RCKSTR Mag. 160 Oktober 2018

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#160 | OKTOBER 2018

PARCELS 14

DEN GROOVE IM BLUT Seit ihrer Single «Overnight» sind Parcels in aller Munde. Mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum beweisen die Australier nun, dass sie noch mehr können als Electro-Pop und Disco-Soul. (naw)

Es gibt Momente im Leben, in denen man einfach alles auf eine Karte setzen muss. Zum Beispiel, indem man einen One-Way-Flug um den halben Globus bucht, so wie die australische Band Parcels es vor dreieinhalb Jahren getan hat. «Als australische Band hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du ziehst nach Amerika, oder nach Europa», sagt Sänger und Gitarrist Jules Crommelin. «Wir entschieden uns für Deutschland, weil wir gehört hatten, dass es in Berlin eine gute Musikszene gibt. Damals hörten wir viel The Whitest Boy Alive und es gab ein YouTube-Video, in dem sie vor einem Shop spielten. Die ganze Strasse war voll, Leute aus den gegenüberliegenden Appartments guckten von ihrem Balkon zu. Das war völlig verrückt und da wussten wir: Wir müssen nach Berlin.» Seit jenem Entschluss hat sich für Parcels viel getan. Sie unterschrieben einen Plattenvertrag bei dem angesehenen französischen Electro-Label Kitsuné, arbeiteten mit Daft Punk, erspielten sich den Ruf als eine der spannendsten neuen Bands – und veröffentlichen mit «Parcels» nun ein geradezu perfektes Debütalbum, das sich zwischen Disco, French-House, Dream-Pop und Soft-Rock bewegt. Doch der Reihe nach.

Jules Crommelin, Keyboarder Louie Swain, Schlagzeuger Anatole Serret, Bassist Noah Hill und Keyboarder Patrick Hetherington kommen aus dem australischen Hippie-Surfer-Ort Byron Bay in New South Wales. Schon früh spielt Musik in ihrem Leben eine Rolle. «Byron Bay hat eine grosse lokale Musikszene und die grössten Musikfestivals Australiens finden alle im näheren Umkreis statt. Meine erste musikalische Erinnerung ist ein Besuch beim Bluesfest in Byron Bay», sagt Crommelin. «Ausserdem war der damalige Mann meiner Mutter Plattensammler. Genau genommen sammelte er alles. Er ging ständig zum Sperrmüllplatz. Mein erstes Schlagzeug war von dort, meine erste Gitarre, mein Verstärker. Alles kam vom Sperrmüll, und alles klang furchtbar!» In der High School fangen Parcels an, gemeinsam Musik zu machen – und merken schnell, dass sie da etwas Besonderes haben. «Wir haben vorher in vielen anderen Bands gespielt und irgendein Problem gab es immer», erinnert sich Crommelin. «Bei Parcels hingegen wusste ich sofort, dass es funktionieren würde.» Nur sechs Monate nach Bandgründung packen die fünf also ihre Koffer und gehen nach Berlin. Anfangs leben sie zur Untermiete in einem winzigen Appartement und machen Strassenmusik, dann folgen erste Shows und sie lernen schnell die richtigen Leute kennen. «Das war alles so super aufregend», so Crommelin weiter. «Wir benahmen uns wie ein Haufen 14-Jähriger.


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