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FESTIVAL GUIDE 2013 FESTIVAL : Eine feierwütige Veranstaltung – Musik – Sonne – Idylle – weibliche (und männliche) Augenweiden – Camping – Ferien – Stars – Möchtegern-Stars – Groupies – die Leckereien von Tante Josianne – Rock – durchnässte T-Shirts – Flip Flops – Spektakel – hohe Testosteronkonzentration – Alkohooooool – Hühnerhaut – und schon wieder das Höschen verloren – Backstage – Annäherungsversuche – zerschlissene Louboutin Stiefeletten – überteuerte Essensstände –Snobs Elektro – splitterfasernackt im Wald pinkeln – Schlamm – Zickenterror – Lärm – fettige Haare – Metaaaal – und schon wieder meinen Freund verloren– Caprihosen verboten – Pilzernten – Besäufnis – lange Haare und weiche Knie – Tanzwut – Mundgeruch – und noch mehr saufen – hast du mir mal schnell einen Zettel? – Hysterie – Erbrechen – Gedränge – und wo ist jetzt schon wieder mein Auto... Wir erklären den Festivalsommer (Part 1) 2012 für offiziell eröffnet !

Text_ Christian Hamm Layout_ Kevin Roth


STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : künstlerisches Ereignis mit Plastikwert, das sich sowohl an (Kultur-)Banausen als auch an vollends Gelehrte richtet

Überlebensregel : eine Map

freude für alle Ästheten – aber gleichzeitig auch etwas für Kulturbanausen, da es absolut nicht nötig ist, sich tonnenweise Informationen zu einem bestimmten Werk, einer bestimmten etepete-Ausstellung oder einem bestimmten Kunstkurs (der sowieso nur von Opium konsumierenden und verbal onanierenden Wohlstandsbürgern und/oder Hipstern durchgeführt wird, um Kunst überhaupt zu begreifen zu können – Schluss damit !) zu Gemüte zu führen. Der Rest der Welt hat nämlich auch Geschmäcker, Vorlieben und Meinungen (und auch der geht euch damit auf die Nerven) !

So wie Dante erreicht das Genfer Festival seine neunte Sphäre und wir hoffen natürlich, dass wir während der diesjährigen Ausgabe des visuellsten Festivals der Region durch Himmel und Höhle gehen werden. Im Westschweizer Kulturagenda ist das Mapping eine eigensinnige Veranstaltung, die vor neun Jahren das Licht der Welt erblickte – besten Dank schon mal an alle, die folgen – und sein Programm überwiegend einschlägigen VJing-Performances widmet. Das Festival liegt noch immer mit seinen anfänglichen Liebschaften auf gleicher Wellenlänge, hat sich aber seit der Geburt hochgradig entwickelt und bedient von nun an alle Geschmäcker. Dieses Jahr wird ein bisschen von allem und überall ein bisschen (darge)geboten: Wie immer nimmt die Veranstaltung mehrere Orte in Anspruch, egal ob diese für gewöhnlich von den Nachteulen der Calvin-Stadt besucht werden oder nicht. Auf dem Programm stehen neben abendlichen Anlässen (oder Clubbing, aufgepasst), Konferenzen, Video Jockey Battles (aber ohne Pferde) und Workshops auch Installationen, Projektionen sowie tolle und kurzlebige Performances. Diese zeitbegrenzte Form von Kunst passt perfekt zu unserer virtuellen Gegenwart, zu unseren virtuellen Identitäten und zu der ganzen virtuellen Scheisse, der wir nachrennen und nachhängen ! Das auf die Mode der Zeit zugeschnittene Kunst-Festival ist eine Sinnes-

LIVE ACTS Rabbit Killerz (blöde Hasen) Dieser multidisziplinäre hexagonale Zusammenschluss fleischfressender Jäger – und wir hier in der Gustav-Redaktion kennen natürlich den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Jäger – wird für den elften Mai eine sowohl visuelle als auch musikalische Show für den Zoo der Usine aushecken. Dieses Kaninchenduo in einem Tierpark vorzufinden ist demnach nicht verwunderlich ! Kurzum: Die bilderträchtige Show ist eine wahre Augenfreude und wird das anwesende Publikum mehr als entzücken. Die hart zugedröhnten Partykönige werden bei diversen Projektionen, Lichtspielen, Texturierungen und Wahnsinnschoreographien ihr Bestes geben. So wird dieser Act garantiert zu den Höhepunkten dieses Festivals zählen und sollte deshalb unter keinen Umständen verpasst werden : Die Chefredakteurin wird die Anwesenheit kontrollieren und mit ihr ist nicht zu spassen (ich weiss, wovon ich rede) ! Icicle (race) Im Mekka der Genfer Techno-Ortschaften, dem „Zoo de l’Usine“, wird der gebürtige Holländer seine (genau richtig) aggressiven Beats zum Besten geben. Im Gegensatz zu Hardcore, Hardstyle und Gabber darf sich zu Icicle’s Techno nur der Dub gesellen. Die Präsenz des Autors der zum Träumen anregenden

Tricks & Kniffe : neugierig sein, kritisch und bulimisch Zu vermeiden : die Karte verlieren

MAPPING FESTIVAL GENF / 02 - 12 Mai 2013

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FESTIVALS INFOS

Tracks und hammermässig hypnotischen Meisterwerke ‘Nausea’ und ‘Arrows’ ist für den achten Mai geplant. Ein Abend, der bei all jenen hoch im Kurs stehen wird, die nicht ausschliesslich auf dem Dubstep (im Forward-Club in Südlondon entstandene Musikrichtung) festhängen.

TRANSPORTATION Carsharing / www.e-covoiturage.ch Bus, tram & night bus / www.tpg.ch

NICHT VERPASSEN Pascal Viscardi (Koka) Pascal wird am ersten Festivalabend und (fast) pünktlich zum Apéro die „Bains“ (Name der Strasse...) im Le Commun zur Wallung bringen ! Prost, Leute ! Nachdem er (fast) an allen Plattenspielern der gesamten Westschweiz rumgerieben hat, spielt der junge DJ aus Genf nun endlich wieder zu Hause. Pascals Sound ist sehr speziell und wird hoffentlich (darin besteht seine grosse Aufgabe) das Publikum dazu anregen – und erregen – noch vor dem Morgengrauen aus ihrer Haut zu fahren. Womit im Übrigen der einzige Kritikpunkt an seiner bevorstehenden Performance erwähnt wäre.

ACCOMODATION Geneva Youth hostel / www.yh-geneva.ch/ City hostel / www.cityhostel.ch Geneva Tourism / www.geneve-tourisme.ch/ Couchsurfing / www.couchsurfing.org

LINE UP Alex Smoke (UK) - live AV / Gangpol & Mit (FR) - performance av / Squidsoup (UK) - installation / Nohista (FR) - performance av / Cenc (CH) - performance av / Edisonnoside & Daniel Schwarz (IT/DE) - performance av / Icicle (SHOGUN audio/uk) - clubbing / Rockwell (SHOGUN AUDIO/UK) - clubbing / Sougwen chung (CA) - installation / Baby ford (UK) - clubbinWeng Nam Yap (MY) - installation / Paint mapping - workshop / Led mapping - workshop / Kids mapping - workshop / Stage design - workshop LOCATION Headquarters of MAPPING Festival : “Le Commun”@ Bâtiment d’art contemporain (BAC), rue des Bains 28, 1205 Genève // www.ville-geneve.ch/plan-ville/

Eli Verveine (und ab ins Bett) Mit ihren direkt aus Chicago importierten Beats wird die DJane aus Zürich am Mittwoch, den achten Mai, die Kugler-Stiftung ordentlich zum Wackeln bringen. Unsere Landsfrau ist mit ihrer Engelsstimme der Inbegriff des stillen Wassers, das ja bekanntlich tief... und dreckig ist ! Hinter ihrem mädchenhaften und in jeder Hinsicht sehr unschuldig anmutenden Pony steckt in Wahrheit eine Plattenspielerhexe, die genau – und wie keine andere – weiss, wie man für aufgeweckte Musiksabbats sämtliche Körper verhext. Eli liefert einen sehr organischen und eher gedämpften Techno, der mit seinen monotonen und allen Wünschen entsprechenden Rhythmen sämtliche Clubgänger auf unschlagbare Art und Weise hypnotisiert.

centres-art/batiment-art-contemporain/

Fonderie/Kugler 19, av. de la Jonction,1205 Genève// www.usinekugler.ch Musée d’art et d’histoire, rue Charles-Galland 2, 1211 Genève // www.ville-ge. ch/mah

Cinéma Spoutnik, rue de la Coulouvrenière 11, 1204 Genève // www.spoutnik. info

Zoo / Usine, place des Volontaires 4, 1204 Genève // www.lezoo.ch Kalvingrad / Usine, Place des Volontaires 4, 1204 Genève // www.kalvingrad.com Atelier CENC, Rue de Saint Jean, 45, 1203 Genève // Bureau Culturel, rue de Berne 63, 1201 Genève // www.bureauculturel.ch PRICES From CHF 15

mappingfestival.com/2013/


FESTIVALS INFOS TRANSPORTATION 15min from train station sbb.ch Carsharing / www.e-covoiturage.ch Night shuttle starting at 02:00 to Fribourg (CHF 8) & Bern (CHF 15)

ACCOMODATION Official camping CHF 10 / tent for 1 night (for 2 people, every additional person in the same tent will be charged CHF 5) CHF 20 / tent for 2-3 nights / Booking obligatory! http://www.youthhostel.ch More infos on info@badbonn.ch

Tricks und Kniffe : auch wenn ihr nur eine einzige Band im LineUp kennt - fahrt bitte trotzdem hin, denn dieses ultra-spitzfindige Festival ist die Reise wirklich wert ; und nur weil man etwas nicht kennt, heisst das noch lange nicht, dass es nicht gut ist ! Alle kennen die Carla, die in den Bruni gefallen ist und dieser Umstand ist nicht gerade erfreulich !

LINE UP THU 23 My Bloody Valentine / One Sentence. Supervisor /Jozef van Wissem & Jim Jarmusch x SQÜRL / Dan Deacon / Tinariwen / Thee Oh Sees / Dark Dark Dark / Kurt Vile & the Violators / A Crashed Blackbird Called Rosehip / Dj Fitz / Domi Chansorn / Trottles of the Dead / Dead Bunny

Zu vermeiden : lächeln, laut lachen, mit dem T-Shirt einer (am selben Abend in Düdingen spielenden) Band herumspazieren – oder noch schlimmer : ‘n Tieschört einer Gruppe anhaben, die bereits mehr als 100 Scheiben verkauft hat – oder aber : in einer rosafarbenen Sport-Limo anreisen. Leute, hier wird nicht gescherzt !

FRI 24 Grizzly Bear / Liars / Connan Mockasin / Fucked Up / Pantha du Prince / Sóley / Mozes and the Firstborn / Peter Swanson / Rebuilding the Rights of Statues / Rotkeller / Pandour / Minimetal / Dj Marcelle - Another Nice Mess / Evelinn Trouble / Mother Razorblade

Überlebensregel : lasst eure antis(k)eptischen Mittelchen zuhause und pflegt euren skeptischen Stil ; denn zur Kilbi fährt man nicht um das lustigen Kerlchen zu spielen. Hier geht’s mitunter sehr ernst zu !

SAT 25 The Flaming Lips / Gold Panda / Death Grips / Jandek / Allah Las / Andy Stott / Valgeir Sigu-sson / White Fence / Bass Drum of Death / SKIP&DIE / Dj Fett / Golden Diskó Ship / Camera / Trust / Julian Sartorius / Grand Atlas Mondial / Pony del Sol / Speck SCHEDULE Thursday & Friday 15:00 Saturday 14:00 PRICES Thu CHF 78 / Fri CHF 73 / Sat CHF 78 3-days Pass CHF 170

kilbi.badbonn.ch/2013/

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STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : zweifelsohne das facettenreichste Underground-Festival überhaupt ; die absolut geniale Kilbi bietet seit Anbeginn der Zeit eine Plattform für die Bands der helvetischen Independent-Szene

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Der Blick auf das Festivalprogramm verspricht jedes Mal einen gesunden Lachanfall. Aber übertreiben sollten wir es nicht, denn dieses Festival hat auch schon bekannte Grössen in sein Line Up geschrieben. Nur waren diese Bands schon auf der Kilbi, als sie noch gar nicht berühmt waren ... falls ihr versteht, was ich meine. In Sachen künstlerischer Ansatz handelt es sich hier um sichere und vertrauenswürdige Veranstalter, die sich einen Dreck darum scheren, dass viele der Line Up Grössen nicht nur den Mütterchen unter fünfzig Jahren unbekannt sind. Oder wie unser tapferer Landsmann Fernand sagen würde : das Ganze hat fast etwas Unendliches. Aber wir kommen vom Thema ab ... freut euch einfach auf ganz viele Künstler, welche einzig und allein auf diesem sommerlichen Festival auf euch warten ! Genau wie der dunkle Konzertsaal, aus dem die Bands Sommer für Sommer hervorkriechen, richten sich die Konzerte und Darbietungen nicht wirklich an den Festival-Ersti, der sich unter freiem Himmel mit schäumenden Getränken besaufen und Ärsche auschecken will. Hier (auf, bei und in Düdingen) ist man


etwas speziell, ein bisschen bekloppt, schwerfällig, finster und grübelnd – und zwar mit vollem Einsatz. Achso und Düdingen (frz. : Guin) ist übrigens nicht die Hauptstadt der Lesben (frz.: gouines) – so wie es ein französischsprachiger Wichtigtuer mir jetzt gerade ins flüstert. Dieses Jahr warten unter anderem My Bloody Valentine, The Flaming Lips, Trust (muhahaha, der Witz ist, dass das nicht die Franzmänner sind), Jozef Van Wissem mit dem ungeheuren Jim Jarmusch, Allah Las, Skip & Die sowie eine volle Ladung an Combos, die das HipHop-, Elektro-, Post-whatever, Noisy- und sogar das ganz intim-persönliche Musikregal bedienen. Es wird für jeden etwas dabei sein – sofern ein jeder zu einer kleinen Horizonterweiterung fähig ist. Und die Gewissheit, dass einige Abende bereits ausverkauft sind, verjagt auch die letzten Zweifel daran, ob solch ein Festivaltyp überhaupt lebensfähig ist. LIVE ACTS My Bloody Valentine (das wird bluten) Verdammte Glückspilze sind all jene, die schon am ersten Abend (also am Donnerstag) am Start sind und sich ein schönes blutiges Valentine-Steak gönnen ! Die mythische Combo hat sich nach einer enormen Pause, deren Ende aber auch schon wieder fünf Jahre zurückliegt, wieder ans Werk gemacht. Da öffentliche Acts nicht gerade an der Tagesordnung sind, sollten sich die vorgewarnten Musikliebhaber schnellstens in die Freiburger Gefilde aufmachen ; denn wer weiss schon, wann die Band ihrer Karriere eine erneute Zäsur zufügen wird. Der irische Mythos war lange Zeit Sinnbild eines Musikstils, welcher einst als Gothic bezeichnet wurde ; das war allerdings, bevor Horden an Metal-Freaks mit heruntertropfender Wimperntusche diesen Stil gänzlich denaturierten. Dem New Wave hat die Band nur zwei Alben verschrieben, welche aber noch besser tönen als die der Sisters of Mercy. Lasst uns also wie jungfräuliche Erwachsene die Hüften schwingen und so tun, als ob wir neunzehneinundachtzig mit dem Altern aufgehört hätten ! Fucked Up (kanadische Arschlöcher) Die Combo aus dem Land der Rentiere wird mit Sicherheit einer

der gewaltigsten Acts dieser Ausgabe. Zerstörerische Riffs, lautstarkes Gebrüll und hämmernde Rhythmen werden euch das Blut aus den Ohren spritzen lassen. Die Jungs aus Toronto werden die Ahornsirup-Hütte ordentlich zum Wackeln bringen und für eine kontinuierliche Erneuerung des ursprünglichen Punk Hardcore Stils sorgen – ohne diesen dabei auch nur ansatzweise zu verfälschen. Hinter dem Mikro wird aus voller Kehle geschrieen, ganz im Stil der Old School Bands, die in den achtziger Jahren die dunklen Konzerthallen der USA heimsuchten. Es hört sich einfach richtig – hart – an. Die Wehmütigen unter euch werden es lieben und diese Liebe wird mit 200%iger Sicherheit ansteckend sein – genauso wie AIDS, Maul- und Klauenseuche und diese bekloppten Facebook-Spielchen. NICHT VERPASSEN Mother Razorblade (Brustrasur) Ganz der puren Tradition der weiblichen Bands der glorreichen Nineties folgend schmeissen diese vier Schweizerinnen einen rauhen und relativ schweren Rock auf die Bühne ! Unsere launischen Teufelsweiber machen etwa dort weiter, wo ihre Slags-Homologen aufgehört haben. Der feminin anmutende Gesang tut genau richtig weh, auch wenn er die musikalische Attacke des höllischen Trios Bass-Schlagzeug-Gitarre ein wenig abschwächt. Entweder man liebt es oder man hasst es : Ich persönlich bin ganz hin und weg von diesem Kickass Rock mit Blues-Abschnitten. Bass Drum Of Death (tödliche Tempi) Eine weitere Eigenart, die sich aber ganz dem Ton des üblichen Programms des eigentlichen Konzertraums verschreibt : testosterongeladener Garagenrock. Egal ob als Duo oder Triolismus, dieses Kollektiv aus den Redneck-Gefilden rockt mit Gitarre – beziehungsweise: Gitarren – Schlagzeug und Gesang; ohne Bass, Akkordeon, Violine und Harfe! Einfach, wirkungsvoll und unheimlich rasant bringt diese Musik jeden ehrlichen Rocker zum wilden Mitstampfen und Schwitzen (unter den Achseln). Diesen Act sollte man auf keinen Fall verpassen, denn schliesslich sind es oft die einfachen Dinge, die das Leben manchmal weniger hässlich und beschissen als sonst machen.

BAD BONN FESTIVAL DÜDINGEN / 23 - 25 Mai 2013


STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : Privatisierung eines volkstümlichen Strands am Ufer des Genfer Sees zu rustikalen’n’roll-den-Fuss-im-Wasser-Zwecken, okay – wenn’s denn dabei bleibt Tricks und Kniffe : sich auf dem Weg vom Parkplatz zum Eingang ein bisschen die Beinchen vertreten; es sei denn, man kommt am Nachmittag aus einer der beiden Genfer-See-Metropolen angereist ; auf dem natürlichen Hang, auf dem dieses Ereignis stattfindet, sind kleine Menschen herzlich willkommen

CARIBANA FESTIVAL

CRANS-PRÈS-CÉLIGNY / 05 - 09 Juni 2013

Zu vermeiden : spitze Absätze, es sei denn ihr wollt auf dem Gelände unbeweglich in der Weltgeschichte rumstehen Überlebensregel : eine Motorsäge für die Zweige, welche die Sicht auf die Bands auf der kleinen Bühne behindern. Hier tragen sich nämlich oft Dinge zu, die weitaus beachtlicher sind, als die Acts auf der grossen Schwester ! Nach einer genialen zweitausendzwölf-Ausgabe mit dem Gossip Girl XXL und den Dropkick Murphys, welche wohl die schönsten Kapitel des Festivals schrieben, haben die Veranstalter dieses Mal ein buntgemischtes, allumfassendes Line Up ausgeheckt, das mehr als die üblichen Verdächtigen von den Ufern des Genfer Sees anziehen wird. Und wie sonst auch immer wird der Sonntag der Familie gewidmet sein : Das Caribateens ist gratis für alle unter zwölf Jahren und ich weiss genau, dass einige von unseren kurzhosigen Lesern davon betroffen sind ! Im Line Up wird man einige Namen finden, die im kommenden Sommer durch ganz Europa - und die Schweiz - ziehen werden, u.a. : Skunk Anansie, 77 Bombay Street und Archive sowie einige französischsprachige Spezialitäten wie Zaz oder Sexion D’Assaut, die während eines eher Hip Hop orientierten Abends die Bühne mit Raggasonic teilen werden - so wie es langsam zur Tradition bestimmter Festivals wird (siehe : Les Vieilles

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Charrues). Wetter wir, dass die limitierte Lokalkapazität und die humane Seite der Organisation erneut für ein besonderes Event sorgen werden. Dieses Festival ist für das aus den beiden grossen Städten der Westschweiz einströmende Publikum eine sympathische und willkommene Abwechslung. Ach, über diese Glockenstreitereien und diese ganzen kathedralgrossen Wettbewerbe werde ich mich noch lange schieflachen! Jedenfalls werden wir uns in Caribana wie gewohnt prächtig amüsieren, wofür unter anderem auch das multikulturelle Line Up mit Bands aus mehreren Generationen sorgen wird. Die eher depressiven Gemüter können vor ihrem Fernseher hocken bleiben. Dieter Bohlen wird sich sicher um sie kümmern! LIVE ACTS The Jim Jones Revue (Rock’n’roll Selbstmord) Donnerwetter Mensch – wie man in meinen Gegenden (allerdings auf Französisch) zu sagen pflegt ! Die Anhänger des grossen Propheten werden es zum Sommeranfang hammermässig an der Rock-Riviera krachen lassen. Aus den Fünfzigern kommend wird die Musik dieser Retro-Band das Gelände überfluten und zwar in einer Geschwindigkeit, die auf den Stil wie ein Handschuh auf die Hand passt. Die zornentbrannten Rocker werden euch mit ihrem intensiven Rock’n’Roll ohne Radzierkappe und zehntausend Zugaben am letzten Abend ordentlich zum Zappeln bringen. Der kleine Vergnügungshafen wird am Samstagabend vom Fieber eingeholt werden – egal ob mit oder ohne (erregerübertragende/r) Mücke. Kaiser Chief (Chef ja Chef) Die Autoren von ‘Ruby’ werden die Liebhaber des eher radio-kompatiblen British Rock verzaubern. Auch wenn sich Ruhm, Geld, Dope und leicht zu habende Frauen in der Karriere dieser äusserst erfolgreichen Band schnell eingenistet haben, scheinen die Mitglieder seit ihren Albumarbeiten im Jahr 2006 für einen eher gemischten Erfolg zu sorgen – was aber nicht mit ihren Fähigkeiten, sondern vielmehr mit der Mode der Zeit in


FESTIVALS INFOS

Zusammenhang gebracht werden sollte. Schliesslich sind diese Roastbeefs erst am Ende des goldenen Brit-Pop-Zeitalters am Himmel erschienen. Und so assen sie die letzten Krümel, die da noch übrigblieben, bevor andere – entweder gedämpftere oder extremere – Dinge in Mode kamen. Dennoch sind und bleiben sie ein sehenswerter Act, der mit der äusserst sympathischen Struktur dieses Festival sehr kompatibel ist.

TRANSPORTATION Free TPN Free bikes Carsharing / www.e-covoiturage.ch Night shuttle to Geneva and Lausanne (CHF 10) and Divonne and Gex (CHF 5).

NICHT VERPASSEN The Animen (komische Bühnentiere) Diese Dummchen aus der einzigen naheliegenden Genfer Enklave mischen den einst eisern geprägten Garagenrock – wir reden hier von einer Zeit, die diese Jungs nur über die Feuilleton-Rubrik und über Gespräche mit ihren Grosseltern kennen – mit zeitgenössischer und moderner Konfitüre. Sie haben ein unglaubliches Talent, das ihnen fast (aber auch nur fast) eine frech-arrogante Art verleiht... so sehr scheint Mutter Natur diese Knaben beschenkt zu haben ! In diesem Zusammenhang ist auch das enorme Gebiss auf dem Cover ihrer letzten Scheibe zu erwähnen. Die Nostalgiker unter euch sollten definitiv auf ihre Kosten kommen, wenn diese junge Band ihr famoses Bühnentalent ein weiteres Mal unter Beweis stellen wird.

ACCOMODATION Camping municipal de Tannay (+41 (0)22 755 24 65)

Discounts for ticket owners @ Hôtel de Chavannes-de-Bogis***, Les ChampsBlancs, 1279 Chavannes-de-Bogis (+41 (0)22 960 81 81)

More hotels on www.nyon-tourisme.ch LINE UP WED 5 The Kills / Skunk Anansie / Kill It Kid / The Animen / The Coronas THU 6 77 Bombay Street / Archive / Kaiser Chiefs / Take Me Home / Andy Burrows / The Heavy / Round Table Knights FRI 7 Raggasonic / Sexion D’Assaut / Tinie Tempah / Aya Waska / Tarrus Riley / Birdy Nam Nam / The Pirates / La Petite P***** SAT 8 FUN. / ZaZ / Célien Schneider / Imagine Dragons / The Jim Jones Revue / Mike Arthur Le Trèfle / Neon Workout SUN 9 Caribateens SCHEDULE Wednesday & Thursday 17:30 Friday & Saturday 17:00 Sunday 12:00 - 18:00

Archive (allgemeine Relikte) Das Ambiant-Elektro-Kollektiv ist dieses Jahr mit von der Partie und wird sich als eines der Highlights dieser Ausgabe – ich bitte darum – auf der grossen Bühne präsentieren. Die Band aus der Stadt der Battersea Power Station agiert in den eher gemässigten Gefilden der Elektrodisziplin, durchzieht diese mit Space Rock Klängen und kreiert so einen zum Träumen anregenden Musikkosmos. Geräuschkulissen und nebelartige Klänge sind das perfekte Amalgam für rauchige Trips. Der Strand des Genfer Sees wird sich also – sofern der Geist der Zeit es so will – am Ende dieses geschichtsträchtigen Abends in einen Opium Room verwandeln.

PRICES Daily ticket 2-days Pass 3-days Pass 4-days Pass

caribana-festival.ch

Starting from CHF 74 CHF 125 CHF 169 CHF 224


STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : Das grösste Festival der Schweiz, das sich ausschliesslich an Metal, Punk, Hardcore und anderen Spässen für Dezibelfans orientiert.

FESTIVALS INFOS TRANSPORTATION ACCOMODATION Trains 20% reduction on the train Free camping for tickets owners journey to Interlaken and back / 5% reduction on admission / www.sbb.ch Carsharing / www.e-covoiturage.ch Free parking

Tricks und Kniffe : Der nicht allzu frische Style, der bei Liebhabern dieser lauten Töne hoch im Kurs ist, macht es völlig unnötig, auch nur das geringste Hilfsmittel zu nutzen, das sich in den Kosmetikregalen von Supermärkten so finden lässt. Es wäre sogar eine Sünde, davon Gebrauch zu machen und könnte von der Stilpolizei mit hohen Strafen gebüsst werden.

LINE UP Rammstein / Queens of the Stone Age / The Prodigy / Nightwish / Slayer/ Ska-P / With Temptation / NoFX / Airbourne / Bad Religion / Parkway Drive / A Day to - Remember / Boysetsfire / Coheed & Cambria / Danko Jones / Caliban / Converge / Deez nuts / Gallows / Karnivool / Every Time I Die / The Devil Wears Prada / Graveyard / Saltatio Mortis / Bleed from Within / Adept / Jennifer Rostock / The Bouncing Souls / Itchy Poopzkid / Mono Inc / Eskimo Callboy / Bury Tomorrow / The Ghost Inside / Red Fang / Deaf Havana / Slag in Cullet / The Strapones, and much more!

PRICES 3-days Pass : CHF 198

greenfieldfestival.ch

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Überlebensregel : Für die älteren und die weniger kernigen Besucher empfiehlt es sich, die Hotels dieser Hochburg des Schweizer Tourismus in der Jungfrau-Region auszuchecken. Und für die Jungen und Leichtsinnigen, die wahren Rocker, die Punks mit Hund und die grossen Trinker gibt es einen Campingplatz – aber Vorsicht, das Klima könnte feuchtfröhlich bis stürmisch werden ... Der Anlass in der Zentralschweiz hat sich innerhalb der letzten Jahre in die Reihen der besten Anlässe des helvetischen Rockzirkus gesellt. Das Greenfield ist nicht gerade in der Kategorie der Talentförderer anzuordnen, sondern profitiert viel eher von der Begeisterung eines wachsenden Publikums für Rock. Und deren Herzen gewinnt man, indem man ihnen eine beeindruckende Konsorte von Bands serviert, die mit ihren hemmungslos lauten Tönen das Blut in ihren Adern in Wallungen versetzt. Auch wenn viele schon ein paar Mal die grünen Prärien am Ufer der zwei Seen plattgetrampelt haben, müsste man wahnsinnig abgebrüht sein, um diesem wirklich sehr verlockenden Programm zu widerstehen. In der Metal-Kategorie sind Rammstein, Bullet For My Valentine, Airbourne, Stone Sour und Slayer die Glanznummern des Festivals (sie werden auch

SCHEDULE Thurday : 14 :00 - 05 :00 Friday & Saturday : 11 :00 - 05 :00

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Zu vermeiden : Zu hoffen, man könnte einen romantischen Abend vor einer Konzertbühne verbringen.


für den pyrotechnischen Teil sorgen). Und die Schwergewichte in den synphonischeren Gefilden: Nightwish – mit ihrer neuen Sängerin – und Within Temptation, und ich spreche hier nicht von den Sängerinnen, wenn ich von Schwergewichten spreche, denn ich bin ja ein Gentleman. Was die eher wuchtigen Caliban und The Devil Wears Prada betrifft, kann man offen sagen, dass beide zu den Bands gehören, die man auf keinen Fall verpassen sollte. Weniger einfach einzuordnen, aber auch sehr verlockend sind Queens Of The Stone Age, Turbonegro und der aggressive Elektro von Prodigy. Bei den Punks wird es ganz verrückt – pardon für die geringe Auswahl – mit Bad Religion, Bouncing Souls, Boysetsfire und NOFilm X. Und zum krönenden Abschluss wird ein Bisschen Hardrock serviert von Converge und Deez Nuts – die ein wunderschönes neues Album rausbringen. Ist das gut so? Kommt ihr mit Freunde? LIVE ACTS Queens Of The Stone Age (König Josh und seine Knappen) Süsser Yuppie ! Die Bande um den grossen Rothaarigen bringt nicht nur ein neues Album raus mit einem famosen Schlagzeuger – der auf der Tournée leider nicht dabei ist – sondern taucht auch noch in Interlaken auf, um ihren viel imitierten und nie erreichten Roboter-Rock aufs Publikum loszujagen. Die Band um Josh ist ein sicherer Wert der Stoner Szene – die sie übrigens nicht einmal für sich beanspruchen – und definitiv eine der besten Rockbands des letzten Jahrzehnts. Und auch wenn man inzwischen an einem Festival auftauchen muss, um sie zu sehen, lohnt sich das auf alle Fälle schon wegen ihres Frontmanns. Es bleibt nur zu hoffen, dass ihnen das Wetter nicht so übel mitspielt wie auf ihrer letzten Tournée, die sie zu einem grossen Teil wieder absagen mussten, weil der gute Josh sich eine schwere Bronchitis eingefangen hatte und zurück nach Californien fliegen musste.

NICHT VERPASSEN Boysetsfire (Typen die durchs Feuer gehen) Boysetsfire begannen schon vor mehr als einem Jahrzehnt im Hardcore-Zirkus mitzuspielen und sind eine von den Massen ziemlich verkannte Band. Diese Jungs sind verflucht grosszügig, wenn es um eine gute Bühnenshow geht und gehen mit ihrer kompromisslosen Musik und ihren prägnanten Texten richtig ab. Die Punks gehören dieses Jahr zu den Bands, die man im Schatten der Berner Jungfrau auf keinen Fall verpassen darf. Dank ihrem verrückt gut abgemischten Spielplan mit den gutturalen Akzenten und den schnellen Stimmpassagen, die fast so klar sind wie das Bergquellwasser der Region, werden sie ein kolossales Monster auf die Besucher loslassen, das ganz frei ist von den wohlbekannten und genauso redundanten Genre-Auswüchsen. Anti-Flag (Fahnenträger der Revolution) Die Band war schon politisch engagiert, lange bevor das bei den Bobos und den Aufrührerischen in Mode kam – die nur darauf warteten, dass man nach ihrem Portemonnaie greift, um sich kilometerweit darüber zu entsetzen, dass man sie seit Jahren benachteiligt – und wird am Greenfield erneut sein Wappen in unsere Richtung halten. Die Punk-Band, die Einflüsse aus England zu Zeiten der eisernen Lady – wie Les Rats sagen würden: «Si je m’occupe de sa sépulture, ça fera du bruit dans le vide-ordures » (sinngemäss: Wenn ich mich um ihre Bestattung kümmerte, würde es rumpeln in den Mülleimern) – mit dem reizenden Stil der kalifornischen Skater mischt. Anti-Flag ist richtig stark darin, seine Botschaften anzubringen, ohne in die Nähe des lalala seiner Gefechtskameraden zu geraten und ist bei der Ausgabe 2013 dieser Party ganz oben auf der Prioritätenliste, denn sie mischen mit, wo etwas in Bewegung ist und sind Teil einer Revolution, die unaufhaltsam weitergeht.

GREENFIELD FESTIVAL

INTERLAKEN / 13 - 15 Juni 2013


STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : Hippie Revival Festival im Seaclose Park in Newport, das Programm haut auch die Verwöhntesten Konzertfreaks aus den Birkenstock Tricks und Kniffe : gleich bei der Eröffnung antraben, Grandmaster Flash wird das Camping ausschliesslich für die Camper zudröhnen, so was kriegt ihr nicht jeden Tag zu hören, und dann am Montag Leine ziehen nach einem letzten denkwürdigen Besäufnis à la British (they love it!) Zu vermeiden : so tun, als ob ihr like Voltaire quatscht und mit Euro zahlen wollen (die Tommies mögen keine Welschen!)

ISLAND OF WIGHT FESTIVAL

ISLE OF WIGHT , UK / 13 - 16 Juni 2013

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Überlebensregel : das komplette Outfit eurer Grosseltern, als sie nach Indien trampten zum Opiumfang, egal ob aus Männer- oder Damenabteilung, der Hippie Look ist Unisex und der Schweizer Pass wird euch sowieso die Sympathie der Inselaffen sichern! Das Isle of Wight Festival gehört zu den ganz grossen Nummern im gnadenlosen Business der Sommerfestivals. Das verund anlockende Programm (für alle, die grad keinen Bock auf ein bisschen Metaphysik haben, siehe weiter unten im Text) setzt auf diverse tubelsichere Meilensteine der zeitgenössischen Musikgeschichte sowie auf ein paar Musiker, die in Grossbritannien derzeit voll im Trend liegen. Für letztere sollte man wissen, dass die trendige Brise, die über Newport bläst, praktisch identisch ist mit dem Windli, das ein paar Zaunlängen weiter nördlich in Portsmouth weht und noch einen Flohgump weiter nördlich in der Hauptstadt der Insel und des Rock. Also folglich nicht nach den Favoriten des Rolling Stone Magazine oder von Inrocks Ausschau halten, sondern in institutionalisierten Schmökern wie Q oder NME nachschlagen. Und sich bloss nicht vom Hippie-Look der Festival-Homepage täuschen lassen, es sind keine Bands der Hippiebewegung vertreten (eine Bewegung übrigens, die dem Zahn der Zeit scheinbar bestens zu trotzen vermag, aber wir sind trotzdem noch nicht in Stonehenge, oder). Ein Camping ist vorhanden und ein, zwei Back-

packerschuppen, aber auch eine Bühne, die einzig und allein der Dance Music vorbehalten ist. Nachdem ich jedoch beschlossen habe, mich nicht über die Kerls auszulassen, die da auftreten sollen, reicht es, wenn ihr die Blogs durchkämmt und euch auf diese Weise schlau macht. Womit wir zu Rock und Pop kommen, „na endlich“, hier also das weiter oben zitierte ver- und anlockende Programm: The Stone Roses, Emeli Sandé, T’Pau, die Levellers, Delilah, Jake Bugg, Paul Weller und Ellie Goulding. - „Was, das soll auch schon alles sein?“ - Bloss keine Panik, wir sind erst beim ersten Abend. Tags darauf sind The Killers, Bloc Party, Bastille, The Maccabee und Ben Howard am Zug, und das ist nun effektiv ein bisschen mager für ein Saturday Night Fever, verglichen mit danach. Und damit der Sonntag auch ein Sonnentag wird, stehen am letzten Festivalstag Blondie, Republica, Bon Jovi und eine Handvoll der oben genannten trendigen Bands auf der Bühne. Für alle Geschmäcker etwas und ein Tapetenwechsel als Zugabe, das ist doch schon mal nicht übel, oder. LIVE ACTS Blondie (Platin Discoqueen) Eines der schmucksten Lärvchen in der Welt des Sounds und eines, das sogar den Schweizer Künstler H. R. Giger zu inspirieren vermochte, ist dieses Jahr wieder mit dabei. Abgesehen von Debbie Harrys bestrickenden Augen wäre da auch noch die legendäre Band, die der Disco zu Weltruhm verholfen hat und die zu Zeiten, wo die meisten von euch noch nicht ausgeschlüpft waren, mit den legendären Ramones im berühmten New Yorker Punkclub CB’s aufzutreten pflegte, als diese noch keine Perücken trugen. Nicht möglich, dass ihr nichts von Blondie wisst; die Band hat bereits in den 70er Jahren Songs herausgebracht, die für alle Zeiten in die Dancefloors eingestampft worden sind. Nicht möglich zum zweiten, dass ihr das musikalische Phänomen verpasst habt, das seinerzeit mit den New Yorker Punkgruppen gross geworden ist. Und schliesslich absolut untragbar, dass die Band, die längst alles erfunden hatte, was der zweifellosen Gwen Jahre später zu Berühmtheit verhelfen würde, von irgendjemand ignoriert wird.


FESTIVALS INFOS

Paul Weller (Ex-Marmeladeler) Der in der englischen Szene seit Jahrzehnten allgegenwärtige Paul Weller gilt als Götti des Brittpop und ist genau der Mistkerl, der mit seinem Weggang aus The Jam das Todesurteil der Band besiegelt hatte. Derselbe Mistkerl hatte auch beschlossen, nie wieder ein Comeback mit seinen ehemaligen Marmeladekumpels zu feiern; stattdessen tritt er in sämtlichen In-Schuppen mit den Stars des Augenblicks auf und hinterlässt den Rest der neuen Formation From The Jam, die mit den Songs des einstigen legendären Trios weitermacht. Weller, der eine beeindruckende Produktivität und eine ebensolche Qualität an den Tag legt und seit Jahrzehnten nicht müde wird, seine Kunst zu demonstrieren, scheint inzwischen seine Aura von früher wieder gefunden zu haben. Für einen ersten Festivalabend ausgesprochen gediegen.

TRANSPORTATION Ferry Wightlink / www.wightlink.co.uk Red Funnel - www.redfunnel.co.uk Hovertravel - www.hovertravel.com Watch special combined offer on:

ACCOMODATION Camping Hotels: www.besthoteldeals.supertravelz.com/

www.isleofwightfestival.com/tickets.aspx Care Sharing www.liftshare.com

Alternative Cross Solent Travel £ 30 LINE UP FRI 14 The Stone Roses / Paul Weller / Emelie Sande / Jake Bugg / Everything Eveything / Palma Violets / Rizzle Kicks / Delilah / Ellie Goulding / Fun / Lianne La Havas / Levellers / T’Pau / Example & DJ Wire / Madeon / Faith SFX / Benga and Youngman / Mistajam / Wiley / Hugh Cornwell

UNBEDINGT KENNEN LERNEN Republica (Rückkehr der Demokraten) Zwar hat die Londoner Band Fett und Falten angesetzt seit ihrer Glanzzeit vor ungefähr 20 Jahren, aber ihre 2010 erschienene ‘Ready To Go’-Version hat bisher nichts an Schönheit eingebüsst (was man von der Frontwoman auf der Hülle nicht sagen kann). Mit Samples, die einfahren und einem lärmigen Sound à la Indie-Rock veranstaltet die Band ein munteres Chaos. In gewisser Weise ein Vorläufer der Richtung, die später Gruppen wie Garbage einschlagen, erschien Republica wie der rettende Heissluftballon am Himmel des Post-Grunge, der damals die musikalischen Lüfte verpestete mit seinem aggressiven Elektropop. Eine Band, die es absolut wert ist, wieder entdeckt zu werden und sei es auch nur per CD oder durch „legales Herunterladen“ (wie das bei den Hadopis zu heissen pflegt) für all die, die den Trip auf die Insel nicht machen können oder wollen.

SAT 15 The Killers / Bloc Party /The Maccabees / Ben Howard / Bastille / Laura Mvula / Ian Hunter / Willy Mason / Sub Focus / Andy C /Friction / Modestep / Zane Lowe / Monsta / Ke$ha / Little Mix / Lawson, Devlin / Willy Moon / Steve Forbert / Silent Disco King / Tim Burgess SUN 16 Bon Jovi / The Script / Paloma Faith / Newton Faulkner / Boomtown Rats / Steve Harley and Cockney Rebel / Little Angels / Blondie / I Am Kloot / Imperial Teen / Young Guns / Kids In Glass Houses / Imagine Dragons / Kodaline / Republica / Tracer / Damian Lazarus / Lee Foss / Derrick Carter / Miquel Campbell / Huxley / Mosca / MK / Duke Dumont / Roses Gabor / Gorgon City / Waifs and Strays and Alexis Raphael /Tim Burge SCHEDULE Friday Saturday Sunday

isleofwightfestival.com/

14:00 - 02:00 11:00 - 02:00 11:00 - 01:00

PRICES Weekend Camping £185 Weekend non-camping £170 Day Ticket £75


STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : Pagnol, Pastis und Zikaden im Lande von Chappaz, Williamine und den Murmeltieren Tricks und Kniffe : nicht nötig, extra Euros und Vignetten zu organisieren für ein Weekend an der Riviera und dann am Montagmorgen in der Maloche antanzen mit einem Teint, der eines gegrillten Krebses würdig wäre Zu vermeiden : den Termin bei Barbieri verpassen

WEEK END AU BORD DE L’EAU FESTIVAL SITTEN / 28 - 30 Juni 2013

FEST IVAL ART

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Überlebensregel : Eiswürfel, Eiskübel, Hopfen und Malz, Monokini, Tankini, Bikini, Schirmkäppi, Sonnenbrille, Sonnenöl, Alldaylong 25, falls ihr letztgenannten Artikel vergessen habt, komplette Taucherausrüstung, Badehose, Liegestuhl, Petanqueköfferli inkl. Tirette, Zirkel und Messband, Rechen, Eimer, Zehentreter und Strohhut Wird sicher eine Höllengaudi werden, das Festival voll im Abseits an den Ufern jenes Walliser Tümpels genannt Lac de Géronde. Der Pöck von dem Ding ist so mehr oder weniger, ein Rivierawochenende mitten im bergigen Wallis hinzuzaubern, und dann auch noch dort, wo die Eingeborenen ungefähr (aber auch nur ungefähr) so reden wie wir. Angesichts des Nachhaltigkeitseffekts von der Fete wäre es nur gerecht, wenn die Krankenkassen Tickets, Reisekosten, Speis und Trank rückvergüten würden, und zwar ohne Selbstbehalt hä, denn mal ehrlich : die wieder belebende Sonne des Südens plus Riviera-Ambiente (ohne den lästigen Sand im Getriebe) plus Provenceprodukte frisch ab Presse inklusive Olivenöl, das macht dir auch den müdesten Lohnsklaven mit Stockholm-Syndrom wieder munter ! Spätestens jetzt haben es alle kapiert : Nicht nötig, lange zu überlegen ob und sollen wir, sondern einfach antraben, gute Laune mitbringen und sich gehen lassen - es gibt allerhand zu bewundern mit Streetart-Darbietungen, allerhand mitzumachen

bei Petanque oder Wassersport (aber bitte mit Fairplay, wie es in der Glotze immer heisst), allerhand Hüften zu schwingen mit den DJs, allerhand zu heben mit den Kumpels (denn wir haben doch alle den einen oder andern Kumpel im Wallis), und sich dabei gemütlich ein Konzert reinziehen, das sich gewaschen hat (deswegen am See) - was will man mehr (ausser der längst fälligen Lohnerhöhung natürlich) ? LIVE ACTS Puppetmastaz (lässt die Puppen tanzen) Das germanische Hip-Hop Kollektiv wird garantiert Wellen schlagen dort unten am See (deswegen die Taucherausrüstung). Da wird haufenweise wuchtiger Sound durch die Beete geschoben, immer mit einem Auge am Ragga, und der Joint wird die Runde machen durch alle Sets der ruhmreichen Rapper-Puppies, die eher auf Hardcore und grobmaschig machen, aber doch nicht allzu versimpelt. Lichtjahre entfernt vom frankophonen Mainstream-Rap, fährt Puppetmastaz schwere Geschütze auf, mit einer Riesenportion positiver Energie, die garantiert ansteckend wirkt. Womit ihr gewarnt seid – die (englisch gesprochene) Prosa dieser Jungs macht süchtig ! Brassroots (Wunderwurzel) Die Blechfanfaren aus bright Britannia blasen dem verehrten Publikum sogleich das Blech weg, denn, wie mein genialer Grossvater Eugen zu sagen pflegte, eine Fete ohne Blas und Brass, das is nix. Die siebenköpfige Gruppe, die den New Orleans Bands in nichts nachsteht, funktioniert wie alle anderen Formationen dieser Art, nur das Saxophon schlägt ab und zu aus der Art und massiert ein bisschen Ska-Gel in die sonst wurzelechten Roots-Kompositionen. Deswegen braucht ihr aber jetzt nicht hinter vorgehaltener Sonnenbrille herumzulabern wegen dem Typen mit dem komischen Eugen von Grossvater, weil nämlich es welche gibt, die dann trotz Hüftenschwingen und Roséschlürfen nicht mehr schlaumeiern, wenn der absolut


FESTIVALS INFOS

intergalaktische Titel ‘Good Life’ (der unsern Wunderwurzeln in der einschlägigen Szene einen nicht ganz selbstverständlichen Ruhm eintrug) durch die Zelte bläst.

TRANSPORTATION Trains www.sbb.ch Carsharing / www.e-covoiturage.ch Night buses

UNBEDINGT KENNEN LERNEN Imperial Tabasco (voll in den Hintern) Die sechs Lokalmatadore aus dem Tal von nebenan praktizieren einen Mix aus dies und dem, was in den 70er Jahren so im Trend lag, als da wären Funk, Soul, Ska usw. Alles in allem tönt das in Richtung Motown dräuende Gebräu gar nicht übel, Soul-Fans werden da voll auf ihre Kosten kommen. Seit kurzem haben die imperialen Sex eine Sängerin mit dabei, die dem sinnlichen Sound einen sexy Touch aufdrückt. Auch wenn die scharfen Jungs nicht grad den Stil revolutionieren, so machen sie ihre Sache eher gut bis sehr gut und mit ein bisschen Applaus von Seiten des verehrten Publikums wird ihr Stern auch noch an anderen Himmeln glänzen.

ACCOMODATION Camping CHF25/night CHF 60/3 nights Camping du Bois de Finges***, route du Bois de Finges, 3960 Sierre / www. camping-de-finges.ch

Camping Swiss Plage****, route de la Gemmi, 3960 Sierre / www.swissplage.ch Hotel La Villa Bayard, avenue Général Guisan 27, 3960 Sierre / www.villa-bayard.ch Hotels infos on www.sierre-salgesch.ch LINE UP FRI 28 Theo Parrish / Puppetmastaz / Abyssinie Club Brassroots / The Coup

The Coup (voll in die Visage) « The Coup » hat nichts mit Staatsstreich zu tun (auch wenn die hocherhob’ne Faust voll ins Schwarze trifft), sondern mit einem Kollektiv von sieben Kaliforniern, das sich dem militantem amerikanischem Hip-Hop (je nach Generation mit „conscious rap“ oder „sozialkritischer Hip-Hop“ betitelt) verschrieben hat. Alles in allem rassenreiner Rap von der subtileren Sorte, die eben nicht auf brutalen Hardcore macht, sondern auf genau den eklektischen Mix, der es in sich hat und sich bestens eignet als Kulisse für die (immer noch aktuelle) Revolution. Versehen mit einem Outfit, das zu Zeiten der Black Panthers oder Jackson Five in Mode war (auch das wieder je nach Generation und Gusto), sind die Amis von der heissen Küste gewillt, das Eis der Walliser Gipfel einzusengen resp. –singen, sodass man sich nur freuen kann auf so einen Aufsteller zu der Stunde, wo sich das Pack Koh Lanta reinzieht.

SAT 29 Kinny & Azaxx Mark de Clive Lowe / Church / Dorfmeister & Ras Tweed / Black Motion / DJ CAM / Vince Vella / Lovebirds SUN 30 Imperial Tabasco / The Doors Revival / Brassroots / Jukebox Champions / DJ Joh Couleur 3 / DJ CAM EJMA Jam Session SCHEDULE Friday & Saturday 15:00 - 03:00 Sunday 12:00 - 23:00 PRICES Friday & Saturday: from CHF 20 Sunday: from CHF 10 3-days Pass: from CHF 34

auborddeleau.ch


FESTIVALS INFOS

STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : Fossil auf dem Miniplaneten der Deutschschweizer Festivals, inspiriert sich hauptsächlich vom grossen Bruder jenseits des Bodensees inklusive dessen unausrottbarer Vorliebe für schrägen (oder auch nicht) Rock

TRANSPORTATION Trains www.sbb.ch (20% on train ticket with festival pass) Free shuttle from the station Carsharing / www.e-covoiturage.ch

Tricks und Kniffe : in punkto Tickets lieber etwas früher aufstehn, Güllen ist wie Nyon, das Volk prügelt sich bereits am Eingang

ACCOMODATION Free camping

Zu vermeiden : mit seiner Freundin rummachen wollen im Heu, im Gras, im Wäldchen oder am Fluss, das gesamte Terrain ist zubetoniert mit Volk

LINE UP THU 27 Die Antwoord / Klangkarussell / Royal Republic

Überlebensregel : tonnenweise Geduld, Hightech Festivaltenue inklusive Ohrenstöpsel, in Mostindien wird gegrölt und selten in korrekter Tonlage

FRI 28 Biffy Clyro / Dead Bunny / Fidlar / Macklemore & Ryan Lewis / Of Monsters And Men / Sigur Rós / Sternenbühne / Archive / Dada Life / Friska Viljor / Lianne La Havas / METZ / Philipp Poisel / Villagers

Das Openair im Land der Spitzen, das bereits zum Mobiliar der nationalen Festivalszene gehört, geht heuer auf Nummer Sicher mit Bands, die in der Off-Szene angefangen haben, aber ziemlich rasch Punkte schinden konnten beim breiten Publikum. Indem sie die intellektuellen Sachen andern Veranstaltern überlassen, setzen die Organisatoren auf ein Programm, das Horden von Konzertwütigen an den Sitter-Underground locken soll. Mit von der Partie sind diesmal Grössen wie Archive, Die Antwoord, Sigur Ròs, Bonaparte, Sophie Hunger, Band Of Horses, Jake Bugg, King Of Leon, Biffy Clyro, Royal Republic, Die Ärzte und noch ein paar andere Jungs, zum Teil aus den umliegenden Landen. Mit 30’000 Plätzen steht dieses Openair in punkto Fassungsvermögen an zweiter Stelle in der Festivalhitparade des teutonischen Teils von Helvetien. Das Event, ein Megakonkurrent der Olma almighty im St. Galler Veranstaltungskalender, verdankt sein erfolgreiches Bestehen seit der Gründung im Jahre der offiziellen Geburt des Punk (und bloss nichts gegen ’77, hä!) der Ausrichtung auf ein breites Publikum und einer Programmierung, die auf bekannte Grössen setzt. Kronjuwel unter besagten Grössen ist mit Sicherheit Metallica, die wesentlichste Band der Milchstrasse, die einst mit dabei war, und dann noch ein paar andere mehr oder weniger bekannte Sterne wie z. B. Black Sabbath, die 2013 ihr grosses Comeback auf dem Plattenteller feiern.

SAT 29 Kings Of Leon / Band Of Horses / The Bloody Beetroots / Bonaparte / Steff La Cheffe / Tüchel / A Crashed Blackbird Called Rosehip / Icona Pop / Jake Bug / Kyla La Grange / Sophie Hunger / Terribly Overrated Youngsters SUN 30 Die Ärzte / Patent Ochsner / The Lumineers / Haim / Modest Mouse / Shout Out Louds SCHEDULE Thursday, Friday & Saturday Sunday

15:00 - 3:00 12:00 - 23:00

PRICES Sold out!

openairsg.ch

FEST IVAL ART

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LIVE ACTS Biffy Clyro (komischer Slang) Zurück im Business mit ‘Opposites’, machen die Schotten erst mal weiter im Text und schlagen sich einen Pfad durch den erbarmungslosen Dschungel der internationalen Musikszene. Mit einem soliden Fanclub als Rückenstütze sind die Jungs überall dort anzutreffen, wo es musikalisch was zu melden gibt ennet dem Ärmelkanal. Ihren Riesenerfolg haben sie übrigens weidlich verdient bei all dem Talent, ohrwurmträchtige Melodien aus dem Ärmel zu fischen, selbst wenn bei den Vocals – manchmal etwas gesündigt wird. Womit man sich bloss freuen kann, mit eigenen Augen zu erleben, wie sich die Jungs auf der grossen Bühne machen, die sie von Haus aus gewohnt sind und die ihnen einen beneidenswerten Ruf eingetragen hat.

UNBEDINGT KENNEN LERNEN Jake Bugg (Antivirus) Noël, der Weihnachtsmann von Oasis, hat sich nicht geirrt, als er den Fratz fürs Vorkonzert engagierte. Man muss zugeben, dass dieser inzwischen bereits alte Hase der internationalen Rockszene trotz seines saumässigen Charakters in Sachen Musik voll auf der Höhe ist. Jake der Computerschreck besitzt noch die Unverfrorenheit seiner jungen Lenze und ausserdem ein irres Talent - legt der doch wie die Henne Eier einen Sound hin, der dem besten Rock der 70er Jahre in nichts nachsteht. Aufgepasst - „in nichts nachsteht“ soll heissen, dass der junge Schnösel in derselben Schublade wohnt wie die illustren Käfer und die rollenden Steine (die immer noch mehr Funken schlagen als Rost ansetzen)

Die Ärzte (scharfe Medizin) Die drei Veteranen der teutonischen (mehr oder weniger) Punkszene werden sämtliche Fans von nicht besonders raffiniertem, in der Sprache Goethes hin gefetzten Sound garantiert entzücken. Wir Welschen sind zwar dieser Art von Übung mit den aggressiven Anleihen beim Punkrock, den Feuerwehr-Gimmicks des Rock ’n’ Roll und den groben Singalongs der Fussballtribünen eher abgeneigt, die Teutonen jedoch sollen begeistert sein von solchem Stoff. Und dermassen Fan von dieser Art abgefuckter und zugleich präsentabler (wems gefällt) Band, dass die Docs regelmässig den Sprung in die Charts und die Cable Sender schaffen, wie ihre Kumpels in den toten Hosen, die freyen Wilden und die bösen Onkels von anno dazumal. Ein Fall für die, die auf wenig subtilen Sound stehen.

Band Of Horses (Lasagne-Freaks) Die reitenden Rocker dieser grandiosen und eher gemässigten Alternativrock Combo verstehen sich aufs Komponieren von Melodien, die einfahren und bodenständigen Rock mit dem Schmelz akustischer Balladen von erlesener Qualität verbinden, ohne dabei die Hufe im Sumpf der triefenden Seichtheit zu verlieren. Die fünf Vollblutrocker in den Holzfällerhemdli klappern seit geraumer Zeit die Bühnen des Planten ab und sorgen dabei immer noch für Sensation. Wer nicht dem Bann von Songs wie ‘The Funeral’ oder ‘Laredo’ erliegen will, der fange die dicksten Sittertobel-Kuhfladen und stopfe sich damit die Ohren voll !

OPENAIR ST.GALLEN FESTIVAL

ST. GALLEN / 27 - 30 Juni 2013


STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : ohne Zweifel das rockigste Festivals aller grossen Feste in der Umgebung Tricks und Kniffe: vertraut den Wettervorhersagen nicht unbedingt mehr als den Ausschilderungen – ein vorgewarnter Festivalgänger sollte reichen; weiterhin wichtig: die Ausläufer des Juras können manchmal genauso rau sein wie ihre Bewohner Zu vermeiden: Wasserreserven; dieses Festival ist angenehmerweise von Trinkwasser spendenden Lavabos durchzogen, sodass niemand stinkbesoffen bzw. extrem dehydriert (Geizhals!) dem Sonnenuntergang entgegen taumeln muss!

EUROCKÉENNES

FESTIVAL

BELFORT, Frankreich / 04 - 07 Juli 2013

Überlebensregel: Sonnencreme, Gummistiefel, Kappe, Regenmantel im Columbostil, unorthodoxe Gegenstände, Marker für Widmungen auf allen Körperregionen etc. Hier in Malsaucy ist alles erlaubt und ganz wichtig: nur hier können wir alle vier Jahreszeiten (oder so ähnlich) in nur vier Tagen durchleben... Hut ab, Jungs! Ein eher eklektisches und wenig zugespitztes Programm, das nicht zu sehr in der Kommerzsuppe rührt, eine Spitzenlogistik in Sachen Busanbindung von den zahlreichen Parkplätzen aus, eine komplette WIFI-Abdeckung für all die Geeks, die ihre zuhause gebliebenen (und eine ruhige Kugel schiebenden) Kollegen

FEST IVAL ART

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auf die Palme bringen wollen, sowie viel Raum für Spaziergänge und Tummeleien zwischen den Bühnen – zusammen mit der Vegetation wäre das Erfolgsrezept der Eurocks damit gelüftet. Schon jetzt ist klar, dass sich das Ereignis selbst überdauern wird; ausserdem erfreut es seine Anhänger in diesem Jahr mit einem zusätzlichen Tag. Ich mag dieses Festival. Es gefällt mir unter anderem, weil es jedes Jahr einige kleine – aber sehr feine – Überraschungen bereithält. Hier ist man von den Veranstaltungen, dessen Publikum aus einer einzigen Klon-Kohorte besteht, ganz weit entfernt; gleiches gilt für extrem Teenie überlaufene Festivitäten! Hier treffen stattdessen die verschiedensten Generationen aufeinander, schauen sich zunächst verächtlich an, um sich schlussendlich friedlich zu vermischen. Das kommt in Anbetracht der sich langsam aber sicher ausbreitenden Intoleranz sehr gelegen. Wie so oft in Frankreich üblich werden sich auch viele Schulkinder auf den Weg machen und – eingehüllt in typische Basler Fasnachtskleidung (die Stadt ist ja nicht unbedingt 800 Millionen Kilometer entfernt) – einen bedauerlichen Zustand anstreben. Der einzige Wermutstropfen ist also typisch sechskantig/ französisch, aber lasst euch von den unzähligen Käppis, Mützen und Quadratmeter grossen Schlagstöcken bloss nicht abschrecken. Am Lagunenufer dieses absolut nicht banalen Festivals ist trotz alledem eine ausgelassene Stimmung vorherrschend.


LIVE ACTS The Smashing Pumpkins (weil Billy Corrigan zurück ist) Billy Corgan ist seit zwei Alben wieder am Start. Auch wenn die neue Smashing-Combo ein wenig an Genialität verloren hat und nur noch wie eine schwache Kopie der einst genialen Band aus den neunziger Jahren wirkt, darf man sich die Suppe nicht versalzen lassen. Auch die jüngst komponierten Songs dieser phänomenalen Grunge-Band gehen noch immer und auch in Zukunft gut ab, liebe Kinder. Die Gruppe um Kid ist sich der genannten Tatsachen aber bestens bewusst, sodass ihre Shows nahezu nur noch aus den umhauenden Songs der vergangenen Zeiten bestehen. Die Rede ist von der Zeit, als die Trilogie ‘Gish’, ‘Siamese Dream’ und die Geschichte um die Mel(l)one die Charts aufmischte! Skunk Anansie (weil sie es sich wert ist) Donnerwetter! Genau wie bei den soeben Beschriebenen – lustig ist, dass wir uns in Sachen hochprofessioneller Sogwirkung im gleichen Musikregal befinden – sieht es so aus, als ob die besten Zeiten bereits der Vergangenheit angehören. Die beiden Scheiben, die seit der Rückkehr an die Arbeit herausgekommen sind, scheinen wie irgendein Ersatz, der es mit den Meisterwerken der Neunziger einfach nicht aufnehmen kann. Aber egal, Frau Skins Band kommt ebenfalls mit der Sammlung ihrer vor einer gewaltigen Ewigkeit aufgenommenen – aber ewig gewaltigen – Hits daher (pubertierende Klappspaten aufgepasst: Ich

hoffe, dass ihr das Stilmittel um Ewigkeit und ewig kapiert habt und wenn nicht, dann werde ich wütend. Auf meine Old School Nerven sollte man mir nun wirklich nicht gehen!!!). Kurzum, die Band hat im letzten Jahrhundert zwei geniale Scheiben mit schier unvergänglichen Tracks auf den Markt gebracht. Nun ja, man wird zwar nicht jünger, aber die gut beschäftigten Bandmitglieder werden ihre Popos genauso wie 95/96 schütteln! Jugend rockt! NICHT VERPASSEN M (besser als M&M’s) Der Sohn von Louis Chedid hat sicherlich ein bisschen von seinem anfänglichen Glanz verloren, trägt aber nach wie vor Spuren davon. Nach langer Zeit im Studio hat dieser verblüffende Gitarrist seine Karriere mit einem Riesenzirkus begonnen... und per sofort eine Fangemeinde an Liebhabern des französischen Chansons, des Rock und der Guitar Heroes an Land gezogen. In Sachen Griffkompetenz muss man einfach sagen, dass dieser Kerl wirklich etwas hermacht! Ausserdem muss gesagt werden, dass M einen ganz besonderen Stil mitbringt und nicht auf der Spur seiner Vorgänger hängengeblieben ist. Mit kritischem Blick auf alle anderen hat M es nämlich geschafft, Grand Jacques (Brel) zu verfeinern, sodass sich dieser – zur Abwechslung mal – nicht in seinem Grabe umdrehen musste. Aber M ist kein Künstler, der nur das Repertoire eines anderen nachgaukelt; M steht vielmehr für einen komisch-kosmischen Stil, eine


FESTIVALS INFOS unglaubliche Bravour, die hohe Stimme eines ewigen Anfängers sowie für eine gesunde Dosis an frecher Genialität! Als Füll-Musik zwischen zwei Radiowerbungen und/oder im Einkaufszentrum sind seine Lieder vielleicht ein bisschen unpassend, dafür aber um so erregender auf der Bühne!

ACCOMODATION TRANSPORTATION Buses from many european cities Free camping Free shuttle from camping Camping cars allowed Tepees to rent Shared tepees EUR 45/3 days Private tepees EUR 300 to 400/3days Inuit tents EUR 200/3days LINE UP THU 4 Jamiroquai / -M- / Asaf Avidan / Alt-j / Wax Tailor / Boys Noize (Live) / Major

Neurosis (weil es gut für die Neuronen ist) Neurosis ist der Archetyp des Phänomens namens Underground und werden von den Anhängern grober – und für Normalsterbliche eher weniger zugänglicher Musik – (fast) wie eine Gottheit verehrt. Und es ist genau diese Art von Acts, die dazu beitragen, dass das Eurorocks jedes Mal zu einem puren Vergnügen wird. Grosse Festivals, die es sich zutrauen diese Art von Acts zu liefern, findet man nicht gerade wie Sand am Strand! Und rar sind auch die Gäste, die ausschliesslich für die Reinigung ihrer Öhrchen durch ultrastarke Sludge-Riffs anreisen! Man weiss zwar nie so genau, wie die Jungs von Neurosis in Sachen Bühnenperformance ihre Karten mischen, eines ist allerdings sicher: die Hütte wird mächtig wackeln! Auch wenn ich bezweifele, dass diese Jungs beim Glockengeläut der Dorfkirche um 21 Uhr auf der grossen Bühne stehen werden, möchte ich alle Rocker dazu ermutigen, sich bei den brutalen Tönen dieser legendären Gruppe das Gerippe aufzuscheuern!

Lazer / Gary Clark Jr / Joey Bada$$ / Skaters / La femme / Juveniles / Parquet Courts / Chapelier Fou / Mesparrow

FRI 5 The Smashing Pumpkins / Archive / The Bloody Beetroots (Live) / Woodkid /

Airbourne / Skip the Use / Lilly Wood & the prick / Gesaffelstein (Live) / Deap Vally / Action Bronson / Danny Brown / Fidlar / Beware of darkness / Jupiter & Okwess Int. / Trash Talk / Matthew E. White / Electric Electric / Pih Poh / Le Club des justiciers milliardaires d’abidjan + Arts de Rue

SAT 6 Phoenix / Two Door Cinema Club / Kery James / Kavinsky (DJ set) / Lou Doillon

/ Dinosaur Jr / Busy P (Live) / A$ap Rocky / Black Rebel Motorcycle Club / Valerie June / Matisyahu / Rich Aucoin / Is Tropical / Jackson and his computer band (live) / Mykki Blanco / Cassius (dj set) / Fauve / JC Satàn / Von Pariahs / OY / Yules / Griefjoy / The strypes + Arts de Rue

SUN 7 Blur / Skunk Anansie / My Bloody Valentine / Keny Arkana / Tame Impala /

Blur (weil sie nicht als blur zählen) Selbst mit B(l)u-tte-r ist Spinat noch immer eklig, aber diese Britpop-Ikonen haben es mit „Parklife“ trotz alledem geschafft, eine der besten Kompositionen des Genres hervorzubringen. Darin sind sich zumindest sehr viele einig. Aus Blurs Repertoire stammt auch der bekannte und äusserst bühnentaugliche „Song 2“. Diese Musikveteranen – mein Gott, wie doch die Zeit vergeht ! – rocken noch immer die Bühne, auch wenn das Ganze nun etwas ruhiger zugeht. Aber das ausserhalb des Studios aufgenommene Album, welches letztes Jahr auf den Markt kam, stellt Form & Stil dieser herzlich-klassischen Rockband erneut unter Beweis. Woraus logischerweise folgt, dass sie sich auf einem Festival eher recht als schlecht macht.

Mass Hysteria / Neurosis / The Black Angels / The Vaccines / Disclosure (Live) / Palma Violets / Graveyard / Red Fang / Hyphen Hyphen / Chvrches / Kvelertak / Da Octopusss

SCHEDULE Thurdsday 18:00 Friday 17:00 Saturday 16:00 Sunday 15:00

eurockeennes.fr

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02:00 03:00 03:00 01:30

PRICES Daily Pass 2-days Pass 3-days Pass 4-days Pass

EUR EUR EUR EUR

45 79 102 134


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STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : 47. Ausgabe der Funky Claude Success Story und erste Ausgabe ohne ihn Tricks und Kniffe : früh genug anheuern zum easy Rumhängen an den Ufern des Genfer Sees und Profitieren vom lokalen Mikroklima mit kulinarischen Spezialitäten, exotischen Drinks und Off-Scene und dann möglichst gar nicht Richtung Heia trampen, weil nämlich in Montreux von rechts wegen durchgemacht wird und scheiden eh schlecht ist fürs Gemüt

MONTEUX JAZZ FESTIVAL MONTREUX / 05 - 20 Juli 2013

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Zu vermeiden : versiffte, übel duftende Tenue, es geht inzwischen piekfein zu auf dieser Seite der Riviera und die Konzerte finden inside statt Überlebensregel : Kies, Kohle und Kreditkarten, what else? Als Spezialevent unter den Sommerfestivals ist das MJF (wie es unter Insidern heisst) eine dieser „auf Dauer mit Power“ Veranstaltungen, die jedes Jahr einen Zahn zuzulegen scheinen. Das Festival, das selbst von den Musikern vergöttert wird, die sich eher leutselig geben und herumschlendern wie das Publikum, ist in erster Linie ein Treffpunkt für Fans und Angefressene. Der übrigens längst dem ursprünglichen Jazz entwachsen ist und sich in anderen, mehr oder weniger kommerziellen Stilrichtungen umtut, wobei hinsichtlich Performern und Performances strikte auf Qualität geachtet wird. Wenn eine solche Megamaschinerie fortbestehen und weitermachen kann, dann deswegen, weil sich die Organisatoren um eine breit gefächerte und gezielte Programmierung bemühen. Die

diesjährige Ausgabe ist denn auch schlicht ein Knüller, selbst wenn es zu begrüssen wäre, mehr von der Sorte Musiker zu kriegen, die noch nie einen F…erstärker nach Montreux gesetzt haben. Zu den illustren Gästen 2013 zählen Kaliber wie Leonard Cohen, Black Rebel Motorcycle Club, Soulwax, Wyclef Jean, Girls In Hawaï, Cat Power, Green Day, I Am, Jake Bugg, ZZ Top, Ben Harper, Prince, The Hives, Marc Lanegan, Sting, Kraftwerk, Brian May, Joe Cocker und natürlich Deep Purple, die mit einem neuen Album aufwarten. Ein phänomenales Programm also, mit allem drum und dran, was Töne macht, sprich Rap, Jazz, Rock, Punk (von der salonfähigen Sorte, halleluja), Hardrock und jede Menge märchenhafter Sound von rund um den Planeten, der eigentlich um alle Ecken dreht. Auch wenn die diesjährige Ausgabe des also verwaisten MJF auch etwas speziell wird, muss man doch zugeben, dass die neuen Eltern ihre Sache eher gut machen und ein durch und durch verlockendes Angebot präsentieren, das auch ohne Alk ein Knaller wird! Selten noch war es mir vergönnt, ein so süffiges Programm anzutreffen in einer für jede Art von Publikum konzipierten Veranstaltung, die sich eigentlich allerhand einbilden dürfte, es aber vorzieht, auf dem Boden zu bleiben und auf Qualität zu setzen. LIVE ACTS Leonard Cohen (Weltschmerzgenie) Der Altstar mit dem weissen Haar (ok, der ist jetzt wirklich etwas doof) sucht Montreux nochmals heim, wo er seine Tränendrüsenversli schon früher vorgetragen hatte. Der Kanadier ist zwar aus dem Rentenalter längst heraus - er feiert nächstes Jahr seinen 80. Geburtstag (oder vielleicht auch nicht)


- aber für jemand, der seinen Weltschmerz seit den Hippie-Tagen über den Planeten schleppt, ist er erstaunlich fit in Form und schaffte 2012 sogar noch eine Neuauflage von ein paar gut geleimten alten Ideen. Mit den Blumen im Haar war es dann mal aus, jedoch nicht mit Crooner Cohen, der zwar nicht cool ist, aber immer noch voll einfährt mit Songs, die weniger Falten angesetzt haben als er selber, so etwa der Bombenhit ‘Suzanne’ von 1967, d. h. aus der grauen Vorzeit des Folk. Durch Trent (noch so eine Trauerweide, die vor Lebensfreude nur so strotzt) wieder auf den Geschmack der Zeit gekommen via Originalsound der Fernsehkritik von Oliver the Kiesel, hat Cohen seit Anbeginn nie aufgehört, das möglichst komplette Inventar des ach-so-traurigen Geschicks der Menschheit zu besingen. Nachdem er Montreux mit gleich zwei Auftritten beehrt, und angesichts seines Alters, das ebenso respektabel ist wie seine Songs, wäre es vielleicht angebracht, noch mal hineinzuhören in die Larmoyanz, bevor es endgültig zu spät dafür ist. Prince (Genie in Taschenformat) Rogers wird gleich drei Abende hintereinander bestreiten im Auditorium Strawinsky, nachdem er den Auftritt in Genf um Saitenbreite verfehlt hat (noch so ein Gag). Das instrumentale Grossgenie mit der kleinen Statur wurde berühmt in den 80er Jahren, als der Regen noch purpurn fiel. Seit jenen prähistorischen Zeiten produziert er ein Album nach dem anderen und nimmt die verschiedensten Namen an wie z. B. ’Love Symbol’, nachdem er sich purpurn geärgert hatte über seine Plattenfirma, was dann ziemlich wild geworden ist : Unser kleiner Mann aus Minneapolis begann nämlich, mit einer tätowierten Wange herumzulaufen (bzw. aufzutreten), auf der das Wort ‚Slave’ zu

lesen stand. Junge, Junge, das war vielleicht ‘ne Hatz! Seine Produktionen trugen ihm die treue Liebe der Massen ein, aber wenn dieser Prinz soviel Untertanen zählt, dann wegen seines unglaublichen Talents - Rogers läuft knapp am Genie vorbei in praktisch sämtlichen musikalischen Disziplinen, ob er nun am Schlagzeug sitzt, an der Gitarre steht oder ins Mikrofon summt, der Junge ist schlicht ein Wunderknabe! Wer auf Virtuosität steht, sollte sich unbedingt von Ihro Majestät abfüllen lassen! UNBEDINGT KENNEN LERNEN Kraftwerk (Robotergenies) Noch eine ruhmreiche Eminenz, die aus der Verbannung erlöst wurde oder beinahe. Die teutonische Band gehört zu den Vätern des Elektropop und wird grenzenlos vergöttert von a) sämtlichen Generationen, die damit die Dancefloors zudröhnen b) von einer kleinen Schar Yesterdayler, die Kraftwerk damals live erlebten und die gewisslich MJF Sitzplätze belegen werden, nachdem sie inzwischen aus dem taufrisch heraus sind. Die Synthetikroboter mit der Tour de France im Rädli werden gewisslich eine äusserst fotogene und polierte Hochglanzperformance aufs Parkett legen, wie Teutone es halt von Natur aus gewohnt ist, gell. Nicht vergessen: Dealer aufsuchen vor dem endgültigen Antraben! Cat Power (Songwriting-Genie) Mit dem organischen Folk, den sie schon ziemlich lange drauf hat, beehrt Kit Cat Power das Montreux Jazz Lab, zusammen mit den Mädels aus Hawaï, für einen Trendie-Abend der Independant-Sorte. Aber wenn unser Powerkätzchen es auch


zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hat, gehört es doch nicht in die Kategorie der gut geölten Grossgetriebe, sondern eher in die Schublade eines intimistischen, auf menschliche Masse zugeschnittenen Minimalismus. Die Kulisse ihres Auftritts dürfte sich für eine Spontan-Performance eignen, die meilenweit entfernt ist von den millimeterklar gefrästen Shows, die die grossen Stars der Szene als Standard durchgestiert haben. The Hives (Garagengenies) Die Combo mit den schwedischen Dandys hält ein am Genfer See für einen Abend, den sie sich mit Marc Lanegan und seiner Bande teilen wird. Wobei man sich fragen kann, wer hier denn nun der wirkliche Renner ist, die Schwedenrocker oder der ehemalige Frontmann von den Screaming Trees… Wie auch immer, die arktischen Jungs beherrschen die obligatorischen Turnübungen auf der Bühne aus dem ff, vor lauter durch die Lande tingeln und durch alle, oder beinahe alle, Festivals des Planeten und Umgebung. Die Schweden sind von Anfang an bei der einheimischen Punk-Stange geblieben und haben seither noch einiges dazugelernt, ohne irgendwelche musikalischen Zugeständnisse zu machen. Ihre neueste Produktion ‘Lex Hives’ bestätigt die olympische Form dieser Kerls, die einen Stil betreiben, der von sehr sehr weit herzukommen scheint.

montreuxjazz.com

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FESTIVALS INFOS TRANSPORTATION 10% on national railway / www.sbb.ch Night trains to Geneva, Lausanne & Sion Free regional night buses & shuttles For Frenchies Special TGV offer «2 for the price of 1 » / www.tgv-lyria.com Carsharing / www.e-covoiturage.ch ACCOMODATION Hotels infos www.montreuxriviera.com LINE UP Leonard Cohen / Sting / Prince / Deep Purple / Green Day / Richie Hawtin / Kraftwerk / Diana Krall /Joe Cocker / Richie Hawtin / Lianne la Havas / Bobby Womack / Ben Harper and Charlie Musselwhite / Wyclef Jean / Cat Power / Rodriguez / Charles Lloyd with Zakir Hussain and Eric Harland / Gregory Porter / The Lumineers / Vijay Iyer / Gal Costa / the Avishai Cohen Quartet / Shuggie Otis / Charles Bradley / Chucho Valdés / Devendra Banhart / José James and many more ! PRICES From CHF 45


Rock / Pop / Folk

NEIL YOUNG & CRAZY HORSE - SANTANA - BLUR - ARCTIC MONKEYS NICK CAVE & THE BAD SEEDS - THE SMASHING PUMPKINS - PHOENIX SIGUR RóS - SAEZ - BB BRUNES - SOPHIE HUNGER - BASTIAN BAKER BEACH HOUSE - ALT-J - ASAF AVIDAN - LOU DOILLON - CRYSTAL FIGHTERS DANKO JONES - TWO GALLANTS - LESCOP - JUVENILES - MAMA ROSIN MASS HYSTERIA - REPTILE YOUTH - PALMA VIOLETS - LA fEMME MAI LAN - SCHOOL IS COOL - NAVEL - RETRO STEfSON - JONATHAN WILSON MERMONTE - THE ANIMEN - BEWARE Of DARKNESS - BRNS - HEYMOONSHAKER THÉODORE, PAUL & GABRIEL - HATHORS - ALVIN ZEALOT - fAI BABA NICK PORSCHE - THE LONESOME SOUTHERN COMfORT COMPANY - MERZ Groove / Hip Hop / Reggae

DIZZEE RASCAL - DUB INC. - YOUSSOUPHA - KENY ARKANA OXMO PUCCINO - STUPEFLIP - ANTHONY JOSEPH & THE SPASM BAND VIRUS SYNDICATE - PROTOJE & THE INDIGGNATION - GAËL fAYE - THE SKINTS DUBIOZA KOLEKTIV - CHIEf fEAT. DEHEB - THE LABRATS BUGBAND Electro / Dancefloor

BLOODY BEETROOTS LIVE - BREAKBOT LIVE - GESAFFELSTEIN LIVE ÉTIENNE DE CRÉCY présente BEATS’N’CUBES BURAKA SOM SISTEMA - BRANDT BRAUER FRICK KADEBOSTANY - DIRTYMADSOUND fEAT. OXSA - BIT-TUNER - BOMBERS - LOCCOMOTION fEAT. MC STONE Chanson

M - PATRICK BRUEL - TRYO - RAPHAEL - BENJAMIN BIOLAY BARCELLA - MARC AYMON - PONY DEL SOL Océan Indien

SKIP&DIE - LINDIGO - CHRISTINE SALEM - MULATU ASTATKE RÉGIS GIZAVO - DEBA - LES TAMBOURS DU BURUNDI MOKOOMBA - NATHALIE NATIEMBÉ JAGWA MUSIC - JUST A BAND - BO HOUSS - SHANGAAN ELECTRO - MENWAR - MOUNAWAR Urban World

ROKIA TRAORÉ - SHANTEL & BUKOVINA CLUB ORKESTAR BOULEVARD DES AIRS - LICIA CHERY - ZOUfRIS MARACAS Humour / Arts du Cirque & de la Rue

MICHAEL GREGORIO "En concertS" CIE JACKIE STAR & CIE - CIE LES CLANDESTINES - CIE BOUGRELAS - CIE LABEL Z - CIE PROGÉNITURE CIE LES BONIMENTEURS - CIE DU PETIT MONSIEUR - CIE LA GRAND-MÈRE INDIGNE CIE INKO’NITO - CIE JACQUELINE CAMBOUIS - CIE LA PASSANTE - CIE LES fRÈRES CARTON - CIE TONNE Musique classique

PAUL MEYER (clarinette) & LE CONCERT EUROPÉEN ŒUVRES DE MOZART


STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : Die hochsommerliche Zusammenkunft, die ganz im Zeichen der Hip Hop Kultur steht und sich auf die internationalen Berühmtheiten der Szene konzentriert. Tricks und Kniffe : Die Jungs und Mädels unter euch, die weniger empfänglich sind für eine monokulturelle, generationenübergreifende Veranstaltung, sehen sich besser nach einem anderen Open Air um.

OPENAIR FRAUENFELD FESTIVAL

FRAUENFELD / 17 - 14 Juli 2013

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Zu vermeiden: Mit seinem Smartphone aufzutauchen und das Klischee der halbnackten Tussi mit den grossen Brüsten zu repräsentieren: Diese Kreaturen kommen vielleicht in den Musikvideos im Fernsehen vor, aber nicht am Open Air Frauenfeld, an dem seriöse Künstler auftreten. Überlebensregel : Bei Hip Hop Accessoires spielt der Jahrgang keine grosse Rolle. Denn heute ist klar, dass Rap nicht in die Kategorie der kurzlebigen Modeerscheinungen gehört und die Tatsache, dass ein Anlass, der sich dieser Kunst verschrieben hat nun schon über mehrere Generationen am selben Ort stattfindet, verdient grossen Respekt. Das Thurgauer Open Air, das sich dem Hip Hop verschrieben hat, präsentiert uns dieses Jahr ein absolut phänomenales Programm, für das sich ein ganzer Haufen Leute begeistern wird, die sich sehr oder auch nur wenig für diese Bewegung interessieren, die sich die Spuren der Zeit kein bisschen anmerken lässt. Einige der Musiker, die in Frauenfeld auftreten werden, haben sich auf dem Planeten Rap immer wieder neu erfunden und dabei auch einen Musikstil erneuert, auf den die Kritiker bei seiner Geburt vor über dreissig Jahren keinen müden Rappen gegeben hätten. Dieses Jahr machen die Organisatoren ihre Bühnen wieder für verschiedene Kategorien des Hip Hop frei. Erstens was die Herkunft der Bands betrifft – durchaus begrüssenswert – mit Bands aus der Schweiz, die sicher nicht denselben Ruhm geniessen wie gewisse Musiker, die in der Welt der Beats und des Scratch wie Mythen wahrgenommen werden. Zweitens was die Sprache

betrifft, die die MCs verwenden, um ihren Flow an den Tag zu legen. Während der drei Abende des Anlasses werden Französisch, Deutsch und Englisch vertreten sein. Und drittens mit den Veteranen der Szene, also mit Bands, die schon in den 80er-Jahren aktiv waren und die Schulter an Schulter mit den Neulingen der Szene auftreten werden. Die Namen, die einem sofort ins Auge springen, wenn man sich das Programm ansieht, sind unter anderem Psy4 De La Rim, WuTang Clan und Seed, die am ersten Abend das Vergnügen haben werden, die Temperaturen in die Höhe zu treiben. Am Tag danach geht es weiter mit Run-D.M.C, A Tribe Called Quest, Ryan Leslie und den Platinträgern C2C. Und zum krönenden Abschluss am Sonntag – der mich eindeutig am meisten reizt – treten Jurassic 5, Ok Kid, DMC ohne seine Läufer und Snoop Lion mit seiner Bombe in Richtung Jamaica auf, für den sich sicher auch die verrückten Fans von Snoop Dog versammeln werden. LIVE ACTS Run-D.M.C. (Die Marathonläufer aus Queens) Das Kollektiv aus New York machte damals von sich reden, weil es eine fulminante Neuauflage eines Titels der Hardrockband Aerosmith rausbrachte. Das zeigte ziemlich schnell Wirkung und die Gruppe fuhr während mehrerer Jahre damit fort, sein Publikum mit Songs zu versorgen wie „It’s Like That“, „It’s Tricky“ oder „My Adidas“, der sich auf ihren Lieblingsausrüster bezieht, der dafür einen ordentlichen Stapel grüner Scheine auf den Verhandlungstisch legte. Ihre Karriere fand 2002 durch den tragischen Tod von Jam Master Jay ein viel zu jähes Ende und es dürfte einige Veteranen geben, die bei der Idee, sie diesen Sommer wiederzusehen, anfangen nervös von einem Fuss auf den anderen zu treten. A Tribe Called Quest (Auf der Suche nach Status) Mit A Tribe Called Quest gibt uns dieses Jahr ein anderer Pionier des Genres die Ehre, der zu einem Phänomen wurde in der Welt des Hip Hop unserer Zeit. Vor allem mit besonders pointierten Lyrics konnte sich diese Band aus Queens mit Bravur von den


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zeitgenössischen Produktionen abheben und schnell die Kreise der B-Boys erobern. Als Komponisten von Titeln mit eingängigen Melodien wurden sie von den Kritikern bejubelt und erreichten bald einen beeindruckenden Beliebtheitsgrad.

TRANSPORTATION Free regional trains & city buses Free shuttles & funicular to festival Trains 20% on train ticket Carsharing mitreisen.net

NICHT VERPASSEN Ok Kid (Neue Kids auf dem Plan) Diese germanische Formation, die am Sonntagabend in Frauenfeld auftreten wird, gehört zu den angesagten Hip Hop Bands. Sie haben Anfang dieses Jahres ein Album rausgebracht, das einen frischen Wind aufkommen lässt, der gern von zukünftigen Platinträgern ausgeht. Ihr Vormarsch basiert auf einem Klangteppich, den sie mithilfe von synthetischen Tönen und triphoplastigen Rhythmen erzeugen. Diese sonore Architektur im Stil gewisser Ambient-Erscheinungen dient als Basis für eine Mischung aus klassischem Hip Hop und melancholischem Gesang. Manchmal durchbrechen Gitarren diese friedliche Stimmung und man freut sich darüber, mit eigenen Augen zu sehen, dass die Leute dazu fähig sind, die hohe Qualität dieser Kompositionen zu erkennen.

ACCOMODATION Free Camping LINE UP FRI 12 See / Wu-Tang Clan / Dizee Rascal / A$ap Rocky /Tyga / Psy4 de la Rime / Left Boy / Tyler, The Creator / Earl Sweatshirt / Chakuza / Manillio & Band / Dezmond Dez / SA 13 Run-DMC / A Tribe called Quest / B.o.B / Azealia Banks / Trey Songz / C2C/ 2 Chainz / Samy Deluxe als Herr Sorge / Blumenttopf / Ryan Leslie / Dendemann / Brooke Candy / Ferris MC feat. DJ Stylewarz / Mo Trip SUN 14 Snoop Lion / Jurassic 5 / Gentleman & The Evolution / DMC / Action Bronson / Kollegah & Farid Bang / The Swiss Avengers / Ok Kid

Action Bronson (Action Man) Er gesellt sich zwar in die Reihen der New Yorker Artisten mit der bleichen Haut, aber dieser gute Kerl mit der imposanten Statur beeindruckt vor allem mit seinem Flow, den er mit simplen musikalischen Strukturen der alten Schule vermittelt. Obwohl er erst nach der Geburt des Rap in der Stadt New York zur Welt kam, hat er schon mit den ganz grossen Stars des Genres zusammengearbeitet. Und er kann sich damit brüsten, dass einige sehr renommierte Künstler auf seinen Alben vertreten sind. Als Repräsentant einer vielleicht eher peripheren Strömung innerhalb des diesjährigen Programms wird er seine ganze Energie dafür aufbringen, dem Publikum richtig einzuheizen, das schon etwas erschöpft sein dürfte von all den anderen Bands, die am letzten Abend des Festivals auftreten werden.

SCHEDULE Friday 11:00 - 04:00 Samstag 10:00 - 04:00 Sonntag 10:00 - 22:00 PRICES Daily Pass CHF 89 2-days Pass CHF 139 3-days Pass CHF 189

openair-frauenfeld.ch


STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : Der Anlass des europäischen Südens, der vor allem mit seiner Orientierung an den Sternen der Stunde überzeugt und sich ein paar schöne Streiche erlaubt, um die andere ihn beneiden werden.

FESTIVALS INFOS LOCATION Novi Sad, second city in Serbia.

Tricks und Kniffe : Sich im Voraus sorgfältig um eine Unterkunft kümmern, wenn einen die Campingplätze von Zentral- oder Südeuropa mit gemischten Gefühlen zurücklassen und vielleicht die Geografiekenntnisse dieser Region auffrischen, denn es hat sich einiges in der Welt getan seit eurer letzten Geografiestunde.

TRANSPORTATION Flight to Belgrade / Nikola Tesla Trains www.internationalrail.com/ Airport transfer Budapest - EXIT from EUR 20.99 Belgrade - EXIT from EUR 9.99 More infos on: www.exittrip.org

Zu vermeiden: Die hochmütige Eroberer-Attitüde mit der gewisse Bewohner des Abendlandes nach Afrika gehen, um zu missionieren oder Land markieren, das sie zum ersten Mal betreten.

ACCOMODATION Camping Camping pass for The Village EUR 23.99 Hotels Campus Hostels (Bajic and Vlahovic) EUR 14.99

Überlebensregel : Anpassungsfähigkeit und richtig Lust darauf, sich ein Festival zu geben, das Stars vorstellt, die man nicht überall zu sehen bekommt.

www.exittrip.org/eng/accommodations

Dieses Festival findet in Serbien statt, genauer noch in Novi Sad, einer Stadt, die im Kosovo-Krieg zum Ziel grosszügiger Luftangriffe durch die NATO wurde. Das ist noch gar nicht allzu lange her und es ist immer noch ein wenig merkwürdig, wenn man an die Soldaten denkt, die die Freiheit in unsere westlichen Medien trugen und dann die Ruinen ausräumten, noch nicht mal einen Tag nach dem Untergang der Hausgötter. Eingeteilt in zwei sehr unterschiedliche Bereiche, wird dieses Festival der Hauptstadt von Voïvodine eine Konsorte von Artisten in der Dance Arena defilieren, an der sich die Metalheads bestimmt erfreuen werden und eine andere Legion vor der Main Stage – ich glaube, wir sprechen hier eher nicht von Rock’n’Roll. Um diese beiden magnetischen Punkte herum befinden sich die üblichen Dörfer und ein Campingplatz für die Abenteurer. Für die weniger Unerschrockenen gibt es in der Stadt eine ziemlich gute Auswahl an Hotels, von denen aus man bequem einen Abstecher nach Belgrad machen kann. Deniz Kurtel, Prong, The Prototypes, Matador Live, Skism, Delilah, Dubfire, Bloc Party, Fatboy Slim, Atoms For Peace et Snoop Dogg Aka Snoop Lion werden dabei sein und ich muss sagen, dass ich mir im Hinblick auf dieses eklektische Line Up gerne die Beine in den Bauch stehen würde.

LINE UP Atoms For Peace / Snoop Dogg aka Snoop Lion / Cee-lo Green/ Fatboy Slim / Bloc Party / Eric Prydz / DJ Fresh/Live / Dubfire / Seth Troxler / Jeff Mills / Mathew Jonson / Gregor / Tresher / Scuba (live) / Apollonia / Brookes Brothers / Friction & Linguistics/ Dixon b2b / Âme / Inspector Dubplate / Matador (live) / PanPot / SKisM / Subb-An b2b Adam / Shelton / The Prototypes / Ana Popovic / Prong / Delilah / Dub Phizix & Strategy / Deniz/ Kurtel / Kate Boy (live) PRICES Standard 5-days ticket EUR 110 EXIT all in one package Ticket + Accomodation + Airport Transfer from EUR 138 // http://www.exittrip.org

exitfest.org/sr

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LIVE ACTS Atoms For Peace (New Yorke) Der Spielmacher von Radiohead wird seinen kleinen Kameraden untreu, indem er seinen erstaunlichen Lebenslauf mit einem eigenen Side Project erweitert. Es sind vermutlich die teuflisch scharfen Chilis aus Californien, die ihn dazu ermutigen, zusammen mit mehr als einer Handvoll Musikern aufzutreten, die schon mit den Grössten oder zumindest fast den Grössten auf der Bühne standen. Es ist so was wie die Radiohead Chili Peppers, das in Serbien mit Tom Yorke und Flea zusammen kommt. Sie spielen hypnotischen Trip Hop, der mich merkwürdigerweise an – meine Güte wie lange das her ist – die ersten Produktionen von Radiohead erinnern, als sie begannen, sich in den Mäandern des – sehr zweifelhaften – Elektro zu verlieren. Kurz gesagt ist Atoms for Peace ein Ersatz für Radiohead im Stil von „OK Computer“ und hat bereits ihr erstes Album rausgebracht („Amok“), das sie in Novi Sad vorführen werden. Die Felder in Serbien werden austrocknen vor lauter Fans, die sich fragen werden, warum Radiohead immer noch Nachahmer findet, obwohl sie ihre Anhänger schon längst verloren haben (aber ich versichere euch, das scheint sie nicht annähernd zu stören). Snoop Dogg Aka Snoop Lion (der Hund wird zum König der Tiere) Der Ex-Köter des Gangsta Rap kehrt mit einem neuen Projekt zurück, das wie eine fadengrade Faus einschlägt: Richtig guter Ragga Raggae Hip Hop. Nun gut, selbst als er noch ein Welpe war, hat er uns mit Arbeiten versorgt, die bis ins kleinste Detail ausgereift waren und das ändert auch jetzt nicht, wo er sich Kingston annähert. Aber kurz: Snoop Lion ist die Kreativität von Snoop Dogg in Verbindung mit jamaikanischen Klängen und das haut richtig rein. Wir erinnern uns, dass er mit einigen Singles und seinem ersten Album (‚Reincarnated’) auch schon auf Tonträger festgehaltene Verbrechen beging, die ziemlich nach Weed rochen.

NICHT VERPASSEN Delilah (die Göre des Knipsers) Die britische Muse wird auftauchen und ihr sanfter Singsang und ihre lyrischen Hochseilakte werden wohlig in die Menschen vor der Bühne einsickern. Sie zieht ein Programm durch, das nur Künstlern steht, die richtig was auf dem Kasten haben. Indem sie rohe Rhythmen wählt für das Genre, in dem sie sich bewegt, geht sie nicht den einfachsten Weg und erinnert ein wenig an die Anfänge von Portishead. Hab ich gerade irgendwo „Dummy“ gehört? Ja, ich glaube, wer beim Hören dieses Juwels immer noch Hühnerhaut bekommt, dürfte mehr als begeistert sein von dieser Dame. Prong (prove you right now) Prong ist exakt der Archetyp dieser Bands, die von den Kritikern und ihresgleichen beweihräuchert werden und es trotzdem nicht schaffen, diese Anerkennung in wahren Erfolg zu verwandeln. Ich sage nicht, dass die ganze Welt sich um diese organische Trash-Band prügelt, die es aufs Verbotene abgesehen hat, aber ich kann bestätigen, dass diese Combo jetzt schon ein Vierteljahrhundert ihrer Berühmtheit hinterherrennt, die ihr schon fast rechtmässig zustehen würde. Prong hat in den Neunzigern ein Genre erfunden, einen Stil, eine Vorstellung von Musik dieser Art eigentlich. Die Gruppe hat sich schnell der Spitze angenähert, wurde von den Besten als eine der ihren wahrgenommen, hat einige ihrer wirklich gut ausgebildeten Musiker ausgetauscht – ah ja, ich vergass zu erwähnen, dass sie gerne ihr Personal wechseln, das hilft nicht immer – hat denselben Künstler für Ihre Covers beauftragt, wie die beste Band der Welt – Metallica natürlich! – und hat regelmässig gute Alben fabriziert, nein sogar sehr gute Alben, „Rude Awakening“ und „Cleansing“ sind wahre Meisterwerke, aber es passte einfach alles nicht so ganz zusammen. Prong bleibt die Band, die man sich gerne an Festivals anschaut, auf dem Plattenspieler oder zum Joggen anhört oder unter seine Sportvideos legt – so wie man sie auch im Fernsehen als Soundtrack von Reportagen hört. Man wird sie niemals so sehr vergöttern wie andere Bands, aber egal! Ihr könnt ruhig trotzdem eure Backen schütteln für die Ausnahmekalifornier.

EXIT

FESTIVAL

NOVI SAD, SERBIE / 10 - 14 Juli 2013


STECKBRIEF Besonderheit des Festivals : Gerade dreissig geworden und dabei ewig jugendlich, setzt auch auf regionale Künstler, weswegen es sicher gut ist, wenn man sich nicht nur am Billboard magazine orientiert. Tricks und Kniffe : Gutes Schuhwerk, gefärbtes oder sehr üppiges Haar – bei den Frauen zwar lieber nicht unter den Achseln – und es läuft wie geschmiert im Land des schnörkellosen Rock inmitten der Hügel von Bern.

GURTEN FESTIVAL BERN / 18 - 21 Juli 2013

Zu vermeiden : In dem Glauben dort aufzutauchen, dass die Hockeyclubs der Romandie die Schweizermeisterschaft anführen. Die Einheimischen sind ein sehr stolzes Volk. Überlebensregel : Ein aktueller Impfpass zur Überwindung des Röstigrabens und ein wenig Imodium. Die Leute hier ernähren sich überhaupt nicht wie die Westschweizer. Das grosse Festival der Bundesstadt darf dieses Jahr dreissig Kerzen ausblasen – Gratuliation! – und hat die Absicht, das die ganze Welt wissen zu lassen. Das Rezept der Berner, das sich schon lange bewährt, ist erstaunlich simpel: Rock, Underground und eine unerschütterliche Leidenschaft für alles Mögliche aus der westgotischen Gegend, plus ein zwei radiotaugliche Sachen. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig beschränkt, aber die Organisatoren hat sich schon immer mehr für die Bands der Region interessiert, als für die grossen internationalen Künstler. Sie

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bedient sich auch gerne der jungen Talente unseres grossen Nachbarn im Norden, der die bequemen Mediterraner reichlich blass aussehen lässt. Die Programmchefs dieser ländlichen Feier sind auch immer sehr grosszügig mit den frankophonen Besuchern, denn Jahr für Jahr finden sich auf den Bühnenbrettern Künstler, die sich in der Sprache von Rabelais ausdrücken. Dieses Jahr ist es Zaz, die als Stilambassadorin die Spitze des Programms schmückt. Auf der Seite der grossen internationalen Künstler schreiben sich Billy Corgan und seine zertrümmerten Kürbisse als Hauptakt auf das Festivalplakat des Gurten. The Darkness, 77 Bombay Street, Volbeat, Hurts, Die Fantastischen Vier, Sophie Hunger, Emeli Sandé, Die Toten Hosen, Chase & Status, Seven, Knife Party und eine Handvoll anderer Musiker komplettieren die Liste des Vergnügens. Man muss sagen, dass für diese Jubiläumsausgabe einmal mehr die Vielseitigkeit die Herrschaft über das Festival auf den Hügeln der Landeshauptstadt übernimmt. Ein Festival für alle also, die sich nicht hinter den internationalen Stars verstecken, sondern auch die nationalen Bands mögen, die unsere Musiklandschaft erhellen.


LIVE ACTS Volbeat (die fetten Bässe sind zurück) Seit sie die Bühnenbretter dieser Welt in Begleitung der grössten Rockbands aller Zeiten einfurchen – Metallica zum Beispiel, für alle, die die letzten 30 Jahre im Winterschlaf verbrachten. Die Hardrocker, Psychobillies oder vielleicht auch fast schon Horror Punks wurden in den letzten Jahren immer erfolgreicher und man muss sagen, das ist durchaus verdient. Nach ersten vielversprechenden Alben und grossartigen Live-Auftritten, kommt jetzt mit „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“ die grosse Rückkehr der Band, in dem sie sich an Western-Elementen bedienen und auf dem der König der Diamanten mit herabtropfender Schminke in Erscheinung tritt. Volbeat lieben es, wenn ihr Feuer aufs Publikum übergeht. Mit ihren Killer-Riffs und den lyrischen Höhenflügen des Frontmanns, nehmen sie sich das Beste aus der Metal-Welt und aus der Welt des guten alten Rock der Sixties und heizen richtig ein. Bestimmt eine hübsche Szenerie in den Berner Hügeln ! Die Fantastischen Vier (fantastic plastic) Nicht so bekannt in den Westschweizer Gefilden, die sich mehr dem französischen Hip Hop öffnen, machen die fantastischen Vier unter den Teutonen unseres Landes und vor allem in Deutschland, wo sie mit riesigem Erfolg Musik machen, seit Jahren eine mehr als passable Show. Als Pioniere der deutschen Hip Hop Szene hat die Formation aus Stuttgart seit ihren Anfängen bis zum Ende der Achtzigerjahre schon eine ordentliche

Ladung Alben und Singles herausgebracht. Seit einigen Jahren üben sie sich recht erfolgreich in unplugged Auftritten und genau in dieser Form werden diese intergalaktischen Stars sich im Bernerland präsentieren. Die Rapper um die Vierzig mit der bleichen Haut, die, wie man hört sogar nackt und behaart dem Abbild des perfekten Schwiegersohnes ziemlich nahe kommen, versprechen ein aufregendes Spektakel ganz ohne Elektrizität, das mehr als ein kleines Konzert im intimen Rahmen ist, wenn man sich die Anzahl Besucher ansieht, die es jedes Mal zu ihren Auftritten zieht. NICHT VERPASSEN Emeli Sandé (Emeli jolie im Wunderland des Rock) Die Engländerin ist mit einem Fingerschnipsen vom Rookie zum Superstar geworden. Ihre Darbietungen an der Eröffnungsfeier und der Abschlussfeier der Olympischen Sommerspiele vor einem Jahr katapultierte sie an die Spitze der Musikszene und liess sie eine beeindruckende Anzahl Herzen von Schülern bis zu Hausfrauen erobern. Doch wir sprechen hier nicht einfach vom künstlerischen Vormarsch einer Untergundmusikern, denn heute ist es nicht mehr gleichbedeutend mit fehlendem Talent, wenn man bei einer grossen Plattenfirma unter Vertrag ist. Erst recht nicht im Fall von Emeli, die eine mächtige Portion Talent besitzt und deren tiefgründig-sanfter Pop-Gospel sich am Ende als rücksichtslos wirkungsvoll herausstellt. Sie wird die Hormone des Berner Publikums in Wallungen versetzen und ich prophezeie ziemlich heisses Geknutsche zu dieser Musik.


Eluveitie (Die Blase ruft!) Der Erfolg dieser Band von Eingeborenen ist ziemlich rätselhaft, wenn man sich mal das musikalische Repertoire anschaut, dessen sie sich bedienen. Unsere Landsleute vergnügen sich in einem apokalyptischen Strudel aus keltischen Klängen, die sie mit altertümlichen Instrumenten erzeugen und mit Black Metal mischen, der nach viel Verstärker und binärem Gehämmer klingt. Und zu guter Letzt kommt noch ein wenig Rumgeschreie und ein Bisschen Gesang hinzu. Das klingt vielleicht wenig verlockend für Normalsterbliche, aber der schon ein paar Mal zwischen Blumenbeeten geprüfte Stil, der ziemlich nah an Teufelsmusik rankommt, bewährt sich tatsächlich recht gut an Festivals. Und obwohl man sagen kann, dass Eluveitie ihre Kunst ziemlich mittelmässig ausüben, hat die Organisation doch Geschmack bewiesen, sie inmitten der dunklen Bands einzuplanen, die alle ziemlich gut zusammenpassen. Die Toten Hosen (meine Hose zerfranst, wenn das so weitergeht…) Die deutschen Cousins kehren mit einer Single an die Spitze der Szene zurück – kurz nach ihrem letzten Album – die sich in die langjährige Tradition dessen einreiht, was uns die alten Punks schon seit einer halben Ewigkeit vorspielen. Deutschen Punk, der sehr in Richtung Rock geht, mit grossen Refrains, die einen im Geist auf eine Reise ans Oktoberfest mitnehmen, wo man mit Fritz laut grölend inmitten von sturzbetrunkenen Gesellen schunkelt. Das ist nicht besonders einfallsreich, aber es trifft bei einem ziemlich grossen Publikum genau ins Schwarze. Dieser Schabernack, der nun schon reichlich lang andauert, füllt – zusammen mit anderen – das klaffende Loch, das die Bösen Onkelz hinterlassen haben, als sie ihre Waffen abgaben. Immer ein guter Moment auf der Bühne, selbst wenn man ein skeptischer Zeitgenosse ist und sich ihre Songs normalerweise höchstens beim Staubsaugen anhört.

FESTIVALS INFOS TRANSPORTATION Free regional trains & city buses Free shuttles & funicular to festival Trains 20% on train ticket Carsharing mitreisen.net

ACCOMODATION Camping CHF 20 per tent (only 2 pers. Igloo tent allowed)

Camping Eichholz, Strandweg 49, 3084 Wabern / http://www. campingeichholz.ch/

LINE UP THU 18 77 Bombay Street / Volbeat / Broilers / Triggerfinger / Kosheen / Hadouken! / Damian Lynn / Luca Little / Steff La Cheffe / Manillio & Band FRI 19 Hoffmaestro / Bastille / Sophie Hunger / Die Toten Hosen / Knife Party / Turbostaat / Friska Viljor / Eluveitie / Netsky / Fenech-Soler / Dirty Sound Magnet / The Animen / Lunik / Slag In Cullet / Zeno SAT 20 The Black Seeds / Hurts / The Smashing Pumpkins / Chase & Status (Live) / Reptile / Youth / Johnossi / Seven / Goose / The Qemists / The Drops / We Invented Paris/ Alvin Zealot / Dezmond Dez & Band / Kyasma SON 21 Zaz /Emeli Sandé / Die Fantastischen Vier Unplugged / Wild Belle / Imagine Dragons / Alex Hepburn / The Darkness / Cachét / Carrousel / Luk Von Bergen / Müslüm PRICES SCHEDULE Thursday 14:00 - 03:00 Daily Pass CHF90 Friday & Saturday 13:00 - 03:00 (Friday and Saturday Sold out) Sunday 11:30 - 23:00 2-days PasS CHF130 (Thursday/Sunday)

3-days Pass CHF170 (Sold out)

gurtenfestival.ch

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