Inklusive einer Fallbeispiel-Umsetzung am Inseli-Park & Werftübergang in Luzern
AMBIENT GUIDANCE ist der praktische Teil der Master-Thesis von Chris Wyer an der Zürcher Hochschule der Künste 2010, Master of Arts in Design, Field of Excellence «Trends»
AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen Vorwort des Autors
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«Die Verdichtung der Lebensräume (Urbanisierung) führt dazu, dass immer mehr und neue Ansprüche an weniger, öffentlichen Raum gerichtet werden. Diese komplexen Anforderungen erfordern neue, zukunftsgerichtete Planungsstrategien. Einerseits, um kontextgerechte und attraktive Räume zu erschaffen, die das Stadtbild (attraktiv) prägen; andererseits, um die Entstehung neuer, öffentlicher Angsträume zu vermeiden.
C. Wyer, Autor
«AMBIENT GUIDANCE» ist eine dynamische Design-Strategie (für öffentliche Räume), die sich kontinuierlich weiterentwickelt. Mit ihrem Methoden-Set (STEEP-Analyse, Szenarienbildung, Experteninterviews, Research u.a.) erzeugt sie attraktive, bedürfnis- und zeitgerechte öffentliche Raumlösungen, die die Entstehung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum vermeiden.
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INHALTSVERZEICHNIS AMBIENT GUIDANCE AMBIENT GUIDANCE – STRATEGISCHER – Strategische LEITFADEN Raumplanung ZUR AUFWERTUNG für attraktive ÖFFENTLICHER und zukunftsgerichtete RÄUME Raumlösungen
4
Inhaltsverzeichnis 1.0
Einführung 8
1.1 Schlüsselbegriffe
10
1.2 Ursache und Wirkung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum
12
2.0
Anwendung AMBIENT GUIDANCE
14
2.1 2.2
Definition Ist-Zustand 2.1.1 Der Projekt-Kontext 2.1.2 Bedürfnisse und (öffentliche) Rahmenbedingungen 2.1.3 Problemstellung
16 16 26 30
Ziele
44
2.3
Evaluation der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model)
48
2.4
Einteilung der Schlüsselfaktoren nach Gestaltbarkeit und Wirkung
52
2.5 Definition der Szenarien
56
2.6 Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext)
60
2.7 Zusammenführung und Festlegung der Nutzungsanforderungen aus den Szenarien
66
2.8 Design Direction
72
2.9 Evaluation der Fachkompetenzen & Briefing
76
3.0 Design (-Anwendungen)
82
Kritische Würdigung der Anwendung
96
4.0 Quellenverzeichnis
98
5
Abb. 1: Der Eingang zum Inseli-Park (allgemein bekannter รถffentlicher Angstraum) hinter dem KKL in Luzern. Quelle: Privat
1.0
1.0
EINFÜHRUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
6
Einführung - AMBIENT GUIDANCE «Wir bauen heute die Räume für morgen!»
AMBIENT GUIDANCE ist ein strategischer Leitfaden für eine bedürfnisgerechte und zukunftsgerichtete Planung öffentlicher Räume. Er geht aus vom sozialen Kontext, dessen möglichen zukünftigen Veränderungen und den daraus resultierenden neuen Bedürfnissen (service & public oriented design). Diese Leitstrategie baut auf einer vorhergehenden wissenschaftlichen Untersuchung auf, welche sich mit Fragen nach der Beschaffenheit (der Entstehung) neuer und bereits bestehender öffentlicher Angsträume auseinandergesetzt hat. Es geht um die Frage, welche Räume von der Gesellschaft als Angsträume definiert werden und wie diese Räume bezüglich Raumsoziologie, Atmosphäre, Materialität und weiteren Faktoren beschaffen sind. Denn erst, wenn man die zentralen Einflussfaktoren von Angst, Verunsicherung und Furcht im Raum kennt und diese in der Planung durch entsprechende Massnahmen eliminieren kann, werden die Anforderungen an einen wünschenswerten öffentlichen Raum erfüllt. These der Untersuchung: Bei der Planung öffentlicher Räume wird in der Regel wesentlichen Faktoren, welche zu erfolgreichen und akzeptierten Räumen führen, zu wenig Beachtung geschenkt. Dies ist wiederum auf ein Wissensdefizit in der Planung – oftmals aufgrund mangelnder Interdisziplinarität (Fachwissen weiterer Disziplinen) – zurückzuführen. Das Wissensdefizit entsteht unter anderem aufgrund den sich zunehmend schneller verändernden sozialen Strukturen, den daraus resultierenden neuen Bedürfnissen der Gesellschaft, neuen technischen und architektonischen Entwicklungen, politischen Entscheidungen und anderen Einflussfaktoren. Die Anforderungen an öffentliche Räume sind heute komplexer, als dies noch vor wenigen Jahrzehnten der Fall war. Entsprechend sind neue, kontextgerechte Planungsstrategien und -ansätze notwendig. Heutzutage wird in der Planung öffentlicher Räume neues, fachübergreifendes Wissen benötigt, um zeit- und bedürfnisgerechte planerische Resultate erzielen zu können. Entsprechend ist für eine nachhaltige und erfolgreiche Planung wichtig, den bisher (zu-) wenig beachteten Faktoren mehr Relevanz einzuräumen – wie die Untersuchung gezeigt und diverse Experteninterviews bestätigt haben. Das bedeutet, dass weitere und teilweise neue Fachdisziplinen der Planung beigezogen werden müssen, um ganzheitliche und zukunftsgerichtete öffentliche Räume zu schaffen. Zu den hier angesprochenen Fachleuten gehören beispielsweise die Kommunikationsfachleute, Trend- und Entwicklungsforscher, die Signaletiker, Sicherheitsfachleute, Soziologen und Psychologen, Gemeinwesenarbeiter, Raumsoziologen und Sozialarbeiter. Der vorliegende Leitfaden hat nicht den Anspruch, gestalterische Endlösungen anzubieten, sondern soll helfen, die zentralen Fragen und Einflussfaktoren zu definieren und die notwendigen Fachkompetenzen auszumachen, um zu einer zukunftsgerichteten Designstrategie zu gelangen, die zu einer attraktiven, zeitgerechten und zukunftsgerichteten Lösung für alle beteiligten Parteien (Auftraggeber, Planer, Umsetzer und Nutzer) führt. AMBIENT GUIDANCE ist eine sich ständig weiterentwickelnde «user-centered-design-strategy», welche den Menschen und seine Bedürfnisse – von heute und morgen – ins Zentrum der Aufgabe stellt.
7
Der öffentliche (Angst-) Raum und seine bedeutendsten Einflussfaktoren:
Verhalten des Soziales Geschehens
Atmosphärische Faktoren
Planung/ Architektur
Öffentlicher - Angst Raum
Individuelle, kurzfristige Einflüsse
Image
Des-/ Orientierung Un-/Sicherheit Angst &Furcht
Abb. 2: Quelle: Privat (2009)
Abb. 3: Banhofplatz Luzern. Ein Raum im Spannungsfeld von Nutzung, Treffpunkt und Showroom. Quelle: KM (2009)
1.0
EINFÜHRUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
8
1.1 Schlüsselbegriffe
Die folgende Erläuterung neuer Terminologien und Fachbegriffe soll zur Verständlichkeit dieser Arbeit beitragen: AMBIENT GUIDANCE Ambient [vgl. Leo. «Deutsch-Englisches Wörterbuch». 2010] = engl. für atmosphärisch Guidance [Pons. Schweizer Schulwörterbuch «English». 2005: 218] = engl. für Führung, Orientierung, Beratung AMBIENT GUIDANCE = Eine nachhaltige Leitstrategie für ein atmosphärisches Leitsystem durch multisensorische Gestaltung unter Einbezug des sozialen Kontexts und seiner möglichen Entwicklungen. fearful [Pons. Schweizer Schulwörterbuch «English». 2005: 218] = engl. für gefahrvoll, furchtsam, gefährlich, angstvoll public spaces [Pons. Schweizer Schulwörterbuch «English». 2005: 268] = engl. öffentlicher Raum unique [Pons. Schweizer Schulwörterbuch «English». 2005: 500] = engl. einzigartig, eindeutig, besonders wishful [Pons. Schweizer Schulwörterbuch «English». 2005: 720] = engl. wünschenswert, begehrlich «wishful places» sind öffentliche Räume, die planerisch optimal umgesetzt wurden und so die unterschiedlichsten Bedürfnisse verschiedenster Besucher und Nutzergruppen befriedigen. Urban (-ität) [Pons. Schweizer Schulwörterbuch «English». 2005: 726] Urbanisierung beschreibt die Verstädterung unserer Landflächen und Lebensweise. Das bezieht sich auf die immer grösser werdenden Städte sowohl im Sinne der Bewohnerzahlen als auch bezüglich der Grösse der Land- bzw. der Stadtfläche. Die Wirtschaft ist zunehmend auf weniger, dafür grössere Zentren konzentriert, was längerfristig zu einer Zersiedlung bei der Landbewölkerung führt (vgl. Abb. 7). Littering [Pons. Schweizer Schulwörterbuch «English». 2005: 375] Ist die englische Bezeichnung für Verschmutzung. Dazu gehören herumliegende Abfälle genauso wie Graffitis an unerwünschten Orten sowie verwahrloste, ungepflegte Orte und Gebäude (vgl. Abb. 4). Infotainment Bezeichnet das Vermitteln von Informationen mittels Technologien und Ideen aus dem Entertainmentbereich. Z. B.: Eine Kunstinstallation, die zugleich als Wegweiser dient; eine Skulptur, die interaktiv mit dem Passanten agiert; Informationen werden auf den Boden projiziert etc. Signaletik Disziplin der räumlichen (meist grafischen) Wegleitung. Bekannte Beispiele sind: Die Richtungsanzeige zu den Gates an Flughäfen, das Herren und Damen-Icon auf Toiletten, Nichtraucherzeichen, Pfeile mit Raumangaben in Gebäuden u.v.m. (vgl. Abb. 5, 6) Party-Meile Neue Alltagsbegrifflichkeit für (vorwiegend in Städten) vorkommende Ausgehviertel, die durch die konstante Tagesund Nachtbeanspruchung ständig mit einer Vielzahl unterschiedlichster Besucher konfrontiert sind. Agoraphobie [Meier 2008] Agoraphobie bezeichnet die Furcht vor bestimmten Orten (z. B. Supermarkt, grosse Plätze u.a.). Sie kann soweit führen, dass Betroffene die eigene Wohnung nicht mehr verlassen können. Sie glauben, bei Unwohlsein an bestimmten Orten nicht schnell genug flüchten resp. einer möglichen Gefahr entgehen zu können.
9
PUBLICSPACE URBANDESI GNATMOSPHÄ REFEARFUL LITTERINGSIG NALETIKMEN SCHENINFO TA I N M E N T G E W A LT V E R U N SICHERUN Abb. 4: Typografischer Umgang mit den Begrifflichkeiten der Einflussfaktoren . Quelle: Privat
1.0
1.2
EINFÜHRUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
10
Ursache und Wirkung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum
«Angst ist die natürliche Reaktion des Menschen auf Gefahren. Sie äussert sich in allen Ebenen unseres Verhaltens und Erlebens.» [Barnow 2008: 119] «Unbewusste visuelle Wahrnehmungen lösen Gefühle aus. Bilder, die an schlechte Erfahrungen erinnern, beschleunigen den Kreislauf und erzeugen ein Gefühl des Unwohlseins.» [Anders 2004] «Furcht macht wachsam, Angst lähmt.» [Schanze 2002] Die dieser Arbeit vorausgehende wissenschaftliche Untersuchung zeigt auf, dass per se keine öffentlichen Angsträume existieren. Öffentliche Angsträume sind subjektive geistige Konstrukte, welche durch den Einfluss von mehreren Faktoren und deren Verbindungen in den Köpfen der Besucher entstehen. Die Einflussfaktoren für die Entstehung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum sind entsprechend auf mehreren Ebenen zu suchen. Nicht gestaltbare Einflüsse Dazu gehören übergeordnete Treiber wie Globalisierung (Ab. 7), Urbanisierung (Ab. 9), Technologisierung (Medialisierung (Ab. 10)) u.a. [Wyer: ...] sowie deren Folgen wie z. B. Migration (Ab. 7), Durchmischung der Kulturen, Technologisierung u.a. Die damit verbundenen Veränderungen in unserem Alltag sind nicht unwesentliche Faktoren, die zu Verunsicherung resp. zu Angst und Furcht im öffentlichen Raum führen können. Jeder Mensch verfügt über individuelle Erfahrungen mit den oben genannten Veränderungen und trägt entsprechend eigene Vorstellungen von (öffentlichen) Angsträumen mit sich. Gestaltbare Einflüsse Nebst diesen übergreifenden Einflussfaktoren existieren aber auch ganz konkrete, direkt gestaltbare Faktoren, die öffentliche Räume in der Wahrnehmung stark beeinflussen bzw. entscheiden, ob öffentliche Angsträume entstehen resp. vermieden werden können. Die vorausgehende Untersuchung hat gezeigt, dass folgende Schlüsselfaktoren und deren Wechselwirkungen untereinander zu Angst und Furcht im öffentlichen Raum führen: · Ungenügendes Sicherheitsgefühl · Negatives, stigmatisiertes Image · Negative Atmosphäre (Geruch, Littering, Lärm u.a.) · Orientierung (ungenügende Wegleitung, schlechte Sichtbezüge) · Verhalten des sozialen Kontexts (Fremdnutzung durch unerwünschte Personen/Gruppen) · Architektur & Design (ungenügendes Nutzungskonzept, ungünstige Farb- und Materialwahl) · *Einmalige Einflüsse (Übergriffe, Unfall etc.) Diese Schlüsselfaktoren stehen in nahem Zusammenhang miteinander und beeinflussen sich entsprechend positiv, wie negativ. Ein einfaches Beispiel für eine solche Kettenreaktion, die zur Entstehung eines öffentlichen Raumes beiträgt: Ein nicht bedürfnisgerechtes Nutzungskonzept, das zu Fremdnutzungen führt. Die Fremdnutzungen führen zur Stigmatisierung und die Stigmatisierung des Raumes wiederum kann zu einer Veränderung des sozialen Kontexts führen (Ab. 6). Auch die anderen Schlüsselfaktoren – ohne dass dies auf den ersten Blick augenscheinliche wäre – spielen für das genannte Beispiel eine Rolle. Das heisst, dass ein ungenügendes, dysfunktionales Raumkonzept meist auch von einer undefinierbaren Atmosphäre, keiner klar ersichtlichen Nutzungszuordnung, keinem bewussten Image (Kommunikation), einer belanglosen Raumgestaltung, wenig freundlichen Oberflächenmaterialien und konzeptlosem Einsatz von Farben betroffen ist. Umgang in der Praxis Die Entstehung von öffentlichen Angsträumen beruht auf einem komplexen Zusammenspiel verschiedenster Faktoren. Um Angst und Furcht zu vermeiden, ist es folglich notwendig, dass bereits bei der Planung Experten unterschiedlichster Fachdisziplinen beigezogen werden.
* Einmalige Einflüsse sind nicht direkt gestaltbar. Können aber mit der Raumgestaltung forciert werden.
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Einflussfaktoren
Öffentliche Angsträume
Licht (Dunkelheit) Image Sicherheit Orientierung Personen (-gruppen) Farben Materialien Littering Planung Geruch Kurzfristige Einflüsse
Unterführungen Tiefgaragen Öffentliche Toiletten Unübersichtliche Plätze Unbelebte/überfüllte Orte Disfunktionale Räume Enge Gassen/Strassen Bus-/Bahnhaltestellen Wald Spielplätze
Abb. 5: Resultate der Voruntersuchung zur Entstehung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum. Quelle: Privat
Abb. 6: Afrikanische Drogendealer an der Langstrasse in Zürich Quelle: 20minuten online (2009)
Abb. 7: Die Welt in Bewegung. Veranschaulichung der Migrationsströme Quelle: Zeit Online (2009)
Abb. 8: Die rasche Urbanisierung fördert die Gewalt Quelle: NZZ Online (2009)
Abb. 9: Skyline of Sao Paolo, Brasilien. Sinnbild für die Urbanisierung Quelle: Web-Portal des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (2009)
Abb. 10: Plakat der Anti-Minarett-Initiative der SVP Schweiz Quelle: SVP Schweiz online (2009)
Abb. 11: Kalte Materialien, schlechte Sichtbezüge, ein ungenügendes Lichtkonzept, Litteringprobleme und ein fehlendes Wegleitsystem sorgen für eine negative Wahrnemmung dieses öffentlichen Raumes Quelle: Privat (2010)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
2.0 Anwendung Nachfolgend eine kurze Erläuterung zu den einzelnen Schritten des gestalterischen Leitfadens. Die Grafik auf der rechten Seite ist ein Abbild des ganzen Prozesses (9 Schritte). 1. Definition Istzustand Der Istzustand wird auf drei Ebenen definiert: · Der Projekt-Kontext · Bedürfnisse und (öffentliche) Rahmenbedingungen · Problemstellung Der Projekt-Kontext Welche Faktoren prägen den Projektraum im direkten Bezug? (Anwohner, Besucher, umliegendes Gewerbe, (natürliche) Infrastruktur) Welche im indirekten Bezug? (Wirtschaftslage, (Stadt-) Politik, Natur) Bedürfnisse und (öffentliche) Rahmenbedingungen Welche Anforderungen werden an den Projektraum seitens der Besitzer und der öffentlichen Institutionen (Bau- und Nutzungsauflagen) gestellt? Wer sind die Nutzer und welche Realbedürfnisse haben diese? Problemstellung Probleme und Evaluation ihrer Entstehung. 2. Ziele Aus der Problemstellung ergeben sich die Fragen für das (strategische) Design. Beispielsweise: Wie lassen sich Fremdnutzung und Stigmatisierung des Projektraumes zugunsten eines wünschenswerten Platzes vermeiden? 3. Evaluation der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model) AMBIENT GUIDANCE ist ein zukunftsgerichtetes Design-Manual. Die nachfolgenden vier Schritte beschäftigen sich ausschliesslich mit möglichen Einflüssen, die die Zukunft auf den Projektraum haben könnte. Im ersten Schritt wird ein Zeithorizont festgelegt (z. B. Luzern 2022), für den anschliessed mögliche, neue Schlüsselfaktoren nach STEEP evaluiert werden (vgl. S. 48). 4. Einteilung der Schlüsselfaktoren nach Gestaltungspotenzial und Wirkung Die Schlüsselfaktoren werden anschliessend nach ihrer Wirkungstärke bezüglich Angst und Furcht und nach ihrer Gestaltbarkeit (in der Praxis) eingeteilt. 5. Definition der Szenarien Die einflussreichsten Schlüsselfaktoren dienen anschliessend als Szenarien-Aufhänger (z. B. Tourismus-Szenario, Ressourcen-Szenario, Krieg-Szenario, Wirtschafts-Szenario etc.) 6. Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext) Nach der Festlegung der Szenarien werden diese für den in Punkt drei definierten Zeithorizont ausgearbeitet. Hierzu dienen die vorher evaluierten, relevanten Schlüsselfaktoren und eine vertiefende, inhaltliche Recherche über die Szenario-Thematik.
12
13
Alle Schritte von AMBIENT GUIDANCE in der Übersicht Step 1
Step 2
Step 3
Step 4
Step 5
Step 6
Step 7
Step 8
Step 9
Definition Ist-Zustand
Ziel
Evaluierung der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model)
Einteilung nach Gestaltbarkeit und Wirkung
Definition der Szenarien
Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext)
Zusammenführung und Festlegen der Nutzungsanforderungen
Design Direction
Evaluierung der Fachkompetenzen & Briefing
Szenario 1
Anforderungskatalog 1
Formulierung der DesignAnforderungen
Briefing des Planungsteams mit Fachkompetenzen zur Ausgestaltung, Projektierung, Umsetzung
· Projektkontext · Bedürfnisse und
(öffentliche) Rahmenbedingungen
Fragestellung für das strategische Design
S
T
E
E
P
· Problemstellung
Szenario 2 Szenario 3
Anforderungskatalog 2
Szenario 4
* STEEP = S = Sociological, T = Technological, E = Economical, E = Environmental, P = Politics (Drivers)
Abb. 12: AMBIENT GUIDANCE in der Übersicht Quelle: Privat
7. Zusammenführung und Festlegung der Nutzungsanforderungen Die ausgearbeiteten Szenarien werden miteinander abgeglichen und auf ihre Wahrscheinlichkeit geprüft (abgeschätzt). Mit diesen Ergebnissen werden anschliessend die Nutzungsanforderungen definiert. 8. Design Direction Die in den Punkten 1 - 7 evaluierten aktuellen und (möglichen) zukünftigen Anforderungen und Bedürfnisse bilden gemeinsam mit den sieben Einflussfaktoren aus der Untersuchung über die Entstehung öffentlicher Angsträume die Grundlage für das strategische Design. 9. Evaluation der notwendigen Fachkompetenzen & Briefing Die komplexen Anforderungen, die an öffentliche Räume gestellt werden, widerspiegelt sich auch im Planungsprozess. Die in der Designstrategie aufgearbeiteten Anforderungen und Bedürfnisse zeigen auf, welches Fachwissen notwendig ist, um einen wünschenswerten öffentlichen Raum zu gestalten und die Entstehung von Angst und Furcht zu vermeiden. Das Briefing resp. die Art der Vermittlung des Auftrages an die Planungsmitglieder kann ein Treiber für den Erfolg eines Projektes sein. Wenn alle Projektbeteiligten die Vision des Projektes kennen und verstehen, trägt das nicht nur zur Motivation bei, sondern fördert auch den interdisziplinären Austausch – was bestehenden und zukünftigen Projekten zu Gute kommt. 10. Design (-Anwendungen) Entsprechend der Leitidee von AMBIENT GUIDANCE, dass wir heute die Räume von morgen bauen, entsteht das neue Design.
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
2.1 Definition Istzustand Ob es sich um einen neu zu gestaltenden oder einen bereits bestehenden öffentlichen Raum handelt, welcher aufgewertet werden soll, spielt bei den nachfolgenden Fragen keine Rolle. Die Antworten besitzen in beiden Fällen Relevanz und sind notwendig, um eine optimale Ausgangslage zu schaffen. Ein öffentlicher Raum verfügt immer über mehrere Anspruchsgruppen. Je besser man diese und deren Bedürfnisse kennt, desto effizienter, ganzheitlicher und nachhaltiger kann die Planung erfolgen. Eine breite Bestandesaufnahme des sozialen Kontexts und der Infrastruktur sind deshalb der erste und unerlässlich Schritt im Planungsprozess. Die Bestandesaufnahme erfolgt in drei Teilen: · Der Projekt-Kontext · Bedürfnisse und (öffentliche) Rahmenbedingungen · Problemstellung Die wichtigsten Grundfragen, die sich stellen, sind: Bezüglich der Nutzer · Wer sind die unmittelbaren Anwohner & Nutzer (Alter, Familien/Alleinstehend, Einkommen, Nationalität/Kultur u.a.)? · Wer sind allfällige Fremdnutzer und was ist deren Grund für die Fremdnutzung (z. B. Berufstätige am Mittag, Jugendliche vor dem Unterricht, u.a.)? · Wer sind die einmaligen Besucher und was ist ihr Motiv des Besuchs? Bezüglich der Umgebung · Welche bestehende Infrastruktur hat der Raum (Natur, Strom, Wasser, Mobiliar, u.a.)? · Was für eine Atmosphäre strahlt der Raum aus (ruhig, übersichtlich, interessant, lebendig, u.a.)? · Wird Sicherheit vermittelt – falls ja, wie? · Über welches «Image» verfügt der Raum derzeit? Wie wird der Raum wahrgenommen und vor allem kommuniziert? · Hat der Raum eine klare Zugehörigkeit? Z. B. zu einem Gebäude, einem Lebensraum, oder zu anderen Bezugsmerkmalen? · Gibt es umliegende Gegebenheiten, die direkt auf den hier zu bearbeitenden öffentlichen Raum einwirken (z. B. Schulen, Chemieanlagen, Fussballstadien, u.a.)? Der soziale Kontext entscheidet über Erfolg oder Nichterfolg von öffentlichen Räumen. Je besser die Ausgangslage der Realbedürfnisse bekannt sind und entsprechende Massnahmen in die Planung einfliessen, desto höher stehen die Chancen für einen dauerhaft akzeptierten und wünschenswerten öffentlichen Raum. Entsprechend sind die Ziele dieses Kapitels: · Evaluation der Anspruchsgruppen · Evaluation der Bedürfnisse · Evaluation der Infrastruktur · Evaluation der rechtlich-/öffentlichen Rahmenbedingungen
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SCHRITT 1 | Defintion Ist-Zustand Step 1
Step 2
Step 3
Step 4
Step 5
Step 6
Step 7
Step 8
Step 9
Definition Ist-Zustand
Ziel
Evaluierung der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model)
Einteilung nach Gestaltbarkeit und Wirkung
Definition der Szenarien
Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext)
Zusammenführung und Festlegen der Nutzungsanforderungen
Design Direction
Evaluierung der Fachkompetenzen & Briefing
Szenario 1
Anforderungskatalog 1
Formulierung der DesignAnforderungen
Briefing des Planungsteams mit Fachkompetenzen zur Ausgestaltung, Projektierung, Umsetzung
· Projektkontext · Bedürfnisse und
(öffentliche) Rahmenbedingungen
Fragestellung für das strategische Design
S
T
E
E
P
· Problemstellung
Szenario 2 Szenario 3
Anforderungskatalog 2
Szenario 4
* STEEP = S = Sociological, T = Technological, E = Economical, E = Environmental, P = Politics (Drivers)
Abb. 13: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 1 Quelle: Privat
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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2.1.1 Der Projekt-Kontext des Fallbeispiels «Inseli-Park / Werftübergang» in Luzern Einführung Dies ist eine Fallstudie am Beispiel des Projektraumes «Inseli-Park und Werftübergang» Richtung Ufschöti (Freibad und Spielwiese) am linken Seeufer der Stadt Luzern, unmittelbar nach dem Hauptbahnhof beim Kultur- und Kongress Zentrum Luzern (KKL). Dieser an bester Lage gelegene Raum gilt allgemein als «öffentlicher Angstraum» und die Stadt Luzern prüft derzeit mehrere Konzepte, um diesen «Unort» in einen wünschenswerten und den umliegenden Gegebenheiten angepassten Raum umzugestalten. Inseli-Park Der «öffentliche Angstraum» Inseli-Park ist vorwiegend auf ein unklares Nutzungskonzept, eine fehlende ArchitekturSoziologie und ein ungenügendes Licht- resp. Atmosphärenkonzept zurückzuführen. Diese Bedingungen führen dazu, dass die öffentliche Toilettenanlage Treffpunkt der «Homo-Szene» wurde, dass sich Alkoholiker und andere Suchtkranke im Park treffen, austauschen und stundenlang niederlassen und das sichere und somit entspannte Ruhevergnügen von Touristen, Schülern und Arbeitnehmern aus den umliegenden Betrieben und Schulen negativ beeinflussen. Mit einem Container-Café beim Inseli-Park wurde diesen Umständen bereits nach Möglichkeiten zu Leibe gerückt, jedoch fehlen für einen glaubhaften und nachhaltigen Imagewandel noch eine Vielzahl an Massnahmen respektive eine Gesamtstrategie. Der Werfübergang Der Übergang (Brücke mit Zwischenboden) vom Inseli-Park über die Werft hin zu Ufschöti ist ein architektonisches Relikt aus den 80er Jahren, welches den aktuellen und zukünftigen Anforderungen seitens der Besucher, Anwohner – sowohl der Werft als auch der Stadt – auf mehreren Ebenen nicht mehr genügt. Mit dem Wandel der Stadt und des nahen Umfelds durch die Vergrösserung des Bahnhofs, den Bau der Kantonsschule Alpenquai, der Vergrösserung und Verdichtung des anliegenden Tribschen/Alpenquai-Wohnquartiers und des Neubaus des KKL haben sich nicht nur neue Bedürfnisse entwickelt, sondern ist auch die Zahl der Besucher und Nutzer stark gestiegen. Probleme und Fragen: · Einzelne Räume (Inseli-Park, Werft, Ufschöti, Alpenquai) individuell planen oder einen grossen, ganzheitlichen Raum schaffen? · Attraktionsraum (Landmark) als Touristenmagnet oder Ruheraum für die Stadtbewohner? · Verschiedene Eigentümerverhältnisse, Interessengruppen und Bedürfnisansprüche · Nachhaltige Zufriedenstellung von hauptsächlich drei Anspruchsgruppen: Besucher, Anwohner, Besitzer/Verwalter · Zukünftige Veränderungen (wer sind die Besucher, wie kommen die Besucher, Bedürfnisse der Besucher) Ziel der Arbeit Die Arbeit soll eine gestalterischen Leitstrategie für einen wünschenswerten und einzigartigen öffentlichen Raum schaffen, der nicht nur heute kontext- und bedürfnisgerecht ist, sondern auch morgen und übermorgen. Anmerkung: Leider war es im Rahmen dieser Masterarbeit zeitlich nicht möglich, sämtliche Institutionen und Beteiligten am Projektraum in den (strategischen) Gestaltungsprozess mit einzubinden und so zeigt diese Arbeit lediglich in exemplarischer Form den Prozess von AMBIENT GUIDANCE auf.
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Abbildungen des öffentlichen Angstraumes «Inseli-Pärkli & Werftübergang» und dessen Problempunkte KKL 4 1 4
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Abb. 14: Vogelperspektive des Angstraumss Inseli-Park / Werftübergang in Luzern. Die potenziellen Angsträume sind rot markiert und nummeriert. Quelle: Google (2009)
Abb. 15: Werftübergang Richtung Alpenquai Quelle: Privat (2009)
Abb. 16: Blick auf den Inseli-Park, werftseitig Quelle: Privat (2009)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
18
Die Stadt Luzern in der Übersicht Luzern liegt mitten in der Schweiz am Fusse des Pilatus, umgeben von einem eindrücklichen Bergpanorama und viel intakter Natur, am Ufer des Vierwaldstättersees. Luzern orientiert sich an den Wirtschaftsräumen Zürich und Zug und allenfalls Nid-/Obwalden. Die Stadt verfügt über knapp 70‘000 Einwohner auf einer Fläche von 24 km2. Mit der neuen Zugehörigkeit von Littau und Kriens zur Stadt Luzern (die Fusionierung mit weiteren Gemeinden steht zur Debatte) ist auch das Phänomen der Urbanisierung in Luzern auszumachen. Die nahe Umgebung des Projektraumes Der Projektraum befindet sich unmittelbar am Vierwaldstättersee in der Nähe des Hauptbahnhofs und des KKL sowie der Pädagogischen Hochschule und der Werft der Dampfschifffahrtsgesellschaft. Mit der Nähe zum See, dem Bahnhof und dem KKL gehören der Inseli-Park und der Werftübergang von der Lage her zu den schönsten öffentlichen Räumen von Luzern. Der ca. 400 Meter entfernte Hauptbahnhof hat täglich einen Durchlauf von ca. 120‘000 Personen. In den anliegenden Teilen der Wohnquartiere Alpenquai und Tribschen (See bis Tribschenstrasse) sowie einem kleinen Teil der Neustadt leben knapp über 2‘000 Einwohner. Dazu kommen noch weitere 3‘000-5‘000 potenzielle Besucher und Nutzer aus den umliegenden Schulen und Betrieben. Die umliegenden Quartiere haben sich in den letzten Jahren stark positiv entwickelt und das ehemalige Industriequartier (Tribschen/Alpenquai) aufgewertet. Auch die Kulturszene hat sich in der nahen Umgebung weiter entfaltet und lockt somit nicht nur vermehrt ausländische Touristen in den Projektraum, sondern auch Kulturkonsumenten und Schüler der nahen Kantonsschule und der Hochschulen. Anwohner & Gewerbe Unmittelbar beim Inseli-Park und dem Werftübergang gibt es nur vereinzelte Anwohner. Der Projektraum grenzt direkt an eine Strasse, die Werft, Gewerberäumlichkeiten (vorwiegend Büros) und die Pädagogische Hochschule sowie das KKL. Die Wohnsiedlungen und Wohnräume liegen in unmittelbarer Nähe – ca. 100-400 Meter vom Projektraum entfernt. Im Umkreis von ca. 1.0 km (siehe rechte Abbildung, Berechnung beinhaltet alle Einwohner zwischen See und Zentralstrasse) sind knapp über 2‘000 Personen wohnhaft, davon 1‘004 Männer und 1‘067 Frauen. Durch diverse Neubauten und Renovationen, einem breiten Freizeitangebot, dem grossen Arbeitsangebot durch Grossfirmen wie die CSS-Versicherung, Hälg oder die Post, entwickelten sich die angrenzenden Quartiere in den letzten Jahren zu begehrenswertem Wohnraum. Der Lebensraum verfügt über eine gesunde Durchmischung von Alt und Jung und über Bewohner verschiedenster Nationen. Verkehrsanbindungen & Mobilität Der Projektraum ist verkehrstechnisch sehr gut erschlossen. Diverse Parkplätze sind vorhanden. Wenige hundert Meter entfernt ist der Hauptbahnhof mit allen relevanten Zug- und Busanschlüssen. Ebenfalls vorhanden sind Fahrradabstellplätze. Der Inseli-Park und der Werftübergang an sich sind mobilitätsfrei. Einzig Fahrradfahrer werden toleriert. Infrastruktur Schöner, alter Baumbestand, Strom, Beleuchtung, Abfalleimer, öffentliche Toilette, Wasser sowie gratis WLAN durch das EWL bilden die natürliche und technische Infrastruktur des Inseli-Parks und des Werftübergangs.
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Abb. 17: Die Stadt Luzern und das nahe Einzugsgebiet. Das rosa Rechteck markiert den in dieser Arbeit zu behandelnden Angstraum beim Inseli-Park und dem Werft端bergang. Quelle: Google (2009)
Abb. 18: Kartenansicht aus der Vogelperspektive des Angstraums Inseli-Park / Werft端bergang in Luzern in Kartenansicht. Quelle: Google (2009)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Bildung Die Stadt Luzern verfügt über ein überdurchschnittliches Bildungsangebot. In unmittelbarer Umgebung liegen die Kantonsschule Alpenquai, die sozialpädagogische und Wirtschaftshochschule mit Räumen direkt beim Inseli. Weitere Universitätsstandorte und mehrere Hoch- und Berufsschulen (Wirtschaft, Soz., Arch. Kunst, div. Handwerke u.a.) kommen hinzu. Total besuchen ca. 7‘500 Studenten und Berufsschüler tageweise die öffentlichen Schulen der Stadt Luzern. Des Weiteren stehen das Medienzentrum MAZ und die militärische Kaderschule HKA in Luzern. Daneben bietet eine Vielzahl an privaten Bildungsstätten, wie die Migros Klubschule, Benedikt, Akad, uvm., Ausbildungsprogramme an. Somit bilden die Lernenden definitiv eine wichtige Anspruchsgruppe bezüglich der Gestaltung öffentlicher Räume. Kultur interessant für den Tourismus, aber auch für die Einheimischen, ist das breite Kulturangebot der Stadt Luzern. Nebst einigen Grossanlässen wie BlueBalls, Musikfestwochen, Comicfestival, Seenachtfest u.a. finden kleine und grössere Kulturinstitutionen ihren Platz. Ob alternativ oder Hochkultur in Luzern – auf kleinstem Raum ist alles zu finden. Dazu tragen Ausbildungsinstitutionen wie die Kunsthochschule, das Konservatorium und diverse freie Bildungsprogramme im Kultursektor bei. Relativ zur Stadtgrösse kann von einer grossen Dichte an Kultur gesprochen werden. Tourismus Der Tourismus gilt in der Stadt als Identifikationsmotiv und wird entsprechend über mehrere öffentliche und private Institutionen gefördert. Die Wirtschaft der Stadt Luzern erzielt mit dem Tourismus ein direktes Umsatzvolumen von jährlich circa 910 Mio. CHF und eine direkte Wertschöpfung von 490 Mio. CHF pro Jahr (Quelle: www.ltnet.ch). Das entspricht 8% des BIP der städtischen Wertschöpfung und somit ist der Tourismus ein wichtiger Faktor für die ganze Stadt. Die grössten Besucherzahlen stellen folgende Länder: Schweiz 27.6%, USA 12.6%, Deutschland 10.5%, Australien 3.8%, Indien 3.6%. Geplante Nutzungs- und bauliche Veränderungen mit Wirkung auf den Projektraum Ein grosses Politikum ist derzeit der Salle Modulable, ein flexibel bespielbarer Musikraum als Ergänzung zum KKL. Wann und in welcher Form dieser gebaut wird, ist noch offen. Jedoch steht auch die nahe Umgebung des InseliParks/Werfübergangs zur Diskussion als möglicher Projektgrund. Des Weiteren wurden im Zusammenhang mit der von Luzern in Auftrag gegebenen Studie «Luzern 2022» diverse Ideen für den Raum Bahnhof/Inseli-Park/Werft/Ufschöti/Alpenquai entwickelt, welche jedoch alle einen massiven Eingriff in das jetzt bestehende Nah- resp. Stadterholungsgebiet bedeuten.
http://www.sallemodulable.ch
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Abb. 19: Umsatz durch den Tourismus in der Stadt Luzern, 2008 Quelle: Luzern Tourismus (2009)
Abb. 20: Zunahme der Logiern채chte in Luzern zwischen 2003 bis 2008. Quelle: Luzern Tourismus (2009)
Abb. 21: Kappelbr체cke , eines der 채ltesten Luzerner Wahrzeichen Quelle: Luzern Tourismus (2009)
Abb. 22: Kunst und Kongreshaus in Luzern vom Architekten Jean Nouvel Quelle: Stadt Luzern online (2009)
Abb. 23: Besucher des Blue Balls Musik-Festival an der Seepromenade Quelle: Sommerguide.ch (2009)
Abb. 24: Bildmarken verschiedener Luzerner Hochschulen und der Universit채t Quelle: UNILU, PHZ, HSLU (2010)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Analyse der Studie «Die Stadt Luzern im Jahr 2022» Die Studie «Die Stadt Luzern im Jahr 2022» sagt viel Relevantes zu (angestrebten) Veränderungen der Landschaft bezüglich Wohnverhalten und regionalen Wirtschaftsentwicklungen in den nächsten 12 Jahren aus. Ebenso werden diverse Ideen zu einer positiven, nachhaltigen Entwicklung der Stadt aufgezeigt. Leider jedoch «nur» in einem sehr beschränkt visionären Ansatz. Es ist festzustellen, dass die vorgestellten Bauten im besten Falle heute als zeitgerecht bezeichnet werden können, aber keinesfalls in 12 Jahren. Bei der Schaffung dieser Zukunftsvisionen wurden sehr wesentliche Faktoren ausser Acht gelassen und wichtige Fragen, die einen wesentlichen Einfluss haben werden, wurden nicht gestellt. Zu diesen Faktoren und Fragen gehören: · Auf Tourismus setzen klingt plausibel – aber wer werden die Touristen in 10, 15 Jahren sein (China versus Indien? Afrika versus Brasilien?) und welche Bedürfnisse und Anforderungen werden diese haben? · Welchen Einfluss wird die technologische Entwicklung auf den öffentlichen Raum haben resp. wie wird strategisch damit umgegangen? · Wie sehen unsere Mobilitätslösungen und Nutzungen in 10, 20 Jahren aus? · Veränderung (Überalterung) der Gesellschaft. Wer sind in 10, 20 Jahren die Bewohner von Luzern und was werden deren Bedürfnisse sein? · Die Thematik nachhaltiger Energie-Gewinnung (Ressourcenmanagement) wird insbesondere für Städte mit einem hohen Energie- und Ressourcenbedarf zukünftig eine grosse Herausforderung darstellen. Leider wird darauf kaum eingegangen. · Sind die gezeigten Gebäude in ihrer architektonischen Sprache und ihrer Nutzung wirklich zukunftsgerecht? Des Weiteren sind folgende Aussagen der Studie aus Sicht des Autors eher kritisch zu betrachten: «...Auch weil man damals dieses im Blickfeld der anderen Seeseite liegende Ufer möglichst grün halten wollte. Allerdings fehlt eine übergeordnete Freiraumidee. Auch der Seebezug der Quartiere Tribschen, Schönbühl und Matthof fehlt. S.18» In den visuellen Beispielen und Ideen der Studie sind diese Bemühungen um einen direkten Seebezug zu den Quartieren jedoch nicht ersichtlich. Keine der vorgestellten Visualisierungen schafft Bezug zu den angrenzenden Quartieren. «...Als gut vernetztes Mittelzentrum kann sich Luzern aber als Tourismus- und Festivalstadt profilieren. S.20» Dass sich Luzern weiterhin als Tourismusstadt profilieren kann, ist aufgrund der natürlichen Gegebenheiten und der hochwertigen Gesamtinfrastruktur wahrscheinlich. Bezüglich Festivalstadt sollte ein bisschen vorsichtiger in die Zukunft geblickt werden. Da Luzern keine eigenen international relevanten musikalischen oder kulturellen Inhalte hat, ist die Glaubwürdigkeit diesbezüglich schon einiges geringer. Weder verfügt Luzern über eine Comic- noch über eine Klassik, Jazz oder Pop-Tradition und Reputation – ausser vielleicht in Fachkreisen. Und falls doch, generieren diese Kreise in der Regel weder eine grosse wirtschaftliche Wertschöpfung noch tragen sie zum Erhalt eines Festivals bei. Wäre nicht die internationale Wirkung des KKL, würden die meisten Festivals und Kulturveranstaltungen für weit weniger Aufsehen sorgen. Hierbei sei angemerkt, dass diverse Städte bezüglich architektonischen Landmarks zugelegt haben und weiter zulegen werden. Das heisst, dass auch das KKL im Zuge weiterer spektakulärer Bauten in der nahen Umgebung an Aufmerksamkeit verlieren wird. «...Leider hat es aber in der Region zu wenig Arbeitsstellen für sehr gut qualifizierte Arbeitskräfte, sodass sehr viele nach ihrem Studium nach Zürich, Basel und Bern gehen. S.20» Eine interessante Feststellung für die zukünftige Entwicklung des sozialen Kontexts und nicht unwesentlich für die Stadt- und Raumplaner.
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Bilder aus der Studie «Luzern 2022»
Abb. 25 : Das rechte Seeufer wird durch behäbige Hotelarchitektur geprägt. Die Front zum See hin soll mit Hotel-Neubauten ergänzt und abgeschlossen werden. Quelle: Studie Luzern 2022, 32.
Abb. 26: Ein markantes Golfhotel zeichnet die Hügelkuppe des Dietschibergs aus. Um das Hotel zu erschliessen, wird die Dietschibergbahn reaktiviert. Quelle: Studie Luzern 2022, 32.
Abb. 27 Am linken Seeufer entsteht eine neue Front. Die Bauten sind transparent gestaltet und haben einen öffentlichen Charakter. Quelle: Studie Luzern 2022, 29.
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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2.1.2 Bedürfnisse und (öffentliche) Rahmenbedingungen Bedürfnisabklärung
Um einen ganzheitlich wünschenswerten öffentlichen Raum zu gestalten, ist es notwendig, die Einflussfaktoren, die Angst und Furcht begünstigen, von Anfang an in deren Relevanz zu evaluieren. So entsteht eine optimale Planungsgrundlage für einen bedürfnisgerechten Raum. Bezüglich der Motivationsgründe eines Besuchs des Inseli-Parks und des Werftübergangs wurden drei Hauptanspruchsgruppen eruiert. Die nachfolgende Bedürfnisanalyse evaluiert und vergleicht deren unterschiedliche Anforderungen bezüglich Infrastruktur, Atmosphäre, Design, Sicherheit und weitere Einflussfaktoren, die bei Nichtbeachten zu Verunsicherung, Angst und Furcht führen können. Gruppe 1 - Anwohner – Familie mit 2 Kindern (Kinder sind 4 & 12 Jahre alte)
Gruppe 2 - Arbeiter und Schüler aus den umliegenden Betrieben und Schulen Gruppe 3 - In- und ausländische Touristen Im ersten Schritt wurden die heutigen Anforderungen und Bedürfnisse unserer Nutzer und Besucher mit einer exemplarischen Befragung vor Ort abgeklärt. Bei jeder Gruppe wurde evaluiert, zu welchen Zeiten sie den öffentlichen Raum beanspruchen und mit welchen Bedürfnissen und Ansprüchen. Zusammenfassend hat dies Folgendes ergeben: Gruppe 1 - Anwohner - Familie mit 2 Kindern (Kinder sind 4 & 12 Jahre alte)
Alter: 2-45 Draussen: von 8-9 / 12-13.30 / 17.00-21.00 Absicht: Erholen, Spielen, Leute treffen Besonderheiten: Sicherheit (für die Kinder) ist ein wichtiger Faktor Gruppe 2 - Arbeiter und Schüler aus den umliegenden Betrieben und Schulen Alter: 16-35 Draussen: MO-FR, von 8-9 / 12-13.30 / 16.50-19.00 Absicht: Pause, Essen, Einkaufen, sich treffen Besonderheiten: Vandalensichere Infrastruktur, ersichtliche Funktionsbezüge Gruppe 3 - In- und ausländische Touristen Alter: 16-35 Draussen: MO-FR, von 8-9 / 12-13.30 / 16.00 -19.00 Absicht: Ruhe, Essen, Einkaufen Besonderheiten: Mehrsprachige Informationsaufbereitung, Image Die Daten zum Nutzungs- und Anspruchsverhalten der einzelnen Gruppen wurden in Umfragen vor Ort und in Interviews mit Mitarbeitern umliegender Institutionen und Firmen erhoben.
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Die nachfolgende Grafik zeigt die Relevanz der Grundbedürfnisse sowie der wünschenswerten Optionen bezüglich Nutzen und persönlicher Wünsche an den öffentlichen Raum für drei Hauptansprauchsgruppen. 10 blaue Punkte stehen für sehr wichtig, je mehr Punkte pro Linie desto wichtiger. (1 Punkt bedeutet «irrelevant».) Diese Werte stammen aus Befragungen von Anwohnern, Besuchern, Arbeitern aus umliegenden Firmen und spezifischen Institutionen wie Quartierverein und Unterhaltspersonal.
Anforderung- und Bedürfnis-Matrix Gruppe1) Anwohner - Familie mit 2 Kindern (Kinder sind 4 & 12 Jahre alt) Grundbedürfnisse Sicherheit Orientierung Image Atmosphäre Gestaltung/Design Information Mobilität
1
Wünschenswert Ruhe Sport/Bewegung Kunst Unterhaltung Verpflegung Information
Gruppe2) Arbeiter & Schüler Grundbedürfnisse Sicherheit Orientierung Image Atmosphäre Gestaltung/Design Information Mobilität Wünschenswert Ruhe Sport/Bewegung Kunst Unterhaltung Verpflegung Information
10
2.0
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Gruppe3) In- und ausländische Touristen Grundbedürfnisse Sicherheit Orientierung Image Atmosphäre Gestaltung/Design Information Mobilität
1
10
Wünschenswert Ruhe Sport/Bewegung Kunst Unterhaltung Verpflegung Information
Infrastruktur Der Inseli-Park und der Werftübergang sind bezüglich natürlicher und technischer Infrastruktur bestens erschlossen. Auch logistisch sind beide Räume bestens zu erreichen und allfällig bedienbar.
Rechtliche Rahmenbedingungen Die rechtlichen Rahmenbedingungen liefert die Stadt Luzern. Zusätzlich gelten die allgemeingültigen Vorschriften und Rechtsvorlagen des Bundes. Massgebliche, rechtlich relevante Änderungen für öffentliche Räume sind derzeit keine geplant. Das neu eingeführte Rauchverbot (seit 1. Mai 2010) in Gastronomie-Lokalen führt dazu, dass bei Lokalen, Klubs und anderen öffentlichen Einrichtungen sich vermehrt Leute draussen aufhalten, was negative Auswirkungen auf den öffentlichen Raum haben kann (Lärm, Littering, Menschenaufläufe, u.a.).
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Nachdem die Grundbedürfnis- und Anforderungsabklärung anhand der drei Hauptanspruchsgruppen erstellt wurden, werden diese miteinander abgeglichen. Aus diesem Abgleich resultiert die Gewichtigkeit der einzelnen Anforderungen im Durchschnitt. Die Zusammenführung zeigt, dass alle aufgeführten Punkte als sehr wichtig eingestuft werden. Kein Punkt wurde als «weniger wichtig» oder «unwichtig» eingestuft. Bedürfnis- und Anforderungsansprüche der drei Gruppen im Durchschnitt
Grundbedürfnisse Sicherheit Orientierung Image Atmosphäre Gestaltung/Design Information Mobilität
1
10
Wünschenswert Ruhe Sport/Bewegung Kunst Unterhaltung Verpflegung Information
Während die eine Gruppe weniger Sport fordert, fordert die andere mehr Kunst, und wo die eine Gruppe mehr Kunst fordert, wünscht die dritte Verpflegung. Insgesamt lässt sich jedoch sagen, dass auf alle Punkte einzugehen ist, um einen bedürfnisgerechten und wünschenswerten öffentlichen Raum zu gestalten.
Welche Feinmassnahmen bezüglich der einzelnen Anforderungsbedürfnisse Sinn ergeben, ist im Detail in Zusammenarbeit mit Vertretern von Nutzern und Besuchern (Stadt/Ort, Quartierverein, umliegendes Gewerbe, Anwohner u.a.) abzuklären. Wichtig hierbei ist es, klare Anspruchsgruppen auszumachen und diese nach Möglichkeiten zu befriedigen und nicht irgendwelchen fiktiven Besuchern ein Denkmal zu setzen. Öffentliche Räume, die nicht entsprechend ihrer Funktionszuweisung genutzt werden, laufen Gefahr, fremdgenutzt zu werden, wie vorausgehende Untersuchung aufgezeigt hat. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, auch an eine mögliche Veränderung dieser Bedürfnisse und Anforderungen zu denken und allenfalls dynamisch zu planen.
Wie sich diese Bedürfnisse langfristig verändern könnten, wird in Punkt 2.7 erarbeitet.
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2.1.3 Problemstellung Der Projektraum verfügt, so die exemplarische Befragung und die Gespräche mit Anwohnern, Besuchern und Gewerbetreibenden, über ein negatives – wenn auch stigmatisiertes – Image. Dies ist aufgrund von mehreren Einflussfaktoren zu Stande gekommen: Fremdnutzungen (vor allem bei der öffentlichen Toilette); ein ungenügendes Lichtkonzept, durch welches diverse, schlecht einsehbare Plätze entstehen; und ein fehlendes wahrnehmbares Nutzungskonzept (was zu Fremdnutzung führt). Der Angstraum «Inseli-Park / Werftübergang» (Abb. 28) Dass sowohl der Inseli-Park als auch der Werftübergang als Angstplatz genannt werden, ist auf mehrere Einflussfaktoren und architektonisch/gestalterische Gegebenheiten zurückzuführen. Nachfolgend aufgelistet die 9 gestalterischen Brennpunkte, die als Auslöser gelten. Inseli-Park (Abb. 30) 1. Eingang Inseli-Park Problem: Schlechte Sichtbezüge, ungenügende Signalisation/Orientierungshilfe, ungenügendes Lichtkonzept. 2. Carparkplatz Problem: Die ankommenden und abfahrenden Fahrzeuge sind laut und sorgen für Unruhe sowie eine negative Visualität. 3. Die öffentliche Toilette Problem: Das Toilettenhäuschen ist in einem ungünstigen Winkel gelegen, die Beleuchtung ist ungenügend und zusätzlich ist der Bau umringt von Bäumen und Grosspflanzen. Zudem gilt das Toilettenhäuschen als Treffpunkt von Homosexuellen und auch Suchtkranken. 4. Ufer-Nischen bilden «Verstecke» Problem: Auf der Frontseite des Inseli-Parks bilden sich durch Architektur und Begrünung diverse Nischen und Verstecke und eine sinnvolle Nutzung ist derzeit nicht möglich 5. Ungünstige Bepflanzung des Raumes Problem: Sichtbezüge werden genommen. Es entstehen «Nischen/Verstecke» 6. Der Kinderspielplatz Problem: Der Kinderspielplatz liegt direkt vor der öffentlichen Toilette und hat mit Litteringproblemen, unübersichtlicher Bepflanzung und unattraktiver Infrastruktur zu kämpfen. 7. Ein-/Ausgang zur Seite des Werftübergangs (Richtung Ufschöti) Problem: Information/Signalisation/Wegleitung fehlt, Sichtbezüge sind ungenügend, wenig einladende Gestaltung des Übergangs
Werftübergang (Abb. 29) 8. Der Ein-/Ausgang (Richtung Ufschöti) Problem: Wegleitungssystem fehlt, Sichtbezüge fehlen gänzlich, wenig einladende Gestaltung des Eingangs, ungenügendes Licht 9. Der Werftübergang Problem: Eine enge, lange Strecke ohne Fluchtmöglichkeit, mässiges Licht, Sichtbezüge fehlen, dazu kommt eine sterile, abweisende Gestaltung und Littering 10. Der Eingang zum Werftübergang von Seiten der Ufschöti Problem: Informations-und Wegleitungssystem fehlt, schlechte Sichtbezüge, wenig Licht
29
Abbildungen des öffentlichen Angstraumes «Inseli-Pärkli & Werftübergang» und dessen Problempunkte KKL 4 1 4
5 2
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9 10
Abb. 28: Vogelperspektive des Angstraums Inseli-Park / Werftübergang in Luzern. Die potenziellen Angsträume sind markiert und nummeriert. Quelle: Google (2009)
Abb. 29: Eingang Werftübergang abends im Dunkeln Quelle: Privat (2010)
Abb. 30: Eingang Inseli-Park KKL-seitig. Ein Lichtkonzept und Wegleitung fehlt. Quelle: Privat (2010)
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ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
Abb. 31: Der Inseli-Park bei Nacht Quelle: Privat (2009)
Abb. 32: Der Inseli-Park bei Tag Quelle: Privat (2009)
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Abb. 33: Ausblick vom Inseli-Park Richtung Werftübergang. Wohin der Übergang führt, ist weder ersichtlich noch erklärt. Quelle: Privat (2009)
Abb. 34: Blick auf die Rückseite des mit Bäumen gesäumten Inseli-Parks Quelle: Privat
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ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Inseli Park 1979 wurde der Werftübergang gebaut. Heute – 30 Jahre später – würde man sagen mit einem sehr pragmatischen Design und Materialverständnis. Aufgrund der Popularitätszunahme der Ufschöti und der Entwicklung der Quartiere Tribschen und Alpenrain sowohl auf Bewohner- als auch Gewerbeseite wird der Werftübergang heute um ein Vielfaches reger und vor allem von mehreren Anspruchsgruppen genutzt. Nutzung Der Inseli-Park wird von verschiedenen Organen der Stadt als Ruheraum mit Kinderspielplatz und Vogelvoliere angepriesen. Die Besucher und Passanten gehören allen Altersklassen an. Viele der Besucher sind in- und ausländische Touristen, Schüler und Arbeiter von umliegenden Schulen und Betrieben. Ein konkretes Nutzungskonzept besteht nicht und entsprechend dieser Zugehörigkeitslosigkeit wirkt dieser Raum einladend für Randgruppen zum «Abhängen» und Verweilen. Bewirtschaftung & Veranstaltung Ständige Betreuung des Parks durch die Garten/Landschaftsbauer der Stadt Luzern. Wenige Veranstaltungen, ca. 6: Eröffnungsevent Lucerne Festival im August, Herbstmesse im Oktober sowie drei Kleinstveranstaltungen durchs Jahr jeweils samstags am Nachmittag. Seit Sommer 08 wird jeweils eine Container-Bar ohne Essen betrieben. Einerseits zur Deckung gastronomischer Bedürfnisse vor Ort und andererseits als authentische und präventive Sicherheitsmassnahme zur Kontrolle resp. Steuerung des sozialen Kontexts vor Ort. Sicherheit Täglich mehrmals patrouillieren Polizei und Sipp-Angehörige beim Inseli-Park und setzen sich ein für eine sichere und gepflegte Umgebung. Die Häufigkeit der Kotrollen soll positiv auf das Sicherheitsgefühl der Besucher einwirken. Image Der Inseli-Park verfügt trotz Top-Lage am See in Luzern über einen zweifelhaften Ruf als Angstraum. Man spricht oft vom Park beim «Schwulen-WC» und nimmt so das Inseli-Pärkli eher als zweitklassigen Erholungsraum wahr. Atmosphäre Durch die vielen dunklen, unübersichtlichen Winkel, die sich aus Bäumen und Pflanzen und den architektonischen Gegebenheiten ergeben, sowie einem ungenügenden Lichtkonzept kann die Atmosphäre des Inseli-Parks teilweise Angst und Furcht bei den Passanten fördern. Dazu kommt, dass die Atmosphäre des Inseli-Parks aufgrund der Raumgestaltung sehr wetterabhängig ist. Bei schönem Wetter lässt die Seenähe die (meisten) architektonischen Mängel fast vergessen. Die Aufmerksamkeit gilt dem Wasser und dem Panorama. Entsprechend wirkt der Inseli-Park schön und allenfalls gar einladend – abgesehen von einzelnen Gegebenheiten wie z. B. die öffentliche Toilette oder die Eingänge. Zeigt sich das Wetter nicht von seiner besten Seite, werden die weiteren Mängel schnell offensichtlich und die Atmosphäre kippt und offenbart einen eher dysfunktionalen Raum. Dies ist darauf begründet, dass nicht ersichtlich wird, wofür resp. für wen dieser Raum geschaffen ist. Beispiele dafür sind: Ist es erlaubt, zu baden oder nicht? Falls nein, fehlen Hinweise, falls ja, fehlt entsprechende Infrastruktur. Darf auf der Wiese Fussball oder anderer Sport gespielt/getrieben werden? Falls nein, fehlen Hinweise, falls ja, fehlt entsprechende Infrastruktur. Dies ist bei einem Besuch vor Ort festzustellen. Durch das Fehlen dieser Raumzuweisung wirken auch die Besucher teils unsicher und verweilen so nur kurze Zeit. Orientierung Die Wichtigkeit der Orientierung wurde ganz ausser Acht gelassen. Es ist kein einziger Wegweiser vorhanden, weder vor dem Park noch im Park, der darauf hinweist, wo man sich befindet und wohin man gehen kann. Dies ist vielleicht wenig wichtig für Ortskundige wie Anwohner, Schüler und Arbeiter, jedoch für in- und ausländische Touristen eine zentrale Hilfe für ihre Orientierung – welche wiederum zu einem stabilen Sicherheitsgefühl führt (vgl. Untersuchung. Kap. 4).
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Abb. 35: Eingang Inseli-Park (KKL Seite) bei Tag Quelle: Privat (2009)
Abb. 36: Eingang Inseli-Park (KKL Seite) bei Nacht Quelle: Privat (2009)
Abb. 37: Die รถffentliche WC-Anlage ist stigmatisiert als Schwulentreff. Quelle: Privat (2009)
Abb. 38: Ausblick vom รถffentlichen WC auf den Kinderspielplatz Quelle: Privat (2009)
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ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
Worauf sich der Angstraum Inseli-Park begründet Die vorausgehende Untersuchung hat folgende Faktoren eruiert, die zur Wahrnehmung des Werftübergangs als öffentlicher Angstraum führen: · Kein Wegleitungs- resp. Informationssystem (Wegweiser) · Lichtverhältnisse sind ungenügend. · Schlechte Sichtbezüge (Dies ist vor allem relevant für Erstbesucher/Touristen.) · Aufgrund der Raumgestaltung entstehen diverse nicht einsehbare Nischen. · Littering ist ein Problem (Abfall und Vandalismus). · Raumzuordnung fehlt aufgrund eines nicht wahrnehmbaren Nutzungskonzepts. · Fremdnutzung durch Homosexuelle und Suchtkranke
Abb. 39: Der Kinderspielplatz wirkt nicht attraktiv – auch auf Grund der undefinierbaren Atmosphäre des Parks und der Nähe zur öffentlichen Toilette.
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Abb. 40: Das wunscherschöne See- und Bergpanorama und ein Abstieg ins Nirgendwo. Quelle: Privat (2010)
Abb. 41: Der wenig ins Gesamtbild passende Geräteschuppen der Unterhaltsmänner. Quelle: Privat (2010)
Abb. 42: Die Baumallee auf der Rückseite des Parks Quelle: Privat (2010)
Abb. 43: Der Park verfügt über eine vorwiegend steinige Uferzone. Quelle: Privat (2010)
Abb. 44 : Ausblick auf die (Car-) Parkplätze auf der Strassenseite des Parks Quelle: Privat (2009)
Abb. 45: Die wenig nutzbare Uferzone von der Seite Quelle: Privat (2009)
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ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Der Werftübergang 1979/80 wurde der Werftübergang gebaut. Heute – 40 Jahre später – würde man sagen mit einem sehr pragmatischen Design und Materialverständnis. Aufgrund der Popularitätszunahme der Ufschöti, unter anderem durch die Entwicklung der umliegenden Quartiere Tribschen und Alpenquai und deren neuen Bewohnern und Gewerben, wird der Werftübergang um ein Vielfaches reger und vor allem von verschiedenen Anspruchsgruppen benutzt. Heutige Nutzung Der Werftübergang ist eine klassische Abkürzung für Fussgänger. Anstatt um die Werfthallen und ein weiteres Gebäude entlang der Strasse Richtung Ufschöti/Alpenquai herum zu gehen, bietet die Werft einen Übergang direkt am See entlang an. Der Übergang wird vor allem von den umliegenden Anwohnern und Arbeitern sowie von Schülern der Kantonsschule Alpenquai benutzt. Auch von Touristen und Besuchern des Naherholungsraums Ufschöti wird der Übergang in Anspruch genommen. Bewirtschaftung & Veranstaltung Eine Bewirtschaftung im herkömmlichen Sinne gibt es, abgesehen von der Reinigung, nicht. Da der Werftübergang ein langer, enger Weg ist, ist er derzeit ungeeignet für weitere Nutzungen. Sicherheit Bezüglich des Sicherheitsbefindens der Passanten wird definitiv zu wenig gemacht. Das beginnt bei der nicht vorhandenen Orientierungshilfe an den beiden Eingängen, zieht sich weiter über bescheidene Lichtverhältnisse und Sprayereien über die ganze Länge und endet im Fehlen von Fluchtmöglichkeiten. Image Der Werftübergang, das zeigen die Recherchen, gilt insbesondere nachts als öffentlicher Angstraum. Dies beruht einerseits auf den Faktoren, die im vorherigen Punkt Sicherheit angesprochen wurden, aber auch darauf, dass abends vermehrt Suchtkranke, Homosexuelle und alkoholisierte Jugendliche das Inseli-Pärkli oder vor allem die öffentliche Toilette, welche an den Werftübergang angrenzt, besuchen und so zu einem schlechten Image resp. zu Angst und Furcht beitragen. Atmosphäre Die Atmosphäre auf dem Werftübergang ist wie im Inseli-Park sehr wetterabhängig. Bei schönem Wetter lenken der See und die Geschäftigkeiten der Werft entsprechend ab und die Entstehung von Angst und Furcht ist kaum vorhanden. Sobald es eindunkelt oder das Wetter trübe, regnerisch, kalt ist, strahlt auch der Werftübergang eine komplett andere Atmosphäre aus. Der Übergang wirkt rau, kalt, hart und wenig einladend. Orientierung Die Orientierung ist für Erstbesucher schlecht. An beiden Eingängen fehlen die Wegleitungshilfen und während des Übergangs fehlen die Sichtbezüge aufgrund der Bauweise des Überganges. Raumplanung/Gestaltung Die Architektur/Gestaltung des Werftübergangs liegt über 30 Jahre zurück. In dieser Zeit hat sich vieles verändert. Zum einen sind die umliegenden Quartiere markant gewachsen, was auch den sozialen Kontext komplexer macht, und zum anderen haben sich die Bedürfnisse und Anforderungen der Besucher neu ausgerichtet. Dies führt dazu, dass der Werftübergang aus heutiger, gestalterischer Sicht einige Defizite aufweist. Entsprechend der vorhergehenden Untersuchung sind insbesondere Defizite in den Bereichen Sicherheit, Visualität, Materialität und Orientierung auszumachen.
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Abb. 46: Eingang von Ufschöti-Seite - es fehlen ein Wegleitungsystem und Sichtbezüge sowie ein Lichtkonzept. Quelle: Privat (2009)
Abb. 47: Eingang von Inseli-Parkseite - es fehlen ein Wegeitungssystem und Sichtebzüge- Quelle: Privat (2009)
Abb. 48: Auf dem Werftübergang. Nebst wenig Licht und einem engen Durchgang ohne Fluchtmöglichkeit fehlen Sichtbezüge, die Sicherheit schaffen. Quelle: Privat (2009)
Abb. 49: Der Übergang ist über die ganze Länge mit Grafitti verunreinigt (Littering) Quelle: Privat (2009)
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ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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In Anbetracht der vorausgehenden Untersuchung und deren Resultaten führen beim Werftübergang folgende Faktoren zur Wahrnehmung als öffentlicher Angstraum: · Kein Wegleitungssystem (Wegweiser) · Langer, enger Weg ohne Fluchtmöglichkeit · Lichtverhätnisse sind ungenügend. · Schlechte Sichtbezüge (Dies ist vor allem relevant für Erstbesucher/Touristen.) · Littering ist ein Problem. (Abfall und Wandschmierereien)
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Abb. 50: Ausblick vom Übergang in den Werftsbetrieb Quelle: Privat (2009)
Abb. 52: Ausblick vom Übergang in die grosse Werfthalle Quelle: SGV (2009)
Abb. 51: Ausblick vom Übergang über die Schiffe, die in der Werft liegen. Quelle: Privat (2009)
Abb. 53: Das Ende des Werftübergangs Richtung Alpenquai. Sichtbezüge fehlen. Quelle: Privat (2009)
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ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Fazit Die Bestandesaufnahme vor Ort und Gespräche mit diversen Anwohnern und Geschäftstreibenden (z. B. Werft, Radisson, Bahnhof) zeigen auf, dass viele Faktoren den Projektraum «Inseli-Park/Werftübergang» negativ prägen und dass diese Einflussfaktoren zum Teil in Beziehungen zueinander stehen. Als Ausgangspunkt der Probleme wurde das Fehlen eines bedürfnisgerechten Nutzungskonzepts evaluiert. Dies widerspiegelt sich in der Raumgestaltung. Es ist nicht ersichtlich, was man im Inseli-Park tun kann und darf. Dieses unklare Nutzungskonzept führt dazu, dass einerseits keine natürliche soziale Kontrolle durch regelmässige Nutzung der Anwohner entsteht. Dies wiederum führt zu Fremdnutzungen. Diese Fremdnutzungen wie z. B. die WCAnlage, welche als beliebter Treff von Homosexuellen gilt, Suchtkranke, die stundenlang auf Bänken weilen, oder die diversen Nischen, in welchen Jugendliche sich durch den Abend «hängen», führen zu Stigmata und schaden so dem Projektraum, indem sie helfen, einen subjektiven Angstraum in den Köpfen der Besucher zu bilden. In Anbetracht der vorausgehenden Untersuchung und deren Resultaten tragen folgende Einflussfaktoren beim Projektraum zur Wahrnehmung als öffentlicher Angstraum bei: Inseli-Park · Kein Wegleitungssystem (Wegweiser) · Lichtverhältnisse sind ungenügend. · Schlechte Sichtbezüge (Dies ist vor allem relevant für Erstbesucher/Touristen.) · Aufgrund der Raumgestaltung entstehen diverse nicht einsehbare Nischen. · Littering (Abfall und Vandalismus) · Fehlendes resp. mangelndes Nutzungskonzept · Fremdnutzung durch Homosexuelle und Suchtkranke Werftübergang · Kein Wegleitungssystem (Wegweiser) · Schlechte Sichtbezüge (dies ist vor allem relevant für Erstbesucher/Touristen) · Lichtverhältnisse sind ungenügend · Langer, enger Weg ohne Fluchtmöglichkeit · Littering (Abfall und Wandschmierereien)
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Ab. 54: Ausblick auf den Park vom Eingang (KKL-seitig), nachts Quelle: Privat (2009)
Ab. 55: Ausblick auf den Werft端bergang bei Nacht Quelle: Privat (2009)
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ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
2.2 Ziele Fragestellung für das strategische Design Gutes Design unterscheidet sich von schlechtem dadurch, dass es nicht nur heute einer Funktion zur Anwendung verhilft und visuell ansprechend wirkt, sondern auch morgen und übermorgen. In der Fachsprache wird zeitlosen Designentwürfen das Prädikat «Designklassiker» verliehen. Dieser Anspruch soll in Bezug auf die Gestaltung öffentlicher Räume – auf Grund der langfristigen Nutzung – als Ziel dienen. Um diesem Ziel strategisch gerecht zu werden, muss eine Designaufgabe auf drei Ebenen reflektiert werden: · Vergangenheit · Heute · Zukunft Die Reflexion der Vergangenheit dient dem Verständnis der Entstehung des heutigen Zustands, welcher wiederum ein Wegweiser für die Zukunftsentwicklung ist. Entsprechend besteht die Fragestellung für das strategische Design aus zwei Fragen: 1. Was ist das Problem und wie resp. wodurch ist es entstanden? 2. Wie werden sich diese Einflüsse verändern und welche neuen könnten dazu kommen? Das Ziel von AMBIENT GUIDANCE (Designstrategie) ist, bestehende und zukünftige Faktoren, die zur Entstehung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum beitragen, zu beseitigen zu Gunsten wünschenswerter, attraktiver und dem sozialen Kontext angepassten Raumgestaltungen.
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SCHRITT 2 | Ziele - Fragestellung für das strategische Design Step 1
Step 2
Step 3
Step 4
Step 5
Step 6
Step 7
Step 8
Step 9
Definition Ist-Zustand
Ziel
Evaluierung der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model)
Einteilung nach Gestaltbarkeit und Wirkung
Definition der Szenarien
Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext)
Zusammenführung und Festlegen der Nutzungsanforderungen
Design Direction
Evaluierung der Fachkompetenzen & Briefing
Szenario 1
Anforderungskatalog 1
Formulierung der DesignAnforderungen
Briefing des Planungsteams mit Fachkompetenzen zur Ausgestaltung, Projektierung, Umsetzung
· Projektkontext · Bedürfnisse und
(öffentliche) Rahmenbedingungen
Fragestellung für das strategische Design
S
T
E
E
P
· Problemstellung
Szenario 2 Szenario 3
Anforderungskatalog 2
Szenario 4
* STEEP = S = Sociological, T = Technological, E = Economical, E = Environmental, P = Politics (Drivers)
Abb. 56: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 2 Quelle: Privat
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
2.2 Ziele des Fallbeispiels Fragestellung für das Design Wie lässt sich die Entstehung von Angst und Furcht im Inseli-Park & Werftübergang vermeiden zu Gunsten eines bedürfnisgerechten und wünschenswerten öffentlichen Raumes? Entsprechend sind die Ziele des Designs beim Projektraum «Inseli-Park & Werftübergang»: - Erarbeitung eines zukunftsgerichteten, bedürfnis- und anforderungsgerechten Nutzungskonzepts für den Inseli-Park - Erarbeitung einer sicheren, zukunftsgerichteten und bedürfnisgerechten Raumgestaltung - Schaffung eines positiven Images: Der Inseli-Park und der Werftübergang als Hotspot von morgen
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MEHR SPORT IM STADTRAUM
MEHR STUDENTEN MEHR TOURISTEN
AUGMENTED REALITY
MEDIALISERUNG
MEHR ÄLTERE MENSCHEN
Abb.57: Sinnbild für die komplexen Herausforderungen, die an öffentliche Räume heute und morgen - gestellt werden. Quelle: Privat (2010)
URBANISIERUNG
MIGRATION
ORIENTIERUNG
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
2.3 Evaluation der Schlüsselfaktoren (STEEP) «Die Welt ist dynamisch, sie ändert sich in ihren Grundstrukturen, sie produziert Neues» [Flechtheim: 38] Das Bauen von öffentlichen Räumen gehört mit zu den langfristigsten Projekten, die der Mensch realisiert. Bis anhin waren dies statische Monumente für eine sich eher langsam entwickelnde Gesellschaft. In der heutigen, technologisierten Welt, die sich ständig neu erfindet und neue gesellschaftliche Entwicklungen schneller als je zuvor vorantreibt (durch Globalisierung, Migration, Technologisierung u.a.), entstehen auch stetig neue Bedürfnisse und Anforderungen an öffentliche Räume. Damit die Planung diesen dynamischen Bedürfnissen und Anforderungen gerecht wird, ist der Einbezug von Trend- und Entwicklungsforschung nötig. Eine beliebte Methode zur Trend- und Entwicklungsforschung ist die STEEP-Analyse. Diese geht von fünf Hauptreibern (Drivers of change) aus, die Veränderungen vorantreiben: · · · · ·
Gesellschaft Technologie Umwelt Wirtschaft Politik
Diese fünf Treiber und deren Entwicklungen (anschliessend Schlüsselfaktoren genannt) beeinflussen sich gegenseitig und schaffen so Veränderungen für den sozialen Kontext. Entsprechend entstehen neue Anforderungen und Bedürfnisse an den öffentlichen Raum. Das Ergebnis einer Recherche und eines anschliessenden Brainstormings über mögliche zukunftsrelevante Entwicklungen zum Projekt wurde in die fünf obengenannten Themenfelder des Steep-Models überführt (z. B. Technik: Die voranschreitende Medialisierung trägt zu mehr Angst und Furcht im öffentlichen Raum bei). Die eruierten Entwicklungen gelten als Schlüsselfaktoren.
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SCHRITT 3 | Evaluation der Schlüsselfaktoren
Step 1
Step 2
Step 3
Step 4
Step 5
Step 6
Step 7
Step 8
Step 9
Definition Ist-Zustand
Ziel
Evaluierung der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model)
Einteilung nach Gestaltbarkeit und Wirkung
Definition der Szenarien
Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext)
Zusammenführung und Festlegen der Nutzungsanforderungen
Design Direction
Evaluierung der Fachkompetenzen & Briefing
Szenario 1
Anforderungskatalog 1
Formulierung der DesignAnforderungen
Briefing des Planungsteams mit Fachkompetenzen zur Ausgestaltung, Projektierung, Umsetzung
· Projektkontext · Bedürfnisse und
(öffentliche) Rahmenbedingungen
Fragestellung für das strategische Design
S
T
E
E
P
· Problemstellung
Szenario 2 Szenario 3
Anforderungskatalog 2
Szenario 4
* STEEP = S = Sociological, T = Technological, E = Economical, E = Environmental, P = Politics (Drivers)
Abb. 58: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 3 Quelle: Privat
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
48
2.3 Evaluation der Schlüsselfaktoren für den Projektraum Die übergeordnete Frage zur Evaluation der Schlüsselfaktoren lautet: Welche Faktoren beeinflussen die Wahrnehmung und Nutzung des Projektraumes «Inseli-Park / Werftübergang» im Zeithorizont 2022? In einem Workshop mit 4 Personen wurden die Schlüsselfaktoren im STEEP-Kontext für den Inseli-Park & Werftübergang evaluiert. Die vier Personen, welche am Brainstorming teilgenommen haben, verfügen über unterschiedlichste berufliche Hintergründe und wurden frei ausgewählt. Teilnehmer des Brainstorming: · Dominik Batschelet, 1965, Zürich, Veranstalter «Nachtmarkt» und Fotograf · Sarah Washington, 1974, Zürich, Naturärztin · Harun Dogan Zürich, 1971, Zürich, Creative Director & Künstler · Der Autor, Christoph Wyer, 1977, Zürich, Designer
49
Die im Workshop erarbeitetenden Einflussfaktoren sind: Gesellschaft
Technologie
Wirtschaft
· Die Medialisierung führt zu mehr Unsicherheit, Angst und Furcht im öffentlichen Raum. · Die individuellen Anforderungen der urbanen Gesellschaft an den öffentlichen Raum nehmen zu. · Die prognostizierte Überalterung der Gesellschaft hat Auswirkungen auf den unmittelbaren sozialen Kontext. · Die kulturelle Durchmischung hält an. · Individuelle Anforderungen an den öffentlichen Raum steigen. · Es wird weniger geraucht. · Gesundheit wird in der Gesellschaft wichtiger. · Es wird mehr Sport im Stadtraum betrieben. · Kinder (und Erwachsene) sind ständig ortbar. · Stadträume werden zusehends autonomer/ unpersönlicher. · Arbeiten, Arbeitsorte und Arbeitszeiten werden flexibler. · Der Umgang in öffentlichen Räumen in der Gesellschaft ist rücksichtsloser. · Verknappung des Wohnraumes in der Stadt führt zu einer Teuerung
· Die elektronische Vernetzung nimmt weiter zu. · Neue Sicherheitstechnologien existieren. · Neue intelligente Oberflächenmaterialien werden vermehrt eingesetzt (vgl. Wyer 2010). · Permanente Verfügung von Informationen. (Medialisierung nimmt zu.) · Kleinere Entertainmentgeräte mit Beam- und Projektionsmöglichkeiten sind weit verbreitet - vorwiegend im urbanen Raum. · Die Welt wird virtueller. · Technik-Gadgets werden vermehrt für Aufgaben im öffentlichen Leben eingesetzt. · In urbanen Räumen werden vermehrt Autos mit Elektromotor eingesetzt. · Nach wie vor wird von der Gestaltungssprache her sehr einheitlich gebaut, mehr architektonischen Trends folgend als
· Nach wie vor eine stabile Wirtschaftslage · Aktive Tourismusförderung · Viele neue Berufsbilder entstehen. · Löhne stagnieren im Durchschnitt gegenüber 2010. · Tourismuszunahme
gegenüber 2010 von durchschnittlich 18%.
Bedürfnissen. ·
· Güter-Export stagniert. · Mehr Arbeitslose als 2010 · Anwendungen statischer Planungsmodelle (Architektur & Raumplanung) · Weiterbildung ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des Berufslebens. · Mehr vermögende Ausländer wohnen im Wirtschaftsraum Luzern.
Umwelt · Bewusster Umgang mit natürlichen Energie-Ressourcen · Verteuerung von Wasser, Öl und natürlichen Baustoffen. · Vermehrter Einsatz von erneuerbaren Energien im öffentlichen Raum und privat · Zunahme von Unwettern · Ein neues Konzept zur Verkehrsberuhigung ist seit 2018 in Betrieb. · Fast-Food-Verpackungen werden recyclingfreundlicher.
Politik · Sicherheitspolitische Stabilität · Wachstum des Bildungs- und Arbeitsangebots in der unmittelbaren Umgebung · Verdichtung des öffentlichen Raumes führt zu mehr Fragen interkultureller Auseinandersetzungen. · Kultur wird nach wie vor stark gefördert. · Auflagen für öffentliche Anlässe werden strenger - wegen sonstiger Überbeanspruchung.
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
2.4 Einteilung der Schlüsselfaktoren Die im vorhergehenden Arbeitsschritt eruierten Schlüsselfaktoren gilt es nun in ihrer Wirkungsstärke und in ihrem Gestaltungspotenzial neu einzuteilen (auf das zu bearbeitende Projekt bezogen; vgl. Abb. 68). Je höher die Wirkung und das Gestaltungspotenzial der Schlüsselfaktoren eingestuft werden, desto relevanter sind ihre Einflüsse auf das Projekt. Entsprechend bilden die höchst eingestuften Einflussfaktoren die Ausgangspunkte für die anschliessende Szenarienbildung.
50
51
SCHRITT 4 | Einteilung der Schlüsselfaktoren Step 1
Step 2
Step 3
Step 4
Step 5
Step 6
Step 7
Step 8
Step 9
Definition Ist-Zustand
Ziel
Evaluierung der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model)
Einteilung nach Gestaltbarkeit und Wirkung
Definition der Szenarien
Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext)
Zusammenführung und Festlegen der Nutzungsanforderungen
Design Direction
Evaluierung der Fachkompetenzen & Briefing
Szenario 1
Anforderungskatalog 1
Formulierung der DesignAnforderungen
Briefing des Planungsteams mit Fachkompetenzen zur Ausgestaltung, Projektierung, Umsetzung
· Projektkontext · Bedürfnisse und
(öffentliche) Rahmenbedingungen
Fragestellung für das strategische Design
S
T
E
E
P
Szenario 2
· Problemstellung
Anforderungskatalog 2
Szenario 3 Szenario 4
* STEEP = S = Sociological, T = Technological, E = Economical, E = Environmental, P = Politics (Drivers)
Abb. 59: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 4 Quelle: Privat (2010)
realtiv gering
GESTALTUNGSPOTENZIAL
relativ hoch
Abb. 60: Einteilung der Schlüsselfaktoren. Die horizontale Achse zeugt die Wirkungsstärke an, die vertikale Achse das Gestaltungspotenzial Quelle: Privat (2010)
relativ gering
WIRKUNGSSTÄRKE
relativ hoch
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
52
Einteilung der Schlüsselfaktoren für das Fallbeispiel Nachdem im vorhergehenden Schritt die Schlüsselfaktoren evaluiert wurden, werden diese nun nach ihrer Wirkungsstärke und ihrem Gestaltungspotenzial für das jeweilige Projekt eingeteilt.
GESTALTUNGSPOTENZIAL
relativ hoch
TourismusZunahme Einsatz neuartiger Sicherheitstechn. WiederverAnwendung statischer wertbaren unpersönlicher Planungsmodelle Verpackungen Stadträume Elektronische Vernetzung nimmt zu Bew. Umgang mit natürlichen Energie- Neue intelligente Ressourcen (Bau-)Materialien Sport & Freizeit im Stadtraum Tourismusförderung Zunahme Vermögender Ausländer
relativ gering
Einsatz von Elektro-Autos
Verdichtung der Städte / Wohnraum
Arbeitslosigkeit Mehr Touristen aus Indien und na. Osten
Sicherheitspolitische Stabilität
Abb. 61: Die evaluierten Schlüsselfaktoren verteilt nach Wirkungsstärke und Gestaltungspotenzial Quelle: Privat (2010)
Angst und Furcht im öffentl. Raum Sicherheit im öffentl. Raum Vermehrter Einsatz von elektronischen Helfer im öffentlichen Raum
Individualisierung der Bedürfnisse nimmt zu
Interkulturelle Konflikte Medialiserung Soziale Verwarlosung Durchmischung der Kulturen
Flexible Arbeitszeiten
Individuelle Anforderungen
Altersentwicklung
relativ gering
Bildungszunahme
Klimawandel führt zu mehr Umweltschäden
WIRKUNGSSTÄRKE
relativ hoch
Die Grafik zeigt, dass die zwei einflussreichsten Schlüsselfaktoren einerseits die grosse Zunahme des Tourismus und andererseits die grosse Zunahme von Studenten in der unittelbaren Nähe des Projektraums sind.
Hohe Zunahme
Tourismus Stadt Luzern
BILDUNGSUNGSMARKT LUZERN TOURISMUSWACHSTUM
Kein Wachsutm
Keine Zunahme
EDU Luzern
Starkes Wachstum
53
Abb. 62: Seenachtsfest 2008. Luzern pr채sentiert sich als attraktive Touristenstadt. Quelle: Fotojaps (2010)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
2.5 Definition der Szenarien Die relevantesten Schlüsselfaktoren bilden den Szenariokontext. In diesem werden mögliche Szenarien ausgehend von der Gestaltungsfrage gebildet. Die Abbildung (vgl. 64) zeigt eine Möglichkeit zur Einteilung der Szenarien. Die Achsen zeigen die mögliche Entwicklung der Schlüsselfaktoren. Mit nebenstehender (Beispiel-) Grafik lassen sich anschliessend vier Szenarienmöglichkeiten herleiten, die passend zu den Schlüsselfaktoren benannt werden. Wäre beispielsweise die Zunahme der Arbeitslosigkeit ein Schlüsselfaktor, könnte das Szenario «Arbeitslosen-Szenario» heissen und würde auf der Achse bei der Zunahmeseite positioniert werden.
54
55
SCHRITT 5 | Defintion der Szenarien
Step 1
Step 2
Step 3
Step 4
Step 5
Step 6
Step 7
Step 8
Step 9
Definition Ist-Zustand
Ziel
Evaluierung der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model)
Einteilung nach Gestaltbarkeit und Wirkung
Definition der Szenarien
Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext)
Zusammenführung und Festlegen der Nutzungsanforderungen
Design Direction
Evaluierung der Fachkompetenzen & Briefing
Szenario 1
Anforderungskatalog 1
Formulierung der DesignAnforderungen
Briefing des Planungsteams mit Fachkompetenzen zur Ausgestaltung, Projektierung, Umsetzung
· Projektkontext · Bedürfnisse und
(öffentliche) Rahmenbedingungen
Fragestellung für das strategische Design
S
T
E
E
P
Szenario 2
· Problemstellung
Szenario 3
Anforderungskatalog 2
Szenario 4
* STEEP = S = Sociological, T = Technological, E = Economical, E = Environmental, P = Politics (Drivers)
Jahr 2022
Szenario 1 (Schlüsselfaktor 1)
Unverändert
Entwicklung Schlüsselfaktor 1
Starke Zunahme
Szenario 3 (Schlüsselfaktor 3)
Starke Zunahme
Entwicklung Schlüsselfaktor 2
Szenario 4 (Schlüsselfaktor 4)
Szenario 2 (Schlüsselfaktor 2)
Unverändert
Abb. 64: Einteilung der Szenarien anhand der Schlüsselfaktoren und deren Entwicklungspotenzial Quelle: Privat (2010
Abb. 63: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 5 Quelle: Privat (2010)
2.0
Sport & Freizeit im Stadtraum
Verdichtung der Städte / Wohnraum
von elektronischen Helfer im öffentlichen Raum Interkulturelle
ANWENDUNG Konflikte ArbeitsTourismusAMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung Individualifür attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
Zunahme Vermögender Ausländer Einsatz von Elektro-Autos
relativ gering
Neue intelligente (Bau-)Materialien
förderung
Sicherheitspolitische Stabilität
losigkeit
Mehr Touristen aus Indien und na. Osten
sierung der Bedürfnisse nimmt zu
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Medialiserung Soziale Verwarlosung Durchmischung der Kulturen
Flexible Arbeitszeitenfür den Projektraum Individuelle Anforderungen Die Szenarienbildung «Inseli-Park / Werftübergang»
Altersentwicklung Klimawandel führt zu Entsprechend der Positionierung der Schlüsselfaktoren bezüglich ihres Wirkungs- und Gestaltungspotenzials sind die mehr Umweltschäden zwei einflussreichsten Schlüsselfaktoren für den Projektraum «Inseli-Park / Werftübergang» die Tourismusentwicklung (Zunahme) und die ebenfalls expandierende Bildungslandschaft der Stadt Luzern. Entsprechend heissen die relativ gering relativ hoch WIRKUNGSSTÄRKE beiden Fall-Szenarien: · Szenario 1 - Tourismus Stadt Luzern · Szenario 2 - EDU-Luzern (Bildungs-Stadt) Abb. 64: Festlegung der zwei Szenarien Tourismus Stadt Luzern und EDU-Luzern (Bildungszenario) Quelle: Pirvat (2010)
Hohe Zunahme
Tourismus Stadt Luzern
Kein Wachsutm
BILDUNGSUNGSMARKT LUZERN TOURISMUSWACHSTUM
GESTALTUNGSPOTENZIAL
natürlichen EnergieRessourcen
Keine Zunahme
EDU Luzern
Starkes Wachstum
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Abb. 65: Visualiserungsbeispiel des Tourimusszenarios: Seepromenade Luzern 2040 mit eingef채rbtem Turm als Kunstprojekt und Tourismusattraktion Quelle: Privat (2010)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
2.6 Ausarbeitung der Szenarien Für die definierten Szenarien werden nun, schriftlich oder bildnerisch, Abbildungen möglicher Entwicklungen geschaffen. Diese Abbildungen und Verknüpfungen der Schlüsselfaktoren zeigen mögliche, langfristige Veränderungen im projektbezogenen sozialen Kontext und damit verbundene (neue) Anforderungen auf. Die Szenarien und daraus resultierenden Trends/Gegentrends bilden die Grundlage für die erfolgreiche, bedürfnisgerechte und nachhaltige Planung öffentlicher Räume.
58
59
SCHRITT 6 | Ausarbeitung der Szenarien Step 1
Step 2
Step 3
Step 4
Step 5
Step 6
Step 7
Step 8
Step 9
Definition Ist-Zustand
Ziel
Evaluierung der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model)
Einteilung nach Gestaltbarkeit und Wirkung
Definition der Szenarien
Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext)
Zusammenführung und Festlegen der Nutzungsanforderungen
Design Direction
Evaluierung der Fachkompetenzen & Briefing
Szenario 1
Anforderungskatalog 1
Formulierung der DesignAnforderungen
Briefing des Planungsteams mit Fachkompetenzen zur Ausgestaltung, Projektierung, Umsetzung
· Projektkontext · Bedürfnisse und
(öffentliche) Rahmenbedingungen
Fragestellung für das strategische Design
S
T
E
E
P
· Problemstellung
Szenario 2 Szenario 3
Anforderungskatalog 2
Szenario 4
* STEEP = S = Sociological, T = Technological, E = Economical, E = Environmental, P = Politics (Drivers)
Abb. 66: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 6 Quelle: Privat (2010)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
60
Die beiden Szenarien wurden in einem weiteren Workshop erarbeitet, mit denselben Teilnehmern, die bereits bei der Ermittlung der Schlüsselfaktoren beteiligt waren. Die Schlussfolgerungen, Thesen und dadurch hergeleiteten Visionen basieren auf dem Wissen und der Erfahrung der Teilnehmer sowie einer Recherche mittels diverser Medien (-Kanäle) und fachspezifischen Online-Foren. Aufgrund der zeitlichen Limite wurden die Quellen nicht dokumentiert. Entsprechend sind diese nachfolgend erarbeiteten Szenarien nur exemplarischer Natur für dieses Fallbeispiel.
Szenario 1) EDU LUZERN 2022 Ausblick auf den Kontext des Projektraumes Inseli-Park & Werft 2022
Wirtschaft · Die Stadt Luzern erzielt dasselbe Bruttosozialprodukt wie 2010. · Der Tourismusumsatz legt gegenüber 2010 um 18% zu. · Tourismus schafft neue Stellen im Hotellerie-, Gastronomie- und Unterhaltungsbereich. · Der Wirtschaftsraum Luzern hat sich stark an Zürich und Zug angenähert und bildet in der internationalen Wahrnehmung noch stärker ein zusammengehörendes Konglomerat. · Die Stadt Luzern und Umgebung bieten nach wie vor in wenigen Branchen genügend Stellen für hoch qualifizierte Arbeitnehmer. · Die Immobilien-Situation reagiert auf die Zunahme von in Luzern wohnhaften Arbeitnehmern aus Zürich, Zug und Umgebung und entsprechend sind die Immobilienpreise gegenüber 2010 um ca. 17% gestiegen. · Die Arbeitslosenquote liegt bei 4.8%. · Die Privatpersonen geben ihr Geld bewusster aus. Politik · Die Stadtpolitik ist aufgrund der Tourismus- und Bildungsentwicklung im Vergleich zu 2010 liberaler geworden. · Bildung wird in der Stadt nach wie vor gross geschrieben und das Bildungsangebot hat sich stetig erweitert. · «Bezahlbarer Wohnraum in der Stadt Luzern» ist ein grosses Thema in der Bevölkerung. · Hohe Arbeitslosenquote ist Wahlkampfthema Nummer 1 nebst Investition in Tourismus, Infrastruktur und Bildung. · Aufgrund von wirtschaftlicher Stagnation, weltweit unsicherer Wirtschaftslage und politischen Machtveränderungen sind Mitte-/Rechtsparteien stärker als 2010. · Erste Frau wird Luzerner Stadträtin. Gesellschaft · Gegenüber 2010 leben 2022 17% mehr Menschen im Stadtraum Luzern, was zwangsläufig zu einer Verdichtung öffentlicher Räume und deren Nutzung führt. · Luzern hat seinen Ruf als attraktive Studentenstadt weiter ausgebaut und profitiert von der Dynamik, die die Studenten bezüglich Kultur und sozialem Geschehen erzeugen. · Luzern hat gegenüber heute einen Ausländerzuwachs von 11%. · Der Altersdurchschnitt der Stadtbevölkerung ist aufgrund von weniger Geburten und vielen Wegzügen von jungen, qualifizierten Berufsleuten innert 12 Jahren um 4 Jahre gestiegen. · Gegenüber 2010 nehmen 12% mehr Menschen in schweizerischen Städten psychologische Hilfe in Anspruch. · Gewalt (-übergriffe) in urbanen Räumen haben gegenüber 2010 um 18% zugenommen. · Nachhaltigkeit ist nach wie vor auf vielen Ebenen ein grosses Thema, doch aufgrund der stagnierenden Wirtschaftslage ist die Bevölkerung mehrheitlich mit anderen (privaten Investitions-) Problemen beschäftigt. Konkrete staatliche Anreizsysteme fehlen nach wie vor. · Die sich noch weiter stark entwickelnde Medialisierung führt im Jahr 2022 zu mehr Unsicherheit, Angst und Furcht. · Die Gesundheitskosten sind gestiegen. · Im Stadtraum wird mehr Sport betrieben
61
Umwelt · Die Stadt setzt vermehrt auf erneuerbare Energien wie Solar- und Windstrom. · Es existiert ein neues Konzept zur Verkehrsberuhigung. Entsprechend sind viele Quartierstrassen nachts gesperrt. · Öffentliche Parkplätze kosten gegenüber 2010 50% mehr, zu Gunsten von Klimaschutz und Verkehrsberuhigung. · Der Anteil an Eco-Antriebssystemen beim Individualverkehr auf Schweizer Strassen hat um 43% zugenommen. Die Anzahl zugelassener Fahrzeuge in dieser Zeit hat sich jedoch um 23% gegenüber 2010 gesteigert. Technologie · Verschiedene neue Alternativ-Energien existieren und versorgen auf natürliche Art und Weise ohne externe Stromquellen einen Grossteil der Stadtinfrastruktur. · Neu entwickelte (Bau- und Verpackungs-) Materialien helfen weiter, natürliche Ressourcen einzusparen. · Neuartige Sicherheits- und Kommunikationstechnologien sind im Einsatz. · Digitale Gimmicks der Gesellschaft erlauben vorgängiges Sondieren von allfälligen öffentlichen Angsträumen. · Jedermann ist jederzeit und überall ortbar. · Das öffentliche Leben und dessen Infrastruktur verfügen über diverse «kleine Helfer». · Die Medialisierung nimmt zu. Informationen werden an diversen «neuen» Orten angeboten (z. B. Displays im Zug/ Bus, «Drucksachen» mit dynamischem Content, Augmented Reality). · Die Gesellschaft nimmt vermehrt technische Hilfsmittel zur Gesundheitsprävention in Anspruch.
Abb. 67: Studenten bevölkern das Inseli. Ihre Anforderungen sind: Eine natürliche, einladende und zeitgerechte Raumplanung, ein kulinarisches Angebot, Sicherheit sowie Raum zum Lernen und Ruhen. Quelle: Pinkmelon (2009)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
62
Szenario 2) Touristen Stadt Luzern 2022 Wirtschaft
· Die Stadt Luzern erzielt im Vergleich zu 2010 ein Bruttosozialprodukt von +14%. · Der Tourismusumsatz legt gegenüber 2010 (661 Mio. CHF) um 35% zu. · Die Tourismusbranche gewinnt weiter an Gewicht, vor allem im Hotellerie- und Unterhaltungsbereich. · Der Wirtschaftsraum Luzern hat sich stark an Zürich und Zug angenähert und weitere wirtschaftliche Allianzen geschlossen. · In Gastronomie und Hotellerie herrscht ständiger Personalmangel. · Die Immobilienpreise sind gegenüber 2010 um ca. 20% gestiegen. Die Immobiliensituation reagiert auf die Zunahme von Arbeitnehmern aus Zürich, Zug und Umgebung, die nach Luzern ziehen. · Der Bahnhof Luzern (Railcity) hat einen Personendurchlaufzuwachs von + 80% gegenüber 2010. · Luzern betreibt nach wie vor starkes und aktives Standortmarketing. · Mehr reiche Ausländer sind im Raum Luzern wohnhaft. · Luzern ist eine Partnerstadt von Mumbai (Indien), Okinawa (Japan) & Sao Paolo (Brasilien). Politik
· Die Stadtpolitik ist gegenüber 2010 liberaler geworden, was auf die Tourismus- und Bildungsentwicklung zurückzuführen ist. · Dem Stadtrat gehören12% Muslime an. · Die Sicherheitsvorkehrungen im öffentlichen Raum sind gegenüber 2010 massiv – mit neuer Technik – verstärkt worden. · Starkes politisches Thema ist «die Stadt nahe am Kollaps» auf Grund der täglichen, von der Stadt kaum zu bewältigende Verkehrs- und Menschenflut im Zentrum. Der 2010 national noch nicht bewilligte Tiefbaubahnhof Luzern ist bereits in der ersten Bauphase. · Luzern überlegt sich, nach der Aufhebung 2014, die nächtliche Sperrstunde aufgrund verschiedenster negativer Vorkommnisse im öffentlichen Raum von 4-6 Uhr wieder einzuführen. · Homosexuelle Ehen dürfen ab 2022 auch in Luzern geschlossen werden. · Erste Frau wird Luzerner Stadträtin. Gesellschaft
· Luzern gilt als DIE Touristenattraktion. · Luzern hat gegenüber heute einen Ausländerzuwachs von +15%. · Der Altersdurchschnitt der Stadtbevölkerung ist aufgrund von weniger Geburten und vielen Wegzügen von jungen, qualifizierten Berufsleuten innerhalb von 12 Jahren um 4 Jahre gestiegen. · Gegenüber 2010 sprechen 16% mehr Schweizer in Städten englisch. · Übergriffe, vorwiegend in urbanen Räumen, haben gegenüber 2010 um 18% zugenommen. · Die Stadt Luzern versteht sich als «sustainable leader» und arbeitetet diesbezüglich an diversen Projekte mit. · Aufgrund der Vielzahl von Touristen in der Stadt wirkt die Gesellschaft multikulturell. Umwelt
· Die Stadt setzt vermehrt auf erneuerbare Energien wie Solar- und Windstrom. · Es existiert ein neues Konzept zur Verkehrsberuhigung. Entsprechend sind viele Quartierstrassen nachts gesperrt. · Öffentliche Parkplätze kosten gegenüber 2010 50% mehr, zu Gunsten von Klimaschutz und Verkehrsberuhigung. · Der Anteil an Eco-Antriebssystemen beim Individualverkehr auf Schweizer Strassen hat um 43% zugenommen. Die Anzahl zugelassener Fahrzeuge ist in dieser Zeit gegenüber 2010 um 23% gestiegen. · Da die intakte Umwelt das Kapital für die Tourismusbranche bildet, wird der Erhaltung der umliegenden Flora und Fauna mit diversen Schutzmassnahmen viel Gewicht geschenkt.
63
Technologie
· Verschiedene neue Alternativ-Energien existieren und versorgen auf natürliche Art und Weise ohne externe Stromquellen einen Grossteil der Stadtinfrastruktur. · Neu entwickelte (Bau- und Verpackungs-) Materialien helfen weiter, natürliche Ressourcen einzusparen. · Neuartige Sicherheitstechnologien sind im Einsatz. · Digitale Gimmicks der Gesellschaft erlauben vorgängiges Sondieren von allfälligen öffentlichen Angsträumen. · Jedermann ist jederzeit und überall ortbar. · Das öffentliche Leben und dessen Infrastruktur verfügen über diverse «kleine technische Helfer». · Die Medialisierung nimmt zu. Informationen werden an diversen «neuen» Orten angeboten (z. B. Displays im Zug/ Bus, «Drucksachen» mit dynamischem Content, Augmented Reality). · Die Gesellschaft nimmt vermehrt technische Hilfsmittel zur Gesundheitsprävention in Anspruch. · Informationen über Attraktionen, Lage, Unterhaltung, Unterkunft und weitere interessante Dienste werden den Touristen an diversen öffentlichen Orten mittels Displays und Projektionen angeboten. · Neue Sicherheitstechnologien werden eingesetzt, die es möglich machen, öffentliche Räume nicht nur zu überwachen, sondern mögliche Täter an Hand ihrer bionischen Daten (Aura, Mimik, Gestik, Duft) im Voraus zu identifizieren und allenfalls unschädlich zu machen.
Abb. 68: Touristen aus dem nahen und fernen Osten besuchen vermehrt die Leuchtenstadt und sind ein wichtiger Faktor für die Wirtschaft in der Stadt Luzern. Quelle: The Hindu online (2010)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
2.7 Zusammenführung und Festlegung der Nutzungsanforderungen aus den Szenarien Die Anforderungskataloge der beiden Szenarien werden nun miteinander abgeglichen und bezüglich ihrer Relevanz für das bearbeitete Projekt verglichen. Aus diesem Prozess resultiert eine Robuststrategie: Eine Vision, die auf der Recherche, dem kollektiven Glauben an kommende Veränderungen und auf der faktisch belegbaren Entwicklung des zu bearbeitenden sozialen Kontexts basiert. Diese Vision dient als Wegleitung für eine nachhaltige, bedürfnisgerechte und somit für alle Anspruchsgruppen befriedigende strategische Designlösung. Eine Robuststrategie stellt nicht ein unendlich gültiges Leitmodell dar, sondern dient lediglich als Basis für eine langfristige Strategie. Auch die erarbeitete Robuststrategie ist einem dynamischen Prozess unterworfen und muss ständig weiterverfolgt und -entwickelt werden.
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Schritt 7 | Zusammenführung und Festlegung der Nutzungsanforderungen aus den Szenarien Step 1
Step 2
Step 3
Step 4
Step 5
Step 6
Step 7
Step 8
Step 9
Definition Ist-Zustand
Ziel
Evaluierung der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model)
Einteilung nach Gestaltbarkeit und Wirkung
Definition der Szenarien
Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext)
Zusammenführung und Festlegen der Nutzungsanforderungen
Design Direction
Evaluierung der Fachkompetenzen & Briefing
Szenario 1
Anforderungskatalog 1
Formulierung der DesignAnforderungen
Briefing des Planungsteams mit Fachkompetenzen zur Ausgestaltung, Projektierung, Umsetzung
· Projektkontext · Bedürfnisse und
(öffentliche) Rahmenbedingungen
Fragestellung für das strategische Design
S
T
E
E
P
Szenario 2
· Problemstellung
Anforderungskatalog 2
Szenario 3 Szenario 4
* STEEP = S = Sociological, T = Technological, E = Economical, E = Environmental, P = Politics (Drivers)
Abb. 69: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 7 Quelle: Privat (2010)
Beispiele von «neuen» Rahmenbedingungen und Nutzungsbedürfnissen. Werbeverbot in Sao Paolo (BR), Party-Meile, Golfplätze auf Hausdächern.
Abb. 70: Sao Paolo (Brasilien) erlaubt in grossen Teilen der Stadt keine Aussenwerbungen mehr. Quelle: Flickr.com (2010)
Abb. 71: Party-Meile Langstrasse Zürich. Quelle: Privat (2009)
Abb. 72: Auf den Dächern wäre viel Raum für neue Nutzungsmöglichkeiten - wie hier American Express für ein Werbeaktion beweist. Quelle: American Express (2009)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Zusammenführung der Szenarien Nachfolgend die Zusammenführung der beiden Szenarien, aufgeteilt in die fünf Themenbereich der STEEPAnalyse: Wirtschaft · Der Stadt geht es im europäischen Vergleich gut und sie hat das Bruttosozialprodukt gegenüber 2010 um 10% gesteigert. · Der Tourismusumsatz legt gegenüber 2010 um 25% zu. · Die Tourismusbranche gewinnt weiter an Gewicht vor allem im Hotellerie-, Gastronomie- und Unterhaltungsbereich. · Der Wirtschaftsraum Luzern hat sich stark an Zürich und Zug angenähert und weitere wirtschaftliche Allianzen geschlossen. · In der Gastronomie und Hotellerie herrscht ständiger Personalmangel. · Die Immobilienpreise sind gegenüber 2010 um ca. 15% gestiegen. Die Immobiliensituation reagiert auf die Zunahme von Arbeitnehmern aus Zürich, Zug und Umgebung, die nach Luzern ziehen. · Der Bahnhof Luzern (Railcity) hat einen Personendurchlaufzuwachs von + 60% gegenüber 2010. · Es wird nach wie vor starkes und aktives Standortmarketing betrieben. · Mehr reiche Ausländer sind im Raum Luzern wohnhaft. · Luzern wird eine Partnerstadt von Okinawa (Japan). Politik · Die Stadtpolitik ist gegenüber 2010 grünliberaler geworden, was auf die Tourismus- und Bildungsentwicklung zurück zu führen ist. · Dem Stadtrat gehören 8 % Muslime an. · Die Sicherheitsvorkehrungen im öffentlichen Raum sind gegenüber 2010 mit neuer Technik verstärkt worden. · Grosses politisches Thema ist «die Stadt nahe am Kollaps» auf Grund der täglichen, von der Stadt kaum zu bewältigende Verkehrs- und Menschenflut im Zentrum. Der Tiefbaubahnhof ist bereits in der ersten Bauphase. · Luzern überlegt sich, nach der Aufhebung 2014, die nächtliche Sperrstunde auf Grund verschiedenster negativer Vorkommnisse von 4-6 Uhr wieder einzuführen. · Homosexuelle Ehen dürfen ab 2022 auch in Luzern geschlossen werden. · 2022 wird die erste Frau Luzerner Stadträtin. Gesellschaft · Die Stadt Luzern hat ihren Ruf als attraktive Studentenstadt weiter ausgebaut und profitiert von der Dynamik, die die Studenten im Kultur- und Sozial-Geschehen erzeugen. · Luzern hat gegenüber heute einen Ausländerzuwachs von +10%. · Der Altersdurchschnitt der Stadtbevölkerung ist auf Grund von weniger Geburten und vielen Wegzügen von jungen, qualifizierten Berufsleuten innerhalb von 12 Jahren um 3 Jahre gestiegen. · Gegenüber 2010 sprechen 12% mehr Schweizer in Städten englisch. · Übergriffe, vorwiegend in urbanen Räumen, haben gegenüber 2010 um 15% zugenommen. · Die Stadt Luzern versteht sich als «sustainable leader» und arbeitet diesbezüglich an diversen Projekten. · Auf Grund der Vielzahl von Touristen in der Stadt wirkt die Gesellschaft multikulturell. · Der Stellenewert der Themen Nachaltigkeit und bedürfnisgerechtes Design ist gegenüber 2010 stark gestiegen.
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Umwelt · Die Stadt setzt vermehrt auf erneuerbare Energien wie Solar- und Windstrom sowie neuere Technologien. · Es existiert ein neues Konzept zur Verkehrsberuhigung in der Stadt. Entsprechend sind viele Quartierstrassen nachts für den Verkehr gesperrt. · Öffentliche Parkplätze kosten gegenüber 2010 50% mehr, zu Gunsten von Klimaschutz und Verkehrsberuhigung. · Der Anteil an Eco-Antriebssystemen beim Individualverkehr auf Schweizer Strassen hat um 30% zugenommen. Die Anzahl zugelassener Fahrzeuge ist in dieser Zeit jedoch um 18% gegenüber 2010 gestiegen. · Da die intakte Umwelt das Kapital für die Tourismusbranche bildet, wird der Erhaltung der umliegenden Flora und Fauna mit diversen Schutzmassnahmen viel Bedeutung geschenkt. Technologie · Verschiedene, neue Alternativ-Energien existieren und versorgen auf natürliche Art und Weise ohne externe Stromquellen einen Grossteil der öffentlichen und privaten Stadtinfrastruktur. · Neu entwickelte (Bau- und Verpackungs-) Materialien helfen weiter, natürliche Ressourcen einzusparen. · Neuartige Sicherheitstechnologien sind im Einsatz in öffentlichen Räumen. · Digitale Gimmicks der Gesellschaft erlauben vorgängiges Sondieren von allfälligen öffentlichen Angsträumen. · Jedermann ist jederzeit und überall ortbar. · Das öffentliche Leben und seine Infrastruktur verfügen über diverse «kleine technische Helfer». · Die Medialisierung nimmt zu. Informationen werden an diversen «neuen» Orten angeboten (z. B. Displays im Zug/Bus, «Drucksachen» mit dynamischem Content, Augmented Reality, Hologramme und Projektionen). · Die Gesellschaft nimmt vermehrt technische Hilfsmittel zur Gesundheitsprävention in Anspruch. · Neue Sicherheitstechnologien werden eingesetzt, die es möglich machen, öffentliche Räume nicht nur zu überwachen, sondern mögliche Täter anhand ihrer bionischen Daten (Aura, Mimik, Gestik, Duft) im Voraus zu identifizieren und allenfalls unschädlich zu machen. · Informationen über Attraktionen, Lage, Unterhaltung, Unterkunft und weitere interessante Dienste werden Touristen vielerorts mittels Displays und Projektionen angeboten.
Zusammenfassung Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich der Projektraum auf eine noch regere Nutzung einstellen muss. Dies vor allem aufgrund des stetig wachsenden sozialen Kontexts und den daraus resultierenden Einflüssen. Dazu tragen vor allem die Wachstumsprognosen der nahen Bildungsinstitute (Universität, Hochschule, Kantonsschule), die konstante Erhöhung des Personendurchlaufs des Bahnhofs (in den letzten 10 Jahren + 100%!) sowie die absehbare Mehrnutzung des KKLs gegenüber heute bei. Der sich weiter verdichtende öffentliche Raum wird noch intensiver von mehreren Anspruchsgruppen beansprucht werden (Sport, Kultur, Touristen, Anwohner). Die kulturelle Durchmischung hat im Projektraum markant zugenommen und führt zu einer internationalen Stimmung. Die Benutzer des Projektraums sind morgens vor allem Sportler und junge Familien, mittags Studenten, Arbeiter und Touristen, nachmittags Touristen und Familien und abends unternehmungslustige Studenten, Anwohner und Touristen. Kultur wird in Luzern noch immer gross geschrieben und breit gefördert. Durch die konstante Zunahme an Studenten ist eine lebendige Kunst- und Kulturszene entstanden. Die Sicherheit und das Image des Projektraums haben sich aufgrund diverser Massnahmen positiv entwickelt. Neben der Sicherheit durch die Kontrolle des natürlichen sozialen Kontexts (Besucher und Restaurantbetreiber) wird der Projektraum konstant mittels neuster Technik überwacht. Des Weiteren wurde ein neues Wegleitungssystem und ein neues Lichtkonzept in Betrieb genommen, was nicht nur zu einer wahrnehmbaren Verbesserung der Atmosphäre beigetragen, sondern auch das Sicherheitsgefühl der Besucher stark verbessert hat. Das 2020 neu entstandene Restaurant prägt den sozialen Kontext und trägt damit seinen wesentlichen Anteil zur natürlichen Kontrolle des öffentlichen Raumes bei. All dies hat in den letzten Jahren zu einem starken Imagegewinn des Projektraums geführt, welcher heute, 2022, als eine der Sehenswürdigkeiten von Luzern gilt und zum Hotspot avanciert ist. Nicht nur der «Panorama Park am Inseli», sondern auch die «Energie-Brücke» sorgen international für Aufsehen durch ihre visionäre Gestaltung und einmalige Lage inmitten dieses wunderschönen Naturpanoramas.
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Die Anforderungskataloge der beiden Szenarien Bei der Zusammenführung der beiden Szenarien zeigt sich, dass in diesem Beispiel die Schlüsselfaktoren sich sehr ähnlich zu (Un-) Gunsten des Projektraumes entwickeln. Das heisst einerseits, dass die eruierten Schlüsselfaktoren einen glaubwürdigen, möglichen Entwicklungshorizont bilden. Andererseits ergibt sich ein Anforderungskatalog:
Anforderungskatalog Szenario «EDU-Luzern» Kommunikation & Image Der Park gehört zum Alltag der Studenten und wird als Bestandteil des Studentenlebens wahrgenommen. Studenten pflegen einen eigenen, dynamischen Lifestyle. Entsprechend sollte auch das Image und die Kommunikation ihres «Pausenplatzes und Treffpunktes» dem gerecht werden. Das heisst, dass die Kommunikation glaubwürdig und zeitgerecht sein muss. Sie darf Witz enthalten und mit den Klischees spielen. Ein authentisches Image trägt zu einer (positiven) Identifikation des Projektraums bei den Studenten bei; dies wiederum hilft, dass dem Inseli Sorge getragen und ihm mit Respekt begegnet wird. Nutzungskonzept Die Studenten führen ein dynamisches Alltagsleben. Die Pflichtstunden sind jeden Tag anders verteilt. Entsprechend variieren ihre Nutzungszeiten des Inseli-Parks und somit zum Teil auch ihre Bedürfnisse. Mal ist der Student früh morgens vor Ort auf einen Kaffee, ein anderes Mal spätabends auf das Feierabendbier und dazwischen gönnt er sich ab und an ein kurzes Bad im See oder liegt in der Pause ruhend auf der Wiese. Das bedeutet, dass der Inseli-Park von frühmorgens bis spätabends mit unterschiedlichsten Absichten (Lernen, Erholen, Baden, Pausennutzung, Sport, u.a.) genutzt wird und dafür ein flexibles Angebot notwendig ist. Das gut kommunizierte und klare Nutzungskonzept schützt vor (negativen) Fremdnutzungen durch unbeliebte Personen (Süchtige, Randständige u.a.). Raumplanung Die Raumplanung (Raumsoziologie) muss den komplexen Anforderungen der verschiedenen (Studenten-) Bedürfnissen gerecht werden. Einerseits in der Architektur und Gestaltungssprache und andererseits im materiellen Kontext der Umgebung. Die «Raumsprache» für die Studenten muss multifunktional (siehe Nutzungskonzept), optisch ansprechend und einladend sein. Das heisst, dass möglichst auf statische, nichtfunktionale Einrichtungen verzichtet werden sollte. Sicherheit Studenten lieben Freiräume. Sie bevorzugen eine natürliche Kontrolle durch den sozialen Kontext gegenüber dem durch die Polizei. Atmosphäre Studenten sind gesellig und austauschfreudig. Das heisst, sie wollen eine offene, freundliche und vor allem natürliche Atmosphäre. Eine Atmosphäre, die gleichzeitig anregend und beruhigend wirkt und die somit indirekt ein gutes Sicherheitsgefühl vermittelt. Orientierung (Wegleitung) Da Studenten den Inseli-Park in der Regel nicht einmalig besuchen und dieser nicht gross ist, ist die Wegleitung diesbezüglich weniger wichtig. Wichtig jedoch ist in diesem Zusammenhang die Informationsverteilung bezüglich der Nutzungsmöglichkeiten und Verbote. Bewirtschaftung Wie die Anforderungen gezeigt haben, ist eine ganztägige Bewirtschaftung eine Notwendigkeit und Chance für den Inseli-Park. Sie sorgt für eine natürliche Kontrolle, Vermeidung von Angst und Furcht durch den sozialen Kontext.
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Anforderungskatalog Szenario «Tourismus Stadt Luzern» Kommunikation & Image Touristen sind nicht ortskundig und neugierig. Entsprechend ist jegliche Art von Information über ihren (aktuellen) Standort für sie wertvoll. Der Tourist ist auf der Suche nach Attraktionen und er will, dass er darauf aufmerksam gemacht wird, da sie sich ihm, dem Fremden, möglicherweise nicht sofort erschliessen. Die grösste Anzahl der Touristen in Luzern ist der englischen Sprache mächtig (auf welchem Level auch immer) und erwartet zumindest Ortsinformationen in dieser Sprache. Die Kommunikation eines öffentlichen Raumes ist für Touristen ein entscheidender Faktor in der Besuchsmotivation. Nutzungskonzept Der Tourist sucht weniger den direkten Nutzen als viel eher eine neue Entdeckung oder Erfahrung. Trifft er dies in einem öffentlichen Raum an, ist er geneigt, sich Zeit zu nehmen und sich dem Neuen zu widmen. Natürlich am liebsten in einer Umgebung, die ihm eine angenehme Rast erlaubt und im optimalen Fall die Möglichkeit bietet, sich kulinarisch zu verköstigen. Raumplanung Touristen lieben das neue, andere, besondere (Raum-) Erlebnis. Sei dies von natürlicher Schöpfung oder durch eine bewusste, gestalterisch-räumliche Inszenierung. Man reist, um Neues zu sehen und zu entdecken. Kann der Tourist den öffentlichen Raum in seiner Gestaltung und Nutzungszuweisung schnell erfassen, trägt das auch zur Motivation eines Besuchs bei, da er weiss, worauf er sich einlässt (Stärkung des Sicherheitsgefühls). Entsprechend ist der Einsatz von international verständlichen Symbolen zur Wegleitung eine weitere Anforderung an den öffentlichen Raum. Sicherheit Für Touristen und Reisende ist Sicherheit ein wichtiges Gut. Ein Tourist will sich sicher fühlen. Nebst seiner eigenen Sicherheitstechnik in Form von Taser-Handys oder Augmented Reality-Lösungen (Wyer 2010) helfen dem Touristen eine gute Wegleitung, eine freundliche und attraktive Raumgestaltung und Atmosphäre sowie die Präsenz von Sicherheitsmassnahmen wie Polizeipatrouillen, Videokameras und Drohnen im öffentlichen Dienst. Atmosphäre Touristen wünschen sich eine freundliche Atmosphäre, bestehend aus gutem Wetter, freundlichen Leuten, Sauberkeit, landschaftlicher Schönheit und einem guten Sicherheitsgefühl. Orientierung (Wegleitung) Eine gute Wegleitung zur Orientierung ist für Touristen ein wichtiger Faktor für ein gutes Sicherheitsgefühl (zur Vermeidung von Angst und Furcht) an neuen Orten. Das Wegleitungssystem ist das erste Kommunikationsmittel, woran sich ein Tourist in der Regel vor Ort orientiert - und entsprechend über einen allfälligen Besuch entscheidet. Z. B.: Steht der Tourist an einer Kreuzung und nur eine Richtung ist klar beschrieben, wird er davon ausgehen, dass diese Signalisation zum relevantesten Ort führen wird. Bewirtschaftung An attraktiven Orten (wie dem Inseli-Park) hat der Tourist meist das Bedürfnis zu verweilen, zu geniessen und sich zu verköstigen. Eine attraktive Bewirtschaftung in räumlicher oder kulinarischer Form ist auf jeden Fall erwünscht.
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ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
2.8 Design Direction Mit der Klärung der jetzigen und möglichen zukünftigen Anforderungen und der Formulierung der Problemstellung ist die Grundlage für die Erarbeitung der Designstrategie gelegt. Entsprechend liegt der Fokus der gestalterischen Leitstrategie auf zwei Punkten: 1. Die Bedürfnisse des sozialen Kontexts (heute und morgen) - Wer sind die Nutzer & Besucher? - Was sind Realbedürfnisse? - Was ist die Motivation des Besuchs? - Was wären Gründe für (k)einen möglichen Besuch? - Wie und wodurch könnte eine Veränderung des sozialen Kontexts eintreten? 2. Ein bewusster Umgang mit den Einflussfaktoren, die Angst und Furcht im öffentlichen Raum begünstigen - Ist ein Nutzungskonzept vorhanden? Wie sind die Wahrnehmung und die effektive Nutzung? - Wie ist das Image des Raumes und wie wird dieses gepflegt? - Wie ist das Sicherheitsempfinden? - Ist die Raumgestaltung attraktiv und erfüllen die eingesetzten Materialien, Formen und Farben ihren Zweck? - Wie wirkt die Atmosphäre des Raumes (Littering, Lärm, Licht, u.a.) - Ist der Raum übersichtlich (Sichtbezüge)? Wie ist die Wegleitung geregelt (Signaletik)? Diese Fragen im Mittelpunkt der Designstrategie sorgen dafür, dass der Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt der Aufgabe stehen und dass so entsprechend anforderungsgerechte und zukunftsgerichtete Designlösungen entstehen.
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71
SCHRITT 1 | Design Direction Step 1
Step 2
Step 3
Step 4
Step 5
Step 6
Step 7
Step 8
Step 9
Definition Ist-Zustand
Ziel
Evaluierung der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model)
Einteilung nach Gestaltbarkeit und Wirkung
Definition der Szenarien
Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext)
Zusammenführung und Festlegen der Nutzungsanforderungen
Design Direction
Evaluierung der Fachkompetenzen & Briefing
Szenario 1
Anforderungskatalog 1
Formulierung der DesignAnforderungen
Briefing des Planungsteams mit Fachkompetenzen zur Ausgestaltung, Projektierung, Umsetzung
· Projektkontext · Bedürfnisse und
(öffentliche) Rahmenbedingungen
Fragestellung für das strategische Design
S
T
E
E
P
Szenario 2
· Problemstellung
Szenario 3
Anforderungskatalog 2
Szenario 4
* STEEP = S = Sociological, T = Technological, E = Economical, E = Environmental, P = Politics (Drivers)
Abb. 73: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 8 Quelle: Privat (2010)
Abb. 74: Zufriedene Besucher sorgen für Freude und eine natürliche soziale Kontrolle im öffentlichen Raum. Jeder zufriedene Besucher ist Gratiswerbung für den Platz und trägt zu dessen positivem und attraktivem Image bei. Quelle: Privat
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ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Die Design-Direction für das Fallbeispiel Kommunikation & Image Das Image des Inseli-Parks wird vorwiegend in zwei Zusammenhänge gebracht: Einerseits als Standort der Luzerner Mäss und andererseits in Folge der negativen Fremdnutzungen (z. B. Homosexuellen-Treff im öffentlichen WC) als Unort/Angstraum. Ein Kommunikationskonzept für diesen von der Lage her einmaligen Ort in Luzern ist nicht vorhanden. Daher gilt es eine klare (räumliche) Identität zu schaffen. Ein öffentlicher Raum sollte wie ein Produkt verstanden werden, welcher in einem Markt (Stadtraum) zu bestehen hat. Entsprechend wichtig ist für einen öffentlichen Raum sein Image, welches seine Werte und seine Funktion an die Adressaten wie gewünscht (international) vermittelt. Das Image kann durch eine stringente und glaubwürdige Kommunikation gesteuert werden. Das Kommunikationskonzept ist ein zentrales Element zur Vermeidung von Angst und Furcht bereits im Ansatz. Es wirkt der Gefahr von unbeliebten Fremdnutzungen entgegen. Die Aufgaben der Kommunikation sind folglich: · Formulierung und Visualisierung der Vision · Ausarbeitung einer Kommunikationsstrategie (Stichwort: Studenten versus Facebook) · Kreation eines attraktiven, international verständlichen Images · Erarbeitung eines gut ersichtlichen Signalisations- und Branding-Konzepts · Bereitstellen von Informationen über den Raum (Geschichte, Vorzüge, Besonderheiten) vor Ort
Nutzungskonzept Die grössten Schwachstellen bezüglich der Entstehung von Angst und Furcht im Projektraum sind das mangelhafte respektive ungenügende und nicht wahrnehmbare Nutzungskonzept (betrifft das Inseli) sowie die schlechte Wegleitung und die dunklen, schlecht einsehbaren Nischen. Entsprechend gilt es bei der strategischen Planung, klar ersichtliche Verhältnisse zwischen Raum, Nutzen und dem Besucher zu schaffen. Das Nutzungskonzept sorgt für die Akzeptanz eines öffentlichen Raumes im sozialen Kontext. Mit dem Nutzungskonzept und dem (positiven wie negativen) Umgang damit wird in der Allgemeinheit das Image gebildet. Das heisst, je attraktiver ein öffentlicher Raum für die Nutzer und Besucher ist, desto mehr Mehrwert und Freude bei allen Beteiligten generiert er und desto weniger besteht die Entstehung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum (Angstraum). Im Fallbeispiel heisst das, dass ähnliche Bedürfnisse bezüglich der Nutzung zu befriedigen sind, um den Anforderungen der verschiedenen Anspruchsgruppen bestmöglich gerecht zu werden. Die Hauptansprüche sind: · Ruhe- und Naherholungsraum (Pausenplatz) · Verpflegungsmöglichkeit · Sicherheit · Attraktives Image · Kulturelle, festliche Anlässe Die Touristen wünschen sich zusätzlich das Vorhandensein einer (infrastrukturellen) Attraktion (z. B. Einblick in die Werft) oder das Vorhandensein einer Sehenswürdigkeit.
Raumplanung Im Zentrum der Aufgabe der Raumgestaltung stehen die Nutzer. Ausgehend von deren Bedürfnissen und den räumlichen Gegebenheiten wird als Erstes die Raumsoziologie erstellt. Anschliessend werden mögliche Farbanwendungen und einzusetzende Materialien evaluiert und mit den Vorlieben und Anforderungen der Nutzer und Besucher auf den natürlichen (materiellen) Kontext abgestimmt. Ziel der Raumplanung muss sein, eine gestalterische Sprache zu entwickeln, die einerseits der Dynamik der Besucher und deren Anforderungen gerecht wird und andererseits die architektonischen Eingriffe mit vorhandenen Gegebenheiten natürlich vereint (See, Bäume, Gras, Werft). Das heisst, der Park sollte in seiner Natürlichkeit nur wenig verändert werden. Und falls doch, dann vorwiegend zu funktionalen Zwecken, um beispielsweise bessere Sichtbezüge zu schaffen oder eine optimalere Nutzung durch die Besucher zu erreichen (Uferzone).
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Der Werftübergang jedoch darf neu angedacht werden. Mit seiner Funktion als Seeübergang, der Panorama-Lage und der Möglichkeit, einen Einblick in den Werftbetrieb zu erhalten, ist die Werftbrücke eigentlich ein versteckter und auf Grund der unattraktiven Gestaltung verhinderter Hotspot und Eyecatcher am Seeufer. Bei der Neugestaltung sollte mit der Vorstellung gearbeitet werden, dieses versteckte Potenzial des Werftübergangs zu nutzen.
Sicherheit Vor allem tagsüber ist für eine angenehme soziale Kontrolle durch das belebte Restaurant gesorgt. Damit der InseliPark auch abends und nachts als sicher gilt, werden folgende Massnahmen in Betracht gezogen und in das Design mit einfliessen: · Videoüberwachung · «Notfall-Pusher» sind an den Eingängen vorhanden · Polizei und Unterhaltsmitarbeiter zeigen in regelmässigen Abständen Präsenz vor Ort · Beachten von guten Sichtbezügen in der Raumgestaltung · Effizientes, atmosphärisches, wünschenswertes Lichtkonzept (Stichwort indirekte Beleuchtung) für eine ganzheitlich angenehme Beleuchtung des kompletten Parks
Atmosphäre Die Atmosphäre im Projektraum ist stark wetterabhängig. Bei schönem Wetter lässt das Panorama auf den See und die Berge (fast) alle dysfunktionalen Schwachstellen des Angstraumes vergessen. Bei weniger schönem Wetter und vor allem bei Dunkelheit kommen die atmosphärischen Schwachstellen spürbar zur Geltung. Wie die meisten anderen Faktoren auch, besteht die räumliche Atmosphäre aus einer Vielzahl sich gegenseitig beeinflussender Faktoren (Wetter, Tag/Nacht, Littering, u.a.) und kann entsprechend nicht als Einzelfaktor alle anderen negativen Einflussfaktoren eliminieren. In der Disziplin der Inszenierung (Theater, Film) sind die wichtigsten Einflussfaktoren, die atmosphärisch bewusst gesteuert werden: Licht, Geruch und die Akustik. Entsprechend sollte auf die Gestaltung und Beeinflussung dieser Faktoren durch die anderen Massnahmen im Gesamtkontext des Projektes stark Rücksicht genommen werden.
Orientierung (Wegleitung) Durch die grosse Rasenfläche ist die Orientierung innerhalb des Inseli-Parks sehr gut. Bei dessen Ein- und Austritt jedoch, vor allem auf der Werftseite, ist (für Fremde) nicht ersichtlich, wohin die Wege führen (vor allem als Tourist; vgl. Atmosphäre). Dies ist einerseits auf die schlechten Sichtbezüge der hohen Gebäude im Umfeld und andererseits auf ein mangelndes Wegleitungssystem zurückzuführen. Es gilt also, insbesondere den Touristen mehr Informationen über und zur Lage des Projektraums anzubieten. Wie mit dem Werftübergang zu verfahren ist, wird im vorherigen Abschnitt Raumplanung behandelt (vgl. Raumplanung).
Bewirtschaftung Die Zusammensetzung der Bewirtschaftungsparteien kann einen entscheidenden Einfluss auf den sozialen Kontext respektive dessen (wünschenswerter) Zusammensetzung haben. Die beiden Hauptanspruchsgruppen (Studenten und Touristen) schätzen eine unkomplizierte, natürliche und serviceorientierte Betreiberschaft. Das heisst für die Bewirtschaftung, dass der soziale Kontext durchaus auch miteinbezogen werden darf. Z. B. Quartiergenossenschaft als Betriebsleitung des neuen Restaurants in Zusammenarbeit mit der anliegenden Universität. Je natürlicher, bedürfnisgerechter und somit beliebter die Umsetzung der Bewirtschaftung erfolgt, desto mehr entsteht eine bessere, natürliche soziale Kontrolle. Dies trägt zu einem guten Sicherheitsgefühl der Besucher und zu einer Aufwertung des Projektraums und des Images bei.
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
2.9 Evaluation der Fachkompetenzen & Briefing Nachdem mit den vorhergehenden Punkten alle Fragen bezüglich Ausgangslage, aktuellen und zukünftigen Rahmenbedingungen und Bedürfnissen evaluiert worden sind, ist nun auch festzustellen, welche Fachdisziplinen benötigt werden, um ein den komplexen Anforderungen entsprechendes Planungsteam zusammenzustellen. Das in Punkt 2.5 erarbeitete Leitszenario zeigt diverse relevante Faktoren bezüglich zukünftiger Veränderungen und deren Einflüsse auf das hier zu bearbeitende Projekt. Entsprechend lässt sich eruieren, welche Fachdisziplinen diesen Fragen am besten gewachsen sind. Die zentralen Themenfelder (Abb. 79) bei der Planung öffentlicher Räume sind: · Raumplanung / Design · Kommunikation · Sicherheit · Atmosphäre · Orientierung (Wegleitung) · Bewirtschaftung Aus den in diesen Themenfeldern eruierten Fachdisziplinen werden nun zwei Gruppen gebildet. Gruppe 1 dient der Strategiefindung und der Überwachung des Projekts. Die zweite Gruppe ist für die Umsetzung zuständig. Die Vorgehensweise, mit zwei Gruppen zu arbeiten, hat den Vorteil, dass nicht persönliche Präferenzen einzelner Planungsmitglieder zuungunsten des Projekts überhandnehmen und so allenfalls das Projekt negativ respektive nicht bedürfnis- und anforderungsgerecht prägen. Des Weiteren trägt dieses Vorgehen dazu bei, dass der Austausch verschiedenster Disziplinen gefördert wird, was wiederum das interdisziplinäre Fachwissen vorantreibt.
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SCHRITT 9 | Evaluering der Fachkompetenzen & Briefing
Step 1
Step 2
Step 3
Step 4
Step 5
Step 6
Step 7
Step 8
Step 9
Definition Ist-Zustand
Ziel
Evaluierung der Schlüsselfaktoren (STEEP-Model)
Einteilung nach Gestaltbarkeit und Wirkung
Definition der Szenarien
Ausarbeitung der Szenarien (Systemkontext)
Zusammenführung und Festlegen der Nutzungsanforderungen
Design Direction
Evaluierung der Fachkompetenzen & Briefing
Szenario 1
Anforderungskatalog 1
Formulierung der DesignAnforderungen
Briefing des Planungsteams mit Fachkompetenzen zur Ausgestaltung, Projektierung, Umsetzung
· Projektkontext · Bedürfnisse und
(öffentliche) Rahmenbedingungen
Fragestellung für das strategische Design
S
T
E
E
P
Szenario 2
· Problemstellung
Anforderungskatalog 2
Szenario 3 Szenario 4
* STEEP = S = Sociological, T = Technological, E = Economical, E = Environmental, P = Politics (Drivers)
Abb. 78: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 9 Quelle: Privat (2010)
Die untenstehende Grafik veranschaulicht, welche Disziplinen bezüglich verschiedener Know-hows welche Relevanz aufweisen. Die Grafik zeigt Stärken und Schwächen von Disziplinen bezüglich des Gesamtkontexts. Entsprechend wichtig ist es, nicht nur die richtigen Experten zu definieren, sondern auch vom ersten Moment an in den Planungsprozess einzubeziehen. Wenn einzelne Disziplinen zu einem späteren Zeitpunkt hinzugezogen und vor vollendete Tatsachen gestellt werden, dann bringt auch die grösste Interdisziplinarität wenig. Funktionsweise der Grafik Bewertung: 5 Sehr relevant / 1 Keine Relevanz. Die linke Spalte zeigt die Fachdisziplinen, welche für die Planung öffentlicher Räume infrage kommen. Die untere (grüne) Reihe zeigt die Einflussfaktoren im öffentlichen Raum bezüglich Verunsicherung, Furcht und Angst. Alle Kompetenzfelder wurden auch in Hinblick auf ihren Umgang mit zukünftigen Veränderungen beurteilt. Der Wert 5.0 wurde nicht verteilt, da keine Disziplin (oder deren Vertreter) über ein allumfassendes Wissen verfügen kann. 0.0 wurde nicht verteilt, weil jede Meinung, erscheine sie noch so beiläufig, eine Relevanz aufweisen kann.
Raumplanung Stadtentwickler Verkehrsplaner Trend- und Entwicklungsforscher
5.
Architekt Gartenbauer
4.
Lichtplaner Signaletiker Kommunikationsfachmann
3.
Sicherheitsfachmann Designer Künstler Soziologe
2.
Psychologe Anwohner Umliegendes Gewerbe Quartierverein
1. Sicherheit
Orientierung
Atmosphärische Faktoren
Bedürfnisse d. sozialen Kontext
Bewirtschaftung
Image / Kommunikation
Planung
Abb. 79: Grafik zur Veranschaulichung der Anforderungen öffentlicher Räume (grün, unten) und die Einschätzung Kompetenzen (rechts, 1- 5) der relevanten Fachdisziplinen (linke Kolonne) für das strategische Vorgehen zur Gestaltung wünschenswerter öffentlicher Räume. Die Angaben dieser Grafiken beruhen auf den gemachten und vermittelten Erfahrungen während dieser Untersuchung und haben somit nur exemplarischen Wert. Quelle: Privat (2010)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Evaluation der notwendigen Fachkompetenzen Um die Anforderungen an den Inseli-Park und den Werftübergang zu erfüllen und die Entstehung von Angst und Furcht zugunsten eines wünschenswerten, öffentlichen Raumes zu vermeiden, müssen bereits vor der «effektiven» Planung diverse Fachdisziplinen involviert werden. Entsprechend der Problematik und der Ergebnisse aus der vorgehenden Untersuchung kommen folgende Fachdisziplinen in Frage (der Einfachheit halber werden die Berufsbezeichnung nur in der Männlichkeitsform verwendet): Anforderungsbedürfnisse Soziologe/Psychologe, sozio-kultureller Animateur, Tourismusfachmann, Anwohner, Unterhaltspersonal, umliegende Betriebe, Polizei, Sicherheitsfachmann, Entwicklungsforscher, Nutzer & Besucher Raumplanung Architekt, Raumplaner, Stadtentwickler, Gartenbauplaner, Signaletiker, Designer, Verkehrsplaner, Entwicklungsforscher, Nutzer & Besucher Kommunikation Kommunikationsfachmann, Tourismusfachmann, sozio-kultureller Animateur, Betreiber, Nutzer & Besucher Sicherheit Sicherheitsfachmann, Signaletiker, Designer, Nutzer & Besucher Atmosphäre Raumplaner, Gartenbauplaner, Signaletiker, Designer, Lichttechniker, Sicherheitsfachleute, Unterhaltspersonal, Nutzer & Besucher Orientierung (Wegleitung) Signaletiker, Designer, Psychologe, Raumplaner, Nutzer & Besucher Bewirtschaftung Sozio-kultureller Animateur, Tourismus-, Gastrofachmann, Anwohner, Unterhaltspersonal, Polizei, Sicherheitsfachmann, Entwicklungsforscher, Nutzer & Besucher
In Anbetracht der Vielzahl an aufgeführten Fachdisziplinen ist es für eine zeitgerechte und nachhaltige Gestaltung von öffentlichen Räumen unerlässlich, dass dieses Wissen (oder zumindest ein Grossteil davon) miteinander vernetzt wird. Das Planungsteam für das Fallbeispiel würde (idealerweise) folgendermassen aussehen: · Sozio-kultureller Animateur · Tourismusfachmann · Kommunikationsfachmann · Designer · Signaletiker · Architekt / Raumplaner · Sicherheitsfachmann · Entwicklungs- /Trendforscher · Nutzer & Besucher (Anwohner, Studenten, Touristen)
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LICHTPLANER SOZIOLOGE
ANWOHNER
DESIGNER
TREND- UND ENTWICKLUNGSFORSCHER RAUMPLANUNG SIGNALETIKER GARTENBAUER
ÖFFENTLICHER RAUM
PSYCHOLOGE
SICHERHEITSFACHMANN
GEWERBEVERTRETER KOMMUNIKATIONSFACHMANN VERKEHRSPLANER ARCHITEKT STADTENTWICKLER QUARTIERVEREIN KÜNSTLER
Abb. 80: Symbolische Illustration der verschiedenen Gruppierungen, die wichtiges Wissen vereinen, das zur Vermeidung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum beitragen kann. Quelle: Privat (2010)
2.0
ANWENDUNG AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
Briefing «Mittelmässige Architektur entsteht immer aus einer mittelmässigen Haltung heraus – und nicht aus ökonomischen Zwängen.» *Rolf Fehlbaum, Verwaltungsrat VITRA Nachdem in den vorherigen Schritten von AMBIENT GUIDANCE die Bedürfnisse, Rahmenbedingungen und nötigen Kompetenzfelder evaluiert worden sind, wird ein klares Briefing formuliert. Die vorherigen Schritte liefern Erkenntnisse für die zu vermittelnde Vision und für den Anforderungsrahmen an das Planungsteam. Entsprechend sollte das Briefing folgende Punkte enthalten: 1.0 Grundbriefing 1.1 Einführung (Istzustand) 1.2 Vision 1.3 Image & Kommunikation 1.4 Kontext «Angst & Furcht versus wünschenswerter Raum» 1.5 Allgemeine Vorgaben Das Grundbriefing bezieht sich vorwiegend auf die Vision. Je mehr jeder beteiligte Projektpartner über das Projekt weiss, desto früher kann er allfällige wichtige Inputs beisteuern und die optimale Lösung im Gesamtkontext erarbeiten. 2.0 Fach-Briefing 2.1 Spezifische Fachanforderung 2.2 Spezifische allgemeine Vorgaben & Rahmenbedingungen Während das Grund-Briefing das komplette Projekt aufzeigt, detailliert das Fach-Briefing die Anforderungen und Vorgaben für jede Disziplin. Das betrifft die übergeordneten Themen: · Öffentliche Vorgaben (heute und in Zukunft) · Gesellschaftliche Bedürfnisse (Tendenzen und Trends – heute und in Zukunft) · Eigentümerbedürfnisse · Image & Kommunikation · Sicherheit · Orientierung / Signaletik · Raumentwicklung · Atmosphärische Faktoren (Gestaltung) · Infrastruktur · Bewirtschaftung & Unterhalt · Umgang mit (natürlichen) Ressourcen
*Rolf Fehlbaum, Verwaltungsrat VITRA . Quelle: Basler Zeitung online (2010)
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Die vorhergehende Untersuchung («No more fear in public space». Wyer 2010) hat gezeigt, dass die untenstehenden Punkte alle einen relevanten Einfluss auf die Entstehung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum haben. Diesen Einflussfaktoren ist bei der (strategischen) Planung eine gleichwertige Relevanz zuzugestehen, um einen nachhaltig wünschenswerten öffentlichen Raum zu gestalten. Zu diesen Einflussfaktoren gehören:
Öffentliche Vorgaben (heute und in Zukunft) Allfällige zukünftige öffentliche Anforderungen und Änderungen sollen abgeklärt und gegebenenfalls bereits ins erste Briefing aufgenommen werden. Dies erspart den involvierten Planungsmitgliedern viel unnötige Arbeit.
Gesellschaftliche Bedürfnisse (heute und in Zukunft) Der schnelle Wandel der Kulturen und somit der Gesellschaft stellt eine grosse Herausforderung für die Planung öffentlicher Räume dar, da sich die Anforderungen an ebendiese stetig ändern. Es ist deshalb notwendig, schon heute an die Bedürfnisse von morgen zu denken und entsprechend flexible, allenfalls anpassbare und somit bedürfnisgerechte Raumlösungen zu gestalten.
Image & Kommunikation Image schafft Vertrauen und Orientierung. Fragen, die es zu stellen gilt, sind: Wer ist der Adressat? Über welche Kanäle wird dieser erreicht? Welche Informationen sind relevant? Wie kommuniziere ich einen öffentlichen Raum authentisch und anregend? (Kann man einen Raum kommunizieren?)
Sicherheit Eine gute Betreuung, ein positives Image, Sauberkeit, Verständlichkeit (Nutzung), friedliche Belebtheit, die Atmosphäre und die vorhandene Infrastruktur sind wichtige Faktoren, die bei Besuchern und Nutzern zu einem Sicherheitsgefühl führen.
Orientierung / Signaletik Orientierung = Sicherheit. Diese Gleichung nimmt die Relevanz eines klar verständlichen Informations-/Wegleitungsystems im öffentlichen Raum vorweg.
Raumentwicklung Wie entwickelt sich der Raum um das zu bearbeitende Projekt und welche Folgen kann das auf das Projekt haben?
Atmosphärische Faktoren (Licht, Geruch, Akustik, Littering) Genügend Licht, Materialität, Farbwahl, Sichtbezüge, die Menschen und ihr/e Verhalten/Tätigkeiten, Geräuschkulissen, Sauberkeit und Ordnung sind alles Faktoren, die zur Atmosphäre beitragen und entsprechend gestaltet bzw. gesteuert werden sollten, um die gewünschten Emotionen (Sicherheit und Freude) bei den Besuchern zu wecken.
Infrastruktur Ob es sich um einen neu zu gestaltenden Raum oder einen bereits bestehenden Raum handelt – alle Planungsmitgliedern sollten über die vorhandene Infrastruktur informiert sein. Dies erleichtert nicht nur die Planung, sondern führt auch automatisch zu einem Stärken-/ Schwächen-Profil der Infrastruktur. Somit ergeben sich Ansätze zu Verbrauch, Anschaffungskosten und Unterhalt.
Bewirtschaftung & Unterhalt Wer eine langfristige, auf die Bedürfnisse aller involvierten Parteien abgestimmte Strategie im Unterhalt verfolgt, spart Geld, Zeit und Ärger. Geld dadurch, dass langfristig alle Anforderungen erkannt und finanziell richtig abgeschätzt wurden; Zeit, weil man nicht ständig mit unerwarteten Ansprüchen und Anforderungen konfrontiert wird; und Ärger entsteht nicht, weil alle Anspruchsgruppen nach bestmöglichem Wissen und maximaler Ausschöpfung bestehender Möglichkeiten zufriedengestellt wurden.
Umgang mit (natürlichen) Ressourcen Der bewusste Umgang mit natürlichen Ressourcen sollte heute eine Selbstverständlichkeit und Teil der Planungsaufgabe sein. Hauptsächlich aufgrund der planerischen Verantwortung gegenüber der Natur, unserem Lebensraum.
3.0
DESIGN AMBIENT GUIDANCE – Ein strategischer Leitfaden zur Vermeidung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum
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3.0 Design (Fallbeispiel) Vision des Designs Das Design soll Schritte aufzeigen, die den Projektraum von seiner Stigmatisierung vom öffentlichen Angstraum befreien, und Massnahmen, die einen zukünftigen Angstraum vermeiden und die einmalige Lage des Projektraums entsprechend attraktiv in der Öffentlichkeit positionieren.
Ziel der Gestaltung Ziel ist, ein bedürfnisgerechtes und visuell einmaliges Gestaltungskonzept zur Vermeidung von Angst und Furcht im Projektraum zu schaffen. Eine Entstigmatisierung durch ein neues, klares Image, eine anforderungsgerechte Raumplanung und eine natürliche Belebung durch den sozialen Kontext (Schulen, Vereine, Anwohner, u.a.). Der Inseli-Park und der Werftübergang als neuer, natürlicher und einmaliger Hotspot für Studenten und Touristen mit internationaler Ausstrahlungskraft.
Image & Kommunikation Das nachfolgend entwickelte «Markenbild» für den Projektraum ist ein erster, wichtiger Bestandteil zur Vermittlung seiner Identität. Diese Bildmarke trägt dazu bei, dass in der Kommunikation dessen Werte (Nutzung, Positionierung, Zugehörigkeit) vermittelt werden können. Die Farben der Bildmarke schaffen Bezug zu Luzern (Blau) und der natürlichen Umgebung (Grün). Die geschwungene Fläche symbolisiert die neue Werftbrücke, die mit ihrer Funktion der nachhaltigen Energiegewinnung als Landmark des Projektraumes gilt. Eine einfache aber moderne Schriftwahl trägt dazu bei, dass sowohl Aussage als auch Inhalt schnell ersichtlich werden. Die Byline «you, the mountains & the lake» soll die Stimmung des Parks mit seinem wunderschönen Bergpanorama und dem Zugang zum See direkt und international vermitteln.
you, the mountains
& the lake
Abb. 81, f: Logo-Anwendung für eine mögliche Bildmarke des Fallbeispiels. Quelle: Privat (2010)
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Diese Bildmarke wird an allen Schlüsselstellen (Eingänge, Restaurant, Brücke, Uferzone) positioniert. Mit dieser Massnahme wird eine räumliche Identität sichtbar, die nicht nur informell leitet, sondern auch Sicherheit durch Zugehörigkeit vermittelt. Wie eine komplette Kommunikationsstrategie diesbezüglich aussehen könnte, wurde im Rahmen dieser Arbeit nicht erarbeitet. Denkbar wäre aber in Anbetracht der Anspruchsgruppen (Studenten und Touristen) mit neueren Kommunikationskanälen wie Facebook, Flickr und iPhoneApps Informationen zu vermitteln. Zusätzlich sorgen die an den Eingängen positionierte «AG-Info-Systems» für die Vermittlung der aktuellsten Informationen (Geschichte, Anlässe, Angebot, Regeln) - 24 Stunden am Tag.
Sicherheit Für die Sicherheit tragen, wie bereits mehrmals erwähnt, alle angesprochenen Faktoren zu gleichen Teilen bei. Eine direkte Massnahme, die nicht nur visuell wahrnehmbar, sondern auch direkt funktionell ist, ist der Einsatz des Infotainment-Systems «*AG-Info-System». Eine sich in die Umgebung integrierende Informations- und Sicherheitssäule, die mehrere Funktionen zugleich übernimmt. Das sind (Abb. 82):
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1. 360-Grad Video-Überwachung 2. HELP-Button mit direkter Verknüpfung zur Polizei 3. Touch-Screen mit diversen (dynamischen) Informationen (über den Park/Brücke, Schiffahrtspläne, Internet-Zugang (Wetter etc.)) 4. Beschriftung auf dem Dach zur Platzidentifikation
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Das AG-Info-System wird an beiden Parkeingängen platziert und hilft so nicht nur Touristen, sondern auch Studenten und Anwohnern in unvorhersehbaren Situationen. Zudem hilft eine konstante, wiederkehrende Präsenz durch Sicherheitspersonal (Polizei, Securitas, o.ä.) und eine wahrnehmbare Raumpflege zur Vermeidung von Littering und Fremdnutzungen. Dies führt zu einer Stärkung des Sicherheitsgefühls und trägt somit zu einer wünschenswerten Atmosphäre bei.
Abb. 82: Ambient Guidance Infotainment-System. Quelle: Privat (2010)
* AG-Info-System ist eine Design-Studie für eine Sicherheitslösung im öffentlichen Raum von C. Wyer
3.0
DESIGN AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Nutzungskonzept & Bewirtschaftung Entsprechend den Anspruchsgruppen empfiehlt sich ein dynamisches, bedürfnisgerechtes und dem natürlichen Kontext angepasstes Nutzungs- und Bewirtschaftungskonzept. Förderlich für dessen Gelingen und interessant für die Besucher sind Kooperationen verschiedenster Instituitionen und Szenen, die für eine ausgewogene und angenehme Durchmischung der Besucher sorgen. Empfohlenes Nutzungsangebot: · Verpflegungsmöglichkeit · Zugang zum See (Bademöglichkeit) · Ausreichend Ruhe-Möglichkeiten (Bänke, Stege, Rasen) · Offene, grosse Fläche für flexible Nutzung (Sport, Anlässe, Lernen Picknick Ruhezone u.a.) · Witterungsunabhängiger Treffpunkt · Einbezug des sozialen Kontexts (vorw. Schulen) in der animativen Gestaltung (Theater, Konzerte u.a.) · Einbezug des Tourismusvereins bezüglich Kommunikation und Inhaltsaustausch · Einbezug der Werft als Teil der historischen Identität des Projektraums und als kulturelles Ereignis (Ein- und Ausblick auf die Schiffe und den Werftbetrieb). Siehe Abbildung «THE SUSTAINABLE POWER CHARCHING GATE»
Raumplanung Die Raumplanung hat die Rolle einer Verteilerzentrale, da alle bisher genannten Bedürfnisse an sie gerichtet werden. Demzufolge trägt sie einen grossen Teil dazu bei, ob ein öffentlicher Raum in seiner Nutzung funktioniert und beim sozialen Kontext auf Akzeptanz stösst. Im Inseli-Park werden bis auf den Bau des neuen Restaurants mit integrierter öffentlicher Toilette nur Detaileingriffe vorgenommen. Alle zugunsten einer bedürfnisgerechteren Nutzung (z. B. Uferneugestaltung) und zur Verbesserung der Sicherheit. Der Werftübergang wurde komplet neu angedacht. Das hässliche, wenig anforderungsgerechte Relikt aus den End80ern muss der neuen technologischen und touristischen Attraktion «THE SUSTAINABLE POWER CHARCHING GATE» weichen. Die neue Brücke wird aufgrund ihrer nachhaltigen Funktion und dem spacigen aber nicht übertriebenen Design nicht nur bei den Touristen zum «must-see», sondern auch bei den Stadtbewohnern ein Bauwerk darstellen, worauf man stolz ist.
Atmosphäre Die Atmosphäre wird über alle Einflussfaktoren zusammen definiert. Das heisst, dass die neuen, verbreiterten Eingänge mit Informationssystemen, das indirekte Beleuchtungssystem mit (Weg-) Leitfunktion und die Belebung durch den sozialen Kontext, hervorgerufen durch eine bedürfnisgerechte Raumplanung und Nutzungsangebot, die Grundlage für eine sichere und freundliche Atmosphäre bilden.
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Das Design in der Übersicht
Abb. 83: Rendering des neugestalteten Inseli-Parks aus der Vogelperspektive. Sehr gut ersichtlich sind die offenen Eingänge, die neue Nutzung am Ufer, Die Panorama-Plattform und das neue Restaurant. Quelle: Privat (2010)
Abb. 84: Luzern‘s neues Tourismus-Highligt und Technikwahrzeichen THE SUSTAINABLE CHARGING GATE. Quelle: Privat (2010)
3.0
DESIGN AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Neugestaltung Eingang Inseli-Park von KKL-Seite Problemstellung Unübersichtlich, keine Wegleitung, wenig Licht, keine Nutzungsangabe
Gestalterische Massnahme Verbreiterung des Eingangsbereichs, Wegleitung durch eine Infotainment-Säule, Lichtkonzept mit indirekter Beleuchtung der Bäume und Wege (vgl. Ab. 87).
KKL 4 1 4
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Abb. 85: Der Projektraum uns seine «Brennpunkte». Quelle: Privat (2010)
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Abb. 86: Der Eingang des Inseli-Parks von der Bahnhofseite. Quelle: Privat (2010)
Abb. 87: Neugestaltung des Eingang des Inseli-Parks von der Bahnhofseite. Offener, bessere Sichtbezüge und Positionierung eines Wegleit- und Informationssystem. Quelle: Privat (2010)
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Neugestaltung Carparkplatz Problemstellung Die parkierten Cars bieten einen unschönen Kontrast zur schönen, intakten Naturlandschaft des Parkes am Sees und bringen Unruhe in die Atmosphäre.
Gestalterische Massnahme Nur noch eine Seite des Platzes dient den Cars als Umschlagplatz. Die andere Seite dient neu als Fahrradparkplatz für die Studenten der umliegenden Schulen. Des Weiteren wird eine lange Bande an Schaukästen (vgl. Ab. 89) installiert, in welchen die Schulen ihre aktuellsten Projekte der Öffentlichkeit und den Mitstudenten präsentieren. Dies ist eine (Bildungs-Informations-) Attraktion und trägt zu einer positiven Belebung durch den sozialen Kontext im Inseli-Park bei.
Abb. 88: Blick auf den (Car-) Parkplatz. Quelle: Privat (2010)
Abb. 89: Neugestaltung des (Car-) Parkplatzs. Fahrradabstellplätze und der «Bildungs-Schau-Kasten» bilden einen sauberen und funktionalen Abschluss zum Park. Quelle: 2010 Privat (2010)
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Eingang Inseli-Park von Werftübergangsseite Problemstellung Unübersichtlich, keine Wegleitung, wenig Licht, keine klare Nutzungsangabe
Gestalterische Massnahme Beseitigung der Begrünung im Eingangsbereich zugunsten von bestmöglichen Sichtbezügen. Längsanordnung des Restaurants und der integrierten, öffentlichen Toilette, damit eine direkte Einsicht in den Park möglich ist. Installation eines Infotainmentsystems zum Nutzungsangebot und zur Wegleitung.
Abb. 90: Eingang in den Inseli-Park von der Werftseite Quelle: Privat (2010)
Abb. 91: Neugestaltung des Eingangsbereichs. Offen, übersichtlich und einladend und mit einem Infotainment-System versehen. Quelle: Privat (2010)
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Neugestaltung Uferzone Ausblick vom See Problemstellung Die Uferzone ist zu grössten Teilen nicht begeh- oder nutzbar. Durch die natürliche Uferzone, bestehend aus Steinen und verschiedenen Begrünungssorten, entstehen diverse schlecht einsehbare Nischen.
Gestalterische Massnahme Ein ausdrückliches Badeverbot besteht an der Uferzone nicht. Deshalb ist es naheliegend, die Uferzone zugänglicher und übersichtlicher zu gestalten, gepaart mit einem Mehrtwert durch Ruhe- und Badestege. Gestaltet aus Holz, passend zum natürlichen Kontext des Parkes. Das Highlight bietet die dreistufige Aussichtsplattform mit Ferngläsern an der Ecke zum neuen Werftübergang, der neusten Touristenattraktion von Luzern. Für genügend Licht sorgt eine indirekte Beleuchtung im Boden, die einerseits durch ihre Form der Anlegung als Wegleitung dient, und zum anderen dafür sorgt, dass alle relevanten Punkte des Projektraums, die zu Angst und Furcht führen, genügend ausgeleuchtet werden (vgl. p. 94).
Abb. 92: Ünübersichtliche und nicht nutzbare Uferzone. Quelle: Privat 2010
Abb. 93: Selbes Bild wie vorher nachts. Licht ist kaum vorhanden. Quelle: Privat 2010
Abb. 94: Neue, einladende und bedürfnisgerechte Gestaltung der Uferzone Quelle: Privat (2010)
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DESIGN AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Eingang Nahansicht Aussichtsplattform Problemstellung Vgl. Uferzone
Gestalterische Massnahme Die dreistufige Aussichtsplattform erfüllt mehrere Funktionen: Mit den Fernrohren wird symbolisch gezeigt, dass es sich hier um einen Platz handelt, wo es etwas (das eindrückliche Bergpanorama) zu entdecken gibt (interessant für Touristen und Einheimische). Die drei Stufen dienen durch ihre Form dem Ausruhen, Verweilen und Geniessen.
Abb. 95: Problematik: Nicht nutzbare Uferzone an einem wunderschönen Ort. Quelle: Privat (2010)
Abb. 96: Mit natürlichen Materialien neugestaltete Aussichts- und Ruheplattform. Attraktiv für Studenten und Touristen. Quelle: Privat (2010)
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Neugestaltung öffentliches WC & Spielplatz Problemstellung Die öffentliche Toilette ist von diversen Einflussfkatoren stark betroffen. Die Begrünung und das mangelnde Licht sorgen für schlechte Sichtbezüge und vor allem nachts für eine düstere Stimmung. Diese gestalterischen Faktoren und die zentrale Lage in der Nähe des Strassenstrichs und des Bahnhofs Luzern fördern einerseits die Fremdnutzung und andererseits die Stigmatisierung (als Homosxuellen-Treff) weiter.
Gestalterische Massnahme Die öffentliche Toilette ist an das neue Restaurant angegliedert. Dies sorgt einerseits für eine klare Zuweisung der Zugehörigkeit und andererseits verhindert der nahe soziale Kontext des Restaurants eine Fremdnutzung durch natürliche Kontrolle. Zudem wurde der Eingangsbereich offen und übersichtlich gestaltet. Er ist vom Restaurant aus gut überschaubar.
Abb. 97: Die (durch Fremdnutzung) stark stigmatisierte öffentliche Toilette. Quelle: Privat (2010)
Abb. 98: Die öffentliche Toilette wurde in das neue Park-Restaurant integriert. So wird eine natürliche soziale Kontrolle ermöglicht und die Eingänge sind gut einsehbar und eignen sich nicht mehr für Fremdnutzungen. Quelle: Privat (2010)
3.0
DESIGN AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Neugestaltung Werftübergang - THE SUSTAINABLE POWER CHARCHING GATE Problemstellung Der Werftübergang verfügt primär über drei Probleme: Die Brücke ist eng und lang, bietet keine Fluchtmöglichkeit und verfügt durch die Kurven über schlechte Sichtbezüge. Eine Wegleitung an den Eingangsbereichen fehlt und die Gestaltungssprache der Brücke passt weder in den natürlichen Kontext noch wirkt die fast ausschliesslich aus Beton bestehende Brücke einladend zur Begehung.
Gestalterische Massnahme Die erste Brücke der Welt, die durch das Passieren der Passanten über die Bodenlemente und die verursachten Schwingungen Energie erzeugt. Die gewonnene Energie wird direkt im Inseli-Park für die Infrastruktur verwendet. Die Brücke wirkt wie ein leichter Lichterbogen, der über das Werftsgelände führt. Die leuchtenden Bodenplatten wirken spielerisch und anregend zum Ausprobieren. Das Licht wird zum abwechslungsreichen Begleiter während des Passierens. Die transparenten Brüstungen (Geländer) tragen zur visuellen Leichtigkeit der Brücke bei. Zudem wurde die Brücke verbreitert und die Kurven, welche für schlechte Sichtbezüge verantwortlich waren, weggelassen. Vor der Brücke steht neu das AG-Infotainment-System, welches nicht nur der Wegleitung dient, sondern auch ausführliche Informationen über die neue Brücke und den Park bietet (vgl. p. 88). Eine Brücke als nachhaltiger Landmark und Eyecatcher. Ein Zeichen für die Bemühungen der Stadt Luzern im Bereich der wiederverwertbaren Energien und als Symbol für die Wissenstadt «EDU Luzern». Die neue Bürcke wird weit über die nationalen Grenzen für positive Berühmtheit sorgen.
Abb. 99: Nicht beschriebener Eingang des Werftübergangs von der Werftseite Quelle: Privat (2010)
Abb. 100: Die Ecken im Übergang sorgen für sehr schlechte Sichtbezüge Quelle: Privat (2010)
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Abb. 101: Die neugestaltete Werftbr端cke, die weit 端ber die Landesgrenzen hinaus als Attraktion gilt. THE SUSTAINABLE POWER CHARCHING GATE Quelle: Privat (2010)
Abb. 102: THE SUSTAINABLE POWER CHARCHING GATE sorgt mit ihrem Leuchten in der Nacht als Anziehungspunkt und Landmark. Quelle: Privat (2010)
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DESIGN AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Der Inseli-Park & Werftübergang bei Nacht Ein indirektes Lichtkonzept, dass die natürlichen und gestalteten Werte des Raumes beleuchtet, sorgt nachts für eine einmalige und sichere Raumatmosphäre.
Abb. 103: Das wegleitende, indirekte Lichtkonzept 01. Quelle: Privat (2010)
Abb. 104: Das wegleitende, indirekte Lichtkonzept 02. Quelle: Privat (2010)
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Abb. 105: Die neue, leuchtende Br端cke und im Hintergrund das neue Restaurant bei Nacht. Quelle: Privat (2010)
3.0
DESIGN AMBIENT GUIDANCE – Ein strategischer Leitfaden zur Vermeidung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum
94
Kritische Würdigung der Anwendung Die Anwendung von AMBIENT GUIDANCE hat gezeigt, dass die (strategische) Gestaltung eines öffentlichen Raumes eine immer komplexere Aufgabe wird (vor allem im urbanen Raum). Die sich verdichtenden Lebensräume und damit verbundenen sozialen Kontexte stellen neue Anforderungen und machen neue, gestalterische Strategien nötig, wenn öffentliche Räume bedürfnisgerecht sein sollen. Das Fallbeispiel zeigt, dass es notwendig ist, bereits bei der (strategischen) Planung alles relevante Fachwissen hinzuzuziehen. Nur die bestmögliche, gemeinsame Konklusion der Fachdisziplinen ergibt eine Vision, die den heutigen und zukünftigen Anforderungen und Bedürfnissen gerecht werden kann. AMBIENT GUIDANCE zeigt auf, dass der Umgang mit den Einflussfaktoren, die zu Angst und Furcht im öffentlichen Raum führen, nur wenig regulären Gesetzmässigkeiten folgt. Entsprechend lassen sich für den Umgang mit diesen Einflussfaktoren keine Pauschalstrategien und -massnahmen bilden. Darin liegt die Schwierigkeit der Planung öffentlicher Räume. Die Zahl der soziologischen, psychologischen, räumlichen, infrastrukturellen und anderen Fragen deutet bereits an, dass der strategische Designprozess sehr dynamisch und auf mehreren Ebenen verläuft. Mit der Optimierung einzelner Einflussfaktoren werden die Einflussstärken der anderen Einflussfaktoren nur neu/anders verteilt. Dies kann möglicherweise kurzfristig zu einer Verringerung des Problems beitragen, jedoch nicht zur Entstehung eines nachhaltig wünschenswerten öffentlichen Raumes. (Z.B. hilft ein neues Lichtkonzept alleine nicht gegen die Stigmatisierung eines öffentlichen Raumes oder ein fehlendes ersichtliches Nutzungskonzept - welches wiederum zu Fremdnutzungen führen wird). Die Arbeit mit der STEEP-Analyse bezüglich möglicher zukünftiger Einfluss- respektive Schlüsselfaktoren des Fallbeispiels hat aufgezeigt, dass im Zeithorizont (2022) die Veränderungen hinsichtlich verschiedenster Treiber rasant und je nach Thematik nur schwer einschätzbar sind (z. B. Entwicklung der Technologien). Um dieser generellen Erkenntnis Rechnung zu tragen, sollten öffentliche Räume heute möglichst dynamisch in ihrer Gestaltungs- und Nutzungsform angedacht werden. So sind bei schnellen, unvorhersehbaren Anforderungsveränderungen nur minimale Anpassungen an der Raumgestaltung notwendig. Der soziale Kontext dankt es und den Betreiber erfreut es, da nur geringe Kosten entstehen. Das zeigt auf, dass eine zukunftsgerichtete Planung Mehrwert für alle Beteiligten bringt. Die strategischen Resultate der Arbeit zeigen, dass der Ansatz von AMBIENT GUIDANCE die Einflussfaktoren, die zur Entstehung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum führen, umfänglich erkennt und einzuschätzen vermag. Dies wiederum bestätigen die Resultate der dieser Arbeit vorgehenden Untersuchung (Wyer 2010). Durch die Anwendung von AMBIENT GUIDANCE wird früh ersichtlich, welche Fachdisziplinen zur Planung eines wünschenswerten öffentlichen Raumes notwendig sind. Das Wissen um die (heute) notwendigen Fachkompetenzen zur Teambildung ist für die Planung einer ganzheitlichen Designstrategie ein entscheidender Schritt. Die gestalterischen Resultate zeigen, dass die aus den vorausgehenden Schritten entstandene Design Direction bezüglich der Anforderungen umsetzbar und auf einer funktionalen Ebene erfolgreich ist. Das heisst, dass die «Brennpunkte» klar benannt und mittels AMBIENT GUIDANCE verbessert werden konnten. Die wichtigste Resultate bilden: · Erarbeitung eines kontextgerechten Images & Kommunikationsstrategie (aus Zeitgründen nur ansatzweise vorhanden) · Schaffung eines Wegleitsystemes (Infotainment) · Schaffung eines klaren, dem sozialen Kontext gerechten Nutzungskonzeptes · Schaffung einer offenen, einladenden Atmosphäre (Lichtkonzept (mit Führungscharakter), bessere Sichtbezüge, Um gestaltung der Begrünung) · Schaffung von Attraktionen (THE SUSTAINABLE POWER CHARCHING GATE und die Outdoor-Bildungs-Schau) Abschliessend an dieses erste Fallbeispiel lässt sich sagen, dass AMBIENT GUIDANCE in seiner Funktion als strategisches Design-Manual zur Vermeidung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum zugunsten bedürfnis- und anforderungsgerechter Raumlösungen erfolgreich funktioniert. AMBIENT GUIDANCE wird sich weiterentwickeln, um den viel beschriebenen, schnellen Veränderungen des Alltagskontexts und den daraus resultierenden neuen Bedürfnissen und Anforderungen an öffentliche Räume auch morgen gerecht zu werden.
95
4.0
QUELLENVERZEICHNIS AMBIENT GUIDANCE – Ein strategischer Leitfaden zur Vermeidung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum
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4.0 Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis Anders, Silke. (2004). Publikation. Nature Neuroscience. Die Furcht kommt erst, wenn der Körper schon zittert Url: http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/30995/, http://www.nature.com/neuro/journal/v7/n4/full/nn1213.html [28.01.2010] Meier, B. (2008). Ratgeber für Patienten «Agoraphobie». Quelle: SGVT-SSTCC (2010). Url: http://www.sgvt-sstcc. ch/de/ratgeber-fuer-patientinnen/psychische-stoerungenbr-des-erwachsenenalters/panik-und-agoraphobie/index.html [22.03.2010] Michalcak, M. at al. (2005). Pons. Schweizer Schulwörterbuch «English», 218, 268, 500, 720, 726, 375. Stuttgart: Klett Schanze, S. (2002). Angst lähmt, Furcht nicht. Focus Online. Url: http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/forschung-und-technik-angst-laehmt-furcht-nicht_aid_205720.html [13.03.2010] Thompson, G. (2009). The spells that control us. London: Thames & Hudson Url: http://www.mesmerization.com/ [12.03.2010] Wyer, C. (2010). Untersuchung: No more Fear in public space. ZHDK: Zürich
Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Der Eingang zum Inseli-Park hinter dem KKL. Quelle: Privat (2009) Abb. 2: Der öffentliche (Angst-) Raum und seine bedeutendsten Einflussfaktoren. Quelle: Privat (2009) Abb. 3: Banhofplatz Luzern. Ein Raum im Spannungsfeld von Nutzung, Treffpunkt und Showroom. Quelle: KM (2009) Abb. 4: Typografischer Umgang mit den Begrifflichkeiten der Einflussfaktoren. Quelle: Privat Abb. 5: Resultate der Voruntersuchung zur Entstehung von Angst und Furcht im öffentlichen Raum. Quelle: Privat Abb. 6: Afrikanische Drogendealer an der Langstrasse in Zürich. Quelle: 20minuten online (2009) Url: http:// www.20min.ch/news/zuerich/story/25950606 [09.01.2010] Abb. 7: Die Welt in Bewegung. Veranschaulichung der Migrationsströme. Quelle: Zeit Online (2009) Abb. 8: Die rasche Urbanisierung fördert die Gewalt. Quelle: NZZ Online (2009). Url: http://www.nzz.ch/hintergrund/ dossiers/die_rasche_urbanisierung_foerdert_die_gewalt_1.547669.html [03.04.2010] Abb. 9: Skyline of Sao Paolo, Brasilien. Sinnbild für die Urbanisierung. Quelle: Web Portal des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (2009). Url. desktopdefault.aspx/tabid-4937/8208_ read-13549/gallery-1/gallery_read-Image.36.6554 [29.01.2010] Abb. 10: Plakat der Anti-Minarett-Initiative der SVP Schweiz. Quelle: SVP Schweiz online (2009). Url: http://www.svp.ch/g3.cms/s_page/78830/s_name/kampagnen [03.01.2010] Abb. 11: Kalte Materialien, schlechte Sichtbezüge, ein ungenügendes Lichtkonzept und Litteringprobleme sorgen für eine Stigmatisierung des öffentlichen Raumes. Quelle: Privat (2009) Abb. 12: Vorgehensweise von AMBIENT GUIDANCE . Quelle: Privat (2009) Abb. 13: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 1. Quelle: Privat (2009) Abb. 14: Vogelperspektive des Angstraums Inseli-Park / Werftübergang in Luzern. Die potenziellen Angsträume sind rot markiert und nummeriert. Quelle: Google (2009) [15.01.2010] Url: http://maps.google.ch/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=luzern&sll=46.378853,9.030032&sspn=0.0 20695,0.028925&ie=UTF8&hq=&hnear=Luzern&ll=47.04946,8.313314&spn=0.005468,0.012188&t=h&z=17 Abb. 15: Werftübergang Richtung Alpenquai. Quelle: Google (2009) [15.01.2010] Url: http://maps.google.ch/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=luzern&sll=46.378853,9.030032&sspn= 0.020695,0.028925&ie=UTF8&hq=&hnear=Luzern&ll=47.04946,8.313314&spn=0.005468,0.012188&t=h&z=17 [15.01.2010] Abb. 15: Werftübergang Richtung Alpenquai. Quelle: Privat (2009) Abb. 16: Blick auf den Inseli-Park, werftseitig. Quelle: Privat (2009) Abb. 17: Die Stadt Luzern und das nahe Einzugsgebiet. Das rosa Rechteck markiert den in dieser Arbeit zu behandelnden Angstraum beim Inseli-Park und dem Werftübergang. Quelle: Google (2009). Url: http://maps.google.ch/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=luzern&sll=46.378853,9.030032&sspn= 0.020695,0.028925&ie=UTF8&hq=&hnear=Luzern&ll=47.04946,8.313314&spn=0.005468,0.012188&t=h&z=17 [25.02.2010]
B
Abb. 18: Kartenansicht aus der Vogelperspektive des Angstraums Inseli-Park / Werftübergang in Luzern in Kartenansicht. Quelle: Google (2009). Url: http://maps.google.ch/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=luzern&sll=46. 378853,9.030032&sspn=0.020695,0.028925&ie=UTF8&hq=&hnear=Luzern&ll=47.04946,8.313314&spn=0.005468,0.012188&t=h&z=17 [15.01.2010] Abb. 19: Umsatz durch den Tourismus in der Stadt Luzern, 2008. Quelle: Luzern Tourismus (2009). Url: http://static.panoramio.com/photos/original/234519.jpg [120.01.2010] Abb.20: Zunahme der Logiernächte in Luzern zwischen 2003 bis 2008. Quelle: Luzern Tourismus (2009) Url: http://static.panoramio.com/photos/original/234519.jpg [20.01.2010] Abb. 21: Kappelbrücke - eines der ältesten Luzerner Wahrzeichen. Quelle: Luzern Tourismus (2009) Url: Quelle: http://static.panoramio.com/photos/original/234519.jpg [19.01.2010] Abb. 22: Kunst und Kongresshaus in Luzern des Architekten Jean Nouvel. Quelle: Stadt Luzern online (2009) Abb. 23: Besucher des BlueBalls Musik-Festivals an der Seepromenade. Quelle: Sommerguide.ch (2009) url: http://www.sommerguide.ch/datas/images/events/919.jpg [19.01.2010] Abb. 24: Bildmarken verschiedener Luzerner Hochschulen und der Universität. Quellen: Online (hslu.ch, unilu.ch) Abb. 25: Das rechte Seeufer wird durch behäbige Hotelarchitektur geprägt. Die Front zum See hin soll mit HotelNeubauten ergänzt und abgeschlossen werden. Quelle: Studie Luzern 2022, 32. Abb. 26: Ein markantes Golfhotel zeichnet die Hügelkuppe des Dietschibergs aus. Um das Hotel zu erschliessen, wird die Dietschibergbahn reaktiviert. Quelle: Studie Luzern 2022, 32. Abb. 27 Am linken Seeufer entsteht eine neue Front. Die Bauten sind transparent gestaltet und haben einen öffentlichen Charakter. Quelle: Studie Luzern 2022, 29. Abb. 28: Vogelperspektive des Angstraums Inseli-Park / Werftübergang in Luzern. Die potenziellen Angsträume sind markiert und nummeriert. Quelle: Google (2009) Url: http://maps.google.ch/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=luzern&sll=46.378853,9.030032&sspn= 0.020695,0.028925&ie=UTF8&hq=&hnear=Luzern&ll=47.04946,8.313314&spn=0.005468,0.012188&t=h&z=17 [15.01.2010] Abb. 29: Eingang Werftübergang abends im Dunkeln. Quelle: Privat (2010) Abb. 30: Eingang Inseli-Park KKL-seitig. Ein Lichtkonzept und Wegleitung fehlt. Quelle: Privat (2010) Abb. 31: Der Inseli-Park bei Tag. Quelle: Privat (2009) Abb. 32: Der Inseli-Park bei Nacht. Quelle: Privat (2009) Abb. 33: Ausblick vom Inseli-Park Richtung Werftübergang. Wohin der Übergang führtm ist weder ersichtlich, noch erklärt. Quelle: Privat (2009) Abb. 34: Blick auf die Rückseite des mit Bäumen gesäumten Inseli-Parks. Quelle: Privat Abb. 35: Eingang Inseli-Park (KKL Seite) bei Tag. Quelle: Privat (2009) Abb. 36: Eingang Inseli-Park (KKL Seite) bei Nacht. Quelle: Privat (2009) Abb. 37: Die öffentliche WC-Anlage ist stigmatisiert als Schwulentreff. Quelle: Privat (Quelle 2009) Abb. 38: Ausblick vom öffentlichen WC auf den Kinderspielplatz. Quelle: Privat (Quelle 2009) Abb. 39: Der Kinderspielplatz wirkt nicht anregend – auch aufgrund der undefinierbaren Atmosphäre des Parks und der Nähe zur öffentlichen Toilette. Quelle: Privat (2009) Abb. 40: Das wunscherschöne See- und Bergpanorama und ein Abstieg ins Nirgendwo. Quelle: Privat (2010) Abb. 41: Der wenig ins Gesamtbild passende Geräteschuppen der Unterhaltsmänner. Quelle: Privat (2010) Abb. 42: Die Baumallee auf der Rückseite des Parks. Quelle: Privat (2010) Abb. 43: Der Park verfügt über eine vorwiegend steinige Uferzone. Quelle: Privat (2010) Abb. 44 : Ausblick auf die (Car-) Parkplätze auf der Strassenseite des Parks. Quelle: Privat (2009) Abb. 45: Die wenig nutzbare Uferzone von der Seite. Quelle: Privat (2009) Abb. 46: Eingang von Ufschöti-Seite - es fehlt ein Wegleitungsystem und Sichtbezüge sowie ein Lichtkonzept. Quelle: Privat (2009) Abb. 47: Eingang von Inseli-Parkseite - es fehlen ein Wegeitungssystem und Sichtebzüge. Quelle: Privat (2009) Abb. 48: Auf dem Werftübergang. Nebst wenig Licht und einem engen Durchgang ohne Fluchtmöglichkeit fehlen Sichtbezüge, die Sicherheit schaffen. Quelle: Privat (2009) Abb. 49: Der Übergang ist über die ganze Länge mit Grafitti verunreinigt (Littering). Quelle: Privat (2009) Abb. 50: Ausblick vom Übergang in den Werftsbetrieb. Quelle: Privat (2009) Abb. 51: Ausblick vom Übergang über die Schiffe, die in der Werft liegen. Quelle: Privat (2009) Abb. 52: Ausblick vom Übergang in die grosse Werfthalle. Quelle: SGV (2009)
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QUELLENVERZEICHNIS AMBIENT GUIDANCE – Strategische Raumplanung für attraktive und zukunftsgerichtete Raumlösungen
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Abb. 53: Das Ende des Werftübergangs Richtung Alpenquai. Sichtbezüge fehlen. Quelle: Privat (2009) Abb. 53: Das Ende des Werftübergangs Richtung Alpenquai. Sichtbezüge fehlen. Quelle: Privat (2009) Ab. 54: Ausblick auf den Park vom Eingang (KKL-seitig) nachts. Quelle: Privat (2009) Ab. 55: Ausblick auf den Werftübergang bei Nacht. Quelle: Privat (2009) Abb. 56: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 2. Quelle: Privat (2010) Abb.57: Sinnbild für die komplexen Herausforderungen, die an öffentliche Räume - heute und morgen - gestellt werden. Quelle: Privat (2010) Abb. 58: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 3. Quelle: Privat (2010) Abb. 59: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 4. Quelle: Privat (2010) Abb. 60: Einteilung der Schlüsselfaktoren. Quelle: Privat (2010) Abb. 61: Die evaluierten Schlüsselfaktoren, verteilt nach Wirkungsstärke und Gestaltungspotenzial. Quelle: Privat (2010) Abb. 62: Seenachtsfest 2008. Luzern präsentiert sich als attraktive Touristenstadt. Quelle: Fotojaps (2010) Abb. 63: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 5 Quelle: Privat (2010) Abb. 64: Grafik. Quelle: Privat (2010) Abb. 64: Festlegung der zwei Szenarien Tourismus Stadt Luzern und EDU-Luzern (Bildungsszenario) Quelle: Privat (2010) Abb. 65: Visualiserungsbeispiel des Tourimusszenarios. Seepromendade Luzern mit eingefärbtem Turm als Kunstprojekt und Tourismusattraktion. Quelle: Privat (2010) Abb. 66: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 5. Quelle: Privat (2010) Abb. 66: Studenten bevölkern das Inseli. Ihre Anforderungen sind: Eine natürliche, zeitgerechte Raumplanung, ein kulinarisches Angebot, Raum zum Lernen und Ruhen. Quelle: Pinkmelon (2009). Url: http://www.pinkmelon.de/wpcontent/uploads/2009/01/green.jpg [12.02.2010] Abb. 68: Touristen aus dem nahen und fernen Osten besuchen vermehrt die Leuchtenstadt und sind ein wichtiger Faktor für die Wirtschaft in der Stadt Luzern. Quelle: The Hindu online (2010) Url: http://beta.thehindu.com/multimedia/dynamic/00004/ALBERT_AMBIKA_SONI_4528f.jpg [06.01.2010] Abb. 70: Sao Paolo (Brasilien) erlaubt in grossen Teilen der Stadt keine Aussenwerbungen mehr. Quelle: Flickr.com (2010) Abb. 71: Die Verdichtung der Lebensräume lässt neue Bedürfnisse und Anforderungen an den öffentlichen Raum enstehen (Z. B. Partymeile Langstrasse Zürich). Quelle: Privat (2009) Abb. 72: Auf den Dächern wäre viel Raum für neue Nutzungsmöglichkeiten – wie hier American Express für eine Werbeaktion beweist. Quelle: American Express (2009). Url: http://home3.americanexpress.com/corp/ pc/2009/2009releases.asp [23.02.2010] Abb. 74: Zufriedene Besucher sorgen für Freude und eine natürliche soziale Kontrolle im öffentlichen Raum. Quelle: Privat (2010) Abb. 75: Die öffentliche Toilette, die gemeinhin als «Homosexuellen-Treff» gilt. Quelle: Privat (2009) Abb. 76: Eingang zum Park (KKL-Seite). Quelle: Privat (2009) Abb. 77: Unmittelbar vor dem Eingang zum Inseli-Park steht dieser Wegweiser. Der Park wird darauf jedoch nicht erwähnt. Quelle: Privat (2009) Abb. 78: AMBIENT GUIDANCE - Schritt 9. Quelle: Privat (2010) Abb. 79: Grafik zur Veranschaulichung der Anforderungen öffentlicher Räume. Quelle: Privat (2010) Abb. 80: Illustration. Quelle: Privat (2010) Abb. 81: Logo-Anwendung für eine mögliche Bildmarke des Fallbeispiels. Quelle: Privat (2010) Abb. 82: Ambient Guidance Infotainment-System. Quelle: Privat (2010) Abb. 83: Rendering des neugestalteten Inseli-Parks aus der Vogelperspektive Abb. 84: Luzern‘s neues Tourismus-Highligt und Technikwahrzeichen THE SUSTAINABLE CHARGING GATE. Quelle: Privat (2010) Abb. 85: Der Projektraum und seine «Brennpunkte». Quelle: Privat (2010) Abb. 86: Der Eingang des Inseli-Parks von der Bahnhofseite. Quelle: Privat (2010) Abb. 87: Neugestaltung des Eingang des Inseli-Parks von der Bahnhofseite. Offenere, bessere Sichtbezüge und Positionierung eines Wegleit- und Informationssystems. Quelle: Privat (2010) Abb. 88: Blick auf den (Car-) Parkplatz. Quelle: Privat (2010) Abb. 89: Neugestaltung des (Car-) Parkplatzs. Fahrradabstellplätze und der «Bildungs-Schau-Kasten» bilden einen
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sauberen und funktionalen Abschluss zum Park. Quelle: 2010 Privat (2010) Abb. 90: Eingang in den Inseli-Park von der Werftseite. Quelle: Privat (2010) Abb. 91: Neugestaltung des Eingangsbereichs. Offen, übersichtlich und einladend und mit einem InfotainmentSystem versehen. Quelle: Privat (2010) Abb. 92: Unübersichtliche und nicht nutzbare Uferzone. Quelle: Privat 2010 Abb. 93: Selbes Bild wie vorher nachts. Licht ist kaum vorhanden. Quelle: Privat 2010 Abb. 94: Neue, einladende und bedürfnisgerechte Gestaltung der Uferzone Quelle: Privat (2010) Abb. 95: Problematik, nicht nutzbare Uferzone an einem wunderschönen Ort. Quelle: Privat (2010) Abb. 96: Mit natürlichen Materialien, neugestalte Aussichts- und Ruheplattform. Attraktiv für Studenten und Touristen. Quelle: Privat (2010) Abb. 97: Die (durch Fremdnutzung) stark stigmatisierte öffentliche Toilette . Quelle: Privat (2010) Abb. 98: Die öffentliche Toilette wurde in das neue Park-Restaurant integriert. So wird eine natürliche soziale Kontrolle ermöglicht und die Eingänge sind gut einsehbar und eignen sich nicht mehr für Fremdnutzungen. Quelle: Privat (2010) Abb. 99: Nicht beschriebener Eingang des Werftübergangs von der Werftseite. Quelle: Privat (2010) Abb. 100: Die Ecken im Übergang sorgen für sehr schlechte Sichtbezüge. Quelle: Privat (2010) Abb. 101: Die neugestaltete Werftbrücke, die weit über die Landesgrenzen hinaus als Attraktion gilt. THE SUSTAINABLE POWER CHARCHING GATE. Quelle: Privat (2010) Abb. 102: THE SUSTAINABLE POWER CHARCHING GATE sorgt mit ihrem Leuchten in der Nacht als Anziehungspunkt und Landmark. Quelle: Privat (2010) Abb. 103: Das wegleitende, indirekte Lichtkonzept 01. Quelle: Privat (2010) Abb. 104: Das wegleitende, indirekte Lichtkonzept 02. Quelle: Privat (2010) Abb. 105: Die neue, leuchtende Brücke und im Hintergrund das neue Restaurant bei Nacht. Quelle: Privat (2010) Alle 3D-Renderings (Abb. 83-105) wurden entsprechend den Vorlagen von S. Kuenzler (Zürich. 2010) erstellt.
Danksagung Die Interdisziplinarität dieser Arbeit war verbunden mit dem Treffen vieler Menschen unterschiedlichster (fachlicher) Hintergründe und Motivationen. An dieser Stelle möchte ich allen danken, die mich und meine Arbeit mit ihrem Wissen und ihren Inputs unterstützt und weitergebracht haben. Besonderen Dank möchte ich Dr. Adrian Müller (Mentor, ZHDK) und Maurice Illi (Kooperationspartner Stadt Luzern) für die Betreuung der Arbeit aussprechen. Weiter danke ich Dr. Stephan Sigrist (Mentor extern, The Wire) für seine Bemühungen und weisen Ratschläge und Stefan Küenzler für die 3D-Renderings für das Fallbeispiel.