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Juli/aug 2Oii

Das Magazin über Menschen und Marken

Glamour

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The Lady und ihr Facelift tradition

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INHALT Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

136 122

I30

Stil & Design 40 The Lady Ein Besuch bei dem weltweit ältestem Frauenmagazin

64 Hering Porzellan Die Berliner Manufaktur steht für Purismus und Eleganz

90 Moby Der New Yorker Musiker präsentiert

90

sein neuntes Album: Destroyed

96 New York Highline Ein Park auf der Höhe der Zeit

106 Parfum

Mode

Service

50 Heiss

56 Bee yourself

Wir gehen dem Reiz des Flüchtigen auf den Grund

122 Nahaufnahme

Bademode fotografiert von

Die Arbeit der Stadtbienen

Must-haves fotografiert von

Robertino Nikolic

von Paris

Ragnar Schmuck

80 Insideout

86 Be my baby

130 Hydro

Mode made in Hamburg von

Ein Interview mit Oldtimersammler

Wertvolles Wasser:

innen betrachtet

Simon Kidston

Kosmetikinnovation

I52 Zu Diensten Der Butler – eine Berufsbeschreibung

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Beauty

136 Beauty Die Magie der Schönheit


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Editorial Quality Magazin Magazin No. No. 16 16 –– Juli/August Juli/August 2011 2011 Quality

E

s ist schon einige Zeit her, dass ich meiner Redaktion das Titelthema Service für Quality 16 präsentiert habe. Meine Überraschung war groß, denn viele ablehnende Reaktionen schlugen mir entgegen: von „unsexy“ über „negativ behaftet“ bis „geht gar nicht“. Ganz offensichtlich hatte ich ein neues deutsches Unwort gefunden. Doch Unworte haben mich von jeher gereizt – zumeist ganz sachliche und neutrale Begriffe,die aber hoch emotionalisiert werden. Wir sind dabei geblieben! Wir haben gemeinsam geforscht, dabei kleine Ausschnitte eines gigantischen Themas beleuchtet und sind uns nun einig: Service ist etwas Wunderbares. Wir nehmen ihn täglich gern in Anspruch und genießen ihn. Denn moderne Gesellschaften sind ohne ein umfassendes Angebot an Dienstleistungen nicht mehr vorstellbar. Parallel dazu haben wir aber besonders in der westlichen Welt verlernt, Dienstleistungen anzunehmen, ohne dabei die Würde zu verlieren oder sich übervorteilt zu fühlen. Service ist immer noch zu stark an Hierarchien geknüpft, wobei der „Dienende“ eine schlechtere Stellung einnimmt. Gerade in einer Dienstleistungsgesellschaft sollte Service aber von überkommenem, hierarchischen Denken getrennt werden. Wo liegt also unser spezielles Problem beim Thema Service? Bei genauerem Nachdenken erscheint dieser Begriff deutlich positiver besetzt als das Wort Dienen. Gedient hat man in anderen Gesellschaftsstrukturen, hier schwingen noch historische Konnotationen wie Herrenmentalität und Unterdrückung mit. Dabei lieben und brauchen wir alle Service. Vom netten Taxifahrer, von der perfekten Kellnerin, vom informierten Concierge oder von der peniblen Toilettenfrau. Die Reihe lässt sich beliebig fortführen, im Alltäglichen wie im Besonderen. Unser gemeinsames Ziel sollte es sein, einen Servicegedanken zu verinnerlichen, der auf Gegenseitigkeit beruht. Warum versuchen wir nicht, einen reibungslosen Kreislauf zu entwickeln, in dem jeder Service gibt und jeder Service empfängt? Service benötigt von uns Wertschätzung, weil es sich um eine direkte persönliche Interaktion handelt, die von Menschlichkeit und Anteilnahme lebt. Wir alle haben die Wahl, Teil dieses Kreislaufs zu sein. Also lassen sie es sich gut gehen.

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POESIEE –– FEUER FEUER POESI BUCHERER VERBINDET BUCHERER VERBINDET

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IMPRESSUM Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

Chefredakteurin Susanne Filter

Director Online Vincent van den Eijkel

Art Director Dipl.-Des. Elke Rohleder

stellv. Art Director Tom Nöske

Art Director Online Johannes van Ponto Frank Fabel

Büroleitung Clara Held

Grafik Michael Kuzmic Heike Reuter

Redakteur Online Christian Wank

Fashion Editor Zhoi Hy

Fashion Assistent Salvatore Di Pressa

Redaktion Text Markus Wöllner Esther Hofmann

Redaktionsassistenz Katharina Ruhm

Schlussredaktion Christian Hofmann

Autoren Hannah Bauhoff, Jakob Sellaoui, Patricia Engelhorn, Andres Damm, Silja Katharina Dammann Tile van Damm

Contributoren Jacques Schumacher, Dr.Bodo Kubartz,Uwe Boehm, Dr.Patrik Krause Josef Clahsen,

Fotografen Ragnar Schmuck, Gudrun Muschalla, Olff Appold Eric Tourneret, Heko Prigge Matthias Groppe

Vertrieb IPS Pressevertrieb GmbH Carl-Zeiss-Str. 5 53340 Meckenheim Telefon: + 49-2225-888 1-0

Verlag Koller Holding AG Zentralstr. 19, CH-8953 Dietikon

Corporate Manager Matthias Arens Telefon: + 49-30-257607-340 Fax: + 49-30-257607-344 arens@quality-magazine.de

Quality Abo-Service Postfach 103245 20022 Hamburg quality@interabo.de

Redaktion Deutschland Nithackstr. 7 - Kontorhaus, 10585 Berlin Telefon: + 49-30-257607-340 Fax: + 49-30-257607-344 contact@quality-magazine.de

Telefon Abo-Kundenservice Tel.: + 49-30-611 05 23 86 Fax: + 49-30-611 05 23 87

Druck & Produktion X Media International GmbH, Berlin

Director Marketing & Sales Eberhard Kirchhoff Telefon: +49-69-597 969 00 Fax. +49-69-597 993 93 kirchhoff@quality-magazine.de

Cover-Credits Photographie / Post Produktion: Olff Appold Make Up : Ulla Musall Fuss Modell: Solveig Buck Accessoire by Dior

quality-magazine.de Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt im Sinne des Presserechts: Susanne Filter. Alle Rechte vorbehalten. Die Zeitschrift sowie alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Der Export von Quality und der Vertrieb im Ausland sind nur mit vorheriger Genehmigung statthaft. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommmen.

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Contributoren Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

Gudrun Muschalla Im zarten Alter von zehn entdeckte sie ihr Faible für aussergewöhnliche Autos. Und das, weil ihr Vater unbedingt einen NSU RO 80 fahren musste. Kauf der ersten eigenen Kamera mit 16. Kommunikations-Designstudium und ein langer Umweg als Creative Director über die Werbung zur Fotografie. Mit vielen ausgezeichneten Arbeiten u.a. für BMW und Renault. Den Bürojob hat sie trotzdem seit langem gegen zugunsten einer intensiven Reise-und Fototätigkeit an den Nagel gehängt und für Quality ihr umfangreiches Oldtimerarchiv geöffnet. Seit 8 Jahren ist sie regelmässiger Gast beim Consorso d‘Eléganza Villa d‘Este in Italien. Ausserdem ist Südengland im September ist zum Goodwood Revival immer eine Reise wert. Wichtig: Adäquates Outfit!

Jaques Schumacher Jacques Schumacher zählt zu den bekanntesten Fotografen in Deutschland. Bekannt wurde er durch seine phantasievollen, eigenwilligen Bilder für Magazine und Werbung. Mit dem Thema Parfum kennt er sich bestens aus, da er über Jahre hinweg für die Edition „Parfums“ (Ebner Verlag) fotografiert hat.

Josef Clahsen Schule, Studium (Geschichte und Amerikanistik), fast Lehrer geworden, dann bei einer englischen Zeitschrift gearbeitet, von dort zur Motorpress gewechselt (von Test & Technik über Textchef, zu stellv. Geschäftsführer und Chefredakteur), seit 20 Jahren Freiberufler. Arbeite hauptsächlich im Bereich Automotive (aber eben auch ein wenig PR, Technical Support u.a.). Lifestyle-Titel wie ramp, trend document, pure, Jahresberichte VW, Audi und Porsche, PRTexte für Rolls Royce etc.

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Contributoren Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

Heiko Prigge ist 1970 in Hamburg geboren. Auf einem viermonatigen Motorrad-Trip durch die USA entdeckte er seine Liebe zur Fotografie. Heiko Prigge arbeitete für viele nahmhafte Fotografen, darunter Jürgen Kern und Philipp Rathmer. Er fotografierte für The Face, wallpaper, GQ, BMW, NY Times, Nike umd Nokia um nur einige zu nennen. Viele Prominente wurde von Ihm portraitiert, darunter John Malkovich, Paul Smith, Jerry Hall, Natalie Imbruglia, Richard Ashcroft, Heidi Klum und viele andere. Ein großartiger Fotograf mit Ausstellungen in aller Welt wie V&A Museum Kensington, Notting Hill Arts Club, TATE Modern London u.a.

Matthias Groppe Jahrgang 68, arbeitet wie er selbst sagt „am liebsten Draussen“. Nach mehrjähriger Assistenz bei verschiedenen Fotografen und einem Stipendium bei Magnum Photos in New York arbeitet er seit 1995 als freier Fotograf. Die verschiedenen Facetten der Fotografie machen für Ihn den Beruf des Fotografen immer wieder aufs neue interessant und spannend. Matthias Groppe wird vertreten durch „The Visual Art House“ Hamburg.

Olff Appold Olff Appold arbeitet seit 12 Jahren in seinen Loftstudios in Hamburg Altonaals Fotodesigner für Werbeagenturen und Zeitschriften. Er entwickelt und gestaltet redaktionelle Beiträge sowie umfassende Firmendarstellungen und Produktpräsentationen für starke Marken. Sein Credo: Erst mal alles, ob Menschen oder Dinge, offen und wertfrei zu betrachten. Da hilft auch der Blick nach Innen, um die Welt immer wieder neu und faszinierend wahrzunehmen. Der spielerische Umgang mit Themen ist oft eine Möglichkeit, neue merkfähige Bilder zu erfinden, die den Betrachter überraschen.

Uwe Böhm Uwe Böhm lebt seit 1991 in Hamburg, arbeitet seit 1993 als Fotograf und ist jetzt nach 12 Jahren Leben in der Hamburgerschanze nach Barmbek gezogen. Macht seit einiger Zeit neben Fotos auch Filme. Angefangen hat alles in Frankfurt, als Shampoo-Boy bei Vidal Sassoon. Er durfte diesesmal still und leise in Sachen Serviceleistung in Hamburg unterwegs sein, und es wurde laut.

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JULI/AUGUST Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

Schampus on the Rocks Beim Gedanken daran, Champagner „on the rocks“ zu trinken, wird sich manch älterer Genießer mit einem Frösteln abwenden. Als Schaumweinfabrikant muss man sich dagegen auch Gedanken machen, wie man ein neues, junges Zielpublikum gewinnt. Moët & Chandon scheut sich nicht, dem altehrwürdigen Getränk ein Experiment zu verordnen. „Moët & Chandon Ice Impérial“ präsentiert sich in völlig unklassischem Outfit: in schneeweißer Flasche mit dazu passenden, weißen Champagnerbechern und natürlich auch einem weißen Kühler. Und über alle Zweifler erhaben ist auch Moët & Chandons Chefkellermeister Benoît Gouez. Er komponierte die Cuvée extra so, dass sie auf Eiswürfeln genossen werden muss, um die kräftigen Aromen tropischer Früchte zum Ausdruck zu bringen. Er geht sogar noch weiter und serviert den eisigen Champagner mit Limette, Grapefruit oder Gurke. Das Berliner Hotel Adlon Kempinski war von seinem Konzept so überzeugt, dass man am Pariser Platz sogleich eine „Moët Ice Impérial Lounge“ eingerichtet hat.

Veuve Clicquot „Clicq’up“ Der silberne Champagnerkühler passt nicht in den Picknickkorb? Kein Grund, das sommerliche Outdoor-Dinner abzusagen! Veuve Clicquot Ponsardin hat dieses Problem nämlich gelöst. Genau genommen war es der Produkt- und Möbeldesigner Mathias van de Walle aus Brüssel, der sich von der japanischen Papierkunst Origami inspirieren ließ und einen plan zusammenfaltbaren Kübel entworfen hat, der Wasser, Eiswürfel und eine Flasche Champagner aufnehmen kann und dabei mit seiner kristallinen Struktur und dem markentypischen Gelb eine avantgardistische Figur macht. Bis zu vier Flaschen (nacheinander) kann der „Clicq’up“ auf Trinktemperatur herunterkühlen, bevor das filigrane Material ermüdet. Aber der nächste Kübel ist ja schnell gefaltet... www.veuve-clicquot.com 16


Aus hartem Holz geschnitzt Während die Frucht und ihr wertvolles Öl eine beispiellose Karriere gemacht haben, fristete das Holz des Olivenbaums ein eher zurückhaltendes Dasein als dekorativ gemasertes Material für Obstschalen und andere Küchenutensilien. Doch jetzt adelte die Graf von Faber-Castell Collection das mediterrane Hartholz zu höheren Weihen. Zum 250-jährigen Firmenjubiläum von Faber-Castell lancierte das Unternehmen aus dem mittelfränkischen Stein bei Nürnberg die limitierte Edition „Elemento“. Für das Sortiment von Füllfederhalter und Kugelschreiber, Tintenroller und Drehbleistift besann man sich auf die alte Technik des Intarsienschneidens und entwickelte eine innovative Technologie, um Stirnholz aus dem Stamm des Olivenbaums zu gewinnen. Die quer zur Faser gefrästen und auf Hochglanz polierten Intarsienelemente offenbaren im Schaft der vier Schreibgeräte neben der extravaganten Maserung auch die opulente Farbfülle des Holzes, das von einem Honiggelb und einem rötlichen Braun sogar in Töne von Lachsrosa changiert. Für den individuellen Schreibstil sorgt die 18-karätige Goldfeder in sieben Strichbreiten. Mit dem „Elemento“ vereint Faber-Castell so die Individualität eines über Jahrzehnte gewachsenen Olivenbaums mit ganz persönlichen Charakter einer individuellen Handschrift. www.graf-von-faber-castell.com

Elemento Limited Edition

Olive

Alles andere als Old Fashioned

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Sie tragen immer die passenden Schuhe zum Kleid? Sie stimmen die Farbe Ihres Nagellacks stets auf Ihre Laune ab? Sie entscheiden ganz genau, wann Sie welchen Ihrer Düfte auftragen? Dann ist Ihnen sicher bewusst, dass Sie auch den richtigen Schmuck zum Aperitif wählen sollten. Der Barkeeper gibt sich ja schließlich auch Mühe, den Cosmopolitan sorgfältig zu dekorieren und die Rezeptur eines Mai Tai ausgewogen zu komponieren. Die Schweizer Luxusmarke Piaget hat das Potenzial des Cocktails als Schmuckstück auf dem Tresen erkannt und mit der ironischen Kreativität eines Juweliers umgedeutet. Die „Limelight Cocktailringe“ gibt es in mehr als zwanzig Geschmacksrichtungen: z.B. als Mojito mit einem 22-karätigen grünen Turmalin und fast 350 kleinen Brillanten und Smaragden, als Heidelbeer-Daiquiri mit einem großen Amethyst und dreißig pinkfarbenen Saphiren oder eben als Cosmo mit zentralem Rubellit und einem Zuckerkranz aus Diamanten. Solche Cocktails machen nicht betrunken – nur trunken. www.piaget.com WHISKY ON THE ROCKS

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interior Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

Z wie Chair Die italienische Möbelfirma Sawaya & Moroni präsentierte den z-chair von der in London ansässigen Architektin Zaha Hadid als teil der Mailänder Design Week 2011 von Silja Katharina Dammann

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ie italienische Möbelfirma Sawaya & Moroni präsentierte den z-chair von der in London ansässigen Architektin Zaha Hadid als Teil der Mailänder Design Week 2011. Das Design ist eine einfache dreidimensionale Geste die als Zickzack seinen Platz im weitergeführten Diskurs zwischen Form und Funktion, Eleganz und Nützlichkeit, Differenzierung und Kontinuität des Raumes fordert. Die lineare Schleife besteht aus abwechselnd dünnen Drahtelementen und großen Flächen, um sowohl die ergonomischen Ansprüche wie auch die Formstabilität des geometrischen Designobjekts zu erfüllen. Das subtile Spiel der gegensätzlichen spitzen Ecken und breiten glatten Kurven erinnert an die kalligraphischen Gesten Zaha Hadids zweidimensionaler Arbeiten; ein auf Leinwand gezeichneter kontrollierter Pinselstrich. Die Synthese einer Idee: die Skizze.

Stern wie Sessel Der innovative Architekt Daniel Libeskind & sein Altair Sessel von Silja Katharina Dammann

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nspiriert von dem Stern Altair - einer der nächsten, mit dem nackten Auge sichtbaren Sterne und der hellste in der Sternenkonstellation Aquila, ist der Altair Sessel einer der neuesten Entwürfe von Daniel Libeskind. Der Sessel kombiniert Sitzkomfort mit dem Anspruch der höchst abstrakten geometrischen Formen. Kreiert wurde ein Stuhl, der sowohl einmalig komfortabel und gleichzeitig auffallend elegant ist. Der Altair Sessel hat eine kristalline Struktur von Edelstahlplatten, die spiegelnden Oberflächen geben bei jeder Ansicht ein anderes Bild von Licht, Reflexion und Schatten wieder und lassen den Sessel zu einem optischen Erlebnis werden.

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MODE Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

New Faces der Mode Inzwischen müssen sich die Deutschen Designerschmieden nicht mehr vor den altehrwürdigen Modeschulen in London und Paris verstecken, Jahr für Jahr zeigen großartige, kreative Jungdesigner ihre Abschlusskollektionen, die in ihrer Frischheit und ihrem Mut oft den etablierten Labels weit voraus sind. Trotzdem ist es nur einem winzigen Bruchteil vergönnt, tatsächlich Aufmerksamkeit zu erlangen, der große Durchbruch scheint trotz großer Talente weit entfernt. Der Berliner Senat hat es sich zur Aufgabe gemacht dieser Misere entgegen zu wirken und ein Förderprogramm für Jungdesigner ins Leben gerufen. „Start your Fashionbusiness“ ist ein Designwettbewerb mit Augenmerk auf langanhaltenden Erfolg. Neben der Kollektion wird auch darauf geachtet, dass die sich bewerbenden Labels einen Businessplan vorlegen, neben einem einmaligem Preisgeld gibt es für die Gewinner weiterhin finanzielle Förderung und Coachings, in denen auch betriebswirtschaftliche und juristische Unterstützung stattfindet. Hien Le, Augustin Teboul und Issever Bahri wurden dieses Jahr von der Jury rund um Vogue Chefin Christiane Arp zu den Siegern gekührt.

Big in Japan Sensai, die Luxuslinie von Kanebo setzt seit vielen Jahren mit ihrer Hauseigenen hochtechnologisierten Forschung immer wieder Maßstäbe. Bereits in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts machte sich das japanische Traditionsunternehmen als erstes die glättende und pflegende Wirkung von Seide zu Nutze und entwickelte Cremes und Seren mit Proteinen aus der Edeltextilie. Nun ist den Forschern und Entwicklern ein neuer Coup gelungen. Wrinkle Repair Collagenergy, so heisst die hochdosierte Wunderwaffe gegen müde und träge Haut. Das Produkt wurde insbesondere zur Anwendung nach dem Aufstehen entwickelt, um die Haut aus ihrer Tiefphase zu führen. Der Körpereigene Kollagenzyklus wird durch zusätzliche Anreicherung optimiert und ein Extrakt aus der Sternfrucht entfaltet sich antioxidativ und wirkt anregend. Das man bei Sensai keine Kompromisse in der Entwicklung von Hautpflege eingeht, beweißt zudem der Lichtschutzfaktor von SPF 20, eine absolute Seltenheit im Bereich der Luxuspflege.

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MODE Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

Neues aus Köln Klar, dass die Zahlenmystiker im Hause Mäurer & Wirtz diesen Tag nicht so einfach verstreichen ließen. Wer will schon hundert Jahre warten? Für viele war der 4. Juli 2011 eigentlich nur ein gewöhnlicher Dienstag, für die Marke 4711 aber das perfekte Datum für den Launch einer innovativen, jungen Linie: „Nouveau Cologne“. Das legendäre „Echt Kölnisch Wasser“ gilt als eine der bekanntesten Marken Deutschlands und existiert schon seit mehr als zwei Jahrhunderten. Mit der neuen Komposition will die Parfümeurin und Managerin im Bereich der Parfumentwicklung Alexandra Kalle eine Verjüngungskur einleiten, ohne die Zitrusfrische von 4711 aufzugeben. Prägend für das „Neue Köln“ sind aromatische Noten von Schwarzer Johannisbeere, Sandelholz und Pfingstrose. Im Design bleibt man der klassischen Molanusflasche treu. Und natürlich verbirgt sich der Duft nicht nur im Eau de Cologne, sondern auch in den Begleitprodukten der Serie wie einer Körperlotion, einem Deodorant oder einem Duschgel. www.nouveau-cologne.com

Donatellas Schwedenreise Alle Jahre wieder steht eine gierige Meute weltweit schon lange vor der Öffnungsstunde in endlosen Schlangen vor den H&M Filialen und wartet darauf, dass Einlass gewährt wird. Bald wird wieder solch ein von den Fashionvictims in ihren Kalendern rot markierter Tag sein. Ein Tag, an dem die schwedische Bekleidungsfirma wieder eine neue Kollektion mit einem Edelcouturier in den Handel bringt. In den vergangenen Jahren designten schon Größen wie Karl Lagerfeld und Stella Mc Cartney kleine Linien zum erschwinglichen Preis. Nun wird die Kooperationsrunde nochmals illustrer, kein geringeres Haus als das der Versaces, wird der nächste Designpartner sein. Wir dürfen also sicher einiges erwarten, wenn Donatellas italienisch-barocke Opulenz Einzug in den skandinavischen Mainstream erhält. Fairerweise wird es nicht nur eine Damenkollektion geben, sondern auch für die Herren eine kleine, aber feine Auswahl. Deswegen: Klapphocker und Regenschirm schon mal besorgen, vielleicht auch eine Felddecke. Denn spätestens seit der Kooperation mit Lanvin wissen wir, Tag zwei gibt es nicht ...

Saab duftet Ellie Saabs erster Duft hat es in sich. Kein geringerer als Francis Kurkdijian wurde zur Entwicklung und Umsetzung engagiert. Der in Paris lebende Parfumeur gilt mit seinem eigenen Label in der Duftbranche momentan als Avantgardist und Trendsetter schlechthin. Doch auch der libanesische Edelcouturier selbst scheint tatsächlich tief involviert in die Entstehung gewesen zu sein, denn die Einflüsse, die seine Kollektionen prägen, finden sich auch in dem Parfum wieder. Klassisch feminine Eleganz durch Jasminnoten, denen ein orientalisch üppiges Bouquet aus Rosenhonig und Hölzern, wie dem der Zeder, gegenüber stehen. Gleich einer großen Robe ist der Duft zwar auf den ersten Blick betörend, bietet aber auch nach einer Weile noch neue Nuancen, immer wieder gibt es was zu entdecken, so wie beispielsweise die PatchouliElemente, die sich erst nach und nach durchsetzen. Dass es hier in aller erster Linie um den Inhalt geht, wird einem schnell deutlich. Ebenso schlicht wie der nudefarbene Flakon, ist auch der Name dieses Duftes: „Le Parfum“ 23


BÜCHER Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

Allure: Der Roman meines Lebens Diana Vreeland nimmt in dem Buch „Allure: Der Roman meines Lebens“ den Leser mit in eine schillernde Reise durch die Zeit. In ihrer knapp 40jährigen Karriere wurde die ursprünglich aus Paris stammende New Yorkerin erstmals als Kolumnistin für die Modezeitschrift Harper’s Bazaar und später als Editor der amerikanischen Vogue bekannt. Andy Warhol, Jackie Kennedy, Josephine Baker und weitere namhafte Persönlichkeiten zählten zu ihrem Bekanntenkreis. Der spannungsreiche Mix aus Erlebtem und Erdachtem nimmt den Leser mit auf eine persönliche Zeitreise aus der Sicht Diana Vreelands.

Hörbuch Marilyn Monroe Stil Ikone der noch jungen Popkultur Amerikas. Geliebt, vergöttert, gehasst, beschäftigt sie seither Menschen aus allen Kreisen der Gesellschaft. Ruth-Esther Geiger lässt auf ihrem Hörbuch den Mythos weiterleben. 24


BÜCHER Quality Magazin No. 14 – März 2011

DIE NEUEN URBANISTEN

So wohnen die Kreativen in Barcelona, Berlin, London, New York, Paris und Tokio In dem Bildband „Die neuen Urbanisten“ illustriert Francesca Gavin auf plakative Art und Weise die Lebensumgebungen der zeitgenössischen internationalen Kreativszene. Die dargestellten Räume bieten einen persönlichen Einblick in das Leben der Menschen. Die Originalität liegt jedoch in der Verknüpfung der Lebensräume mit einem Ort, in einer bestimmten Stadt, mit einem ganz bestimmten Menschen. Somit dokumentiert Gavin, dass die oft in populären Magazinen publizierten Hochglanzinnenräume in Bauhaus-Manier, Klischees und längst ausgediente „Wunschwohnformen“ sind. 25


MODE Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

PiErrE HarDy

von Jakob Sellaoui

Pierre Hardy entwirft logische Formen, seine Konstruktionen spielen mit dem Volumen dabei legt er keinen Wert auf Trends, sondern auf grafische Bilder. Beeinflusst wird er dabei vom Design, der Architektur und der konzeptuellen Kunst - niemals aber von der Geschichte der Mode.

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n der wichtigen Eingangsphase jeder Kollektion fokussiert Pierre Hardy seine Arbeit auf die Gestaltung. Das Design ist eine Möglichkeit Gedanken nieder zu schreiben, die Stärke eine Idee zu testen und natürlich ein Mittel der Forschung. Pierre Hardy, der sowohl schon für Modehäuser wie Christian Dior und Hermès gearbeitet hat, gründete sein Label 1999 mit der klaren Vorstellung die Art und Weise der gängigen Sichtweise auf die Schuhmode und gerade Sneakers grundlegend zu verändern. Lange vor Gucci kreierte Hardy schon eine High-end Linie von exklusive Sneakers, wie auch die neueste limitierte Kollektion Nr.8 für Frau und Mann. „Discorama“ verweist dabei auf die Disco Ära. Die komplett schwarzen Sneakers sind von metallischen 3D Spalten unterbrochen. Neben den futuristischen Sneakers ist Pierre Hardy für seine verschwenderischen Heels bekannt. Klassische Silhouetten werden mit verschiedenen Materialien und Farben kombiniert und zeigen den individuellen Look von Hardy.

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Pierre Hardy kreiert Schuhe wie kleine Miniaturkunstwerke aus der Architektur mit klaren Linien und skulpturellen Volumen und der Tendenz zur Einfachheit. Das Resultat ist ein starker individueller Stil, grafisch und sinnlich zu gleich. Jede Saison kreiert Pierra Hardy ein Bild, das seine letzte Kollektion reflektieren soll. Dabei kollaboriert er mit dem Hause M/M in Paris. Das Kunstwerk ist neben einer Installation von Damien Blottière in seiner Boutique in Paris - Palais Bourbon zu bestaunen. 9-11 place du Palais Bourbon, 75007 Paris, France www.pierrehardy.com


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arcHitEktur Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

rEaDy fOr takE Off Nachhaltigkeit mal anders – Der kalifornische Architekt David Hetz verleiht seinem jüngsten Bauvorhaben Flügel.

us der Ferne wirkt das von David Hertz geplante „Wing House“ wie eine typische Hollywood Hills Villa im International-Style. Doch der Schein trügt. Unter zwei riesigen Boeing 747 Flügeln erstreckt sich ein Lebensraum mit Panorama Ausblick auf das Pazifische Meer und die umliegenden Inseln. Die Anforderung der Auftraggeberin, Nachhaltigkeit und energieeffizientes Wohnen zu realisieren, ohne auf Offenheit verzichten zu müssen, wurde Rechnung getragen: der Großteil des Objektes besteht aus recycelten Flugzeugteilen.

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AUSSTELLUNGEN Quality Magazin No. 16 - Juli/August 2011

SAVAGE BEAUTY Alexander McQueen im New Yorker MET von Silja Dammann

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er Titel „Savage Beauty“ könnte kein besserer sein. „Wilde Schönheit“ verweist auf die Grundsatzidee von McQueen und verkörpert perfekt die kontrastreichen Gegensätze in McQueens Arbeit. Am Eingang der Ausstellung sind zwei Mannequins plaziert, die den Besucher mit der Vielfalt McQueens Karriere konfrontieren - zwei Modelle, die viele Themen und Ideen der Karriere repräsentieren und die polarisierende Gegensätze seiner Kollektionen deutlich hervorheben. Ob Leben und Tod, Helligkeit und Dunkelheit, Jäger und Gejagter oder Man und Maschine, die unterschiedlichen Räume geben einem jeweils eine eigene Welt des Kosmos Alexander McQueen frei. Da lohnen sich lange Warteschlangen am Wochenende, um diese kostenlose Ausstellung, eine Hommage an den Designer zu sehen. bis zum 6. August, MET, New York http://blog.metmuseum.org/alexandermcqueen

SCHWARZ WEISS SEHEN ANTON CORBIJN

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nton Corbijns neustes fotografisches Projekt wird bis zum 1. September in dem Museum „Foam“ ausgestellt. Der Fotograf hat es geschafft einige seiner Lieblingskünstler vor die Linse zu bekommen, darunter Gerhard Richter, Alexander McQueen, Richard Prince, Iggy Pop, Damien Hirst und Karel Appel. Anton Corbijn interessiert sich für den kreativen Prozess eines Künsterls. Dabei fasziniert ihn besonders der Weg zum Ziel. Der Kapf mit dem Kunstwerk und dem Künstler selbst. Hauptsächlich der Schmerz und die Szenerie um die Entstehung eines Werkes hat es ihm angetan. Seine monumentalen Schwarz-Weiss-Bilder weisen eine Mischung aus Strenge und Ästhetik auf. Auf eine anspruchsvolle und trotzdem sehr emotionale Weise portraitiert Corbijn die Person und zeigt einem den Charakter der Person auf - mit all seinen Wundern und Abgründen. 23 Juni - 1 September 2011, Foam Museum, Amsterdam www.foam.org/foam-amsterdam/coming-up/corbijn,-anton

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AUSSTELLUNGEN Quality Magazin No. 15 – Mai/Juni 2011

DEICHTORHALLEN DIETER MEIER

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ieter Meier ist bekannt geworden durch das gemeinsam mit Boris Blank in den 80er Jahren gegründete Musikprojekt „Yello“. Weniger bekannt ist der Zürcher Künstler als Konzept- und Performancekünstler, dessen Ursprung bis in die späten 60er Jahre zurückreicht. Die Ausstellung WORKS 1969 – 2011 AND THE YELLO YEARS zeigt über drei Stockwerke frühe Experimentalfilme, Konzeptkunstaktionen und Arbeiten von Yello, neben einem exzentrischen Film von Peter Sempel und ungehörten Tonaufnahmen von Dieter Meier aus der Zeit mit Yello. Dabei ist Dieter Meiers Anspruch bewußt unbedeutende und gar sinnlos erscheinende Raum zu schaffen und die krampfhafte Suche nach Sinnhaftigkeit und küstlerischer Bedeutung umzudeuten und damit der Erwartungshaltung des Besuchers engegenzuwirken. Der Besuch der Ausstellung ist ausschliesslich im Rahmen von Führungen möglich. Eine Anmeldung ist erforderlich und kann unkompliziert über die Internetseite der Sammlung Falckenberg vorgenommen werden. 25. Juni – 11. September, Deichtorhallen, Hamburg www.deichtorhallen.de

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DESIGN Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

CoolEr raDElN

Bislang galt: Wer in der Stadt von A nach B kommen will, aber weder Lust auf Parkplatzsuche, öffentliche Transportmittel noch auf Umweltverschmutzung hat, der muss Fahrradfahren. Eine neue Konzeptstudie von Mini zeigt, dass es auch anders geht kann. von Hannah Bauhoff

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teig auf Dein Rad und fahr davon – beginnt der Song von Christoph Busse, mit dem Kinder in den Siebzigern während der Sesamstrasse in den Schlaf gesungen wurden. Doch bislang war Fahrradfahren eine schweißtreibende Angelegenheit und ähnelte bei weitem nicht dieser propagierten Leichtigkeit. Jeder, der morgens frisch geduscht und schick gestylt auf einem Mountainbike oder Rennrad durch die Stadt cruiste, hatte beim Betreten des Büros ein Problem: Beim Strampeln zum Arbeitsplatz mutierten Anzug oder Bluse zu klebrigen Lappen. Besonders unangenehm: Die dunklen Schweißflecken unter den Achselhöhlen. Kein Deo und auch keine Extraladung Parfum konnte das Gefühl vertreiben, stinkend und klebrig in den Tag zu starten.

lers mit Leichtigkeit. Ein sanftes Motorengeräusch erklingt, wenn es den Bergauf geht, munteres Klackern der Pedalen beim Bergabfahren. Das Beste daran: Mit diesem kleinen, wendigen Transportmittel bleibt das morgendliche Frischegefühl – egal, wie lang der Arbeitsweg ist.

Ein Blick nach Kopenhagen zeigt, wie schön das Radfahren in der Stadt sein kann – gute gestaltete Fahrräder kommen aus der dänischen Hauptstadt. Der Anteil des Fahrrads liegt schon heute bei rund 40 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens, bis zum Jahr 2015 sollen es 50 Prozent sein. In Kopenhagen gilt ein schickes Stadtfahrrad bereits mehr als ein ausgefallenes, teures Auto, dem die Radfahrer auf eigenen Trassen samt grüner Welle und einem Durchschnittstempo von 20 Stundenkilometern in der Stadt weit überlegen Inzwischen sind gut dreißig Jahr ver- sind. Kurzum: Das e-bike ist zum neuen gangen, und es hat sich in Sachen cooler Statussymbol avanciert. Radeln einiges getan – Klimakatastrophe sei dank, muss man fast spöttisch hinzufüDas hat auch Architekt und Vordenker gen. Technologische Innovationen sowie Hadi Therani erkannt – und schon ist eine der Ausbau elektrischer Antriebe haben neue Idee geboren. „Mein Fahrrad ist seit einen völlig neuen Fahrradtypen entstehen lassen: Das e-bike. Diese elektrisch angetriebenen Zweiräder sind Zwitter, denn sie kombinieren Muskel- und Motorkraft. Weder Hügel noch Gegenwind sind ein Problem, denn das e-bike überwindet die bislang ärgsten Feinde eines Stadtrad-

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zwanzig Jahren ein Rad des dänischen Designers Jan Herskind, dessen Form noch heute Gültigkeit hat“, so Teherani. „Darum kam mir sehr schnell der Gedanke, ein e-bike zu entwerfen, dem man diese motorische Unterstützung nicht ansieht. Nur so kann es in meinen Augen bei der zeitlosen Schönheit eines Fahrrads als sportliches Fortbewegungsmittel bleiben.“ In einer alten Fabrikhalle in Hamburg tüftelten der Hamburger Häuserbauer und der Däne an den ersten Prototypen: Herausgekommen ist ein filigranes, leichtes Rad mit normalem Lenker, das formal an ein Rennrad erinnert, sich aber sowohl in der Stadt als auch für Ausflüge am Wochenende eignet. Der Akku ist am Lenker, in dem auch das iPhone als Tacho und Navigationsystem integriert ist. „Man kann die Akku-Tasche sehr leicht abnehmen, um sie im Büro, zu Hause oder wo auch immer ohne jeden Aufwand aufzuladen“, erklärt Teherani den Aufbau des Rades, der unabhängig von technologischen Neuerungen ist. Denn „genauso leicht lässt sich damit auch die Akku-Technik den neuesten Entwicklungen anpassen. Sollte sich die Batterietechnik einmal revolutionär verändern, bleibt das e-bike mit dem vom Rahmen völlig unabhängigen Akku zukunftssicher.“


e-biken Fotos © HADI TEHERANI

Das grün-weiße Modell mit silbernen, in Kunststoff geschliffenen Schutz-Blechen hat Rücktritt und eine 2-GangRücktritt-Duomatic-Schaltung. Es ist 16,5 Kilogramm leicht und schafft – wenn man kräftig in die Pedale tritt – eine Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. Wer den Motor anwirft, flitzt mit 40 bis 50 Stundenkilometern durch die City. Das markante Rad, was es sowohl in einer Damen- und als Herrenausführung gibt, wird in diesem Sommer in einer limitierten Auflage produziert. 200 Stück kommen zum Preis von 2950 Euro auf den Markt. Garantie auf den 28” Sport-gemufft-CroMo-Stahl-Rahmen gibt es zehn Jahre, auf die Technik und den Akku zwei Jahre. Den Kindern aus den Siebzigern erscheint es vielleicht, als wäre ein Traum wahr geworden, Denn damals war das luftig-leichte Alltagsradeln Illusion – nun ist es Realität geworden. 31


ShopS Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

Die MeiSterin es diesen Titel gibt, hat Judith Haarmann die Der MaSchen Wenn Strickmeisterschaft errungen. Kein Wunder bei solchen Lehrerinnen: Claudia Skoda und Iris von Armin. Die Berlinerin Skoda vermählte in den Siebziger Jahren Strick und Punk zu avantgardistischer Mode, die ihrer Zeit immer mindestens zehn Jahre voraus war. Auch Arnim eröffnete schon 1976 ihre erste Boutique für Strickmode in Hamburg und gilt als eine der ersten Designerinnen, die Kaschmirwolle auch hierzulande etablierte. Seit 1999 tritt Judith Haarmann nun in diese Fußstapfen und präsentiert von Sylt aus ihr eigenes Label für exklusive Prêt-à-porter-Mode aus Cashmere, Seide und der wohl teuersten Wolle der Welt – der des Vikunja-Kamels, das in den Hochgebirgen Südamerikas lebt. Das eigentliche Geheimnis ihrer Kleidung aber: Haarmann bietet Handarbeit auf höchstem Niveau. So verbindet sie die edlen Naturmaterialien auch mit Technofasern, um beste Passform zu garantieren. In der neuen Kollektion dominiert wieder das Schwarz als Key-Colour, ergänzt um kontrastierende Signalfarben und Farbverläufe; die Silhouetten muten skulptural an, sind aber doch fließend und überraschen mit Transparenzeffekten. www.judith-haarmann.de

purple haze Dem aktuellen Trend, Signalfarben aggressiv gegeneinander zu stellen, kann sich auch Stefano Pilati nicht verschließen. Will er auch nicht! Doch statt gleichfalls in die Offensive mit grellen Komplementärkontrasten zu gehen, wendet er sich lieber einem so subtilen wie gefährlichen Segment des Farbspektrums zu: Lila! Der Kreativdirektor von Yves Saint Laurent hat für das Facelift der klassischen Handtasche „Muse Two“ die Töne Fuchsia, Violett und Marineblau ausgesucht und waghalsig kombiniert. Aber Pilati gelingt es, den Clash zu vermeiden und die schwingungsreichen Farben harmonisch und elegant zu verbinden. Exklusiv zur Eröffnung des ersten Geschäfts in München präsentiert YSL also nicht nur ein sicheres Farbempfinden und die auf lediglich zehn Exemplare limitierte Edition der „Muse Two Tricolor“-Tasche, sondern setzt auch ein selbstbewusstes Zeichen, in welche Richtung sich Color-Blocking in der kommenden Saison entwickeln kann. Yves Saint Laurent, Maximilianstraße 24, 80539 München www.ysl.com

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food Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

KOCHEN – Die neue Lust des 21. Jahrhunderts von Esther Hofmann

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aum ein TV-Kanal, der uns nicht mit Kochshows berieselt. Kochbücher und Koch-Hochglanzmagazine sind die Verkaufsschlager im Bücher- und Zeitungsregal. Deutschland ist Kochland. Tagtäglich wird uns suggeriert: Jeder kann kochen … wenn er will! Und der Wille am deutschen Herd ist da. Dann geht sie los, die Suche nach dem perfekten Rezept, dem Machbarsten dem Rezept, das uns auch die Lust am Kochen versüßt. Wenn da nur nicht diese Zutatenlisten wären, die sich oft lesen wie einer von Bocuses Spickzetteln – ein Sammelsurium von Prisen, Quentchen, Stengelchen, Blättern, exotischen Gewürzen, Fisch- und Fleischsorten, die sich garantiert nicht in den Regalen unseres Lieblingssupermarktes um die Ecke finden. Unsere rechte Großhirnhälfte dreht nun voll auf, steht unter dem Druck der Beschaffungsplanung. Eine oft überflüssige Begleiterscheinung, wenn man mal so richtig professionell den Kochlöffel schwingen will. Die Tour de la Nerv beginnt. Vom Asiamarkt zum Türken, vom italienischen Feinkostladen zum Russen und vielleicht noch mal schnell zum Wochenmarkt. Für den Einkauf der Zutaten, damit es schmeckt , wie es schmecken soll, geht schon mal jede Menge Zeit drauf. Aber damit ist es nicht getan – nirgendwo gibt es klitzekleine bis geringe Mengen zu kaufen. Also den ganzen Sack Kartoffeln, die Schube Austernpilze, den Bund Minze, das Glas geflocktes Meersalz, die Tüte Sesamsamen, die Flasche Walnussöl, die Tüte Kaffirlimettenblätter. Volle Körbe, leeres Portemonnaie, wenn man nicht gleich für eine 20köpfige Gesellschaft kochen will. Schluß damit!

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Nun hatte der Berliner Ramin Goo (30 Jahre) die Blitzidee im Kochland Deutschland. Der studierte BWLer gründete weltweit das erste StartupUnternehmen auf dem Lebensmittelsektor. „Wer kennt das nicht, nach 10 Stunden im Büro hetzt man noch fünf vor acht in den nächsten Supermarkt, für das was man dann kochen will, sind die Zutaten oft schon gar nicht mehr da. Frischer Ingwer oder Koriander ausverkauft! Also packt man das in den Korb, was da ist und kocht es zusammen!“ Der Genussfaktor ist dann oft geich bei Null! Dieser frustierenden Kochnot setzt Ramin Goo nun ein Ende, gründete das „Kochhaus“. Ein genial fantastischer Service für alle Hobbyköche oder die, die es werden wollen, der unserer Kochlust noch den Turbo einbaut und den letzen Kochmuffel hinterm Herd vorlocken möchte. Denn wenn man eines der drei Berliner Kochhäuser und zukünftig auch das Hamburger Kochhaus betritt, packt es einen unwiderstehlich. Hier bekommt man sein Lieblingsrezept fast auf den Teller.

An zwanzig freistehenden Tischen präsentieren sich wöchentlich wechselnde Rezepte in haptischer Noblesse. Alle frischen Zutaten zum Angucken, Riechen, Anfassen – auf daneben stehenden grossen Tafeln die Anleitung zum perfekten Mahl.

Voila – das erste begehbare Kochbuch, wie es Ramin Goo nennt. Wer dann zwischen schwarzen Taglioni in Paprikaschaumsoße mit gebratenen Kräuterseitlingen, knusprigem Rotbarsch mit Avocado-ZitronenGarnitur und halbflüssigem Schokokuchen mit Erdbeeren und Vanilleeis entschieden hat, lässt sich sein Diner for two, three, four... dann nur noch einpacken: ab in den Kochtopf, fertig! Nur noch gekocht werden muss selbst. Bon Appetit! www.kochhaus.de


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KONZERTE Quality Magazin No. 16 – Juli/August 2011

GOING UP THE COUNTRY Texte von Tile von Damm

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ack to the Roots: Das Geschwistertrio Kitty, Daisy & Lewis Durham aus dem Londoner Stadtteil Kentish Town wandelt auf den Spuren des R’n’B, Country, Swing und Rock’n’Roll der 1940er und 1950er Jahre. Grandios ihr Debüt 2008, komplett produziert mit alter analoger Technik und voller (wieder-) zu entdeckender Perlen. Spätestens als ihre umwerfende Coverversion des Canned Heat-Klassiker „Going Up The Country“ erschien, sind sie aus dem Geheimtippstatus herausgetreten. Begleitet werden sie gerne von ihren Eltern – it’s a family affair. Dass Kitty, Daisy & Lewis live ein wirkliches Erlebnis sind, dürfte sich herumgesprochen haben. „For maximum enjoyment we recommend that you turn the volume up as loud as possible.“ 10.07.11 Kinross, T in the Park 17.07.11 Deusterstraat, Blues Peer 29.07.11 Hackthorpe, Lowther Deer Park 31.07.11 Wiltshire, Womad 13.08.11 Basel, Rock Im Fluss 14.08.11 Leicester, Summer Sundae 20.08.11 Stafford,V Festival 21.08.11 Chelmsford, V Festival 11.09.11 Isle of Wight, Bestival 13.09.11 Amsterdam, Melkweg Max

GHOST TOWN

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ie vielleicht bedeutendste Ska-Band in wiedervereinigter Originalbesetzung. 1977 gründeten sich die Specials in Coventry und zwei Jahre später erschien ihre erste Single auf dem legendären 2-Tone-Label, das pulsierende „Gangsters“. Die Specials repräsentierten wie kaum eine andere Ska-Band die überbordende Lebensfreude der britischen Ska-Welle bis hin zur allmählich einsetzende Ernüchterung angesichts zunehmend rechter, gewalttätiger Skins. Zum 30-Jährigen Jubiläum fanden sich 2009 die Originalmitglieder zusammen und präsentieren seitdem live ihre zahlreichen Hits. Definitiv ist ein grandioser Abend garantiert: „The Special A.K.A. live“ 14.09.11 Amsterdam, Paradiso 15.09.11 Amsterdam, Paradiso 16.09.11 Kopenhagen, Vega 18.09.11 Stockholm, Circus 20.09.11 Berlin, Columbiahalle 21.0911 München, Muffathalle 22.09.11 Mailand, Alcatraz 24.09.11 Köln, E Werk 25.09.11 Hamburg, Grosse Freiheit 27.09.11 Paris, Olympia 28.09.11 Brüssel, Ancienne Belgiqueap 11.10.11 Wolverhampton, Civic 12.10.11 Wolverhampton, Civic

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14.10.11 Manchester, Apollo 15.10.11 Manchester, Apollo 16.10.11 Hull, Arena 18.10.11 Glasgow, SECC 21.10.11 Nottingham, Arena 23.10.11 Plymouth, Pavilion 24.10.11 Cheltenham, Racecourse 25.10.11 Brighton, Centre 27.10.11 Bournemouth, International Centre 28.10.11 Cardiff, Arena 29.10.11 Coventry, Ricoh Arena 03.11.11 London, Alexandra Palace

14.09.11 Eindhoven, Effenaar, (tickets) 16.09.11 Berlin, Huxleys, (tickets) 17.09.11 Hamburg, Grünspan 18/09/11 Köln, Essigfabrik 20.09.11 Darmstadt, Zentralstation 21.09.11 Stuttgart, Longhorn LKA 23.09.11 Zürich, Rote Fabrik 24/09/11 München, Kesselhaus 25/09/11 Wien, Arena


ENGLISH HEART Der New Musical Express bezeichnete The Smiths als einflussreichste Band aller Zeiten – auch wenn man dies kontrovers diskutieren kann, ist ihre Stellung und ihre Bedeutung bis heute herausragend. Seit dem Ende hat Morrissey zahlreiche Soloalben veröffentlicht. Trotz musikalischer Höhen und Tiefen seines Solowerks zählt er zu Recht als bedeutender Songwriter, dessen oft kontroversen Texte voller Ironie und intellektuellen, politischen Wortwitz stecken. Mit dem 2004er Album „You Are The Quarry“ gelang ihm das Anknüpfen an frühere Erfolge. Und längst spielt er live auch viele der alten Smiths-Klassiker.

11.07.11 Kopenhagen, Operaen 13.07.11 Aarhus, Voxhall 14.07.11 Helsingborg, Sundspärlan 16.07.11 Hultsfred Festival 18.07.11 Berlin, Zitadelle Spandau 21.07.11 Wien, Konzerthaus 22.07.11 Krakau, Klub Studio

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JUMP AROUND

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er tanzte 1992 nicht auf die HipHopNummer „Jump Around“? Produziert von Cypress Hill-Mastermind DJ Muggs gelang House Of Pain ein Riesenhit ‚around the world’. Ihre folgenden häufigen Konflikte mit dem Gesetz trugen sicherlich zur Street Credebility bei, ein geplanter Pub gemeinsam mit Mickey Rourke wurde jedoch nie realisiert und nach zwei weiteren

02.07.11 Belfort, Les Eurockennes 05.07.11 Sofia, Pork Pie

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12.07.11 Mailand, Civic Arena 15.07.11 Montreux Jazz Festival 19.07.11 Köln, Stollwerk

Platten stieg Everlast aus, um seine erfolgreiche Solokarriere zu starten. Nun jedoch haben sich die beiden MCs Everlast und Danny Boy, sowie DJ Lethal wieder zusammengefunden, um ein weiteres Mal in die unbeschwerte erste Hälfte der 1990 einzutauchen. Dass House of Pain mehr als nur Spass im Gepäck haben, dürften sie live zeigen.

20.07.11 Frankfurt, Batschkapp 21.07.11 München,. Backstage 24.07.11 Berlin, Columbiaclub

25.07.11 Hamburg, Grünspan 30.07.11 Dorset, Lulworth Castle


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„It doesn‘t take a mathematician, to add a simple sum, either you are simply beautiful, or I am simply dumb“, verkünden The Beautiful South: zehn Singles um das Schönsein. 1. NICHTS Tango 2000 (1982) „Schaut mich an, ich bin die Schönste“, singt Andrea Mothes von Nichts auf dem Neue Deutsche Welle-Klassiker über den Abend im Laserschein.

2. BEAUTIFUL SOUTH Perfect 10 (1998) Die perfekte Single zur perfekten Schönheit – oder, dem ironischen Text folgend, the other way round. Auf jeden Fall hat sie die 10 von 10 Punkten verdient.

3. MADONNA Beautiful Stranger (1999) Die Single zum Film „Austin Power: The Spy Who Shagged Me“ über den schönen Unbekannten. Sogar einen Grammy gab es dafür.

4. ALISON MOYET Weak In The Presence Of Beauty (1987) Die begnadete Alison Moyet schmachtet über die spannende Frage der Unsicherheit inmitten der Schönen.

5. CHARLATANS My Beautiful Friend (1999) Eine kleine wunderschöne melancholische Ode der britischen Alternativeband über die wunderschöne Freundin.

6. BOBBY DARIN You Must Have Been A Beautiful Baby (1961) Bereits 1938 geschrieben ist die Version von Bobby Darin eine der populärsten. Schönheit ist vergänglich, sagt man.

7. SUEDE Beautiful Ones (1996) Suedes Verneigung vor den Schönen der Nacht.

8. CHARLIE RICH The Most Beautiful Girl (1973) Die Country&Western-Ballade schaffte es auf die Nummer 1 der US-Charts und zwei Jahre später nahm Frida von Abba eine schwedische Version auf.

9. MOBY Beautiful (2005) Das Video zeigt als Tier verkleidete Menschen auf einer Swinger-Party – really beautiful!

10. LOUISE Beautiful Inside (2000) Die Ex-Eternal-Sängerin besingt in der Popperle die einfache Wahrheit, dass Schönheit von Innen kommt.

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Facelift für die

Lady

Selbst die Queen liest angeblich „The Lady“. Die Londoner Damen-Zeitschrift ist die älteste der Welt und wurde gerade erfolgreich verjüngt Fotos von Heiko Prigge 41


Vor 20 Jahren gab es bei „The Lady“ keinen Grafiker, keine Faxmaschine und Schreibmaschinen mit Dampfantrieb. von Patricia Engelhorn

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hre Tochter war entsetzt. „Mama, ich kann nicht glauben, dass du das tun wirst“, sagte sie, „in diesem Heft gibt es eine ganze Seite über Gurken“. Rachel Johnson blieb gelassen: „Darling, das ist sicher sehr interessant“. Sie hatte gerade einen Vertrag unterschrieben. Als neue Chefredakteurin sollte sie das hoffnungslos veraltete Frauenmagazin „The Lady“ modernisieren und neu etablieren. „Es wird die größte Herausforderung meines Lebens und ein riesiger Spaß“, dachte sie damals. Tatsächlich wurde es ein Kampf an mehreren Fronten, die sie nicht immer als Siegerin verließ. „The Lady“ ist das älteste Frauenmagazin der Welt. Es wurde 1885 hinter der cremeund goldfarbenen Fassade eines neoklassi-

zistischen Gebäudes an der schönen Bedford Street in Covent Garden gegründet – wie übrigens auch die britische Ausgabe von „Vanity Fair“, die aber dann vom Verleger Thomas Gibson Bowles verkauft wurde, um seine politische Karriere zu finanzieren. „The Lady“ dagegen blieb in der Familie und residiert bis heute zwischen zartgrünen Wandtapeten, wuchtigen Antiquitäten, gerahmten Fotos und Ölgemälden, die eher an ein altmodisches Etagenhotel als an die Redaktion einer Wochenzeitschrift erinnern. Sie überlebte die exzentrische Führung von Lord Redesdale, einem Schwiegersohn von Bowles, der in den Kellerräumen des Verlagshauses auf Mäusejagd zu gehen pflegte, und jene nicht weniger bizarre von Thomas Bowles, dessen Grundmotto lautete: „Die Antwort ist nein. Wie war die Frage?“. Als Rachel Johnsons Vorgängerin vor bald 20 Jahren eingestellt wurde, gab es bei „The Lady“ keinen Grafiker, keine Faxmaschine und Schreibmaschinen mit Dampfantrieb.


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„Als der alten Dame die Kehle durchgeschnitten werden sollte, habe ich den Laden übernommen.“ 45


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en Budworth ist ein Urenkel des Gründers, und er wirkt völlig normal. Mit typisch britischem Humor erzählt er von seinem betagten Onkel Thomas, der die 16-Zimmer-Wohnung oberhalb der Redaktion bewohnt, und noch ab und zu in Hausrock und Pantoffeln hinunterkommt, um ihm zu erklären, wie die Arbeit gemacht gehört. Mit Abscheu registriert er dann die ganzen Teufelsgeräte, die sein Neffe eingeführt hat: Computer, Farbdrucker, Internet ... lauter überflüssiges Zeug, das er selber niemals haben wollte. „Als er mir eines Tages erklärte, er habe nun genug gearbeitet und werde der alten Dame die Kehle durchschneiden und sich zur Ruhe setzen, war mir sofort klar, dass ich dieses Verbrechen nicht zulassen durfte“, erinnert sich Ben Budworth, „also habe ich den Laden übernommen.“ Bis dato hatte er Radio-Sender geleitet und von Print-Medien wenig Ahnung. Er beschreibt sich gerne als aggressiven, Fuß-inder-Tür-Verkäufer, doch eigentlich wirkt er so gemütlich wie die meisten seiner Leser, die sich nach dem Essen ein kurzes Nickerchen gönnen. Zudem outet er sich schnell als ein Befürworter der moralischen Aufrüstung: „Wenn man glaubt, was an jedem Zeitungsstand zu lesen ist, dann wirkt England wie ein aus dreisten, vulgären, beleidigenden und zutiefst desinteressierten Menschen bestehendes Land“, sagt er. „Es ist Zeit, dass jemand diesen ganzen Nonsense stoppt, und genau das haben wir mit „The Lady“ vor. Schluss mit dem ordinären Unsinn. Unsere Lady ist kein Tramp.“ Ben Budworth gab die erste Marktanalyse der Geschichte der Zeitschrift in Auftrag und erfuhr, dass seine Leserinnen im Durchschnitt 78 Jahre alt waren. Sie sind mit „The Lady“ gealtert, was völlig in Ordnung ist, zumal das „dritte Alter“ heute als ein wichtiges Marktsegment gilt. Allerdings fehlte der Nachschub, und wie seine sich Leserinnen nach und nach ins Jenseits verabschiedeten, sanken die Verlaufszahlen. „Ich möchte wieder dort hin, wo wir früher einmal standen, als Großmutter, Mutter und Tochter ‚The Lady’ gelesen haben“, erklärt Ben Budworth, „wir werden heute als belanglos und exzentrisch betrachtet. Ich möchte dass wir als charmant und amüsant wahrgenommen werden.“ Um das zu erreichen, holte er sich eine dynamische, frische, ideenreiche Chefredakteurin, die nicht nur

extrem gut vernetzt ist, sondern als Schwester des Londoner Bürgermeisters Boris Johnson über ein „tory-pedigrée“ verfügt, das in der Familie Budworth geschätzt wird.

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achel Johnson ist witzig und ein gern gesehener Partygast. Fast jeden Abend promotet sie sich selbst und ihr Magazin, sei es auf einer Ausstellungseröffnung, einer Filmpremiere oder ganz privat bei Freunden zu Hause. Ihre Welt ist weit weg von jenen 1950er-Jahren, in denen ihre Leser auch heute noch leben, und doch teilen sie eine ausgeprägte Abneigung gegen den Prominenten-Kult. „Ich finde es langweilig, immer über andere Menschen zu lesen“, sagt sie, „ich möchte über Dinge informiert werden, selbst dann, wenn sie dem ganz banalen Alltag

„Schluss mit dem ordinären Unsinn. Unsere Lady ist kein Tramp.“

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angehören“. Die Überzeugung, dass es einen Markt für eine nicht Klatsch orientierte Presse gibt, eint sie und den Herausgeber Ben Budworth. „Diese Nische existiert“, sagt Budworth, „es muss nur bekannt werden, dass wir sie füllen.“ Als Rachel Johnson die Leitung von „The Lady“ übernahm, hing die Zeitschrift mit Blumen- und Katzentitelbildern am Kiosk, die Seiten waren mit Anzeigen für Rollstühle und Haushaltstest für Darmkrebs gefüllt.

Es war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. „Ich möchte Anzeigen von Mikimoto-Perlen und Range Rover“, sagt die neue Chefredakteurin. Sie entließ einen Teil der Belegschaft, schaffte die muffigsten Rubriken ab und erbettelte bei Freundinnen wie Trudie Styler oder Antonia Fraser Beiträge, die zunächst für einen Schock unter den treuesten Leserinnen sorgten, wie ein Reigen an Leserbriefen und Protestschreiben belegt. Abos wurde reihenweise gekündigt, selbst die Redaktion blockte gegen die Änderungen. Dann aber stieg die Auflage um 17 Prozent auf rund 30.000 verkaufte Exemplare, inzwischen hat „The Lady“ sogar eine Website.

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ie wird es weitergehen mit der alten Dame? „Auf keinen Fall möchte ich meine Stammleserinnen vergraulen“, sagt Ben Budworth, „ich hoffe allerdings, dass wir auch jene 45-Jährigen wieder an uns binden können, die intelligent und neugierig sind, aber auf gesellschaftlichen Tratsch und Vulgaritäten verzichten können.“ Auf den Covern der Seit 120 Jahren Woche für Woche: Zehn Exemplare letzten Ausgaben waren Julie Andrews und von „The Lady“ werden im Camilla Mountbatten-Windsor zu sehen, es Plastikumschlag im Archiv verwahrt. gab aber auch einen Titel mit der Avantgarde48

Künstlerin Tracey Emin, die in einem ihrer wohl besten Interviews über die tiefe Bedeutung der Stickerei sprach.

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ls oberste Richterin über Wortschatz und Bildwahl agiert nach wie vor Ben Budworths bald 80-jährige Mutter Julia, die jede Seite genauestens studiert, bevor sie sie für den Druck freigibt. „Sie sucht nach potentiellen ‚marmelade droppers‘“ amüsiert sich Rachel Johnson, also nach Ausdrücken, die bei den Leserinnen

dazu führen könnte, dass ihnen die Marmelade vom Löffel rutscht. „Wir hatten einmal eine Stundentin aus Cambridge hier“, erzählt sie weiter, „die jede Zeile einer Ausgabe lesen und nach einem unangemessenen Wort suchen musste. Mrs. Budworth war der Meinung, sie habe es gesehen, ich aber der Überzeugung, es nie veröffentlicht zu haben.“ Natürlich hätte man das unschöne Wort auch als Suchbegriff in den Computer eingeben können und in 30 Sekunden die Wahrheit gekannt. Aber manche Dinge werden bei „The Lady“ eben noch ganz so wie früher gemacht.

Mrs. Budworth, die oberste Richterin über Wortschatz und Bildwahl ist immer auf der Suche nach „marmelade droppers“.


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heiss DAS GEHEIMNIS DER ENTHÜLLUNG FOTOS: ROBERTINO NIKOLIC

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Bikini / Jacke Simone RickeR Brille matthew williamSon Ring wempe 51


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assistent Dennis halbeck / Styling: Julie cordier-Barisik / hair & makeup: apluso.eu / nails: anja kkrebs / model: katarina Smutok m4 models

Bikini Simone RickeR H채kelteil Slavma maRtinovie Schmuck wempe


Badeanzug Slavna MaRtinavoic ohringe WeMpe

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oRD Badeanzug wolF eleven DayS D Re tuch hunD Brille Gucci Hut StRauSS

Schuhe navy Boot

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Bikini la peRla tuch hunDReD eleven DayS By pomme chan Kette DRieS van noten Ring wempe Schuhe navy Boot

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Bee yourself Sie leben zentral, sie leiden keinen Hunger, sie haben die beste Aussicht: Die Bienen aus Paris produzieren einen exklusiven Nektar – doch die Konkurrenz schläft nicht Fotos von Eric Tourneret 57


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einer Concierge, die ihn auffliegen ließ, ist Jean Paucton bis heute dankbar. Er hatte die erste Honigwabe in eine Kammer seiner Pariser Wohnung gestellt, doch Madame mochte die Bienen nicht. Sie bestand darauf, die „Haustiere“ zu evakuieren, und drohte, deren unerlaubten Verbleib bei der Hausverwaltung zu melden. Was tun? Jean Paucton, 77 Jahre alt, war damals noch Requisiteur an der Opéra Garnier, einem prächtigen, neobarocken Bauwerk, das im Auftrag von Napoleon am rechten Seineufer erbaut und 1875 eröffnet wurde. Klammheimlich schaffte er seine Bienen aufs Operndach. „Als ich eine Woche später nach ihnen sah, quoll die Wabe vor Honig über“, erzählt er. Das war 1982. Inzwischen sind seine Bienen berühmt und sein „Miel de l’Opéra“ wird bei „Fauchon“ für 15 Euro pro 125-Gramm-Glas verkauft. „Ein Souvenir, das sich jeder leisten kann“, findet der Imker. Um genügend davon produzieren zu können, stehen mittlerweile fünf hölzerne Bienenkisten auf einer knapp 30 Quadratmeter messenden Dachterrasse des Palais Garnier, und ein Volk von schätzungsweise 75.000 Tieren produziert jedes Jahr gut 500 Kilo Honig. Im Mai fängt ihre Arbeit an, scharenweise fliegen sie von der Place de l’Opéra bis zum Bois de Boulogne, zum Friedhof von Père Lachaise, zu den Kastanienbäumen an den Champs Elysées und zum nahen Garten des Palais Royal, in dem lange Reihen mit blühenden Linden stehen. Ihr Surren ist kaum zu überhören und ihre Flugroute in luftigen 80 Metern Höhe gut zu erkennen. Jean Paucton ist kein Einzelfall und Honig aus Paris weniger extravagant, als es auf 58

den ersten Blick scheint. Im „Jardin du Luxembourg“ werden seit 1856 Bienen gehalten. Es heißt, um jene Zeit habe es in Paris über 1.200 Bienenstöcke gegeben. Heute sind es schätzungsweise 300 und viele davon stehen in luftiger Höhe. Bienen leben auf dem Dach des Rathauses vom Stadtteil Saint-Denis, auf dem Dach der „Église Réformée à Paris-Étoile“ und sogar auf dem Dach des Louis-Vuitton-Firmensitzes am Pont Neuf. Sie scheinen sich dort wohl zu fühlen, jedenfalls produzieren sie mitten in der Großstadt deutlich mehr wwHonig als auf dem Land. Dass dies so ist, hat weder mit den glanzvollen Adressen noch mit der schönen Aussicht zu tun. Das Umfeld ist einfach besser. Auf dem Land kämpfen die Bienen an zwei Fronten: Einmal gegen den Einsatz aggressiver Pflanzenschutzmittel – Frankreich


ist europaweit führend im Verbrauch von Insektiziden – und gegen die mittlerweile weit verbreiteten landwirtschaftlichen Monokulturen. In Pariser Parks ist der Einsatz von Insektiziden verboten. Es gibt unzählige Bäume entlang der Straßen, begrünte Balkons und kleine Nachbarschaftsgärten in denen Pflanzen mit unterschiedlichen Blütezeiten wachsen, sodass sich vom Frühjahr bis in den Herbst hinein immer irgendwo ein mit Nektar gefüllter Kelch finden lässt. Dazu kommt, dass es in der Stadt stets ein paar Grad wärmer ist, und die Bienen dort länger arbeiten. Abgase und Funkwellen scheinen sie kaum zu stören, in einer guten Saison produzieren sie bis zu 100 Kilo Honig pro Stock, während sich Landwirte schon über 10 oder 20 Kilo freuen.

Nicolas Géant auf dem Dach von Louis Vuitton

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icolas Géant war Schüler in Orléans, als er erstmals einen Kurs in Bienenzucht absolvierte. Mit 20 finanzierte er sein Wirtschafts-Studium mit dem Verkauf seines eigenen Honigs. Er wurde Finanzberater bei „Ernst & Young“, zog nach Paris und nahm ein paar Tausend Bienen mit. „Hier entfalteten sie erstmals ihr volles Potential“, erzählt er, „ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie in der Stadt so produktiv sein würden“. Als das Hobby zeitintensiver und er selbst immer anspruchsvoller wurde, beschloss der 43-Jährige seinen Job aufzugeben und Vollzeit-Imker zu werden. Klar war, dass es ihm nicht reichen würde, irgendwo im Stillen einen guten Honig zu produzieren. Um die Öffentlichkeit auf sich und die Stadtbienen aufmerksam zu machen, brauchte er einen mythischen Ort, einen magischen Namen, den man auch in New York oder Tokio erkennen würde. Er stellte sein Projekt im Grand Palais vor und bekam sofort die Erlaubnis, seine vier Bienenstöcke aufs Glasund Stahl-Dach des monumentalen, 1900 errichteten Belle-Époque-Baus zu stellen. Vorsichtig öffnet er einen davon und hebt eine Wabe hinaus. Hunderte von Bienen kleben daran, leicht benebelt durch den Rauch, den Nicolas Géant Sekunden vorher in ihren Bau geblasen hat. Der hellgelbe, flüssige Honig ist deutlich zu sehen. Er schmeckt, wie in Kinderträumen: süß, lieblich, zart und leicht blumig. „Die Bienen bringen eine ziemlich wilde Nektarmischung von ihren Touren zurück“, erzählt Nicolas Géant, „geschmacklich dominiert allerdings meistens das leichte Minze- und Zitronenaroma der Lindenblüten“. 59


Honig von Louis Vuitton

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onig ist eben nicht gleich Honig. Nach Olivenöl, Mineralwasser, Salz und Schokolade scheint das aus Blüten-Nektar erzeugte Lebensmittel zum neuen Lifestyle-Produkt für Zeitgeist orientierte Gourmets zu werden – je extravaganter und teurer, desto besser. Bei Dean & DeLuca, einem bei New Yorkern wie bei Touristen beliebten Delikatessenladen am Broadway, gibt es so gut wie alles, was Feinschmeckerherzen höher schlagen lässt: Beluga-Kaviar aus dem Kaspischen Meer, Weißwürste aus Bayern, Wagyu-Rinderfilets aus Japan, Olivenöl aus der Toskana, Ziegenkäse aus Frankreich. Ein mannshohes Eisenregal ist mit Honiggläsern gefüllt. Unter den extravaganten Produkten wie Orangenblütenhonig aus Florida oder Wildbeerhonig aus den Rocky Mountains steht ein auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkendes Glas. „Rare Hawaiian Organic White Honey“ ist auf dem Etikett zu lesen, und 22 US-Dollar auf dem Preisschild. Das ist nicht wenig für 226,8 Gramm. „Stimmt“, gibt eine Verkäuferin zu, die gerade Nachschub bringt, „aber dies sind unsere letzten Gläser, wir bekommen erst im September neue, der Honig ist landesweit ausverkauft“.

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Er stammt von der Kohala-Küste auf Big Island of Hawaii, und die ist alles andere als ein tropisches Paradies. Weniger als 250 Millimeter Regen pro Jahr machen den Boden ungeeignet für jede Form von Landwirtschaft. „Doch der Kiawe-Baum liebt es hier“, erzählt Richard Spiegel, Imker und Gründer der „Volcano Island Honey Company“, die den Honig produziert, „er bohrt seine Wurzeln durch Schlammschichten und Lavagestein bis zum Wasser hindurch und produziert drei- bis viermal jährlich ein strahlend gelbes Blütenmeer“. Spiegel, ein Alt-Hippie mit weißem Bart und hohen Idealen, besteht auf einer biologisch einwandfreien Prozedur: Per Hand werden Honigwaben von seinen 150 Bienenstöcken ausgewählt, weder Hitze noch chemische Hilfsmittel kommen bei der Verarbeitung zum Einsatz. Das Resultat ist ein geschmeidiger, wie Perlmutt schimmernder Honig, der nach exotischen Früchten duftet, und tropisch, frisch und ungewöhnlich schmeckt. Die amerikanische Zeitschrift „National Geographic Traveler Magazine“ nennt den „Rare Hawaiian Organic White Honey“ „... some of the best honey in the entire world“. Dafür geben Gourmets gerne ein paar Dollar mehr aus. Nicht nur in den USA. Im „Honigshäuschen“ auf dem Münchner Viktualienmarkt wird der so seltene wie herb schmeckende und antibakteriell wirkende „Manuka“-Honig aus Neuseeland für 40 Euro pro 250-Gramm-Glas verkauft, und bei Harrods in London gibt es den angeblich teuersten Honig der Welt: „Life Mel Honig“, hergestellt in Israel aus den Blüten von Kräutern wie Siberian Ginseng, Echinacea und Uncaria Tomentosa. 120 Gramm kosten 42 Pfund – was Fans wie Sienna Miller oder Kylie Minogue nicht daran hindert, jeden Morgen ein paar Löffel davon zu essen. Schließlich geht es eher um Gesundheit als um Genuss.


In der Imkerei Whakaari Intl. in Wongaparoa wird der Honig aus geschützter Förderung gewonnen. Um der Plünderung der Bienenstöcke und dem Felddiebstahl des begehrten „Manuka-Honigs“ vorzubeugen, kümmert sich die Organisation um artgerechte Ausbeutung.

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Auch Louis Vuitton unterstützt die selbstlose Arbeit der Pariser Stadtbienen. Seit 2009 sind drei Bienenstöcke auf dem Dach der Firmenzentrale installiert. Die jährliche Ausbeute von ca. 75 Kilogramm Honig ist für Familie und Freunde reserviert, inspirierte das Unternehmen aber auch zur Frühjahrsdekoration der Schaufenster: „As Sweet as Honey“.

Arabische Ärzte halten den Honig für ein universelles Heilmittel, Frauen vertrauen auf die Fruchtbarkeit fördernde Wirkung, Männer auf seine aphrodisischen Eigenschaften.

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egenden umranken den „Sidr“-Honig aus Jemen, auch „Nectar of Allah“ genannt. Der Honig stammt aus dem abgelegenen Wadi Do’an-Tal in der Hadramaut-Hochebene, in der sich zur Blütezeit des heiligen Christusdorn („Sidr“) Tausende nomadisch lebender Imker niederlassen. Im ganzen 150 Kilometer langen Tal stehen dann unter den stacheligen Bäumen schlichte Stoffzelte und Bienenstöcke, die von einer Armee surrender Bienen umschwärmt werden. Die Imker hüten ihre Waben mit umgehängter Kalaschnikov, und wenn es auch keinen „Honig-Krieg“ gibt, so doch einen gnadenlosen Wettbewerb. Verkauft wird der Honig zunächst auf den lokalen Märkten der Umgebung. Händler aus dem Oman, aus Bahrain, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten eilen auf den Souk von El Qatan, einem staubigen Bergkaff, das als Honig-Hochburg der Region gilt. Sie prüfen die Farbe, Geschmeidigkeit und Reinheit des Honigs, tunken ihre Finger hinein und kosten den würzigen, leicht bitteren Geschmack. Dabei geht es nicht um den kulinarischen Genuss. Arabische Ärzte halten den Honig für ein universelles Heilmittel, Frauen vertrauen auf die Fruchtbarkeit fördernde Wirkung, Männer auf seine aphrodisischen Eigenschaften. Die Mischung aus Seltenheitswert und Aberglauben treibt den Preis in die Höhe: Ein Kilo „Nectar of Allah“ wird in Dubai zu Preisen von bis zu 200 US-Dollar gehandelt. Arabische Scheiche verfüttern ihn an ihre Rennkamele, wohlhabende Eltern beschenken ihre Kinder kurz vor der Hochzeit damit, sogar Nicolas Sarkozy bekam bei seinem Staatsbesuch von Jemens Präsidenten Ali Abdullah Saleh eine Flasche davon als Präsent überreicht. Ob er ihn je gegessen hat, ist fraglich. Denn der Elyssée-Palast wird u. a. von Fauchon beliefert, und auf dem Frühstückstisch des Präsidenten steht vermutlich ein Glas Honig aus Paris.

Informationen: Jean Pauctons „Miel de l’Opéra de Paris“ gibt es im Shop der Opéra Garnier, Place de l’Opéra, Paris www.operadeparis.fr, und bei Fauchon, 24-26 Place de la Madeleine, Paris, www.fauchon.fr Nicolas Géants „Miel du Grand Palais“ gibt es im Shop des Grand Palais, 3 Avenue du Général-Eisenhower, Paris, www.grandpalais.fr Den „Rare Hawaiian Organic White Honey“ kann man bestellen: www.volcanoislandhoney.com Manuka Honig kann online bestellt werden: www.manuka-honig.org Life Mel Honey gibt es bei Harrods, 87–135 Brompton Road, Knightsbridge, London, oder hier: www.lifemel.co.uk Sidr Honig gibt es im Netz, www.worldsfoods.com oder www.yemensidrhoney.com Honighaus, Viktualienmarkt 2, München Dean & DeLuca, 560 Broadway, New York, www.deandeluca.com Fotografien aus dem Buch „Cueilleurs de miel“ von Eric Tourneret www.thehoneygatherers.com, thebeephotographer.photoshelter.com 63


Tischlein Nicole Kidman, Lenny Kravitz und die Scheichs tun es – sie tafeln auf Porzellan made in Germany. Doch es sind nicht die traditionsreichen Marken, die en vogue sind. von Esther Hofmann / Fotos RAGNAR SCHMUCK

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E ine kleine feine Berliner Porzellanmanufaktur könnte ihren großen Mitbewerbern das Fürchten lehren. Herings Porzellan ist nicht nur in aller Munde, auch Sterneköche weltweit sind die sinnliche-gourmeaste Liason mit Hering made in Berlin eingegangen.

Was vor 11 Jahren mit einer Idee, einem Brennofen, einer Drehscheibe - und einer Gesamtinvestition von 70.000 Mark in einer Werkstatt im Prenzlauer Berg begann, hat sich zur Erfolgsgeschichte von Stefanie Hering entwickelt, die mit ihrer Vision „Porzellan ins 21. Jahrhundert zu transportieren“, zu einem Inbegriff in der Porzellanszene geworden ist. Die Entscheidung eine eigene Porzellanmanufaktur zu gründen, resultierte auch aus Enttäuschung darüber, dass einstige Auftrageber wie KPM, Rosenthal, Hutschenreuther, für die Hering designte, sich nicht in die Zukunft denken konnten oder wollten. „Jeder meiner Vorschläge für neues Design verschwand in der Schublade. Dann kam der Punkt, an dem ich mir sagte, jetzt reichts! Das kann ich auch selbst!“ Gesagt getan! 1999 gründete die heute 42jährige ihre eigene Porzellanmanufaktur, von deren Erfolg die schwäbische Unternehmerin eine genaue Vorstellung hatte: „Ich wollte es schaffen, nach einem Jahr davon leben zu können. Mehr Zeit hätte ich mir nicht gegeben.“ Und dann? „Dann hätte ich vielleicht eine Sandwichbar aufgemacht, aber auf keinen Fall Töpferkurse gegeben.“ Musste sie auch nicht. Denn in rasantem Tempo eroberte die „Porzellan-Besessene“ mit ihrem hauchdünnen Bisciutporzellan in spektakulärem, puristischen Design den Markt, schaffte schon zwei Jahre später mit ihren legendär 1000fach perforierten Schalen 66


und Tellern den Durchbruch. 2003 gibt sich die Vase in der „AD“ als Stilstament im Wohnzimmer von Superstar Lenny Kravitz die Ehre und die erste Geschirrserie „Pulse“ ist schon jetzt ein Klassiker. Die ersten, die erkannten, dass Hering das Ding zum großen Wurf hat, waren die Franzosen. Der „L‘ Express“ nannte die Berliner Porzellanprinzessin in einem Atemzug mit Josef Beuys und Ute Lemper. Zuerst Frankreich, dann die USA und Deutschland – mittlerweile wird in über 20 Ländern von den Berliner Tellern gespeist. In Spitzenrestaurants wie dem Massimo Bottura in Modena, bei Mario Ridder im „de Zwethheul“, im kalifornischen „L2O“ von Laurent Gras, im „Guy Savoy“ in Paris und auch im Margaux des Berliner Sternekochs Michael Hoffmann, wird ausschließlich auf Hering serviert. Daneben verkaufen die edelsten Kaufhäuser wie das „Bergdorf Goodman“ in New York, das „Gearys“ in Beverly Hills, das „Verre“ in Tokio oder das „Byzance“ in Paris das weiße Gold aus Berlin. Sogar im Museumsshop des MOMA in New York kann man ausgewählte Stücke der Berliner Manufaktur erwerben. Was das Berliner Porzellan so einzigartig macht, ist seine Beschaffenheit: hauchdünnes, sinnlich anmutendes Biscuitporzellan, unglasiert und matt – das Markenzeichen von Hering. Bis dato war dieses Porzellan eher ein Nischenprodukt und wurde für Zierfiguren, Geschenkartikel, Reliefe und Puppen verarbeitet. Es galt als zu zerbrechlich. Für die Keramikmeisterin eine Herausforderung, die sie nach 9 Jahren Ausbildung und Studium suchte: „Ich wollte Biscuitporzellan gebrauchs- und alltagstauglich machen.“ Dies ist ihr meisterhaft gelungen. In einem aufwändigen Verfahren, das sie für sich perfektioniert hat, erhält das zunächst filigrane Material seine Stabilität und Robustheit, doch nach der Verarbeitung sieht man dem Porzellan seine Zerbrechlichkeit wieder an. Widersprüche, die Stefanie Hering liebt. Durch das abschließende Polieren mit Diamantstaub erhalten die Produkte ihre unwiderstehlich samtige Weichheit. Stefanie Herings Umgang mit diesem Material ist virtuos.

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oher diese Lust am Handwerken kam, kann die gebürtige Stuttgarterin nicht genau sagen, erinnert sich aber an ihre Kindheit, wenn sonntags das gute „Rosenthal Romanze“ aus dem Schrank geholt wurde: „Dieses feine weiße Material, so lichtdurchlässig und edel, hat mich schon früh fasziniert“ und später inspiriert. Nach ihrer Ausbildung zur Keramikmeisterin, zog sie drei Jahre als Gesellin durch Irland, Dänemark und Deutschland. So perfektionierte sie ihre Handwerkskunst und gab mit einem folgenden zweijährigen Designstudim ihrer Karriere dann die endgültige Richtung. 67


„Nach neun Jahren Lehrzeit war dann die Zeit reif, sich endlich an die hohe Kunst des Porzellandrehens zu wagen.“ Darin fand sie schließlich ihren unverwechselbaren Ausdruck in klaren, warmen, puristischen Formen: „Ich wollte die Grenzen des Machbaren ausloten, an die Grenzen des statisch Machbaren gehen“. Diese Grenzen schienen eng, bedenkt man, wie weich die Porzellanmasse ist und wie schnell sie sich verformt. Die Kunst dieser Produktgestaltung besteht darin, der weichen Masse die richtige Proportion zu geben. Dabei wird die Powerfrau von ihrem Credo angetrieben: Sinnvolles sinnlich gestalten. Und das tut die passionierte Keramikmeisterin erfolgreich mit stilsicherem Händchen und weiß längst um die Besonderheit und Beliebtheit ihres Designs: „Mein Porzellan soll auch noch in 20, 30 Jahren knacken.“ Darüber hinaus sind die Stücke ein haptischer Hochgenuss, der in die Kategorie „unbedingt haben wollen“ gehört. Das wissen auch ihre Kinder: Die trinken ausschließlich aus Mamas Porzellanbechern, die sie auch täglich mit in die Schule nehmen: „Es schmeckt daraus einfach besser!“

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as Porzellan und Kinder betrifft, weiß die zweifache Mutter: „Lassen sie mal ein Kind den Tisch decken, es zieht garantiert die schönsten Stücke aus dem Schrank. Ich finde es auch unnötig, dass im Kindergarten von Plastiktellern gegessen wird. Kinder sollten schon früh Qualität kennenlernen.“ Für Hering ist es daher selbstverständlich auch für Kinderhände ergonomisch Angepasstes im Sortiment zu haben. Material und Design zu Erlesenem perfektioniert, ist es überdies die zukunftweisende Funktionalität, die sich die Unternehmerin auf ihre Fahne geschrieben hat: „Für mich bedeutet das, Gegenstände so zu gestalten, dass wir uns darüber doppelt freuen - über gute Funktion und über das schöne Gefühl, das sie bei uns bewirken!“ Mit ihren Produktserien löst die Designerin den herkömmlichen Begriff des Tafel-Service auf. So ist vieles im Heringschen Produktfundus miteinander kombinierfähig und crossover einsetzbar. Jede Speise findet auf Hering ihren Platz. Das schnörkellose, klare und elegante Design einer Vorlegeplatte z.B. ist so gestaltet, dass sie vieles sein kann: Tortenteller, Käseplatte, Austernplatte – diese multiple Funktionalität macht Hering so unverwechselbar. Das traditionelle Service, wie es die großen Jahrhundertmarken immer noch an ihrer Zeit vorbei poduzieren, wird hier in den verschieden Produktlinien aufgelöst, was Stefanie Hering so erklärt: „Das herkömmliche Tafelservice wurde im Biedermeier angelegt und passt nicht mehr in unsere Zeit. Das beginnt schon beim Zentralstück, der Kaffekanne. Wer braucht sie heute noch, fast jeder besitzt eine Kaffee- oder Esspressomaschine.“

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Mein Porzellan soll auch in 20, 30 Jahren noch knacken.

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nd es geht ums Essen, das heute so global ist, wie der Rest unseres Konsums. Mittags italiensisch, abends indisch, zwischendurch Sushi. Wir kochen uns quer durch die Kontinente, da sollte sich auch das Geschirr unserem kuliniarischen Verständnis anpassen. Suppenteller, Gemüseschüsseln und Terrinen haben ausgedient. Und da setzt Hering mit ihrem Produktsortiment an. „Die zarte große Teeschale mit der Fächerstruktur verkauft sich in Korea wunderbar als Reisschale oder die Espressotasse als Sakebecher.“ Und das ist nur ein Beispiel von vielen, das Hering-Liebhaber weltweit glücklich macht. So ist es gedacht: kulturübergreifend. Jede Speise harmonisiert mit dem Porzellan. Schalen, Schälchen, Teller verstehen es, sich mit den Speisen dieser Welt symbiotisch zum einzigartigen Tafelerlebnis zu vereinen und damit den Siegeszug ins 21. Jahrhundert anzutreten. Bis 2005 drehte Stefanie Hering noch von Hand in ihrer Werkstatt. Aber eine immer größere Nachfrage verlangte ein Aussourcen der Produktonsstätte. Seitdem wird in Reichenbach in Thüringen hergestellt, in einer kleinen Porzellanmanufaktur, die vor 100 Jahren von Porzellanmalern gegründet wurde. Im letzten Jahr erweiterte Stefanie Hering ihre Porezallankollektion um zwei Glaskollektionen, die in der Glashütte Theresienstadt gefertigt werden. Mit einer Basis-Textillinie wurde der Begriff „Hering Tafelkultur“ nochmals erweitert. Immer höher, immer weiter ... Da könnte die persönliche Handschrift bald verloren gehen. Doch da beschwichtigt Stefanie Hering, die über sich sagt: „Was wir machen ist so persönlich und wird es auch bleiben. Wir sind klein und bleiben es auch!“

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M it Ihrem Unternehmen bieten Sie Autosammlern weltweit einen einzigartigen Service (Expertisen, Beratung, Finanzierung). Wie weit geht da Ihr privater Einsatz für das Auto? Sind Sie für Ihre Kunden rund um die Uhr erreichbar? Es gibt keine Beschränkungen auf bestimmte Wochentage, an denen ich arbeiten muss. Bin immer einsatzbereit. War gerade beruflich in England, danach war Party. Mein Business ist ein sehr gesellschaftliches Business. Die meisten Kunden sind oder werden meine Freunde, mit denen man gerne auch freiwillig seine Zeit verbringt.

Wieviele Autos besitzen Sie persönlich und wieviele Garagen dazu? Ich besitze zur Zeit weniger als zehn Autos, darunter ein Mercedes, ein Lamborghini. Meine Garage ist groß genug. Darin stehen auch Möbel, damit ich mich dort auch gemütlich mit einer Zigarre hinsetzen kann, um meine Autos in Ruhe zu betrachten.

Wie sieht die perfekte Garage aus? Eine davon ist hier in Genf. Komplett aus schwarzem Marmor, vom Boden bis zur Decke, und sie ist unterirdisch, darin stehen 80 rote Ferraris! Für mich wäre die perfekte Garage, eine die in einen Fels gehauen ist, eine fanstastische Vorstellung! Die Garage sollte vor allem zum Auto passen, groß genug sein. Wer will denn erst mal ein paar Autos wegfahren, um an den Wagen zu kommen, den man gerade fahren will. Ich bin der Meinung, wer sich keine gute Garage leisten kann, solte sich auch nicht so ein wertvolles Auto kaufen. Was ist der zur Zeit begehrteste Oldtimer weltweit, und wer hat ihn? Das ist der Bugatti Atlantic, diese Skulptur auf zwei Rädern wurde nur zwischen 1936 und 38 gebaut und existiert nur noch zwei Mal auf diesem Planeten. Den einen besitzt Ralph Lauren, der andere wurde gerade für 30 Millionen Dollar ersteigert. Gibt es noch ein Auto, das Sie unbedingt haben wollen? Es ist immer wieder ein Neues. Die Jagd nach dem perfekten Auto ist da eine fortwährende unendliche Herausforderung. Kommt es vor, dass Sie Ihre Sammlerstücke auch wieder verkaufen oder wird die Sammung einfach immer nur größer? Nur ab und zu verkaufe ich. Und das auch nur, wenn ich Geld für ein anderes Auto brauche, was ich zu diesem Zeitpunkt mehr begehre. Aber in der Regel sind die Autos lange in meinem Besitz. Man muss ein Auto eine zeitlang besitzen, damit es einen befriedigt. Es ist wie bei einer Frau, wenn man eine Frau kennenlernt, da braucht es auch einige Erfahrungen, um die Stärken und Schwächen kennen- und lieben zu lernen.

Talbot Lago T26GS Coupé, 1948

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Ab und zu verkaufe ich. Und das auch nur, wenn ich Geld f端r ein anderes Auto brauche, das ich zu diesem Zeitpunkt mehr begehre.

Alfa Romeo TZ2 Berlinetta, 1965


Fiat Stanguellini 1200, 1957


W ie kommt Ihre Frau mit Ihrer großen Leidenschaft klar? Wir haben uns bei Bonhams kennengelernt. Und in diesem Business hat man es tagtäglich mit den Leidenschaften der Menschen für Kunst, Automobile u.ä. zu tun. Was meine Oldtimer betrifft, wäre meiner Frau allerdings ab und zu ein Wagen mit Klimaanlage lieber. Sie lässt sich zwar ab und zu in einem Oldie zum Diner ausführen, aber bei längeren Strecken wäre sie schon über ein neueres Modell froh. Mehr als zwei- bis dreimal die Woche möchte sie in meinen Autos nicht unterwegs sein. Wieviele Oldtimerrallyes im Jahr fahren sie? Zirka 20 Rallyes im Jahr, teils nur als Zuschauer, teils nur als Fahrer. Bei einigen bin ich als Kommentator tätig, insbesondere bei der berühmtem Mille Miglia. Da präsentiere ich die Fahrer und die Autos auf jeder Etappe bis zum Ziel in Brescia. Das ist ganz schön anstrengend, auch wenn es für die Teams natürlich einen viel größeren Aufwand bedeutet. Sie hatten mal die Idee, einen Automobilfond aufzulegen - was ist daraus geworden? Bis jetzt leider nichts! Wir haben eine Machbarkeitsstudie erstellt, sind aber zu dem Ergebnis gekommen, dass sich diese Idee nicht umsetzen lässt. Es liegt auch daran, dass die meisten Liebhaber ein Auto für immer besitzen, gleich kaufen möchten und nicht nur über einen Fond an ihm beteiligt sein wollen und dann mal das Auto ausleihen wollen. Ich war anfangs von dieser Idee elektrisiert, habe aber diesbezüglich bisher kein überzeugendes Konzept gesehen.

Haben sie noch eine andere Sammelleidenschaft, ein Hobby abseits der Oldtimer – etwas wesentlich Kostengünstigeres? Naja, ob das kostengünstiger ist, weiß ich nicht - es geht um Uhren! Ich sammle Uhren, das passt für die meisten Autoliebhaber auch zusammen, es geht um die Faszination für das, was die Franzosen „le belle méchanique“ nennen. Außerdem interessiere ich mich für Musik und Filme. Ich liebe James Bond und Musik aus den Achtzigern. Ich bin mit Bands wie Ultravox und Visage aufgewachsen und liebe deren Lieder noch immer. Damit stehe ich aber leider ziemlich alleine da, weil alle meine Freude diese Musik ganz schrecklich finden. Ich höre sie deshalb meist allein. Womit und wann hat Ihre Leidenschaft für Autos begonnen? Das begann schon sehr früh als Kind und wurde mir von meinem Vater mit in die Wiege gelegt. Mein Vater ist schon im Jahr 1910 geboren und hatte immer schon ein Faible für Sportwagen und ist auch Rallyes gefahren. In den 1920er Jahren hat er sich seinen ersten Bugatti geleistet, er hatte immer die neuesten Modelle. Es durfte nie ein Luxuswagen sein, die Autos mussten alle schnell, heiß und unkomfortabel und eng sein. Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir mit einem solchen für eine Reise völlig ungeeigneten Fahrzeug in den Urlaub gefahren sind und ich mit meinen Geschwistern auf der Rückbank rumrumpelte. Das erste Auto, dass sie sich gekauft haben? Mein erstes Auto war ein Fiat 500, den bekan ich von meinem Vater geschenkt als ich 12 Jahre alt war, um mit ihm das Fahren zu lernen. Mit 18 Jahren habe ich mir mein erstes eigenes Auto gekauft, einen Alfa Romeo Spider.

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Welche waren bisher die verrücktesten Wünsche Ihrer Kunden? Das ist eine sehr gute Frage, auf die ich gerade keine Antwort habe: Es gab schon einige Verrücktheiten und nach normalen Maßstäben ist es ja schon verrückt genug, für ein Auto 30 Millionen Dollar hinzublättern. Aber da ist es wie auf dem Kunstmarkt. Da fragt man sich auch, wo hört das Genie auf, wo fängt der Wahnsinn an. Das gilt für die Künstler sowie den Sammler gleichermaßen. Die Sammlergemeinde - kennen sich alle untereinander, hält man Kontakt miteinander? In den letzten 20 Jahren hat sich die Szene vertieft und weiter vernetzt - auch aufgrund der Internetvernetzung. Natürlich kennt man sich und ist auch befreundet. Darunter gibt einige, die ihre Sammelleidenschaft sehr nach außen tragen, aber auch ganz viele, die den Kauf neuer Sammlerstücke ganz diskret haben wollen, das ist dann nicht für die Öffentlichkeit bestimm. Welchen Prominenten haben Sie schon zum Traumauto verholfen? Na ja, die Promis, die sich an mich wenden, gehören eher zu der Sorte der diskreten Käufer, es waren schon zahllose bekannte Leute darunter. Wen ich hier sicher nennen darf, sind US-Talkmeister Jay Leno und Rowan Atkinson alias Mr. Bean. Vor diesen beiden habe ich sehr hohen Respekt, weil sie nicht nur ihr Geld für ein Auto ausgeben wollen, sondern sich unglaublich gut auskennen und die Ästhetik eines Wagens wirklich wertschätzen können. Welches Land hat die meisten Sammler bzw. Oldtimer? An erster Stelle die USA, dann England, an dritter Stelle Deutschland, dann Italien. Mr. Kidston, danke für das Gespräch. 78

Ferrari 375 America, 1955


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Inside out Fotos von Olff Appold, Styling und Artdirektion von Zhoi Hy, Hair und Make-Up von Alex Auschill

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Kleid von ETRO

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Kleid, Tasche und Schuhe von MIU MIU 82


Kleid von VERSACE, Handschuhe von nInA pETER 83


Kleid von lAlA bERlIn Schuhe von ChRISTIAn dIOR

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Kleid von STEfAn ECkERT Schuhe von VOUEllE 86


Outfit von SChUMAChER

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Kleid von dAVId TOMASzEwSkI 88


Kleid von STREnESSE gAbRIElE Armband und Halskette von bUChERER 89


GO! ilde m r e D New s e d s t uftrit ahlen in a z r u r K n erst ingt es, e t i e k l mlich ächlich ge u ä auch R – s t n a Die e t k Und zuloc terfolgen n a e r iv Kreat schen Cha zwi 90


m. ines u e a d R n e u groß l lung d e n t e s s h u c err as ner A met. i b e ü o r s de al nc e d wid t a h l n e s c i a i g u s B d s n r t l e e A ben Supersta m fül neme nsch schaf ft, di a s g n r a r Sze ied er Yorke ht – l e c w i n i r l L r e e m m milde nd coole B , die es im u k hippe obys Musi ten. l a h M Damm zu e va n l i s T s Dank n e vo n b cool u l C u nd

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e o r e H A nfang Juni 2011, BerlinAlexanderplatz: In einem der in den 1970er Jahren erbauten Hochhäuser, die auf der Ostseite den berühmten Berliner Platz einrahmen, soll Moby in einem exklusiven Showcase sein zehntes Studioalbum und vor allem seinen dazu begleitend erschienenen Bildband vorstellen. Den nahezu perfekten Rahmen bildet das im siebten Stock des Hochhauses Alexanderplatz 7 beheimatete außergewöhnliche Venue und Kunstkollektiv MADE, eine Art Kreativraum für Gegenwartskunst, jedoch mit der Betonung der künstlerischen Entwicklung. Regelmäßigen Berliner Clubgängern ist das Haus wohlbekannt, denn das Weekend lockt trotz rigider Türpolitik regelmäßig die Kreaturen der Nacht. Der milde Abend ist also einer Ausstellung und eines Kurzauftritts des New Yorker Superstars gewidmet. Die Räumlichkeiten erstrahlen in mildem Licht – langsam füllt sich der überraschend große Raum. Und tatsächlich gelingt es, hippe und coole Berliner Szenemenschen und Kreative anzulocken – auch Dank Mobys Musik, die es immer wieder schafft, die Balance zwischen Charterfolgen und Clubcoolness zu halten. Doch zunächst stehen die Fotos und gleichzeitig das Artwork des neuen Albums im Mittelpunkt. „Destroyed“ – sowohl Cover des Bildbandes als auch des Albums – entstand am New Yorker Flughafen La Guardia. Eigentlich zufällig, denn eine Verspätung des Flugs zwang

Moby zum Aufenthalt. Und so galt die ungeplant entstandene Pause der Entdeckungsreise des Flughafens. In einem der unzähligen weiß-grünlichen Gänge mahnte eines der elektronischen Zeichen, die jedem Flugreisenden inzwischen bekannt sein dürften: „All unattended luggage will be destroyed.“ Da die LED-Anzeige jedoch nur einen durchlaufenden Text anzeigen konnte, entstand die einmalige Aufnahme, die nur das Wort „destroyed“ zeigt. Dass dieses Bild später nicht nur das Cover bildet, sondern auch Namensgeber des Albums und des Bildbandes ist, entstand nach dem Hören seiner neuen Kompositionen, die seines Erachtens mit dem Inhalt perfekt korrespondieren. Und tatsächlich beschleicht den Hörer eine dunkle, leicht melancholische Stimmung, die seinen Songs so oft innewohnt. Gleichzeitig jedoch regt das Coverphoto zur genaueren Betrachtung an und so fällt farblich nicht nur die gelbe Schrift der LED-Anzeige ins Auge, sondern auch das rote, vertraute EXIT-Sign, der Notausgang. Dass Moby auch auf seinem zehnten Studioalbum dem Hörer immer einen Weg offen lässt, ist nachgerade eine der Stärken seines Songwritings und seiner musikalischen Sphären. Eine Art Backdoor-Effekt. Zwischen Eindringlichkeit und Vergänglichkeit siedeln sich seine Lieder an – nicht aufdringlich, aber auch als Hintergrundmusik sich immer wieder in die Erinnerung spielend, mitreißend und clubtauglich und gleichzeitig distanziert, kühl, unberührend.

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Whole Lotte Love

Gleiches offenbart die Fotoausstellung, die seine Bilder exklusiv zeigt, in Großformat, geschickt drapiert an den verstellbaren Raumelementen. Entstanden sind sie auf der letzten Tournee around the world. Ausstellung und Bildband offenbaren Mobys Geschick als Fotograf, zwischen der Einsamkeit der nächtlichen Urbanität, der zahlreichen unpersönlichen Hotelzimmer. Ein Reisender, der selten an einem Ort verweilt, der in großen und kleinen Konzerthallen spielt, der begeisternd die Audienz in einer Momentaufnahme festhält und gleichzeitig die Distanz und Einsamkeit des Künstlers eindrücklich zeigt. Dass die Ausstellung gerade im ehemaligen ‚Haus des Reisens‘ stattfindet, ist eine wohl ungeplante Koinzidenz, wirkt jedoch überaus passend und umrahmt historisch Mobys Tourneereise. „Auf Tournee sein ist seltsam“, sagt Moby und weiß, dass viele denken, eine Tournee sei glamourös. Seine Bilder fangen diese seltsame Stimmung ein, die seelenlosen Räume, die anonymen Backstagebereiche – die 75.000 jubelnden Menschen im Publikum und die stimmungsvollen Landschaften. Konstruiert sind die Bilder nicht – und das bringt das Buch auch deutlich rüber. Vielmehr sind es Momentausnahmen – den Alltag ein wenig anders betrachtend.

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Foto Š Moby

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Als Kind entdeckte Moby das Fotografieren, mehr zufällig, als ihm sein Onkel eine Nikon F schenkte. Man Ray, Diane Arbus, Andre Kertesz und Edward Streichen begeisterten ihn. Als Teenager begann er schwarz-weiß zu fotografieren und selber seine Bilder zu entwickeln. Noch heute, im Zeitalter der Digitalfotografie, die Moby auch im Buch benutzt, fotografiert er immer noch wie jemand, der seinen eigenen Film entwickeln und abziehen muss. Einen bewussteren Zugang zur Fotografie nennt er dies und dies spiegelt sich im Buch wider. Nein, eine zweite Karriere als Fotokünstler plant er nicht, sagt Moby. Vielmehr betrachtet er es als ein willkommenes das Album flankierendes Projekt ohne sich selber als begnadeten Fotografen zu verstehen. Und das macht letztlich auch den Reiz der Fotografien aus, ein imperfektes Bildtagebuch einer abgeschlossenen Zeit, das genau dadurch seine große Stärke entwickelt – denn Moby gelingt es, mitzunehmen auf diese Reise. Plötzlich geht es schnell – eben noch standen vereinzelt Menschen, einen der drei angebotenen Longdrinks lässig in der Hand haltend und die Audienz cool auscheckend, im Raum und als wäre es abgesprochen, ist es von einer zur anderen Minuten prall gefüllt. Das Licht geht aus, der Applaus schwillt an und Moby kommt gemeinsam mit Sängerin Inyang Bassey und Violinistin Kelli Scarr auf die inmitten des Raumes drapierte Bühne. Das dem Cover nachempfundene minimale Bühnenbild zeigt natürlich „destroyed“. Was nun folgt, ist beeindruckend, sogar überraschend. Moby performed akustisch – nur mit Gitarre – und natürlich den schwebenden Violinenklängen. Und das klingt neu, unerwartet und aufregend. Dass er sichtlich Spaß hat, überträgt sich auf die Zuschauer, die leise lauschen und umso lauter applaudieren. Und spätestens als die stimmgewaltige Inyang Bassey „Why Does My Heart Fell So Bad“ anstimmt, einen seine größten Hits in Deutschland, gibt es kein Halten. Humorvoll begleitet Moby seine ausgewählte Setlist – über seinen Ravehit „Feeling So Real“, die 1994

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die Großraumdiscos beschallte, und der nunmehr im Unplugged-Gewand ganz unverhofft spannend klingt bis zu einige ausgewählten Stücken seines neuen Albums. Überraschend auch seine Coverversionen: Led Zeppelins „Whole Lotta Love“, eher inspiriert durch die Ike & Tina Turner-Version und Lou Reeds „Walk On The Wild Side“ als Reminiszenz an seine Heimatstadt. Viel zu kurz dauert er letztlich – und als längst die nächtliche Alexanderstraße wieder betreten ist, schwirren noch immer seine Melodien im Kopf – nicht zuletzt auch durch eine unbekannte Straßenband, die auf den Spuren von Mogwai und Sonic Youth unter dem Eingangsbereich ausgerechnet „Why Does My Heart Feel So Bad“ covert. Der intime Auftritt, seine spannende Auswahl der ausgeführten Stücke und letztlich die Symbiose zwischen seinen Fotografien und seiner neuen Platte brachte die Idee, Moby nach seinen persönlichen leidenschaftlichen musikalischen Momenten und Inspirationen zu fragen. Ohne zu verraten, welche Situationen hinter seiner Auswahl der passionate moments in music stehen, ist seine exklusive Auswahl überaus spannend und gibt einen überraschenden Querschnitt persönlicher magischer Musikmomente wider. Außer den Labelmates DeutschAmerikanische Freundschaft findet sich kein elektronischer Act in seiner Liste, stattdessen zwei Trashmetalbands mit Pantera und Sepultura. Vielleicht wird „Heroes“ ja während eines seiner kommenden Konzerte erklingen. Mit „Destroyed“ zeigt Moby ein weiteres Mal, weshalb er sich nicht nur als DJ einen Namen gemacht hat, sondern als Songwriter, der einen bildlichen Einblick in die Entstehungsgeschichte eines Albums gibt. Ein leidenschaftliches und visuell begeisterndes Projekt, gerade in Zeiten des Downloads, die Musik oftmals loskoppelt von dem Artwork. Auf die Frage, warum kein Bild von ihm im Bildband ist, sagt die Beschreibung zur letzten Aufnahme, die ihn in Brasilia zeigt, „so now there’s a picture of me in the book“.

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Mobys passionate MoMents in Music: 01 DaviD bowie – Heroes // 02 pantera - war nerve // 03 Joy Division – colony // 04 Gun club - carry HoMe // 05 billie HoliDay - stranGe Fruit‘ // 06 DeutscHaMerikaniscHe FreunDscHaFt - alles ist Gut // 07 leD Zeppelin – wHole lotte love // 08 sepultura - roots // 09 Doors – tHe crystal sHip // 10 tv on tHe raDio – starinG at tHe sun

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Auf den ersten 800 Metern flanieren sie schon seit Juni 2009, jetzt können die Bürger New Yorks noch ausgedehnter die schöne Aussicht und das satte Grün genießen. Denn der zweite von drei geplanten Abschnitten der in neun Meter Höhe schwebenden Anlage namens „High Line Parks“ wurde endlich eröffnet. Von der Gansevoort Street bis hoch zur West 30th Street reicht die Wildnis inzwischen 1,6 Kilometer weit. von Hannah Bauhoff Fotos: Friends of the High Line

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urra, rufen nicht nur die kleinen Kinder, die bereits die spielerischen Qualitäten des urbanen Hochparks genießen. Aus kleinen Röhren fließt genau so viel Wasser auf die länglichen Bodenplatten, dass ohne die Gefahr des Ertrinkens herrlich gespielt werden kann. Planschbecken, Schotterbeete, Liegewiesen, Klanginstallationen – das Konglomerat aus Stahl, Beton und Grünpflanzen ist der neue place to be. Nirgends fühlt sich urbanes Leben besser an als hier. Verantwortlich für die Umgestaltung der ehemaligen Güterverkehrtrasse sind die Architekten Diller Scofidio + Renfro sowie die Landschaftsarchitekten Field Operations. Sie haben bereits 2006 mit der Umgestaltung des gut 20 Meter breiten Geländes angefangen. 2,33 Kilometer lang soll der Park insgesamt werden, übrigens eine der 127 Maßnahmen des Plan NYC 2030. Dieser ehrgeizige Masterplan ist New Yorks Antwort auf zukünftige städtische Herausforderungen und Entwicklungen: Wach-

Wachsende Bevölkerung in den Megacities und veraltete Infrastrukturen erfordern kreative Konzepte für urbanes Leben sende Bevölkerung in Megacities, veraltete Infrastruktur, Klimawandel und die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen – der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg kümmert sich federführend um eine grünere Neugestaltung der Stadt und ließ beispielsweise kurzerhand den Times Square für Autos schließen. Zwei Milliarden Dollar an privaten Investitonen hat die High-Line angezogen. Stararchitekten wie Shigeru Ban, Neil Denari und Jean Nouvel wurden engagiert. Ihre Luxusapartments waren geschickter Weise zeitgleich zur Fertigstellung des zweiten High Line-Abschnitts terminiert. 12.000 Arbeitsplätze seien seit 2006 entstanden, so Bloomberg. 29 weitere, größere Immobilienprojekte sind im Bau bzw. in Planung. Ein Blick zurück: 1847 wurde das Gewerbegebiet im Westen Manhattans durch eine Eisenbahntrasse erschlossen, doch erst 1929 wurde diese durch eine Hochbahntrasse, der so genannten High Line ersetzt. 21 Kilometer lang war damals die Linie und erschloss durch direkte Gebäudeanschlüsse das Industriegebiet des Meatpacking Districts.

Das High Line-Logo, gestaltet vom legendären Designbüro Pentagram, hier an einem Stahlträger Foto: Friends of the High Line

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The HIGH LINE Final 2,33 km lang, 20 m breit und mehr als 46.000 m2 Gr체nfl채che inmitten New Yorks H채userschluchten

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Weil die Fabriken und Fleischereibetriebe ihren Warenverkehr immer mehr via LKW transportierten und damit den Verkehr auf die Straße verlegten, wurde die Eisenbahnlinie zu wenig genutzt. Bereits 1960 wurden Teilabschnitte abgerissen. Seit 1980 ist die Hanglinie endgültig stillgelegt, und seitdem entwickelte sich eine Art urbane Wildnis. Zwischen den alten Gleisen wächst so einiges, die Biodiversität erkunden inzwischen ganze Schulklassen und Touristen buchen 75-minütige Gartentouren, die von Friends of the High Line durch geführt werden. Dieser Freundeskreis kümmert sich auch um die Vermarktung. Im Marketing haben die USAmerikaner bekanntermaßen unglaubliche Qualitäten: Daher gibt es einen High LineShop mit der FHL Collection, sprich TShirts, Bücher, Regenschirme und wiederauffüllbare Wasserflaschen – eben alles, was man für ein urbanes Gartenleben braucht. Nächtliches Sternegucken mit Riesenteleskop, Literaturlesungen, Tanzperfomances, Licht und Farbschulungen von Künstlern oder einfach nur eine große Sommer Party in der coolsten Sommerlocation – die zahlreichen kulturellen Angebote lassen das Interesse an dem schmalen Park stetig wachsen. Doch nicht nur für geistige Genüsse ist seit Erschließung des neuen Abschnitts gesorgt. Es gibt neuerdings eine Outdoorbar namens The Lot on Tap, wo lokales Bier und Wein sowie Säfte und Brause angeboten werden. Liebhaber und Fans des neuen Aufenthaltsorts halten sich strikt an das Brooklyn High Line Elevated Wheat, ein Bier, das speziell in der Brooklyn Brewery aus regionalem Hopfen und Weizen gebraut wird.

Die High Line: eine Hochbahntrasse aus den 1930er Jahren

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Das K채mpfen hat sich gelohnt, die Highline ist gr체n. Foto: pentagram. NY

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Urban, relaxing, sexy! So empfinden die New Yorker das Leben auf der zweiten Ebene. Dem Himmel ein Stück näher.

HIGHLINE Das High Line-Symbol sowie die gesamte Corporate Identity stammt übrigens von dem legendären Designbüro Pentagram – allein deswegen lohnt sich ein Besuch des Hochparks in Manhattan, denn die Anwendung des Logos sowie die kreativen Kampagnen zum partizipativen Stadtgestaltung sind einfach richtig gut. James Corner Field Operations wird auch die Erschließung des letzten, dritten Abschnitts leiten. Wieder mit dabei sind Diller Scofidio + Renfro, dieses Mal mit dem Landschaftsdesigner Piet Oudolf. Doch nun wird erst einmal die Eröffnung von Abschnitt zwei gefeiert – der Sommer kann kommen – und irgendwann auch die Erschließung des dritten und damit letzten Abschnitts.

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Highline – cool at night! Nachts sind alle Katzen grau – aber nicht auf der Highline! Gestylte Sitzbrücke, raffinierte Beleuchtung und inszenierte Parties bringen Abwechslung ins New Yorker Nachtleben. Grün ist cool! Besonders die Trendsetter und Youngster der New Yorker Szene genießen den Charme der nächtlichen Highline. 105


Reiz der

Flüchtig keit Parfümerien sind Archive der Träume. In Hunderten Flakons konservieren Parfums nicht einfach nur Düfte, sondern Assoziationen, Bilder, Geschichten. So schwierig diese zu beschreiben sind, so komplex ist die Komposition, die einem Parfum zugrunde liegt. Mehr als fünf oder sechs verschiedene Düfte scheinen wir beim Besuch einer Parfümerie nicht auseinanderhalten zu können. Unsere Nase kommt mit der olfaktorischen Reizüberflutung kaum zurecht. Kein Wunder, denn in der Entwicklung eines Duftwassers steckt viel Wissen, harte Arbeit und ein Funken Magie von Bodo Kubartz 106

Fotos von Jacques Schumacher

Christian Dior, Hypnotic Poison, 1998/2010


Lalique, Le Baiser, 1999


Hugo Boss, Intense, 2003

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ür das grundsätzliche Verständnis eines Parfums hat sich die Duftpyramide etabliert. Sie besteht aus drei Teilen: Kopf, Herz und Basis. Jedes Parfum entwickelt in dieser Abfolge seine Komplexität. Die Kopfnote ist direkt nach dem Aufsprühen für die erste halbe Stunde zu riechen, die Herznote prägt ein Parfum die folgenden Stunden und die Basisnote setzt sich dann bis zum Vergehen des Duftes durch. Zusätzlich werden Parfums aufgrund ihrer Struktur, Inhaltsstoffe und Eigenschaften in Familien eingeordnet, bestimmt von ihren dominierenden Duftnoten. Michael Edwards, Parfum-Experte aus Australien, gilt mit seinem „fragrance wheel“ als einer der Begründer dieser Einteilung: Zitrusdüfte Ein frischer und leichter Duft ist für die Parfums dieser Familie mit Zitrusnoten wie Bergamotte, Zitrone, Orange, Mandarine und Grapefruit charakteristisch. Vorreiter waren etwa die ersten Eaux de Cologne. Florale Düfte Bouquets verschiedener Blumen oder der Geruch dominierender Pflanzen repräsentieren diese Familie. Blütennoten mit ihrem charakteristischen, natürlichen Duft zählen zu den bedeutendsten Kompositionen in Damenparfums. 108

Chanel, No 5, 1994

Chypre-Düfte François Coty, Begründer der modernen Parfumherstellung, formulierte mit „Chypre“ im Jahr 1917 eine eigene Duftfamilie. Diese Kompositionen sind geprägt von Akkorden aus Eichenmoos, Labdanum, Patschuli und Bergamotte. Warme und sinnliche Charakterparfums wie „Mitsuoko“ von Guerlain, „Knowing“ von Estée Lauder oder „Cabochard“ von Grès gehören zu dieser Gruppe. Aromatische Düfte Sie setzen sich vorwiegend aus Salbei, Rosmarin, Thymian und Lavendel zusammen, auf die normalerweise zitrusartige und würzige Noten folgen. Aufgrund ihres eher männlichen Charakters dominieren diese Kompositionen bei den Herrendüften. Holzige Noten Parfüme mit holzigen Noten haben einen warmen und opulenten Charakter, dominiert von Zedern- und Sandelholz oder Patschuli, aber auch dem Gras Vetiver. Viele holzige Noten finden sich in maskulinen Düften, die oft trocken und elegant wirken. Orientalische Noten Orientalisch anmutende Kompositionen, die mit aromatischen oder zitronigen Facetten aufgefrischt werden, erhalten ihre Fülle und Feinheit durch Inhaltsstoffe wie Ambra, Harze, Tabak und exotische Gewürze. Fougère-Noten 1882 kreierte Paul Parquet das namensgebende „Fougère Royale“ für Houbigant. Es wurde zum Klassiker und wies – besonders in der Herrenparfümerie – einer eigenen Familie den Weg. Den Fougère-Duftbaustein machen die drei Hauptbestandteile Lavendel, Eichenmoos und Cumarin aus, das im vorletzten Jahrhundert als erster Riechstoff synthetisch hergestellte wurde. Ledrige Noten Ledernoten spielen in der Gruppe der maskulinen Parfums eine bedeutende Rolle, aber auch in femininen Chypre-Düften finden sie sich. Die Duftbausteine eines Parfums bestehen aus synthetisierten und aus natürlichen Riechstoffen, ein gutes Parfum setzt sich fast immer als Mischung aus beiden zusammen. Sie beschwören den Geruch von Früchten, Blüten, Gewürzen, Rinden und Harzen, Blättern, Gräsern, Moosen, Wurzeln oder auch tierischen Sekreten. Dazu kommen sogenannte Gourmand-Noten wie Schokolade, Kakao etc. Zu welcher Familie ein Duft gehört, entscheidet sich in der Regel dadurch, welche Note ihn dominiert.


Guerlain, Insolence, 2008

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D端fte werden als Emotionen verpackt und dann als Parfums verkauft.

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Parfums von Lalique

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ie Parfümeure hinter den Düften werden oft mystifiziert. Mal gelten sie als Alchemisten, die in geheimer Arbeit ihre Elixiere zusammenmischen, mal als Chemiker im Labor. Im Grunde sind sie aber multidisziplinäre Handwerker, die gelernt haben, mit der Nase als Werkzeug olfaktorische Kunstwerke zu erstellen. Deshalb nennt man sie auch oft „die Nasen“. Traditionell kamen die Parfümeursfamilien aus dem Süden Frankreichs, seit dem 17. Jahrhundert vorzugsweise aus Grasse. In der Provençe gedeihen die pflanzlichen Rohstoffe, aus denen die Essenzen für Parfums gewonnen werden, besonders gut. Außerdem konzentrierte sich dort damals auch die Herstellung von Lederhandschuhen für die Oberschicht, für deren verfeinernde Behandlung wohlriechende Düfte benötigt wurden. Duft gehörte zum Alltag dieser Familien, die Diskussion über seine Inhaltsstoffe schulte ihren Riechsinn, beförderte restringierte Sprachcodes und stärkte das Gemeinschaftsgefühl. Noch heute geben einige überaus erfolgreiche Parfümeure ihr Know-how an ihre Nachfahren weiter wie etwa der 1996 verstorbene Edmond Roudnitska an seinen Sohn Michel. Ähnlich war es bei Jean-Claude Ellena, Hausparfümeur von Hermès und seiner Tochter Celine, die u.a. für The Different Company Düfte entwirft oder bei Jacques Polge, Chefparfümeur von Chanel und seinem Sohn Olivier, der bei International Flavors & Fragrances Düfte für Balenciaga, Burberry oder Jil Sander kreiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg öffnete die Entstehung von Parfümeursschulen mit festgeschriebenen Curricula das isolierte Metier. Man konnte den Beruf erlernen, auch ohne diesen besonderen familiären, sozialen und kulturellen Hintergrund. Heute bilden einige Duftzulieferer wie Givaudan, Firmenich, IFF und Symrise über die ganze Welt hinweg Parfümeure aus. Dufthersteller kreieren Parfüme im Auftrag von Lizenzgebern wie L’Oréal, Procter & Gamble, Estée Lauder und Coty oder werden direkt von Mode-, und Lifestylemarken beauftragt. Sie beschäftigen den Großteil al-

ler ausgebildeten Industrieparfümeure. Neben den Schulen der Industrie gilt das ISIPCA (Institut Supérieur International du Parfum de la Cosmétique et de l’Aromatique Alimentaire) seit 1970 als zentraler Ort für die Parfümeursausbildung. Und selbstverständlich gibt es auch noch eine Vielzahl Autodidakten. Materialstudium, Chemie und Biologie gehören essentiell zum meist dreijährigen Lehrkanon bei dem folgende Kompetenzen erworben werden sollen: Rohmaterialien kennenzulernen und zu klassifizieren, Techniken des Riechens und ein Duftvokabular zu erlernen, die verschiedenen Duftfamilien und den Aufbau klassischer Parfums zu ergründen, die Chemie der Düfte zu fokussieren, existierende Parfums auf deren Inhalt zu erriechen und nachzuformulieren und letztlich eigene Düfte zu komponieren. Parfümeure müssen einen Duft auf Basis einer konzeptionellen Idee denken können, bevor sie ihn realisieren. Neben der Wissensvermittlung und der multisensorischen Materialerfahrung spielen Kommunikationsfähigkeit und Enkulturation eine entscheidende Rolle, denn das Parfumhandwerk entlehnt viele Begriffe anderen kreativen Bereichen wie der Architektur und Musik. Noten (der charakteristische Duft eines Materials) und Akkorde (Mischung mehrerer Noten) verarbeiten Parfümeure zu olfaktorischen Kompositionen, die im Fachjargon oft als tonal oder atonal, harmonisch oder disharmonisch dargestellt werden. Neben der Fachsprache, die nur andere Parfümeure verstehen, sind die Vorbereitung auf den Arbeits- und Kreationsrhythmus, internationale Flexibilität und Weltgewandtheit und ein stimuliertes Allgemeininteresse entscheidend. Denn nach der Ausbildung geht es on the job weiter: Parfümeure wirken an Projekten mit und verfeinern peu à peu ihre Grundfertigkeiten. Dabei gilt es, Auftraggeber, Marken und Entscheidungsprozesse kennenzulernen. Durch den Austausch mit anderen Parfümeuren und Fachleuten aus der Industrie und den Unternehmen wird über viele Jahre hinweg Schaffenskraft und Ideenreichtum entwickelt – und letztlich die Magie der Kreativität etabliert.

Jil Sander, Sander for Men, 2009

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Parfümeure müssen einen Duft auf Basis einer konzeptionellen Idee denken können, bevor sie ihn realisieren.

Jean-Paul Gaultier, Fleur du Male, 2007

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ie aber kommt diese Magie in die Regale der Geschäfte? Zunächst werden neue Düfte marketingtechnisch und werbewirksam aufpoliert. Bei vielen Parfums großer Hersteller stecken viel Aufwand und große Budgets in der Vermarktung des so flüchtigen Produkts. Für den Verkauf werden dann alle Register gezogen: Düfte werden als Emotionen verpackt und dann als Parfums verkauft. Oftmals sind die Werbekampagnen schon Kunstwerke an sich, sollen sie doch den Lebensstil und Zeitgeist einer Generation verdeutlichen und widerspiegeln. Denken wir zum Beispiel an „Cool Water“ von Davidoff und die bekannte Strandszene. Oder erinnern wir uns an die Filme von Chanel! So latent und doch sublim wurden sie inszeniert, dass sie kaum als Werbung zu erkennen waren. Vielfach fungieren bekannte Persönlichkeiten als Testimonial für eine Marke, denn sie geben den Düften ein eigenes Gesicht. Und nicht zuletzt basieren die Namen der Parfums und die Texte, mit denen Düfte beschrieben werden, auf einem ausgeklügelten Marketingsystem. Kommunikationswege und -orte haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. Ob in Zeitungen oder Zeitschriften, im Fernsehen oder Kino – die Werbung für die schönen Düfte erreicht uns über viele Kanäle. Doch nicht nur die Anzahl der Kanäle ist gewachsen, auch die Austauschrichtung hat sich verändert. Kunden wollen mittlerweile an den Geschehnissen rund um eine Marke partizipieren. Zumindest wird den Käuferinnen und Käufern suggeriert, dass sie für die Markenentwicklung wichtig sind. Ein Beispiel dafür ist das Internet. Im Netz werden Düfte nicht nur in wachsendem Maße vertrieben, es ist auch eine nicht mehr weg zu denkende Werbeplattform. Youtube und Facebook haben sich – neben der Präsenz eigens für Marken und sogar für neue Düfte eingerichteter Seiten – zu äußerst wichtigen Internetkanälen entwickelt. Bei Youtube laufen inzwischen Werbefilme für Parfums, die auch im Fernsehen oder Kino gezeigt werden. Darüber hinaus hat sich ein großer Pool an vernetzten und extrem gut informierten Endverbrauchern gebildet, die sich auf hohem Niveau über Düfte austauschen. Facebook, das sich als das wohl am weitesten reichende soziale Netzwerk international etabliert hat, wählen insbesondere viele individuelle, neue Marken bzw. Nischenmarken als Präsentations- und Kommunikationsforum, um mit ihren „Fans“ zu sprechen und so nah am Endverbraucher zu bleiben. In einer Zeit, wo sich zum Beispiel Duft-Aficionados im digitalen Raum von Communitys wie Sniffapalooza aus den USA treffen und miteinander kommunizieren, bietet Facebook die perfekte Möglichkeit, Liebhaber und relevante Multiplikatoren schnell mit Informationen zu versorgen. Diese Mitglieder von Gruppen wie Sniffapalooza sind sogenannte „influencer“, die schnell etwas über eine Marke in Erfahrung bringen und dies an ihre Freunde weiter geben. Denn der Wert einer Marke wird auch dadurch gesteigert, dass man über das, was passiert, unkompliziert und schnell informiert wird. So erhalten Verbraucher das Gefühl, ein wichtiger Teil des Netzwerks zu sein. Der Fan kann mit seinen Kommentaren und Anmerkungen eine Marke mit gestalten. Es macht Marken glaubwürdig, sich im Netz authentisch zu präsentieren.

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4711, Historienmotiv 20iger Jahre,

Online-Marketing in Form von Social Media mag außerdem weniger als die Vermarktung über traditionelle Kanäle kosten. Wichtiger ist aber, dass hier eine wirkliche Kommunikation stattfindet: Die Kunden können frei entscheiden, wofür sie sich interessieren und welche Informationen sie verfolgen möchten. Einige aktuelle Marken diktieren somit nicht mehr die Lebens- und Weltsicht ihrer Kunden und sind nahbarer als viele traditionelle Marken der Vergangenheit. Werbung findet natürlich auch durch die Vergabe von Proben oder Miniaturen statt. In den Parfümerien wird so auf dezente Weise ein Duft beworben, der Endverbraucher so die Möglichkeit erhält, ein Parfum erst einmal zu testen. Ein Kauf wird nicht so leicht zu einem Fehlkauf. Mit Miniaturen, den verkleinerten Originalflaschen wird dagegen der Kunstform eines Flakons Rechnung getragen. Die Miniaturen werden so zu begehrten Sammlerobjekten. Und seitdem es den Internethandel gibt, werden auch zunehmend mehr Düfte und Pflegeprodukte online verkauft. Die Nachkaufrate ist im Vergleich zur Neukaufrate höher. Außerdem gibt es dank komfortabler Bestellung von Proben die Möglichkeit, sich ein Duftmuster zuschicken zu lassen, bevor man eine ganze Flasche bestellt. Letzten Endes bleibt jedes Parfum ein äußerst ephemeres und geheimnisvolles Produkt. Der Dreiklang von Duftverständnis, Duftkreation und Duftvermarktung ist also elementar wichtig, um nachzuvollziehen, wie sich eine bloße Mischung von Gerüchen zu einer duftenden Begehrlichkeit entwickelt.

4711 Anzeigenkampagne 2007 ‚Ich glaube.‘

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Guerlain, Shalimar, 1925


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Foto Claudia Janke


Kann denn SuĂ&#x;e Sunde sein? Kunstwerke aus Zucker

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Peggy Porschen, die sich selbst Tortendesignerin nennt, ist der neue Star am „Kuchenhimmel“. Hunderte hauchzarter weisser Zuckerblüten, entzückend filigrane Marzipanschmetterlinge, spriessen und flattern auf rosaroter Tortenglasur! Peggy Porschen beliefert die Reichen & Schönen, kreierte Stella McCartneys Hochzeitstorte und Stars wie Elton John, Madonna oder die Royals, lassen sich ihre Feste von der 32jährigen versüßen.

von Esther Hofmann / Fotos Heiko Prigge

Jetzt eröffnete die Zuckerbäckerin im Londoner Edelviertel Chelsea ihren ersten PeggyPorsche-Tortenshop & Cafe. Rosagelackt mit Puppenstubenfeeling - hier scheint alles zum Anbeißen. Das Interieur, ebenso wie die berühmten Cupcakes in allen erdendklichen Pastellfarben und den legendären Fridgecakes - in Deutschland als kalter Hund bekannt, zu dessen süßen Fans auch

Prinz William gehört, - verzaubern alle Besucher. Peggy backt sich und andere glücklich. Das verschafft der ehemaligen Stewardess das Upgrading in die Highsociety weltweit. Geschmeichelt bleibt die Zuckerbäckerin aus Leidenschaft aber lieber auf ihrem rosa Teppich und arbeitet unermüdlich an ihrer Marke, hisst immer neue Peggy-Porschen-Flaggen. Neben einer Koch- und Backakedemie

Die Ebury Street in Chelsea birgt ein wahres Schmuckstück: Peggy Porschens Torten-Manufaktur & Café

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gegenüber des Porsch‘schen Tortenparadieses, eröffnete sie auch einen Brautshop und schreibt nach bereits mehreren veröffentlichten Büchern an einem neuen Buch. Quality wollte hinter die Kuchenfassade gucken und traf den zurückhaltenden Backstar zu einem Gespräch über ihr Leben und ihre Lust und Liebe zu den Dingen, die den süßen Motor der Peggy Porschen antreiben.


„ … aber noch fühlt sich das Unternehmen wie mein Baby an, das ich beschützen möchte …“

Foto © © Peggy Peggy Porschen, Porschen, London London Foto

Wieso sind sie nach England gegangen, um Ihren Traum zu erfüllen? Nach meinem Job als Stewardess wollte ich mich in Deutschland zur Konditorin ausbilden lassen, das hätte drei Jahre gedauert. In der Londoner „Cordon Bleu“-Academy dagegen, hält man das Diplom bereits nach einem Jahr in den Händen und die Ausbildung dort ist intensiver. Wann haben sie ihre Lust an Torten entdeckt? Als Kind habe ich mich am meisten über meine Geburtstagscake gefreut. Ich war sehr leidenschaftlich, was den Geschmack von Marzipan und Buttercreme betrifft und das Aussehen hatte mich immer sehr beeindruckt!

Der erste eigene Backversuch? Ich war 14 Jahre alt und das erste Mal verliebt. Für meinen damaligen Freund habe ich ein Valentinstag-Herz gebacken. Später für Stewardesskollegen. Schließlich fragte mich eine Kollegin, ob ich ihre Hochzeitstorte backen würde. Ab da merkte ich, dass Backen meine Berufung sein muss. Mittlerweile erhalten sie Bestellungen aus der ganzen Welt … Ich versuche zu vermeiden, meine Kuchen über lange Strecken zu transportieren. Allerdings wurden gerade Torten mit dem LKW nach Marbella und Venedig, andere per Privatjet nach Abu Dhabi und in die Toscana. 147


Was war ihr bisher schwierigstes Tortenwerk, die größte Herausforderung? Ich sollte für Elton Johns „White Tie & Tiara Ball“ 550 handgefertigte FabergÈ-Eier aus Schokolade fertigen. Ich habe dazu mehr als 1400 Teile Schokolade verarbeitet, während gleichzeitig Hitzewelle herrschte. Dann erinnere ich mich noch an eine geheime Hochzeit, die als Weihnachtsfeier getarnt war. Die Riesentorte sollte wie ein grosse Geschenkpackung aussehen, beim „öffnen“ war darin noch die Hochzeitstorte versteckt. Gibt es auch Nicht-Machbares in der Patisserie? Sicherlich, aber ich versuche meine Grenzen immer auszuloten. Dazu benutze ich Dummys, um auszuprobieren, ob man eine bisher unmögliche Struktur vielleicht doch hinbekommt. Wieviel backen sie wöchentlich? 1500 Cupcakes, 50 Torten und sechs bis zwölf Hochzeitstorten.

Jeder Griff muss sitzen: Frau Porschen gibt punktgenaue Anweisungen

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Sie sind sehr erfolgreich, gab es schon Angebote zu expandieren? Ja, es gab viele Anfragen, die darauf abzielten, mein Unternehmen zu einer internationalen Größe zu machen und Filialen in anderen Lädern zu eröffnen. Natürlich würde ich das gerne tun, aber noch fühlt sich das Unternehmen wie mein Baby an, das ich beschützen möchte. Ich bin sehr wachsam, was die Marke angeht und die Richtung, die sie nimmt. Wir haben gerade erst in London eröffnet und ich möchte das Tagesgeschäft erst einmal perfektionieren, bevor ich expandiere. Meine Arbeit liegt mir sehr am Herzen und ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Ich möchte mich immer einbringen, so dass ich im Moment noch nicht möchte, dass wir den nächsten Wachstumsschritt machen. Tauschen sie sich mt der Konkurrenz aus? Ich bin in Kontakt mit Bonnie Gordon aus Kanada, Elisa Strauss aus New York und Roxanne Floquet aus Cape Town. Mit Roxanne habe ich gemeinsam an der Academy gelernt, wir sind sehr eng miteinander befreundet. Sie hat auch meine Hochzeitstorte gebacken. Ich bin sicher, sie wird in Zukunkt ein großer Star in der Backszene und ich würde gerne etwas mit ihr gemeinsam machen!

Foto © Peggy Porschen, London

Foto © Peggy Porschen, London

Ihre Torten sind traumhaft und die Vorstellung des Zerschneidens tut weh! Glücklicherweise sehe ich selten den Teil, wo sie zerschnitten werden! Nur manchmal auf Fotos, die mir begeisterte Brautpaare schicken.


Sie sind verheiratet? Seit drei Jahren mit Bryn, einem früheren Chefkoch, der jetzt mein Geschäftspartner ist. Ich will auch unbedingt Kinder haben. Ich würde sie in allem unterstützen, was sie machen wollen, wie meine Eltern es auch bei mir gemacht haben. Ich bin mir sicher, es wird etwas Kreatives sein. Das liegt bei uns in den Genen. Woher kommt ihr Faible für die Farbe Rosa? Als Kind mochte ich rosa komischerweise gar nicht besonders, war immer in rot und blau angezogen. Rosa habe ich erst für mich entdeckt, als ich damit begann, Torten professionell herzustellen. Diese Farbe passt perfekt zur Marke - sie ist weiblich, sehr modisch und gleichzeitig süss und zierlich. Was ist farblich für Sie ein No-Go? Die Kombination Orange-Grün geht gar nicht!

Foto © Peggy Porschen, London

Wie stellen wir uns Peggy Porschen vor? Was berührt sie, wie lebt sie, was liebt sie? Ich bin ein echtes Achtziger-Jahre-Mädchen. Ich liebe Filme aus dieser Zeit und bin mit Nena und Depeche Mode aufgewachsen. Heute mag ich Adele. Ich sammle alte Teetassen und Tortenständer und ich lese viele Interior Design Magazine. Meine Eltern kommen beide aus einem handwerlichen Hintergrund,

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kennen. Wir bieten ja nicht nur Cakes an, es ist eine Beratung, ein Design-Prozess. Ich weiss wie wichtig der Tag für sie ist und wir tun alles, um sie glücklich zu machen. Wir liefern eben nicht nur die Torte, sondern sorgen uns auch um den Aufbau - ich bin selbst dabei, wann immer dies möglich ist. Wir Ihre Liebling-Dekomotive? Zweifelsfrei Zuckerblumen. Rührt wahr- empfehlen den Brautleuten auch die besten scheinlich daher, dass meine Mutter und Planer, damit alles perfekt abläuft. Wir selbst Großmutter Floristinnen waren. bieten eine breite Palette an Geschmacksrichtungen und Formen an, zur Inspiration - wir möchten, dass die Brautleute genau das Wodurch lassen sie sich in ihrer Arbeit inspirieren? bekommen, was sie sich wünschen. Gerade Gerne durch Filme, weil sie oft einen Trend die Torte ist das Herzstück der Feier. Wir hafreisetzen, wie z.B. „Marie Antoinette“ oder ben ein Team aus zahlreichen Meistern aus „Der große Gatsby“ - plötzlich sind dann aller Welt zusammengestellt, jeder mit einwieder die 20er und 30er Jahre hip! Ausser- zigartigem Talent und Ideen. Unser Arbeitsdem bin ich ein grosser Fan von grafischen ethos ist: Wir machen Dinge perfekt, oder Mustern. Ebenso inspieriert mich London wir fangen sie gar nicht erst an. als Stadt und ich beherzige den Satz meines Lehrers: „Halte nicht an Traditionen fest“! Können Sie auch so gut kochen wie sie backen? Wie weit geht Ihr Servicegedanke? Ja, habe beides gelernt. Meine Spezialtäten Es gibt immer die besondere persönliche sind Salate mit Fleisch oder Fisch und meine Note. Ich lerne ab einem gewissen Zeitpunkt Paste mit wilden Pilzen und Bacon in einer in der Planung die Braut immer persönlich cremigen Weisswein- Trüffelölsauce.

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Foto © Peggy Porschen, London

meine Mutter war Floristin und mein Vater arbeitet kreativ mit Glas. Ich habe gerne aufwändig gefertigte Dinge bei mir zu hause. Ich liebe Tiere, die Natur und ich glaube ganz fest an Horoskope!


Ist Ihr Name eigentlich ein Künstlername? Ich heisse wirklich so. Aber meine Eltern haben mich bewusst so genannt, weil sie wollten, dass ich Künstlerin werde. Hat ja geklappt! Verschicken sie regelmässig PeggyPorschen-Leckereien nach Hause, in die Heimat? Das sollte ich leider öfter tun, habe aber kaum Zeit. Zum 60. Geburtstag meines Vaters habe ich eine riesige Torte gemacht und werde jetzt auch die Hochzeitstorte für meinen Bruder machen, der im August heiratet. Wird es einen Peggy Porschen-Tortenshop in Deutschland geben? Kann ich mir gur vorstellen, irgendwann sicher! Frau Porschen, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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Zu Diensten Kavaliere der alten Schule: Werden auf der „International Butler Academy“ in Valkenburg noch die Zeitungen gebügelt? Auf der Suche nach der Entschleunigung der Zeit … von Dr. Patrick Krause / Fotos Matthias Groppe

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nthony hopkins gibt ihn mit hingabe bis zur letzten Minute: den Butler in der hauptrolle des spielfilms „Was vom tage übrig blieb“ von 1993. am ende des tages muss er feststellen, dass er für ein eigenes Le- durch die noblen Gänge, stauben Gemälde ab und ben keine Zeit hatte; es war das Leben seines herrn, prüfen Kristalle gegen das tageslicht auf tückische tag für tag perfekt im Frack, gekonnt in auftreten Fingerabdrücke, trainieren in weißen handschuhen und Manieren. auch heute noch wird die „old school“ das tischdeckenwerfen und Besteck-arrangieren, zedes Dienens gelehrt, zum Beispiel in der „internatio- lebrieren teestunden, Dinners und hochzeiten - und nal Butler academy“ in Valkenburg nahe der deutsch- wie es das bekannteste Butler-Klischee gebietet, wird holländischen Grenze. Wenn auch unter anderen Vor- unter kundiger anweisung tatsächlich auf einem Büzeichen ... gelbrett die tageszeitung mit dem heißen eisen geim Kasteel oost, einem schloss aus dem 14. Jahr- glättet. Bei einer all-inclusive-ausbildungsgebühr hundert, läuft dreimal im Jahr ein ähnlicher Film ab. von 13.750 euro für acht Wochen ist die Frage berechDann dient das palais als perfekte Kulisse, die But- tigt, wer solch einen service noch in anspruch nimmt. ler-arbeitsplätzen in nichts nachsteht. im Unterschied „es gab noch nie so viele Millionäre und Milliardäre zu eleganz und professioneller Behäbigkeit, die But- auf der Welt wie heute“, lacht Chairman robert Wenler meistens im Film repräsentieren, geht es bei den nekes, „die Nachfrage ist riesig.“ rollenspielen konzentriert und hektisch zu. im akWillkommen in der „Butler school“, einer der, kord laufen Dutzende von Butlerinnen und Butlern in wie könnte es anders sein, nobelsten adressen der Frack und geputzten schuhen mit Feudel und tuch modernen Butlerausbildung. Neben training, Unterkunft und reisen sind in der ausbildungsgebühr enthalten: Butlerschatulle aus echtem Leder, Weinflaschenöffner, schreibutensilien, schirm und taschenuhr sowie Butleruniform inklusive zweier hemden und handschuhen, Manschettenknöpfe, Krawatte, schürze. Überall prangt das Logo der akademie. hinzu kommen „außergewöhnliche Mahlzeiten“ und ein abschlussfoto in vollem ornat von einem Fotografen, der laut eigenangabe gewöhnlich für eines der auflagenstarken internationalen Frauenmagazine arbeitet.

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BĂźgeln gehĂśrt zum handwerk, besonders wenn es sich zum Zeitungen handelt.

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iveau muss sein, so viel steht für robert Wennekes fest. Der herr des hauses und Vorsitzende der Butlerakademie hat hier nach vielen Jahren in der Welt des „Butling“ eine heimstatt gefunden, um nach stationen in privathäusern, Gastronomie, hotellerie und anderen vornehmen etablissements mit seiner Familie zur ruhe zu finden. Zur ruhe? Die Geschäfte der Butler-Uni laufen hervorragend, es gab selten so viel Nachfrage. academy-absolventen dienen in der ganzen Welt, sogar auf der Queen Mary 2. Die meisten kommen in privathaushalten, Ferienhäusern, hotels oder auch auf Luxusyachten unter, um dort den haushalt und die Geschäfte zu führen. ein moderner Butler muss bei weitem mehr Dienstgänge erledigen, als es in der guten alten Zeit des Butling noch der Fall war. „Die viktorianische Zeit war die große Zeit der haushaltsdiener. Bis zu siebzig prozent der arbeitenden Bevölkerung war damals in haushalten reicher Leute tätig, denn diese waren die besten arbeitgeber“, erläutert der Mann, der in europa und den Vereinigten staaten die Kunst des service von der pike auf gelernt hat. Besagte „pike“, das Bewusstsein für Butling, will er seinen gelehrigen schülern und schülerinnen weitergeben. „Die ausbildung dauert zwei Monate, täglich 14 stunden, sieben tage die Woche. Das ist für einen Butler im alltag nichts Ungewöhnliches. am ende ihrer ausbildung haben sich die meisten schüler verändert, wollen ihr Leben verändern, eine neue Karriere starten.“ Die Butler aus der niederländischen Kaderschmiede haben den servicegedanken förmlich inhaliert.

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„Ich bin der Schatten, der meinem Chef vorauseilt. Ich bin stolz darauf, ihm dienen zu dürfen.“ Wennekes hat eine Mission: Den standard und das Bewusstsein fürs Butling zu etablieren und zu fördern. Das mit dem silberputzen ist für ihn das tägliche handwerk, mit dem der sinn für das Dienen gefördert wird. ausschlaggebend ist jedoch der status des modernen Butlers als „der schatten, der seinem Chef vorausgeht“, wie er es formuliert. Damit ist nicht nur der klassische türöffner gefragt, sondern der rundum-Manager, der den empfang im Fünf-sterne-hotel vorbereitet, das Zimmer inspiziert, die abläufe bespricht, den hotelmanager brieft, das Meeting vorbereitet und der presse die zu erwartenden Fragen im Vorfeld beantwortet. Dass er seinen herrn chauffiert, den Verschlag aufhält, den regenschirm aufspannt, ihn zur tür begleitet, um diese vor ihm aufzuhalten: Formsache.


Am „Ende des Tages“ muss er feststellen, dass er fĂźr ein eigenes Leben keine Zeit hatte; es war das Leben seines Herrn.

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ie nächsten schritte vorauszuplanen, dem Chef Formalitäten abzunehmen, bevor diese ihn belästigen könnten, ihm von der Morgenzeitung bis zum abendtee alles abzunehmen, was ihn aufhält und ihm einen geschmeidigen tagesablauf zu bereiten, das macht für die „Butler academy“ den echten Butler aus. Der gute academy-hausgeist, Wennekes’ eigener Butler Curtis akerlind formuliert seine Berufung entsprechend: „ich bin der schatten, der meinem Chef vorauseilt. ich bin stolz darauf, ihm dienen zu dürfen.“ am institut dient er als „Class Guardian“ den studenten als ständiger ansprechpartner und Betreuer. akerlind ist amerikaner. er formuliert formvollendet. er redet sein Gegenüber grundsätzlich mit „sir“ an. er könnte jederzeit in einem spielfilm den Butler geben. Natürlich, die häuslichen angelegenheiten müssen bestellt sein. aber der moderne Butler muss im gleichen Maße hemdsärmelig sein wie auch die haushaltskasse im Griff haben. „heute ist ein Butler ein executive Manager und verantwortlich für den gesamten haushalt, von der sicherheit bis zur organisation des personals und der Buchhaltung“, erläutert Wennekes. „Wie man eine tischdecke auflegt, gehört natürlich zum ausbildungska-

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non, das ist aber weitgehend in den hintergrund getreten. Das schöne an dem Beruf ist jedoch, dass die alten Dinge noch immer dazugehören, vor allem die Loyalität zu dem haus, dem man dient. Das praktische unterscheidet den Butler von ähnlichen Berufsgruppen wie das „Family Business“, das privatbanken ihren Kunden bieten. in der tat: es ist die persönliche Beziehung, die beim Butling die vorherrschende rolle spielt, auch in der ausbildung an der Butler school. Der Unterschied liegt auf der hand: „Meine ehemalige sekretärin schämte sich fast, für meine Gäste Kaffee zu holen, da sie doch nur sekretärin sei. ein Butler ist im Unterschied dazu sogar stolz darauf, Gäste persönlich zu bewirten und die tischdecke aufzulegen“, erzählt Wennekes. „ich hatte in den Usa teilweise 25 Mitarbeiter als personal, die ich zu dirigieren hatte, aber ich fand es vor allem toll, meine Familie versorgen zu dürfen.“


„Man muss über Zuneigung verfügen, um Butler zu sein.“

Die Butling-olympiade: tischdeckenwerfen, Besteckbillard und Buchbalancieren

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Curtis akerlind : formuliert formvollendet, redet sein Gegenüber grundsätzlich mit „sir“ an, könnte jederzeit in einem spielfilm den Butler geben

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er Butler – vom Diener zur persönlichkeit? „in der tat“, meint Wennekes, „man benötigt eine hohe persönliche Qualität, aber hingabe und engagement gehören noch immer dazu. Früher war man als Butler teil des Mobiliars, da hatte der Butler seinem herren respekt zu zollen. heutzutage ist man als Butler ein arrivierter hausangestellter und genießt viel mehr anerkennung, da auch die Verantwortlichkeiten größer geworden sind.“ entsprechend, meint Wennekes, werde so viel herzblut auch vom hausherren der amerikanischen Landvilla, des orientalischen palastes und im europäischen Luxushotel hoch gewertet. Denn Butler sind in unserer servicegesellschaft die spitze des eisbergs und ähnlich rar gesät: „ein Butler ist jemand, der Liebe fühlt in seinem oder ihrem herz, um Butler sein zu wollen und hingebungsvoll zu dienen.

Menschen lieben und Service leben! Wenn man ein anderes Motiv hat, um Butler zu werden, wird man keinen Erfolg haben.

Wenn man ein anderes Motiv hat, Butler zu werden, wird man keinen erfolg haben. Man muss Menschen lieben und service leben. auf der schule handeln wir nach dem Leitbild: „Butling bedeutet, technische Fähigkeiten zu besitzen, aber auch energie, hingabe, Leidenschaft. Man muss über einen gewissen Grad an Zuneigung verfügen, um Butler zu sein.“ aber ob es wirklich noch Menschen gibt, die sich morgens von einem Butler die Zeitung bügeln lassen? „ich glaube nicht“, vermutet der hausherr. „aber man muss diese tätigkeit in ehren halten.“ 161


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Fotos von Gudrun Muschalla

Good old

Wo od Youngtimer und Oldtimer erleben aktuell einen Boom. Altehrwürdige, analoge Autotechnik steht hoch im Kurs. Diverse Veranstaltungen weltweit buhlen um die Gunst der Ritter des edlen Geschmacks. Aber nur eine kann von sich behaupten, Adel, Autos und Ambiente in höchster Perfektion zu bieten: Das Goodwood Revival auf dem weitläufigen Gut von Lord March in Chichester. von Josef Clahsen


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scot – en se promene beim jährlich ausgetragenen Event. Es geht um Pferde und die Stärke der Pferde in dem Pferderennen, das seit 1711 ausgetragen wird. Man kennt sich, man trifft sich jedes Jahr wieder, man wettet, rührt mit dem Titanquirl die feinen Bläschen aus dem Champagner und übt die gepflegte Konversation in Queen’s Englisch. Geld spielt keine Rolle. Wer es bis in die erlauchten Kreise von Ascot schafft, der hat es längst geschafft. Knapp sechzig Kilometer weiter westlich in West Sussex geht es ähnlich nobel zu. Hier residiert Charles Henry Gordon-Lennox, Earl of March and Kinrara, 10. Duke of Richmond, 10. Duke of Lennox and 5. Duke of Gordon auf einem Latifundium, das etwas größer ist als der deutsche Stadtstaat Bremen. Es sind 48,5 Millionen Quadratmeter plus minus ein paar mehr oder weniger. Auf dem Besitz derer von Goodwood hatte dereinst die Royal Airforce einen Stützpunkt eingerichtet, der nach dem Weltkrieg zunächst brach lag. Aber da schon der Vater des in der Automobilszene nur als „Lord March“ bezeichneten Adeligen ein Autonarr war, begannen sehr bald auf dem weitläufigen Gelände erste Rallyes und private Rennen stattzufinden. Und der junge Lord war vom gleichen Virus infiziert: schnelle Autos, schnelle Rennen.

Wer aber über ein so umfangreiches Grundstück verfügt und über eine Rennstrecke, die den Charme der 50er verströmt, der muss einfach handeln. Im Jahr 1993 kam Lord March auf die Idee, ein Festival of Speed auszurichten. Oldtimer mit einer langen Renngeschichte, Youngtimer, aber eben auch Formel 1 Boliden traten auf einem kurzen Parcours zum Speed-Vergleich an. Fünf Jahre später rief der Lord ein weiteres Highlight ins Leben: das Goodwood Revival. Unter dem Rubrum der Wiederbelebung, Erneuerung oder Wiedererweckung werden seither all jene geladen, denen Pferde entweder zu langsam sind oder aber Ascot zu versnobt ist. Beim Revival in Goodwood geht es natürlich auch um Adel, Geld und Stärke, aber selbstredend sind die Stärken der Pferde unter Motorhauben angesagt. Und der Adel rekrutiert sich neben dem gebürtigen Adel des Lord und seiner Entourage auch aus in den Adelstand erhobenen Motorsportlern. An erster Stelle ist hier Sir Stirling Moss zu nennen, eine Legende des Motorsports, die auch im Alter von mehr als 80 Lenzen immer noch den Rennoverall überzieht, um sich mit Verve und einem „Twinkle in the eye“ auf den Rundkurs in Goodwood zu stürzen. Auch Sir John Surtees ist gern gesehener Gast in Goodwood House, wie auch der mehrmalige Formel 1 Weltmeister aus Schottland, Sir Jackie Steward. Neben diesen noblen Herren der Rundkurse werden auch andere Namen der Branche wiederbelebt: Karl-Heinz Kalbfell, ehemaliger CEO von Maserati und zurzeit beim deutschen Hersteller Artega in Diensten, ist Motorrad-Aficionado, der gerne einmal auf einer Matchless um den Kurs prügelt. Jochen Mass, deutsches Urgestein und Fernsehkommentator, nimmt in Goodwood auch sehr gerne beim Revival einmal „das Messer zwischen die Zähne“ und lässt es auf dem kleinen Rundkurs kräftig brennen. Auch Jacky Ickx, das belgische Nationalidol und Renn- wie Rallye-Legende, ist oft mit von der Partie, wenn es im September eines jeden Jahres heißt:

Gentlemen, Start Your Engines.


Kurzum: Wer in Sachen Automobilrennsport jemals auf dem Treppchen gestanden ist und nie in Goodwood war, der hat es entweder nicht heil durch alle seine Rennen geschafft, oder er ist kein richtiger Racer. Denn in diesem Olymp des Altruismus und der aufheulenden Verbrennungsmotoren wird nicht mit Pretiosen aus alter Zeit eine Parade abgehalten, es wird gefightet wie zu den besten aktiven Zeiten. Dabei kann es durchaus schon einmal vorkommen, dass in der Schikane am Ende der Start-Ziel-Geraden ein Ford GT 40, ein seltener Ferrari oder eine Motorradrarit채t um ein paar Zentimeter verk체rzt und im Wert um einige Hunderttausend Pfund reduziert wird.

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werden alte Geschichten zum zigten Mal erzählt und es wird gefachsimpelt: über Technik, über Politik, über Frauen und über geistige Getränke. In diesem Gewusel aus Menschen. Maschinen und Manierismen sitzen vereinzelt Künstler, die in aller Seelenruhe mit Aquarellfarben die alten Boliden aus den 50ern zu Papier bringen. Und für das leiblichen Wohl sorgen neben den üblichen Essständen auch die Halls of fame mit dem reichhaltigen Getränkeangebot. Und ein weiterer Stand mit entsprechend aus-

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as Schöne daran ist der Kult drum herum. Denn Revival, da sind sich die Briten einig, muss standesgemäß zelebriert werden. Die Besucher des „Events“ sind angehalten, sich in einer Kleidung auszustaffieren, die dem Zeitgeist der Fünfziger entspricht. Petticoats, Pillhütchen, enge Kostüme oder schrille Neonfarben, alles ist erlaubt, wenn es den Spirit der Wirtschaftwunder-Ära entspricht. Die Herren tragen Tweed, Knickerbockers und Hüte. Oder auch mal enge Wämschen, je nach Figur. Ob jung oder alt, spielt keine Rolle, man ist „entre nous“ und will eine Menge Spaß haben. Auf den Parkplätzen des weitläufigen Areals stehen die entsprechenden Transportmittel: Vom wunderschön restaurierten VW Bulli Samba, über Rolls Royce aller Schattierungen und Baujahre, Bentleys, Austin Healeys, Jaguar – das komplette Who’s who der Autogeschichte. Alle – bis auf wenige Ausnahmen – in tadellosem Zustand. Und alle auch beladen mit den Ikonen eines britischen Volksfestes: Tische, Champagnerkühler, Stühle, Decken und dem edlen Picknickkorb. Denn nach den Rennen ist nicht, wie im Rennsport, vor dem Rennen, sondern nach dem Revival ist Genusszeit. Man kennt sich auch hier ein wenig, man kommt regelmäßig, verabredet sich, genießt und feiert zusammen. Vor der Abschlussfeier ist das Goodwood Revival durch die Nähe gekennzeichnet, die in den 50ern auch dem Rennsport hold war. In den überdachten Boxen, wo ölverschmierte Hände, infernalisches Motorengebrüll und reichhaltige, weil hochoktanige Auspuffgase die Szene beherrschen, haben auch die Besucher in ihrem feinen Outfit Zutritt. Es werden freudig Hände geschüttelt, es

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staffierten Milchverkäuferinnen für ein swinging Ambiente. Nicht zu vergessen: Ein Friseurladen ist mittenmang im Infield des trubeligen Getöses auch noch im Angebot. Stilvoll und im Zeichen des Fifties gehen die Herren in rot-weiß gestreiften Westen ihrem Gewerbe nach. Für Motorrad-Fans wird ebenfalls die gesamte Geschichte der englischen Motorradbaukunst in teils zerlegtem Zustand zelebriert. Norton, BSA, Matchless eine ganze Armada von Modellen für den Renneinsatz und als Schaustücke feinster Restaurierungskunst sind angeboten. Dazwischen flanieren Mütter mit hochrädrigen Kinderwägen, Artisten, Feuerschlucker, Ladies und Gentlemen in feinstem Tuch. Wäre die Szenerie ein Bild eines rennomierten Malers, müsste es wohl in der Pinakothek hängen. Aber so wie es ist – live, in Farbe und wild gemischt – kann es eigentlich nur in England und nur in der Nähe von Goodwood House stattfinden.


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enn die Rennen gerannt sind, die Fahrzeuge wieder in der Box und mit Planen abgedeckt, teilt sich die Besucherschar in zwei Gruppen. Das „gemeine“ Volk feiert noch ausgelassen auf den Parkplätzen und Wiesenflächen, während die „chosen few“ sich in ihre Hotels begeben, um sich für den abendlichen Event herauszuputzen. Lord March, ganz sicher kein Kind von Traurigkeit, lädt abends zum Champagner-Empfang in Goodwood House. Bei fein perlenden Getränken perlen auch die Gespräche über bestens gepflegte Rasenflächen und durch die mit alten Gemälden ausgestattete Halle. Es hat so ein kleines bisschen von Ascot, wenn die Damen und Herren der feinen Gesellschaft ihren Rolls-Royce und Bentleys, aber eben auch BMW 7 in Langversion entsteigen, um zu feiern. Es soll aber auch schon verrückte Momente gegeben haben. Ein Gast – der Name ist unwichtig – soll mit einem alten Motorrad nach Goodwood House angereist sein. Sein Speed war wohl etwas zu optimistisch gewählt und die Funktion der Bremse nicht optimal. Mit dem überschüssigen Schwung soll er direkt in die Halle und die Treppe hoch in den ersten Stock gefahren sein, ohne sich ernsthaft zu verletzen. Das ist Revival at its best:

Die Wiederbelebung der alten, wilden Zeit.

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... das komplette Who’s who der Autogeschichte.

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Fields of Gold 170


Ein Morgen im Mekong-Delta, Vietnam, im Frühjahr 2010. Tropisches Flimmern liegt über der Lebensader Südostasiens, die aus zahlreichen Quellen in der Hochebene Tibets entspringt. Inmitten dieser mythischen Landschaft, die seit Urzeiten vom Fluss, seinen Hochwassertiden und dem steten Wechsel des Monsuns geprägt ist, wandert ein junger Mann am Ufer entlang: Stefan Fak. von Daniel Khafif / Fotos von Stefan Küchenmeister

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N ach Jahren intensiver und verantwortungsvoller Tätigkeit im Tourismus-Management beschloss der studierte Ökonom, seinem Leben eine neue Bedeutung zu geben und brach im wahrsten Sinne des Wortes zu neuen Ufern auf. Stefan Fak reiste nach Südostasien, um sich Raum für klare Gedanken zu schaffen: „Im MekongDelta glitt mein Blick über die grenzenlosen Reisfelder und schließlich öffnete sich mein Herz. Ich begriff plötzlich den reichen, Leben spendenden Wert dieser Pflanze. So bedeutend - und in Europa doch unterschätzt.“ Bald begegnete Stefan Fak einer Vietnamesin, die ihm ein leuchtend grünes, schimmerndes Reisfeld zeigte. Der Anblick beeindruckte ihn, mehr aber noch der Stolz dieser Frau und die Liebe, die sie ihrer schweren Arbeit auf dem Reisfeld schenkte. „Ähnliche Situationen erlebte ich im Verlauf meiner Reise häufiger.“, erzählt Fak. „Menschen, die mir Geschichten um die Reispflanze schilderten, die für mich kochten und mir so ihre Geheimnisse rund um den Reis preisgaben.“ Diese Erfahrungen weckten sein Interesse, mehr über Herkunft, Anbau und Kultivierung von Reis kennenzulernen. Bald erwuchs daraus eine regelrechte Leidenschaft, die Stefan Fak heute zu einem Reisexperten machen, der Köchen, Gastronomen und Produzenten beratend zur Seite steht. Für seine Berufung kreierte er einen neuen Namen: Risolier. Mit der Leidenschaft, dieses Wissen vermitteln zu wollen, entstand die Idee zu seinem Unternehmen Lotao. „Es entstand aus dem Wunsch, die Suche, Zubereitung und Verkostung vergessener Reissorten zu einem ganzheitlichen Gesamtkonzept zu verbinden.“, erklärt Stefan Fak. Nach langen Entdeckungsfahrten durch Südostasien kehrte er inspiriert und motiviert in seine Wahlheimat Berlin zurück.

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„Reis ist so vielfältig und reichhaltig, dass man Reis auch ohne Reis verwenden kann.“


Der Reisanbau in Südostasien steht für wirtschaftliche Notwendigkeit und kulturellen Mythos.

Hier setzte er die zuvor gereiften Visionen einer Marke für hochwertige Reissorten in kürzester Zeit um: Er wählte aus den vielen Arten zunächst einige wenige aus, deren Anbaugebiete und Produzenten er persönlich kennt und entwickelte im Verbund mit seinen Partnern das Markenportfolio, Design und Vertriebskonzept. Bald darauf erweiterte Fak seine Produktpalette um Essenzen und Öle aus dem Getreide - auch bei dieser Auswahl legt der Risolier Wert auf Singularität und Qualität. „Weniger Masse, vielmehr Klasse, ist bei der Produktauswahl das Leitmotiv, wie es auch bei der Zubereitung eines guten Essens sein sollte.“, so Fak. Um mir dies anschaulich zu demonstrieren, lud er mich in seine Berliner Wohnung ein. Charmant, eloquent und neugierig bezeugte Fak flugs eine weitere Eigenschaft - perfekte Gastfreundschaft. „Ich liebe es, Freunde zu bewirten und neue Rezepte zu kreieren.“, schwärmt er im Wiener Dialekt. Was hat den Genussmenschen in die deutsche Hauptstadt verschlagen? „Anfangs war ich

beruflich nach Berlin gekommen, aber bald hat mich diese quirlige Dynamik der Stadt mitgerissen, besonders diese Lust am Experimentieren: Der kreative Output Berlins ist immens, das liegt auch an der besonderen Infrastruktur, den räumlichen Produktionsbedingungen und nicht zuletzt den unterschiedlichsten Menschen, die man hier trifft. Und mein Unternehmen kann auch nur innerhalb eines solchen vielseitigen Netzwerks funktionieren. Es ist die Summe aller Teile, die Berlin so einzigartig macht.“ Bei einem Glas Veltliner wird Fak konkreter: „Risolier zu sein ist eher Aufgabe als bloße Bezeichnung: Nicht nur der Reis rückt ins Zentrum, auch seine Derivate wie das energiereiche Öl finden besondere Beachtung. Und mit jeder neuen Entdeckung kommen neue Fragen: Zu welchem Reis verwende ich welches Öl? Wie gestalte ich das Essen auch optisch neu? Welcher Wein passt zu welchem Reis? Zu unserer Sorte ‚Sparkling Volcano‘ passt beispielsweise Champagner ganz ausgezeichnet. 173


D Fak setzt den Reis aber nicht nur in einen kulinarischen, sondern auch in einen kulturellen Kontext: „In den meisten europäischen Länder, ausgenommen Italien und Spanien mit ihren Risotti und Paellas, fand der Reis seit seiner Einführung durch Marco Polo eher als Sättigungsbeilage den 174

© Bayer CropService

er „Wizard of Laos“ dagegen harmoniert eher mit Reisbier oder einem leichten Weißwein; ‚Royal Pearl‘, der schwarze Reis der Mächtigen, kann auch einen schweren Roten gut vertragen. Wie erfinde ich den Geschmack immer wieder neu, ist hier die tragende Frage? Ich experimentiere gern, etwa mit einem Menü, bei dem man keine Reiskörner auf dem Teller findet. Nach dem Dessert fragten mich meine verblüfften Gäste, wann denn nun endlich der Reis käme. Sie haben dann erfahren, dass alle Speisen mit Reiselixieren zubereitet werden. Dieses Produkt ist so vielfältig und reichhaltig, dass man Reis eben auch servieren kann, ohne ihn zu sehen.“, schwärmt er. „Und dann der Moment, wenn die Gäste mit all ihren Sinnen eintauchen, ihre kurze Unruhe, die Überraschung, die sich letztlich in Genuss verwandelt!“ Muss ein guter Gastgeber auch ein guter Koch sein? Fak winkt lächelnd ab: „Es ist ein großer Unterschied, nur für seine Freunde oder für ein Restaurant zu kochen. Aber ich bin in regem Austausch mit Köchen der gehobenen Gastronomie. Ganz produktbezogen erkunden wir, zu welchen Menüs welche Reissorte passt, wie der Koch den Reis nutzt oder neue Sorten ausprobiert.“


Lotao entstand aus dem Wunsch, die Suche, Zubereitung und Verkostung vergessener Reissorten zu einem ganzheitlichen Gesamtkonzept zu verbinden

Weg auf die Teller. Fast ein Frevel, den der Reis bedeutet in Südostasien die materielle Manifestation sakraler Schöpfung. Dem Getreide wohnt eine weibliche Seele inne. Die Reismutter ist aus der Pflanze geboren, wird schwanger, wenn sie blüht und gebiert schließlich neuen Reis.“ Diesen fast esoterischen Mythos erläutert Fak mit Hingabe, leistet aber gleichzeitig pragmatische Pionierleistung an der Küchenfront. Dank seiner Kenntnisse rufen immer mehr Köche, Gastronomen und Feinkosthändler bei ihm an, um mehr über Reis, Sorten, Derivate und Zubereitungsarten zu erfahren. Gerade ein Jahr ist Faks Asisenreise her und heute finden sich seine Produkte bei ausgewählten Feinkostanbietern wieder: Käfer, KaDeWe, Galeries Lafayette haben Lotao bereits im Sortiment. Für Fak eine

logische Konsequenz: „Lotao bietet Reis als kulinarische Spezialität in einem hochpreisigen Segment an. Die Marke steht für Herkunft, Ernte und Anbau der Reisfrucht und, soweit es möglich ist, für den FairTrade-Gedanken. Wir bemühen uns, unsere Bauern, Produzenten und Lieferanten in den Herstellungs- und Vertriebsprozess mit größtmöglicher wirtschaftlicher und sozial gerechter Partizipation einzubeziehen und legen Wert auf nachhaltigen, umweltgerechten Anbau und den Schutz der Herkunftsregionen. Das hat seinen Preis, kommt aber dem Genuss und der Umwelt zu Gute.“ Dieser zukunftsweisenden Philosophie liegt die Beschränkung auf eine kleine, aber feine Produktpalette zugrunde, die der chinesischen Fünf-ElementeLehre folgt und damit sehr unterschiedliche Charakteristika der Anbauländer Laos, Indonesien, China und Vietnam anbietet. Beim Tee kennt man dieses Prinzip mittlerweile, warum nicht bald auch beim Reis?

Stefan Fak

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Foto: Benjamin van den Eijkel

New York oLD


New York! Ewig wache Stadt, totgesagt. Immer wieder damit konfrontiert, dass ihre Blütezeit längst durchlebt ist, dennoch immer weiter besungen. New York – geliebt und gehasst, herzlos aber herzzerreißend.

von Andres Damm


Foto: Gramercy Park Hotel

Der Gramercy Park. New Yorks einziger Privatpark ist nur zugänglich für den, der einen Schlüssel zum schmiedeeisernen Tor besitzt.

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eine andere Stadt ist bekannter als New York, keine Stadt bietet mehr Projektionsfläche für Träume. Unsere Erwartungen sind es, die New York so lebendig und in stetigem Wandel halten. Ständig eröffnen neue Galerien, Restaurants, Hotels, Boutiquen und Nachtclubs, in rasend schnellem Rhythmus. Nirgendwo sonst werden mehr Trends geboren, gelebt, aber auch verworfen. Und doch existieren noch vitale alte Traditionen in exaltierter Opulenz, die wie Mahnmale inmitten aller Schnelllebigkeit darauf aufmerksam machen, wie wichtig auch Beständigkeit für die Entwicklung einer Metropole voller Maßstab setzender Extravaganzen ist. 2 Lexington Avenue, nördlich vom East Village. Hier liegt das Gramercy Park Hotel. Erst vor wenigen Jahren wiedereröffnet, spürt man, dass es eigentlich schon immer da gewesen ist. Als Hotelgast verlebt man hier nicht nur eine schöne Zeit als Tourist, vielmehr wird man Teil eines Stadtteils und seiner kleinen feinen Gesellschaft, den Anwohnern des Gramercy Parks, New Yorks einzigem Privatpark – nur zugänglich für jene, die einen Schlüssel zum schmiedeeisernen Tor besitzen. Innen besticht das Boutiquehotel durch eine nur selten erlebbare Kombination von edler Rustikalität und Bohème. Ausgesuchtes Interiordesign findet sich bis ins kleinste Detail. Zahlreiche Nischen, offene Kamine, der Duft der eigens für das Haus kreierten Kerzen und bequeme Polstermöbel laden ein, sich hier wie zu Hause fühlen. Da verwundert es nicht, dass sich einige Gäste hier auch mal

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Eine Oase der Ruhe: Das Gramercy Park Hotel bietet nicht nur perfekte Rückzugsorte, sondern mit dem Maialino auch eines der begehrtesten Restaurants von New York.

über Monate hinweg aufhalten, denn die Zimmer erinnern mehr an private Lofts. Gemütlich ausladende Couchen mit schweren Plaids und unzähligen Kissen, eine Art-Deco-Zimmerbar und unendlich bequeme Morgenmäntel gehören zur Standardausstattung. Das Gramercy Park Hotel ist eine Oase der Ruhe im hektischen New York, insbesondere die Dachterrasse ist ein perfekter Rückzugsort, um sich zu entspannen und wird daher nicht nur von Hotelgästen, sondern auch von vielen Einheimischen besucht. Im Erdgeschoss des Hotels liegt das Ende letzten Jahres eröffnete Restaurant Maialino. Innerhalb der ersten Wochen hat es das Restaurant an die Spitze unzähliger Rankings geschafft. Frühzeitige Tischreservierung empfiehlt sich also dringend! Ein weiterer unbezahlbarer Luxus sind die Informationen des Chefconcierges David Moreno. Er kennt New York City wie seine Westentasche und hat außerdem ein perfektes Gespür für sein Gegenüber. Zielsicher analysiert er im Gespräch die Gäste und findet heraus, was ihnen gefallen könnte. Natürlich ist er auch Experte für das eigene Hotel, wenn es die Zeit zulässt führt Moreno durch die gewaltige Kunstsammlung, zeigt und erläutert die Werke. Andy Warhols und Damien Hirsts hängen wie selbstverständlich an den Wänden, Julian Schnabel persönlich war an der Entstehung des Hotels beteiligt. So aufregend New York als Metropole ist, wer im Gramercy Park logiert, sollte auch genügend Zeit einplanen, um das Hotel selbst zu erleben.


Gramercy Park. Wer hier logiert sollte sich gen端gend Zeit nehmen das Hotel und seine gewaltige

Das

Foto: Gramercy Park Hotel

Kunstsammlung zu erleben.

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The Standard,

New York. Seit seiner

Eröffnung ist es ein

magischer

Anziehungspunkt für Hollywoodstars

und andere Berühmtheiten.

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M Foto: The Standard, New York

anhattans andere Seite, im Westen der Stadt am Hudson River gelegen, bietet trotz der Entfernung von nur wenigen tausend Metern eine völlig andere Welt als der gediegene Meatpacking District. Anfang dieses Jahrtausends vom verwahrlosten Arbeiterbezirk zum neuen In-Viertel gentrifiziert, ist er nach wie vor der Ort, an dem die junge, kreative Elite der Stadt ihre Abende und Nächte verbringt. Die kleinen Backsteinhäuser, die gepflasterten Straßen und verhältnismäßig wenig Verkehr geben dieser Gegend ihren gemütlichen Charakter. Ein moderner, weit über die anderen Gebäude hinausragender Glasturm setzt dagegen einen kontrastierenden Akzent. The Standard, New York. Seit seiner Eröffnung ist es ein magischer Anziehungspunkt für Hollywoodstars und andere Berühmtheiten. Insbesondere der Club im oberstem Stockwerk eignet sich als Schauplatz für exzessive Partys. Den Namen Le Bain verleiht dem rundum verglasten Etablissement ein Schwimmbecken, in dem sich die Reichen und Schönen vom Tanzen abkühlen können. Das Le Bain ist ein gelebtes Klischee: Hier glaubt man, Teil eines Drehbuchs zu sein. Selbst auf der Toilette breitet sich die gesamte Stadt vor einem aus, das Fenster geht bis zum Fußboden, unten glitzert das Lichtermeer New Yorks. Wer im Standard genug vom wilden Partyleben hat, dem bietet das Hotel jetzt auch einen privaten Shuttle in die Hamptons auf Long Island – per Wasserflugzeug. Stilvoller kann man wohl nicht ins Umland der Megametropole flüchten. Doch New York ist auch eine Stadt der Arbeit. Und um etwa als Haarstylistin Karriere zu machen, gibt es vermutlich wenige Orte, die mehr Chancen bieten als New York, wenngleich die Konkurrenz natürlich auch um ein Vielfaches größer ist als anderswo. Unzählige Friseure bieten hier 181


Haarschnitte für zehn Dollar an, über die Resultate kann Andrea Grabher, eine gebürtige Deutsche, aber nur lächeln. Die Haarstylistin gehört international zu den besten ihres Fachs und hat unter anderem 2008 den von Schwarzkopf jährlich vergebenen Hairdressing Award gewonnen. Neben diversen Arbeiten für Zeitschriften und Werbekampagnen arbeitet sie selbstständig im Le Salon East in der 60. Straße. Grabher bietet hier mehr als einen Haarschnitt, sie verspricht Visionen und setzt ihr sicheres Gespür dafür ein. Mit der eigenen Pflegelinie des Salons „1976“ arbeitet die Friseurin hier mit Produkten, die auf dem gleichen Niveau sind wie ihre Technik. Regulär muss man für einen Termin bei ihr mehrere Wochen warten, doch mit etwas Glück kann man vielleicht für einen kurzfristig verschobenen Kunden einzuspringen.

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uch wenn viele New York den anderen Stadtteilen, deswegen empmit Manhattan gleichset- fiehlt es sich einfach drauf los zu spazieren, zen, ist inzwischen Brook- ohne den Weg konkret zu definieren: Man lyn die Geburtsstätte für wird mehr als ein Ziel finden, an dem es viele der neu entstehen- sich anzukommen lohnt. den Trends. Die Smith Street ist eines der Kernzentren des StadtNew York ist und bleibt die Welt in teils mit innovativen Restaurants und Ga- einer Stadt und genau deswegen ein Paralerien, die den Ideen einer jüngeren Gene- dies für den urbanen Weltebummler. Auf ration Raum geben. Unweit der Brooklyn engstem Raum ist hier so vieles erlebbar, Bridge zieht die Straße inzwischen auch dass es noch viele Lieder geben wird, die eingefleischte Manhattanites an, um hier diese Stadt besingen. Denn irgendwann zu stöbern, gemütlich Kaffee zu trinken wird wohl jeden der alte Wunsch befallen: oder hervorragend zu essen – ohne den „I want to wake up in that city that never auf der Insel üblichen Preisaufschlag. Die sleeps.“ zwar mittlerweile deutlich angestiegenen, aber noch überschaubaren Mieten ermöglichen es in Brooklyn noch auch ohne Gramercy Park Hotel, 2 Lexington Avenue Millionenbudget und Großinvestoren im www.gramercyparkhotel.com Hintergrund, Existenzen aufzubauen und The Standard, 848 Washington Street lassen so der Kreativität mehr Freiraum. www.standardhotels.com Die Fluktuation der Boutiquen und Bars Le Salon East, 220 West 60th Street scheint hier noch schneller zu gehen als in www.lesaloneast.com

New York, das ist und bleibt die Welt in einer Stadt und genau deswegen ein für den urbanen Weltenbummler.

Foto: The Standard, New York

Paradies

Ein Trip in die Hamptons gefällig? Der Wasserflugzeug-Service des The Standard macht es möglich.

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Foto: The Standard, New York


Classics 184


Senad: Sakko: Acne Sweatshirt: Silent Lederhose: Firma Moritz: Overall: Herr von eden Sakko: FiLippa K. Mario: anzug: PAul & Joe Strickweste: dieSel BlAck Gold G端rteL: ltB Steffen: Hemd & Hose: dieSel BlAck Gold

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Senad: Lederjacke: BoSS orAnGe Hemd: PAul & Joe Weste: tiGer of Sweden

Steffen: Lederjacke: tiGer of Sweden Netz tanktop: firMA Bolero-Hoody: rené lezArd Unterhose: cAlvin klein Gürtel: riccArdo foconi Hose: filiPPA k 186

Styling: Nadia Rath c/o Ballsaal, Haare: Gregor Makris c/o Bigoudi, Make Up: Denise Grundmann

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Moritz: Lederjacke: PrPS pullunder: dieSel Netzshirt: Herr von eden Hose: cloSed G端rtel: rAre Mario: Weste: Silent Hose: G-StAr Hut: Acne Federg端rtel: dieSel armb辰nder: rAre Steffen: Cardigan: PrinGle of ScotlAnd tank top: filiPPA k. Hose: Acne G端rtel: dieSel Senad: Jacke: HuSSein cHAlAyAn for PuMA Sakko: dieSel BlAck Gold t-Shirt: kiliAn kerner Hose: cloSed Hut: Herr von eden

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Mario: total Look: PAul & Joe Senad: Lederjacke: BoSS orAnGe pullover: tiGer of Sweden Longsleeve: cloSed Hose: dieSel BlAck Gold Steffen: Cardigan: PAul & Joe top: rené lezArd Hose: Silent Moritz: Sakko: Silent tanktop: cHeAP MondAy Hose: dieSel BlAck Gold mütze: dieSel 189


Durch die Ob als Giga-Luftballon, Steffi Graf oder Grace Jones. Legendär auch im roten Paillettenkleid als 1.Toilettenmann im Technoclub Tresor! Domenico alias Milly Camilly ist eine Institution in Berlins Nachtleben. Seine Bühne: Die Toilette - wo vor 15 Jahren alles begann. von Esther Hofmann

D

er gebürtige Italiener, kam 1988 nach Berlin: „Ich wusste gar nicht was Berlin ist!“, gilt als graue Eminenz unter den

setzen und bleiben, das war komisch“. Daraufhin fragte er Veranstalter Bob Young, dort als Toilettenmann arbeiten zu dürfen. Er durfte! Gleich am nächsten Tag rückte Domenico Hamburg-St. Pauli, Foto von Uwe Boehm

nächtlichen Toilettenwächtern! GMF, Felix, Cookies, Matrix. Erkennungszeichen: Rote Haare, so ganz untypisch italienisch ebenso wie der wildkunterbunte Anti-Chic, der die letzten Jahre etwas weniger geworden ist wie auch die langen roten Locken. Die waren einst für seinen NachtNamen „Milly“ verantwortlich - abgeleitet von Milva. Begonnen hat diese 00-Karriere auf einer Benifizgala im Cafe Moskau. Dort fühlte sich der heutige WC-Concierge schon damals seiner Berufung ganz nah: „Ich ging da aufs Klo und fühlte mich dort extrem wohl, wollte mich auf einem Stuhl 190

mit einer grossen Tasche an. Drin: Ein Fundus an Schminke, Kostümen, Accessoires. Es konnte losgehen. Für den neuen Toilettenjob konnte das Styling nicht exzentrisch, nicht schrill genug sein - sein Markenzeichen - und eine Performance, die den heute 48-jährigen legendär macht(e) und für die ihn die Nachtschwärmer innig lieben! Das für viele da oft erstmal der Gang aufs Klo der erste war, um zu sehen, wer oder was Milly denn diesmal sei, versteht sich von selbst. Diejenigen, die ihn nicht kannten, fragten augfrund seiner Erscheinung, ob er eine Show im Club haben würde. Seine Antwort:

„Nein, aber da drin, in meiner Toilette!“, kokettiert Mr. WC und betont, keine Transe zu sein - sondern nur Spass am Verkleiden zu haben. So schaffte er es auch mit einem Loveparade-Outfit in die Vogue. Aber es ist nicht alles nur Spass: „Ich nehme meinen Job sehr ernst. Bin Hygienfreak und sehr streng was getrennte Kabinen angeht!“ Trotzdem ging ihm da mal was durch die Lappen: „Zwei nackte Frauen auf einer Herrenklokabine im Felix, soetwas habe ich bisher noch nie erlebt!“ Ansonsten viel erlebt und „tausende von Menschen kennengelernt“, hat Domenico mittlerweile die großen Kostüme abgelegt, die roten Haare sind kurz, nennt dies „irgendwann ist die Luft raus“, verkündet aber: „Bei besonderen Anlässen hole ich meine Kostüme natürlich wieder raus,

hab sie ja alle noch.“ Ans Aufhören denkt Berlins Toilettenstar aber lange nicht: „Um Gottes Willen, ich lebe noch! Habe grossen Spass, mache meinen Job mit Leib und Seele und kann davon auch noch gut leben.“ The Show must go on!


Brille Seit zwei Jahren bin ich Toilettenmann im Hamburger Docks, zunächst als Ersatz für die ältere Dame, jetzt fest. Man trifft viele Menschen, einige schauen auf dich herab, andere freuen sich, dass du sauber machst. Die Mädchen fühlen sich sicherer – und manche Jungs auch. Mein höchstes Trinkgeld habe ich von einem Mädchen bekommen, 10 Euro. Jack Awuah aus Ghana

Docks Hamburg, Foto von Uwe Boehm


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