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DIE SCHLAUE FABRIK
ANDREAS KLAUSER, CEO PALFINGER AG
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Für Innovationen gibt es immer Geld. Auch in der Krise – und zumindest in der globalen Automobilindustrie. Dort wollen Entscheider für ehrgeizige Ziele sogar tief in die Tasche greifen. In den nächsten drei Jahren sollen die Ausgaben für ganz besondere Projekte um 60 Prozent steigen, vermerkt eine Studie der Unternehmensberatung Capgemini in Österreich. Welche Projekte das sind? Es geht um „Smart Factories“, die eine neue Dimension der Fertigung in Aussicht stellen. In der schlauen Fabrik schaffen intelligente Geräte vernetzt und eigenständig ein effizientes Arbeitsbiotop. Wenn Maschinen das Kommando übernehmen und mittels Chips und Sensoren in den Hallen Entscheidungen treffen, entwickeln die Betreiber naturgemäß überdurchschnittliche Erwartungen. Hoffnungen auf große wirtschaftliche Sprünge scheinen auch nicht aus der Luft gegriffen zu sein: „Hersteller und Zulieferer sind zu großen Investitionen bereit. Wir erwarten, dass sich diese Ausgaben bis 2023 rentieren und Firmen jährliche Steigerungen ihrer Produktivität von 2,8 bis 4,4 Prozent erreichen“, verkündet Capgemini-Expertin Jacqueline Wild. Was nicht allzu spektakulär klingt, aber riesige Summen bewegt: Das monetäre Potenzial umfasst über 160 Milliarden US-Dollar innerhalb der nächsten fünf Jahre. Kein Wunder, wenn derartige Zahlen die technologische Fantasie in vielen Chefetagen befeuert. Deshalb wird jetzt auch die Produktion immer digitaler, allerorts wird das elektronische Betriebsgelände kontinuierlich ausgebaut. Mit großen Hoffnungen auf gesenkte Kosten und optimierte Abläufe. Das Motto lautet: Wer auf der Datenautobahn bremst, dürfte sehr bald auf der Kriechspur des Wettbewerbs unterwegs sein.
Beschleunigte Digitalisierung
Als Turbo wirkt nun zusätzlich jene Ausnahmesituation, die den Planeten seit Monaten konstant in Atem hält. „Corona hat die Digitalisierung und wirtschaftliche Entwicklungen wesentlich beschleunigt. Praktisch über Nacht wurden viele berufliche Tätigkeiten in die virtuelle Welt verlagert, damit alles weiter funktioniert, so wie Homeoffice oder Videokonferenzen. Das Bewusstsein für den Mehrwert dieser Infrastruktur wurde geschärft“, erläutert Professor Herbert Jodlbauer, Studiengangsleiter Produktion und Management an der Fachhochschule Oberösterreich. Solche Erkenntnisse könnten auch der Verbreitung jenes trendigen Konzeptes dienen, das Experten als Techno-Schwergewicht werten: Industrie 4.0, die DNA einer goldenen Ära. Hinter jener vierten industriellen Revolution verbergen sich Anwendungen mit Science-Fiction-Potenzial. Schließlich wirkt es auf den ersten Blick verblüffend, wenn die Maschine weiß, wie viele Bauteile noch vorhanden sind, und ohne menschliches Zutun Bestellungen an Lieferanten sendet. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt: Sollte der Kunde für seine Hi-Fi-Anlage einen Sonderwunsch deponieren, bahnen sich Roboter ihre eigenen Wege durch die Hallen und produzieren ein maßgeschneidertes Gerät. Was Unternehmen reizvolle Perspektiven eröffnet. Denn es geht nicht nur um möglichst günstige Herstellung durch modernste Hardware. Sondern um die Chance, auf das veränderte Verhalten von Konsumenten mit Technologie reagieren zu können. Denn: Der Konsument von heute will nicht mehr wie früher bloß brauchbare Waren von der Stange erstehen. Gefragt sind Erzeugnisse und Dienstleistungen, die Probleme lösen, Aufgaben erfüllen oder ein gutes Gefühl vermitteln. In den Fertigungsstätten der Zukunft wird es Robotern wenig Mühe bereiten, derartige Verlangen für die Produktion konkurrenzfähiger Güter zu berücksichtigen. „Industrie 4.0. ist mehr als Automatisierung.
Es geht nicht nur um die Digitalisierung des Prozesses, sondern darum, dem Verbraucher Gutes zu tun. Durch Integration des Internets in Geschäftsmodelle entste hen neue Services. Auch bei Autos wird nicht das technisch beste Produkt Umsätze bringen, sondern die kundenorientierte Gesamtlösung. Eine Smart Factory muss ebenfalls auf Verbraucher zugeschnittene Wertangebote berücksichtigen, wie mobiles Entertainment oder ein Road-Office für das Arbeiten im Fahrzeug“, be tont Jodlbauer.
GERHARD LUFTENSTEINER, VORSTANDSVORSITZENDER KEBA AG
Effizientere Lösungen
Für den weltweit führenden Anbieter innovativer Kran- und Hebelösungen PALFINGER gilt die Datenleitung deshalb als Direktverbindung zum Mehrwert für den Anwender. „Längst steht nicht mehr nur innovative traditionelle Technologie im Zentrum. Es geht vielmehr darum, durch Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette höheren Nutzen für Kunden zu erzielen, näher an ihre Bedürfnisse zu rücken und schnellere, effizientere sowie günstigere Lösungen zu bieten“, unterstreicht CEO Andreas Klauser. So wie durch den „Digital Twin“. Die digitale Abbildung eines Krans ermöglicht die laufende Erfassung und Überprüfung des Geräts. Dadurch kann der Verschleiß besser vorhergesehen und die Wartung optimiert werden. Dafür sind Sensorik am Gerät, Telematik, Data Analytics und ein vernetztes Ersatzteilwesen erforderlich. Die Digitalisierung liefert dem Flottenbetreiber auch laufende Information darüber, wie gut der Kran eingesetzt und genutzt wird. Durch Auswertung der Anwendungsda
PALFINGER setzt bei seinen Kran- und Hebelösungen auf digitale Zwillinge: Der Verschleiß wird am Computer in Echtzeit berechnet. ten kann PALFINGER maßgeschneiderte Lösungen für Kunden offerieren und dessen Geschäft optimieren. Digitalisierung schafft aber auch eine Personalressource. Heute erfreut sich eine früher elitäre Gruppe steigender Beliebtheit „Roboter konnten bis vor wenigen Jahren nur Experten programmieren. Jetzt können diese immer einfacher in Betrieb genommen werden und sind schnell und individuell nutzbar“, konstatiert Gerhard Luftensteiner, Vorstandsvorsitzender des Technologieunternehmens KEBA AG. Auf solche nimmermüden Kollegen warten unterschiedlichste Jobs. Die Automaten-Belegschaft lässt sich problemlos und ohne langes Training für neue Arbeitsschritte anlernen. Das innovative Potenzial der künstlichen Intelligenz dürfte hier noch einige, bislang ungeahnte Dimensionen erschließen.
Mensch und Maschine
Die KEBA AG beschäftigt sich mit zahlreichen Facetten von Smart Robotics. So wie mit dem Einsatz der Maschinen als flexible Assistenten. Ein Beispiel ist die „Schwerlast-Mensch-Roboter-Kollaboration“. Dabei sollen Angestellte aus Fleisch und Blut und Hightech-Kollegen so kombiniert werden, dass sie im Job als Team funktionieren und die jeweils individuellen Stärken ausspielen. Dann sorgen Fachkräfte aus beiden Welten Hand in Hand für optimale Resultate. Die von kritischen Geistern befürchtete menschenleere Fabrik scheint es also doch nicht zu geben. Vielmehr bleibt der humane Faktor trotz aller Digitalisierungseuphorie entscheidend. Schließlich geht es auch um die wesentliche Lenkfunktion. Jodlbauer: „Mitarbeiter steuern, kontrollieren, entwickeln neue Programme und werten den bedeutenden Rohstoff Daten aus. Das wird von den Fachleuten jedoch mehr Know-how erfordern.“ In der Fabrik der Zukunft warten also noch viele neue Herausforderungen – für Mensch und Maschine. ••
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und ein WKOÖ-Webseminar zum Thema „Disruptive Geschäftsmodelle“ mit FH-Professor Herbert Jodlbauer ansehen.
DER CORONA-SCHOCK: WIE DIE WIRTSCHAFT ÜBERLEBT
Die Coronakrise ist der tiefste wirtschaftliche Einbruch in Friedenszeiten seit der Weltwirtschaftskrise vor 90 Jahren. Dazu kommt, dass der ökonomische Schock auf eine ohnehin schwächelnde europäische Wirtschaft trifft. Aber wie erhalten wir unseren Wohlstand? Wie vermeiden wir einen ökonomischen Absturz mit Massenarbeitslosigkeit und Radikalisierung der Politik? Und gibt es einen Weg, den Kontinent zu alter Prosperität zurückzuführen und die Staaten politisch zu stabilisieren? Mit Hans-Werner Sinn äußert sich der bekannteste deutschsprachige Ökonom zu den Pandemiefolgen. Der einstige Leiter des renommierten ifo Instituts hatte zahlreiche Gastprofessuren an renommierten Universitäten wie Princeton inne. Mit seinem reichen Wissen skizziert er mit illustrativen Beispielen Wege, wie wir die Coronakrise nutzen können, um längst fällige Strukturprobleme der europäischen Wirtschaft und des Geldwesen anzupacken. Nur dann habe auch die europäische Idee, die im Augenblick gefährdet sei wie nie, eine Überlebenschance. Wesentlich weniger nachvollziehbar ist seine Kritik an Nachhaltigkeitsbemühungen. ••
Autor: Verlag: ISBN:
Hans-Werner Sinn Herder Verlag 978-3451388934
GESCHÄFTSMODELLE ERARBEITEN
Covid-19 hat die Welt verändert: Die Zukunftskarten in den Bereichen Digitalisierung, Globalisierung, Nachhaltigkeit bis hin zur Mobilität sind neu gemischt. Wie wir vorteilhaft die Zukunft gestalten und nachhaltig eine gewinnbringende sowie arbeitsplatzsichernde Produktion in Österreich halten können, zeigt Herbert Jodlbauer, FH-Professor und Leiter des Center of Excellence for Smart Production, in seinem neuen Buch. Der Autor vermittelt ein Vorgehensmodell zur digitalen Transformation der Wertschöpfung und zur Geschäftsmodellinnovation, das bereits in der Praxis erfolgreich getestet wurde. Es soll etablierten Unternehmen ermöglichen, mithilfe der Digitalisierung den Nutzen für Zielkunden zu erhöhen und den eigenen Unternehmenswert zu steigern. Das Vorgehensmodell und die Methoden sind branchenneutral einsetzbar und basieren auf den Erfahrungen aus zahlreichen Beratungsprojekten und Diskussionen. Viele Beispiele illustrieren die Konzepte und Methoden. Die Methoden sind dabei so aufbereitet, dass sie direkt für die Geschäftsmodellinnovation verwendet werden können. Ein Must-read für Entscheidungsträger in Unternehmen. ••
Autor: Verlag: ISBN:
Herbert Jodlbauer Springer Gabler 978-3658304546
UNSERE WELT NEU DENKEN: EINE EINLADUNG
Die Welt steht auf der Kippe – und wir spüren es. Unbestritten: Uns Europäern geht es so gut wie noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Andererseits zeigen sich Verwerfungen, Zerstörung und Krisen, wohin wir sehen. Ob Umwelt oder Gesellschaft – anscheinend gleichzeitig sind unsere Systeme unter Stress geraten. Wir ahnen: So, wie es ist, wird und kann es nicht bleiben. Aber wie finden wir zu einer Lebensweise, die das Wohlergehen des Planeten mit dem der Menschheit versöhnt? Wo liegt der Weg zwischen Verbotsregime und Schuldfragen auf der einen und Wachstumswahn und Technikversprechen auf der anderen Seite? Diese Zukunft neu und ganz anders in den Blick zu nehmen – darin besteht die Einladung, die Maja Göpel ausspricht. Die Autorin, Politökonomin und Nachhaltigkeitsforscherin ist Generalsekretärin des wissenschaftlichen Beirats, der die deutsche Bundesregierung in Sachen globale Umweltveränderung berät. Wenig verwunderlich also, dass sie die Coronakrise auch als Chance zur Verhinderung klimatischer Katastrophenszenarien sieht – wenn entsprechende Lehren aus den Folgen der Krise gezogen werden. ••
Autor: Verlag: ISBN:
Maja Göpel Ullstein Hardcover 978-3550200793
CORONOMICS: NACH DEM CORONA-SCHOCK
Daniel Stelter ist kein Unbekannter. Der Berater großer Unternehmen und Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Forums „beyond the obvious“ hat in seinen Bestsellerbüchern die Notenbanken schon oft kritisiert. Auch in seinem neuen Buch macht er keinen Hehl aus der Ablehnung der Geldschwemme. Auch wenn der Corona-Schock der größte ökonomische Crash der Weltgeschichte war. Noch mehr Geld würde nur Blasen aufpumpen und die Wirtschaft auf einen falschen Weg bringen. Seine Alternative heißt: Coronomics, das Fundament für die Zukunft der Wirtschaft. Seine Logik: Was zumacht, muss auch wieder aufmachen. Aber resistenter als zuvor! Stelter legt dar, wie wir uns jetzt für die Zukunft nach Corona aufstellen müssen. Das wirtschaftliche Umfeld wird ein anderes sein: aktive Notenbanken, aktive Staaten, Abkehr von der Globalisierung. Die Rückkehr der Inflation droht. Dies verlangt andere Prioritäten: Investition statt Konsum. Echte Reformen von Staat und Gesellschaft. So kann eine alttestamentarisch anmutende Katastrophe der Schlüssel zu einer prosperierenden Zukunft für uns alle werden. ••
Autor: Verlag: ISBN:
Daniel Stelter Campus Verlag 978-3593513218