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Wohnmodulsiedlung für Flüchtlinge aus der Ukraine

Seit mehr als zehn Monaten führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Die Menschen in der Ukraine leiden, vor allem jetzt im Winter, da Russland die Infrastruktur gezielt zerstört. Etwa 15,8 Millionen Menschen sind auf der Flucht, vor allem Frauen, Kinder und betagte Menschen. Einige sind bis zu uns in die Schweiz gekommen, bisher 72’000. Der Bund rechnet damit, dass der Flüchtlingsstrom im Winter zunehmen könnte.

Ausgetrockneter Wohnungsmarkt

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Ruedi Illes, der Amtsleiter der Sozialhilfe Basel, präsentierte diese eindrücklichen Zahlen an einer InfoVeranstaltung im Schulhaus Drei Linden. Er sagte: «In Basel haben rund 1800 Menschen aus der Ukraine den Schutzstatus S bekommen. 500 von ihnen wohnen in staatlichen Liegenschaften, 260 Personen leben in Gastfamilien und 1000 haben auf dem freien Wohnungsmarkt eine Wohnung gefunden. Für kommende Flüchtlinge stehen befristete Unterkünfte, das temporäre Wohnmodul auf der Erlenmatt und im Notfall Zivilschutzanlagen bereit. Sollte in den nächsten Monaten der Flüchtlingsstrom anwachsen, müssen wir auch für ein hohes Szenario gute Lösungen haben. Deshalb ist uns eine frühzeitige und klare Information der Anwohner zu den geplanten Projekten wichtig, um Missverständnisse und falsche Vorstellungen zu verhindern.»

Frühzeitige Planung

Vieles muss stimmen, um auf einem Grundstück eine temporäre Wohnmodulsiedlung aufzustellen: der Zugang zu Wasser, Strom, die Anbindung an den öffentlichen Verkehr, an Schulen und Einkaufsmöglichkeiten. Nach intensiven Abklärungen fiel die Wahl auf die Erlenmatt (bewilligt und im Bau), das Stettenfeld in Riehen, Rosental Mitte und das Areal Bäumlihof/Zu den Drei Linden. Für letztere plant die Bauherrschaft verschiedene Baumodule mit einfachen Ein- bis Vierzimmerwohnungen und viel Grünfläche. Es wird nicht gleich alles gebaut, sondern je

Unsere Frau in Katar

Keine Angst, wir schreiben nicht über Messi und schon gar nicht über Ronaldo. Wir schreiben über eine Person, die mitgeholfen hat, in Katar für mehrere tausend Menschen für bessere Lebensbedigungen zu sorgen, viel wichtiger als alles Fussballgetöse. Wir schreiben über Rita Schiavi, die bei uns im Quartier wohnt.

Über ihre Arbeit war in den Medien wenig zu lesen. Fussball bringt mehr Schlagzeilen. Zudem wollten die Regierung von Katar und der Fussballverband möglichst keine Berichte über die teilweise skandalösen Zustände auf den StadionBaustellen. Das hatte aber auch einen Vorteil: Die Verantwortlichen fürchteten solche Berichte. Darum waren sie bereit, auf Forderungen einzugehen und darum sind jetzt in Katar Arbeitszeiten, Löhne, Unterkünfte und Verpflegung besser als in den meisten Nachbarländern, auch wenn es noch bei weitem kein Pardies ist.

Siebenmal in Katar

Siebenmal war Rita Schiavi mit einer Delegation der Internationalen der Bau- und Holzarbeitergewerkschaften nach Bedarf ein Modul nach dem andern. Im maximalen Ausbaustand bieten sie Platz für 720 Personen. Die Visualisierung des Projekts kommt beim Publikum gut an.

Betriebskonzept Erfahrungsgemäss sind Flüchtlinge aus der Ukraine sehr selbstständig. Sie organisieren ihren Alltag selbst, versorgen sich mit Dingen des täglichen Bedarfs, nutzen die Regelstrukturen (Schulen, Hausarzt, ÖV, Sozialhilfe etc.), so wie «du und ich». Bei den Bewohnenden der geplanten Siedlung wird es sich vor allem um Frauen und Kinder handeln, 36 % unter 18. Sie werden von der Sozialhilfe unterstützt und haben in der Regel kein Auto. Ein Hauswart und ein Betreuungsteam werden den Betrieb leiten, in der Nacht und am Wochenende ist ein Sicherheitsdienst zuständig.

Baubewilligung

Ob die Wohnmodulsiedlung auf dem Bäumlihof überhaupt gebaut werden wird, ist fraglich. Das Baugesuch ist zwar mittlerweile eingereicht.

Der Regierungsrat entscheidet voraussichtlich im Verlauf des Januars an Hand der aktuellen Flüchtlingszahlen, ob ein Bedarf besteht. Das Verfahren muss noch viele Hürden überstehen. So gilt es unter anderem abzuklären, wie Gewässerschutz, die Auflagen der Abstimmung «Der Bäumlihof bleibt grün» und die geschlossene, über 100 Jahre alte Chemie-Deponie im Untergrund des Geländes mit einer Wohnsiedlung vereinbar sind.

Auf Fragen versicherte Ruedi Illes dem Publikum, dass die Siedlung nach aktueller Planung ausschliesslich für Flüchtlinge aus der Ukraine bestimmt ist und nach heutiger Sicht für 3 bis 4 Jahre bestehen und dann wieder abgebaut wird. Q in Katar, mit dem Auftrag, die Arbeitsbedingungen der ‹Gastarbeiter› zu verbessern. ‹Gast› ist da allerdings ein grosses Wort, ‹Schwerarbeiter in der Hitze› wäre richtiger. Diese Gewerkschaftsorganisation hat viel erreicht. Die Vergabe einer FussballWeltmeisterschaft an ein Land, welches das Recht auf gewerkschaftliche Organisation nicht kennt, sollte eigentlich nicht möglich sein! Aber es war nun einmal Tatsache und man musste daraus das Beste machen. Ruhige, sachliche Einschätzungen der Situation hörte ich eigentlich nur wenige, so von einem Kommentator des Schweizer Fernsehens und von Rita Schiavi. Missstände soll und muss man nennen, aber über Verbesserungen darf man auch berichten. Wer in den letzten Wochen über Katar etwas Gutes sagte, kam schon in Verdacht, bestochen zu sein.

Wie war das denn bei uns?

Wir West- und Mitteleuropäer sollten nicht zu Pharisäern werden. Auch bei uns ging es lange, bis wir bessere Arbeitsbedingungen hatten. Und wie lange ging es, bis Schweizerinnen das Stimmrecht hatten? Dazu kommt, dass arabische Länder eine ganz andere Kultur haben. Neben einer grosszügigen Gastfreundschaft gibt es auch Skrupellosigkeit und für wenige unermesslich viel Geld. Soziale Verantwortung ist ein Fremdwort. Inzwischen sind aber erste Schritte gemacht, nicht zuletzt wegen dem Engagement der Internationalen Gewerkschaftsorganisationen.

Jetzt und dann immer wieder sollte man nach Katar gehen und kontrollieren, ob die Abmachungen weiterhin eingehalten werden. Das wäre umso wichtiger, als in Katar kaum mehr Beobachter und Journalisten sind. Quart wird im Sommer darüber mit Rita Schiavi reden. Reden wollen wir aber auch über ihre Person und ihre politische Vergangenheit. Solange bitten wir unsere Leserinnen und Leser um Geduld. Q

Peter Meier

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