business Magazin - 2/2024

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NR. 2 / 2024

www.rlbooe.at/business

SCHWERPUNKT INNOVATION

DIE STUNDE DER ÜBERFLIEGER

Drohnen im Aufwind // Zulieferindustrie im Wandel // Energiegemeinschaften

Einfach mal einen Fonds-

manager daten. Sie müssen ihn ja nicht heiraten.

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Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Fonds oder unabhängige Finanzanalyse dar. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen mitunter erhebliche Risiken bergen können. Aktuelle Prospekte (für OGAW) sowie die Basisinformationsblätter (BIB) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS KAG, Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Vertriebsstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich.

ZUKUNFT DER MOBILITÄT IST DIGITAL UND NACHHALTIG

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ.

Noch vor rund einer Dekade hatten sie auf Österreichs Straßen noch Exotenstatus, heute gehören Elektroautos ganz selbstverständlich zum Alltagsbild – egal, ob in Städten, auf Bundestraßen oder Autobahnen. Von den anfänglichen Bedenken bezüglich Ladeinfrastruktur oder der Gefahr eines für andere Verkehrsteilnehmer nicht wahrnehmbaren Motorengeräusches ist nicht mehr viel übrig. Elektrofahrräder, -roller und -autos bewegen sich heute Seite an Seite mit den Verbrennern und Zweitaktern auf den Straßen. Doch auch dieses Bild wandelt sich gerade in großen Schritten: Wir leben in einer Zeit der Transformation – das lässt sich besonders augenscheinlich an der Art, wie wir von A nach B kommen, beobachten. Mobilität und künstliche Intelligenz (KI) wachsen dabei immer stärker zusammen.

Neue Innovationen stehen in den Startlöchern

Das Potenzial in diesem Segment ist jedenfalls enorm: Digitale Vernetzung, Nachhaltigkeit, neue Technologien, aber auch der Bevölkerungsboom in Städten sind Motor für Innovationen, die nach und nach Realität werden. Autonomes Fahren steht genauso in den Startlöchern wie Flugtaxis oder Lkw, die mit Wasserstoff betrieben werden. Davon ist zumindest Zukunftsforscher Stefan Carsten überzeugt. Im Interview gibt er auch Einblicke, wie künftige Mobilitätsbedürfnisse mit einem bunten Mix an öffentlichen Verkehrsmitteln, Car- und Bikesharing abgedeckt werden können. Diese Ausgabe des business widmet sich neuen Trends und Innovationen, die die Branche aktuell prägen und verändern, aber auch den Herausforderungen für die besonders in Oberösterreich stark vertretene Zulieferindustrie.

Technologiekonzerne forcieren Nachhaltigkeit

Durch den digitalen Wandel wird Mobilität nicht nur effizienter, sondern auch umweltfreundlicher. Dazu zeigen im Leitartikel die Robert Bosch AG und TQ, wie die Verbindung von Hightech-Know-how und Mobilität zu wegweisenden Innovationen führen kann. Die Robert Bosch AG hat sich unter anderem auf die Entwicklung von grünem Wasserstoff spezialisiert und entwickelt an mehreren Standorten nachhaltige Lösungen. Der Technologiekonzern TQ fokussiert sich wiederum auf sein patentiertes E-Bike-Getriebe, welches mit Know-how aus dem Roboterbau entwickelt wurde. Ein Konsortium, bestehend aus Fill, TU Graz, AVL und dem Automobil-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria, stellt zudem mit dem Projekt „BattBox“ eine wichtige Weiche für das künftige Recycling von Batterien. In einem weiteren Artikel lesen Sie, wie Drohnen hocheffizient in der Industrie, Landwirtschaft oder für Einsatzorganisationen genutzt werden können.

Innovationsplattformen und Netzwerke Innovationsbewusstsein ist entscheidend für das langfristige Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Deshalb hat die RLB OÖ das Raiffeisen Innovation Center (RIC) an der Johannes Kepler Universität gegründet, um die Vernetzung von Unternehmen, Wissenschaft und Studierenden zu fördern. Im Sommer konnten wir hier ein Design Thinking Bootcamp anbieten, das von Dozenten der Stanford University gestaltet wurde. Auch der Flughafen Wien arbeitet an einer Innovationsplattform für Industrie, Unternehmen und Hochschulen und kooperiert dabei mit dem Innovationszentrum Plug and Play Tech Center aus dem Silicon Valley. Wir berichten darüber in einer Firmenporträt-Reihe anlässlich des diesjährigen 20-Jahre-Jubiläums unseres Firmenkundenengagements in Wien.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre und einen erfolgreichen Herbst!

Ihr

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ Aktiengesellschaft.

INNOVATIONSBEWUSSTSEIN

IST ENTSCHEIDEND FÜR DAS LANGFRISTIGE WACHSTUM DER UNTERNEHMEN.

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender.

Wie sich die Automobilindustrie mit frischen Ideen auf die Mobilität von morgen einstellt.

10

NEUE WEGE

Im Interview erklärt Trendforscher Stefan Carsten, wie der Verkehr der Zukunft unkompliziert wird.

12

IM KREISLAUF SCHÜRFEN

Das innovative Forschungsprojekt BattBox verwandelt alte Batterien in neue Rohstoffquellen.

14

DIE CHANCE DES WANDELS

Mit welchen Strategien Unternehmen aus den Automotive Industries auf die Herausforderungen der Mobilitätswende reagieren.

18 LUFTHOHEIT

Vom Einsatz in der Großindustrie über medizinische Logistik bis hin zum Personentransport – warum Drohnen die Zukunft gehört.

22

GEMEINSCHAFTSENERGIE

Wie Raiffeisen OÖ mit „Raiffeisen Energie“ Gründungen von Erneuerbare-EnergieGemeinschaften unterstützt.

24 DIE DIGITALE MEILE

Warum in Linz über hundert Technologieunternehmen auf einer 1,8 Kilometer langen Strecke siedeln.

28 HEIMAT FÜR VISIONÄRE

Der Flughafen Wien punktet auch als Start-up-Hub mit Silicon-Valley-Know-how.

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Wie das Raiffeisen Innovation Center Wissenschaft, Innovation und Business zusammenbringt.

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Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktiengesellschaft, Europaplatz 1a, 4020 Linz. Grundlegende Richtung und Blattlinie: business ist das Finanzmagazin der Raiffeisenlandesbank OÖ und beleuchtet wichtige Finanz- und Wirtschaftsthemen. Das Magazin informiert über interessante Chancen und Entwicklungen, nützliche Services und zahlreiche Best-Practice-Beispiele. Es ist politisch unabhängig und bekennt sich zur sozialen Marktwirtschaft und zur Integration in Europa. Im Sinne leichterer Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen meist nur in ihrer männlichen Form angeführt. Satz- und Druckfehler vorbehalten.

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Druck: Druckerei Haider Manuel e.U. 1. Auflage, Mai 2021

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Bosch, FACC, Stefan Carsten, 3CON, PLANET architects

SPURWECHSEL

Die Automobilindustrie bleibt in Bewegung. Für Branchenakteure bedeutet das, den Fahrplan in Richtung Mobilität der Zukunft mit innovativen Technologien und nachhaltigen Konzepten aktiv mitzugestalten.

Text: Rosi Dorudi • Foto: Bosch

In Wien, Linz und Hallein betreibt die Robert Bosch AG internationale Kompetenzzentren für die Entwicklung von Technologien für die nachhaltig klimaneutrale und vernetzte Mobilität von morgen.

Von Elektromobilität über Wasserstoffantrieb bis hin zum autonomen Fahren: In den kommenden Jahren wird sich die automobile Welt völlig neu aufstellen und die Effizienz der Fortbewegung revolutionieren. Schon heute sind moderne Fahrzeuge mit intelligenten Assistenzsystemen ausgestattet und smart vernetzt. „Fahrzeuge enthalten mittlerweile bis zu 80 Steuergeräte“, erklärt Helmut Weinwurm, Vorstandsvorsitzender der Robert Bosch AG und Repräsentant der Bosch-Gruppe in Österreich. „Das führt zu grundlegenden Veränderungen in der Elektronikarchitektur.“ Das Unternehmen arbeitet gemeinsam mit namhaften Autoherstellern daran, die Komplexität der Steuergeräte zu optimieren und neue Entwicklungsprozesse und Geschäftsmodelle zu generieren. „An unseren Standorten in Wien, Linz und Hallein betreiben wir internationale Kompetenzzentren für die Entwicklung von Mobilitätstechnik, um die nachhaltige Transformation zu klimaneutraler und vernetzter Mobilität voranzutreiben“, so

GRÜNER WASSERSTOFF IST EIN ZENTRALES ELEMENT FÜR

DIE KLIMAWENDE.

HELMUT WEINWURM, VORSTAND ROBERT BOSCH AG

der CEO. Mit einer Forschungsquote von 14 Prozent in Österreich gehört Bosch zu den Innovationsführern der Branche. Schon früh legte das Unternehmen mit Fahrerassistenzsystemen und der zugehörigen Umfeldsensorik den Grundstein für alle Stufen der Automatisierung – einschließlich vernetzter Parklösungen wie Automated Valet Parking, das in Zusammenarbeit mit Daimler erstmals im Parkhaus des MercedesBenz Museums in Stuttgart realisiert wurde. „Autos fahren per Smartphone-Befehl fahrerlos in den zugewiesenen Stellplatz, ohne dass der Fahrer das Manöver noch überwachen muss“, erklärt Weinwurm. Zurück gehe es dann genauso. „Dieses Pilotprojekt markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum autonomen Fahren und gilt weltweit als die erste infrastrukturgestützte Lösung für einen automatisierten Vorfahr- und Einpark-Service im realen Mischbetrieb.“ Für Parkhausbetreiber bedeutet das fahrerlose Parken eine effizientere Parkraumnutzung, da bis zu 20 Prozent mehr Fahrzeuge auf die gleiche Fläche passen.

Schlüsselelement Wasserstoff

Neben effizienten Mobilitätslösungen für den Alltag ist die emissionsfreie Energieversorgung ein entscheidender Faktor für die Klimawende. „Grüner Wasserstoff ist dabei ein zentrales Element“, ist Weinwurm überzeugt. „Wir entwickeln Technologien für die Erzeugung, Kompression, Speicherung und Anwendung von Wasserstoff.“ 2030 will Bosch mit seinen Wasserstofftechnologien weltweit einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro erzielen. „Entsprechend stark engagieren wir uns für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft.“ Das Bosch Engineering Center in Linz treibe die Transformation hin zu klimaneutralen Mobilitätslösungen aktiv voran. Der Standort sei international anerkannt für die Entwicklung von Common-Rail-Injektoren, die in Nutzfahrzeugen wie Lkw, Baggern und Booten zum Einsatz kämen. „Darüber hinaus entwickeln wir innovative Lösungen entlang der weltweiten Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff, einschließlich Wasserstoff-Einblasventilen sowie Elektrolyse-Stacks.“

Mit dem Wandel der Mobilität verändern sich auch die Bedürfnisse der Fahrenden, insbesondere an Autobahnraststätten. „Nur an eine Tankstelle zu fahren, um zu tanken und Proviant zu kaufen, erfüllt schon lange nicht mehr die Erwartungen der Reisenden“, konstatiert Florian Nanz. Die Stuttgarter Nanz-Gruppe schlägt mit ihrer Marke „Break“ neue Wege ein.

© Bosch, Marius Hoefinger, Hersteller, Iveco, TQ Group, Christoph Bayer

Der bayerische Technologiekonzern TQ setzt die Erfahrung im Bau von Motoren für Roboter und den Mars-Rover in revolutionäre Antriebe für E-Bikes um.

Direkt an der A7, der Nord-Süd-Achse von der dänischen Grenze in Ellund bis zur österreichischen Grenze bei Füssen, befindet sich im deutschen Evendorf eines der modernsten Autoreisezentren Europas. „Wir haben das Rad nicht neu erfunden. Bei der Konzeption des Autohofs war klar, dass wir ein Gastronomieangebot, ein Hotel und einen modernen Tankstellenshop als Ankermieter benötigen“, beschreibt der Geschäftsführer die Projektentwicklung. „Beim Design haben wir aber auf futuristische und ‚aufgeräumte‘ Züge in der Architektur gesetzt, um die Neugier der Kunden zu wecken, die sich dann vor Ort von einem sauberen, modernen und freundlichen Autohof überzeugen können.“ Das Thema Nachhaltigkeit spiele im gesamten Konzept eine wichtige Rolle. „Wir wussten: Wenn wir modern auftreten wollen, müssen wir auch modern sein.“ Dazu gehöre insbesondere der Einsatz erneuerbarer Energien. „Ein Solarpark versorgt die E-Ladesäulen, sodass Kunden im wahrsten Sinne des Wortes Sonnenenergie tanken können. „Insgesamt fokussiert unser Konzept auf einem hochwertigen Angebot zu vernünftigen Preisen“, fährt Nanz fort. „Wir sind der Überzeugung, dass Service, Qualität, Convenience und Sauberkeit eine immer größere Rolle bei Reisenden und Berufsfahrern spielen werden. Die Menschen sind mobiler geworden und verlangen nach der nötigen Infrastruktur dafür, die wir ihnen hier bieten können.“ Bereits in Planung seien daher auch zwei weitere Standorte an der A7, die unter anderem auch mit Lademöglichkeiten für ElektroLkw aufwarten werden.

Leichtgewicht auf zwei Rädern E-Mountainbikes gewinnen im Sportsektor zunehmend an Beliebtheit. Eines der führenden Unternehmen in diesem Segment ist der bayerische Technologiekonzern TQ, der unter anderem Steuerungselektronik für Passagierflugzeuge entwickelt. 1994 in Seefeld gegründet, ist der Betrieb schnell von einem Zwei-Mann-Betrieb zu einem Unternehmen von Weltrang gewachsen. „Mittlerweile arbeiten über 2.200 Mitarbeiter daran, unsere Vision der Zukunft Realität werden zu las-

sen“, erzählt Anna Vodiˇcková, Product Marketing Manager der Business Unit TQ-Drives. „Im Geschäftsfeld E-Bike entwickeln, fertigen und vermarkten wir bereits seit 2012 erfolgreich Antriebssysteme dafür. Seitdem streben wir danach, diese durch bahnbrechende Technologien zu revolutionieren.“ Der Firmenname TQ, ein Kürzel für die Begriffe Technologie in Qualität, ist schließlich Programm. „Wir sind mit mehreren Motoren und einem kompletten E-Bike-System auf dem Markt und an über 20 Modellen von Weltmarktführern wie Trek, Scott, Pinarello oder BMC zu sehen.“ Das patentierte Harmonic-Pin-Ring(HPR)-Getriebe sei das Resultat jahrzehntelanger Erfahrung des Unternehmens in der Entwicklung von elektrischen Motoren für Roboter, Satelliten, Raumstationen und MarsRover. Aufbauend auf dieser Technik für den zuverlässigsten Einsatz in extremen Bedingungen hat TQ die Harmonic-Pin-Ring-Antriebstechnik auf den Einsatz im Fahrrad angepasst. „Das Ergebnis ist ein extrem leichtes, leises System mit einem natürlichen Fahrgefühl sowie einem nahezu sofortigen Kraftschluss, das nahtlos in analoge Fahrräder integriert werden kann.“

Die Verwendung des patentierten HPR-Getriebes ermögliche es, auf zusätzliche Zahnräder zu verzichten und damit eine der größten Quellen von Reibung, Geräuschen und potenziellen Schwachpunkten zu eliminieren. Zusätzlich erlaube der Verzicht auf ein traditionelles Getriebe eine zuverlässige Motor- und Getriebeeinheit, ohne schwere interne Teile aus Metall zu konstruieren – und damit das Gewicht des Systems deutlich zu reduzieren. Verbesserungen in der Batterietechnologie, der Motorleistung und der Reichweite machen E-Bikes immer attraktiver.

„E-Bikes bieten eine Möglichkeit, sportlich aktiv zu sein, ohne sich übermäßig anzustrengen“, so Vodiˇcková. Dadurch ließen sich längere Strecken bewältigen und anspruchsvollere Routen meistern. „Die innovativen E-Bike-Antriebssysteme haben das Potenzial, eine Schlüsselrolle in der zukünftigen Elektrifizierung des Fahrradmarktes zu spielen“, ergänzt sie. Sie ermöglichten Fahrradherstellern die Entwicklung einer neuen Generation von E-Bikes, die für noch mehr Fahrspaß sorgen. ••

In Linz treibt Bosch Engineering die Entwicklung von klimaneutralen Mobilitätslösungen etwa für Lkw voran.

„NEUE MOBILITÄT KOMMT NICHT DURCH DRUCK UND VERBOTE“

Mobilität ist in der modernen Welt von entscheidender Bedeutung. Aber womit erledigen wir morgen unsere Wege?

Der renommierte Zukunftsforscher und Berater Stefan Carsten erklärt, wie die Verkehrstrends von heute unser Leben, unsere Wirtschaft und unsere Städte verändern werden.

Stefan Carsten:

Der 51-jährige Stefan Carsten ist ein weltweit anerkannter Experte auf dem Gebiet der Mobilität und Stadt planung. Für Daimler entwickelte er Dienste wie Car2go, heute berät er Ministerien, Kommunen und die Automobilindustrie.

© Stefan Carsten

Darf es ab 2035 nur mehr E-Autos geben? Die Diskussion über das Ende von Benzin- und Dieselmotoren führt in ganz Europa zu heftigen Konflikten. Dabei bewegen Verkehrsexperten längst viel weitreichendere Fragen: Welche Rolle wird das Auto im Verkehr von morgen überhaupt noch spielen? Und welche Verkehrsmittel halten uns zukünftig mobil? Stefan Carsten, renommierter Zukunftsforscher, Autor und Berater des deutschen Bundesverkehrsministeriums, gibt Antworten.

business: Sie sagen, die Mobilität befindet sich in einem Transformationsprozess. Womit werden wir morgen unterwegs sein?

Stefan Carsten: Wir sind heute sehr automobil unterwegs, flankiert mit öffentlichem Verkehr und Fahrrad. Für junge Menschen und Stadtbewohner bedeutet Mobilität aber Freiheit und Unabhängigkeit. Dafür braucht es Flexibilität und Multimodalität, sie wollen je nach Lust, Laune und Bedarf zwischen eigenem Auto, Carsharing, Fahroder Lastenrad, öffentlichen Verkehrsmitteln und Zufußgehen wählen können. Dadurch wird das eigene Auto weniger wichtig.

business: Ältere Mitbürger sehen das vielleicht anders. Wie holt man sie mit dem Mobilitätswandel ab?

Carsten: Viele wollen ihr Mobilitätsverhalten nicht mehr ändern. Das ist ein ganz normaler Teil des Transformationsprozesses. Man soll auch niemandem das Auto wegnehmen, es wird auch in Zukunft noch Autoverkehr in den Städten geben. Nur eben weniger. Ein wichtiger Punkt wird autonomes Fahren. Die ersten autonomen On-DemandTaxis nehmen jetzt auch in Europa ihren Dienst auf.

business: Bleibt aber die Frage, ob sich autonomes Fahren überhaupt durchsetzen kann oder die Skepsis überwiegt.

Carsten: Wir haben in ganz Europa einen Mangel an Busfahrern. Das wirkt sich sogar schon auf die Taktung des öffentlichen Verkehrs aus. Autonomes Fahren ist ein Geschäftsmodell mit riesigem Potenzial: Wenige Minuten nach der Buchung steht ein fahrerloses Fahrzeug vor der Haustüre und bringt einen zum individuell definierten Ziel. Das kostet in zehn Jahren weniger als ein Busticket heute, weil die Personalkosten wegfallen. Ältere Mitbürger nutzen das sehr stark, auch ohne eigenes Fahrzeug bleibt man mobil. Das führt auch in Vororten und im ländlichen Bereich zu sehr attraktiven Angeboten.

business: Fühlt man sich ohne Fahrer auch sicher?

Carsten: In den USA und China sind bereits heute täglich Tausende autonome Fahrzeuge unterwegs, sie sind jetzt schon sicherer als mit einem menschlichen Fahrer. Derzeit gibt es noch sehr wenige Technologieanbieter, die diesen Sicherheitsstandard garantieren. Aber es ist ein Diffusionsprozess, es werden immer mehr werden, in fünf bis zehn Jahren sind solche Robotaxis oder On-Demand-Shuttles auch in Europa im Einsatz. Und um das polemisch zu sagen: 2050 ist es vielleicht Menschen schon verboten, ein Fahrzeug zu lenken – weil es zu gefährlich für die Allgemeinheit ist.

business: Brauchen Unternehmen dann noch eine eigene Flotte?

Carsten: Viele Handwerksbetriebe werden auch in Zukunft nicht ohne Auto auskommen. Der eine oder andere wird die Flotte vielleicht mit Lastenfahrräder n ergänzen, um sich Staus und die Suche nach Parkplätzen zu ersparen, die in den Städten immer knapper werden. Man sollte die verbleibenden Parkplätze genauer definieren und zum Teil für eben jene Handwerker reservieren, die mit Werkzeug und Material zum Kunden vor Ort müssen.

business: Wird es noch Dienstreisen und Autos für Mitarbeiter im Officebereich geben?

Carsten: In Deutschland sagen 50 Prozent der Dienstautobesitzer, dass sie keinen Wagen mehr haben möchten, in Österreich sind es sogar 60 Prozent. Autohäuser bestätigen diesen Trend. Vor allem junge Mitarbeiter wollen ein Mobilitätsangebot zur Verfügung gestellt bekommen. In diesem Budget sollte ein Klimaticket sein, Zugang zu Carsharing, Leasingfahrräder und vielleicht motorisierte Zweiräder. Es kann ja nur ein Teil der Meetings durch digitale Virtualisierung ersetzt werden. Geschäftspartner und Kunden vor Ort zu treffen, mit ihnen von Angesicht zu Angesicht zu reden, bleibt unersetzlich.

business: Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz (KI) in der Mobilität von morgen?

Carsten: KI ist die Voraussetzung für autonomes Fahren. In Zukunft wird KI auch helfen, Mobilitätsentscheidungen zu treffen. Derzeit weiß ich zwar, wie viele Schritte ich täglich mache oder wie viel Strom ich zu Hause verbrauche, aber ich habe keine Ahnung, wie oft ich das

IN FÜNF BIS ZEHN JAHREN SIND ON-DEMAND-SHUTTLES AUCH IN EUROPA IM EINSATZ.

STEFAN CARSTEN, ZUKUNFTSFORSCHER UND MOBILITÄTSEXPERTE

Auto benutze oder lieber das Fahrrad verwende oder den Bus nehme. KI lernt, wie ich unterwegs bin, und kann mir Vorschläge machen, wie ich effizient und angenehm ans Ziel komme. Sie kann sogar meinen Kalender dahingehend optimieren. Das wird noch ein paar Jahre dauern, aber dann macht KI auch die Mobilität von Unternehmen effizienter und nachhaltiger.

business: Dazu braucht es aber entsprechende Gesetze, die nicht immer leicht zu beschließen sind.

Carsten: Die neue Mobilität kommt nicht durch Druck und Verbote zustande, sondern weil sie das Leben vereinfacht und Spaß macht. Heute kaufen viele Menschen Autos, die sie immer weniger nutzen. Das Auto wird zum Back-up, zur Mobilitätsreserve. Das ist ein typisches Zeichen einer Transformation.

business: Das stellt die Automobilindustrie vor Herausforderungen. Carsten: Die klassischen Geschäftsmodelle werden mittel- und langfristig nicht mehr funktionieren. Es kommen viele neue Akteure und Player abseits der klassischen Automobilindustrie dazu, die den Transferprozess der Mobilität vorantreiben. Der traditionellste Akteur ist der öffentliche Verkehr, der gerade neue Angebote für CorporateKunden entwickelt. Wachstumsindustrien werden der Batterie- und der Wasserstoffbereich, weil deren Einsatz weit über den Mobilitätsbereich hinausgeht. Die wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse verschieben sich nicht wegen der neuen Mobilität, sondern vor dem Hintergrund der kompletten Antriebs- und Energieversorgungssysteme. Was diese Transformation hervorbringt, wie die Industrie in 30 Jahren aussehen wird, das weiß niemand zu sagen. Aber sie wird drastisch anders aussehen als heute, so viel ist sicher. ••

ROHSTOFFQUELLE FÜR E-MOBILITÄT

E-Mobilität braucht enorme Mengen an Batterien – und damit viele wertvolle Rohstoffe. Das Forschungsprojekt BattBox in Oberösterreich arbeitet daran, aus alten Batterien Rohstoffquellen von morgen zu machen. Es stößt damit auf ein reges Interesse zahlreicher Stakeholder in den Automotive Industries.

Die Automobil(zuliefer)branche befindet sich in einem gewaltigen Transformationsprozess. Trotz aktuell schwierigen Marktumfelds ist abzusehen, dass die Zukunft der Mobilität eine elektrische ist. Allein in Österreich wird der Bestand an E-Fahrzeugen bis Ende 2024 auf über 200.000 E-Fahrzeuge geschätzt. Doch zweifellos sind auf dem Weg zur Dekarbonisierung noch unzählige Herausforderungen zu meistern. „Die Energiewende und E-Fahrzeuge werden erst dann breite Akzeptanz finden, wenn die neuen Mobilitätssysteme vertrauenerweckend und zu Ende gedacht sind“, sagt Josef Ecker vom oberösterreichischen Maschinenbauunternehmen Fill. „In dieser Hinsicht sind kreislauffähige Systeme, die von der Produktion über die Nutzung bis zum Recycling denken, ein ganz wesentlicher Schritt.“ Ecker leitet das Forschungsprojekt BattBox, das

Florian Danmayr

Cluster-Manager

Automobil-Cluster Oberösterreich.

Josef Ecker

vom Maschinenbauunternehmen Fill leitet das Forschungsprojekt BattBox.

beim Ansatz, den Stoffkreislauf zu schließen, vorangeht. Das dahinterstehende disziplinenübergreifende Konsortium besteht aus den Firmen Fill und AVL, der Technischen Universität (TU) Graz und dem Automobil-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria.

Kreislauf der Rohstoffe

Ziel des Projekts ist es, ein kostengünstiges, herstellerunabhängiges, automatisiertes Recycling von E-Batterien auf Basis eines mehrstufigen Verwertungskonzepts zu ermöglichen. „Mangels Standardisierungen in puncto Chemie, Design und Zerlegung erarbeiten wir ein breites Spektrum möglicher Prozesse“, schildert Ecker. „In jeder Prozessstufe wird eine Diagnose und Zerlegung der freigelegten Komponenten durchgeführt und nach wirtschaftlichen und sicherheitskritischen Aspekten geprüft.“ Nun, im zweiten Forschungsjahr, seien die meisten Herausforderungen bewältigt. Dies schaffe die Grundlage für Verfahren, mit denen hochwertige und unvermischte Rohstoffe mit maximaler Wiederverwertbarkeit gewonnen werden können. „Je nach Einsatzfeld lassen sich dann die am besten geeigneten Verfahren kombinieren, um die optimale Lösung für den jeweiligen Kunden bereitzustellen“, so der Projektleiter.

Heimische Expertise

„Batterien aus alten oder beschädigten Fahrzeugen sind hochkomplexe Systeme“, unterstreicht Florian Danmayr, Cluster-Manager beim Automobil-Cluster Oberösterreich. „Genau hier können heimische Expertinnen und Experten aus Maschinenbau und Automatisierungstechnik mit ihren Kompetenzen punkten.“ Im Mittelpunkt der Anstrengungen stehen nicht nur Sicherheit und Wirtschaftlichkeit, sondern auch Versorgungssicherheit. „Dafür sind hochqualitative Sekundärrohstoffe ein wichtiger Baustein.“ Laut Prognosen soll der Bedarf an Batteriezellen für E-Autos in Europa bis 2040 fünfmal höher sein als das Produktionsvolumen. „Die

Vorreiter: Das BattBox-Projekt begeisterte bei der Leitmesse „The Battery Show Europe“.

BattBox kann die Wertschöpfungskette von E-Batterien deutlich erhöhen und damit der Abhängigkeit Europas von kritischen Rohstoffen etwas entgegensetzen“, erklärt Danmayr.

Brachliegende Potenziale heben

Praktikable und robuste Lösungen in der Verwertung brauche es bereits in absehbarer Zeit, ergänzt Josef Ecker. „Fill hat die BattBox zum Leitprojekt gemacht, weil wir unseren Kunden auch im Bereich des Batterierecyclings die beste Anlagentechnik zur Verfügung stellen wollen.“ Dass das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) mit 1,4 Millionen Euro geförderte Batterie-Kreislaufprojekt die noch brachliegenden Potenziale zur Steigerung der Nachhaltigkeit in der Elektromobilität hebe, stoße zudem international auf Interesse. Auf Basis der Projektergebnisse könne man durchaus schon in Angebotsprozesse gehen, sagt Florian Danmayr vom Automobil-Cluster. Um Anlagen in die Anwendung zu bringen, müsse man allerdings zwei bis drei Jahre veranschlagen. Unter anderem wurde die BattBox im Juni auf der großen Leitmesse „The Battery Show Europe“ in Stuttgart vorgestellt. „Da haben wir gesehen, dass die BattBox mit ihrem Fokus auf End-of-Life-Anwendungen und Recycling das richtige Produkt zur richtigen Zeit ist“, resümiert Danmayr. „Als Vorreiter können wir dieses zukunftsträchtige Themenfeld nun frühzeitig bespielen.“ ••

Das Konsortium hinter der BattBox

TU Graz – Institut für Fahrzeugsicherheit (VSI) und Institut für Fertigungstechnik (IFT): Das IFT ist seit der Veränderung des Automobilsektors in Richtung E-Mobilität an F&E-Projekten im Batteriesektor beteiligt und besitzt Know-how in der Batteriemodulproduktion sowie beim Handling und Testen von Batteriezellen. Kernkompetenz sind trennende Fertigungsverfahren sowie Industrie-4.0-Themen.

Fill: Fill ist ein international führendes Maschinenbauunternehmen mit Sitz in Gurten, OÖ, und fungiert als Ideenfabrik für Produktions systeme in den Geschäftsfeldern Automotive, Aerospace, Sport, Energie, Holz & Bau. Die Produkte umfassen Anlagen in den Bereichen Gießereitechnik, Metallzerspanung, Holzbearbeitung und Kunststoff.

AVL: Mit mehr als 11.000 Mitarbeitern ist AVL das weltweit größte unabhängige Unternehmen für Entwicklung, Simulation und Testen von Antriebssystemen in der Automobilbranche.

Automobil-Cluster (AC) Oberösterreich: Der AC hat das Ziel, den Wirtschaftsstandort Österreich und die Kompetenz im Mobilitätsbereich durch Dissemination von innovativen Ansätzen zu stärken. Er unterhält ein internationales Netzwerk mit OEM- und Tier-1-Partnern.

VORWÄRTSDRANG

Mobilität im Wandel: Die europäische Automotive-Industrie ändert sich radikal. Österreichische Zulieferer stellen sich den neuen Herausforderungen mit Mut und innovativen Ansätzen.

Text: Robert Prazak • Foto: 3CON

Vormarsch der Elektroautos, steigender Preisdruck, Konkurrenz aus China, strenge Umweltauflagen, politische Debatten über die Zukunft des Verbrennermotors, kritische Konsumenten – die europäische Automotive-Industrie ist gerade von einem gravierenden Wandel betroffen. Es ist kein einfacher Spagat, den die etablierten Hersteller schaffen müssen: Die Einstellung zur Mobilität ändert sich – die Reduktion von Emissionen wird zum bestimmenden Faktor, nicht nur wegen der ehrgeizigen Klimaziele der EU, sondern auch wegen der steigenden Ansprüche der Käufer in ökologischer Hinsicht. Zudem hat sich die Einstellung zum Pkw generell gewandelt: Der Autobesitz ist für jüngere Zielgruppen einfach nicht mehr so wichtig, wie das früher der Fall war. Trotzdem muss weiter investiert werden, etwa in die Nutzung künstlicher Intelligenz. Wie wirkt sich der Wandel aber auf österreichische Unternehmen aus? Heimische Zulieferer und Partnerbetriebe spielen für die europäische Automotive-Industrie schließlich eine zentrale Rolle; sie punkten mit Know-how und hoher Qualität. Ein Beispiel ist 3CON mit Sitz in der Tiroler Gemeinde Ebbs unweit von Kufstein: Das 1998 von Hannes Auer gegründete Unternehmen zählt weltweit zu den Top-Playern bei Produktionsanlagen für die Automobilindustrie. Mit rund 750 Mitarbeitern wurde im Vorjahr ein Umsatz von 132 Millionen Euro erreicht; es gibt Werke in den USA, China und Mexiko. Auer sieht die Entwicklung der Industrie als Chance: In seinem Bereich, also Produktionsanlagen für AutomobilInterieur, sei man unabhängig vom Antrieb eines Fahrzeugs. „Das heißt, unsere starke Basis bleibt davon unbetroffen.“ In diesem Spezialbereich sieht er eine Tendenz zu hochwertigeren und nachhaltigen Oberflächen. „Darauf haben wir uns schon früh vorausschauend vorbereitet – mit der Entwicklung von fortschrittlichen Kaschiertechnologien, die im Besonderen auf die Verarbeitung von modernen und nachhaltigen Materialien ausgelegt sind.“ Auch die höhere Modellvielfalt in der Autoindustrie sei positiv für das Unternehmen. Das Hauptquartier in Ebbs wird derzeit ausgebaut, ab 2026 sollen weitere Flächen für die Produktion und für Büroplätze fertiggestellt sein.

WIR SIND IN EINEM PROJEKT FÜR INNOVATIVE BATTERIEKONZEPTE INVOLVIERT.

HANNES AUER, GRÜNDER UND GESCHÄFTSFÜHRER 3CON

Hannes Auer

Der 3CON-Gründer sieht den Trend zu mehr Qualität als Chance für sein Unternehmen.

Klaus von Moltke

Werksleiter BMW Motorenwerk Steyr: Investitionen als Schlüssel zum Erfolg.

Den großen Wandel sieht auch der Fahrzeuglogistiker Hödlmayr als Chance. Mit einem Umsatz von 400 Millionen Euro und 1.700 Mitarbeitern in 16 Ländern ist das Schwertberger Familienunternehmen ein Big Player in diesem Bereich. Auf die Änderungen hat man sich längst eingestellt, erläutert CFO Robert Horvath: „Wir werden unser Serviceportfolio stetig erweitern, wie beispielsweise die E-Lademöglichkeiten.“ So werden Parkflächen mit Photovoltaik ausgestattet, wo Kundenfahrzeuge mit Grünstrom beladen werden können. Zudem wird in Österreich ab Herbst erstmals ein Elektro-Lkw für Rundläufe zum Einsatz kommen.

Produktinnovation

Neue Technologien erfordern Umstellungen. Das will auch die Mark Metallwarenfabrik aus Spital am Pyhrn, Spezialist für sogenanntes Tiefziehen (spanloses Zugdruckformen), nutzen. Hervorgegangen aus einer ehemaligen Schuhösenfabrik, produziert Mark heute präzise Metallteile vor allem für die Automobilindustrie. Laut CFO Nikolaus Blasl wurde zuletzt der Anteil an antriebsneutralen automotiven Anwendungen erhöht. „Durch den Trend zur E-Mobility ergeben sich neue Produkte und Wachstumsmöglichkeiten in den Batterietechnologien, der Ladeinfrastruktur oder zum Beispiel den Komponenten für Anschlusskabel“, erklärt Blasl. Zudem werde die Integration von KI und Assistenzsystemen die Sicherheitsstandards erhöhen und neue Mobilitätsdienste schaffen – auch hier sieht Blasl weitere Chancen für sein Unternehmen, vor allem in der Sensortechnik und den dafür benötigten Komponenten.

Typisch für den Wandel der Industrie ist auch das Motorenwerk Steyr von BMW, das mit einer Produktion von jährlich mehr als 1,2 Millionen Motoren heute eine der Säulen des deutschen Herstellers ist. Das Werk hat sich von einem Pionier der Dieseltechnologie zu einem Vorreiter für emissionsfreie Antriebe entwickelt. So wurden im Vorjahr 23 Millionen Euro in

WIR POSITIONIEREN UNS TECHNOLOGIEOFFEN FÜR DIE ERFOLGREICHE ZUKUNFT.

KLAUS VON MOLTKE, WERKSLEITER BMW MOTORENWERK STEYR

©
3CON, BMW Group Steyr, Hermann Wakolbinger, Jochen Russmann

neue Prüfstände und Messtechnik investiert, um die Entwicklung von Hochleistungs-E-Antrieben und anderen Antriebstechnologien zu unterstützen; mehr als die Hälfte der 700 Mitarbeiter im Entwicklungszentrum arbeitet bereits an Elektromobilitätsthemen. Werksleiter Klaus von Moltke sieht diese Investitionen als Schlüssel, um den Standort auch in Zukunft wettbewerbsfähig und zukunftsfähig aufzustellen. „Wir treiben die Transformation des Werks entschlossen voran und positionieren uns technologieoffen für eine erfolgreiche Zukunft.“ Dazu gehört, die Kompetenzen vom Verbrennungsmotor auf den E-Antrieb zu übertragen. Bis 2030 werde der Standort Steyr über eine neue Produktionskapazität von bis zu 600.000 E-Antrieben jährlich verfügen. Tatsächlich ist diese Offenheit gegenüber neuen Technologien bei den heimischen Spezialisten oft zu hören – auch bei Hödlmayr. „Wir sind offen bezüglich der Lkw-Antriebssysteme“, erklärt CFO Horvath. Wasserstoff ermögliche aufgrund seiner hohen Energiedichte große Reichweiten, während im Nahverkehr die Elektromobilität zum Einsatz kommen wird. Stillstand sieht man auch bei 3CON als Rückschritt. Sein Unternehmen arbeite laufend an neuen Einsatzbereichen des Know-hows und der Technologien, erläutert 3CON-Inhaber Auer. „So sind wir seit einem knappen halben Jahr bei einem Entwicklungsprojekt für innovative Batteriekonzepte mit namhaften Autoherstellern involviert.“ Und bei Produktionssystemen für umweltfreundliche Getränkebehältnisse werden gerade die ersten Chargen zur Prozessabsicherung durchgeführt.

Was macht China?

Diese Frage beschäftigt nicht nur die europäische Wirtschaftspolitik, sondern auch die einzelnen Unternehmen. Das Land fährt in Richtung E-Mobilität, ohne Wenn und Aber. Hödlmayr stellt sich darauf ein. „Europa ist bei E-Autos ein Importmarkt geworden, wir bieten asiatischen Importeuren für ganz Europa die passenden Logistikkonzepte“, sagt Horvath. Auch der Markt in China selbst wird für die Austro-Firmen interessanter. MarkCFO Blasl sieht wegen der Forcierung der Elektromobilität die Produktions- und Absatzchancen erhöht. Das Unternehmen verfügt seit 2019 über einen Standort in China, die Produktion vor Ort macht es möglich, direkt in China für den dortigen Automotive-Markt zu produzieren, Transportwege zu verkürzen und Zölle zu vermeiden. „Die Präsenz in China sichert uns die Wettbewerbsfähigkeit und die Möglichkeit, global liefern zu können. Dadurch werden wir durch Tier-1-Zulieferer, welche selbst global agieren, verstärkt als strategischer Partner wahrgenommen“, sagt Blasl.

Robert Horvath CFO Hödlmayr: bietet asiatischen Importeuren Logistikkonzepte für Europa.

China sichert Wettbewerbsfähigkeit.

Stichwort E-Auto: Selbst wenn die EU zuletzt vom strengen Fokus auf Elektromotoren – nicht zuletzt auf Drängen der Industrie – wieder etwas abgerückt ist, bleibt Nachhaltigkeit auch für die österreichische Branche ein Kernthema. Nachhaltigkeit sei heute integraler Bestandteil der Strategie und kein Add-on, betont Hödlmayr-CFO Horvath. Neben der Weiterentwicklung von effizienten Verbrennungsmotoren bleibt auch beim BMW Motorenwerk Steyr die Forschung und Entwicklung von E-Antrieben ein zentrales Thema. Das Entwicklungszentrum in Steyr spiele eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Konzeption im Bereich der Elektromobilität, heißt es. Dies umfasst unter anderem das Wärmemanagement, das Zusammenspiel von Elektromotor, Leistungselektronik und Batterie sowie die Optimierung von Antriebsleistung und Verbrauch. Auch KI ist ein Thema, das die Branche beschäftigt. So arbeitet Hödlmayr am Einsatz von KI-Applikationen. Ein Beispiel ist der Loadbuilder, der die KI-unterstützte Beladung von Transporten ermöglicht – in diesem Bereich gibt es eine Zusammenarbeit mit der FH Steyr. Und wie geht es mit der Automotive-Industrie mittelfristig weiter? Es werde weiterhin Elektro- und auch Verbrennungsmotoren geben, glaubt Robert Horvath (Hödlmayr). „Überall dort, wo mit geringem Aufwand die Infrastruktur erstellt werden kann, schreitet E-Mobilität voran.“ Aber weil in vielen Regionen diese Infrastruktur nicht vorhanden sei, brauche es weiterhin auch Verbrenner- und Hybridfahrzeuge. Der Wandel in der Mobilität könne in Europa nur funktionieren, wenn man nicht mit Verboten arbeitet, sondern die Kunden entscheiden lasse, sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich, ist Horvath überzeugt. ••

Zahlen

•  1,2 Millionen Motoren werden jährlich im Werk Steyr der BMW-Gruppe produziert. Ab 2025 sollen jährlich mehr als 600.000 E-Antriebe hergestellt werden.

•  400 Millionen Euro Umsatz hat der Schwertberger Fahrzeuglogistiker Hödlmayr im vergangenen Geschäftsjahr erreicht, insgesamt 1,9 Millionen Fahrzeuge wurden transportiert.

•  132 Millionen Euro Umsatz vermeldet 3CON mit Sitz in Ebbs (Tirol) für 2023 – der Lösungsanbieter verfügt auch über Werke in den USA, China und Mexiko.

Nikolaus Blasl CFO Mark Metallwaren: Standort in
Innovation: Das BMW Motorenwerk Steyr entwickelt Konzepte zur E-Mobilität weiter.

HOCH HINAUS

Hoffnung liegt in der Luft: wie Drohnen in der Industrie für Gefahrenminimierung in der Wartung sorgen, wo wir bald in Flugtaxis unterwegs sein werden und was das alles mit Gewürzkümmel zu tun hat.

Text: Susanne Mayer • Foto: FACC

Wer bei Drohnen bloß an ferngesteuertes Spielzeug denkt, das aufregende Urlaubsvideos für den eigenen SocialMedia-Feed dreht, hat die Rechnung ohne die oberösterreichischen Innovationsbetriebe gemacht. Dort etablieren sich durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Industrien neue Einsatzmöglichkeiten von Hightech-Drohnen.

Davon kann Markus Rockenschaub aus Katsdorf im Mühlviertel ein Lied singen. Er arbeitet dort, wo niemand hinwill: in Brennöfen, im Kanal, in Rohrleitungen, Tanks und Luftschächten. Auch hier fallen Wartungsarbeiten an. Und Rockenschaub kümmert sich mit Hightech-Equipment darum, dass nicht Menschen, sondern Drohnen heikle Inspektionen vornehmen. Dabei hat der Oberösterreicher eine Marktlücke besetzt: Outdoor wird der Drohneneinsatz in der Industrie bereits gelebt, im Bereich der Indoor-Drohnen zählt er zu den Pionieren. Rockenschaubs Firma Aerovision Drone Support unterstützt Betriebe wie voestalpine, AMAG, Energieunternehmen und Papierproduzenten, um Anlagen am Laufen zu halten. Das spart Zeit und Geld: „Es braucht mehrere Tage, um ein Gerüst aufzubauen, jemanden hinaufzuschicken und das Gerüst wieder abzubauen. Das schaffe ich mit der Drohne in sechs Stunden“, sagt Rockenschaub, der seinen Kundenstamm seit der Firmengründung 2020 stetig ausbaut. Bei Mitarbeitern seiner Kunden – etwa aus der Wasserkraft – macht ihn das außerordentlich beliebt. So seilten sich Wartungstechniker in den Druckleitungen, die das Wasser vom Speichersee zur Turbine transportieren, früher mit Klettergurt und Skateboards mehr als hundert Meter ab. All das entfällt, wenn Rockenschaub mit seinen Drohnen anrückt. Diese sind für den Einsatz in der Industrie ausgelegt: Ein Käfig aus einer speziellen Metalllegierung schützt sie vor Schäden in engen Schächten. Schachtgrößen von 50 Zentimetern reichen, um die Drohnen einzuschleusen, sie sind mit hochauflösenden Kameras, LEDLichtern und neuerdings auch Laserscannern für eine 3D-Modellierung der beflogenen Anlagen ausgestattet. Experten verfolgen die Kontrollflüge der Drohne live mit und können so entscheiden, ob Wartungsarbei-

DROHNENTECHNOLOGIE IST

EIN ZUSÄTZLICHES, WIRKSAMES WERKZEUG.

MICHAEL TREIBLMEIER, GF PLANUNGSBÜRO BLICKWINKEL

Michael Treiblmeier

Der Chef des Ingenieurbüros Blickwinkel hilft der Landwirtschaft mit Drohnen.

Robert Machtlinger

CEO FACC: Das Unternehmen trägt mit Innovationen zur Drohnenentwicklung bei.

LEICHTBAU ZUR ERFÜLLUNG

DER KLIMAZIELE IST GEFRAGTER DENN JE.

ROBERT MACHTLINGER, CEO FACC

ten und Reparaturen notwendig sind. Stillstand ist weder für seine Kunden noch für Rockenschaub eine Option – die Sensoren entwickeln sich derart schnell weiter, dass auch er selbst am Ball bleiben muss, um seinen Kunden State-of-the-Art-Instandhaltung zu ermöglichen.

E­Taxi mit Flügeln

Auch Mobilität verlangt ständig nach neuen Lösungen. Eine davon umfasst auch Drohnen für den Personenverkehr in der urbanen Luftmobilität. Der oberösterreichische Innovationsbetrieb FACC beliefert die globale Luftfahrtindustrie mit Leichtbaukomponenten. Zu seinen Auftraggebern zählen auch unterschiedliche Anbieter sogenannter eVTOL(electric Vertical Take-Off and Landing)-Flugzeuge: extrem leichte Drohnen für den Personenverkehr, die das Urban-Air-Mobility(UAM)-Ökosystem vorantreiben. So ist etwa das eVTOL von Eve Air Mobility, einer Tochtergesellschaft des brasilianischen Flugzeugbauers Embraer, für die Beförderung von vier Passagieren und einem Piloten ausgelegt. Die Drohne soll als Flugtaxi eingesetzt werden und sich mit seinen acht Rotoren leise und emissionsfrei durch den städtischen Raum bewegen. Dabei braucht sie wie ein Helikopter nur kleine Landeplattformen. Der Betrieb der elektrischen Senkrechtstarter ist dabei – wie beim E-Auto – so nachhaltig wie die Energiequelle, aus der der Strom für die Akkus kommt. CEO Robert Machtlinger sieht eine von FACCs Kernkompetenzen als Schlüsselqualifikation, um in der Branche zu reüssieren: „Leichtbau als Querschnittstechnologie zur Erfüllung der Klimaziele in der Luftfahrt ist gefragter denn je. Mit unseren weltweiten Kunden im Kernsegment der zivilen Luftfahrt können wir mit unserer Innovationskraft dazu beitragen, Fliegen noch nachhaltiger zu gestalten.“ Die Reichweite der Drohnen geben Hersteller wie Archer für ihr Drohnenmodell „Midnight“ derzeit mit 20 bis 50 Meilen an. Das städtische Verkehrschaos zu beheben, ist dabei jedoch (noch) kein Ziel: „Die Flugtaxis sollen vorerst nur fixe Routen abfliegen, wie etwa von der Innenstadt zum Flughafen“, sagt FACC-Pressesprecher Jakob Reichsöllner. In den USA kann man sich den Einsatz der Miniflugzeuge auch im Tourismus vorstellen: einmal vom Flughafen zum Grand Canyon und retour.

Die pilotierte Version der Senkrechtstarter wird zudem nur der Anfang sein: „Die Zukunft sehen wir in der vollautomatischen Steuerung, wie sie bereits für autonomes Fahren in Verwendung ist. 2018 ging FACC mit EHang, einem chinesischen Technologieunternehmen für autonomes Fliegen, eine strategische Partnerschaft ein. Mit ersten Zulassungen rechnet Reichsöllner in ein bis zwei Jahren. Allein – bis diese auch für Österreich erfolgen, wird es noch dauern. Testmärkte werden sich auf

© Robert Maybach, FACC, Eve Air Mobility, Treiblmeier, Aerovision Drone Support, Matthias Mackenbach

EVE Air Mobility:

Das Drohnentaxi transportiert bis zu vier Passagiere.

die USA und China beschränken, wo auch heute bereits autonome Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind. FACC hat Standorte in 15 Ländern, Forschung und Entwicklung werden vor allem in Ried im Innkreis vorangetrieben. Und die Oberösterreicher haben große Ziele: Bis 2030 will man sich unter den Top-50-Luft- und -Raumfahrtkonzernen weltweit etablieren.

Wenn Zwischenfrucht nach Drohnen ruft

Die Digitalisierung ist nicht nur in der Industrie weit fortgeschritten – auch die Landwirtschaft kommt ohne Einsen und Nullen nicht mehr aus. Der Einsatz von Drohnen, etwa zur Aussaat oder punktgenauen Ausbringung teurer Dünge- und Pflanzenschutzmittel, hingegen kommt in Österreich noch nicht flächendeckend zum Einsatz. Damit sich das ändert, fährt Michael Treiblmeier, Geschäftsführer des Planungsbüros Blickwinkel aus Kirchdorf am Inn, gemeinsam mit seinem Team und fünf Drohnen im Gepäck durch ganz Österreich. Mehrere hundert Kunden aus der Landwirtschaft betreut Treiblmeier mittlerweile.

Die Sensoren der Drohnen zählen aus der Luft den Pflanzenbestand, machen kranke Pflanzen und Schädlingsbefall ausfindig und liefern genaue Daten für die Planung von Drainagen oder Feldgrenzen. „Will der Landwirt nur einen Überblick, geht das zügig. Schauen wir uns eine Schadensbemessung im Detail an, braucht das länger“, sagt Treiblmeier. Denn dann spielen große Datenmengen eine Rolle, mit denen der Algorithmus im Hintergrund verschiedene Schadensformen wie Schnecken- oder Hasenfraß ausweist. 60 bis 80 Prozent können Landwirte aufgrund der punktgenauen Ortung von Krankheiten oder Schädlingsbefall bei Kosten für Herbizide und Pestizide sparen. Gar 88 Prozent waren es etwa, als Distelpflanzen aus einem Zuckerrübenfeld entfernt werden mussten.

Große Bedeutung schreibt Treiblmeier der Aussaat von Zwischenfrüchten mit Drohnen zu. Das tut dem Boden gut – und auch dem Geldbörsel der Landwirte. So wird beispielsweise Gewürzkümmel ausgesät, während auf demselben Feld die Wintergerste bereits kurz vor der Ernte steht. Der Mähdrescher erntet das Gerstenkorn, das Stroh verbleibt auf dem Feld und bedeckt die Kümmelsaat, deren reife Samen im Frühjahr des Folgejahrs geerntet werden können. Die Aussaat mit dem Traktor würde die Gerste zu diesem Zeitpunkt zerstören, die Drohne erledigt die Zwischensaat sozusagen im Vorbeifliegen. Den Traktor werde die Drohne nie ganz ersetzen, so Treiblmeier, aber: „Drohnentechnologie ist ein zusätzliches, wirksames Werkzeug, das umweltschonend zu mehr Ertrag und weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln beitragen kann.“

Aerovision Drone Support erspart Wartungstechnikern mühsame Klettertouren. Schwer zugängliche Industrieanlagen werden einfach per Fluggerät inspiziert.

Die Drohne kann den Traktor zwar nicht ersetzen, aber der Landwirtschaft zu neuen Einkünften verhelfen.

Drohne bringt Blutkonserve

Gemeinsam mit dem Start-up Apeleon, das sich auf Cargotransport mit Drohnen spezialisiert hat, will der ÖAMTC den Einsatz von Drohnen in der Gesundheitsversorgung vorantreiben: „Die Idee ist, künftig medizinische Infrastruktureinrichtungen mit Prioritätsfracht – Blutkonserven, seltenen Medikamenten, Ausrüstung, Laborproben – rasch und kostengünstig zu versorgen“, so Reinhard Kraxner, Geschäftsführer ÖAMTCFlugrettung in einer Aussendung. Bis zu zehn Kilogramm könnten in Zukunft in einem speziellen Frachtraum der Drohne transportiert werden, sagt Gründer und CEO von Apeleon Andreas Fürlinger. Diese Drohnen könnten in Notfällen Leben retten, indem sie dringend benötigte medizinische Güter schnell an ihren Bestimmungsort bringen. In abgelegenen oder schwer zugänglichen Gebieten könnte dies einen bedeutenden Unterschied machen. Gleich fünfmal so schnell gelangten Blutkonserven in Testprojekten in Deutschland an ihr Ziel. Den Notfallhubschrauber mit Ärzten und Sanitätern wird es auch weiterhin geben. Das Medical Drone Service kann dazu eine sinnvolle Ergänzung sein. Und im Notfall Leben retten. ••

KOOPERATION BELEBT ENERGIEWENDE

Mit „Raiffeisen Energie“ wurde eine Beyond-Banking-Initiative von Raiffeisen OÖ ins Leben gerufen, die den Handel mit nachhaltiger, regional erzeugter Energie im privaten, unternehmerischen und öffentlichen Bereich ermöglicht.

Österreich hat sich für die notwendige Energiewende das ambitionierte Ziel gesteckt, bis 2030 eine vollständige Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Energiequellen zu forcieren. Damit soll einerseits der generationsübergreifenden Verantwortung für Klimaschutz Rechnung getragen werden, andererseits strebt man damit auch die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen an. Ein Baustein für den Erfolg der Energiewende ist die Regionalisierung der Stromversorgung mittels Erneuerbare-EnergieGemeinschaften, kurz EEGs. Eine EEG ist ein Zusammenschluss von Haushalten, aber auch Gemeinden oder Klein- und Mittelbetrieben zur gemeinsamen regionalen Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen (z. B. Photovoltaikanlagen). Die entsprechenden wirtschaftlichen und sozialgemeinschaftlichen Grundlagen und Anreize dafür wurden unter anderem mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespaket im Jahr 2021 gesetzt.

Unterstützung bei Verwaltung, Onboarding und Abrechnung Raiffeisen Oberösterreich hat mit „Raiffeisen Energie“ heuer eine Initiative gestartet, die es sich zum Ziel gesetzt hat, flächendeckend in ganz Oberösterreich Gründungen von regionalen Erneuerbare-EnergieGemeinschaften in Form von Genossenschaften anzustoßen. Damit sollen neue Anreize für erneuerbare Energie geschaffen werden, indem der

produzierte Strom auch direkt vor Ort und in der Region verbraucht wird. Raiffeisen Energie begleitet Raiffeisenbanken auf dem Weg zur Gründung der Energiegemeinschaften und unterstützt in weiterer Folge auch bei der Verwaltung und beim Onboarding der Mitglieder sowie bei der Abrechnung. Dabei profitiert Raiffeisen OÖ von Dienstleistungs- und Kooperationspartnern, die bereits jahrelange Erfahrung in der erfolgreichen Abwicklung von Energiegemeinschaften haben. „Seit dem Frühjahr 2024 sind wir in unterschiedlichen Regionen unterwegs und bieten gemeinsam mit den Raiffeisenbanken vor Ort Informationsveranstaltungen an. Das Interesse ist vielerorts groß, wir konnten auch schon erste Gründungen vorbereiten und begleiten“, sagt Josef Schmid, Geschäftsführer von Raiffeisen Energie. In einem ersten Schritt werden die möglichen Modelle vorgestellt und vor allem auch die finanziellen und ökologischen Vorteile einer Energiegemeinschaft besprochen.

Moderne Interpretation des Genossenschaftsgedankens „Die Mitglieder einer Energiegemeinschaft profitieren von öffentlicher Unterstützung sowie von attraktiven und langfristig fairen Stromtarifen, die in der Gemeinschaft selbst definiert werden“, so Josef Schmid. Die meisten Stromgesellschaften haben ihre Vergütungen für PV-Strom angesichts des Überschusses inzwischen auf Marktpreise umgestellt, die nur mehr bei einigen Cent liegen und monatlich oder je Quartal ange-

DIE MITGLIEDER EINER EEG PROFITIEREN VON ATTRAKTIVEN UND LANGFRISTIG FAIREN STROMTARIFEN.

© RLB
OÖ, Werner Harrer

Der Photovoltaikboom der vergangenen Jahre gibt den Gründungen von EEGs Rückenwind.

passt werden. Dieser Umstand macht die Mitgliedschaft in einer EEG auch wirtschaftlich besonders reizvoll. Aber nicht nur jene, die ihre Überproduktion einspeisen, sondern auch Bezieher profitieren, schließlich sind auch für sie die vereinbarten Stromtarife besonders attraktiv. Raiffeisen Energie steht für eine moderne Interpretation des Genossenschaftsgedankens und transportiert damit auch in besonderer Weise die starken Werte von Raiffeisen. „In der Strategie der Raiffeisenbankengruppe OÖ ist verankert, auch Geschäftsfelder außerhalb des klassischen Bankgeschäfts zu erschließen. Hier liegt das Augenmerk vor allem auf Themen mit einer wachsenden wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Relevanz – dazu gehören auch regionale Energieversorgung und nachhaltige Stromerzeugung“, sagt Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ.

Zusammenschluss hebt neue Potenziale

Die Energiegemeinschaft „Vöcklatal-Mondsee-Attergau“ ist eines der ersten Projekte, das mit Unterstützung von Raiffeisen Energie erfolgreich an den Start geht. Dabei haben sich mit der Raiffeisenbank PöndorfFrankenmarkt, der Raiffeisenbank Mondseeland, der Raiffeisenbank Attergau und der Vöcklakäserei vier Partner vor Ort zusammengetan, die für die Region ein entsprechendes Angebot ermöglichen wollen. Sylvia Maria Schindecker, Geschäftsführerin der Vöcklakäserei: „Als Produzent hochwertiger regionaler Lebensmittel ist uns der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen ein großes Anliegen. Die Energiegemeinschaft ermöglicht uns, unseren ökologischen Fußabdruck weiter zu reduzieren und mit unseren Milchlieferanten zum einen und Kunden zum anderen in eine noch engere Beziehung zu treten.“

Oberösterreichweite Bürgerenergiegemeinschaft Raiffeisen Energie hat kürzlich mit Raiffeisenbanken und weiteren Kooperations- und Netzwerkpartnern darüber hinaus eine oberösterreichweit agierende sogenannte Bürgerenergiegemeinschaft gegründet. Diese profitiert nicht wie die regionale Energiegemeinschaft von reduzierten Gebühren – kann aber durch die selbst definierten Einspeiseentgelte und Abnahmepreise für alle Teilnehmenden attraktive Tarife bieten. Der besondere Vorteil in dieser großen Energiegemeinschaft ist es, dass auch größere Unternehmen partizipieren können. Durch die höheren Abnahmemengen, die angestrebt werden, ist somit auch die Integration größerer Stromlieferanten möglich.

Der Photovoltaikboom der letzten Jahre gibt Gründungen zusätzlichen Rückenwind. Im Sommer hat das Klimaministerium zudem eine neue PV-Strategie vorgestellt, um bis 2030 mit einem Eine-Million-DächerProgramm elf Terawattstunden Strom aus Photovoltaik zu erzeugen. 42,5 Prozent davon sind laut Klimaministerium bereits umgesetzt. Oberösterreich hat mit 108.000 PV-Anlagen bereits 54,2 Prozent seines eigenen Ziels (200.000 bis zum Jahr 2030) erreicht. Mit 1.682 Megawatt liegt das Land auch bei der PV-Leistung schon über den gesteckten Zielen. Daten vom OÖ Energiesparverband zeigen, dass ein Drittel des Energieverbrauchs in Oberösterreich aus erneuerbaren Energien stammt, wobei 76 Prozent des Stroms, über 45 Prozent der Wärme (inklusive Industriewärme) und mehr als 64 Prozent der Raumwärme aus diesen Quellen kommen. ••

FAQs zu Raiffeisen Energie

Wer kann Mitglied einer Energiegemeinschaft werden?

Mitglieder der regionalen Energiegemeinschaften können Privatpersonen, kleine und mittlere Unternehmen, Landwirte, Gemeinden und Vereine werden. Sie können Strom einspeisen, Strom von der Energiegemeinschaft beziehen oder beides. Die Anzahl der Teilnehmer ist nicht begrenzt. Die Zuordnung zu einer Energiegemeinschaft erfolgt auf Basis des Netzanschlusspunktes – also am Wohn- oder Unternehmenssitz.

Muss dazu der Vertrag mit dem bestehenden Energieversorger gekündigt werden?

Nein. Jedes Mitglied einer Energiegemeinschaft behält seinen ursprünglichen Vertrag mit seinem bisherigen Energielieferanten. Damit ist die Stromversorgung auch dann sichergestellt, wenn kein Überschussstrom aus der Energiegemeinschaft zur Verfügung steht (z. B. bei Stromspitzen in der Mittags- oder Nachtzeit).

Wie kann man Teil einer EEG werden?

Die Teilnahme ist einfach und unkompliziert: Sie können sich kostenlos auf der Homepage www.raiffeisen-energie.at vorregistrieren.

Weitere Informationen erfolgen in einer persönlichen Mail.

WO DIE ZUKUNFT BEGINNT

Die Entwicklung der „DIGITAL MILE“ in Linz ist eine über Oberösterreichs Grenzen hinaus bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Mehr als hundert Technologiefirmen und 3.500 Spezialistinnen und Spezialisten haben sich auf einer nur 1,8 Kilometer langen Strecke in Hafennähe angesiedelt.

Es fällt einem schwer, nicht die viel strapazierte Phrase über die oberösterreichische Hauptstadt zu verwenden, ja, nämlich die über die Lokalisation von Anfängen – noch dazu, wenn sogar die Fakten dazu stimmen. Sie hat tatsächlich in Linz begonnen, die Digitalisierung des Landes – abseits von Wien, wo mit dem Platzen der sogenannten Dotcom-Blase im März 2002 erste ITTräume mit einem bösen Erwachen endeten.

In Linz hingegen ging man es am Beginn langsamer und damit solider an. Nicht in ganz Linz, genauer gesagt auf einem 1,8 Kilometer langen Straßenstück zwischen der alten Tabakfabrik, einst Europas größte, vorbei am Techcenter bis zur Neuen Werft und zu dem neuen Büro- und Dienstleistungskomplex Hafenportal. Mit Stand heute sind hier mehr als hundert IT-Unternehmen angesiedelt, alle zusammen mit rund 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Im Jahr 2000, in dem übrigens die ersten USB-Sticks mit acht Megabyte auf den Markt kamen, siedelten sich zwischen der Tabakfabrik und dem Hafen die ersten IT-Unternehmen an. Die Mieten waren günstig, der Platz vorhanden. Im Laufe der ersten Jahre lebte man so neben sich her, doch nach und nach stellten die versammelten Technologiefirmen rasch fest, dass sie alle ähnliche Bedürfnisse haben: Kinderbetreuung, Deutschkurse für Expats, Beratungen über Förderungen, Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Vernetzungstreffen, Fortbildung. Aber es brauchte jemanden, der aus gemeinsamen Interessen und Bedürfnissen auch eine funktionierende Community formt.

Auftritt Georg Spiesberger, Geschäftsführer des TECH HARBOR, Büround Beratungscenter für Start-ups im Eigentum der Business Upper

Der Linzer Hafen wurde durch die DIGITAL MILE zum Zukunftslabor: Software-Intelligence-Riese Dynatrace etwa baut hier gerade einen Campus für 1.500 Mitarbeiter (unten).

Austria, der Stadt Linz sowie der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG: Spiesberger ist heute allgemein anerkannt der „Mister DIGITAL MILE“. Er berichtet, dass es sogar in Brüssel aufgefallen wäre, „dass hier Firmen mit- und nicht gegeneinander arbeiten“. Im Jahr 2019 war das anders. Damals sei das bestimmende Thema IT-Unternehmen, nicht nur in Linz, gewesen: Wir finden keine Fachkräfte mehr. Man versuchte auch, einander die besten Leute abzuwerben. Also habe er, erzählt Spiesberger, alle Geschäftsführer der in der Gegend angesiedelten Firmen eingeladen und sie mit dem Statement begrüßt: „Wir können uns die Köpfe einschlagen oder wir können gemeinsam etwas machen.“ Man habe sich schließlich für Letzteres entschieden. Das sei der „Startschuss“ zur Linzer „DIGITAL MILE“ als Initiative und auch als Marke gewesen.

SOGAR IN BRÜSSEL FIEL AUF, DASS FIRMEN HIER MITEINANDER UND NICHT GEGENEINANDER ARBEITEN.

Die Deutschkurse für die Expats waren der erste Schritt auf dem Erfolgsweg. „Es mussten nicht siebzig Leute ins WIFI fahren, sondern wir haben die Trainer zu uns geholt, zu Kursen, die genau so gestaltet wurden, wie sie unsere Leute brauchen“, so Spiesberger über den doppelten Nutzen. Der nächste Schritt für das Zusammenwachsen war dann eine gemeinsame Kinderbetreuung in den Sommerferien 2019, die „Waldwochen in Kirchschlag“. Das klingt zwar unspektakulär, ist aber für Eltern in den Unternehmen eine enorme Entlastung, um neun Wochen Ferien durchzustehen. Dann folgte ein Führungskräfte-Lehrgang in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Oberösterreich, schon in der Coronapandemie, im Oktober 2020. Und: Die Waldwochen für die Kids wurden um TechCamps erweitert. „Bei den HTLs oder beim CoderDojo (Anm.: Club mit Gratisprogrammierkursen) haben wir damit offene Türen eingerannt“, so Spiesberger. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DIGITAL-MILE-Unternehmen sind als Mentorinnen und Mentoren dabei.

Der harte Kern

Apropos Unternehmen: Der Kern der DIGITAL MILE sind eigentlich nur neun der mittlerweile mehr als hundert Firmen – namentlich: der 1999 in Wels gegründete und heute börsennotierte Gaming- und Sportwettenanbieter bet-at-home mit rund sechs Millionen registrierter Kunden; die auf die digitale Transformation von Unternehmen spezialisierte Beratungsfirma Cloudflight; weiters der Observability- und MonitoringSoftware-Anbieter Dynatrace; Österreich größtes Stellensuchportal karriere.at, der Internet-of-Things- sowie Embedded-Computing-Spezialist Kontron; der auf Zoll- und Handels-Compliance spezialisierte und auf dem Gebiet marktführende Softwareanbieter MIC, der E-BusinessSoftware-Spezialist Netural, der Saars-Anbieter im Bereich PerformanceMarketing Smarter Ecommerce GmbH und der erwähnte TECH HARBOR Seit heuer ist auch Apple in der DIGITAL MILE vertreten. Der Gigant aus Cupertino hatte die Forschungsaktivitäten von Intel in Linz gekauft, in DMCE umbenannt, jetzt wird dem Vernehmen nach groß ausgebaut. Einige der DIGITAL-MILE-Firmen sind aber auch Champions, wenngleich etwas mehr hidden als die Firma mit dem angebissenen Apfel im Logo. Dynatrace zum Beispiel wurde 2005 in Linz unter anderem von Bernd Greifeneder gegründet, der heute noch immer als Chief

© Tabakfabrik, Florian Voggeneder, TECHHARBOR, Juliana Tasler, smec

Die DIGITAL MILE in Linz erstreckt sich von der Neuen Werft mit dem Technologieriesen Kontron AG bis zu der Tabakfabrik, dem Leuchtturm der oberösterreichischen Kreativwirtschafts- und Start-up-Szene.

Technology Officer an Bord ist. Seit 2014 gehört Dynatrace dem USBeteiligungsunternehmen Thoma Bravo, ist seit sechs Jahren in New York börsennotiert und hat den Hauptfirmensitz in Massachusets. Es gilt als Weltmarktführer für Software Intelligence. Seit dem Geschäftsjahr 2023 (Bilanzstichtag: 31. März) wurde die Umsatzmilliarde überschritten, heuer sind es 1,36 Milliarden Euro Umsatz, für die kommende Periode wird wieder ein Wachstum von mindestens 15 Prozent prognostiziert. CEO ist der Tech-Industrie-Veteran Rick McConnell. Er sagte bei der Präsentation der Zahlen: „Wir sehen weiterhin eine wachsende Zahl von Unternehmen, die oft ineffektive und kostspielige Überwachungstools in einer einheitlichen Observability-Plattform konsolidieren möchten. Wir glauben, dass unsere kontextbezogenen Analysen, unsere KI-Führungsposition und unsere Automatisierung uns vom Markt abheben und uns in die Lage versetzen, diese Chance zu nutzen.“ Industrie-Schwergewichte wie Dynatrace und die anderen im Leading Team der DIGITAL MILE zu haben, kann schon einiges bewegen. Das technologische und kreative Herz der globalen Produktentwicklung von Dynatrace schlägt am Gründungsstandort Linz, heißt es.

Neues Engineering Headquarter

Seit März dieses Jahres baut der Konzern ein neues Campusgebäude für die rund 1.500 internationalen Softwareentwickler und hoch qualifizierten Experten. Es soll bis Ende 2025 fertig sein. Zum Baustart hieß es: „Das neue Engineering Headquarter wird zum Aushängeschild der digitalen Meile zwischen Tabakfabrik und Hafen.“ Linz werde damit auch international eine noch stärkere Sogwirkung als bisher auf Talente entfalten und seine Rolle als „österreichisches Silicon Valley“ weiter ausbauen. Gründer Greifeneder: „Der neue Dynatrace-Campus ist ganz bewusst als offener Dreh- und Angelpunkt für die heimische und internationale IT-, KI- und Security-Community konzipiert. Ich bin überzeugt, dass wir als globaler Marktführer mit einem Softwareprodukt made in Europe sowie die Stadt Linz als aufstrebender Digitalisierungs-Hotspot davon gleichermaßen profitieren werden.“

Eine spannende Entwicklung, die typisch ist für ein DIGITAL-MILEUnternehmen ist auch smec, die Smarter Ecommerce GmbH, 2007 von zwei Linzer Studenten gegründet. Ihre Idee, im Jahr, als der

Onlinehandel so richtig Fahrt aufnimmt: ein Tool zur Automatisierung von Online-Textanzeigen. 2009 war die AdEngine dann marktreif, Gewinne stellen sich 2013 ein. 2017 zieht smec in die Tabakfabrik ein, 2019 und 2020 eröffnet man Büros in London und Wien. Aktuell zählt smec rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Kunden – Onlinehändler – befinden sich in 50 Ländern. In der Tabakfabrik zählt smec zu den größten Mietern. Die Büros sind schlicht cool. Jan Radanitsch, mit Christian Gorbach einer der beiden Gründer von smec, gab einige Zeit nach dem Umzug ins modern adaptierte historische Gebäude zu Protokoll: „In der Tabakfabrik Linz hat sich der Campus-Charakter stark weiterentwickelt. Ich mag das Feeling, nach Feierabend nach draußen zu gehen, wo das Stadtleben auf mich wartet.“ ••

IN DER TABAKFABRIK LINZ HAT SICH DER CAMPUS-CHARAKTER WEITERENTWICKELT.

JAN RADANITSCH, MITGRÜNDER SMARTER ECOMMERCE GMBH (SMEC)

Der Flughafen Wien hebt innovativ ab: Neben dem Reisebetrieb punktet der Verkehrsknotenpunkt auch mit Kooperationspartnern wie der Europäischen Space Agency als Start-up-Hub mit Silicon-Valley-Know-how.

DER FLUGHAFEN WIEN BEGLEITET START-UPS IM EIGENEN INNOVATION CENTER. DAS ESA-PHI-LAB IST EIN WICHTIGER NEUER PARTNER FÜR DIE AIRPORTCITY.

GÜNTHER OFNER, VORSTAND VIENNA AIRPORT

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Text: Paul Billisich
Alfried Braumann, CEO Vienna Region, Michael Moll, CEO accent Inkubator, Doris Agneter, CEO N.vest und tecnet, Saeed Amidi, CEO Plug and Play, und Günther Ofner, CFO Flughafen Wien (v. l. n. r).

Der Flughafen Wien – der eigentlich auf dem Gemeindegebiet der niederösterreichischen Stadt Schwechat liegt – ist auf Erfolgskurs: Nach den Ausfällen aufgrund der Coronapandemie wurden im Vorjahr 29,5 Millionen Passagiere transportiert, um ein Viertel mehr als im Jahr davor. Der internationale Luftverkehrsknoten erwartet laut Vorstand Julian Jäger „einen guten Reisesommer mit neun bis zehn Millionen Passagieren alleine von Juli bis September 2024 – und damit das Rekordniveau von 2019.“ Die Topreiseländer der Österreicherinnen und Österreicher sind heuer übrigens Italien, Spanien, Griechenland und die Türkei. Dass es angesichts dessen heuer deutlich mehr als 30 Millionen Passagiere werden, gilt als sicher. Doch abgesehen vom Kerngeschäft hebt der Airport Vienna auch über eine andere Route ab: als Standort für innovative Projekte, die nicht immer mit klassischem Reisen zu tun haben.

ist dieses Angebot vor allem im Conference & Innovation Center durch zahlreiche Veranstaltungen und Networking-Events. Besonders bemerkenswert ist eine seit 2019 bestehende Kooperation, und zwar mit der kalifornischen Innovationsplattform Plug and Play Tech Center mit Hauptsitz in Sunnyvale im Silicon Valley. Ziel ist, digitale Technologien in der Reisebranche zu fördern. Zu den Projekten gehören autonome Rollstühle, KI-basierte Photovoltaik-Inspektionen, Reinigungsroboter und Gepäck-Check-in von zu Hause. „Über 700 Start-ups wurden gescreent, was zur Umsetzung von etwa zwei Dutzend Projekten geführt hat“, heißt es seitens des Airports. Der Flughafen Wien testet mit anderen großen Unternehmen wie Airbus, SkyTeam und Vienna Insurance Group diese neuen Technologien und führt sie, wenn erfolgreich, in den Regelbetrieb über. Das kalifornische Unternehmen wurde im Februar 2006 vom iranischstämmigen Silicon-Valley-Veteranen Saeed Amidi ge-

STARTPLATZ FÜR GROSSE VISIONEN

Diese führen auch über irdische Grenzen hinaus: Im heurigen April wurde in den Räumlichkeiten des Space-Unternehmens Enpulsion – das kleine Ionenantriebe für Satelliten herstellt – das erste europäische Phi-Lab eröffnet. Dies ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Europäischen Weltraumagentur (ESA), dem Klimaschutzministerium und dem Land Niederösterreich. Mit gezielten Fördermaßnahmen sollen Weltraum-Start-ups zur Marktreife begleitet werden. Der aus Tirol stammende ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher erläuterte bei der Eröffnung, dass das ESAPhi-Lab Austria am Flughafen Wien Teil eines Netzwerks von insgesamt zwölf ESA-Phi-Labs in Europa sein werde. Man wolle mit dem Netzwerk Industrie, Universitäten und Hochschulen sowie verschiedene Agenturen zusammenführen, um neue Ideen und Produkte zu kreieren und auch marktreif zu machen. Mittels sogenannter „Scale-up“-Investitionen werden Unternehmen dabei unterstützt, mehr Risiken einzugehen, schneller mit ihren Produkten auf den Markt zu kommen und private und institutionelle Investoren anzuziehen. Flughafen-Vorstand Günther Ofner sagt zum Standort: „Der Flughafen Wien begleitet Start-ups im eigenen Innovation Center. Das ESA-Phi-Lab ist ein wichtiger neuer Partner für die AirportCity, die mit hervorragender Erreichbarkeit, internationaler Vernetzung und zahlreichen Dienstleistungsangeboten der perfekte Betriebs- und Produktionsstandort für Unternehmen ist.“ Und es sei Platz für weitere Ansiedelungen von Start-ups vorhanden, so der Vorstand.

Innovationsplattform aus dem Silicon Valley Denn: Der Flughafen Wien ist längst mehr als ein wichtiger Startplatz für internationale Flugreisen. Er hat sich auch als „Hub“ für von Firmen umgesetzte Innovationen bei Mobilität und Smart Cities etabliert. Lokalisiert

gründet und hat sich darauf spezialisiert, als „Accelerator“ Start-ups mit Investoren und namhaften Unternehmen zusammenzubringen. Weltweit gibt es bereits 50 solcher Niederlassungen. Ein zentraler Aspekt der Partnerschaft zwischen dem Flughafen Wien und Plug and Play sind die Plug-and-Play-Events wie Expo, Exploration und Selection Days, die im Vienna Airport Conference & Innovation Center stattfinden. ••

Neue Technologie: Der Vienna Airport unterstützt frische Ideen rund ums Reisen.

ECHTEN BEDÜRFNISSEN AUF DER SPUR

Das Raiffeisen Innovation Center an der Johannes Kepler Universität hat sich als Drehscheibe etabliert, die Studierende, Wissenschaft und Unternehmen vernetzt und den idealen Boden für neue Ideen bereitet.

Ein Hauch von US-amerikanischem Unternehmergeist und Start-up-Mindset war im Juni an der Johannes Kepler Universität spürbar. Auf Einladung der Raiffeisenlandesbank OÖ waren zwei Dozenten der US-Elite-Uni Stanford in Linz zu Gast. Beim „Design Thinking Bootcamp“ am Raiffeisen Innovation Center an der JKU zeigten Anja Svetina Nabergoj und Scott Sanchez, was Unternehmen und Studierende von dieser Methode lernen können, welche Probleme Kundinnen und Kunden wirklich haben und wie sich daraus Geschäftsmodelle entwickeln lassen. Design Thinking ist ein menschzentrierter Innovationsansatz, um Bedürfnisse oder Probleme zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln. Entscheidend sind dabei nicht nur Kreativität oder das „Trial and Error“-Prinzip – also Dinge einfach mal auszuprobieren und relativ rasch Prototypen zu entwickeln –, sondern vor allem auch Einfühlungsvermögen und Empa-

DIE GENERATION Z ZWINGT UNTERNEHMEN, DIE NUTZER BESSER ZU VERSTEHEN.

ANJA SVETINA NABERGOJ, DOZENTIN US-ELITE-UNI STANFORD

Anja Svetina Nabergoj zeigte, was Unternehmen und Studierende vom Design-Thinking-Ansatz lernen können.

Barbara Boucek leitet den Innovation Hub der RLB OÖ und ist eine der DesignThinking-Coaches am RIC.

thie gegenüber Kundinnen und Kunden. „Die Generation Z fordert viele traditionelle Unternehmen und Branchen nicht nur heraus, sondern zwingt sie, ihre Nutzer besser zu verstehen und Lösungen für ihre Bedürfnisse zu entwickeln. Bestes Beispiel: Für ältere Generationen war das erste eigene Auto eine Investition, für die man Geld zur Seite gelegt hat. Das spielt für viele junge Menschen, vor allem in Städten, heute keine große Rolle mehr“, so Nabergoj.

Viertägiges Bootcamp Vierzig Teilnehmer aus acht verschiedenen Nationen, darunter Studierende oder auch Vertreter von Unternehmen, haben beim viertägigen Design Thinking Bootcamp ihre Köpfe zusammengesteckt und im intensiven Austausch Innovationsprozesse durchlebt. Mit dabei waren auch die zertifizierten Design-Thinking-Coaches vom Innovation Hub der Raiffeisenlandesbank OÖ. Sie sind auch für den Betrieb und das Programm im Raiffeisen Innovation Center (RIC) an der JKU verantwortlich. Die Innovationswerkstatt ist vor allem auch ein Ort der Vernetzung, an dem sich Studierende, Wissenschaft und Wirtschaft austauschen und Kontakte knüpfen. RLB-OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller: „Ich bin davon überzeugt, dass Wissenschaft auch immer ein Ohr an der Wirtschaft haben sollte – und umgekehrt. Gerade in einer Zeit, in der wir in praktisch jedem Lebensbereich mit einer Reihe von Veränderungen konfrontiert sind und neue Technologien viele Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich bringen, ist dieser Dialog im Sinne der Innovation wertvoller denn je.“

Raumgeber für neue Ideen und Impulse

„Das Raiffeisen Innovation Center hat zum Ziel, Praxiswissen mit innovationsorientierten Methoden zu vereinen und diese mit wissenschaftlichen Kompetenzen abzurunden. Unser Angebot richtet sich an drei Gruppen: Studierende, Unternehmen und Institute“, erklärt Wolfgang Spitzenber-

AM RIC KANN MAN SICH UNVERBINDLICH ÜBER IDEEN AUSTAUSCHEN.

BARBARA BOUCEK, LEITERIN INNOVATION HUB RLB OÖ

Text: Johannes Grüner

Das Raiffeisen Innovation Center ist Treffpunkt von Studierenden, Unternehmen, Start-ups und Wissenschaft.

ger, Leiter der Personalabteilung der Raiffeisenlandesbank OÖ, die Idee dahinter. Zusätzlichen Rückenwind für die Gestaltung der neuen Räumlichkeiten gab auch das Feedback der Studierenden vor Ort: „Wir haben immer wieder die Rückmeldung bekommen, dass ihnen Kollaborationszonen fehlen. Ein Ort, an dem man sich einfach mal unverbindlich über Ideen austauschen kann. Die Bandbreite unseres Angebots für Unternehmen und Studierende reicht von Workshops, ‚Need-to-MarketSupport‘, unterschiedlichsten Veranstaltungsformaten bis hin zu Startup-Safaris“, so Barbara Boucek. Sie ist eine der Design-Thinking-Coaches und leitet den Innovation Hub, den die Raiffeisenlandesbank OÖ bereits seit 2018 erfolgreich betreibt. Bei der Start-up-Safari im Rahmen vom Design Thinking Bootcamp lernten die Teilnehmer einige Gründer und junge Unternehmen kennen, die unter anderem an den Start-upHotspots Tabakfabrik Linz oder Techcenter angesiedelt sind. Sie gaben nicht nur Einblicke in ihre Arbeitsweise und Mentalität, sondern auch in ihr Ökosystem und in die Vernetzung und Zusammenarbeit mit der traditionellen Ökonomie.

„Es braucht kollaborative Innovationsnetzwerke“ Besonders der bei vielen Start-ups etablierte Ansatz des Design-Thinkings – zugleich Mindset und Methode, mit der komplexe Probleme oder Fragestellungen systematisch und kreativ gelöst werden – spricht den akademischen Nachwuchs und verschiedenste Unternehmen an. Boucek: „Die Herausforderungen der Zukunft sind umfassend, hängen intensiv zusammen und sind deshalb nicht mehr ausschließlich von einzelnen Betrieben, Personen oder Organisationen zu lösen. Daher braucht es dieses kollaborative Innovationsnetzwerk.“ Innovation sei für die österreichische Wirtschaft zentral, um in Europa und der Welt wettbewerbsfähig zu bleiben. „Das betrifft unsere Kunden, die wir auf allen Ebenen – dazu zählt auch die Zukunftsfähigkeit ihrer Produkte und Dienstleistungen – dabei unterstützen wollen, gut zu wirtschaften. Wir

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Stanford-Dozent Scott Sanchez brachte amerikanischen Unternehmergeist ins Design Thinking Bootcamp am Raiffeisen Innovation Center an der JKU Linz.

übernehmen damit bewusst Verantwortung für den Standort“, erläutert die Innovationsmanagerin.

Spitzenköche und Musikerinnen

Das notwendige Mindset soll das Raiffeisen Innovation Center als Drehscheibe anstoßen. Das Know-how der ausgebildeten Design-ThinkingCoaches bildet dafür die Grundlage. „Wir nutzen die Methode zur Weiterentwicklung und schulen unsere Mitarbeitenden in der RLB OÖ. Jetzt tragen wir die Vorteile nach außen, indem wir die Herangehensweise auch extern anbieten“, so Boucek. Schließlich verfüge nicht jedes mittelständische Unternehmen über eine eigene Innovationsabteilung. „Hier wollen wir Sparringspartner sein, um Potenziale auszuschöpfen.“ Inspirationen aus anderen Disziplinen sind dabei ein wesentlicher Aspekt des Konzepts. So lernen die Teilnehmenden des Formats „Gipfelstürmer“ etwa von Spitzenköchen und Musikerinnen, was Innovation mit Spitzenleistung zu tun hat. ••

PRAXISWISSEN, INNOVATION UND WISSENSCHAFT ZU VEREINEN, IST DAS ZIEL.

WOLFGANG SPITZENBERGER, LEITER PERSONAL RLB OÖ

STRATEGIEN UND MEINUNGEN ZUR NEUEN MOBILITÄT

Die Mobilitätswende weg vom Verbrennermotor sorgt europaweit für heiße Diskussionen. Jetzt meldet sich mit Winfried Hermann auch der Verkehrsminister von Baden-Württemberg zu Wort – mit einem Debattenbuch, das neben zahlreichen Informationen auch unterschiedlichen Positionen und Meinungen Platz einräumt. Dafür lud der deutsche Politiker überaus prominente Autoren ein: Ola Källenius, der Vorstandsvorsitzende der Mercedes-Benz Group AG, kommt ebenso zu Wort wie Stefan Hartung, Chef der Robert Bosch GmbH, und Michael Steiner, F&E-Vorstand der Porsche AG. Sie alle beschäftigen sich mit der Frage, wohin die ökologische Wende beim Antrieb führt: zu batterieelektrischen Autos, zu Wasserstoffantrieben, zu alternativen E-Fuels? Oder zu Technologien, die wir nur ansatzweise kennen? Worin liegen die Vor- und Nachteile? Auf welchen Technikpfad setzen die Automobilunternehmen und ihre Zulieferer? Welche Antriebe werden in der Luftfahrt verfolgt? Und was sagen Experten und Wissenschaftler zur Antriebswende? Eines ist jedenfalls klar: Die Entscheidung über den Antrieb der Zukunft wird alle Bereiche unseres Lebens betreffen. ••

Autor: Winfried Hermann (Herausgeber)

Verlag: Molino Verlag

ISBN: 978-3948696511

ZUKUNFTSBILDER 2045: EINE REISE IN DIE WELT VON MORGEN

Reinventing Society ist ein unabhängiger Thinktank, der Ende 2020 in Berlin gegründet wurde. Seine Mission ist es, Menschen in eine regenerative Gesellschaft zu begleiten und zu befähigen, Zukunftspotenziale zu verwirklichen. Dazu erarbeitet das Team gemeinsam mit Unternehmen, Kommunen und anderen Organisationen Zukunftsvisionen und begleitet den Weg der Transformation im Rahmen von Workshops, Seminarreihen, Trainings und Beratungsangeboten. Die „Zukunftsbilder 2045“ laden zu einer Reise ein, die nicht in die finstere Zukunft eines unbewohnbaren Planeten mit Überschwemmungen, Ressourcenkriegen und totem Boden führt, sondern in eine Welt, wie sie sein kann, die grün ist, lebensfroh und fortschrittlich. Das reich bebilderte Buch zeigt mit aufwendig simulierten Panoramen, wie 16 Städte in Deutschland, der Schweiz und Österreich in Zukunft aussehen können: grüne Begegnungsstätten, in denen Energiegewinnung, Verkehr und Ernährung eine Kreislaufwirtschaft bilden. Dazu erzählt eine unterhaltsame Reportage, wie ein gutes Leben in der Zukunft aussehen kann. Eine inspirierende Reise in die nahe Zukunft, auf der es viel zu entdecken gibt. ••

Autor: Reinventing Society (Herausgeber)

Verlag: oekom verlag GmbH

ISBN: 978-3962383862

© (Symbolbilder), Molino Verlag, oekom verlag GmbH, Independently published /Herbert Höckel, NOVA MD

DENKEN SIE WIE IHRE KUNDEN –UM SIE ZU BEGEISTERN

Dieses Buch enthüllt aufregende Vorteile der Kundenzentrierung, die das Geschäft vorantreiben können. Der Marktforscher Herbert Höckel bietet hier praxisnahe Lösungsansätze für den beruflichen Alltag, um die Vorteile von Customer Centricity voll auszuschöpfen. Der Mehrwert: Der Anwender dieser Methodik kann auf die Bedürfnisse seiner Kunden besser eingehen, da er einen intensiven Einblick in Probleme, Sorgen und Ängste des Kunden bekommt. Gleichzeitig erfolgt dadurch auch eine Optimierung seiner Dienstleistungen oder Produkte, welche an den Kunden individuell angepasst werden können. Mit praxisrelevantem Fachwissen und einer leserfreundlichen Schreibweise skizziert Visionär und Unternehmer Herbert Höckel das Phänomen der Disruption und präsentiert Customer Centricity als Lösungsansatz. Zudem werden fünf Mythen der Marktforschung aufgedeckt, um zu zeigen, wie man den Kunden noch mehr in den Mittelpunkt rückt und wie die Marktforschung ihre optimalen Effekte zeigt. Weiters werden wertvolle Ratschläge geliefert, wie die Customer Journey so gestaltet wird, dass aus Interessenten glückliche Kunden werden. ••

Autor: Herbert Höckel

Verlag: Independently published

ISBN: 979-8867815691

95 THESEN, INNOVATION NEU ZU DENKEN

Ist es nicht faszinierend, dass Innovation – eine Disziplin, die letztlich darauf abzielt, Dinge anders zu machen als alle anderen – von den meisten Unternehmen auf die gleiche Art und Weise angegangen wird? Begriffe wie Kundenorientierung, Fehlerkultur, Ideenbewertung, Trendforschung und Zukunftstechnologien werden unhinterfragt von anderen Unternehmen übernommen. Innovation wird unkritisch als etwas Gutes verstanden, gleichzeitig herrscht oft der Glaube vor, Innovation sei gleichbedeutend mit Forschung & Entwicklung oder klassischem Projektmanagement. Dieses Buch ist eine Einladung, das Neudenken neu zu denken. Vieles, was selbstverständlich erscheint, kritisch zu hinterfragen. Dazu stellt JeanPhilippe Hagmann in Anlehnung an Martin Luther 95 Thesen auf, die eine Innovation der Innovation fordern. Der schweizerischbrasilianische Innovator mit einem Background als Maschinenbauingenieur und Industriedesigner blickt auf mehr als zehn Jahre Innovationserfahrung zurück. Er hat ein Start-up aufgebaut und verkauft, die Agentur für radikale Innovation GmbH gegründet sowie über 100 Unternehmen und Institutionen beraten. ••

Autor: Jean-Philippe Hagmann Verlag: NOVA MD ISBN: 978-3989422681

In der nächsten Ausgabe von business

lesen Sie über neue Möglichkeiten, die sich durch Globalisierung in Kombination mit zunehmender Vernetzung und Digitalisierung ergeben. Unternehmen sind in diesem Zusammenhang gefordert, mit Komplexität und einer multipolaren Weltordnung umzugehen. Die Wirtschaft kann aber regionale Kreisläufe wiederentdecken und neue Potenziale in dynamischen Wirtschaftsregionen nutzen.

Erscheinungstermin: Winter 2024

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WIR ENTWICKELN SICHERHEIT.

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