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NO.33 - AUG/SEP SEP/OKT 2OI3 2OI3

LEUTE, LOOKS UND LEBENSART

LOUIS VUITTON America‘s Cup 2013

LOUIS VUITTON ESSAY America‘s Cup 2013 Bin ich schön?

ESSAY HONG KONG Bin ich schön?

Zwischen den Welten

HONGKONG NEW SEASON Zwischen den Welten Fashion for the beautiful fall NEW SEASON Fashion for the beautiful fall

Dressed Dressedup up Gentle Gentle € 6,80 € 6,80

DEUTSCHLAND DEUTSCHLAND SCHWEIZ SCHWEIZ SFR SFR 12,80 12,80 ÖSTERREICH ÖSTERREICH € 7,50 € 7,50 BENELUX BENELUX € 7,50 € 7,50

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INHALT Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

74

142

120

244 SKIZZiert

SUBSTANZiell LOOKlike

56 Nicht ganz nüchtern

54 Geschmackvoll Wo Sie unbedingt mal essen sollten

92 Female Dandy

66 Die goldene Zehn

70 Wer hat den Schönsten?

106 Murmeltier

22 Karl der Große Die neue Pool Area im Metropole

Ein Wettbewerb um Haaresbreite

100 When I wake up… ...I pull on my jeans!

von Patrick Walter

168 Neue Ideen braucht das Land Fashion-Newcomer

182 Who’s that guy? Im Gespräch mit Thunderbird Gerard

236 Wie man sich bettet… First- und Businessclass

244 In the mood for Hongkong Städtespecial mit Ankie Lau

Es kann (nicht) nur Einen geben!

74 Einmal um die Welt

von Julia Kiecksee

120 L’Amant

Dior Haute Couture

86 Der Pate der Nerds

von Michael Opeitz

158 Der Sammler und seine Werke 136 The Cave of Abdo-Men Takahashi - Japanische Kunst der Moderne

Walter Speller über Orange wines

Über Hugo Gernsbach

112 Haarig

von Carl Warner

152 To Russia with Love

Geschichten aus Kaschmir

130 Hot Wheels

von Daniel Peter Schulz

176 Bauhaus

Oldtimer-Festivals

142 Fetishism in Fashion

von Ragnar Schmuck

188 La Isla Bonita

Lack und Leder im Kleiderschrank

194 Bin ich schön?

von Alex Schier

208 Fell at Love

Selena von Holleben über die Schönheit

198 Dupont - once upon a time

von Marcus Schäfer

226 Die Sterne…

Im Gespräch mit Alain Crevet

216 Need for Speed

von Elizaveta Porodina

8

Louis Vuitton, Americas Cup

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MAGIE | GLANZ

UHREN SCHMUCK JUWELEN Berlin Düsseldorf Frankfurt Hamburg München Nürnberg | Basel Bern Davos Genève Interlaken Lausanne Locarno Lugano Luzern St. Gallen St. Moritz Zermatt Zürich | Wien | Paris | bucherer.com


EDITORIAL Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

U

nsere kontinuierlichen Leser wissen es schon längst: Für uns sind die Belange der Männer genauso wichtig wie typische Frauen-Themen. Eine große Herausforderung, denn scheinen beide Geschlechter manchmal in unterschiedlichen Kosmen zu leben. Erstaunlicherweise hat gerade die Mode Potential zu verbinden, statt zu trennen. In unserer Redaktion waren alle begeistert, die scheinbar verschiedenen Welten unter „Dressed up Gentle“ zusammenzuführen. Das Cover selbst scheint das erste Verwirrspiel zu sein: Eine maskulin gekleidete Frau oder eher ein sehr elegant gekleideter, feingliedriger Mann? Erst bei genauem Hinsehen ist erkennbar. Da in einer Fashion-Issue grundsätzlich der Mann das Nachsehen hat, haben wir uns bewusst entschlossen, ihn aus dem optischen Spiel der Geschlechter als Sieger hervorgehen zu lassen. Genussvoll schauen auch wir auf gut gekleidete, charaktervolle Männer, oder lassen uns inspirieren durch feminine Modetrends, die unserer eigenen Persönlichkeit entsprechen können. Woher stammt die Mär, dass Frauen ausschließlich Frauen in Shootings sehen möchten? Vielleicht haben manche noch nicht erkannt, dass die Männerwelt nicht nur aus Actionfilmen und lauten Motoren besteht, denn schon längst ist der Mann in Belangen der Mode und Schönheit auf dem Fashionolymp angelangt. Und wir Frauen? Wir lieben es, wenn Männer sich stilvoll kleiden und ein eigenes modisches Profil entwickeln. Wir lieben es, unsere eigenen Partner so auszustatten, dass die Umwelt bewundernd aufschaut. Wir lieben es auch, wenn sich Modeangebote individueller und differenzierter darstellen. Unsere Modeausgabe zeigt vielfältige Möglichkeiten zur eigenen modischen Entfaltung und verdeutlicht die aktuellsten Fashiontrends, die genügend Raum zur Individualität zulassen. Die Welt der Geschlechter rückt näher zusammen. Die von uns recherchierten Themen dieser Ausgabe verdeutlichen dies umso mehr: Wie die besten Whiskeys oder Orange Wines, beschrieben durch unseren Weinexperten Walter Speller. Interiordesign oder attraktive Raucherlounges, wie die

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Herzog Lounge in Berlin oder die neue Raucherlounge auf der MS Europa. Oder die besten Business-Klassen und First-Classes renommierter Airlines. Nicht mehr das Geschlecht allein bestimmt das Interesse, sondern der individuelle Lifestyle. Mit Quality „Dressed up Gentle“ bieten wir diese facettenreiche Welt mit vielen Blicken hinter die Kulissen der vermeintlich männlichen Themen, wie z.B. den Louis Vuitton Americas Cup in San Francisco, ein Blick, der dieses Thema für Frauen gleichermaßen interessant macht. Wir selbst waren vor Ort und durften die Energie spüren, die nicht nur von den High-Speed Booten ausgeht, sondern viel mehr noch von den wagemutigen Seglern und deren starken Frauen, die das Leben ihrer Männer mittragen. Eine Weltstadt wie Hongkong, aus der Sicht einer Frau wie Ankie Lau, einen Filmregisseurin und zugleich Weltenwanderin, als Münchnerin und Honkong Chinesin, vorzustellen, enthält zahlreiche Benefits, die auch die Männerwelt zu begeistern wissen. Schöne Frauen, Fetisch in der Mode oder auch der philosophische Ansatz zum Thema „Bin ich schön?“, bereiten ganz sicher auch unseren männlichen Lesern Vergnügen. In Frankreichs Magazinwelt hat man bereits erkannt, dass der gemeinsame Lifestyle das Profil eines guten Magazins ausmacht. Denn damit ist der Inhalt in vieler Hinsicht spannender und vielfältiger, als bei denen, die sich ausschließlich monogeschlechtlich definieren und ausdrücken. Quality ist seit vielen Jahren ein Vertreter dieser These und unsere Leser geben uns Recht. In einer Zeit großer Wankelmütigkeit, zeigen wir bewusst Profil, denn wir möchten für Sie weiterhin erkennbar und informativ, wie unterhaltsam zugleich sein. Genießen Sie in dieser Ausgabe bewusst die männliche wie die weibliche Seite von Quality und definieren Sie ganz für sich, was Sie inspiriert oder Ihnen Vergnügen bereitet. Denn die freie Entscheidung ist Qualität und höchstes Gut zugleich.


T H E

N E W

S K I

C O L L E C T I O N

S P O R TA L M . AT


IMPRESSUM Quality Magazine No. 33 ­– September/Oktober 2013

Editor In Chief Creative Director Susanne Filter Senior Consulting Corporate Manager Matthias K. H. Arens Art Director Dipl.-Des. Barbara Schork

Moderedaktion Manuel Almeida Vergara

Grafik Margrét Hügemann Marc Cantarellas-Calvó

Musik-/Kunstredaktion Violeta Berisha

Onlineredaktion Stephanie Baumgärtner

Redaktionsmanagement Violeta Berisha

Designredaktion Norman Kiezmann

Schlussredaktion Karin Aigner

Real Estate Redaktion Matthias K. H. Arens Volker de Boer

Redaktionsvolontär Marcel Layher

Motionredaktion Matthias K. H. Arens Peter Klösener

Kulturredaktion Sarah Kirsten

Autoren Walter Speller, Maximillian Herzog, Norman Kietzmann, Selena von Holleben

Verlag/Herausgeber Interlinx Holding AG Tiefenackerstrasse 49, 9450 Altstätten SG Telefon +41 71 757 50 20 Fax +41 71 757 50 21 Verwaltungsrat: Günter Wüst Firmennr: CH-020.3.033.781-7 info@interlinx-holding.ag www.interlinx-holding.ag Vertrieb Axel Springer Vertriebsservice GmbH Süderstraße 77 D-20097 Hamburg Telefon: + 49 40 34724012

Kontributoren Janine Dudenhoeffer, Abra Kennedy, Irina Skladkowski, Steffanie Kroll, Ha Phan Bich, Gita Kurdpoor, Florian Harrer, Dirk Kaprad, Heiko Palach, Susanne Marx, Dorothee Meyer, Stephan Kallaus, Michael Salmen, Sarah Nadjar

Fotografen Patrick Walter, Julia Kiecksee, Michael Opeitz, Carl Warner, Daniel Peter Schulz, Ragnar Schmuck, Alex Schier, Marcus Schäfer, Elizaveta Porodina

Marketing & Sales Tiffany Fiore Mancini Telefon: + 49 30 54 81 07 01 Fax: + 49 30 54 81 07 10 fioremancini@quality-magazine.ch

Redaktion Deutschland Interlinx Holding AG nicht selbstständige Niederlassung Nithackstraße 7 – Kontorhaus, 10585 Berlin Telefon: + 49 30 54 81 07 01 Fax: + 49 30 54 81 07 10 info@quality-magazine.ch

Finance /Controlling BGW Treuhand AG Tiefenackerstraße 49 9450 Altstätten SG

Vertrieb/Abo Peter Klösener kloesener@quality-magazine.ch

Redaktion Schweiz Interlinx Holding AG Tiefenackerstrasse 49 CH-9450 Altstätten

Quality Abo-Service Deutschland Nithackstr. 7 – Kontorhaus, 10585 Berlin Telefon: + 49 30 54 81 07 01 Fax: + 49 30 54 81 07 10 abo@quality-magazine.ch Quality Abo-Service International Interlinx Holding AG Tiefenackerstrasse 49 CH-9450 Altstätten SG abo@quality-magazine.ch

Redaktion Niederlande ACI-International BV Beethovenlaan 158 1077 JV Amsterdam info@aci-international.eu www.aci-international.eu

Druck & Produktion ACI-International BV

Cover-Credits: Foto: Camilla Camaglia, Foto-Assistenz: Marco Moroni, Styling: Paula Cassara, Hair & Make-up: Anna Czilinsky (Optix Agency) using Davines for Wizards and Hiro Cosmetics, Hair & Make-up Assistenz: Timo Blum, Model: Michael Ochmann (Mega Model Agency) Pullover: Hugo Boss, Hemd: Julian Zigerli, Hut: Mads Dinesen

www.quality-magazine.ch Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt im Sinne des Presserechts: Susanne Filter. Alle Rechte vorbehalten. Die Zeitschrift sowie alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Der Export von Quality und der Vertrieb im Ausland sind nur mit vorheriger Genehmigung statthaft. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommmen.

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KONTRIBUTOREN Quality Magazine No. 33 ­– September/Oktober 2013

MARKUS SCHÄFER „Fell in love“ with Markus Schäfer – der Münchner Fotograf weiß mit scharfem Blick genau um das gekonnte Spiel mit Kamera und Farbakzentuierung. Mit renommierten Stylisten und Modellen setzt er diverse Modeprojekte innovativ und zeitgerecht um. In unserer aktuellen Ausgabe widmet sich Markus der tierischen Passion Pelz und zeigt, wie in seinen Bildern Fashion und Personality eine unglaublich harmonische Einheit bilden.

RAGNAR SCHMUCK Die Schönheit liegt im Reinen - dem Purismus und der Klarheit der Dinge verschreibt sich auch Fotograf Ragnar Schmuck. Seine Liebe zum Detail und der damit verbundenen Perfektion beweist der Berliner in seinen Stils. Traditionshäuser wie Louis Vuitton, Dior oder Hermès setzt Ragnar für Quality gekonnt in Szene und präsentiert Accessoires im kunstvollen Gewand.

SELINA VON HOLLEBEN Schönheit stellt sich in unzähligen Formen dar: In einem Deckenfresko, einer Landschaft, in einem Gesicht oder einer Stimmung. Und eben auch in abseitigen Formen, in Ambivalenzen, in Skurrilem, Monströsem. Liegt Schönheit stets im Auge des Betrachters oder lässt sich doch ein gemeinsamer Nenner entschlüsseln? In ihrem Essay „Bin ich schön?“ spürt die in Berlin lebende Autorin Selina von Holleben dem Schönheitsbegriff nach und geht der tiefen Sehnsucht nach Vollkommenheit auf den Grund.

WALTER SPELLER Walter Speller servierte einst selbst exzellenten Wein, verkaufte ihn und begann schließlich über ihn zu schreiben – höchstwahrscheinlich selbst mit einem Weinglas in der Hand. Für unser Magazin verfasste der renommierte Weinexperte mit seiner Edelfeder einen Bericht zu einem genussvollen Thema, welches selbst Bacchus interessieren würde.

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KONTRIBUTOREN Quality Magazine No. 33 ­– September/Oktober 2013

ELIZAVETA PORODINA „Die Sterne, die begehrt man nicht, man freut sich ihrer Pracht und mit Entzücken blickt man auf, in jeder heiter‘n Nacht.“ Die gebürtige Russin Elizaveta Porodina gilt nicht nur selbst als aufgehender Stern der Fotografie-Szene, sondern beweist auch durch das wohl magischste Editorial dieser Ausgabe ihre Passion zu den Himmelskörpern. Eine glamourös-verträumte Serie, die mit ihrem imposanten Flair wahrlich von einem anderen Stern zu kommen scheint.

PATRICK WALTER Wer könnte das Motto dieser Ausgabe so geschickt in Szene setzen wie Fotograf Patrick Walter? Der Berliner Freigeist beschäftigt sich in Quality ‚Dressed Up Gentle‘ mit der Frage der Geschlechter und inszeniert die Frau in maskulineleganter Garderobe. Stilvoll und vornehm gekleidet zu jedem Anlass: Patrick Walter und Stylistin Janine Dudenhoeffer schaffen damit eine perfekte Symbiose aus Fotografie und Mode.

CARL WARNER Inspiriert von Künstlern wie Salvadore Dali oder Patrick Woodroofe, schafft Fotograf Carl Warner Außergewöhnliches und zieht damit alle Blicke magisch auf seine Bilder. In dieser Ausgabe lässt uns der Engländer an seinen ungewöhnlichen Ideen teilhaben und schafft beeindruckende Körperlandschafen: Ein Meer aus Armen, Beinen und Oberkörpern, nichts, aber wirklich absolut nichts, scheint zu surreal für den Künstler.

VIOLETA BERISHA Unsere Spezialistin in Sachen Kultur und Kunst hat sich in dieser Ausgabe auf die Suche nach spannenden Themen und Menschen gemacht, die derzeit von internationaler Bedeutung sind. Wenn Kunst und Architektur verschmelzen, Musiker Thunderbird Gerard von seinen Wurzeln und Filmregisseurin Ankie Lau von ihrer Heimat Hongkong berichtet oder Autoliebhaber zu Oldtimerfestivals pilgern, ist die Autorin Violeta Berisha vor Ort und fängt die Augenblicke in ihren Geschichten ein.

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SEPTEMBER/OKTOBER Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Ein Augenzwinkern FOS funktioniert „Im Design und in der Kunst werden Objekte produziert, die unsere Umgebung ergeben. Unsere Umgebung wiederum ist ein Spiegelbild unser selbst und eine eigene Interpretation sozialer Werte!“‟ So beschreibt der dänische Künstler FOS Aufgabe und Bedeutsamkeit der künstlerischen Gestaltung. Gleichzeitig erkennt er zwischen Kunst und Design einen gravierenden Unterschied: „Während die Kunst nur Möglichkeiten erschafft, bietet das Design konkrete Lösungen.‟ In seiner Kooperation mit der Modemarke Céline hat FOS jetzt die Chance ergriffen, seine Werke aus einem rein künstlerischen Kontext zu befreien und ihnen über die schöne Form hinaus auch einen funktionalen Charakter zu verleihen. Auslagetische, Vitrinen und Leuchten des Künstlers zieren den neuen Londoner Flagshipstore des Pariser Labels. Auch private Räumlichkeiten lassen sich mit den ungewöhnlichen Stücken verschönern: Auf Anfrage sind die Möbel über die Londoner Max Wigram Gallery zu ordern. QM-Red. www.maxwigram.com

Inspiriert von den surrealen Schmuckstücken Salvador Dalís und den poetischen Werken Jean Cocteaus präsentiert das französische Label Paule Ka seine Preziosen für diesen Winter als kleine Kunstwerke voll gestalterischem Witz und moderner Romantik. Stilisierte Hände legen sich als Collier um den Hals, funkelnde Lippen zieren als Broschen das Revers, metallene Augen zwinkern von Ringen und Ansteckern. Fantastisch! QM-Red. www.pauleka.co

Kreuz, Pik, Herz, Carré

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Ob Poker als turbulentes Spiel um den monetären (Miss)Erfolg, Doppelkopf in freundschaftlicher Runde oder die Partie Solitaire allein – seit Jahrhunderten hat das Kartenspiel hohen Wert für die traditionelle Abendgestaltung. Die Geschichte um die bunt bedruckten Kärtchen und ihren reglementierten Einsatz ist sogar so alt, dass sich ihr Ursprung historisch nicht mehr genau belegen lässt. Nach wie vor aber entscheidet ein gutes Blatt über Sieg und Niederlage. Mit den „cartes à nouer“ – den „KnotenKarten“ – von Hermès aber gibt es nur Gewinner! So lange der Vorrat reicht beschenkt die französische Marke seine distinguierte Kundschaft bei dem Kauf eines der ikonischen Seidenschals des Hauses mit diesen noblen Kartendecks. Mit einer charmanten Beschreibung im Comicstil und einer umseitigen Realdarstellung erklären die Karten außerdem unterschiedlichste Bindetechniken und verdeutlichen wie facettenreich die Carrés von Hermès zu tragen sind. Bonne chance! QM-Red.www.hermes.com 16


VIERECKEDREI ... ... IST ein Behältnis, ein Rucksack, ein Beutel, eine Schultertasche, FÜR den Transport, die Arbeit, die Freizeit, den Rummel, DICH dezent, multifunktional, mondän, natürlich & JEDERMANN. So simpel und doch vielschichtig liest sich die Produktbeschreibung von VIERECKEDREI. Ebenso einfach und facettenreich zugleich gibt sich auch das Stück hinter den klaren Worten: In schnörkellosem Design aus bestem Leder gefertigt, lässt sich der Rucksack kurzerhand zur Tasche „umbauen“ und zurück. Seinen verqueren Namen verdankt die Tasche ihrem Prototypen, der aus nur drei ledernen Vierecken besteht. Hinter VIERECKEDREI steckt Caecilia Pohl. Die Designerin studiert an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und präsentiert mit dem Rucksack ihre noch junge und doch signifikante Handschrift: kompromisslose Funktionalität trifft geradlinige Schönheit. QM-Red. www.viereckedrei.de

Caecilia Pohl

EU Smoking Geburtstage sind im Grunde wir hier unsere Vergangenheit Tiefen des vergangenen Jahres, Zukunft und sprechen gute Auch die schwedische Marke feiern: 1993 von Filippa Knutsson runde 20 Jahre alt. Zum Wiegenfest besonderes Präsent freuen: die Marke der ab Oktober in ausgewählten hier spielt der Blick zurück eine entsprechend präsentiert sich der schmaler Silhouette. Grattis på

Scandinavia zeitliche Zwischenwelten. Resümieren und Sinnieren über die Höhen und so hegen wir doch auch Pläne für die Wünsche für das neue Lebensjahr aus. Filippa K hat dieses Jahr ein Jubiläum zu gegründet wird das Label in diesem Herbst darf sich die Kundschaft Filippa Ks über ein lanciert einen speziellen Jubiläumssmoking, Filippa K-Stores zu erstehen sein wird. Auch tragende Rolle: Der DNA der Marke Smoking schnörkellos und geradlinig in födelsedagen! QM-Red. www.filippa-k.com 17


KUNST Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

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KUNST AM BAU Wenn Architektur und Kunst verschmelzen von Violeta Berisha 18

ie Malerei scheint sich von der Wand zu falten, tief in den Raum hinein entfaltet sie sich weiter. Es entsteht ein Raum im Raum, der sich, je nachdem aus welchem Blickwinkel das Werk betrachtet wird, neu gestaltet. Bei dem Besuch einer Ausstellung der dänischen Künstlerin Malene Landgreen, findet sich der Betrachter beim Betreten des Raums unwissend und unerwartet inmitten des eigentlichen Kunstwerkes wieder. Hier gibt es kein Schlendern von Leinwand zu Leinwand. Ein neuer Raum entsteht durch die Versetzung des Lichts, der Oberflächenstruktur der Wand und der Zeit, die es braucht, das Gesehene rational wie emotional zu verstehen. „Es ist die Idee eines Raumes im Raum, der Teil der Kunst ist, der aber auch Teil eines Hauses, einer Straße, einer Stadt, ja, Teil des Lebens ist. Das Potenzial Raum und Leben wird an den Oberflächen der Malerei und der Wände sichtbar – eine Architektur in Farbe“, erklärt die Künstlerin über den grundsätzlichen Ansatz ihrer Arbeit. Sie lebt und arbeitet in Kopenhagen und in Berlin und ist bekannt für ihre „in situ“ Arbeiten, wo sie ganze Wände und Decken bemalt und materielle Objekte installiert. So zum Beispiel in der Bibliothek von Kopenhagen, wo auf einer vierzig Meter langen Wand eine abstrakte Landschaft entstand. In einem Werk an der Universität Arhus, wo die Künstlerin sogar die Fenster der Universität gestaltete, taucht sie das Innere der Universität je nach Lichteinwirkung und Blickwinkel in immer neue Farben. Derzeit arbeitet sie an einem großen Projekt in Dänemark, wo ihr die farbliche Gesamtgestaltung des Interieurs der Psychiatrischen Klinik in Slagelse obliegt. Decken, Böden, Wände, ja sogar Türen und Fenster folgen einem von ihr entworfenen Farb- und Kunstkonzept. Farben und Formen sind die Elemente ihrer Sprache. Das Hinzufügen einer neuen Farbe erzeugt bereits im Entstehungsprozess des Werkes die Wirkung einer Tiefe bzw. Untiefe, einer Schärfe oder Verschwommenheit. Die Beschaffenheit und Bauform des Raumes werden zur tragenden Komponente. Durch den so ge-


KUNST Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

„Ich betrachte das Potenzial Raum nicht als etwas, was noch nicht „aktualisiert“ worden ist. Seit ich an Räumen mit ihrer physischen Architektur als deren Ausgangspunkt arbeite, strebe ich an, neue oder andere mentale Räume im Raum zu schaffen. In anderen Worten: Ich glaube, dass der abstrakte, mentale Raum in direkter Verbindung zu einer architektonischen Form steht. Ich sehe die Kunst nicht nur als Teil der Architektur, sondern die Architektur selbst als einen wesentlichen Teil der Kunst an.“

schaffenen mentalen Raum entsteht in der Beziehung zum Betrachter der von der Künstlerin gewünschte Dialog. Ein individueller Dialog zwischen Rezipient, Kunst und Schöpfer. Die Künstlerin bewegt sich in nonfigurativen Bildwelten. Das kontrastierende Zusammenspiel von Farben und Formen, von grafischen und abstrakten Linien und Figuren erzeugt in ihrer Ge-

samtheit und Installation einen mentalen Raum, der im Gegensatz zur traditionellen Architektur weniger begrenzt ist und für eine Erweiterung und Ausdehnung des Geistes, ja sogar für ein Entkommen stehen kann. Der Raum als Kunst. Ganz aktuell sind ihre Arbeiten in den Ausstellungen „Auf Zeit“ – Was hinter dem Putz steckt – bis

zum 27.10.2013 in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden und „Ball room – une installation picturale“ in der „Maison du Danemark“ in Paris zu sehen. Lassen Sie sich inspirieren, und sollte Ihr Heim einen neuen Anstrich gebrauchen, kann eine „in situ“ Arbeit von Malene Landgreen Ihrer Wand einen künstlerisch wertvollen, individuellen und spürbaren Ausdruck verleihen. 19


www.adidas.de

Too weird to live, too rare to die Bekannt für seine extravaganten, nahezu verrückten Kollektionen, sorgt Designer Jeremy Scott erneut mit einer neuen Kooperation für Aufsehen. Am Rande des Kitsches und doch mit Potential zum Kult, präsentiert das Enfant Terrible der Modeszene, transformierte Klassikermodelle des Streetwear Labels New Era. Aufwendige Stickereien, schwarzes Leder und Totenköpfe: Die HeadwearLinie zeigt sich im provozierenden und doch kunstvollen Punkstil. QM-Red.

www.neweracap.com

Am seidenen Faden Auch Herzogenaurachs Sportschmiede wagt sich an eine Modifikation einer seiner Klassiker. Yohji Yamamotos Version des Adidas Superstars „Y’S Super Position“ ist eine Hommage an die 90er und besticht durch edle Materialien sowie erstklassige Verarbeitung. So wurden die Fäden, die die drei markantenAdidas Streifen ersetzen, von Hand eingestickt. Bemerkenswerte Details, die in zwei verschiedenen Colorways erhältlich sind. Ein Streetwear-Klassiker mit japanischen High-Fashion Details. QM-Red.

SPORTSGEIST Neon Classic Label Regain zeichnet sich diesen Sommer durch eine besonders sportliche Komponente der klassischen Looks aus. So präsentiert das Label seine Mode in kraftvollen Neonfarben und verleiht den simplen Schnitten einen leuchtenden Anstrich. Die französische Marke beruft sich darauf, Traditionen unter der Einbeziehung moderner Details aufrechtzuerhalten. So erhält selbst klassischer Strick grafische Strukturen. Eine Farbexplosion, die den Sprung aus der Tristesse zur sportlichen Avantgarde bewältigt. QM-Red.

blog.manufacture-regain.fr 20


MODE Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

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leganz trotz Sportlichkeit, eine große Herausforderung für jene Modehäuser, die versuchen aus der Masse der Urban Wear herauszustechen, ohne mit der konventionellen Sport Sparte zu kollidieren. An diesen Spagat wagen sich für kommenden Herbst mehr und mehr Labels. Die vitalen Linien leben dabei von uneingeschränkter Bewegungsfreiheit, damit einhergehend Komfort und der Sinn für Stil als auch Innovation. Wäre die Mode ein Match, so wären aus unserer Sicht die absoluten Sieger für die kühle Jahreszeit Labels wie Fred Perry, Adidas, New Era oder Regain.

www.fredperry.com

High Fashion trifft auf Street Wear Verschiedenste Kooperationen berühmter Namen zeigen Fitness in einem ganz neuen Gewand. Das britische Label Fred Perry kooperiert erneut mit Raf Simons und präsentiert für die Herbst/Winter Kollektion 2013 ein gegensätzliches Duett klassischer College Elemente mit traditionellen Mod Styles. Fred Perry weiß um die Begehrtheit des Klassikers „Polo“ und holt sich Simons ins Boot, um dem Key Piece einen modernen Auftritt zu verleihen. Mit Schachbrettmustern, farbkontrastierenden Kragen sowie royalblauen Dufflecoats und Collegejacken in Bordeaux, zeigt sich Simons als die perfekte Wahl für eine sportliche Zusammenarbeit. QM-Red.

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BEAUTY Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Für einen Kuss Ausgedehnte Abende in illustrer Runde bei Wein und Champagner möchten auch stilvoll und frisch beendet werden, gerne mit einem Abschiedskuss. Neben dem herkömmlichen Eau de Toilette wird nun besonders das Eau de Bouche immer gefragter. Aus gegebenem Anlass hält Marvis das Frischeerlebnis „Strong Mint“ bereit. Mit seinem intensiven Aroma positioniert sich das Mundwasser als unentbehrliche Begleitung in jeder Handtasche. QM-Red. www.marvis.lu

HERRSCHER DER MEERE Sie trotzen jeder Herausforderung, teilen die Leidenschaft für Abenteuer, gelten schlichtweg als Herrscher der Meere. Diesen Extremseglern widmet Prada seine neueste Fragrance „Luna Rossa“. Der Duft kombiniert auf raffinierte Weise markante Ingredienzien wie Bergamotte, Pfeffer, Wacholderbeeren und Lavendel. Parfumeurin Daniela Andrier und Miuccia Prada gesellen würzige Frische zur dunkel ambrigen Herznote – eine gelungene Kombination, bei der sowohl der Inhalt als auch der Flakon die Kraft und das Geheimnis des Ozeans meisterhaft wiederspiegeln, natürlich mit viel Patriotismus. Ist doch die Luna Rossa, eines der schnellsten Boote weltweit und segelt derzeit um den Sieg im Americas Cup. QM-Red. www.lunarossachallenge.com

Night nice Ein langer Arbeitstag neigt sich dem Ende zu. Ohne Zwischenstopp einzulegen, möchte frau direkt in die Kissen versinken. Eine fast unhörbare Stimme im Hinterkopf erlaubt ihr diesen Luxus allerdings nicht. So lästig die abendliche Pflege auch sein mag, so essentiell ist sie für unsere Haut. Sisley entwickelte nun ein besonderes Duo, dass das Abschmink-Prozedere erleichtert und die Produktmengen im Badezimmer auf ein Minimum reduziert. Das Allround-Reinigungwasser „Eau Efficace“ entfernt Make-Up wie eine zarte Milch, reinigt, pflegt und beruhigt die Haut in einem Schritt. Dabei kann es auch für Augen und Lippen verwendet werden. Für ein ebenmäßigeres Hautbild sorgt der Pore Minimizer „Global Perfect“. Vergrößerter Poren und übermäßiger Talgproduktion entgegenwirkend, dient die Pflege als perfektes Finish und erlaubt auch nach anstrengenden Tagen einen entspannten Blick in den Spiegel. QM-Red. www.sisley-cosmetics.com 22


BEAUTY Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

La vie en rose Präzision, Raffinesse und Exzellenz sind in der DNA von Lancôme verankert. Seit der Gründung im Jahr 1935 durch Armand Petitjean hat die Marke die bedeutende Innovationen der Beautybranche initiiert. 1973 kreierte Georges Delbard, einer der renommiertesten Rosenzüchter, die Lancôme Rose. Nach knapp 40 Jahren verrät die besondere Pflanze nun ihr Geheimnis: L’Absolue Elixier, das Konzentrat aus Rosenstammzellen dient der Aktivierung menschlicher Hautzellen. Aufgetragen mit einem Spatel in Form eines Blütenblattes, versorgt das Elexier die Haut mit Lebenskraft, spendet Feuchtigkeit und regeneriert. Rosige Zeiten für unseren Teint! QM-Red. www.lancome.de

SHAVING LIKE KEN Ein wahrhafter Gentleman erliegt dem nostalgischen Barbier Handwerk, verweigert sich dem praktisch Schnellen und legt gerne selbst noch Hand und Messer an die Wange. Die Hinwendung zur Tradition gehört Geo F Trumper’s. Kaum eine andere Marke widmet sich leidenschaftlicher dem modernen Mann, selbst vermeintlich feminines Violett kann der maskulinen Stilechtheit des Londoner Barber Shops nichts anhaben. Direkt mit der Hand oder dem Pinsel aufgetragen, verwandelt sich die nach Veilchen duftende Rasiercreme in sahnigen roséfarbenen Schaum, der das Barthaar butterweich macht. Die beste Voraussetzung für eine gründliche Rasur, die nicht nur die Herren der Schöpfung glücklich machten dürfte. QM-Red. www.trumpers.com

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Monegassische Odyssee 24

Š Emanuele Scorcelletti

von Susanne Filter


HOTELS Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Weltweit sind es nur wenige Orte, die über Generationen hinweg den Inbegriff für Luxus, Lifestyle und Jet Set kontinuierlich geprägt haben. Einer dieser Plätze ist ganz sicher Monte Carlo.

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ier, wo sich die anspruchsvollsten Gäste dieser Welt treffen, sind auch die Hotels beispielhaft in ihrem Standard. Insbesondere das Hotel Métropole, welches 1886 auf dem Landbesitz von Papst Leo XIII. erbaut wurde, hat sich zu einer absoluten Stilikone gemausert. Da ist es nicht verwunderlich, dass, wenn das Métropole ruft, sich die bekanntesten Designer weltweit darum bewerben, dem Hotel ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Vor kurzem war es so weit: Die gesamte Pool Area sollte komplett neu konzipiert werden, inklusive Bar, Garten, Restrooms und neuen Veranstaltungsräumen. Letztendlich entschied man sich für den großen Karl, der in seiner ganz eigenen Manier diesem Areal neuen Glanz verliehen hat. Die neuinterpretierte Reise Odysseus‘ konnte beginnen. Angelehnt an den mythologischen Epos, kreierte Lagerfeld in seinem geliebten Schwarz-Weiß-Design, kombiniert mit dem leuchtenden Grün der Pflanzen und wenigen Blau-Akzenten Yves Saint Laurents eine Innenstadt-Oase, die den Besucher ganz vergessen lässt, dass er sich im absoluten Zentrum Monte Carlos, nur ein paar Schritte von der Spielbank entfernt, befindet. Morgens zum Frühstück, tagsüber zum Relaxen und Schwimmen, verwandelt sich die Pool Area abends zu einer Lounge, die nicht nur Hotelgäste begeistert, sondern auch viele Monegassen anlockt. Ein neuer Meeting Point, der durch ungewöhnliche Entspanntheit überrascht. Das Food Konzept des international geschätzten Restaurantchefs Joël Robuchon unterstützt diese Emotion: Es stellt das Teilen mit Freunden der Tapas-ähnlichen Speisen in den Vordergrund. Ein sehr schöner Ansatz, man möchte fast sagen, einer mit sozialer Kompetenz. Karl Lagerfelds Glanzstück in diesem Gesamtkunstwerk ist ganz sicher die 20 Meter lange und 3 Meter hohe Glasinstallation, deren Motive aus den alten Fotoschätzen des Meisters persönlich entnommen wurden. Griechische Küstenmotive des 19. Jahrhunderts in malerischer SchwarzWeiß-Fotografie bilden die Kulisse, während Models, gehüllt in Togas – designt vom Meister persönlich – und inszeniert als griechische Göttinnen und Götter, eine moderne sowie zugleich historische Kulisse anmuten lassen. In der Abenddämmerung beginnt die mit LEDLicht hinterleuchtete Wand zu leben, und die Wolken scheinen vorbeizuziehen. Kleine grafische Elemente im Bodenbelag finden sich auch auf dem Grund des Pools wieder und leuchten dort wie kleine Edelsteine. Der abenteuerliche Charme der epischen Erzählungen Homers, gepaart mit dem modernen Design-Esprit des 21. Jahrhunderts: Das Métropole hat eine gute Wahl bewiesen und nicht nur dem Hotel sondern auch Monte Carlo eine stilvolle Bereicherung geschaffen.

Karl Lagerfeld kreierte in seinem geliebten Schwarz Weiß Design, kombiniert mit dem leuchtenden Grün der Pflanzen, eine Innenstadt-Oase, die den Besucher ganz vergessen lässt, dass er sich im absoluten Zentrums Monte Carlos befindet.

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MODE Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Weltenwanderer

www.versace.com

SEX SELLS

www.chanel.com

Der Verbindung zweier Welten, die des Westens und die des fernen Ostens, sowie der Vergangenheit und jener kühlen Zukunft, eine Brücke zu schlagen zwischen Raum und Zeit – das waren die hehren Ziele Karl Lagerfelds, als er die aktuelle Haute Couture Kollektion für Chanel entwarf. Die Komplexität aus dem Wissen um die Tradition und dem Esprit für das Neue, lagen der Konzeption der Präsentation zu Grunde. Ganz Chanel zeigte Lagerfeld im Pariser Grand Palais, das er kurzerhand zu einer verfallenen Theater-Ruine umbauen ließ, gebrochen von der Skyline einer futuristischen Stadt, einer fernöstlichen Festung der Modernität aus blankem Stahl und kaltem Glas, einer Art Metropolis, wie es schon Fritz Lang düster zu visualisieren wusste. Das mag nicht unbedingt den Untergang der einen Welt zu Gunsten einer anderen versinnbildlichen. Die Verlagerung des Nabels der Welt symbolisiert es in jedem Fall. Auch die Mode des Meisters wusste von der Verschmelzung zweier Welten zu berichten: Waren die Schnitte angelehnt an Stilelemente vergangener westlicher Epochen, etwa an die verschwenderische Opulenz viktorianischer Kleider oder an die jungenhafte Silhouette Coco Chanels des beginnenden 20. Jahrhunderts, so erzählten Stofflichkeiten und dekorative Details von der Zukunft. Metallisch anmutende Materialien, scheinbar mit glänzendem Sternenstaub überzogen, 3D-Effekte aus plastisch wirkenden Mosaiken, eine Farbpalette aus endlosen Silber- und Graunuancen, von wohl dosierten Akzenten gebrochen – effektvolle Stoffe mit einem Hauch an Futurismus. QM-Red.

Geht es in der Mode meist um viel Stoff, so dreht sich die Design-Welt von Versace um die Abwesenheit von eben diesem. Die blanke Haut, diese riskante Dosis Nacktheit, die schon immer die DNA der Marke umschrieb, bestimmt auch ihre Haute Couture Linie „Atelier Versace“ in dieser Saison auf besonders eindrucksvolle Weise. Donatella Versace, die schon immer gern mit dem stilistischen Feuer spielte, findet diese Saison schier unendliche Wege, den Sexappeal des Labels zu thematisieren und zu unterstreichen: Transparenz, Netzteile, bauchfreie Looks, Elemente an Vorder- oder Rückenteilen springen laissez-faire auf, Cut-Outs umspielen die Silhouette und erlauben leider gerade da keine neugierigen Blicke, wo es interessant zu werden scheint. Sich dem weiblichen Körper nähernd, zeichnen anatomische Nähte seine Formen lustvoll nach. Die sinnlichen Materialien der Kollektion: glattes Leder und sanfter Nerz, verspielte Spitze und nass schimmernde Stoffe in viel schwarz, sowie kräftigen Rot- und Blaunuancen. Fazit: Sex sells! Wie immer schon. QM-Red.


MODE Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Schneekugeln gefangen Victoire de Castellane ist eine Alice im Wunderland. Einem Land voll unbegrenzter Fantasie. Seit 1998 entwirft die Französin die Schmucklinien Christian Diors und entwickelt mit beeindruckender Leichtigkeit detailverliebte Schmuckstücke reich an Farbe. Miniaturwelten, wie die Inhalte einer Schneekugel, Mangafiguren und künstliche Lebensmitteln sind Quelle ihrer Inspiration. Mit Freude denkt sie an den opulenten Schmuck ihrer Großmutter zurück, den sie als Kind anlegte und erinnert sich auch daran, wie groß die schweren Juwelen in ihren kleinen Kinderhänden aussahen. Ein Erinnerungsschatz, der Victoire de Castellane stets zur Kreation ausladender Preziosen verschwenderischer Größe bewegt. Reichverzierte Totenkopfmotive, Bienen und Blumen, spielende Äffchen – auf den Ringen und an den Ketten der Castellane ist alles möglich. Trotz dieser eigenwilligen Handschrift findet sie immer wieder zu den Wurzeln Christian Diors zurück. 2012 ehrte sie ihn mit der Kollektion „Dear Dior“ und entwickelte dieses Jahr mit „Cher Dior“ eine noch persönlichere Linie – als Hommage an den großen Meister. Inspiriert von der Haute Couture der Marke, erinnern die rückseitigen Fassungen an Spitzenbesätze und das feingliedrige Innere ausladender Rockteile. Auch die Vorderseiten, über und über mit bunten Diamanten, Saphiren, Rubinen und Smaragden bedeckt, zollen dem Geschmack Christian Diors Tribut. Wusste er doch bereits 1956: „Nichts hat mehr Eleganz als das Tragen eines funkelnden Colliers unterschiedlicher Steine zu einem schwarzen Rock und schwarzen Pullover.“ C‘est comme ça, Monsieur Dior! QM-Red.

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OUT OF BED

Während manche Trends unsterblich sind, erfinden sich andere von Saison zu Saison immer wieder aufs Neue. Andere wiederum kommen ganz unerwartet „on stage“ daher und werfen die Frage nach Langlebigkeit auf. In diesem Sinn steht das kürzlich beobachtete Phänomen „out of bed“ als Inspiration der Herbststunde. Große Modehäuser wie Alexander McQueen, Etro, Louis Vuitton oder Walter Van Beirendonck zitieren die legere Seite der modernen Gentlemen. Es scheint, als habe kein anderer als Kult-Pyjamaträger Hugh Hefner Pate für den morgendlichen Laissez-Faire Look gestanden. Bekannt für seinen gemusterten Stil- und Materialmix, erntet besonders Dries Van Noten für seine Herbst/Winter 2013 Kollektion erstaunte Blicke und viel Beifall. Eleganz und moderne Kühle erhalten durch den experimentellen Pyjama-Stil einen neuen Ausdruck. Die Kollektion „Der Morgen danach“ widmet sich laut Van Noten: „dem modernen Mann, der morgens aus dem Bett fällt, sich scheinbar wahllos Kleidungsstücke überwirft, um gerade mal eben Milch oder Croissants zu besorgen.“ Wildgemusterte Morgenmäntel in lederähnlichem Denim scheinen Widersprüchliches zu transportieren. Ein Gegensatz, den der Antwerpener gekonnt in Szene setzt. Eine gelungene Kollektion für alle Männer, die Eleganz und Laissez-Faire kompromisslos verbinden möchten. QM-Red.


MODE Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Fellini Keine Bekleidungsform hat eine längere Tradition als der Pelz. Eine der ältesten Funde menschlicher Kleidung bestand immerhin aus 400 Streifen circa 23.000 Jahre alten Eichhörnchenfells. Sind viele Damen dieser langen Historie der wärmenden Haarigkeit treu geblieben und kleiden sich noch immer gern in Nerz, Zobel & Co., verließ die meisten Männer der Mut und sie akzeptierten ihn bestenfalls als Kapuzenbesatz oder als wärmendes Innenfutter. Jetzt die sensationelle Wende: Großmütig bietet eine Reihe nobler Häuser ausladende Mäntel aus dem edlen und doch umstrittenen Material. In Mailand zeigte Canali einen knielangen Mantel aus zweifarbigem Langhaar-Lammfell. Schon immer für besonders illustres Pelzdesign bekannt, präsentiert Fendi neben üppigen Mänteln und lässigen Jacken auch Accessoires wie Taschen, Muffs und Stiefel aus exquisitem Fuchspelz. QM-Red.

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Mix and Match Die Kombination unterschiedlicher Musterwelten, gehört zu einem der begehrtesten und zugleich schwierigsten Unterfangen moderner Stilistik. Streifen und Punkte, Blumen mit Paisleys. Ein schmaler Grad entscheidet hier über den Erfolg und den Geschmack der kreierten Kombination. Seit jeher beherrscht kaum ein Label diese Komplexität mit mehr spielerischer Leichtigkeit und kreativer Courage als Etro. Tochter des Hauses Veronica für die Damenlinien, Sohn Kean entwirft die Männermode. Das bewusste Spiel mit Prints und Stickereien, die scheinbar nicht zusammenpassen, bestimmt noch immer die DNA des Hauses. Auch diese Saison stattet Kean Etro den Mann mit einer besonderen Formenvielfalt aus, die diesen Herbst beispielsweise mit McQueen, Van Noten oder Versace ohnehin ein starkes Trendthema bildet. Kragen karierter Mäntel sind mit floralen Stickereien veredelt. Indische Designs kontrastieren zu barocken Prints. In perfekt abgestimmter Farbwelt wirken die Looks üppig und trotzdem nie überladen. Mutig sein und ausprobieren. QM-Red. 29


MODE

FILM AB!

Quality Magazin No. 25 – September 2012

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wandern. Nicht nur die Reminiszenz auf den düsteren Kriminalfilm spielt hier eine tragende Rolle, auch für Zitate auf sich selbst schaffte Prada Platz: Als eine Art „Greatest Hits“ inszeniert, greift die Designerin Stofflichkeiten und schnitttechnische Details vergangener Saisons der Marke auf. Ein Hotelflur mit fünfzig nummerierten Türen bildete das mysteriöse Set-Design der Show Louis Vuittons. Nach und nach traten die Models aus den vermeintlichen Hotelzimmern hervor, jedes aus einer eigenen Tür. Die Models schienen sich in unterschiedlichen Stadien des Anziehens zu befinden. So zeigte Marc Jacobs für Vuitton grobe Mäntel zu feinen Dessous, Pelze zu Negligés, High-Heels zu Pyjamas und thematisiert so die morbide Lust am Voyeurismus. Zwar nicht für die Ewigkeit auf Film gebannt und trotzdem reich an kultureller Relevanz präsentierten besagte Häuser eben jene großen Gefühle, die so oft Filmgeschichte schreiben: tragische Leidenschaft, tiefe Traurigkeit und feinsinnige Erotik. QM-Red.

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Die Mode feiert sich doch am liebsten selbst, mitsamt der stoffgewordenen Exkurse in andere Sphären und Kulturphänomene. Momente der Malerei werden zitiert und Musik wird zu einer neuen Inspirationsquelle. Diese Saison ist es die szenografische Inszenierung, die der Mode fast schon die Show stiehlt. Großes Kino statt großer Mode, Lynch statt Lanvin, Polanski statt Prada. Christophe Lemaire zum Beispiel fühlte sich vom bewegten Bild inspiriert und präsentierte in der Bibliothek der Pariser Lycée Henri IV eine an cineastische Kostümbilder angelehnte Kollektion, die Assoziationen zu Hitchcocks „Rebecca“ zulässt. Auch Miuccia Prada greift die Ästhetiken des Film Noir der 40er und 50er auf und lässt ihre Protagonistinnen vor düsterer Kulisse auf und ab


MODE Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

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Woll(lust) Seinem bitterlich kühlen Charakter folgend, zeigt sich der Winter stets von schweren Materialien bestimmt. Konservativer Tweed, dicke Pelze und raue Wolle überzeugen hier zwar in wärmender Funktionalität, sinnliche Eleganz und aufregender Sexappeal gehören aber nicht unbedingt zu ihren Reizen. Bottega Venetas Tomas Maier ist da anderer Meinung: In geschmeidiger Linienführung und reizvoller Farbpalette, getragen von tiefem Schwarz, aufregendem Rot und mondänen Gelbtönen, zeichnet der Designer ein ganz anderes Bild des altbackenen Wollmaterials. So entwirft Maier für die Frau kompromisslos feminine Etuikleider für den Winter. Nutzt dabei eben diese winterlichen Stoffe, veredelt sie aber mit virtuosen Musterungen in blutroten Nuancen. In Huldigung an die bereits häufig zitierte Ästhetik des Unfertigen, die einst der Feder Ann Demeulemeesters entsprang, präsentiert Thomas Maier ungesäumte Ärmelenden und lässt damit das Innere nach Außen drehen. Eine fantastische Kollektion voll erotisierender Grandezza, die den Charakter der verstaubten Wolle neu zu erfinden weiß. QM-Red.

Ist der September im modischen Kalender doch eigentlich jener Monat mit den auffälligsten Veränderungen, in dem neue Ästhetiken oder auch stoffgewordene Spielereien auf dem kreativen Nährboden des experimentellen Modedesigns ausgelebt werden, so haben in dieser Wintersaison einige Trends überlebt, die bereits im vergangenen Sommer ihren großen Auftritt feierten. Die klassische Nichtfarbkombo Schwarz und Weiß zum Beispiel, ist genauso Trendthema des kommenden Winters, ebenso wie asiatische Einflüsse. Vergangene Saison bei Prada, jetzt auch bei Rick Owens. FolkloreElemente gehören ebenfalls zu jenen Stilmitteln, die den Sommer überdauert haben und der modischen Schnelllebigkeit in floralem Farbenreichtum trotzen. Überzeugten letzte Saison vor allem Dolce & Gabbana mit einer üppigen Linie voll sizilianischer Tradition, sind dieses Jahr beispielsweise für Westwood und de la Renta verspielte Stickereien ein Trendthema. Für eher düstere Stimmung bekannt, entdeckt auch Riccardo Tisci eine Leidenschaft für blumige Dessins und präsentiert folkloristische Entwürfe für Givenchy. Prachtvoll! QM-Red. www.dior.com

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Durch die Blume

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Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

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Präsentiert sich die Palette der klassischen Herrengarderobe zumeist in eher gedeckteren Farbnuancen von Steingrau bis Marineblau oder gleich in Schwarz, so entdecken eine Reihe namhafter Ausstatter des distinguierten Mannes von Welt diesen Winter eine Leidenschaft für das besonders kräftige Farbspiel. Die kreative Kernaussage bildet hier jedoch weniger die mutige Mixtur starker Farbtöne, die letzte Saison beispielsweise die Linie Salvatore Ferragamos bestimmte, viel eher avanciert die zwar einseitige, doch pure Farbigkeit zum gemeinsam modischen Nenner. Tiefe beerige Töne, von Magenta bis Zinnober, von Purpur bis Rubin, ziehen sich als roter Faden durch die Kollektionen. Bei mehreren Häusern, vor allem bei ganzen Outfits, funktioniert es nur mit dieser einen Farbe zu arbeiten. Während Zegna oder Prada mit akzentuiertem Beiwerk begeistern, machen Marken wie Calvin Klein Collection oder Maison Martin Margiela dem Herren Beerentöne auch im ganzheitlichen Look schmackhaft. Bon appétit! QM-Red.

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BEERIG


MODE Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

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Es ist noch gar nicht lange her, da verpasste ein gewisser Hedi Slimane der männlichen Silhouette eine neue schmale Linie. Sowohl ab 1996 für die Herrenlinie Yves Saint Laurents als auch vier Jahre später für Dior Homme, war es diese schmale Linie, der Slimane seinen Durchbruch zu verdanken hatte. Nach Jahren des Hungerns, um in eine Skinny Jeans zu passen, Karl Lagerfeld beteuerte seine 40 Kilo ausschließlich für die Anzüge Diors abgenommenh zu haben, scheinen die moderenen Herren jetzt nach Luft und Lockerheit zu dürsten. Vor allem das großzügig geschnittene Beinkleid erfreut sich diesen Herbst einer Renaissance – legere Weite statt zweiter Haut. Ein laissez-fair Look, der trotz der Nähe zu Sportivem und Streetwear nicht an Eleganz einbüßt. Die Anzughosen aus feiner Wolle in ausgeprägter Linienführung passen perfekt zum klassischen Jacket. Und zum modernen Mann mit Affinität für Mode. QM-Red.

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Beinfreiheit

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In zweiter Reihe In wohl keiner anderen Zeitära scheiden sich die modischen Geister so sehr wie an den Geschmacksirrungen der 80er Jahre. Und doch scheint keine Dekade eine derartige Wiederbelebung zu erfahren wie das Jahrzehnt der Steghosen und Schulterpolster. Auch der Doppelreiher ist eines jener häufig zitierten Relikte. Von ihm war ebenso der Herbst 2009 bestimmt, wie die Linien großer Marken dieser Saison. Hermés und Armani zum Beispiel entdecken die Kraft der zweiten Reihe, die damals wie Heute mit stolz gestärkter Brust Souveränität und Selbstsicherheit in der Geschäftswelt zu verkörpern weiß. Besonders reizvoll wirken die Anzüge von Bottega Veneta gerade wegen des Schnitt von Chefdesigner Tomas Maier im zarten Rosé, Violett oder klassisch in grau. Grandioser Auftritt! QM-Red.

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MODE Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

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Rund 40 Jahre später und der gewaltige Stein, den Vivienne Westwood ins Rollen brachte, ist immer noch in Bewegung. Auch wenn die exaltierte Designerin heute nicht mehr ausschließlich als Moderebellin gelten möchte, lässt sich wohl kaum leugnen, dass sie den Punk zwar nicht erfunden, ihn aber salonfähig gemacht hat. Längst nicht mehr als sozialkritische Revolte zu verstehen, erlebte der Stil eine Art zweiten Frühling. Diese Saison hat der Punk viel von seiner natürlichen Unbedarftheit eingebüßt, technoide Einflüsse erweitern jetzt das Repertoire des aufmüpfigen Modestils um eine futuristische Facette. Bei Fendi verleiht Karl Lagerfeld diesem Modestil unter Einsatz verschwenderischer Pelze in starken Farben ungeahnte Luxuriösität. Donatella Versace bleibt näher am Original und zeigt Ensembles aus Lack, wild bedruckte Shirts und mit Nieten besetzte Accessoires. QM-Red.

www.fendi.com

PUNK’S NOT DEAD

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ENFANT TERRIBLE

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Angesichts des Prestiges, der von ihm provokativ umbenannten Marke, wurde bereits Hedi Slimanes Debüt bei Saint Laurent verrissen, als Beleidigung des guten Pariser Geschmacks. Wunderliche Reaktionen auch von jenen, die es besser wissen sollten. War es doch beispielsweise gerade John Gallianos respektloser Umgang mit der DNA Christian Diors, der das französische Haus nach langer Rezession wieder zu einem ganz großen Namen machte, ist doch Marc Jacobs für Louis Vuitton erst so erfolgreich, seit er sich offenkundig nicht mehr so recht dafür interessiert, was zu dem Label passt. Die Mode lebt von der Veränderung, braucht jene mutigen Freigeister, die stoffgewordene Revolutionen inszenieren. Die Entwürfe dieses „ungezogenen Kindes“, des neuen Bad Boy der Szene, haben tatsächlich nicht mehr viel mit Yves Saint Laurents kompromissloser Eleganz zu tun. Das Begehren des Meisters, männliche Optiken auch für die Frau zu etablieren – man denke nur an die Erfindung des Hosenanzugs – trägt Hedi Slimane mit groben Lederboots und übergroßen Jacketts meisterhaft fort. Trotzig, voll von vermeintlich jugendlichem Leichtsinn, kombiniert er mädchenhafte Kleider floralen Designs mit groben Karohemden. Und thematisiert damit deutlich seine Vorliebe zur SecondHand-Ästhetik und stilisiert Zitate auf die kalifornische Grunge-Szene. Das mag nicht Yves Saint Laurent sein, offenbar ist es aber Saint Laurent Paris. Mesdames et Messieurs – es weht ein neuer Wind! QM-Red.


MODE Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

BLUES Unumstritten ist Blau, die himmlischste aller Farben, eine Metapher für Göttlichkeit und königliche Anmut – die Farbe des Himmels. Schon Leonardo da Vincis „Felsgrottenmadonna“, weist durch die blaue Kleidung auf Maria als Himmelsgöttin hin. Kleid und Mantel standen damit im direkten Bezug zu Gott. Nicht nur in der Kunst ein wichtiges Element: Auch große Modehäuser wie Allude, Acne Studios, Mulberry oder Salvatore Ferragamo, schöpfen in der kommenden Herbstkollektion in puncto Kolorierung aus dem blauen Farbtopf und statten die Frau mit flächendeckendem Blau aus. Farbe darf ab sofort den Gesamtlook bestimmen. Erstmalig präsentierte das schwedische Label Acne eine Ready-to-wearKollektion in Paris. Designer Jonny Johansson ließ sich von den historischen Kostümen des Musée Galliera inspirieren, darunter ein Mantel Napoleons und die Robe Marie Antoinettes. Dekonstruierte Jacken und Mäntel, bodenlange Röcke, Patchwork und Lagenoptik, alternieren mit der royalen Couleur. Himmlisch, mit diesem kraftvollen Anstrich erleben wir im kommenden Herbst unser blaues Wunder!

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www.allude-cashmere.de

QM-Red.

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MODE Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

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UN VOYAGE DANS LE TEMPS Emanzipation findet auch in der Haute Couture ihre Entsprechung: Androgyne Marlene Hosen und kastige Oberteile definieren den cleanen Look der Tagesoutfits, während glänzendes Finish und weit schwingende, knielange Röcke, die glamouröse Ergänzung zur minimalistischen Schnittführung bilden. Giorgio Armani schickt uns mit Armani Privé auf eine Zeitreise in die glamourösen 30er Jahre. Am Abend führt die Grande Dame den Stil des Jahrzehnts durch opulent bestickte Roben und Spitzeneinsatz in zartem Rosé und tiefem Schwarz fort. Auffällige Details komplettieren den graziösen Hollywood Auftritt, so dient der Federschmuck als perfektes Finish des distinguierten Looks. Les dames au pouvoir! QM-Red.

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Beauté de la mer Seit jeher gelten Perlen als zeitlose wie zugleich edelste Kostbarkeiten der Natur. Bucherer präsentiert nun eine ganz besondere Schönheit bläulicher Brillanz aus den warmen Gewässern Indonesiens: die größte SüdseeKulturperle, die jemals gefunden wurde. Durch die besondere Form und Größe erstrahlt das Schmuckstück in seiner Schönheit und Einzigartigkeit und bringt die Augen der Damen zum Leuchten. Eine wahre Perle der Natur! QM-Red. 36


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CEREMONIE ROYALE

mgeben von imposanten Säulen des Palais Brongniart am Place de la Bourse präsentiert sich die Ceremonie Royale im eindrucksvollen Gewand und spiegelt die märchenhaften Roben auf schimmerndem Untergrund wieder – nichts anderes wurde erwartet: Designer Elie Saab beweist sich erneut als Meister des großen Auftritts. Die Pailletten auf den Stoffen der Kleider funkeln wie Sterne, vorgeführt auf einem feuerroten Laufsteg. Eine majestätische, nahezu zeremonielle Inszenierung großer Schneiderkunst. Elie Saab zeigte bereits im Alter von neun Jahren großes Interesse an Schnittmustern und Skizzenzeichnungen. In 2003 stellte der libanesische Designer seine erste Kollek-

tion als offizielles Mitglied der Chambre Syndicale de la Haute Couture vor und überzeugt seitdem als Könner feinster Handarbeit. Für die aktuelle Herbst/Winter-Kollektion erzählt der Createur eine mystische Geschichte in Nude, Rubin-, Saphir- und Smaragdrot. Schmale Silhouetten alternieren mit opulenten Röcken. Lange Schleier und Schleppen aus zartem Chiffon hinterlassen eine geheimnisvolle Aura, die in sinnlich-romantische Stimmung zu versetzen vermag. Der letzte Akt der Inszenierung ist wie immer dem Hochzeitskleid gewidmet. Von Brautjungfern umgeben trägt es die unverkennbare Handschrift des Designers und verschlägt mit silbernen Pailletten, Schleier und prunkvollen Stoffbahnen den Atem – Quelle finale! QM-Red. 37


An apple a day Ein Garten Eden – und das nicht nur in virtueller Form. So könnte man den ersten Apple Flagship Store Berlins bezeichnen. Die legendäre Marke wählte als neuen Standort in der Hauptstadt eine entsprechend legendäre Behausung. Die ehemalige Filmbühne Wien, im neoklassizistischen Gebäude des Union Palastes am Ku‘damm, dient seit diesem Jahr mit circa 5.000 Quadratmetern als Verkaufsfläche. Seit dem 3. Mai besteht an sechs Tagen in der Woche, zehn Stunden täglich, die Möglichkeit, Klassiker und Newcomer der amerikanischen Marke zu erwerben. Beachtlich ist zudem die große Vielzahl an fremdsprachigen Mitarbeitern, um eine fließende Kommunikation mit internationalen Kunden zu gewährleisten. Damit jeder Topf seinen Deckel findet, oder eher jedes iPhone seinen Nutzer. Ein perfekter Service des Hauses. QM-Red. www.apple.com

Schuss, Charme und Melange Was in den Jahren 1716–1717 mit Schusswaffen begann, ist jetzt, fast 300 Jahre später, ein Unternehmen mit großartigen Ideen und Designs im Métier der Lederverarbeitung. Die geschichtsträchtige Marke mit dem klassischen Muster, das an kunstvolle Fischschuppen erinnert, präsentierte nun seine neu gestaltete Ladenfläche in der Pariser Rue Cambon. Der renommierte kanadische Künstler Michel de Broin, gestaltete das außergewöhnliche und charakterstarke Interieur der Boutique. De Broin, unter anderem bekannt für Arbeiten beim Film und vor allem durch seine „art public“ in den Quartiers von Montréal, legte den Schwerpunkt auf die Geschichte des Hauses Fauré Le Page. Er setzte die Geldbörsen, Koffer, Henkeltaschen und Clutches à la Holster mit Feuerwaffen und Ritterrüstungen spielerisch in Szene. Eine Hommage an vergangene Zeiten, eingebettet in die moderne Gegenwart. QM-Red. www.faurelepage.com

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SHOPS Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Primitive London Dank des Zusammenschlusses von Lui Nemeth und Andrew Grune, die sich in Tokio kennenlernten, entstand Primitive. Als eine Art Plattform für Intellektuelle und Künstler. Aufgrund dieser kreativen Basis eröffneten sie aktuell eine Boutique, in der anspruchsvolle Kreationen junger außergewöhnlicher Designer präsentiert werden. In den weißen, mit NeonLeuchten ausgestatteten Räumen, reihen sich an schwarzen Kleiderstangen bemerkenswerte Modelle internationaler Jungdesigner. Der kultige Store bietet neben ausgewählten Designern wie Nasir Mazhar, Banzai und Nano Aoshima auch Modelle des deutschen Jungdesigners Martin Niklas Wieser. Darüber hinaus gründete das Team von Primitive in Zusammenarbeit mit Nadir Tejani im vergangenen Jahr eine eigene Designlinie. London ist modisch, London ist kreativ und London ist hip. QM-Red. www.primitivelondon.co.uk

De goede kaas

Holland und der gute Käse. Das trifft wahrhaftig auf Old Amsterdam zu. Große Marken wie Louis Vuitton und Dolce & Gabbana haben auch damit zu kämpfen: Plagiat. So auch das Haus Old Amsterdam. Dieser berühmte Gouda, der 18 Monate reift, wurde im Jahr 2008 imitiert und verfälscht unter dem berühmten Markennamen verkauft. Sehr ärgerlich für den Hersteller, zugleich ein Kompliment, ist doch Nachahmung immer noch die beste Form der Schmeichelei. Außerdem handelte es sich hierbei auch für den ersten Fälschungsskandal im Käsegewerbe. Dieses Jahr beauftragte Westland Kaasspecialiteiten B. V. das bekannte niederländische Architektenbüro studiomfd von Martijn Frank Dirks, einen neuen Cheese Flagshipstore in Amsterdam zu gestalten. Entstanden ist ein gelungenes Konzept in der Hauptstadt der Niederlande. Inszeniert wie ein Marktstand der Superlative, der sich in der Parterre des Dam 21 befindet. Beim Betreten weht dem Kunden ein dezenter Duft von vorzüglichem Käse in die Nase, in den Wandregalen des Ladengeschäfts türmen sich kiloschwere Käseräder und auch die Probiermöglichkeiten sind eine Gelegenheit der kulinarischen Extraklasse. QM-Red. www.oldamsterdam.com

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ARCHITEKTUR Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Das Bekenntnis zum Ort

Das Gebäude in der 101 Spring Street wurde 1870 von Nicholas Whyte erbaut und diente als Textilgeschäft mit darüber gelegenen Fabrikationsräumen.

von Norman Kietzmann

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Spring Street ist mehr als nur eine feine Adresse. Das gusseiserne Gebäude, das Donald Judd 1968 erworben hatte, gleicht einem begehbaren Manifest. „Kunst und Architektur – wie alle Künste – dürfen nicht in Isolation zueinander existieren, wie sie es heute tun. Dieser Fehler ist der Schlüssel zu unserer heutigen Gesellschaft“, notierte der Künstler 1986. Stück für Stück hatte er die Einrichtung dieses Eckhauses geplant, dessen filigrane Konstruktion zugleich als Impulsgeber seiner Skulpturen, Möbel und dekorativen Objekte diente, die eigens für diesen Ort geschaffen wurden. Wie viele Gebäude im Cast-Iron-Viertel diente auch der 1870 vom Architekten Nicholas Whyte errichtete Bau als Textilgeschäft mit darüber gelegenen Fabrikationsräumen. Als Judd die Immobilie übernahm, war das Interieur vollständig zerstört. Müllberge und Ölflecken bedeckten den gesamten Boden und zeugten vom industriellen Erbe. Vor allem die großformatigen 60 Fenster, die die Längs- und Querfassade zum Tageslicht öffnen, weckten Judds Interesse. „Ich war mir ziemlich sicher, dass jede Etage einen offenen Grundriss besaß, weil keine Anzeichen früherer Wände zu erkennen waren. Darum lag es nahe, dass jede Etage ihren eigenen Zweck erfüllen soll: Schlafen, Essen, Arbeiten“, beschloss der Vordenker der Minimal Art die Raumaufteilung. Das Gebäude diente ihm fortan – und bis zu seinem Tod vor 19 Jahren – als Wohn-, Arbeits- und Ausstellungsort in einem, wo neben eigenen Werken auch jene von befreundeten Künstlern, wie etwa Dan Flavin, zu sehen waren. Was Judd auf diese Weise erprobte, war das Konzept einer „permanenten Installation“. Entgegen den Gepflogenheiten von Ausstellungen, Räume lediglich für eine begrenzte Zeit zu bespielen, wurden Objekte und Architektur zu einer festen, untrennbaren Einheit miteinander verschmolzen, um das Gebäude „sinnvoll leben“ zu können. Der Reiz von 101 Spring Street liegt genau an dieser Stelle: In keinem Museum lassen sich die Arbeiten von Donald Judd auf ähnlich raumgreifende Weise erfahren, wie in seinem New Yorker Domizil, das nun für 23 Millionen Dollar renoviert wurde. www.juddfoundation.org. 40

© Judd Foundation


ARCHITEKTUR Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Die 5. Etage von Donald Judds New Yorker Domizil diente als Schlafzimmer. Neben eigenen Arbeiten sind ebenso Werke seiner Freunde Dan Flavin, John Chamberlain und Lucas Samaras zu sehen.

Fotos Innenaufnahmen: Joshua White. Donald Judd Art © Judd

Donald Judd hat sich stets über die Grenzen von Kunst, Architektur und Design hinweggesetzt. Nach dreijähriger Renovierung ist eines seiner Schlüsselwerke nun wieder öffentlich zugänglich: sein 5-geschossiges Apartmenthaus in Soho, New York.

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INTERIOR Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

SPITZE! 80 Jahre ist es her, seit Caran d’Ache das Büroleben revolutionierte – und das im kleinsten Detail. Die Erfindung der Spitzmaschine für noble Schreibgeräte sorgte für frischen Wind und spitze Stifte in den Büros der 1930er und ist längst zum Kultobjekt avanciert. Zum Geburtstag beschenkt die Schweizer Marke sich und ihre Kunden mit einer schwarz lackierten Sammler-Ausgabe des kleinen Bürohelfers. Ihrem Geburtsjahr entsprechend auf 1933 Exemplare streng Limitiert. Auch der Klassiker im Originaldesign ist noch erhältlich, zum Wiegenfest in nostalgischer Metallschachtel. Wer passend dazu auch Bleistiftstriche mit aparten Stiften ziehen will, der wird ebenfalls bei Caran d’Ache fündig: Im Januar präsentierte die Marke ein Set von vier Bleistiften aus exotischen Hölzern – Macassar-Ebenholz, Tintaneiche, amerikanische Walnuss und Lati. QM-Red. www.carandache.ch

Gebetene Gäste Ob im New Yorker Loft, dem Mailänder Studio oder der Berliner Altbauwohnung – der Minimalismus scheint noch immer der Stil der Stunde zu sein. Klare Linien und zurückhaltende Dekoration bestimmen das moderne Interiordesign. Doch auch der kreative Bruch im farbenreichen Detail kann eine tragende Rolle für ein erfolgreiches Raumkonzept spielen. Und wer sich inmitten weniger Möbelstücke, umringt von kargen weißen Wänden, nicht vollends verlassen fühlen möchte, der tut gut daran, sich einen ganz besonderen Gast einzuladen, der mit viel Charme den kühlen Purismus aufzulockern weiß. Die spanische Marke Lladró präsentiert mit ihren „Guests“ jene kleinen Besucher, die als Gastgeschenk Witz und Farbe in das minimalistische Heim mitbringen. Jede Porzellanfigur ist ein Unikat, das von renommierten Künstlern wie Jamie Hayon oder Tim Biskup gestaltet wurde. Aus mehr als 4.000 Farbnuancen schöpfend wird jeder „Guest“ handbemalt. Je nach Designkonzept können auch Lasuren aus Edelmetallen wie Gold oder Platin die fröhlichen Gäste zieren. QM-Red. www.lladro.com

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INTERIOR Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Big Boss am überdimensionalen Teakholz-Pult oder kreativer Freigeist an der Sperrholzplatte auf Holzböcken – ein Schreibtisch vermag so Einiges über die Person zu berichten, die an und mit ihm arbeitet. Queen Elizabeth zum Beispiel sitzt an einem zwar recht kleinen, doch äußerst kostspieligen Sekretär. Der Papst hingegen arbeitet an einem uralten starren Schreibtisch aus dunklem Holz. Für den leichtfüßigen Schreiber mit frischen Ideen bietet Amy Somerville, London, eine passende Variante: In schnörkelloser Formsprache und leichter Farbwelt präsentiert sich der „Marlenaz Desk“ der Marke als jugendliches Möbel mit klarem Design. In Handarbeit aus heller Eiche gearbeitet, sind die Schubladen mit erlesenem Spinneyback-Leder ausgeschlagen und mit geschwärzten Messing-Griffen zu öffnen. Ein Sekretär, so frisch und simpel, dass er nicht nach Arbeit aussieht. QM-Red. www.amysomerville.com

Working Space

Geht in Ordnung! Während sie für den Einen das halbe Leben bedeutet, beteuert der Andere: „Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen.“ Fest steht aber, dass zumindest im Arbeitsalltag Struktur und Übersichtlichkeit Gold wert sind, denn wer nach wichtigen Verträgen und neuen Plänen nicht lang suchen muss, hat mehr Zeit und – um bei den Phrasen zu bleiben – „Zeit ist Geld“. Vitsoe unterstützt bei diesem Streben nach geordneten Zuständen und gepflegter Disziplin. Das 1959 gegründete Unternehmen bietet exzellentes Mobiliar und ist vor allem für ausgeklügelte Regalsysteme diskreten Designs bekannt. Sei es für Bibliotheken oder große Firmen, fürs Wohnzimmer oder das heimische Büro. Und wer doch das kreative Chaos braucht, der kann sein Vitsoe-System immer noch unordentlich bestücken, denn schließlich wusste schon der Dichter Paul Claudel, dass „Ordnung die Lust der Vernunft“ und „Unordnung die Wonne der Phantasie“ sind. In diesem Sinne: Räumen Sie auf! Oder nicht ... QM-Red. www.vitsoe.com

POWER-NAP

Arbeitswochen jenseits der 40-Stunden-Marke, der hastige Lunch vor dem Computer, E-Mail-Check am Sonntag: Der Alltag lässt nur wenig Raum für Entspannung. Dabei ist das bewusste Nichtstun so wertvoll für unsere Balance, kann sogar ausschlaggebend für Erfolg und Karriere sein. Um die Mittagszeit etwa haben wir ein Leistungstief, das fest in unseren Biorhythmus verankert ist und nach einer Ruhepause verlangt. Eine geschmackvolle Antwort darauf ist das Daybed, ein elegantes Möbelstück, das exklusiv für das mittägliche Schläfchen erschaffen wurde. Das Möbel erlaubt uns – zumindest in der Privatsphäre des heimischen Arbeitszimmers – unserer Natur zu folgen und einen idealerweise 20-minütigen Mittagsschlaf in unseren Tagesablauf zu integrieren. Für die modernen Puristen der Arbeitswelt bietet die britische Möbelmarke Another Country ein besonders reizvolles Exemplar: Getragen von einem Eichenholz-Gestell in klarer Silhouette lädt das „Day Bed One“ zum Nickerchen auf einer handgemachten Matratze aus dem Hause Naturalmat ein, ummantelt von einem feinen Gewebe aus organischer Kokosfaser und Wolle. Guten Mittag! QM-Red. www.anothercountry.com 43


BÜCHER Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Die Quintessenz Übermalen, kopieren, stapeln, übertünchen – Begriffe, die gesellschaftlich eher einen negativen Anklang finden. Doch Thomas Mass, der sich seit vielen Jahren in seinen Werken mit den bestimmten Methoden der Überlagerung, Strukturwiederholung und Aneinanderreihung auseinandersetzt, beweist, dass solche Begriffe durchaus eine ungemeine Ästhetik beinhalten. Auf 112 Seiten lassen sich zahlreiche Abbildungen bereits entstandener Werke Mass’ bestaunen. Eine der berühmtesten und zugleich öffentlichsten Arbeiten des in Düsseldorf lebenden Kielers war zudem die Wandverkleidung der KunstStation im Wolfsburger Hauptbahnhof. Ein Ort des Verweilens, der, eingehüllt in den farbintensiven Streifen von Thomas Mass, so manchem Fahrgast der Deutschen Bahn die gute Laune zurückbrachte. QM-Red. Thomas Mass – Love, Verlag: Revolver Publishing, 112 Seiten, 2013

Nichts auf der Welt gleicht dem Freiheitsgefühl auf einer Yacht. Nahe oder ferne Orte der Welt zu bereisen, und das auf die luxuriöseste und komfortabelste Weise, ist für die meisten von uns nur ein Traum, der jedoch durch diesen Bildband ein bisschen näher rückt. Der Kölner Verlag teNeues publizierte dieses Werk mit dem klangvollen Namen SILVERYACHTS. Ein Kompliment an die gleichnamige monegassische Werft des deutschen Solar-Milliardärs Guido Krass und des norwegischen Mega-Yachtdesigner Espen Øino. SILVERYACHTS zählt zu den ultimativen Superyachten, die nahezu eine neue Bescheidenheit in die Welt schwimmender Luxus-Enklaven bringen. Von Kennern gelobt und mit Auszeichnungen überhäuft sind sie der Marktführer, wenn es um das Design und die Fertigung leichter Aluminium Motoryachten geht, die überwiegend in tradtionell hochwertiger Handarbeit gefertigt werden. Optisch beeindruckend, stilvoll und geschmeidig, die SILVERYACHTS sind wahre Trendsetter – aerodynamische und kraftsparende Superyachten, die mit ihrem niedrigen Dieselverbrauch die Zukunft des ökologischen Yachtbaus darstellen. QM-Red.

Silveryachts Verlag: teNeues 240 Seiten August 2013

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MACHT DER YACHT


BÜCHER Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Weil wir sie lieben Die Schuhmodelle namhafter Designer sind so heilig, wie einst die gläsernen Pantoffel von Aschenbrödel. Schritt für Schritt ins Paradies, so sang es in den Siebzigern schon Rio Reiser mit seiner damalig einflussreichen Rockband „Die Scherben“. Zugegebenermaßen war sein Ansatz eher sozialkritisch als ästhetisch. Dennoch entsteht der Schuh nicht als reines Accessoire, sondern als echtes und vor allem auch als handwerklich perfekt gefertigtes Fortbewegungsmittel. Dass Kunst- und Handwerk seit jeher enge Freunde sind, bewiesen bereits mittelalterliche Schnabel- und Kuhmaulschuhe. Stetig wuchs der modische Anspruch bezüglich der Fußbekleidung und was einst mit überhohen Chopinen im südlichen Europa begann, entwickelt sich bis heute zu einer abwechslungsreicheren Vielfalt. Ob Absätze, Riemchen, Schnallen, Schnüre oder Zierrat. Nicht vieles ist mittlerweile so schmückend, wie die Kleinen am Ende eines Beines. QM-Red.

For the Love of Shoes Verlag: teNeues 304 Seiten September 2013

Dandy Dandys Was damals der Surtout oder die Redingote zu den farbigen Pantalons à carreaux war und nach Wahl mit Gehstock, Lorgnon und Favoris perfektioniert wurde, ist heutzutage eher eine Mixtur aus diversen kostümhistorischen Epochen, aber nichtsdestotrotz eine modische und zeitlos attraktive Lebensweise. Was jedoch allesamt verbindet ist ein Begriff: der Dandy. Manche mögen exakt diesen Dandys den Begriff Exot hinterherrufen, doch fühlt sich alles Fremde zuweilen exotisch an. Da sie sich in altbekannter Manier kleiden, werden weiße Gigothemden mit roséfarbenen Filzmelonen kombiniert und Knickerbocker mit Zylinder, an deren Krempe sich Schillerlocken entlangreihen. Als Hommage an die Mode dieser Herren mit Stil konzipiert, haben Glenn O’Brien und Nathaniel Adams sowie Gestalten dies zum Anlass genommen ein Porträt über 59 dieser modernen Gentlemen zu veröffentlichen. QM-Red. I am Dandy – The Return of the Elegant Gentleman Verlag: Gestalten, 256 Seiten, August 2013

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HOTELS Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Über den Dächern, unter den Sternen

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n einem sonnigen Tag am Victoria Harbour liegt der leichte Duft von Magnolien in der Luft. In direkter Nähe zum Legislative Council Building, dem imposanten Gebäude im viktorianischen Stil, befindet sich das Mandarin Oriental Hotel, bereits seit 50 Jahren eines der großartigsten Hotelflaggschiffe im asiatischen Raum. Mit dem Zusammenschluss des ehrwürdigen Oriental in Bangkog und dem mondänen Mandarin Hotel in Hongkong, wurde der Grundstein für eine der populärsten Hotelgruppen der Welt gelegt: Mandarin Oriental. Bereits im Jahr 1963 öffnete das Mandarin seine Türen an der bedeutenden Connaught Road in Hongkong. Es dauerte nicht lange und der gute Ruf des exquisiten Services und der außerordentlichen Eleganz des Hauses eilte ihm voraus. In diesem Jahr feiert das ungewöhnliche Hotel nun ein besonderes Jubiläum. Seit einem halben Jahrhundert harmonisieren im ersten Haus der Mandarin Oriental Group asiatische Tradition mit modern westlichem Stil. Wie schon vor fünfzig Jahren, so ist auch heute die Fürsorge gegenüber dem Gast oberste Priorität. In den zahlreichen Restaurants können die Gäste exzellente Küche genießen. Ein Sternerestaurant reiht sich an das nächste, jedoch schuf das Mandarin Oriental mit dem Krug Room ein ganz besonderes Kleinod, ein Minirestaurant, oder eher 46

Speisezimmer, der Superlative. Inmitten der Küche gestalteten die Architekten einen Raum, der an einen luxuriösen Speisewagon eines Zuges erinnert und, in dem sich in privater Atmosphäre, die Haute Cuisine der Sterne- und international anerkannten Köche, sowie der vorzügliche Champagner der französischen Edelkellerei Krug, genießen lassen. Eine weitere Idee von Uwe Opocensky, dem Chefkoch des Mandarin Grill + Bar Restaurants, war es, während der erfolgreichen Kooperation mit der Art Basel, diverse Art-Menüs zu servieren. Doch auch abseits von den Arrangements aus Steak und Andy Warhol, lässt sich das renommierte Haus Besonderheiten einfallen. Im Jubiläumsjahr noch sehr viel mehr, als je zuvor. Seit dem Jahr 1989 bietet der Mandarin Salon, neben den aktuellen Frisurentrends, die berühmte Behandlung der Shanghai-Pediküre von Samuel So an, dessen Familie seit den Anfängen im Mandarin Oriental praktiziert. Auch für den Gentleman ließ man einen eigenen Bereich einrichten. So können sich die Herren der Schöpfung im Barber Shop, einem Herrenclub-ähnlichen Friseursalon in der 2. Etage, verwöhnen lassen. Verblüffend ist zudem, dass der tägliche Besuch für den Hongkonger Gentleman, seit dem Eröffnungsjahr in den frühen Sechzigern, zum Pflichtprogramm gehört. Das Mandarin Oriental in Hongkong wird nicht nur von Reisenden, sondern auch von der Hongkonger Gesellschaft geschätzt und ist damals wie heute eines der besten Adressen der Welt. QM-Red.


Das Mandarin Oriental in Hongkong wird nicht nur von Reisenden, sondern auch von der Hongkonger Gesellschaft geschätzt und ist eine der besten Adressen der Welt

In der ehemaligen Kronkolonie Hongkong befindet sich im Zentrum ein auffällig großes Gebäude, das aber schon längst nicht mehr das höchste Gebäude der Stadt ist. Äußerlich stilvoll zurückhaltend scheint sich das einst höchste Hotel zwischen den zahlreichen Skyscrapern zu ducken. Doch wie so oft muss man erst hinter die Fassade blicken, um die wahre Grandezza zu entdecken.

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Küssen kann man nicht alleine! Wenn halblaut aus dem Dunkel der Bühne eine Stimme erklingt, kaum hörbar der Takt angezählt wird und zwölf Musiker die Instrumente zum Spielen ansetzen, wenn der gehauchte Ton an Volumen gewinnt und den Saal erfüllt, dann befindet man sich auf einem Konzert von Max Raabe und seinem Palast Orchester. Seit 20 Jahren steht der Bariton mit deutschen Chansons aus den 20er und 30er Jahren auf den Bühnen dieser Welt. Heutzutage zählen auch Coverversionen moderner Musiktitel zu seinem Programm. Ob Originalrepertoire oder aber Covers von Robbie und Britney, seinem Stil bleibt er stets treu. Einem Stil, der nicht nur besungen, sondern auch gelebt wird. QM-Red. Max Raabe & Palast Orchester Konzertauswahl: 04. Oktober 2013 Stadthalle, Hagen 05. Oktober 2013 Tonhalle, Düsseldorf 09. Oktober 2013 Europahalle Trier 16. September 2013 CCU, Ulm 07.–24. November 2013 Admiralspalast Berlin

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KONZERTE Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

VCU,VaU Die Konzerte der Französin Lou Doillon sind so rar, dass man sie wie ein Geschenk genießen sollte. Ihre Karriere beginnt als Schauspielerin und Fotomodel, doch unweit von Leinwand und Laufsteg, findet sie ihren ganz eigenen Weg - im Gesang. Ihr erstes Album findet ungemein schnell Anerkennung unter Kritikern und Kennern der Musikindustrie. Ihre Texte klingen nach gelebten und erlebten Situationen, mit denen sich jeder leicht identifizieren kann. In dem Lied I C U singt sie über einen Sekundentraum in einem Eckcafé, wo sie für einen Augenblick ihre alte Liebe aus längst vergangenen Tagen wiedersieht. Die Zuhörer werden in diese Geschichte über eine große Liebe hinein gesogen, mit der Hoffnung, dass sie erneut zueinanderfinden. Jedoch bleibt der Augenblick nur ein Traum und der Zuhörer verlässt das Café, um in die Wirklichkeit zurückzukehren. Die Magie aber hallt noch nach und es fällt leicht, bis zum letzten Ton an ihren Lippen zu hängen. QM-Red.

Lou Doillon Konzertauswahl: 16. Oktober 2013 Highline Ballrrom, NY 20. Oktober 2013 Great Hall, Toronto 16. November 2013 Casino Barrière, Lille 12. Januar 2014 SFSC, Melbourne

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HELDENSÄNGE Auf die Frage, warum es Jahre dauerte, bis die Deutschen sein Talent honorierten, antwortet der charmante Münchener gerne mit einem Zitat aus der Bibel, wo es heißt, dass ein Prophet nirgendwo weniger Anerkennung findet, als in seinem Vaterland (...). Glücklicherweise sind nicht alle Deutschen so bibeltreu und wissen seit spätestens 2008 um die besondere Begabung von Jonas Kaufmann. Die Liederabende und Konzerte des Tenors sind mittlerweile in kürzester Zeit ausverkauft. So sahen ca. 40 Millionen Menschen weltweit die Aufzeichnung aus der Metropolitan Opera. Amelie Fried sagte über den gutaussehenden Sänger, er sähe italienischer aus als manch echter Italiener. Für Jonas Kaufmann wiederum ist es von höherer Priorität, die Sprachen, in denen er singt auch sprechen zu können. Offensichtlich ein Mann mit vielen Talenten. QM-Red. Jonas Kaufmann Konzertauswahl: 05. Oktober 2013 Staatsoper, Wien 08. Oktober 2013 Staatsoper, Wien 21. Oktober 2013 Teatro alla Scala, Mailand 09. November 2013 Bayerische Staatsoper, München 50


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Zehn musikalische Empfehlungen, die Geschichte schrieben Ob im Frack, mit Trilby und Lackschuhen oder rein musikalisch. Die folgenden Künstler sind allesamt mit dem Prädikat “Gentilhommes” zu versehen.

PSY, GENTLEMAN Psy’s Best 6th (Album), 2012 Der südkoreanische Künstler Psy ist wohl einer der ungewöhnlichsten Gentlemen. Dennoch prägt er mit seinem kürzlich erschienenen K-Pop-Song eine ganze Ära.

GILBERT BÉCAUD, ET MAINTENANT Gilbert Bécaud Platinum Collection (Album), 2013 Einer der großen Chansonnier Frankreichs, scherzhaft auch Monsieur 100.000 Volt genannt. Nicht nur mit “Et maintenant“ ging er in die Geschichte ein, auch seine gepunktete Krawatte gilt als sein Markenzeichen.

FRANK SINATRA, LOVE AND MARRIAGE Love And Marriage (Single), 1991 Liebe und Heirat sind in unserer Gesellschaft oft zwei Phänomene, die nicht immer zusammen gehen. Das wusste auch Herr Sinatra und besingt dies in seinem Klassiker mit Ohrwurm Garantie.

MICHAEL BUBLÉ, ME & MRS. JONES Call Me Irresponsible (Album), 2007 Der kanadische Sänger mit seiner BaritonStimme singt über die unverantwortliche Verrücktheit der Liebe, die jeden Gentleman zu bändigen weiß. Ein moderner Gentleman par exellence.

LOUIS ARMSTRONG, HELLO DOLLY The Very Best Of (Album), 1998 Louis Armstrong, Sänger und Jazztrompeter, schrieb Musikgeschichte. Mit seinem Titel „Hello Dolly“ aus dem gleichnamigen Musical schuf Armstrong, auch liebevoll Satchmo genannt, einen echten Kassenschlager.

FRED ASTAIRE, CHEEK TO CHEEK Cheek To Cheek (Album), 2008 Zahlreiche Damen wollten damals nichts lieber tun, als mit Fred Gentleman Astaire den Cheek to Cheek tanzen. Immerhin bleibt die musikalische Aufnahme für abendliche Träumereien.

JAN DELAY, ABSCHUSSBALL Wir Kinder Vom Bahnhof Soul (Album), 2009 Der Funkmusiker Jan Delay beschreitet mit seinem Mix aus Hip-Hop, Soul und Reggae neue musikalische Wege. Auch in seiner Mode, bevorzugt Anzüge in knalligen Farben, setzt er immer wieder neue Trends.

BUENA VISTA SOCIAL CLUB, CANDELA Buena Vista Social Club, 2002 Auftritte des kubanischen Quintetts garantierten Zuschauern berauschende Konzertabende. Sangen sie ihr berühmtes Candela, dann war gewiss, dass im Publikum ebenfalls ein Candela in Form von Beifall entbrannte.

GLENN MILLER, IN THE MOOD In The Mood (Album), 2006 Kaum ein anderes Tanzlied hallt noch Generationen später in den Ohren seiner Zuhörer nach wie jenes von Glenn Miller. Zu Lebzeiten füllte er mit diesem Orchesterstück die Säle. Heute versetzt er damit immer noch in Tanzstimmung.

CHARLES AZNAVOUR, EMMENEZ-MOI Aznavour - Palais des Congrès (Album), 1996 Mit seinen Worten „Nimm mich doch mit an das Ende der Welt“ gab der große Aznavour seinen Fans ein Versprechen, das bis heute noch viele auf der ganzen Welt begeistert.

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LIFESTYLE Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

THANK YOU FOR SMOKING! Aus der privaten Zigarrenpassion des gebürtigen Schweizers Maximillian Herzogs wuchs 1997 ein erfolgreiches Unternehmen. Seinem ersten Geschäft am Berliner Ludwigkirchplatz, folgten das „Casa del Habano“ im SavoyHotel und „Zigarren Herzog am Hafen“, wo er mit 70 Quadratmetern den größten Humidor Deutschlands hat. Mit großer Leidenschaft umgibt sich Maximilian Herzog täglich mit dem Qualm aus dem die Träume sind. Größen aus Politik, Wirtschaft und Showgeschäft, kaufen bei ihm und wissen sein Angebot von unzähligen Zigarrensorten und hochwertigem Zubehör der besten Manufakturen weltweit zu schätzen. Doch was raucht der König der edlen Havannas selbst am liebsten? Ein Prolog über die Freude an der Zigarre.

„ZIGARREN SIND SO KÖSTLICH WIE DAS LEBEN. DAS LEBEN BEWAHRT MAN SICH NICHT AUF. MAN GENIESST ES IN VOLLEN ZÜGEN.“

Arthur Rubinstein

Ausgezeichneter Habanos Spezialist. Maximillian Herzogs Geschäft „Herzog am Hafen“ bietet eine große Auswahl perfekt gelagerter kubanischer Zigarren, www.herzog-am-hafen.de

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Unlängst wurde die Kultbar „Alter Fritz“ des Kreuzfahrtschiffes „Deutschland“ als Habanos Smoker Lounge zertifiziert. Auf ausgewählten Kreuzfahrten werden auch Seminare rund um den Zigarrengenuss angeboten.

Weil ein gutes Buch und eine edle Zigarre perfekt harmonieren – Bücheraufbewahrung und Loungetisch in einem: Design „Axial“ von Amy Somerville, www.amysomerville.com

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Ramon Allones Gigantes

ch bin vorwiegend Havanna-Raucher, nur sie geben dieses besondere Rauchgefühl. Es ist wohl ähnlich wie beim Wein: Wie die Weine aus dem Bordelais sind die Zigarren aus Havanna das Nonplusultra. Die Havannas haben aber auch ihre Schwachstellen: Wie beim Wein hängt die Qualität von den klimatischen Bedingungen während der Aufzucht, Ernte, Trocknung und Fermentierung der Blätter ab. Zusätzlich kommen Unterschiede in der Produktion hinzu, da die Havannas per Hand gerollt werden. Die eine Rollerin kann es einfach besser als die andere und zuweilen gestaltet sich die Qualitätskontrolle in den Manufakturen schwierig. Das Produktionsjahr und das Alter der Zigarren bestimmen also Güte und Geschmack der Zigarre. Nicht von ungefähr haben die Europäer, allen voran die Briten (und dies nicht erst seit dem großen Zigarrenliebhaber Winston Churchill), die Havannakultur geprägt. Eine Zigarre schmeckt in Kuba ganz anders als eine Zigarre, die in unseren europäischen Humidoren ein paar Jahre Zeit zum Nachreifen hatte. Nur so bekommt sie das tiefe, dunkle Aroma von Nuss, Kakao und Honig. Eine richtige „Lieblings-Zigarre“ zu benennen ist, ob der großen Differenzen, schwierig. Wenn ich mich aber für eine entscheiden müsste, dann wohl für die Ramon Allones Gigantes oder für die Montecristo No. 2, vielleicht auch für die H. Upmann Sir Winston. Bei diesen Vitolas findet der Genießer noch den Schmelz alter Zigarrenkunst aus Kuba. Bei der Wahl eines Getränks zur Havanna soll jeder Raucher nach seiner Façon selig werden. Ich persönlich lehne alle Getränke mit Kohlensäure ab – also auch Champagner. Auch klare Spirituosen wie Wodka und Brände gehen nicht, es sei denn, der Brand wird durch die Fasslagerung etwas weicher gemacht. Wichtig ist, dass das Getränk der Zigarre keine geschmackliche Konkurrenz macht. Deshalb sind zum Beispiel Single Malts sehr geeignet. Hier lässt sich passgenau die Geschmackskombination von Zigarre und Getränk finden. Mark Twain sagte einmal, wenn im Himmel nicht geraucht werden dürfe, wolle er da nicht hin. Ich selbst bin dann im Himmel, wenn ich zu einer Ramon Allones Gigantes einen Balvenie Doublewood-Whisky genießen kann!

QM-Red. www.zigarren-herzog.com

Montecristo No. 2

H. Upmann Sir Winston

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Feuerzeug aus Kotibe-Holz mit Palladiumfinish von Cartier und ein gläserner Aschenbecher von Baccarat. www.cartier.com www.baccarat.com

Anzünden und Zurücklehnen: Loungechair „Bao“ von Walter Knoll, www.walterknoll.de


FOOD Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Die Kunst der Gastronomen

La Table des Anges, Paris

von Stephanie Baumgärtner

Welche Eigenschaften zeichnen einen guten Gastronomen aus – Ist es einzig und allein die Leidenschaft für exzellente Speisen oder vielmehr ein ausgeprägter Geschäftssinn? Nicholas Lander, einer der renommiertesten Restaurantkritiker und Kolumnist der „Financial Times“, beschäftigt sich mit den Wegen zum großen Erfolg. Als ehemaliger Gastronom des L’Escargot gilt der Brite als Experte auf dem Gebiet Food. In seinem Buch „The Art of Restaurateur“ blickt Lander hinter die Kulissen der Gastronomie-Maschinerie. Ein Gespräch über die Passion „Essen“. Nicholas, ist es leichter zu kritisieren als selbst zu produzieren? Natürlich ist es einfacher, nur für sich selbst verantwortlich zu sein, statt ein großes Unternehmen zu führen und für die Kompetenz der Mitarbeiter geradezustehen. Welche Motivation führt zur Eröffnung des eigenen Restaurants? Was macht dieses Metier so begehrenswert? Zum einen ist es die Begeisterung für Menschen, Tag für Tag mit ihnen zusammen zu arbeiten, anstatt auf den Bildschirm zu starren. Zum anderen die Motivation, eine eigene Menü-Karte zu gestalten, die mit den Jahreszeiten einhergeht oder mit kleinen landwirtschaftlichen Betrieben zu kooperieren. Nicht zu vergessen das Interesse an exzellenten Weinen. Beurteilen Sie nach Atmosphäre oder exzellentem Essen? Das Niveau wächst unaufhörlich. Jedes Restaurant muss heute nahezu perfekt agieren. Sei es in Anbetracht des Essens, der Weinliste, der Cocktails oder der Beleuchtung. Nicht zu vergessen: die Ausstrahlung des Personals – jeder Faktor ist gleichgewichtet. Dabei sollte die Qualität stets mit einem kleinen Augenzwinkern, einer gehörigen Portion Humor gehalten werden. Wie macht sich Humor in der Gastronomie bemerkbar?

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Jedes Restaurant braucht einen guten Sinn für Humor. So viele Dinge können Tag für Tag schief gehen: das Personal wird krank, der Tellerwäscher bricht zusammen, noch bevor der erste Gast kommt, zwei Stammkunden buchen zur selben Zeit den gleichen Tisch. Wie soll man in solchen Situationen reagieren? Einfach lächeln und weitermachen … Haben sie Insider Tipps? Welche Restaurants spielen für Sie derzeit international die größte Rolle? Am meisten inspirieren und begeistern mich jene, die den Charakter des Gastronoms wiederspiegeln. Zu meinen Favoriten gehören in diesem Jahr: La Pineta in Bibbona, The Beagle in East London, Brooks in Melbourne, La Table des Anges in Paris, Calliope in New York und besonders das Heirloom Café in San Francisco aufgrund seiner Korkengeldpolitik – hier zahlen sie weniger, wenn sie einen guten alten Wein mitbringen. Welche Kultur hat das höchste Potenzial an einer exzellenten Küche? Zuerst muss ich gestehen, dass ich sehr verwöhnt bin. Ich bin viel gereist, habe dadurch viel experimentiert. In Peru und Bolivien habe ich das Essen wohl am meisten genossen. Und natürlich in der Türkei, Griechenland und Israel. Welche Geschmacksrichtung bevorzugen Sie persönlich … Indisch, Italienisch, Französisch oder doch Deutsch?

Ich liebe alles und das macht mir doch etwas Angst. Das Essen muss schlichtweg gut sein, genauso wie der Wein und meine Frau muss mir gegenüber sitzen. Das ist alles. Was denken Sie über politische Ideen wie den „Green Day“ in Deutschland, einen Wochentag als „Veggie Day“ zu deklarieren? Im Wesentlichen ist eine solche Entwicklung unvermeidbar. Fleisch wird immer teurer, Fisch immer knapper. Jedoch sträube ich mich vehement dagegen gesagt zu bekommen, wann und vor allen Dingen was ich essen sollte. Gibt es in London empfehlenswerte Vegan Restaurants? Die Anzahl exquisiter vegetarischer als auch veganer Restaurants wächst stetig. Nachhaltig denkende Gastronomen gehen mit diesen Angeboten auf die Bedürfnisse von Vegetarier und Veganer ein, die immer mehr werden. So beispielsweise das Mildreds oder Amico Bio. Was ist letztendlich das Geheimnis eines guten Gastronoms? Da gibt es nicht nur ein Geheimnis. In Anbetracht der Relevanz würde ich jedoch sagen: die Liebe zu Menschen, zu gutem Essen und zu gutem Wein. Weiterhin eine ausgeprägte Leidenschaft für Kommunikation, gute Führungsqualitäten, enorme Energiereserven und natürlich einen guten Sinn für Humor. Vielen Dank für das Gespräch.


Amico Bio, London

Calliope, New York The Beagle, London

Heirloom CafĂŠ, San Francisco

Brooks, Melbourne

La Pineta Via Dei Cavalleggeri Nord 27 57020 Marina Di Bibbona, Toscana, Italy Reservierungen unter: 0039 0586600016

Brooks George Parade, Melbourne VIC 3000 Reservierungen unter: 0061 3 90018755 www.brooksofmelbourne.com

The Beagle 162 Avenue A (10th/11th), New York NY 10009 Reservierungen unter: 0044 2076132967 www.beaglelondon.co.uk

Heirloom CafĂŠ 2500 Folsom St, San Francisco CA 94110 Reservierungen unter: 001 4158212500 www.heirloom-sf.com

La Table des Anges 66 Rue des Martyrs, 75009 Paris Reservierungen unter: 0033 1 55322489 www.latabledesanges.fr

Mildreds 45 Lexington St, London W1F 9AN Reservierungen unter: 0044 20 74941634 www.mildreds.co.uk

Calliope 84 E 4th St, New York NY 10003 Reservierungen unter: 001 2122608484 www.calliopenyc.com

Amico Bio Barbican 44 Cloth Fair, London EC1A 7JQ Reservierungen unter: 0044 20 76007778 www.amicobio.co.uk

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FOOD Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Walter Speller – am Ende entscheidet der Geschmack

Wie trinken Sie Ihren Wein am liebsten? Rot, Weiß, Rosé, oder lieber Orange? Orangene Weißweine, von den Briten als Orange Wines benannt, sind zwar noch relativ unbekannt, aber es ist gerade dieser ungewöhnliche Typ von Weißwein, der einen „Weinstreit” in der internationalen Weinszene entfacht hat. Der zentrale Streitpunkt ist, ob die Gewinnung von orangenen Weißweinen einfach nur fehlerhaft ist, oder aber, ob es sich dabei um die Neubelebung einer antiken Weinbereitung handelt, wie sie schon von den Griechen und Römern praktiziert wurde.

Die Ruhe unter der Erde – Lagerung der Weinamphoren

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FOOD Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Orange – das neue Weiß? DER STREIT UM DEN ORANGENEN WEIN

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er internationale Weinbau, der sich von Natur aus schnellen Modetrends verwehrt, ist neuerdings in den Bann eines Phänomens geraten, das die Italiener als Vini Naturali, oder als „Naturweine“ bezeichnen. Naturweine verweisen auf die Natürlichkeit des Endproduktes und stehen für organischen Rebanbau, den Verzicht auf Chemikalien und die Ablehnung jeglicher Kunstgriffe im Weinkeller. Die Winzer der Orange Wines sind der Überzeugung, dass ihre Weine so nah wie nur möglich mit der Natur verbunden sind, während sowohl die außergewöhnliche Farbe als auch der Geschmack bei vielen Weinliebhabern einen Schock auszulösen vermögen. Sie sind nicht die Einzigen, die unter Schock stehen. Mangels klarer Merkmale oder einer anerkannten Kontrollinstanz streiten Weinprofis darüber, was genau einen Wein natürlich macht. Gegner des Begriffes weisen darauf hin, dass ein Wein unmöglich natürlich sein kann, da sich Rebsaft in der Natur konsequent in Essig verwandelt. Sie behaupten, dass ohne menschliches Eingreifen Wein schlichtweg nicht entstehen kann. Befürworter hingegen argumentieren, dass der Begriff sich in erster Linie auf den organischen Anbau, sowie eine komplette Zurückhaltung während der Vergärung bezieht, um der Natur „ihren Lauf zu lassen“. Gerade dieses „Nichtstun“ beim Keltern führt oft zu Weinfehlern, wie Oxidation und Essiggeruch, die von Weinprofis kategorisch abgelehnt werden, da sie einen Wein ungenießbar machen können. Die Befürworter aber neigen dazu, diese Fehler nicht nur hinzunehmen, sondern sie als Beweis der Natürlichkeit des Weins zu betrachten. Durch ihre Radikalität sind die orangenen Weine zu einer „Love it or hate it“-Kategorie in der kontroversen Naturwein-Bewegung geworden. Aber wie so oft setzt sich die „Liebe“ mehr und mehr durch. Die Positionierung bestimmt größtenteils auf welche Seite im „Weinstreit“ man sich schlägt. Das fängt schon mit der Produktionsweise der orangenen Weine an. Sie werden, wie bei der Rotweinbereitung, zusammen mit dem Traubensaft vergoren – im Gegensatz zur konventionellen Weißweinbereitung, bei der nahezu nur farbloser Saft ohne Beerenhäute verwendet wird. Gleichzeitig wird eine geringe Menge an Gerbsäure aus der Schale ausgelaugt, wodurch der spätere Wein dasselbe pelzige Gefühl auf der Zunge verursacht wie ein Rotwein. „Das sind Weinfehler!“ sagen Hardliner, aber einige der besten Beispiele dieser orangenen Weine werden schon längst von Kennern als herausragend bezeichnet. Führend in der Produktion der „Orange Wines“ ist Italien, und das nicht nur aus der Laune eines Trends heraus. In der Antike waren die Griechen, sowie nach ihnen die Römer, gewohnt, weiße Trauben ähnlich wie rote zu vergären, weil ihnen die moderne

von Walter Speller

Weinbereitungstechnologien unbekannt waren. Sie mussten ihre Weine jedoch mit Meereswasser, Honig und Gewürzen „panschen“ um sie genießbar zu machen. Das wäre wohl ein 1-0 für die Orange-Wines-Gegner. Aber gerade aus einem historischen Bewusstsein heraus, haben manche italienische Winzer, lange bevor vini naturali ein Begriff war, ihre Weißweine auf der Schale vergoren. Einer der frühesten Vertreter war Joska Gravner aus dem Friaul. Viele italienische Winzer, die sich schon früh dem biologischen Weinbau zugewandt hatten, sind Gravner’s Beispiel gefolgt. Sie wollen direkt an diese traditionelle Arbeitsweise und an die Vergangenheit anknüpfen, also jener Zeit, in der weder moderne Technologien noch der Einsatz von Chemikalien ihren Stempel auf den Wein drücken konnten. Zusätzlich bemühen die Winzer sich darum, die Weine möglichst aus einheimischen Rebsorten zu bereiten, was oft einer Rettung mancher vom Aussterben bedrohter Sorten gleichkommt. Ist Orange das neue Weiß? Während Weinliebhaber und Weinkritiker immer noch darüber debattieren, ob Orange Wines überhaupt als Weine bezeichnet werden dürfen, haben verschiedene italienische Winzer schon den nächsten kompromisslosen Schritt getan: die Ablehnung von klinisch anmutenden Stahltanks und die Wiedereinführung der Amphore. Es handelt sich um jenes antike Tongefäß, in dem die Griechen und Römer ihre Weine zubereiteten und lagerten. Nicht nur, dass sie ihre besten weißen Trauben ganzschalig in diesen Amphoren vergären, sie lassen die Weine oft für Monate auf den Beerenschalen reifen. Das Ergebnis sind beindruckende, langlebige und köstliche Weine, die wie eine Zeitmaschine, einen Blick in eine verloren geglaubte Zeit erlauben. Die orangenen Weine haben in Großbritannien und in USA schon längst den Status eines neuen Trends hinter sich gelassen und finden sich als Empfehlungen auf den Weinkarten der besten Restaurants. Nicht nur als Begleiter einer Vielfalt von Gerichten, ob Fleisch oder Fisch dabei nur eine untergeordnete Rolle spielt. „All taste is acquired“ – jeder Geschmack wird angelernt, so die Briten, um aber im alten Rom zu verweilen: „In vino veritas“.

Drei der besten Orange Wines: Joska Gravner – Ribolla Anfora (Friaul) COS – Pithos Bianco (Sizilien) Elisabetta Foradori – Fontanasanta Nosiola (Trentino) 57


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www.tomford.com

BEAUTY

60 Foto Stills: Fürbringer-Huber, Foto People: Oliver Rauh. Special thanks to Friederike Müller, Nina von Lüttichau & Andreas Haumesser

Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013


MUSK OUD Ein umschmeichelnd animalischer Duft für alle sinnlichen Männer, die der Liaison von Weihrauch und indonesischem Patschuli nicht widerstehen können. Der bereits fünfte Duft aus der Kollektion „Arabian Nights“: „Musk Oud“ bildet den Kontrast aus hochprozentigen Rosen und schmeichelnden Nuancen. Die Kopfnote setzt sich aus Zitrusakzenten, Kardamom und Koriander zusammen und wird anschließend von einer Rosenexplosion umhüllt. QM-Red.

Ein Tag ohne Dufterlebnisse, ist ein verlorener Tag.

www.bykilian.com

Aus Ägypten

DES NACHTS

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UNBESIEGBAR

www.pacorabanne.com/invictus

Der Duft des Parfums „Sahara Noir“ von Tom Ford vermag in einen Traum zu versetzen. Schließt man die Augen begegnet man einer edlen Gestalt, die des nachts in einem seidenen Gewand durch die Gärten schreitet. Vorbei an Jasmin, Zedern und Zypressen weht ein Geruch von feinsten Ölen und Weihrauch. Beim Öffnen der Augen erblickt man das goldfarbene Fläschchen, welches wie ein edles Gefäß aus eben jener Zeit wirkt. Ob Pharao oder Pharaonin bleibt unerheblich, denn dieser Duft ist für sie und ihn. QM-Red.

Paco Rabanne entführt in die Welt antiker Götter und macht uns mit dem Unbesiegbaren bekannt. Ein Mann, der allen imponiert, bedarf eines ebenso unverkennbaren Duftes: „Invictus“. Das Parfum für Sieger vereint frische Noten von Grapefruit, Jasmin und dominierendem Ambra und wird durch einen Hauch Lorbeer abgerundet – männlich, siegessicher und unschlagbar. QM-Red.

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de.burberry.com

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VON SINNEN Es gleicht der imposanten Stimmung eines Sonnenuntergangs in der Wüste: Der Wind ist flirrend heiß, der Körper verlangt nach einer frischen Brise und einer wohltuenden Abkühlung. Spannung liegt in der Luft. Versace pour homme schenkt uns mit „Oud Noir“ eine ganz besondere Sinnesfreude – die perfekte Komposition für alle Liebhaber orientalisch-holziger Düfte. Wie ein geschliffener Edelstein präsentiert sich der Flakon im opulent dekorativen Design. Ein Genuss für alle Sinne.

Der Fuchs ändert den Pelz und behält den Schalk.

www.versace.com

QM-Red.

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BEAUTY Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

UN P‘TIT RENARD Bereits im Jahr 1856 wurde der Grundstein für das britische Label gelegt. Burberry zählt seit jeher – auch mit seiner jüngeren Linie Prorsum – als authentischer Lifestyle mit elegantaristokratischem Charme. Dieser besondere Appeal wird nun mit einer neuen Duftkomposition zelebriert: „Brit Rhythm“ präsentiert sich als frischer Herrenduft mit würzigem Kardamom, Basilikum und einem Schuss Wacholderbeeren – elektrisch, adrenalingeladen und sinnlich. QM-Red.

Schon seit Jahrhunderten gilt Pelz als exklusives Material zum Veredeln von Kleidungsstücken. Als Kopfbedeckung, Handschuh oder Mantel. Nikolas Gleber jedoch findet eine ganz neue Art der Verwendung für das flauschige Material und hüllt, passend zu seiner Firmenphilosophie, seinen Unisexduft namens „À Rebours“ in Pelz. Der Designer verwendet unter seinem Label Friendly Fur ausschließlich Pelze aus nachhaltiger Jagd. Doch nicht nur die äußere Optik verleiht dem Flakon eine besondere Ästhetik, auch die Kopfnoten aus Bergamotte und Freesie verwöhnen den Geruchsinn. QM-Red. www.friendlyfur.de

BRIT RHYTH

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AUSSTELLUNGEN Quality Magazine No. 33 – September 2013

Simplemente Perfecto Er ist ein Meister der Inszenierung und zugleich einer der großen Fotografen unserer Zeit. Obwohl er überwiegend für Printprodukte arbeitet, ließ er es sich in der Vergangenheit nicht nehmen, mit der Band Rammstein zusammen zu arbeiten. So entstanden in den Jahren 2004 bis 2009 Fotoserien, woraus Fotografien für die Cover der erfolgreichen CD’s Rosenrot, Liebe ist für alle da und Amerika Verwendung fanden. Recuenco schafft es, den Zuschauer in eine Welt zu beamen, die fern der Realität vielmehr eine Mischung aus Charlie und die Schokoladenfabrik, Cabaret, The Circus und sämtlichen Grimms Märchen ist. Der in Madrid geborene Fotograf präsentiert in seinen Werken Paare aus Härte und Zärtlichkeit, Humor und Ernst und dies gekrönt mit einer großen Portion Theatralik. Im Augenblick ehrt ihn die CWC Gallery Berlin mit einer eigenen Ausstellung, aber auch teNeues widmete dem Könner und Kreierer einen umfangreichen Bildband mit dem Namen „Revue“. QM-Red. Eugenio Recuenco, 31. August bis 16. November 2013, CWC Gallery, Auguststraße 11–13, 10117 Berlin

Ça dürera ce que ça dürera! Kaum ein Künstler der Renaissance war so maßgeblich stilprägend für den Humanismus wie Albrecht Dürer. Obwohl er aus einem schlichten Haushalt stammte – sein Vater war Goldschmied – gewann Dürer durch sein großes Talent beträchtliches Ansehen in der Gesellschaft und Einfluss in den großen Fürsten- und Königshöfen Europas. Das Städel Museum in Frankfurt zeigt ab dem 23. Oktober eine umfangreiche Ausstellung mit circa 250 Werken, wovon alleine 190 von des Meisters Hand stammen. In der Ausstellung befinden sich zudem in Kombination Werke von Joos van Cleve, Jacopo de’Barbari sowie zahlreichen weiteren Malern, welche zu den Vorläufern Albrecht Dürers zählen und durch ihre Arbeiten sein Werk beeinflussten oder Zeitgenossen waren ,die selbst in Anlehnung an Dürers Werk arbeiteten. Mit dieser ab Oktober gezeigten Selektion erhalten alle Dürerliebhaber einen besonderen Blick auf das Leben und Schaffen des Malers. QM-Red. Dürer. Kunst – Künstler – Kontext 23. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014 Städel Museum Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt am Main

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AUSSTELLUNGEN Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Meret merits Schon bald feiern wir einen runden Geburtstag im Martin-Gropius-Bau. Am Sonntag, dem 6. Oktober wird Meret Oppenheim 100 Jahre alt. Künstlerin, Schmuckdesignerin, Kostümbildnerin, Dichterin und einmaliges Aktmodell – trotz ihres Todes ist Meret Oppenheim so lebendig geblieben wie kaum eine andere. Ihr „Déjeuner en fourrure“ brachte ihr den Durchbruch und ist bis heute legendär. Doch selbstverständlich ist die Surrealistin nicht nur auf dieses eine pelzige Objekt zu reduzieren. Sie fertigte und verwendete allerlei. Nach zwei längeren Schaffenskrisen, besann sich Meret Oppenheim – zum Glück – auf ihre eigenen Ideen aus den 1930ern und beendete sie viele Jahre später. Beim Betrachten des Œuvre stellt sich die Frage: Woran hat sich Meret Oppenheim eigentlich nicht versucht? QM-Red. Meret Oppenheim, Retrospektive, 16. August bis 1. Dezember 2013 Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin

Zeichen der Zeit Die Zeit rinnt und die Tage bis zur Ausstellungseröffnung sind nicht mehr fern. Am 17. Oktober 2013 eröffnet die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung eine exquisite Ausstellung. Passend zum 175. Jubiläum im kommenden Jahr finden zahlreiche Exponate der Marke Patek Philippe für nur zehn Tage eine Herberge in den Räumen des Kunsthauses. Zudem präsentiert das familiengeführte Unternehmen auf knapp 1.200 Quadratmetern einen Einblick in die historischen Ursprungsgebäude sowie die alten Werkstätten, die zum Teil originalgetreu nachgebaut wurden. Der faszinierte Besucher wird auf eine kleine Reise durch das berühmte Museum des Hauses Patek Philippe in Genf entführt. Diese Ausstellung steht für die zahlreichen Facetten und die hochwertige Uhrmacherkunst des Hauses. Uhrenliebhaber sollten dieser Sonderausstellung keineswegs fernbleiben. QM-Red. KunstWerkUhr, 17. Oktober bis 27. Oktober 2013 Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, Theatinerstraße 8, 80333 München

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Als „Classic Malts“ wurden schottische Produktionen von sechs verschiedenen Brennereien weltberühmt. Diageo, der Weltmarktführer im Bereich der Premium-Getränke, lässt diese Klassiker des Whiskygenusses jetzt wieder aufleben und präsentiert die „Special-Releases“-Serie an Single-Malt-Whiskys.

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SPIRITUOSEN Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

E Historische Aufnahme aus einer schottischen Brennerei

Es kann (nicht) nur einen geben

s ist nicht verwunderlich, dass der Protagonist dieses Films, ein Unsterblicher, der sich seit Jahrhunderten köpfend seine Existenz sichert, ein Highlander ist. Schmutzig, brutal, mit langen ungepflegten Haaren, aber romantisch und echt. Wie Schottland: sagenumwoben und faszinierend, sonderbar, unheimlich, grausam und mystisch zugleich. So gilt Schottland auch als das Land des Whiskys, wenngleich sich bis heute die Geister streiten, ob in der Brust des „Nektar wie Gold“, ein schottisches oder irisches Herz schlägt. Sein Name kommt aus dem Schottisch-Gälischen und die etymologische Bedeutung „Lebenswasser“ sagt so einiges: Quelle der Vitalität und Kraft. Ein schottischer Spruch besagt: „Es ist ein langer Weg zum Whisky-Experten – und eine schöne Zeit dahin!“ Wer diesen genussvollen Weg auf sich nehmen will, der kommt nicht umhin, die verschiedenen Regionen Schottlands zu streifen, wo sich einige der besten Destillerien der Welt befinden. Unter Kennern längst geadelt die schottischen Single-Malt-Whiskeys, jene Sorten, die ausschließlich aus kontrolliert gekeimtem Getreide gewonnen werden und im Gegensatz zu Verschnitten mehrerer Sorten aus nur einer Brennerei stammen. Als „Classic Malts“ wurden schottische Produktionen von sechs verschiedenen Brennereien weltberühmt. Diageo, der Weltmarktführer im Bereich der Premium-Getränke, lässt diese Klassiker des Whiskygenusses jetzt wieder aufleben und präsentiert die „Special-Releases“-Serie an Single-MaltWhiskys. Die zehn Whiskys der diesjährigen Serie beeindrucken mit facettenreicher Geschmacksentfaltung und exquisitem Abgang. Aber auch die Geschichten hinter den Kulissen der Destillerien sind spannend. So wurde zum Beispiel der Cardhu zu seiner Gründungszeit 1813 illegal gebrannt. Das elf Jahre später aus der Destillerie von John und Helen Cumming


SPIRITUOSEN Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Hinter dem Singleton of Dufftown steckt eine wahre Rivalen-Geschichte, es gab Streitereien um das Wasser, mit dem die 1896 gegründete Destillerie seinen Whisky herstellte.

Bank“ 18 Jahre später das Unternehmen auf. Es folgten Verpachtungen, Konkurs und Schließung. Nach der Wiedereröffnung fiel die Brennerei 1960 einem Brand zum Opfer. Wie Phoenix aus der Asche wuchs auch die Talisker-Brennerei zwei Jahre später wieder empor. Seitdem befährt die Destillerie zwar ruhigere Gewässer, die anspruchsvolle Qualität und der klassische Stil aber sind dem Whisky geblieben. Auch der Talisker von 1985, den Diageo jetzt im schottischen Cardow ein legales Geschäft und im Laufe der in 3000 nummerierten Flaschen anbietet, beeindruckt mit tradiZeit sogar ein weltbekanntes Unternehmen wachsen würde, damit tionell rauchigem Geschmack. Wer seinen Gaumen mit wahrer schottischer Brennereikunst hätte damals wohl niemand gerechnet. Dieser Erfolg ist zwei Frauverwöhnen möchte, der sollte sich bei Diageo über die exklusive en zu verdanken: Helen Cumming und Elizabeth, der Witwe ihres Sohnes. Die als „Königin des Whisky-Handels“ bekannte Eliz- Auswahl der besten Zehn informieren und auch gleich einen orabeth erneuerte die Brennerei 1884 grundlegend, ihr Whisky wur- dern, stilecht, kaum hörbar dahingehaucht, aber mit Nachdruck de als besonders vollmundig und reich im Geschmack bekannt. In wie Greta Garbo: „Gib mir einen diesem Jahr verwöhnt Diageo mit einem 21­jährigen Cardhu, der Whisky – und sei nicht geizig, sich ungewöhnlich würzig und präzise präsentiert. Baby.“ QM-Red. www.diageo.com inter dem Singleton of Dufftown steckt eine wahre Rivalen-Geschichte. Es gab Streitereien um das Wasser, mit dem die 1896 gegründete Destillerie seinen Whisky herstellte. So leitete die benachbarte Mortlach-Brennerei kurzerhand das exzellente Quellwasser im Morgengrauen in die eigene Destillerie um. Heute erinnert wohl nur noch der Neid konkurrierender Whisky-Marken um die hohe Qualität des Singleton an den Zank der frühen Jahre. Der Singleton of Dufftown hält mit einer 28 Jahre alten Version als erste limitierte Auflage in Fassstärke 2013 Einzug in die Special-Editions-Serie. Die strenge Limitierung auf 3.840 nummerierte Flaschen unterstreicht die Exklusivität dieser Premiere. Die Talisker-Destillerie hatte keine benachbarte Konkurrenz zu fürchten, ist sie doch die einzige Destillerie auf der Insel Skye. Doch auch hinter Talisker steckt eine Geschichte über turbulente Zeiten. 1830 von Hugh und Kenneth MacAskill gegründet, kaufte die „North of Scotland

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EVENT Quality Magazine No. 33 – September/Oktober 2013

Um Haaresbreite

von Stephanie Baumgärtner

Fotos: Beard Team USA®

Entschuldigen Sie bitte. Sie haben da etwas im Gesicht. Ein kunstvolles Geflecht, das sich an der Wange seines Trägers präsentiert. Mal filigran gezwirbelt, mal wild wuchernd. Gebürstet, geglättet, gegelt, gestylt, behutsam geschnitten, doch immer mit viel Aufwand und Liebe frisiert.

Von links nach rechts: Adam Paul aus Los Angeles, Adam Orcutt aus Indiana und Wolfgang Schneider aus Deutschland

Die „Beard and Moustache Championships“ bringt sie alle zusammen: die Vollbärtigen, SchmalkotelettenTräger und Zwirbler

Neil Moherman aus Ohio, Gewinner der „Vollbart“ Kategorie

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BEAUTY Quality Magazine No. 33 – September 2013

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Gerhardt Knapp aus Pfortzheim gewann den dritten Platz in der Kategorie „Freestyle Vollbart“

elte der Bart als Spiegel der Männlichkeit, gebe es wohl keine andere Veranstaltung, die so vor Testosteron strotzt, wie die jährlich stattfindenden „Beard and Moustache Championships“. Herren mit reichlich Gesichtsbehaarung wetteifern nach dem Sieg, der allen aufgrund der aufwendig gepflegten Bärte zustehen würde. So nimmt der ein oder andere Mitbewerber das Badezimmer länger in Beschlag, als es seiner besseren Hälfte lieb ist. Doch wie kann man sich bei dieser Vielfalt für einen Sieger entscheiden? Ein Wettstreit um Haaresbreite! „Der Bart als Geschlechtszeichen mitten im Gesicht ist obszön. Daher gefällt er den Weibern“. Schon Schopenhauer wusste um den Bart als Zierde der Männlichkeit. Die erste „Gesichtsmode“ wurde bereits aus dem alten Ägypten überliefert. Nur den mächtigsten aller Pharaonen waren blau gefärbte Kinnbärte vorbehalten – als Zeichen der uneingeschränkten Macht. Die Symbolik des kunstvollen Wuchses variierte im Laufe der Jahre. Gab man dem Bart einst einen ethnischen, religiösen und philosophischen Sinn,

so steht er heute vielmehr für Individualität. Würden wir sonst Friedrich Nietzsche oder die Kult-Rocker von ZZ Top ohne ihre markanten Bärte wiedererkennen? Den mit Abstand „Längsten“ trug Norweger Hans Langseth. Mit stattlichen 5,33 m Bartlänge gilt die männliche Rapunzel seit 1927 als unumstrittener Rekordhalter. Eine Leistung, der wohl auch einige Teilnehmer der Beard and Moustache Championships nacheifern. In 18 verschiedenen Kategorien – wie dem Verdi oder Musketier – duellieren sich die Bartträger. Wer hat den Verrückteste, Schönsten, Gepflegtesten? Nicht zwingend den Längsten, doch den Natürlichsten sollte man(n) für die Königsdisziplin „Vollbart Natur“ mitbringen. Hier darf weder getrimmt noch zurechtgestutzt werden, der Bart muss seine natürliche Form ohne Hilfsmittelchen bewahren. Die „Beard and Moustache Championships“ bringt sie alle zusammen: die Vollbärtigen, SchmalkotelettenTräger und Zwirbler. All diejenigen, die wohl alle die gleiche Einstellung wie Schriftsteller Patrick Salmen teilen dürften: „Meinen Bart, den hatt‘ ich schon als Kind, den nehm ich doch nicht ab, wie einen Hut, weil er mir nicht steht. Alles was ich habe ist mein Bart.“ Eine Veranstaltung als Ode an die Kunstform „Bart“. 71


MOTION Quality Magazin No. 33 ­– September/Oktober 2013

Die neueste Innovation der britischen Automarke: Der Wraith Salamanca Blue

BeGEISTerung Rolls Royce Gallionsfigur „Emily“

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„Ghost, Phantom, Wraith“ – so heißen sie, die Vorzeigemodelle aus dem Hause Rolls Royce. Mit dem „Wraith“ zu einem neuen Dreier-Gespann formvollendet, geistern diese legendären Automobile durch die Straßen. Seit über einem Jahrhundert glänzen sie mit britischem Charme und detailreicher Verarbeitung. Ihre Besitzer schätzen seit jeher das exquisite Design, den unvergleichlichen Komfort und die besonderen Fahrerlebnisse, stets den Blick auf die schöne „Emily“ gerichtet, vom Bildhauer Charles Sykes entworfen. Modell zu dieser Figur stand Eleanor Velasco Thornton, die Sekretärin und Geliebte des britischen Adligen Lord Montagu. Eine Gallionsfigur auf der Haube wurde zunächst als störend auf die Sichtweise empfunden, aber die Haltung von Eleanor’s Körper und das Schwingen ihres Kleides fanden so großen Zuspruch in der Öffentlichkeit, dass sie seither als legendäres Symbol von Rolls Royce jede Motorhaube schmückt.


Rolls Royce glänzt durch detailreiche Verarbeitung, insbesondere im Interior.

Selbst für ein spontanes Picknick ist Rolls Royce perfekt und edel ausgestattet.

Über 100 Jahre Automobilgeschichte, die im Jahre 1907 mit dem „Silver Ghost“ ihre Premiere feierte. Seither hat sich vieles geändert, aber die Philosophie der Marke, das zeitlose Design und der Inbegriff von Luxus und Komfort, sind geblieben. Mittlerweile gehört Rolls Royce zur BMW Group. Aber das bayrische Designerteam legt allergrößten Wert auf die Erhaltung britischer Traditionen. Intensive Studien der Formen der einzelnen Modelle gingen der Präsentation des ersten „Phantom“ voraus, bevor dieser in der Silvesternacht 2003 kurz nach Mitternacht geisterhaft durch die Straßen rollte. Dem „Phantom Coupé“, der Limousine und Cabrio Version „Drophead Coupé“ folgte 2009 der „Ghost“, bei dem teilweise die Technik der 7er Serie von BMW verarbeitet wurde. Und nun einige Jahre später der Startschuss für ein neues Gespenst auf vier Rädern: der Wraith – als zweitürige Variante zum Ghost. Mit seinem 632 PS starken Zwölfzylindern und der State of The Art Technologie, verfügt dieses Luxus-Coupé über eine kraftvolle und perfektionierte Dynamik. Mit einer Beschleunigung von 0 auf 100km/h in nur 4,6 Sekunden zeigt sich die Energie, Geschwindigkeit und Leistung des neuen Modells aus dem Hause Rolls Royce. Geschmeidiger Abrollkomfort und eine weiche Bedienung mithilfe eines neuen massiveren Lenkradkranzes, sorgen für ein beflügeltes und für ein sensationelles Fahrgefühl – mit oder ohne Chauffeur. Auch für die Langstrecke bleibt das Fahrvergnügen mit 800 Nm Drehmoment ab 1500 Umdrehungen garantiert. Die ästhetische Formvollendung des Automobils ist der Philosophie von Rolls Royce zu verdanken und zeigt sich in detaillierter Handarbeit mit Elementen aus Holz, Leder und Aluminium. Auch der indische Maharadscha von Patiala, ein ambitionierter Sammler von Rolly Royce, der es verstand sich mit Prunk und Luxus zu schmücken, hätte dieses neue Gespenst sicher gerne in seine Sammlung aufgenommen. Mit diesem Modell, einem Konglomerat aus Kraft und Leistung, mit Konturen und kühlem Design, trotzdem stylisch mit dramatischem Auftritt, übertreffen sich die Macher hinter der Marke Rolls Royce selbst, grenzüberschreitend und visionär. Wie Sir Henry Royce zu sagen pflegte: „Take the best that exists and make it better, when it does not exist, design it.“ M.A.

Im Rahmen des Festival of Speed hat auch Rolls Royce seinen großen Auftritt Foto: John Colley

Zeitloses Design und britischen Charme verkörpert auch der Phantom

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„EUROPE“ by PATRICK DEMARCHELIER 74


Dior

AROUND THE WORLD

Die Ästhetik und Magie vier unterschiedlicher Kontinente vereinend, wagt Raf Simons mit seiner Haute Couture Kollektion für Christian Dior diese Saison eine stilistische Weltreise. Auch die pittoreske Präsentation gibt sich vielschichtig. Vier der größten Modefotografen unserer Zeit, Paolo Roversi, Patrick Demarchelier, Terry Richardson und Willy Vanderperre fingen die Grazie der Linie, die Grandezza Diors und den Reiz der weiten Welt ein – facettenreich, fantastisch und voll fremder Schönheit. QM-Red.

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EUROPE

Reich an Opulenz stehen die klaren Aufnahmen von Patrick Demarchelier Pate für Europa. Fotografiert der Franzose sonst gern in schwarz und weiß, zeigt er für Christian Dior Mut zur Farbe.

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„ASIA“ by PAOLO ROVERSI 79


ASIA

Für eine märchenhafte Erzählkunst in Bildern bekannt, präsentiert Paolo Roversi eine romantische Vision Asiens. In federleichter Farbwelt verschwimmen seine Fotografien zu gedankenverlorenen Sequenzen einer sinnlichen Träumerei.

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AMERICA 82

Für Christian Dior fing Willy Vanderperre ein elegantes Bild Amerikas ein. In klarer Inszenierung und kontrollierter Sprache, symbolisieren seine Fotografien die mondäne Seite des großen Kontinents.


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AFRICA

Terry Richardson, das Enfant Terrible der Modefotografie, steht in farbenfroher Leichtigkeit und frecher Bildsprache f端r den afrikanischen Kontinent. Der New Yorker Fotograf ist umstritten, liebt es die Gem端ter zu erhitzen. F端r Christian Dior 端berzeugt er mit Lebensfreude statt Provokation.

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1963 veröffentlicht das „LIFE“ Magazin ein Foto von Hugo Gernsback und seinen „Teleyeglasses“. Der Entwurf des Vorläufers der heutigen „Google Glasses“ stammt bereits aus dem Jahr 1936. © Time & Life Foto: Alfred Eisenstaedt

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Er war der Pate der Nerds und Vordenker heutiger Kommunikationstechnologien. 1905 wanderte der Elektroingenieur Hugo Gernsback (1884-1967) in die USA aus und begr端ndete mit seinen vision辰ren, technikaffinen Zeitschriften das Science-Fiction-Genre. Generationen von T端ftlern nahmen seine Hefte als Inspirationsquelle und setzten einige Zukunftsvisionen sogar in die Tat um. Das Zentrum f端r Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe widmet dem Luxemburger mit badischen Wurzeln zurzeit eine Retrospektive. Von Norman Kietzmann

SciFi-Opi

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ein Zuhause waren die Medien. Und doch begnügte sich Hugo Gernsback keineswegs damit, vergangene Ereignisse wiederzugeben. Der Verleger, Autor, Erfinder und Visionär entführte die Leser seiner Magazine geradewegs in die Zukunft. Dass eine Vielzahl renommierter Forscher und Ingenieure für seine Titel schrieb, umgab selbst Spekulationen mit dem Anschein fundierter Prognosen. Doch damit nicht genug: Indem die Hefte häufig Anleitungen zum Eigenbau technischer Geräte enthielten, griff Gernsback sogar aktiv in die Verbreitung neuer Technologien mit ein. Ob die als „drahtlose Telegraphie“ beschriebene Funk- und Radiotechnik, Solarkraftwerke, Flachbildschirme oder Datenbrillen zur Simulation von virtueller Realitäten: Sie alle wurden im Abstand mehrerer Dekaden Wirklichkeit und unterstrichen das treffsichere Gespür, mit dem Gernsback seine Themen aussuchte. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er erst dann bekannt, als das „LIFE“ Magazin 1963 ein Foto von ihm und seinen „Teleyeglasses“ veröffentlichte. Die antennenbestückte Brille, deren Funktionsweise den heutigen „Google Glasses“ verblüffend nahe kommt, wurde von ihm bereits 1936 erdacht – mit einem gedanklichen Vorsprung von über siebzig Jahren! Auch wenn Hugo Gernsbacher in Luxemburg geboren wurde, stammte seine Familie aus dem Badischen. In Bingen absolvierte er eine Ausbildung zum Elektroingenieur, bis er 1905 in die USA auswanderte und seinen Familiennamen an die englische Aussprache anpasste. Bereits 1908 veröffentlichte er die Zeitschriften „Modern Electrics“, „Electrical Experimenter“ und „Science and Innovation“, um technologische Themen einem Massenpublikum verständlich zu machen. Was anfangs als reine Werbeaktion für die Elektroteile gedacht war, die Gernsback aus Europa in die USA importierte, entwickelte bald eine publizistische Eigendynamik. Spätestens seine Zeitschrift „Amazing Stories“ (1926-1929) galt als Geburtsstunde des Science-Fiction-Genres. Gewiss, auch Jules Verne oder H.G. Wells haben technologischen Fortschritt mit Prognosen für die Zukunft verbunden. Doch in Gernsbacks Publikationen mussten düstere Szenarien außen vor bleiben. Der utopische Gehalt führte eine schönere, bessere und friedlichere Welt vor Augen, die es mithilfe technologischen Fortschritts zu realisieren galt.

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or allem in der zu dieser Zeit aufkommenden Radio- und Funktechnologie erkannte Gernsback ein enormes Potenzial. 1925 gründete er den Rundfunksender WRNY, der drei Jahre später als einer der weltweit ersten TV-Sender ein kontinuierliches Programm ausstrahlte. Um die Sendungen zu empfangen, bedurfte es eines Fernsehgerätes, dessen Bildschirm einen Durchmesser von gerade einmal 6,5 Zentimetern hatte. Wer nicht wusste, woher er ein solches Gerät bekommen sollte, konnte mit dem passenden Bausatz aus Gernsbacks Hause Abhilfe schaffen – vorausgesetzt, er konnte die technischen Pläne richtig lesen. Mit elektromagnetischen Wellen und deren Anwendung hatte sich Gernsback bereits in seiner Jugend beschäftigt. Er war ein ausgesprochener Tüftler, bis zu seinem Tod im Jahr 1967 meldete er über 80 Patente an. Seine Stärke lag an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis: Er wusste nicht nur, worüber er sprach und schrieb, er beherrschte ebenso die Fähigkeit zur Verbreitung seiner innovativen Ideen. Anstatt einen Diskus auf Fachchinesisch zu führen, war ihm ein populärwissenschaftlicher Zugang wichtiger. Aus diesem Grund trugen Magazine wie „Amazing Stories“ oder dessen Nachfolger „Wonder Stories“ (1929-1936) betont reißerische Namen. Die Wissenschaft, so Gernsbacks Zielsetzung, sollte begeistern und die Phantasie der Leser anregen.

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Den Einsatz von „Traktorstrahlen“ prophezeite Hugo Gernsback in seinem „1965 forecast“, der Weihnachten 1964 veröffentlicht wurde. © Sammlung James und Felicia Kreuzer, Grand Island, New York, USA


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In Frank Rudolph Paul fand Hugo Gernsback einen genialen Illustrator. Der studierte Architekt zeigte Zukunftsstädte, Raumschiffe und Roboter mit erstaunlicher Detailgenauigkeit. Darstellung aus der Zeitschrift „Amazing Stories Quarterly“, Winter 1928 © Sammlung James & Felicia Kreuzer, Grand Island, New York, USA

Leben in der Schwerelosigkeit: Erschienen im „1965 forecast“, Winter 1964 © Sammlung James und Felicia Kreuzer, Grand Island, New York, USA

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ngewöhnlich früh erkannte er die Bedeutung von Bildern. Auch dies war ein Novum in der Technikszene, die eher mit Schaltkreisen und kargen Worten kommunizierte als mit brillant ausgeführten Illustrationen, die auch noch in Farbe und nicht im üblichen Schwarzweiß gedruckt wurden. Für die Gestaltung seiner Hefte engagierte Hugo Gernsback die besten Illustratoren und Grafiker, die er bekommen konnte. Vor allem der gebürtige Wiener Frank Rudolph Paul trug entscheidend zur Ästhetik der Hefte bei. In den Jahren 1926 bis 1929 gestaltete der studierte Architekt sämtliche Cover von „Amazing Stories“. Die Darstellungen von Zukunftsstädten, Raumschiffen und Robotern waren nicht nur bis ins Detail ausgearbeitet, sondern ebenso dramatisch inszeniert. Als erster Illustrator überhaupt hat Paul eine Raumstation in Bilder gefasst und damit bei vielen Lesern erst ihr Interesse an der Raumfahrt geweckt. Eine weitere Schlüsselrolle spielte Hugo Gernsback für das soziale Verhalten seiner Leser. Können heute selbst die abwegigsten Themen auf passenden Foren im Internet diskutiert werden, sah die Lage in den 1920er Jahren anders aus. Indem Gernsback die Absenderadressen von Leserbriefen veröffentlichte, konnten sich Gleichgesinnte auch untereinander schreiben oder direkt von Angesicht zu Angesicht treffen. Im Dezember 1929 erfolgte daraufhin in New York die Gründung des ersten Science-Fiction-Clubs „The Scienceers“. Das Treffen fand in Harlem statt und wie zu erwarten waren fast alle Mitglieder Jungs im pubertierenden Alter. Binnen weniger Monate entwickelte sich daraus ein Selbstläufer und in ganz USA sprossen Clubs aus dem Boden, die sich untereinander vernetzten. Auch an dieser Stelle war Hugo Gernsback der Bewegung voraus. Er gründete 1934 die „Science Fiction League“ als eine Art Dachverband, in dem sich lokale Clubs zusammenschließen konnten. Dass in den Gemeinschaften nicht nur Zeitschriften und Bücher konsumiert wurden, sondern ebenso eigene Fanzines herausgebracht wurden, war ein wichtiger Teil der Bewegung. Wer wollte, konnte selbst in das Gewand eines Autoren schlüpfen und seine Zukunftsvisionen mit anderen teilen. Auf gänzlich analogem Weg haben die Clubs auf diese Weise die Wirkung Sozialer Netzwerke und Blogs vorweggenommen. Und nicht wenige, die in einem Fanzine erste Schreibversuche unternommen haben, sind später selbst professionelle Autoren geworden.

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er „Hugo Award“, der zu Ehren Hugo Gernsbacks seit 1953 von der „World Science Fiction Society“ verliehen wird, gilt bis heute als einer der wichtigsten Preise für Science-Fiction-Literatur. Auch Gernsback verfasste einen Roman, der zwischen April 1911 und März 1912 in der Zeitschrift „Modern Electrics“ veröffentlicht wurde. Spricht man dessen Titel „Ralph 124C 41+“ auf Englisch aus, ließe sich der Wortlaut grob mit „Ralph, einer der für uns in die Zukunft schaut“ ins Deutsche übersetzen. Dass Gernsback hierzulande noch immer weitestgehend unbekannt ist, überrascht umso mehr. Schließlich lag er mit seiner Analyse elektromagnetischer Wellen durchaus richtig, ohne die Radio, Fernsehen, Mobiltelefone oder mobiles Internet undenkbar wären. Doch wie viele Visionäre erwischte ihn das gleiche Schicksal: Er war seiner Zeit zu weit voraus, um als Visionär auch in Erinnerung zu bleiben. Die Gernsback-Prophezeihung noch bis zum 27. Oktober 2013 im ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe, www.zkm.de

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FEMALE DANDY

FOTOS PATRICK WALTER | STYLING JANINE DUDENHOEFFER

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Rock LOUIS VUITTON, Jacke und Cappy WOOD WOOD, Schuhe STINE GOYA, Koffer MCM

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Kleid ACNE, Blazer RALPH LAUREN COLLECTION, Einstecktuch HERR VON EDEN, Kette & OTHER STORIES

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Hose ODEEH, Bluse HIEN LE, Pullover VLADIMIR KARALEEV, Headpiece AUGUSTIN TEBOUL, Schuhe UNITED NUDES

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Kleid DOLCE & GABBANA, Blouson SLOE, Tasche MCM, Ohrringe und Stiefel & OTHER STORIES

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Hut NCA, Jumpsuit SLOE, Blazer SCHMIDTTAKAHASHI, Krawatte HERR VON EDEN, Schuhe BURBERRY PROSUM

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Fotos: Patrick Walter (Avocado Artists) | Styling: Janine Dudenhoeffer | Hair & Make-Up: Abra Kennedy (Blossom Management) | Model: Leyla (M4 Models) | Special Thanks to Studio Cherie (www.studiocherie.net)

Hose HERR VON EDEN, Bluse SCHMIDTTAKAHASHI, Schuhe LOUIS VUITTON


Rock und Blazer HIEN LE, Schuhe ACNE, Clutch JIL SANDER

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ie findet sich heute in fast allen Kleiderschränken der Welt. Als wichtiger Teil der modernen Kleiderkultur ist sie aus dem alltäglichen Outfit-Repertoire kaum mehr wegzudenken: die Jeans. Mittlerweile gibt es nicht nur Hosen verschiedenster Schnitte und Qualitäten aus dem beliebten Denim-Material, sondern auch Jacken, Hemden, Westen und selbst Accessoires. Seinen Anfang nahm die Geschichte des heute so begehrten Textilstoffes Ende des 18.Jahrhunderts, als in der französischen Stadt Nimes ein Baumwollgewebe namens Serge hergestellt wurde. Das neue Material erwies sich als äußerst robust und erlangte als sog. „Serge de Nimes“ große Bekanntheit. Im Volksmund wurde der Begriff rasch zu Denim verkürzt, was so viel bedeutet wie „aus Nimes stammend“. Schnell eroberte ein derart funtionelles Material andere Länder und wurde u.a. nach Italien exportiert, wo in Genua erste Hosen für die dortigen Segler gefertigt wurden. In Betracht der französischen Aussprache der italienischen Hafenstadt ist der Begriff Jeans erstmalig erwähnt worden, welcher bis heute das fertige Produkt einer aus Denim produzierten

when I wake up... 100


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Hose bezeichnet. Auch in die Vereinigten Staaten von Amerika wurde Denim exportiert, wo das Material zur Herstellung von Arbeitskleidung seit Mitte des 19.Jahrhunderts schnell große Popularität erlangte. Heute ist neben Amerika vor allem Japan bekannt für die Produktion hochwertiger Denim-Produkte. Als Mitbegründer der dortigen Denim-Kultur gilt das Familienunternehmen EDWIN. Mit Gründung eines kleinen Ladens mit dem Namen „Tsunemi Yonekachi Shoten“ im Jahr 1947 in dem Tokioter Stadtteil Nippori, nahm die Firmenhistorie der heute weltweit bekannten Marke ihren Lauf. Nach dem Ende des 2.Weltkrieges verkaufte die Familie Tsunemi anfangs nur überschüssige Kleidung des US-Militärs, welche die Jeans erstmalig nach Japan brachten. Während seines Studiums in Kalifornien entwickelte Sohn Shuji Tsunemi ein Bewusstsein für die amerikanische Denim-Kultur. Nach seiner Rückkehr übernahm er den Laden seines Vaters und begann mit dem Import amerikanischer, gebrauchter 5-Pocket-Jeans. Der Name 5-Pocket bezeichnet dabei den klassischen Jeans-Schnitt mit fünf Taschen. Gleichzeitig änderte Shuji Tsunemi den Namen des Landes von „Tsunemi Yonekachi Shoten“ zu EDWIN – einem Spiel mit den Buchstaben des Wortes Denim, bei dem das M mit einem W ausgetauscht wurde. Das neue Verkaufskonzept hatte bald schon großen Erfolg und EDWIN wurde zum Inbegriff für den Vertrieb aufgearbeiteter Second-Hand Jeans. Um an diesen Erfolg anzuknüpfen, entscheidet sich man sich 1963 dazu die eigene Jeansproduktion zu beginnen. Das erste Modell, die 359B Rainbow Selvage, ist bis heute bekannt. Grund dafür ist die Verwendung eines sehr dicht gewebten und daher sehr stabilen, steifen Denims, welche der Jeans erlaubte, eigenständig zu stehen. Auch die bunte,

...in the morning light ...

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unverwechselbare Webkante des verwendeten Denim-Stoffes wurde zum individuellen Erkennungsmerkmal der Marke. Eine sog. Selvage-Jeans garantiert eine hohe Stabilität und Langlebigkeit. Selvage ist ein Begriff, der sich aus den beiden englischen Wörtern selfe und edge zusammensetzt. Dies bedeutet übersetzt „eigene Kante“ und steht für ein an dem Ende des Stoffes eingewebtes Band, auch „listing“ genannt, welches neben einer hübschen Optik die Eigenschaft aufweist, nicht auszufransen. Diese hochwertige Webart findet bei EDWIN bis heute Verwendung. In den 70er Jahren sorgte EDWIN abermals für eine Innovation im Denim-Sektor, indem das Familienunternehmen die “Old-Wash”Prozesse einführten. Diese sorgen für den auch heute noch sehr angesagten UsedLook. Wenige Jahre später führte man auch den „Stone Wash“-Prozess bei der Produktion ein, welcher nicht nur für EDWIN einen wichtigen Moment in der Jeansherstellung darstellte. Auch heute noch gibt es in dem Bereich der verschiedenen Waschungen und Färbungen stets weitere Entwicklungen, um neue, wirkungsvolle Optiken zu erzielen. Mit der Zeit erlangte das japanische Label EDWIN im Denimbereich Kultstatus. Bis heute ist sich das Familienunternehmen mit seiner Philosophie, hochwertige, langlebige und stilvolle Jeans für den Alltag herzustellen, treu geblieben.

www.edwin-europe.com

Exklusive Lederjacke aus der neusten Kollektion aus dem Hause EDWIN

I pull my blue jeans on 104

I pull my old blue jeans on

I pull my blue jeans on I pull my old blue jeans on


‌ I pull on my jeans and I feel alright

I pull my blue jeans on I pull my old blue jeans on

I pull my blue jeans on I pull my old blue jeans on 105


Und t채glich ruft das Murmeltier FOTOS JULIA KIECKSEE STYLING IRINA SKLADKOWSKI

Jackett BRIONI, Hose und Schal Y3

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Pullover und Jackett HUGO, Hemd COS, Sonnenbrille PERSOL, Schneeausr체stung PEAK PERFORMANCE


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Hose CALVIN KLEIN COLLECTION, Pullover CALVIN KLEIN COLLECTION, Schneestiefel SANTONI, Sonnenbrille PERSOL, Armbanduhr CORUM

Outfit VERSACE, Handschuhe BURBERRY PRORSUM, Rucksack GIORGIO BRATO Fernglas STEINER

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110 Fotos: Julia Kiecksee | Styling: Irina Skladkowski (Nordish Republic) | Hair & Make-Up: Steffanie Kroll | Model: Jannik Knopp (Kult)

Hose und Hemd BRIONI, Pullover COS, Rucksack GIORGIO BRATO, Pelzm端tze BALLY


Hose BURBERRY PRORSUM, Pullover RALPH LAUREN, Mantel BRIONI, Handschuhe ROECKL, Schneestiefel SANTONI

Pullover PEEK PERFORMANCE, Mantel BURBERRY PRORSUM, Schal RALPH LAUREN, Armbanduhr CORUM

Pullover BURBERRY, Hose PAUL SMITH, Schuhe PAUL SMITH

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haarig Wunderwolle Kashmir von QM-Red

Außer Frage ist Kaschmir eines der begehrtesten und wertvollsten Materialien der Modeindustrie. Doch gerade hier verfälschen ungenaue Kennzeichnungen und chemische Behandlungen die hohe Qualität der feinen Fasern. Die junge Berliner Marke Fitti Pahris hält mit ökologischer Sinnhaftigkeit und einem fairen Unternehmenskonzept dagegen: Nachhaltig, qualitativ und äußerst luxuriös! 112


Kaschmirziege in Nepal Bild: Jeff Pang - Creative Commons 113


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Foto: Fitti Pahris Cashmeres

ie Rückkehr zu alten Werten, die Wiederentdeckung der Tradition, der Einklang von Ökonomie und Ökologie - das sind die Themen unserer Zeit. Längst hat die Gesellschaft Notwendigkeit und Reiz von Nachaltigkeit und Umweltschutz entdeckt. Auch die Mode als Spiegel ihrer Zeit knüpft an das neu erkannte Potenzial ökologischer Sinnhaftigkeit an, bedient sich häufig brauchtümlicher Produktionswege zur Erstellung qualitativer und langlebiger Kleidung. Was lange nur in Form natürlich bedruckter Jutebeutel oder politisch korrekter T-Shirts funktionierte, das hat mittlerweile auch das High-EndSegment erreicht. Exzentrikerin Vivienne Westwood zum Beispiel, lancierte unlängst eine Kollektion bedruckter Stofftaschen aus recycelten Materialien, die sie zu gerechten Gehältern in Kenia anfertigen lässt. Beim dänischen Premiumlabel Noir muss jeder Mitarbeiter und Geschäftspartner gleich einen Verhaltenskodex unterschreiben, der die ausschließliche Verwendung fair gehandelter Materialien garantiert und so Menschenrechte und Umweltschutz sichern soll. An Hochwertigkeit und Luxuriösität kaum übertroffen, bedarf gerade ein exquisites Material wie Kaschmir solchen Geboten der Reinheit und natürlichen Behandlung, ist der zarte Stoff doch ein kostspieliger Genuss. War der gediegene Werkstoff, der seit dem 16. Jahrhundert gewonnen und verarbeitet wird, Jahrhunderte hinweg nur dem Adel vorbehalten, verderben heute falsche Textilangaben und künstliche Behandlungen den guten Ruf der feinen Faser. So beschreibt die trügerische Kennzeichnung “100% Kaschmir” nur den ausschließlichen Gewinn der Haare einer Kaschmirziege, dass die wertvolle Wolle aber eigentlich nur aus dem Unterfell des Tieres bestehen sollte, darüber täuscht die Angabe hinweg. Nicht selten werden die deutlich härteren Haare des Oberfells chemischen Waschungen unterzogen, die dem Kaschmir die eigentlich natürlich anhaftende Robustheit nehmen.

Färbemeister Jagat im Labor

Foto: Malte Babion Photography

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100% Kaschmir – eine trügerische Kennzeichnung!

Model Eliane Heutschi mit Schal „Irregular Stripes“


Die neue Generation in der Handf채rberei Foto: Fitti Pahris Cashmeres

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ie in Darmstadt gegründete und mittlerweile in Berlin ansässige Marke Fitti Pahris Cashmeres hält dagegen: 2008 von Fritz M. Strempel und Christopher F. Kopp gegründet, stellt das junge Label höchste Ansprüche an die eigene Produktion, gewinnt seine geschmeidigen Rohstoffe ausschließlich von Ziegen der ursprünglichen Kaschmirregionen Indiens und Nepals. In enger, persönlicher Zusammenarbeit mit einheimischen Herstellern, werden einzig die feinen Härchen des Unterfells für Produkte des Hauses verwendet. Besonders spannend und einzigartig aber ist vor Allem die Weiterverarbeitung und Veredelung des Rohmaterials, die ebenfalls von ansässigen Arbeitern geleistet werden. Nicht selten widmen sich die Einheimischen bereits in neunter Generation dem Kaschmir. Jagat Santosh ist einer dieser versierten Textilarbeiter, der 50jährige mischt mit einer traditionellen Methode Pigmente zur Gewinnung rein natürlicher Farben. Fern jeden maschinell gesteuerten Mischvorganges löst er Pigmente, wie zum Beispiel echtes Indigo, die Rohessenzen der letztendlichen Mischungen, vorerst in Reagensgläsern auf, um sie anschließend mit einem feinen Glasrohr auf zu saugen.

Traditioneller Block Print Foto: Fitti Pahris Cashmeres

richten der traditionellen Webstühle kann je nach gewünschtem Muster unfassbare

Der Fertigungsprozess eines einzigen Schals kann bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen Hoch konzentriert und auf einen immensen Erfahrungschatz zurückgreifend, entstehen die auf Milliliter genauen Mischungsverhältnisse und somit auch die Farbwelt Fitti Pahris‘, einzig beruhend auf seinem untrüglichen Gespür. Weichmacher und andere chemische Zusätze werden nicht verwendet, die Nuancen basieren vollständig auf natürlichen Zutaten. Auch die Webvorgänge basieren auf akribischer Feinarbeit. Allein das Ein116

sechs Wochen in Anspruch nehmen, müssen doch tausende feiner Kettfäden vertikal gespannt werden. Mit bis zu einer Stunde Dauer für das horizontale Führen der Schussfäden durch die Kettfäden, gleicht auch der Webvorgang an sich einer wahren Sisyphusarbeit. Haarspalterische Kleinstarbeit, die je nach Aufwand des zu webenden Schals durchaus zwei Jahre in Anspruch nehmen kann. Dabei ist dem Weber im Rahmen rein farblicher Vorgaben kreativer


Florales Schnitzmuster eines Blocks Foto: Fitti Pahris Cashmeres

Florales Stickmuster „Shava Creation“ Foto: Fitti Pahris Cashmeres

Spielraum gelassen, er allein entscheidet intuitiv über beispielsweise Verteilung, Breite und Rhythmus eines Streifenmusters. So ist jedes Stück ein Unikat, dank homogener Farbgebung aber entsteht dennoch eine stimmige Linie.

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Im Dorf der Fitti Pahris Ateliers Foto: Fitti Pahris Cashmeres

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Foto: Fitti Pahris Cashmeres Bild oben: Landeanflug Kathmandu Bild unten: Die Gründer und einer der Meister

se das einzige Unternehmen, dass in seinem neu eröffneten Salon im historischen Alten Palais Unter den Linden, Kaschmirpullover auf Maß anbietet. Die distinguierte Kundschaft kann hier bewusst das Entsteh-ungsprodukt verfolgen und wird mit Fotos und Updates über den Fertigungsprozess informiert. Dass die aparten Designs auch noch auf Jahrtausende altem Handwerk und einer gerechten Wirtschaftlichkeit basieren, ist ein Bonbon, das erst den wahren Reiz der Marke ergibt. Wie nur wenige Andere ihrer Branche, haben die Macher hinter Fitti Pahris verstanden, das wahrem Stil stets auch Fairness und Verantwortung zu Grunde liegt. www.fittipahris.com

Foto: Fitti Pahris Cashmeres

uch die präzisen Prints der delikaten Stücke werden mit Jahrhunderte alten Vorgängen verwirklicht. Mit einer alten Methode entstehen feingliederige Dessins, verschlängeln sich dünne Linien zu opulenten Musterungen. Demselben Prinzip wie vor über 2700 Jahren folgend, werden Blöcke wertvoller Hölzer wie Mahagoni, Teak oder Buchsbaum mit Schnitzereien der gewünschten Druckformen versehen. Auch dieser Vorgang nimmt mehrere Monate in Anspruch. Unterschiedliche Farben innerhalb des Prints bedeuten auch das Anfertigen mehrerer Blöcke, muss doch jede einzelne Nuance mit einem eigenen Klotz aufgetragen werden. Die kostbaren Holzblöcke werden in einem Archiv gesammelt, das mittlerweile über 1000 einzigartige Exemplare umfasst. Ein nicht steigerbarer Anspruch an Besonderheit und Güte, derer sich heute zahlreiche Marken und Persönlichkeiten bedienen. So lanciert Fitti Pahris nicht nur eine Kooperation mit der renommierten Künstlerin Sissel Tolaas oder wird von Berühmtheiten wie Model Karolina Kurkova oder Stargeiger Ray Chen getragen, auch Bombardier, der weltgrößte Hersteller für Privatjets, stattete seine Modelle exklusiv mit Stoffen des Hauses aus. Unlängst wurde Fitti Pahris mit dem exklusiven Herrenausstatter Amerano zusammengeführt, die beiden Label erweitern jetzt als Schwestermarken gemeinsam ihr Produktportfolio. So ist Fitti Pahris momentan beispielswei-

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Hemd SELECTED HOMME, Jackett JACK & JONES, Sonnenbrille JEAN PAUL GAULTIER

L窶連mant Fotos: Michael Opeitz , Styling: Ha Phan Bich

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Hose JOOP!, Hemd SELECTED HOMME, Cardigan LYLE & SCOTT, Jackett JACK & JONES, G端rtel HUGO BOSS 122


Hemd VALENTINO, Anzug und Mantel SELECTED HOMME, Krawatte STRELLSON Sonnenbrille MAYFIELD 123


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Hemd SELECTED HOMME Jackett JACK & JONES Sonnenbrille JEAN PAUL GAULTIER

Anne: Seidencape von HERMÉS , Seidenkleid von KOSTAS MURKUDIS, High- Heels LALA BERLIN für UNNÜTZER, BH und Panty von DOLCE & GABBANA 125


Hemd VALENTINO, Anzug JOOP!, Mantel MARC STONE, Krawatte STRENESSE, Tasche JUST CAVALLI, Sonnenbrille MAYFIELD 126


Fotos: Michael Opeitz | Styling: Ha Phan Bich | Haare & Make-Up: Gita Kurdpoor | Retouch: Anzhelika Zandt | Model Tim Schulz van Endert

Hemd STRENESSE Anzug und Krawatte STRELLSON Brillengestell VINTAGE

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Foto: John Colley

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Foto: John Colley

Wenn die Hauptakteure eines Festivals Automobile sind, dann schlägt jedes Männerherz wie ein Viertaktmotor. Das einzige, was ab und an die Aufmerksamkeit für kurze Momente von den Automobilen abzulenken vermag, sind die eigenwilligen Hutkreationen der weiblichen Besucher. Auch wenn es sich nicht um ein klassisches Pferderennen handelt, dreht sich hier doch alles um Pferdestärke. Oldtimer Festivalsweltweit zeigen in ihren Sportveranstaltungen nicht nur historische Automobile, Motorräder und die ein oder andere Kuriosität, sie schicken sie auch auf die Rennstrecken zu mehr oder weniger ernstzunehmenden Rennen der Meisterklassen.

WHEELS

HOT


Foto: John Colley

GOODWOOD FESTIVAL OF SPEED

as Goodwood Festival of Speed findet seit zwanzig Jahren jeden Sommer statt und ist das weltweit größte seiner Art. Es ist ein Festival der Superlative. Hier geht es um Automobile – aber um die schnellsten, die besten, die auffälligsten und sicherlich die, die am meisten Krach verursachen. Initiator und Veranstalter ist der motorsportbegeisterte Charles Gordon-Lennox, Earl of March und Kinrara. Sein Anwesen in Chichster im britischen West Sussex ist der Schauplatz für die schnellen Autos und die noch schnelleren Rennen. Das adlige Anwesen verschafft dem Festival den notwendigen Ritterschlag, um bei den Briten königlich mithalten zu können. Das Goodwood Festival of Speed steht, Nomen est Omen, für Geschwindigkeit. Das Rennen selbst wird zur wichtigsten Attraktion des Festivals. Hier treten Oldtimer gegen Youngtimer an, aber auch Rennwagen der Formel-1 reihen sich in die Riege der Wettbewerber ein und stellen sich dem Geschwindigkeitsvergleich.

Bereits seit 1993 treten Youngtimer gegen Oldtimer an, darunter auch kuriose Spaßmobile. Foto: Adam Beresford

Aber es sind die Nebenschauplätze, die das Festival für Besucher immer attraktiver machen. Bentley glänzt nicht nur mit einem Bentley-Stand. Mit eigenem Cottage und einer Tribüne schufen sie die Kulisse für das Debüt des neuen Bentley Continental GT3. Ein Monster unter den Rennwagen, der bald die Rennstrecken unsicher machen wird. Ein besonderer Moment für die Besucher die Rennwagen einmal ganz aus der Nähe zu betrachten. Fotos aus der Nähe sind nicht nur zulässig, sondern sehr willkommen. Und manchmal darf man auch bei dem einen oder anderen Modell probesitzen. Inzwischen wird das Festival von vielen Unternehmen genutzt, um ihre neusten Modelle vorzustellen oder Oldtimer zum Verkauf anzubieten. Dazu gehört auch das Plaudern und Fachsimpeln mit Rennfahrern und Konstrukteuren. Die Atmosphäre ist trotz hochkarätiger Besetzung an Marken und Besuchern überraschend unkonventionell, eher very british, ganz relaxed.

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Foto: Petra Sagnak

Hauptsponsor Mercedes-Benz schickt in diesem Jahr seine „Rote Sau“ ins Rennen

Foto: Udo Geisler

Einer der Höhepunkte: Der Mercedes 300 SL aus dem Jahr 1955

Foto: Andre Stucken

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Körpereinsatz ist gefragt: Für den Sieg legt sich der ein oder andere Oldtimer Liebhaber gerne in die Kurve

CLASSIC DAYS FESTIVAL schichte erzählen, die Bewunderung der zahlreichen Besucher. Mercedes-Benz Classic, Hauptpartner und -sponsor der Veranstaltung, glänzte in diesem Jahr mit einer ganzen Reihe besonderer S-Klassen – alle auf Hochglanz poliert, versteht sich von selbst. Die „rote Sau“, ein 300 SEL aus dem Jahre 1971 konnte beim Rennen den zweiten Platz belegen. Das mittlerweile im achten Jahr stattfindende Rennen im Rahmen der Classic Days erhebt eher den Anspruch einer Lehrveranstaltung; zu jedem vorbeirasenden Wagen tönen nicht nur Name, Baujahr und technische Daten laut und deutlich aus dem Lautsprecher. Zu jedem Objekt der Begierde gibt es auch immer die ein oder andere ungewöhnliche oder gar komische Begebenheit zu erzählen, typisch deutsch.

Foto: Udo Geisler

ine deutsche Antwort auf das britische Goodwood Festival ist das Schloss Dyck Classic Days Festival. Nicht ganz so üppig in seinen Besucherzahlen und Ausstellungsobjekten, etwas zurückhaltender in Ambiente und Feierlichkeiten, nicht britisch, sondern deutsch. Und auch noch viel jünger. Aber nicht weniger beliebt und ebenso laut. Und auch annähernd so mondän, findet das klassische Motorsportfestival doch am historischen Wasserschloss statt. Dabei erweckt das Festival den Eindruck einer riesigen Gartenparty und gilt dadurch trotz Noblesse und prunkvoller Highlights als unprätentiös und mehr familiär. Auch hier finden viele unterschiedliche teils historische, teils neue Automobile sowie Kuriositäten, die eine spannende oder aber merkwürdige Ge-

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AVD-OLDTIMER-GRAND-PRIX

ber die Deutschen können auch anders. Hochkarätiger, nicht nur in Bezug auf die historischen Rennwagen, sondern auch hinsichtlich der Besucher, ist der AvD-Oldtimer-Grand-Prix, der am legendären Nürburgring ausgetragen wird. Mehr als 50.000 Besucher erleben und bestaunen Rennwagen aus neun Jahrzehnten, die sich in spektakulären Rennen präsentieren. Dieses Oldtimer-Rennen ist die weltweit größte Rennveranstaltung dieser Art und beeindruckt vor allem durch eine nahezu intime Nähe zum Publikum. 900 Fahrer, in zum Teil über 100 Jahre alten Rennwagen, rasen und blitzen in 20 verschiedenen Renn- und Demonstrationsläufen an den Augen der Besucher auf dem Nürburgring vorbei. Wo früher mal Schumi sein Publikum in Ekstase versetzte, heute der junge Vettel für manch ein Gekreische sorgt, treffen Besucher im Fahrerlager nicht nur die Piloten und Mechaniker, auch viele Ikonen aus dem Motorsport mischen sich unter das Volk. Herrlich unkompliziert ohne dabei an Glamour einzubüßen, nicht aufgesetzt, originell und authentisch und nicht zuletzt ziemlich verrückt für deutsche Verhältnisse, kann der AvD-Oldtimer-Grand-Prix internationale Standards setzen. In diesem Jahr brillierte Jaguar mit legendären und aktuellen Automobilen und nutzte die Gunst der Stunde für ein echtes Highlight: Die Präsentation des nagelneuen Jaguar X-c75. Der neue Superschlitten mit 500 PS und großem Wow-Effekt.

Der Jaguar D-Type gewann als SportZweisitzer den Großen Preis von Le Mans

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Ein zugleich spektakuläres Rennen und eine einzigartige Reise in die Motorgeschichte

Auch Prominenz wie Schauspieler Jürgen Vogel oder Starkoch Johann Lafer sind begeisterte Anhänger automobiler Legenden, wie dem Jaguar C-Type NDU 289, der auch nach 65 Jahren durch zeitlose Ästhetik besticht

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Am schönen Comer See : Konkurrenz der Superlative, Dame mit Hut gegen den 1949er Jaguar XK 120

CONCORSO D’ELEGANZA VILLA D’ESTE

anz klar, dass die Italiener es ganz anders machen. Natürlich lieben sie schnelle Autos mindestens im gleichen Maße, aber wie immer steht die Ästhetik im Vordergrund. Deswegen gilt das italienische Pendent Concorso d’Eleganza Villa d’Este konsequenterweise als der Schönheitswettbewerb unter den Oldtimer Festivals. Im Grand Hotel am Comer See gelegen wird aus ihm auch ein gesellschaftliches Highlight, und nicht nur weil einem George Clooney aus Versehen über den Weg laufen könnte. Nicht der teuerste, nicht der älteste und erst recht nicht der schnellste hat hier die Motorhaube vorn – nein, es ist der schönste. Im Fokus steht das Design des Automobils. Darüber hinaus werden sowohl Originalzustand wie auch Funktionsfähigkeit zur Teilnahme am Wettbewerb vorausgesetzt. Die Schönheit der Umgebung, die italienische Gastfreundschaft und natürlich die an Eleganz und Echtheit strahlenden Oldtimer, begeistern jedes Jahr aus Neue. Zum ersten Mal im Jahr 1929 ausgerichtet, ist es das weltweit traditionsreichste Oldtimer Festival und hat aufgrund seiner Geschichte und einiger sagenumwobener Stories einen besonderen, nahezu mystischen Charakter. Das Jahr 1929 spielt mit der Produktion des ersten BMW Automobils eine wichtige Rolle in der Geschichte des Automobilherstellers BMW, der mittlerweile die Markenrechte an Rolls-RoyceAutomobile erworben hat. Als Mitorganisator würdigen sie die Tradition des Festivals, die eng verbunden ist mit der eigenen Geschichte. Als strahlender Gewinner in Sachen Schönheit ging der

Bugatti 57SC Atlantic aus dem Jahre 1938 hervor. Sein stolzer Halter: Designer und Oldtimer-Liebhaber Ralph Lauren, der sich mit Schönheit nicht nur auskennt, sondern sie als Designer auch zu unterstreichen vermag. Was für ein Duett an Design, Reichtum und Exklusivität auf dem Siegertreppchen. Von dem Bugatti 57SC wurden nur vier gebaut, von denen noch zwei erhalten sind. Über das zweite verbliebene Modell aus dem Hause Bugatti kursieren bis heute rätselhafte Geschichten. Weder Besitzer noch genaue Versteigerungssumme sind bekannt. Man spricht von einer Summe von 23 Millionen Euro, die höchste Summe, die je für ein Auto bezahlt wurde. Wenn schnelle, schicke und sündhaft teure, nahezu unerschwingliche Automobile im Mittelpunkt des Geschehens stehen, dann sind auch schöne Frauen und Prominente nicht weit. Ob sie sich tatsächlich für die Autos interessieren oder eher den Champagner genießen wollen, sei dahingestellt. In jedem Fall ist es die Mischung all dieser Faktoren, die diesen anachronistischen Veranstaltungen Glanz und Glamour verleihen.

Der ganze Stolz des Modeschöpfers Ralph Lauren: Bugatti 57SC Atlantic

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The Cave of AbdoMen

FOTOS CARL WARNER

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TWIN PEAKS 138


Vater und Sohn, Bubenreuth 2005

LAST DAYS ON MARS

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SHIN KNEE VALLEY

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Kleidung ist längst kein Gebrauchsgegenstand mehr, der dem Körper lediglich Wärme und Schutz bieten soll. Der ästhetische und kulturelle Wert unserer zweiten Haut erhebt die Mode über ein Grundbedürfnis hinaus, zu einem Kulturgut, das Ausdruck von Individualität, Stil und Lebensform ist. Kleidungsstücke als Ventil für Lust und Begierde beschreiben dabei ein Grenzgebiet, das von der ambitionierten Modebranche schon längst als Wirtschaftsfaktor erkannt wurde. Dabei hat sie ein großes Terrain zu beackern: Ziel der Begierde kann nämlich grundsätzlich jedes Objekt sein. QM-Red.

B Femke Agema Fotografie – Roel Determeijer, Art Direction: Bas Koopmans

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ekleidung ist ein Lustmittel, nicht nur in ihrer bewusst sexuell ausgerichteten Form der Fetischmode. Häufig bedienen sich Designs der Sprache der Erotik, zitieren sexuelle Spielarten, ihre Wahrnehmung und ihren Ausdruck. Man denke nur an Jean Paul Gaultiers legendären Tüten-BH für Madonna auf ihrer „Blond Ambition”-Tour 1990 oder Gianni Versaces Kollektion von 1992 mit dem aussagekräftigen Titel „Bondage”. Die diesjährige Arnheimer Mode-Biënnale konzentrierte sich auf diese bekannten Aspekte der Bekleidung: Der unwiderstehlich reizvolle Charakter der Mode und die Macht, erotische Subkulturen als ästhetisches Vorbild zu idealisieren. Spätestens seit dem entscheidenden Erfolg des Buches „Shades of Grey“, das es auf viele internationale Bestsellerlisten schaffte und sogar auf die Kinoleinwand gebracht wird, verursacht Fetischismus in unserer Gesellschaft kein peinliches Wegschauen mehr. Fetischismus ist oder besser kann Teil einer individuellen Persönlichkeit sein. Fetischismus ist damit kein Zeitstil, der nur einer temporären Modeerscheinung folgt. Fetischismus ist Begehren, und die Bereitschaft, diesem Begehren, diesen bisher womöglich „heimlichen“ Wünschen, nachzugehen. Dass fetisch-inspirierte Mode auch in die Kollektionen namhafter


Tweed Sleepsuit von Nils Peeraer Foto: Dirk Alexander

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Madonna hatte schon immer klare Prioritäten: „Schuhe sind besser als Sex, denn sie sind dauerhafter.“

Modehäuser Einzug gehalten hat, auf die Laufstege dieser Welt und Fotostrecken, sowohl bekannter als auch unbekannter Designer, unzählige Magazine zieren, ist nicht abzustreiten. Dass sie die Alltagsmode mehr und mehr inspirieren ist ebenfalls nicht von der Hand weisen, wenn man mit offenen Augen durch das Modeleben geht. Aber das Fetischismus in der Gesellschaft salonfähig geworden ist, die Debatte darüber, noch wichtiger die Akzeptanz eines Bekennens zu Fetisch-Vorlieben, ist doch relativ neu. Zumindest hier bei uns. In Asien, insbesondere Japan, werden diese Vorlieben – vor allem in extremen Formen in Verbindung mit Schmerz – etwas verschroben, aber nicht skurril, ganz direkt und ohne Reue und Scham zur Schau gestellt.

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lle zwei Jahre lädt die M°BA Arnheim zu einem bunten Programm aus Workshops, Ausstellungen und Modenschauen ein Stets ummantelt von einer neuen modischen Idee und jedes Mal von einem neuen Kurator betreut. Der diesjährigen M°BA verlieh Lidewij Edelkoort ihre legendäre Handschrift. Die niederländische Trendforscherin gehört zu den bedeutendsten ihrer Zunft. Ihr ungeheures Wissen und ihr untrügliches Gespür für Trends haben sie schon längst auf den Mode-Olymp empor gehoben. Das Times Magazine zählt sie zu den 25 einflussreichsten Menschen der Modewelt. Sowohl in Frankreich als auch in den Niederlanden wurde sie zum Ritter geschlagen. Ihr „Trendbook”, welches alle zwei Jahre neu aufgelegt erscheint, gilt als Bibel der Branche, als unumstößliches Memorandum, das die Ästhetik und Stimmung der Zukunft offenbart und dokumentiert. Sie selbst sieht den Hype um ihre Person und ihr Schaffen vergleichsweise nüchtern: „Die Menschen sehen mich als eine Art Mysterium. Dabei bin ich einfach nur aufmerksam.”

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Maske „N.5 Queen“ von Muriel Nisse Foto: Richard Decker


„Lustrousfur“ Foto: Fred Causse

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150 Befragte gaben an, von HÜrgeräten angemacht zu werden, und zwei fanden Herzschrittmacher erotisch

Skulptur von Ana Rajcevic Foto: Fernando Lessa

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Die ganze Aufmerksamkeit der Grand Dame des TrendForecastings galt in diesem Jahr dem Thema Fetischismus. Erotische Designs von Avantgardisten wie Walter Van Beirendonck, Iris Van Herpen, John Galliano oder Miuccia Prada sind hier wegweisend. Über die klassischen Ausstellungen hinaus, dienten auch Seminare, Symposien, Filmvorführungen und Modenschauen dazu, sich dem Thema „Fetishism in Fashion” auf verschiedene Art zu nähern. Der intermediale „Mood Room” zum Beispiel, präsentierte Fotostrecken einschlägiger Fotografen, zeigte sich darüber hinaus auch als auditives Erlebnis und überraschte mit einer audio-visuellen Installation der Meisterin Edelkoort höchstpersönlich.

Design von Asher Levine SS12

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as Herz der Ausstellung zeigte Fetischmode internationaler Designer. Beispielsweise Zähne, Hörner und Stacheln, die Stilelemente der „Animal-Kollektion” von der Modekünstlerin Ana Rajcevic. Andere Teile der Ausstellung beschäftigten sich mit dem Facettenreichtum von Fetischismus und Mode. „Elevation“ widmete sich ausschließlich der fetisch-inspirierten Fußbekleidung. Ein nackter Fuß mit Seilen an einem Baumstumpf gefesselt oder Absätze, die nicht nur durch ihre Höhe, sondern auch mit ihrer Konstruktion Schmerz beim Betrachter hervorrufen. Paradebeispiele für High-Heels, Plateaus und die Besessenheit, an Höhe und Erhabenheit zu gewinnen. Eine weitere Ausstellung, „Fascination“, konzentrierte sich auf erotisierende Menswear und entlarvte den Mann als Messie-Sammler von Krawatten, Schuhen, Socken und Unterwäsche. Viele Nebenveranstaltungen, informativ und spannend, prägten die lockere Atmosphäre. Für die M°BA Ateliers konzipierte Lidewij Edelkoort eine Mixtur aus Installationen und Workshops. So konnten die Besucher unter der Anleitung von Bart Hess ein völlig neues Material kreieren, bestehend aus hunderttausenden von Nadeln. Oder sie entwarfen gemeinsam mit Borre Akkersdijk eigene Jacquard Schals. Dr. Jessica Bugg und Anna-Nicole Zieswche vom Londoner College of Fashionwaren die Kuratoren der Ausstellung „Materiality, Meaning, Media”, die sich dem Territorium zwischen Mode und Performance interdisziplinär näherte. Innerhalb der Dauer der Ausstellung fand am 25. und 26. Juni ein Seminar mit hochkarätigen Gästen statt, eines der Highlights der gesamten Mode-Biennale. Nach der Eröffnungsansprache der Kuratorin Edelkoort, kamen auch der britische Designer Faye Toogood, Modehistorikerin Dominique Fallecker, der polnische Psychologe Dawid Wiener und viele andere Redner zu Wort, die tiefe Einblicke in die Zusammenhänge von Sexualität und Mode gewährten. Auch Diane Pernet, Fashion-Bloggerin, Kostümdesignerin, Stilikone, die sich vor allem als Modefilmerin einen Namen gemacht hat, reihte sich ein in die Liste großer Namen der Modeszene. Mit der diesjährigen Ausgabe von „A shaded view on fashion film”, dem ersten Festival für Modefilme überhaupt, und der dazu gehörenden Preisverleihung hielt die exzentrische Stilikone Einzug in Arnheim.

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Design von Karisia Paponi Foto: Laettitia Bicca

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Design von Mikio Sakabe

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inem ganz bestimmtem Kleidungsstück, das eher nicht als aufregend und sexy gilt, wurde besondere Aufmerksamkeit zuteil: Der Schürze. Während andere Arbeitskleidungsstücke, wie die Krankenschwester- oder die Soldatenuniform, fast schon Pate stehen für klassische Kostümbilder pornografischer Filmszenen oder Fotostrecken, ja nicht zuletzt immer wieder für einen sexy Karnevalslook herhalten, ist die Schürze noch weitgehend unberührt von sexualisierten Darstellungen. Trotzdem dient sie gerade wegen ihrer Unbeflecktheit und Verstaubtheit Einigen als Initiatorin und Anregerin lustvoller Fantasien. M°BA widmete der großmütterlichen Schutzkleidung viel Raum in einer Ausstellung und erklärte den 7. Juli sogar zum internationalen Schürzentag. Insgesamt stand die Ausstellung unter einem sinnlichen und anregenden Stern. Weniger erotisch als empfindsam. Auch wenn Fetischismus in der Mode auf den ersten Blick immer sexuell konnotiert ist, geht es hier um weitaus mehr als um den Ausdruck von Sexualität, den der Mensch mit seiner Kleidung und seinen Accessoires erzeugen, akzentuieren und unterstreichen möchte. Die Wahrnehmung und Rezeption von Fetischismus in der Mode und somit auch in der Gesellschaft, haben sich mittlerweile geändert. Das zeigte auch die Resonanz auf die Ausstellung im niederländischen Arnheim. Viele Besucher waren gleichermaßen überrascht und begeistert von der neuen Bedeutung des Komplexes „Fetisch und Mode”. Er ist nicht zwingend als Aussage bizarrer sexueller Fantasien zu betrachten, sondern kann vielmehr die Tiefe und kulturelle Individualität einer Persönlichkeit ausdrücken. Aber selbst wenn sie nur für Sex steht, ist das durchaus legitim.

Design von Sibling London Foto: James Air King

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„Es gibt kein unglücklicheres Wesen unter der Sonne als einen Fetischisten, der sich nach einem Frauenschuh sehnt und mit einem ganzen Weib vorlieb nehmen muss.“ Karl Kraus

Foto: Ruud van der Peijl

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TO RUSSIA WITH

LOVE FOTOS DANIEL PETER SCHULZ | STYLING DIRK KAPRAD

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Jacke MEUCCI

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Anzug und Schuhe BALDESSARINI Hemd GAULTIER JUNIOR VINTAGE 154


Pullover BURBERRY PRORSUM Schuhe PORSCHE DESIGN Hose und Brille VINTAGE

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Hose FALKE Hemd ZIAD GAHNEM VINTAGE Jacke und Schuhe BELSTAFF 156


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„Scorn“ (2011) von Tomoo Gokita

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Foto: Shuzo Sato

„In der Kunst ist das Überschreiten von Grenzen unerlässlich. Dadurch wird sie zu diesem mächtigen Phänomen, das uns Menschen in den Bann zieht.“ Ryutaro Takahashi

Portrait von Rie Odawara

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„Where the beauty is“ (2012) von Sayaka Toda

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inen Abschluss an der medizinischen Fakultät der renommierten Toho Universität 1977, Arbeit in der neuropsychiatrischen Abteilung der nicht minder anerkannten Keio Universität 1980, medizinischer Spezialist einer japanischen Agentur für internationale Beziehungen in Peru, eine eigene Klinik in Tokio und die Veröffentlichung mehrerer Wissenschaftsbücher: Die berufliche Laufbahn Ryutaro Takahashis liest sich wie eine musterhafte Vita, dessen raumgreifende Intensität kaum Zeit für Privates vermuten lässt. Seine ganz persönliche Leidenschaft aber, hat sich über die Jahre leise in den Vordergrund geschoben und ist fast bemerkenswerter, als seine beispiellose Karriere: Ryutaro Takahashi besitzt eine der größten Sammlungen zeitgenössischer japanischer Kunst, und gehört damit zu den aktivsten Sammlern internationaler Größe. Rund 2000 Werke, größtenteils Gemälde, Zeichnungen, Videoarbeiten und Skulpturen japanischer Künstler, umfasst dieser unvergleichliche Bestand. In den 1990er Jahren, als sich japanische Museen die kostspieligen Werke aufgrund der Wirtschaftskrise nicht leisten konnten, erstand Takahashi den Grundstock seiner Sammlung. Ein Gespräch über eine außergewöhnliche Leidenschaft, die Balance zwischen Rationalität und Emotion und das Zusammenwirken von Kunst und Psyche.

„Entenka“ (2007) von Hiroki Tashiro

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Herr Takahashi, Sie sind Besitzer einer der größten privaten Sammlungen zeitgenössischer japanischer Kunst. Lässt sich Ihre Leidenschaft mit einer Sucht vergleichen? Ich kann kaum sagen, wie groß meine Sammlung inzwischen ist. Es werden ungefähr 2000 Arbeiten sein. Dass ich die exakte Anzahl der gesammelten Werke nicht genau benennen kann, ist wohl ein Zeichen dafür, dass es sich um eine Art Sucht handelt. Ich habe drei Lagerhäuser für meine Schätze, darüber hinaus werden einige in den Lagerräumen von Galerien aufbewahrt. Abgesehen von dem großen Zeitaufwand und der aufwändigen Logistik, gibt es ja auch monetäre Aspekte. Haben Sie finanzielle Grenzen, die Sie nicht überschreiten? Bei 300.000 US-Dollar liegt meine Schmerzgrenze. Normalerweise versuche ich aber unter 100.000 US-Dollar zu bleiben. Wenn mir allerdings das „vollkommene“ Werk begegnet, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie viel zu zahlen ich bereit wäre. Sind Ihre Kaufentscheidungen eher rational oder emotional geprägt? Anfänglich war meine Wahl eher emotional beeinflusst. Mit der Zeit hat sich das geändert, heute kaufe ich durchaus auch aus rationalen Beweggründen. Irgendwann haben sich die Prioritäten verlagert.

Verfolgen Sie mit der Auswahl Ihrer Werke ein spezielles Ziel oder kann man sagen, dass die Sammlung an einem gewissen Punkt „fertig“ ist? Nein, vollständig wird meine Sammlung nie sein. Es gibt kein wirkliches Ziel, das würde dem Sammeln für mich nicht mehr Sinn geben, geschweige denn es vereinfachen. Angefangen hat wohl alles mit Ihrem Entschluss, Kunstwerke für Ihre Klinik zu erwerben? Nicht ganz. Ich wollte tatsächlich neue Bilder für die Klinik kaufen, allerdings keine zeitgenössische Kunst. Die Leidenschaft zur Contemporary Art hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Gibt es Vernetzungen zwischen Ihrer Liebe zur Kunst und Ihrem Beruf als Psychiater? Setzt die Leidenschaft für ein so emotionales Thema wie die Kunst ein Interesse an der Psychologie voraus? Das glaube ich absolut nicht, nein. Die Welt der Kunst ist endlos und lässt sich nicht so einfach kategorisieren, die Psychologie wird lediglich zur Interpretation benötigt. Trotzdem wirken natürlich beide aufeinander, man denke nur an den großen Paradigmenwechsel in der Entstehungsphase des Surrealismus. Meine Tätigkeit als Psychiater hat kaum Bedeutung für mein Interesse an Künstlern und ihren Werken. Ich denke vielmehr, dass Kunst, wenn sie psychologisch interpretiert wird, ihre sinnliche Anziehungskraft verliert. Haben Sie beim Betrachten eines Bildes schon mal gedacht, dieser Künstler bräuchte dringend eine Therapie? Kunst funktioniert jenseits des menschlichen Verstands. Ich denke es gibt Kunst, die man nicht erklären kann, selbst wenn man die psychischen Hintergründe des Künstlers kennt. Wenn ein Künstler mit einem mentalen Leiden Kunst schafft, dann denke ich nicht, dass er eine Behandlung benötigt. Dann ist ja die Kunst seine Therapie. Bedenklich wird es, wenn er dieser Leidenschaft nicht mehr nachgehen kann. Yayoi Kusama hat einmal gesagt, dass sie während ihrer Therapie nicht zu künstlerischem Schaffen fähig war.

„Makaroni Girl” (1999) von Yayoi Kusama

Sie beschreiben Yayoi Kusama als eine besonders einflussreiche Künstlerin der zeitgenössischen japanischen Kunst. Auch Ihre persönliche Beziehung zur Kunst hat sie beeinflusst. Wie kommt das? Ihr Konzept des unendlichen Wachstums ist ein Paradebeispiel der künstlerischen Stilisierung unserer Zeit, die von Konsum und Massenproduktion geprägt ist. Kusamas Kunst hatte bereits Einfluss auf Andy Warhol. Ich kenne keinen anderen Künstler, der so konsequent anorganische Dinge wie Punkte und Linien als Stilmittel verwendet. Diese grafischen Elemente werden aber auch auf organische Objekte übertragen. Ein unglaubliches visuelles Vergnügen! Gibt es noch unbekannte Künstler, deren Arbeit Ihnen besonders gefällt? Ja, zum Beispiel Aki Kondo, die bereits im Kawaguchiko Museum zu sehen war. Sie hat die allererste Ausstellung meiner Sammlung in Sapporo gesehen und hat mir mal gesagt, dass die unglaubliche künstlerische Freiheit dieser Schau sie so sehr beeindruckt hat, dass sie selbst zu ihrer künstlerischen Arbeit fand. Ihre überdimensionierten Werke zeigen diese Freiheit, die sie damals so faszinierte. Hat sich die japanische Kunstszene seit dieser ersten Schau, oder besser seit dem Beginn Ihrer Sammelleidenschaft, stark verändert? Kunst ist ja ohnehin ständig im Wandel. Die Generation von Takashi Murakami und Yoshitomo Nara kommerzialisierte beispielsweise die Kunst. Ich denke, meine Kollektion hat diesen Vorgang noch beschleunigt.

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„History of Rise and Fall“ (2006) von Manabu Ikeda


Installation von Tomoko Konoike

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„Mimio-Odyssey” (2005), Videoarbeit von Tomoko Konoike

Haben Sie je darüber nachgedacht, diese Zukunft auch mit zu gestalten und selbst künstlerisch tätig zu sein? Welches wäre Ihr Medium? Selbst Kunst zu machen war für mich nie eine Option, aber wenn, dann wären es wohl die modernen Medien, die mich am ehesten reizen. Vielleicht Fotografie oder Videoarbeiten. Gibt es einen Unterschied zwischen Ihnen als Kunstsammler und der Privatperson Ryutaro Takahashi? Natürlich gibt es einen beträchtlichen Unterschied zwischen meinem Alltag und meinem Leben als Kunstsammler. Erst die Diskrepanz zwischen Realität und Illusion macht die Menschen so anfällig für die Kunst. So würde ich es zumindest beschreiben. Welche Art Kunst schätzen Sie in Ihrem privaten Umfeld? Gibt es ein Werk, das Sie in jedem Raum Ihres Hauses haben wollten? Dazu fällt mir eine Redensart ein: “Ein Liebhaber ist nicht immer mit dem Ehepartner kompatibel”, ich kann also über die Kunst zu Hause nicht allein entscheiden. Tendenziell schätze ich Werke, die Kraft spenden, aber ich habe durchaus auch Bilder, die Ruhe und Kontemplation vermitteln. Ist das die Zukunft der japanischen Kunst? Die Kommerzialisierung ihrer selbst? Ich sehe die Zukunft in der Globalisierung der Kunst. Im Moment zeichnet sich ein Trend ab, bei dem sich das asiatische Chaos mit der Fine Arts aus dem Westen vereint. Für mich ist dies die Zukunft der zeitgenössischen Kunst Japans, die sich als solche noch etablieren muss. Die westliche Kunstszene hat sich schon lange gefunden, die asiatische allerdings wurde eher zu einem feststehenden Begriff, als sie vom Westen als eben diese identifiziert wurde.

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Was hängt in Ihrem Schlafzimmer? Da hängt Takanobu Kobayashis “Pillow”. Außerdem habe ich dort viel Keramik von Yohei Nishimura. Was darf Kunst nicht? Alles ist natürlich nicht erlaubt. Das Überschreiten von Grenzen in der Kunst ist allerdings sehr wichtig, dadurch wird sie zu diesem mächtigen Phänomen, das uns Menschen in den Bann zieht.


Bild oben: In seinem Schlafzimmer setzt Ryutaro Takahashi auf Minimalismus: „Pillow“ (1998) von Kobayashi Takanobu Bild rechts: „Pansies” (2001) von Mika Kato (Nishimura Gallery) Bild unten: „Happiness and Despair” (2008) von Nachi Satoko

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NEWCOMER ILLUMINATED Ihre Kollektionen erstrahlen im besonderen Licht. Klassische Menswear wird mit starken Farbkontrasten oder nostalgischer Graffiti-Kultur gebrochen, filigran-puristische Formen erhalten einen geheimnisvollen Charme. Drei talentierte Designer kreieren Klassiker mit außergewöhnlichem Twist: Innovationen von besonderer Leuchtkraft. von Stephanie Baumgärtner 168


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Adebayo Oke-Lawal

Adebayo Oke-Lawal zeigt klassische Herrenmode in neuem Licht

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Weiblich ist das neue männlich! Kitsch wird zur Tragbarkeit und Farbe zum klaren Modebekenntnis: Designer Adebayo Oke-Lawal aus Nigeria präsentiert ein breites Spektrum an eleganter Herrenmode mit modernem Twist. So zeigen sich unter seinem Label „Orange Culture“ klassische Anzugelemente im verspielt-extrovertiertem Gewand. Bereits seit dem Alter von 10 Jahren liebäugelte der kreative Lockenkopf mit Mode, vermochte sich allerdings lange nicht zwischen den Bereichen Design, Styling und Journalismus zu entscheiden. So wählte er zunächst das Konträre und entschied sich für ein vermeindlich bodenständiges Wirtschaftsstudium an der University of Lagos. Bis sich seine künstlerische Ader durchsetzte. Nach anfänglichen Zusammenarbeiten mit Designerin wie Ugoma Adegoke of Zebra und Kiki Kamanu waren es für Adebayo nur noch wenige Schritte zum eigenen Label „Orange Culture“. Basierend auf dem Gedanken klassischer Eleganz in Kombination mit wagemutigen Farben, Mustern und asymmetrischen Schnitten, wurde die Mode auf den urbanen, jedoch unklassifizierbaren Mann ausgelegt: Stoffe, so bunt, lebhaft und mutig wie der Designer selbst. Inspiration schöpft der Newcomer aus seinem eigenen Leben und betrachtet seinen Stil als „quirky, edgy and fun“.


Im Rahmen der Ausstellung „Woven Threads“ wurde die Kollektion „The Feeling“ von Fotograf Obi Sonto gekonnt in Szene gesetzt und beleuchtete die Zukunft nigerianischer Mode mit Hinblick auf die Wurzeln afrikanischer Handwerkskunst. Adebayo entschied sich dabei bewusst für Adire-Textilien, zu Deutsch: „alles was gebunden und gefärbt ist“. Charakteristisch für die traditionelle Färbung ist die oft tiefblaue Farbe Indigo. Vereinzelte Stellen bleiben durch Abbinden, Verknoten, Umwickeln, Abnähen oder Falten ungefärbt und bilden ein Muster auf dem gefärbten Textil. „Orange Culture“ steht für mehr als nur Anzüge und präsentiert sich am internationalen Modehimmel – als aufgehender Stern. http://www.orange-culture.com/

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Rachel Boston

Eine eigene Welt voller bizarrer Geschöpfe: Käfer, Skorpione, Geweihe – der klare Bezug zur Natur lässt sich in Rachel Bostons Kreationen kaum abstreiten. Ein krabbelnder Mikrokosmos, den die Britin in den letzten zwei Jahren erschuf. Dabei bietet das gleichnamige Schmucklabel genügend Freiraum für kreative Reflexionen und naturbezogen-mystischen Charme. Auf der Suche nach der eigenen Identität und der damit einhergehenden unverkennbaren Handschrift, studierte die in London geborene Künstlerin Jewellery Design am Central Saint Martin’ s College of Art & Design. Jene Einrichtung, die bereits renommierte Designer wie Hussein Chalayan, Alexander McQueen oder Zac Posen hervorbrachte. Zum Ausbau der bereits gereiften handwerklichen Fähigkeiten absolvierte Boston überdies Gravur Studien am Gemological Institute in New York und lässt uns seit jenem Abschluss an ihren filigranen Kunstwerken teilhaben. Mag der Blick in der jüngsten Kollektion „The Protector“ zunächst auf die kunstvollen Tätowierungen des Male Models zielen, so schuf sie doch Kreationen, die der Dominanz von Körpermotivik standhalten können. Ihre Inspiration zieht die eigenwillige Designerin aus dem Natural History Museum, lässt dort vergangene Welten und Kulturen auf sich wirken. Der perfekte Ort, um den Kopf zu leeren und ihn anschließend mit kreativen Ideen füllen zu können. Ebenso von ihren venezolanischen Wurzeln beeinflusst, lässt Rachel Boston Ursprüngliches und Ethnisches mit ungewöhnlicher Raffinesse entstehen, fokussiert dabei keine Trends, sondern schafft zeitloses Design, das nicht mit den saisonalen Visionen einhergeht. Hörbücher oder inspirierende Musik begleiten Rachel während der aufwendigen handwerklich filigranen Produktionsprozesse und sind Meditation als auch Inspiration zugleich. Die Ergebnisse lassen staunen: feingliedrige, organische Formen, die sich keinem Geschlecht zuordnen lassen, sowohl an Männern als auch an Frauen funktionieren und der individuellen Kombinierbarkeit ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Das Label definiert sich über puristisches Design in Kombination mit geheimnisvollem Charme. Mit handwerklichem Können, kulturellen Wurzeln und zeitlosen Visionen schafft Rachel Boston eine gelungene Symbiose aus fragiler Weiblichkeit und kraftvoller Männlichkeit! www.rachelboston.co.uk

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Wilde Kreaturen der Natur in filigranem Design von Rachel Boston

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Art Nouveau trifft auf tranceartige Elemente

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Serhat I¸sık

Photography: Kirchknopf + Grambow | Styling: Jasmin Meyer-Jürshof | Consulting: Christian Stemmler | Grooming: Carina Wittmann | Graphic: Tim&Tim

Zwischen Klassik und Moderne schafft Designer Serhat Isık einen Raum, wo Eleganz und Lässigkeit aufeinanderprallen. Als Absolvent der renommiertesten Modeschulen Deutschlands, der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und Fh Bielefeld, lernte das Designtalent sein Handwerk bereits bei Modelabel „Bless“ und wagt sich seitdem an die Kombination aus Kreativität und Tragbarkeit. Dabei bleibt der Designer auf dem Boden, castet für sein aktuelles Lookbook im Herzen Weddings selbst sein Modell und kombiniert am jungen Asad nostalgisches Denim und Sweater mit Bomberjacken und Kunstlederparkas. Seine Herbst/Winter 2013 Kollekion „Balikesir“ vereint Wurzeln und bezieht sich gleichzeitig auf Street Wear der amerikanischen Graffiti Szene in den 80ern. Türkei trifft auf Deutschland, Brooklyn auf Wedding. In Zusammenarbeit mit den Grafikern Tim+Tim entstand ein Lookbook, dass sich der New Aesthetic zuordnen lässt. Eine Strömung, die die digitale Sprache in den Modekontext überträgt. Klassische Menswear geht mit experimenteller Streetwear eine interessante Liaison ein - entkrampft, ehrlich, elegant. Mode für den modernen „Fresh Prince of Belair“, ein Gentleman, der der Spießigkeit den Kampf erklärt.

Weddings großer Stolz: Designer Serhat Isık

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Two-Tone-Krawatten in rot-schwarz und blau-schwarz von FILIPPA K, blaue Krawatte von LAGERFELD, Krawatte in beigefarbener Ton-in-Ton-Musterung von HERMÈS, puderfarbener Hut von EMPORIO ARMANI, kleine blaue Tasche und grüne Strickmütze von FILIPPA K und Schals unterschiedlicher Streifenmuster von JEREMY MC ALPINE 176


Schwarze Ledertaschen unterschiedlicher Größe in dreidimensionalem Design und silberne Manschettenknöpfe von ERMENEGILDO ZEGNA

FOTOS RAGNAR SCHMUCK

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Rotes Lederetui mit Reißverschluss, magentafarbenes Lederkuvert, Seidencarré in grafischem Dessin, sowie „cartes à nouer”-Kartendeck von HERMÈS, rotes Lederportemonnaie, sowie schwarzer und orangefarbene Gürtel von LOUIS VUITTON, pinkfarbenes Lederportemonnaie von AIGNER, Schal in grafischem Dessin von MARIMEKKO, Notizbücher unterschiedlicher Farben und Größen von MOLESKINE und Produkte von SHISEIDO, ART DECO und ESTÉE LAUDER aus der Kosmetikabteilung der GALERIES LAFAYETTE BERLIN

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Große Lederclutch in Tricolour-Design von 3.1 PHILLIP LIM via MATCHESFASHION, orangefarbener Ledergürtel von LOUIS VUITTON und Produkte von CHANEL, DIOR und ACQUA DI PARMA aus der Kosmetikabteilung der GALERIES LAFAYETTE BERLIN

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Fotos: Ragnar Schmuck

Schwarze Fliege von FILIPPA K, Krawatte in beigefarbener Ton-in-Ton-Musterung, sowie dreieckiges Halstuch in Rostbraun von HERMÈS, gestreifte Krawatte von EMPORIO ARMANI, Schlüsselanhänger mit Leder überzogenen Karabinerhaken in braun und orange von LOUIS VUITTON, schwarzer Ledergürtel mit goldenem Detail von BY MALENE BIRGER und Produkte von SHISEIDO und ACQUA DI PARMA aus der Kosmetikabteilung der GALERIES LAFAYETTE BERLIN


Armreifen in Farbverlauf von Kirschrot zu Braun, sowie Armreifen mit grafischem Muster von HERMÈS, blaue Pelzmütze von CHANEL, Ledergürtel mit Schleife in Petrol und Pink von AIGNER, Kette aus kreisrunden Holzelementen von MARIMEKKO und Produkte von SHISEIDO und DIOR aus der Kosmetikabteilung der GALERIES LAFAYETTE BERLIN 181


ls New Yorker Rapper und Hip Hopper sein Glück in Deutschland zu versuchen, ist eher ungewöhnlich. Weiß man doch, dass RAP im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu Hause ist. Da ist es schon verwunderlich, dass der amerikanische Rapper Thunderbird Gerard nach musikalischen Stationen in Liverpool und London in Berlin gelandet ist. Hier arbeitet er an seinem ersten Album als Solokünstler mit dem Produzent und Musiker DJ Stickle, der sich mit Bushido einen Namen machte und aktuell Chakuza und Casper betreut. Thunderbird Gerard ist schon längst mehr als nur ein Geheimtipp. Seine erste Singleauskoppelung „Leave it all behind“ ist aus dem Jahr 2011, später schaffte er es mit „Thunderbird“ auf mehr als 350.000 Klicks auf YouTube. Beeindruckend – wenn man diese Zahl nicht mit einem Rekordschlager wie Justin Bieber vergleicht. Aber das will auch niemand. Als junger Mann verlässt er seine amerikanische Heimat. Zu eingeengt in vorherrschenden Klischees über amerikanischen Rap und Hip Hop, zu wenig Freiraum, wenn weder Gewalt noch Drogen noch verpasste Chancen im Leben das zentrale Thema der Musik sind? Oder einfach nur der Drang in die weite Welt hinauszuwollen? Reisen ist nicht immer Flucht – auch hier muss ich mich eines Besseren belehren lassen. Über Umwege landet er in Berlin. Wer ist das nun? Thunderbird Gerard. Man findet so einiges von ihm und über ihn, aber noch nicht genug. Er scheint sich in einem Zwischenfeld zu bewegen, verheißungsvoll und unglaublich talentiert, aber noch nicht angekommen. Bei einem Treffen im Loft der Berliner Kreativagentur thinkOOTB in Kreuzberg, haben wir die Gelegenheit ihn persönlich kennenzulernen. Perfekt gestylt, aber erstaunlich unprätentiös spricht er über seine Arbeit, seine Vergangenheit, die Pläne für die Zukunft und ein bisschen drum herum.

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Deine Eltern waren nicht begeistert von Deiner Idee Musiker zu werden. Sie wollten, dass Du etwas Vernünftiges lernst. Was hätte das sein können? Meine Eltern kommen aus dem Bereich der Mathematik und Naturwissenschaften. Daher bezweifle ich, dass sie von meiner Idee, Künstler zu werden sehr begeistert waren. Mein Vater hat aber schon früh erkannt, dass ich mich nicht leicht abschrecken lasse. Er kaufte mir meine erste Trompete. Ich habe sie immer noch. Aber irgendwie drehte sich alles um Spitzenleistung. Was immer Du tust, sei der Beste. Setze den Maßstab, bestimme den Standard für alle Folgenden. Das sind harte Worte über das Leben, vor allem dann, wenn man zu denen gehört, die beschließen weiterzumachen und sich der „Dope Show“ des modernen Musikbusiness anzuschließen. Gibt es einen Plan B? Ja, tatsächlich. Plan B ist ein Musiktreffpunkt in Brixton, Südlondon. Direkt an der U-Bahnstation. Man kann diesen Ort über die Victoria Line oder aber mit einem Bus erreichen. Dieser Ort existiert wirklich und ich bin mir sicher, dass es weltweit viele andere Orte dieser Art gibt. Ich kann allerdings nicht behaupten jemals da gewesen zu sein. Amerikanischer Rap und Hip Hop sind Klischee behaftet. Gangsta-Rap, Milieu, Gewalt und vieles mehr. Ist das tatsächlich so? Oder mittlerweile vollkommen überholt? Dieses Klischee ist inzwischen fast 20 Jahre alt. Ich finde es verrückt, dass es immer noch Menschen gibt, die den Begriff „Gangsta Rap“ benutzen. Der ist aus den 80er und frühen 90er Jahren und wird speziell der L.A. Gangkultur zugeordnet. Eigentlich gab es in New York nie wirklich diese Art von Gangkultur, wie es sie in L.A. gab. An der Ostküste sprach man da eher von hardcore. Jeder mit einem Verständnis für Hip Hop weiß, dass er schon immer mit Outkast und Goodiemob existiert hat – oder M.O.P., Immortal Technique oder Guru. Musik ist niemals eintönig. Ich habe das Gefühl, dass Leute, die derart über Rap sprechen, nicht die Musik oder die kulturellen Umstände meinen, sondern damit ihren oberflächlichen Vorurteilen Ausdruck verleihen. Die musikalische Darstellung über das Leben auf der Straße, über unüberwindbare wirtschaftlicher Nöte, hat sich von Generation zu Generation geändert.

Foto: Andreas Janetschko

A

Als gebürtiger New Yorker bist Du nach Stationen in Liverpool und London in Berlin gelandet. Wie kam es dazu? Ein Freund von mir ist Regisseur für Musikvideos. Er zog nach Berlin. Als ich noch in London lebte, hatte ich das Pech, dass mir nach einem Auftritt in Amsterdam die Einreise verwehrt wurde. Daraufhin setzte ich mich in einen Zug nach Berlin. Also mehr ein Zufall als ein Plan. Ich verliebte mich auf Anhieb in die Stadt. Als sich mir die Gelegenheit bot, hier im Studio zu arbeiten, nahm ich diese sofort wahr. Die Stadt hat eine lange Geschichte. Dazu kommt sicherlich, dass ich immer schon ein großer Fan von der Arbeit von Bowie und Iggy Pop war, die hier in Berlin in den 70er Jahren entstand.


Who‘s that Guy? von Violeta Berisha

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Foto: Julian Essink

Ich glaube nicht, dass Aggression in der Musik schlecht ist


Dieser Trend lässt sich aber auch in Deutschland beobachten. Softer Hip Hop, der nicht aggressiv daherkommt, ist eher selten, oder nicht? Kanye, Drake, Lil‘B und eine ganze Reihe anderer haben durch die Beschreibung ihres eigenen Lebens und Verhaltens eine Verletzlichkeit des neuen „gangster“ geschaffen. Unabhängig davon, glaube ich nicht, dass Aggression in der Musik schlecht ist. Die Musik, die ich hörenswert finde, wie z.B. Tom Waits, früher Black Sabbath, The Stooges, haben aggressive Momente. Viele meiner Tracks haben das auch – akustisch sowohl als auch textlich. Trevor Gerard Ferguson – wie passt Du in dieses klischeehafte Bild? Wie war Deine Kindheit und Jugend? Eigentlich ganz normal. Mein Vater war Ingenieur und meine Mutter Mathematiklehrerin. Nach meiner Geburt lebte ich fast ein Jahr im Waisenhaus, bevor meine Eltern mich adoptiert haben. Sie gehörten damals Teil zur ersten Generation von Afro-Amerikanern, die an den Universitäten vertreten waren. Wir waren immer von einer Vielzahl schwarzer Familien umgeben, gleichgesinnt in Bezug auf Bildung und Qualifikation. Es war weniger Motown, vielmehr war es Gil Scott Heron, Charlie Parker und Headless Heroes oft he Apocalypse. Es war cool und hat definitiv mein Weltbild geprägt.

Berlin ist ein kleiner Ort fast wie eine Insel.

Foto: Andreas Janetschko

Wann war für Dich klar, dass Du Musiker bist? Wenn Du einen Süchtigen danach fragen würdest, ob er den Zeitpunkt benennen könnte, an dem er ab-

hängig wurde – ich glaube kaum, dass er dies wüsste. Es sind eine Reihe von aufeinanderfolgenden Momenten – und ich glaube so hat es sich auch bei mir verhalten. Wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich mir immer noch nicht sicher, ob ich Musiker bin. Ich weiß nur, dass ich es liebe, Musik zu machen. Wo liegen die Unterschiede der deutschen Musikbranche im Vergleich zur britischen und amerikanischen Musikindustrie? In der britischen und amerikanischen Musikindustrie kenne ich mich aus. Deutschland ist mir immer noch ein Rätsel. Außerdem fühle ich mich nicht als Teil der deutschen Musikbranche – ich bin immer noch ein Außenseiter. Als Amerikaner werden einem hier nicht automatisch die Türen geöffnet. Berlin ist ein kleiner Ort – fast wie eine Insel. Wenn du jemanden lange genug kennst, könnte es sein, dass derjenige dich zum Kaffee einlädt. Und während man so in der Küche rumsitzt und die Tapete bewundert, springt dir etwas ins Auge und plötzlich realisiert du: Aaaaahhhhh, so machen die das also. UK und USA sind im Vergleich dazu ein bisschen wie der Wilde Westen. Es gibt eine Art von alles-ist-möglich-Gefühl darüber, was ein Hit werden kann. Das ist es, was jemandem wie mir ermöglicht, Sendezeit auf BBC oder MTV zu bekommen. Trevor, wofür steht der Name Thunderbird Gerard? Als ich in Südlondon lebte, fingen einige Freunde an, mich T-Bird zu nennen. Es begann als Witz und hat sich dann verselbständigt. Anfänglich ärgerte es mich, aber später, als CC und ich anfingen, über Namen nachzudenken, schien Thunderbird gut zu funktionieren. Es vermittelt ein Gefühl der amerikanischen 50er Jahre. Darüber hinaus erinnert es auch an frühere Entertainment-Zeiten, an reisende Bluesmusiker. Später fand ich heraus, dass der „Donnervogel“ eine Metapher für den großen Geist der amerikanischen Urvölker ist. Deine Musik ist äußerst abwechslungsreich. Nicht nur, wenn man die einzelnen Tracks miteinander vergleicht, sondern auch innerhalb eines Songs mixt du Rap und HipHop, Soul und Elektro. Sogar Spuren von Punk und Rock lassen sich finden. Wo würdest Du Dich selber einordnen? Ich möchte meine Musik als Hip Hop bezeichnen. Einige Leute haben den Begriff „ill wave“ benutzt, der mir sehr gefällt. Meine bevorzugten Sounds sind z.B. verzerrte Bässe, Trommeln, Moll-Akkorde, Harmoniegesang, alles unterschiedliche Stilrichtungen. Alles Zutaten für einen frischen Rap. In diesem Zusammenhang ist es trotzdem interessant zu wissen, welche Musik oder Musiker Dich beeinflusst haben? Das sind auf alle Fälle Nas, Notorious BIG, Gil Scott Heron, Prince, Grace Jones, Tupac, Tom Waits und viele mehr. Michael Jackson war der erste Künstler, auf den ich wirklich abgefahren bin.

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Dein Song „Leave it all behind“ erschien 2011. Dieses Jahr im September erscheint Deine erste EP als Solokünstler. Was hat sich in der Zwischenzeit ereignet? Tatsächlich kam die T.R.O.U.B.L.E – EP im Mai heraus. „Leave it all behind“ erschien schon kurz vor Ende des Jahres 2011 und das Video für „Thunderbird“ kam Juni 2012. Innerhalb weniger Monate hatte ich plötzlich einen Manager, einen Rechtsanwalt, ein neues Presse-Team und e i nen neuen Verlag. In London hatten wir unsere ersten Shows und auch eine Menge Studioarbeit.

„Thunderbird“ brachte es auf 350 000 Klicks auf You Tube. Natürlich möchte ich, dass möglichst viele Menschen meine Musik hören.

Du arbeitest in Deutschland unter anderen mit dem österreichischen Produzenten DJ Stickle, der im deutschsprachigen Raum sehr erfolgreich ist. Kann die Zusammenarbeit international Früchte tragen? Gemeinsam haben wir schon einiges bewirkt, wie z.B. die Unterstützung bei BBC Radio 1 und in der amerikanischen Presse. Und das Vibe Magazine ermöglichte die Uraufführung von T.R.O.U.B.L.E – EP. Hat das Deinen persönlichen Sound beeinflusst? Nicht hinsichtlich seines österreichischen Backgrounds. Eher in seiner Bereitschaft, neue Dinge auszuprobieren, er hat ein unglaublich gutes Gehör für Sounddesign und er erkennt, wonach ich in meinen Tracks suche. Bei welchem deutschen Musiker siehst Du Potential für eine internationale Karriere? Ich denke, Casper könnte es wirklich zu etwas bringen in den USA. Er ist Halbamerikaner und versteht die amerikanische Kultur. Außerdem hat er die poetischen Fähigkeiten und die notwendige Präsenz, um die Kids für sich einzunehmen.

Dein bisher erfolgreichstes Video „Thunderbird“ brachte es auf 350.000 Klicks auf YouTube. Wie sind Deine Erwartungen an die EP? Wie viel Hoffnung liegt im Release der EP, für Dich, für Dein Team und für die Produzenten? Natürlich möchte ich, dass möglichst viele Menschen meine Musik hören. Dem Ganzen geht ja jede Menge Arbeit voraus. Ich fühle mich wie ein Elternteil, das sich wünscht, dass es dem Kind so gut wie möglich geht. Alles, was ich tun kann, ist den Weg zu ebnen. Deine Songtexte sind auch nachdenklich und lyrisch. Was möchtest Du Deinen Zuhörern mitgeben? Gibt es ein zentrales Thema, das sich durch Deine Songs zieht? Hoffnung ist zwar ein abgenutztes Wort, aber ich versuche tatsächlich, die winzigen Silberstreifen in jeder Wolke zu finden. Das Leben ist hart. Die „verblei186

Foto: Andreas Janetschko

Letztes Jahr wurdest Du mit Deinem Song „Thunderbird“ für den UK Video Award nominiert. Wie war das für Dich? Ich hatte gerade angefangen mit Warp zu arbeiten und im Grunde genommen, war das die erste große Sache, die wir zusammen gemacht haben. CC’s Vision für das Video war einfach perfekt. Die Tänzer stammen aus dem Broadway-Musical „Fela“ und alle waren auf der gleichen Wellenlänge. Es war großartig zu sehen, wie Menschen darauf reagierten.


be doch, du Augenblick“- Momente, die wir manchmal in einem Song, in einem Buch oder auf Youtube finden, können das Leben sehr bereichern. Was genau machst Du, wenn Du mit Deiner Arbeit anfängst? Die Prozesse sind völlig unterschiedlich. Es kann sein, dass ich eine Idee zu einem Song habe, oder dass ich durch die Instrumentalmusik anderer Produzenten eine Idee entwickele. Meist gesellt sich ein bestimmter Satz oder eine Idee zu einer Melodie. Ich versuche innerhalb der ersten 5 bis 10 Minuten herauszufinden, wohin die Reise gehen könnte. Ich erspüre die Tür zu der Möglichkeit, sich dem Potenzial eines Songs zu öffnen. Von da an geht es um viel Arbeit, Überarbeiten, um Versuch und Irrtum. Was ist Dir grundsätzlich lieber: Dass die Leute zu Deiner Musik vollkommen ausrasten und sich den Teufel aus der Seele tanzen, oder aber eine Gedenkminute einlegen? Wer behauptet denn, dass nicht beides gleichzeitig möglich ist? Gibt es bestimmte Dinge, die Du in Berlin vermisst. Typisch etwas typisch amerikanisches, was Dir Deutschland nicht bieten kann? Das ist witzig. Momentan gibt es eine Menge Amerikaner in meiner Straße, das macht es schwierig mit dem Vermissen. Man sagt, dass mit der Abwesenheit das Herz etwas lieb gewinnt. Aber in den Jahren, seitdem ich weg bin, kann ich nicht sagen, dass ich irgendetwas aus USA mehr vermisste hätte als Maisbrot. Wo kann man Dich in Berlin treffen? Was sind Deine Lieblingsorte? Das Problem mit den Lieblingsplätzen besteht darin, dass sobald man es sagt, spricht es sich rum wie ein Lauffeuer und man findet sich plötzlich selber in der Situation, keinen freien Platz mehr zu bekommen. In diesem Sinne aber trotzdem: Rosa Caleta in der Muskauer Straße in Kreuzberg ist eines der besten Restaurants in Berlin. Die Besitzer sind großartig und kennen fast jeden. Und natürlich machen sie verdammt gutes Maisbrot.

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Schwarz-weiĂ&#x;es Kleid mit floralen Stickereien und spitzenbesetztem Dekoltee von UNRATH & STRANO

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La Isla

Bonita

FOTOS ALEX SCHIER STYLING SUSANNE MARX

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Schwarzes Spitzenkleid mit Schleife von UNRATH & STRANO und aufwendig gearbeitetes, schwarzes Cape leichter Transparenz von LEVER COUTURE

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Schwarze Robe mit ausladendem Rockteil aus unz채hligen Stoffschichten von LEVER COUTURE, dazu silberfarbenes Collier mit Knoten-Motiv von FOVE 192


Fotos: Alex Schier | Styling: Susanne Marx | Hair & Make-Up: Dorothee Meyer | Model: Zosia (Louisa Models)

Robe in schwarz-weißem Farbverlauf mit Spitzenbesetzen und Rockteil mit Stoffblütendekor von IRENE LUFT

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Bin ich schรถn? von Selina von Holleben

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Spieglein, Spieglein an der Wand…

D as Bedürfnis nach Schönheit, ist wie die Frage nach Gott – ein geistiges,“ sagte Umberto
Eco in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. In seinem Buch „Die Geschichte der
 Schönheit“ skizziert er die wechselnden Vorstellungen von Schönheitsidealen durch alle
 Epochen hinweg. Von der Antike bis heute haben Künstler, Denker, Literaten und
 Wissenschaftler versucht, das Phänomen dieser geheimnisvollen Anziehungskraft zu 
ergründen.
 Um sich dem Schönheitsbegriff zu nähern, sollte man zwischen dem Wunsch schön zu sein
 und einem Sinn für Schönheit unterscheiden. Der Sinn für Schönheit liegt in den Fähigkeiten
 und Neigungen des Betrachters und in seinem ästhetischen Empfinden. Er ist nicht unbedingt
 von erotischem Begehren motiviert, sondern vom Streben nach einem Ideal von Gutem und
 Schönem. Zeigt sich in der Anmut einer Landschaft nicht eine fast göttliche Pracht, die sich 
jeder Begrifflichkeit entzieht, vor der man nur wortlos staunend verweilen möchte, ohne, dass 
man sie besitzen muss? Schönheit zeigt sich im Immateriellen, in einer tugendhaften Handlung etwa, durch Empathie, 
in einer Stimmung. Sie verbleibt in der Leichtigkeit einer Bachkantate oder in der Zartheit
 eines in sich versunkenen Kindes. Immaterielle Schönheit lässt sich nicht festzuhalten, nur
 sinnlich, bewusst im Fluss der Zeit erkennen. Entscheidend für die Wahrnehmung solch 
plötzlicher Erscheinungen momenthafter Schönheit, sogenannter Epiphanien, wie sie auch in
literarischen Werken von Joyce, Musil oder Proust vorkommen, ist der aufmerksame Blick.
 Das subjektive Empfinden selbst, dafür, was schön ist, vermag dabei einem inneren Resonanzboden
 zu entspringen, der bei jedem Menschen unterschiedlich komplex ausgeprägt ist. Je nach
 Bedürfnissen, Vorlieben, Sehnsüchten und Reifegrad findet eine bestimmte Schönheit den 
Weg zu ihrem Betrachter. Oder eben nicht.

 In der materiellen Welt findet das Schöne in unzähligen Objekten, Personen, in Schmuck, 
Kleidung oder Kunst, Ausdruck. Mona Lisa, Rita Hayworth, eine Chanel Kollektion - all
 diese Formen bringen Glanz in unsere Augen, üben magische Anziehungskraft aus und
 steigern unseren Eros, unser Begehren. Wer kennt nicht das Gefühl, dass eine Balmain-Robe,
 ein atemberaubendes Schmuck- oder auch ein Möbelstück auslösen, wenn es zu einem zuruft: „Ich
 gehöre zu Dir! Nimm mich mit!“. Rechtfertigt man nicht sogar durch das Gefühl
 schicksalhafter Fügung die eigene Bereitschaft entgegen aller Logik fast jeden Preis zu zahlen
 um sich etwas Bestimmtes zu gönnen? Vielleicht zeigt sich ja im Schönheitskonsum das 
Bedürfnis, einen tief empfundenen Mangel auszugleichen. 
Für den Mainstream touchiert die Werbung einfache Schönheitsplattitüden. Hübsche
 Gesichter, Sonnenuntergänge, stereotype Lifestyles. Auf einzelne Vorlieben kann keine 
Rücksicht genommen werden. Es gilt den Durchschnittsmenschen anzusprechen. Doch der Einzelne
 wird vielleicht gerade im Makel eine Hintergründigkeit, in Bruch und Versehrtheit eine
 Attraktivität und Spannung entdecken, die ihn mehr reizen, als das makellose Ideal.

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Bild unten: Andy Warhol Bild unten Mitte: Liz Taylor Bild oben rechts: Mia Farrow

S

Dem
 Phänomen der Ambivalenz auf den Grund gehen, die Oberfläche in Frage stellen, sich der 
Schönheit hinter der Hässlichkeit nähern und die vermeintliche Schönheit als hässlich 
entlarven – Volkssagen, wie „Die Schöne und das Biest“, „Der Froschkönig“, oder auch 
literarische Werke, wie Victor Hugos „Der Glöckner von Notre Dame“, verdeutlichen einen 
wichtigen Aspekt: den der Täuschung, den es aufzudecken gilt. In diesem Licht betrachtet
 verändern sich auch abwegig erscheinende Schönheitsideale vergangener Zeiten oder fremder 
Kulturen, wie eine straff geschnürte Taille, ein deformierter Fuß oder der kahl rasierte
 Haaransatz eines Frauenschädels. Liegt im Erkennen des Wesenhaften, und zwar über die 
äußere Erscheinung und die eigene Befremdung hinweg, die eigentliche Schönheit? Und wer
 oder was ist dann eigentlich schön? 
In Platons Symposium berichtet Sokrates von einer Unterhaltung mit der weisen Diotima, die 
ihn in Bezug auf das Schönheitsempfinden in die Lehre von der philosophischen Lenkung des 
erotischen Dranges wies: In der Jugend solle man sich zuerst schönen Körpern, dann

 seelischer Schönheit zuwenden, um schließlich die Ethik schönen Handelns zu pflegen. Im
 Begreifen, dass sich Schönheit nicht nur an das Einzelne bindet, sondern sich im Einzelnen als
 Besonderes zeigt, gelangt der Liebende zur höchsten Erkenntnis: Der Quell der Schönheit
 verbirgt sich in allen Erscheinungsformen. Für den liebend Sehenden wird alles schön und als
 solches wahrnehmbare Wirklichkeit. Selbst eine unansehnliche Geliebte. 
Was für den einen Suche nach geistiger Vollendung ist, ist für den anderen endlose Sucht.
 Abseitig, skurril wie Maskeraden, erscheinen Menschen, die Opfer ihres Schönheitswahns
 wurden, das rechte Maß aus den Augen verloren haben. Das gilt auch für den Chirurgen, den
 Schöpfer dieses Aberwitzes: Da schlängeln sich wahnwitzig gestraffte Katzenaugen zur
 Schläfe empor, da quellen Puttapfelbacken wie Tumore bis zu den Ohren, da stülpen sich
 entzückend kleine Pudelnasen in irritierendem Missverhältnis aus der Gesichtsmitte heraus oder geglosste Schlauchbootlippen schwappen die Kinnlinie entlang.

taunend fragt man sich,
ob man das Gegenüber nicht höflich auf die Misslichkeit des Gesamteindrucks aufmerksam
 machen sollte. Täte man das nicht auch, wäre es nur ein bisschen Petersilie zwischen den
 Zähnen? Es ist vielleicht möglich, dass solche Gesichtsfragmente isoliert und aus der Nähe 
betrachtet, schön erscheinen mögen, doch am Ende fügt sich die Summe der Teile in der 
Entfernung wieder zusammen. Das Nicht-Passende wird sichtbar. Das zeigt, wie wichtig eine 
Distanz, sogar eine emotionale, für die Wahrnehmung von Schönheit ist. Fehlt sie, kann das 
zuweilen beklemmende Fragen zum Verhältnis zwischen Künstler und Kunstwerk aufwerfen.
 Doch auch wenn Schönheit im Schlund von Absurditäten verschwindet, ist unser Humor erst
 einmal berührt, löst gerade dieser Humor die Ehrfurcht auf und schafft eine Nähe, die wieder
 auf der Ebene gemeinsamer Wahrnehmung verbindet.
 Plastische Chirurgie, Wellness, Mode, Beauty – all diese Konsumkategorien widmen sich 
dem Verlangen, die eigene Schönheit hervorzuheben, zu bewahren, zu pflegen oder eben zu korrigieren. Die jährlichen
 Milliardenumsätze der Kosmetik- und Modeindustrie machen deutlich, dass 
Selbstverschönerung ein zutiefst menschliches Bedürfnis ist. Selbst Naturvölker, demnach ohne 
Internetzugang, folgen ihm auf ihre Weise, indem sie bestimmte Merkmale, z.B. die Lippen,
 bewusst überformen. Es gibt sie also. Die 196


regionalen und nationalen Unterschiede von
 Schönheitsidealen, wie auch der Umgang mit ihnen. Zieht die deutsche Frau vielleicht pikiert 
eine Augenbraue hoch, weil es in Brasilien Trend ist, sich den Po knackig formen zu lassen, zelebriert die Brasilianerin ebenso leicht und hingebungsvoll ihre Lust an selbigen und lächelt dabei nonchalant über die Tatsache hinweg, dass deutsche Frauen vielleicht nur deshalb eine Brustvergrößerung vornehmen lassen, weil sie weniger sich selbst, als dem Partner gefallen wollen. Will man nun schön sein für sich, oder für andere? Erlaubt ist beides. Normal auch. 
Selbstverschönerung hat wenig mit griechischen Idealen zu tun. Sie ist vielmehr ein Versuch
, die eigene Attraktivität zu inszenieren. Nicht allein als Mimikry zur Arterhaltung. Doch 
entscheidend bleibt das Maß. Eitelkeit ist durchaus erlaubt, wenn es darum geht, die eigenen 
Vorzüge sichtbar zu machen. Mode gilt hier als kongeniales Medium. Durch die Art wie wir 
uns kleiden, schaffen wir Nähe oder Distanz, spiegeln innere Zustände und Sehnsüchte,
 spielen mit Suggestion, mit nonverbalen Botschaften, die Rückschlüsse auf Identität, innere
Haltung und Schönheitsverständnis zulassen.
 Heißt also „Bin ich schön?“ nicht auch „Bin ich attraktiv?“, oder „Werde ich geliebt,
(an)erkannt?“, und zeigt sich in diesen Fragen nicht explizit das Bedürfnis nach Zuordnung, 
Anpassung und Abgrenzung? Ob schön, ob hässlich, ob vom eigenen Spiegel oder gespiegelt
 vom Außen: Existieren bedeutet wahrgenommen werden. Und darin liegt doch eigentlich das wirklich Schöne am Menschsein.
 Bin ich schön? Ist Titel einer Ausstellung, die am 27. September 2013 im Museum für
Kommunikation in Berlin ihre Pforten öffnet. Von den Paarungskriterien bei Mensch und
Tier, über mathematische Formeln der Ästhetik bis hin zu universalen Schönheitsmerkmalen,
präsentiert Kurator Kurt Stadelmann dem Besucher eine faszinierende Schönheitsoffensive,
inklusive eines interaktiven Begleitprogrammes. Manchmal subtil, manchmal direkt, wird der
Besucher angehalten, den eigenen Anspruch an Schönheit zu hinterfragen. Schöner wird man dadurch nicht, aber vielleicht gelassener.

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Once upon in Paris...

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In New York eröffnet das Metropolitan Museum of Art, Schottland und England tragen das erste Fußballländerspiel aller Zeiten aus, Berlin wird Hauptstadt des Deutschen Kaiserreichs – zu Zeiten der Unternehmensgründung S.T. Duponts 1872 war die Welt eine andere. Gleichermaßen von turbulenten Geschäftsentwicklungen, wie einem unverwechselbar luxuriösen Lebensgefühl geprägt, stattet die Pariser Marke Prominente wie Coco Chanel, Humphrey Bogart oder Audrey Hepburn aus, zählt ebenso Napoleon III. wie Queen Elisabeth II. zu seinen Kunden und wird vor allem als Ausstatter royaler Persönlichkeiten bekannt. 2012 feierte S.T. Dupont den 140. Geburtstag. Interview QM-Red.

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H

aben sich die Zeiten, die Wirtschaft und die Welt des Konsums auch grundlegend verändert, so präsentiert das Haus Simon Tissot-Duponts heute wieder das, was die Marke weltberühmt gemacht hat: Exquisite Lederwaren, Schreibgeräte und Feuerzeuge, die in detaillierter Handarbeit entstehen. Dass Dupont wieder zu seinen distinguierten Wurzeln zurück finden konnte, hat das Label nicht zuletzt Alain Crevet zu verdanken, der heute als CEO an der Spitze des Hauses steht. Ein Gespräch über 140 Jahre S.T. Dupont, die Zusammenarbeit mit Karl Lagerfeld und falsche Entscheidungen aus weißem Krokoleder. S.T. Dupont blickt auf eine lange Firmengeschichte zurück. Seit wann sind Sie persönlich mit der Marke vertraut? Schon seit meiner Jugend. Mein Vater und Großvater waren Zigarrenraucher und ich kann mich gut an ihre schönen DupontFeuerzeuge erinnern. Das würde heute nicht mehr unbedingt als politisch korrekt aufgefasst werden, aber als ich 18 war, schenkte mein Vater mir mein erstes eigenes Feuerzeug von S.T. Dupont. Sie können mir glauben, ich war unfassbar glücklich und habe damit schamlos vor meinen Freunden angegeben! Deswegen war ich auch erschüttert, als ich von den schlechten Zeiten Duponts gehört habe, das Haus wäre fast bankrott gegangen. Ich habe einen der damaligen CEOs getroffen, der meine Ideen spannend fand und mich aufforderte, sie umzusetzen.

Alain Crevet, CEO von S.T. Dupont

Was war zur Wiederbelebung der Marke Ihr wichtigstes Werkzeug? Zwei Dinge: Eine große Portion Neugierde und viel Respekt vor der Geschichte der Marke. Ich habe zuerst der Pariser Boutique einen Besuch abgestattet. Ich erinnere mich genau an das Schaufenster, in dem eine weiße Krokodillederjacke zu einem irrwitzigen Preis von umgerechnet 25.000 € präsentiert war. Wer um Himmels Willen geht zu Dupont, um eine ausgefallene Jacke zu einem fünfstelligen Betrag zu kaufen? Als ich die Mitarbeiter um einen Füllfederhalter und ein Feruerzeug bat, mussten sie diese aus der letzten Ecke des Geschäfts hervorkramen. Wie die Marke einen so falschen Weg einschlagen konnte, ist mir schleierhaft. Ich habe mich dann 2007 mit Monsieur Dupont zusammen gesetzt, dem 93-jährigen Enkel des Gründers. Er war der Letzte der Familie Dupont, der das Haus geleitet hat, bevor er es verkaufte. Seitdem hatte ihn keiner der Vorstände von S.T. Dupont mehr um Rat gefragt. Er zeigte mir ein altes Buch, das er wie einen Schatz bei sich zu Hause aufbewahrte – eine Liste aller Persönlichkeiten, die S.T. Dupont ausgestattet hatte. Coco Chanel zum Beispiel, auch Humphrey Bogart oder Audrey Hepburn. Mir wurde klar, dass es bei einer so spannenden Historie, nichts weiter als eine frische Brise brauchen würde, um die Marke wieder erfolgreich zu machen. Man musste einfach zu den Wurzeln zurück finden und damit aufhören, weiße Krokolederjacken für 25.000 Euro zu produzieren. Das klingt nach einem klaren Verständnis Ihrerseits von dem, was S.T. Dupont ausmacht. Wie würden Sie die Marke verschlagworten? Schon der Firmengründer Simon Tissot-Dupont hat gesagt, dass die Aufgabe des Hauses die Anfertigung einzigartiger Produkte für einzigartige Persönlichkeiten ist. Ich denke, das fasst den

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„Schau mir in die Augen, Kleines“: Humphrey Bogart war Kunde von S.T. Dupont. Heute ehrt eine ganze Kollektion den legendären Schauspieler

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Die perfekte Handwerkskunst ist nicht nur Ausgangspunkt jeder Produktentwicklung Duponts, sie bestimmt die gesamte DNA der 140 Jahre alten Marke.

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Aufwendiges Stiftdesign inspiriert von Fritz Langs „Metropolis”

Geist und die Seele S.T. Duponts gut zusammen. Seit 140 Jahren entwickelt das Label in Hinsicht auf Qualität und Design bemerkenswerte Produkte, die alle in absoluter Sorgfalt und erprobter Handarbeit an dem selben Ort in Frankreich entstehen. S.T. Dupont hat bereits Napoleon III. mit Reisetaschen und Koffern ausgestattet, wir haben für zahlreiche Könige und Königinnen angefertigt und sind so speziell als Ausstatter royaler Persönlichkeiten bekannt geworden. Auch Politiker der französischen Regierung gehören zu unseren Kunden. Sowohl der letzte als auch der aktuelle Präsident unseres Landes unterzeichnen mit Stiften von S.T. Dupont. Und wieso passt für Sie Karl Lagerfeld so gut zu diesem Credo? Wie kam es zu der Kooperation? Das passt doch perfekt! Ich kenne Karl durch meinen vorherigen Job bei Givenchy schon sehr lange. Als wir vor zwei Jahren mit den Vorbereitungen unseres 140. Geburtstags angefangen haben, habe ich über die Anfangszeiten von S.T. Dupont nachgedacht, da war die Marke eigentlich als Unisex-Label etabliert. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zielgruppe allerdings in Richtung Men-Only verschoben - zu sehr für meinen Geschmack. Die Designs von Karl aber würden auch ein weibliches Publikum ansprechen, schließlich sind seine Entwürfe für Chanel und die Damenlinie von Fendi weltberühmt. Zudem hatte Karl mir einmal erzählt, dass er stets eines unserer Feuerzeuge benutzte, als er vor Jahren noch Raucher war. Schon seine Großmutter sagte immer: „Chez Dupont tout est bon” – „alles an Dupont ist perfekt.” Es stellte sich auch heraus, dass er viele seiner Zeichnungen mit einem Dupont-Stift skizziert. Die Anfertigung eines Feuerzeugs zum Beispiel, beansprucht sechzig Stunden Arbeit und Karl liebt gute Handwerkskunst. Er hatte gleich die Idee einer besonderen Silhouette, die von einem Fächer inspiriert ist. Karl selbst ist immer in Bewegung, er hasst Stillstand und kann gar nicht ruhig sitzen. Daher zeichnet er seine Skizzen an einem Stehtisch mit schräger Platte. Von diesem Pult rollen runde Stifte ständig runter und fallen zu Boden. Die Idee dieser ungewöhnlichen Form stammt daher aus einem eigenen Bedürfnis. Die Stifte können nicht rollen und bleiben so auf seinem Zeichentisch liegen.

War er bei der Entwicklung der Linie also absolut frei? Absolut! Er war sehr schnell mit seinen Entwürfen. Als ich ihn wenige Wochen nach unserem ersten Meeting in seinem Atelier besuchte, waren die Entwürfe bereits fertig. Er hatte der Linie den Namen „mon Dupont” gegeben - „mein Dupont.” Das war ein ganz witziger Besuch und Karl hat mir gestanden, die Stifte im Grunde für sich selbst entworfen zu haben: „Wenn sie Anderen gefallen, ist das schön, aber wenn nicht, ist mir das eigentlich auch egal.” Das klingt doch sehr nach Karl Lagerfeld! Ist die Kooperation mit namhaften Designern Teil einer Strategie, die Sie mit S.T. Dupont verfolgen? Sind weitere Zusammenarbeiten geplant? Ich kann darauf noch keine Antwort geben. Momentan kooperieren wir mit Eiichiro Oda, dem berühmtesten Manga-Zeichner Japans, der fantastische Traumwelten mit Piraten, Ungeheuern und Nixen zeichnet. Für unsere gemeinsame Linie hat er einen neuen Charakter entwickelt, eine Meerjungfrau, die jetzt Schreibgeräte, Feuerzeuge und kleine Schachteln ziert. Unsere Kooperationspartner können in ganz verschiedenen kreativen Disziplinen zu Hause sein. Wir haben seiner Zeit auch mit Pablo Picasso zusammen gearbeitet. Bei der Zusammenarbeit geht es um gemeinsame Passion, die wir mit Menschen wie Karl Lagerfeld teilen: Die Leidenschaft für perfekte Handwerkskunst. Wenn Sie sich mit so großen Talenten umgeben und sich jeden Tag mit so vielen schönen Dingen beschäftigen, reizt es Sie da nicht auch selbst einmal etwas zu entwerfen? Nein, ich glaube fest daran, dass jeder ein gewisses Talent hat. Und meines liegt ganz sicher im Management. Ich habe aber auch eine kreative Seite, und zwar die Musik. Ich spiele seit fast 30 Jahren Gitarre und singe. Ich spiele in einer Band, mit der ich oft in Paris auftrete. Manchmal schleicht sich diese Leidenschaft auch in meine Arbeit bei S.T. Dupont ein. Unsere Designer wissen um meine Passion und haben zu Weihnachten letztes Jahr Feuerzeuge und Stifte mit Gitarren- und Totenkopfmotiven entwickelt. Für mich persönlich gab es sogar noch einen Gürtel in diesem Design. Ich schätze mich also sehr glücklich, ein so tolles Designteam um mich zu haben.

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Sie haben zuvor bei der Moët Hennessy – Louis Vuitton S.A. gearbeitet und die Kosmetiklinien von Givenchy geleitet. Die Marke hat einen deutlich gewagteren, ungewöhnlicheren Stil als S.T. Dupont. Was haben Sie zu dieser Marke und ihrer Zeit dort zu sagen? Ich habe sechs Jahre für LVMH gearbeitet, wozu neben Givenchy auch Dior gehören. Ich liebe diese Marken, einer meiner besten Freunde ist Claude Martinez, der CEO der Kosmetiklinien Christian Diors. Für mich war Dior immer die flamboyanteste Marke innerhalb der LVMH-Gruppe. Ich habe auch Hubert de Givenchy einige Male persönlich getroffen. Zu meiner Zeit bei Givenchy war aber bereits Alexander McQueen Kreativdirektor. Auch wenn ich persönlich ein großer Fan von ihm war, hat es nicht unbedingt immer gut mit uns funktioniert. Alexander war gleichermaßen brilliant wie verrückt. Hubert de Givenchy selbst war da ganz anders, ein junger Aristokrat mit einem sehr klassischen Stil. Seine Mode war nicht verdreht oder witzig. Er hat ebenso wie wir bei Dupont mit Audrey Hepburn zusammen gearbeitet. Audrey war im Grunde ganz anders als Givenchy zu der Zeit, sie war frisch und sehr amerikanisch. Sie bestach nicht durch ein sexy Image wie Marilyn Monroe, sondern hatte einen eher jungenhaften Charme. Die Mischung aus der Klassik Givenchys und Audreys Frische, hat die Marke erst richtig bekannt gemacht. Auch heute unter Riccardo Tisci lebt die Marke noch von diesem Bruch. Das ist bei S.T. Dupont anders. Wir bringen in unsere Produkte zwar immer wieder eine unerwartete Fantasie ein, bleiben aber stets nah an der langen Tradition des Hauses, sind in diesem Sinne nicht wirklich modisch.

Stilikone Audrey Hepburn machte diese „Riviera Bag“ berühmt. Sie liebte diese edle Handtasche und ihr praktisches Innenleben. Ein spezielles Verfahren macht das Diamant-Leder so widerstandsfähig und glänzend.

War der Wechsel von Givenchy zu S.T. Dupont eine große Veränderung für Sie? Sicherlich! Manchmal vermisse ich diese sehr modische Welt. Vielleicht war das auch einer der Beweggründe mit Karl zusammen zu arbeiten. Bei der Arbeit für S.T. Dupont ist manchmal das Gewicht der 140-jährigen Geschichte spürbar. Wenn man den

High-Tech trifft auf exklusives Design: Feuerzeug aus der Kollektion „Mon Dupont” von Karl Lagerfeld

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Karl Lagerfeld kreierte für S.T. Dupont die „Mon Dupont“-Kollektion. Der Designer selbst zeichnet viele seiner Skizzen mit Edelstiften dieser Firma

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Exklusive Klientenliste: Royale Persönlichkeiten wie Kaiserin Eugénie, Queen Elisabeth II. oder Kate und William - sie alle vertrauten auf die Qualität S.T. Duponts.

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Handwerkskünstlern begegnet, die unsere Produkte in einem kleinen Bergdorf nahe der Schweizer Grenze in emsiger Handarbeit anfertigen, spürt man einen großen Respekt vor der langen Geschichte S.T. Duponts. Modernität und einen Hauch Fashion einzubringen, ist eine große Herausforderung. Bei einer Marke wie Givenchy ist man freier, das ist aber nicht unbedingt besser. Es war einfach eine andere Art zu arbeiten, eine andere Dynamik, weder besser noch schlechter. Können Sie sich vorstellen für eine Marke zu arbeiten, dessen Produkte Ihnen nicht gefallen? Nein. Ich muss unbedingt Nähe und Zuneigung den Produkten gegenüber empfinden. So wie ich jetzt gern für Dupont arbeite, habe ich auch die Marke Givenchy und ihre Produkte geliebt. Ich habe mich Allem, von der Mode über die Kosmetik bis zu den Düften, verbunden gefühlt. Für mich braucht es diese Leidenschaft, um einen guten Job zu machen. Wie wollen Sie sich künftig noch in die Marke S.T. Dupont einbringen? Was wünschen Sie dem Haus für die Zukunft? Als ich den Posten übernommen habe, lag der Wert der Marke bei weniger als 50.000.000 Euro, ein vergleichbar kleines Unternehmen. Mittlerweile sind wir wieder bei fast 100.000.000 Euro, haben unseren Gewinn also verdoppeln können. Mein einziger Wunsch, meine einzige Leidenschaft ist es, diesen Weg weiter zu gehen. Ich will immer den Wurzeln S.T. Duponts treu bleiben, der Marke aber gleichzeitig Modernität injizieren − und das ganz ohne weißes Krokoleder. www.st-dupont.com

Auch der Maharaja von Patiala gehörte zur distinguierten Kundschaft und orderte exklusives Reisegepäck bei S.T. Dupont

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Hose LIU JO Rock BELSTAFF Bluse RALPH LAUREN Mantel und Tasche LONGCHAMP Weste MICHAEL MICHAEL KORS Fellkragen MARINA RINALDI Schal CODELLO Collier DIMITRI Ohrringe SCREAMING MIMI’S Armbanduhr JAEGER LE COULTRE Ringe POMELLATO

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l l feat e v o l

R ÄFELAU H C S L US AN KA C R A H S M STEP O T G FO LIN STY

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Hose und Top MAX MARA, Pelzweste OAKWOOD, Pelzjacke und Schuhe MICHAEL MICHAEL KORS, Hut PANIZZA, Schal IVKO, Ring links POMELLATO, Schmuck SCREAMING MIMI’S 210


Kleid VERSACE Pelzweste DIMITRI Headpiece DANNY DELUXE

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Mantel BURBERRY PRORSUM Hut BLUMARINE Handschuhe DANNY DELUXE Armreifen SCREAMING MIMI’S

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Hose DIMITRI Kleid ETRO Mantel SPORTMAX Pelzweste MICHAEL MICHAEL KORS Federkragen MONDRI VIA CHOUCHOU VOYEUR Hut PATRIZIA PEPE 213


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Fotos: Marcus Schäfer | Styling: Stephan Kallaus | Hair & Make-Up: Michael Salmen | Model: Maya (Tune Models) | Location: Sammlerkönig München

Fotos: Marcus Schäfer | Styling: Stephan Kallaus | Hair & Make-Up: Michael Salmen | Model: Maya (Tune Models) | Location: Sammlerkönig München

Rock PARYVE Cape ZOEPRITZ Strickmantel und Schal IVKO Mantel BASLER Pelzweste OAKWOOD Polkadot-Schal CODELLO Ohrringe CORONELLE


Bluse ETRO Jacke MEINDL Pelzstola LIU JO Hut BLUMARINE Schmuck CORONELLE

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Foto: Gilles Martin-Raget

Das High-Speed Boot des Emirates Teams Neuseeland im Einsatz


Need Speed for

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San Francisco, eine der weltweit schönsten Kulissen, war in diesem Jahr der Schauplatz des internationalen Americas Cup. 30 Jahre sind vergangen, seit der ambitionierte Segler Bruno Troublé auf die Idee kam, einen Sponsor für den Americas Cup zu begeistern. Und er wurde fündig mit Louis Vuitton. von Susanne Filter

an Francisco, eine illustrative und eine der beliebtesten Städte weltweit, diente gerade erst dem legendären Americas Cup als Kulisse. Schließlich hatte das Vorjahressiegerteam „Oracle“ aus den USA die freie Wahl des Austragungsortes, die auf San Francisco

fiel. Die Fotos der großartigen Races vor grandioser Kulisse, machten die Wahl auch für die Zuschauer verständlich. Die Ansprüche an die Segelteams und ihre Boote sind hoch, und nur das beste Material mit dem stärksten Team kann den Sieg davontragen. Doch um in das Finale der besten Zwei zu gelangen, bedurfte es erst eines Sieges im Louis Vuitton Cup, der sage und schreibe in 218


Foto: Bob Gieser

Foto: Bob Gieser

Der Americas Cup lockt viele Zuschauer. Frauen wie Männer jeden Alters begeistern sich für die Segelregatta.

diesem Jahr sein 30. Jubiläum feierte. Der Louis Vuitton Cup ist seit 1983 die Qualifizierungshürde, um den Vorjahressieger des Americas Cup herausfordern zu dürfen. Nur 4 Teams haben sich in diesem Jahr aufgestellt und segelten im Louis Vuitton Cup gegeneinander, um letztendlich den Vorjahressieger des Americas Cup „Oracle“, im Finale herausfordern zu dürfen. „Artemis Racing (SWE)“, „Emirates Team New Zealand (NLZ)“, „Luna Rossa Challange (ITA)“ und Team „Korea (KOR)“ stellten sich dieser großen und immens kostspieligen Aufgabe und schickten ihre Boote und professionellen Teams ins Rennen. Als glücklicher Gewinner des Louis Vuitton Cup stellte sich das „Emirates Team New Zealand“ mit großen Hoffnungen unterm Segel dem Herausforderer „Oracle“. Mit Geschick und Geschwindigkeit, unter teilweise schwierigen und gefährlichen Bedingungen segelten die Underdogs gegen das favorisierte Team „Oracle“. Das Finale musste aufgrund der Wetterbedingungen immer wieder verschoben werden, und das 34. Rennen wurde damit zum längsten seiner Geschichte. Lange sah es so aus, als ob das Unerwartete Wirklichkeit wird. Aber das Favoriten Team „Oracle“, um Skipper James „Jimmy“ Spithill, konnte den Vorsprung der Neuseeländer bis zum Gleichstand aufholen. Das Finale war das wohl spannendste der letzten Jahre und die Favoriten verwiesen die Herausforderer auf den zweiten Platz. Großer Jubel beim Team „Oracle“, herbe Enttäuschung für Dean Barker und sein Team New Zealand. Einst war es Bruno Troublé, exzellenter Kommunikator und gleichzeitig ambitionierter Segler, der bereits früh erkannte, dass diese großar219


Foto: Chris Cameron

Das favorisierte Oracle Team aufgestellt und bereit für den nächsten Turn..

tige Sportart und dieses gleichzeitig faszinierende Sportereignis, eines engagierten und konstanten Sponsors bedürfen. Er erinnert sich genau und für ihn ist es wie gestern, als er vor 30 Jahren mit dem damaligen CEO von Louis Vuitton ein mögliches Sponsoring besprach: „Ich war sehr froh mit Louis Vuitton ins Gespräch zu kommen und dann kam für mich sehr schnell die überwältigende Zusage, dass Louis Vuitton den Americas Cup großzügig unterstützen wird. Und dies nicht nur für eine Saison, sondern für lange, lange Zeit. Das war extrem ungewöhnlich und zeigte zugleich, welche Konstanz und Intensität hinter dieser Marke steht.“ Die CEO`s haben in den 30 Jahren gewechselt, doch das Versprechen wurde gehalten.

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Foto: Guilian Grenier

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eit 1983 hat sich dieser Hochleistungssport extrem weiterentwickelt und von der einstigen Seglerromantik ist nicht mehr viel geblieben. Die heutigen Boote, besser Rennmaschinen, sind vergleichbar mit den Rennwagen der Formel 1. Allerdings noch komplexer und vielleicht auch gefährlicher, wie der dramatische Unfall der „Artemis“ im Vorfeld zum Louis Vuitton Cup zeigt. Bei hoher Geschwindigkeit, überdurchschnittlich starkem Wind und Böen, kam der erst 36-jährige Segler Andrew Simpson tragisch ums Leben. Die auf hohe Geschwindigkeit ausgelegten Katamarane fliegen oft mehr über die Wasseroberfläche, als dass sie das Wasser berühren, sodass das Manövrieren dieser Geschosse nur begrenzt kalkulierbar bleibt. Ginge es nach Männern wie Troublé, sollte die rasante Entwicklung, und die damit einhergehenden steigenden Risiken, begrenzt werden. Doch das liegt nicht in seiner Hand. Denn der Americas Cup ist wohl die einzige Sportart,


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Foto: Gilles Martin-Raget Foto: Gilles Martin-Raget Bei hohen Geschwindigkeiten und teilweise stürmischen Wetterbedingungen ist Teamgeist gefragt.

bei der der Gewinner des Vorjahres, sämtliche Regeln und Modalitäten für das Folgejahr festlegen darf. Das birgt Risiken. Ganz abgesehen von der Regelfestlegung steht aber immer noch die Bauart der highspeed-Boote im Raum. Für Troublé sollten die Gefahren kalkulierbar bleiben und die unbegrenzten Möglichkeiten eingeschränkt werden. Im Gespräch mit dem Gewinner des Americas Cup im Jahr 1983, Skipper John Bertrand aus Australien, der seinerzeit die 132 Jahre andauernde Siegesserie der Amerikaner unterbrechen konnte, erschließt sich mir eine andere Sichtweise: „Ich bin der Überzeugung, dass man die Entwicklung nicht aufhalten kann oder aufhalten sollte, schließlich fährt man bei der Formel 1 auch nicht mehr in den Autos von vor 30 Jahren. Das ist eben Teil des Sports“. Das macht mich neugierig. Was sind das für Typen, denen das Meer und die Technik keinerlei Angst machen. Americas Cup, eines der letzten großen Abenteuer für Männer, für Seefahrer? Ist das Mut, oder Übermut? Ich spreche mit einigen von ihnen und vor allem mit den Ehefrauen aus dem Team „Emirates Team New Zealand (NLZ)“, die mir über das Leben und über die Emotionen mehr erzählen können, als die Männer selbst. Es ist nicht nur die Welt der Hochleistungssportler, sondern auch eine Art Vagabundenleben, das den Familien so einiges abfordert. Monatelang leben die Familien an dem

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erständnis aufzubringen ist nicht einfach für jemanden, der nicht involviert ist in diese besondere Form des Lifestyles. Gelassenheit, Toleranz und auch Mut sind sicher die Grundeigenschaften dieser Frauen, die ihr Leben nach dem ihrer Männer ausrichten und zugleich um sie bangen müssen. Nach dem Unfall der „Artemis“ ist ein Skipper aus dem Team der „Artemis“ freiwillig ausgeschieden. Eine reine Familienentscheidung, denn er empfand die Verantwortung für sein kleines Kind als weitaus wichtiger. Familie ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Thema, verschieben sich doch hier sämtliche Vorstellungen aufgrund der

besonderen Umstände. Alles, was Familienleben und Alltag im Allgemeinen mit sich bringen, muss hier „zu Wasser“ gedacht werden. Die Ehefrau eines Skippers erinnert sich an zwei Jahre ihres Lebens, die sie fast ausschließlich allein mit ihrem Ehemann auf dem Boot verbracht hat. Ihre heute knapp über 20-jährige Tochter, brachte sie damals bei einer gemeinsamen Atlantiküberquerung zur Welt. Ob die Hingabe aus jungen Jahren, oder diese erforderliche Leidenschaft mit den Jahren des Zusammenlebens wächst, um eine solche Entscheidung für das Leben an der Seite eines Extremsportlers fällen zu können, ist von Geschichte zu Geschichte individuell, teils grundverschieden, teils sehr ähnlich. Aber eine tiefgreifende Veränderung der Sichtweise auf das Leben, auf das, was Leben bedeutet, ist allen gemein. Der Umgang mit den Gefahren und den Ängsten, die das Leben naturgemäß in sich birgt, ist ein ganz anderer, besonders dann, wenn man sich diesen Gefahren bewusst und durchaus entschlossen aussetzt. Nach dem tödlichen Unfall in diesem Jahr, machen die meisten weiter. Aber mit dieser neuen Sichtweise gewinnt man auch an

Foto: Balazs Gardi

Ort, wo der nächste Americas Cup stattfindet. Es gilt den Alltag zu organisieren, die Kinder müssen unterrichtet werden, die Lieblingsmöbelstücke sind weit entfernt und die Familien des Teams werden zu einer Art Großfamilie, zusammengeschweißt auf Zeit, mit ihren sehr individuellen Leben.

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Foto: Abner Kingman

Foto: Bob Grieser

Lebensqualität. Nicht, dass das Leben ein besseres sei, aber ein deutlich bewussteres. Mich jedenfalls haben diese Geschichten sehr beeindruckt, ein wenig eingeschüchtert, aber mit Sicherheit meine Neugier für Abenteuer geweckt. Und wenn es am Ende des Tages heißt, einen gelungenen Trinkspruch auszubringen, trifft man sich in der neuen Americas Cup Sports Bar, erbaut aus den Wrackteilen der zweistellig Millionen Dollar teuren Rennmaschine des Teams „Oracle“, die mit ihrem einmaligen Einsatz ausgedient hat. Eigentlich eine gute Recyclingidee, denn diese Boote werden auch ohne crash nie wieder gesegelt. Na dann, auf das Leben!

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Der ganze Stolz für den glücklichen Gewinner: Der Louis Vuitton Pokal. Gefeiert wird anschließend in der Americas Cup Sports Bar.

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Jumpsuit WOLFORD, Blazer FENDI, Collier LOUIS VUITTON, Ohrringe HEIKO PALACH

Die Sterne, FOTOS ELIZAVETA PORODINA | STYLING SARAH NADJAR

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Kleid ROBERT RODRIGUEZ, Collier ROBERTO CAVALLI

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Jumpsuit IRENE LUFT, Schuhe CHRISTIAN LOUBOUTIN, Headpiece HEIKO PALACH

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Kleid FOREVER UNIQUE, Headpiece und Armreifen HEIKO PALACH

die begehrt man nicht, 229


man freut sich ihrer Pracht,

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Kleid SARA CHRAIBI, Armschmuck HEIKO PALACH

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Kleid ROBERT RODRIGUEZ, Collier ROBERTO CAVALLI, Sonnenbrille HEIKO PALACH

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Body HEIKO PALACH, Leggings IRENE LUFT, G端rtel PARFOISS Schuhe GIUSEPPE ZANOTTI

und mit Entz端cken blickt man auf 233


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Fotos: Elizaveta Porodina | Styling: Sarah Nadjar | Hair & Make-Up: Heiko Palach (using Chanel & Shu Uemura) | Model: Melanie Werner (Miha Model Management)

in jeder heitern Nacht Johann Wolfgang von Goethe

Kleid SAID MAHROUF, Sonnenbrille HEIKO PALACH


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Im Fischgrätmuster: Airlines wie Air Canada (hier im Bild) oder Virgin Atlantic positionieren ihre Sitz-Betten diagonal zur Flugrichtung. Der Vorteil: Mehr Beinlänge sowie ein direkter Zugang zum Gang.

Wie man sich bettet, 236


Mein Haus, mein Auto, mein Flugzeugsitz: Noch nie gab es so viel Freiraum und Komfort über den Wolken wie in den neuen Businessklassen. Und noch nie wurde so erbittert um die zahlungskräftige Klientel gebuhlt. Dass die Innenausstattung längst nicht nur von anonymen Planteams umgesetzt wird, sondern ebenso von renommierten Designern, hat einen Grund: Statt mit technisch-funktionalem Charme wollen die neuen Kabinen mit Wohnlichkeit, Gemütlichkeit und Atmosphäre punkten. Von Norman Kietzmann

or 100 Jahren war das Reisen noch purer Luxus. Man dinierte im mondänen Speisesalon des Orient-Express oder umgab sich auf eleganten Dampfern mit dem Komfort eines Grand Hotels. In unseren schnelllebigen Tagen scheint die Epoche, in der man sich ungeniert dem Müßiggang hingeben durfte, unwiderruflich verloren. Weit gefehlt: Das Reisen hat den Komfort längst wiederentdeckt und zwar an Orten, die zumeist von Menschen mit übervollen Terminkalendern bevölkert werden: in den neuen Businessklassen der Großraumjets. Mehr als fünf Dekaden herrschte stillschweigender Burgfrieden unter den großen Fluggesellschaften. Die Inneneinrichtung der Jets unterschied sich oft nur marginal, etwa durch die Auswahl der Farben, höchstens das Bordmenü ließ auf die Provenienz der Maschinen schließen. Mit dem Anbruch des neuen Jahrtausends und der weitestgehenden Privatisierung der staatlichen Airlines war damit Schluss. Um bei den zahlungskräftigen Geschäftskunden zu punkten, entbrannte auf den Interkontinentalverbindungen ein regelrechtes Wettrüsten über den Wolken.

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Yin & Yang: Die Businessklasse von British Airways schafft mehr Freiraum durch eine versetzte Anordnung jeweils zweier Sitze.

so fliegt man Galt das horizontal ausfahrbare Bett noch vor zehn Jahren als Sensation der First Class, zählt es heute längst zum Standard in der Businessklasse. Die Parameter der Innenausstattung haben sich verschoben. Worauf es heute ankommt, geht über Raummaße und das Angebot an Entertainment-Programmen weit hinaus. Was zählt sind ebenso Atmosphäre und Wohlbefinden, die sich weniger durch präzise Zahlen beschreiben lassen als vielmehr durch eigene Wahrnehmung. Welche Wichtigkeit der Innenausstattung beigemessen wird, zeigt die im März 2013 vorgestellte Businessklasse von KLM. Der Entwurf stammt von der niederländischen Designerin Hella Jongerius, die als Textil- und Farbexpertin für zahlreiche Schwergewichte unter den Designherstellern arbeitet, etwa für Vitra und Kvadrat. Ihr Entwurf gleicht einem Gegenmodell zur Wirklichkeit. Obwohl die Passagiere mit mehr als 900 Kilometern in der Stunde über den Wolken fliegen, sollen sie dort einen Ort der Ruhe und Entschleunigungfinden.

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or allem Farbe diente Hella Jongerius, um die Atmosphäre an Bord in eine neue Richtung zu lenken. Auch wenn sie die klassische KLM-Farbe Hellblau beibehielt, stellte sie ihr eine Palette auffallend gedeckter Töne gegenüber wie Aubergine, Nachtblau, Kobalt oder Dunkelgrau. Weil die Lichtsituation am Himmel den Dingen einen rötlichen Stich gibt, tragen die neuen Farben als Ausgleich einen leichten, fast unmerklichen Grünanteil.

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„Fliegen ist magisch. Aber im selben Moment stehen Flugreisen auch für Unbehagen und Erschöpfung“, sagt Hella Jongerius . Mit einer Mischung aus industriell gefertigten Komponenten und handwerklichen Details soll das Technisch-Kühle zugunsten einer wohnlichen Atmosphäre vertrieben werden. Wie ein Frontalangriff auf den industriellen Charme klassischer Flugzeuginterieurs wirkt dabei die Kabinenrückwand, die von tausenden, von Hand gemalten Punkten überzogen wurde, während plissierte Vorhänge die Farbpalette der Kabine in ein unregelmäßig gepunktetes Muster übersetzen. Auch die Lufthansa nimmt das Wohlbefinden ins Visier und setzt dabei auf die Steigerung der Privatsphäre. Für die Gestaltung der neuen Businessklasse, die derzeit bereits an Bord der Boing 747-8 im Einsatz ist, wurde das Londoner Designbüro PearsonLloyd beauftragt. Auch dieses hat sich vor allem mit innovativen Wohnraummöbeln für Walter Knoll, Tacchini und andere Hersteller einen Namen gemacht und betrat mit der Sitzentwicklung kreatives Neuland.

Das V-Prinzip: Indem die Fußenden bei der neuen Lufthansa Businessklasse aufeinander zeigen, konnte der Abstand zum Nachbarn im Schulterbereich verdoppelt werden.

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as auffällt am Entwurf der Londoner, ist die ungewöhnliche Kombination jeweils zweier Sitze zu einem „V“. Der Effekt: Weil die Fußenden aufeinander zeigen, konnte der Abstand zum Nachbarn im Schulterbereich angenehm beinahe verdoppelt werden. Auch die Kabine selbst wirkt dadurch größer, dass die Gänge im Fußbereich der Sitze an Breite gewinnen. Werden die Sitze per Knopfdruck zu einem horizontalen Bett ausgefahren, tritt die Innenverkleidung der Rückwand besonders deutlich hervor. Bestand diese beim Vorgängermodell noch vollständig aus Kunststoff, sorgt nun ein haselnussbraunes Kunstleder für einen atmosphärischen Kontrapunkt zum in Grau, Weiß und Blau gehalteWohnlicher Komfort: Die haselnussbraune Innenverkleidung der Sitze sorgt für einen atmosphärischen Kontrapunkt zum neutralen Kabineninterieur in Weiß, Grau und Blau.

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Gegenmodell zur Wirklichkeit: Obwohl die Passagiere mit mehr als 900 Kilometern in der Stunde durch die Stratosph채re sausen, sollen sie dort einen Ort der Ruhe und Entschleunigung finden.

Atmosph채re 체ber den Wolken: Die niederl채ndische Designerin Hella Jongerius kombinierte industrielle und handwerkliche Prozesse bei der Ausstattung der neuen KLM Businessklasse.

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nen Kabineninterieur. Es ist das erste Mal, dass das traditionelle Lufthansa-Gelb zugunsten einer weniger signallastigen Farbe eingetauscht wurde, die Ruhe und Wohnbefinden Vorrang gibt.

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ass eine Kabinenausstattung alles andere als ein Schnellschuss ist, zeigt die neue Businessklasse von Virgin Atlantic. Knapp viereinhalb Jahre Entwicklungsarbeit gingen der „Upper Class Suite“ voraus, für die sich der Londoner Designer Simon Pengelly ebenfalls von der Ästhetik des Wohnens leiten ließ. Paneele, in die ausfahrbare Flachbildschirme integriert wurden, haben Oberflächen aus hölzernem Furnier. Glasscheiben, die die Sitze im Fußbereich voneinander trennen, greifen die Holzstruktur mit abstrahierten, aufgedruckten Muster auf. Für eine Lockerung des Raumgefühls sorgen nicht nur die gläsernen Zwischenwände, sondern ebenso der gesamte Grundriss der Kabine. 241


Die Anordnung der Sitzkojen erfolgt diagonal, so dass sie wie beim klassischen Fischgrät-Webmuster ineinandergreifen. Der Vorteil dieser Lösung liegt in einer besseren Erreichbarkeit. Müssen Passagiere mit Fensterplatz bei einer parallelen Sitzanordnung ihren Nachbarn zum Aufstehen bitten, um den Gang zu erreichen, ist bei einer diagonalen Anordnung jeder Sitzplatz direkt zugänglich. Dass das Sitzen und Liegen nicht in direkter Flugrichtung erfolgt, mag zunächst irritierend wirken. Doch dafür ist niemand mehr gezwungen, in der Nacht über seinen schlafenden Sitznachbarn hinweg zu klettern. Lassen sich die Betten der „Upper Class Suite“ auf eine stattliche Länge von 2,02 Meter ausfahren, wird dieser Wert von Cathay Pacific Airways um sechs zusätzliche Zentimeter überboten. Das Layout der neuen Businessklasse erinnert an die „V“-Formation von Lufthansa, wobei der Kopf der Passagiere von einer hohen umlaufenden Stütze umschlossen wird. Diese filtert Geräusche sicher heraus und sorgt für einen effizienten Sichtschutz gegenüber den übrigen Mitreisenden. Um den Wohlfühlfaktor an Bord zu erhöhen, verfügen die Innenwände der Kojen zum Teil über schallschluckende Textilbespannungen, während die Erreichbarkeit der Ablagen und Fächer optimiert wurde.

W

ie selbst ganze Sofas an Bord eines Flugzeuges gelangen, zeigt ein Upgrade in die First Class der brasilianischen Fluggesellschaft TAM. „Unser Konzept bestand darin, ein „Zuhause fernab von Zuhause“ zu entwerfen, indem wir uns von sämtlichen harten Oberflächen verabschiedet haben“, erklären die beiden Londoner Designer Paul Priestman und Nigel Goode (Priestmangoode) ihren Entwurfansatz. Um die Kabine endgültig in einen fliegenden Salon zu verwandeln, platzierten sie gegenüber den Sitzen gepolsterte Bänke und filigrane Sofas. Familien, Paare oder in Gruppen reisende Geschäftsleute können sich so beim Sprechen wie in den eigenen vier Wänden gegenübersitzen, ohne dass einer im Gang stehen muss. Auch die verwendeten Materialien unterstützen diese Wirkung. So sind die Sitze und Sofas mit einem besonders haptischen Wollstoff bezogen, während die ausklappbaren Tische sowie die Mittelkonsolen mit einem hölzernen Furnier ausgestattet wurden. Passend dazu gestalteten Priestmangoode elegante, metallene Leseleuchten, die sich in eine alte Bibliothek ebenso einfügen würden wie in ein fabrikneues Flugzeuginterieur. Die Geduld, die die Passage im Orient-Express einst abverlangte, werden die Passagiere der neuen Businessklassen kaum haben müssen. Doch dafür können sie selbst in weiter Ferne wieder ein Stück Geborgenheit finden.

Gegen die Enge: Die Sitze der „Upper Class Suite“ von Virgin Atlantic verfügen über halbtransparente Trennwände, die ein offenes und gelockertes Raumgefühl in der Kabine erzeugen.

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Möbel an Bord: Die First Class der brasilianische Airline TAM verfügt über richtige Sofas, mit denen sich die Kabine in ein fliegendes Wohnzimmer verwandelt.

„Unser Konzept bestand darin, ein „Zuhause fernab von Zuhause“ zu entwerfen, indem wir uns von sämtlichen harten Oberflächen verabschiedet haben“ 243


244 Š 2013 Hong Kong Tourism Board; www.discoverhongkong.com/de


Tàijí Angelpunkt des Himmels

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ongkong – eine Stadt voll flirrender Energie, die es schon seit Jahrzehnten versteht, britische Einflüsse und westlichen Lifestyle mit chinesischen Traditionen wie selbstverständlich zu verbinden. Selbst für asiatische Verhältnisse gilt Hongkong im Vergleich zu anderen Metropolen als noch schneller und noch arbeitswütiger. Die Stadt, mit zu wenig Raum für mehr als 7 Mio. Menschen, ist voll, laut und ständig in Bewegung. Vorherrschender Konkurrenzdruck führt zu permanenten Veränderungen: Restaurants, Bars, Freizeit- und Kulturangebote, die sich mutig dem Wettbewerb stellen. Auf der Suche nach dem Besonderen sind wir auf interessante Menschen in Hongkong gestoßen, die einen ganz individuellen Blick auf die Stadt erlauben. Da ist zum Beispiel Ankie Lau, gebürtige Hongkong Chinesin, in Düsseldorf aufgewachsen, Schauspielerin und Regisseurin. Heute ist sie wieder in Hongkong zu Hause, aber auch in München und Los Angeles. Zwischen diesen Welten dreht sie aktuell ihren neusten Film über das Suchen und Finden der Liebe, wobei die Stadt selbst als Protagonist des Films fungiert. Im Gespräch über ihren Film und ihre Stadt erfahren wir fast ganz nebenbei where to go and where to be in Hongkong und, dass Vergnügen keinVermögen kosten muss.

Fashion-Ikone und Geschäftsfrau: Bonnae Gokson und ihr Hongkong

Foto: Sebastian Strobel

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Š 2013 Hong Kong Tourism Board; www.discoverhongkong.com/de


Foto: Sebastian Strobel

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© 2013 Hong Kong Tourism Board; www.discoverhongkong.com/de

Sie drehen gerade Ihren neusten Film „Wishing Tree“, der die Geschichte einer jungen Frau mit chinesischen Wurzeln erzählt, die sich, zwischen den Kulturen hin und her gerissen, auf eine Reise nach Hongkong begibt. Was genau transportiert dieser Film? Der Film behandelt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den modernen Städten HK, München und LA. Die Stadt HK aus der Vergangenheit bis zur Gegenwart und ihre Weiterentwicklung in der Zukunft. In unserem Alltag begegnen wir verschiedenen Kulturen, Ideen und Mentalitäten. Das Ziel meines Films besteht darin, hervorzuheben, wie Menschen mit unterschiedlich kulturellen Hintergründen und aus verschiedensten Situationen durch gegenseitige Unterstützung und eine positive Einstellung näher zusammenrücken. Wie viel von Ihnen selbst steckt in dieser Rolle? Ich bin eine geborene Honkong Chinesin und habe mein halbes Leben in den USA und Europa gelebt. Seit 35 Jahren bin ich in der Filmindustrie tätig, in unterschiedlichen Welten und Kontinenten. Ich beobachte das Leben und berichte von den Dingen, die ich unmittelbar erfahre. Ich möchte den Zuschauern nicht nur HK und seine Kultur näherbringen, sondern auch das persönliche HK meiner Erinnerungen. Die weibliche Hauptrolle im Film spielt Ihre in München geborene Tochter Ankie Beilke. Was war das Besondere an dieser Zusammenarbeit, nicht nur mit Ihrer Tochter, sondern vor allem zwischen Hongkong und München zu drehen? Die gute Zusammenarbeit rührt sicherlich aus der Geschichte, die der Film erzählt. Meine Tochter hat Kunst und Film in New York studiert und einige Jahre dort gelebt, auch ein Semester in LA. Ihre erste Rolle im Alter von sieben hat ihr sichtlich Freude bereitet. Selbstverständlich kommt es zwischen uns auch zu Diskussionen, aber unser gegenseitiger Respekt, auch für unsere Arbeit, trägt dazu bei, dass es zwischen uns sehr gut läuft. Sie sind in Hongkong aufgewachsen und leben heute auch in München. Wo liegen die grundlegenden Unterschiede zwischen diesen Welten? Die Kulturen dieser Welten sind grundlegend verschieden. Das zeigt sich vor allem darin, wie die Menschen mit bestimmten Dingen umgehen. Geschenke zum Beispiel: wir packen unsere Geschenke nicht sofort aus. Aber in Deutschland und USA habe ich schon erlebt, dass die Geschenke nicht nur sofort ausgepackt werden, sondern auch noch negativ kommentiert werden. In HK oder generell im asiatischen Raum ist das undenkbar, weil es als sehr unhöflich empfunden wird. Also die unterschiedlichen Kulturen insbesondere im zwischenmenschlichen Umgang? Richtig. Es geht um Respekt untereinander. Insbesondere bei älteren Menschen. In China haben die Eltern immer noch einen viel höheren Stellenwert, Familie im Allgemeinen. Es geht nicht darum, das letzte Wort zu haben. In Deutschland ist die junge Generation schon sehr früh selbständig und unabhängig, nämlich im Alter von 16 oder 17. In China und auch in HK wohnen die Jugendlichen noch lange bei ihren Eltern. Meistens bis zur Heirat und manchmal sogar noch danach. Da ist es wichtig, wie man miteinander umgeht. Ein Maß an Diplomatie muss vorhanden sein und generell der Respekt vor älteren Menschen. Das ist eine völlig andere Kultur. Hongkong und seine beliebten Märkte: Ein buntes Treiben auf den Straßen mit allem, was man braucht oder auch nicht.

Was waren damals Ihre Beweggründe, Hongkong zu verlassen? China ist ein starkes Land. Und HK ist eine Weltstadt. Aber es gibt natürlich auch eine ganz andere Seite. Es gibt leider sehr viel Armut, und Menschen die hart arbeiten und am Ende nur wenig Geld dafür bekommen, und trotzdem davon große Familien ernähren zu müssen. Das sind sehr große Mängel, die man nicht außer Acht lassen darf. Aus HK wegzugehen war eine Entscheidung meiner Eltern, die sehr westlich sind. Meine Eltern wie auch viele andere Eltern wollten für ihre Kinder eine gute Erziehung an guten Schulen gewährleisten. Sie mochten Deutschland sehr und waren der Meinung, dass man dort viel lernen kann. Ich hatte wirklich Glück, weil meine Eltern sehr modern sind. Wo leben Sie heute? In Hongkong und München? Meistens beides. Aber auch sehr viel in USA, LA und New York. Reisen ist meine Passion und ich war wohl in mehr als 30 verschiedenen Ländern. Aber zu Hause? Ich sage immer ganz gerne, dass mein Schlafzimmer im Flugzeug ist. Allerdings fühle ich mich ganz 249


wohl in München. Meine Eltern, die wieder in China leben sind mittlerweile sehr alt geworden, dadurch bin ich auch sehr viel in China, zumal sich das Land immer mehr öffnet. Ist Hongkong überhaupt eine Stadt, die man ganz verlassen kann, oder bleibt ein Teil der Seele immer dort? Ich glaube, das liegt vor allem an den Menschen, denen man begegnet. Diese Stadt ist wahnsinnig schnell und direkt. Die Menschen sind ungeheuer fleißig, nahezu arbeitswütig. HK hat ja einen ganz besonderen Stellenwert in China als ehemalige britische Kolonie. Wenn jemand aus einem kleinen Fischerdorf kommt, lernt er sehr schnell, dass sich hier alles um Fleiß dreht. Um weiterzukommen, muss man schon in der Schule fleißig lernen. Viele Menschen besuchen nach der Arbeit noch die Abendschule, um weiter zu lernen, um die eigene Lebensqualität zu verbessern. In HK wird Tag und Nacht gearbeitet. Auch im Urlaub werden keine Pausen gemacht. Das spürt und erfährt man unmittelbar. Und diese Energie kann durchaus fesselnd sein Wie ist das Rollenverhältnis einer deutschen Frau im Vergleich zu einer Frau aus Hong Kong? Grundsätzlich sind die Lebenssituationen ganz andere, übrigens nicht nur bei Frauen. Einer chinesischen Frau ist es sehr wichtig, die Kinder gut zu verheiraten, jemanden zu finden, der passt und den man kennt. Einen guten Ehemann zu finden ist nötig um später keine Sorgen zu haben. Das steckt sowohl in den Köpfen, als auch in den Herzen. In Deutschland ist das viel offener. Diese Voraussetzungen des Lebens sind so unterschiedlich, dass dadurch zwangsläufig andere Lebensentwürfe entstehen. Was ist das Besondere an Hongkong? HK ist eine Stadt mit sehr viel positiver Energie. Die Dynamik und der Konkurrenzkampf bewirken vor allem, dass man hier unglaublich gut essen gehen kann. Die Auswahl ist gigantisch. Individuelle Menschen unterschiedlichster Kulturen mischen sich. In den letzten 200 Jahren ist HK dadurch eine Weltstadt geworden, voller Menschen mit individueller aber auch kollektiver Bewegung, und natürlich mit so vielen Optionen, dass man dem Charme dieser Stadt erliegen muss. Welche Stadtteile sind für Sie besonders chinesisch geprägt und welche besonders international? Sehr chinesisch sind die Einwohnergegenden. Davon gibt es sehr viele. Dort leben sehr viele Einheimische und nur wenig Ausländer. Central District und auch Tsim Sha Tsuit sind sehr international, was man auch sofort an den Menschen sieht, die dort wohnen. Und dann natürlich Kowloon mit dem ICC. Kowloon ist ein bedeutendes Geschäfts- und Einkaufsviertel, trotzdem ist es sehr chinesisch, hier finden sich noch sehr viele chinesische Läden und Märkte.

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Fotos: 2013 Hong Kong Tourism Board; www.discoverhongkong.com/de

Zwischen Tradition, Moderne und Kitsch. Ein charakteristischer Balanceakt f端r die Millionenstadt.

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Wenn Mutter und Tochter gemeinsam ausgehen, wohin zieht es sie beide? Wir gehen gerne an Orte mit schönem Ausblick. Das ICC bietet einen beeindruckenden Blick auf die Stadt. Es gibt viele deratige Orte in HG, wie der Hafen und die Strände. Wir nutzen auch sehr gerne die Fähre, weil sie einen wundervollen Blick auf die Stadt erlaubt. Als fun und party location, was bietet mehr , München oder Hongkong? In HK kann man schon sehr ausgiebig feiern, wobei das Budget keine große Rolle spielen muss, weil in HK gerne im Freien gefeiert wird. Da kann man sich einfach dazugesellen und mitfeiern. Gibt es Modelabels, die es nur in Hongkong gibt? Da fällt mir sofort Dorian Ho ein. Oder auch Susanna Soo, die ist noch relativ unbekannt, entwirft aber wundervolle Abendkleider. Auch in Sachen Fashion ist HK in Bewegung. Wie sind die Märkte in Hongkong, immer noch so vielfältig? Wo sollte man hingehen? HK ist bekannt für seine Märktet und bekannt dafür, dass man einfach alles hier kaufen kann. Das Viertel Kowloon lässt sich zum Beispiel wunderbar anhand der vielen Märkte erkunden. Das eigentlich Besondere daran sind aber die Menschen, denen man begegnet und das Lebensgefühl, was auf den Straßen spürbar wird. Hier lernt man HK erst richtig kennen. Das schnelle und stressige HK einerseits, und die Ruhe, Gelassenheit und Gastfreundschaft ihrer Bewohner auf der anderen Seite.

Filmregisseurin Ankie Lau mit Tochter und Schauspielerin Ankie Beilke. Leben und Arbeiten zwischen den Welten.

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Das Hongkong von Ankie Lau ist sicherlich ein anderes Hongkong als das von Nathan, Concierge in einem Luxushotel. Und da ist noch Bonnae Gokson, Fashion Ikone in Hongkong, mit ihren ganz speziellen Ideen. Unterschiedlicher könnten die Empfehlungen nicht sein. Aber eines haben sie gemeinsam: Sie sind individuell, speziell, und ein wenig abseits vom mainstream. Die SEVVA Terrassen in Central gelegen bieten den atemberaubenden Blick auf die Skyline Hongkongs. Zu asiatischem Essen werden hier die besten Cocktails der Stadt gereicht. http://sevva.hk Nahe Central bietet das Restaurant Liu Yuan Pavilion typische Shanghai- Küche in stylischer und atmosphärischer Umgebung in Wan Chai. Als Concierge eines Luxushotels ist Nathan am Puls der Zeit. Er empfiehlt das spanische Restaurant Catalunya in Wan Chai. http://catalunya.hk/. Ein echter Geheimtipp ist die Bar Ronin, ebenfalls in Wan Chai. Die kleine Bar mit japanischen Spezialitäten und wunderbaren Cocktails verlangt Reservierungen eine Woche vorher, sonst hat man keine Chance auf Einlass. http://www.roninhk. com/. Für kleines Geld und wenig Hunger ist das Sour Spicy Noodle eine Adresse in Kowloon. http://www.sourspicynoodle.com/. Dort finden Sie auch den Chi Lin Nunnery, einen der schönsten und eindrucksvollsten Buddha Tempel. Ganz aus Holz und ohne einen einzigen Nagel erbaut, ist er Ort der Ruhe und Meditation und bildet einen Kontrapunkt zur lebendigen Stadt. Ganz neu sind drei Restaurants, die die gesamte 18. Etage im The One für sich beanspruchen. Japanische Spezialitäten aus Kyoto im Kyo Shun, spanische Tapas im Zurriola oder Sangria-Spezialitäten im Tapagria. Alle drei Restaurants der berühmten chinesischen Schauspielerin Carina Lau haben eins gemein: den spektakulären Blick auf Hongkong, insbesondere auf Victoria Harbour. Shoppen kann man in HK bis die Kreditkarte glüht. Es gibt Designerläden, die jeden Wunsch erfüllen. Bonnae Glokson empfiehlt Joyce in Central HK. http://www.joyce.com/. HK bietet aber vor allem eine Vielfalt an Märkten, die an fast jeder Ecke der Stadt zu finden sind. Kowloon mit Obst- und Gemüsebis zu Jade-Märkten in der üblichen hektischen aber freundlichen HK-Art. Oder der Ladie’s market in Mong Kok, auf dem über 100 Verkaufsstände alle Bedürfnisse einer Frau bedienen. Draußen und umsonst: Überwältigend sind die vielen Aussichtspunkte in HK, die einen beeindruckenden Ausblick auf die Größe und Weite der Stadt bieten. Das ICC ist HK’s höchster Wolkenkratzer und erlaubt einen atemberaubenden Fernblick auf die Stadt. Bei Tag und bei Nacht.

Wenn Fashion auf Kuchen trifft: Ein besonderes Stück aus Ms B‘s Cakery in Central, Hongkong Foto: Sebastian Strobel

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