sponsorenverträge integriert haben.
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B.3 MÖGLICHE HERAUSFORDERUNGEN – EMPFEHLUNGEN WAS TUN IM FALL VON UNSTIMMIGKEITEN In Anbetracht der diversen gegensätzlichen Interessen zwischen Fans und Verein im modernen Fußball ist es fast natürlich, dass es auch kontroversen Diskussionsstoff im Entwicklungsprozess einer Fancharta geben wird. An diesem Punkt kann die Arbeit des Moderators zu einer besonderen Herausforderung werden und die Motivation der Teilnehmer kann schnell in Frustration umschlagen. Auftaktgespräche bringen potenziell die größten Spannungslinien auf jeder Seite ans Tageslicht, besonders wenn es zuvor nie einen kontinuierlichen, strukturierten Dialog zwischen Verein und der breiteren Fanszene gegeben hat. Sollte die Entwicklung einer Fancharta aus einer Situation anhaltender Konflikte heraus beginnen, können als Ausgangspunkt für den Arbeitsprozess gleichermaßen stark verhärtete Positionen auf beiden Seiten vorhanden sein.
Im Allgemeinen ist es aber OK nicht einer Meinung zu sein! Eine Fancharta kann nicht für jedes Problem eine Lösung bieten. Das Augenmerk einer Fancharta kann aber stattdessen auf Gemeinsamkeiten ausgerichtet sein.
Unstimmigkeiten müssen nicht notwendigerweise zu einer Unterbrechnung des Entwicklungsprozesses einer Fancharta führen, aber es ist wichtig, sie zu benennen, um ein Verständnis für mögliche andere Sichtweisen wahrscheinlicher zu machen. Wenn es sich als unmöglich herausstellt, die Differenzen bei bestimmten Themen zu überwinden, kann es ratsam sein, jegliche weiteren Diskussionen über sie zunächst zu vertagen, um zu verhindern, dass sich die Debatte in einen Machtkampf oder in einen (symbolischen) Konflikt mit unversöhnlichen Positionen verwandelt. In solchen Situationen sollten beide Parteien sich bemühen, zu Gemeinsamkeiten zurückzukehren und die Priorität auf jene Aspekte zu legen, über die sie sich zwischenzeitlich einigen konnten. Zu Beginn des Prozesses ist es wichtiger, zwischen den verschiedenen Parteien Vertrauen aufzubauen und anzuerkennen, dass schwierige Themen erst dann angesprochen werden (können oder sollten), sobald ein größeres Maß an Vertrauen untereinander vorhanden ist. Zu den Konsensthemen zurückzukehren kann zudem die Diskussion zu schwierigen Sachverhalten im späteren Verlauf des Prozesses erleichtern. Wenn es angebracht ist, könnten ModeratorInnen auch einzelne Mediationstreffen zwischen denjenigen Parteien vereinbaren, zwischen denen Unstimmigkeit über einen bestimmten Sachverhalt herrscht, mit dem Ziel einen für beide Parteien zufriedenstellenden Kompromiss zu erzielen.
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In einigen Fällen mag es aber sogar auch ratsam sein, sich darauf zu einigen unterschiedlicher Meinung zu sein und davon abzusehen, diese Aspekte in die Fancharta einzubeziehen. Allerdings sind sich die Mitglieder des Beirats für dieses Handbuch einig, dass die Ablehnung von Diskriminierung und Gewalt eine prinzipelle Grundvoraussetzung (in Einklang mit den Kernprinzipien von FSE) und nicht verhandelbarer Minimalstandard für jeglichen Fancharta-Entwicklungsprozess ist.
WAS TUN WENN DIE KOMMUNIKATION ZUSAMMENBRICHT Sollte eine beliebige Partei sich während der Verhandlungen aufgrund von scheinbar unversöhnlichen Positionen aus dem Prozess zurückziehen, sollten alle möglichen Anstrengungen unternommen werden, die Gespräche fortzuführen, um ein Scheitern des Projekts zu verhindern. Es kann ratsam sein, sich sehr früh im Prozess darauf zu einigen, was zu tun ist, wenn die Kommunikation zusammenbricht. Diese Frage könnte auf dem ersten Arbeitsgruppentreffen angesprochen werden, beispielsweise nachdem der grundlegende (zeitliche) Ablauf grob festgelegt ist. Sollte die Kommunkation scheitern, könnten externe Drittparteien, die das Vertrauen aller uneinigen Parteien genießen, als Vermittler
ernannt werden, um als neutrale Instanz anlassbezogen zu vermitteln und Input zu geben. Eine Liste mit grundlegenden Problemlösungsstrategienen ist im ANHANG zu finden (siehe Seite 38-40). Sollte sich auch dies als undurchführbar oder erfolglos herausstellen, sollte in Erwägung gezogen werden, Mitglieder der Arbeitsgruppe durch andere VertreterInnen der entsprechenden Partei zu ersetzen (siehe auch A. "Drittparteien" und "Moderation", S.13). In manchen Situationen, wenn die Diskussion in eine Sackgasse gerät, mag es für die Moderatoren sogar ratsam sein, vorzuschlagen, dass die Projektgespräche für eine kurze Zeitspanne unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen werden können, um einen Neuanfang zu ermöglichen.
C. INHALT Eine Fancharta kann verschiedene Formen annehmen und verschiedene Themen abdecken, alles abhängig von der örtlichen Situation. Sie könnte ihren Schwerpunkt auf die Erstellung eines allgemeinen Leitbilds über gemeinsame Werte und Verpflichtungen legen oder detaillierte Vereinbarungen über verfahrensmäßige und strukturelle Verpflichtungen zueinander treffen. 19
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Als minimale Best Practice Richtlinie sollte eine Fancharta eine Reihe von gemeinsamen Zielen und Werten zwischen Fans und Verein bestimmen. Diese Kernprinzipien können dann im Anschluss die Basis für jeglichen zusätzlichen, oder detaillierteren Inhalt über konkrete Themen bilden. Statt sich auf die Umsetzung restriktiver oder bindender Vereinbarungen über konkrete Themen zu konzentrieren, hat die Erfahrung überdies gezeigt, dass die Festlegung positiver Ziele und Verfahren für diese Themen ein sehr viel produktiverer Weg ist, um zu gewährleisten, dass die Charta Konsens und Akzeptanz erreichen und so ihren Zweck erfüllen kann. Nichtsdestotrotz sollte eine Fancharta aber kompakt und einfach zu verstehen sein und eine Sprache verwenden, die für das Zielpublikum und die örtliche Situation angemessen sind. Die in den folgenden Bereichen aufgezählten Punkte stellen eine Sammlung von Ideen, Best Practice Beispielen möglicher Themen und Kernprinzipien dar, die auf existierenden Fanchartas beruhen, aber keine verbindliche Zusammenstellung oder eine umfassende Liste darstellen können oder sollen. Alle relevanten Parteien sollten sich frühzeitig im Ausarbeitungs prozess auf ein grobes Inhaltsverzeichnis für die Fancharta einigen.
C.1 KERNPRINZIPIEN UND GEMEINSAME ZIELE Die folgende Sammlung von Kernprinzipien und gemeinsamen Zielen stellt Best Practice Empfehlungen dar, die auf den Erfahrungen der Mitglieder des Beirats für dieses Handbuch beruhen. UNTERZEICHNERINNEN EINER FANCHARTA SOLLTEN IHRE UNTERSTÜTZUNG ERKLÄREN ZU:
DIALOG UND GEGENSEITIGEM RESPEKT Um die übergreifende Zielsetzung einer Fancharta zu unterstreichen, sollten sich alle Parteien, die in die Ausgestaltung der Charta einbezogen sind, verpflichten einen nachhaltigen Dialog zu fördern und nach einem durch gegenseitigem Respekt auf Augenhöhe charakterisierten Verhältnis zu streben, unter Berücksichtigung wesentlicher Rechte, wie bspw. das Recht auf freie Meinungs äußerung. Dies sollte eine Verpflichtung zum Dialog auch in schwierigen Situationen beinhalten.
DAS WOHL DES VEREINS Fußballfans und Vereine sollten es einfach finden, sich dazu zu verpflichten, ihr Äußerstes zu tun, um Schaden vom Verein abzuwenden. Aus Fansicht könnte dies einschließen, dass die Mannschaft sowohl in guten als auch schlechten Zeiten unterstützt wird. Die Vereinsführung könnte sich dazu verpflichten, den Verein nachhaltig und in Einklang mit Good Governance-Prinzipien zu f ühren. 20
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DIE ABLEHNUNG VON GEWALT In manchen Vereinen sehen es weder Fans noch der Verein als notwendig an, solch eine Klausel hinzuzufügen, weil es nie ein Problem in Zusammenhang mit Gewalt gegeben hat. Wird jedoch vereinbart, dass eine solche Klausel als Teil der Kernprinzipien aufgenommen wird, könnten Fans und der Verein eine allgemeine Verpflichtung abgeben, mit der sie erklären, dass sie sich um ein gewaltfreies Umfeld und Vereinsleben, sowohl an als auch außerhalb von Spieltagen bemühen wollen.
WIDERSTAND GEGEN RASSISMUS UND JEDE ANDERE FORM VON DISKRIMINIERUNG Sowohl der Verein als auch die in den Prozess einbezogenen Fans sollten sich verpflichten, ein offenes und diskriminierungsfreies Umfeld im Verein für alle Zuschauer und Mitarbeiter, inklusive Spieler zu gewährleisten. Die Gewährleistung von barrierefreien Bedingungen für Menschen mit Behinderungen sollte ebenso Teil dieser Verpflichtung sein.
C.2 DER TEUFEL STECKT IM DETAIL – BESONDERE THEMEN Es gibt eine ganze Reihe konkreterer Themen, im Rahmen derer es regelmäßig zu Spannungen zwischen Fans und Vereinen kommt. Fanchartas könnten Verfahren oder Strategien festlegen, die die Grundlage für einen Minimalkonsens über praktische Lösungen in einer sich konstant verändernden Umwelt bilden.
Ebenso gibt es einige “einfache” Bereiche gemeinsamen Interesses, in denen eine Fancharta schlicht dabei helfen könnte, die Kommunikation und Abläufe zu optimieren und so das Verhältnis zwischen Fans und Vereinen zu harmonisieren. Die nachfolgende Liste ist eine Sammlung von Ideen und Best Practice Beispielen, aber keinesfalls eine Sammlung von verbindlichen Themen, die angesprochen werden müssen. Gemäß dem Prinzip der Subsidiarität hängen die Themen und Abläufe, die in einer Fancharta abgedeckt werden sollen letztlich von der Situation und den Vereinbarungen ab, die von den Fans und VereinsvertreterInnen auf lokaler/nationaler Ebene getroffen werden.
DIALOG UND INFORMATIONEN Dieser Bereich könnte allgemeine Vereinbarungen darüber beinhalten wie und über welche Kanäle Fans von den Vereinsoffiziellen zu diversen Angelegenheiten einbezogen bzw konsultiert werden sollten, die sie betreffen, und/oder wie das Feedback von Fans an die Entscheidungs träger des Vereins übermittelt werden kann. Auch könnten Abläufe darüber festgelegt werden, wie beispielsweise Information im Bezug auf Vorstandsentscheidungen, Veranstaltungen oder verbotene Gegenstände gegenüber den Fans kommuniziert werden und wie und wann Fans relevante Informationen über ihre Kommunikations kanäle verbreiten können. Zusätzliche Vereinbarungen könnten 21
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eschwerdeverfahren, die Ernennung verlässlicher Kontaktpersonen B im Verein und unter den Fans zu Beginn jeder Saison und die Schaffung einladender Bedingungen für Gästefans über Angebote, wie bspw. Fanbotschaften, beinhalten.
SPIELTAGS-VEREINBARUNGEN Absprachen für den Spieltag bieten einen riesigen Spielraum für mögliche Vereinbarungen und für die Optimierung von Maßnahmen, die die Sicherheit erhöhen und eine positive Stadionatmosphäre schaffen können in Bereichen wie Bewirtung, Stadioneinlass, bei Genehmigungsprozeduren für Fanchoreografien, Bedingungen für Gästefans, dem Verkauf von Alkohol, der Nutzung von Maskottchen oder Tormusik, Stadioninfrastruktur usw.
SOZIALES ENGAGMENT Fans und Vereine könnten Vereinbarungen darüber treffen, wie der Aufbau einer engen Verbindung mit der Bevölkerung im lokalen Vereinsumfeld gefördert werden und junge Leute, andere interessierte Gruppen beider Geschlechter sowie benachteiligte Gruppen an den Verein herangeführt werden können, z. B. als Spieler und/oder Zuschauer. Zusammenarbeit mit Gemeinwesenzentren und ihre Integration in Vereins- und Fanaktivitäten könnten an dieser Stelle ebenfalls konkretisiert werden.
EINTRITTSKARTEN Die Fancharta könnte einen Bereich beinhalten, der sich Karten verkaufsmodalitäten und Aspekten wie der Verfügbarkeit von
rmäßigten Eintrittskarten, Vertriebskanälen, Treueprogrammen und/ e oder sozial integrativen Kartenkontingenten widmet. Fans und Vereine könnten sich auch auf gemeinsame Initiativen verständigen, die den Verkauf von Karten auf dem Schwarzmarkt zu schwindelerregenden Preisen verhindern können.
FANMATERIALIEN UND CHOREOGRAFIEN Mangelnde Informationen oder Unsicherheit über den Gebrauch von Fanutensilien geben regelmäßig Anlass für Spannungen zwischen Fans und Vereinen. Eine Fancharta könnte klare Prinzipien oder sogar Details darüber festlegen, welche Materialien generell im Stadion erlaubt sind, die Identität von Kontaktpersonen sowie zeitliche Abläufe und Absprachen über Genehmigungsverfahren oder logistische Unterstützung für Zettelchoreografien und andere Materialien definieren, die dafür gedacht sind, die Atmosphäre im Stadion an und außerhalb von Spieltagen zu verbessern. Ebenso könnten Vereine und Fans Kooperationsvereinbarungen treffen, um Copyright Themen festzulegen, beispielsweise wie Bilder von Fanchoreografien vom Verein für Marketingzwecke genutzt w erden können.
FANARTIKEL Fans und Vereine könnten Interesse daran haben, Richtlinien beispielsweise für die Gestaltung, den Verkauf und die Werbung für offizielle Vereinsfanartikel und die Einführung von neuen Spielertrikots zu erarbeiten. Absprachen für Mitglieder oder Fans die ihre eigenen Fanartikel oder Informationsmaterialien herstellen und verkaufen wollen, könnten auch als Teil einer Fancharta formalisiert werden. 22
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MITGLIEDSCHAFT Vereine und Fans könnten Minimalstands für Mitgliedsvoraus setzungen und Treueprogramme definieren, um die größtmögliche Akzeptanz solcher Programme und Verfahren zum Wohl beider Seiten sicherzustellen.
SPIELER UND FANS Eine engere Bindung zwischen Spielern und Fans herzustellen, kann sehr dabei helfen, positives Fanengagement, eine bessere Atmosphäre und eine verbesserte Beziehung zwischen Fans und dem Verein als Ganzes zu fördern. Vereinbarungen darüber, wie Spieler Fanaktivitäten unterstützen und wie Fans im Gegenzug die Spielerleistung und das Wohlergehen ihres Vereins unterstützen können, könnten an dieser Stelle ausgearbeitet werden.
STADIONVERBOTE In Ländern in denen Stadionverbote durch die Vereine ausgesprochen werden, könnten Fanchartas Vereinbarungen sowohl über Kommunikationen, Entscheidungsfindung als auch Bewährungs programme beinhalten. Dies beruht auf der Erfahrung, dass Transparenz, Beständigkeit und Fairness in dieser Beziehung die Akzeptanz dieser Maßnahme unter Fans erheblich steigern können.
ommerziellen Interessen der Fußballvereine vor dem Hintergrund k der Bewahrung der übergreifenden Vereinstraditionen festlegen.
ÜBERPRÜFUNG UND ÜBERARBEITUNG DER FANCHARTA Unter Berücksichtigung der sich ständig verändernden Bedingungen sollten allgemeine Vorgaben für die kontinuierliche Überprüfung und Überarbeitung des Inhalts gemacht werden, falls es benötigt und von den relevanten Parteien als angemessen betrachtet wird. (siehe auch D.1 "Überprüfung und Überarbeitung", S. 23).
KONFLIKTMANAGEMENT/LÖSUNG Vorfälle passieren. Eine Fancharta kann nicht alles vorhersehen, aber sie sollte eine Leitlinie für mögliche Lösungen und Problemlösungs strategien anbieten. Um zu gewährleisten, dass die Fancharta nicht dem Untergang geweiht ist sobald irgendetwas schief läuft, ist es wichtig von Beginn an allgemeine Verfahren für Krisen situationen und Konfliktmanagement einzubeziehen (siehe auch D.2 "Problemlösung", S. 24).
D. WAS IST IM ANSCHLUSS ZU TUN? D.1 ÜBERPRÜFUNG UND ÜBERARBEITUNG
VEREINSTRADITIONEN UND MARKETING-RICHTLINIEN Falls erwünscht, könnten Fanchartas eine Übereinkunft zwischen Fans und Vereinen über die Grenzen und Notwendigkeiten von
Eine Fancharta ist ein Instrument, das auf einem kontinuierlichen Prozess von Dialog und Überarbeitung beruht welcher nicht mit 23
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der Verabschiedung und der öffentlichen Vorstellung des ersten Dokuments endet. Die Situation und die Dynamiken inner- und außerhalb eines Vereins und seiner Anhängerschaft sind Gegenstand ständiger Veränderung. Diese Entwicklungen müssen sich in der Fancharta widerspiegeln, um sicherzustellen, dass ihr Inhalt relevant und akzeptabel für alle Zielgruppen bleibt. Auch sollte im Dokument Vorsorge dafür getroffen werden, dass die kontinuierliche Überprüfung der Charta und ihrer Umsetzung gewährleistet ist. Dies kann beispielsweise durch die Aufnahme von allgemeinen Aussagen erreicht werden, z. B. zum Zeitraum der Gültigkeit der Fancharta-Version, wozu die Parteien sich für die erfolgreiche Umsetzung der Charta verpflichten würden und welche Schritte unternommen werden sollten, wenn die erfolgreiche Umsetzung als gefährdet angesehen wird. Es kann auch ratsam sein, einen zusätzlichen Aktionsplan zu entwickeln, um den Charta-Umsetzungsprozess zu begleiten. Dieses Unter stützungsdokument sollte ausführlich beschreiben, wie und durch wen der Umsetzungsprozess überprüft und ausgewertet wird und den Zeitpunkt festlegen, wann der Inhalt überarbeitet werden sollte.
D.2 PROBLEMLÖSUNG
Alle in die Ausarbeitung und Umsetzung einer Fancharta ein bezogenen Parteien sollten auf eine Situation vorbereitet sein, in der Probleme aufkommen und gewappnet sein, auf Grundlage der im Vorfeld vereinbarten Prozedere angemessen zu reagieren. Es gibt hunderte mögliche Gründe warum ein Fancharta-Prozess schief gehen oder abbrechen kann. Wie gesagt, es gibt keine einheitliche Vorgehensweise, um dies zu lösen. Idealerweise aber sollte eine Fancharta allgemeine Klauseln darüber beinhalten, wie im Falle eines Problems der Dialog aufrecht erhalten werden kann. Im Falle der Nichteinhaltung der Vereinbarungen der Fancharta durch eine Partei könnte zum Beispiel ein Notfallkomitee aus zuvor ernannten Mitgliedern der ursprünglichen Arbeitsgruppe und/ oder denen, die für die Überprüfung des Umsetzungsprozesses verantwortlich sind, einberufen werden. Das Notfallkomitee könnte gebeten werden, die entsprechende Partei zu kontaktieren, um die Situation zu diskutieren. Was auf alle Fälle vermieden werden sollte, ist der Rückfall in stereotype/hysterische Reaktionen und Verurteilungen jeglicher Seite ohne Berücksichtigung des übergeordneten Zusammenhangs. 24
BEST PRACTICE Auch sollte nicht angenommen werden, dass die unternommenen Bemühungen zur Entwicklung einer Fancharta gescheitert sind, nur weil etwas schief gelaufen ist oder eine Partei ihre Verpflichtungen ignoriert oder vernachlässigt hat. Rückschläge sollten als Gelegenheit für Verbesserungen angesehen werden! Eine Fancharta braucht Zeit um sich zu entwickeln und ihre Effektivität zu demonstrieren. Geduld ist erforderlich, aber gleichsam haben sich alle Seiten verpflichtet, ihr Möglichstes zu tun, ihre Handlungen einer kritischen Überprüfung im Dialog miteinander zu unterwerfen.
BEST PRACTICE INTERVIEWS MIT FANS UND VEREINSVERTRETERINNEN FC ST. PAULI, DEUTSCHLAND – LEITLINIEN HINTERGRUND: 2009 hat die Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli mit über wältigender Mehrheit eine Reihe von Leitlinien verabschiedet und ist somit der erste Lizenzverein in Deutschland geworden, der dies getan hat. Im Sommer hatten über 200 Teilnehmer des ersten FC St.Pauli-Kongresses ein Wochenende lang intensiv über
iverse Themen diskutiert, die Mitglieder, Angestellte, Fans und d Ehrenamtliche bewegen. Aus den Ergebnissen dieses Kongresses hat eine Arbeitsgruppe den Entwurf für künftige Leitlinien des Vereins herausgearbeitet, welche vom höchsten Gremium des Clubs, der Mitgliederversammlung, als fortan bindend beschlossen wurden. Diese Leitlinien sind seither Bestandteil von Verträgen, Vereinbarungen u.ä. und stellen eine Orientierungshilfe für Mitglieder, Angestellte, Fans und Ehrenamtliche dar. Das folgende Interview wurde mit Justus Peltzer vom durch Fans betriebenen Projekt Fanladen St. Pauli und Sven Brux, Sicherheitsbeauftragter des FC St. Pauli geführt, die beide in jede Phase des Entwicklungsprozesses eingebunden waren. Wie kamt Ihr auf die Idee, etwas zu entwickeln was später zu den Leitlinien wurde? JUSTUS: Im Rahmen des ersten St. Pauli-Kongresses im Jahr 2009 kam die Vorbereitungsgruppe, bestehend aus VertreterInnen des Vereins und der Fanszene auf die Idee, die Ergebnisse dieses Kongresses als Leitlinien des FC St. Pauli festzuhalten. Die Idee war, dass sich alle am Fußball beim FC St. Pauli Beteiligten (Fans, Verein[-sangestellte]), Sponsoren etc. in diesen Leitlinien wiederfinden und sich diesen Leitlinien verpflichtet fühlen sollen. Der St. Pauli-Kongress wurde auf Initiative des Fanprojekts und des Vereins organisiert mit dem Ziel, den Dialog zwischen allen Interessensgruppen, insbesondere zwischen Fans und Vereinsmanagement, zu verbessern und dadurch Konflikte untereinander vermeiden zu helfen bzw ein besseres Verständnis untereinander zu schaffen. 25
BEST PRACTICE
SVEN: Dem ist nichts hinzuzufügen. Gab es irgendwelche speziellen Anlässe/Vorfälle, weswegen Ihr dachtet, dass solche Leitlinien notwendig wären? JUSTUS: Nein, es sollte dadurch nur im Allgemeinen ein grundlegendes Verständnis dafür geschaffen werden, was der FC St. Pauli ist, wir wollten einfach die positiven Ergebnisse des St.Pauli-Kongresses nachhaltig nutzen. SVEN: Es gab im Laufe der Jahre immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Fanszene und Verein, die kurz vor Spieltagen auf die Schnelle gelöst werden sollten. Daraus entstand die Idee, all diese Baustellen einmal ganz in Ruhe über ein ganzes Wochenende und in Anwesenheit aller Beteiligten (also neben Verein und Fans auch Sponsoren, Fernsehverantwortliche etc.) zu diskutieren und eben daraus Leitlinien zu entwickeln, die künftig für alle gelten.
Arbeitsgruppen vorgenommen und daraus kurze, prägnante Zusammenfassungen geschrieben, die später als Leitlinien formuliert und der JHV zur Abstimmung vorgelegt wurden. Ich schätze, wir haben uns 5 – 6 mal nach dem Kongress getroffen. Der Dialog zwischen den Beteiligten lief sehr ruhig und zielorientiert ab. Wo waren die größten Kontroversen/Hindernisse auf dem Weg? JUSTUS: Es war in der heterogenen Arbeitsgruppe schon schwierig die jeweils "andere" Seite (also vor allem die Pole Fans - Vermarktung) zu verstehen. SVEN: Alle Beteiligten mussten natürlich für sie vertretbare Kompromisse erarbeiten und diese mit ihren Bezugsgruppen abstimmen. Was habt Ihr Euch von den Leitlinien nach Fertigstellung erwartet?
Wie liefen die Verhandlungen und die Umsetzung bis zur Fertigstellung der Leitlinien? Also wie habt Ihr das umgesetzt? Lief’s gut?
JUSTUS: Wir als Fans haben erwartet, dass vor allem im Bezug auf Fragen der Kommerzialisierung klar ist, was geht und was nicht.
JUSTUS: Es war sehr zeitaufwändig, aber gut. Die Vorbereitungsgruppe dieses Kongresses traf sich oft, um den Kongress vorzubereiten. Beim Kongress wurde die Gruppe durch die Anwesenden legitimiert, eine Nachbereitungsgruppe zu sein, die im Anschluss die Leitlinien vorbereitete. Diese Leitlinien wurden dann auf der JHV des FC St. Pauli zur Abstimmung gebracht und von über 900 anwesenden Mitgliedern ohne Gegenstimme angenommen.
SVEN: Das Gleiche gilt für den Verein. Auch hier sollte eine Klarheit gelten, wenn es bspw. um den Verkauf von einzelnen Sponsoraktionen geht. Aber auch um die Spieltagsgestaltung. Wichtig war uns aber auch ein Bild des Vereins zu entwickeln, was von der Mehrheit geteilt wird: So sind wir, so verstehen wir uns, so handeln wir, dieses Bild wollen wir auch nach außen vermitteln…
SVEN: Die Gruppe hat sich nach dem Kongress die Protokolle der 5
Und nun, rückblickend, haben sich Eure Erwartungen erfüllt?
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JUSTUS: Nein, nicht immer! Es gab immer mal wieder Diskussionen darüber, welches Sponsoring und welche Marketingidee oder umgesetzte Aktion mit den Leitlinien vereinbar ist/war oder nicht. SVEN: Es gab die eine oder andere Aktion, wo die unterschiedlichen Beteiligten die Leitlinien jeweils anders interpretiert haben und was dann in der Folge einen neuen Streit ausgelöst hat. In früheren Jahren gab es aber im gleichen Zeitraum mehr Stress diesbezüglich. Hat sich etwas (und wenn ja, was) am Verhältnis zwischen Fans und Verein geändert, seit es die Leitlinien gibt bzw. wie wirken sich die Leitlinien auf das Verhältnis zwischen Fans und Verein aus? Positiv oder negativ? JUSTUS: Grundsätzlich haben die Leitlinien einen klareren Rahmen für alle Beteiligten in einem gemeinsamen Prozess definiert und schriftlich fixiert und das ist auf jeden Fall positiv. Wir haben allerdings manchmal das Gefühl, dass die Vereinsführung bzw die Geschäfts führung sich um die Leitlinien windet und versucht sie größtmöglich in ihrem Interesse zu bewerten. Das schafft immer wieder Konflikt potenzial. Die Leitlinien sind aber damit nicht nichtig, sondern geben der Fanszene vielmehr die Möglichkeit, immer wieder konkret auf deren Einhaltung zu verweisen und auf der Basis in Dialog zu treten und unsere Interpretation der Leitlinien zu vertreten. Schließlich hat man diese Grundsätze ja gemeinsam erarbeitet und verabschiedet. SVEN: Das mag stimmen. Umgekehrt kann ich aber auch den Ball zurückspielen und sage, dass es auch Fangruppen gibt, die die Begriffe der Leitlinien wie z.B. die Gastfreundlichkeit gegenüber
anderen Fans sehr lax auslegen… Sind die St. Pauli Leitlinien Eurer Meinung nach nach wie vor gültig? Oder ist eine Überarbeitung geplant? JUSTUS: Ja, die Leitlinien sind weiterhin gültig, es gibt immer wieder Ideen einen zweiten St. Pauli-Kongress zu veranstalten, wo dann evtl. auch die Leitlien angepasst werden könnten, fest geplant ist momentan aber noch nichts. SVEN: Auch hier ist nichts hinzuzufügen. Es gibt ja verschiedenste Modelle und Formen von Vereinbarungen zwischen Vereinen und Fans, die wir hier alle Fanchartas nennen. Wieso habt Ihr Euch für eine Art „Leitbild“ entschieden und nicht für die Erstellung einer detaillierteren Vereinbarung, die Verantwortlichkeiten bzw das Verhältnis zwischen Fans und Vereinen spezifischer für bestimmte Bereiche miteinander regelt? JUSTUS: Wir wollten etwas für alle Beteiligten am Fußball (hier FC St. Pauli) entwickeln und nicht nur auf die Fans bezogen. Es geht ja in den Leitlinien um viel mehr als Fanbelange, also eher darum, wie Fanszene und Verein und andere Beteiligte grundsätzlich zueinander stehen und was die Eckpfeiler eines gemeinsamen Selbstverständnisses sind. SVEN: Genau, die Leitlinien sind quasi das „Grundgesetz“ unseres Verhältnisses zueinander. En Detail geht’s dann weiter mit der Stadionordnung und den einzelnen Fallumsetzungen von Spieltag zu Spieltag… 27
BEST PRACTICE
FC WACKER INNSBRUCK, ÖSTERREICH MARKENGRUNDBUCH UND KOOPERATIONSVEREINBARUNG HINTERGRUND: Nach der Insolvenz des FC Tirol wurden binnen nur einer Woche mit dem FC Wacker Innsbruck und dem FC Wacker Tirol zwei neue Vereine gegründet. Der sich in Fanbesitz befindliche FC Wacker Innsbruck und der FC Wacker Tirol, der bereits während der Übergangsphase in der Österreichischen Bundesliga gespielt hatte, schlossen sich 2007 zum FC Wacker Innsbruck zusammen Der Interviewpartner Gerhard Stocker ist der ehemalige Vorsitzende des FC Wacker Tirol und wurde nach der Fusion der Vorsitzende des FC Wacker Innsbruck. Heute ist Gerhard Stocker Vizepräsident der Österreichischen Bundesliga. Thomas Gassler war stellvertretender Vorsitzender des sich Fanbesitz befindlichen FC Wacker Innsbruck und arbeitete in der Geschäftsführung von FC Wacker Innsbruck, nachdem die beiden Vereine sich zusammenschlossen. Mittlerweile leitet Thomas Gassler das Koordinationszentrum der Fanarbeit Österreich bei FairPlay-VIDC. Thomas Gassler und Gerhard Stocker entschieden sich dafür, ihre Antworten in Form eines gemeinsamen Interviews zu präsentieren. Wie kamt Ihr überhaupt auf die Idee, soetwas wie diese Vereinbarung zu entwickeln? Gab es irgendwelche speziellen Anlässe/Vorfälle, weswegen Ihr dachtet, dass so eine Vereinbarung notwendig wäre?
Nach der Pleite des FC Tirol im Jahr 2002 stand der Profifußball in Innsbruck und ganz Tirol vor dem Aus. Mit der Neugründung des FC Wacker Tirol als Mitgliederverein und der Aufnahme des Spielbetriebs in der Regionalliga in einer Spielgemeinschaft mit WSG Wattens war der Grundstein gelegt. Wir standen vor dem Nichts und der Verein musste von Grund auf neu aufgestellt werden. Von der Identität wie Name und Wappen, über die Philosophie, die Vereinsgeschichte, die Kommunikationsstrukur und das Corporate Identity und Design wurde über einen Prozess von fünf Jahren alles gemeinsam auf- und ausgearbeitet. Herausgekommen ist ein gemeinsam eingeschlagener Weg mit einer Fusion zu FC Wacker Innsbruck, einer 60-Seiten umfassenden Vereinsphilosophie des FC Wacker Innsbruck genannt Markengrundbuch, ein Kooperationsvertrag, der heute noch besteht und gemeinsam ausgearbeitete Statuten. Wie liefen die Verhandlungen und die Umsetzung bis zur Fertigstellung der Vereinbarung? Also wie habt Ihr das umgesetzt? Seid Ihr mit dem Ergebnis zufrieden? Es waren jeweils drei VertreterInnen der Vorstände des von den Fans geführten FC Wacker Innsbruck und des FC Wacker Tirol sowie ein Mitarbeiter des Club Managements des FC Wacker Tirol und zwei externe Markenexperten in der Arbeitsgruppe. Eine profunde Markenanalyse hatte ergeben, dass der Verein den Namen FC Wacker Innsbruck und das Stadion den Namen Tivoli tragen sollte. Das sind die traditionellen Namen, die auch von den Fans gefordert wurden. Damit war eine Richtung vorgegeben. So hat man sich in regelmäßigen Abständen getroffen und jedes Detail so lange diskutiert bis eine einvernehmliche Lösung gefunden wurde. Neben 28
BEST PRACTICE
grundlegenden Entscheidungen mussten auch unspektakuläre Dinge ausdiskutiert werden wie die Pantonefarben des Wappens, ein einheitlicher Schriftzug für den FC Wacker Innsbruck oder auch die richtigen Bezeichnungen: so sprechen wir von einem Vereinswappen (nicht Logo) und vom Club Management (nicht Geschäftsstelle). Wo waren die größten Kontroversen/Hindernisse auf dem Weg? Am schwierigsten war die Zeit vor den ersten Sitzungen. Auf beiden Seiten war nur wenig Vertrauen da. Die Fans gingen davon aus, dass es bei Lippenbekenntnissen von Vereinsseite bleiben würde, den Fans wiederum wurde eine so tragende Rolle im Verein nicht unbedingt zugetraut. Es wurde aber schnell klar, dass auf beiden Seiten professionell gearbeitet wurde und sehr viel Expertise und Erfahrung da war. Wir mussten nur die Kräfte bündeln und den Weg des FC Wacker Innsbruck gemeinsam beschreiten. Und nun, rückblickend, haben sich Eure Erwartungen erfüllt? Hat sich etwas (und wenn ja, was) am Verhältnis zwischen Fans und Verein geändert, seit es die Vereinbarung gibt bzw. wie wirken sich die Vereinbarung auf das Verhältnis zwischen Fans und Verein aus? Positiv oder negativ?
den Händen der Fans, die großteils ehrenamtlich arbeiten. Die Fans und Mitglieder übernehmen heute Verantwortung für den Verein und können sich viel mehr mit dem Verein identifizieren als früher. Die Fans sind eine tragende Säule des Vereins geworden und das wird positiv von Vorstand und Club Management aufgenommen. Negativ ist, dass immer noch nicht alle im Umfeld des Vereins überzeugt werden konnten, dass ein Mitgliederverein mit Mitspracherecht der Fans der richtige Weg ist. Es gibt ja verschiedenste Modelle von Vereinbarungen zwischen Vereinen und Fans, die wir hier Fanchartas nennen. Wieso habt Ihr Euch für eine so lange und detaillierte Vereinbarung entschieden, die in nahezu allen Einzelheiten die Verantwortlichkeiten von Club und Fanszene definiert? Dass wir schlussendlich von 2004-2009 über fünf Jahre lang am Marken grundbuch gearbeitet haben, hätten wir uns zu Beginn natürlich nicht gedacht. Gut Ding braucht eben Weile. Die festgeschriebene Vereins philosophie muss aber auch von allen Seiten gelebt werden und regelmäßig evaluiert werden. Nach fünf Jahren soll eine erste Bilanz gezogen und gemeinsam an der Weiterentwicklung des FC Wacker Innsbruck gearbeitet werden.
Das wichtigste ist, die Dinge zu verschriftlichen und damit personen unabhängig zu machen. Es war eine einzigartige Möglichkeit komplett neue Strukturen zu schaffen: so gibt z.B. regelmäßige Vereinsabende und natürlich die Generalversammlung, wo sich jedes Mitglied aktiv einbringen kann. Die Fans können zwei Vorstandsmitglieder stellen. Der Internatauftritt und das Merchandising sind auch heute noch in 29
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BEST PRACTICE BEISPIELE EXISTIERENDER FANCHARTAS FC WACKER INNSBRUCK, ÖSTERREICH KOOPERATIONSVEREINBARUNG UND MARKENGRUNDBUCH Im Juli 2007 unterzeichneten der ehemalige FC Wacker Innsbruck, der FC Wacker Tirol und die Fanvereinigung Faninitiative Innsbruck ein Kooperationsabkommen mit dem die Verwendung der Marke FC Wacker Innsbruck, das Management diverser Fan-verwandter Bereiche und gegenseitige Unterstützung zwischen dem Verein und der Fanvereinigung vereinbart wurden. Die acht-seitige Kooperationsvereinbarung legt fest, dass Fans des FC Wacker Innsbruck durch Vereinsoffizielle und den Vorstand zu allen Angelegenheiten, die Fanthemen berühren, konsultiert werden, aber keinen Einfluss auf sportliche oder betriebsmäßige Angelegenheiten haben sollen. Fans werden vertragsmäßig in die Festlegung der Jahreskarten sowie der Verwaltung und Gestaltung der Nordtribüne und von Fanartikeln einbezogen. Die Vereinbarung legt auch die grundsätzliche Unterstützung des Vereins für Fanaktivitäten dar, die von Fanclubs im Bereich der Nordtribune durchgeführt werden. Zusätzlich dazu legt die Vereinbarung fest, dass der Bundesliga verein FC Wacker Innsbruck eine bestimmte finanzielle Unterstützung für die FC Wacker Innsbruck Fanvereinigung [Faninitiave] bereit-
stellen soll für Präventivarbeit und die Entwicklung einer positiven Fußballsubkultur in Innsbruck. Dies beinhaltet die Verpflichtung der Fanvereinigung im Rahmen der Vereinbarung Werte wie Toleranz und Fairness im Zusammenhang mit der Fußballkultur, die Thematisierung von gewalttätigen Tendenzen und internationale Verständigung innerhalb der Anhängerschaft zu fördern. Das 60-seitige Markengrundbuch wurde auf diesem Kooperations abkommen aufgebaut und bietet die Grundlage dafür den FC Wacker Innsbruck als Kulturgut in der Region Tirol sowohl aus Sicht des Vereins als auch der Fans zu etablieren. Es legt den FC Wacker Innsbruck als einen offenen, auf seine Mitgliedschaft gestützten Verein fest, der seine Fans nicht nur als Konsumenten sondern auch als aktiv Mitwirkende ansieht. Das Markengrundbuch legt ebenso das Vereinswappen, die Vereinsfarben und eine einheitliche Gestaltung in allen Bereichen des Vereins, als auch die Vereinsphilosophie fest. Beide Vereinbarungen sollten dem FC Wacker Innsbruck neue Stabilität im Verhältnis zu seiner Anhängerschaft verleihen, nachhaltige Entwicklung fördern und eine ordnende Richtlinie für alle zukünftigen Entscheidungsträger in diesem traditionellen Tiroler Verein bieten. Um dies zu unterstreichen, wurde der Inhalt des Markengrundbuches in die Vereinssatzung aufgenommen und durch die Mitgliederversammlung verabschiedet. VOLLVERSIONEN BEIDER VEREINBARUNGEN SIND ALS PDF-DATEIEN UND IN DEN PROJEKTBEZOGENEN DOKUMENTEN FÜR DIESES FANCHARTA-HANDBUCH IM DOWNLOADBEREICH DER FSE INTERNETSEITE WWW.FANSEUROPE.ORG ERHÄLTLICH. 30
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OMONOIA NICOSIA, ZYPERN FANCHARTA (2007) A. Verpflichtung der Fans 1. Treffen mit organisierten Gästefans, um die Verteilung von Flugblättern zu organisieren, mit dem Inhalt Gewalt in den Fußballstadien zu vermeiden. 2. Präsentation von Statistiken, die darstellen, welche Geldbeträge die Vereine, besonders unser eigener bis heute zahlen musste. 3. Besuch des Sitzplatzbereichs der Gäste mit organisierten Fans der Gastmannschaft für die Verteilung der Flugblätter. 4. Treffen mit organisierten Fans der Gastmannschaft, zwei bis drei Tage vor dem Spiel, um Gesänge oder Sprüche zu vermeiden, die am Spieltag Spannungen auf den Rängen erzeugen könnten. 5. Als organisierte Fans werden wir selber daran arbeiten, zu verhindern, das Werfen von Gegenständen auf das Spielfeld zu verhindern. 6. Wir sollten Transparente mit Sprüchen verwenden, die unsere eigenen und die Gästefans auffordern, keine Fackeln auf das Spielfeld zu werfen. 7. Flugblätter sollten verfasst werden, mit dem Hauptziel, den Kampf gegen Rassismus in den Stadien in Zusammenarbeit mit anderen, organisierten Fans zu fördern. 8. Es wäre vorteilhaft, wenn all diese Statements ebenfalls auf unserem Gelände plakatiert werden würden. 9. Regelmäßige Treffen mit dem Vorstand für Gespräche mit Bezug auf den Fortschritt der Mannschaft. 10. Ordner sollten zu Heim- und Auswärtsspielen eingeführt werden.
11. Fußballakademien sollen im Stadtteil in Absprache mit dem Vorstand organisiert werden. 12. Ein Preis soll denjenigen Spielern verliehen werden, die dem Verein langjährige Dienste erwiesen haben. B. Bestandteile der Erklärung(en) des Vereins von Verpflichtungen gegenüber den Fans 1. Der Verein wird eine Pressekonferenz für die Unterzeichnung der Fancharta veranstalten. 2. Der Verein wird einen direkten Kontakt zu den Fans in Form von regelmäßigen, informellen Fantreffen (mehrmals im Monat) und runden Tischen aufbauen. 3. Fanclub-Mitglieder werden die Möglichkeit haben, ohne Stimmrecht einige Vorstandstreffen zu besuchen. 4. Der Verein wird ein Fußballspiel organisieren. Die Mannschaften werden aus Vorstandsmitgliedern, aktuellen und ehemaligen Spielern des Vereins und Fans bestehen. 5. Der Verein wird ein Kartenspiel- und ein Backgammon-Turnier zwischen den Vorstandsmitgliedern, aktuellen und ehemaligen Spielern sowie Fans organisieren. 6. Der Verein wird den Fans Jobs in Zusammenhang mit dem Verein für alle Heimspiele anbieten, z.B. Ordner im Stadion. 7. Organisation von Gemeinwesenaktivitäten mit den Fans. 8. Der Verein wird ein Fanmatch vor einem Ligaspiel abhalten. Eine Mannschaft bestehend aus Vorstandsmitgliedern und Fans wird gegen eine Polizeimannschaft in zivil spielen. 9. Organisation eines Abends, an dem sich U16 Fans und Profispieler zu Weihnachten treffen (schon erledigt) 10. Der Verein wird den Gästefans einige kostenfreie Eintrittskarten für 31
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Heimspiele zur Verfügung stellen. Der Verein wird den Heimfans einige kostenfreie Eintrittskarten für Heimspiele zur Verfügung stellen. 11. Das Trainingsgelände des Vereins wird für Fanclubturniere und Freundschaftsspiele bereitgestellt, die durch die Fans und Fanclubs organisiert sind. 12. Gästefans werden zum Spiel von einem Vorstandsmitglied und Fans willkommen geheißen. 13. Vorstandsmitglieder werden die Fans vor den Ligaspielen begrüßen. 14. Es werden öffentlich Preise für Fairness und soziales Engagement von Fans und Fanclubs durch den Verein verliehen, zB. zur Halbzeitpause während des Spiels.
FC ST. PAULI, DEUTSCHLAND LEITLINIEN (2009) 2009 hat die JHV des FC St. Pauli mit überwältigender Mehrheit eine Reihe von Leitlinien verabschiedet und wurde somit der erste Lizenzverein in Deutschland, der dies tat. Mehr als 200 Leute nahmen am ersten St. Pauli Kongress teil, auf dem sie ein ganzes Wochenende damit verbrachten diverse Themen zu diskutieren, die den Vereinsmitgliedern, Angestellten, Fans und Freiwilligen wichtig sind. Ausgehend von den Schlüssen dieses Kongresses, fertigte eine Arbeitsgruppe eine Beschlussvorlage für die Leitlinien, welche dann mit sofortiger bindender Wirkung auf der JHV des Vereins verabschiedet wurde. Diese Leitlinien werden in der Zukunft ein wesentlicher Teil aller
erträge oder Vereinbarung sein und jedem im Verein als Bezugs V punkt dienen. Die Leitlinien des FC St. Pauli 1. Der FC St. Pauli in seiner Gesamtheit aus Mitgliedern, Angestellten, Fans und Ehrenamtlichen ist Teil der ihn umgebenden Gesellschaft und somit auch mittelbar und unmittelbar von gesellschaftlichen Veränderungen in politischen, kulturellen und sozialen Bereichen betroffen. 2. Der FC St. Pauli stellt sich dieser gesellschaftlichen Verantwortung und tritt über den sportlichen Bereich hinaus für die Interessen seiner Mitglieder, Angestellten, Fans und Ehrenamtlichen ein. 3. Der FC St. Pauli ist ein Stadtteilverein. Hieraus zieht er seine Identifikation und hat eine soziale sowie politische Verantwortung gegenüber dem Stadtteil und den hier lebenden Menschen 4. Der FC St. Pauli vermittelt ein Lebensgefühl und ist Sinnbild des authentischen Sports. Dies ermöglicht eine Identifikation mit dem Verein, unabhängig von etwaigem sportlichen Erfolg. Wesentliche Merkmale für diese Identifikationsmöglichkeit sind dabei besonders zu fördern und zu schützen. 5. Toleranz und Respekt im gegenseitigen Miteinander sind wichtige Eckpfeiler im FC St. Pauli. 6. Auch wenn der FC St. Pauli heute aus vielen Abteilungen besteht, wird er seit jeher in Außen- und Innenwirkung durch den Fußball geprägt. 7. Neben dem allgemein gültigen Recht bilden die Stadionordnung und die Auswärtsfahrtordnung des Fanladens die Basis, auf der sich Mitglieder, Angestellte, Fans und Ehrenamtliche des FC St. Pauli bewegen. 32
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8. Jeder Einzelne und jede Gruppe sollte sein/ihr gegenwärtiges und künftiges Handeln ständig selbstkritisch prüfen und sich seiner/ ihrer Verantwortung für andere bewusst sein. Die Vorbildfunktion gerade für Kinder und Jugendliche darf nicht in den Hintergrund geraten. 9. Es gibt keine „besseren“ oder „schlechteren“ Fans. Jeder kann sein Fansein nach eigenem Gutdünken ausleben, solange dies nicht gegen o. g. Bestimmungen verstößt. 10. Der FC St. Pauli wird weiterhin ein guter Gastgeber sein. Er gesteht seinen Gästen weitgehende Rechte zu, erwartet aber auch, dass dies entsprechend gewürdigt wird. 11. Die aktive, d. h. in erster Linie die auch am Spieltag vor Ort engagierte Fanszene bildet das Fundament für die Emotional isierung des Fußballsports, welche wiederum die Grundlage der Vermarktungsfähigkeit des FC St. Pauli darstellt. 12. Sponsoren und Wirtschaftspartner des FC St. Pauli und deren Produkte sollen im Einklang mit der gesellschaftlichen und vereinspolitischen Verantwortung des Clubs stehen. Näheres regeln die Vermarktungsrichtlinien. 13. Der FC St. Pauli setzt sich bei den jeweiligen Verbänden für eine frühzeitige Spieltagsterminierung und fanfreundliche Anstoß zeiten ein. 14. Das Wesentliche beim Sport ist das Spiel der Mannschaften, deshalb soll dieses auch im Vordergrund stehen. Die Atmosphäre wird geprägt durch die Interaktion zwischen Fans und Spielern. Das Rahmenprogramm zeichnet sich durch Sachlichkeit sowie vereins- und stadtteilbezogene Informationen aus. 15. Der Verkauf von Waren und Dienstleistungen beim FC St. Pauli wird neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten geprägt durch die Grundsätze der Sozialverträglichkeit, Angebotsvielfalt, Nachhaltigkeit
und Ökologie. In Frage kommende Z ahlungsmittel müssen fankompatibel sein. In Fällen von Güterknappheit genießen Dauerkarteninhaber und Mitglieder Vorkaufsrechte
SCOTLAND FANS CHARTER (2013) VISION FÜR DEN SCHOTTISCHEN FUSSBALL Der Besuch eines Fußballspiels sollte eine sichere und erfreuliche Erfahrung sein, die jedermann offen stehen soll. Diese Vision wird durch Fans, Vereine und Behörden erreicht, die in Partnerschaft zusammenarbeiten.
ÜBER DIESE CHARTA Die Charta ►► handelt vom Verhältnis zwischen den Fans, Vereinen und Sicher heitsbehörden (Interessengruppen) in Bezug auf den Besuch von Fußballspielen. ►► erkennt an, dass die Teilnahme von Fans an Fußballspielen ein unverzichtbarer Bestandteil ist, um das Spiel als Ereignis angenehm zu gestalten und dass dies gefördert werden sollte. ►► erkennt an, dass es einen Bedarf gibt, die Erwartungen und Beziehungen zwischen allen Interessengruppen neu anzusetzen. ►► beabsichtigt alle, die Spaß am Fußball haben, in einer Vereinbarung zu vereinen, um gemeinsam daran zu arbeiten, das Spiel und 33
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esonders die Atmosphäre und das Erlebnis der Spiele an sich, b zu verbessern. erkennt an, dass es bereits Gesetze gibt, welche das Verhalten von allen an einem Fußballspiel Beteiligten definieren und dass diese Charta innerhalb dieser existiert. ändert nicht das Verhältnis zwischen Fans und dem Verein, den sie unterstützen, so wie es durch bestehende, vereinsbezogene Fanchartas zum Ausdruck gebracht wird. erkennt an, dass Fans keine einheitliche Gruppierung, sondern eine Mischung aus verschiedenen Strömungen sind, die alle zusammen kommen, um sich an einem Sportwettbewerb zu erfreuen, und dass es wahrscheinlich ist, dass diese Gruppen ebenfalls verschiedene Erwartungen an ihr gegenseitiges Verhalten haben und dass dies Probleme verursacht, die von allen Beteiligten bedacht werden müssen. wurde verfasst als Ergebnis einer Diskussion mit und Beiträgen und Feedback von Fans, Vereinen und Sicherheitsbehörden.
Begriffsbestimmungen Interessengruppen – Die Kurzform für diejenigen, die an der Charta beteiligt sind – hauptsächlich Fans, Vereine, Sicherheitsbehörden, Fußballbehörden und die Polizei. Sicherheitsbehörden – Jene Personen und Organisationen, die während Fußballspielen Verantwortung für die Sicherheit und die Steuerung von Menschenmengen (Crowd-Management) tragen – hauptsächlich Sicherheitsbeauftragte, Einsatzleiter und die Polizei insgesamt aber auch einschließlich jeglicher anderen hier nicht näher benannten Personenkreise, die in der Zukunft eine Rolle in der Sicherheit inne haben könnten.
PRINZIPIEN 1. Fußballspiele sollen offen und gastfreundlich für alle sein – sodass kein Teil der Gesellschaft sich ausgeschlossen fühlt und jede gesellschaftliche Gruppe gleichwertig ist. 2. Fanbeteiligung ist ein Kernbestandteil des Spiels und sollte gefördert werden. 3. Vereine, Fangruppen und Sicherheitsbehörden sollten aktiv danach streben, Probleme, die in und um Stadien herum auftreten, miteinander zu diskutieren. 4. Beziehungen zwischen Fans, Vereinen und Sicherheitsbehörden sollten aufgebaut und es sollten Veränderungen ausgehandelt werden, um das Spieltagserlebnis für alle Beteiligten zu verbessern. 5. Das Spiel sollte in einem sicheren Umfeld stattfinden, in dem die bereitgestellten Einrichtungen für die Vielfalt der gesellschaftlichen Gruppen, die den Verein voraussichtlich unterstützen oder besuchen werden, angemessen gestaltet sind. 6. Positive Unterstützung und das Zelebrieren von Fankultur sollte dort unterstützt werden, wo Fankultur als Recht der Fans verstanden wird, den Verein akustisch und visuell zu unterstützen und Ansichten zum Vereinsgeschehen zum Ausdruck gebracht werden können. 7. Rivalität und Konkurrenz sind Teil der Fankultur, wenn aber diese Rivalität in Hass ausartet, dann geht es zu weit. 8. Das Verhalten aller im und um das Stadion herum sollte für niemanden physische Schäden zur Folge haben oder einen Eindruck erwecken, dass bestimmte gesellschaftliche Gruppen nicht beim Spiel erwünscht sind.
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BEST PRACTICE
Diese Prinzipien beziehen sich auf alle Beteiligten des Spielge schehens, ganz gleich ob sie das Spiel organisieren, oder das Stadion oder Spiel besuchen.
RECHTE UND PFLICHTEN Teilhabe Fanbeteiligung ist ein Kernelement des Fußballs und sollte gefördert werden. Vereine, Fangruppen und Sicherheitsbehörden sollten aktiv danach streben, Probleme im und um das Stadion herum miteinander zu besprechen. 1. Zuschauerlärm, besonders Gesänge und Schlachtrufe, sind ein wichtiger Teil der Atmosphäre eines Fußballspiels. 2. Das Mitbringen von Fahnen und Transparenten sollten gefördert und Schritte unternommen werden, um es den Fans möglichst einfach zu machen, diese beim Spiel dabei haben zu können 3. Humor, Sticheleien und milde Beleidigungen sind Teil der Rivalität im schottischen Fußball, allerdings ist es unangemessen diese zu nutzen, um Personen einzeln oder kollektiv in einem Maße zu beschimpfen, wo der Eindruck entstehen kann, dass sie bei der Partie nicht erwünscht sind. 4. Auf Vereins- oder regionaler Ebene sollten Angebote bestehen, mithilfe derer jeder am Spiel Beteiligte Probleme und Ereignisse mitteilen kann, die auf An- und Abreisewegen sowie während des Spiels passieren. Sicherheit Das Spiel sollte in einem sicheren Umfeld stattfinden, in dem die bereitgestellten Einrichtungen für die Vielfalt der Gemeinschaft, die
diesen Verein voraussichtlich unterstützen oder ein Spiel besuchen, angemessen sind. 1. Die Grundhaltung jeglichen Sicherheitspersonals sollte darin b estehen, die Leute zu einem sportlichen Wettbewerb zu begrüßen und respektieren, dass die überwiegende Mehrheit der Stadionbesucher legal und verantwortungsbewusst einen Spieltag genießen möchte. 2. Es sollte eine Übereinkunft darüber geben, dass es innerhalb des Stadions unterschiedliche gesellschaftliche Strömungen und Gruppierungen gibt, sowohl zwischen Heim- und Gästefans, als auch unter den Fangruppierungen selbst, die folglich auch unterschiedliche Betreuung brauchen. 3. Einrichtungen innerhalb des Stadions sollten so gestaltet sein, dass es allen gesellschaftlichen Gruppierungen, ohne Berück sichtigung ihrer Fähigkeiten, ermöglicht werden kann, ein Spiel ohne Einschränkungen zu sehen. Unterstützung Das Verhalten der Fans sollte für niemand anderen physischen Schäden nach sich ziehen oder den Eindruck erwecken, dass bestimmte Teile der Gesellschaft beim Spiel unerwünscht sind. 1. Die aktive Unterstützung der Mannschaft sollte gefördert werden. Das Team anzufeuern und sich zu amüsieren, sind wichtiger Bestandteil der Freude am Spiel. 2. Abneigung und Missfallen gegenüber dem gegnerischen Team oder anderen Rivalen, die über Humor, Gesänge oder Sticheleien geäußert werden, sind Teil der Fußballkultur und gehen aber nicht so weit, dass man andere wegen des Vereins, 35
BEST PRACTICE
den sie unterstützen, hasst. 3. Gesänge oder Schlachtrufe sollten jegliche gesellschaftlichen Gruppen nicht zu der Annahme führen oder den Eindruck erwecken, dass sie wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Überzeugungen, Sexualität oder Religion davon ausgeschlossen sind, das Team anzufeuern.
ROLLEN Jeder einzelne trägt eine Teil-Verantwortung dafür, Fußball besser zu machen und zu gewährleisten, dass er auch in den kommenden Jahren wächst und gedeiht. Um dies zu erreichen, müssen wir alle unseren Teil dazu beitragen, ein solides Fundament zu gestalten, auf dem die nächste Generation aufbauen kann. Die mit dieser Aufgabe verbundenen Rollen sind miteinander verknüpft und machen deutlich, dass alle zusammenarbeiten müssen, um den Fußball besser zu machen. A. Fans Helft das Stadion zu einem integrativen Ort zu machen, an dem alle Mitglieder der Gesellschaft das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie vorbeikommen und den Verein unterstützen können, und erklärt Euch bereit, mit den Sicherheitsbehörden zusammen zu arbeiten, um zu gewährleisten, dass diese auf respektvolle Art und Weise ein sicheres und angenehmes Spielerlebnis gestalten können. B. Sicherheitsbeauftragte Seid euch der Auswirkungen von Handlungen und Entscheidungen auf das Spielerlebnis der Fans bewusst und versteht, dass es verschiedene
Gruppierungen mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen innerhalb der Zuschauermenge gibt, und baut positivere Beziehungen zu Fans und Fangruppen auf. C. Polizei- und Einsatzleiter Seid feinfühlig in der Art und Weise, wie Informationen gesammelt werden, besonders im Bezug auf das Filmen und Fotografieren, geht mit Fans in einer beständigen und sensiblen Art und Weise um und macht das Vorgehen gegenüber denjenigen Fans, die das Gesetz brechen, öffentlich bekannt und nutzt Möglichkeiten, mit Fangruppen zusammenzuarbeiten, um das Crowd-Management zu verbessern. D. Ordner Sorgt dafür, dass die Fans sich im Stadion willkommen fühlen, arbeitet daran, die Beständigkeit Eurer Handlungen in ganz Schottland zu verbessern, helft eine Beziehung zu Fans und Fangruppen aufzubauen, um Erwartungshaltungen über Verhalten zu vereinbaren, und zieht in Erwägung, „Heimordner“ gemeinsam mit den Fans auch zu Auswärtsspielen zu entsenden, um das beiderseitige Verhältnis zu verbessern. E. Vereine Sorgt dafür, dass Fans von allen Vereinen über die jeweils vorhandene Ausstattung, Richtlinien und Verhaltensmaßregeln und -erwartungen in ihren jeweiligen Stadien informiert sind, stellt sicher, dass die Ausstattung modernen Standards entspricht und baut engere Beziehungen zu Fans und Fangruppen auf, um die Atmosphäre während der Spiele zu verbessern.
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ANHANG
Projektmanagement und Kommunikationstools für Gruppenarbeit Dies ist keinesfalls eine umfassende Liste, sondern eher ein Selbstbedienungsmenü mit einer Sammlung von Online-Tools, die sich für diverse Mitglieder des Handbuch-Beirats als nützlich erwiesen haben. Sie können dabei helfen, Kommunikation und Umsetzungsprozesse von Projekten zu erleichtern, an denen ein Team von Leuten beteiligt ist, so z. B. eine Fancharta-Arbeitsgruppe, besonders wenn sie von EhrenamtlerInnen organisiert wird oder auch wenn nur sehr begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. TERMINFINDUNG DOODLE (www.doodle.com) ist ein einfaches und kostenloses OnlineTool, um ein Datum zu finden und Treffen mit vielen beteiligten Personen zu planen. EINFACHE KOMMUNIKATIONSTOOLS Email Um Beständigkeit in der internen Arbeitsgruppe im Hinblick auf EmailKommunikation sicherzustellen und Brüche in der Kommunikation zu verhindern, haben sich Gruppen-email-Tools, wie die Folgenden als nützlich erwiesen: GOOGLE GROUPS (groups.google.com) YAHOO GROUPS (groups.yahoo.com) Konferenzgespräche/Chats Die folgenden Tools bieten die Möglichkeit, sowohl Online-Chats
und/oder kostenfreie, Internet-basierte Video- als auch nur Audio-Telefonkonferenzen zu organisieren: SKYPE (www.skype.com) GOOGLE+ hangouts PROJEKTMANAGEMENT UND INFORMATIONSAUSTAUSCH Es gibt eine Vielzahl internetbasierter Projektmanagement-Tools, welche die Verwaltung von To-do-Listen und Arbeitsprozessen während der Ausgestaltung der Charta vereinfachen können, b eispielsweise: COLLABTIVE (www.collabtive.com) TRELLO (www.trello.com) BASECAMP (www.basecamp.com ) Andere simple und kostenfreie Tools für die gemeinsame Nutzung und Bearbeitung von elektronischen Daten und Dokumenten sind: GOOGLE DOCS (docs.google.com) DROPBOX (www.dropbox.com) SOCIAL NETWORK TOOLS Social Network Tools bieten vielerlei Optionen auch für Gruppenarbeit: z.B. die Möglichkeit zur Erstellung geschlossener Gruppen für interne Diskussion; Erstellung öffentlicher Seiten in speziellem Bezug zum Projekt um Informationen und wichtige Links zu teilen, den Arbeitsvorgang zu illustrieren oder zu dokumentieren und mit ihm zusammenhängende Veranstaltungen bekannt zu geben, um den Prozess für die breite Öffentlichkeit über die Besucher von Vereinsoder Fanseiten hinaus transparent zu gestalten. FACEBOOK (www.facebook.com) GOOGLE + (plus.google.com) V KONTAKTE (vk.com) 37
ANHANG
GRUNDLEGENDE METHODEN DER PROBLEMLÖSUNG Wenn Probleme auftreten, hat es sich besonders in der Gruppenarbeit als wertvoll erwiesen einen schrittweisen Arbeitsprozess festzulegen, um Probleme effektiv und in einer strukturierten Weise zu lösen. Ein Schritt-für-Schritt Prozess hilft dabei Gruppenmitglieder bis zum Schluss an ein Thema zu binden und chaotische Diskussionen, hastige Reaktionen oder scheinbar einfache Auswege bei der Benennung unbequemer Fragestellungen zu vermeiden. Das folgende Diagramm kann einen Leitfaden für solch einen Prozesse darstellen:
1. BENENNE DAS PROBLEM 2a. GEGENWÄRTIGE SITUATION
2b. GEWÜNSCHTE SITUATION
3. BESCHREIBE DIE ABWEICHUNG
4. BESCHREIBE MÖGLICHE GRÜNDE
Veranschauliche und bestimme den Sach verhalt so genau wie möglich. Rechtfertigt es Handeln? Ist die Angelegenheit dringend, wichtig, oder beides? Trage alle Faktoren zusammen die zu dem Problem führen und versuche, die Ursachen zu verstehen.
5. BENENNE DIE HAUPTPROBLEME
Liste Vor- und Nachteile jeder Option auf und frage Drittparteien um Rat falls notwendig.
6. ARBEITE ZIELE FÜR EINE LÖSUNG AUS
Vermeide unscharfe Formulierungen und schlechte Kompromisse
7. ENTWICKLE MÖGLICHE OPTIONEN UND LÖSUNGEN. SETZE PRIORITÄTEN.
8. SETZE DIE LÖSUNGEN UM
Erkläre deine Entscheidung allen Beteiligten und Bertofenen und sorge für eine ordentliche Umsetzung. 38
ANHANG
EINFACHE METHODEN DER PROBLEMLÖSUNG Sind erst einmal mögliche Optionen oder Lösungen erkannt worden, kann es hilfreich sein sie in systematischer Art und Weise auszuwerten, um Prioritäten zu setzen und die bestmögliche(n) Option(en) für die Lösung zu finden. Die Vorbereitung von Pro und Contra Listen kann ein einfaches Mittel bereitstellen, dies zu erreichen. Die sogenannte SWOT-Analyse ist ein nützliches Instrument, um verschiedene Aspekte einer komplexeren Lösung zu evaluieren. (siehe auch S. 40)
ERSTELLEN EINER PRO UND CONTRA-LISTE Pro bedeutet 'für', und contra bedeutet 'gegen'. In anderen Worten, Vor- und Nachteile. Dies trifft auch auf Problemlösungen aller Art zu, in denen Themen und Konsequenzen verstanden werden müssen, um eine angemessene Entscheidung treffen zu können. Die folgenden Punkte können als Schritt-für-Schritt Ratgeber für die Zusammenstellung einer Pro- und Contra-Liste dienen. 1. Nimm ein Blatt Papier für jede erarbeitete oder potenzielle Lösungsoption und schreibe die betreffende Lösung deutlich darauf und darunter die Überschriften „Pros“ und „Contras“ (oder „Vorteile“ und „Nachteile“ oder einfach „dafür“ und „dagegen“). 2. Schreibe in der entsprechenden Spalte so viele positive Effekte und negative Konsequenzen für die jeweilige Lösungsmöglichkeit nieder, wie dir in den Sinn kommen. 3. Es könnte hilfreich sein, jedem Faktor ein Gewicht zu verleihen,
indem man eine Punktzahl zwischen eins und fünf vergibt (z.B. 5 wäre von extremer Wichtigkeit, und 1 von geringer Wichtigkeit). 4. Wenn du alle Punkte aufgelistet hast, die dir für die entsprechende Option in den Sinn kommen, kannst du zwischen den beiden Spalten die Anzahl oder Gesamtpunktzahl der Begriffe/Auswirkungen/ Faktoren vergleichen. 5. Wenn du eine Vielzahl an Optionen und ein Pro-und-ContraBlatt für jede Option erstellt hast, kannst du die Attraktivität vergleichen, z.B. über die Punktedifferenz zwischen Pros und Contras jeder Option. Die Option mit der größten, positiven Differenz zwischen Pros und Contras ist aller Voraussicht nach die attraktivste Lösung. 6. N.B. Wenn dir die Antwort nicht gefällt, welche die Ent scheidungspapier(e) widerspiegeln, bedeutet das normalerweise, dass du nicht alle Contras, besonders die emotionalen Nachteile einbezogen hast, oder Du die Faktoren nicht konsequent bepunktet hast. Also gehe besser noch einmal auf die entsprech enden B lätter zurück.
Kostenfreie Schablonen für Pro-und-Contra-Listen gibt es im Internet als Downloads z.B. in den projektbezogenen Dokumenten für dieses Fancharta-Handbuch im Download bereich der FSE Internetseite unter www.fanseurope.org. 39
ANHANG
SWOT ANALYSE Die SWOT-Analyse ist eine strukturierte Planungsmethode, die dazu benutzt wird, Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken eines Projekts oder einer Lösungsmöglichkeit auszuwerten.
Kostenfreie SWOT-Analyse Tabellen- oder Rasterschablonen sind im Internet zum Download verfügbar, z.B. in den projekt bezogenen Dokumenten für dieses Fancharta-Handbuch im Downloadbereich der FSE Internetseite www.fanseurope.org.
Die Analyse wird durchgeführt, indem man die Eigenschaften des Projekts/der Lösung in einer Tabelle oder einem Raster auf Grundlage der folgenden Definitionen zusammenstellt: ►► Strengths (Stärken): definieren Eigenschaften des Projekts, die ihm einen Vorteil gegenüber anderen geben ►► Weaknesses (Schwächen): definieren Eigenschaften des Projekts, die sich nachteilig gegenüber anderen Projekten auswirken ►► Opportunities (Chancen): Bestandteile, die – bei umfassender Ausnutzung des Projekts oder der Lösung – weiterreichende Vorteile schaffen kann ►► Threats (Risiken): Bestandteile im Umfeld des Projekts oder der Lösung, die dieses gefährden können Ziel jeder SWOT-Analyse ist es, die internen (Stärken und Schwächen) sowie externen (Chancen und Bedrohungen) Faktoren zu bestimmen, die für das Erreichen der Ziele wichtig zu beachten sind und auszuwerten, ob die Lösung es auf Basis des Ergebnisses wert ist, weiter verfolgt zu werden.
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ANHANG
BEISPIELE FÜR REFERENZPUNKTE ZU FANCHARTAS IN SPORTPOLITISCHEN STRATEGIEPAPIEREN UND DOKUMENTEN WEISSBUCH SPORT (2007) 2.6 Besserer Schutz und bessere Bekämpfung von Rassismus und Gewalt Gewalt bei Sportveranstaltungen, insbesondere in Fußballstadien, ist auch weiterhin ein großes Problem und kann verschiedene Formen annehmen. Die Gewalt verlagert sich zunehmend von den Stadien nach außerhalb, auch in städtische Gebiete. Die Kommission setzt sich für die Vermeidung solcher Vorfälle ein, indem sie den Dialog zwischen den Mitgliedstaaten, internationalen Organisationen (z.B. Europarat), Sportorganisationen, Strafverfolgungsbehörden und sonstigen Akteuren (z.B. Fanclubs und lokalen Behörden) fördert und unterstützt. […] Die Kommission wird: […] (21) einen multidisziplinären Ansatz bei der Verhütung antisozialen Verhaltens fördern, unter besonderer Berücksichtigung sozial pädagogischer Maßnahmen wie Fanarbeit (langfristige Arbeit mit Fans, um eine positive, gewaltfreie Haltung zu entwickeln);[…]
EU Konferenz "In Richtung einer Europäischen Strategie zur Gewalt im Sport" (Nov. 2007) „Vereine und andere Organisationen des Sport sollten ermutigt werden, die Fancharter umzusetzen [welche] eine Plattform für wechselseitigen Dialog zwischen Vereinen und Fans schafft. Die Berücksichtigung von Fans als respektablen Partnern kann zu dem wünschenswerten Prozess der Fan-Selbstorganisation und Selbstregulierung beitragen.“
EPFL KONVENTION GEGEN GEWALT IM PROFIFUSSBALL (2007) C. SPEZIFISCHE MASSNAHMEN ZUR KONTROLLE, PRÄVENTION UND ELIMINIERUNG VON GEWALT IM PROFIFUSSBALL [… ] (5) PRÄVENTIVE UND REPRESSIVE MASSNAHMEN […] Mitglieder und assoziierte Mitglieder sollten sich auf eine "Fancharta" einigen, die Standards akzeptablen Verhaltens innerhalb der Fußballstadien festlegt, und an alle Vereine zur Umsetzung auf Basis vereinbarter Überprüfungs und Erfüllungssysteme weitergegeben werden sollte […] Es ist wichtig, dass Systeme zur Überprüfung der Einhaltung der „Fancharta“ bei den Fans geschaffen werden […] Mitglieder und Vereine müssen in die Erziehung ihrer Fans investieren, um sportliche Ideale und FairPlay vor allem unter jungen Fans und damit gegenseitigen Respekt zu fördern. 41
ANHANG
(8) FANGRUPPEN UND DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN VEREINEN UND FANS Die Mitglieder stimmen überein, dass die Rolle der Fans bei der Prävention von Zuschauergewalt von Land zu Land unterschiedlich sein dürfte, aber stimmen gleichfalls überein, dass es notwendig ist, zukünftig einen integrativeren Ansatz zu verfolgen. Deshalb sollten Vereine angehalten werden, positive und konstruktive Verbindungen mit ihren Fangruppen aufzubauen, um eine sozialverträgliche und freundliche Atmosphäre zu fördern und Vorfälle im Zusammenhang mit Gewalt zu vermeiden. […]
STÄNDIGER AUSSCHUSS (T-RV) EUROPÄISCHE KONVENTION ZU ZUSCHAUERGEWALT UND FEHLVERHALTEN BEI SPORTVERANSTALTUNGEN UND INSBESONDERE BEI F USSBALLSPIELEN
EMPFEHLUNG REC (2010) 1 DES STÄNDIGEN AUSSCHUSSES ZU FANCHARTAS (MAI 2010) AUSZUG Der Ständige Ausschuss der Europäischen Konvention zur Zuschauergewalt und Fehlverhalten bei Sportveranstaltungen und inbesondere bei Fußballspielen (T-RV); Unter Berücksichtigung der Notwendigkeit, die Sicherheit von Zuschauern im Bezug auf Sportveranstaltungen und besonders von Fußballspielen sicherzustellen; Unter Betonung der Notwendigkeit, gastfreundliche Aufenthalts bedingungen zu verbessern und den festlichen Charakter von Sportveranstaltungen für die größtmögliche Anzahl an Fans sicher zu stellen, damit alle gesellschaftlichen Gruppen ohne Angst um ihre Sicherheit teilhaben können; Unter Anerkennung der Tatsache, dass positive Vereinbarungen zwischen Fans und Vereinen enorm dabei helfen können, eine festliche Atmosphäre herzustellen und gewalttätige Vorfälle zu vermeiden; Ebenfalls unter Anerkennung der Tatsache, dass die Interessen 42
ANHANG
erjenigen Fans mit guten Absichten in der Gesamtstrategie der d Vereine berücksichtigt werden müssen; Unter Betonung der Tatsache dass ein interdisziplinärer Ansatz nicht nur lokale and nationale Behörden, Polizeieinheiten und Vereine betrifft, sondern dass auch Fans wesentliche Partner einer Sportveranstaltung sind und viele von ihnen Verantwortung übernehmen wollen und dass präventive Vereinbarungen dabei helfen, eine festliche Atmosphäre zu gewährleisten; Unter Berücksichtigung der erfolgreichen Fanchartas, die in einigen Ländern existieren; Unter Betonung der Tatsache, dass die Form der Fancharta von der lokalen Situation und von der jeweiligen Vereins- und Fankultur abhängig ist; Ebenfalls unter Betonung der Tatsache, dass eine Fancharta Teil einer allgemeinen Präventionsstrategie sein sollte; Unter Berücksichtigung der Prinzipien, welche im Handbuch zur Gewaltprävention im Sport im Anhang zur Empfehlung Rec (2003) 1 des Ständigen Ausschusses zur Rolle sozialer und erzieherischer Maßnahmen in der Gewaltprävention im Sport; Empfiehlt Regierungen der Unterzeichner der Europäischen Konvention zur Zuschauergewalt und Fehlverhalten insbesondere bei Fußballspielen, dass sie:
1 – Sportverbände, Vereine, Fanclubs und -verbände und/oder andere relevante Organisationen im Fußball und anderen Sportarten ermutigen, eine gemeinsame Fancharta auszuarbeiten, basierend auf folgenden Prinzipen: a. Eine Fancharta ist eine Vereinbarung zwischen dem Sportverein und den Fans darüber, was beide Parteien von der jeweils anderen erwarten können; b. Eine Fancharta legt nicht nur den Fans Verpflichtungen auf, sie legt gleichermaßen Verpflichtungen der Vereine gegenüber Fans fest mit der Absicht, einen Interessensausgleich zwischen allen involvierten Parteien zu erzielen; c. Eine Fancharta verfolgt ein zweifaches Ziel: – die Kommunikation zwischen den verschiedenen Bereichen im Verein und den Fans zu verbessern; – eine Vereinbarung zwischen dem Sportverein und den Fans zu treffen; d. Die Vereinsverantwortlichen, die in die Erstellung einer Fancharta eingebunden sind, müssen genügend Einfluss und Entscheidungsgewalt innerhalb ihres Vereins besitzen; e. die Fandelegation sollte einen Querschnitt aller Fans darstellen und von diesen akzeptiert sein; f. Es ist wichtig eine Situation zu vermeiden, innerhalb derer die Anhänger, Fanclubs oder -verbände, die am Charta-Prozess beteiligt sind bestimmte Verpflichtungen eingehen müssen während andere Einzelpersonen oder auch der Verein diesen Verpflichtungen nicht nachkommen; g. Dritte, wie die Polizei oder lokale Behörden können einen wertvollen Beitrag zu Sicherheitsfragen leisten; 43
ANHANG
h. Vereinbarungen stellen einen Mehrwert dar und ihre Zielsetzungen sollten das SMART-Prinzip beachten; i. Die Fancharta muss jede (Fußball-)Saison neu evaluiert und überarbeitet werden. 2 – empfiehlt Sportvereinen, dass sie klare Abläufe zur Diskussion und Vereinbarung einer Fancharta erarbeiten. Diese Abläufe könnten den Aufbau einer Arbeitsgruppe bestehend aus VertreterInnen aller Parteien beinhalten welche dann:
c. Vorkehrungen für Fanaktivitäten zur Schaffung einer positiven Atmosphäre im Stadion; d. Vorkehrungen zum Konsum von Getränken und Snacks im und um das Stadion; e. Vorkehrungen und Einrichtungen für Fans mit Behinderungen […]
►► einen Themenkatalog aufstellen; ►► eine ausführliche Diskussion führen; ►► die Resultate intern (bei Verein und Fans) und extern (Medien) kommunizieren. 3 – ermutigt Sportverbände, Vereine und Fans und/oder andere relevante Organisationen im Fußball und anderen Sportarten, folgende Minimalinhalte in eine Fancharta aufzunehmen: a. Grundsätzlich sollte eine Fancharta Fragen der Mitglied schaft, Dialog und Information, Barrierefreiheit, Zugang und die Nutzung der Stadien, Kommunikation zu Sicherheitsstrategien für Zuschauer,Anstosszeiten (wo dies der Kontrolle des Vereins unterliegt), Merchandise, Gemeinwesenaktivitäten, der Vereinsstrategie, Belohnung der Vereinstreue und transparent und ausgewogene Maßnahmen zur Bekämpfung von Rassismus und Gewalt beinhalten; b. Regelungen für eine transparente, einheitliche, faire und sozialverträgliche Kartenpolitik;
DAS KOMPLETTE DOKUMENT STEHT ZUM DOWNLOAD AUF DER WEBSEITE DES T-RV AUF WWW.COE.INT UND IN DEN PROJEKT BEZOGENEN DOKUMENTEN FÜR DIESES FANCHARTA-HANDBUCH IM DOWNLOADBEREICH DER FSE WEBSEITE WWW.FANSEUROPE.ORG ZUR VERFÜGUNG. 44
ANHANG
LITERATURVERZEICHNIS
Adang, Otto & Schreiber, Martina: Schwarze Blöcke und blau/grüne Maßnahmen – Über Gewalt bei Großereignissen und die Rolle der Polizei | Die Polizei. | 2008 | pp. 346–350.
Feltes, Thomas: Fußballgewalt als misslungene Kommunikation. Lösungsansätze abseits von Repression | Neue Praxis. 2010 – pp. 405–421.
Council of Europe - Sport Department: Handbook on Prevention by the Standing Committee of the Convention | Prevention of Violence in Sport. – [s.l.]: Sport Department of the Council of Europe | 2005
IFA / HelenMatthewsConsulting: Economic Evaluation of the IFA’s Football For All Project. – [s.l.]: Irish Football Association | 2012
Council of the European Union: Conclusions of the high-level Conference “Towards an EU strategy against Violence in Sport”, Brussels 28–29 Nov 2007 [Book]. – [s.l.]: Council of the European Union | 2008. ECA: ECA organises Fan Relations Workshop in Barcelona [Online] | European Club Association. November 14, 2011. – December 1, 2012. http://www.ecaeurope.com/news/eca-organises-fan-relationsworkshop-in-barcelona/. EPFL: EPFL Convention Against Violence in Professional Football [Book]. – Madrid : European Professional Football Leagues, 2007. European Commission White Paper on Sport [Book]. – [s.l.]: European Commission | 2007
Spaaij, Ramón: Football Hooliganism as a transnational phenomenon: Past and present analysis: A critique – More specificity and less generality [Journal] | The International Journal of the History of Sport, Vol. 24, Issue 4 | 2007 | pp. 411–431. Stott, Clifford: Crowd Dynamics and Public Order Policing [Journal] | Crime Prevention Studies; 26; Preventing Crowd Violence. | 2011 | pp. 25–46. Supporters Direct: What’s the Feasibility of a Supporters Direct Europe? [Book]. – London: Supporters Direct | 2009 UEFA: UEFA Supporter Liaison Officer Handbook – English Version [Book]. – Nyon: UEFA | 2011
Europäische Kommission: Weissbuch Sport [Book]. – [s.l.]: Europäische Kommission | 2007 45
AUFSTELLUNG
DER BEIRAT FÜR DAS EUROPÄISCHE HANDBUCH ZU FANCHARTAS organisiert im Rahmen der “ProSupporters”-Projektaktivitäten von Football Supporters Europe (FSE).
Stuart Dykes
Martin Endemann
Supporters Direct
BAFF/FSE
England
Deutschland
Jo Vanhecke
Thomas Carnogursky Fanprojekt FC Slovan Liberec
Anthony Higgins
Per Arne Flatberg
FIFPro
Norsk Supporterallianse
Europarat – Ständiger Ausschuss zur Konvention zur Zuschauergewalt
Schottland
Norwegen
Belgien
Tschechische Republik
Michael Boyd
James Proctor
Irish Football Association
William Gaillard
Ezéchiel Abatan
Scottish FA – Consultant
Nordirland
UEFA
EPFL
Schottland
Schweiz
Schweiz
Daniela Wurbs FSE Deutschland
Markus Pinter
Antonia Hagemann
Pedro Velazquez
Bara Jindrova
FairPlay – vidc
Supporters Direct
ECA
England
Europäische Kommission – GD Bildung und Kultur
Fanbotschaft Tschechische Republik
Österreich
Tschechische Republik
Schweiz
Belgien
Die Positionen der Spieler sind zufällig gewählt und sollen den Teamprozess veranschaulichen. Die Aufstellung sagt nichts über das Maß an Engagement im Prozess durch die einzelnen Teilnehmer aus.
David Frommer
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ANHANG
DAS PRO SUPPORTERS PROJEKT Die Hauptziele des Projektes sind:
Das FSE Handbuch zu Fanchartas wurde als Teil der FSE Aktivitäten im Pro Supporters Projekt entwickelt, welches durch das Generaldirektorat Education and Culture der Europäischen Kommission nach der Preparatory Action in the Field of Sport (EAC/18/2011) mitfinanziert wird. „FSE ist ein Hauptpartner in diesem Projekt, welches von den FSE Partnern FairPlay-vidc aus Österreich koordiniert und in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt in Liberec, der internationalen Spielergewerkschaft FIFPro, der Football Association of Ireland and der Irish Football Association organisiert, und in Zusammenarbeit mit der Universität Loughborough sowie der Universität Durham ausgewertet wird.“
►► Mitwirkungsmöglichkeiten von Fans sowie Selbstorganisation und Selbstregulierungsmaßnahmen von Fans für Fans zu fördern und Fandialog als wesentliches Mittel zur Prävention bei Fußballdachverbänden zu bewerben ►► Ein sozialpräventives Fanarbeitsnetzwerk in ganz Europa zu entwickeln, um dabei zu helfen, gewaltfreie, integrative und nicht-diskriminierende Fußballkulturen zu etablieren ►► Ein internationales, wissensbasiertes partnerschaftliches Netzwerk aufzubauen und einen Austausch zu bewährten Methoden des Dialogs zwischen Fußballfans (inklusive Ultragruppen und anderen organisierten Fans), Fußballdachverbänden (Profivereine, nationale Ligen, landesweite Fußballverbände, UEFA), Spielern und ethnischen Minderheiten/Migranten zu ermöglichen ►► Innovative und kreative Methoden zu entwickeln, um das Bewusst sein für Probleme im Fußball in Verbindung mit Rassismus und Intoleranz zu steigern, Weitere Informationen zum Projekt gibt es auf www.prosupporters.net
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ANHANG
FOOTBALL SUPPORTERS EUROPE FSE ist eine unabhängiges, demokratisches und repräsentatives Netzwerk von Fußballfans, lokal aktiven Fangruppen, und nationalen und transnationalen Fanorganisationen mit Mitgliedern in momentan mehr als 42 Ländern in ganz Europa. Die Mitglieder von FSE sind vereint in ihrer Unterstützung für folgende Kernprinzipien: ►► Wir tolerieren keinerlei Diskriminierung von Individuen, sei es aus Gründen von Herkunft, Fähigkeiten, Religion und Glaube, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Alter ►► Wir lehnen sowohl verbale als auch physische Gewalt ab ►► Wir treten ein für die Stärkung der Fussballfanbasis ►► Wir wollen eine positive Fan- und Fussballkultur fördern, ein schliesslich von Grundsätzen wie FairPlay und Good Governance FSE organisiert Vernetzung und Kampagnenarbeit und Unterstützungs angebote von Fans für Fans, ist der Hauptgesprächspartner der UEFA in Sachen Fanthemen und arbeitet mit einer Reihe anderer Institutionen und Fußballdachverbänden wie dem Europarat oder der EU zusammen. Weitere Informationen zu FSE gibt es unter www.fanseurope.org 48
IMPRESSUM
IMPRESSUM ©2013 – Herausgeber: Football Supporters Europe e.V. (FSE), P.O. Box 30 62 18, 20328 Hamburg, Germany Redakteurin: Daniela Wurbs Fotos, sofern nicht anders vermerkt: FSE Redaktion: Daniela Wurbs, Martin Endemann Unterstützungserklärungen: Michel Platini, Androulla Vassiliou, Jo Vanhecke, Tony Higgins, Per Arne Flatberg, Stuart Dykes Übersetzung: Edgar Lopez Lektorat: Daniela Wurbs, Martin Endemann Grafikdesign: Stefan Biedermann Druck: www.flyeralarm.com
Diese Aktion wird teilweise durch die Europäische Kommission (DG Education and Culture) nach der Preparatory Action in the Field of Sport (EAC/18/2011) finanziert. Für die Inhalte dieses Dokuments ist ausschließlich FSE verantwortlich. Die Inhalte geben daher nicht notwendigerweise die Position der Europäischen Union wieder.
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Football Supporters Europe Coordinating Office | P.O. Box 30 62 18 | 20328 Hamburg | Germany www.fanseurope.org 50